Mittagsjournal 1992.08.08

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Kontakt beim Mittagsjournal sagt Ihnen Fritz Wendl.
    Schwerpunktthema ist auch heute wieder die Lage im zerfallenen Jugoslawien.
    Unter anderem ist dazu der ehemalige deutsche Langzeitaussenminister Gentscher im Journal zu Gast.
    Weitere Themen sind Bauten-Staatssekretärin Fekter möchte im Jahr 2002 olympische Winterspiele im Dreiländereck Österreich, Slowenien, Italien, der 47.
    Jahrestag des Abwurfs der Nagasaki-Atombombe, wie in Bagdad die Kriegsschäden und die UNO-Sanktionen überwunden werden, eine neue Platte mit jüdischen Liedern von Geduldig und Timan und die Zusammenfassung der Vormittagsereignisse bei den Olympischen Spielen in Barcelona.
    Vor allem jetzt aber eine Meldungsübersicht, zusammengestellt von Elisabeth Manas, gelesen von Heimo Godler.
    Bosnien-Herzegowina.
    Die serbischen Artillerieangriffe auf Sarajevo dauern an.
    Ungeachtet dessen ist der Flughafen der bosnischen Hauptstadt wieder geöffnet worden.
    Ein erster Hilfsflug soll bereits eingetroffen sein.
    Bei den jüngsten Angriffen sind mindestens sechs Menschen getötet worden.
    Ziel der neuen serbischen Offensive war die Altstadt.
    Bei einem Granatenbeschuss der Marschall-Tito-Kaserne in Sarajevo wurden acht ukrainische UNO-Soldaten verletzt.
    Kurz vorher hatte ein UNO-Sprecher Hoffnung auf ein baldiges Abflauen der Kämpfe geäußert.
    Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic hat nach eigenen Angaben die Freilassung aller kranken und alten Gefangenen aus den serbischen Internierungslagern in Bosnien-Herzegowina angeordnet.
    Karadzic schlug ferner vor, alle diese Lager sollten dem Roten Kreuz unterstellt werden.
    Vereinte Nationen.
    Der UNO-Sicherheitsrat hat mit der Diskussion über eine begrenzte Militäraktion in Bosnien-Herzegowina begonnen.
    Eine Entscheidung soll aber erst in der kommenden Woche fallen.
    Gebilligt wurde vom Sicherheitsrat in der Nacht auf heute eine Verstärkung der UNO-Schutztruppe in Kroatien um etwa 850 Mann.
    Ukraine.
    Aus dem Unglücksreaktor von Tschernobyl tritt Radioaktivität aus.
    Dies wurde nun in Kiew offiziell bestätigt.
    Der Baudirektor der Schutzvorrichtungen im Kraftwerk gab ferner zu, dass der Betonmantel des Reaktors, Sakofak genannt, von Anfang an undicht gewesen sei.
    Seinen Angaben nach wird die Betonschicht von innen durch radioaktive Elemente und von außen durch Wettereinflüsse zerstört.
    Der radioaktive Austritt soll, wie betont wird, die zugelassenen Normen nicht übersteigen.
    Die vier Blöcke des Kernkraftwerks sind derzeit außer Betrieb.
    Die Blöcke 1 und 3 sollen demnächst wieder ans Netz angeschlossen werden.
    Irak.
    Das UNO-Inspektionsteam kann erst morgen mit seiner Arbeit beginnen.
    Als offizieller Grund für die Verzögerung wird ein heutiger Feiertag angegeben.
    Unterdessen hat Justizminister Shibib L Maliki die Weigerung seiner Regierung bekräftigt, Ministerien von den UNO-Experten durchsuchen zu lassen.
    Wörtlich sagte der Minister, der Irak werde seine Souveränität bis zum letzten Blutstropfen verteidigen.
    Algerien.
    Aus Algier werden wieder schwere Zwischenfälle gemeldet.
    Die Polizei stürmte eine von etwa 200 Menschen besetzte Moschee.
    Nach Angaben von Augenzeugen sollen dabei fünf Personen getötet worden sein.
    Die Polizei spricht von vier Verletzten.
    Zahlreiche Gläubige wurden festgenommen.
    Die Moschee gilt als Hochburg der verbotenen fundamentalistischen Heilsfront.
    USA.
    Aus noch ungeklärter Ursache ist die Queen Elizabeth II., das größte Passagierschiff der Welt, vor Boston auf Grund gelaufen.
    Starke Vibrationen erschütterten das Schiff, während die Gäste gerade beim Abendessen saßen.
    Es brach keine Panik aus,
    Keiner der 2800 Passagiere und Besatzungsmitglieder wurde verletzt.
    Aus dem Schiff läuft Treibstoff aus.
    Es konnte sich aber aus eigener Kraft frei manövrieren.
    Anschließend ging es vor Anker.
    Wie lange die Fahrt des Luxusliners nach New York unterbrochen wird, ist derzeit nicht bekannt.
    Die Queen Elizabeth II.
    ist 1968 gebaut worden.
    Die Landung der Raumfähre Atlantis verzögert sich.
    Ursprünglich sollte die Raumfähre heute Mittag landen.
    Als Grund für die Verschiebung wird Schlechtwetter angegeben.
    Die Rückkehr der Atlantis dürfte erst am Nachmittag auf dem Kennedy Raumfahrtgelände in Florida möglich sein.
    Mexiko.
    Bei einem Zugsonglück im Bundesstaat Michoacán sind etwa 20 Menschen getötet worden.
    Etwa 160 Personen wurden verletzt.
    Ein mit mehr als 300 Fahrgästen besetzter Personenzug war mit einem Güterzug aus bisher noch unbekannter Ursache zusammengestoßen.
    Italien.
    Bei einem schweren Verkehrsunfall auf einer Autobahnauffahrt bei Mailand sind heute früh elf Menschen ums Leben gekommen.
    Zahlreiche Fahrzeuge gingen in Flammen auf.
    Auch ein Reisebus aus Deutschland war in den Unfall verwickelt.
    Über die Zahl der Verletzten liegen noch keine Angaben vor.
    Ebenfalls über den Unglückshergang.
    Österreich.
    Der Westen Österreichs wird von schweren Unwettern heimgesucht.
    Besonders betroffen ist Vorarlberg.
    Überschwemmungen und Muren haben Straßensperren im Klostertal, im kleinen Walsertal und auf der Silvretta-Hochalpenstraße notwendig gemacht.
    Der Nenzinger Himmel, ein Urlaubsgebiet im Bezirk Bludenz, ist auf dem Landweg nicht erreichbar.
    600 Personen sind dort eingeschlossen.
    Schwere Gewitter haben auch in Tirol in der Nacht auf heute zahlreiche Murenabgänge ausgelöst.
    Dadurch werden im Paznauntal und im Zillertal mehrere Straßen blockiert.
    Und wir bleiben beim Wetter.
    Gerhard Steiner weiß, dass es heiß ist und sagt, wer glaubt, dass es weitergeht.
    Das Hoch über Mitteleuropa ist sehr stabil und damit auch die Hitze.
    Mit der südwestlichen Strömung kommt warme und trockene Luft nach Österreich und bis Dienstag wird sich daran wahrscheinlich nichts ändern.
    Die aktuellen Meldungen Wien wolkenlos 33 Grad, Eisenstadt wolkenlos 31, Ostwind 20 Kilometer pro Stunde, St.
    Pölten heiter 30, Linz heiter 29, Salzburg heiter 27, Innsbruck wolkenlos 26, Bregenz wolkenlos 28, Graz wolkenlos 29 und Klagenfurt wolkenlos 27 Grad.
    Gestern wurden in Wiener Neustadt und in Klein Zicken mit 35,1 Grad die höchsten Temperaturen gemessen.
    Heute könnten sie in diesen Gebieten 37 Grad erreichen.
    Aber auch sonst liegen die Maxima deutlich über der 30-Grad-Marke.
    Über den Alpen bilden sich am Nachmittag Quellwolken.
    In Vorarlberg, Tirol und Salzburg können sich daraus am Abend wieder einzelne, aber heftige Gewitter bilden.
    Ähnliches gilt auch für morgen Sonntag.
    Aussicht auf Abkühlung gibt es nicht.
    Höchstwerte 32 bis 38 Grad in 2000 Meter um 20.
    Der Südostwind im Wiener Raum und im Burgenland wird heute und morgen lebhafter.
    Das lässt darauf hoffen, dass sich die Ozonsituation in Ostösterreich morgen ein wenig entspannt.
    Die Ozonvorwarnstufe bleibt hier aber weiterhin aufrecht.
    In diesem Zusammenhang appelliert das Umweltministerium am Wochenende auf Autofahrten möglichst zu verzichten.
    Besonders empfindliche Personen und Kranke sollten anstrengende Tätigkeiten im Freien vermeiden.
    Es ist zwölf vor acht, willkommen zum Beitragsteil des Mittagschannals.
    Zu den wesentlichsten Waffenstillstandsbedingungen mit dem Irak gehört, dass dieser seine atomaren, biologischen und chemischen Vernichtungswaffen vernichtet und sein konventionelles Rüstungsarsenal reduziert.
    Kürzlich gab es bekanntlich beträchtliche Spannungen, weil UNO-Inspektoren der Zugang zum Landwirtschaftsministerium, wo Rüstungsunterlagen vermutet worden waren, verweigert wurde.
    Und nun wird abermals einer UNO-Gruppe unter der Leitung des Russen Nikita Smidovich der Zugang zu irakischen Ministerien nicht ermöglicht.
    Das gestern eingetroffene UNO-Team respektiert, dass heute im Irak Feiertag ist, möchte aber ab morgen all jene Gebäude untersuchen, die es für untersuchenswert hält.
    Der Irak hält jedoch eine Durchsuchung von Ministerien für Souveränitätsverletzung, was für die USA wieder Anlass war, abermals notfalls einen militärischen Schlag anzudrohen.
    In Bagdad häufen sich die Anzeichen, dass das immer wieder Aufflackern von Konflikten mit den USA und der UNO Saddam Hussein gar nicht zu Unrecht ist.
    Aus der irakischen Hauptstadt berichtet Ulrich Tilgner.
    In Bagdad ist auf den ersten Blick von den Wirkungen von Covid-Krieg und Sanktionen nichts zu spüren.
    Nahezu alle Schäden von Bomben und Raketeneinschlägen sind mittlerweile repariert.
    Die Straßen sind bis in die späten Abendstunden überfüllt.
    Die Menschen gehen wieder in Restaurants und vor allem auch einkaufen.
    In den Geschäften wird dann deutlich, was fehlt.
    Es sind vor allem Ersatzteile für Autos und technische Geräte.
    Und die Preise sind hoch.
    Denn die Zuspitzung der Krise mit den Vereinten Nationen bringt jeweils weitere Preisschübe.
    Auf die Inflation reagieren die Menschen mit Kaufen.
    Denn Güter im Hause sind allemal besser als Bargeld, das schnell an Wert verliert.
    Der irakische Dinar hat auf dem freien Markt derzeit einen beispiellosen Tiefstand.
    Neue Geldscheine kommen in atemberaubender Geschwindigkeit auf den Markt.
    Die Maschinen der Druckerei der Zentralbank scheinen nicht stillzustehen.
    Die Menschen murren über die Preise und den Mangel an Lebensmitteln auf dem freien Markt.
    Präsident Saddam Hussein hat am Sonntag erneut Abhilfe versprochen.
    Solange die Wirtschaftssanktionen bestehen bleiben, wird sich jedoch an der schlechten Versorgung nur wenig ändern.
    Aber der irakische Präsident kann politisch mit dieser Situation leben.
    Nicht nur, weil er die USA für jeden Mangel verantwortlich macht und dies von der Bevölkerung zum Teil geglaubt wird, sondern vor allem, weil Saddam sich als Mann des Wiederaufbaus profiliert hat.
    Der Staat zeigt Handlungsfähigkeit.
    In der ersten Nachkriegsphase gab es Benzin, Strom, Wasser und ein wieder funktionierendes Telefonnetz.
    Jetzt werden neue Fabriken eröffnet.
    Am vergangenen Wochenende war es eine Fiberglasfabrik.
    Kurz zuvor wurde bekannt gegeben, dass die ersten Medrescher-Med in Irak in den Einsatz kommen.
    Saddams Schwiegersohn Hussein Kamal steht hinter den meisten der neuen Projekte.
    Der Mann, der die gigantische irakische Rüstungsindustrie aufgebaut hat, ist jetzt für zivile Projekte zuständig.
    Fachkräfte, die vor dem Krieg in der Rüstungsindustrie gearbeitet haben, werden jetzt im zivilen Sektor eingesetzt.
    Das größte der derzeit laufenden Projekte ist der sogenannte Dritte Fluss.
    Zwischen Euphrat und Tigris entsteht ein 600 Kilometer langer Kanal.
    Geplant war der Bau bereits seit Jahrzehnten.
    Wenn Saddam in der bisher wirtschaftlich schwierigsten Situation des Landes den Befehl zum Baubegehen gegeben hat, handelt sich auch um eine Demonstration der Selbstsicherheit und Entschlossenheit.
    Von Sonnenaufgang bis zum späten Abend sind Bagger und Raupenkolonnen im Großeinsatz.
    Innerhalb eines Jahres soll die neue Wasserrinne ausgehoben sein.
    Inwieweit der Kanal auch Teile der großen Sumpfgebiete im Südirak trockenlegen wird, ist umstritten.
    Die Schiiten-Opposition behauptet, Saddam wolle den Kanal auch nutzen, um die Sümpfe besser kontrollieren zu können.
    Die Schiiten-Rebellen sind im Südirak aktiv, aber sie haben in Bagdad keinen Einfluss.
    Saddam konzentriert sich beim Wiederaufbau und bei der Versorgung vor allem auf die Hauptstadt.
    Er weiß, dass Bagdad seine Machtbasis bildet.
    Und die Macht des Präsidenten ist bis auf Weiteres nicht gefährdet.
    Saddam nutzt sogar die Auseinandersetzung mit den Vereinten Nationen, um Kritiker auf seine Seite zu ziehen.
    Es ist auffällig.
    Iraker, die ihre Kritik an Saddam vorsichtig zu erkennen geben, betonen im gleichen Atemzug, gegen die Sanktionspolitik der Vereinten Nationen und vor allem gegen die USA müsse man zusammenstehen.
    Ähnlich ist es in der Frage von Kuwait.
    Im Nachhinein lehnen viele Menschen die Besetzung ab.
    Aber gleichzeitig glauben sie, Kuwait sei historisch ein Teil Iraks.
    Ein großer Teil der Bevölkerung möchte ein Ende der UN-Kontrollen und unterstützt die Regierung in ihrer Politik des Taktierens.
    Aber einen neuen Krieg wollen die Menschen auf keinen Fall.
    So wird Saddam gerade aus innenpolitischen Gründen gezwungen sein, im entscheidenden Moment einzulenken und die Forderungen der Vereinten Nationen zu erfüllen.
    Eine kurze Angriffsserie würde die Macht des Präsidenten zwar nicht gefährden, aber im Falle eines langen Krieges muss Saddam um seine Macht fürchten.
    Aus Bagdad berichtete Ulrich Tilgner.
    Der am Dienstag wegen fortwährenden schweren Beschusses geschlossene Flughafen von Sarajevo konnte heute früh wieder geöffnet werden und es traf auch bald wieder die erste Maschine mit internationalen Hilfsgütern ein.
    Aber auch in der vergangenen Nacht gab es wieder Granatenbeschuss Sarajevos.
    Bei Treffern der von UNO-Einheiten bezogenen Marschall-Tito-Kaserne wurden acht ukrainische Soldaten verletzt.
    In der Nacht zuvor waren vier französische UNO-Soldaten verletzt worden.
    Einer davon schwer.
    Aus Sarajevo berichtet Klaus Hipfl.
    Hilfsflüge nach Sarajevo sind heute wieder aufgenommen worden.
    Der Flughafen ist geöffnet.
    Und das, obwohl sich die äußere Situation in der bosnischen Hauptstadt nicht verändert hat.
    Ganz im Gegenteil.
    Gestern Abend sind acht weitere ukrainische Soldaten bei der Marschall-Tito-Kaserne verletzt worden.
    Und auch heute früh soll es Granatangriffe zumindest in der Nähe des Hauptquartiers gegeben haben.
    Der UNO-Sprecher hier vor Ort, Magnussen, hat aber gesagt, dass bei den Gesprächen gestern in der Stadt die UNO das Gefühl gewonnen hat, dass die Parteien es jetzt ernst meinen mit der Einhaltung des Flughafenabkommens.
    Die UNO weiß, wer den Anschlag auf das Hauptquartier unternommen hat, und sie wird das wahrscheinlich aber nie veröffentlichen.
    Sie ist mit der Partei, die verantwortlich ist, übereingekommen, dass diese die Leute vor ein Gericht bringen sollen.
    Magnussen hat aber auch erklärt, dass offensichtlich die Parteien hier in Sarajevo nicht mehr alle Leute unter Kontrolle haben und dass man wahrscheinlich in Zukunft nicht mehr von zwei Parteien hier, also von den Serben und der Territorialverteidigung, also der bosnischen Regierung, reden wird müssen, sondern von drei Parteien.
    Und er hat indirekt bestätigt, dass die Kroaten hier im Raum Sarajevo verstärkt auftreten.
    Die Situation in Sarajevo könnte explosiver werden, denn im Moment bilden sich so neue Fronten in der Stadt und die Drohung des amerikanischen Präsidenten Bush für ein zumindest beschränktes militärisches Engagement wird hier in Bosnien bewusst als politisches Druck mitgeführt.
    Als es im Vorjahr den kurzen Krieg in Slowenien gab und die langen Kämpfe in Kroatien ausbrachen, gab es zahlreiche Warnungen, dass dies vergleichsweise harmlos dagegen sei, was in Bosnien-Herzegowina in seinem Mehrvölkergemisch ein Jugoslawien im Kleinen drohe.
    Die Warnungen sind inzwischen zur unübersehbaren, realen Kriegskatastrophe geworden.
    Und wieder gibt es seriöse Warnungen, dass das Morden im zerfallenen Jugoslawien noch lange nicht seinen Höhepunkt erreicht haben muss.
    Besonders das vorwiegend von Albanern bewohnte, von Serbien beherrschte Kosovo ist laut einer Studie des Londoner Instituts für Europäische Verteidigung und Strategiestudien drauf und dran von der Krisen- zur Kriegsregion zu werden.
    Dem Brandherd Balkan steht, laut der jüngsten Schienenstudie des Londoner Instituts, eine gefährliche Ausbreitung bevor.
    Denn im Kosovo soll ein weiteres Stück der serbischen Machthaber-Logik vollendet werden.
    In dem Papier des angesehenen Instituts heißt es dazu wörtlich, Hardliner unter den Kosovo-Albanern bereiten nun einen Aufstand gegen Serbien vor.
    Und die serbischen Behörden in Pristina erwarten diesen nicht nur, sondern beschwören ihn ganz bewusst herauf, um dann das Kosovo-Problem zu bereinigen.
    Die Reinigung auf Serbisch heißt, ein selektives Massaker soll die überlebenden Kosovoalbaner zur Flucht in Richtung Tirana zwingen.
    Und Anzeichen der mörderischen Logik mehren sich.
    Seit Slobodan Milošević den Albanern im Kosovo vor drei Jahren die Autonomie wegnahm und die Unterdrückerschraube immer enger zog, ist die Provinz eine Alarmzone.
    Es ist mittlerweile alltäglich, dass albanischen Studenten und Lehrern Schulen und Universitäten verschlossen bleiben, dass albanischen Ärzten ihre Arbeitsstellen entzogen werden, dass es völlig legal ist, wenn serbische Zivilisten bewaffnet sind.
    Provokation hat viele Gesichter.
    Wie brandgefährlich die Situation im Kosovo ist, bestätigte auch jüngst der Appell des albanischen Präsidenten Salih Berisha, in den Kosovo unverzüglich eine internationale Friedenstruppe zu entsenden.
    Denn, so Berisha, Milosevic kalkuliert auch im Kosovo einen Völkermord an den Moslems mit ein.
    Der Bericht des London Institutes verweist in diesem Zusammenhang auf die auffällige paramilitärische Verstärkung der serbischen Kräfte in Kosovo und an der Grenze zu Albanien.
    Sollte es tatsächlich zu einer offenen militärischen Aggression gegen unsere Landsleute kommen, wird Salih Perisar weiter zitiert, würde Albanien militärisch antworten müssen, auch wenn es für einen modernen Krieg völlig unvorbereitet ist.
    Hinter der an sich selbstmörderisch erscheinenden Aussage verbirgt sich laut Studie ein Sprengsatz von überregionaler Dimension.
    Denn Albanien unterhält seit November vergangenen Jahres enge Militärkontakte zur Türkei.
    So unterstützt der türkische Generalstab beispielsweise die albanische Militärakademie bei der Ausbildung.
    Als Anfang des Jahres eine albanische Militärdelegation in Ankara einen Besuch abstattete, führte das zu schweren Verstimmungen mit Belgrad und Athen.
    Dort fürchtet man nicht so sehr wie einen politischen wie auch militärischen Machtzuwachs der in die Ägä drängenden Türkei.
    Ein Eingreifen des in dieser Region historisch so belasteten Landes würde im Handumdrehen den ganzen Balkan in Brand setzen.
    Und trotzdem, die Gräuel und die Ohnmacht in Bosnien-Herzegowina machen gerade muslimischen Ländern wie der Türkei ein Dilemma bewusst.
    Die islamische Komponente im Balkankrieg.
    Es ist kein Zufall, dass von muslimischer Seite immer heftiger eine Militärintervention gefordert wird, dass den bedrängten Moslems in Bosnien-Herzegowina von arabischen Komitees umgerechnet 350 Millionen Schilling gespendet wurden und, alarmierend genug, es ist kein Zufall, dass in Afghanistan, Algerien und Ägypten schon jetzt freiwillige Mujahedintrupps bereitstehen, um den Glaubensbrüdern zu Hilfe zu eilen.
    Angesichts dieser Konstellationen ist zu fragen, gehören auch Religionskriege und Barbarei wieder zur europäischen Zukunft?
    Die Krise im zerfallenen Jugoslawien ist auch das Hauptthema unserer Samstagereihe.
    Im Journal zu Gast
    Hans-Dietrich Genscher ist in diesem Frühjahr nach 18 Jahren als deutscher Außenminister zurückgetreten.
    Von Beginn der Jugoslawien-Krise an versuchte er vor allem seine EG-Kollegen von der Brisanz des Konflikts und dessen möglichen Auswirkungen auf Europa zu überzeugen.
    Der FDP-Politiker Genscher hat die deutsche Außenpolitik ganz maßgeblich geprägt und vor allem das Verhältnis Deutschlands zu den osteuropäischen Staaten besonders beeinflusst.
    Dass es seit 1990 wieder einen deutschen Staat gibt, bezeichnete der in Halle an der Saale geborene Genscher als Erfüllung eines Traums.
    Mit Hans-Dietrich Genscher sprach in Berchtesgaden Roland Adroitzer.
    Herr Minister, ich komme aus einem titelbewussten Land.
    Wie wollen Sie jetzt angesprochen werden?
    Der Name Hans-Dietrich Genscher ist einmalig.
    Nehmen Sie den.
    Danke.
    Herr Genscher, es passiert zur Zeit in Europa was ganz Unglaubliches.
    Eine Flugstunde von hier entfernt werden Leute in Konzentrationslagern gehalten, werden vermutlich Massaker verübt.
    Wie konnte es dazu kommen?
    Nach meiner Überzeugung hat die Staatengemeinschaft zu lange zugesehen und vor allen Dingen hat die Staatengemeinschaft zu spät erkannt, wer der Aggressor in dem früheren Jugoslawien ist, nämlich Serbien und die mit der serbischen Volksarmee zusammenarbeitenden Verbände.
    in Kroatien und in Bosnien-Herzegowina.
    Deutschland hat ja ähnlich wie Österreich frühzeitig darauf hingewiesen, dass es das Recht der Kroaten, wie der Slowenen, wie der Menschen in Bosnien-Herzegowina ist,
    ihr Selbstbestimmungsrecht wahrzunehmen und dass nichts den Einsatz von Gewalt rechtfertigen kann.
    Am Anfang stand die Aggression Serbiens gegen Slowenien, dann gegen Kroatien, jetzt der schreckliche Krieg gegen die Menschen in Bosnien-Herzegowina.
    Hier darf die Staatengemeinschaft nicht länger zusehen, vor allem muss sie ihre eigenen
    Entscheidungen ernst nehmen.
    Das gilt zunächst einmal für das Embargo gegen Serbien, das unverändert nicht an den Außengrenzen Serbiens kontrolliert wird, das deshalb auch in seiner Wirkung nur beschränkt ist.
    Ich halte es für notwendig, dass die Vereinten Nationen nicht nur ein paar Schiffe in der Adria auf und ab patrouillieren lassen, sondern dass vor allen Dingen an den Außengrenzen, den Landgrenzen,
    die Kontrolle vorgenommen wird.
    Das Gleiche auf den Binnenschifffahrtswegen, das heißt also auf der Donau.
    Dafür braucht man keine Soldaten.
    Da muss man auch nicht einen Quadratmeter serbischen Bodens betreten, sondern diese Kontrolle kann ja auf dem Territorium der Nachbarstaaten Serbiens wirksam vorgenommen werden.
    Aber das muss auch durch die Staatengemeinschaft geschehen.
    Aber wird das alles ausreichen, um diesen christlichen Krieg zu stoppen?
    Ich bin der Meinung, der Krieg ist auszutrocknen, denn eine moderne Kriegsmaschine, wie es die sogenannte Volksarmee ist, mit Flugzeugen, Panzern, mit der Notwendigkeit Artillerie zu bewegen und auch eine moderne Volkswirtschaft kann zum Beispiel ohne Energiezufuhr nur sehr kurze Zeit operieren.
    Dazu muss
    auch klar die Isolation der Aggressoren kommen und muss ganz klar sein, dass die Staatengemeinschaft Verbrechen wie die der Volksvertreibung, und die findet ja derzeit statt, nicht hinnehmen wird.
    Ich halte es für notwendig, dass der Weltsicherheitsrat ganz klar erklärt, dass die Staatengemeinschaft niemals
    die Veränderung von Grenzen durch Gewalt anerkennen wird.
    Es darf also nicht die geringste Hoffnung für Serbien geben, dass es die Kriegsbeute behalten kann, sondern die Grenzen müssen wieder so hergestellt werden, wie sie waren.
    Und die Opfer der Volksvertreibung müssen in die Gebiete zurückkehren können, aus denen sie von der serbischen Kriegsmaschine vertrieben worden sind.
    Aber das ist doch eigentlich kaum wahrscheinlich, angesichts der Vertreibung, die schon geschehen ist, und angesichts der offensichtlichen Unwilligkeit der serbischen Führung, mit dem Krieg aufzuhören.
    Ich kann Ihnen in der Frage, ob es wahrscheinlich oder unwahrscheinlich ist, nicht zustimmen.
    Es kommt allein auf die Staatengemeinschaft an, ob sie diese von mir erhobene Forderung sich zur Eigenmacht und durchsetzt, was sie kann.
    Das kann nur der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.
    Denn nur der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ist in der Lage, weltweit seine Entscheidungen auch mit Zwangsmaßnahmen durchzusetzen und vor allen Dingen seine Entscheidungen bindend und verpflichtend für alle Angehörigen der Staatengemeinschaft zu machen.
    Dazu ist weder die IG in der Lage, noch derzeit die KSZE, obwohl wir ja erstreben, dass die KSZE als regionale Abmachung für ihren Geltungsbereich zunehmend die Rechte und Verantwortlichkeiten, die der Sicherheitsrat hat, übernimmt.
    Aber ginge das, die Durchsetzung Ihrer Forderungen, nicht nur über eine Militärintervention, zu der ja nach wie vor niemand bereit ist?
    Ich bin der Meinung, dass die Vereinten Nationen, wenn sie ihre eigenen Entscheidungen, die Embargo-Maßnahmen durchsetzen, wenn das Embargo weiter verschärft wird und zwar eine Totalblockade durchgeführt wird, in jeder Hinsicht, sowohl was die Verkehrsverbindungen angeht, wie jeder Art
    von Zulieferungen, dass dann Serbien sehr bald die Aussichtslosigkeit seiner Kriegsführung erkennen wird.
    Aber das muss man dann auch wollen und muss es durchsetzen.
    Ich darf noch einmal sagen, was fehlt, ist schon die internationale Kontrolle der Einhaltung der jetzt getroffenen Maßnahmen.
    Nun gibt es in jüngster Zeit aus den USA Stimmen, vor allem der Präsidentschaftskandidat der Demokraten Bill Clinton, der sich jetzt für eine Militärintervention oder militärische Sicherung von humanitären Maßnahmen ausspricht und auch Präsident Bush und auch die NATO erstellen jetzt Pläne, wie diese Lieferungen gesichert werden können.
    Ist das Wahlkampf in Amerika oder ist das mehr?
    Alle, die sich an dieser Diskussion beteiligen, sind sich darüber einig, dass eine solche Entscheidung von den Vereinten Nationen, also vom Sicherheitsrat, getroffen werden müsste.
    Und es geht darum, einen Art Teufelskreis zu durchbrechen.
    Die Opfer der Aggression in Sarajevo sind darauf angewiesen, dass Lebensmitteltransporte kommen.
    Und die UNO sagt jetzt, wenn wir behindert werden, kommen wir nicht.
    Und die Behinderung liegt aber nicht bei den Opfern, sondern sie liegt bei den Serben, die Serajevo einschließen.
    Und ich glaube, dass eine klare Haltung der UNO in dieser Frage schon bedeuten würde, dass der Weg wieder frei wird für die humanitären Transporte.
    Und dass deshalb an sich diese Diskussion, so wie sie jetzt geführt wird, nicht mehr notwendig sein wird, wenn die UNO keinen Zweifel daran lässt, dass jeweils der Verantwortliche die Serben sind, was ja effektiv der Fall ist.
    Nur wenn Sie die Erklärungen hören, die international abgegeben werden, so ist immer davon die Rede,
    dass die UNO-Transporte behindert werden.
    Und es wird offengelassen, wer sie behindert, obwohl jedermann weiß, sie werden behindert von den serbischen Belagerern der Stadt Serajevo.
    Das muss ausgesprochen werden.
    Und in dem Augenblick, wo die Verantwortlichkeiten festgemacht und klargemacht werden, das hat sich in der ganzen Zeit dieses Krieges gezeigt,
    weicht auch die serbische Führung zurück.
    Ich glaube, das ist jetzt dringend geboten.
    Die frühere britische Premierministerin Thatcher hat gesagt, jedes Mal, wenn die Staatengemeinschaft sagt, dass keine Gewalt angewendet wird, dann wird der Aggresso, also Serbien, nördlich ermutigt.
    Hat die Staatengemeinschaft auch versagt, indem sie sich dieser Drohgebärden von selbst begeben hat?
    Die Staatengemeinschaft hat ja die Möglichkeiten, weitere Schritte zu tun.
    Sie hat sich bisher nicht dazu entschlossen.
    Sie hat auch nicht gesagt, dass sie es nicht tun wird.
    Ich glaube, dass das Entscheidende schon ist, dass man wirklich die Verantwortlichkeiten klarstellt.
    Das allerdings erwarte ich.
    Und ich sage noch einmal, dass man die eigenen getroffenen Entscheidungen
    auch wirklich ernst nimmt und durchsetzt und dass man vor allen Dingen die völlige Isolierung Serbiens vornimmt.
    Die ist ja bisher nicht da.
    Schließen Sie aus, dass es doch noch, wenn das Ganze noch weiter eskaliert, was ja zu befürchten ist, dass es doch noch irgendwann zu einer Militärintervention kommt?
    Das kann man nicht vorausehen, wie der Weltsicherheitsrat sich entscheiden wird.
    Und sicher haben diejenigen Recht, die darauf verweisen, dass eine Kriegführung ja auch nicht ohne Opfer abgehen würde.
    Und dass vor allen Dingen auch die geografische und topografische Lage Jugoslawiens hier sehr komplizierte Fragen aufwirft.
    Deshalb pläditiere ich ja dafür, dass man alle Maßnahmen unterhalb der militärischen Schwelle ergreift.
    Nur die hat man bisher nicht ergriffen.
    Und soweit man schon Schritte getan hat, wird die Durchführung dieser Schritte nicht kontrolliert.
    Wofür ich also in diesem Zeitpunkt plädiere, ist, dass man alles, was unterhalb der militärischen Schwelle möglich ist, jetzt nun tatsächlich tut und dass auch kein Zweifel darüber besteht, dass die Verantwortlichen für Konzentrationslager, für Volksvertreibung,
    und für Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Verantwortung gezogen werden, denn was sich dort vollzieht, ist ja wirklich Völkermord und das ist ein schweres Verbrechen, das von der Staatengemeinschaft nicht sozusagen durch Schuldverteilung beantwortet werden kann.
    Nun hatte die Völkergemeinschaft zweifach versagt.
    Zum einen, wie Sie gesagt haben, dass viel zu spät und viel zu zögerlich auf das Geschehen im ehemaligen Jugoslawien reagiert wurde.
    Sie werden sich erinnern, dass Deutschland seit August 1991 darauf getränkt hat, dass Slowenien und Kroatien anerkannt werden, selbst als wir
    im Dezember 1991 die Anerkennung vorgenommen haben, wozu wir berechtigt waren nach der Entscheidung der EG, waren wir wochenlang allein, bis dann im Januar einzelne Staaten wie Österreich uns gefolgt sind.
    Wir hätten uns einen solchen Schritt gemeinsam viel, viel früher gewünscht.
    Ich glaube, dass das sehr viel frühzeitiger der serbischen Kriegsmaschine ihrer Grenzen aufgezeigt hätte.
    Und zum zweiten Mal versagt jetzt Europa und die Welt bei der Verteilung des Flüchtlingsproblems.
    Ja, ich muss ganz offen sagen, dass mir hier die Haltung vieler europäischer Staaten gänzlich unverständlich ist, denn es ist ja nicht damit getan, dass man sagt,
    Die Menschen sollen in der Nähe ihrer Heimat untergebracht werden.
    Das würde dann aber verlangen, dass diejenigen, die da sagen, dem kleinen, durch den Krieg heimgesuchten Kroatien helfen würden, diese Menschen auch wirklich menschenwürdig unterzubringen und zu versorgen.
    Aber das findet ja auch nicht statt, sodass eigentlich vielfach es doch sehr hohl klingt,
    wenn man sagt, die Menschen sollen in der Nähe ihrer Heimat untergebracht werden, wenn sie dort auch nicht untergebracht werden können.
    Ich persönlich würde es ja auch bevorzugen, wenn dort menschenwürdige Unterbringung und menschenwürdige Versorgung möglich wäre, was aber offensichtlich doch derzeit nicht der Fall ist und ich will hoffen,
    dass hier doch noch ein Einsehen kommt.
    Deutschland nimmt wie andere Nachbarländer wie Österreich eine große Zahl von Menschen aus und wir sind auch dasjenige Land, das zusätzlich die größten Hilfsleistungen für die Unterbringung in Kroatien leistet.
    Der Rheinische Merkur, eine deutsche angesehene Wochenzeitung, hat in der vergangenen Woche geschrieben, der eigentliche Verlierer des ganzen Konfliktes wird Europa sein.
    Und zwar, weil sich die Vision eines solidarisch handelnden und auch zu neuen Ufern strebenden einheitlichen Europas in diesem Konflikt als Utopie und als nicht realistisch erwiesen hat.
    Ich gehe in einer Dimension sogar noch weiter.
    Die Tatsache, dass man nicht sehr viel entschlossener dem Aggressor entgegentritt, in der Weise, wie ich es gesagt habe,
    hat ja auch die Gefahr zur Folge, dass andere mögliche Aggressoren sich durch ein solches Beispiel ermutigt fühlen.
    Wir wissen, welche komplizierte Lage in einer Reihe von Nachfolgestaaten der Sowjetunion vorhanden ist.
    Und wenn sich erweisen sollte, dass die serbische Aggression nicht die notwendige Antwort findet und auch folgenlos für die Aggressoren bleibt, dann kann das leicht dazu führen, dass andere das Risiko als gering einschätzen, wenn sie eine Aggression beginnt.
    Das ist die eine Sache.
    Ich sehe voraus.
    dass die Völker Europas, vor allen Dingen der europäischen Gemeinschaft, bitter erkennen werden, dass die Solidarität Europas ganz andere Leistungen von ihnen erwarten wird in Zukunft, als das derzeit notwendig wäre für die Hilfe der Opfer der Aggression, der serbischen Aggression in Bosnien-Herzegowina.
    Es gibt zu viele Leute,
    im Westen Europas, die noch nicht erkannt haben, dass zwar in der Zeit des Kalten Krieges und des Eisernen Vorhangs getrennte Entwicklungen in Europa möglich waren, aber nachdem der Eiserne Vorhang weg ist, gibt es nur das eine Europa.
    Das ist heute Realität und niemand soll glauben, dass er im Westen sich sozusagen mit dem Rücken
    zu den Ereignissen im Osten oder Südosten wenden könne.
    Alles, was dort geschieht, betrifft die Menschen im Westen genauso.
    Oder ich würde es anders ausdrücken.
    Es wird dem Westen Europas auf Dauer nicht gut gehen, wenn es im Osten Europas und im Südosten Europas auf Dauer schlecht geht.
    Das heißt, wir sind zum Zusammenleben verurteilt.
    Aber wir sollen das ja nicht als eine Last empfinden.
    sondern als eine Chance, eine neue europäische Ordnung zu schaffen, die aufgebaut ist auf die bedeutsamen Prinzipien, über die wir uns mit der Charta von Paris geeinigt haben.
    Das haben wir damals feierlich unterzeichnet.
    Das war ein großer Fortschritt in der KSZE.
    Und nun müssen die Völker Europas, die die Prüfung des Kalten Krieges, der West-Ost-Konfrontation bestanden haben und dabei dem Frieden haben waren, können zeigen, dass sie auch die Fähigkeit haben, den Frieden zu gestalten.
    Und auch diese Herausforderung
    zu bestehen und daran wird jeder gemessen werden, der jetzt Verantwortung trägt und daran werden auch die Völker sich messen lassen und ich halte es für wichtig, dass das Vereinigte Deutschland hier zu den Staaten gehört, die auf der Seite des Rechts stehen und der Menschenrechte und der europäischen Solidarität und die die Herausforderung der Einheit Europas annehmen.
    Was ist nun dafür verantwortlich, dass es bisher so schiefgelaufen ist?
    Waren das nationale Egoismen?
    War das Unfähigkeit?
    War das Blindheit?
    Ich glaube, dass manche geglaubt haben, dass mit der Überwindung des West-Ost-Konflikts sozusagen die Probleme Europas gelöst sind und dass sie nicht erkannt haben, dass jede Zeit ihre neuen Herausforderungen hat, aber dass wir eben die Chance haben, nach einer tödlichen Konfrontation
    die wir vermeiden konnten, aber der wir uns jeden Tag gegenüber sahen, nämlich der gegenseitigen atomaren Vernichtung, nun die Chance haben, ein besseres Europa zu schaffen.
    Und das erfordert dieselbe Kraft, dieselbe Weitsicht, dieselbe Entschlossenheit, wie das Bestehen der West-Ost-Konformation.
    Herr Genscher, vielen herzlichen Dank für das Gespräch.
    Roland Adrovice sprach mit Hans-Dietrich Genscher.
    Während an diesem Wochenende die Olympischen Sommerspiele in Barcelona zu Ende gehen, ist der Wettlauf zur Ausrichtung der Spiele der Jahre 2000 Sommer und 2002 Winter bereits voll im Gang.
    Die sportlichen Wettkämpfe sind zu Milliardengeschäft geworden.
    Und in vielen Ländern regt sich angesichts der erwartenden Einnahmen ein, mehr am Profit als am Sportlichen orientiertes Dabeisein ist alles.
    Während beim Kampf um die Sommerspiele 2000 in Millionenstädten wie Berlin, Mailand oder Sydney bereits Olympiastäbetagen, bringt Österreichs Tourismusstaatssekretärin Maria Fekter für 2002 drei Länderwinterspiele ins Gespräch, berichtet Fritz Dittlbacher.
    Olympische Spiele sind ideale Spielwiesen für Zahlenfetischisten und Rekordjäger.
    Und zwar nicht nur in sportlicher, sondern auch in wirtschaftlicher Hinsicht.
    Waren bei den ersten Olympischen Spielen in Athen noch 311 Sportler aus 13 Ländern vertreten, so sind es zurzeit in Barcelona 15.600 Sportler und Offizielle aus 172 Staaten.
    Ein Riesenshowspektakel, das 400.000 Besucher vor Ort und 3,5 Milliarden Fernsehzuschauer weltweit erreicht.
    das 20 Milliarden Schilling umsetzt und das alleine dem internationalen olympischen Komitee einen Gewinn von 1,4 Milliarden Schilling bringt.
    Und gemäß dem olympischen Motto von höher, schneller, weiter sollen die nächsten olympischen Spiele 1994 in Lillehammer und 1996 in Atlanta noch mehr einspielen.
    Mehr als 30 Milliarden Schilling an Sponsor- und TV-Rechten werden verlangt und wohl auch bezahlt werden.
    An diesem Milliardengeschäft profitieren natürlich nicht nur die internationalen Olympia, sondern auch die örtlichen Veranstalter.
    Die Vergabe des Rechts auf Ausrichtung der Spiele ist daher heiß umkämpft und auch Österreich möchte hier wieder mitmischen.
    Tourismus-Staatssekretärin Maria Fekter kündigt eine österreichische Bewerbung für die Winterspiele 2002 an.
    Die Winter-Olympiade 2002 könnte wiederum in Österreich veranstaltet werden und zwar im Dreiländereck
    Österreich, Slowenien, Italien.
    Das Olympische Komitee kennt an und für sich nur die Bewerbung eines Landes.
    Somit müsste Österreich federführend auftreten, aber in Zeiten wie diesen, glaube ich, ist es angebracht, auch über Grenzen hinweg zu kooperieren, wenn es um olympische Spiele geht.
    Auch wenn Winterspiele eine Nummer kleiner sind als die Sommerbewerbe, so wird doch auch hier viel Geld umgesetzt.
    Auf 4 bis 5 Milliarden Schilling schätzt man im Wirtschaftsministerium die Finanzierungskosten.
    Und man ist sich sicher, dass diese Summen durch Eintrittsgelder und TV-Rechte auch wieder hereinkommen.
    Den Slowenen, bei denen bereits ein einstimmiger Regierungsbeschluss für eine Ausrichtung gemeinsam mit Österreich vorliegt, könne man also finanziell durchaus unter die Arme greifen.
    Und im Übrigen seien große Infrastrukturinvestitionen zum Teil gar nicht mehr notwendig, findet Fekta.
    Ich glaube, dass wenn man es im Dreiländereck veranstaltet, man kein eigenes olympisches Dorf braucht, weil ja dort die Infrastruktur diesbezüglich schon gegeben ist und einige Sportstätten auch bereits vorhanden sind.
    Distanzen von einer Stunde Ab- und Abreise sind heute für eine Olympiade keine Strecke mehr.
    Große ökologische Bedenken, wie sie in letzter Zeit immer wieder bei Massenveranstaltungen laut geworden sind, teilt Fekter nicht.
    Dadurch, dass diese Olympischen Spiele in einem größeren regionalen Rahmen stattfinden würden, gäbe es kaum Probleme mit einem nicht verkraftbaren Massenansturm.
    Eine endgültige Entscheidung über die Vergabe der Spiele fällt zuerst Mitte 1995 in Budapest.
    Maria Fekter rechnet sich jedoch jetzt schon gute Chancen für den Bewerber Österreich aus.
    Wir hoffen, dass wir in Konkurrenz mit Salt Lake City einmal eine Vorwegentscheidung bekommen, wie aussichtsreich eine solche Bewerbung wäre und dann kann man weitersehen.
    Das heißt, es gibt bereits erste Kontakte mit dem Internationalen Olympischen Komitee?
    Natürlich gibt es Kontakte mit dem Internationalen Olympischen Komitee.
    Es ist so, dass der Präsident Samaransch diese Drei-Länder-Olympiade sehr befürwortet.
    sagt Staatssekretärin Fekter.
    Vor 47 Jahren, am 6.
    August 1945, warfen die Amerikaner erstmals in der Geschichte eine Atombombe auf eine Stadt, auf Hiroshima.
    140.000 Menschen starben.
    Drei Tage später wurde eine weitere A-Bombe auf Nagasaki geworfen, was weiteren 75.000 Menschen das Leben kostete.
    Und bis heute sterben alljährlich tausende Menschen an den Spätfolgen.
    Ihre Namen werden alljährlich am Jahrestag des Bombenabwurfs auf Listen am Sockel des Denkmals für Atombombenopfer im Friedenspark von Nagasaki niedergelegt.
    Der Bürgermeister von Nagasaki appelliert immer wieder leidenschaftlich, Atomwaffen ein für alle Mal zu ächten.
    Und er wurde auch schon zum Opfer eines Attentats eines Rechtsradikalen, weil er unmissverständlich die japanische Kriegsschuld zu benennen weiß.
    Aus Nagasaki berichtet Hannelore Veith.
    Japan muss endlich seine Vergangenheit aufarbeiten und die Opfer seiner Aggressionspolitik entschädigen, sonst wird es im 21.
    Jahrhundert isoliert sein.
    Diese Worte kommen vom Bürgermeister der Stadt Nagasaki am Vorabend des 9.
    August, dem 47.
    Jahrestag des Atombombenabwurfs, der mit einem Stab 75.000 Bewohner der Stadt tötete.
    Wenn Japan der Atomtoten morgen gedenkt, meint Bürgermeister Hitoshi Motoshima in einem Interview,
    müssen sich die Japaner auch bewusst sein, dass sie es sind, die den südostasiatischen Ländern so viel Leid und Zerstörung gebracht haben.
    Als Beispiel nennt Motoshima jene Frauen, vor allem Koreanerinnen und Chinesinnen, deren Schicksal erst in den letzten Monaten an die Öffentlichkeit gedrungen ist.
    Mit Wissen und Unterstützung der japanischen Regierung wurden bis zu 200.000 Frauen an die Front verschleppt, um dort in Bordellen als Sexsklavinnen zu dienen.
    Motoshima fordert klare Entschuldigung und Entschädigung der Opfer.
    Die Offenheit des 70-jährigen Motoshima beeindruckt in einem Land, wo die Mehrheit der Bevölkerung und der Politiker die Vergangenheit gerne ruhen lässt und nur dann der Opfer gedenkt, wenn es sich um Japaner handelt.
    Der kleine und ruhig wirkende Hitoshi Motoshima hat für diese Offenheit in der Vergangenheit gebüßt.
    Er war der erste Politiker, der den alten Kaiser Hirohito, als er im Sterben lag, der mit Verantwortung am Krieg bezichtigte.
    Ein Jahr darauf verübten rechtsextreme Nationalisten einen Attentatsversuch auf ihn und verletzten ihn lebensgefährlich.
    Bereut hat Motoshima seine Offenheit nie.
    Szenenwechsel vom Büro des Bürgermeisters in ein altes Heim für Überlebende der Atombombentragödie in Nagasaki.
    Vom anfänglichen Hass auf die Amerikaner sprechen die alten Männer und Frauen.
    Heute allerdings spüren sie keinen Hass mehr.
    Vergessen können sie diesen 9.
    August 1945 freilich nicht.
    Den Atomblitz, die Hitze, die Kraft der Bombe, meint die 71-jährige Kimimori, sind in ihrer Erinnerung eingeprägt.
    Bis heute ist sie mit den Bildern von damals nicht fertig geworden, sieht immer noch die völlig verwüsterte Stadt vor sich, übersät mit verkohlten Leichen, die Sterbenden, denen die Haut in Fetzen wegging, das Gefühl der völligen Leere.
    Ebenso wenig kann sie den Geruch von verbrannter Sojasauce ertragen, der dieses Bild heute noch in ihr aufkommen lässt.
    Obwohl Mori selbst damals 24 nur mäßig an Strahlenkrankheit lebt, hat sie sich seither in dunklen Momenten manchmal gefragt, ob es nicht besser gewesen wäre, zu sterben.
    Heute, sagt sie, ist sie glücklich in ihrem Altersheim, hat Familie, die sie oft besucht.
    Ihre Kinder und Enkel sind gesund.
    Dennoch, diese Zeit des Jahres ist für sie besonders schwierig.
    Denn an jedem 9.
    August, meint Kimi Mori, kommt die Erinnerung besonders lebendig zurück.
    Die Österreicher sind ein gesundes Volk.
    Zumindest, wenn man sich den Medikamentenverbrauch anschaut.
    Der liegt nämlich weit hinter dem in vergleichbaren Ländern in der IG.
    Die Apotheker gehören aber trotzdem nicht zu den Armen im Lande.
    Und die Pharmaunternehmen prognostizieren ihnen überdies heuer einen beachtlichen Umsatzeinstieg.
    Wie er es im folgenden von Dieter Bornemann verfassten Beitrag.
    18 Milliarden Schilling klingelten im vergangenen Jahr in den Registrierkassen der heimischen Apotheken und heuer sollen es um 10 Prozent mehr werden.
    Dafür gibt es nach Meinung von Erhard Geißler, Sprecher der Pharmaindustrie, gleich eine Handvoll Gründe.
    Die Österreicher werden immer mehr, die Bevölkerungszahl steigt.
    Gleichzeitig nimmt die Angst vor Medikamenten und vor allem vor deren Nebenwirkungen ab.
    Es werden also mehr Tabletten geschluckt als noch vor zehn Jahren.
    Und es gibt immer mehr neue und auch teurere Medikamente.
    Auch das lässt die Kosten steigen.
    Trotzdem schlucken die Österreicher vergleichsweise wenig Tabletten.
    Die Franzosen etwa haben einen Medikamentenkonsum, der eineinhalb Mal höher ist als in Österreich.
    Etwa zwei Drittel der Arzneien werden von Menschen eingenommen, die älter als 50 Jahre sind.
    Jeder Österreicher schluckt, so will es die Statistik, täglich drei Tabletten.
    Dafür lässt er pro Jahr etwa 2500 Schilling in den heimischen Apotheken.
    Im europäischen Preisvergleich bei Medikamenten schneidet Österreich übrigens ganz gut ab.
    Im vergangenen Jahr stammen 82.000 Österreicher.
    Rund die Hälfte davon fiel Herz- und Kreislauferkrankungen zum Opfer.
    Ein Viertel starb an Krebs.
    Insgesamt wurde für die medizinische Versorgung im Vorjahr 174 Milliarden Schilling ausgegeben.
    Daraus errechnet sich für jeden Österreicher mehr als 22.000 Schilling pro Jahr.
    Etwa die Hälfte aller Kosten wird von der Sozialversicherung gedeckt.
    Ein Viertel entfällt auf die Spitalserhalter.
    Rund 10 Prozent zahlen die Österreicher für ihre Krankheit aus der eigenen Tasche.
    Arbeiter sind im Durchschnitt etwa drei Wochen pro Jahr im Krankenstand, Angestellte weniger als zwei Wochen.
    Neidvoll schauen unsere Nachbarländer auch aus dem Westen nach Österreich.
    Bundesweit gibt es hierzulande 13.000 Arztpraxen.
    Damit kommen statistisch auf einen Arzt 290 Patienten.
    In Deutschland sind es vergleichsweise 345 Patienten und in der Schweiz sind es gar 665.
    Derzeit sind in Österreich etwa 6.000 verschiedene Medikamente zugelassen.
    Aber nur 10% davon bekommt man auch ohne Rezept.
    Kräftig zugelangt wird bei den schmerzstillenden Pulver.
    Acht Millionen Packungen wanderten im Vorjahr über die Tresen der Apotheken.
    Apropos Schmerzen.
    Nach inoffiziellen Schätzungen gibt es in Österreich etwa 100.000 Menschen, die Medikamentenmissbrauch betreiben.
    Wenn in den Pharmaunternehmen ein neuer Wirkstoff gefunden wird, so dauert es im Normalfall 12 bis 14 Jahre, bis das neue Medikament in den Apotheken erhältlich ist.
    Nur in speziellen Fällen, wenn etwa ein Wirkstoff gegen Aids gefunden wird, käme das Medikament innerhalb von drei Monaten auf den Markt.
    Österreichs Dienstelter der Interpreten jüdischer Musik, das Duo Geduldig und Thiemann, legten dieser Tage eine neue Platte vor.
    Für ihr jüngstes Werk haben die beiden prominente Musiker aus New York und Berlin ins Studio geholt.
    Markus Moser stellt das Ergebnis vor.
    Hmm, it's latkes time!
    Vier Platten mit traditioneller jüdischer Musik haben Geduldig und Thiemann in den knapp 20 Jahren ihrer Zusammenarbeit veröffentlicht und dabei immer nach neuen Interpretationsformen gesucht.
    Ihre jüngste Produktion mit dem Titel A Hamish Groove lotet sämtliche heute vorstellbaren Möglichkeiten alten semitischen Liedgutes bis an die Grenzen aus.
    Edek Bartz alias Edward Geduldig erklärt, wie es dazu kam.
    Für uns war klar, wir wollen einen anderen Schritt setzen.
    Und die Welt heute ist lärmig und sie ist so.
    Und so klingen auch zum Teil die Beiträge.
    Und das ist eben der Weg, wo wir sehen, wie sich das auch weiterentwickeln kann.
    Du kannst ja nicht immer sitzen im Kämmerchen und mit der Gitarre blim-blim machen und sich wundern, dass die Welt dich nicht mehr hört, weil es draußen so laut ist.
    Und darauf haben wir in irgendeiner Weise reagiert.
    Als Sänger treten Geduldig und Thiemann nur in vier von insgesamt 15 Stücken auf Aheimisch Groove in Erscheinung.
    Für die restliche musikalische Arbeit haben die beiden Vertreter der verschiedensten Musiksparten eingeladen, sich mit traditioneller jüdischer Musik kreativ auseinanderzusetzen.
    Von Exponenten der New Yorker Jazz- und Avantgarde-Szene wie Elliot Sharp bis hin zur Musikethnologin und Grand Dame des jüdischen Liedgesangs Ruth Rubin.
    Das Neue an dieser neuen Geduldig- und Tiemann-Produktion ist das radikal erweiterte stilistische Spektrum, die überraschend harten und rauen Töne, die dabei angeschlagen werden, und die musikalischen Grenzgänge zwischen Jazz, Folklore und Pop.
    Während wir im Studio waren, vorher haben ja mit uns auf einigen Titeln einige hasidischen Kinder einen Kinderchor mitgesungen und das haben wir besonders gern gehabt.
    Und die Kinder, die dann gehört haben, die Aufnahmen, haben immer gesagt, ihr müsst mehr
    ...poppiger klingen.
    Damit kommt ihr sicher in die Hitparaden.
    Mit der Vielfalt und Verschiedenheit der Interpretationen auf dieser Platte wollten Geduldig und Thiemann vor allem eines zeigen.
    Jüdische Musik lässt sich nicht auf nur eine Stilrichtung festlegen.
    Juden und ihre Musik sind auf der ganzen Welt heimisch.
    Ein subjektiv ausgewählter Querschnitt durch diese Kultur ist auf ihr Heimisch-Groove zu hören.
    Albert Thiemann
    Wenn man jetzt fragt, was ist denn da auf der Platte?
    Das ist ja keine jüdische Musik.
    Das ist ja nicht jüdisch, nicht?
    So können wir eine Definition anbieten und die wäre, es ist sehr viel jüdisches Lebensgefühl drinnen.
    Und das ist ja auch das, was die Musik ausmacht, egal welche Form du immer anbietest.
    Und das ist eigentlich die Groove, in der du drinnen bist, als Hörer oder als Musiker.
    Und in diesem Fall war es für die Musiker, dass sie in dieser Groove drinnen waren.
    Und diese Groove ist heimisch.
    Wo ist das Heimische zu suchen?
    So wie der Eder gesagt hat, in der ganzen Welt.
    Und das ist die Platte.
    Und jetzt im Mittagsjournal noch zur Zusammenfassung der Vormittagsereignisse bei den Olympischen Spielen in Barcelona zu Heinz Brüller.
    Olympia aktuell.
    Heute der vorletzte Olympiatag nach beunruhigenden Gerüchten über zweinschärfte Bomben im Olympischen Dorf, über Hubschrauber, Suchscheinwerfer, U-Boote am Horizont.
    ÖC-Generalsekretär Heinz Jung wird können oder müssen Sie diese Meldungen bestätigen?
    Wir hören das nur von außen von Meldungen aus Wien.
    Es hat ja überhaupt weder eine Aufregung nach einem verstärkten Polizeieinsatz noch
    ein Hubschrauber noch, was weiß ich, was man hier alles gemeldet hat, gegeben.
    Es ist absolut aus der Luft gegriffen.
    Es weiß bei uns niemand von irgendetwas, die Leute lachen dazu.
    Und die zwei entschärften Bomben, die hat es auch nicht gegeben?
    Also kein einziger Österreicher hat irgendwo Kontakt oder eine Information von jemandem Bekannten oder sonst irgendjemandem im Dorf gehabt, wo eine Bombe entschärft worden wäre.
    Also wir stehen hier vor einer Situation, wo jeder sagt, das muss woanders gewesen sein, weil bei uns weiß niemand was davon.
    Werden alle darüber froh sein.
    Herr Jungwirth, gibt es verschärfte Sicherheitskontrollen jetzt?
    Es hat immer vom ersten Tag an sehr genaue Kontrollen gegeben, was wir alle sehr begrüßen.
    Es hat aber keinerlei Veränderungen gegeben, von gestern, vorgestern oder wann auch immer zum jetzigen Zeitpunkt.
    Das heißt, Sie können alle Angehörigen unserer österreichischen Olympiasportler in der Heimat beruhigen?
    Auf alle Fälle.
    Es war überhaupt kein Grund dazu, da irgendwelche Angstmeldungen zu haben.
    Es ist hier alles so wie vorher.
    Glückliche Mannschaft.
    Wir freuen uns, wenn wir noch bei der Staffel gut abschneiden.
    Alles andere und auch beim Reiten vielleicht noch morgen.
    Aber alles andere freut sich auf die Rückkehr.
    Das Stichwort ist gefallen.
    Viermal 100-Meter-Finale heute.
    Zum ersten Mal eine österreichische Herren-Sprint-Staffel im Olympia-Finale.
    Aber Andi Berger, der schnellste Mann der Staffel, hat Schmerzen.
    Muss man heute um dein Antreten fürchten?
    Nein, ich denke der Start ist nicht gefährdet.
    Es wird zwar einige Probleme geben beim Aufwärmen mit den Achilleszenen.
    Aber ich denke, dass ich noch einmal hineinbeißen kann und wir werden natürlich versuchen, da das Beste rauszuholen.
    Beim Vollsprinten ist es ja im Vorlauf und im Semifinale gegangen, nur nachher.
    Und beim Aufwärmen waren die Schmerzen, oder?
    Ja, das Hauptproblem liegt beim Aufwärmen, denn da sind die Schmerzen wirklich sehr, sehr groß.
    Dann, wenn ich voll laufe, spüre ich auch noch für sich nichts, aber es ist halt relativ gefährlich.
    Wenn man nur wenig aufwärmen kann, ist die Verletzungsgefahr relativ groß.
    Naja, das hier doch optimal zu lösen mit auf der einen Seite nicht viel aufwärmen, dass die Achillessehne halbwegs eine Ruhe gibt und auf der anderen Seite doch so viel aufwärmen, dass man sich nicht verletzt, das ist ein bisschen schwierig.
    Das Damenhandballfinale Südkorea gegen Norwegen steht 18 zu 10 und jetzt vor dem Olympischen Boxturnier Willi Haslitzer.
    Fünf von sechs Finalkämpfen der heutigen Sechser-Serie im Pavelio-Club Juventud Badalona sind gelaufen und als letzter hat im besten Gefecht des heutigen Tages der kubanische Mittelgewichtler Ariel Hernandez Azcuy den Amerikaner Chris Bird knapp nach Punkten geschlagen.
    Es war ein farbiges Gefecht, der Amerikaner
    21 Jahre alt, bereits dreimal Champion seines Landes und Sohn des früheren Nationaltrainers, ist nur hauchknapp unterlegen.
    Drei Goldmedaillen für Kuba insgesamt bis jetzt im Leichtfliegengewicht durch Rogelio Marcelo García, im Bantamgewicht durch Joel Casmayor Johnson, dann im Leichtgewicht eine Paarung ohne Kubaner, da verlor der Deutsche Marco Rudolf gegen den Amerikaner Oscar de la Hoya und schließlich im Weltergewicht eine Niederlage für Kuba.
    Juan Hernandez Sierra musste sich dem 25-jährigen Ian Michael Carruth, einem kämpferisch überaus starken Konterboxer, geschlagen geben.
    Aber Kuba dominiert die Boxbewerber.
    Viel Action auch im Olympischen Tennisstadion bei Tono Hönigmann.
    Zur Zeit gerade im Gang das Damendoppel zwischen Conchita Martinez und Arantxa Sanchez Vicaria aus Spanien gegen die beiden Amerikanerinnen Mary Jo und Gigi Fernandes.
    Dritter und entscheidender Satz im ersten Set.
    haben die Amerikanerinnen gewonnen mit 7 zu 5, den Zweiten die Spanierinnen mit 6 zu 2 und jetzt steht es 2 zu 1 für die Amerikanerinnen.
    Das große Finale der Herren dann ab 14 Uhr, Jorge Arese aus Spanien gegen den Schweizer Marc Roset.
    Und in einer Stunde der nächste Olympiasport live aus Barcelona.
    Und jetzt noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Bosnien-Herzegowina.
    Nach einer mehrtägigen Unterbrechung sind am Vormittag in Sarajevo wieder Flugzeuge mit Hilfsgütern gelandet.
    Die UNO hatte den Flughafen wegen der heftigen Kämpfe am Dienstag vorübergehend gesperrt.
    Die Kämpfe in der bosnischen Hauptstadt dauerten währenddessen an.
    In der vergangenen Nacht wurden acht ukrainische UNO-Soldaten verletzt.
    Die Mitglieder des Sicherheitsrates beraten weiterhin über die Vorgangsweise in Bosnien.
    Nach Angaben von Diplomaten haben die UNO eine Resolution vorgeschlagen, die Militäraktionen zum Schutz der Hilfstransporte erlauben würden.
    Der deutsche Bundeskanzler Kohl unterstützte das amerikanische Vorhaben in einem Zeitungsinterview.
    In Deutschland sind inzwischen etwa 2.500 Flüchtlinge aus Bosnien eingetroffen.
    Eine ebenso große Zahl soll mit weiteren drei Sonderzügen in der kommenden Nacht aus Kroatien gebracht und in Unterkünften in den verschiedenen Bundesländern untergebracht werden.
    Serbien.
    Der Leiter der Zeitungsgruppe Politika ist aus Protest gegen die geplante Verstaatlichung des Medienkonzerns zurückgetreten.
    Der serbischen Regierung wirft hervor, sie versuche, die 4000 Politiker-Mitarbeiter unter ihre völlige Kontrolle zu bringen.
    Die regierenden Sozialisten haben den Großverlag jüngst gegen den Widerstand der Opposition verstaatlicht.
    Ukraine.
    Aus dem Atomkraftwerk Tschernobyl tritt wieder radioaktive Strahlung aus.
    Die russische Nachrichtenagentur Interfax zitierte den Baudirektor allerdings mit den Worten, dass die Strahlung die zugelassenen Normen nicht überschreite.
    Der Direktor sagte, der Betonmantel, der nach der Katastrophe von 1986 um den Unfallreaktor gebaut worden sei, sei von Anfang an undicht gewesen.
    Die vier Kraftwerksblöcke sind zurzeit außer Betrieb.
    Zwei sollen demnächst wieder ans Netz angeschlossen werden.
    Soweit die Meldungen.
    Jetzt noch ein Blick auf das Wetter.
    Die Hitze erreicht vorläufig einen neuen Höhepunkt.
    Nachmittagstemperaturen zwischen 32 und 37 Grad.
    Gegen Abend im Bergland einzelne Gewitter.
    Mit schönen Aussichten endete das Mittagschanal.
    Auf Wiederhören sagt Ihnen im Namen von Redaktion und Technik Fritz Wendl.
    Das war's.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1992.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1992.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Situation im Irak
    UNO-Kommission will weitere Regierungsgebäude im Irak untersuchen, da dort Papiere bezüglich Atom-und Massenvernichtungswaffen vermutet werden. Inflation und Preissteigerungen aufgrund von Wirtschaftssanktionen.
    Mitwirkende: Tilgner, Ulrich [Gestaltung]
    Datum: 1992.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Aktueller Bericht aus Sarajewo
    Hilfsflüge wurden wieder aufgenommen, kroatisch-bosnisches Bündnis bröckelt.
    Mitwirkende: Hipfl, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1992.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Londoner Institut für strategische Studien zu Konfliktherd Kosovo
    Warnungen vor Krieg im Kosovo, das von Serbien beherrscht, aber mehrheitlich von Albanern bewohnt wird. Aufstand von Kosovo-Albanern gegen Serben wird befürchtet, die serbische Seite plane Massaker und Vertreibungen, um dieses für Serbien historisch wichtige Gebiet ethnisch zu "säubern".
    Mitwirkende: Strassegger, Regina [Gestaltung]
    Datum: 1992.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast. Hans Dietrich Genscher
    Interview: Genscher
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Genscher, Hans Dietrich [Interviewte/r]
    Datum: 1992.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Österreich als Schauplatz der olympischen Winterspiele 2002
    Einblendung: Maria Fekter, Staatssekretärin für Tourismus
    Mitwirkende: Dittlbacher, Fritz [Gestaltung] , Fekter, Maria Theresia [Interviewte/r]
    Datum: 1992.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Sport ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nagasaki vor dem Jahrestag des Atomwaffenabwurfs
    Bis heute sterben tausende Menschen an den Spätfolgen der verheerenden Atomangriffe auf Hiroshima und Nagasaki. Gleichzeitig mehren sich auch in Japan die Stimmen, etwa die des Bürgermeisters von Nagasaki, die fordern, die eigene Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg aufzuarbeiten sowie eine Entschädigung der Opfer durchzuführen. Vor allem das Schicksal der "Trostfrauen" ist erst kürzlich an die Öffentlichkeit gelangt. Während des Zweiten Weltkrieges verschleppte das japanische Militär mit Wissen der Regierung vor allem Koreanerinnen an die Front in Bordelle.
    Mitwirkende: Veit, Hannelore [Gestaltung]
    Datum: 1992.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ausgaben der Österreicher für Medikamente
    Österreicher schlucken im europaweiten Vergleich wenig Tabletten und Mittel
    Mitwirkende: Bornemann, Dieter [Gestaltung]
    Datum: 1992.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: CD mit jiddischen Liedern
    Einblendung: Edek Bartz, Albert Misak
    Mitwirkende: Moser, Markus [Gestaltung] , Bartz, Edek [Interviewte/r] , Misak, Albert [Interviewte/r]
    Datum: 1992.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wissenschaft und Forschung ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Aktueller Bericht aus Barcelona
    Einblendung: ÖOC-Sekretär Heinz Jungwirth, Andreas Berger,
    Mitwirkende: Prüller, Heinz [Gestaltung] , Jungwirth, Heinz [Interviewte/r] , Berger, Andreas [Interviewte/r] , Haslitzer, Willy [Gestaltung] , Hönigmann, Tono [Gestaltung]
    Datum: 1992.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Sport ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1992.08.08
    Spieldauer 00:57:52
    Mitwirkende Wendl, Fritz [Moderation] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1992.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-920808_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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