Mittagsjournal 1994.03.19

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Guten Tag, zum Samstag-Mittag-Journal begrüßt Sie Werner Löw.
    Auf unserem Programm unter anderem folgende Themen.
    Die Verurteilung des Massakers von Hebron durch die UNO und was Israel dazu sagt.
    Neue Hochspannung zwischen Nord- und Südkorea bei den Gesprächen über das nordkoreanische Atomprogramm war von Kriegsdrohungen die Rede.
    Das Währungswunder des restjugoslawischen Super-Dinar.
    Aber wie lange wird es halten?
    Und die Frage, was ist los mit Boris Jelzin?
    Außerdem neue Einzelheiten aus Amerika über seinerzeitige Experimente an Menschen mit radioaktiven Stoffen.
    Aus dem Inland der Start einer Europainformationskampagne per Infobus mit dem EU-Botschaft in Österreich.
    Und die Wahrheit über Entenhausen als Thema beim Jahreskongress der Donalgisten, diesmal in Wien.
    Im Kanal zu Gast ist heute die neue Gesundheitsministerin Christa Krammer.
    Zu Beginn aber ein erster Meldungsüberblick, zusammengestellt von Jürgen Pfaffinger.
    Nachrichtensprecherin ist Nina Strählein.
    Vereinte Nationen, die in Ostfriedensverhandlungen könnten schon demnächst wieder aufgenommen werden.
    Nach der Verurteilung des Massakers von Hebron durch den UNO-Sicherheitsrat ist die Bedingung der PLO und der arabischen Staaten für die Fortsetzung der zuletzt unterbrochenen Gespräche erfüllt.
    Ein PLO-Sprecher erklärte, die Verhandlungen mit Israel über die Umsetzung des Gaza-Jericho-Abkommens könnten schon in den kommenden drei Tagen wieder beginnen.
    Die israelische Regierung will noch heute eine Verhandlungsdelegation zur PLO-Führung nach Tunis entsenden.
    Der UN-Sicherheitsrat hat das Massaker von Hebron in der vergangenen Nacht nach tagelangem Tauziehen um den Resolutionstext verurteilt.
    In der Resolution wird auch internationaler Schutz für die Palästinenser in den besetzten Gebieten gefordert.
    In einer weiteren Passage wird Jerusalem ausdrücklich als besetztes Gebiet bezeichnet.
    Die USA haben sich bei der Verabschiedung dieses Punktes der Stimme enthalten.
    Nordkorea, Südkorea Die Spannungen zwischen den beiden koreanischen Staaten haben sich neuerlich verschärft.
    Ein Vertreter der kommunistischen Führung Nordkoreas erklärte, sein Land sei nun zum Krieg bereit.
    Wörtlich meinte er, das mit den USA verbündete Südkorea stehe vor einem verheerenden Inferno.
    Grund der neuen Krise ist die gestern angekündigte Durchführung eines Großmanövers amerikanischer und südkoreanischer Truppen sowie der Abbruch aller Verhandlungen mit Nordkorea.
    Die USA und Südkorea reagierten damit auf die neuerliche Behinderung internationaler Inspektoren bei der Überprüfung von Atomanlagen in Nordkorea.
    USA.
    Der amerikanische Außenminister Christopher ist für die Ausweitung der Europäischen Union auf den Balkan.
    Christopher erklärte nach der gestrigen Unterzeichnung des muslimisch-kroatischen Friedensvertrages in Washington, es wäre wünschenswert, dass der neue Föderationsstaat Bosnien-Kroatien in die Europäische Union aufgenommen werden würde.
    Die amerikanische Regierung will jetzt im griechisch-mazedonischen Konflikt vermitteln.
    Präsident Clinton hat den Diplomaten Matthew Nimitz zum Sondergesandten für Mazedonien ernannt.
    Er soll in einer Sondermission versuchen, den Streit zwischen Mazedonien und Griechenland beizulegen.
    Griechenland befürchtet Gebietsansprüche der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik und fordert eine Änderung des Landesnamens und der Flagge.
    Erst vor wenigen Wochen hat die Regierung in Athen einseitig und ohne jede internationale Rückendeckung ein Handelsembargo gegen Mazedonien verhängt.
    China.
    Der japanische Ministerpräsident Hosokawa ist zu einem offiziellen Besuch in China eingetroffen.
    Hosokawa wird mit der Führung in Peking vor allem über Wirtschaftsfragen erörtern, er will aber auch die Frage der Menschenrechte zur Sprache bringen.
    China erhofft sich von Japan Kredite von umgerechnet mehr als 170 Milliarden Shilling.
    Südafrika.
    Die schwarzen Organisation Inkatha ist von der südafrikanischen Polizei mit Waffen beliefert worden.
    Das geht jetzt aus dem Bericht einer Untersuchungskommission hervor.
    Demnach sollen Polizeibeamte durch die Waffenlieferungen versucht haben, die bevorstehenden ersten freien Wahlen durch gezielte Gewaltakte zu verhindern.
    Die Polizisten sollen auch Terroristen der Inkatha an den Waffen ausgebildet haben.
    Italien.
    In der Nähe von Neapel ist ein prominenter Anti-Mafia-Priester in seiner Kirche ermordet worden.
    Die Attentäter stürmten die Sakristei der Kirche und erschossen den Pfarrer, der sich gerade auf die Messe vorbereitete.
    Der Priester hatte die Öffentlichkeit immer wieder zum aktiven Widerstand gegen die Mafia aufgerufen.
    Türkei.
    Im Südosten der Türkei ist neuerlich ein Terroranschlag verübt worden.
    Vor einem Regionalbüro der Sozialdemokratischen Partei explodierte eine Bombe, 17 Menschen wurden verletzt.
    Kurz nach dem Anschlag wurde ein mutmaßlicher Attentäter festgenommen.
    Er gehört nach Angaben der Polizei zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK.
    Die PKK hatte zuletzt wiederholt damit gedroht, Politiker aller Parteien zu ermorden, um damit die Regionalwahlen am 27.
    März zu verhindern.
    Kanada.
    Ein kanadischer UNO-Soldat ist wegen Kriegsverbrechen zu fünf Jahren Haft verurteilt worden.
    Ein Gericht befand den Blauhelm für schuldig, in Somalia einen 16-Jährigen zu Tode gefoltert zu haben.
    Griechenland.
    In Athen ist ein spektakulärer Kunstraub verübt worden.
    Aus seiner Galerie in der Athener Innenstadt wurden 38 Werke von Pablo Picasso sowie zahlreiche Bilder von Chagall und Matisse entwendet.
    Die Galerie war weder bewacht, noch gab es eine Alarmanlage.
    Der Wert der gestohlenen Kunstwerke ist noch nicht abschätzbar, von den Tätern fehlt jede Spur.
    Und nach den Nachrichten im ORF-Mittagsjournal zum Wetter und damit zur Frage an Gerhard Steiner, wie denn dieses letzte Winterwochenende sein wird, laut astronomischem Kalender ist glaube ich ja morgen Abend Frühlingsanfang.
    Richtig, laut Kalender beginnt der Frühling morgen um 21.28 Uhr.
    Doch das Wetter hält sich an diesem Wochenende zumindest in keiner Weise daran.
    Zwar ist es heute noch mild, morgen strömt aber aus Nordwesten kalte Luft nach Österreich und bringt Schneefall oft bis in die Täler.
    Zurzeit sieht es noch recht frühlingshaft aus.
    In Wien ist es wolkig bei 15 Grad, Südwestwind 25 bis 50 Kilometer pro Stunde, Eisenstadt stark bewölkt 9, St.
    Pölten heiter 13 Grad, Südwestwind 30 bis 60 Kilometer pro Stunde, Linz wolkig 12, Westwind 35 bis 60 Kilometer pro Stunde, Salzburg heiter 11 Grad, Innsbruck heiter 14, Bregenz stark bewölkt 11, Graz wolkig 10 und Klagenfurt wolkig 13 Grad.
    Für kurze Zeit bleibt es noch sonnig.
    In den kommenden Stunden drängen aber von Deutschland her dichte Wolken herein.
    Am Nachmittag wird es besonders im Gebiet zwischen Vorarlberg und Oberösterreich ab und zu leicht regnen.
    Gegen Abend erreichen dann einige Regenwolken auch Ostösterreich.
    In Kärnten und der Steiermark bleibt es dagegen vorerst trocken.
    Der Westwind hält an.
    In Ober- und Niederösterreich wird es sogar noch einiges zulegen.
    In Böen wird er über 80 Kilometer pro Stunde erreichen.
    Bei Nachmittagstemperaturen zwischen 9 und 16 Grad ist es heute noch mild.
    In der Nacht auf morgen kühlt es aber deutlich ab.
    Die Tiefstwerte liegen zwischen 0 und 5 Grad.
    An der Nordseite der Alpen fällt Schnee allmählich bis 500 Meter herab.
    Morgen Sonntag bleibt der Himmel dann bewölkt und in den Alpen schneit es bis in die Täler.
    Auch im Innen-, Mühl- und Waldviertel muss man mit Schnee oder Schneeregenschauern rechnen.
    In Kärnten der Steiermark sowie im Osten Österreich zeigt sich zwischendurch auch die Sonne.
    Regenschauer sind hier besonders am Nachmittag zu erwarten.
    Der Wind wird morgen zwar schwächer, er dreht aber auf Nordwest und wird sehr frisch.
    Die Temperaturen erreichen morgen zwischen 5 und 10 Grad, nur im Süden sind 13 Grad möglich.
    In 2000 Metern kühlt es auf minus 3 bis minus 8 Grad ab.
    Die Sonne wird sich erst zu Wochenbeginn wieder häufiger zeigen.
    Dann lässt auch der Wind nach und die Temperaturen steigen wieder.
    Gerhard Steiner war das und natürlich hat nicht er so lange gebraucht, um die Antwort zu finden auf die Frage, ob morgen der Frühling beginnt.
    Wir hatten da ein kleines technisches Problem.
    Wir bitten um Entschuldigung.
    Der UNO-Sicherheitsrat hat in der Nacht das Massaker von Hebron verurteilt.
    Dadurch kann der Nahostfriedensprozess jetzt weitergehen.
    Schon morgen soll es neue Gespräche geben zwischen Israel und der PLO.
    Der Chef der israelischen Delegation bei den Autonomieverhandlungen wird morgen in Tunis erwartet.
    Er soll ausloten, ob die Palästinenser jetzt bereit sind, erneut über die Selbstverwaltung in Gaza und Jericho zu reden.
    Viel wird davon abhängen, ob sich Israel diesmal wirklich an den Text der Sicherheitsratsresolution hält, anders als bei den UNO-Entscheidungen zur Rückgabe der besetzten Gebiete, die von der Regierung in Jerusalem ja immer noch ignoriert werden.
    Aus Tel Aviv, Martin Wagner.
    Israel hofft, dass die Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen den Weg ebnet zur Wiederaufnahme der Nahost-Friedensverhandlungen.
    Mit dieser Stellungnahme reagiert das israelische Außenministerium auf die Verurteilung des Massakers von Hebron durch den Sicherheitsrat.
    Israel glaubt, der beste Weg, Frieden und Sicherheit für Israelis wie Palästinenser zu erreichen, ist die Wiederaufnahme und Beschleunigung der Verhandlungen über die Umsetzung des Gaza-Jericho-Abkommens.
    Gleichzeitig betont das Außenministerium in der Erklärung, dass Israel weiterhin mit Entschlossenheit gegen Extremisten vorgehen werde und sich der Sicherheit von Israelis wie Palästinensern in den besetzten Gebieten verpflichtet fühle.
    Als nicht akzeptabel wird lediglich bezeichnet,
    das in der Resolution Jerusalem als Teil der besetzten Gebiete genannt wird.
    Jerusalem sei und bleibe die Vereinigte Hauptstadt von Israel.
    Ohne auf die Forderung des Sicherheitsrates nach einer zeitweiligen internationalen Präsenz in den besetzten Gebieten direkt einzugehen, weist das Außenministerium darauf hin, dass man für Stabilität sorgen wolle in Einklang mit dem Grundsatzabkommen.
    Nach israelischer Interpretation schließt das bewaffnete Beobachter aus.
    Das kommunistische Nordkorea hat die Gespräche mit Südkorea über eine Annäherung der beiden Länder jetzt wieder platzen lassen.
    Hintergrund dafür ist der seit Monaten schwelende Streit um das vermutete Atomwaffenprogramm der Nordkoreaner.
    Nordkorea weigert sich nach wie vor, alle Atomanlagen des Landes von internationalen Experten überprüfen zu lassen.
    Zwischen Nord- und Südkorea herrscht wieder einmal Eiszeit, berichtet Jens-Peter Markath.
    Die Gespräche zwischen den Vertretern Südkoreas und Nordkoreas im Grenzort Panmunjom endeten heute mit einem Eklat.
    Nach nicht einmal einer Stunde verließen die Nordkoreaner den Konferenzort.
    Einen neuen Termin für die Gespräche gibt es nicht.
    Auch das für Montag in Genf geplante Treffen zwischen amerikanischen und nordkoreanischen Diplomaten wird ausfallen.
    Der Grund für die neuerliche Funkstille, die gescheiterte Inspektion der nordkoreanischen Nuklearanlagen durch die Prüfer der internationalen Atomenergieorganisation.
    Die nordkoreanischen Behörden haben die Experten nicht alle gewünschten Einrichtungen untersuchen lassen.
    Damit wächst in Südkorea und den Vereinigten Staaten der Verdacht, dass Nordkorea doch entgegen den offiziellen Dementis Atombomben baut.
    Beim Treffen in Panmunjom drohte der südkoreanische Delegierte mit internationalen Sanktionen.
    Das war der Anlass für die Nordkoreaner, den Konferenztisch zu verlassen.
    Doch zuvor sagte der Chef der Delegation noch, Nordkorea sei für einen Krieg mit dem Süden gerüstet, wenn die innerkoreanischen Spannungen zu einer bewaffneten Auseinandersetzung eskalieren.
    Die amerikanische Regierung denkt bereits daran, das zunächst abgesagte Großmanöver-Teamgeist in Korea doch stattfinden zu lassen.
    Auch über den Verkauf amerikanischer Patriot-Raketen an Südkorea werde man nun erneut nachdenken, heißt es in Washington.
    12 nach 12 im ORF-Mittagschanal, wir wechseln ins Inland.
    Nach den drei Landtagswahlen vom vergangenen Sonntag ist in der österreichischen Innenpolitik einiges in Bewegung gekommen.
    In der SPÖ, die bei den Wahlen am meisten verloren hat, gab es eine Reihe von Rücktritten.
    Der für die Bundespolitik wohl bedeutendste war der Rücktritt des Kärntner SPÖ-Chefs Peter Ambrosi.
    Denn Ambrosi wurde durch Gesundheitsminister Michael Ausserwindler abgelöst und dessen Ministeramt übernahm Christa Krammer.
    Eine außerhalb des Burmilands bisher kaum bekannte Politikerin rückte damit in die erste Reihe vor.
    Große Überraschung, großer Medienrummel, aber die Fragen blieben.
    Wer ist die Frau?
    Wie kam sie in die Politik?
    Wie sieht sie ihre neue Arbeit und auch wie sieht sie sich selbst?
    Hans Biesenböck sprach mit Christa Krammer für unsere Samstagsserie im Journal zu Gast.
    Frau Minister Dr. Krammer, Sie sind, wie ich höre, Sie sind gut bekannt und manche sagen auch befreundet mit der Fürstin Melinda Esterhazy.
    Ist das so?
    Befreundet weiß ich nicht, ob ich das sagen kann, aber wir haben ein gutes Gesprächsklima beide miteinander.
    Wir sind einander sympathisch, das kann ich sagen, und ich habe eben meine
    vorherigen Tätigkeit als Kulturreferentin im Burgenland sehr sehr viele Berührungspunkte mit der Domäne gehabt und es hat sich im Zuge dessen so ergeben, dass wir natürlich einander oft begegnet sind, auch wenn die Fürstin auf Besuch war in Eisenstadt bei den Heidentagen, was sie immer und regelmäßig gemacht hat und sehr gerne, das hat man ihr angesehen, dass sie das richtig gern tut, gab es natürlich verschiedene Möglichkeiten miteinander zu reden und das war immer sehr
    Ich nehme an, für beide Seiten ein sehr nettes Gespräch.
    Und was verbindet Sie, die burgenländische Sozialdemokratin, was verbindet Sie da menschlich mit der burgenländischen Aristokratin, der Fürstin Esterházy?
    Ich glaube, das war Sympathie vom ersten Ansehen und von der ersten Begegnung her.
    Das Gesprächsklima war von Anfang an außerordentlich gut.
    Ich kann nicht mehr dazu sagen, aber es hat immer geklappt.
    Knie hat gestimmt, wie man so sagt.
    Fasziniert Sie an der Fürstin Esther Hase auch, dass sie ganz oben ist in der Gesellschaft?
    Fasziniert Sie das, ganz oben zu sein?
    Ich habe das nie noch von dieser Seite aus gesehen, weil die Fürstin kein Mensch ist, die sich als ganz oben in der Gesellschaft befindlich betrachtet.
    Was das Faszinierende an ihr ist, beziehungsweise an ihrer Person, das ist ihr Schicksal.
    Sie hat damals als ganz junge Frau, als junges Mädchen den Fürsten Esterházy geheiratet, was damals in Ungarn sicher eine Sensation war.
    Sie war eine wunderhübsche Frau, sicher, das sieht man ja auch noch jetzt, und war eigentlich ganz oben.
    Und plötzlich ist sie so tief gefallen, wie man es sich eigentlich nicht tiefer hätte vorstellen können.
    Durch die Verhaftung des Fürsten unter der kommunistischen Diktatur.
    Und hat viele Jahre eigentlich, natürlich, sehr darunter gelitten.
    Und ich glaube, sie ist zu bewundern dafür, dass sie dieses Schicksal so ertragen hat und die geblieben ist, die sie wahrscheinlich immer war, nämlich ein ganz netter, zuvorkommender, höflicher Mensch.
    Jetzt gehe ich weg von der Fürstin, aber bleibe bei Ihnen und dem Thema ganz oben sein in der Gesellschaft.
    Irgendwie sind Sie jetzt auch ganz oben als Bundesministerin.
    Ist Ihnen das wichtig?
    Hat Sie das gereizt?
    Nein, das hat mich nicht gereizt.
    Ich sehe es als ganz großes Kompliment an, wenn die Leute, die mich von Kind an kennen, zu mir sagen, ich bin immer die geblieben, die ich war.
    Ich möchte nie den Boden unter den Füßen verlieren.
    Ich möchte nie vergessen, woher ich komme.
    Ich möchte nie vergessen, dass ich eine Burgenländerin bin.
    Eine burgenländische Frau, die immer gearbeitet hat und die das Glück gehabt hat, in Positionen zu arbeiten, die sie sehr gern gemacht hat.
    Ich hoffe, wenn ich nach einiger Zeit meines Daseins als Gesundheits-, Sport- und Konsumentenministerin zurückblicke, auch sagen zu können, dass ich glücklich war in dieser Funktion.
    Wie ich es von den anderen, die ich bis jetzt gemacht habe, von den anderen Funktionen auch sagen kann.
    In den letzten Tagen, wie ich ihnen so zugeschaut habe im Fernsehen und ständig Kameras und Mikrofone um sie herum waren, da habe ich das Gefühl gehabt, sie genießen das eigentlich, diese neue Situation und dass sie da jetzt ganz vorne in der ersten Reihe sind.
    Habe ich da recht oder habe ich mich getäuscht?
    Genießen, das stimmt.
    Aber wissen Sie, was ich genieße?
    Ich bin so gerne mit Leuten zusammen.
    Das mag ich.
    Ich rede gern.
    Ich kommuniziere gerne, sagen wir es so.
    Und ich habe gerne Menschen um mich.
    Ich schaue gern in Augen.
    Und ich unterhalte mich gern.
    Ich bin lebhaft.
    Und ich lebe auf, wenn mehr Menschen um mich sind.
    Und ich glaube, das hat man gespürt.
    Wenn Ihnen das Fernsehen dabei zuschaut, das macht Ihnen nichts?
    Oder dass Sie ein Mikrofon angesteckt haben?
    Nein, das macht mir nichts.
    Jetzt sind Sie Bundesministerin geworden, aber wenn man Ihre Ernennung kritisch ansehen will, dann könnte man Folgendes sagen.
    Die Wahl ist auf Sie gefallen, weil Sie nicht aus Wien sind, sondern aus einem Bundesland.
    Die Wahl ist auf Sie gefallen, weil Sie Burgenländerin sind und burgenländische Sozialdemokratin.
    Und die burgenländische SPÖ ist die einzige Landespartei in den letzten Jahren, die Landtagswahlen zumindest nicht verloren hat, ihren Mandatstand gehalten hat und außerdem sind sie eine Frau.
    Das wäre die kritische Annäherung.
    Sie sind also gar nicht ihrer Selbstwillen genommen worden, sondern aus all diesen politischen Rücksichten.
    Was sagen Sie denn da dazu, wenn man sich so annähert?
    Da wäre der Kanzler schlecht beraten gewesen, wenn er nur auf diese Punkte geschaut hätte.
    Ich glaube schon, dass da auch drauf zu schauen ist, was eine Person einbringt für sich.
    Nicht auf das Umfeld und das Woher und Warum und Weshalb, das Sie vorhin aufgezählt haben, sondern ich glaube, dass da schon auch Bedacht darauf genommen worden ist, wie ich mein Amt bis jetzt ausgeübt habe, wie ich agiere, wie ich bin, wie rasch ich etwas umsetze, wie ich denke, wie ich handle.
    Frau Minister Dr. Krammer, warum sind Sie denn eigentlich überhaupt in die Politik gegangen?
    Ja, diese Frage hat man mir damals gestellt, als es sich herausgestellt hat, dass ich es bin, die Landesrätin werde.
    Ich habe gesagt, ein Mann hätte es ja auch gemacht.
    Sie sind sicher damals auch als Frau genommen worden.
    Aber Sie werden ja nicht gesagt haben, ich mache es nur, weil ich eine Frau bin.
    Das wäre ja eigentlich zu banal.
    Darum frage ich, was steckt denn da noch dahinter bei Ihnen an Motiven?
    Weil ich neugierig war auf diesen Job und weil ich mir gedacht habe, das kann ich machen.
    Aber Sie sind nie bereit?
    Nein.
    Natürlich, wenn es viel Arbeit gibt und man ist völlig geschlaucht, sagt man, ach, das war wieder ein Tag.
    Aber ich habe das nie so gesehen, dass ich gesagt habe, hätte ich nur das nicht genommen und morgen trete ich zurück.
    Ich schaffe das nicht.
    Also in der Nähe dieses Gedankens war ich nie.
    Jetzt gehe ich noch einen Schritt weiter mit der Frage und sage, warum sind Sie denn auf der sozialdemokratischen Seite in die Politik gegangen?
    Ich habe ein bisschen nachgelesen, Ihren Beruf haben Sie begonnen in der Genossenschaftlichen Zentralbank.
    Das war aber keine politische Funktion.
    Ja, das ist schon klar.
    Ihren Beruf haben Sie begonnen, habe ich gesagt, nicht Ihre politische Funktion.
    Jetzt ist die Genossenschaftliche Zentralbank das Spitzeninstitut des Raiffeisensektors.
    Also das Ganze ist ÖVP-nah, das kann man sagen.
    Wie hat es sich da auf die sozialdemokratische Seite dann verschlagen?
    Ich muss dazu sagen, man hat mich in der Genossenschaftlichen Zentralbank eigentlich nie gefragt, wo ich hingehöre.
    Das muss ich schon auch festhalten.
    Ich bin sicher durch die Sozialdemokratie des Theodor Kerry in die Sozialdemokratie gekommen.
    Es ist interessant, wenn wir in Studentenzeiten in Wien Diskussionen geführt haben.
    Dann hat es bei mir immer geheißen, du bist in deiner Argumentation eine Sozialistin.
    Obwohl ich nicht dabei war.
    Obwohl sie damals gar nicht Parteimitglied war.
    Nein, nein, aber das ist vorausgekommen immer.
    Das heißt, Sie sind nicht so eine, wie man so sagt, eine in der Wolle gefärbte Sozialistin, die schon in der Jugendorganisation war und die sogenannte Ochsentour gemacht hat.
    Nein, aber ich war von meiner Denkweise eindeutig lastig in diese Richtung und das hat man auch dann immer festgestellt.
    Haben Sie ein bürgerliches Elternhaus oder waren Ihre Eltern Sozialdemokraten?
    Ich habe ein bürgerliches Elternhaus.
    Wie haben Ihre Eltern das genommen, als ihnen klar geworden ist, dass sie politisch ganz woanders zu stehen anfangen?
    Naja, die haben ja doch auch schon gewusst, welche Ansichten und Meinungen ich habe.
    Das war so eine große Überraschung, war es nicht.
    Aber damals war das ganz interessant.
    Natürlich hat man von Seiten der wirklich alteingesessenen Sozialdemokraten, nicht von denen meiner Gemeinde, das muss ich dazu sagen.
    gesagt, naja, die ist so eine Gewehreinsteigerin, die fliegt da von irgendwo daher und so weiter.
    Aber es hat dann ganz wunderbar geklappt und man hat eigentlich, glaube ich, bald erkannt, dass man mit mir gut arbeiten kann und dass ich die
    Ideen oder das Gedankengut der Sozialdemokratie eigentlich ganz gut vertrete.
    Sie haben gesagt, Sie sind zur Sozialdemokratie gekommen durch Theodor Kehri.
    An Theodor Kehri hat ein junger Mann namens Josef Tschappa mal drei Fragen gestellt nach dem Kombatschießen und nach verschiedenen anderen Dingen, die in der Sozialdemokratie nicht unumstritten waren.
    Heute ist dieser junge Mann Zentralsekretär der Partei, Bundesgeschäftsführer der Partei, heißt das ja jetzt,
    für die Sie in der Regierung sitzen.
    Wie kommen Sie denn jetzt mit Joseph Chapaus?
    Ich muss jetzt etwas korrigieren.
    Ich bin durch die Sozialdemokratie des Theodor Kehri zur Partei gekommen und aufmerksam gemacht, auf mich, hat Frau Kehri
    Das hat sie mir nämlich selbst erzählt.
    Wissen Sie, hat sie gesagt, einmal, dass ich es war, die meinem Mann auf sie aufmerksam gemacht hat.
    Ich habe das sehr nett empfunden.
    Sie hat mich gern gehabt.
    Ich war ja sympathisch.
    Sie hat mich in meinem Charakter, in meinen Charaktereigenschaften offensichtlich sofort richtig eingeschätzt.
    zu schätzen gewusst.
    Und so ist das geworden, dass ich dann also berufen worden bin.
    Das heißt, das Verhältnis zwischen Ihnen und Carey und seiner Frau muss nicht eng gewesen sein.
    Und Chubb war damals sehr distanziert zu Carey und hat ihn sehr kritisiert.
    Wie gehen Sie denn heute mit Chubb um?
    Dort hat meine Frage hingeziegt.
    Ich gehe ganz gut mit ihm um, weil ich sage, jeder hat einmal so irgendwo seine Jugendsünden.
    Zu Ihrem Bild von sich selber, Frau Minister Dr. Kramer.
    Was ist denn Ihre größte Stärke?
    Das kann ich nicht sagen.
    Können Sie es nicht oder wollen Sie es nicht?
    Ich kann es nicht.
    Es fällt mir schwer.
    Ich glaube, wenn ich jetzt nachdenke, ist meine Stärke, das ist etwas, was ich gern mache, ich bin gern mit Menschen zusammen.
    Und was ist Ihre größte Schwäche?
    Das müssen jetzt wirklich aber die anderen sagen, die Kritiker.
    Ich weiß es nicht.
    Einmal fühlt man sich auf der einen Seite irgendwo schwach, dann denkt man, das andere ist nicht gerade, wie es sein soll.
    Aber mir fällt es nicht ein.
    Aber ich verspreche Ihnen, wenn ich mal was weiß, rufe ich Sie an und sage es Ihnen.
    Wissen Sie, was ich gerne könnte?
    Ich möchte mit einer Eigenschaft ausgestattet sein, also mit einer Begabung, die ich nicht habe.
    Ich möchte gerne singen können.
    Das kann ich nicht.
    Aber das ist nicht Ihre größte Schwäche?
    Nein, ich wollte ja gerade sagen, das ist nicht meine größte Schwäche, aber ich empfinde es manchmal als Nachteil.
    Ich möchte manchmal ganz gern, aber es geht nicht.
    Dabei tanze ich so gern und bin... Also ja, man hat Musik sehr gern, aber ich kann es immer nicht singen.
    Jetzt halte ich Ihnen einmal was vor, was Menschen sagen, die Sie ein bisschen kritischer anschauen.
    Die sagen dann, Sie ist aufbrausend, ungeduldig.
    Stimmt das?
    Sind da Ihre Schwächen?
    Ich bin sehr temperamentvoll, das ist wahr, ich brauche schon auf, aber zugleich muss man dazu sagen, und das ist immer sehr geschätzt worden an mir, ich bin nicht nachtragend.
    Also ich mache meinem Ärger Luft, aber ich habe noch nie jemanden beleidigt, aber ich bin halt dann laut und sage, das war nicht richtig oder das gehört nicht oder dies oder jenes, und dann ist es vorbei.
    Wie werden Sie denn mit der Ungeduld, auch mit der Lautstärke, von der Sie jetzt sprechen, wie werden Sie denn mit dem Umgehen in den schwierigen Gesprächen, zum Beispiel die vorinnerlichen über die Spitalsfinanzierung, wie wird denn eine ungeduldige Frau, wie Sie es sind, damit umgehen?
    Also in solchen Situationen lege ich eigentlich große Geduld an den Tag.
    Und ich kann mir gar nicht vorstellen, dass da ein Gesprächsklima aufkommen könnte, das nicht ein gutes wäre.
    Also Sie haben sich schon unter Kontrolle?
    Frau Minister Dr. Krammer, wir sind damit bei einem zentralen Thema Ihrer Arbeit, das ist die Spitalsfinanzierung, wo es ja im Atem liegt und wo es langsam anfängt mit dem Geld knapp zu werden.
    Und jetzt möchte ich da sehr persönlich beginnen.
    Ich erinnere mich, dass ich im Jahre 1973 einen neuen Posten angetreten habe als junger Journalist.
    Und da habe ich dort so eine Einstandsarbeit abgeliefert.
    Das war eine Serie über die österreichische Spitalsfinanzierung.
    Und damals ist es darum gegangen, dass kein Geld da ist, dass die am meisten belohnt werden, die am schlechtesten wirtschaften, weil ihre Defizite abgedeckt werden und dass es überhaupt keine oder nur eine ganz schwache Leistungsentschädigung für die Spitäler gibt.
    Das ist jetzt mehr als 20 Jahre her und es hat sich eigentlich im Kern überhaupt nichts geändert.
    Ich sage das einmal so.
    Viel hat sich nicht geändert.
    Woher glauben Sie, dass Sie die Kraft haben werden, dieses eingefahrene System zu heben?
    Ich glaube, dass ich das gar nicht allein machen kann.
    Ich brauche die Mithilfe wirklich aller.
    Ich brauche die Mithilfe der Landespolitiker, denn die sind ja die Spitalserhalter.
    Und die sind wahrscheinlich, alle Damen und Herren, die Ressorts zuständig sind, genauso interessiert wie ich, dass das leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierungsmodell mal durchgezogen wird.
    Aber ich glaube, man sollte eines machen.
    Man sollte der Bevölkerung bewusst machen, was im Einzelnen die Dinge kosten.
    Ganz normal, einfach sagen, wie teuer das ist.
    Kriegt's ein Medikament und einen Zettel daneben, hat jetzt 327 Schilling 40 gekostet.
    Diese Untersuchung kostet so viel.
    Und dann sagt man, und Sie zahlen pro Monat für die Krankenversicherung so viel ein.
    Einfach feststellend.
    Ich glaube, das wäre ganz gut, um ein gewisses Kostenbewusstsein, ein Feeling für die Bevölkerung, dass die das spüren, was alles kostet.
    Wissen Sie, wie man ein Kostenbewusstsein entstehen kann?
    Durch einen Selbstbehalt.
    Jetzt ist mir natürlich klar, dass da soziale Probleme drinstecken, weil es für arme Leute schwerer ist, was dazu zu zahlen als für Wohlhabende.
    Aber sind Sie im Prinzip für einen Selbstbehalt?
    Man wird darüber reden müssen, ich wäre im Prinzip zunächst für eine Politik der kleinen Schritte, indem man wirklich den Leuten einmal sagt, was das alles kostet.
    Wenn das nicht reicht, dass man den Menschen sagt, was das kostet, wären Sie dann dafür, einen Selbstbehalt einzuführen, zumindest für Leute, die es zahlen können?
    Ja, wenn man bei den Verhandlungen zu dem Ergebnis kommt, dass das wirklich nicht zu finanzieren ist, dann wird man natürlich in Parteiengesprächen klären müssen,
    inwieweit man sich mit dem Gedanken des Selbstbehaltes beschäftigen sollte, wobei ich natürlich sofort sage, dass man da sehr vorsichtig sein muss und nicht diejenigen trifft, die es ohnehin nicht haben.
    Aber für die Wohlhabenderin gilt's?
    Wenn es nicht anders möglich ist, ist das eine denkbare Variante.
    Frau Minister Dr. Kramer, oder ist Ihnen eigentlich wichtiger, dass ich sage Frau Ministerin Dr. Kramer?
    Nein, das ist mir nicht wichtig.
    Sie sagen ja Frau dazu.
    Frau Minister Dr. Kramer, Ihr Vorgänger Dr. Ausserwinkler ist eigentlich am meisten ins Gespräch gekommen dadurch,
    dass er sehr, sehr, sehr harte Maßnahmen, zum Beispiel im Bereich des Tabakgesetzes, gefordert hat.
    Radikale Rauchverbote, radikale Werbeverbote.
    Denken Sie da auch so wie er?
    Oder sind Sie da mehr für ein gewisses Aufklären, das schon, aber auch ein gewisses laissez-faire, ein gewisses Geschehen lassen?
    Naja, allzu laissez-faire, das laissez-faire-Prinzip nicht, aber man muss schon dosieren.
    Ich schrecke ein bisschen vor einem zurück, dass man die Raucher stigmatisiert.
    Das sind jetzt die Bösen.
    Also für die brechen jetzt ein bisschen bessere Zeiten an?
    Ich weiß es nicht, aber das ist meine Grundhaltung, sagen wir mal so.
    Ich bin da geprägt von vielen Gesprächen mit Rauchern, die alle mir versichern, sie täten es ja ohnehin gern aufgeben, aber es ist halt so schwierig und geht es uns jetzt nicht alle an und blickt es uns nicht an, wie man so schön sagt, weil wir Raucher sind, wir minimieren, wir reduzieren ja ohnehin unseren Konsum und so peu à peu wird es schon gehen.
    Ich hoffe, dass ich durch viel Arbeit und durch viel Aufklärung und doch auch mit Hilfe eines vernünftigen Tabakgesetzes so weit komme, dass der Österreicher die Österreicherin gesünder lebt, indem sie nicht raucht.
    Frau Dr. Kammern, die Gesundheitsministerin, ist natürlich die Frage unvermeidlich, wie gesund leben denn Sie selber?
    Sie rauchen nicht, habe ich gelesen.
    Wie ist es mit dem Alkohol?
    Ja, zum Essen schon, weil ich komme ja aus einer Gegend, wo es ja ganz, ganz hervorragende
    Rotweine gibt, aber auch weiße, besonders die Rotweine.
    Und ich sage, wenn man den Alkohol zum Essen trinkt, also ihn als Genussmittel behandelt, dann kann man das schon trinken, aber er darf nicht zur Droge werden.
    Welchen Wein trinken Sie denn gern?
    Nennen Sie mal.
    Ja, eigentlich würde ich den Rotwein ganz gern trinken von meiner Gemeinde, aber mir schmeckt Musik gestehenderweise auch.
    Wie ist es denn mit dem Sport?
    Sind Sie sportlich?
    Nein, sportlich bin ich nicht, weil ich habe einfach keine Zeit dazu gehabt.
    Ich habe immer gearbeitet, ich war immer gestresst zwischen Familie und Beruf.
    Ganz zum Schluss, wir haben hier im Radio ja eine große Plattensammlung.
    Wenn ich jetzt sagen würde, ich lege Ihnen Ihre Lieblingsmusik auf, was wäre denn das?
    Kann das ernste Musik auch sein?
    Alles kann das sein.
    Wer mir eine große Plattensammlung wünschen will, sieht sich aus.
    Irgendwas von Josef Haydn, damit ich in Wehmut dran denke, dass ich eigentlich jetzt nicht mehr die Haydn-Spiele so besuchen werde können, wie ich es immer gemacht habe.
    Ist da jetzt nicht vor allem Lokalpatriotismus in der Antwort?
    Nein, ich habe diese Musik sehr gern und ich habe sie lieben gelernt.
    Wird Ihnen fehlen als Minister?
    Ja, schon.
    Vielen Dank für das Gespräch.
    Im Journal zu Gast war heute Christa Krammer, die neue Gesundheitsministerin.
    unter anderem mit einem kleinen Plädoyer für Deutschkreuzer Rotwein.
    Das Gespräch führte Hans Besenböck.
    Und wir bleiben im Bundesland der neuen Ministerin und wechseln nach Eisenstadt, denn da hat vor einer halben Stunde etwa eine Veranstaltung begonnen, ein Auftakt für eine neue Aktion Europa-Information.
    Es handelt sich um ein EU-Infobus mit dem EU-Botschafter in Österreich Pirzio Piroli.
    Hören Sie alles Niere von Walter Schneeberger.
    Samstagvormittag in der Fußgängerzone Eisenstadt.
    Trotz etwas kühlem Wetter eilen zahlreiche Einkaufswillige von Geschäft zu Geschäft.
    In der Mitte der Fußgängerzone, vor dem Rathaus steht der EU-Informationsbus.
    Die Meinungen der Passanten über einen Beitritt Österreichs sind geteilt.
    Wir sollen sie nicht ausschließen.
    Wieso sollen wir sie ausschließen für irgendwas?
    Das wird bestimmt Vorteile und Nachteile haben.
    Aber meiner Meinung nach sind die Vorteile größer als die Nachteile.
    Und wieso sollen wir sie da ausschließen?
    Ich bin eigentlich dagegen.
    Was man bis jetzt aus den Medien erfahren hat, bin ich eigentlich dagegen.
    Fühlen Sie sich ausreichend informiert über den EU-Beitritt?
    Ausreichend glaube ich eigentlich nicht.
    Sie sind soeben an einem EU-Informationsstand vorbeigegangen.
    Haben Sie den gesehen überhaupt?
    Nein.
    Nein, weil wir jetzt nicht mehr viel Zeit haben.
    Erstens haben wir unter Zeitdruck und zweitens haben wir gar nicht geschaut.
    Wir haben ein bestimmtes Ziel und dann fahren wir wieder.
    Mit dem Informationsbus, den manche übersehen, greift die Europäische Union aktiv in die Informationspolitik in Österreich ein.
    Der Bus wird von der EU-Delegation in Österreich finanziert, zehn Wochen lang tourt er durch Ostösterreich.
    Nach einer Woche im Burgenland geht es weiter nach Niederösterreich, der Steiermark, zum Schluss wird in Kärnten informiert.
    Die EU-Delegation will damit ihre Bringschuld gegenüber dem starken Informationsbedürfnis außerhalb der Großstädte erfüllen.
    Albrecht Rothacher von der EU-Delegation.
    Es ist noch sehr stark geprägt von den Beitrittsverhandlungen.
    Also die Themen, die da wichtig waren, Landwirtschaft, Transit, Rundverkehr weniger, aber die spielen jetzt eigentlich die wichtigste Rolle im Moment.
    Auch zur Neutralität kommen viele Fragen.
    Aber auch ganz praktische Anfragen werden gestellt und es wird diskutiert.
    Es hat ja einige EU-Länder, unter anderem auch Deutschland, sehr hohe Arbeitslosenzahlen.
    Das hat mit der Wiedervereinigung jetzt sehr viel zu tun.
    Ja, aber ich glaube es ist ja nicht nur die Bundesrepublik, es sind ja auch andere Länder, die jetzt
    die sehr hohe Arbeitslosenzahlen sind.
    Es kann ja nicht überall die Wiedervereinigung sein.
    Nein, das ist richtig.
    Wir haben überall eine Rezession.
    In einzelnen Ländern gibt es wirkliche Strukturkrisen, zum Beispiel beim Stahl, wo die Stahlindustrie sehr, sehr wichtig ist, in Belgien oder in Ostfrankreich und in Spanien.
    Normaler Angestellter interessiert mich am meisten der freie Warenverkehr, weil ich weiß, dass man in Deutschland gewisse Produkte viel günstiger kriegt, auch in Italien als in Österreich.
    Und wie das dann vor allem ausschaut, soll eine Mehrwertsteuer mäßig mit dem reinholen.
    Das spricht ein ganz spezieller Autor an.
    Für die Interessierten gibt es Broschüren, die Vor- und Nachteile des Beitrittes auflisten.
    Außerdem laufen im Bus Videos über die Europäische Union.
    Der offizielle Auftakt der Informationstour fand vor wenigen Minuten statt.
    EU-Botschafter Pirzio Piroli pflanzte einen Europabaum mit 13 Ästen.
    Pirzio Piroli zeigte sich trotz der Differenzen
    der EU über die Anhebung der Sperrminorität optimistisch, dass das Europaparlament am 4.
    Mai den Beitritt der vier neuen Mitgliedstaaten beschließen kann.
    Wenn 23 Stimmen, also eine kleinere Sperrminorität, nicht erlaubt einen Konsensus zu finden, dann könnte man einen Monat warten im Rat und eventuell einen zweiten Monat, aber wenn dann eine
    eine gemeinsame Position nicht erfasst, nicht möglich wird, dann würde die 27er Sperrminorität dann doch endgültig gelten.
    Ich glaube, es wäre genügend für das Parlament, bis also im Moment, wo diese Versammlung stattfindet, dass sie bis dann wissen, was mit der Sperrminorität passiert.
    Soweit mein Bericht aus Eisenstadt und ich gebe zurück in das Journalstudio.
    Walter Schneeberger direkt aus Eisenstadt, wo heute eine Infokampagne seitens der EU begonnen hat zu Österreich und Europa.
    In Moskau schwirren wieder mal Putschgerüchte.
    Seit Anfang der Woche urlaubt Präsident Yeltsin am Schwarzen Meer und wie bei nahezu jeder Abwesenheit Yeltsins wird auch diesmal darüber spekuliert, ob dahinter nicht mehr als ein Urlaub steckt und ob Yeltsin möglicherweise nicht mal als Staatschef in die Hauptstadt zurückkehren wird.
    Historische Parallelen mit Khrushchev und Gorbatschow werden in den Medien immer wieder zitiert und die Medien machen sich auch offen schon Gedanken über die möglichen Nachfolger Jelzins.
    Christian Schüller berichtet aus Moskau.
    Immer häufiger zieht sich Boris Jelzin aus der Moskauer Politik zurück und mit jedem Mal verstärkt sich der Eindruck, dass die Nach-Jelzin-Ära schon begonnen haben könnte.
    Kaum erst genesen von einer dreiwöchigen Krankheit, die offiziell als Grippe bezeichnet wurde,
    musste der russische Präsident in der Vorwoche neuerlich seine Arbeit unterbrechen und zur Erholung ans Schwarze Meer fahren.
    Seither vergeht kein Tag, an dem die Opposition nicht von Jelsins Ende redet.
    Und selbst die jelsinfreundliche Presse diskutiert ausführlich mögliche Nachfolger.
    Während der Kremlschiff zunehmend in Isolation gerät und seine Appelle zur nationalen Eintracht Mitleid erwecken, sofern sie nicht einfach ignoriert werden,
    Formieren sich Kommunisten und russische Nationale zu einem mächtigen politischen Bündnis.
    An ihrer Spitze steht derzeit Alexander Rutzkei, eben erst aus der Haft entlassen, sichtlich gealtert, aber politisch aufgewertet durch seine Buße für ein Verbrechen, das weder Kläger noch Richter gefunden hat.
    Rutzkei hat seine Sprache gemäßigt und kommt damit der Stimmung in der Bevölkerung entgegen.
    Das Angreifen überlässt er seinen Verbündeten.
    Und zu denen gehört neuerdings auch der ehemalige Generalstaatsanwalt Kazanik.
    Er beschuldigt Yeltsin, vor dem Beschuss des Weißen Hauses am 5.
    Oktober keine Verhandlungen geführt zu haben und stellt fest, dass sich der russische Präsident damit eines Verbrechens schuldig gemacht habe.
    Der Weg für ein neues Absetzungsverfahren durch das Parlament scheint damit vorgezeichnet.
    Nicht in dem neuen Bündnis um Alexander Roodskoy vertreten ist Wladimir Schirinovsky.
    Er wolle aus eigener Kraft das Präsidentenamt anstreben, heißt es dazu in seiner Partei.
    Ebenso richtig ist vermutlich, dass Schirinovsky nicht eingeladen wurde.
    Die Kommunisten sehen mit wachsender Freude, wie es in seiner Partei kriselt.
    Und bei kommenden Kommunalwahlen in über 50 russischen Regionen rechnet man eher mit einem Erfolg der traditionellen Aparatschiks, also der Kommunisten und Agrarier.
    Die dritte große Figur im Yeltsin-Nachfolgespiel hält sich bisher am meisten im Hintergrund.
    Es ist Ministerpräsident Tschernomyrdin.
    Er sitzt am nächsten an den Schallhebeln der Macht, hat es aber bisher zustande gebracht, aus allen Konflikten und Katastrophen weitgehend unbefleckt hervorzugehen.
    Ihm wird weder an der sogenannten Schocktherapie die Schuld gegeben, noch am blutigen Oktober, noch an der Auflösung der Sowjetunion.
    Aber als nunmehr Alleinverantwortlicher für die Wirtschaftspolitik wird auch Tschernomyrdin sich Feinde machen müssen.
    Vor ziemlich genau zwei Monaten Mitte Jänner hat Rest-Jugoslawien den sogenannten Super-Dinar eingeführt.
    Zur Bekämpfung der Hyperinflation, die zu dieser Zeit bei einer unvorstellbaren Million Prozent lag, da schuf Belgrad fast über Nacht eine neue Währung mit einem Wechselkurs von 1 zu 1 zur deutschen Mark.
    Was wie ein Taschenspielertrick aussah, sollte gedeckt sein, offiziell durch überraschenderweise immer noch vorhandene Devisenreserven der Jugoslawischen Nationalbank,
    und, eher inoffiziell, durch nicht zu Unrecht vermutete Devisenreserven in der Bevölkerung.
    Und was nicht viele Beobachter geglaubt hatten, trat ein.
    Bis jetzt zumindest hat sich die neue Währung bewährt.
    Das jugoslawische Währungswunder hat allerdings einen großen Schönheitsfehler.
    Es könnte tatsächlich nur ein Wunder auf Zeit sein und sein Hintergrund ist jedenfalls ein nach wie vor hochdefizitäres Kriegsbudget.
    Wie super ist also der Super-Dinar aus Belgrad dazu Veronika Seyer.
    Der Kreiseschöpfer des Superdiener Dragoslav Avramovic ist der neue serbische Volksheld.
    Er ist Dauergast in den Medien und auf öffentlichen Veranstaltungen, wo er nimmer müde den durchschlagenden Erfolg seiner Währungsreform preist.
    Wir haben in nicht ganz zwei Monaten die Inflation besiegt.
    Wir haben den Diener hart gemacht.
    Mit einem Ausgangskapital von rund 300 Millionen neuen konvertierbaren Diener konnte der Staat 300 Millionen D-Mark einnehmen.
    Löhne und Preise sind tatsächlich seit Ende Jänner stabil geblieben.
    Rasant angestiegen sind allerdings Steuern und Gebühren.
    Telefon und Strom wurden etwa 500 Mal teurer.
    Die Hälfte der Einkommen geht jetzt auf Abgaben, sodass die Menschen fürs Leben doch wieder auf ihre Devisenersparnisse zurückgreifen müssen.
    Auf diese Weise hat der Staat den Bürgern zweimal tief in die Tasche gegriffen.
    Sogar die schärfsten Kritiker räumen ein, dass seit der Reform wieder viel mehr Waren auf dem Markt sind.
    Eine Scheinprosperität, meint Davor Hieber, Wirtschaftsprofessor an der Belgrad-Universität.
    Alle Waren stammen aus Reserven.
    Die Produktion ist um nichts gestiegen.
    Die Eigentümer waren gezwungen, sie auf den Markt zu werfen, um die Kosten für Steuern und Löhne zu decken.
    Wenn diese Hortungen aufgebraucht sind, wird sich alles wieder rasend verteuern und der einzige Ausweg wird wieder die Notenpresse sein.
    Das heißt Hyperinflation wie gehabt.
    Anzeichen dafür sieht Professor Hieber in zwei Erscheinungen.
    Zwischen Großbetrieben werde der DIN-er jetzt schon um bis zu 15 Prozent höher als der offizielle Kurs gehandelt.
    Und zweitens die jüngste Einbeziehung der Krainer ins restjugoslawische Währungssystem.
    Von dort würden bald wieder unkontrollierte DIN-erflüsse eindringen, meint der Wirtschaftswissenschaftler.
    Ein entscheidender Schönheitsfehler macht aber das serbische Wirtschaftswunder zu einem großen Blöff.
    Solange es einen Kriegshaushalt gibt mit einem Defizit von eineinhalb Milliarden Dollar, solange die Kriegskosten weit über den Möglichkeiten des Staates liegen, solange kann von einer Stabilisierung keine Rede sein.
    Die Reform ist eine wertvolle Verschnaufpause für das Regime, das sie aber zu nichts anderem nutzt, als den Leuten die letzten Devisenreserven herauszupressen.
    Dem Währungswunder gibt der Wirtschaftsprofessor noch maximal zwei Monate bis zum Kollaps.
    Nach anfänglichem Zögern sind die Menschen auf den Superdiener eingestiegen.
    Warum?
    Die Frage an eine Frau, die in einer Bank gerade 50 D-Mark gegen 50 Diener eingetauscht hat.
    Weil wir daran glauben wollen und weil wir keine andere Wahl haben.
    Ein Beitrag von Veronika Seyer aus Belgrad.
    Ende des vergangenen Jahres lösten in den USA Zeitungsartikel über Experimente mit radioaktiven Stoffen an Menschen einige Aufregung in der Öffentlichkeit aus.
    Das Washingtoner Energieministerium versprach daraufhin die Veröffentlichung von bis dahin geheimen Dokumenten und eine eingehende Untersuchung.
    Und nun werden tatsächlich immer mehr Details bekannt.
    Zum Beispiel, dass einer der Väter der amerikanischen Atombombe, J. Robert Oppenheimer, ganz persönlich seine Zustimmung zu Experimenten an teilweise ahnungslosen menschlichen Versuchskaninchen gab.
    Aus Washington die Einzelheiten von Constanze Ripper.
    Wie viele Menschen von den Experimenten betroffen sind, ist noch nicht abzusehen.
    Ganze Landstriche wurden bei Testexplosionen verseucht.
    Soldaten wurden abkommandiert, bei Atomtests zuzusehen.
    All das im Namen des Kalten Krieges und einer Atomrüstung, die angeblich das Überleben der amerikanischen Kultur sichern sollte.
    Doch mehr Aufregung verursachen die Experimente, bei denen Menschen bewusst hohen Strahlendosen ausgesetzt wurden, zum Teil im Namen der Medizin, zum Teil aber im Namen der Rüstung.
    Gefangene wurden mit Gammastrahlen bombardiert, um die Auswirkungen auf die Fortpflanzungsorgane zu testen.
    Der Zweck, man war um die jungen Astronauten des Mondflugprogrammes besorgt,
    die möglicherweise im All solchen Strahlen begegnen könnten.
    800 schwangere Frauen bekamen radioaktives Eisen verabreicht, um den Weg des Metalls im Körper von Mutter und Kind zu testen.
    Die Kinder dieser Frauen hatten erheblich erhöhte Krebsraten.
    Einige starben im Kindesalter.
    Und dann war da die Testserie von Los Alamos.
    Während der Entwicklung der ersten Atombombe erkannten J.R.
    Oppenheimer und seine Wissenschaftler
    dass sie zwar einiges über die Atomspaltung, aber wenig über die Effekte der Spaltstoffe auf den menschlichen Organismus wussten.
    Oppenheimer ordnete im Jahr 1944 Tierversuche an.
    Der medizinische Leiter von Los Alamos, Dr. Herboman, berichtete 1945, er könne nicht die relevanten Ergebnisse erzielen.
    Er schlug vor, todkranken Patienten Plutonium zu spritzen.
    Oppenheimer stimmte zu.
    Die Experimente sollten allerdings nicht in Los Alamos selbst durchgeführt werden.
    18 Versuchskaninchen in verschiedenen Krankenhäusern wurden daraufhin ausgesucht.
    Nach welchen Kriterien ist heute nicht mehr nachvollziehbar.
    Die Identität dieser Menschen war 50 Jahre lang geheim.
    Nun sind Dokumente aus Los Alamos veröffentlicht worden und Reporter machten sich auf die Suche nach Überlebenden und ihren Familien, die bisher nur als Codenamen bekannt waren.
    Zum Beispiel oder beide wurden in den 40er Jahren mit Krebs diagnostiziert.
    Ohne ihr Wissen wurde ihnen Plutonium gespritzt, bis zum Zwölffachen der damals als krebserregend bekannten Dosis.
    Wie durch ein Wunder überlebten sie nicht nur, sondern genasen und wurden 70 und 82 Jahre alt.
    Andere hatten weniger Glück, wie Ida, die nach dem Versuch, über den sie ein Leben lang nicht informiert wurde, nie mehr ganz gesundete und unter dauernder Schwäche und Lustlosigkeit litt.
    Jahre nach ihrem Tod beantragte das Energieministerium die Exhumierung ihrer Leiche.
    ohne der Familie die Gründe zu nennen.
    In ihren Knochen wurde noch immer eine hohe Konzentration von Plutonium gefunden.
    Viele der Dokumente, die diese Versuche belegen, werden erst jetzt bekannt.
    Doch das Überraschende ist, dass im Elfenbeinturm der Wissenschaft längst bekannt war, was zum Teil bis in die 70er Jahre hinein vor sich ging.
    Die Experimente selbst waren zwar geheim, doch die Resultate wurden in wissenschaftlichen Publikationen verbreitet und waren so allgemein zugänglich.
    Sie waren die Grundlage für das heutige Wissen um die Auswirkungen von radioaktivem Material auf den Menschen.
    Eine verbreitete Lüge der Verteidiger dieser Versuche ist, dass man in den 40er Jahren noch nicht wusste, wie gefährlich Atomstrahlen sind.
    In Wirklichkeit galten bereits damals dieselben Richtwerte für Arbeiter in der Atomindustrie und J.R.
    Oppenheimer im Besonderen war genau informiert, was Spaltstoffe im menschlichen Organismus anrichten können.
    Es gab sogar Artikel, die genau die Gefahren auflisteten, diese aber als gering im Vergleich zu den Nutzen bezeichneten, die die Versuche dem Staat brächten.
    Der Kalte Krieg rechtfertigte vieles.
    Die damalige Atombehörde hatte völlig freie Hand.
    Ihr Nachfolger, das Energieministerium, trägt jetzt schwer an der Last der Vergangenheit.
    Trotz aller Offenheit, die auch erst durch den Druck der Presse zustande kam, lässt sich nichts wieder gut machen.
    Die noch lebenden Opfer sind auch bisher nicht entschädigt worden.
    Kritische Wissenschaftler hoffen nur, dass bei gefährlichen Experimenten, die ja immer noch durchgeführt werden, jetzt mehr Wert darauf gelegt wird, die Versuchskaninchen genau über die Folgen ihres Beitrages zur Forschung aufzuklären.
    13 Minuten vor eins ein großer thematischer und geografischer Sprung jetzt im ORF-Mittagsschanal aus Amerika nach Wien oder soll man richtiger sagen nach Entenhausen.
    Denn heute Nachmittag tagen in Wien in der Wiener Aktiengalerie die Donaldisten.
    Circa 50 Teilnehmer werden zu diesem Kongress erwartet und darunter sind immerhin schon etwa 20 Österreicher, die dem Kult um Donald Duck freuen und das nicht nur jeden Donnerstag.
    Gabi Schnitzer berichtet.
    Im Wort Donald verbirgt sich die deutsche Organisation, nicht kommerzieller Anhänger des lauteren Donaldismus.
    Ein Häufchen von Leuten, denen die Familie Duck und die Welt, in der sie lebt, nämlich Entenhausen, besonders am Herzen liegt.
    1976 wurde die Organisation in Hamburg gegründet.
    Seither vereinigen sich die Donaldisten aus aller Herren Länder jährlich zu einem Weltkongress.
    Und zwar immer in zeitlicher Nähe zum Geburtstag des legendären Schöpfers der Entenhausenzippe, Karl Bax, und zum 1.
    April,
    dem donaldistischen Kampftag.
    Und dort prägt man Probleme, rund um die gefiederte Kultfigur im Matrosenanzug zu erörtern.
    Einer der Wiener Teilnehmer ist Martin Lotzki, Student der Geschichte- und Politikwissenschaft.
    Am Kongress schlüpft er allerdings in die Rolle des Honorarkonsul der Volksrepublik Protopien, ein Land, das das wertvolle Element Bombastium
    dem Ultrakapitalisten Onkel Dagobert klauen will.
    Und als dermaßen Betitelte kann man schon nach Höherem greifen.
    Wir wollen einen Lehrstuhl für Donaldismus errichtet haben, wenn es geht, an der Universität Wien.
    Das wäre am schönsten, weil hier der größte Zuzug natürlich ist.
    Die Antwort von Wissenschaftsminister Erhard Busek steht noch aus.
    Martin Lotzki hofft aber auf positive Antwort.
    Das Studium des Donaldismus wäre die Lehre fürs Leben.
    Vorbilder für das richtige Leben finden.
    Donaldismus zeichnet sich auch dadurch aus, dass man sein Leben nach dem Vorbild Donald Ducks ausrichtet.
    Also nicht etwa in Kostümen, wie er herumläuft, sondern den Lebensstil pflegt.
    Der Lebensstil nach dem Motto, eine Ente wie du und ich.
    Donald versucht sich durchs Leben zu wursteln und dabei ein kleines Stückchen Glück zu finden.
    Sein Verhältnis zu Geld, er bleibt haufenweise Rechnungen schuldig und ist mit der Bezahlung der Miete ständig im Rückstand.
    Ein Punkt, in dem Martin Lotzkis Lebensstil von Donald gehörig abweicht.
    Den Problemen, mit denen die Donaldisten zu kämpfen haben,
    sind keine Grenzen gesetzt.
    Entdeckt doch der wachsame Forschergeist eine Menge von Ungereimtheiten in der Dachschen Sippe.
    Warum tragen nur die weiblichen Dachschuhe?
    Warum wohnen Neffen bei Onkeln und Nichten bei Tanten?
    Wie verhält es sich mit Baustilen und Inneneinrichtungen?
    Fragen über Fragen, zu denen zwar eine Menge an Theorien geliefert wurden, aber die endgültige Klärung fehlt.
    So wie zur Frage, wo Entenhausen liegt.
    Es ist schwierig zu klären.
    Es gibt, wie gesagt, mehrere Theorien.
    Eines wäre in einem Paralleluniversum.
    Die andere Möglichkeit wäre in der Zukunft nach einem atomaren Zwischenfall ungeklärten Ausmaßes.
    Und die dritte, einfach literarische Deutung ist, dass Entenhausen ein Zerrbild oder Abbild unserer Welt ist.
    Vielleicht wird man heute Nachmittag der Auflösung wieder ein bisschen näher kommen.
    Gibt es doch haufenweise Referate rund um die Dac-Dynastie.
    Wenn nicht die Idealwelt Entenhausen aufersteht und die Donaldisten plötzlich ihre wahre Heimat finden.
    Alle Donaldisten werden begessen und wahrscheinlich alle anderen Menschen auch.
    Zumindest einmal hin wollte ich schon gerne.
    sagt Martin Lotzky, österreichischer Teilnehmer am Domaldiesten-Kongress heute in Wien.
    In Leipzig findet dieser Tage wieder die traditionsreiche Buchmesse statt.
    Im Vergleich zur großen Frankfurter Schwester ist die Leipziger Messe eher eine Veranstaltung für Spezialisten.
    871 Verlage aus 28 Ländern präsentieren ihre Neuheiten, darunter auch zahlreiche Verleger aus Osteuropa.
    Einer der Höhepunkte der Messe, ein Fest gestern Abend zum 65.
    Geburtstag der Schriftstellerin Christa Wolf.
    Günther Keindlsdorfer berichtet.
    Es ist erheblich mehr los hier in Leipzig als im Vorjahr.
    Nach der großen Krise der letzten Jahre scheint sich die Leipziger Buchmesse stabilisiert zu haben.
    Das neue Konzept ist klar.
    Man möchte sich neben der übermächtigen Frankfurter Herbstkonkurrenz als Frühjahrsmesse profilieren, als Publikums- und weniger als Geschäftsmesse.
    Etwas enttäuschend ist heuer, dass kaum prominente Schriftsteller den Weg nach Leipzig gefunden haben.
    Christa Wolf, Stefan Hermlin und Michael Ende sind gekommen.
    Der Rest hält sich zurzeit offenbar in Wien auf, wo die Literatur im März ein wesentlich attraktiveres Programm zustande gebracht hat als die Leipziger Buchmesse.
    Die ostdeutschen Verlage haben immer noch Probleme, vom Westpublikum akzeptiert zu werden.
    Obwohl dies in letzter Zeit besser werde, wie Bernd F. Lunkewitz, linker Immobilienhai aus Frankfurt und Besitzer des renommierten Aufbau-Verlags betont.
    Wir sind natürlich der am meisten akzeptierte Verlag in Ostdeutschland, das ist schon richtig.
    Und bisher ist es so, dass wir etwa noch 40, 45 Prozent unseres Absatzes im Osten finden.
    Das müsste sich noch etwas ändern.
    Also der Westmarkt macht 78 Prozent aus.
    Innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre werden wir zu dieser Normalität finden.
    Und insgesamt, wie gesagt, schauen wir doch sehr hoffnungsfroh in die Zukunft.
    Höhepunkt der Leipziger Buchmesse war gestern Nachmittag eine große Geburtstagsfete für Christa Wolf im feudalen Hotel Maritim Astoria.
    Die Laudatio hielt der ostdeutsche Dissidenzpastor Friedrich Schorleimer.
    Ihr lieben vereinten Deutschen, aus der Ferne liebte es sich besser.
    Aus der Ferne habt ihr lieben Westgermanen auch Christa Wolf geliebt.
    Wir haben sie aus der Nähe geliebt.
    Und das ist so geblieben, es sei denn, wir müssten an der großen, beneideten Übermutter, ich sage den Feministinnen, es gibt auch die Übermutter, nicht den Übervater, etwas abarbeiten.
    Ich will keine neuen Mutmaßungen über Christa anstellen, das ist schon genug getan.
    Ich will mich nur verneigen vor Ihnen, einer großen, einbrücklichen Frau, der ich, die 65, nicht glaube.
    In den letzten Jahren hatte das westdeutsche Feuilleton böse Attacken gegen Christa Wolf geritten.
    Was man zu DDR-Zeiten so an ihr geschätzt hatte, die gemäßigte Dissidenz, den Widerstand mit beschränkter Haftung, wurde ihr nach der Wende plötzlich als Opportunismus ausgelegt.
    In ihrem jüngsten Buch, Auf dem Weg nach Tabu, setzt sich Christa Wolf in Aufsätzen, Briefen und sehr intimen Aufzeichnungen mit den Demütigungen und Kränkungen auseinander, die ihr in den letzten Jahren widerfahren sind.
    Die aufwendige Geburtstagsparty, die ihr neuer Verlag Kiepenheuer & Witsch gestern auf die Beine gestellt hat, war der scheuen Dichterin sichtlich unangenehm.
    In einer kurzen Ansprache dankte Christa Wolf nicht zuletzt ihrem Mann, der sie am Morgen des 65.
    Wiegenfestes mit einer Blumengabe geweckt hatte.
    Ich stehe jetzt nur hier, um Ihnen zu sagen, dass es eigentlich schrecklich peinlich ist für mich und dass ich mich gleichzeitig wohl und unwohl fühle, weil es ist eigentlich nicht das, was ich den Eindruck habe, was mir zukommt.
    Als ich heute früh wach wurde, habe ich nicht daran gedacht, dass ich Geburtstag habe.
    Da hat er mir eine Nägel gebracht und dann habe ich überlegt, dass ich eigentlich ziemliches Glück in meinem Leben gehabt habe.
    Da fiel mir ein Vers ein von meinem doch immer wieder geliebten Goethe.
    Den sag ich jetzt, dann ist auch Schluss.
    Er sagt nämlich, ich weiß, dass mir nichts angehört, als der Gedanke, der ungestört durch meine Seele will fließen.
    Und jeder günstige Augenblick, den mich ein gütiges Geschick von Grund auf lässt genießen.
    Christa Wolf bei der Leipziger Buchmesse.
    Und am Ende des Mittagsjournals nochmal ein Blick auf die wichtigsten Meldungen.
    Die neue Gesundheitsministerin Christa Krammer kann sich eine Beteiligung an den Spitalskosten durch die Patienten vorstellen, einen Selbstbehalt zumindest für wohlhabendere Patienten.
    Jetzt sei es aber einmal notwendig, der Bevölkerung in puncto Spitalsbehandlung ein Kostenbewusstsein zu vermitteln, sagte die neue Gesundheitsministerin bei uns im Journal zu Gast.
    Der Weg für eine Wiederaufnahme der Nahost-Friedensverhandlungen dürfte frei sein.
    Der UNO-Sicherheitsrat hat das Massaker von Hebron in der Nacht auf heute verurteilt.
    Die PLO, die arabischen Staaten, hatten dies zur Bedingung gemacht, um an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
    Israel will morgen schon eine hochrangige Delegation zu Gesprächen mit der PLO nach Tunis schicken.
    Und der noch junge Dialog zwischen den Staaten Nordkorea und Südkorea ist abgebrochen worden.
    Die Vertreter des kommunistischen Nordkorea beschuldigen, dass mit der USA-Verbünde des Südkorea einen Konfrontationskurs eingeschlagen zu haben.
    Das Wetter heute von Vorarlberg bis Oberösterreich allmählich bewölkt und einzelne Regenschauer sonst noch sonnig.
    Das war das Samstag-Mittag-Journal.
    Im Namen aller Mitarbeiter verabschiedet sich Werner Löw.
    Auf Wiederhören.
    Das war's.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Mitwirkende: Pfaffinger, Jürgen [Gestaltung] , Strehlein, Nina [Sprecher/in]
    Datum: 1994.03.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Mitwirkende: Steiner, Gerhard [Gestaltung]
    Datum: 1994.03.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Klima und Wetter ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kontroversen Nordkorea / Südkorea um Atomkontrolle
    Das kommunistische Nordkroea hat die Gespräche mit Südkorea über eine Annäherung platzen lassen. Hintergrund ist der Streit um das vermutete Atomwaffenprogramm der Nordkoreaner.
    Mitwirkende: Marquardt, Jens Peter [Gestaltung]
    Datum: 1994.03.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Krisen und Konflikte ; Verhandlung ; Atomenergie ; Krieg ; Reportage ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Europäische Union-Informationsbus auf Österreich-Tour
    In Eisenstadt hat der Auftakt zu einer neuen Europainformationsaktion begonnen. Es handelt sich um einen EU-Info-Bus. Interview: anonyme Passanten, Interview: EU-Delegation Albrecht Rothacher, Interview: EU-Botschafter Pirzio Biroli.
    Mitwirkende: Schneeberger, Walter [Gestaltung] , Anonym, Passantin, Passant, Passanten [Interviewte/r] , Rothacher, Albrecht [Interviewte/r] , Biroli, Corrado Pirzio [Interviewte/r]
    Datum: 1994.03.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; EU ; Verhandlung ; Werbung ; Wirtschaftspolitik ; Arbeitslosigkeit ; Interview ; Reportage ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Super-Dinar bewährt sich
    Mitte Jänner hat Restjugoslawien den Super-Dinar zur Bekämpfung der Hyperinflation eingeführt. Die neue Währung hat sich gegen alle Erwartungen bewährt. Die Hintergrund ist ein hoch defizitäres Kriegsbudget. Interview: Ökonom Dragoslav Avramovic, Interview: Wirtschaftsprofessor Davor Hivar, Interview: anonyme serbische Passantin.
    Mitwirkende: Seyr, Veronika [Gestaltung] , Avramovic, Dragoslav [Interviewte/r] , Hivar, Davor [Interviewte/r] , Anonym, Passantin, Passant, Passanten [Interviewte/r]
    Datum: 1994.03.19 [Sendedatum]
    Ort: Belgrad
    Schlagworte: Politik ; Finanzpolitik ; Wirtschaftspolitik ; Finanzwesen und Kreditwesen ; Krieg ; Krisen und Konflikte ; Reportage ; Interview ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    USA: Medienversuche mit Radioaktivität in den 40er Jahren
    Ende 1993 lösten in den USA Zeitungsartikel über Experimente mit radioaktiven Stoffen an Menschen einige Aufregung aus. Das Washingtoner Energieministerium versprach Aufklärung. Immer mehr Details werden nun bekannt.
    Mitwirkende: Ripper, Konstanze [Gestaltung]
    Datum: 1994.03.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Atomenergie ; Gesundheitswesen und medizinische Versorgung ; Medizin ; Wissenschaftspolitik ; Reportage ; Skandal ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Donaldismus"-Kongress in Wien
    In Wien tagen die "Donaldisten". Ca. 50 Teilnehmer werden zu diesem Kongress erwartet. Interview: Student Martin Lhotzky.
    Mitwirkende: Schnitzer, Gabriele [Gestaltung] , Lhotzky, Martin [Interviewte/r]
    Datum: 1994.03.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Kongress ; Animationsfilm, Zeichentrickfilm und Trickfilm ; Reportage ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Leipziger Buchmesse
    In Leipzig findet die traditionsreiche Buchmesse statt. 871 Verlage präsentieren ihre Neuheiten. Darunter auch zahlreiche Verleger aus Osteuropa. Interview: Verleger Bernd F. Lunkewitz, Einblendung: Laudator Friedrich Schorlemmer, Einblendung: Autorin Christa Wolf
    Mitwirkende: Kaindlstorfer, Günter [Gestaltung] , Lunkewitz, Bernd [Interviewte/r] , Schorlemmer, Friedrich [Interviewte/r] , Wolf, Christa [Interviewte/r]
    Datum: 1994.03.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Kulturveranstaltung ; Messe ; Reportage ; Vorschau ; Festakte ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1994.03.19
    Spieldauer 00:55:55
    Mitwirkende Löw, Werner [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1994.03.19 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-940319_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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