Mittagsjournal 1993.08.07

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Guten Tag und herzlich willkommen zu einer knappen Stunde Mittagsinformation in Österreich 1 und Ö3.
    Aus dem Studio begrüßt Sie Agathe Zuppan.
    In Japan gibt es heftige Unwetter mit Toten und hohem Sachschaden.
    In der belgischen Hauptstadt Brüssel wird heute der verstorbene König Baudoin zu Grabe getragen.
    Die Trauerfeier ist noch im Gange.
    Baudoin wird am Nachmittag in der Familiengruft beigesetzt.
    Seit einem Monat gibt es in Österreich das Pflegegesetz.
    Was hat sich für die Betroffenen wirklich geändert?
    Das europäische Wirtschaftswunderland ist zur Überraschung vieler die tschechische Republik.
    Wir sind der Frage nachgegangen, wie das möglich ist.
    Die frühere Sowjetrepublik, einst eine der reichsten Georgien dagegen, versinkt im wirtschaftlichen und politischen Chaos.
    In den USA beschäftigt ein Fall von vertauschen Kindern mittlerweile die Gerichte und im Journal zu Gast ist heute der Schriftsteller Frederick Morton.
    Geboren in Wien, geflüchtet vor den Nazis, berühmt geworden in den USA, unter anderem mit einem Buch über seine Wiener Kindheit.
    Erster Programmpunkt im Mittagsschonal, aber jetzt die Nachrichten.
    Verfasst hat sie Ferdinand Olbord.
    Es liest Nina Strehlein.
    Belgien.
    In Brüssel finden zurzeit die Trauerfeierlichkeiten für König Boudoin statt.
    An dem Requiem in der Kathedrale St.
    Michel nehmen zahlreiche Staats- und Regierungschefs aus aller Welt teil.
    Österreich ist durch Bundespräsident Clestiel vertreten.
    Zuvor hatten die Trauergäste im Brüsseler Stadtpalais, wo Boudoin aufgebahrt war, Abschied vom belgischen König genommen.
    Nach der Trauermesse wird Baudoin in der Familiengruft der belgischen Könige in der Kirche Notre-Dame am Stadtrand von Brüssel beigesetzt.
    Baudoin ist vor einer Woche im Alter von 62 Jahren gestorben.
    Nachfolger ist sein Bruder Albert, der am Montag als neuer belgischer König vereidigt wird.
    USA.
    Das Sparprogramm von Präsident Clinton ist vom Parlament angenommen.
    Nach dem Repräsentantenhaus hat nun auch der Senat den Haushaltsplan verabschiedet.
    Die Entscheidung fiel mit 51 zu 50 Stimmen äußerst knapp aus.
    Den Ausschlag gab die Stimme von Vizepräsident Al Gore.
    In den nächsten fünf Jahren soll das Haushaltsdefizit durch Steuereinnahmen und Ausgabenkürzungen um 500 Milliarden Dollar gesenkt werden.
    Bosnien-Herzegowina.
    Im Westen gibt es weiter Differenzen über eine Intervention in Bosnien.
    Der amerikanische Außenminister Christopher sagte, entweder die Serben hörten auf, Sarajevo zu belagern, oder sie müssten mit Luftangriffen rechnen.
    Die Entscheidung über einen Luftwaffeneinsatz wird möglicherweise bei einer NATO-Sitzung am Montag fallen.
    Es gibt allerdings auch zahlreiche ablehnende Stellungnahmen zu einer derartigen Intervention.
    Jugoslawien-Vermittler Owen etwa meinte, die Aussicht auf Luftangriffe gegen die Serben würden die Moslems davon abhalten, in Genf konkret zu verhandeln.
    Albanien, Serbien.
    Im albanisch-serbischen Grenzgebiet hat es einen schweren Zwischenfall gegeben.
    Das albanische Fernsehen berichtet, serbische Milizen hätten unbegründet eine albanische Grenzstreife beschossen.
    Ein Beamter sei schwer verletzt worden.
    Albanien hat in Belgrad protestiert und vor einer Ausweitung des Balkan-Konflikts gewarnt.
    Serbien hat zu dem Vorfall noch nicht Stellung genommen.
    Georgien.
    Präsident Schiwert-Nazer erhält mehr Macht.
    Schiwert-Nazer wird nun auch Regierungschef.
    Wegen der schweren Wirtschaftskrise und der Kämpfe mit Separatisten in der Abkhazien ist in Georgien eine Notstandsregierung gebildet worden.
    Einen entsprechenden Beschluss hat das Parlament in Tiflis gestern gefasst.
    Das bisherige Kabinett ist zurückgetreten.
    Der UNO-Sicherheitsrat hat unterdessen die Entsendung von zehn Militärbeobachtern beschlossen.
    Sie sollen die Waffenruhe in Abkhazien überwachen.
    Spanien.
    Auf ein Hotel an der Küste in der Nähe von Murcia ist ein Bombenanschlag verübt worden.
    Zwei italienische Touristen wurden leicht verletzt, sonst entstand Sachschaden.
    Die Polizei vermutet, dass die baskische ETA für den Anschlag verantwortlich ist.
    Bereits im Juli hatte es mehrere derartige Anschläge gegeben.
    In dieser Woche unterbrachen Terroristen vorübergehend die Eisenbahnstrecke Madrid-Valencia durch eine Explosion auf den Gleisen.
    Deutschland.
    Die Volkswagen AG steht zu ihrem Einkaufschef Lopez.
    Der VW-Aufsichtsrat sprach dem Manager neuerlich das Vertrauen aus.
    Lopez war früher bei General Motors tätig.
    Ihm wird vorgeworfen, geheime Geschäftsunterlagen zu VW mitgenommen zu haben.
    Der Aufsichtsrat von Volkswagen betont, alle Vorwürfe seien ungerechtfertigt.
    VW-Chef Piech ist optimistisch über die Unternehmenslage von Volkswagen.
    Piech meinte, VW werde schon im dritten und vierten Quartal, ungeachtet der schlechten Konjunktur, wieder schwarze Zahlen schreiben.
    Japan.
    Erdrutsche im Südwesten Japans haben möglicherweise 70 Menschenleben gefordert.
    Bisher wurden 31 Tote geborgen, mehr als 40 Personen werden noch vermisst.
    Wolkenbruchartige Regenfälle hatten gestern Abend in der Gegend der Stadt Kagoshima steile Hänge ins Rutschen gebracht.
    Die Erdmassen begruben ein Krankenhaus und zwei Eisenbahnzüge unter sich.
    Großbritannien.
    Der Böckingham-Palast ist erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich.
    Für ein Eintrittsgeld von umgerechnet 140 Schilling kann man nun Teile der Residenz der englischen Königin besichtigen.
    Durch die Einnahmen sollen die Reparaturkosten für Schloss Windsor aufgebracht werden.
    Das Schloss ist durch einen Brand schwer beschädigt worden.
    Samstagmittag, das heißt Wochenende und hoffentlich Ferienwetter, wie es wird, weiß Christian Hundorf von der Wetterredaktion.
    Von Ferienwetter oder vielleicht noch besser Badewetter kann jetzt durchaus die Rede sein.
    Und weil die Luft im Großteil Österreichs jetzt auch noch recht trocken ist, bleibt heute zudem noch die drückende Schwüle aus.
    Mit 23 bis 27 Grad heute Nachmittag wird es zwar recht warm, aber nicht allzu heiß.
    Morgen Sonntag legen die Temperaturen noch zu.
    Mit dem Baden muss man aber in einigen Bundesländern am Nachmittag dennoch vorsichtig sein.
    Denn nicht nur die Temperaturen legen zu, die Luft wird von Südwesten her auch gewittriger.
    Mehr darüber später, jetzt zu den aktuellen Meldungen aus den Landeshauptstädten.
    In Wien ist es wolkenlos bei 22 Grad, Eisenstadt und St.
    Pölten heiter 21 Grad, Linz heiter 20, Salzburg heiter 21,
    Innsbruck Heiter 19, Bregenz Heiter 18, Graz Wolkig 20 und Klagenfurt stark bewölkt 20 Grad.
    Wie gesagt auf 23 bis 27 Grad steigen die Temperaturen heute noch und es bleibt im Großteil Österreich sonnig.
    Mit einzelnen Gewittern hingegen muss man in Osttirol, Kärnten und der Steiermark rechnen.
    Morgen Sonntag ist es ebenfalls oft sonnig.
    Allerdings bilden sich ab Mittag auch einige Gewitter und zwar vor allem in Vorarlberg, Tirol und Salzburg sowie in Kärnten und im Bergland der Steiermark.
    Ungetrübtes Badewetter hingegen im Norden und Osten Österreichs.
    Und die Temperaturen morgen Sonntag?
    In der Früh ist es noch recht frisch in einigen Alpentälern mit Werten um nur 8 Grad, im Großteil Österreichs aber mit etwa 13 Grad.
    Tagsüber steigen die Temperaturen kräftig an, Höchstwerte zwischen 25 und 30 Grad sind zu erwarten.
    Der Wind weht an diesem Wochenende nur schwach.
    In der Nacht zum Montag breiten sich Wolken und Regenschauer von Westen her allmählich über ganz Österreich aus.
    Und so ist es am Montag auch oft bewölkt, ab und zu gibt es den einen oder anderen Regenschauer und dementsprechend erreichen die Temperaturen auch nur noch 19 bis 24 Grad.
    Acht Minuten nach zwölf.
    Sonne und angenehm warme Temperaturen also bei uns.
    Katastrophenalarm jedoch in Japan.
    Dort regnet es im Südwesten seit drei Tagen ununterbrochen.
    Straßen brechen einfach weg, Menschen werden von den Fluten weggerissen.
    Es gibt bereits tote und den kältesten Sommer seit vielen Jahren.
    Jens-Peter Makwart aus Tokio.
    Weite Teile Südjapans melden Land unter.
    Ungewöhnlich heftige Regenfälle verursachten zahlreiche Erdrutsche.
    Flüsse traten über die Ufer, Brücken brachen zusammen.
    Ein Krankenhaus wurde unter den Schlammmassen begraben.
    Dort sind noch immer Menschen eingeschlossen.
    Zwei Züge wurden von den Gleisen gerissen und von Geröll bis übers Dach verschüttet.
    Die meisten der über 1000 Fahrgäste konnten sich aber rechtzeitig befreien.
    Viele Autos wurden von den Straßen geschwemmt und landeten im Meer.
    36 Menschen sind tot, 30 werden noch vermisst.
    400 Soldaten und viele zivile Hilfskräfte sind im Einsatz, um nach Überlebenden zu suchen und Straßen und Bahnlinien zu räumen.
    Innerhalb von vier Stunden fielen gestern Abend in der Stadt Kagoshima 210 Millimeter Regen.
    Die Straßen waren sofort überflutet.
    An anderen Stellen Südjapans erreichte der Niederschlag sogar 300 Millimeter.
    Besserung ist nicht in Sicht.
    Die Meteorologen sagen noch mehr Regen voraus.
    Japan erlebt in diesem Jahr eine ungewöhnliche Wetterlage.
    Die Regenzeit ging direkt in die Taifun-Saison über, ohne den dazwischenliegenden Sommer.
    Die Bauern klagen wegen des ungewöhnlich kalten Wetters über schlechte Ernten.
    Obst ist in Japan so teuer wie nie.
    Die äußersten südlichen Inseln Japans wurden auch noch von einem kräftigen Erdbeben erschüttert.
    Es erreichte heute früh einen Wert von 6,4 auf der Richterskala.
    Das Beben hat aber nach ersten Angaben keine Schäden angerichtet.
    Ein paar Stunden später bebte dann in Mitteljapan die Erde.
    Auch dieser Erdstoß blieb ohne ernste Folgen.
    Vor einem Monat kamen bei einem Erdbeben in Nordjapan über 200 Menschen ums Leben.
    Unwetter also wieder in Japan, Jens Peter Mackwart hat berichtet.
    In Brüssel haben am Vormittag die Trauerfeiern für den verstorbenen König Baudouin begonnen.
    Baudouin ist am Samstag der Vorwoche in Spanien einem Herzinfarkt erlegen.
    Heute wird er also mit allem Protokollarischen zeremoniell zu Grabe getragen.
    Staats- und Regierungschefs fast aller europäischen Staaten sind nach Brüssel gekommen, aus Österreich der Bundespräsident, ebenso Vertreter der Königshäuser und fürstlicher Familien, unter anderem Königin Elisabeth von England.
    Zwei Tage war der Leichnam des Königs im Brüsseler Stadtpalais aufgebaut, fast eine halbe Million Menschen nahm Abschied.
    Baudoin war das Symbol eines einigen Belgien, abseits von Sprachenstreit und politischer Krise, zwischen Flamen und Wallonen.
    Die Totenmesse ist noch im Gange, Michael Kerbler fasst den bisherigen Verlauf der Trauerfeier zusammen.
    Marsch Friedrichs des Großen
    Ein Land nimmt Abschied von seinem König.
    Die Beisetzungsfeierlichkeiten, die nun schon mehr als zwei Stunden dauern, haben vor dem Stadtpalast begonnen, in dem der König aufgebaut war und an dessen Mahagonisarg in den vergangenen Tagen hunderttausende Belgier vorbeigezogen sind, um ihrem König die letzte Ehre zu erweisen.
    Die schwarz-gelb-rote Flagge über dem Palast weht auf Halbmast.
    Angehörige der vier Waffengattungen tragen den Sarg in langsamen Schritten aus der Aufbahrungshalle hinaus vor dem Palast.
    Vorne weg trägt ein hoher Offizier die höchsten, nur dem belgischen König vorbehaltenen Orden auf einem großen Samtkissen.
    Hinter dem Sarg die engsten Familienmitglieder und Anverwandten, allen voran Königin Fabiola, die als Zeichen der Trauer ein weißes Kleid trägt.
    Weiß ist in Belgien die Farbe der Trauer.
    Dann verabschieden sich die Repräsentanten der vier Waffengattungen von ihrem König, der knapp vor seinem Tod jene Truppen besucht hat, die heute ihren Dienst als UNO-Soldaten in Bosnien und Somalia versehen.
    In der ersten Reihe der Trauergäste die Monarchen und Monarchinnen aus Europa, Spaniens Juan Carlos etwa, Schwedens Karl Gustav und Königin Silvia, Dänemarks Königin Margarete und zahlreiche andere Vertreter der Königshäuser.
    In den Trauerzug eingereiht hat sich auch das japanische Kaiserpaar, Kaiser Akihito und seine Gattin Michiko.
    Als der Sarg auf die Lafette gehoben wird, die von einem gepanzerten Mannschaftswagen gezogen wird, ertönt der erste von 21 Salutschüssen.
    Die Kirchenglocken Brüssels beginnen zu läuten.
    Zwei Staffeln der Luftwaffe überfliegen das Palais.
    Vor dem Schloss und entlang der Wegstrecke bis zur Kathedrale von Saint-Michel warten zehntausende Belgier.
    Viele von ihnen haben Transparente und Tafeln mitgebracht, auf denen nur zwei Worte stehen.
    Sire, merci.
    Danke, Majestät.
    Es sind Flaman und Wallonern, die auf diese Weise König Baudouin Danke sagen, denn der Monarch, der eine schwere Kindheit hatte und schon in jungen Jahren, nämlich mit 21 Jahren, den Thron bestieg, fungierte auch in politisch schwierigen Tagen als Klammer der Volksgruppen.
    Er verstand es, die Spannungen zwischen Flaman und Wallonern abzubauen.
    Sein bescheidener Lebensstil und sein zurückhaltendes Wesen verschaffte ihm zusätzlich viel Sympathie.
    König Baudouin war der Dienstälterste Monarch Europas, eines Wahlkönigtums übrigens.
    Nur ein einziges Mal in seiner 42-jährigen Amtszeit erregte der streng gläubige Katholik Aufsehen, als er sich im Frühjahr 1990 aus Gewissensgründen weigerte, das Gesetz zur Lockerung der Abtreibung zu unterzeichnen.
    Regierung und Königshaus einigten sich damals auf einen einmaligen und sehr umstrittenen Ausweg.
    Baudoin wurde vorübergehend für amtsunfähig erklärt, das Parlament ratifizierte das Gesetz und nach 44 Stunden der Amtsunfähigkeit wurde der König wieder feierlich in sein Amt eingesetzt.
    Der Trauerkondukt benötigte zum Palais bis zur Kathedrale St.
    Michel eine halbe Stunde.
    Den Sarg begleiteten dorthin nicht nur die Mitglieder der belgischen Regierung, sondern auch Staatsoberhäupter aus aller Welt.
    Österreichs Bundespräsident Thomas Klestil, Deutschlands Richard von Weizsäcker, Polens Lech Walesa, Vaclav Havel, Franjo Tudjman und Bosniens Präsident Alija Izetbegovic.
    Einem Staatsoberhaupt hatten die belgischen Behörden übrigens die Einreise verweigert, Zaires Mobutu Sezeseko, der Abweisungsgrund die schweren Menschenrechtsverletzungen in dem Land, das einst Belgisch-Kongo hieß.
    In der Kathedrale wurde die Bachsche Motete »Jesu, meine Freude« angestimmt, als der Sarg in das Hauptschiff getragen wurde.
    We fear that it were a shadow that will continue.
    Erst hier in der Kirche, offenbar aus Sicherheitsgründen, sind die englische Königin Elisabeth II.
    und Prinz Philipp sowie Frankreichs Staatspräsident Mitterrand zu den Trauergästen gestoßen.
    Den Trauergottesdienst zelebriert Kardinal Gottfried Daniels, der dann in seiner Predigt die Rolle König Baudouins für das Land, für die Menschen Belgiens würdigt und dem Katholiken Baudouin Dank sagt.
    In drei Sprachen übrigens, denn drei Amtssprachen Belgiens, Französisch, Flämisch und Deutsch.
    Er war ein König nach dem Herzen der Menschen.
    Er liebte uns.
    Wir liebten ihn.
    Sein Tod verursachte im Land eine große Trauer und große Dankbarkeit, denn der Tod des Königs hat das in unseren Herzen aufgeweckt, was am heiligsten ist.
    Paradoxerweise
    haben wir uns alle im Laufe dieser Trauerwoche gebessert.
    Es war ein König nach dem Herzen der Menschen, nach unserem Herzen, dieser zurückhaltende, schweigsame, immer lächelnde,
    Unglaublich zart fühlende Mensch hatte ein großes Herz, ein Herz so weit wie das Andermeer.
    Er bag darin alle Freuden und Leiden seines Landes, seines Volkes.
    Der Mensch zeigte eine Wärme, ein Verständnis und ein Mitgefühl in kaum vorstellbarem Maße.
    Hat er durch seine Wunden nicht unsere Wunden geheilt?
    Hat sein Leid nicht den Frieden zwischen den Gemeinschaften unseres Landes bewahrt?
    Haben seine Wunden uns einander nicht nähergebracht?
    hat sein Schweigen nicht unsere Sprache gedämpft.
    Seine Gespräche, das Hin und Her seiner Geduld, haben vielleicht diejenigen einander angenähert, die sich immer schlechter kannten.
    War es nicht seine stille Anwesenheit, seine politische Charitas, die es Belgien erlaubt haben, die geschichtliche Wende
    durchzuführen, im Frieden und in Achtung der Demokratie, wie dies der König noch am 21.
    Juli mit gewissem Stolz gesagt hat.
    Ja, unser König hat gelitten.
    Für ihn war König sein, der Wahrheit dienen und für sein Volk leiden.
    Glücklich sind die Menschen zu preisen, welche so einen großen König haben durften, der sie während seines Lebens geführt hat, und einen Engel, der nach seinem Tod über sie wachen wird.
    Danke, Sire, und lieber Herzengüterkönig!
    Wir danken Ihnen und haben eine Bitte.
    die Sie uns nicht verweigern können.
    Bitte beten Sie für uns.
    Amen.
    Nach dem Ende der Totenmesse wird der Sarg mit den sterblichen Überresten des 5.
    Belgischen Königs wieder auf die Lafette gesetzt.
    Der Trauerzug führt dann zur Kirche Notre-Dame am Stadtrand von Brüssel.
    Dort befindet sich die Familiengruft der Belgischen Könige und dort wird auch König Boudoin, der den Beinamen Der Trauige König trägt, seine letzte Ruhe finden.
    Mit der Beisetzung des Monarchen endet die Staatstrauer, die eigentlich bis 7.
    September dauern hätte sollen, dem Geburtstag des Königs.
    Baudoin selbst hat dies in seinem letzten Willen so gewünscht.
    Der Trauergottesdienst solle vor allem ein Fest der Hoffnung sein.
    Belgien nimmt heute Abschied von König Baudouin, eine ergreifende Trauerfeier in Brüssel.
    Von Michael Kerbler zusammengefasst 20 Minuten.
    Nach 12 wir kommen nach Österreich.
    Nach langen Querelen hat die Regierung vor einem Monat das Pflegegeldgesetz beschlossen.
    Ein sozialpolitischer Meilenstein, der den Pflegebedürftigen zumindest die finanzielle Freiheit sichern soll, selbst zu entscheiden, wer sie wie pflegt.
    Das Pflegegeld ist gestaffelt je nach Behinderung 2.500 bis 20.000 Schilling monatlich.
    Acht Milliarden Schilling gibt der Staat jährlich dafür aus.
    Geld allein ist aber nicht genug, um eine möglichst gute Pflege sicherzustellen.
    In allen Bundesländern müssen dringend die mobilen Hilfsdienste ausgebaut werden.
    Es gibt zum Beispiel viel zu wenig Krankenschwestern, die ins Haus kommen.
    Robert Unterweger hat sich quer durch Österreich nach dem Stand der Dinge beim Ausbau sozialer Dienste erkundigt.
    Österreichweit sind 350.000 Menschen pflegebedürftig.
    Insgesamt gibt es aber nur 35.000 fixe Pflegeplätze.
    So müssen 90 Prozent der Pflegebedürftigen daheim von ihren Angehörigen betreut werden.
    Nur 10 Prozent werden in Pflegeheimen umsorgt.
    Die sozialen Hilfsdienste unterstützen mit geschultem Personal die vielfach aufopfernde und kräfteraufende Pflegearbeit der Familienangehörigen, vor allem der Frauen.
    International gesehen ist der Ausbau dieser Pflegedienste in Österreich unterentwickelt.
    Innerhalb Österreichs gibt es sehr gut versorgte Bundesländer und solche, in denen Hauskrankenpflege und mobile Betreuung von pflegebedürftigen Menschen erst im langsamen Aufbau begriffen sind.
    In einem Abkommen mit dem Bund verpflichten sich die Bundesländer aber, die Pflegedienste innerhalb der kommenden Jahre dem jeweiligen Bedarf entsprechend auszuweiten.
    Dies als Gegengeleistung für die finanzielle Entlastung der Länder durch das neue Pflegegeldgesetz.
    Führend in der individuellen Betreuung Pflegebedürftiger außerhalb von Heimen sind jene Länder, die schon bisher ein Landespflegegeld ähnlich der neuen Bundesregelung hatten.
    Das sind Vorarlberg, Tirol und Oberösterreich.
    Auch Pflegefälle in Salzburg und der Bundeshauptstadt Wien wurden schon bisher relativ gut versorgt.
    In Vorarlberg und Tirol gibt es landesweit ein dichtes Netz von geförderten Gesundheits- und Sozialsprängeln bzw.
    Krankenpflegevereinen, also kommunalen Einrichtungen zur Betreuung Pflegebedürftiger durch geschultes Personal.
    Vier von fünf Pflegefälle können auch in ländlichen Gegenden betreut werden.
    In Tirol hat sich die so organisierte Pflege schon so sehr bewährt, dass erstmals seit Jahren wieder Plätze in Pflegeheimen frei geworden sind.
    In Salzburg wurden die Sozialdienste in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut.
    Die finanzielle Unterstützung durch das Land wurde seit 1990 vervierfacht.
    Bis zum Jahr 1998 soll es eine flächendeckende Versorgung der Pflegebedürftigen im ganzen Bundesland geben.
    Schon jetzt fast flächendeckend sind die Sozialdienste in Oberösterreich, allerdings nur an Wochentagen.
    Jetzt strebt die Landesregierung vor allem eine Ausweitung auf die Wochenenden an.
    In Niederösterreich können heute doppelt so viele Pflegefälle von sozialen Diensten betreut werden wie noch vor drei Jahren.
    Bis zur Jahrtausendwende soll jeder Pflegebedürftige in Niederösterreich mit der Unterstützung durch solche Dienste und ihr Pflegepersonal rechnen können.
    Die Bundeshauptstadt Wien hat ein eigenes Programm mit dem Titel Hilfe im hohen Alter.
    Vorgesehen sind hunderte zusätzliche Pflegeplätze, vor allem auch Tagespflegeplätze, eine Erleichterung für Angehörige von Berufstätigen.
    Allerdings fehlen noch mehr als 450 Pflegehelfer, ein Problem, mit dem fast alle Bundesländer kämpfen.
    Obwohl es eigene neue Ausbildungsmöglichkeiten für Pfleger gibt, fehlen die Interessenten für diesen Beruf.
    Im Vergleich mit den schon erwähnten Bundesländern gelten Kärnten, die Steiermark und das Burgenland sozusagen als Entwicklungsländer in Sachen soziale Hilfsdienste.
    Zuständige Stellen in Kärnten melden kräftigen Nachholbedarf, fehlende Pflegebetten, fehlendes Personal, noch fehlende Gesamtkonzepte für die Gesundheitssprengel und die Hilfsdienste.
    Ähnlich die Situation in der Steiermark, wo man von einem ungeheuren Nachholbedarf spricht.
    600 bis 800 Pflegeplätze fehlen dort.
    Nur wenige Pflegebedürftige können mobil betreut werden.
    Und aus dem Burgenland hört man gar, man wisse noch nicht einmal genau, wie groß das Defizit im Pflegebereich tatsächlich sei.
    Bisher müssten sich viele pflegebedürftige Menschen im Burgenland mit der guten alten Nachbarschaftshilfe begnügen.
    Robert Unterweger unter stimmlicher Mithilfe von Dieter Bornemann hat über den Ausbau der Hilfsdienste in Österreich berichtet, besonders gut ist die Situation noch nicht.
    Nicht nur in Österreich, in ganz Westeuropa sind die Arbeitslosenraten so hoch wie seit Jahrzehnten nicht.
    Allein in Frankreich liegt die Rate bei über 11%.
    Noch länger ist die Warteschlange vor den Arbeitsämtern in den Ländern des ehemaligen Ostblocks.
    15% Arbeitslose in Polen, fast 14% in Ungarn und 12% in der Slowakei.
    Ein Land ist allerdings die große Ausnahme.
    Dort gibt es praktisch kein Budgetdefizit, eine relativ niedrige Inflation, eine stabile Währung und Europas niedrigste Arbeitslosigkeit.
    Nicht von der Schweiz ist die Rede, sondern von der Tschechischen Republik.
    Ihre wirtschaftliche Entwicklung überrascht selbst die Wirtschaftsfachleute.
    Armin Wolf war in unserem Nachbarland unterwegs.
    Nirgendwo blüht das neue kapitalistische Tschechien so bunt wie in Prag.
    Dutzende Straßenmusikanten aus aller Welt unterhalten die hunderttausenden Touristen.
    Souvenirhändler und Läden an jeder Ecke.
    Täglich machen neue Geschäfte und Lokale auf.
    Hunderte ausländische Firmen haben sich in Prag niedergelassen, tausende kleine Privatunternehmen werden jeden Monat gegründet.
    So viele sind es, dass in Prag heute ein Mangel an Arbeitskräften herrscht.
    Ende Juni gab es in der Hauptstadt zehnmal so viele offene Stellen wie Arbeitslose.
    Und in der gesamten tschechischen Republik liegt die Arbeitslosenrate bei nur 2,6 Prozent.
    Vollbeschäftigung heißt das im Westen.
    Die meisten tschechischen Wirtschaftsexperten sind darüber ziemlich überrascht, sagt Antonin Kotulan vom Ökonomischen Institut der Tschechischen Nationalbank.
    Allgemein hätte man nach der Revolution mit einer Arbeitslosenrate von 10 bis 15 Prozent gerechnet.
    Dass es nicht so gekommen ist, hat mehrere Gründe, sagt Peter Havlik vom Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche.
    Vor allem muss man die Entwicklung des privaten Sektors berücksichtigen.
    Derzeit arbeiten im privaten Sektor in der Tschechischen Republik etwa eineinhalb Millionen Personen.
    Der Anteil des privaten Sektors am Bruttosozialprodukt hat sich im vorigen Jahr verdoppelt.
    Jeder vierte Tscheche arbeitet bereits in einem Privatbetrieb.
    Einen gewaltigen Boom gibt es auch im früher unterentwickelten Dienstleistungs- und Finanzsektor.
    Allerdings?
    Die meisten Ökonomen sind sich einig, dass die niedrige Arbeitslosigkeit nicht nur positiv zu sehen ist, sagt der Prager Ökonom Antonin Kotulav.
    Sie zeigen nämlich, dass es in den großen staatlichen Unternehmen noch immer eine enorme, versteckte Arbeitslosigkeit gibt.
    Und bei der Privatisierung der großen Staatsunternehmen hat es Verzögerungen gegeben.
    Manche große Industrieunternehmen beschäftigen doppelt so viele Arbeiter, wie sie eigentlich brauchten.
    Die Produktivität der tschechischen Wirtschaft ist in den letzten Jahren sogar gesunken, sagt Osteuropa-Experte Peter Havlik.
    Das ist auch ein Problem, dass die Betriebe derzeit eigentlich ineffizienter arbeiten als vor Anfang der Reformen, sagen wir 1989.
    Einige Probleme, die zum Teil Ungarn oder Polen schon bewältigt haben, stehen der Tschechische Republik noch vor.
    So sind doch die strenge Lohn- und Geldpolitik der Prager Regierung die Löhne in Tschechien heute viel niedriger als etwa in Polen oder Ungarn.
    Damit lastet weniger Druck auf den Industriemanagern, Leute zu entlassen, die sie eigentlich nicht brauchen.
    Auf der anderen Seite ist seit der Revolution die durchschnittliche Kaufkraft der Tschechen um ein Viertel gefallen.
    Der Lebensstandard sinkt also, das reichhaltige neue Angebot in den Läden können sich viele nicht leisten.
    Und erst seit wenigen Monaten ist das neue Insolvenzrecht in Kraft.
    Eine Konkurswelle überschuldeter Unternehmen steht noch bevor.
    Und damit auch eine höhere Arbeitslosenrate, meint Wirtschaftsforscher Peter Havlik.
    Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass die Werte, wie zum Beispiel derzeit in Ungarn oder Polen, erreicht werden könnten.
    Das heißt etwa 14 bis 15 Prozent Arbeitslosenrate in den nächsten zwei bis drei Jahren.
    Die Probleme kommen also noch.
    Schon Ende dieses Jahres dürfte es in Tschechien rund doppelt so viele Arbeitslose geben wie heute.
    12.28 Uhr, zwei Minuten vor halb eins.
    Wir kommen zu unserer Samstagsserie.
    Im Journal zu Gast.
    Das ist heute der amerikanische Schriftsteller österreichischer Herkunft, Frederick Morton.
    Morton wurde 1925 in Wien als Fritz Mandelbaum geboren und musste als 14-Jähriger mit seinen Eltern in die USA flüchten.
    1947 wurde sein erster Roman veröffentlicht und bald war Morton ein Bestsellerautor.
    Sein Porträt einer Dynastie über die Familie Rothschild diente zum Beispiel als Vorlage für ein Broadway Musical.
    Außerdem gibt es von Frederick Morton in deutscher Übersetzung Wetterleuchten 1913-14 und den Roman Ewigkeitsgasse, in dem der Autor seine Kindheit im Wiener Bezirk Hernals verarbeitet.
    Mit Frederick Morton sprach Roland Machatschke.
    Eine Busfahrt in New York, aber der Bogen der Gedanken reicht von der Steinzeit über Abraham, über Moses, über Pharao, über die Kreuzzüge, Kaiser Konstantin kommt auch darin vor, um nur einige wenige aufzuzählen, bis zur Jetztzeit.
    Ein Grundgedanke ist der Konflikt zwischen Kain und Abel.
    Der Konflikt zwischen dem Ackerbauer und Veränderer seiner Welt und dem Viehzüchter und vielleicht auch Jäger.
    Man hat das Gefühl, Mr. Morton, dass Ihre Sympathien bei Abel liegen.
    Stimmt das?
    Unbedingt, natürlich.
    Der Abel ist ein Repräsentant jener Menschen, die eigentlich hunderttausende Jahre in Jägerdörfern gelebt haben.
    Und so wie wir jetzt leben, dem Ackerbau und nachher,
    dass diese Zeit eigentlich nur 10.000 Jahre alt ist oder weniger noch.
    Da streiten sich noch die Anthropologen und die Archäologen.
    Und mit dem Ackerbau hat dann die moderne Entwicklung begonnen.
    Das heißt, einerseits hat der Mensch sich abzuackern begonnen, da kommt ja auch der Ausdruck her, hat anstatt zusammen in einer Jägerbande mit anderen Menschen zu wirken, allein
    sich durchgeackert, hat gesät, die fast unsichtbare Saat, die dann erst später aufgegangen ist.
    Dieses Alleinsein und dass alles auf die Zukunft verlagert wird, hat eine Aggression hervorgerufen, da eben der Mensch gebaut ist, zusammen im Moment mit einem anderen Menschen zusammenzuwirken.
    Und diese Aggression hat sich so ausgewirkt, dass er einerseits rein abstrakt genommen reicher geworden ist, denn die Saat, die aufgegangen ist, hat ihm mehr zu essen gegeben als früher die Jägerbalte.
    Er hat dann aber
    Durch diese Aggression, die hervorgerufen wurde, diese eigentlich unmenschliche Arbeit, dazu geführt, dass der Überfluss der Nahrungsmittel
    zu Erhalt einer Gruppe gekommen ist, die nichts anderes gemacht hat, als beruflich sozusagen die zu töten.
    Also das sind die Soldaten.
    Und wenn man die menschliche Entwicklung verfolgt, vom Dorf in die Stadt, zum Tempel in das Reich, sieht man, dass jedes Mal, wo eine Stadt gegründet wurde, ist dann dort ein streitbares Reich entstanden,
    Das erste Bild, das erhalten ist von einer Stadt, ist eigentlich eine Zerstörung von einer Stadt.
    Und so hat sich dann die Technik und der Fortschritt weiterentwickelt, die uns einerseits, muss ich schon zugegeben, in der Medizin natürlich sehr viel Gutes geleistet hat, aber im Großen und Ganzen
    eine unmenschliche Gesellschaft hervorgerufen hat.
    In ihrem neuesten Buch, Mr. Morton, Crosstown Cybert, ist eine durchgehende Metapher die Fabrik.
    Die Fabrik als etwas, das jeder in sich selber trägt, die Fabrik als etwas Unmenschliches geschildert ist und die Fabrik als etwas sehr Konkretes, nämlich die Fabrik ihrer Kindheit, die Fabrik
    die ihr Vater in Wien-Hernals besessen hat.
    Wie sehr sind Sie selbst mit Wien nach wie vor verwurzelt, trotz dieser langen Abwesenheit von Wien, trotz dieser erzwungenen Flucht, trotz dieser Vertreibung aus Wien?
    Natürlich bin ich sehr verwurzelt in Wien.
    Ich habe die ersten 14 Jahre hier verbracht und meine philosophische Vorstellung des Dorfes als die richtige menschliche Einrichtung, zu der wir seit 100.000 Jahren geboren sind,
    Es stammt auch von der autobiografischen Tatsache her, dass ich von einer kleinen Gasse in Hernals komme, wo mein Vater diese kleine Fabrik hatte, diese kleine Gesellschaft der Vorstadt.
    in der ich aufgewachsen bin, hat dann, wie ich in die Migration ging, und zwar von der kleinen Vorstadtgasse in Wien zu Manhattan, also zu überhaupt
    der größten Metropole der Welt.
    Das war nicht nur eine rein politische Emigration, das war auch eine psychische Emigration, wo ich sozusagen in meinem Leben
    zu einem gewissen Grad das mitgemacht hat, was die ganze Menschheit mitgemacht hat, wie sie aus dem Dorf in das große Reich emigriert ist.
    Eine Art Kulturschock?
    Ja, genau.
    Denn wir haben, obwohl wir für damalige Verhältnisse ziemlich wohlhabend waren,
    immer sehr einfach gelebt und sind kaum jemals über den Herr-Nalse-Gürtel in die Stadt gekommen.
    Das war schon ein großes Erlebnis, wenn wir einmal in der Woche ins Café Landmann gegangen sind, also das Stadtcafé, das noch am nächsten zu Herrn Nalse ist.
    Sonst haben wir immer nur, nicht nur in Herrn Nalse, sondern in dieser kleinen Gasse gehen.
    gelebt.
    Ist aber nicht New York auch ein Konglomerat von vielen kleinen Bezirken und kleinen Gassen?
    Ja, das haben Sie sehr treffend gesagt.
    Einerseits ist New York das noch immer, noch mehr wie jede andere Stadt in Amerika und darum bin ich, obwohl ich Amerika in gewisser Hinsicht sehr kritisch gegenüberstehe, bin ich in dieser Beziehung ein begeisterter New Yorker.
    Aber New York ist zur gleichen Zeit
    Besonders wenn man in einem Beruf ist, wie meiner, in diesem Beruf tätig ist, ist fast das Zentrum der Welt.
    Und ist man daher den unerhörten Konkurrenzkampf ausgesetzt.
    Also diejenigen, die noch im dörflichen New York leben, sind verhältnismäßig noch zufrieden.
    Mr. Mortens, Sie schreiben auf Englisch.
    Sie schreiben aber sehr viel über Wien und über Österreich.
    Das zieht sich durch viele Ihrer Bücher durch.
    Wenn Sie zum Beispiel über Herrn Nals schreiben, denken Sie da auch Englisch, während Sie schreiben?
    Oder müssen Sie sich das zumindest ins Englische übersetzen?
    Oder ist Ihre ganze konzeptive Arbeit als Schriftsteller in der englischen Sprache?
    Es ist die ganze konzipierende Arbeit in der englischen Sprache.
    Das ist auch ein Zeichen der Entfremdung.
    Ich bin ja schon seit 14 Jahren in Amerika, seit dem 14.
    Lebensjahr, und habe Universität und so weiter alles auf Englisch gemacht und habe auch Englisch zu träumen begonnen.
    Jedoch zum Beispiel, wie ich Ewigkeitsgasse schrieb, den Ramlan über Herrn Als, und es zu Dialogen kam,
    sind mir schon die Wiener Mundart, in der ich ja aufgewachsen bin, wie Sie sehen, habe ich meinen Wienerisch nicht verlernt.
    Man hört sehr schön.
    Habe ich, das ist mir zuerst
    auf Deutsch oder auf Herr Neuserisch sozusagen in den Geist gekommen.
    Und das ist das einzige Mal in meiner ganzen schriftlichen Tätigkeit, wo ich sozusagen zuerst auf Deutsch geschrieben habe.
    Und wie dann das Buch auf Deutsch übersetzt wurde, war das auch ganz komisch, dass man das Englische, den Dialog, der in der Wiener Mundart war, der musste wirklich neu für mich erfunden werden.
    Denn ursprünglich habe ich es ja doch auf Englisch geschrieben.
    Da habe ich sehr viel mit den Übersetzern zusammengearbeitet.
    Nehmen Sie Einfluss auf die Übersetzung Ihrer Bücher ins Deutsche?
    Ja, das schon.
    Wo ich es nicht gemacht habe, wie zum Beispiel in dem vorletzten Buch, also nicht in diesem, habe ich bemerkt, dass die Übersetzung oft nicht richtig war.
    In diesem Buch, Crossed Down Sideways,
    Der Zwang zur Unrast habe ich mit der Übersetzerin sehr gut gearbeitet und sie hat, glaube ich, dieses sehr stilistisch schwierige Buch sehr gut verdeutscht und auch mit meiner Hilfe, aber natürlich die wirkliche Arbeit wurde von ihr geleistet.
    Wann sind Sie zum ersten Mal nach der Flucht nach Amerika wieder nach Wien gekommen?
    Und was war das für ein Gefühl damals für Sie?
    Ja, schon sehr komisch.
    Einerseits sehr gruselig, denn ich bin zuerst nach Herrn Ails, um sozusagen meine Wurzeln wiederzufinden.
    Und was ich natürlich zuerst gesehen habe, sind die ganzen Gespenster, die nicht mehr da sind und natürlich die argen Erinnerungen.
    Mein Vater, der heute noch lebt, ist 95 und meine Mutter 91.
    Die war natürlich nicht mehr dort.
    Mein Vater war in Dachau, wurde in der Kristallnacht verhaftet.
    Und das ist mir natürlich schon in den Sinn gekommen, das ganze Arge, das hier passiert ist.
    Es war schon, die erste Prüfung war schon hart.
    Und dann ist es immer leichter geworden, nicht nur weil ich mich daran gewöhnt habe, sondern auch wie ich gesehen habe, dass eine ganz neue Generation in Österreich aufwächst, die wirklich anders ist und die man nicht mit der Vergangenheit belasten darf.
    Da habe ich mich dann schon viel besser gefühlt.
    Und zur gleichen Zeit will ich Ihnen auch sagen, dass obwohl viele der jüdischen Immigranten, meine Generation und noch mehr der älteren Generation, unerhörte Ressentiments gegen Österreich hat, ist das einerseits verständlich, aber andererseits darf man nicht in dieser Verteufelung stecken bleiben.
    Und oft ist diese Verteufelung,
    dieser fast Hass gegen Österreich, eine verdeckte Liebe.
    Denn die Emigranten fühlen ja, dass ihre Wurzeln dort sind und um dagegen zu kämpfen, sagt man sich, also das wäre schrecklich, die Leute sind schrecklich und darf ich mich nicht bedören lassen.
    Es ist ein Kampf gegen die eigenen Wurzeln.
    Ich sage immer, ich komme nach Österreich zurück, um meine Ambivalenz aufzufrischen.
    Erstens einmal werde ich nie vergessen, was hier passiert ist.
    Kann ich es nicht vergessen, aber andererseits sehe ich doch, dass viel, von dem ich
    wie ich lebe als Schriftsteller, österreichisch ist, auch viel Positives, das Kulturelle, vor allem den Sinn für das Historische, den der Österreicher hat, in unerhörter Weise.
    Und da ich sehr viel über Geschichte schreibe, Fiction as well as non-fiction, spielt auch dieser österreichische Traditionssinn mit.
    Und wenn ich Österreich verteufle, verteufle ich meine eigenen Wurzeln, meine eigene Fähigkeit als Schriftsteller und als Mensch.
    Es ist nicht einmal ein halbes Jahrhundert vergangen nach dem Ende der Nazibarbarei und wir haben in Mitteleuropa eine neue Barbarei, den Krieg in Bosnien.
    Was sagen Sie als ein mitteleuropäischer Amerikaner und, wie Sie soeben auch gesagt haben, sehr historisch denkender Schriftsteller dazu?
    Naja, dieser Ausbruch des Nationalismus ist meiner Ansicht nach, wenigstens zum Teil, wenn nicht zum Großteil, ein Resultat der Tatsache, dass der Mensch auf einmal
    seinen Glauben verloren hatten, wieder sein gemeinschaftliches Gefühl.
    Der Kommunismus ist weg und mit dem Kommunismus ist ein Band unter den Kommunisten.
    Aber zur gleichen Zeit ist auch der Antikommunismus weg, der auch ein Band war in den kommunistischen Ländern.
    Denn der Antikommunismus ist veraltet und nicht mehr notwendig.
    Und die Kirche, obwohl sie wahrscheinlich finanziell wieder reicher geworden hat, hat auch nicht viel Neugläubige gewonnen.
    So der einzige Glaube, der bleibt und das einzige Gemeinschaftliche ist der enge Nationalismus, an der sich
    Leute jetzt krampfhaft halten und dieser Nationalismus kann sich leider nur ausdrücken im Kampf gegen den anderen Nationalismus.
    Was ist eigentlich die Gemeinschaft unserer, der westlichen Welt?
    Wie würden Sie das definieren?
    Wir haben eben weniger und weniger.
    gemeinschaftliches.
    Die Medienwelt verflacht alles, die Technologie fegt über alles hinweg.
    Früher einmal waren wir zufrieden, wenn wir am Stammtisch zusammengesessen sind und in die Sommerfrische gegangen sind in ein kleines Dorf.
    Heute fliegen wir ins Flugzeug nach Ibizien und nach Südamerika und nach Miami.
    Nichts mehr ist heute nahe, weil alles was entfernt ist, ist so leicht möglich geworden.
    Und das ist unerhört zersetzend und entfremdend.
    Vollkommen theoretisch gefragt jetzt, wenn Sie es sich aussuchen könnten, wenn Sie, sagen wir mal, das Rad der Zeit und der Geschichte zurückdrehen könnten, wären Sie lieber Fritz Mandelbaum in Wien oder doch lieber Frederick Morton in New York?
    Das ist eine sehr schwere Frage.
    Ich wäre wahrscheinlich lieber Fritz Mandelbaum in Wien.
    Vielleicht ist die Frage nicht so schwer, wie ich es gedacht habe.
    Ich glaube, ich habe ja das Glück gehabt, einen Großvater und einen Vater zu haben, die beide dörflich gedacht haben, obwohl sie zugleich die Fabrik gegründet haben.
    Aber wie die Fabrik gegründet wurde,
    Und erfolgreich war, ist mein Großvater nicht von Herrnals in die Innenstadt gezogen, in eine große Wohnung, sondern ist dort stecken geblieben, wo er als galicianischer Dorfschmied-Lehrling angefangen hat, in Herrnals, in der Nähe des Brunnenmarkts, wo früher mal sehr viele Pferde waren, eine Pferdeschmiede, und hat sich gleich dort festgesetzt und wie er dann reich geworden ist, hat er alle seine Häuser in der kleinen Telemanngasse gekauft.
    Und wir haben weiter in der Telemanngasse gewohnt, am Anfang in einer ganz kleinen Wohnung, wo wir Fabriks- und Hausbesitzer waren.
    Also mein Vater war Haus- und Seidenfabrikant, aber wir haben gelebt wie Arbeiter eigentlich.
    Und dann, wie wir endlich eine größere Wohnung zusammengestellt haben von den anderen Wohnungen, an den Tagen, wo die Möbel gekommen sind, das war der Tag vor dem Anschluss.
    Das war ganz komisch.
    So habe ich weiter eigentlich dörflich gelebt.
    Und ich glaube, das hat mir große psychologische Gesundheit gegeben.
    Das hat mein Vater, der sehr viel überstanden hat, Konzentrationslage und so weiter, bis in das 95.
    Lebensjahr, also bis heute noch, auch sehr viel, glaube ich, psychologisch dazu beigetragen, dass man ein gemeinschaftliches Gefühl hat.
    Und das in vieler Hinsicht gesundend wirkt.
    Danke für das Gespräch.
    Frederic Mortens neues Buch heisst Crosstown Sabbat über den Zwang zur Unrast.
    Mit ihm hat Roland Machatschke gesprochen.
    Dreiviertel eins.
    Das folgende moderne Problem gibt es schon in der Bibel.
    Wer bekommt im Streitfall ein Kind?
    Der, der es liebt oder der, dem es biologisch gehört?
    Der biblische König Salomon ließ die Großmutter entscheiden.
    Diejenige Mutter, die bereit war zu verzichten, bekam das Kind schließlich zugesprochen.
    Ähnliche Fälle von Kindern, um die Leibliche und Pflegeeltern kämpfen, gab es jüngst erst in den USA.
    Ein Bub hat sich per Gerichtsbeschluss den Pflegeeltern zusprechen lassen.
    Der neueste Fall ist juristisch und menschlich noch schwieriger.
    Zwei Mädchen wurden als Babys im Spital vertauscht.
    Nach dem Tod eines der Kinder wollen die Eltern jetzt ihre leibliche Tochter zurück, Raimund Löw berichtet.
    In dem kleinen Hardy Memorial Provinzspital in Florida gab es vor bald eineinhalb Jahrzehnten unter vielen Schwarzen nur zwei weiße Babys.
    Aus bisher unerklärten Umständen wurden aufgerechnet sie vertauscht.
    Als eines der beiden Mädchen Jahre später einem angeborenen Herzfehler erlag, brachten Gentests den Irrtum ans Tageslicht.
    Die Spitalserhalter mussten an die 70 Millionen Schilling-Entschädigung an die beiden Eltern Paare zahlen.
    Aber die Folgen beschäftigen dieser Tage ein Gericht in Florida von Neuem.
    Denn nach dem Tod ihres Ziehkindes, das sie für ihr eigenes gehalten hatten, wollte das Ehepaar Ernest und Regina Twigg ihre leibliche Tochter Kimberly wieder zurück.
    Die heute 14-jährige Kimberly Mays will aber lieber in der Familie bleiben, in der sie aufgewachsen ist.
    Sie verlangt in aller Form die Scheidung von ihren biologischen Eltern.
    Ob sie weiß, was das bedeutet, fragt der Richter.
    Das bedeutet für mich, dass ich alle gegenseitigen Rechte
    Es heißt, dass ich keine rechtlichen Ansprüche Ihnen gegenüber mehr haben werde und Sie nicht mehr mir gegenüber, sagt Kimberly Mace.
    Kein Besuchsrecht mehr, gar nichts.
    Ich will mit Ihnen nichts zu tun haben.
    Schon fünf Jahre dauert der Kampf zwischen den Twigs und Kimberlys Ziehvater Robert Mace um die Zuneigung des Mädchens.
    Kimberley ist anfangs nicht ungern zu ihren Eltern auf Besuch gegangen und das Gericht bekam Videoaufnahmen zu sehen, wie sie ganz harmonisch mit ihren leiblichen Brüdern und Schwestern spielt.
    Als die Twigs aber begannen, Kimberleys Ziehvater zu verdächtigen, er habe seinerzeit in der Geburtsklinik den Tausch seines kranken Kindes gegen die gesunde Kimberley veranlasst, da wurden die Gerichte angerufen.
    Die Anwälte Kimberleys plädieren gegen die Absolutheit des biologischen Elternbegriffes.
    Die Familie ist dort, wo ein Kind aufwächst, wo es geliebt und umsorgt wird, lautet ihr Argument.
    Und Kimberly Mays hat vor Gericht nur immer wieder eine Angst geäußert, dass sie ihren Ziehvater Robert Mays verlieren könnte.
    Mit ihrem Wunsch nach rechtskräftiger Scheidung von ihren Eltern hat sie durchaus Chancen.
    Anfang des Jahres hat ebenfalls in Florida ein Richter einem zwölfjährigen Buben die Trennung von seinen leiblichen Eltern erlaubt, auf Wunsch des Kindes und gegen den Widerstand der Eltern.
    Der Ziehvater dieses Buben ist jetzt der Anwalt von Kimberly Mays im zweiten spektakulären Verfahren, in dem entschieden werden muss, wie weit die Rechte von Kindern gegen ihre eigenen Eltern gehen.
    Der dritte große Rechtsstreit um Adoption und Elternrechte in Amerika ist diese Woche zugunsten der biologischen Eltern ausgegangen.
    Ein unter dem Namen Baby Jessica bekannt gewordenes zweieinhalb Jahre altes Kleinkind ist unter leidenschaftlicher Anteilnahme der Öffentlichkeit ihren Adoptiveltern weggenommen und ihren leiblichen Eltern zurückgegeben worden.
    Raimund Löw aus den USA.
    Der Kulturbericht im Mittagsjournal kommt heute aus Graz.
    Dort wird im Johannäumhof ein Molière-Ur aufgeführt, und zwar der Sizilianer oder die Liebe ist ein Maler.
    Ricky Winters Bericht beginnt mit einer kurzen Szene.
    Jeder liebt nach seiner Art.
    Mich würde es entzücken, wenn man dich nicht für so schön hielte.
    Und du wirst mir sehr verbunden sein, wenn du dir weniger Mühe gibst, für andere Augen schön zu scheinen.
    Meine Liebe will dich ganz für mich.
    Geplagt von Eifersucht und Besitzgier wirbt der reiche und nicht mehr ganz junge Sizilianer Dombedre um die Gunst der schönen Isidore.
    Diese aber hat nur Augen für den hübschen und jungen Adrast.
    Ein perfektes Szenario für eine konventionelle Verwechslungs- und Verkleidungskomödie, von Molière geschrieben für den Hof in Versailles, dessen feinsinniges Sensorium für intelligent kurzweilige Unterhaltung Molière hier mit der besonderen Form der Comédie-Ballet bedient hat.
    Zu verstehen ist darunter eine Komödie mit Musik, Ballett und Tanz.
    Für uns heute ein Stück historische Theaterwelt, die Regisseurin Ellenhammer präzise in ihrer historischen Form präsentieren möchte.
    Natürlich, gerade wenn mein Ehrgeiz ist, eine Komödie Ballett, eine alte Form wieder zu repräsentieren, bin ich
    der Meinung, dass man das nicht psychologisieren darf, sondern dazu gehört ein gewisses Maß an Statik, was aber nicht Unlebendigkeit bedeutet, dass man die Dinge so belässt, wie sie der Autor geschrieben hat und wie die ursprüngliche alte Form es erfordert hat.
    Das bedeutet aber andererseits, dass
    In diesem Stück sehr viele Themen Molières kurz angerissen sind, die er vorher oder auch noch später zu ganzen abendfüllenden Dramen oder Komödien verarbeitet hat.
    Die werden nicht im Sinne einer Molière-Collage ausgewalzt, sondern sie werden so sparsam belassen, wie der Autor sie vorgeschrieben hat.
    Trotzdem glaube ich, dass ein Publikum, ein aufmerksames Publikum, und ich nehme an, weil die Schauspieler sehr konzentriert arbeiten, dass das Publikum selber die Fülle der Themen, die Größe der Themen erfahren kann, auch wenn sie nur in zwei Sätzen bestehen.
    In der leichten Form der Komödie sieht Ellenhammer allerdings nur einen Rahmen, der es ihr ermöglicht, den Text nach den großen Themen des Weltjahres und nach der mollyärischen Sehnsucht nach der Tragödie abzuklopfen.
    Mollyard zeichnet sich sicher dadurch aus, dass er
    Komödien immer am Rande der Tragödie geschrieben hat.
    Und auch dieses kleine Stück ist eher ein ernstes Stück, denn ein heiteres Stück, obwohl dort heitere Elemente vorhanden sind.
    Aber es gleitet immer wieder in
    Dinge ab, mit denen Molière sich Zeit seines Lebens beschäftigt hat, seine Sehnsucht nach der Tragödie, die er ein einziges Mal in dem Misanthrop verwirklicht hat, spielen natürlich in jedem seiner Lustlücke eine große Rolle.
    Zu erwarten ist also eine konzentrierte, die feine Töne im Raum zwischen Komödie und Tragödie modellierende Inszenierung.
    Eine Molière-Uraufführung ab Montag, also im Grazer Johannäumhof.
    Es ist sieben Minuten vor eins, nochmals ins Nachrichtenstudio.
    Belgien.
    Brüssel steht heute im Zeichen der Trauerfeierlichkeiten für König Baudouin.
    Baudouin wird in der Familiengruft der belgischen Könige in der Kirche Notre-Dame am Stadtrand von Brüssel beigesetzt.
    Am Requiem in der Kathedrale Saint-Michel nahmen zum Mittag zahlreiche Staats- und Regierungschefs aus aller Welt teil.
    Österreich war durch Bundespräsident Klistil vertreten.
    Vorher hatten die Trauergäste im Brüsseler Stadtpalais, wo Boudoin aufgebahrt war, Abschied vom belgischen König genommen.
    Boudoin ist vor einer Woche im Alter von 62 Jahren einem Herzleiden erlegen.
    Thronfolger ist sein Bruder Albert, der am Montag als neuer belgischer König vereidigt wird.
    Japan
    Bei verheerenden Erdrutschen sind zahlreiche Menschen ums Leben gekommen.
    Bisher wurden 36 Tote geborgen, 30 Personen werden noch vermisst.
    Im Südwesten Japans hatten Wolken bruchartige Regenfälle steile Hänge ins Rutschen gebracht.
    Die Erdmassen begruben ein Krankenhaus in der Stadt Kagoshima unter sich.
    Auch zwei Eisenbahnzüge wurden verschüttet.
    Bosnien-Herzegowina.
    Der Westen ist weiter uneinig über eine militärische Intervention in Bosnien.
    Der amerikanische Außenminister Christopher drohte den Serben neuerlich mit Luftangriffen, sollte die Belagerung Sarajevos nicht beendet werden.
    Die Entscheidung über einen Luftwaffeneinsatz wird möglicherweise bei einer NATO-Sitzung am Montag fallen.
    Gegen eine Militäraktion in Bosnien hat sich vor allem der Jugoslawien-Vermittler Owen ausgesprochen.
    Nach Ansicht Owens werden die Moslems durch die Aussicht auf Luftangriffe gegen serbische Stellungen von ernsthaften Verhandlungen in Genf abgehalten.
    Präsident Schiwert-Naze bekommt mehr Macht.
    Schiwert-Naze wird jetzt auch Regierungschef.
    Wegen der schweren Wirtschaftskrise und der Kämpfe mit Separatisten in der Prasien ist in Georgien ein Notstandskabinett gebildet worden.
    Die bisherige Regierung tat zurück.
    Der UNO-Sicherheitsrat hat unterdessen beschlossen, zehn Militärbeobachter in die Krisenregion Aprasien zu entsenden.
    Sie sollen dort die Waffenruhe überwachen, die zuletzt immer wieder gebrochen wurde.
    USA.
    Präsident Clinton hat sich mit seinem Sparprogramm im Parlament durchgesetzt.
    Nach dem Repräsentantenhaus hat auch der Senat den Haushaltsplan verabschiedet.
    Die Entscheidung fiel mit der hauchdünnen Mehrheit von nur einer Stimme.
    Ausschlaggebend war das Votum von Vizepräsident Al Gore.
    In den kommenden fünf Jahren soll das Budgetdefizit durch Steuern und Ausgabenkürzungen um 500 Milliarden Dollar verringert werden.
    Nun noch zum Wetter.
    Am Nachmittag ist es meist sonnig, im Süden aber können sich einzelne Gewitter bilden.
    Höchsttemperaturen 23 bis 27 Grad.
    Auch morgen Sonntag oft sonnig, ab Mittag allerdings im Bergland Gewitter.
    Das war das Mittagsjournal.
    Nagate Zuppan verabschiedet sich im Namen aller, die mitgearbeitet haben.
    Wir hören einander hoffentlich morgen um 17 Uhr wieder.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1993.08.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1993.08.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Unwetter in Japan
    Starke Regenfälle im Südwesten des Landes und der kälteste Sommer seit langem.
    Mitwirkende: Marquardt, Jens Peter [Gestaltung]
    Datum: 1993.08.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Unfälle und Unglücksfälle ; Klima und Wetter ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Baudouin-Begräbnis
    König Baudouin war das Symbol eines vereinten Belgien und war sowohl bei Flamen und Wallonen sehr beliebt. Sein bescheidener Lebensstil und seine zurückhaltende Art verschafften ihm zeitlebens viele Sympathien. Nur einmal erregter er Aufsehen, als er sich weigerte ein Abtreibungsgesetzt zu unterzeichnen und für 24 Stunden als regierungsunfähig erklärt wurde. Zu seinem Begräbnis sind zahlreiche gekrönte Häupter nach Brüssel gekommen.
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1993.08.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Tod ; Porträt ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Belgien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Das Pflegeggeldgesetz in der Praxis
    Die mobilen Pflegedienste in den Bundesländern sind unterschiedlich gut ausgebaut: Vorarlberg, Tirol und Oberösterreich sind relativ gut ausgestellt, in anderen Bundesländern wie dem Burgenland, der Steiermark oder Kärnten gibt es großen Nachholbedarf.
    Mitwirkende: Unterweger, Robert [Gestaltung] , Bornemann, Dieter [Gestaltung]
    Datum: 1993.08.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Justizpolitik ; Gesundheitswesen und medizinische Versorgung ; Senioren ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Tschechiens kaum vorhandene Arbeitslosigkeit
    Einblendung: Antonin Kotolan, Peter Havlik. Tschechien verfügt über eine stabile Währung und über die niedrigste Arbeitslosigkeit in Europa. In Prag herrscht sogar ein Mangel an Arbeitskräften.
    Mitwirkende: Wolf, Armin [Gestaltung] , Kotolan, Antonin [Interviewte/r] , Havlik, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1993.08.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Arbeitsbedingungen ; Industrie ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Frederic Morton
    Interview: Morton. Morton wurde unter dem Namen Fritz Mandelbaum in Wien geboren und musste nach dem Anschluss 1938 an das deutsche Reich Österreich verlassen und in die USA emigrieren.
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung] , Morton, Frederic [Interviewte/r]
    Datum: 1993.08.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Literatur ; Kultur ; Porträt ; Migration ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich ; Bundesland / Wien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Affäre um vertauschte Zwillinge in den USA
    Einblendung: Kimberly Maes. Zwei Mädchen wurden bei der Geburt vertauscht, als eines der beiden Mädchen an einem Herzfehler starb, kam der Irrtum ans Tageslicht. Die Eltern wollten ihre leibliche Tochter per Gericht zurück.
    Mitwirkende: Löw, Raimund [Gestaltung] , Maes, Kimberly [Interviewte/r]
    Datum: 1993.08.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kinder und Jugend ; Gesundheitswesen und medizinische Versorgung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Molière-Rarität in Graz
    Einblendung: Ellen Hammer
    Mitwirkende: Winter, Riki [Gestaltung] , Hammer, Ellen [Interviewte/r]
    Datum: 1993.08.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Theater ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Steiermark
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1993.08.07
    Spieldauer 00:55:52
    Mitwirkende Zupan, Agathe [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1993.08.07 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-930807_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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