Mittagsjournal 1993.09.08

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Grüß Gott und herzlich willkommen zum Mittagsschonal des ORF, vom Mikrofon bis kurz vor eins heute, Volker Obermeier.
    Unser geplantes Angebot für das Mittagsschonal am 8.
    September.
    Das Höchstgericht in Israel fordert die Entlassung des Innenministers.
    Eine politische Krise scheint sich anzubannen.
    Die Probleme von PLO-Chef Arafat mit der Intifada.
    Südafrika nach der Einigung auf einen Exekutivrat.
    Die Krise im Kaukasus.
    Exklusivinterview mit dem polnischen Staatschef Walęsa und Chemieunfall in der Wiederaufbereitungsanlage in Seiderfield.
    Österreichthemen.
    FPÖ-Obmann Haider fordert ein Berufsheer und im Zuge der Zivildienstdebatte, wie er es nannte, einen Arbeitsdienst.
    Thema Freizeitunfälle.
    Pro Jahr verletzen sich etwa 500.000 Menschen.
    SPÖ-Verkehrsprecher Homs zur ÖBB und Kultur.
    Premiere des Stückes mit Edea von Euripides am Wiener Volkstheater.
    Zunächst aber ein Nachrichtenüberblick.
    Zusammengestellt hat den Andrea Maiwald, Sprecher ist Josef Wenzel-Natek.
    Israel.
    Der Nahostfriedensprozess könnte durch eine Regierungskrise in Israel gefährdet werden.
    Der oberste Gerichtshof in Jerusalem hat Ministerpräsident Rabin heute aufgefordert, Innenminister Derry und den stellvertretenden Religionsminister zu entlassen.
    Gegen die beiden Politiker der ultraorthodoxen Shas-Partei wird wegen Korruption ermittelt.
    Sollte die Shas-Partei aus der Koalition ausscheiden, hätte die Regierung Rabin keine Mehrheit mehr im Parlament in Jerusalem.
    In Jerusalem gab es in der Nacht massive Proteste gegen die Politik Rabbins.
    60.000 Menschen protestierten vor dem Amtssitz des Ministerpräsidenten gegen das geplante Autonomieabkommen für die Palästinenser.
    Als etwa 2000 rechtsgerichtete Kundgebungsteilnehmer versuchten, das Gebäude zu stürmen, setzte die Polizei Wasserwerfer und Schlagstöcke ein.
    45 Menschen wurden verletzt.
    Es gab mehrere Festnahmen.
    Südafrika.
    Auf dem Weg zur endgültigen Überwindung der Apartheid gibt es einen Durchbruch.
    Bei den Demokratieverhandlungen wurde die Einsetzung eines sogenannten Übergangsexekutivrats vereinbart.
    Dieses Gremium mit Vertretern aller größeren politischen Organisationen Südafrikas erhält bis zu den ersten freien Wahlen im kommenden Frühjahr ein Mitspracherecht in der Regierungsarbeit.
    Damit ist die weiße Regierung erstmals bereit, auf einen Teil ihrer Macht in Südafrika zu verzichten.
    Bosnien-Herzegowina, Vereinte Nationen.
    In Sarajevo wird eine neuerliche Zuspitzung der Lage befürchtet.
    Nach einer Meldung des bosnischen Rundfunks räumen UNO-Soldaten die Stellungen auf dem strategisch wichtigen Berg Igman.
    Damit könnte ein neuer Vorstoß der serbischen Milizen bevorstehen.
    Die UNO hat dies bisher aber nicht bestätigt.
    Bosniens Präsident Izetbegovic macht unterdessen Druck auf den Sicherheitsrat der UNO.
    In New York appellierte Izetbegovic an die Mitglieder des Gremiums, den Serben mit Luftangriffen zu drohen, um eine sofortige Waffenruhe zu erreichen.
    Bei einer Friedensregelung dürften die bosnischen Serben nicht für Völkermord mit Gebietsgewinnen belohnt werden, sagte der bosnische Präsident.
    Heute trifft Izetbegovic mit dem amerikanischen Präsidenten Bill Clinton zusammen.
    Deutschland.
    Mit scharfen Attacken gegen die Regierung ist im Deutschen Bundestag in Bonn die Budgetdebatte fortgesetzt worden.
    Der neue SPD-Vorsitzende Rudolf Scharping warf dem Kabinett Kohl vor, mit seinen Sparplänen den sozialen Frieden zu gefährden.
    Immer mehr ältere Menschen würden durch diese Politik in die Sozialhilfe gedrängt und mit einem Taschengeld abgespeist, sagte Scharping.
    Österreich.
    Vor dem Hintergrund der angespannten Wirtschaftslage beginnt heute die Herbstlohnrunde.
    Auftakt sind die Kollektivvertragsverhandlungen für die 240.000 Metaller.
    Über eine sogenannte Nulllohnrunde will die Gewerkschaft Metallbergbauenergie nicht verhandeln.
    Die Arbeitgeber drängen darauf, Zusatzkosten möglichst zu vermeiden.
    Die Abschlüsse in der Metallindustrie haben traditionellerweise Signalwirkung für die folgenden Lohnrunden.
    Die sogenannte Mikrofon-Lutsch-Affäre hat offenbar ein Ende gefunden.
    Der mittlerweile aus der ÖVP ausgetretene Abgeordnete Burgstaller bestritt zwar gestern im Club 2 im Fernsehen neuerlich, dass der umstrittene Zwischenruf von ihm gekommen sei, er entschuldigte sich aber bei der grünen Mandatarin Theresia Stoischitz.
    Frau Stoischitz nahm die Entschuldigung an.
    Lettland.
    Papst Johannes Paul II.
    setzt seinen Besuch in den Baltischen Republiken fort.
    In der Früh traf er in der lettischen Hauptstadt Riga ein.
    In einer kurzen Ansprache rief der Papst Letten und Russen zu friedlichem Zusammenleben auf.
    Fast die Hälfte der lettischen Bevölkerung sind Russen.
    Bei seinem viertägigen Aufenthalt in Litauen hat der Papst zur Versöhnung mit den früheren Kommunisten aufgerufen und die Jugend vor den Verlockungen der westlichen Konsumgesellschaft gewarnt.
    Großbritannien.
    In der nuklearen Wiederaufbereitungsanlage in Sellafield hat es einen Störfall gegeben.
    Es kam zum Austritt von Chemikalien.
    Radioaktivität wurde nach Angaben der Betreiber nicht frei.
    Die 280 Beschäftigten in der britischen Anlage Sellafield wurden evakuiert.
    15 von ihnen erlitten leichte Verletzungen.
    In der Anlage wurde vor kurzem der Probebetrieb aufgenommen.
    Derzeit werden aber noch keine abgebrannten Brennstäbe aus Kernkraftwerken wieder aufbereitet.
    Im Oktober fällt die Entscheidung über die endgültige Inbetriebnahme der Anlage von Sellafield.
    USA.
    In Florida ist wieder ein Urlauber ermordet worden.
    In der Nacht wurde ein deutscher Tourist erschossen.
    Es ist bereits der siebente Mord an einem ausländischen Urlauber in diesem Jahr.
    Im Frühjahr wurden die Sicherheitsvorkehrungen wegen der brutalen Überfälle in Florida verstärkt.
    Soweit der Nachrichtenüberblick.
    Willkommen zur Wetterprognose.
    Erstellt hat sie Andreas Thiesner.
    Aus dem Südwesten kommt heute und morgen warme, aber auch feuchte Luft nach Österreich und dabei stauen sich Wolken, vor allem südlich des Alpenhauptkamms.
    Nördlich davon sind aber zurzeit auch noch genug davon zu finden, hier sollte allmählich auch leichter Föhn heute und teils kräftiger Föhn morgen zu deren Auflösung beitragen.
    Graz heiter 21 und Klagenfurt heiter 19 Grad.
    Sonne heute Nachmittag zumindest zeitweise von Oberösterreich bis ins Nordburgenland sowie in der Obersteiermark und in Unterkärnten, doch machen sich manchmal eben auch hier die Wolken aus dem Südwesten bemerkbar.
    In Vorarlberg, Teilen Tirols, Salzburgs und im Westen Kärntens überwiegen hingegen meist die dichten Wolken und es kann einzelne teils gewidrige Regenschauer geben.
    Die Höchstwerte heute 20 bis 26 Grad.
    Morgen Donnerstag nach wie vor Wolkenfelder, aber fast überall weniger als heute.
    Außer im Bodenseeraum, dort werden sie sich tagsüber doch halten und dort wird es mitunter am Vormittag ein wenig regnen.
    Bei Temperaturen nur um 20 Grad.
    Sonst aber wird es sonnig sein und erst gegen Abend sollten sich südlich des Alpenhauptkampfs und in Vorarlberg und Tirol einige gewittrige Regenschauer bilden.
    Die Temperaturen steigen morgen von 10 bis 14 Grad auf 22 bis 27 Grad.
    Am Freitag dann wird es kühler mit 17 bis 22 Grad in ganz Österreich stark bewölkt sein und vom Westen her regnen.
    Mitten im Nahostfriedensprozess steht Israel vor einer innenpolitischen Krise.
    Der Widerstand gegen die Autonomielösung steigt.
    Der frühere Ministerpräsident Shamir warnt vor einem Bürgerkrieg.
    Der Streit um das angestrebte Abkommen dürfe nicht auf der Straße ausgetragen werden, so Shamir.
    Zu Protest und Skepsis gesellt sich nun eine Empfehlung des obersten Gerichts.
    Empfohlen wird die Entlassung von Innenminister Thierry.
    An die Adresse von Ministerpräsident Rabin gerichtet heißt es, man verdächtige Thierry finanzieller Unregelmäßigkeiten.
    Das Problem für Rabin, Innenminister Thierry gehört der ultrakonservativen Schaßpartei an.
    Bei deren Absprung könnte es zu einer Koalitionskrise kommen.
    Denn ohne diese Partei hat Rabin in der Knesset keine Mehrheit mehr
    und ist von den arabischen Abgeordneten im Parlament abhängig.
    Ben Segenreich aus Jerusalem.
    Gerade jetzt, da ein nahostpolitischer Durchbruch bevorsteht, ist in Israel eine innenpolitische Dauerkrise akut geworden.
    Der oberste Gerichtshof hat heute früh einstimmig befunden, dass Premier Rabin den Innenminister Arie Dery und den Vizeminister Rafael Bin Hassi entlassen soll.
    Das bedeutet höchste Gefahr für die Regierungskoalition und mithin zumindest ein mulmiges Gefühl in Hinsicht auf den Friedensprozess.
    Der brillante junge Innenminister Derry ist der Chef der religiösen Schafspartei.
    Ihm werden finanzielle Verfehlungen und Korruption vorgeworfen.
    Er bestreitet jede Schuld und spricht von einer politisch motivierten Kampagne, die seine Partei treffen soll.
    Die Untersuchung läuft seit Jahren.
    Lange Zeit hatte Derry die Aussage verweigert, was ihn nicht gut aussehen ließ.
    Dann sprach er doch und wurde dutzenden Polizeiverhören unterzogen.
    Vor einigen Wochen war dann eine erste Anklage schriftfertig.
    Trotz allem weigerte sich Derry beharrlich zurückzudrissen.
    Das Problem ist nun, dass die Schafspartei mit ihrem Chef Derry solidarisch ist und vielleicht die Regierungskoalition verlässt, falls der Innenminister entlassen wird.
    Dann hätte Premier Rabin nur noch eine Minderheitsregierung.
    Er könnte zwar weiterregieren, weil die kleinen arabischen Parteien ihn von außen stützen würden.
    Aber Israel steht vor der Unterzeichnung eines umstrittenen Abkommens mit der PLO.
    Es wäre für Rabin sehr unbequem, einen solch historischen und riskanten Schritt mit einer solch wackeligen Regierung zu machen.
    Rabin liegt viel an seiner Koalition, doch er kann den Richterspruch keinesfalls ignorieren.
    Vielleicht trifft der ihn nun von sich aus zurück.
    Die Hauptfrage ist aber, ob die Schafspartei in der Koalition bleibt.
    Darüber wird der religiöse Weisenrat der Partei entscheiden.
    innenpolitische Krise in Israel.
    Ben Segenreich hat berichtet.
    Das Ende des Kalten Krieges, die deutsche Wiedervereinigung, das Ende der Apartheid in Südafrika.
    Bald kann auch die Annäherung zwischen PLO und Israel, der Liste der großen Ereignisse, hinzugefügt werden.
    Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann das Autonomiepaket für die Palästinenser und die gegenseitige Anerkennung beschlossene Sache ist.
    Der Friedensprozess im Nahen Osten hat eine Eigendynamik bekommen, die wohl nicht mehr zu stoppen sein wird, auch wenn, wie gestern Abend, zehntausende Menschen in Israel gegen das Paket demonstrieren.
    Nicht nur in Israel gibt es Widerstand gegen die Palästinenser Autonomie.
    Auch innerhalb der PLO werden kritische Stimmen laut.
    Eine der Fragen, was passiert mit der Intifada, der 1987 ausgerufenen Aufstandsbewegung der Palästinenser?
    Die Intifada ist nach wie vor ein Problem für PLO-Chef Arafat auf dem Weg zu einem friedlichen Nebeneinander mit Israel.
    Ulrich Tildner berichtet.
    Gegenseitige Anerkennung zwischen PLO und Israel zögert sich immer weiter hinaus.
    Bereits in der vergangenen Woche hatte die Sprecherin der Palästinenser-Delegation bei den Verhandlungen mit Israel in Washington, Hanan Ashrawi, erklärt, es sei nur noch eine Frage von Stunden.
    Im PLO-Hauptquartier in Tunis wird mit Regelmäßigkeit der jeweils folgende Tag als Termin für die gegenseitige Anerkennung genannt.
    Yasser Arafat, der PLO-Vorsitzende, räumte in der vergangenen Nacht jedoch ein, es gebe weiterhin einige Punkte, die noch nicht entschieden worden seien.
    Arafat warf Israel vor, für die Verzögerung verantwortlich zu sein.
    Die Israelis versuchen, wie üblich Bedingungen zu stellen, meinte der PLO-Vorsitzende im Sultanat Oman.
    Erst heute Nachmittag wird er im PLO-Hauptquartier in Tunis zurückerwartet.
    So ist also heute kaum noch mit einer Erklärung des Vorsitzenden zu rechnen, in der Israel anerkannt und die Passagen des PLO-Programms für ungültig erklärt werden, in denen die Zerstörung Israels als Ziel der Organisation genannt wird.
    Hierzu ist Arafat bereit, aber es gibt auch die israelische Forderung,
    dass der PLO-Vorsitzende die Palästinenser in den besetzten Gebieten aufrufen soll, die Aufstandsbewegung zu beenden.
    Arafat wird sich dabei schwer tun, denn seine Kritiker in den Reihen der PLO und die radikalen palästinensischen Organisationen außerhalb der Dachorganisation sehen in einem solchen Schritt eine Kapitulation vor Israel.
    So wird sicherlich hinter den Kulissen an einer Formulierung gefeilt, die Arafat innerorganisatorisch nicht allzu sehr schwächt,
    gleichzeitig jedoch deutlich macht, dass die PLO bereit ist, die Intifada zu beenden.
    Der Vertreter der PLO in Jordanien hält diesen Schritt für richtig, da die Intifada ja ihre Ziele erreicht habe.
    Zur Begründung führt er an, die Anerkennung der PLO durch Israel stehe bevor und die Besatzungsmacht Israel wolle sich aus den besetzten Gebieten zurückziehen.
    Israel möchte weiter, dass das Exekutivkomitee der PLO die Anerkennungserklärung offiziell akzeptiert, bevor Arafat sie verliest und einen entsprechenden Brief nach Israel sendet.
    Das Exekutivkomitee der PLO tritt wahrscheinlich in der kommenden Nacht zusammen.
    Arafat hat die Mehrheit in dem Gremium.
    Je weitgehender die Zuständnisse an Israel jedoch sind, desto dünner wird die Zustimmung für die Erklärung ausfallen.
    Neben diesen konkreten Problemen existiert weiterhin ein taktisches Moment.
    Arafat will die Anerkennung Israels möglichst lange hinaus zögern und erst einmal die Entwicklung bei den syrisch-israelischen Verhandlungen abwarten.
    Gestern gab es bei den Gesprächen in Washington keine Fortschritte.
    Israel ist nach wie vor nicht bereit, einem vollständigen Truppenrückzug von dem 1967 besetzten Golan-Gebiet zuzusichern
    ohne dass Syrien vorher die Bereitschaft zu einem umfassenden und schnellen Frieden erklärt.
    Syrien will andersherum die Rückzugsgarantie, bevor Israel der umfassende Friede zugesichert wird.
    Die Chancen, dass es bis morgen Abend, also bis zum Ende der Verhandlungsrunde, eine Einigung gibt, sind gesunken.
    Arafat dürfte versuchen, die Anerkennung Israels und die Erklärung des Gewaltsverzichts bis nach einer syrisch-israelischen Übereinkunft hinaus zu zögern,
    So kann man gar nicht vorhersagen, wann diese Erklärung dann tatsächlich abgegeben wird.
    Die taktischen Spielchen von PLO-Chef Arafat im Zuge der Anerkennung zwischen Israel und den Palästinensern.
    Ulrich Tillner hat berichtet.
    In Südafrika stehen die Zeichen trotz anhaltender Gewalt auf Demokratie.
    Fast alle Parteien einigten sich gestern Abend darauf, einen sogenannten Exekutivrat einzusetzen.
    Dieser soll die Vorbereitungen der ersten Freien Wahlen im April nächsten Jahres überwachen.
    Die Unterhändler der weißen Regierung und des afrikanischen Nationalkongresses werteten die Übereinkunft als Durchbruch auf dem Weg zum definitiven Ende der Apartheid.
    Mit der Einsetzung des Exekutivrates wird den Schwarzen erstmals eine reale Machtposition gegeben.
    Damit wurde wohl die bisher bedeutsamste Vereinbarung bei den Allparteiengesprächen getroffen.
    Nicht nur, weil das letzte Hindernis für die Aufhebung der internationalen Sanktionen beseitigt worden ist.
    Ein angenehmer Nebeneffekt der Annäherung.
    Aus Johannesburg, Frank Rether.
    Südafrikas Regierung wird demnächst einen Übergangsrat an die Seite gestellt bekommen, in dem alle wichtigen politischen Gruppierungen des Landes vertreten sind.
    Darauf einigte sich in der Nacht das in Johannesburg tagende Mehrparteienforum.
    Ein entsprechender Gesetzentwurf soll in der kommenden Woche dem Parlament vorgelegt werden.
    Mit der Bildung des Rates wird zwischen Ende Oktober und Dezember gerechnet.
    Seine Amtszeit soll bis zur Bildung einer neuen Regierung nach den ersten freien Wahlen andauern, die für April kommenden Jahres geplant sind.
    Die Teilnehmer der Mehrparteienkonferenz sehen in der Einigung zum Übergangsrat einen Durchbruch in den Verhandlungen.
    ANZI-Generalsekretär Cyril Ramaphosa sprach von einem historischen Moment, der das Ende der Apartheid signalisiere.
    Der Afrikanische Nationalkongress will Ende des Monats, wenn das Gesetz verabschiedet ist, für die Aufhebung der verbliebenen internationalen Sanktionen gegenüber Südafrika eintreten.
    Damit werden in der Apartheidzeit verhängte Boykotte im Handels- und Finanzbereich fallen.
    Der Übergangsrat soll sieben Unterkommissionen bekommen, die vor allem sensitive Bereiche kontrollieren werden.
    An erster Stelle dürfte dabei der Sicherheitsapparat stehen, der von der schwarzen Bevölkerungsmehrheit mit dem größten Misstrauen und Missbehagen beobachtet wird.
    Erst gestern hatte ein Geheimdienstgeneral bestätigt, dass politischer Mord zu Zeiten der Apartheid üblich gewesen sei.
    Er könne sich vorstellen, dass die Ermordung des schwarzen Bürgerrechtlers Massieu Genive und drei seiner Freunde im Jahr 1985 von Staats wegen erfolgt sei.
    Nur der Geheimdienst hätte für eine derartige Operation die entsprechende Fähigkeit gehabt.
    Und er wäre nur aktiv, wenn die Aktion von Kabinettsministern abgesegnet worden sei.
    Nähere Angaben machte der General nicht, weil er sich nicht selbst belasten wollte.
    Der jetzt verabredete Übergangsrat mit seinen Kommissionen soll aber erst geschaffen werden, wenn auch Einigung über die noch umstrittene Übergangsverfassung erzielt ist.
    Hier sind noch zahlreiche grundlegende Fragen zu klären.
    So vor allem die künftige Staatsform, Zentralstaat oder Föderation, die Garantien der Menschenrechte und ähnliches mehr.
    Doch obwohl der Übergangsrat einen deutlichen Durchbruch bei den Mehr-Parteien-Verhandlungen darstellt, wird damit doch erstmals in der südafrikanischen Geschichte das weiße Machtmonopol gebrochen, so verdunkeln gleichzeitig gefährliche Gewitterwolken den Horizont.
    Die weiße rechte konservative Partei drohte mit einem Bürgerkrieg.
    Und auch die militante Inkater-Partei von Boutelisi sträubt sich dagegen mit Händen und Füßen.
    Beide waren im Juli aus dem Mehrparteienforum ausgestiegen und sehen nun nach der Übergangsratseinigung, die sie auf keinen Fall wollten, wenig Grund, wieder an den Verhandlungen teilzunehmen.
    Außerdem von Boutelesi regierten Homeland KwaZulu wollen auch, wie sie in der Nacht mit ihren Gegenstimmen deutlich machten, die beiden schwarzen Gebiete Boputatswana und Siskay sich nicht der Autorität des Übergangsrates unterwerfen.
    Es muss befürchtet werden, dass die eskalierende Gewalt in den kommenden Monaten noch zunimmt.
    Ob dann die Wahlen wie geplant im April stattfinden können, bleibt abzuwarten.
    Eine Verkehrsdurchsage auf der A1 der Westautobahn im Gegenverkehrsbereich zwischen Pöchlern und Melk.
    Sperre wegen einer Fahrzeugbergung.
    Ich wiederhole auf der A1 der Westautobahn im Gegenverkehrsbereich zwischen Pöchlern und Melk.
    Sperre wegen einer Fahrzeugbergung.
    Weiter im Mittagsschanal jetzt mit dem Konflikt im Kaukasus.
    Moskau erhält heute hohen Besuch.
    Angesagt hat sich die türkische Ministerpräsidentin Tansu Cila.
    Sie wird mit Präsident Yeltsin und Regierungschef Cernumirdin zusammentreffen.
    Neben wirtschaftlichen Fragen wird auch der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Enklave Bergkarabach Gegenstand der Gespräche sein.
    Die türkische Regierung hat erst vor kurzem die Truppen an der Grenze zu Armenien verstärkt und dem Nachbarn mit einem militärischen Eingreifen gedroht.
    Aufgrund historischer und ethnischer Bindungen steht die Türkei im Konflikt um die Armenie-Enklave Bergkarabach auf der Seite Aserbaidschans.
    Zufällig ist auch der Präsident Aserbaidschans alliiert in Moskau.
    Auch mit ihm wird Cilla Gespräche führen.
    Russland will sich auf alle Fälle in der seit fünf Jahren andauernden Krise neutral verhalten.
    Aus Moskau ein Bericht von Georg Dox.
    Der armenisch-aserbaidschanische Konflikt ist ohne Moskau nicht zu lösen.
    Armenien hat den Krieg um die Enklave Bergkarabach längst über das eigentliche armenische Siedlungsgebiet aufgedehnt.
    150.000 Aserbaidschaner befinden sich auf der Flucht.
    Die Behörden haben die aserbaidschanischen Städte Baku und Sumgait für die Flüchtlinge gesperrt, seit es gestern zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen ist.
    Dass seit der Entmachtung des gewählten aserbaidschanischen Präsidenten LGB die Geschäfte führende Ex-Politbüro-Mitglied Gaidar Aliyev hat sich seine alten Kontakte nach Moskau besonnen und ist bei Boris Yeltsin vorstellig geworden.
    Aliyev möchte Aserbaidschan zurück in die GOS, die Gemeinschaft unabhängiger Staaten, führen.
    Russland hat nichts dagegen, zumal Aliyev versprach, die Fehler seines Vorgängers LGB wieder gut zu machen.
    Eine Andeutung, die sich darauf beziehen könnte, dass Aliyev kaum an der Macht
    einem westlichen Konsortium die Lizenz zur Ausbeutung der reichen Erdölvorkommen wegen genauerer Prüfung erst einmal wieder entzogen hat.
    Der Widerstand gegen den Wiedereintritt Aserbaidschans in die GUS kommt mutmaßlich von Armeniern, das ja ebenfalls GUS-Mitglied ist und von der Vorstellung daher wenig begeistert, mit dem Feind an einem Beratungs- und Verhandlungstisch zu sitzen.
    Gaida Aliyev ist aber auch mit Verteidigungsminister Gradschow zusammengetroffen, um über eine militärische Unterstützung zu verhandeln.
    Die Verschiebung der Machtbalance zugunsten Russlands hat die Türkei auf den Plan gerufen, die seit der Entmachtung des türkenfreundlichen LGB ihren neu gewonnenen Einfluss in Aserbaidschan wieder schwinden sieht.
    Kaum hat sich Aliyev heute aus Moskau verabschiedet, wird die türkische Ministerpräsidentin Tansu Ciller zu einem Arbeitsbesuch erwartet.
    Auch hier geht es um den Krieg in Bergkarabach.
    Die Türkei hat gedroht einzugreifen, sollten die Armenier in die aserbaidschanische Exklave Nakhichevan vordringen.
    Auch über den gemeinsamen Bau einer türkisch-russischen Erdöl-Leitung soll verhandelt werden.
    Gaydan Aliyev versucht sowohl die Türken als auch den benachbarten Iran aus dem Konflikt möglichst herauszuhalten und keinen der beiden Nachbarn zu bevorzugen.
    Die Reisetätigkeit nach Moskau beweist aber einmal mehr, dass der Schlüssel zu allen Konflikten der Nachfolgestaaten immer noch in Russland liegt.
    Die wirtschaftliche Unselbstständigkeit und die militärischen Abenteuer machen es Russland derzeit leicht, aus der Rolle des Schiedsrichters den größtmöglichen Profit zu ziehen.
    Die Krise im Kaukasus.
    Bei Präsident Yeltsin die türkische Ministerpräsident Tansu Ciller und Aserbaidschans Präsident Aliyev.
    In knapp zwei Wochen wählt Polen nach einer mehrmonatigen parlamentslosen Zeit.
    Staatspräsident Lech Wałęsa hatte das Parlament, den Sejm, nach einem Misstrauensantrag gegen die Regierung Suchocka aufgelöst und Neuwahlen angeordnet.
    Das Votum erfolgt nach einer neuen Wahlordnung, die nach den Erfahrungen heilloser Zersplitterung eine 5-Prozent-Hürde vorsieht.
    Neben den traditionellen Parteien startet diesmal auch der parteiunabhängige Block zur Unterstützung der Reformen.
    dessen geistiger Vater Lech Wałęsa.
    Was vielen Polen nicht geheuer ist, die Partei gleicht nicht nur im Namen einer politischen Formation des autoritär regierenden Vorkriegspräsidenten Josef Pilsudski.
    Lech Wałęsa distanziert sich aber im Gespräch mit Joanna Ratziner von solchen Vergleichen.
    Ich habe diese Idee entwickelt.
    Ich habe sie lanciert und damit einmal mehr bewiesen, dass ich kein Diktator bin.
    Denn ich habe diese Idee nur in die Welt gesetzt.
    Danach habe ich mich wieder zurückgenommen.
    Ich helfe dieser Partei nicht.
    Ich gehöre dieser Partei nicht an.
    Ja, ich distanziere mich manchmal sogar von meiner Idee.
    Herr Präsident, wie und warum kam es zur Idee des parteiunabhängigen Blocks zur Unterstützung der Reformen?
    Als Präsident fühle ich mich dafür verantwortlich, dass die Reformen in die richtige Richtung gehen und das möglichst ohne Reibungen.
    Wenn man sich nun die neue Wahlordnung ansieht und unsere politische Szene, dann drängt sich sofort der Schluss auf, dass es nach den kommenden Wahlen zu einer politischen Lähmung kommen muss, falls auf der politischen Szene kein neues Element auftaucht.
    Meine Idee hat die Parteienwelt aufgeschreckt, hat sie zum Nachdenken gezwungen, zu Koalitionen und Bündnissen.
    Ich musste das tun.
    Aber man muss dabei auch etwas anderes bedenken.
    Wenn die Nation sich gegen das Parteienwesen ausspricht, dann schaffe ich ihr eben ein anderes Fundament.
    Ein Fundament, auf dem man sich jenseits aller Parteien organisieren kann, auf dem es neue Chancen für politische Aktivitäten gibt.
    Sollte der BWR nicht auch den Sieg der Linken in Polen verhindern?
    Das selbstverständlich auch.
    Aber wir haben nun einmal die Demokratie und es gibt ein Wahlrecht, das man ausnützen muss.
    Und die Wahlergebnisse muss man respektieren.
    Ich habe keine andere Wahl.
    Ich respektiere diese demokratischen Ergebnisse.
    Ist Ihrer Ansicht nach in den postkommunistischen krisengeschüttelten Ländern ein Politikertyp wie Piłsudski heute wieder nachahmenswert?
    Piłsudski hat Polen nach langen Jahren der Staatenlosigkeit übernommen und dies zu einer Zeit der militärischen Bedrohung aus dem Osten.
    Damals war also eine größere Machtkonzentration in einer einzigen Hand notwendig.
    Um den Herausforderungen jener Zeit zu entsprechen, musste die politische Macht auf der Basis einer hierarchischen Befehlstruktur funktionieren.
    Heute ist die Situation eine ganz andere.
    Die militärischen Gefahren von damals sind nicht gegeben.
    Aber sicher, auch heute gibt es große Herausforderungen, ökonomische vor allem, aber es gibt auch gesellschaftliche Herausforderungen.
    Vielleicht könnte eine Politik der starken Hand mit diesen Herausforderungen wirksamer umgehen.
    Aber heute ist die Problemlösung von damals nicht unverzichtbar.
    Eines ist jedenfalls sicher.
    Unsere Situation heute ist mit früher nicht vergleichbar und sie ist auch mit der Lage unserer Nachbarländer nicht vergleichbar.
    Jedes Land unterliegt eigenen Bedienungen.
    Man kann Polen nicht mit Litauen vergleichen.
    Wir haben die Reformen angeführt und wir haben früher als Litauen durch unseren Kampf Änderungen erreicht.
    Deshalb ist unsere jeweilige Ausgangslage verschieden.
    Die polnische Nation ist wirklich reich an politischen Erfahrungen.
    Und wir haben die Stärke und die Mittel, um die Reformen abzusichern.
    Wenn da einige schreien, dann sollen sie, nur vielleicht ist das sogar notwendig, um die Polen politisch zu mobilisieren.
    Nur eines, keiner dieser Schreier wird das polnische Haus in Brand setzen, denn das ist nicht ihr Eigentum.
    Und ich habe acht Kinder und werde das ebenso wenig zulassen, wie jeder andere in Polen.
    Ich habe eingewilligt, Präsident der Übergangszeit in Polen zu sein und als solcher Polen durch den schwierigen Übergangsprozess zu führen.
    Das werde ich auch tun.
    Ich werde Polen sicher entlang des Reformweges führen, ohne gleichzeitig zu verraten, was wir einander versprochen haben.
    Demokratie, Pluralismus, Freiheit, Parteienwesen, den freien Markt.
    Das alles muss und wird in Polen verpflichtend sein.
    Und selbstverständlich werde ich auch versuchen, alle Fehler auf diesem Weg auszuschalten.
    Der Ungerechtigkeit, der Unaufrichtigkeit und der Unklarheit.
    Und das werde ich alles auf mich nehmen müssen, obwohl ich es anders lieber hätte.
    Ich wollte ja, dass die Demokratie aus eigener Kraft die polnische Gesellschaft auf dem Weg der Reformen vorwärts treibt, ohne Führer.
    Aber wenn ich einmal mehr ein politischer Führer sein muss, dann werde ich eben dieser Führer sein.
    So weit der polnische Staatspräsident Lech Wałęsa im Gespräch mit Joanna Racina.
    12 Uhr und 28 ist es gleich Zeit für eine Zwischenbilanz.
    Die Themen bisher im Mittagsschornal, das Höchstgericht in Israel fordert die Entlassung von Innenminister Dieri.
    Eine innenpolitische Krise scheint sich anzubahnen.
    Die Probleme von PLO-Chef Arafat mit der Intifada im Zuge der Anerkennung zwischen Israel und den Palästinensern.
    Südafrika nach der Einigung auf einen Exekutivrat.
    Die Krise im Kaukasus.
    Heute ist die türkische Ministerpräsident Tansu Ciller bei dem russischen Präsidenten Boris Yeltsin ebenfalls in Moskau der Präsident von Aserbaidschan, Aliyev.
    und eben das Exklusivinterview mit dem polnischen Staatschef Lech Walesa.
    Eines der Themen die Wahlen in Polen am 19.
    September.
    Jetzt im Mittagsschanal ein Hinweis auf heute Abend.
    Zuerst der Weinskandal, dann der Fleischskandal, dann das Salmonellenverseuchte Geflügel.
    Im Vorjahr gab es 11.000 Erkrankungen, die auf verdorbene Lebensmittel zurückzuführen sind.
    Acht Menschen starben.
    Lebensmittelprüfer wissen einiges zu erzählen.
    Das kommt von madenkontaminiertem Fleisch oder von Würsten in der Sommerzeit manchmal bis hin zu fadenziehenden Oberflächen bei Würsten.
    Fliegen können sich in manche Speisen hineinverehren, Küchenschaben.
    Und die Zustände in der Gastronomie scheinen nicht besser zu sein.
    Von verschmutzten Schneidbrettern über verschmutzte und nicht mehr in Ordnung befindliche Messer, schimmelige Käse, auch stinkende Wurst und Fleischwaren.
    Das Spektrum ist da riesig weit gefächert.
    Die Arbeit der Lebensmittelprüfer.
    Wenn Sie jetzt Appetit auf mehr bekommen haben, drehen Sie Ihr Radio auf.
    Heute Abend um etwa 18.20 Uhr im Programm Österreich 1.
    Da servieren wir Ihnen ein
    Journal Panorama.
    Zubereitet ist dieses Journal Panorama von Dieter Barnemann.
    Was planen wir noch?
    Bis kurz vor eins im Mittagsjournal FPÖ-Obmann Haider fordert im Zuge der Zivildienstdebatte einen Sozialdienst.
    Thema Freizeitunfälle.
    Pro Jahr verletzen sich etwa 500.000 Menschen.
    Der jüngste Bericht des Wirtschaftsforschungsinstitutes, SPÖ-Verkehrssprecher Hums zur ÖBB und Kulturpremier des Stücks Medea am Wiener Volkstheater.
    Die Diskussion um eine Verlängerung des Zivildienstes hat heute auch FPÖ-Chef Jörg Haider beschäftigt.
    Er hat dabei unerwarteterweise die ÖVP-Forderung nach Verlängerung nicht unterstützt.
    Denn das Bundesheer sei ein Auslaufmodell, erklärte Haider, der Zivildienst damit auch.
    Stattdessen sollte ein verpflichtender Sozialdienst für alle jungen Österreicher kommen.
    Ich glaube, dass die Einführung des Berufsheeres ja nicht den Zweck hat, die jungen Menschen zu befreien von der Verpflichtung für das gemeinsame Vaterland etwas zu tun.
    Sollen wir in Österreich, auch das könnte beschäftigungspolitisch von Interesse sein, aber auch sozialpolitisch, einen allgemeinen
    Sozialdienst schaffen, wo jeder junge Mensch einfach verhalten ist, einmal ein halbes Jahr oder ein Jahr für die Gemeinschaft etwas zu tun.
    Frauen wie Männer, Burschen wie Mädchen.
    Soll ja nicht sein, dass man sagt, die nehmen jetzt eine Schaufel und einen Krampen in die Hand und bauen Autobahnen oder Kanäle, sondern wir leben heute in einer Gesellschaft, wo jeder die Entsolidarisierung beklagt.
    Und da wird also sehr viel leeres Stroh getroschen, wenn man sagt, welche Leistungen da die Gemeinschaft eigentlich zu erbringen hätte und wie wenig Solidarität es in unserer Gesellschaft gibt.
    FPÖ-Bundesparteiobmann Jörg Haider erfordert die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht und die Einführung eines Berufsjahres und einen verpflichtenden Sozialdienst für alle jungen Österreicher, sowohl für Burschen als auch für Mädchen also.
    In Wien verhandelt derzeit Gewerkschaft und Unternehmervertreter über eine Lohnerhöhung für die 240.000 Beschäftigten der Metallbranche.
    Wegen der schwierigen Wirtschaftslage wird auch eine unkonventionelle Lösung wie eine einmalige Abgeltung und eine Verschiebung der Verhandlungen nicht ausgeschlossen.
    Grund dafür ist auch die Unsicherheit, wie sich die Wirtschaft in den nächsten Monaten weiterentwickeln wird.
    Dazu kommt jetzt der neue Bericht des Wirtschaftsforschungsinstituts.
    Demnach hat sich der Konjunkturabschwung zwar eingebremst, auf die Exportwirtschaft kommen aber noch härtere Zeiten zu.
    Josef Schweinzer fasst zusammen.
    Das Schlimmste ist vorbei, sagen die Wirtschaftsforscher des WIFO.
    Seit März stehen die Exporte und die Industrieproduktion auf einem gleichbleibenden Niveau.
    Das allerdings liegt um 8% bei den Ausfuhren und um 5% bei der Industrieleistung deutlich unter dem Vorjahr.
    Auch die Beschäftigung blieb bisher, trotz Rekordarbeitslosigkeit, noch relativ stabil.
    Das alles droht im Herbst an Geltung zu verlieren.
    Die schlechten Nachrichten kommen aus dem Ausland.
    Vor allem in der europäischen Gemeinschaft herrscht Pessimismus unter Verbrauchern und Geschäftsleuten.
    In sechs der zwölf Mitgliedsländern hat die Industrie die Investitionspläne zusammengestrichen.
    Österreich bekommt das bereits zu spüren.
    Die Auslandsbestellungen gehen zurück.
    Für den Herbst müsse sich die österreichische Exportwirtschaft auf einen neuerlichen Rückgang einstellen, schreibt das WIFO im neuesten Konjunkturbericht.
    Besser geht es jenen Wirtschaftsbereichen, die von der Inlandsnachfrage leben.
    Der Einzelhandel verzeichnet einen mäßig steigenden Geschäftsgang.
    Die Kauffreudigkeit der Konsumenten hat kaum nachgelassen, auch wenn die Einkommen weniger gestiegen sind als in den Vorjahren.
    Gespart wird lediglich bei langlebigen Gütern, so werden etwa weniger Autos gekauft.
    Der Rückgang ist allerdings deutlich geringer als in Deutschland.
    Die Konjunktur-Lokomotive des Vorjahres, die Baubranche, dampft heuer ebenfalls langsamer.
    Zwar gibt es genug Aufträge im Wohnungs- und Straßenbau, im Wirtschafts- und Bürobau fehlen aber Aufträge.
    Für den Arbeitsmarkt bedeutet das keine rosigen Aussichten.
    Die Beschäftigung war im August erstmals seit Monaten wieder rückläufig.
    In der Industrie gingen 30.000 Arbeitsplätze verloren.
    Im Dienstleistungsbereich wurden allerdings ebenso viele neu geschaffen.
    Für den Herbst erwartet das Wifo, dass die Zahl der Arbeitsplätze stärker zurückgeht.
    Die herrschende Rekord-Arbeitslosigkeit droht sich also noch zu verschärfen.
    Der Konjunkturabschwung steht zwar derzeit still, die Wirtschaftsforscher erwarten aber für den Herbst eine weitere Verschlechterung der Wirtschaftslage.
    Keine guten Nachrichten also für die Vertreter der Metallbranche, die derzeit bei den Lohnverhandlungen sitzen.
    Der Verkehrssprecher der SPÖ, Eisenbahnergewerkschafter Franz Hums, hat heute einen Überblick über die kommende Herbstarbeit des Parlamentarischen Verkehrsausschusses gegeben.
    Basis dieser Arbeit soll das österreichische Gesamtverkehrskonzept sein, das noch vom seinerzeitigen Verkehrsminister Rudolf Streicher ausgearbeitet wurde.
    Es ist ein Grundsatzpapier, welches Schwerpunkte setzt.
    Vermeidung von unnötigem Verkehr, Verlagerung des notwendigen Verkehrs, sowohl Güter wie Personen, von der Straße auf die Bahn oder das Schiff, wo immer es möglich ist und die Förderung des kombinierten Verkehrs, aber nicht der rollenden Landstraße.
    Das sind die Grundprinzipien.
    Was man daraus machen will, hat SPÖ-Verkehrssprecher Franz Rums der Presse und damit auch Hans Adler vorgestellt.
    Er hat kein Verständnis für die Debatten rund um den Ausbau der Bahn, etwa durch das Dullner Feld oder unten durch den Semmering, der Eisenbahner und SPÖ-Verkehrssprecher Franz Humms, der vor unnötigem Zeitverlust durch lange Debatten warnt.
    Die Verkehrslawine macht nur Pause, weil die Wirtschaft stagniert und auf dem Balkan Krieg herrscht.
    der alle Verkehrsströme unterbricht, warnt Humms und sieht in der Hoffnung auf geringere Zuwächse des Verkehrs in Zukunft eine Täuschung.
    Diese Täuschung entsteht scheinbar dadurch, dass es momentan eine Rezession gibt, dass in Österreich der Verkehr Richtung Jugoslawien, das ehemalige Jugoslawien, zusammengebrochen ist, dass in den ehemaligen Ostblockstaaten aufgrund der zurückgehenden Wirtschaft, der vorübergehend zurückgehenden Wirtschaft,
    das Aufkommen geringer geworden ist und das führt bei manchen offensichtlich jetzt zu der Täuschung.
    Ja, es wird schon nicht so arg werden.
    Man kann nicht aus dieser momentanen Situation glauben, dass die Zuwachsraten, die prognostiziert sind, nicht eintreten werden.
    Im Gegenteil, es hat sich permanent herausgestellt, dass alle Verkehrsprognosen der Vergangenheit immer zu niedrig angesetzt wurden.
    Die Bahn ist mit dem Ausbau ihres Schienennetzes noch nicht weit über die Strecken aus dem vergangenen Jahrhundert hinausgekommen.
    Die Debatte um Semmeringtunnel oder Nahverkehr hält Hums für überflüssig.
    Der Nahverkehr werde ausgebaut und habe mit dem Semmeringtunnel nichts zu tun, sagt er.
    Und es sei keine Frage, dass alle Begünstigungen für die Pendler ihre guten Gründe haben.
    Natürlich zahlen sie nur einen Bruchteil der Kosten, die sie verursachen.
    Und Pendler sein ist in Österreich billiger als in Deutschland oder der Schweiz.
    Aber, meint Hums, der Rest, der hier auf die Kosten fehlt,
    muss als Bonus für den Bahnbenutzer gesehen werden, die der Bahnbenutzer dafür bekommt, dass er durch das Benutzen der Bahn die Umwelt schont und außerdem durch das Benutzen der Bahn auch die Straße entlastet.
    Und dann eine Warnung vor allzu eifrigem Ausbau der rollenden Landstraße, die ja vor allem für den Transitverkehr erfunden wurde und ein Defizitgeschäft ist.
    Das kann verkehrspolitisch und volkswirtschaftlich wirklich nur eine Notmaßnahme sein.
    Denn in Wirklichkeit sind hier die Kosten viel zu hoch, wenn man einen Lkw auf die Schiene stellt.
    Und das Zweite, es ist nicht nur auf der Kostensicht, wenn wir mit dieser Maßnahme zulassen, dass trotzdem auf Lkw verladen wird, die Lkw bis zur Grenze kommen und dann nur durch Österreich durchtransportiert werden,
    dann wird die Lkw-Kapazität aufgebaut werden.
    Die Alternative ist das Angebot im echten kombinierten Verkehr.
    Und der Transitvertrag stellt für Hums in den EG-Beitrittsverhandlungen einen nicht angreifbaren Punkt dar.
    Zum Transitvertrag, der, wie gesagt, mühselig ausgehandelt war, dann in ganz Europa übrigens auch zu einem Umdenken in der Verkehrspolitik Richtung umweltorientierter Verkehrspolitik geführt hat, ist zu sagen,
    dass die Regierung beschlossen hat, dass bei einem allfälligen EG-Beitritt dieser Vertrag als Mindestnorm aufrechterhalten werden muss für den EG-Vertrag und dass auch das Parlament beschlossen hat, dass dieser Vertrag aufrechterhalten bleiben muss.
    Und Sie können davon ausgehen, dass mit Sicherheit
    das Parlament von diesem Beschluss nicht abgehen wird.
    Im Extremfall wäre, meint Hums, die Nichtakzeptanz des Transitvertrages ein Grund, der Gemeinschaft nicht beizutreten.
    Und den Autofahrern schreibt der SPÖ-Verkehrssprecher ins Stammbuch, die 0,5 Promille-Grenze kommt.
    Zusammen mit schärferen Kontrollen.
    Und zwar bald.
    SPÖ-Verkehrssprecher Franz Hums hat heute einen Überblick über die kommende Herbstarbeit des Parlamentarischen Verkehrsausschusses gegeben.
    Hans Adler hat informiert.
    12.39 Uhr ist es gleich.
    Jeder zehnte Österreicher hat im Jahr 1992 einen Unfall erlitten.
    Immer mehr Opfer tragen dabei nicht mehr nur Bläsuren vom Arbeitsplatz davon, sondern verletzen sich im Haushalt, bei Sport und in der Freizeit.
    Etwa ein Viertel der 800.000 Verletzten müssen sich im Spital stationär behandeln lassen.
    Insgesamt verursachen die Unfälle für Österreichs Gesundheitsbudget Kosten von 18 Milliarden Schilling pro Jahr.
    Der volkswirtschaftliche Schaden wird auf 100 Milliarden geschätzt.
    Dies sind Ergebnisse des Unfallberichtes 1992, den heute das Institut Sicherleben Sicherheit in Haushalt und Freizeit präsentiert hat.
    Gabriele Juhn informiert.
    Für die Unfallforscher des Instituts Sicher Leben, die Unfalldaten der Versicherungsanstalten, des Kuratoriums für Verkehrssicherheit und der Bergrettung zusammengetragen haben, zeigt der Unfallbericht 1992 eines ganz deutlich.
    Der Anteil der Unfälle am Arbeitsplatz ist deshalb zurückgegangen, weil in den letzten Jahren intensiv Aufklärung und Unfallverhütung forciert wurde.
    Die drastische Zunahme schwerer Freizeitunfälle zeige, dass die Prophylaxe von Verletzungen noch in den Kinderschuhen stecke.
    Rupert Kisser vom Institut Sicher Leben zu dieser Entwicklung.
    Im Privatbereich Haushalt, Freizeit und Sport gibt es gravierende Mängel der Unfallverhütung und wenn wir jetzt nicht gegensteuern, so landen wir wirklich im Jahr 2000 bei einer Freizeitkatastrophe mit weit über 250.000 Spitalsfällen jährlich.
    Neuere Trends im Sport hin zu Abenteuer und Extremsituationen schlagen sich in den Statistiken der Unfallforscher noch kaum nieder.
    Sie machen rund zwei Prozent aller Sportunfälle aus und kosten das Gesundheitssystem derzeit rund 300 Millionen Schilling im Jahr.
    Wir sollten nur über diese spektakulären Sportarten nicht vergessen, dass die große Zahl der Verletzungen im Breitensport passiert und in Österreich ist das einfach der alpine Skilauf.
    Wir haben 2,7 Millionen Skifahrer oder das Fußballspielen.
    Wir haben 700.000 Österreicher, die Fußballspielen und das produziert einfach die großen Zahlen der Verletzungen.
    Also die Abenteuersportarten sind nicht zu vernachlässigen, weil die Verletzungsschwere groß ist, aber wir sollten die Massensportarten nicht vergessen.
    Auch unter den Extremsportarten ist das Verletzungsrisiko unterschiedlich hoch, meint Kisser.
    Während Felsklettern, Rafting, Segelfliegen und Bungee-Jumping professionell betrieben ein niedriges Unfallrisiko in sich tragen, sei man beim Eisklettern oder Drachenfliegen auch mit Vernunft und Sicherheitsvorkehrungen kaum gegen Unfälle gefeit.
    Sowohl für Sportunfälle als auch für Verletzungsgefahren, die im Haushalt zwischen Fensterputzen, Küchenarbeiten und Heimwerken lauern, hat Rupperkisser relativ einfach umzusetzende Vorschläge zur Unfallvermeidung bereit.
    So sei das Verhindern von Unfällen mit Kindern durch eine bewusst kinderfreundliche Ausstattung von Wohnungen möglich.
    Es gibt eine Fülle von Möglichkeiten, die Wohnung sicherer zu machen, ohne dass man die Kinder an die Leine legen muss.
    Das fängt an von Fenstersperren, Herzschutzgitter, Beseitigung von Sturzfallen und so weiter bis hin zu banalen Dingen, die wir empfehlen können, wie etwa auf Tischtücher zu verzichten.
    Wir haben relativ viele Verberührungen durch Kaffee, wenn die Kinder den Kaffee unterziehen.
    Anderes Beispiel wäre der Skilauf in Österreich.
    Es ist so, dass jeder zweite Skifahrer auf Österreichs Pisten mit falsch eingestellter Skibindung unterwegs ist.
    Es fehlen hier Normen und es fehlt das Bewusstsein der Skiläufer, dass jedes Jahr vor Saison, also zu Saisonbeginn, eine elektronische Kontrolle der tatsächlichen Skieinbindung notwendig ist.
    Und es fehlen auch Angebote des Handels, um das leicht zu machen.
    Um solche eigentlich banalen Maßnahmen empfehlen und einleiten zu können, mein Kisser, sei es aber notwendig, Unfallursachen genau zu erfassen.
    Und dies sei bei Zwischenfällen in Haushalt, Sport und Freizeit aber noch nicht der Fall.
    Jeder zehnte Österreicher hatte im Vorjahr einen Unfall.
    Dabei steigt die Zahl der Unfälle bei Sport und in der Freizeit.
    Der volkswirtschaftliche Schaden wird auf 100 Milliarden Schilling geschätzt, Gabriel Juen hat informiert.
    Die britische Wiederaufbereitungsanlage Sellafield macht wieder Negativschlagzeilen.
    Am Ende einer Liste von Störfällen steht nun ein Defekt im chemischen Teil des Werkes.
    280 Beschäftigte mussten evakuiert werden, mehrere mussten ins Krankenhaus.
    Der jüngste Zwischenfall ereignete sich in der neuen Uranaufbereitungsanlage, derzeit gerade im Probebetrieb.
    Ein Sprecher der Betreibergesellschaft British Nuclear Foods sagte, der Zwischenfall habe aber nichts mit Radioaktivität zu tun.
    Fest steht aber, dass Sellafield wieder im Schussfeld der Kritik steht, nicht nur bei den Umweltschutzorganisationen, Brigitte Fuchs berichtet.
    Der Unfall in der atomaren Wiederaufbereitungsanlage Sellafield in Nordengland ist nur der jüngste in einer ganzen Serie von Störfällen, die es in diesem Werk in den letzten Jahrzehnten gegeben hat.
    Vor genau einem Jahr war die Plutoniumanlage nach dem Austritt radioaktiver Gase vorübergehend stillgelegt worden.
    Der letzte Störfall im vergangenen Februar war von der britischen Regierung und der Internationalen Atomenergieorganisation als ernst bezeichnet worden.
    Schauplatz des gestrigen Unfalls, bei dem 280 Sellafield-Arbeiter evakuiert wurden und 15 Sellafield-Angestellte wegen Verätzung der Atemwege in Krankenhäuser gebracht werden mussten, ist das jüngste Werk im Sellafield-Komplex Thorp.
    Thorp war nach zehnjähriger Planungs- und Bauzeit erst im Frühjahr dieses Jahres fertiggestellt worden.
    Eine Betriebsbewilligung für diese Wiederaufbereitungsanlage gibt es noch nicht.
    Der Probebetrieb wurde erst Ende vergangener Woche genehmigt.
    Bei einem Test der Belüftungsanlage kam es dann zum Störfall, bei dem Stickstoffoxid austrat, nicht aber radioaktive Strahlung, wie ein Sprecher der britischen Nuklearindustrie versicherte.
    Geplant wurde die Anlage Ende der 70er Jahre, als die atomare Kraftwerksindustrie in der Folge der Ölkrise weltweite Boomzeiten erlebte.
    Im neuen Thorp-Teil von Sellafield, das ursprünglich unter dem Namen Windscale vor allem der britischen Atomwaffenerzeugung diente,
    sollten gebrauchte Nuklearbrennstäbe aus Kernkraftwerken in Japan, Deutschland, Großbritannien und Spanien chemisch wiederaufbereitet werden.
    Das wiederverwendbare Uran, so die Betreibergesellschaft, sollte in neue Kernstäbe gepresst werden.
    Das anfallende Plutonium ginge in die Rüstungsindustrie und der Rest, nach Angaben von Sellafield nicht mehr als drei Prozent der Brennstäbe, müsste entgelagert werden.
    Umweltschutzgruppen in Großbritannien, Irland und anderen westeuropäischen Ländern laufen seit Jahren gegen den Ausbau von Sellafield-Sturm.
    Sie argumentieren, dass es für Thorp, das umgerechnet bisher rund 50 Milliarden Schilling gekostet hat, keinen wirklichen Bedarf mehr gibt, da die Atomindustrie sowohl auf dem militärischen wie auch auf dem zivilen Sektor nach dem Ende des Kalten Krieges und nach einer Reihe von Atomunfällen stark geschrumpft ist.
    Deutschland, der potenziell größte ausländische Kunde der neuen Wiederaufbereitungsanlage in Sellafield, überlegt seit einiger Zeit, aus dem Vertrag auszusteigen.
    Nach dem gestrigen Chemieunfall in Sellafield wird damit gerechnet, dass sich die Erteilung der Betriebsgenehmigung für Thorp weiter verzögert.
    Ursprünglich hätte das Begutachtungsverfahren am 4.
    Oktober beendet werden sollen.
    Die Umweltschutzorganisation Greenpeace verweist darauf, dass im Raum Sellafield die Leukämierate bei Kindern schon jetzt zehnmal so hoch liegt als im Landesdurchschnitt.
    Brigitte Fuchs hat berichtet.
    Noch einmal Österreich-Themen.
    Die neue U-Bahn-Station Westbahnhof zählt in Wien zu den am meistfrequentierten Plätzen.
    Etwa 100.000 Menschen steigen hier täglich um.
    Herzstück der neuen Station ist die Verteilerhalle zwischen Westbahnhof, U3 und U6.
    Und hier befindet sich das neueste und bisher größte Kunstwerk Adolf Frohners.
    Eine 40 Meter lange Kunstwand mit dem Titel 55 Schritte durch Europa.
    Wie die Wand bei den Wienern und den Pendern ankommt, recherchierte Andrea Brückner.
    Die Materialien, die Adolf Frohner für seine Kunstwand verwendete, sind Stein, Bronze, Keramik, Granit, Zement und Nieroster.
    Am Beginn ist hinter Glas, den auch Jungfräuliche Erde wie der Künstler sich ausdrückt, zu sehen.
    Hinter der nächsten Glaswand sind außer Erde auch Knochen und angekohltes Holz von Feuerstellen der Urzeit sichtbar.
    Und davor stehen Findlinge, Steine, um die sich die Menschen der Urzeit sammelten.
    Das ist was altes drinnen, nicht was gefunden worden ist.
    Schaut sehr gut aus, mir gefällt es schon sehr gut.
    Sehr gut, mir gefällt es auch.
    Meine Freundin hat schon am Samstag bewundert, ich erst heute, aber ich bin begeistert.
    Die Kunstwand ist in warmen Erdtönern gehalten.
    Von den Knochenfunden geht es zu den Höhlenmalereien.
    Der Mensch beginnt sich auszudrücken.
    Ich kann mir noch nicht richtig alles vorstellen, was das bedeuten soll.
    Sie sind aber jetzt zu langsam durchgegangen, was haben Sie sich gedacht dabei?
    Ja, ich schau.
    Ich überlege, was ich mir dazu denken soll, was das darstellen soll.
    Wissen Sie, wie das rauskommt, das Ganze?
    Sind Sie schon zum Schluss gekommen?
    Nein, noch nicht.
    Eine farbige Keramikwand zeigt die Geburt der Schrift, Kratzer, Zeichen, Hieroglyphen bis hin zur griechischen Schriftwand.
    Davor, freistehend, eine Säule mit römischen Zeichen.
    Viele Pendler stehen oft minutenlang vor dem einen oder anderen Teil der Kunstwand.
    Vor allem die vier Türen, die der Künstler als Symbol für heute eingebaut hat, regen sie zum Nachdenken an.
    Die Türen erinnern mich an geschlossene Türen oder an Öffnungsmöglichkeiten.
    Oben ist wieder ein Lückerl, also so ganz geschlossen ist es nicht.
    Die Klinke fehlt, also ist es geschlossen.
    Ich weiß nicht, schließt sich das Ganze oder öffnet es sich?
    Ich muss mir erst noch ein bisschen das Ganze einwirken lassen auf mich.
    Die Wand endet mit dem Material der Gegenwart, Nieroster.
    Und so wie am Anfang der rohe Findling steht, steht am Ende, geschliffen und poliert, eine große Granitkugel.
    Ja, ich schau mir das jetzt erst einmal an.
    Irgendwie schon ansprechend, ja.
    Wenn man für das, was Rüberter Fäden freut, ne?
    Sind sehr schöne.
    Können Sie sich was vorstellen?
    Man merkt, man versetzt sich zurück ins alte Einzelartikel mit diesen Schriften.
    Es spricht einen wirklich an.
    Die Farbe ist auch gut, es lichtet so.
    Ich finde es schon sehr nett.
    Das Kunstwerk kostete 9,5 Millionen Schilling.
    Und wer es nicht versteht, sei getröstet.
    Es wird an einem Folter gearbeitet, der das Kunstwerk erklären soll.
    Er wird schon bald in der neuen U-Bahn-Station Westbahnhof verteilt.
    Übrigens, mit der Eröffnung des neuen U3-Teilstücks ist es möglich, in nur sieben Minuten vom Westbahnhof in die Innenstadt am Stephansplatz zu gelangen.
    Auch wir versetzen Sie jetzt zurück in die Antike.
    Zur Saisoneröffnung des Volkstheaters in Wien ist einer der Klassiker der Weltliteratur zu sehen, Euripides' Medea, Darstück um soziale Integration und Fremdenverfolgung schlechthin.
    Inszeniert hat der deutsche Regisseur Herbert König, als Medea und Jason sind Birgit Doll und Dietrich Adam zu sehen und zu hören.
    Das war's.
    Soziale Absicherung und Integration auf der einen Seite, Ausgrenzung und Entrechtung auf der anderen.
    Wie kein anderes Werk hat Medea auf die bildende Kunst und Literatur späterer Zeiten eingewirkt.
    Kaum ein Werk wurde so oft interpretiert wie dieses, am Wiener Volkstheater inszeniert, Herbert König.
    Einer der verbotenen Regisseure der ehemaligen DDR, 1983 mit Arbeitsverbot belegt.
    Auch ein ausgegrenzter, allerdings im eigenen Land.
    Ich glaube nicht, dass ich das Stück deshalb aus diesen Gründen ausgewählt habe.
    diese Geschichte von Medea viel gewaltiger und elementarer und archaischer ist und viel mehr bedeutet auch für diese Frau als diese zugegebenermaßen Schwierigkeiten, die viele Künstler im Osten gehabt haben.
    Aber es hatte nicht diese existenzielle Bedrohung, wie es für Medea gewesen ist.
    Das sind doch alles so ganz elementare Geschichten, die, glaube ich, mit unserem Schicksal doch nur am Rande zu tun haben.
    Herbert König inszeniert Medea nicht als Mitleidstrauma über eine Asylantin, sondern vielmehr als Gratwanderung zwischen historischen und heutigen Assoziationen.
    Und das ohne zu aktualisieren.
    Wenn man ein antikes Stück macht, muss man immer versuchen, eine gewisse Nähe zu bekommen, sodass die Zuschauer diese Geschichte auch als eine heute mögliche begreifen.
    Auf der anderen Seite immer von mir der Versuch, auch eine gewisse Ferne zu bewahren.
    Also, dass man immer so versucht, diesen Weg zu gehen über eine Annäherung für die Zuschauer heute, aber auch immer das zu behaupten, dass es eine Geschichte ist von früher.
    Hinzu kommt noch dieser Aspekt, den Sie schon benannt haben, dass es jemand ist, der aus seinem Land vertrieben worden ist oder in diesem Fall ja freiwillig gegangen.
    und eigentlich nicht klarkommt mit dieser anderen Welt, in der er lebt und eigentlich ausgegrenzt wird.
    Und insofern ist da auch eine Parallelität zu vielen Ausländer-Schicksalen, die sich heute in der ganzen Welt und in meinem Land Deutschland also besonders abspielen.
    Ein politisches Stück, also in erster Linie aber eine menschliche Tragödie, die König da auf die Bühne des Volkstheaters bringt.
    Zeitlos wie das Stück soll auch das betont schlicht gehaltene Bühnenbild ebenfalls von Herbert König sein.
    Stufen quer über die Bühne, ein Pavillon, am Boden Kies.
    Totale Konzentration auf das Wort und eine betont körpersprachliche Regie sollen zurück zum Ursprung des Theaters führen.
    Erstmal arbeite ich ganz gerne mit ziemlich leerer Bühne.
    Ich glaube aber, dass gerade so antike Stücke oder auch Stücke von Shakespeare, also so große klassische Stücke, natürlich eigentlich verlangen, dass man mit relativ leerer Bühne arbeitet und keine
    irgendwie kleine Häuschen baut oder so, weil die haben so eine, in der Sprache auch und in den Vorgängen, so eine elementare Kraft, dass man versuchen muss, das auch umzusetzen, durch die Körper der Schauspieler, aber auch durch eine relativ leere Bühne, die diese Gewaltigkeit unterstreicht und jedes Klein-Klein-Basteln so am Bühnenbild wäre, glaube ich, totaler Schwachsinn.
    Eibersüchtig warst du auf das andere Bett, die andere Liebe!
    So etwas hätte eine Grieche nie gewagt!
    Verschwinde endlich!
    Abschaum!
    Ein Beitrag von Susanna Bruckner.
    Premiere von Euripides Medea ist am kommenden Sonntag am Wiener Volkstheater.
    Jetzt im Mittagschanal noch einmal Nachrichten.
    Israel.
    Der Nahostfriedensprozess könnte durch eine Regierungskrise in Israel gefährdet werden.
    Der oberste Gerichtshof in Jerusalem hat Ministerpräsident Rabin dazu aufgefordert, Innenminister Derry und den stellvertretenden Religionsminister zu entlassen.
    Gegen diese beiden Politiker der ultraorthodoxen Shas-Partei wird wegen Korruption ermittelt.
    Sollte die Shas-Partei aus der Koalition ausscheiden, hätte die Regierung Rabin keine Mehrheit im Parlament mehr.
    Jerusalem war in der Nacht auf heute Schauplatz massiver Proteste gegen das geplante Autonomieabkommen für die Palästinenser.
    Bei Auseinandersetzungen wurden 45 Menschen verletzt.
    Südafrika Auf dem Weg zur endgültigen Überwindung der Apartheid gibt es möglicherweise einen Durchbruch.
    Bei den Demokratieverhandlungen wurde die Einsetzung eines sogenannten Übergangsexekutivrats vereinbart.
    Dieses Gremium mit Vertretern aller größeren politischen Organisationen Südafrikas erhält bis zu den ersten freien Wahlen im kommenden Frühjahr ein Mitspracherecht in der Regierungsarbeit.
    Bosnien-Herzegowina
    Die UNO-Schutztruppen befürchten neue Kämpfe um den strategisch wichtigen Berg Igman.
    Serben und bosnische Regierungstruppen haben dort tausende Soldaten stationiert, um möglicherweise eine bessere Ausgangsposition für drohende Kämpfe zu bekommen.
    Eine Bestätigung der Vereinten Nationen zu diesen Informationen liegt derzeit nicht vor.
    Der bosnische Präsident Izet-Begovic macht unterdessen Druck auf den Sicherheitsrat der UNO.
    Er forderte die Sicherheitsratsmitglieder auf, den Serben mit Luftangriffen zu drohen.
    Das Wetter heute Nachmittag in Vorarlberg sowie in Teilen Tirols, Kärntens, Salzburgs und Oberösterreichs eher bewölkt, hier und da Regenschauer, besonders im Westen, sonst zeitweise sonnig.
    Das war's, das Mittagschanal am 8.
    September.
    Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Mittwoch.
    Auf Wiederhören, sagt Volker Obermeier.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1993.09.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1993.09.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
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    Nach Massenprotesten gegen das geplanten Autonomieabkommen mit den Palästinensern in Israel gibt es eine Regierungskrise, da gegen den Innenminister Ariel Deri Korruptionsvorwürfe aufgetaucht sind. Deri gehört der ultra-religiösen Schas-Partei an. Sollte diese abspringen, fehlt Premierminister Rabin die Mehrheit in der Regierung.
    Mitwirkende: Segenreich, Ben [Gestaltung]
    Datum: 1993.09.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Minderheiten ; Regierung ; Krisen und Konflikte ; Verhandlung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Krise im Kaukasus
    Treffen türkischer, aserbaidschanischer und russischer Politiker in Moskau, um die Frage eines möglichen militärischen Konflikts zu beraten.
    Mitwirkende: Dox, Georg [Gestaltung]
    Datum: 1993.09.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Krisen und Konflikte ; Minderheiten ; Religion ; Militär ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
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    Interview mit Polens Präsident Lech Walesa
    Interview: Walesa
    Mitwirkende: Radzyner, Joana [Gestaltung] , Walesa, Lech [Interviewte/r]
    Datum: 1993.09.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wahlen ; Direkte Demokratie ; Regierung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
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    Zivildienstdebatte: Haider fordert Berufsheer und Sozialdienst
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    Mitwirkende: Dittlbacher, Fritz [Gestaltung] , Haider, Jörg [Interviewte/r]
    Datum: 1993.09.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Opposition ; Parteien / FPÖ ; Militär ; Sozialpolitik ; Kinder und Jugend ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
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    Rückgang in der österreichischen Exportwirtschaft, auch der Bauwirtschaft fehlen Aufträge, dagegen geht es dem österreichischen Einzelhandel besser durch den noch relativ guten Binnenkomsum, die herrschende Rekordarbeitslosigkeit könnte sich noch verschärfen.
    Mitwirkende: Schweinzer, Josef [Gestaltung]
    Datum: 1993.09.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Arbeitsbedingungen ; Konsum ; Industrie ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    SP-Verkehrssprecher zur ÖBB-Reform
    Einblendung: Hums
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Hums, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1993.09.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Eisenbahn ; Regierung ; Verkehr ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Freizeitunfälle: 500.000 Verletzte jährlich
    Einblendung: Kisser
    Mitwirkende: Juen, Gabriele [Gestaltung] , Kisser, Rupert [Interviewte/r]
    Datum: 1993.09.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Sport ; Sicherheit ; Gesundheitswesen und medizinische Versorgung ; Freizeit ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Chemieunfall in der neuen britischen Atomfabrik Sellafield
    Erneuter Zwischenfall in der Atomwiederaufbereitungsanlage, die auch in der Vergangenheit öfters wegen Unfällen in die Schlagzeilen gekommen war. Bei dem Zwischenfall verätzten sich einige Mitarbeiter der Anlage die Atemwege. Umweltorganisationen laufen gegen den Ausbau von Sellafield Sturm.
    Mitwirkende: Fuchs, Brigitte [Gestaltung]
    Datum: 1993.09.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wissenschaft und Forschung ; Technik ; Atomenergie ; Unfälle und Unglücksfälle ; Sicherheit ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Adolf Frohners "Europawand" in der U3-Passage beim Westbahnhof
    Einblendung: Passanten
    Mitwirkende: Brückner, Andrea [Gestaltung] , Anonym, Passantin, Passant, Passanten [Interviewte/r]
    Datum: 1993.09.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Bildende Kunst ; Bauen ; Verkehr ; Kunstinstallationen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Wien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Volkstheater-Premiere "Medea" von Euripides
    Einblendung: Herbert König
    Mitwirkende: Bruckner, Susanne [Gestaltung] , König, Herbert [Interviewte/r]
    Datum: 1993.09.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Theater ; Drama ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Wien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1993.09.08
    Spieldauer 00:55:52
    Mitwirkende Obermaier, Volker [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1993.09.08 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-930908_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Nachrichten

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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