Mittagsjournal 1993.07.17

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Zwölf Uhr, wieder einmal Zeit für ein Mittagsschanal.
    An diesem Samstag begrüßt Sie aus dem Schanal Studio Christelreis.
    Unser Themenangebot heute für die kommende knappe Stunde.
    Zum Österreich-Thema dieser Woche, dem Lebensmittelskandal.
    Was wäre anders, besser oder schlechter im Falle eines EWR- bzw.
    EG-Beitritts Österreichs?
    Schlechte Aussichten und Nachrichten für Arbeitslose Österreicher über 40.
    Kaum ein Betrieb will sie noch beschäftigen.
    Eine Reportage gibt es dann aus der vor zwei Jahren zerstörten ostkroatischen Stadt Vukovar, eine ethnisch gesäuberte Stadt ohne Hoffnung.
    Vorschau auf die morgigen Parlamentswahlen in Japan.
    Im Journal zu Gast ist heute Ulrich Aufmuth, der Soziologe und Psychologe nimmt Stellung zu den immer beliebter werdenden riskanten Sportarten wie etwa Rafting.
    Dazu passend auch ein Beitrag über die neuen Urlaubstrends in Richtung Abenteuerurlaub.
    Nelson Mandela, der südafrikanische Bürgerrechtskämpfer, wird 75.
    Und eine Wiener Polit-Groteske rund um die erste Maifeier der Sozialdemokraten.
    Für den 1.
    Mai 1994 haben nämlich die Grünen, just an jenem Ort, wo die Wiener seit Jahrzehnten ihre Maifeier abhalten, eine Kundgebung angemeldet.
    Zu Beginn dieses Journals die Nachrichten, verfasst hat sie heute Fabio Polli, gelesen werden sie von Heimo Godler.
    Kroatien.
    Serben und Kroaten haben den Konflikt über die Maslenitsa-Brücke beigelegt.
    Sie haben ein Abkommen unterzeichnet, wonach die Brücke zwar morgen eröffnet wird, aber nur für den Zivilverkehr.
    Truppen dürfen nicht über die Brücke fahren.
    Sie wird außerdem unter die Kontrolle der UNO gestellt.
    Die Maslenitsa-Brücke verbindet Kroatien mit Dalmatien.
    Eine ähnliche Vereinbarung wurde auch für die Eröffnung des Flughafens von Sardar getroffen.
    Schweiz.
    In Genf gibt es wieder Bosnien-Verhandlungen.
    Die Präsidenten von Serbien und Kroatien, Milosevic und Tudjman, sind bereits eingetroffen.
    Der bosnische Präsident Izet Begovic wird dem Gespräch mit den Vermittlern Owen und Stoltenberg vermutlich fernbleiben.
    Heute soll eine neue Runde von Friedensverhandlungen vorbereitet werden, an denen sich alle Kriegsparteien beteiligen könnten.
    Serbien-Montenegro.
    Restjugoslawien ersucht Russland, sich für die Aufhebung der UNO-Sanktionen einzusetzen.
    Das Parlament in Belgrad fordert den Obersten Sowjet und die russische Regierung auf, sich im Sicherheitsrat für ein Ende der Maßnahmen stark zu machen.
    Wörtlich ist von ungerechten und inhumanen Sanktionen die Rede, die der Wirtschaft und der Bevölkerung großen Schaden zufügten.
    Somalia.
    Amerikanische Soldaten haben in Mogadischu eine Razzia durchgeführt.
    In der Nähe des Flughafens wurden Gebäude nach Waffen durchsucht, auf den Straßen wurden Autos streng kontrolliert.
    Kampfhubschrauber patrouillierten über dem Stadtviertel.
    Italien lenkt im Konflikt mit der UNO ein.
    Die italienischen UNO-Kommandeure wurden vom Außenministerium aufgefordert, sich bei Äußerungen über die Lage zurückzuhalten.
    Die italienische Regierung hat die Kampfeinsätze der UNO in Somalia kritisiert.
    Dafür wurde von der UNO die Abberufung eines italienischen Generals gefordert.
    Deutschland.
    Der Streik im Kalibergwerk Bischoferode wird weitergeführt.
    91 Prozent der Bergleute haben sich in einer Urabstimmung dafür ausgesprochen, den Streik weiter durchzuhalten, um die Grube Thomas Münzer zu erhalten.
    Die Bergleute in dem ostdeutschen Kalibergwerk wollen ihren Hungerstreik fortsetzen.
    Die deutsche Regierung hat den Streikenden Ersatzarbeitsplätze angeboten, die auf zwei Jahre garantiert würden.
    Die Bergleute in Bischoferode lehnten das Angebot ab.
    In Ostdeutschland werden immer weniger Babys geboren.
    Die Geburtenrate ist seit 1989 um 62 Prozent zurückgegangen.
    Die Sozialministerin von Brandenburg, Regine Hildebrandt, sagte, die Entwicklung sei mit Katastrophenzuständen vergleichbar.
    Sie vermutet, dass die extreme Verunsicherung durch die schlechte Wirtschaftslage und durch die Vereinigung von Ost und West Deutschland dazu beigetragen haben.
    Bei den Demokratiegesprächen hat es einen Durchbruch gegeben.
    Unter Vermittlung der UNO wurde ein Abkommen unterzeichnet, in dem der Ende 1991 gestürzte Präsident Jean-Bertrand Aristide aufgefordert wird, einen Ministerpräsidenten zu ernennen.
    Aristide soll am 30.
    Oktober sein Präsidentenamt wieder übernehmen.
    Die Vereinbarung sieht auch vor, rasch Gesetze zur Bildung einer Polizei zu fassen.
    Außerdem soll es eine weitreichende Amnestie für die Mitglieder an dem Militärputsch vom September 1991 geben.
    Für die Opfer des Umsturzes wird ein eigener Fonds eingerichtet.
    USA.
    Die Hochwassersituation im mittleren Westen hat sich nicht entspannt.
    Am Mississippi ist in der vergangenen Nacht ein Deich gebrochen.
    Die letzte intakte Straßenbrücke wurde überflutet.
    Auf einer Länge von 320 Kilometern ist es jetzt nicht möglich, den Mississippi zu überqueren.
    Die Brücke verband die Bundesstaaten Missouri und Illinois.
    Für das Gebiet wurden bereits neue Regenfälle vorhergesagt.
    Die Raumfähre Discovery wird heute Nachmittag wieder ins All fliegen.
    Es ist bereits der 57.
    Flug eines Space Shuttles.
    An Bord der Discovery werden sich fünf Astronauten befinden.
    Sie sollen die Reparatur des Weltraumteleskopes Hubble sowie ein Treffen mit der russischen Raumstation Mir vorbereiten.
    Außerdem soll ein neuer Fernmeldesatellit ausgesetzt werden.
    Der Raumflug wird neun oder zehn Tage dauern.
    In Kalifornien ist ein siebenjähriger Bub nach der zweiten Herztransplantation gestorben.
    Bereits als Baby hatte er ein neues Herz bekommen.
    Im Juni musste eine zweite Verpflanzung durchgeführt werden.
    Das zweite Spenderherz wurde aber abgestoßen.
    Kanada.
    In der Provinz Quebec sind bei einem Verkehrsunfall 19 Menschen verbrannt.
    Auf einer Straße von 200 Kilometern nordwestlich von Quebec City stießen ein Reisebus und ein kleiner LKW frontal zusammen.
    Das Lastauto hatte Dieseltreibstoff geladen.
    Beide Fahrzeuge explodierten sofort.
    Nur zwei Menschen konnten sich vor den Flammen retten.
    Das waren die Nachrichten.
    Sechseinhalb Minuten nach 12 Uhr ist es jetzt und jetzt bitte ich Harald Seidl um den Wochenendwetterbericht.
    Nun, leicht ist es momentan nicht, gerade eine für ganz Österreich gültige Wetterprognose zu erstellen.
    Auf jeden Fall bleibt es aber warm und schwül, das heißt gewitterträchtig.
    Und da beginnen für den Meteorologen die Schwierigkeiten.
    Gestern war zum Beispiel diese Heftigkeit der Gewitter sehr unterschiedlich.
    In Poisdorf im Weinviertel beispielsweise sind innerhalb von zwölf Stunden 21 Millimeter gefallen und in benachbarten Retz waren es nur Spuren.
    Und diese Gewitterlage ändert sich über das Wochenende kaum, das heißt weiterhin eine warme und schwüle Westströmung.
    Wie sieht es derzeit aus in Österreich?
    In Wien stark bewölkt mit 25 Grad, in Eisenstadt stark bewölkt 26 Grad, St.
    Pölten wolkig 25, Linz stark bewölkt 20, Salzburg leichter Regen 20, Innsbruck leichter Regenschauer 18 Grad, Bregenz stark bewölkt 22, Graz stark bewölkt 24 Grad und Klagenfurt immerhin heiter mit 24 Grad.
    Immer wieder kommen also aus dem Westen warme und schwüle Luftmassen und die Sonne scheint daher nur zeitweise.
    Am längsten sonnig heute in Unterkern, in der südlichen Steiermark und im Südburgenland.
    Und die Gewitter lassen nicht lange auf sich warten.
    Bereits am Vormittag hat es die ersten Regenschauer gegeben, die von Schweiz und Bayern hereingezogen sind.
    Und bis zum Abend kann es praktisch in ganz Österreich gewittrig werden.
    Immerhin wird es richtig warm mit Höchstwerten zwischen 24 und 29 Grad.
    30 Grad sind am ehesten im Süden möglich und selbst in 2000 Metern etwa 14 Grad.
    Die angesprochenen Gewitter dauern heute teilweise sicher bis in die Nacht hinein und damit bleiben bis morgen früh einige Wolkenfelder zurück.
    Es dauert also auch am Sonntag eine Weile, bis sich überall die Sonne wieder durchgesetzt hat und besonders im Osten und Süden dürfte sie am Vormittag dann öfter scheinen als heute, also auch morgen noch einmal richtig schwül und heiß.
    In der Früh hat es bereits 14 bis 20 Grad und tagsüber dann ohne weiteres wieder 24 bis 30 Grad.
    Die Gewitter sollten dann morgen auf breiter Front über Österreich ziehen und zwar wie so oft auch diesmal von Westen her, stellenweise sind dann auch Unwetter möglich, besonders in Osttirol und in Teilen Tirols, in Teilen Nordtirols.
    Ab Montag kündigt sich dann nach und nach kühleres Wetter an und vor allem im Gebirge könnte es aufs Neue richtig kalt werden.
    Dazu kommen einige Regenschauer.
    Am Montag selbst sind auch noch heftige Gewitter möglich.
    So weit die Aussichten.
    Besten Dank für diese Wetterprognose.
    Verdorbene Lebensmittel findet man nicht nur in den Fleischabteilungen der Supermärkte regelmäßig, auch andere laut Lebensmittelgesetz nicht mehr genießbare Produkte von Geflügel über Mayonnaise bis hin zu Brot und Schokolade sind im Umlauf hoffentlich nicht im wörtlichen Sinn.
    Zu diesem Ergebnis kommt eine Arbeiterkammerstudie, die gestern bekannt wurde und den Fleischskandal zum Lebensmittelskandal macht.
    Mit Blick auf die Zukunft stellt sich für den Konsumenten die Frage, ob Lebensmittel mit der EWR-Mitgliedschaft Österreichs bzw.
    mit einem EG-Beitritt qualitativ gleich bleiben, besser oder schlechter werden.
    Robert Unterweger fasst Fakten und Einschätzungen dazu zusammen.
    Bisher wurde häufig gefragt, ob den Lebensmittel aus EG-Staaten österreichischen Qualitätsansprüchen genügen würden.
    Die Arbeiterkammer fragt sich jetzt angesichts der jüngsten Untersuchungsergebnisse umgekehrt, ob österreichische Lebensmittel den hohen Ansprüchen des EG-Marktes überhaupt entsprechen.
    Im Klartext heißt das wohl, viel schlimmer kann es kaum werden.
    Das Verbot, sensible Lebensmittel wie Fleisch umzupacken und so die Haltbarkeitsfrist bis an die Grenzen und darüber hinaus zu verlängern, kommt infolge des Fleischskandals in Österreich früher als geplant.
    In der EG ist Umpacken überhaupt kein Thema, es ist prinzipiell verboten.
    Aber es gibt in der EG auch weniger erfreuliche Regelungen für Lebensmittel.
    Radioaktive Bestrahlung von Lebensmitteln zwecks Konservierung ist in den EG-Staaten möglich.
    Hauptproblem bei diesem Verfahren ist die Gefahr zu hoher Strahlungsdosierung.
    Das ist auch innerhalb der EG umstritten.
    Die österreichische Regierung beruhigt die Konsumenten.
    Europa-Staatssekretärin Ederer versicherte erst kürzlich wieder, dass der österreichische Lebensmittelkodex durch einen EG-Beitritt unangetastet bleibe, es also auch in Zukunft keine gesundheitsgefährdenden Lebensmittel in Österreich geben könne.
    Gesundheits- und Konsumentenminister Außerwinkler beruhigt ebenfalls, jener Paragraf im österreichischen Lebensmittelgesetz, der den Verkauf bestrahlter Lebensmittel verbietet, könne aus Gründen des Gesundheitsschutzes auch beim EG-Beitritt Österreichs gerechtfertigt und damit beibehalten werden.
    Als EG-Mitgliedsland müsste Österreich aber den Import von Lebensmitteln genehmigen, die zwar unserem Lebensmittelkodex nicht entsprechen, z.B.
    wegen der verwendeten Zusatzstoffe, die aber laut EG-Standards nicht gesundheitsgefährdend sind.
    Nur wenn ein EG-Mitglied Gesundheitsgefährdung durch solche Produkte nachweisen kann, kann es auch den Import aus einem anderen Mitgliedsland unterbinden.
    Einzelne Bestimmungen im EG Lebensmittelrecht sind deutlich strenger als vergleichbare Bestimmungen in Österreich.
    Es gibt prinzipiell strengste Hygienevorschriften für die Produzenten.
    So entsprechen etwa nur wenige Schlachthöfe in Österreich diesen Bestimmungen.
    Strenger als bei uns ist in der EG auch die Kontrolle der Hygiene von Lebensmitteln.
    Am Beispiel Milch, die Kontrolle von Bauern bis hin zum Produzenten.
    Auch der Qualitätsstandard der Milch selbst ist höher.
    Erst seit Milch aus Österreich deshalb nicht in den EG-Raum exportiert werden darf, ist die heimische Landwirtschaft bereit, ebenfalls strengere Bestimmungen für Milch einzuführen.
    Übrigens, noch in Ausarbeitung sind EG-einheitliche Regelungen für Produkte aus biologischem Anbau.
    Besonders wichtig ja für Österreich, dass trotz des jüngsten Lebensmittelskandals zum Feinkostladen Europas werden will.
    Robert Unterweger hat informiert.
    Wenn derzeit von Arbeitslosigkeit die Rede ist, dann spricht man vor allem über die enormen Kosten, die die ständig steigende Zahl von Beschäftigungslosen verursacht.
    Doch hinter den Arbeitslosenziffern verbirgt sich mehr als das Problem der finanziellen Bedeckung.
    Dahinter verbergen sich die Schicksale von Menschen, die oft nichts mehr wünschen, als endlich wieder einen Job zu finden.
    Vor allem wenn sie älter sind, ist diese Suche jedoch fast aussichtslos.
    Eine Studie hat nun Österreichs Unternehmer befragt, wie alt ihre Neueinstellungen denn höchstens sein dürfen.
    Fazit, schon mit 40 gehört man meist zum alten Eisen, Fritz Dietlbacher berichtet.
    4,5 Milliarden Schilling fehlen alleine heuer in den Kassen der Arbeitslosenversicherung, hatte Sozialminister Josef Jeson am Montag dieser Woche erklärt.
    Rund 150.000 Schilling kostet ein Arbeitsloser die Versicherung im Jahr.
    Und das Wohernehmen beschäftigt derzeit die Politik.
    Doch Geld allein löst zumindest für die Betroffenen das Problem nicht wirklich.
    Immer mehr Menschen, die heute arbeitslos werden, haben keine reellen Chancen mehr, jemals wieder einen Job zu bekommen.
    Und immer mehr Ältere finden sich schon Jahre vor dem eigentlichen Pensionsantritt am Abstellgleis.
    Die 50- bis 55-Jährigen stellen heute jene Altersgruppe, in der die Arbeitslosigkeit am schnellsten wächst.
    Mehr als 40 Prozent aller heimischen Arbeitslosen sind heute über 40 Jahre alt.
    Bei den Dauerarbeitslosen liegt der Anteil der Älteren bei 60 Prozent.
    Denn wer in diesem Alter arbeitslos wird, der bleibt es meist auch.
    Das Kärntner Landesarbeitsamt hat in einer Studie dreieinhalbtausend Unternehmen befragt, wie alt denn bei ihnen ein Arbeitnehmer höchstens sein dürfe, wenn er noch einen Job bekommen will.
    Das Ergebnis ist ernüchternd.
    Mehr als die Hälfte aller Betriebe nimmt keine angelernten Arbeiter oder Hilfsarbeiter auf, die älter als 40 sind.
    Und gleich fünf von sechs Betrieben sagen Nein, wenn der Bewerber älter als 50 Jahre ist.
    Die von den Arbeitsämtern angebotenen Qualifizierungsmaßnahmen scheinen da ebenfalls nur wenig zu helfen.
    Bei qualifizierten Bewerbern liegt die Altersgrenze bei der Hälfte der Betriebe ebenfalls bei 40 Jahren.
    Und 75 Prozent aller Firmen würden keinen qualifizierten Bewerber nehmen, der älter als 50 ist.
    Nur wenig dürfte die davon Betroffenen freuen, dass ähnlich rigide Altersgrenzen auch für die Chefs selber gelten.
    Während die sogenannten leitenden Bewerber immerhin bis zum 45.
    Lebensjahr noch in der Hälfte der Betriebe eine Chance bekommen würden, verschwindet auch der diskrete Charme des Abteilungsleiters in den Jahren danach rapide.
    Nur 15 Prozent aller befragten Betriebe wären bereit, einen leitenden Angestellten aufzunehmen, der schon älter als 50 Jahre ist.
    Fritz Dittlbacher über die tristen Aussichten für Menschen in Österreich, die arbeitslos sind und älter über 40.
    Man kann es als politgroteske bezeichnen, aber auch als Versuch einer Kleinpartei, die große Wiener SPÖ zu ärgern.
    Faktum ist, dass die Wiener Grünen für den 1.
    Mai 1994 am Rathausplatz eine Kundgebung angemeldet haben.
    Just für jenen Tag und just an jenem Ort, wo die Wiener SPÖ seit Jahrzehnten ihre traditionelle Maifeier abhält.
    In der SPÖ sieht man dem 1.
    Mai 1994 dennoch gelassen entgegen.
    Oliver Ortner vom Landestudio Wien informiert.
    Der Klubobmann der Wiener Grünen, Peter Pilz, hat es bereits vor einigen Monaten angekündigt, der nächste 1.
    Mai am Rathausplatz wird grün und nicht wie seit Jahrzehnten rot.
    Wenige Tage danach hatte man bei der Polizei den Antrag eingereicht, am 1.
    Mai 1994 am Ring und am Rathausplatz
    in der Zeit zwischen 9 und 17 Uhr eine Veranstaltung abzuhalten.
    Und die wurde sogar ab die Polizei bekannt auch vorerst nicht untersagt.
    Mit einem Wort, die Grünen dürfen vorerst den Rathausplatz am 1.
    Mai für eine Veranstaltung nutzen.
    Der zu erwartende Effekt, dass nun in der SPÖ Wien Panik ausbricht, ist nicht eingetreten.
    Man habe noch viel Zeit, bis zum nächsten 1.
    Mai ist der knappe Kommentar.
    Und nach dem Veranstaltungsgesetz ist auch klar, dass die SPÖ ihren Maiaufmarsch noch anmelden kann, so wie auch die KPÖ und viele andere.
    Letztlich wird es dann doch wieder der Polizei obliegen, wem sie die Veranstaltung am Rathausplatz untersagt.
    Stellungnahmen dazu waren von der Polizeiforst nicht zu erhalten.
    Das sei Sache des Polizeipräsidenten und der sei auf Urlaub.
    Wie auch immer der Kampf um den Rathausplatz ausgehen mag, er bleibt grotesk.
    Und Peter Pilz, so sagt man in der SPÖ, wird sich die Frage stellen müssen, ob er wirklich den Mai-Aufmarsch verhindern will.
    Wenn ja, dann stelle er sich auf eine Stufe mit jenen, die den Sozialdemokraten das Recht auf ihren Mai-Aufmarsch vor Jahrzehnten gewaltsam mit ihrem totalitären Regime genommen haben.
    Grünen wollen also am 1.
    Mai 1994 Rot aus dem Rathausplatz raus und Grün rein zwingen.
    Auch das eine Facette der Politik.
    Ein neuerlicher Kriegsausbruch, und damit kommen wir im Mittagsschonhallen ins Ausland, ein neuerlicher Kriegsausbruch in Kroatien scheint seit gestern Abend vorerst gebannt.
    Denn die serbisch-kroatischen Spannungen rund um die strategisch wichtige Maslinica-Brücke haben sich nach der Unterzeichnung eines Abkommens wieder leicht entspannt.
    Sowohl die Brücke zwischen der serbisch besetzten Kraina und der dalmatinischen Küste als auch der Flughafen von Sadar, der ebenfalls morgen wieder geöffnet werden soll, sind sozusagen Sperrgebiet für kroatische und für serbische Einheiten.
    Heute Nachmittag gibt es eine neue Bosnien-Friedensverhandlungsrunde.
    Teilnehmer sind die Präsidenten Kroatiens und Serbiens.
    Und vielleicht kommt es in Genf zu einer Klarstellung seitens der Kroaten, was ihre Zustimmung zu einer Dreiteilung Bosniens betrifft.
    Inzwischen geht der Kriegsalltag in Bosnien weiter.
    Die Zerstörungen, die der Krieg in Kroatien angerichtet hat, können wahrscheinlich noch lange nicht wieder gut gemacht werden.
    Claudia Neuhauser war in Vukovar in Ostkroatien.
    Hier ihr Bericht.
    Fast zwei Jahre ist es jetzt her, dass die Donaustadt Vukovar in Schutt und Asche gelegt wurde.
    Aber es ist als wäre die Zeit stehen geblieben.
    Es hat sich fast nichts an dem Bild der absoluten Zerstörung geändert.
    Nur die Straßen hat man vom Schutt befreit und die Toten begraben.
    Aber noch immer findet man Leichen in den Gärten der total zerschossenen Häuser.
    Dann kommt der Leichenräumdienst, den die Stadtverwaltung ins Leben gerufen hat, um unsachgemäß vergrabene Tote abzutransportieren.
    Früher, vor dem Krieg, haben etwa 45.000 Menschen hier gelebt, erzählte Vizebürgermeister Mirko Jakidic.
    Es waren mehr als die Hälfte Serben, mehr als ein Drittel Kroaten, außerdem Ungarn und Ruthenen, ein buntes Völkergemisch also.
    Heute sind nach offiziellen Angaben 16.000 Serben in die Stadt zurückgekehrt, viele von ihnen serbische Flüchtlinge aus Kroatien.
    Die Stadt gilt als ethnisch rein, nur vereinzelt leben Kroaten hier, die einen serbischen Ehepartner haben.
    Vukovar ist eine vergessene Stadt, sagt der Vizebürgermeister.
    Wegen der ungeklärten politischen Situation will hier keiner investieren, weder Ausländer noch Serben aus Rest-Jugoslawien.
    Vukovar liegt hier in den serbisch besetzten Gebieten des kroatischen Ost-Slawoniens.
    Die Bewohner bezeichnen ihr Gebiet jetzt als serbische Kraina und haben ihr eigenes Geld, mit dem man allerdings nichts kaufen kann.
    Die Hauptstadt der serbischen Kraina ist Knin, die im Hinterland Dalmatiens liegt.
    Die Menschen Ostslawoniens und der Kniner Kraina sind kulturell und mentalitätsmäßig so unterschiedlich wie Tag und Nacht.
    Trotzdem bezeichnen sie ihre Gebiete als eigene Republik, obwohl sie nicht einmal geografisch miteinander verbunden sind.
    Kroatien will Vukovar und das Umland zurückhaben.
    Das Ausland will von einer serbischen Kreine nichts wissen.
    Und so leben die Serben in den Trümmern von Vukovar in einer politisch völlig ungeklärten Situation.
    Die Leute haben kein Geld, um ihre Häuser zu reparieren.
    Es gibt oft kein fließendes Wasser und der Strom fällt häufig aus.
    So sieht man in Vukovar Szenen, die man schon aus Sarajevo kennt.
    Frauen, die auf kleinen Holzöfchen im Freien kochen.
    In der Nacht wird geraubt und geplündert.
    Waffen hat hier jeder und so werden Betrunkene zur Gefahr für Leib und Leben.
    Die aussichtslose Situation macht die Menschen hier auch politisch radikal.
    Man traut Slobodan Milošević nicht, den man unter Verdacht hat, das Gebiet um Vukovar als Tauschobjekt für andere Gebiete zu verwenden.
    Man hat Angst, dass Milošević das Gebiet an Kroatien zurückgeben könnte.
    Dann gibt es ein neues Blutvergießen, sagt man hier.
    Der politische Star hier ist radikalen Führer Wojysław Szeszel, der Kroatenfresser, der alles verspricht und die nationalistischen Gefühle zusätzlich aufheizt.
    Auch Arkans-Männer, die ja während des Krieges in Vukovar unter der kroatischen Bevölkerung grausam gewütet hatten, sind hier zu sehen.
    In Erdut, einer kleinen Stadt, die etwa eine halbe Stunde von Vukovar entfernt ist, haben Arkans-Tiger ein Ausbildungszentrum.
    Bei der Ausweiskontrolle an der Grenze zwischen Serbien und den besetzten Gebieten stehen sie mit Kampfanzügen und entsicherten Kalaschnikows neben den Männern der Krainer Miliz und üben sich in düsteren Minen.
    Es gibt nicht wenige Serben in Vukovar, die sich nach den kroatischen Nachbarn und dem Leben von früher zurücksehnen.
    Dafür hassen andere umso mehr und die Propaganda tut ihr Übriges.
    Schon für Kinder hat die Zeitung Vukovar Nachrichten den richtigen Lesestoff.
    Auf Seite 10 gibt es Kriegspoesie für den Nachwuchs.
    Ein Zitat.
    Ich fragte meinen kleinen Bruder, was willst du werden, wenn du erwachsen bist?
    Ich werde Četnik, wie mein Vater.
    Ich werde ein serbischer Held.
    Wir danken dir Serbien für alle Freiwilligen,
    und dem Heeresführer Radovan und seinen Kämpfern.
    Danke allen, die auf unsere Kinder und die Krainer aufpassen.
    Die Kinder in Vukovar wachsen in Schutt auf.
    Überall liegen noch Minen.
    Wer nicht aus den Wegen bleibt, ist in Lebensgefahr.
    Ein etwa siebenjähriger Bub schießt mit einem Luftdruckgewehr auf Spatzen und wirft die halbtoten Vögel dann als Zeitvertreib vor fahrende Autos.
    Viele Waisenkindelungen herum.
    Ein Waisenhaus gibt es nicht.
    Wegen des Krieges in Bosnien und wegen des Embargos hat Serbien kein Geld, um der Stadt zu helfen.
    Und so vegetiert Vukovar vor sich hin, ethisch rein und ohne Zukunft.
    Ein Stück Alltag im ehemaligen Jugoslawien beobachtet von Barbara Neuhauser, sie war in Vukovar.
    Radikale Themenwechsel jetzt im Mittagsschanal.
    Eisbärbeobachtung in Alaska, zu Fuß in 14 Tagen durch den Kongo, Mountainbiking in China oder Rafting in Kanada.
    Das Reiseverhalten der Freizeithungrigen wird immer exotischer.
    Es sind nicht mehr die 14-Tage-Arrangements Badeurlaub in Italien, man will in den Ferien immer häufiger auch etwas erleben.
    Die Reisebürobranche hat sich auf den neuen Trend eingestellt.
    Eigene Betriebe haben sich auf den Abenteuerurlaub spezialisiert.
    Stefan May war dem Trend auf der Spur.
    Der Blick in die Vergangenheit bestätigt es.
    Standen anfangs noch die Österreich- oder Badeurlaube in den Nachbarländern an der Spitze, hat die Reisenden alsbald, nicht zuletzt durch das Zusammenrücken der Welt infolge gestiegener Mobilität, das Fernweg gepackt.
    Neckarmänner und Frauen bereisten staunend alle Winkel der Erde, während sich schon das neue Gemeinschaftsgefühl der Vereinsamten, die Philosophie der Clubferien, entwickelte.
    Seit einigen Jahren steht aber nicht mehr die weite Entfernung auf dem Wunschzettel der Urlaubbuchenden, sondern das Erleben.
    Vor vier Jahren hat sich in Wien-Währing Rad und Reisen auf geführte oder individuelle Radreisen spezialisiert.
    Während das Gepäck von Hotel zu Hotel transportiert wird, strampelt man eine Woche durch die Toskana oder neun Tage durch das Loire-Tal.
    Dass sich im Urlaubsverhalten etwas ändert, will man bei Rad und Reisen schon bemerkt haben.
    Die Leute wollen mehr, heißt es dort.
    Ein paar hundert Meter weiter, ebenfalls in Wien-Währing, haben sich vor einem Jahr die Pineapple-Tours niedergelassen.
    Sie haben sich auf den Abenteuerurlaub spezialisiert, einen Schritt weiter also.
    Skispringen, Ballonfahren und Raften führen sie im Österreich-Programm.
    Gefährlich sei dies alles nicht, beruhigt der Benjamin in der Reisebüro-Branche,
    Die Programme seien aufbauend und sehr einfach.
    Im Ausland bietet Pineapple drei Tage mit dem Kamel durch Tunesien an oder einen Blockhüttenurlaub in der Hohen Tatra.
    Man sieht sich bei Pineapple als Trendsetter.
    Noch sei der Abenteuerbereich eine Liebhaberei, die sich aber auswachsen werde.
    Dem stimmt der Vorsteher im Reisebüroverband, Josef Ramel, nicht zu.
    Er spricht von einem Promillesatz des Abenteuerurlaubs am Gesamtgeschäft mit den dreieinhalb Millionen Urlaubern jährlich in Österreich.
    Zu den Ursachen des Trends meint er,
    hat Notzeiten hinter uns gebracht, Kriegszeiten, Aufbauzeiten, der Wiederaufbau nach dem Krieg zum Beispiel.
    Das alles waren Herausforderungen, mit denen die Menschen konfrontiert waren.
    Was haben wir heute?
    Trotz aller Wirtschaftskrisen oder ähnlicher Dinge doch einen annehmbaren Wohlstand, verhältnismäßig wenig Sorgen.
    Wo soll jetzt irgendwo die Herausforderung herankommen?
    Und da glaube ich,
    tritt dann das Abenteuer, der Nervenkitzel, an diese Stelle.
    Dass der Trend zum Erlebnisurlaub absolut zunimmt, meint man bei NATUR & REISEN in Wels.
    Schon seit bald 15 Jahren werden dort Reisen mit geländegängigen Bussen oder Schlafmobilen mit Bettkäuen abseits ausgedrehter Naturistenpfade angeboten.
    Das Publikum umfasst alle Altersklassen und sozialen Schichten.
    Bei Kneissl in Lambach sind es eher die späten Twins, die sich vom Pauschalarrangement mit Zelt in Neuseeland oder Patagonien locken lassen.
    Für Abenteuerurlaube sei ihm aber das Veranstalterrisiko zu groß, stellt der Chef Christian Kneissl fest.
    Und so wie bei den immer mehr in Mode kommenden Tauchferien scheint es, als wolle der Individualtourist in jene Höhen oder Tiefen entfliehen, wo ihn kein Massentourismus mehr stört.
    Noch eine Adresse für das Außergewöhnliche findet sich in Oberösterreich, Bad Mülacken.
    Dort bietet der Reisekontor Windrose von Vietnam bis zur Kailash-Expedition
    Tibet oder Pakistan, Asienreisen, wie sie nicht üblich sind.
    Reisebüro-Inhaber Herbert Leutzenbauer meint, seine Kunden seien schon fast überall gewesen und wollten sich nun einen Kindheitstraum mit einer exotischen Reise erfüllen.
    Und bei Universalreisen in Wien, dem führenden Golf-Ferienveranstalter, sieht man noch einen weiteren Grund, warum immer mehr Urlauber das Exotische suchen.
    Nicht nur, weil die Ozongefahr dem Badeurlaub ein wenig den Reiz genommen hat.
    Die Tatsache nämlich, dass die Pensionisten immer jünger werden.
    Ein 70-Jähriger fährt nicht mehr in den Dschungel, meint man bei Universalreisen.
    Ein 60-Jähriger sehr wohl.
    Und wir bleiben sozusagen gleich beim Thema und zwar diesmal für unsere Samstagsserie.
    Im Journal zu Gast.
    Heute vor einer Woche ereignete sich das bisher schlimmste Raftingunglück Europas.
    26 Leute durchfuhren trotz Verbotes eine Schleuse des Innen im Unterengadin.
    Die Boote kenterten, neun Menschen starben, 17 wurden verletzt.
    Rafting, also Schlauchbootfahren im Wildwasser, ist eine jener extremen Sportarten, die in den letzten Jahren immer mehr in Mode gekommen sind.
    Dazu gehören auch Drachenfliegen, Gleitschirmfliegen, Tauchen, extremes Klettern und Bergsteigen, Bungee-Jumping, Fallschirmspringen und, kaum zu glauben, manche laufen bloßfüßig unter allgemeinem Jolen über glühende Kohlen.
    Und schön war's, sagen dann alle, wenn nichts passiert ist.
    Alles das ist inzwischen zu einem Riesengeschäft geworden.
    Was treibt nun die Menschen zu immer riskanteren Sportarten?
    Einer, der es weiß, ist Dr. Ulrich Aufmuth.
    Er ist Psychologe und Sozialwissenschaftler, arbeitet an einer Tumorklinik in Süddeutschland, er ist leidenschaftlicher Bergsteiger und er ist auch Buchautor.
    Titel seines Buchs zur Psychologie des Bergsteigens und in Vorbereitung zur Psychologie des Abenteuers.
    Das folgende Gespräch mit Ulrich Aufmuth führte Herbert Hutar.
    Herr Aufmuth, in den letzten Jahren haben immer riskantere Sportarten immer mehr Zuspruch bei uns gefunden.
    Es werden immer mehr Leute, die sich mit Dänisch spielen, zum Beispiel, nicht zufrieden geben.
    Es gibt immer mehr Menschen, die den Nervenkitzel offenbar suchen.
    Was ist in unserer Gesellschaft los, Herr Aufmuth?
    Wie hat sich das entwickelt?
    Es hat ja einmal das Schlagwort von der Vollkasko-Gesellschaft gegeben.
    Wie ist das jetzt?
    Geht es uns zu gut?
    Ja, wenn man so die Nachrichten und auch die kommerziellen Angebote von Sportveranstaltungen verfolgt, hat man wirklich den Eindruck, dass in unserer Gesellschaft viel mehr Risiko gesucht wird wie früher und dass vor allem von jungen Leuten scharfes Risiko gesucht wird.
    Und man denkt, das ist eine ganz neue Entwicklung, oder die Leute sind viel risikosüchtiger geworden.
    Ich glaube, dass junge Leute in früheren Jahrhunderten genauso viel Risiko gesucht und erlebt haben, aber das war viel mehr in den Alltag integriert und fiel darum nicht auf.
    Zum Beispiel?
    Ja, wir sind jetzt hier in Bayern im Allgäu.
    Die Bayern rechnen sich immer als Zug ihres Nationalcharakters an, dass viel gerauft wird und gerauft wurde.
    Die jungen Burschen haben früher wirklich handfest gerauft und es war bei bestimmten Festen von vornherein geplant, dass man deftig aufeinander losgeht.
    War ja auch riskant, kam ja auch Verletzung heraus.
    Oder das Wildern wird bei uns so verherrlicht.
    war auch riskant als Wilderer zu gehen.
    Man konnte vom Jäger gestellt werden, man konnte vom Jäger erschossen werden.
    Aber es war auch irgendwie in den Alltag der Landbevölkerung mit eingebettet.
    Oder bei den Schweizern ist bekannt, dass die jungen Leute gerne als Söldner gingen.
    Da war Beruf und volles Risiko miteinander integriert.
    Es fiel das Risiko als einzelnes Phänomen nicht so auf.
    Und das ist jetzt alles weggefallen und heute suchen die Leute, heute suchen die jungen Menschen das Risiko anderswo.
    Ja, der Alltag ist ja sehr abgesichert.
    Unsere Arbeitswelt enthält immer noch Unfallrisiken, aber die sind viel, viel kleiner als früher, gerade bei den Schreibtischberufen.
    Da ist das Risiko vollkommen raus.
    Das Zukunftsrisiko wird durch Versicherungen abgeblockt, Unfallversicherungen.
    Das Haus ist versichert gegen Brand.
    Also aus dem Alltag sind Risiken weitgehend entfernt.
    Und das hinterlässt vielleicht den vielen Menschen ein bisschen ein flaues Gefühl.
    Man will es doch manchmal auch wissen.
    Ja, manche brauchen eben den genügten Tennisplatz nicht.
    Die brauchen den momentanen Kick.
    Was sind das für Menschen, die diesen Kick brauchen?
    Was sind diese Menschen, die in der Freizeit den Adrenalinstoß brauchen?
    Sind die im täglichen Leben unausgelastet?
    Schleppen die irgendwas aus der Kindheit mit, was sie dann ausleben wollen?
    Müssen sie sich dann später bestätigen?
    Ist das ein übersteigertes Geltungsbewusstsein?
    Was ist das eigentlich in Menschen?
    kann man natürlich fragen, ob da was aus der Kindheit kompensiert wird oder ausgeglichen wird.
    Steckt vielleicht manchmal mit drin.
    Aber es hat oft ganz ziemlich schlichte Gründe.
    Ich weiß das aus meiner eigenen Kenntnis von Leuten, die Bungeespringen machen.
    Da macht es halt mal einer aus der Clique und der steht dann vor den anderen toll da.
    Die anderen haben mit Bungeespringen
    Bungeespringen nichts im Sinn gehabt.
    Aber weil jetzt der andere so gut dasteht, machen sie es halt auch, damit sie auch etwas gelten und gleich gut dastehen.
    Und von diesem Drang, es den anderen gleich zu tun und auch gut und mutig dazustehen, nähren sich sicher solche Sportarten.
    Das Bungeespringen, wo man dann von einem Gummiseil letzten Endes kurz vor dem Boden abgefangen wird, ist ja eigentlich nicht besonders riskant.
    Vermittelt aber das Gefühl.
    Ist es das, was die Leute brauchen?
    Ja, ganz bestimmt.
    So kann man sagen.
    Für einen Außenstehenden, der so etwas nicht machen würde, wirkt das lebensgefährlich.
    In Wirklichkeit ist das reale Risiko, daran zu sterben, minimal gering.
    Das muss man sagen, im Vergleich zu den Zahlen derer, die es machen.
    Aber das Gefühl von Gefahr, wenn man da hinunter stürzt, das ist hoch.
    Also hohes Gefühl von Gefahr, aber gleichzeitig geringes reales Risiko.
    Und auf das Gefühl der Gefahr, da kommt es an.
    Nun gibt es ja Extremsportarten, die sind wirklich riskant.
    Zum Beispiel beim Rafting haben sich ja in den letzten Wochen ganz folgenschwere Unfälle ereignet.
    Hier geht es ja darum, dass man
    auch relativ passiv, zumindest als Mitfahrer, eine Wildwasserstrecke bewältigt und wenn das nicht gelingt, dann besteht definitive Todesgefahr.
    Ist das nicht schon eine Stufe mehr?
    Was treibt die Leute dazu?
    Ich würde denken, die Leute, die sich in so einem Rafting-Team zusammentun, das ja dann professionell geführt wird in der Regel, die rechnen nicht damit, dass sie das Leben verlieren oder verletzt werden.
    Die verlassen sich in der Regel voll auf den Veranstalter.
    Es ist aufregend, es gibt einen Nervenkitzel, aber wir kommen gesund hinterher raus.
    Na gut, wenn man sich jetzt diese beiden Sportarten genauer ansieht.
    Bungee Jumping auf der einen Seite und das Rafting auf der anderen Seite.
    Auf der einen Seite bedarf es eigentlich nur eines kurzen Absprungs, alles andere macht die Technik, alles andere macht das Gummiseil, das hoffentlich hält.
    Beim Rafting ist es so, dass man sich doch auch Stunden oder gar Tage lang mit dem Wildwasser, mit dem eigenen Körper, mit der Natur auseinandersetzen muss.
    Sind das jetzt zwei grundsätzlich unterschiedliche Typen von Sportarten?
    Sind es jetzt zwei grundsätzlich unterschiedliche Arten sich sozusagen den Adrenalinstoss zu versetzen, den großen Kick?
    ist sicher sehr unterschiedlich.
    Das Bungee Jumping würde ich überhaupt nicht als Sportart bezeichnen, weil man fast nichts tut dabei und keine körperliche Strapaze auf sich nimmt.
    Beim Rafting nimmt man körperliche Strapazen auf sich, man nimmt auch Unannehmlichkeiten auf sich, es ist kalt, es ist nass.
    ungemütlich und man muss das ganze stundenlang durchhalten.
    Es ist also ein intensives Körpererlebnis auch mit dabei und das Gefühl hohen körperlichen Einsatzes.
    Aber es bedarf immer noch keines ganz großen Ausdauervermögens.
    und keines ganz großen körperlichen Einsatzes, auch keiner ganz großen Kunst.
    Das wäre dann zum Beispiel beim Extrembergsteigen wiederum eine ganz wesentliche Stufe anders.
    Wie würden Sie jetzt zum Beispiel das Bergsteigen, das gefährliche Bergsteigen, das Höhenbergsteigen einordnen, zum Beispiel im Vergleich zum Rafting?
    Das Höhenbergsteigen, das sich ja über viele Wochen erstreckt und wo
    wochenlang unendlich geschuftet und gerackert wird, das ist eigentlich schon eine Lebensform.
    Das ist nicht mehr ein Sport, sondern da muss man sich mit seiner ganzen Existenz darauf einlassen.
    Da muss man einfach auch von der Persönlichkeit und vom Charakter her dazu geeicht sein oder dazu einen ganz intensiven Draht haben.
    Wenn man daran denkt, dass die eine oder die andere Organisation Achttausender anbietet, es sind sogenannte, wenn man so will, leichte Achttausender um den mehr oder minder wohlfeilen Preis von rund 100.000 Chilling, also bereits der Achttausender ist ebenfalls eine kommerzielle Größe.
    Ja, und wird es im Moment noch etwas wunderbar Exklusives, mit dem man renommieren kann, muss man sagen.
    Und ich glaube, aus dem Grund werden auch viele solche Extremtouren mitmachen, die vom Charakter her gar nicht viel damit am Hut haben, sondern die einfach wieder groß rauskommen wollen.
    Da würde ich also die Leute, die kommerziell an sowas teilnehmen, wieder unterscheiden von Extrembergsteigern, die es rein um ihrer Selbstwillen
    tun, die würde ich als die wahren Extremen und die Leute, die echt mit der Natur raufen wollen, bezeichnen.
    Auch wenn es kommerziell angeboten wird, so ist eine Achttausenderbesteigung immer noch eine unglaublich anstrengende Sache, die auch trotz der kommerziellen Führung noch mit dem wirklich echten Risiko verbunden ist.
    Der Veranstalter haftet für den äußeren Rahmen, aber nicht für Unfälle, die vor allem beim Gipfelsturm oder so
    passieren.
    Zu den riskanten Sportarten gehören ja auch die Flugsportarten, zum Beispiel das Fallschirmspringen, zum Beispiel das Drachenfliegen, zum Beispiel das Gleitschirmfliegen, also das Paragliden.
    Der große Kick, der große Adrenalinstoß kommt ja beim Start.
    Man fragt sich jetzt in Sekundenbruchteilen, komme ich weg, komme ich nicht weg?
    Wenn ich dann weg bin, ist das Erste vorbei?
    Ist es wirklich vorbei?
    Wie ist das einzuschätzen?
    Ja, da ist sicher der Kick mit dabei und natürlich auch die Euphorie, wenn man gut abgehoben hat und dann draußen ist.
    Und es ist sicher auch noch ein Gefahrenbewusstsein vorhanden.
    Man kann in Turbulenzen kommen.
    Dann ist natürlich wieder vollkommene Beherrschung der Gefahr, vollkommenes Können gefragt.
    dann springt der Adrenalinpegel auf und man kämpft voll und ganz, genauso wie der Extrembergsteiger im Sturm an der Wand.
    Das ist wieder identisch.
    Aber dann kommen auch wieder diese sanften Phasen und so denke ich, dass Drachen- und Gleitschirmflieger so beides in sich tragen.
    Diesen Willen zum Kämpfen, dieses Bedürfnis Gefahren zum Managen,
    und gleichzeitig aber auch die Bereitschaft zu genießen und sich fröhlich hinzugeben.
    Nun Herr Aufmuth, kommen wir vielleicht einmal zum persönlichen Erleben.
    Kommen wir dazu, was die Menschen empfinden, wenn sie die eine oder die andere riskante Sportart ausführen.
    Was sie zweifelsohne erleben, das ist ja Angst.
    Und Angst ist ja ein Gefühl, dem der normale Mensch ausweicht.
    Ja, da wird man unterscheiden müssen.
    Es gibt da wohl zwei grundlegend verschiedene Charaktertypen.
    Es gibt Leute, die vor Angst gleich ausweichen, lieber nicht.
    Und es gibt Leute, die sagen, hoppla, da ist eine Angstsituation, das will ich ausprobieren und damit will ich fertig werden.
    Also Angstvermeider und Angstsucher.
    Man kann es vielleicht so quantifizieren, indem man schaut,
    wie viele Menschen an harmlosen Sportarten, wo kein Lebensrisiko in der Luft hängt, teilnehmen und wie viele Menschen wirklich extrem klettern oder sich extremen Gefahren aussetzen.
    Das ist das Verhältnis vielleicht 1 zu 100.
    Kann man sagen, dass Leute, die extreme Sportarten machen, Leute, die die Angst suchen, die die Angst zu bewältigen suchen, tun die sich auch im Alltag leichter?
    Sind sie da tüchtiger?
    Ich glaube schon, dass sie zumindest risikofreudiger sind, dass sie im Beruf eher was riskieren, dass sie im Freundeskreis, im Beziehungsleben eher was riskieren.
    Auch glaube ich wirklich schon.
    Wenn er seine Angstgefühle gehabt und bewältigt hat.
    Am Montag schaut dann wieder alles ganz anders aus.
    Kurze Zeit fühlte sich hervorragend.
    Ist die Ausübung solcher Sportarten eigentlich in der Lage?
    Alltagsprobleme berufliche oder private solcher Menschen zu lösen?
    Teils ja, wenn es sich um kleinere und momentane Probleme handelt.
    Das weiß ich aus eigener Erfahrung.
    Die lösen sich sozusagen ganz von selber, wenn ich längere Zeiten unterwegs bin.
    Wenn ich einen rechten Ärger gehabt habe im Beruf und so oft aber hilflose Wut in mir spüre und dann eine scharfe Tour mache über zwei Tage,
    und viel laufe, dann denke ich manchmal auch an die Wut, sie klettert sich, ich werde gefasster und ich kann dann das Problem mit dem Menschen, der mich geärgert hat, viel leichter angehen.
    Also es hat sich in mir durch die Anstrengung, durch das scharfe Gehen etwas erleichtert und gelöst.
    Und die Gefahr, die dabei ist, also wenn ich alleine klettere, mache ich manchmal gern, die Gefahr bewirkt, dass ich vollkommen abschalte.
    Dann schaue ich nämlich nur auf den Meterfels vor mir, auf den Griff.
    Ich kalkuliere nur von Sekunde zu Sekunde.
    Durch die Anwesenheit der Gefahr kann ich gar nicht in den Alltag und an meine Probleme zurückdenken, sondern ich lebe voll und ganz in der Gegenwart, also total abgeschaltet.
    Die Gefahr ist in dem Sinn was sehr Günstiges.
    Sie lässt mich vollkommen im Moment leben und alles andere vollkommen vergessen.
    Nun, wenn man extrem Sportler, extrem Bergsteiger, extreme Mountainbiker, extreme Steilrinnenfahrer mit Skiern zum Beispiel anschaut.
    Von außen schaut das eigentlich eher so aus, als wären das eigentlich nur Selbstmörder, die sich aber nicht trauen, sich wirklich umzubringen.
    Den Eindruck hat man wirklich, vor allem, wenn man sowas in Filmen miterlebt, wie Leute dadurch steilerinnen über den Abgründen darunter schwingen.
    Was wahr ist, es ist ein echtes hohes Lebensrisiko dabei und es kann sein, dass man dabei abstürzt.
    Das wissen die Leute auch, die so etwas machen.
    Dann ist das vollkommen klar.
    Auf der anderen Seite haben die nicht im Sinn, zu verunglücken.
    Sie gehen davon aus, dass sie überleben wollen und werden.
    Und diese absolut nahe Begegnung mit der Gefahr, wenn man in den Abgrund herunterschaut und sich da, gerade wenn man mit Ski in den Abgrund herunterfährt, sich so hineinfallen lässt, dieses absolut intensive Fühlen von Gefahr bringt auch ein unwahrscheinliches Gefühl von Lebendigkeit.
    Ich bin da und ich will leben hervor.
    Und, das andere ist auch wahr, wenn man zu nah an die Grenze herangeht, kann man natürlich aus diesem vollen Lebendigkeitsgefühl auch in den Tod stürzen.
    Aber das ist nicht beabsichtigt.
    Ich glaube, es kommt ganz, ganz selten vor, dass jemand mit wirklich selbstmörderischer Absicht in die Berge geht.
    Wer in die Berge geht und extreme Sachen macht, in dem wacht der Lebenswille auf.
    Gerade in Gefahrensituationen bäumt sich das ganze Leben auf und ich will durchkommen.
    Herr Aufmuth, wie viel Angst, wie viel Adrenalin braucht eigentlich der Mensch, um unter dem Strich im Alltagsleben dann doch glücklich zu sein?
    Da tue ich mir schwer, die Frage so allgemein zu beantworten.
    Viele Menschen sind im Alltagsleben zufrieden, ohne dass sie Angstsituationen aufsuchen.
    Aber wir haben es jetzt von Leuten, die Rafting machen gehabt, von Extrembergsteigern, von sehr Extrembergsteigern.
    Und für diese Leute bildet das Fühlen von Gefahr und das Aufsichtnehmen von starken Anstrengungen
    Einfach ein Bereich, in dem man sich voll und ganz intensiv lebendig fühlt, so mitten im Lebensstrom drin.
    Und wenn ein Mensch, der so wie Sie es jetzt ausgedrückt haben, sich mitten im Lebensstrom drinnen befindet, kann man da nicht doch sagen, dieser Mensch ist glücklich?
    Der ist selbst vergessen, der lebt vollkommen im Augenblick, der spürt seine Kraft und er spürt seine Lebensfreude.
    Und in diesem Sinne ist er glücklich.
    Herr Aufmuth, ich bedanke mich für das Gespräch.
    Dr. Ulrich Aufmuth, Sozialwissenschaftler und Psychologe, war heute im Journal zu Gast.
    Das Gespräch führte Herbert Huter.
    Und jetzt, die Mittag-Journal am Samstag, ein akustischer Ausflug.
    ORF Arktis Nordost.
    Zurück nach morgen.
    Auf den Spuren der Polarforscher Peier und Weibrecht hat sich eine aus 40 Teilnehmern und Teilnehmerinnen bestehende Expedition aus fünf Ländern aufgemacht, um in der arktischen Ödenist des Franz-Josef-Land eine mehrteilige ORF-Dokumentation über die Entdeckung des Archipiels zu drehen.
    Ein Teil der Expedition versucht mit dem Forschungsschiff Logachow auf die Zieglerinsel zu gelangen.
    Dort sollte der Bauplatz für die Aufstellung des nahezu originalgetreuen Schoners Tegetow 40 Meter lang erkundet werden und die Teile für den Ausbau ausgeladen werden.
    Das Schiff steht ja im Mittelpunkt der Dokumentation.
    Die Zieglerinsel liegt bereits jenseits der Packeisgrenze und daher musste der russische Eisbrecher Taimyr den Weg bahnen.
    Dabei ist er ernstlich beschädigt worden.
    Mit Einzelheiten meldet sich unsere Reporter Hans Christian Ungarn.
    Auch einer der stärksten und modernsten Eisbrecher der Welt ist vor extremen Packeisverhältnissen in der Arktis nicht gefeit.
    der Expeditionsleiter und Gesamtverantwortliche für die Dokumentation Arktis Nordost, Helmut Feutl.
    Das Ziel dieser Expedition war, das Lager 2 auf der Zieglerinsel, also schon sehr hoch im Norden des Archipels, einzurichten, um Zeit zu gewinnen für den Schiffsbau.
    Wir waren unterwegs mit unserem Forschungsschiff, wo die Container drauf sind, und vor uns der Eisbrecher Taimir,
    Taimyr musste mehrmals die Logatschow, also unser Schiff, aus einer brenzligen Eissituation befreien.
    Und bei so einem Befreiungsversuch ist da Taimyr an den Schraubenwerk etwas passiert, was hätte nicht passieren sollen, also ein Schaden eingetreten, sodass das Unternehmen abgebrochen werden musste.
    Im Prinzip ist es heuer so, dass die Eisbedingungen derart schlecht sind, das heißt also so viel
    wie schon viele Jahre nicht mehr.
    Es ist wirklich strenges arktisches Eis, sodass wir den Vorstoß zur Ziegelinsel mit dem Eisbrecher vorläufig einstellen, abbrechen müssen.
    Und hautnah miterlebt hat es der Techniker Günther Fieda vom Brückendeck des Forschungsschiffes Logatschow aus.
    Ja, also wir sind hinter der Deimer in den Eisbrecher nachgefahren, hat uns eine Fahrrinne freigeschaufelt bis eigentlich den halben Weg rauf zur Ziegelinsel.
    Auf einmal hat sich das Eis hinter den Eisbrech, hinter der Tamir, so verdichtet wieder und wir sind mit vollen Maschinen gefahren und sind trotzdem stecken geblieben.
    Also ohne zu bremsen, ohne irgendwas, voller Gas und wir haben nicht mehr weitergekönnt.
    Und die Fahrrinne hinter der Tamir hat sich innerhalb von einer halben Stunde aufgetürmt auf ungefähr eineinhalb bis zwei Meter hohe Eisschollen.
    Eine circa 10 Meter breite Fahrrinne hat sich innerhalb von einer halben Stunde zusammengeschoben auf 3 Meter und aufgedreht.
    Vermutlich dürfte ein Blatt der hiesigen Schiffsschraube der Tamir gebrochen sein.
    Das Schiff ist nun in eine Bucht unterwegs, wo russische Taucher den Schaden wieder beheben sollen.
    Dann soll in ein paar Tagen ein neuer Versuch gestartet werden, die Teggethof in voller Größe für die Dreharbeiten wiedererstehen zu lassen.
    Hans-Christian Unger aus der Arktis.
    Vorverlegte Parlamentswahlen gibt es morgen in Japan und die Demoskopen sind sich einig, zumindest darüber, wer die Wahlverlierer sein werden.
    Und zwar die seit fast 40 Jahren regierenden Liberaldemokraten und auch die oppositionellen Sozialisten.
    Die besten Chancen werden neuen, erstmals antretenden Parteien gegeben.
    Laut, aber eher inhaltsleer wurde der Wahlkampf geführt, was die knapp 94 Millionen Wahlberechtigten aber sicherlich interessiert und dass sie sicherlich auch eine Hoffnung haben können auf ein Ende der bislang endlosen Fälle von Korruption in Japan.
    Aus Tokio, Hannelore Veit.
    Es ist sicherlich die spannendste Wahl seit Jahrzehnten, der Japan morgen entgegensieht.
    Eine ganze Reihe von Reformparteien wirbt diesmal um die Gunst der 95 Millionen Wahlberechtigten.
    Ein Reformer, der im Blickpunkt steht, ist der frühere Finanzminister Tomohata.
    Er ist der Anführer jener Abtrünnigen in der liberal-demokratischen Partei, die vor einem Monat für den Sturz der Regierung verantwortlich waren.
    Hata hofft mit seiner neuen Partei, die Stimmen derjenigen zu bekommen, die die Korruption satt haben.
    Hatas größtes Handicap dabei ist, dass er einst selbst im innersten Führungskreis der LDP, der liberal-demokratischen Partei, stand.
    Die große Frage ist, gelingt es Hatta in den Augen der Öffentlichkeit wirklich als Reformer zu bestehen?
    Hattas Wunschtraum ist es, nach der morgigen Wahl gemeinsam mit anderen Oppositionsparteien eine Koalitionsregierung zu bilden, in der erstmals seit fast vier Jahrzehnten die Liberaldemokraten nicht vertreten sind.
    Das Problem dabei, die Stimmen, die Hatta gewinnen wird, werden vor allem auf Kosten der traditionellen Opposition gehen.
    Die letzten Meinungsumfragen besagen, dass den Sozialisten der größten Oppositionspartei bisher der völlige Absturz droht.
    Gegen eine Koalitionsregierung der Opposition spricht auch, dass die Reformpartei des konservativen Aristokraten Morihiro Hosokawa nicht mitmachen will.
    Hosokawa, der LDP-Abtrünnige, der bereits vor einem Jahr eine eigene Partei gegründet hat, ist ungeheuer populär und konnte bei Lokalwahlen bisher stark punkten.
    Ihm könnte bei der morgigen Wahl eine Schlüsselrolle zukommen.
    Bei allem Medienrummel um die neuen Reformer darf man aber die liberal-demokratische Partei nicht vergessen.
    Es scheint ziemlich klar, dass sie die absolute Mehrheit verlieren wird.
    Es scheint aber ebenso klar, dass sie nach wie vor die bei weitem stärkste Partei im Parlament bleiben wird.
    LDP-Kandidaten haben es bisher verstanden, für die eigenen Wahlkreise in Tokio Vorteile herauszuschinden.
    sei es eine neue Autobahn oder eine bessere Bahnverbindung.
    Das honorieren die Wähler.
    Und auch wenn die LDP unbestritten korrupt ist, sie ist die Partei, die Japan in den letzten Jahrzehnten zur Wirtschaftsmacht gemacht hat.
    Den glücklosen Premierminister Kichi Miyazawa versteckt die LDP in letzter Zeit allerdings Liebe.
    Er musste sogar eine Wahlkampfreise nach Zentraljapan absagen.
    Parteifunktionäre hatten ihm zu verstehen gegeben, dass sie gar nicht wüssten, wie sie genügend Leute zusammentrommeln könnten.
    Miyasabas Beliebtheitswerte haben Rekordtiefen erreicht.
    Weniger als sieben Prozent der Japaner sind heute für ihn.
    Wie die nächste Regierung tatsächlich aussehen wird, das wagt heute einen Tag vor der Wahl kaum jemand vorauszusagen.
    Am wahrscheinlichsten scheint eine Koalitionsregierung.
    Je näher die Wahl rückt, desto mehr Beobachter glauben, dass die LDP genug Mandate haben wird, um in irgendeiner Form an der Regierung beteiligt zu sein.
    Sogar eine Minderheitsregierung wird heute nicht mehr ganz ausgeschlossen.
    Wie immer es aussehen wird, viele Kommentatoren glauben, dass die neue Regierung nicht stabil genug sein wird, um eine volle Legislaturperiode durchzuhalten.
    Sie sprechen jetzt schon von Neuwahlen in einigen Monaten.
    Und erste Trends oder dann auch schon Ergebnisse dieser Wahl morgen im Journal um 5 um 17 Uhr.
    Zu einem Stück russischer Geschichte jetzt.
    Vor genau 75 Jahren wurde in Jekaterinburg die russische Zarenfamilie von den Bolschewiken ermordet.
    Viele Legenden rankten sich um diesen Mord.
    Erst seit Anfang dieses Monats ist das Rätsel um den Verbleib des letzten russischen Zaren und seiner Familie offenbar gelöst.
    Britische Wissenschaftler haben Gebeine, die im Wald von Yekaterinburg gefunden wurden, untersucht und festgestellt, dass es sich um die Skelette von Zar Nikolaus II., seiner Frau Alexandra und mindestens drei der fünf Kinder handelt.
    Zarn-Nostalgie am Jahrestag in Russland.
    Susanne Scholl.
    Gedenkveranstaltungen für den letzten russischen Zarn und seine Familie haben in diesem Jahr in Russland Hochkonjunktur.
    Höhepunkt waren gestern und heute Totenmessen in Yekaterinburg im Ural und in Moskau.
    In der Nacht vom 16. auf den 17.
    Juli 1917 waren Zahn Nikolai II., seine Frau Alexandra, seine fünf Kinder und mehrere enge Vertraute in Katharinenburg erschossen worden.
    Danach war die Monarchie und ihr blutiges Ende für 70 Jahre zum Tabuthema geworden.
    Der Bruch dieses Tabus, der offenbar gelungene wissenschaftliche Nachweis, dass die Zahnfamilie tatsächlich 1917 im Ural erschossen wurde,
    Und das Auftauchen eines Tagebuchs des berühmt gewordenen Zahnvertrauten Rasputin sorgen jetzt für eine Art Zahn-Renaissance.
    Und die noch lebenden Mitglieder der Familie Romanov, die Russland 300 Jahre beherrscht hatte, tragen das ihre hierzu bei.
    Großfürstin Maria Wladimirova, die sich als Erbin des 1917 ermordeten letzten Zahn versteht, auch wenn das nicht alle anderen noch lebenden Mitglieder des Hauses Romanov genauso sehen zum Beispiel,
    befindet sich seit Ende Mai auf einer Reise durch Russland, um mit dem russischen Volk Freundschaft zu schließen, wie sie bei ihrer Ankunft in Moskau erklärte.
    In Moskau hatte sie eine Zahnausstellung im Ausstellungssaal der Manege-Platz besucht, die sich bei den Moskauern großer Beliebtheit erfreute.
    Mitte Juli kam sie dann in den Ural, wo sie gestern in Katharinenburg an einer Gedenkmesse für die Zahnfamilie teilnahm.
    In einer kleinen Kirche direkt gegenüber jenem Platz, an dem früher das Haus stand, in dem Nikolai und seine Familie erschossen wurden.
    Boris Jelzin, damals Parteisekretär von Sverdlovsk, das jetzt wieder Katharinenburg heißt, hatte in den 70er Jahren den Abriss des Hauses angeordnet.
    Seit einiger Zeit steht an seiner Stelle ein weißes Holzkreuz, zu dem jeder Besucher von Katharinenburg unweigerlich geführt wird.
    Auch in Moskau gab es heute Vormittag einen Gedenkgottesdienst für den Zahn, den die russisch-orthodoxe Kirche inzwischen selig gesprochen hat.
    Auch hier musste ein Provisorium für die Feier herhalten.
    Denn die Erlöserkirche im Zentrum Moskaus war in der Sowjetzeit abgerissen worden, um dem inzwischen berühmt gewordenen, Sommer- und Winter funktionierenden Freiluft-Schwimmbad Platz zu machen.
    Am Rande des Schwimmbades befindet sich jetzt ein Gedenkstein für die Kirche.
    Auf dem Stein ein großes Kreuz.
    und darüber ein leichtes Holztach.
    In diesem Provisorium wurde heute früh eine Botschaft des russischen Patriarchen Alexei verlesen und eine Totenmesse zelebriert.
    Allerdings waren nur wenige und vor allem ältere Moskauer an diesem ausnahmsweise einmal schönen Sommertag zur Gedenkfeier gekommen.
    Das historische Interesse an der eigenen Vergangenheit ist zwar groß, aber erklärte Monarchisten gibt es im heutigen Russland nicht mehr allzu viele.
    Und im Mittagsschnoll jetzt noch einmal kurz ins Nachrichtenstudio.
    Kroatien.
    Die wichtige Maslenica-Brücke bei Sardar wird morgen wieder eröffnet.
    Serben und Kroaten haben sich darauf geeinigt, dass die Brücke und der Flughafen von Sardar von der UNO kontrolliert werden.
    Brücke und Flugplatz werden nur für Zivilisten freigegeben, Truppen dürfen sie nicht benutzen.
    Die Maslenica-Brücke verbindet Nordkroatien mit dem dalmatischen Küstenland.
    Schweiz.
    In Genf haben neue Bosnien-Verhandlungen begonnen.
    Die Präsidenten von Serbien und Kroatien, Milosevic und Tudjman, beraten mit den internationalen Vermittlern Owen und Stoltenberg.
    Der bosnische Präsident Izetbegovic nimmt nicht daran teil.
    Bei den Genfer Gesprächen soll eine neue Runde von Friedensverhandlungen aller drei Parteien im Bosnien-Krieg vorbereitet werden.
    Österreich Die Arbeitsplatzsituation der über 40-Jährigen wird immer problematischer.
    Nach einer Studie des Kärntner Landesarbeitsamtes sind etwa die Hälfte der Betriebe nicht bereit, über 40-jährige Arbeitnehmer zu beschäftigen.
    Noch dramatischer ist die Situation bei den über 50-Jährigen.
    Mehr als drei Viertel der Betriebe wollen sie nicht beschäftigen.
    Das Wetter heute Nachmittag.
    In ganz Österreich muss man immer wieder mit Wolken, Regenschauern und Gewittern rechnen.
    Zwischendurch scheint aber auch oft die Sonne.
    Zeitweise lebhafter Westwind und Temperaturen zwischen 24 und 30 Grad.
    Und das war das Mittagssjournal am Samstag.
    Im Namen aller Mitarbeiter darf ich Ihnen noch einen schönen Samstag, ein schönes Wochenende wünschen.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1993.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1993.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    EG-Richtlinien für Lebensmittel
    Starke Verunsicherung der Konsumenten, ob mit einem EU-Beitritt die Lebensmittelgesetze strenger werden oder nicht. Dabei versichern Politiker immer wieder, dass der österreichische Lebensmittelkodex unangetastet bleibt.
    Mitwirkende: Unterweger, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1993.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Justizpolitik ; Sicherheit ; Ernährung ; Konsum ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Fast aussichtlose Lage für Arbeitslose über 40
    Die Betriebe scheuen sich, Arbeitslose über 40 oder gar 50 einzustellen, trotz der oft hohen Qualifikation der Bewerber.
    Mitwirkende: Dittlbacher, Fritz [Gestaltung]
    Datum: 1993.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Arbeitslosigkeit ; Arbeitsbedingungen ; Soziales ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Grüne wollen am 1. Mai WIener Rathausplatz für ihre Feier
    Just am Tag der Arbeit, an dem die Wiener SPÖ am Rathausplatz den Feiertag begeht, haben die Grünen eine Veranstaltung dort angemeldet. Die SPÖ reagiert darauf gelassen.
    Mitwirkende: Ortner, Oliver [Gestaltung]
    Datum: 1993.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Diskussion ; Parteien / Grüne ; Parteien / SPÖ ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Reportage aus Vukovar
    Nach wie vor ist Vukovar total zerstört, noch immer werden Leichen in den Gärten entdeckt. Viele Flüchtlinge aus Serbien sind nun in der Stadt, die nun quasi ethnisch homogen ist, nur noch vereinzelt leben hier Kroaten, die einen serbischen Ehepartner haben. Kroatien will Vukovar zurück haben. Jeder hat hier eine Waffe, nachts wird geraubt und geplündert. Politische Stars sind hier die radikalen Milizenführer Arkan und Šešelj, selbst Milošević misstraut man hier, aus Angst er könnte die Stadt an Kroatien zurückgeben.
    Mitwirkende: Neuhauser, Claudia [Gestaltung]
    Datum: 1993.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Krieg ; Krisen und Konflikte ; Ethnie ; Soziales ; Nationalismus ; Straftaten ; Asyl ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Abenteuerurlaub als neuer Reisetrend
    Einblendung: Josef Raml, Vorsteher Reisebüroverband. Das Reiseverhalten wird immer exotischer, man will immer öfter etwas erleben: Rafting in Kanada, Eisbären beoachten in Alaska oder Trekking in China.
    Mitwirkende: May, Stefan [Gestaltung] , Raml, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1993.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Tourismus ; Freizeit ; Sport ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Dr. Ulrich Aufmuth
    Interview: Aufmuth, Psychologe, Autor und Bergsteiger
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Aufmuth, Ulrich [Interviewte/r]
    Datum: 1993.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Tourismus ; Freizeit ; Sport ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau japanische Wahlen
    In den vorverlegten Parlamentswahlen werden neue, erstmals angetretene Parteien die größten Chancen gegeben. Als Verlierer sehen Meinungsforscher die Liberaldemokraten sowie die oppositionellen Sozialdemokraten.
    Mitwirkende: Veit, Hannelore [Gestaltung]
    Datum: 1993.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wahlen ; Marktforschung und Meinungsforschung ; Regierung ; Opposition ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vor 75 Jahren wurde die Zarenfamilie ermordet
    Gedenkveranstaltungen für den russischen Zaren und seine Familie, der in Jekaterinburg im Ural ermordet wurde, sorgen für eine Zarenrenaissance.
    Mitwirkende: Scholl, Susanne [Gestaltung]
    Datum: 1993.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Geschichtswissenschaft ; Revolution ; Straftaten ; Marxismus und Kommunismus ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Russland
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1993.07.17
    Spieldauer 00:55:52
    Mitwirkende Reiss, Christl [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1993.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Nachrichten ; Krisen und Konflikte ; Krieg ; Ethnie ; Nationalismus ; Straftaten ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-930717_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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