Mittagsjournal 1994.03.24

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Marker
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Italien vor der Wahl.
    Wir fassen eine bemerkenswerte Fernsehkonfrontation zwischen Berlusconi und Oketo zusammen.
    Österreich vor einem EU-Beitritt.
    Wir informieren über die Folgen für die Wirtschaft, wenn es damit nicht klappen sollte.
    Und Muster & Co vor dem Davis Cup Spiel gegen die Deutschen.
    Wir berichten nicht nur, wer nun genau gegen wen antreten wird, sondern auch über die Medienberichterstattung in Deutschland vor diesem Davis Cup Spiel.
    Die weiteren Schlagzeilen, alarmierendes Ansteigen des Drogenkonsums an den Schulen in Österreich, radioaktive Stahlschlacke aus Südafrika sollte nach Kärnten kommen, drastische Verschärfung der Ausländergesetze in der Schweiz, lassen sich Asyl- und Flüchtlingsprobleme durch eine einheitliche europäische Politik lösen,
    die Rolle des ägyptischen Fundamentalismus und Psychotherapie und die Justiz in den Vereinigten Staaten vor dem Hintergrund von Recovered Memory, der Wiederentdeckten Erinnerung.
    Das wären die geplanten Inhalte des Mittagsjournals, zu dem Sie Herbert Dobrowolny begrüßt.
    Am Beginn bieten wir Ihnen wie immer den Überblick über das Weltgeschehen.
    Elisabeth Manners hat die Nachrichten geschrieben, die nun von Josef Wenzel-Hnatek gelesen werden.
    Österreich.
    Bayerns Ministerpräsident Stoiber kritisiert Großbritannien und Spanien im EU-Streit.
    Stoiber sagte, beide Parteien verstießen gegen den Geist der EU.
    Wichtiger als die Sperrminorität im Ministerrat sei aber der Beitritt Österreichs zum 1.
    Jänner 1995.
    Kritik an Großbritannien wird auch von Seiten der schottischen Nationalpartei geübt.
    Alex Salmond, der Vorsitzende der schottischen Nationalpartei, hat sich mit einem Brief an Bundeskanzler Franitzki gewandt.
    In dem Schreiben distanziert sich Salmond in seiner Funktion als Vorsitzender der zweitstärksten Partei Schottlands von der Haltung der Regierung Major.
    Auf einem historischen Bazar in Istanbul ist ein Bombenanschlag verübt worden.
    Mindestens vier Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.
    Der Sprengsatz war in einer Damantoilette detoniert.
    Als mutmaßliche Bombenleger werden drei Frauen und ein Mann gesucht.
    Weitere Einzelheiten sind derzeit nicht bekannt.
    Es blieb auch unklar, ob sich unter den Verletzten in Istanbul ausländische Touristen befinden.
    Mexiko
    Ein Attentat erregt die Öffentlichkeit in Mexiko.
    Der Präsidentschaftskandidat der Regierungspartei, Lulz Donaldo Colosio, wurde bei einer Wahlkampfveranstaltung in Tijuana ermordet.
    Eine Notoperation blieb erfolglos.
    Der Politiker starb kurz nach dem Schussattentat.
    Zwei mutmaßliche Täter wurden festgenommen.
    Ihr Motiv ist noch unbekannt.
    In Mexiko finden am 21.
    August Präsidentenwahlen statt.
    Griechenland.
    Im Hafen von Piraeus ist ein Kreuzfahrtschiff in Brand geraten.
    Passagiere waren zu diesem Zeitpunkt nicht an Bord.
    Die Besatzung konnte das brennende Schiff rechtzeitig verlassen.
    Verletzt wurde niemand.
    Das Schiff mit dem Namen Palas Athene, der Riederei Epirotiki, soll ins offene Meer geschleppt und versenkt werden.
    Die Ursache des Unglücks ist derzeit nicht bekannt.
    Der Hafen von Piraeus war stundenlang blockiert.
    USA.
    In den Vereinigten Staaten hat sich ein schweres Flugzeugunglück ereignet.
    Bei dem Zusammenstoß eines Kampfbombers mit einem Transportflugzeug in North Carolina wurden mindestens 15 Menschen getötet, 82 verletzt.
    Über die Ursache des Unglücks herrscht noch Unklarheit.
    Russland.
    Zwei russische Atom-U-Boote sind heute zusammengestoßen.
    Die Nachrichtenagentur ITAR-TASS beruft sich auf das Oberkommando der russischen Flotte.
    Dabei ist von kleineren Schäden die Rede.
    Die Besatzungen sollen wohlauf sein.
    Angeblich blieben auch die Atomwaffen an Bord der Schiffe unversehrt.
    Weitere Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt.
    Soweit die Meldungsübersicht.
    Andreas Thiesner kann Ihnen nun von milder Stürmischheit berichten.
    Wild ist es zwar heute, die Temperaturen sind mancherorts schon über 20 Grad gestiegen und sie steigen weiter.
    Doch die milde Luft kommt mit stürmischem Wind, wie schon gehört, und nicht nur die Temperaturen legen zu, sondern auch der Wind.
    Im Donauraum sind jetzt am frühen Nachmittag Spitzen um 100 Kilometer pro Stunde zu erwarten, auf den Bergen über 130 Stundenkilometer.
    Und sehr kräftig bleibt der Wind auch morgen.
    Zum Wochenende kühlt es ab und es wird unbeständig.
    Die aktuellen Meldungen in Wien, Wolkig 21 Grad, Westwind bis 60 Kilometer pro Stunde, Eisenstadt-Staggbauberg 19 Grad, Westwind 15 Kilometer pro Stunde, St.
    Pölten-Wolkig 18, Südwestwind bis 50 Kilometer pro Stunde, Linz-Staggbauberg 19, West bis 80, Salzburg-Staggbauberg 20, Nordwestwind bis 60, Innsbruck-Heiter 23 Grad, Westwind bis 65 Kilometer pro Stunde, Bregenz-Wolkig 17 Grad, Graz-Staggbauberg 13 und Klagenfurt-Staggbauberg 14 Grad.
    und zwischen 19 und 25 Grad Temperaturen heute Nachmittag.
    Der Wind bringt die Wolken und er verbläst sie aber auch.
    Zumindest für einige Zeit sollte es jetzt überall sonnig sein, also auch in den bislang bewölkten Teilen Süd- und Ostösterreichs.
    Im Lauf des Nachmittags aber ziehen Regenschauer heran, und zwar zunächst nördlich des Alpenhauptkamps.
    Während der Nacht regnet es allmählich überall in Österreich.
    Morgen Freitag Regen noch, besonders am Vormittag in Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Oberösterreich, sonst nur vereinzelt.
    Es wird wechselnd bewölkt sein morgen, zwischendurch kommt die Sonne hervor und es bleibt windig.
    Die Temperaturen morgen früh 4 bis 9 Grad und tagsüber zwar mild, aber nicht mehr so warm, Höchstwerte 10 bis 17 Grad.
    Und am Samstag unbeständig vom Westen her breitet sich der Regen über ganz Österreich aus.
    Am Nachmittag könnte es sogar einzelne Gewitter geben und die Schneefallgrenze sinkt unter 1000 Meter.
    Es wird also feuchter und kühler.
    Zwölf Uhr und sechs Minuten war es soeben.
    Schulen werden zunehmend zu Umschlagplätzen für Drogen.
    Jeder fünfte Schüler in Österreich hat schon einmal Drogen probiert.
    In Krems diskutieren seit heute früh Psychologen mit Eltern, Lehrern und Schülern, wie man verhindern kann, dass das Drogenproblem an den Schulen ausufert.
    Schon elfjährige Schüler versuchen nämlich der Realität durch Drogen zu entfliehen.
    Edith Bach, König und Claudia Schwab haben recherchiert.
    Wenn ihr in der Schule seid, ist es ein Problem Drogen zu kriegen?
    Das glaube ich nicht.
    Nein, ich glaube, das Problem ist einzunehmen, wenn die Lehrer zuschauen.
    Ich habe kein Age und ich kriege sicherlich auch keine Trips und so.
    Nein, ich habe keine Ahnung, wofür es den Lehrern auffällt.
    Aber ich meine, die Leute verkaufen sie nicht öffentlich.
    Die stellen sich nicht vor das Konferenzzimmer und sagen, ja, ich verkaufe jetzt Trips, ich weiß.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass in der Schule Leute sitzen, die, so wie das Image sagt, einfach durch Neugierde und so, sondern die wissen halt genau, ich rauche einen Ofen, bin dann gut drauf und das war's.
    Sie nehmen Beruhigungsmittel, um die Prüfungsangst zu überwinden, Aufputschmittel für die Konzentration und Drogen, die die Wahrnehmung verändern, LSD, Ecstasy, Haschisch, sogar manchmal Heroin.
    Der erste Schritt ist oft der Medikamentenschrank der Eltern.
    Von ihnen lernen sie, dass man mithilfe der Chemie das Leben leichter bewältigen kann.
    Gerade zu diesen leicht verfügbaren Mitteln greifen schon Kinder nach der Volksschule, sagt der Wiener Psychologe Max Friedrich.
    Zu mir persönlich an die Klinik, die Kinderneuropsychiatrie in Wien, kommen immer wieder Kinder, leider Gottes immer jünger werdende Kinder, also 11- bis 12-Jährige, die bereits mit Drogen in Berührung gekommen sind.
    Und so ist mein Ziel, vor allem als Kinderpsychiater, mich stark der Prävention zu widmen.
    Das heißt also, dass wir nicht früh genug intensiv beginnen können, Jugendliche aufzuklären und vor Gefahren zu warnen.
    Der Psychologe meint mit Aufklärung nicht strafen, sondern mit den Kindern und Jugendlichen reden, ihnen zuhören und gemeinsam Konflikte bewältigen.
    Schwierig für die Schüler aber ist ein Vertrauensverhältnis gerade zu den Lehrern in der Schule aufzubauen.
    Ich meine, da geht man zuerst zu den Eltern und wenn man nicht zu den Eltern geht, geht man auf jeden Fall zu den Freunden.
    Ich glaube, die Letzten sind die Lehrer, zu denen man gehen würde.
    Ja, wirklich.
    Ich meine, solche Soren Vertrauen, glaube ich, hat man wirklich nicht in die Lehrer.
    Die Schüler trauen den Lehrern einfach nicht zu, dass sie sich mit Drogen auskennen.
    In einem ersten Suchtberatungskurs in Schlosshofen in Vorarlberg können die Lehrer dieses Defizit aufholen.
    Die ersten 22 akademisch geprüften Drogenberater haben soeben ihren Abschluss gemacht.
    Die Schüler können sich an diese Vertrauenslehrer wenden, ohne Sanktionen von oben fürchten zu müssen.
    Er bietet etwa professionelle Beratung an.
    Eine ist die Drogenberatungszentrale Dialog in der Hegelgasse 8 in Wien.
    Die Psychologin Beate Thomas sagt, die Zahl der Hilfesuchenden ist enorm angestiegen in den letzten Jahren.
    Sie kritisiert, dass ein, zwei Aufklärungsstunden in der Schule nichts bewirken.
    Ich denke, dass man in der Schule sehr wohl was machen kann.
    in dem ein angenehmes Klima gefördert wird, wo es zum Beispiel zu extremer Prüfungsangst gar nicht kommen muss.
    Die Beratung ist in allen Landeshauptstädten kostenlos und anonym.
    Die Telefonnummer der Drogenberatungsstelle in Wien in der Hegelgasse 8, 512 01 81.
    Je näher sich die Legislaturperiode dem Ende zuneigt, desto größer wird der Druck auf Regierung und Parlament, einige geplante Gesetze noch rechtzeitig vorher abzuschließen.
    Eines davon ist das Tiertransportgesetz.
    Es wurde bereits im Mai des Vorjahres vom Ministerrat abgesegnet, mit dem Plan, dass es Anfang dieses Jahres in Kraft treten soll.
    Davon ist man allerdings Ende März noch weit entfernt.
    Denn trotz eines Konsenses auf Regierungsebene können sich die Parlamentarier nun nicht auf eine gemeinsame Vorgangsweise einigen.
    Seit Monaten wird das Gesetz im Ausschuss diskutiert, bisher ohne Erfolg.
    Heute haben die Abgeordneten einen neuen Versuch gestartet, Ingrid Thurnherr berichtet.
    Als im Mai 1993 das Tiertransportgesetz den Ministerrat passierte, da gab es auf dem frühlingshaften Ballhausplatz in Wien Jubelstimmung unter einigen Tierschützern, die sich vor dem Bundeskanzleramt zu einer Kundgebung eingefunden hatten.
    Sie konnten damals allerdings nicht ahnen, dass aus dem geplanten Inkrafttreten am 01.01.1994 nichts werden würde.
    Und so wie es jetzt aussieht, ist ja nicht einmal mehr auszuschließen, dass die mühsam auf Ministerebene ausgehandelte Regelung überhaupt verfällt, dann nämlich, wenn es in dieser Legislaturperiode nicht mehr gelingt, das Gesetz durchs Parlament zu bringen.
    Zwei Punkte sind es im Wesentlichen, die im heute Vormittag tagenden Unterausschuss zum Verkehrsausschuss heftig umstritten sind.
    Und zwar die beiden Kernpunkte des geplanten Gesetzes, um die ohnehin schon lang genug in der Regierung gerungen worden war.
    Demnach darf ein Tiertransport zum Schlachthof nicht länger als sechs Stunden inklusive Ein- und Ausladen dauern und die Reise darf nicht mehr als 130 Kilometer weit führen.
    Diese beiden Bedingungen, über die zwischen Verkehrsminister Viktor Klima und Landwirtschaftsminister Franz Fischler ursprünglich Einvernehmen bestanden hatte, wackeln jetzt wieder, und zwar vor allem auf Betreiben der ÖVP.
    Bei den EU-Beitrittsverhandlungen habe sich nämlich herausgestellt, dass die 130-km-Grenze, innerhalb der ein geeigneter Schlachthof angefahren werden muss, EU-widrig sei.
    Das sei auch durch ein geeignetes Gutachten des Völkerrechtsbüros untermauert.
    Und da habe es wohl wenig Sinn, ein Gesetz zu beschließen, das bei Inkrafttreten oder durch Übergangsfristen ohnehin verzögertem Wirksamwerden EU-widrig wäre.
    Vor allem, wenn Österreich dann schon Mitglied der Europäischen Union sei, argumentiert man nun in der ÖVP.
    Die SPÖ-Mandatare kontern mit einer aktuellen Stellungnahme des Verfassungsdienstes im Bundeskanzleramt, der zur Auffassung gekommen sei, die Vorlage sei sehr wohl EU-konform.
    Solange nämlich die Union keine eigenen Regelungen habe, gelten die nationalen Bestimmungen.
    Und in der EU gäbe es derzeit eben noch keine einheitliche Regelung für den Tiertransport.
    Gutachten und Gegengutachten dürften also derzeit die Beratungen im Unterausschuss zum Tiertransportgesetz dominieren.
    Die SPÖ wolle dieses Gesetz aus Prestigegründen unbedingt durchdrücken, heißt es aus der ÖVP, die sich ihrerseits den Vorwurf des Blockierers von der SPÖ gefallen lassen muss.
    Dennoch dringt da ein Hoffnungsschimmer aus dem Lokal 5 im Parlament in Wien, wo zur Stunde beraten und teils lautstark diskutiert wird.
    Denn beim letzten Mal, als die Mitglieder des Unterausschusses in Sachen Tiertransportgesetz zusammengesessen sind, haben sie sich zwar nicht inhaltlich, aber strategisch auf eines geeinigt.
    Heute soll es endlich zu einer Lösung kommen.
    Und aus diesem Optimismus heraus wurde für den Nachmittag ein Verkehrsausschuss angesetzt, der die Gesetzesvorlage dann endgültig plenumsreif machen könnte.
    Ob dieser Optimismus allerdings auch berechtigt war, das ist in diesem Augenblick noch völlig offen.
    Ein Beitrag von Ingrid Thurnherr, 12 Uhr und 13 Minuten.
    Sie hören das ORF-Mittagschanal, nun Bericht aus dem Ausland.
    Die freundliche Schweiz hat auch ein anderes Gesicht.
    Schon traditionell umstritten sind die harten Schweizer Ausländergesetze.
    Vor allem die nicht-europäischen Ausländer haben es in der Schweiz sehr schwer.
    An die 20 Prozent Ausländer leben in der Schweiz über eine Million Menschen.
    Nun hat die Regierung in Bern die Ausländergesetze noch weiter verschärft.
    In Zukunft gibt es extreme Zwangsmaßnahmen zur Abschreckung unerwünschter Flüchtlinge und Asylanten, darunter bis zu neun Monate Vorbeuge und Abschiebehaft, ohne richterlichen Beschluss.
    Aus Genf berichtet Marion Lorenz.
    Bereits in der Vergangenheit musste die Schweiz wegen der harschen Gangart in ihrer Ausländerpolitik viel herbe Kritik, vor allem von Seiten der IG-Nachbarn, einstecken.
    Doch offensichtlich unbeeindruckt von solchen Rügen zogen Bundesregierung und Kantone letzte Woche in Bern die Schraube gesetzlicher Zwangsmaßnahmen gegen unerwünschte Ausländer erneut kräftig an.
    Im Eiltempo wurde ein neues Bundesgesetz durchs Parlament geboxt, das der helvetischen Fremdenpolizei zukünftig eine in vielen Augen fast unheilvolle Machtbefugnis erteilt.
    Verabschiedet wurden vier umfassende Zwangsmaßnahmen, die mit einer Ausnahme erst nach ihrer Vollstreckung überhaupt richterlich zu überprüfen sind.
    So dürfen verdächtig erscheinende Ausländer in Zukunft prophylaktisch ohne richterlichen Befehl bis zu drei Monate lang in sogenannte Vorbereitungshaft genommen werden.
    Wer als Flüchtling oder Tourist seine Papiere nicht in Ordnung hat, einen Schweizer Bürger bedroht oder Angst vor einer Abschiebung äußert, der läuft Gefahr, wie in einem düsteren Regime der nicht-demokratischen Hemisphäre im Kerker zu verschwinden.
    Abgewiesene Asylanten, denen die Zwangsausschaffung aus der Alpenrepublik droht und die verdächtigt werden, deshalb womöglich unterzutauchen, können zukünftig statt einem Monat ein Dreivierteljahr lang in Abschiebehaft gehalten werden.
    Erscheint der Fremdenpolizei ein Ausländer zudem aus einem anderen Grunde verdächtigt, so ist die Befugt dessen Aufenthaltsort und Bewegungsfreiheit willkürlich nach eigenem Gutdünken einzuschränken.
    Und wer als Schweizer Bürger in den unschönen Verdacht gerät, untergetauchte Asylbewerber zu beherbergen, muss mit fremden polizeilichen Hausdurchsuchungen rechnen, die zukünftig auch vor Kirchen und Pfarrhäusern nicht mehr Halt machen.
    Ernst Justizminister Arnold Koller versuchte diese westeuropaweit fast einmaligen Restriktionen als Zwangsmaßnahmen gegen kriminelle Ausländer zu verkaufen, etwa zur Bekämpfung von Drogendealern, Schmugglern oder Geldwäschern, ohne dies jedoch im Gesetzestext zu präzisieren.
    Entsprechend kontrovers bis ablehnend waren denn auch einige Reaktionen.
    Humanitär engagierte Schweizer, Gewerkschaftsvertreter und linksgrüne Politiker sprachen deutlich von Etikettenschwindel und kündigten an, gegen das neue Ausländergesetz das Referendum zu ergreifen, also die umstrittenen, in ihren Augen höchst antidemokratischen Maßnahmen,
    im Nachhinein per Volksabstimmung wieder zu Fall zu bringen.
    Dieses Tauziehen um mehr Härte bzw.
    Liberalität in der Schweizer Ausländerpolitik fällt in eine Periode hochgradig erhitzter Debatten.
    Am 12.
    Juni nämlich sollen die Eidgenossen über die erleichterte Einbürgerung für Ausländer der zweiten Generation abstimmen.
    Im September muss das helvetische Stimmvolk dann über die Annahme einer neuen Strafnorm gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit entscheiden.
    Und eine neue, weit rechts angesiedelte Initiative hat zudem angekündigt, ein Volksreferendum zur Zwangsbegrenzung des Ausländeranteils
    auf 18 Prozent der Schweizer Bevölkerung zu lancieren.
    Liberale Eidgenossen befürchten nun, dass die Berner Bundesregierung in ihrem Bemühen, den fremdenfeindlichen Kräften politisch den Wind aus den Segeln zu nehmen, diese womöglich noch rechtsaußen überholen könnte.
    Soviel von Marion Lorenz.
    Die Asylproblematik ist zuletzt etwas aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt.
    Doch das Problem bleibt.
    Fast 20 Millionen Menschen sind derzeit weltweit auf der Flucht, schätzt das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlingsfragen.
    Und es gibt immer weniger sichere Häfen für sie.
    Österreich zum Beispiel sei gelegentlich keiner mehr, heißt es in einem nun bekannt gewordenen UNHCR-Gutachten.
    Fritz Dittlbacher berichtet darüber und über künftige Ansätze einer gemeinsamen europäischen Asylpolitik.
    Der Anlassfall ist ganz konkret.
    In Deutschland steht gegenwärtig ein iranischer Flüchtling vor Gericht, dessen Asylverfahren abgelehnt wurde, da er bereits vor seiner Ankunft in Deutschland in einem sicheren Staat war, nämlich in Österreich.
    Die deutschen Behörden wollen den Iraner also nach Österreich zurückschieben.
    Der deutsche Verfassungsgerichtshof hat das UNO-Flüchtlingshochkommissariat um ein Gutachten ersucht, ob Österreich ein sicheres Drittland für Asylwerber sei.
    Und die Antwort des Wiener UNHCR-Büros an die Deutschen lautet Nein.
    Stafan Bodemar, Vertreter des UNHCR in Wien, Politiker sicher ist, was würde hier in Österreich mit dem passieren, entweder, dass er
    im Heimatland zurückgeschickt wurde oder irgendwo anders, wo er vielleicht auch durchgereist ist, wo es auch nicht ganz sicher ist, was mit ihm passieren würde.
    Bodemar relativiert allerdings sofort.
    Dieses Urteil würde nicht nur Österreich treffen, sondern mittlerweile so gut wie alle westeuropäischen Staaten.
    Es geht ja um, würde ich sagen, um ein gesamteuropäisches Problem hier, dass man in vielen Staaten und darunter auch Österreich und Deutschland und mehrere andere Staaten
    das sogenannte Drittklausel eingeführt hat.
    Es ist so ein System geschaffen, das nicht unter den Staaten koordiniert ist, sondern einfach auf nationaler Ebene sozusagen Entscheidungen getroffen werden, die denn nicht abgestimmt sind, um sicher zu sein, dass der Asylantrag irgendwo einen sicheren Antrag stellen kann.
    Diese europäische Koordination lässt aber noch auf sich warten.
    Theoretisch verläuft die Asylpolitik der Union bereits auf Schienen.
    1990 wurde das Dubliner Übereinkommen unterzeichnet, dessen Kernsatz lautet, ein Asylantrag in irgendeinem Land in Europa gilt für die gesamte Union und kann damit auch nirgendwo ein zweites Mal gestellt werden.
    Im Vertrag von Maastricht gibt es darüber hinaus die sogenannte dritte Säule.
    Sie umfasst die gemeinsame Innen- und Sicherheitspolitik.
    Ein Abkommen über die gemeinsamen Außengrenzen regelt die Formalitäten beim Grenzübertritt.
    In Arbeitskreisen wird über eine gemeinsame und neue Definition des Flüchtlingsbegriffes nachgedacht.
    Es existieren in der EU bereits gemeinsame Listen über Länder, für die alle EU-Staaten die Visapflicht verhängt oder aufgehoben haben.
    Und etwas ähnliches soll jetzt auch für gemeinsame Definitionen von sicheren Herkunftsländern geschehen.
    Ein Denkansatz dabei ist, zumindest in allen Ländern des Europarates gibt es keine Verfolgung, die einen Asylantrag rechtfertigen würde.
    Doch das alles ist noch im Bereich der Planung, der Diskussion und der Verzögerung.
    Das Dubliner Übereinkommen ist vier Jahre nach seiner Unterzeichnung immer noch nicht ratifiziert.
    Das Abkommen über die gemeinsamen Außengrenzen scheitert am bisher unüberwindlichen Konflikt zwischen Spanien und Großbritannien über Rechte am Flughafen von Gibraltar.
    Und ähnlich zäh ist auch die Lage bei vielen anderen Verhandlungen.
    Während in Brüssel mit einer Verwirklichung einer gemeinsamen Flüchtlingspolitik binnen zwei oder drei Jahren gerechnet wird, ist man in Wien skeptischer.
    Willibald Paar ist Sonderbeauftragter für Flüchtlingsfragen im Innenministerium.
    Und sein Urteil zur EU-Asylpolitik, dahin ist noch ein weiter Weg.
    Österreich würde sich natürlich an allen Beratungen beteiligen, es gäbe aber erst geringe Ansätze und bis dahin müsse man auf nationaler Ebene weitermachen.
    Paars Wunschbild einer europäischen Asylpolitik ist dagegen bereits fest umrissen.
    Das ideale Modell – und das beweisen für Paar Diskussionen und Gesetzesvorhaben von Holland bis Schweden, von Paris bis Bonn – das ideale Modell also einer modernen Asylpolitik sei das österreichische.
    Ob genau jenes aber auch das ist, was UN-HCR-Mann Staffan Bodema vorschwebt, ist fraglich.
    Berichterstatter war Fritz Titelbacher.
    Radioaktive Hochofenschlacke aus Südafrika bestimmt für den Treibacher Chemischen Konzern in Kärnten, sorgt für Aufrebung.
    Die italienischen Hafenbehörden in La Spezia und Triest stießen bei Routinekontrollen auf Container mit radioaktiv verseuchter Schlacke.
    Die Behälter stammten vom südafrikanischen Stahlerzeuge Haifeld.
    Der Inhalt sollte von Treibacher weiterverarbeitet werden.
    Als Strahlenquelle wird Cesium-137 angegeben, eine Substanz, die in der Natur nicht vorkommt.
    Untersuchungen laufen, das Material ist nicht nach Österreich gelangt.
    Bisherige Proben bei Treibacher selbst waren immer in Ordnung.
    Viele Fragen bleiben aber offen.
    Wer ist die Firma Heifeld?
    Was macht Treibacher mit der Schlacke?
    Und warum gibt es überhaupt Kontrollen auf Radioaktivität?
    Fragen, denen Josef Schweizer nachgegangen ist.
    Die Treibacher Chemischen Werke sind eine Tochterfirma der Wienerberger Baustoffe und auch wirtschaftlich ein Sorgenkind.
    Zur Produktpalette der Treibacher gehören Zusätze für die Stahlproduktion, etwa Vanadium, bekannt vom hochfesten Chrom-Vanadium-Stahl.
    Die südafrikanische Schlacke ist besonders vanadiumhältig.
    Ähnliche Qualität liefern nur noch russische Stahlwerke, nicht aber an die Treibacher.
    Die Schlacke entsteht bei der Erzschmelze im Hochofen.
    Das Vanadium bleibt dabei in der Schlacke zurück.
    Die Treibacher beherrschen das Verfahren, das Vanadium daraus zu gewinnen.
    Soweit zum Sinn des Schlackenimports.
    Wer aber ist die Firma Highfield?
    Der Stahlproduzent gehört zum südafrikanischen Goldminnenkonzern Anglo-American.
    Und Highfield ist der zweitgrößte Stahlkocher Südafrikas, etwas kleiner als die heimische Föst und beschäftigt rund 8000 Menschen.
    Treibacher arbeitet seit 20 Jahren mit Haifeld zusammen.
    Auch vierteljährliche Kontrollen bei Treibacher selbst hätten nie etwas ergeben, versichert der technische Direktor Ehrenfried.
    Und in der Bestellung sei die Strahlenfreiheit ausdrücklich festgelegt.
    Aber warum wird überhaupt kontrolliert?
    In der Hochofenschlacke könnte sich natürliche Radioaktivität ansammeln, etwa durch eine Beimischung von Uran zum Eisenerz.
    Cesium-137 kann aber nur aus technischen Quellen stammen, beispielsweise aus Reaktorbrennstäben oder von einem Bestrahlungsgerät aus einem Krankenhaus.
    Dazu Treibacher Werksleiter Reinhard Irow,
    Es handelt sich nicht um Atommüll, sondern es ist ein Stahlwerk, das Ärzte, die unbedenklich sind, Anthrazit, der unbedenklich ist, verwendet und der Verdacht oder die Vermutung liegt zur Stunde nahe, dass Stahlschrote, die eingesetzt wurden, zu hohe Strahlenwerte hatten.
    Das ist das eine.
    Zum zweiten ist das kein Entsorgungsgeschäft, das wir hier betreiben, sondern wir beziehen Wertstoffe, die wir bezahlen, die wir veredeln und weiterverkaufen, und das in einer langjährigen Partnerschaft mit Heifeld.
    Und wir sehen dieses Ereignis, das wir alle sehr ernst nehmen, nicht als einen ausreichenden Anlass, jetzt eine langjährige Partnerschaft und Beziehung auseinandergehen zu lassen und zu sagen, wir hören auf damit.
    Heifeld hat allerdings drei Elektrohochöfen, die allein der Schrottverarbeitung dienen.
    Künftig sollen alle Lieferungen aus Heifeld kontrolliert werden.
    Die Rückstände aus der Vanadiumproduktion von Treibacher werden übrigens auf einer werkseigenen Deponie entgelagert.
    Soweit also Josef Schweinzer mit Antworten auf Fragen, die sich rund um diesen radioaktiv verseuchten Schlackentransport aus Südafrika ergeben haben.
    12.25 Uhr, jetzt kurz zum Sport im Mittagschanal.
    Nicht nur das steirische Unterbremsstätten steht immer mehr im Zeichen des morgen beginnenden Davies Cups gegen Deutschland.
    In der Monsterhalle werden die letzten Arbeiten finalisiert und schon heute Nachmittag werden die ersten Fans erwartet.
    Im Gegensatz zum Fußball ist im Tennis Deutschland ja nicht der traditionelle Rivale, wenn auch im Tennis die Deutschen uns Österreichern um einiges überlegen sind.
    Wie berichtet man nun in Deutschland über den Davis Cup Kampf gegen die Österreicher?
    Gerhard Seyfried hat die Zeitungen gelesen.
    Hauptgesprächsthema unter Deutschlands Sportfreunden ist heute noch der 2 zu 1 Erfolg der Fußballnationalmannschaft über Italien.
    Das Interesse richtet sich jedoch seit Tagen schon auf das Davis Cup Match in Graz.
    Die auflagenstarke Bild-Zeitung setzt seit Beginn der Woche auf Kampfparolen.
    Österreich eröffnet Davis Cup Krieg.
    Diese Schlagzeile bekamen die Leser zum Frühstück serviert.
    Das Massenblatt erregte sich darüber, dass das deutsche Davis Cup Team zunächst nicht in der Schwarzelhalle in Graz trainieren durfte.
    Überdies hätten die Österreicher einen besonders gemeinen Sandplatz gebaut.
    Emotionsfördernd mag das Fußballspiel Eintracht Frankfurt gegen Austria Salzburg gewirkt haben.
    Der Salzburger Erfolg im Europacup lag erst wenige Tage zurück.
    Die allermeisten Zeitungen berichten ausführlich und durchaus sachlich über die Tennisbegegnung, abseits von plumper nationaler Stimmungsmache.
    Es schwingt ein wenig Respekt mit, vor allem vor den Erfolgen Thomas Musters.
    Die Davis Cup-Siegeserie des Alpenbohres aus der Steiermark auf Sand wird hervorgehoben.
    Heimstark und kampfeslustig seien die Österreicher, konziliert das Wochenmagazin Stern in der heutigen Ausgabe.
    Gleichzeitig wird allerdings darauf verwiesen, dass die bisherigen drei Davis Cup Matches zwischen Deutschland und Österreich jeweils zugunsten der Deutschen endeten.
    Wenn der deutsche Team-Captain Niki Bilic die Marschroute ausgibt, wir brauchen wie immer drei Punkte, dann deckt sich das mit der Grundhaltung der deutschen Sportinteressierten.
    Gelassenheit gegen den Gegner aus einem kleinen Land, den man zwar nicht unterschätzen, aber doch im Griff haben sollte.
    Deutschland spielt gegen den Geist von Cordoba und Salzburg, konstatiert heute die Frankfurter Rundschau.
    Vergessen ist die 2-3-Niederlage bei der Fußball-WM 1978 in Argentinien hier noch nicht, wenngleich man sich nicht allzu gerne daran erinnert.
    Horst Koff aus dem kärntnerischen Kühnsdorf gilt als frecher Mundwerksbursche, seitdem er ein zweites Cordoba beschworen hat.
    Das kleine Österreich gegen das große Deutschland, das beflügelt in der Alpenrepublik noch immer die Fantasie, werden derlei Töne in der Qualitätspresse ironisiert.
    Über das in sportlichen Belangen so besondere deutsch-österreichische Verhältnisse hinaus, werden noch drei Dinge als berichtenswert erachtet.
    Geld, Streit und Frauen.
    Das Geld sei es, heißt es quer durch den Blätterwald, das die österreichischen Spitzenspieler ihren Dauerkonflikt beenden ließ.
    Für viel Geld raufen sich's Koff und Muster zusammen, schreibt die konservative Tageszeitung die Welt und meint den zu erwartenden Millionengewinn für die Spieler.
    Der Streit Genüsslich werden wenig schmeichelhafte Zitate des Koffs über Muster und umgekehrt aus früheren Jahren abgedruckt.
    Die Bild-Zeitung brachte das auf die griffige Kurzformel, das Hass-Team, in dem sich die Spieler sogar die Frauen wegnehmen.
    Das Thema Frau kommt in zweifacher Variante vor.
    Einerseits ist zu lesen über die Tatsache, dass Doppelspezialist Alexander Antonitsch eine frühere Freundin Thomas Musters zum Traualltag geführt hat.
    Andererseits sorgt sich die Süddeutsche Zeitung um die Zweierbeziehung zwischen Horst Skow und Ulla Weigersdorfer, die frühere Miss World.
    Sechsmal sei Skow aus der gemeinsamen Wiener Wohnung ausgezogen und jeweils wieder zurückgekehrt.
    Der morgige Tag verspricht Trost.
    Ab da wird wohl endgültig der sportliche Wettkampf unter Tennis-Profis im Mittelpunkt stehen.
    Dieser sportliche Wettkampf ist vor kurzem ausgelost worden.
    Für Österreich spielen im Einzel Thomas Muster und Horst Skov.
    Morgen eröffnet Skov gegen Michael Stich.
    Anschließend Muster gegen Mark Kevin Göllner.
    Samstag dann das Doppel mit Muster-Antonitsch gegen Stich-Kühnen.
    Und Sonntag dann die Einzelmuster gegen Stich und Skow gegen Gölner.
    Das als Ergänzung zu diesem Beitrag von Gerhard Seyfried.
    12 Uhr und 30 Minuten ist es genau.
    Mehr als 35 Millionen Menschen sind in Westeuropa ohne Arbeit.
    Das ist mehr als in der Weltwirtschaftskrise.
    In Spanien liegt die Arbeitslosenrate bei 20 Prozent.
    In Deutschland sind 4 Millionen ohne Job.
    Und auch in Österreich finden eine Viertelmillion Menschen keine Arbeit.
    Noch in den 70er Jahren, sagte Bruno Kreisky, dass wir ein paar Milliarden mehr Schulden weniger schlaflose Nächte bereiten, als ein paar hunderttausend Arbeitslose mehr bereiten würden.
    Heute haben wir in den meisten Ländern Europas beides.
    Hohe Arbeitslosenzahlen und ein hohes Budgetdefizit.
    Was kann die Politik gegen die Arbeitslosigkeit tun?
    Infrastrukturinvestitionen für Europa, Bahn, Telekommunikationsnetze.
    Aber ein wichtiger Punkt sind natürlich auch niedrigere Zinsen.
    Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit in Europa.
    Experten und Politiker suchen nach Wegen aus der Krise.
    Heute Abend um etwa 18.20 Uhr auf Österreich 1 in einem
    Journal Panorama.
    Und nach diesem Programmhinweis auf unser Journal Panorama kurz einige Schlagzeilen für die Beiträge, die wir Ihnen noch bis 13 Uhr bieten.
    Italien vor der Wahl.
    Wir fassen eine bemerkenswerte Fernsehkonfrontation zwischen Berlusconi und Occheto zusammen.
    Psychotherapie und die Justiz in den Vereinigten Staaten vor dem Hintergrund von Recovered Memory, der wiederentdeckten Erinnerung.
    Und Bernd Lötsch wird der neue Direktor des Naturhistorischen Museums in Wien und zwar ab Sommer.
    Vor alldem aber jetzt zur österreichischen Bemühung der EU beizutreten.
    Mit der Einsetzung von zwei Unterausschüssen hatte das österreichische Parlament seine Beratungen über den EU-Beitritt begonnen.
    Bis zum 27.
    April sollen die Beratungen des Beitritts-Bundesverfassungsgesetzes beendet sein.
    Am 5.
    Mai soll das Gesetz dann im Nationalrat beschlossen werden.
    Damit ginge sich rein theoretisch die EU-Volksabstimmung für den 12.
    Juni aus.
    Die Chancen dafür werden aber nur noch auf 50 zu 50 geschätzt.
    FPÖ-Generalsekretär Scheibner forderte eine Zusammenlegung von Nationalratswahl und EU-Abstimmung im Herbst.
    Neues zu einem österreichischen Beitrittsfahrplan gab es heute vom Europäischen Parlament.
    Christian Hunger berichtet.
    Das Europäische Parlament könnte die Frist für einen Abschluss der Verhandlungen über die Sperrminorität bis Mitte April hinausschieben.
    Das hat heute Vormittag der Präsident des Europaparlaments Egon Klepsch bei einem Gespräch mit dem ÖVP-Klubobmann Heinrich Neisser erklärt.
    Das Problem der Sperrminorität berühre nicht den Text der Beitrittsverträge.
    Diese würden schon jetzt ausgearbeitet bzw.
    in alle Sprachen übersetzt werden.
    Der neuerlichen möglichen Fristverlängerung kommt dann Bedeutung zu, falls es am kommenden Wochenende in Griechenland beim informellen Treffen der europäischen Außenminister zu keiner Einigung kommen sollte.
    Neisser war die letzten zwei Tage auch zu hochrangigen Gesprächen in Paris und London.
    In London wurde ihm versichert, dass man nach wie vor an der Erweiterung der Europäischen Union interessiert ist und vor allem Österreich auf keinen Fall schaden will.
    Nach Griechenland wird man mit einem neuen Kompromissvorschlag fahren.
    Danach will Großbritannien in der umstrittenen Frage der Sperrminorität insofern nachgeben, als man bereit wäre, generell die Stimmenanzahl, die zur Verhinderung von Beschlüssen notwendig ist, von derzeit 23 auf 27 anzuheben.
    Für spezielle Bereiche, etwa bei sozialen Fragen, besteht man aber auf der bisherigen Sperrminorität von 23 Stimmen.
    Dabei ist allerdings offen, ob so einem Kompromiss das Europaparlament zustimmen könnte.
    Jetzt konzentriert sich aber vorerst alles auf das kommende Wochenende in Griechenland.
    Wenn es dort keine Einigung gibt, dann wäre noch einmal ein Sondertreffen der Außenminister nach Ostern denkbar.
    Das Europäische Parlament zeigt jedenfalls auch für eine Einigung nach Ostern Flexibilität.
    Soweit Christian Hunger aus Brüssel.
    Für den Fall, dass Österreich der EU beitritt, prognostizieren die Wirtschaftsforscher ein zusätzliches Wachstum der Wirtschaft von zwei Prozent innerhalb von sechs Jahren und ein Plus von 30.000 Arbeitsplätzen.
    Was aber passiert, wenn Österreich nicht der Europäischen Union beitritt?
    Auch darüber haben sich die Wirtschaftsforscher bereits Gedanken gemacht.
    Als erstes gilt natürlich der Umkehrschluss.
    Der zusätzliche Wachstumsschub bliebe aus.
    Ebenso ausbleiben dürfte aber auch der Anpassungsschock.
    Dafür aber wird Österreich auf Dauer mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
    Details von Herbert Huter.
    Wenn Österreich nicht der EU beitritt, wird die Wirtschaft deutlich und auf Dauer hinter der Union zurückbleiben.
    Österreich ist vom Außenhandel viel abhängiger als die Schweiz, die ja nicht einmal dem europäischen Wirtschaftsraum beigetreten ist.
    Und zwei Drittel des Außenhandels spielen sich mit den EU-Ländern ab, vor allem mit Deutschland und Italien.
    Dieser Außenhandel wird durch einen Nichtbeitritt zur EU spürbar behindert.
    Auch die Landwirtschaft hätte Nachteile, denn Österreich muss durch seine Mitgliedschaft beim weltweit gültigen allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen GATT ohnehin die Agrarsubventionen abbauen.
    Die EU als sozusagen Inlandsmarkt für Agrarprodukte wäre dann verloren.
    Generell gilt, der europäische Wirtschaftsraum verpflichtet uns ohnehin, EU-Recht zu übernehmen.
    Wir könnten aber nicht mitbestimmen.
    Wie viel würde der österreichischen Wirtschaft entgehen?
    Professor Fritz Preuß vom Wirtschaftsforschungsinstitut.
    Das macht eine Größenordnung von ungefähr 5 bis 7 Milliarden Schilling aus pro Jahr.
    Warum ist das so?
    Wir sind zwar im EWR, das ist schon wesentlich besser als eine Situation, wie sie die Schweiz hat, aber es gibt Diskriminierungen, die zum Teil eingebildet sind seitens der Unternehmerschaft, zum Teil echt sind.
    Eine echte Diskriminierung ist passiert nach der Ostöffnung.
    Die Europäische Union hat Europa-Verträge mit den Oststaaten Polen, Tschechische Republik, Slowakei und Ungarn abgeschlossen.
    Hier liegt eine echte Diskriminierung vor und das betrifft den Bereich Textilbekleidung, einige Branchen der Metallindustrie, Elektronikbereiche usw.
    Einen Vorgeschmack haben wir durch die Schwierigkeiten in der Textilindustrie ja bereits zu spüren bekommen.
    Als zusätzliche Handelshemmnisse bleiben Grenzkontrollen oder auch der schriftliche Nachweis, dass eine Ware in der EFTA selbst, also in Österreich, ihren Ursprung hat.
    Sonst muss Zoll gezahlt werden.
    Der Standort Österreichs könnte in Gefahr kommen.
    Es werden tendenziell österreichische Firmen in der EU mehr investieren und ausländische Investoren werden sich abschrecken lassen in Österreich zu investieren, weil Österreich nicht ihr Mitglied ist.
    Aber welche Größenordnung das ausmacht, ist sehr schwer festzustellen.
    Es hat sehr viel mit Stimmung und auch Panikmache zu tun, weil zum Teil die österreichischen Unternehmer auch immer verwechseln, dass Österreich im Falle des Nichtbeitritts zur EU nicht praktisch in der Schweizer Situation steckt, sondern wir sind schon eine Stufe höher im europäischen Wirtschaftsraum.
    Trotzdem, Wettbewerbsnachteile bleiben.
    Um die auszugleichen, stehen folgende Maßnahmen zur Verfügung.
    Erstens, eine Abwertung des Shillings.
    Zweitens, eine verschärfte Rationalisierung in den Betrieben selbst.
    Drittens, eine künstlich herbeigeführte Preissenkung.
    Und schließlich viertens, eine deutliche Zurückhaltung bei Löhnen und Gehältern oder sogar eine Lohnsenkung.
    Hier kann man sich vorstellen, dass eben diese Strategien isoliert durchgeführt wären.
    Dann hätte es sicher sozial negative Folgen.
    Eine Abwertung würde zu einer Lohnpreisspirale führen.
    Lohnzurückhaltung hätte natürlich sehr starke Lohneinbußen auf Seiten der Arbeitnehmer zufolge, eine schiefe Einkommensverteilung.
    Die Produktivitätssteigerung würde zwar zu Gewinnen der Unternehmer führen, aber ebenfalls zu einer Absenkung der Lohnquote.
    Und die autonome Wettbewerbsverbesserung, also Preissenkung ohne Druck, ist eher unwahrscheinlich.
    Das heißt, realistisch wären, wenn überhaupt, im Fall einer Nichtteilnahme an der EU, eine Kombination von mehreren politischen Maßnahmen, die aber alle zum Ziel haben, und darüber darf man sich nicht täuschen, die Kosten zu senken, die eben letztlich hinauflaufen, auch die Lohnkosten zu senken und die Löhne zu senken.
    Ein Nicht-Beitritt zur EU wäre wirtschaftlich zwar keine Katastrophe für Österreich, hätte aber eine Reihe höchst unangenehmer Nachwirkungen, die nicht zuletzt im Geldbörsel deutlich zu spüren sind.
    Informationen von Herbert Huter.
    Drei Tage vor den italienischen Parlamentswahlen, die eine neue Ära in der Geschichte der Republik eröffnen sollen, spitzt sich der Kampf der Kandidaten immer mehr zu.
    Die beiden großen Allianzen unter der Führung des Reformkommunisten Achille Oketo im linken und des Medienzahn Silvio Berlusconi im rechten Lager
    überhäufen sich täglich mit Schuldzuweisungen und Verdächtigungen.
    So auch zum Beispiel gestern in der letzten großen Fernsehauseinandersetzung der Spitzenvertreter.
    Silvio Berlusconi und Achille Oketo trafen gestern Abend bei Canale Cinque aufeinander.
    Über das Duell und sein Vorspiel berichtet Andreas Pfeiffer.
    Die Hoffnungen, dass aus den Parlamentswahlen des kommenden Wochenendes eine neue, von einigen Übeln reingewaschene Republik hervorgehen könne, sind in den letzten Tagen gehörig zusammengeschrumpft.
    Denn der Wahlkampf in Italien setzt die altbekannten Traditionen der persönlichen Schuldzuweisung, der Dämonisierung des Gegners und der ideologischen Waffengänge fort.
    Man möchte meinen, das Land befände sich noch in der Zeit des Kalten Krieges.
    Der Medienzar Berlusconi warnt eindringlich vor der roten Gefahr, sein Kontrahent Achille Oketo
    erahnt im Falle des Sieges der Rechtsallianz tiefschwarze Zeiten.
    Die heftigste Schlammschlacht allerdings tobt um Italiens mythische Plage, die Mafia.
    Seit vor einer Woche einige Manager des Firmenimperiums von Berlusconi in den Verdacht geraten sind, mit dem organisierten Verbrechen Drogenhandel und Stimmenkauf zu betreiben, ist es mit aller Fairness vorbei.
    Und so waren gestern nach dem Rücktritt des Anti-Mafia-Präsidenten Violante und der Beschlagnahmung der Kandidatenlisten von Forza Italia kaum versöhnliche Worte zu erwarten, als die beiden Spitzenkandidaten zum Fernsehduell aufeinandertrafen.
    Im heftigen Schlagabtausch der Spitzenpolitiker, der nur durch die obligatorischen Werbeblöcke unterbrochen wurde, war für sachliche Programmdiskussionen wenig Platz.
    Berlusconi holte gleich zur Verteidigungsrede gegen die grassierenden Mafia-Verdächtigungen aus.
    Die Aussagen nicht irgendeines Menschen, sondern des linksgerichteten Anti-Mafia-Präsidenten Violante sind horrend.
    Er hat alle ihm zur Verfügung stehende Staatsgewalt benutzt, nicht um einen Kampf gegen die Mafia zu führen, sondern gegen eine gegnerische Partei, und das im heikelsten Moment des Wahlkampfs.
    Achille Oketo konterte wortgewaltig.
    Er warf seinem Kontrahenten vor, nicht die Mafia, sondern deren rechtsstaatliche Bekämpfer anzugreifen, und wies den Vorwurf einer Lügenkampagne gegen Forza Italia energisch zurück.
    Dottore Berlusconi, Sie müssen zugeben, dass wir die Staatsanwaltschaft nie dazu aufgefordert haben, gegen Ihre Partei vorzugehen.
    Ihre Schwierigkeiten mit der Justiz müssen Sie schon selbst lösen wie jeder Bürger.
    Versuchen wir doch lieber Politik mit neuen Ideen zu machen.
    Doch mit einer Kehrtwende zur Sachlichkeit ist vorerst nicht zu rechnen.
    In einer halben Stunde wird Silvio Berlusconi bei Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro vorsprechen, um gegen die Vorgangsweise der Staatsanwälte energisch zu protestieren.
    Die Stimmbürger unterdessen scheinen des alltäglichen Hickhacks längst müde zu sein.
    Viele sind noch unentschlossen und plagen sich mit dem Verständnis des komplizierten Wahlmodus, den das neue Mehrheitswahlrecht mit sich gebracht hat.
    Drei Tage vor der Wahl ist vom Heraufdämmern einer zweiten Republik kaum etwas zu spüren.
    Zeno Breitenberg war das aus Rom.
    Der neue Chef des Naturhistorischen Museums in Wien heißt Bernd Lötsch.
    Wissenschaftsminister Bussek folgte der Empfehlung einer Berufungskommission und designierte den engagierten Ökologen zum Generaldirektor eines Instituts, in dem grundlegende Reformen dringend erforderlich sind.
    Bernd Lötsch hat Vorstellungen, die kaum einen Stein auf dem anderen lassen werden.
    Wie sehr er das naturhistorische Museum umkrempeln und entstauben will, hat er Gustav Trampitsch verraten.
    Der 52 Jahre alte Bernd Lötsch gilt als einer der engagiertesten Naturschützer Österreichs.
    Sein bevorzugtes Arbeitsgebiet ist seit Jahrzehnten die Humanökologie.
    Immer wieder hat er seine Meinungen mit Nachdruck und öffentlichkeitswirksam vertreten.
    Etwa in der Heimburger Au oder im Streit um das Museumsquartier.
    Er weiß daher, was auf ihn als möglicher Generaldirektor des Naturhistorischen Museums zukommen kann.
    Es gibt drei mögliche Weltuntergangsursachen.
    Die eine ist das Ozonloch, die andere der Klimaeffekt und die dritte die Bürokratie.
    Wobei ich dazu neige, die dritte als gefährlichste zu betrachten, weil sie uns hindert, auf die anderen rechtzeitig zu reagieren.
    Lötsch unterstreicht, dass Teile der Wiener naturhistorischen Sammlungen Weltgeltung haben und dass der Forschung wie bisher breitester Raum eingeräumt werden muss.
    Dennoch sieht er in der modernen Darstellung der Naturkunde die wichtigste und vordringlichste Aufgabe.
    Selbstverständlich werde ich versuchen, nicht bloß ein Nachlassverwalter der Natur dort zu sein.
    Ich sehe mich also sicherlich nicht in der musealen Einsargung ihrer Reste, sondern die naturkundlichen Einrichtungen sind heute die Abgesandten des Lebens in den großen Städten.
    Botschaften der Biosphäre.
    Sie brauchen auch einen Hauch von Abenteuer und ich meine, ich muss die Fenster aufreißen zur Natur.
    Dazu will er erstmals die ehrwürdigen und nunmehr über 100 Jahre alten Mauern des Museums verlassen.
    Ich stelle mir vor,
    dass wir nicht mit teuren Robotern und Computern das Museum füllen, sondern mit begeisterten und begeisternden Museumspädagogen, die im Sommer draußen in der Natur Freilandpädagogik betreiben können und im Winterhalbjahr Schulbetreuung machen.
    Das Museum geht in die Schule, ist eines unserer Konzepte.
    Denn auch in den Bundesländern hat man Anspruch darauf, aus Bundesmitteln getragene Einrichtungen irgendwann zu erleben.
    Und er setzt auch gleich Argumente nach, warum ein naturhistorisches Museum seiner Meinung nach in und mit der Natur leben sollte.
    Wir haben Kinder, die von der Natur abgeschnitten sind.
    Wir haben Sitzlinge in den Hochschulen, die überhaupt kein Lebensgefühl mehr draußen haben.
    Und hier ist natürlich das Museum als Einstiegsdroge in die Natur, ebenso wie die zoologischen Gärten und die Aquarien, die es in Wien gibt, ungemein wichtig geworden.
    meint Bernd Lötsch, der designierte neue Direktor des Naturhistorischen Museums, wie es denn anscheinend hat, wird er noch im Sommer seine neue Funktion antreten.
    Ägyptens Liberale holen erstmals zum Schlag gegen die Fundamentalisten aus.
    So produzieren etwa Ägyptens Filmemacher erstmals Fernsehserien, in denen sie ihre Landsmänner von den Übeln des Terrorismus überzeugen wollen.
    Und die Regierung, die zwar nach wie vor hart gegen die Anhänger von islamisch-fundamentalistischen Gruppierungen vorgeht,
    versucht mit viel Geld Touristen an sichere Ferienorte wie etwa ans Rote Meer zu locken.
    Der Islam-Experte Jamil Abu Nazer von der Universität Bayreuth hält sich zurzeit in Wien für einen Vortrag auf.
    Er glaubt nicht, dass die Fundamentalisten in Ägypten die Macht übernehmen werden.
    Der ägyptische Staat
    Er ist mit diesen Bewegungen seit etwa 40 Jahren konfrontiert.
    Und er hat gezeigt, dass er in der Lage ist, der Lage zu bleiben.
    Auf der anderen Seite hat sich doch der Terrorismus zugespitzt.
    Sicher, und das ist ärgerlich für den ägyptischen Staat.
    unangenehm für die Touristen, die Ägypten besuchen.
    Aber eine große Gefahr für die politische Stabilität in Ägypten besteht meiner Meinung nach nicht.
    Wie weit sind denn diese islamischen Gruppierungen einfach religiöse Bewegungen oder einfach nur ein Sammelbecken für allen politischen Unmut?
    Ich würde sagen, dass die islamistischen Gruppierungen soziale und wirtschaftliche Beschwerden artikulieren, auch politische Beschwerden artikulieren.
    Sie sind also sozialpolitisch motiviert.
    Danach sind sie religiöse Gruppen.
    und sie artikulieren die Beschwerden gegen das vorhandene System im Namen des Islam.
    Und hier liegt die Schwierigkeit für die Machthaber in Ägypten.
    Sie sind auch Muslime, sie bekennen sich zum Islam, sie lehnen aber die Auslegung des Islam, die in den islamistischen Gruppierungen vertreten wird, ab.
    Die Regierung von Präsident Hosni Mubarak
    die ja immer mehr ein Bedrängnisgerät bezeichnet, die islamischen Gruppen als Terroristen.
    Wie weit stimmt denn diese Bezeichnung?
    Ist das einfach ein Versuch von der Regierung, die islamischen Gruppen zu diskreditieren, oder ist da doch etwas Wahres dran?
    Ich glaube, dass die Beschreibung der islamistischen Gruppen als Terroristen
    dass die ägyptische Regierung dadurch das Problem nicht löst.
    Ich halte es für notwendig, dass die Regierung
    versucht, diese Gruppierungen in das politische System nimmt, sodass am Ende sie Teil der normalen politischen Auseinandersetzungen werden, also Teil des politischen Lebens von Ägypten.
    Sie sind der Meinung, man sollte den Dialog zu den islamischen Gruppen suchen, zu den Fundamentalisten und mit ihnen sprechen?
    Ich glaube, im Rahmen des Rechts muss auch die Gruppen verfolgen.
    die Verbrechen verüben, aber im Rahmen des Gesetzes und nicht einfach die Gruppen als Terroristen zu bezeichnen und einfach Menschen in Gefangnis nehmen, die ihre Verpflichtung zu einer Ideologie zeigen.
    Katinka Nowotny sprach mit dem Islam-Experten Jamil Abu Nazratan.
    In Kalifornien hat ein Mann den Psychotherapeuten seiner Tochter verklagt, weil der angeblich in ihr falsche Erinnerungen ausgelöst habe.
    Die Tochter, die den Vater beschuldigt, sie sexuell missbraucht zu haben, erinnerte sich plötzlich in einer Therapiestunde an den Vorfall.
    Recovered Memory heißt dieses Phänomen, das seit einiger Zeit in Amerika diskutiert wird.
    Ein Trauma aus der Kindheit wird perfekt verdrängt und viel später wiedergefunden.
    Solche Erinnerungen reichen sogar aus, um jemanden wegen Mord anzuklagen.
    Doch der Wert dieser Methode mit der alten Erinnerung, wie der wachgerufen wird, ist äußerst umstritten.
    Aus Washington, Constanze Ripper.
    Eileen Franklin hatte ein durchaus normales Verhältnis zu ihrem Vater bis 1990.
    Die Frau hatte bereits selbst Kinder, als sie plötzlich behauptete, ihr Vater habe ihre damals achtjährige Freundin sexuell missbraucht und umgebracht vor ihren Augen.
    Eine abwehrende Bewegung der eigenen Tochter löste eine Flut von Erinnerungen aus, die 20 Jahre lang verloren waren.
    Sie klagte den Vater an.
    Er wurde verurteilt.
    Seit damals erlauben 19 Bundesstaaten Recovery Memory als ausreichenden Grund für eine Strafverfolgung, auch wenn die Tat viele Jahre zurückliegt.
    Mehrere hundert Fälle sind seither verhandelt worden.
    Am stärksten betroffen waren Priester der katholischen Kirche.
    die bereits mehr als 5 Milliarden Schilling an Gerichtskosten und Entschädigungen zahlen musste.
    Aber auch viele Eltern wurden plötzlich verdächtigt, vor Jahren ihre Kinder sexuell belästigt zu haben.
    Diese Eltern haben eine Organisation gegründet, die vor unbegründeten Verdächtigungen warnt und Recovered Memory als Schwindel und Kunstfehler von Psychotherapeuten bezeichnet.
    In vielen Fällen kommen die Erinnerungen nämlich während einer Therapie ans Licht.
    manchmal unter Hypnose, in der Patienten in ihre Kindheit zurückgeleitet werden, manchmal unter Einfluss einer sogenannten Wahrheitsdroge.
    Die Wissenschaft ist gespalten über den Wert von Recovered Memory.
    Studien der einen Seite zeigen, dass tatsächlich viele Opfer, die als Kinder missbraucht wurden, sich Jahre später überhaupt nicht mehr daran erinnern.
    Doch dass diese Erinnerungen nach Jahren plötzlich wieder auftauchen und dann richtig wiedergegeben werden, wird bezweifelt.
    Erinnerung ist kein Faktum, sagen Wissenschaftler.
    Elizabeth Loftus von der Universität Washington hat in einer Versuchsreihe in Erwachsenen falsche Erinnerungen ausgelöst, indem sie ältere Geschwister erfundene Episoden aus der Kindheit erzählen ließ.
    Die Testpersonen waren danach überzeugt, diese Vorfälle selbst erlebt zu haben.
    Daher, so sagt die Elterngruppe, kann Recovered Memory auf keinen Fall als Beweis für eine Verurteilung herangezogen werden.
    Vor einigen Tagen zog ein Mann, der einen Priester beschuldigt hatte, ihn als Bub sexuell belästigt zu haben.
    seine Anschuldigungen zurück.
    Er sei nicht mehr sicher, ob seine Erinnerungen tatsächlich der Wahrheit entsprechen, sagte er.
    In anderen Fällen wurden solche Erinnerungen aber durch unabhängige Zeugen und Beweise bestätigt.
    Damit ist klar, dass recovered memory wahr sein kann.
    Doch in seinem Fall ist es eine ausgemachte Lüge, sagt Gary Ramona, dessen Prozess gegen den Therapeuten seiner Tochter beginnt.
    Sie glaubt nach einer Sitzung unter Einfluss der notorischen Wahrheitsdroge Sodium Amethal
    dass er sie missbraucht habe.
    Es ist nicht wahr, sagt Gary, aber ich habe dadurch alles verloren.
    Meine Frau hat mich verlassen, meine kleineren Kinder darf ich nicht mehr sehen und meine Firma hat mich gefeuert.
    Er hat sich der Elterngruppe angeschlossen, die sich mit Klagen wehren will.
    Garys Prozess ist der erste und er könnte als Präzedenzfall Folgen für Juristen und Therapeuten haben.
    Nach diesem Beitrag von Constanze Ripper nochmals das Wichtigste in Nachrichtenform.
    Somalia Die somalischen Bürgerkriegsparteien haben ein Versöhnungsabkommen unterzeichnet.
    Das Abkommen sieht einen Waffenstillstand und einen Plan zur Bildung einer neuen Regierung vor.
    Die ehemaligen Erzfeinde, Rebellengeneral Aidid und Übergangspräsident Mohammed reichten sich vor versammelten Diplomaten die Hände.
    In Somalia tobte jahrelang ein blutiger Bürgerkrieg.
    Nahe Osten
    Im Hebron, im besetzten Westjordanland, ist es wieder zu Unruhen gekommen.
    Augenzeigen berichten, jüdische Siedler hätten Häuser von Palästinensern beschossen und mit Steinen beworfen.
    In Benachdaten Nablus hätten Besatzungssoldaten auf Bewohner geschossen, zehn von ihnen seien verletzt.
    Russland Im Nordmeer sind zwei russische Atom-U-Boote zusammengestoßen.
    Das berichtet die Nachrichtenagentur ITAR-TASS unter Berufung auf das Oberkommando der russischen Flotte.
    Angeblich ist nur kleiner Sachschaden entstanden.
    Die Atomwaffen an Bord der Schiffe sollen jedoch unversehrt sein.
    Weitere Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt.
    USA In North Carolina hat sich ein schweres Flugzeugunglück ereignet.
    Auf einem Militärgelände stießen bei Übungsflügen ein amerikanischer Kampfbomber und ein Transportflugzeug zusammen.
    Die Piloten der beiden Maschinen konnten sich mit dem Schleudersitz retten.
    Durch herabfallende Teile wurden jedoch auf der Rollbahn 16 Menschen getötet und mehr als 80 zum Teil schwer verletzt.
    Über die Ursache des Zusammenstoßes der Flugzeuge ist noch nichts bekannt.
    Österreich.
    An Österreichs Schulen werden Drogen offenbar zu einem immer größeren Problem.
    Laut Statistik hat jeder fünfte Schüler schon einmal Drogen probiert.
    Schon Elfjährige greifen offenbar immer wieder zu Drogen, Beruhigungs- und Aufputschmitteln.
    Bei einer Tagung in Krems stellten Psychologen, Eltern, Lehrer und Schüler fest, der häufigste Grund für Schüler Drogen zu nehmen seien Prüfungsangst und Stress an den Schulen.
    Die Auslosung für den Tennis-Länderkampf der Davis Cup-Weltgruppe Österreich-Deutschland hat heute in Graz stattgefunden.
    Demnach wird Horst Skow morgen auf Michael Stich treffen, Thomas Muster auf Mark Kevin Göllner.
    Am Samstag gibt es das Doppel Muster-Antonic gegen Stich-Kühnen.
    Das Wetter in Österreich heute Nachmittag, warm und stürmisch, von Nordwesten her allmählich wieder dichte Wolken und Regenschauer.
    Temperaturen heute zwischen 19 und 25 Grad.
    Damit sind wir am Ende von fast einer Stunde Information durch den aktuellen Dienst des Radios.
    Die Regie betreute heute Christl Reis, an den Technikhebeln war Heinz Tranker und am Mikrofon war Herbert Dobrowolny.
    Danke fürs Zuhören, auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Mitwirkende: Manas, Elisabeth [Gestaltung] , Hnatek, Josef Wenzel [Sprecher/in]
    Datum: 1994.03.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Mitwirkende: Tiesner, Andreas [Gestaltung]
    Datum: 1994.03.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Klima und Wetter ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Drogen in der Schule
    Schulen werden zunehmend zu Umschlagplätzen von Drogen. Jeder 5. Schüler in Österreich hat schon einmal Drogen probiert. Interview: diverse anonyme Schüler, Einblendung: Neuropsychologe Max Friedrich, Interview: Psycholgin Beate Tomas.
    Mitwirkende: Bachkönig, Edith [Gestaltung] , Schwab, Claudia [Gestaltung] , Anonym, Schülerin, Schüler [Interviewte/r] , Friedrich, Max [Interviewte/r] , Tomas, Beate [Interviewte/r]
    Datum: 1994.03.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Sucht ; Kinder und Jugend ; Medizin ; Konferenz ; Psychologie ; Bildung und Schulwesen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    UNHCR-Untersuchung - Österreich kein sicheres Drittland, Bodemar zu Asylpolitik in Europa
    Fast 20 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Es gibt immer weniger sichere Häfen. Laut eines UNHCR-Gutachten ist Österreich keiner mehr. Interview: UNHCR Staffan Bodemar.
    Mitwirkende: Dittlbacher, Fritz [Gestaltung] , Bodemar, Staffan [Interviewte/r]
    Datum: 1994.03.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Asyl ; Straftaten ; Exekutive ; United Nations Organization ; Justiz und Rechtswesen ; Reportage ; Interview ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Panorama: Arbeitslosigkeit
    Hinweis auf die Sendung "Journal Panorama" betreffend einer höheren Arbeitslosigkeit als in der Weltwirtschaftskrise. Einblendung: Bundeskanzler Bruno Kreisky, Interview: anonymer Wirtschaftsexperte.
    Mitwirkende: Bornemann, Dieter [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r] , Anonym, Wirtschaftsexperte [Interviewte/r]
    Datum: 1994.03.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wirtschaftspolitik ; Finanzpolitik ; Arbeitslosigkeit ; Vorschau ; Reportage ; Finanzwesen und Kreditwesen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Italien vor der Wahl: TV-Konfrontation Berlusconi-Occetto
    3 Tage vor den italienischen Parlamentswahlen spitzt sich der Kampf der Kandidaten immer mehr zu. Die beiden großen Allianzen unter der Führung des Reformkomunisten Occetto und des Medienzaren Berlusconi überhäufen sich mit Schuldzuweisungen und Verdächtigungen. Einblendung: Spitzenkandidat Achille Occhetto, Einblendung: Spitzenkandidat Silvio Berlusconi.
    Mitwirkende: Pfeifer, Andreas [Gestaltung] , Berlusconi, Silvio [Interviewte/r] , Occhetto, Achille [Interviewte/r]
    Datum: 1994.03.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wahlen ; Fernsehen ; Reportage ; Straftaten ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Die Rolle des ägyptischen Fundamentalismus
    Ägyptens Liberale holen erstmals zum Schlag gegen die Fundamentalisten aus. Die Regierung versucht Touristen an sichere Ferienorte zu locken. Interview: Islamexperte Jamil M. Abun-Nasr.
    Mitwirkende: Abun-Nasr, Jamil [Interviewte/r] , Nowotny, Katinka [Gestaltung]
    Datum: 1994.03.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Interview ; Terror ; Regierung ; Straftaten ; Islam ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kurzmeldungen
    Mitwirkende: Hnatek, Josef Wenzel [Sprecher/in]
    Datum: 1994.03.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1994.03.24
    Spieldauer 00:55:53
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1994.03.24 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-940324_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo