Mittagsjournal 1994.02.17

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Guten Tag, Sie hören das ORF-Mittagschanal, 56 Minuten Information konzentriert, zu denen Sie Armin Wolf begrüßt.
    Und das haben wir in der kommenden Stunde vor.
    Wieder keine Medaille für Österreichs Alpine in Lillehammer, auch der Super-G der Herren ging heute daneben.
    Wirtschaftskammerpräsident Mardertaner ist für einen raschen EU-Beitritt, auch wenn Österreichs Bauern dabei Kompromisse machen müssen.
    Der Landwirtschaftsminister des EG-Präsidentschaftslandes Griechenland ist in Wien und wir untersuchen auch, wie sich Südtirols Landwirtschaft seit 37 Jahren in der EG behauptet.
    Alarmierende Zahlen kommen heute aus der Steiermark.
    Seit dem Zweiten Weltkrieg hat es nicht mehr so viele Arbeitslose gegeben.
    Und in Wien hat sich eine Selbsthilfegruppe älterer Arbeitslose gegründet.
    Wir haben sie besucht.
    Die Bundesimmobiliengesellschaft bringt viel weniger Geld als erwartet, Österreichs Hausärzte warnen vor Unzulänglichkeiten bei der Vorsorgeuntersuchung und der Konflikt zwischen Griechenland und Mazedonien wird immer schärfer.
    Athen hat nun einen Handelsboykott gegen Mazedonien verhängt.
    Die USA sind tief besorgt.
    Vor alldem aber wie immer zum Wetter.
    Wir hoffen, Ihr Heizkessel läuft auf Hochtouren und Sie haben es warm und wohlig vor dem Radio.
    Sie werden es brauchen, denn wärmer wird es nicht mehr.
    Unser Verbindungsmann zu Petrus ist heute Robert Länger.
    Es bleibt auf alle Fälle kalt, die höchsten Temperaturen liegen meist unter 0°C.
    Tauwetter wird es auch in den nächsten Tagen nicht geben, dafür scheint aber oft die Sonne.
    Nun zu den aktuellen Meldungen.
    Wien heiter, minus 5°C, Eisenstadt wolkig, minus 6°C, St.
    Pölten wolkenlos, minus 5°C, Linz wolkig, minus 5°C, Salzburg heiter, minus 5°C, Innsbruck stark bewölkt, minus 6°C, Bregenz bedeckt, minus 2°C und Graz und Klagenfurt heiter, minus 7°C.
    Heute Nachmittag scheint im Großteil Österreichs die Sonne.
    Wolkenfelder, die zum Teil noch vorhanden sind, lösen sich weitgehend auf.
    Dicht bleiben sie vor allem in Vorarlberg und Tirol.
    Der leichte Schneefall hört hier aber allmählich auf.
    Der Wind weht noch spürbar.
    Im Gebirge ist es mitunter stürmisch.
    Am Sonnenblick erreichen die Böen 100 km pro Stunde.
    Zu den Temperaturen.
    Die Höchstwerte liegen meist zwischen minus 7 und minus 1 Grad.
    Die kommende Nacht wird wieder frostig.
    Die Temperaturen sinken auf minus 10 bis minus 19 Grad.
    Und überwiegend sonnig und kalt ist es dann morgen Freitag.
    Wolken gibt es wieder vor allem in Vorarlberg und Tirol, allerdings kann es auch hier auf engstem Raum Sonne und leichten Schneefall nebeneinander geben.
    Im Süden können sich einzelne Nebelfelder bilden, die Temperaturen erreichen morgen minus 6 bis plus 1 Grad, in 2000 Meter Höhe etwa minus 8 Grad.
    Und noch kurz zum Samstag, wechselnd bewölkt, eventuell leichter Schneefall, aber mit Sicherheit sehr kalt.
    Tja, bei uns ist ein bisschen was durcheinander gekommen.
    Sie haben möglicherweise auf die Nachrichten gewartet, haben das Wetter bekommen.
    Die Nachrichten kommen doch immer nicht zuerst nach einer Nachricht von unserem Verkehrsfunk.
    Die A12, die Inntal-Autobahn, ist seit kurzem bei Kramsach in beiden Fahrtrichtungen gesperrt.
    Und zwar, weil eine Fliegerbombe in der Nähe geborgen wird.
    Also die A12, die Inntal-Autobahn, vorerst in beiden Richtungen gesperrt.
    Weichen Sie bitte großräumig aus.
    Und jetzt kommt das, worauf Sie normalerweise immer am Anfang warten.
    Wir haben Sie bis jetzt aufgespart.
    Die Nachrichten.
    Österreich.
    Alarmierende Zahlen kommen jetzt von der steirischen Arbeitsmarktverwaltung.
    Mit mehr als 52.000 hat die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen den höchsten Stand seit Kriegsende erreicht.
    Im Durchschnitt lag die Arbeitslosenquote im Jänner in der Steiermark bei 11,7 Prozent.
    Jeder vierte Arbeitslose war bereits seit mehr als einem halben Jahr vorgemerkt und gehörte damit zu den Langzeitarbeitslosen.
    Die meisten Beschäftigungslosen gab es im Metallbereich, gefolgt von der Bekleidungs-, Schuh- und Lebensmittelbranche.
    USA.
    Österreich setzt sich in Washington gegen das tschechische Atomkraftwerk Temelin ein.
    Eine Regierungsdelegation will versuchen, den Kongress von der Bestätigung eines geplanten Milliardenkredites der Exim Bank für die Fertigstellung von Temelin abzubringen.
    Die Mission gilt als schwierig.
    In jüngster Zeit ist die Exim Bank allerdings wiederholt kritisiert worden, weil sie Geld für Projekte vergeben hat, die in den USA aus umwelt- und sicherheitspolitischen Gründen keine Zulassung bekommen würden.
    Japan.
    Im Handelsstreit mit den USA signalisiert Japan jetzt Entgegenkommen.
    Die Regierung in Tokio überlegt Maßnahmen zur Öffnung des japanischen Marktes.
    Möglicherweise will man auch einen Sonderbeauftragten nach Washington schicken, um den Handelskonflikt zu entschärfen.
    Bosnien-Herzegowina.
    Die UNO verlangt mehr Soldaten für Bosnien.
    Neben Frankreich, Großbritannien und Spanien haben die Vereinten Nationen auch die USA um die Entsendung von Truppen gebeten.
    Sie sollen nach dem Willen der UNO die serbische Artillerie um Sarajevo kontrollieren.
    Washington hat es bisher immer abgelehnt, Bodentruppen nach Bosnien zu schicken.
    Vier Tage vor Ablauf des NATO-Ultimatums ist immer noch nicht klar, ob die bosnischen Serben tatsächlich nachgeben.
    Griechenland-Mazedonien.
    Die Beziehungen zwischen Griechenland und Mazedonien haben einen neuen Tiefpunkt erreicht.
    Die Regierung in Athen hat einen Handelsboykott gegen die ehemalige jugoslawische Teilrepublik verhängt und den Hafen Thessaloniki für Lieferungen nach Mazedonien gesperrt.
    Außerdem will Griechenland sein Konsulat in Skopje schließen.
    Deutschland.
    Der bayerische Umweltminister Peter Gauweiler hat jetzt offiziell seinen Rücktritt eingereicht.
    In einem Schreiben an Ministerpräsident Stoiber stellt Gauweiler sein Amt mit kommendem Mittwoch zur Verfügung.
    Ins Kreuzfeuer der Kritik ist der CSU-Politiker vor allem wegen seiner Nebeneinkünfte geraten.
    Die Metaller-Proteste gehen weiter.
    Tausende Arbeitnehmer haben in der Nähe von Stuttgart an einer Demonstration teilgenommen.
    Die Industriegewerkschaft Metall in Bayern, Hessen und Berlin will heute darüber entscheiden, ob sie die Verhandlungen mit den Arbeitgebern als gescheitert betrachtet.
    Im Bodensee soll heute wieder eine groß angelegte Suchaktion stattfinden.
    Nach dem Cessna-Absturz vor drei Wochen will man versuchen, jetzt Leichen zu bergen.
    Insgesamt werden fünf Menschen vermisst.
    Ursprünglich gab es Spekulationen, dass die Landung im Bodensee geplant gewesen sein könnte.
    Später verdichteten sich aber die Hinweise auf den Tod der Flugzeuginsassen.
    Indonesien.
    Nach dem schweren Erdbeben auf Sumatra werden jetzt Seuchen befürchtet.
    Mindestens 155 Menschen sind nach einer jüngsten Bilanz ums Leben gekommen.
    Mehr als 1500 wurden verletzt.
    Die Opferzahl könnte noch weiter steigen.
    Durch das Erdbeben sind auch die Trinkwasser- und die Stromversorgung zusammengebrochen.
    Die Erdstöße haben die Stärke 6,5 nach der Richterskala.
    Österreich.
    Bei einem Lawinenunglück auf dem Großglockner ist eine Frau ums Leben gekommen.
    Sie war Mitglied einer Gruppe tschechischer Tourengehe.
    Die neun Personen dürften am Abend in das lawinengefährdete Teichnitztal auf der Osttiroler Seite des Großglockners eingefahren und von einem Schneebrett verschüttet worden sein.
    Stehende Ovationen hat es am Abend in Wien bei der Europapremiere des Spielberg-Films Schindlers Liste gegeben.
    Der Streifen behandelt das Leben des deutschen industriellen Oskar Schindler, der im Zweiten Weltkrieg 1300 Juden vor der Ermordung durch die Nazis gerettet hat.
    Der Film ist bis jetzt für zwölf Oscars nominiert worden und hat zwei Golden Globes bekommen.
    Norwegen.
    Beim Super Cheater Herm gab es keine Medaille für Österreich.
    In Führung liegt der Deutsche Markus Wassmeier vor dem Amerikaner Tommy Moe und dem Norweger Kjetil Andre Amod.
    Das Rennen ist noch im Gang.
    Ungarn.
    Durch die anhaltende Kältewelle sind bis jetzt mindestens zwölf Menschen erfroren.
    Mehrere Tote gab es auch bei Verkehrsunfällen auf eisklatten Straßen.
    Ebenso wie in Teilen Österreichs gibt es auch in Ungarn seit Tagen Temperaturen bis zu minus 20 Grad.
    Neun Minuten nach zwölf.
    Fünf Tage dauern sie nun also schon, die olympischen Winterspiele in Lillehammer und noch immer warten Österreichs an sich erfolgsverwöhnte alpine Skifahrer auf ihre erste Medaille und mit ihnen fast das ganze Land.
    Herrenabfahrt, Damen-Super-Ski und Herren-Kombi-Abfahrt, alles verbockt.
    Und so wird plötzlich Rodeln zum Volkssport.
    Eine Silber- und eine Bronzmedaille hielten den Nationalstolz vorläufig zumindest noch aufrecht.
    Heute gab es für die Alpinen eine neue Chance, den Super-G der Herren.
    Und wieder nichts, berichtet Günther Pollernitz.
    Es ist das alte Lied.
    Wenn einmal der Wurm drinnen ist, dann ist es ungemein schwer, da herauszukommen.
    Und im Augenblick ist offensichtlich gerade im österreichischen Skilager der Wurm gehörig drinnen.
    In der Herren-Olympia-Abfahrt, da ging es noch, auch wenn keine Medaillen drinnen waren.
    Heute aber, im Super-G von Quittfjell, war es eine klare Niederlage mit Günther Marder als bestem Österreicher auf Rang 9.
    Da gibt es nichts zu beschönigen.
    Umso schmerzlicher, als die österreichischen Läufer auf eine ihrer besten Weltcup-Saisonen verweisen können.
    Mit Super-G-Siegen von Mader und Trinkel, mit Abfahrtserfolgen von Ortlip und Trinkel, mit Siegen in den technischen Disziplinen.
    Und ausgerechnet jetzt Nullmeldung bei Olympia.
    Dass jetzt im Augenblick gar nichts geht, lässt darauf schließen, dass das Timing für den Saison-Höhepunkt hier in Norwegen nicht gestimmt haben kann.
    So wie auf der einen Seite die Amerikaner gerade hier in Höchstform gekommen sind, so haben auf der anderen Seite die Österreicher in Abfahrt und Super-G abgebaut, womit natürlich gleichzeitig jetzt der Druck auf die Slalom- und Riesentourlaufmannschaft enorm zunehmen wird.
    Eines aber ist jetzt schon ersichtlich, es wird ein Olympia der Überraschungen, denn in keinem Rennen hat es bisher einen logischen Sieger gegeben.
    Dianne Roth im Damen-Super-G war ebenso eine Überraschung wie ihr Landsmann Tommy Moe in der Herren-Abfahrt oder heute
    Langzeitfahrer Markus Wasmeier im Super-G, neun Jahre nach seinem WM-Triumph im Riesentorlauf in Borneo 1985.
    Und das ist vielleicht wieder die erfreuliche Erkenntnis dieser Spiele, dass man Gott sei Dank nicht alles programmieren und auf Knopfdruck abrufen kann.
    Das war Günther Pollernitz aus Lillehammer.
    Also wieder keine Medaille für Österreichs alpine Skifahrer, auch nicht im Super-G der Herren heute.
    Willkommen zur Politik.
    Referenzmengen, A- und B-Quote, Mutterkuhprämien, Beitrittsausgleichsbeiträge und Produktionsquoten.
    Das ist die Materie, mit der sich Österreichs EU-Verhandler zum Thema Landwirtschaft herumschlagen müssen.
    Hinter den drögen Termini verbirgt sich aber pralles Leben, jenes nämlich von 270.000 österreichischen Bauern.
    Sie fürchten im Fall des EU-Beitrittes um ihre wirtschaftliche Existenz.
    6 bis 8 Milliarden Schilling Einkommensausfall rechnen verschiedene Studien allein im ersten Beitrittsjahr für Österreichs Bauern.
    Der Hauptgrund dafür die niedrigeren Preise in der EU und andere Förderrichtlinien.
    Vor allem Österreichs Bergbauern und die rund 60 Prozent Nebenerwerbslandwirte sehen sich bedroht.
    Von einer Einigung sind Wien und Brüssel aber wenige Tage vor dem angepeilten Verhandlungsende noch meilenwerte entfernt.
    Die wichtigste Frage dabei, wer soll für den Einkommensausfall der Bauern zahlen?
    Österreich oder die EU?
    In Wien ist heute der Landwirtschaftsminister jenes Landes, das derzeit die Präsidentschaft der EU innehat und damit eine wichtige Rolle spielt, Griechenlands Georgius Moraitis.
    Heute Vormittag traf er seinen Ressortkollegen Franz Fischler, die der Bahnemann berichtet.
    Große Verhandlungserfolge für Österreich gibt es vom Besuch des griechischen Vorsitzenden des EU-Agrarministerrates nicht zu vermelden.
    Das war aber auch gar nicht geplant, sondern Landwirtschaftsminister Franz Fischler wollte seinem griechischen Ressortkollegen Georgios Mouraiti nur die Probleme des österreichischen Bauern näher bringen.
    Und das ist ihm unter anderem durch einen Besuch auf einer steirischen Alm auch gelungen.
    Aber Griechenland hat auch vorher schon den EU-Beitritt Österreichs voll unterstützt.
    Denn für das halbe Jahr, dass Griechenland den Vorsitz in der Europäischen Union führt, will es die Erweiterung der Zwölfergemeinschaft durchziehen.
    Und entsprechend optimistisch gibt sich Moretti dann auch auf die Frage, ob er damit rechnet, dass sich die Beitrittsverhandlungen für Österreich noch rechtzeitig bis Anfang März ausgehen.
    Jetzt wissen alle, welche Positionen von den verschiedenen Seiten.
    Die Verlängerung der Diskussionen kann nicht sehr viel dazu beitragen.
    Es ist die Zeit, wo politische Entscheidungen getroffen werden müssen.
    Aber bis dahin muss etwa noch die Gebietsförderung ausverhandelt werden.
    Und auch, woher letztendlich die Zahlungen an die Bauern kommen sollen.
    Aus dem österreichischen Budget oder aus Brüssel.
    Eher sauer über den Verlauf der EU-Verhandlungen wirkt hingegen Landwirtschaftsminister Franz Fischler.
    Seinem Gefühl nach wird derzeit in Brüssel bei den Expertengesprächen eher gebremst als gepusht.
    Es ist in der Zwischenzeit auch so, dass es auf der Expertenebene eher mehr als weniger Probleme gibt in der letzten Zeit.
    weil die Common Positions zum Teil noch hinter dem zurückfallen, was die Kommission für diese gemeinsamen Positionen vorgeschlagen hat.
    Und dadurch wird die Anforderung an die politische Lösungskompetenz der Probleme noch größer.
    was so viel heißt, dass bei den Expertengesprächen zu wenig Lösungen erzielt werden.
    Und wenn es sich noch rechtzeitig ausgehen soll, müssen die Politiker in den Verhandlungen zu Ergebnissen kommen.
    Fischler nennt ein Beispiel für die mühsamen Gespräche.
    Es ist zum Beispiel zuletzt passiert damit, dass es eine Draft Common Position gegeben hat, in der gestanden ist, dass Österreich als traditionelles Hartweizen-Anbaugebiet oder Teile davon gelten und gestern hat also
    hat man uns erklärt, die Kommission hätte sich dabei geirrt und das sei jetzt nicht mehr so.
    Was das Verhandeln auch nicht leichter macht.
    Heute noch gibt es weitere Gespräche in Brüssel und am 22.
    Februar ist Fischler bei der EU-Außenministertagung in der EU-Hauptstadt dabei.
    Von Anfang an vehement für einen österreichischen EU-Beitritt waren Industrie und Gewerbe, zumindest deren offizielle Vertreter in der Industriellenvereinigung und der Wirtschaftskammer.
    Der Beitritt sei für Österreich lebenswichtig, meinte erst kürzlich etwa der Generalsekretär der Industriellenvereinigung und ließ dabei doch blicken, dass er eher für Kompromisse bei den Beitrittsverhandlungen sei als fürs Draußenbleiben.
    Ähnliche Töne kamen heute von Wirtschaftskammerpräsident Leopold Mardertaner.
    Österreichs EU-Beitritt dürfe nicht an den Begehrlichkeiten der Bauern scheitern, meinte der oberste Wirtschaftsfunktionär des Landes.
    Robert Stropacher berichtet.
    Zwölf Tage vor dem geplanten Abschluss der EU-Beitrittsverhandlungen macht die Wirtschaft jetzt Druck.
    Keinesfalls dürfe es eine Verzögerung des Beitritts geben, warnt Wirtschaftskammerpräsident Leopold Mardertaner.
    Kompromisse seien gefragt, auch und vor allem im Bereich der Landwirtschaft.
    Zwei Jahre Übergangsfrist sollten doch auch genügen, meint Mardertaner an die Adresse der Bauern, um im selben Atemzug offen zu bekennen.
    Der Wirtschaft wäre natürlich, das sage ich auch,
    Ganz ehrlich, ein Binnenmarktmodell natürlich lieber, weil Grenzkontrollen sicherlich zusätzliche Kosten uns verursachen.
    Man schätzt sie etwa mit 4 Milliarden.
    Aber, ich sage es nochmal, die Wirtschaft und der Wirtschaftsbund vor allem stimmen im Großen und Ganzen mit der Position der Landwirtschaft überein oder stimmen dazu.
    Das heißt, eine Übergangsfrist von zwei Jahren mit Grenzkontrollen
    bei gleichzeitiger stufenweiser Anpassung oder Angleichung der Preise zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit eben auch der von mir schon erwähnten Lebensmittelindustrie.
    Ein längerer Übergangszeitraum wäre schädlich, sagt der Wirtschaftskammerchef.
    Genau das freilich wollen Österreichs Verhandler in Brüssel.
    Mardertaner hat dennoch Vertrauen in die österreichische Verhandlungsführung, drängt aber auf rasche Kompromisse.
    Er habe zwar Verständnis für die Existenzsorgen der Bauern, erklärt Mardertaner, aber
    Bei all diesem Verständnis darf es nicht so weit kommen, dass die Probleme der Landwirtschaft diesen notwendigen raschen EU-Beitritt behindern.
    Das kann es nicht sein, weil Österreich natürlich ein Wirtschaftsstandort ist, ein interessanter Wirtschaftsstandort für die Industrie und für die mittelständische Wirtschaft und weil die Bauern selbst, meine Damen und Herren, diesen Beitritt zur EU
    sicherlich ebenso dringend brauchen im Endeffekt, denn sie brauchen ja nur prüfen, wo gehen die Exporte der Landwirtschaft derzeit mehrheitlich hin.
    Es deckt sich ja etwas so wie mit der Wirtschaft, dass sie den Hauptteil ihrer Exporte in die EU-Länder bringen, in die Länder der Europäischen Union und nirgendwo anders hin.
    Und das ist daher auch die Notwendigkeit diesem
    dieser Europäischen Union, diesem Wirtschaftsraum voll anzugehören.
    Und auch beim zweiten Knackpunkt, dem Transitvertrag, ist es für Madatane nicht so entscheidend, ob seine Laufzeit zwölf Jahre beträgt oder auch nur zehn oder neun.
    Oft sei es nämlich erst unter Zeitdruck möglich, große Fortschritte in der technischen Entwicklung zu erzielen.
    Mit den Anmerkungen vieler seiner Parteifreunde, vor allem in den Bundesländern, wonach nicht der Termin des Beitritts, sondern das Verhandlungsergebnis entscheidend sei, hat Madatana wenig Freude.
    Aber, so sagt er, die Vernünftigen werden sich schon durchsetzen.
    Österreichs EU-Beitritt dürfe nicht an den Bauern scheitern, sagt Wirtschaftskammerchef Leopold Madatana.
    In einer zumindest geografisch durchaus vergleichbaren Lage mit Österreichs Bauern befinden sich jene in Südtirol.
    25.000 Vollerwerbslandwirte gibt es dort und auch südlich des Brenners liegt ein Gutteil davon auf den Bergen.
    Die Südtiroler Bauern haben nun allerdings schon 37 Jahre Erfahrung mit Brüssel, mit jener europäischen Landwirtschaftspolitik, vor der sich ihre österreichischen Kollegen so fürchten.
    Zeno Breitenberg ist für uns der Frage nachgegangen, wie schwierig das bäuerliche Leben in der Europäischen Union denn so ist.
    In Südtirol ist im Gegensatz zu Österreich in den letzten Jahren fast kein Bergbauernhof aufgelassen worden.
    Die Abwanderung betrug in den letzten Jahren weniger als ein Prozent jährlich.
    Von einer Existenzbedrohung durch die EU kann also vordergründig keine Rede sein.
    Wenn man genauer hinsieht, dann allerdings stellt sich heraus, dass auch die Südtiroler Bergbauern alles andere als ein einfaches Leben haben.
    Die Fleisch- und Milchpreise haben sich in den vergangenen fünf Jahren praktisch nicht mehr erhöht, und dies bei einer durchschnittlich fünfprozentigen Inflation jährlich.
    Die alte Südtiroler Regel, dass ein Liter Milch dem Bauern so viel bringen muss, wie ihn ein Viertel Rotwein in der Bar kostet, diese Sonntagsregel ist schon lange nicht mehr realistisch.
    Denn in Südtirol leben tatsächlich nur die Wein- und Obstbauern wirklich gut, dank entsprechender hoher EU-Marktpreise und Stützungen.
    Grundsätzlich aber haben die 11.000 Südtiroler Bergbauern jenes Problem, das auch auf die österreichischen zukommt.
    Die EU fördert vor allem die Fleischproduktion in Großbetrieben, also die extensive Viehhaltung.
    Hier im Bergland ist aber nur die Milchwirtschaft auf kleinen Bauernhöfen sinnvoll, also die intensive Bewirtschaftung.
    Hubert Außerhofer vom Südtiroler Brauntierzuchtverband.
    Ich nehme ein Beispiel der Mutterkuhhaltung.
    Wir wissen, dass Mutterkuhhaltung eine absolut arbeitsextensive Bewirtschaftungsform ist und dass wir diese nur in großen Einheiten durchführen können.
    Das geht bei uns deswegen nicht, weil unsere Betriebe Mini-Ausmaße haben im Vergleich zu etwa England, Norditalien oder Norddeutschland.
    Ebenen und das zudem noch die Hanglage und die kurze Vegetationszeit diesen Betriebszweig uninteressant macht, sodass bei uns es weiterhin nach meiner Meinung eher auf eine Intensivierung, auf eine intensive Viehwirtschaft rausläuft als auf eine Extensivierung.
    Dass die Bergbauern, und das ist auch in Südtirol zahlenmäßig immer noch die Mehrheit, trotzdem überleben können, ist einer ganzen Reihe von Einzelmaßnahmen zu verdanken, die in Südtirol besonders ausgeprägt und effektiv sind.
    Mit enormen Beträgen hat die EU in den letzten Jahrzehnten die Erschließung und Modernisierung der Berghöfe finanziert.
    Auch in den hintersten und höchsten Lagen stehen heute moderne, lebenswerte Bauernhöfe mit Zufahrten für die Privatautos, ohne die heute auch kein Bauer mehr leben kann.
    Und gerade diese Erschließung bringt noch andere existenzwichtige Vorteile.
    Etwa drei Viertel aller Bergbauernhöfe werden als Nebenerwerbshöfe geführt, wobei die Arbeit im Tal eben nur durch die gute Verkehrsverbindung möglich ist.
    Das gleiche gilt für den Fremdenverkehr.
    Begünstigt durch das Klima und die schöne Landschaft kann fast jeder Südtiroler Bauer, wenn er will, Zimmer an Fremde vermieten, denn die Zufahrt ist da.
    Daneben gibt es ebenfalls von der EU gefördert eine große Anzahl von speziellen Initiativen zur langfristigen Existenzsicherung.
    Die Förderung von Spezialprodukten und deren Vermarktung, wie zum Beispiel im Oberfinchgau, wo die Lammfleischproduktion finanziell unterstützt wird, aber auch eher umstrittene Aktionen wie ein EDV-Kurs für Bergbauern.
    Es scheint, als ob Italien in Brüssel sehr geschickt die Fördermilliarden loseisen könnte, in diesem Falle ausnahmsweise auch zugunsten der Südtiroler.
    Dass die Südtiroler Bergbauern ebenso unter der berüchtigten EU-Gleichmacherei leiden, ist aber fast selbstverständlich.
    Thomas Wittmann, Direktor des Südtiroler Bauernbundes.
    Zum Beispiel die Probleme sind in der Milchhygieneverordnung.
    Da verlangt die EG natürlich Sachen, die hauptsächlich für große Betriebe mausgeschneidert sind.
    zum Beispiel Verfließung von Milchkammern, unbedingt Milchkammern, dann Kühlung der Milch und vieles mehr.
    Trotzdem glaube ich, dass sogar in Südtirol dieses Problem bewältigt werden kann, da es einfach einleuchtend ist, dass eine Milchkammer, die verfließt ist, bessere oder die Qualität noch mehr gewährt, als wenn man eben keine Milchkammer hat.
    Und da die Kosten nicht gerade hoch sind, ist es eher ein emotionaler
    Wert oder eher ein emotionaler Bereich, der da angetastet wird.
    Aber ich glaube rein vom technischen und vom auch bakteriologischen müssen wir sicher da mitziehen.
    Die Südtiroler Bergbauern haben also auch innerhalb der Europäischen Union überlebt.
    Mit der zunehmenden Spezialisierung und der bewusst vermarkteten Qualität ihrer Produkte, stark gefördert eben durch die EU, scheint der Existenzdruck erträglich.
    Noch einmal Thomas Wiedmann vom Südtiroler Bauernbund.
    Österreich hat sicher einige Probleme kurz nach dem Beitritt bzw.
    mit dem Beitritt, da die ganzen Förderungsprogramme nicht EG-konform aufgebaut sind und somit einfach umgebaut werden müssen und da kommt es sicher zur Streichung des einen oder anderen Förderungsbereiches.
    Umgekehrt kann man sagen, dass wir in Südtirol ja schon lange bei der EG dabei sind und eindeutig mehr Förderungen im Berggebiet bekommen, als es zum Beispiel in Tirol der Fall ist.
    Ein Beitrag von Zeno Breitenberg war das.
    Ende Jänner waren in Österreich mehr als 285.000 Menschen als arbeitslos vorgemerkt.
    Der höchste Wert immerhin seit 40 Jahren.
    Eine noch erschreckendere Zahl kam heute aus der Steiermark.
    Dort hat die Arbeitslosigkeit ihren höchsten Wert seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs erreicht.
    In einzelnen Regionen liegt sie schon bei knapp 20 Prozent.
    Alois Kugler mit Einzelheiten.
    11,7% Arbeitslose im Jänner, das ist ein Negativrekord.
    Im Landesarbeitsamt Steiermark weist man zwar auf die saisonbedingten Schwankungen hin,
    Im Winter ist die Arbeitslosigkeit im Baugewerbe traditionell hoch.
    Die Zahlen lassen aber, so das Arbeitsamt, die strukturellen Probleme der grünen Mark besonders deutlich zutage treten.
    Die höchsten Verluste an Arbeitsplätzen liegen in der Metallbranche, gefolgt von der Bekleidungs-, Schuh- und Lebensmittelindustrie.
    Besonders gravierend ist der Umstand, dass ein Viertel aller Vorgemerkten länger als sechs Monate ohne Arbeit ist.
    Langzeitarbeitslose gehören in manchen Bezirken bereits zur gewohnten Facette des Problems.
    Nach Bezirken geordnet sieht es einzig in Graz nicht ganz so schlecht aus.
    Die Landeshauptstadt liegt mit der Arbeitslosenquote unter 10 Prozent, als einzige Region des Landes.
    Besonders drastisch lesen sich die Zahlen für die Grenzlandbezirke im Süden.
    In Murek, Bad Radkersburg sind 19,8 Prozent der Männer arbeitslos, in Feldbach 16,8 und in Leibniz 16,5.
    Bei Frauen liegen die Zahlen niedriger, aber viele von ihnen melden sich gleich gar nicht mehr bei den Arbeitsämtern.
    Im Vergleich zu den Grenzbezirken stehen die obersteirischen Bezirke mit der krisengeschüttelten Stahlindustrie noch verhältnismäßig gut da.
    In Mürzzuschlag waren im Jänner 11,8 Prozent ohne Arbeit, ähnlich hoch liegt dieser Anteil in Judenburg und Leoben.
    Die Arbeitslosenquote wird in absehbarer Zeit kaum sinken, denn die offenen Stellen sind enorm zurückgegangen, konkret um 20 Prozent.
    Seit Jahren versucht die Politik in der Steiermark mit speziellen Förderungen Betriebe in das Grenzland zu bringen.
    Zum Teil sind auch welche gekommen.
    Viele haben aber nach wenigen Jahren wieder zugesperrt.
    Die Politik der Betriebsansiedelungen war in diesem Gebiet offenbar nicht erfolgreich.
    Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es in der Steirnbank nicht mehr so viele Arbeitslose, Alois Kogler hat berichtet.
    Schmuck Großhandel sucht jüngere Buchhaltungskraft.
    Junge Bürokraft mit Pfiff gesucht.
    Jungen, flexiblen Menschen bieten wir abwechslungsreiche Tätigkeit.
    In kaum einem Stelleninserat in den Wochenendzeitungen fehlt ein Wort.
    Junge oder Jüngere.
    Laut einer Umfrage würde die Hälfte aller heimischen Unternehmen keinen Arbeitnehmer mehr einstellen, der über 50 ist.
    Bei Banken und Versicherungen sinkt die Altersgrenze gar noch weiter.
    Ab 35 ist es dort schon schwer, eine Stelle zu finden.
    Die Arbeitslosenrate bei den über 50-Jährigen ist in Österreich fast doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt.
    Schon jeder zehnte ältere Erwerbsfähige ist ohne Job.
    Zu teuer, zu unflexibel, zu wenig belastbar, so heißt es in vielen Personalabteilungen.
    Eine Erfahrung, die auch der 59-jährige Richard Melisch gemacht hat.
    Er hat nun in Wien einen Selbsthilfeverein für ältere Arbeitslose gegründet.
    Er will so die Öffentlichkeit wachrütteln und auch Arbeitsplätze vermitteln.
    Der Name des Vereins?
    Zum alten Eisen.
    Unser Reporter Fritz Besater war gestern Abend bei einem Vereinstreffen dabei.
    Auszüge aus gestern verlesenen Leserbriefen.
    Sobald ich mein Alter, 55, angebe, ist die Antwort immer dieselbe.
    Wir melden uns wieder.
    Doch ein Rückruf erfolgt nie.
    MAM 1100 Wien.
    Oder bin 48 Jahre alt, verheiratet und habe sechs Kinder, bin nach einem Arbeitsunfall arbeitslos, die Folge ist sozialer Abstieg, Minderwertigkeitsgefühl, Geldnot.
    Walter D. Graz oder Hertha Esch, früher Filmkaterin, kommt von einem Vorstellungsgespräch bei der Bundespolizeidirektion Wien zurück, wo sie sich als Putzfrau beworben hat.
    Der Herr sagte mir, ich müsste noch einmal meinen Lebenslauf schreiben und noch einmal zu einem Vorstellungstermin kommen.
    Und dann hat er mir gesagt, wie alt ich bin.
    Ich habe gesagt, 46.
    Nein, habe ich leider keine Chance.
    Höchstens mit 41.
    Selbst im Vorjahr nach einem Konkurs arbeitslos geworden, hat der nunmehr 59-jährige Richard Melisch den Verein Zum Alten Eisen gegründet.
    Sein Einstieg in seinen neuen Vereinsjob erfolgte, nachdem er ein Inserat aufgegeben hatte.
    Selbsthilfe für arbeitslose Männer und Frauen über 45 Jahre.
    Wenn Sie nicht zum Alten Eisen gehören, dann rufen Sie mich doch dort an.
    Und das war an einem Wochenende, Ende November, und da habe ich 88 Anrufe aus dem Raum Wien bekommen.
    Inzwischen hat Menisch bereits mehr als 100 Vereinsmitglieder in ganz Österreich und er kämpft mit der Sozial- und Wirtschaftsbürokratie.
    Was er will, definiert er negativ.
    Wir haben also keine Lust als Verein Händchen halten und Volkstänze aufführen und Bier trinken, sondern wir haben einen einzigen Zweck, das ist möglichst versuchen in Selbsthilfegruppen uns selber Arbeit zu finden beziehungsweise mit den für uns vorgesehenen Stellen und das andere ist aber für diejenigen, die schon
    seelisch so kaputt sind durch die Arbeitslosigkeit, dass sie kaum mehr wirklich selbst aktiv sein können und ins Abseits gerückt worden sind durch unser System, dass wir für die vielleicht doch noch mit Hilfe all der dafür vorgesehenen Stellen Hilfegruppen finden, die sie wieder aufbauen.
    Geplant hat Mielisch unter anderem für die nächste Zeit eine Bürgermeisteraktion.
    Bei öffentlichen Aufträgen sollten möglichst ältere Arbeitslose herangezogen werden, denn, so weiß der aktive Fastpensionist, die Verzweiflung der Betroffenen ist groß, härter Esch.
    Ich möchte auch, ich möchte wieder, dass ich wirklich sagen kann, in der Früh aufstehen und denken, da kann ich jetzt nicht bleiben bis zu meiner Pension.
    Dass ich nicht immer sage, ja um Gottes Willen, geht das jetzt, geht das jetzt nicht.
    Nein, wirklich, ich bin schon so verzweifelt.
    Das ist ein Wahnsinn, wirklich.
    Ich meine, gut, ich habe eine Katze, aber wenn die Katze nicht wäre, ich habe schon oft gesagt, für was lebe ich dann?
    Dann bin ich, ja, für was?
    Auch wenn da jeder sagt, ich bin blöd, meine ich.
    Aber das ist die Verzweiflung.
    Ein Außenstehender merkt das gar nicht so.
    Und ich werde auch vielleicht wirklich ein Buch, irgendein kleines, und wenn das vielleicht 30, 40 Seiten sind, wie das ist, was du für ein Gefühl hast und so eigentlich.
    Die 46-jährige Frau, die hofft, kommende Woche einen neuen Arbeitsplatz zu bekommen, hat ihre persönliche Not in ein kleines Gedicht verfasst.
    Es vergangen so viele Tage und ich habe immer noch keine Arbeit.
    Jeder Tag das gleiche Ziel, weil ich keinen haben will.
    Ich bin schon traurig und nervös.
    46 Jahre, du bist alt, wo gibt es denn das?
    Ich bin jetzt beim Verein zum alten Eisen, was muss ich noch alles tun, um zu beweisen?
    Eine Reportage von Fritz Besata war das.
    Es ist genau halb eins, das heißt eine Minute nach halb eins.
    Falls Sie später eingestiegen sind, eine kurze Zwischenbilanz dieses Mittagsschornals.
    Wirtschaftskammerchef Mardatana verlangt, dass Österreichs EU-Beitritt nicht an den Forderungen der Bauern scheitern darf.
    Auch eine kürzere Laufzeit des Transitvertrages ist für Mardatana nicht ausgeschlossen.
    Der griechische Landwirtschaftsminister Mouraiti rechnet mit einem rechtzeitigen Abschluss der österreichischen EU-Beitrittsverhandlungen.
    In der Steiermark gab es noch nie seit dem Krieg so viele Arbeitslose und wieder keine Medaille für Österreichs Alpine, in Lille haben wir auch heute nicht beim Super-G, der Herren.
    Und vorerst einmal ein Programm-Infos.
    In jeder Milch, in jedem Joghurt und in jedem Fleisch leben zahlreiche winzige Organismen.
    Viele sind für die Menschen gefährlich.
    Das Beispiel Salmonellen zeigt immer wieder, wie kleine Bakterien Lebensmittel vergiften können.
    Wissenschaftler untersuchen auf dem Hygieneinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien ununterbrochen Chargen mit Eiern, Fleisch und Milch und finden immer neue Gefahrenherde.
    Man sucht aber nur, wenn Verdacht besteht, sagt die Tiermedizinerin Alice Kellner vom Institut für Fleischhygiene.
    Zurzeit sucht man nicht nur Salmonellen, sondern auch sogenannten E. coli-Bakterien im Fleisch.
    Beim E. coli sind wir im Moment noch relativ am Anfang.
    Da gibt es vorwiegend Berichte aus dem Ausland, vor allem aus Amerika, dass da ein sehr pathogener E. coli-Stamm aufgetreten ist, wo es auch zu Todesfällen gekommen ist, vor allem bei kleinen Kindern.
    Der ist in unterhitzten Rinderfaschierten aufgetreten.
    Also durch den Genuss von Hamburgern ist es dann zu diesen schweren Vergiftungserscheinungen gekommen.
    Die scharfen Augen aufs giftige Essen heute Abend ab 18.20 Uhr in einem
    Journal Panorama.
    Und was haben wir heute Mittag noch vor?
    Beiträge zu folgenden Themen liegen noch bei uns.
    Die Bundesimmobiliengesellschaft bringt weniger Geld als erwartet.
    In Tirol ist wegen der Bergung einer Fliegerbombe die Inntal-Autobahn gesperrt.
    Griechenland hat einen Handelsboykott gegen Mazedonien ausgerufen und eine Zwischenbilanz der Filmfestspiele in Berlin.
    Das also erwartet sie noch bis kurz vor eins.
    Der österreichische Hausärzteverband hat heute Alarm geschlagen.
    So wie derzeit die gesunden Untersuchungen in Österreich doch geführt würden, könnten schwerste Erkrankungen übersehen werden, etwa Leukämie, so sagen die Hausärzte.
    Ein Bericht von Thomas Böll.
    Jede Österreicherin und jeder Österreicher hat ab dem 19.
    Lebensjahr einmal jährlich den Anspruch auf eine kostenlose Vorsorgeuntersuchung.
    Diese im Allgemeinen Gesundenuntersuchung genannte Überprüfung soll verborgene Gesundheitsmängel offenlegen und für deren rechtzeitige Behandlung sorgen.
    Das derzeit durchgeführte Programm weist aber wesentliche Mängel auf, sagen die österreichischen Hausärzte, die knapp drei Viertel der Gesundheitsuntersuchungen in Österreich durchführen.
    Dr. Rolf Jentz, der Präsident des österreichischen Hausärzteverbandes.
    Tatsache ist, dass es seit 20 Jahren die Gesundheitsuntersuchung in Österreich gibt.
    Sie ist in der Zwischenzeit ein einziges Mal reformiert worden.
    Wenn wir davon ausgehen, dass sich das medizinische Wissen in etwa einem Zeitraum von 15 Jahren verdoppelt, dann finden wir es hoch an der Zeit, dass jetzt die gesunde Untersuchung wieder auf neue Basis gestellt wird.
    Denn es könnte, sagt Dr. Jens, durchaus passieren, dass einerseits typische Erkrankungen unserer Zeit, andererseits aber auch schwerste Krankheiten wie Leukämie bei der gesunden Untersuchung unentdeckt bleiben.
    Denn für Leukämie müssten zwei zusätzliche Blutparameter, nämlich Hämatokrit und Hämoglobin, bestimmt werden.
    So finden wir, dass zum Beispiel zu deinem sinnvollen, gesunden Untersuchungsprogramm unbedingt ein Blutbild dazu gehört, dass unbedingt dazu gehört, ein Sinnestest, zum Beispiel ein Seh- oder ein Hörtest, dass unbedingt ein Status der Wirbelsäule dazu gehört.
    Und natürlich finden wir, dass es durchaus
    auch Recht des Patienten wäre, drauf zu kommen, ob er einen positiven HIV-Test hat oder nicht.
    Also das sollte er zumindest per Wunsch, per seinen Wunsch, angeboten bekommen bei der gesunden Untersuchung in der heutigen Zeit.
    Das Interesse der österreichischen Bevölkerung an diesen immerhin kostenlosen Untersuchungen könnte allerdings durchaus größer sein.
    Nicht einmal ein Zehntel der Bevölkerung nimmt das Recht auch in Anspruch.
    Dazu kommt ein starkes West-Ost-Gefälle.
    War 1992 im letzten komplett erfassten Jahr etwa in Vorarlberg immerhin fast 15 Prozent bei der Vorsorgeuntersuchung, so bildeten Wien und Niederösterreich mit einer Frequenz von nur knapp um die 3 Prozent eindeutig das Ende der Skala.
    Die Eltern präsentierten ihr Kind mit stolzgeschwellter Brust.
    Bundeskanzler und Vizekanzler, Wirtschafts- und Finanzminister traten im März 1992 vor die Presse, um ihre jüngste Idee vorzustellen, die BIG.
    Erinnern Sie sich?
    BIG steht für Bundesimmobiliengesellschaft und dieses bundeseigene Unternehmen sollte Amtsgebäude und Bundeswohnungen einem professionellen Management unterwerfen.
    Im Klartext, es sollte helfen Geld zu sparen bzw.
    sinnvoller als bisher auszugeben.
    Zwei Jahre später gibt es nun ein erstes Gutachten über die Arbeiter-BIG und freundlich ist es nicht ausgefallen, was wiederum Wirtschaftsminister Schüßler als Ressortverantwortlicher für ungerecht hält.
    Fritz Dittlbacher über die BIG, der allein in Wien eine Million Quadratmeter Gebäude und 3.300 Wohnungen gehören.
    Das Gutachten, das eine private Consulting-Gruppe im Auftrag der staatlichen Finanzierungsgarantiegesellschaft erstellt hat, ist kurz gehalten, aber dennoch schwerwiegend.
    Statt einer ursprünglich angestrebten Budgetentlastung durch die effektivere Verwaltung und die Privatisierung von Bundesvermögen komme es zu Mehrausgaben im Baubereich, heißt es da.
    Die Bundesimmobiliengesellschaft habe heute erheblich mehr Spielraum im finanziellen Bereich als ursprünglich konzipiert, heißt es in dem Papier wörtlich.
    Und dies schaffe einen unkontrollierbaren Anreiz zur Schaffung von Immobilienvermögen.
    Im Klartext heißt dies, das was die unter den Fittichen von Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel befindliche Gesellschaft einnimmt, also etwa die jetzt erstmals von Bundesdienststellen zu bezahlenden Mieten, das gibt sie auch sofort wieder aus.
    sehr zum Missfallen des Finanzministers.
    Der sollte nämlich etwa im vergangenen Jahr 800 Millionen Schilling über die BIG ins Budget bekommen.
    Tatsächlich geworden sind es 1.700.000 Schilling, ein Fünfhundertstel des ursprünglich geplanten.
    Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel baue sich mit der Bundesimmobiliengesellschaft eine zweite private Bundesbaudirektion auf, lautet ein Kernvorwurf des Papiers.
    Wörtlich heißt es da, dieses Immobilienvermögen ist dem Einfluss des Bundesministeriums für Finanzen entzogen.
    Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel sieht dies völlig anders.
    Die Bundesimmobiliengesellschaft hat im ersten Jahr höchst erfolgreich gearbeitet.
    Wir haben insgesamt schon 7.000 oder 8.000 Professionisten arbeiten.
    im ersten Jahr abgewickelt, das heißt 50 Wiener Schulen zum Beispiel sind in den Sommermonaten zum Teil bedeutend verbessert worden.
    Und mittels dieser Bundesimmobiliengesellschaft werden zwei Ziele erreicht.
    Einmal ein privatwirtschaftliches Management für den Immobilienbesitz der Republik Österreich.
    Und der zweite Punkt, wir erschließen damit natürlich zusätzliche Finanzmittel, um überhaupt weiterbauen zu können.
    Also wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten fünf Jahren etwa ein Investitionsvolumen von rund 15 Milliarden Schilling, das wir sonst nicht gehabt hätten, realisieren können.
    Über die neu erschlossene Finanzierungsquelle Bundesimmobiliengesellschaft werden die Mittel für den Bundeshochbau heuer um 30 Prozent erhöht, rechnet Wolfgang Schüssel vor.
    Was das in Zeiten der Wirtschaftskrise heißen würde, sei wohl jedem klar, nur eben nicht den Gutachtern der Finanzierungsgarantiegesellschaft.
    Es gibt hier offensichtlich ein uraltes Papier aus Mitte vorigen Jahres, das da jetzt weitergespielt worden ist, wo zum Teil völlig falsche Behauptungen drinnen stehen.
    Diese Bundesimmobiliengesellschaft ist eine ganz kleine, schlagkräftige Truppe, im Moment glaube ich 24 oder 25 Personen.
    Jetzt kommen aus ganz Europa eigentlich die Verwaltungen zu uns, um dieses Modell zu studieren und daraus zu lernen.
    In einem Bereich sieht aber auch Wolfgang Schüssel ein gewisses Nachhinken hinter den selbstgesteckten Zielen.
    Denn die Bundesimmobiliengesellschaft sollte eigentlich nicht bloß Mieten von Bundesdienststellen einheben und verbauen, sondern auch dem Bund gehörende Wohnungen auf den Markt bringen und verkaufen.
    Rund 3.500 Wohnungen in ganz Österreich sind dafür schon seit zwei Jahren außersehen.
    Man kennt die Wohnungen, man kennt die Interessenten, nämlich die bisherigen Mieter.
    Aber geschehen ist bisher noch nichts.
    Das soll sich jetzt ändern.
    Eine zweite Gesellschaft ist nun gegründet worden, die sich speziell mit diesem Wohnungsverkauf beschäftigen soll.
    Starttermin für diesen Privatisierungsschritt ist, nach langer Verzögerung, jetzt sofort.
    Die Verkäufe von Wohnungen an die Mieter können sofort anlaufen.
    Im letzten Jahr war wirklich der Schwerpunkt der Bundesimmobiliengesellschaft auf die Sanierung von Schulen gerichtet.
    Ich meine, das ist eine kleine Truppe, wie ich zuerst gesagt habe, und die können nicht gleichzeitig alles in die Hand nehmen, was vielleicht in den letzten Jahren nicht möglich gewesen ist.
    Aber mein Ehrgeiz ist es schon, dass wir in etwa fünf Jahren von jetzt das Gros dieser Wohnungen wirklich verkauft haben.
    Die Bundesimmobiliengesellschaft wird mit jedem einzelnen Mieter dazu persönlich Kontakt aufnehmen.
    In der allernächsten Zeit.
    In den nächsten Monaten wird die BIG, diese Tochtergesellschaft der BIG, mit den Mietern Kontakt aufnehmen.
    Ob diese Ankündigung aber auch Finanzminister Ferdinand Lazena zufriedenstellen wird, bleibt zu bezweifeln.
    Der hat nämlich mittlerweile einen anderen Plan, hört man aus dem Ministerium.
    Er will die Bundesimmobiliengesellschaft nun ins eigene Ressort bekommen, um den Zufluss ins Budget künftig selbst bestimmen zu können.
    12.41 Uhr, 19 Minuten vor 1.
    Ö3 Verkehrsfunk, die A12, die Inntal-Autobahn ist nach wie vor bei Gramsach in beiden Fahrtrichtungen gesperrt.
    Der Grund in der Nähe wird eine Fliegerbombe geborgen.
    Allzu häufig kommt es ja nun nicht vor, dass etwa 50 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs noch Fliegerbomben geborgen werden und dadurch Autobahnen blockiert sind.
    Bei unserem Mittagschanal Telefon ist nun mein Kollege Robert Unterberger aus Tirol.
    Robert Unterberger, was ist denn da genau los bei Gramsach?
    Bei Kramsach hat man im Rahmen der Flussregulierung des Innen gestern zufällig auf diese Bombe gestoßen, eine 250 kg Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg.
    Das Ganze hat einen sehr interessanten Hintergrund.
    In Kramsach war im Zweiten Weltkrieg eine Versuchsstation sozusagen für Treibstofftests mit der Wunderwaffe V2, sozusagen Hitlers Wunderwaffe, die hier heimlich getestet wurde.
    Und damals wollten die Amerikaner diesen Versuchsstand treffen offensichtlich, haben zwar nur die Eisenbahnlinie erwischt, nicht aber diesen Versuchsstand.
    Und ein Rest dieses Bombardements ist diese 250-Kilo-Fliegerbombe, die jetzt in dieser Minute entschärft wird.
    Hier in Kramsach ist das Ganze ein sehr spannender Augenblick, denn obwohl solche Bomben ja öfter gefunden wurden, bereits in Österreich, ist die Entschärfung, kann nur händisch gemacht werden, mit Hilfe einer Zange, also mit ganz einfachsten Mitteln.
    Sprengstoff-Experten aus Linz sind hier.
    die das in diesen Minuten machen und die Gefahr ist immerhin so groß, dass man einen Kilometer rund um diese Fundstelle hier alles abgesperrt hat.
    Die Autobahn ist unterbrochen, auch der Zugverkehr durch das Inntal und in wenigen Minuten wird es dann soweit sein und die Bombe hoffentlich entschärft sein.
    Das ist der aktuelle Stand.
    Eine kurze Frage noch, Robert Unterweger, hat sich da schon ein größeres Verkehrschaos im Inntal entwickelt?
    Natürlich.
    Also eine Transitroute, die sozusagen von der einen Minute auf die andere abgeschnitten wird, da staut sich es natürlich gleich einmal.
    Das gilt natürlich auch für den Eisenbahnverkehr.
    Aber die Sprengstoffexperten hier sagen, wir versuchen das so schnell wie möglich abzuwickeln, dass wir hier also nicht den Transit durch Tirol da stundenlang aufhalten.
    So wichtig es natürlich auch ist, diese Bombe möglichst rasch zu entschärfen.
    Danke Robert Unterweger mit diesem Live-Bericht aus Tirol.
    Wenig Grund zur Freude gab es also heute wieder.
    Für Österreich ist Alpine Skifahrer und ihre Fans in Lillehammer bei den Olympischen Spielen.
    Das Super-Ski der Herren, heute das vierte Alpine-Skirennen und wieder keine Medaille.
    Für Österreich Günter Mader ist als bester Österreicher nur neunter geworden.
    Der Sieger heißt Markus Wasmeier, kommt aus Deutschland wie Sie wissen und Heinz Brüller hat mit ihm gesprochen.
    Markus Wasmeier, herzlichen Glückwunsch, neun Jahre nach Bormio Olympiasieger.
    Ja, es ist für mich selber überraschend, aber ich glaube, man registriert es erst, wenn einmal ein bisschen Zeit vergangen ist.
    Der Markus ist immer dann da, wenn man mit ihm nicht unbedingt rechnet.
    Ja, vielleicht ist das sogar besser, weil ich bin in den letzten Olympiaden eigentlich immer als Favorit am Start gegangen, Calgary in Super-G.
    Da habe ich vorher alles gewonnen, was zum Gewinner ist und in Albertville, in die Abfahrt, jeden Trainingslauf besser gefahren.
    Und es ist schon hart, als Favoritenrolle vorne mitzufahren.
    Und das ist sicherlich auch für einen Schädel da herinnen unwahrscheinlich schwer.
    Und eben, wenn man zu viel will und zu viel unbedingt erzwingen möchte, dann klappt es einfach nicht.
    Ich habe es gespannt bei der Abfahrt und da ist es auch nicht gegangen.
    Das Geheimnis des Urbayern, Markus Wassmeier, ganz locker drauf, wie immer.
    Ja, locker drauf.
    Es ist schwer, wenn man die Abfahrts praktisch total verhaut hat und eigentlich immer so ein bisschen hingestellt wird.
    Ja, was ist los mit dem?
    Der schafft ja sowieso nix mehr.
    Aber man muss einfach abhaken können, was Vergangenheit war oder was vorbei ist.
    Das hilft nix.
    Man muss immer nach vorne schauen und vor allen Dingen in frohem Mutes und dann geht's.
    Markus Wasmeier also der jüngste Olympiasieger.
    Er hat heute den Super-G der Herren in Lillehammer gewonnen.
    Zweiter war der Tommy Moe aus den USA und dritter die norwegische Hoffnungsschädel André Amod.
    Er hat die Bronzmedaille gewonnen.
    Wie gesagt, der beste Österreicher Günther Marder nur an neunter Stelle.
    Wir kommen nun ins Ausland.
    Vordergründig ist es ein Streit um ein paar Buchstaben und um eine Flagge.
    Und doch könnte er sich zum nächsten und vielleicht schlimmsten Konflikt am Balkan auswachsen.
    Der Streit zwischen Griechenland und dem ex-jugoslawischen Mazedonien, der gestern Abend einen neuen Höhepunkt erreicht hat.
    Die griechische Regierung hat den mazedonischen Nachbarn
    den Zugang zum Hafen Thessaloniki versperrt.
    Ein beispielloser Handelsboykott, der mit einem Schlag rund drei Viertel des mazedonischen Außenhandels kappt.
    Nur mehr Lebensmittel, Importe und Medikamente dürfen doch.
    Griechenland will das unabhängig gewordene Mazedonien nun auf diese Weise dazu zwingen, sich einen anderen Namen und eine andere Staatsflagge zu suchen.
    Mazedonien sei nämlich
    so der Standpunkt Athens, der historische Name einer griechischen Region und schon im Namen des Nachbarlandes zeigten sich Gebietsansprüche an Griechenland.
    Beobachter fürchten nun, dass der bisherige Krieg der Diplomaten sich zum nächsten blutigen Konflikt entwickeln könnte.
    Ein amerikanischer Regierungsspeicher meinte zum jüngsten Schritt Griechenlands, wir sind tief besorgt.
    Veronika Seier berichtet.
    Der Maßnahmenkatalog Griechenlands gegen Mazedonien klingt dramatisch.
    Schließung des Hafens Saloniki über den 85 Prozent des Wirtschaftslebens der früheren Jugoslawischen Republik fließen.
    Die Schließung des griechischen Konsulats in Skopje bedeutet auch die Unterbindung des Personenverkehrs.
    Dies sei die Antwort auf die Politik der feindlichen Propaganda gegen Griechenland, erklärte Ministerpräsident Andreas Papandreou.
    Skopje blockiere die Verhandlungen und lehne die griechischen Bedingungen hartnäckig ab.
    Und die hießen, Änderung des Republiknamens, des Staatswappens und eines Verfassungsparagrafen.
    Sie würden die mazedonischen Ansprüche auf griechisches Land belegen.
    In Skopje tut man die neue griechische Strafaktion eher als theatralisches Säbelrasseln ab.
    Papandreou müsse eben innenpolitischen Gesetzen folgen, kommentiert die Tageszeitung Nova Macedonia.
    Er habe Wahlversprechen abgegeben.
    Jetzt tut er so, als würde er sie einhalten.
    Leider scheitere er an der ausländischen Übermacht.
    Mehr als 60 Staaten haben Mazedonien schon anerkannt, zuletzt die USA, Russland und Australien.
    Die recht verletzliche Wirtschaft Mazedoniens wäre schwer getroffen durch die Schließung der griechischen Lebensadern, würde nicht der albanische Haventurisch als billigere und langfristig politisch einfachere Ausweiche zur Verfügung stehen.
    Die Umorientierung auf Albanien hat noch einen anderen Hintergrund.
    Koppier konnte aus nächster Nähe beobachten, dass Albanien für die NATO eine immer größere Rolle zu spielen begann.
    Schon Mitte 1993 stellte die mazedonische Regierung das Ansuchen um Aufnahme ins Nordatlantische Bündnis und gestern ging ein Brief an Generalsekretär Wörner ab.
    Mazedonien will an der Partnerschaft für Frieden teilnehmen.
    Die staatliche Belgrader Nachreichtenagentur TANIUG vermutet, dass Mazedonien mit großer Wahrscheinlichkeit bald ein NATO-Stützpunkt werden könnte.
    Die 300 amerikanischen Blauhelmen Skopje werden als Vorhut betrachtet.
    Und noch eine Belohnung gibt es für den balkanischen Musterschüler.
    Weil die Republik ihren Anteil der jugoslawischen Schulden 107 Millionen Dollar an die Weltbank zur Gänze zurückgezahlt hat, erhält Skopje jetzt einen neuen 100-Millionen-Dollar-Kredit.
    Allerdings mit harten Auflagen.
    strikteste Währungspolitik, ein Inflationsbekämpfungsprogramm, das die Löhne niedrig und die Preise hoch hält und kaum neue Arbeitsplätze schafft.
    Aber wir werden das durchstehen, meinte Lubczo Georgiewski von der mazedonischen Oppositionspartei IMRO.
    Alles ist besser als Krieg.
    Veronika Seyer hat aus Belgrad berichtet.
    Recht bedeutungsschwer geben sich heuer die 44. internationalen Filmfestspiele in Berlin.
    Buddhismus, Homosexualität und Ehes werden in den eingereichten Filmen abgehandelt und zwar meist durchaus mit dem Anspruch, auch ein Massenpublikum zu erreichen und kommerziell erfolgreich zu sein.
    Unter den meistbeachteten Anwärtern auf den goldenen und silbernen Bären sind Bertolucci's Kleiner Buddha, die kubanisch-amerikanisch-spanische Produktion Erdbeer und Schokolade, das Flugzeugabsturztrama Fearless sowie Hollywoods erste Auseinandersetzung mit dem Thema AIDS Philadelphia.
    Österreich ist bei dieser Berlinale mit dem Musikfilm The Bands zwar nur in einer Nebenreihe vertreten, hat aber diese Woche bei einem gut besuchten Empfang auf sich aufmerksam zu machen versucht.
    Aus Berlin jetzt ein Zwischenbericht von Hans Langsteiner und Karin Bauer.
    So seriös wie heuer haben sich die Filmfestspiele von Berlin schon lang nicht mehr gegeben.
    Europäisches Kunstkino und prononciert ernste Filmthemen wie die Suche nach Lebenssinn und Gerechtigkeit sollen wohl auch ein Festival legitimieren helfen, das in Zeiten allgemeinen Sparwillens in arge Finanznöte geraten ist und um staatliche Subventionen bangen muss.
    Selbst Hollywood mag da nicht abseits stehen und zeigt in Berlin, dass es mit lang gehüteten Tabus bricht, wenn auch halbherzig.
    Der bald auch in Österreich anlaufende Aids-Film Philadelphia etwa zeigt zwar erstmals HIV-Infektion und Homosexualität mit Millionenbudget und Starbesetzung auf der Kinoleinwand, verpackt diese heikle Thematik aber sicherheitshalber in ein konventionelles Gerichtssaldrama.
    in dem Denzel Washington als Anwalt die Entlassung eines AIDS-Krankenberufskollegen bekämpft.
    Den spielt Jungstar Tom Hanks, der die kommerzielle Aufbereitung dieses Themas bei einer Pressekonferenz in Berlin entwaffnend offen begründete.
    AIDS ende eben vorhersehbar mit dem Tod und das sei keine Konkurrenz mit Kassenschlagern wie Wayne's World, Mrs. Doubtfire oder Free Willy.
    The story line behind getting AIDS is a very tragic one.
    You get AIDS, you get sick and then eventually you die.
    That is not a compelling enough story.
    Die bewährte Dramaturgie des Gerichtsprozesses nützt auch der preisverdächtig packende englisch-irische Streifen In the Name of the Father.
    Die wahre Geschichte eines politisch motivierten Justizirrtums.
    jenes in England sehr viel diskutierten Falles der Guildford Four, vier Iren, die 15 Jahre lang zu Unrecht als IRA-Terroristen im Gefängnis saßen.
    Gary Conlon, einer der vier, auf dessen Autobiografie der Film beruht, hatte als berlinale Gast für die britischen Gefängnisse nur bittere Worte übrig.
    Sie könnten das Wort Resozialisierung nicht einmal aussprechen, geschweige denn anwenden.
    I'd just like to say one thing.
    British prisons don't incorporate the word rehabilitate.
    Simply because they can't spell it, never mind use it.
    Ebenfalls für einen Berlinale-Bärengut ist der jüngste Film des renommierten Polen Krzysztof Kieślowski, Drei Farben Weiß, die Fortsetzung einer mit Blau begonnenen Filmtrilogie über die französischen Landesfarben.
    Der überraschend komisch geratene Streifen erzählt von der Rache eines polnischen Schiebers an seiner geschiedenen französischen Ex-Frau.
    Für Kieślowski als Beweis für die Unmöglichkeit menschlicher Gleichheit.
    Auch Frankreich steuerte preiswürdiges bei, etwa die zweite Regiearbeit der noch unbekannten Regisseurin Toni Marschl.
    Unter dem Titel Leichtverdächtig schildert sie den Alltag einer höchst emanzipierten Polizeidetektivin, für Marschl kein Frauenfilm, sondern ein Streifen über Universelles, über Männer und Frauen mit Freiheiten und Grundsätzen.
    Eine emanzipierte Frau verkörpert schließlich auch Christiane Hörbiger in der deutschen Komödie »Alles auf Anfang«.
    Bei einem Interview bracht die Schauspielerin bei diesem so ernsten Festival eine Lanze für den klassischen österreichischen Humor.
    die die Pointen und die Menschen beobachten und so mit einem wunderbaren Wortwitz befrachten und trotzdem zu einem befreienden Lachen den Leser bringen, da sehen sie schon, dass das selbstverständlich auch die osteuropäische jüdische oder wiener Kultur ist, die schon mit zum humorvollsten gehört, was es gibt.
    Sechseinhalb Minuten vor eins, das Mittagsschanal geht langsam dem Ende zu und was nicht mit Nachrichten begonnen hat, hört nun trotzdem mit Nachrichten auf.
    So herrscht doch noch Ordnung hier.
    Ferdinand Olbert hat die Schlussnachrichten geschrieben, Nikolaus Riemerschmidt liest sie.
    Die Bundeswirtschaftskammer ist für Kompromisse in den EU-Beitrittsverhandlungen.
    Präsident Madatana sagte heute, für die Bauern würde auch eine zweijährige Übergangsfrist reichen.
    Ein längerer Zeitraum wäre für die Wirtschaft sogar schädlich.
    Die Bauern verlangen ja längere Übergangsfristen.
    Madatana meinte, er habe zwar Verständnis für die Existenzsorgen der Bauern, ein rascher EU-Beitritt dürfe dadurch aber nicht verhindert werden.
    Auch bei der Laufzeit des Transitvertrages seien Kompromisse möglich.
    Es sei nicht so wichtig, ob der Vertrag noch zwölf oder nur neun oder zehn Jahre laufe, meinte Madatana.
    Das ÖVP-Präsidium tritt einstimmig für die ehestmögliche Teilnahme Österreichs an der Europäischen Union ein.
    Voraussetzung sei aber ein erfolgreicher Abschluss der Beitrittsverhandlungen mit voller Wahrung der österreichischen Interessen, heißt es in einem Beschluss des ÖVP-Präsidiums.
    Landwirtschaftsminister Fischler ist mit den Expertengesprächen in Brüssel unzufrieden.
    Fischler meinte, in letzter Zeit gebe es dabei eher mehr als weniger Probleme.
    Dadurch würden die Anforderungen an die Politiker noch größer.
    Der griechische Landwirtschaftsminister Moraitis ist ebenfalls der Ansicht, dass Österreichs Agrarprobleme mit der Europäischen Union nur politisch gelöst werden können.
    Moretis hält sich derzeit in Wien auf.
    Griechenland hat ja in der ersten Hälfte 1994 den Vorsitz in der Europäischen Union inne.
    Moretis rechnet damit, dass die Verhandlungen zeitgerecht bis zum 1.
    März abgeschlossen werden.
    In der Steiermark gibt es die meisten Arbeitslosen seit Kriegsende.
    Insgesamt sind 52.000 Personen ohne Beschäftigung.
    Die Arbeitslosenquote in der Steiermark betrug im Jänner durchschnittlich 11,7 Prozent, in der Südsteiermark sogar fast 20 Prozent.
    Jeder vierte Arbeitslose war bereits seit mehr als einem halben Jahr vorgemerkt und gehörte damit zu den Langzeitarbeitslosen.
    Das Wetter heute Nachmittag oft sonnig.
    Inveradlberg und Tirol bewölkt und mitunter leichter Schneefall.
    Temperaturen zwischen minus sieben und minus einem Grad.
    Das Mittagsschanal ist vorbei.
    Die nächsten Schanale gibt es um 17 Uhr auf Ö3 und ab 18 Uhr auf Österreich 1, dann auch mit dem Schanal Panorama.
    Bis dahin erfahren Sie das Neueste aus den ORF Nachrichten.
    Für das Schanal-Team, Robert Kohherr an den Reglern, Lois Glück Regie und Armin Wolfer Mikrofon, verabschiede ich mich.
    Schönen Tag noch.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1994.02.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Mitwirkende: Lenger, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1994.02.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Klima und Wetter ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Das ist die Fliegerbombe von Kramsach
    Datum: 1994.02.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Lillehammer: Medaille für Markus Wasmeier
    Datum: 1994.02.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neuer Krisenherd Mazedonien
    Datum: 1994.02.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kurzmeldungen
    Datum: 1994.02.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1994.02.17
    Spieldauer 00:55:59
    Mitwirkende ORF [Produzent]
    Datum 1994.02.17 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-940217_k02
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