Mittagsjournal 1993.11.27

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Eine recht angenehme Mittagsstunde.
    Zum Mittagsschonal zu einer Stunde Information begrüßt Sie Udo Bachmeier.
    Ein Auszug aus dem Themenangebot.
    Umweltalarm gab es heute in Oberösterreich.
    Auf der Pörnautobahn verlor ein Lkw eine explosive Flüssigkeit.
    100 Jahre Gewerkschaftsbewegung, wir blicken zurück.
    Ein Jahr nach dem Brand in der Hofburg.
    Die neue Maria-Hilfer-Einkaufsstraße ist seit heute offiziell eröffnet.
    Im Journal zu Gast ist heute der neue ÖVP-Generalsekretär Wilhelm Molterer.
    Nach dem Aufwind für die Neofaschisten in Italien wird die Diskussion über die Zukunft des Landes immer heftiger.
    Die Schweiz steht vor zwei Volksabstimmungen über ein Verbot der Werbung für Tabakwaren sowie für Alkohol.
    In Budapest tagt die Konferenz der Liberalen Internationale.
    Darüber hinaus bringen wir ein Porträt von Roman Herzog,
    dem Unionskandidaten für die Wahl des deutschen Bundespräsidenten.
    Die Volksoper in Wien feiert das 95-jährige Bestandsjubiläum, dazu ein Beitrag der Kulturredaktion.
    Erster Programmpunkt, eine aktuelle Nachrichtenübersicht, heute Mittag von Andrea Maiwald.
    Es liest Nina Strählein.
    Österreich Bundeskanzler Franitzki hält die Aufregung um die EG-Vorschläge bei den Agrarverhandlungen für unnötig.
    Die Europäische Kommission habe nur ein internes Positionspapier vorgelegt, das nicht einmal an den Rat weitergeleitet worden sei.
    Jetzt müsse erst richtig verhandelt werden, sagte Franitzki.
    Er zeigte sich zuversichtlich, dass es zu einer Lösung kommen wird.
    Die Europäische Union hat sich dafür ausgesprochen, dass die österreichischen Agrarpreise sofort nach dem Beitritt auf EG-Niveau gesenkt werden.
    Nach den Vorstellungen Brüssels soll Österreich die Ausgleichszahlungen für seine Bauern allein aufbringen.
    Die Koalition verhandelt in der kommenden Woche noch einmal über den Zivildienst.
    Am Dienstag werden Bundeskanzler Franitzki und Vizekanzler Busek versuchen, doch noch einen Kompromiss zu finden.
    Sollte es auch bei diesem Gespräch keine Einigung geben, tritt Anfang Jänner wieder die alte Regelung in Kraft.
    Acht Monate Zivildienst mit Gewissensprüfung.
    Nach Ansicht des früheren Leiters der Zivildienstkommission, Erwin Fasset, wäre die Kommission frühestens in fünf bis sechs Monaten wieder funktionsfähig.
    Jugendorganisationen drohen mit einem Boykott, sollte die Kommission tatsächlich wieder eingesetzt werden.
    Die Grünen wollen am Donnerstag einen Misstrauensantrag gegen Verteidigungsminister Fasselabend einbringen, wenn es zu keiner Einigung kommt.
    Sie werfen Fasselabend vor, in der Heeresreform versagt zu haben.
    Bosnien-Herzegowina.
    In den meisten bosnischen Städten hat sich die Versorgungslage weiter verschlechtert.
    Serbische Truppen blockieren mehrere Hilfskonvois.
    Besonders dramatisch ist die Situation in den Städten Olovo, Savidovice und Maglaj.
    Auch in Ostbosnien haben die Menschen gestern vergeblich auf Hilfe gewartet.
    Nur in der Stadt Senica, westlich von Sarajevo, ist ein UNO-Konvoi eingetroffen.
    In der Stadt sind Tausende Moslems seit Wochen eingeschlossen.
    Auf der Fahrt waren immer wieder langwierige Verhandlungen mit den Kriegsparteien notwendig.
    Nach einem Bericht von Radio Sarajevo hat die serbische Luftwaffe zwei Städte in der Nähe von Tuzla angegriffen.
    Mehrere Menschen sollen verletzt worden sein.
    Von der UNO wurde dies bisher nicht bestätigt.
    Frankreich, Türkei.
    Die PKK droht ausländischen Urlaubern in der Türkei mit einer neuen Terrorwelle.
    Das kommende Jahr werde viel härter und brutaler für die Touristen werden, sagte ein Sprecher der kurdischen Arbeiterpartei in Europa gestern im französischen Fernsehen.
    Im Sommer sind mehrere Ausländer von Mitgliedern der PKK verschleppt worden.
    Frankreich.
    Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordes gegen drei Kinder im Alter von acht bis zehn Jahren.
    Nach einem Bericht des französischen Senders France Info stehen die Buben unter Verdacht, einen Obdachlosen umgebracht zu haben.
    Sie sollen den Clochard gemeinsam mit einem anderen Unterstandslosen mit Fußtritten und Schlägen getötet haben.
    Italien.
    Im italienischen Zugsverkehr werden für das Wochenende erhebliche Verspätungen und Behinderungen erwartet.
    Das Bahnhofs- und Gleispersonal tritt am Abend in einen 24-stündigen Streik.
    Gefordert werden höhere Löhne.
    Die Autofahrer werden aufgerufen, bei Bahnübergängen besonders vorsichtig zu sein.
    Wegen des Streiks werden die Übergänge teilweise nicht überwacht.
    Österreich.
    Auf der Pyrenautobahn in Oberösterreich gab es in der Früh einen gefährlichen Einsatz für die Feuerwehr.
    Auf einem Parkplatz in der Nähe von Schlierbach hat ein LKW mehrere hundert Liter einer chemischen Flüssigkeit verloren.
    Die Substanz trat aus zwei Leckenfässern aus.
    200 Liter sind in das Kanalnetz gelangt.
    Die Feuerwehr konnte sich dem LKW nur mit schwerem Atemschutz nähern, da giftige Dämpfe freigesetzt wurden.
    Die Fässer konnten inzwischen abgedichtet werden.
    Plötzlicher Eisregen hat zu einem Verkehrschaos im westlichen Niederösterreich geführt.
    Am stärksten betroffen war die Westautobahn zwischen St.
    Pölten und Amstetten.
    Auf den spiegelglatten Fahrbahnen kommt es immer wieder zu Unfällen.
    Verletzt wurde zum Glück bisher niemand.
    Zeitweise kam es zum Verkehrsstilstand.
    USA.
    Auch in den Vereinigten Staaten kam es auf eisklatten Straßen zu zahlreichen Unfällen, allerdings mit dramatischen Folgen.
    Im Mittleren Westen starben acht Personen.
    Vom Wintereinbruch besonders betroffen sind die Bundesstaaten Oklahoma, Wisconsin und North Dakota.
    Soweit die Meldungen.
    Besonders interessant am Wochenende der Blick aufs Wetter.
    Andreas Thiesner, bitte.
    Heute kommen die Wolken noch vom Mittelmeer, sie bringen zwar kaum Regen, aber bei uns hat es in einer Höhe von 1000 bis 1500 Meter circa plus 4 Grad und in der sehr kalten Luft darunter und am frostigen Boden entsteht dann sogar aus wenigen Tropfen Eisbelag.
    Die Gefahr besteht weiterhin, gerade wegen der geringen Feuchte sind aber weder eine genaue Zeit- noch Ortsangabe möglich.
    Morgen kommt die Luft von Norwegen und Schweden, es wird feuchter, aber auch überall kälter und damit gibt es etwas Schnee und keinen Eisregen mehr, und zwar vor allem im Osten und Süden.
    Überall dann Schnee in der Nacht zum Montag.
    Jetzt die aktuellen Meldungen.
    Wien wolkig, minus 5 Grad, Eisenstadt stark bewölkt, minus 5, Ostwind 20 Kilometer pro Stunde, St.
    Pölten heiter, minus 1 Grad, Linz stark bewölkt, minus 4, Salzburg bedeckt, minus 3, Innsbruck stark bewölkt, minus 2 Grad, Bregenz Hochnebel, minus 2, Graz bedeckt, minus 4 und Klagenfurt stark bewölkt, minus 2 Grad.
    Es bleibt kalt und oft bewölkt, nur selten kommt die Sonne zum Vorschein, zum Teil schimmert sie auch nur durch einen Wolkenschleier.
    In Kärnten und der Steiermark kann es leicht schneien, im Donauraum und in den Becken macht sich Südostwind bemerkbar und die Luft erscheint hier dadurch noch kälter.
    Die Temperaturen am Nachmittag liegen zwischen minus 4 und 0 Grad, in 2000 Meter Höhe hat es heute noch 0 Grad.
    Morgen Sonntag häufig Wolken, leichten Schneefall ab Mittag in Mühlwald und Weinviertel, im Lauf des Nachmittags dann im übrigen Ober- und Niederösterreich sowie in Wien und im Burgenland und den ganzen Tag über stellenweise in Kärnten und der Steiermark.
    Ein wenig Sonne kann es zwischendurch in Vorarlberg und Tirol geben und die Temperaturen morgen früh minus 3 bis minus 11 Grad, tagsüber liegen sie zwischen minus 4 und minus 1 Grad und in 2000 Meter Höhe sinken sie bis morgen Abend auf minus 5 bis minus 9 Grad.
    In der Nacht zum Montag und zumindest noch am Montagvormittag kann es überall leicht schneien, es bleibt sehr kalt mit minus 3 bis minus 8 Grad.
    Danke, Andreas Thiesner.
    Auf einem Parkplatz der Pyrenautobahn in Oberösterreich musste heute früh, wie Sie schon in den Nachrichten gehört haben, Umweltalarm gegeben werden.
    Ein dort abgestellter LKW hatte zwei Lecke Fässer mit einer giftigen Flüssigkeit geladen.
    Die Feuerwehr musste in einem schwierigen Einsatz die Fässer bergen und abdichten.
    Noch ist unklar, wie viel Flüssigkeit ausgetreten ist.
    Erik Hohenauer.
    Der Einsatz der Feuerwehr gestaltete sich äußerst schwierig.
    Die Spezialisten konnten sich nur mit Vollschutzanzügen und Atemschutz dem LKW nähern.
    Anfangs war nicht feststellbar, um welche Flüssigkeit es sich genau handelt.
    Die Begleitpapiere des LKW-Lenkers waren zwar in Ordnung, doch bemängelte die Gendarmerie die mangelnde Kennzeichnung der Fässer.
    Teilweise waren sie mit einem Phenolaceton gemischt bzw.
    mit einem Stoff namens Methylisobutylketon gefüllt.
    Beides leicht entzündbare und giftige Stoffe.
    Vor allem die Dämpfe sind nach Angaben der Feuerwehr ein Atemgift.
    Der Flammpunkt der Flüssigkeiten liegt bei ca.
    20 Grad Celsius.
    Akute Explosionsgefahr bestand jedoch nicht wegen der niedrigen Temperaturen.
    Rund 200 Liter der Flüssigkeit gelangten in einen Kanalschacht, doch hoffte die Feuerwehr, dass der größte Teil dieser Menge in die Auffangbecken des Schachts geronnen ist.
    Entdeckt wurde das Ausfließen der Flüssigkeit in der Früh von einem zufällig vorbeikommenden LKW-Lenker, der den Fahrer des betroffenen Wagens aufmerksam machte.
    Wie lange zu diesem Zeitpunkt schon Flüssigkeit ausgetreten war, ist unklar.
    Nach Angaben eines Feuerwehrmannes sei es sogar möglich, dass die Flüssigkeit schon die ganze Nacht aus den Fässern auf dem geparkten Laster ausgeronnen ist.
    Inzwischen wurden die beiden undichten Fässer mit einem Kran geborgen und abgedichtet.
    Zur Zeit versucht die Feuerwehr, möglichst viel der ausgetretenen Flüssigkeit abzusaugen.
    Wie groß der wirklich eingetretene Schaden für die Umwelt ist, lässt sich noch nicht sagen.
    Umweltalarm auf der Pyren-Autobahn in Oberösterreich, Sie hörten dazu Erik Hohenauer.
    Eine der großen Institutionen Österreichs wird heute Nachmittag durch einen feierlichen Festakt geehrt werden.
    Zu Weihnachten 1893, also vor fast 100 Jahren, war in Wien die Reichsgewerkschaftskommission, die Vorgängerin des ÖGB, gegründet worden.
    Ansprachen des Bundespräsidenten, des Bundeskanzlers, aber auch der wichtigsten Arbeitnehmervertreter werden wohl die großen Errungenschaften dieses ersten Jahrhunderts der Gewerkschaftsbewegung hervorheben.
    Die Reden werden Abrisse der Erfolgsgeschichte des Gewerkschaftsbundes sein.
    Fritz Hittelbacher hat für den folgenden Beitrag mit dem Wiener Politologen Emrich Talos ein Gespräch zum Thema geführt, allerdings nicht nur über die glorreiche Vergangenheit des ÖGB, sondern auch über seine ungewisse Zukunft.
    Hier der Bericht.
    Kinderarbeit und Hungerlöhne, 16-Stunden-Tag und 7-Tage-Arbeitswoche.
    Jene Delegierten, die vor 100 Jahren in Wien zur Gründung des 1.
    Gewerkschaftlichen Dachverbandes, der Reichsgewerkschaftskommission, zusammenkamen, repräsentierten eine Gruppe, die heute nur mehr als ideologisches Schlagwort vorkommt, das Proletariat.
    Hundert Jahre später herrschen so gesehen paradiesische Zustände.
    Die Kampfparolen von damals sind durchgesetzt.
    Und noch vieles mehr.
    Mindesturlaube, Sozialversicherungen, Arbeitsschutzbestimmungen.
    Das Proletariat hat abgedankt, die Österreicher selbst sehen sich in ihrer überwiegenden Mehrheit als Mittelschicht.
    Die Gewerkschaften als die Kampforganisationen des vormaligen Proletariats haben da einen großen Anteil daran.
    In der langen Aufschwungphase der Nachkriegszeit haben sie per Sozialpartnerschaft zum Wohlstand ihrer Klientel beigetragen.
    Das alte Bild der Klassengesellschaft wurde begraben.
    Stattdessen wurde gemeinsam der ohnehin immer größer werdende Kuchen verteilt, so sieht es Emmerich Talos, Professor für Politologie an der Universität Wien.
    Damit komme man aber jetzt in der Krise in Schwierigkeiten.
    Denn weder Programmatik noch Pragmatik der Gewerkschaft stimme mit der aktuellen Lage überein.
    Die sozialen Bedingungen haben sich eigentlich krass verändert.
    Wir können davon ausgehen, dass eigentlich die Traumfigur gewerkschaftlicher Interessenrepräsentanz war, überspitzt gesagt,
    der Fließbandarbeiter, der vollzeitig und dauerhaft beschäftigt war.
    Und das ist praktisch ein Modell, das heute in dieser Form überhaupt nicht mehr zutrifft.
    Und das macht das wesentliche Problem mit aus, dass einfach die Arbeitsbedingungen, die Arbeitsformen so unterschiedlich geworden sind, dass die gewerkschaftliche Organisierung, das können wir auch an Österreich sehen, dass eben dort in den traditionelleren
    industriellen Bereichen der Organisationsgrad relativ hoch ist, aber gerade dort, wo es geht in Richtung Dienstleistung, Tourismus, Ausweitung, wie in den westlichen Bundesländern, eben ungleich weniger ist.
    Zusätzlich zu der Schwierigkeit, eine immer stärker zersplitterte Gesellschaft zu vertreten, kommen auf die Gewerkschaften auch neue Probleme zu.
    Etwa die EG.
    In einer aktuellen Umfrage erklären nur elf Prozent der Österreicher, die Bedeutung der Gewerkschaft würde nach einem Beitritt steigen.
    Dreimal so viele glauben dagegen, der ÖGB würde verlieren.
    Die Gewerkschaft hat damit den schlechtesten Wert aller heimischen Institutionen.
    Nicht ganz zu Unrecht, findet Emmerich Talos.
    Ich gehe davon aus, dass die Gewerkschaft an Bedeutung verliert im Vergleich zu ihrem Stellenwert in Österreich.
    Das hängt mit mehreren Faktoren zusammen.
    Das Verbändesystem auf der EG-Ebene ist ganz anders gelagert, wie wir das in Österreich haben.
    Wir können zudem feststellen, dass es auf EG-Ebene
    keinerlei ernsthafte Ansätze einer sozialpatenschaftlichen Abstimmung gibt.
    Das heißt, kurz gesagt, im Konzert der Lobbyisten auf der europäischen Ebene spielen die Gewerkschaften wohl eine nur kleine Geige.
    Auch die innere Struktur der Gewerkschaften wird sich nach Ansicht von Professor Talos ändern müssen.
    Das Gewicht des in der allgemeinen Politik mitmischenden Dachverbandes wird geringer werden.
    Die Zukunft wird mehr von den Gewerkschaftern vor Ort, von den Betriebsräten gestaltet.
    Der ÖGB ist daran interessiert.
    gesamtwirtschaftlich nach wie vor einflussreich zu sein.
    Auf der anderen Seite gibt es eine gesellschaftliche, wirtschaftliche Entwicklung, wo mit generellen Normen eigentlich nicht mehr Probleme lösbar sind.
    Von daher wird der ÖGB in Hinkunft viel stärker
    berücksichtigen müssen und irgendwie in eine neue Balance bringen müssen.
    Wo bis jetzt die Betriebsräte eigentlich vollziehende Organe waren, wird es zu einer Dezentralisierung kommen müssen.
    Werden die Gewerkschaften in hundert Jahren sein, historisches Phänomen sein, wie es heute die Zünfte sind?
    Das heißt, Organisationen, die zu ihrer Zeit ihre Berechtigung hatten, die zu ihrer Zeit machtvoll waren,
    aber über die irgendwann einmal die Geschichte hinweggegangen ist.
    Ich gehe davon aus, dass es das Ende der Arbeitsgesellschaft nicht so bald geben wird.
    Von daher meine ich, dass nach wie vor objektiv wohl Bedarf danach steht, die Interessen von unselbstständigen Erwerbstätigen wahrzunehmen.
    Allerdings meine ich, also dessen bin ich mir gewiss, dass das Profil von Gewerkschaftsbewegungen des nächsten Jahrhunderts anders ausschauen wird, als wie des 20.
    Jahrhunderts.
    100 Jahre Gewerkschaftsbewegung.
    Sie hörten dazu einen Beitrag von Fritz Dittlbacher.
    Ins Ausland.
    In Italien ist die heftigste Diskussion über den Neofaschismus nach dem Krieg ausgebrochen.
    Eine Woche vor der Stichwahl um die Bürgermeistersessel in mehr als 400 Kommunen tritt die neofaschistische Partei mit dem Anspruch auf, nicht nur in der Capitale Rom und in der drittgrößten Stadt Italiens, in Neapel, den Bürgermeister zu stellen, sondern bei den Parlamentswahlen im Frühjahr als Sammelbecken der rechten Regierungsverantwortung zu übernehmen.
    Dass dies keine leeren Drohungen, sondern durchaus ernstzunehmende politische Möglichkeiten sind, verschreckt nicht nur die italienische Linke, berichtet Reinhard Frauscher aus Rom.
    Die Kommunalwahlen am vergangenen Sonntag haben den Neofaschisten den bisher größten politischen Erfolg gebracht.
    In Rom ist ihr Kandidat, der 41-jährige Parteichef Gianfranco Fini, nur drei Prozent hinter dem Spitzenkandidaten der Linksunion gelandet.
    in Neapel, die leibliche Enkelin des Duce, Alessandra Mussolini, mit 10% Abstand, aber ebenfalls auf dem zweiten Platz und damit in der Stichwahl, morgen in einer Woche.
    Einen solchen Höhenflug hatten sie selbst nicht erwartet.
    Die Neofaschisten, die unter dem Namen Movimento Sociale Italiano, also MSI, seit 1948 zwar im Parlament sitzen, dort aber nie über eine Größenordnung von 7% hinausgekommen sind.
    Nicht zuletzt deshalb glaubten sie immer wieder auffallen zu müssen durch ihr Auftreten, sei es mit dem Hitlergruß, der bei den Faschisten römischer Gruß hieß und im schwarzen Hemd originalgetreu oder durch Schlägereien und Demonstrationen nicht nur in der Aula des Parlaments.
    Nun also schicken sie sich an, dritte Kraft des Landes zu werden, das Sammelbecken aller rechtseingestellten Italiener.
    So hat gestern Parteichef Fini seine Politik definiert.
    Er und nur er sei der Garant dafür, dass das Land nicht in die Hände der Linken abrutsche und trotzdem geeint bleibe.
    Der Faschismus sei mit Mussolini 1945 gestorben, aber der MSI habe die Aufgabe, die Erinnerung an den Faschismus zu erhalten, ansonsten lande sie im Abfallkübel der Geschichte.
    Und deshalb werde der MSI auch die faschistischen Symbole beibehalten, die Flamme mit den Lektorenbündeln zum Beispiel.
    Denn das, so darf man nach den bisherigen Reaktionen schließen, stört in Italien ohnehin fast niemanden mehr, höchstens ein paar alte Linke.
    So viel Zuspruch wie Fini in den letzten Tagen bekommen hat, das hat niemand, wohl auch er selbst, nicht erwartet.
    Der Bogen reicht von alt Staatspräsident Francesco Cossiga, der ihn als sehr intelligenten, sympathischen Burschen bezeichnet hat, über ebenso vorteilhaftes Lob durch Giulio Andriotti, bis hin zum sensationellen Auftritt des Medien-Tsars Silvio Berlusconi.
    Der hatte am Dienstag angekündigt, eine neue Partei rechts der Mitte gründen zu wollen, die dann mit dem MSI zusammenarbeiten könne.
    Bei der Stichwahl in Rom würde er ohne einen Moment zu zögern Fini wählen.
    Damit hatte Berlusconi mit sechs großen Privatfernsehkanälen, Zeitungen und Buchvorlagen, mächtigster Medienzahl Europas und einer der großen italienischen Unternehmer nicht nur einen Sturm der Entrüstung bei seinen eigenen Journalisten ausgelöst, sondern der Debatte über die Gesellschaftsfähigkeit der Neofaschisten eine neue Dimension gegeben.
    Gestern Nachmittag nun hat Berlusconi versucht, sein angeschlagenes Image zu reparieren.
    In einer Pressekonferenz im Auslandspresseclub in Rom erklärte er, die Parteigründung sei nur als Provokation gedacht gewesen.
    Er sei kein Faschist, er wolle nur die Linken stoppen.
    Und das könne derzeit nur Fini tun.
    Wie nervös Berlusconi ist, zeigte eine Szene, in der er die anwesenden Auslandskorrespondenten als bewusste Wahrheitsverdreher lautstark beschimpfte.
    Eine Szene, die so noch niemand gesehen hatte.
    Vielleicht dachte er dabei vor allem an die Financial Times, die ihn in einem Kommentar geraten hatte, lieber an seine 30 Milliarden Schilling Schulden als an die Politik zu denken oder an den britischen Economist, der Berlusconi Gespür für den Zeitgeist und Marketing unterstellt.
    Der MSI und Gianfranco Fini jedenfalls können es zufrieden sein.
    So eine gesellschaftliche Akzeptanz wie sie hat noch nie eine rechtsextreme Partei im demokratischen Europa gehabt.
    Und vor allem ihre Chancen bei den Stichwahlen am kommenden Sonntag steigen sprunghaft.
    Die italienischen Neofaschisten im Auftrieb, so hörten aus der italienischen Hauptstadt Reinhard Frauscher.
    Seit der sächsische Justizminister Steffen Heitmann diese Woche seine Bewerbung für das Amt des deutschen Bundespräsidenten zurückgezogen hat, ist die CDU-CSU wieder auf Kandidatensuche.
    Die Unionsparteien möchten einen gemeinsamen Kandidaten mit der FDP präsentieren, doch der Koalitionspartner hat sich längst auf Hildegard Hambrücher festgelegt.
    Die Sozialdemokraten haben sich auf Johannes Rau eingeschworen.
    Eine Panne wie im Fall Haidtmann will sich die Union vor dem Superwahljahr 1994 nicht mehr leisten.
    Vieles deutet derzeit darauf hin, dass der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Roman Herzog, ins Rennen geschickt werden soll.
    Aus Bonn, Gerhard Seyfried.
    Er liebt Brasil Cigarillos, Rotwein, historische Bücher und ist vertrauenserweckend.
    So charakterisiert heute ein deutsches Massenblatt Roman Herzog.
    Seit Tagen erfreut sich der 59-Jährige, aus Niederbayern stammende Jurist, beträchtlichen Medieninteresses.
    Was seine Bewerbung um das höchste Amt im Staat betrifft, hält er sich nach wie vor bedeckt, möchte nicht über ungelegte Eier reden und die Entscheidung von CDU, CSU abwarten.
    CDU und FDP haben sich darauf verständigt, die Kandidatendiskussion nicht durch die Nennung immer neuer Namen anzuheizen.
    Nach einer Nachdenkpause über das Wochenende wird am Montag die CDU-Spitze unter Vorsitz von Bundeskanzler Helmut Kohl zusammenkommen.
    Eine Vorentscheidung wird erwartet.
    CSU-Chef und Finanzminister Theo Weigl hält Roman Herzog für eine überzeugende Lösung und hat das auch entsprechend kundgetan.
    Herzog genießt Respekt über Parteigrenzen hinweg.
    Gebildet sei er, selbstkritisch und integrieren könne er auch, heißt es nicht nur seiner eigenen Partei CDU.
    Also die ganzen positiven Äußerungen über mich höre ich natürlich wahnsinnig gern.
    Ich müsste ja lügen.
    Wenn ich was anderes behaupten würde, dass ich eine gewisse Fähigkeit zum Integrieren habe, das ist eine meiner Stärken, zumindest im kleinen Kreis.
    Ob das in größeren Kreisen möglich wäre, ist eine ganz andere Frage.
    Aber auch im größeren Rahmen traut er sich einiges zu, habe die Fähigkeit, festgefahrene Diskussionen wieder in Schwung zu bringen, sagt Herzog.
    Die Politik ist beileibe kein Neuland für den Verfassungsrechtler, der als 31-Jähriger bereits Professor für Staatsrecht an der Freien Universität Berlin wurde.
    Ab 1973 vertrat er das Land Rheinland-Pfalz in Bonn.
    Helmut Kohl, damals rheinland-pfälzischer Regierungschef, war auf Herzog aufmerksam geworden.
    Den Ruf eines strammen Konservativen erwarb sich Roman Herzog ab 1980 als Innenminister in Baden-Württemberg.
    Es war die Zeit der großen Demonstrationen in der Bundesrepublik gegen Atomkraft und Nachrüstung.
    Herzog rüstete die Polizei besser aus und erließ die sogenannte Polizeikostenverordnung.
    Demonstranten wurden zur Kasse gebeten dafür, dass sie von Polizisten weggetragen wurden.
    1983 wechselte Herzog an das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, wurde vier Jahre später dessen Präsident.
    Im Laufe der Jahre hat sich gezeigt, dass er durchaus nicht immer die Mehrheitsposition der Unionsparteien vertreten hat.
    Liberaler sei er geworden, lautet so manche Einschätzung.
    Nun steht Roman Herzog möglicherweise kurz vor seiner Rückkehr auf die politische Bühne.
    Voraussetzung dafür ist zunächst die Nominierung durch die CDU-CSU.
    Und seine endgültige Entscheidung fällt er gemeinsam mit der Ehefrau.
    Vieles deutet also in Deutschland darauf hin, dass Roman Herzog, Präsident des Verfassungsgerichtshofes, als Unionskandidat ins Rennen ums höchste Amt im Staate geht.
    Gerhard Seyfried hat informiert.
    In der ungarischen Hauptstadt Budapest tagt an diesem Wochenende die Liberale Internationale.
    Der LI gehören 75 liberale Parteien und Organisationen aus 45 Staaten an.
    Einzelheiten jetzt direkt aus Budapest von Karl Stiepsitz.
    Privatisierung der staatlichen Monopole, Umbau des Wohlfahrtsstaates und eine scharfe Abgrenzung gegenüber Sozialdemokraten wie Konservativen.
    Das sind die drei Hauptthemen, um die diese Weltkonferenz der liberalen Parteien kreist.
    Das Symbol dieser Tagung aber ist ein Leuchtturm, der sowohl nach links als auch nach rechts ausstrahlt.
    Ein kleines Anzeichen dafür, dass Liberale nur in ganz wenigen Ländern allein regieren können, dass sie aber im politischen Spiel sehr oft das Zünglein an der Waage bilden.
    Bestes Beispiel dafür ist die deutsche FDP.
    Man habe gehofft, dass nach dem Fall des Stacheldrahts und der Berliner Mauer der Begriff Osteuropa
    nur noch im Wetterbericht verwendet werde", sagte der Parteivorsitzende der ungarischen Jungliberalen Viktor Orbán.
    Dem aber war nicht so.
    Eine Reihe von Rednern beklagte die Selbstzucht der Westeuropäer, die sich hinter hohen Zollmauern, wie es hieß, verschanzten.
    Man wolle freien Handel, nicht aber Almosen, meinte Orbán, der sich große Hoffnungen macht, trotz seiner 31 Jahre zum nächsten ungarischen Ministerpräsidenten gewählt zu werden.
    Dass liberal in Ost und West dieselbe Bedeutung hat, wie hier auf der Budapester Konferenz oft gesagt wurde, stimmt nur zum Teil.
    Konservative Regierungen in Tschechien und Ungarn privatisieren beispielsweise weit mutiger als Regierungen im Westen, an denen liberale Parteien beteiligt sind.
    Der schwedische Sozialminister aber sprach wieder ein gemeinsames Thema an.
    den in ganz Europa vermutlich unvermeidlichen Umbau des Sozialstaates.
    Es gehe dabei nicht um einen Abbau, es gehe um mehr Preisbewusstsein und den effizienteren Einsatz von Geldmitteln.
    Bengt Westerberg sprach auch klar aus, was die Liberalen heute von anderen politischen Parteien trennt.
    Die Sozialdemokraten, so hieß es, überschätzten die Bedeutung des Staates, die Konservativen
    Die Bedeutung des Marktes und die Christdemokraten seien zu sehr auf die Familie und private Wohltätigkeit fixiert.
    Extra Lob gab es für das politisch gesehen jüngste Mitglied der Liberalen Internationale, das liberale Forum aus Österreich.
    Tagung der Liberalen Internationale in Budapest.
    Fünf vor halb eins ist es jetzt.
    In vier Tagen wird er sein Amt antreten, dann hat die ÖVP einen neuen Generalsekretär.
    Wilhelm Molterer.
    Er ist heute
    im Journal zu Gast.
    Wilhelm Molterer folgt Ferdinand Mayr nach, den es in die Privatwirtschaft gezogen hat.
    Über die politischen Hintergründe wird immer noch gerätselt.
    Molterer wird die Aufgaben Mayrs übernehmen und zusammen mit Ingrid Korosek die Geschäfte der ÖVP führen.
    Wilhelm Molterer, 38 Jahre alt, Magister der Nationalökonomie, Bauer im oberösterreichischen Sirning, verheiratet und Vater zweier Söhne.
    Wilhelm Molterer hat eine lange politische Biografie.
    Er war Wirtschaftspolitiker,
    politischer Referent im Bauernbund, Mitarbeiter des Oberösterreichischen Agrarlandesrates Hofinger, Sekretär von Josef Riegler im Landwirtschaftsministerium und sein enger Berater als Riegler ÖVP-Obmann wurde.
    Zuletzt war Molterer Direktor des Bauernbundes der ÖVP, also Generalsekretär einer ÖVP-Teilorganisation.
    Als Generalsekretär der gesamten Volkspartei tritt Wilhelm Molterer nun in die erste Reihe.
    Und so wird es interessant, mehr über Wilhelm Molterer zu erfahren.
    Hans Spiesenböck hat mit ihm gesprochen.
    Herr Mag.
    Molterer, vor 20 Jahren haben Sie, der Sohn von Bauern, an Meisterschaften im Pflügen teilgenommen.
    Und Sie haben solche Meisterschaften auch gewonnen.
    Was war für Sie an dieser schweren Arbeit so reizvoll, dass Sie sie so gut gemacht haben?
    Die Arbeit selbst, nämlich das Pflügen.
    Das Pflügen ist ein unheimliches Symbol in der bäuerlichen Welt.
    Und es hat sachlich unheimlich viel Bedeutung, nämlich wie geht man mit dem Boden um, wie bereitet man das nächste Jahr vor.
    Und der Wettbewerbsgedanke spielt natürlich gerade in diesem Jugendjahr eine wesentliche Rolle.
    Sie waren damals 18, als Sie solche Meisterschaften mitgemacht haben.
    Erster zu sein, war das für Sie wichtig, ist das für Sie wichtig?
    Ich glaube, man macht immer mit dem Ziel erster zu werden an Wettbewerben mit.
    Der olympische Gedanke ist zwar ganz lustig, aber eigentlich ist der Hintergrund letztendlich erster zu werden.
    Das ist keine Frage.
    Ist das auch ein politisches Ziel von Ihnen?
    Wollen Sie noch weiter als Sie jetzt schon sind?
    Ich würde das nicht so persönlich sehen, sondern das Engagement in der Politik hat natürlich auch für mich mit Führungsanspruch, letztendlich auch mit Gestaltungswillen zu tun.
    Ich tue das aber nicht für mich persönlich in den Vordergrund stellen.
    Ich komme noch einmal aufs Pflügen zurück.
    Zum Pflügen fallen mir zwei Begriffe ein.
    Geradlinigkeit und der richtige Tiefgang.
    Sind das Eigenschaften, die Sie mögen?
    Ich persönlich halte für mich das als sehr, sehr wichtig, dass es auch in der Politik Offenheit und Ehrlichkeit gibt.
    Ich würde Ihnen das gerne mit einem Motto sagen, das mir ein alter Bauer mitgegeben hat auf den Weg, der gesagt hat,
    Es ist die angenehme Unwahrheit um vieles schlechter als die unangenehme Wahrheit.
    Und ich glaube, dass Grottepolitik auch in diese Richtung sehr stark gefordert sein wird.
    Also Gradlinigkeit, das passt irgendwie zu Ihnen.
    Noch etwas gehört zum Pflügen, nämlich ein Gefühl für die Erde, Erdverbundenheit.
    Sind Sie erdverbunden?
    Ja, ich bin mit beiden Beinen am Boden, so würde ich mich selbst beschreiben, und es ist aus meiner Herkunft, aus den tiefen bäuerlichen Wurzeln, die ich habe, völlig klar, dass für mich Bodenverbundenheit, Erdverbundenheit, nicht unbedingt nur im traditionalistischen Sinn eine sehr, sehr wichtige Sache ist.
    Auch, ich sage Ihnen sehr offen,
    Für meine persönliche innere Ruhe und für meine persönliche innere Sicherheit ist das ganz ein entscheidender Faktor, dass ich einen Bauernhof besitze, der mich in vielerlei Richtungen auch unabhängiger macht.
    Das heißt, wenn es in der Politik schief geht, Sie können wieder aufs Land zurückgehen sozusagen?
    Das hat mit der Politik im engeren Sinn nichts zu tun.
    Schauen Sie, ich habe ein
    Aus meinen Jugendjahren eine persönliche Erinnerung, dass mir der Sommer immer unangenehm in Erinnerung war, wo Kollegen Ferien haben machen können, ich habe arbeiten müssen.
    Spätestens wie manche Kollegen aus dem Studium auf Jobsuche gegangen sind und was sie da alles erlebt haben, das spricht ja Bände, war es für mich unheimlich angenehm sozusagen zu wissen, im Zweifelsfall gibt es diese solide auch wirtschaftliche Basis und das hat mir bereits damals eigentlich sehr, sehr viel Sicherheit gegeben und das gilt auch jetzt.
    Haben Sie es auch ein bisschen als Privileg empfunden, dieses Eigentum, das frei macht?
    Bodeneigentum, einen Bauernhof zu besitzen, ist in einer bestimmten Weise ein Privileg, das ist keine Frage.
    Gleich nach Ihrer Bestellung, und damit gehe ich jetzt weg ein bisschen von Ihrem Herkommen, von der Landwirtschaft,
    Gleich nach ihrer Bestellung zum ÖVP-Generalsekretär sind sie natürlich um Stellungnahmen gebeten worden zu aktuellen politischen Fragen.
    Und da ist mir aufgefallen, wie sehr sie schon die glatte Sprache der Spitzenpolitik beherrschen.
    Zu Ingrid Korosek haben sie zum Beispiel gesagt, es gibt keine Differenzen.
    obwohl jeder weiß, dass sie gerne allein Generalsekretärin geblieben wäre.
    Oder für das Wahlzettel der ÖVP gibt es keine Latte, haben sie gesagt, weil sie natürlich auf jede Zahl festgelegt würden später, die sie einmal sagen.
    Genießen Sie diese Sprache, die oft mehr verschweigt, als sie sagt, oder müssen Sie sich noch zu dieser Sprache der Spitzenpolitik zwingen?
    Bis zu einem gewissen Grad muss ich mich dazu zwingen,
    Es ist auch für mich persönlich nicht das Ziel, auf Dauer oder nur sich in dieser glatten Sprache zu bewegen.
    Ich möchte zumindest versuchen, für meine Person diese Politsprache, diese Glattheit der Politsprache nicht durchgängig zu meinem Stil zu machen, sondern ich hoffe, es gelingt mir, auch die Persönlichkeit respektive das persönliche Anliegen zu transportieren.
    Können Sie sich eine Situation vorstellen, wo Sie einmal zornig reagieren, sodass man es auch merkt, dass Sie böse sind?
    Ja, selbstverständlich.
    Das wird auch noch kommen.
    Das sehe ich sehr realistisch, gerade in dem Job, den ich jetzt habe.
    Ein heiliger Zorn kann Sie manchmal packen, hat mir eine Ihrer Freunde gesagt.
    Wann passiert denn das?
    Es passiert im Wesentlichen dann, wenn ich mich in irgendeiner Form hintergangen fühle.
    Das ist ungefähr das Schlimmste, was mir persönlich passieren kann, wenn ich von Menschen, von denen ich der Überzeugung bin, dass sie zu mir stehen, irgendwann einmal draufkomme, dass das nicht ganz so stimmt.
    Das wäre ein Grund eines derartigen heiligen Zorns.
    Und wie merkt man das dann, dass er einen heiligen Zorn hat?
    Nicht so sehr nach außen.
    Ich bin eher auch ein Mensch, der vieles in sich selbst austrägt.
    Der Wutausbruch, der klassische Wutausbruch gehört nicht zu mir.
    Ich versuche das in mir zu bewältigen.
    Ich versuche ein bisschen eine politische Standortbestimmung.
    In Ihrer Jugend waren Sie Studentenfunktionär auf der Linzer Universität und haben dort eher zum linken Flügel, zum sogenannten linken Flügel der ÖSU, der ÖVP-Studentengruppe gehört.
    Prägt Sie das heute noch?
    Meine persönlichen Wurzeln sind sehr stark mit katholischer Soziallehre verbunden.
    Die Erfahrung, die ich an der Universität gemacht habe, hilft mir sehr, sehr viel, nämlich einen sehr weiten Blick für das zu haben, was es am politischen Spektrum gibt.
    Zugesehen habe ich sehr, sehr viel Offenheit, auch persönliche Offenheit gelernt, auch die Respektierung und den Respekt vor anderen politischen Meinungen.
    Das ist eigentlich die Haupterfahrung, die ich aus meiner Studentenzeit mitbringe.
    Würden Sie halt noch sagen, Sie stehen innerhalb der ÖVP, links der Mitte.
    Schauen Sie, es gibt einen ganz unbekannten Dichter, der das mit rechts und links kann man nicht fehlweg sein charakterisiert.
    Ich glaube tatsächlich, dass diese Kategorisierung links und rechts nicht wirklich optimal ist.
    Ich würde mich eher als einen an die Zukunft denkenden Menschen einschätzen.
    Und wenn das stimmt, dann sind bestimmte Dinge sehr ernst zu nehmen, wie beispielsweise ökologische Fragen, langfristige Sicherung von Sozialsystemen, um nur einige Beispiele zu erwähnen.
    Wie dicht muss Ihrer Meinung nach das soziale Netz sein?
    Soll man die Maschen ein bisschen größer machen?
    Ich bin sehr dafür, dass das soziale Netz so dicht als möglich geknüpft bleibt, dort, wo es notwendig ist, auch noch erweitert wird, aber in jenem Sinn, dass ich glaube, dort helfen, dort muss geholfen werden, wo es tatsächlich die Ansprüche gibt.
    Ich möchte in diesem eher persönlichen Gespräch nur ganz wenige Fragen zur aktuellen Politik stellen.
    Schließen Sie, so wie Erhard Busseg, eine Koalition der ÖVP mit der FPÖ und der Jörg-Heid aus, wenn sie zahlenmäßig überhaupt möglich ist?
    Oder wollen Sie diese Option ÖVP-FPÖ, wollen Sie die offen halten, so wie die steirischen oder wie einige steirische ÖVP-Spitzenpolitiker der Landeshauptmann Kreiner zum Beispiel?
    Bei all diesen Überlegungen, die anzustellen sind zum richtigen Zeitpunkt, sollte auch die Priorität klargestellt sein, nämlich stabile politische Verhältnisse für Österreich zu haben, damit wir die schwierigen Zeiten, die da sind, die noch kommen werden, bewältigen können.
    Schauen Sie, mein persönliches Verhältnis würde ich so definieren, dass die FPÖ, insbesondere Dr. Haider, bisher
    den Nachweis zur Paktfähigkeit, zur Verlässlichkeit nicht gebracht haben,
    Manches Mal ganz im Gegenteil.
    Und zweitens, dass aktuelle Ereignisse, wie beispielsweise die völlig unmöglichen Aussagen eines Herrn Gauck, letztendlich in der Partei, in der FPÖ, nicht zur notwendigen Konsequenz geführt haben.
    Sie meinen dieses berühmte Nazizitat?
    Neuattraktiv und so weiter?
    Dieses berühmte Zitat wurde nie ordnungsgemäß bereinigt bis dato.
    Und das ist daher
    Auf Basis dieser beiden Entwicklungen derzeit nicht wirklich fruchbar, diese Diskussion.
    Wieder ein bisschen mehr politischer Hintergrund.
    Wer von den bisherigen ÖVP-Generalsekretären ist denn Ihr Vorbild?
    Wissen Sie, mit Vorbildern ist das so eine Sache.
    Ich habe mich in meiner langjährigen politischen Gedankenwelt sehr stark angefreundet mit der Persönlichkeit des Hermann Wittalm.
    Und zwar nicht unbedingt in dem Duktus der eiserne Hermann, sondern in dem für mich damals in jungen Jahren sehr, sehr großen politischen Weitblick und dem politischen Realismus, den Wittalm letztendlich repräsentiert hat.
    Wie gehen Sie denn mit der Tatsache um, dass ein Parteisekretär, jeder, also auch Sie, dass ein Parteisekretär irgendwo auch ein Mann fürs Grobe sein muss, dass er attackieren muss den politischen Gegner, vielleicht manchmal auch ein bisschen unter der Gürtellinie.
    Ist das eine Rolle, mit der Sie zurechtkommen?
    Es ist eine Rolle, mit der ich zurechtkomme unter einer sehr persönlichen Maßgabe und die lautet, dass ich
    ist, dass ich nicht bereit sein werde, einen diffamierenden Stil zuzulassen, sondern dass ich für mich eine, wie gesagt, sehr scharfe Grenzziehung zwischen Kantigkeit, Attacke einerseits und dem Heruntermachen, dem persönlichen Anschütten, der persönlichen Diffamierung sehe.
    Soweit werde ich gehen.
    Ich hoffe, dass ich niemals in die Lage komme, diese Grenze zu überschreiten.
    Als Michael Graf Generalsekretär geworden ist, da ist er mit der Frage konfrontiert gewesen, ob er der Kettenhund der ÖVP sein wird.
    Wenn ich Ihnen diese Frage jetzt stelle, was sagen Sie dazu?
    Ich würde mich als ein nicht ganz unwichtiges Rat in der Erfolgsgeschichte der ÖVP für 1994 definieren.
    Weil ich gerade an Michel Graf erinnert habe, fällt mir jetzt ein, er hat sich einmal den letzten Dreck der ersten Ebene genannt, auf seine Rolle in der ÖVP angesprochen.
    Wie würden Sie Ihre Position, Ihre Rolle hier einschätzen?
    Der Generalsekretär ist sicher nicht der angenehmste Job, den die Republik zu vergeben hat, sondern definiert wird er ja als einer der undankbarsten Geschäfte, das es gibt.
    Das ist mir auch klar, dass es auch diese Arbeit zu tun gilt.
    Ich muss Ihnen aber sagen, nach den Reaktionen der ersten Tage, die ich in diesem Amt
    ins P verbringe, habe ich nicht den Eindruck, dass ich in diese Rolle kommen werde.
    Ich möchte noch einmal auf Ihr Leben zu sprechen kommen.
    Sie haben ein besonderes Schicksal, auch wenn das in bäuerlichen Kreisen nicht ganz ungewöhnlich ist.
    Sie sind von Ihrer Tante, der Schwester Ihrer Mutter, adoptiert worden, damit auch der Hof Ihrer Tante einen Erben hat.
    Sie waren damals, als das passiert ist, zwölf Jahre alt.
    Was hat dieser Wechsel in der Familie, dieser Wechsel sicher weniger aus Gefühl und mehr aus Vernunft, was hat dieser Wechsel damals für Sie bedeutet und was bedeutet er heute?
    Schauen Sie, mit zwölf Jahren, das ist nicht ganz richtig, es waren nämlich zehn Jahre, also zehn Jahre war ich halt,
    Da hat man wenig Vorstellungen, was das tatsächlich in der konkreten Umsetzung heißt, weil sich eigentlich nicht sehr viel ändert.
    Man kommt von einer liebenden Familie in eine andere liebende Familie.
    Ich habe das die Jahre darauf gemeinsam mit beiden Familien sehr, sehr gut bewältigt.
    Ich muss Ihnen heute sagen, dass ich für mich persönlich das sehr, sehr gut verkraftet habe gemeinsam mit meiner Familie und sehr, sehr gut umgesetzt wurde.
    Sind Sie reifer dran geworden?
    Ich habe sicher in einer Phase des Lebens eine Erfahrung gemacht, die mich persönlich auch durchaus geprägt hat, auch in einer, ja, ich würde sagen, das Tempo der Reife ist dadurch sicher beschleunigt worden.
    Und hat es nie wehgetan?
    Ich habe Ihnen gesagt, ich habe das an sich gemeinsam mit beiden Familien sehr, sehr gut bewältigt.
    Bin ich Ihnen jetzt zu nahe getreten?
    Sie machen ein bisschen zu.
    Ja, eben auch aus einem ganz einfachen Grund zu, weil ich das Prinzip Trennung, Familie und Politik sehr, sehr hoch halten möchte.
    Ich habe nicht die Absicht, die Familie in die Politik hineinziehen zu lassen.
    Bei der Vorbereitung auf dieses Gespräch habe ich einen ihrer Freunde gefragt, was stört sie denn an Wilhelm Molterer?
    Und der hat darauf geantwortet, nach einer Zeit des Nachdenkens, durchaus einer längeren Pause, und hat gesagt, da fällt mir nichts ein.
    Macht sie das stolz, wenn ich ihnen das jetzt sage, dass sie als so perfekt gelten, oder erschreckt sie das auch ein bisschen?
    Das macht mich in bestimmter Weise betroffen, weil es schlicht und einfach nicht so ist, weil ich persönlich meine Schwächen durchaus kenne.
    In einer anderen Richtung macht es mich nicht stolz.
    Das hat gar keinen Sinn.
    Aber es bestätigt mich persönlich schon darin, dass es mir nicht ganz schlecht gelungen ist, bisher mit diesen Schwächen, die ich habe, die ich kenne, fertig zu werden.
    Was ist Ihre größte Schwäche?
    die Zigarette, dass ich sie nicht lassen kann.
    Vielen Dank für das Gespräch.
    Im Journal zu Gast war heute der neue ÖVP-Generalsekretär Wilhelm Molterer.
    Hans Besenböck hat mit ihm gesprochen.
    Zuvor haben wir im Mittagsschonal berichtet über folgende Themen.
    Umweltalarm in Oberösterreich.
    Ein Lkw hat auf der Pyren Autobahn eine giftige Flüssigkeit verloren.
    100 Jahre Gewerkschaftsbewegung.
    Vieles deutet in Deutschland darauf hin, dass Roman Herzog, Präsident des Verfassungsgerichtshofes als Unionskandidat,
    ins Rennen ums höchste Amt im Staate geht.
    Tagung der liberalen Internationale in Budapest, Schwerpunktthema die Entwicklung in Osteuropa.
    Die weiteren der geplanten Themen dieses Mittagsschonals ein Jahr nach dem Hofburgbrand.
    Die neugestaltete Maria-Hilfer-Straße heute offiziell eröffnet.
    Die Schweiz vor einer Volksabstimmung über Alkohol- und Tabakwerbeverbot und 95 Jahre Wiener Volksoper.
    Genau heute vor einem Jahr kam es zu einer der spektakulärsten Brandkatastrophen Österreichs nach dem Krieg.
    Aus nach wie vor ungeklärter Ursache gerieten die Redoutenseele in der Wiener Hofburg in Brand.
    Heute, ein Jahr danach, ist man mitten in der Renovierungsarbeit.
    Ein Lokalaugenschein von Fritz Besater.
    Der nunmehr autoleere Josefsplatz vor der Hofburg in der Wiener Innenstadt.
    Absperrungen, Gerüste, Achtung Baustelle.
    Im Inneren der beiden ausgebrannten Redoutenseele eine fast gespenstische Ruhe.
    Der kleinere der beiden Säle hat weit weniger bei dem Brand abbekommen.
    Nur ein Stück des Daches fehlt.
    Im 17 Meter hohen, 60 Meter langen und 20 Meter breiten großen Saal bietet sich hingegen ein Bild der Verwüstung.
    Boden und Decke fehlen zur Gänze.
    Derzeit spannt sich ein Notdach über den großen Raum.
    Der wissenschaftliche Projektleiter für die Restaurierung, Professor Manfred Wedorn,
    Eine reich gegliederte Stuckdecke ist eingestürzt, ist vollkommen verloren gegangen.
    Die Basiszone, die ursprünglich von großflächigen Tapisserien geschmückt war, da haben wir ebenfalls das nackte Zielmauerwerk vor uns, denn die Tapisserien, die auf Holzrahmen gespannt sind,
    sind natürlich beim Brand ebenfalls in Verlust geraten.
    Der mit Stuckreich verzierte große Redutensaal soll mit Hilfe eines einzigartigen Verfahrens quasi wieder in den Originalzustand versetzt werden.
    Durch die Hitze und das Wasser wurde der Gipsstuck quasi zu Kreide.
    Mittels Beigabe von Wasser soll er wieder zu Stuck werden, sagt Professor Wedorn.
    Diese Rückwandlung ist noch nie auf der Welt geschehen.
    Und hier haben wir eben zwei Monate gebraucht,
    um, und das muss ich betonen, auf ganz natürliche Weise, nämlich durch Wasseraufnahme, wieder den totgebrannten Stuk in richtigen Stuk, also Anhydrid, wieder in Dihydrid zurückzuverwandeln.
    Das ist gelungen und damit wurde der Beweis angetreten, dass wirklich 100 Prozent der Originalsubstanz
    restauriert werden können.
    Nach der Beseitigung der Löschschäden, nach der Einziehung einer Hilfstecke und nach Probebohrungen über die Beschädigung der Bausubstanz ist man jetzt in der Planungsphase eines Vorentwurfs für die eigentliche Restaurierung.
    Kommenden Monat soll ein solcher Entwurf dem Wirtschaftsministerium vorgelegt werden.
    Zu Beginn nächsten Jahres soll dann ein bleibendes Dach den Saal überspannen, ehe man an das Einziehen einer neuen Decke herangeht.
    Erst dann beginnt die eigentliche Restaurierung.
    Eine Teileröffnung der Seele erhofft man sich für die 1000 Jahrfeiern.
    Wir werden alles in unserer Macht stehende unternehmen, um vor allem den historischen Bereich im Laufe des Jahres 96 zur Milleniumsfeier eröffnen zu können.
    Es wird aber sicher noch ein Jahr dann länger dauern.
    Also wir schätzen heute Ende 1997, bis der gesamte Bereich wirklich funktioniert.
    Nach der Eröffnung der U3 Anfang September wird heute die neugestaltete Maria-Hilfer-Straße wieder eröffnet.
    Fast zehn Jahre haben die Umbauarbeiten gedauert.
    Es berichtet Brigitte Handlos.
    Die neu gestaltete Maria-Hilfer-Straße wurde heute vier Monate früher als geplant eröffnet.
    Und das vor allem, weil die Geschäftsleute auf die Fertigstellung drängten.
    Die langen Einkaufssamstage vor Weihnachten sind der ideale Zeitpunkt, kaufkräftige Kunden anzuziehen.
    Bis zum Jahr 2001 soll der jährliche Umsatz von jetzigen 10,2 Milliarden auf 7,5 Milliarden gesteigert werden.
    Der Präsident des Clubs der Maria-Hilfer-Straßen-Unternehmer Heinrich Slamer.
    Der erste Schritt war ja die Öffnung am 4.
    September der U-Bahn, hat sehr große Frequenz gebracht und jetzt die vorzeitige Öffnung der ganzen Straße.
    Wir sind glücklich und werden alles dran setzen, unsere Kunden, die ja hoffentlich jetzt kommen und sie kommen auch, bestens zu bedienen.
    Super, ganz gutes Geschäft drin da.
    Ob das Geschäft heute tatsächlich so gut laufen wird, wie erwartet, wird sich erst zeigen.
    Heute Vormittag war der Andrang der Kauf- und Schaulustigen wohl vor allem aufgrund der eisigen Kälte noch eher spärlich.
    Jene Kunden, die dem Wetter trotzten, konnten aber nicht nur auf den sechs bis zehn Meter breiten Gehsteigen bummeln, sondern auch die gesamte Fahrbahn der Maria-Hilfer-Straße steht ihnen heute zur Verfügung.
    Von der Zweierlinie bis hinauf zum Westbahnhof ist die Straße für den Verkehr gesperrt.
    Den Leuten scheint die neue Maria-Hilfer-Straße jedenfalls zu gefallen.
    Ich bin begeistert.
    Ich muss sagen, ich bin das erste Mal heute herinnen, sind wir extra hereingefahren wegen dieser Eröffnung und ich muss sagen, es ist zwar ein bisschen kalt, aber
    So bin ich begeistert.
    Es ist übersichtlicher wie früher und man kann in Ruhe marschieren.
    Man braucht nicht Angst haben, dass einem ein Auto überfährt.
    Nicht, weil man schon älter ist.
    Es ist der ganze Eindruck sehr schön und es ist weitläufiger, finde ich.
    Man fühlt sich für die Fußgänger angenehm.
    Für uns angenehm.
    Gar kein Autoverkehr ist und so.
    Bitte, wenn die Beleuchtung noch ist, das weiß ich, dann wird es schöner sein nachher.
    Ungewohntheit ein bisschen, aber ansonsten muss man es sagen.
    In der Schweiz wird morgen wieder einmal abgestimmt und zwar über ein totales Werbeverbot für Tabak, Waren und Alkohol.
    Hans-Peter Trütsch.
    Werbung für alkoholische Getränke und Tabakwaren ist verboten, klipp und klar, kurz und bündig, so wollen es diese beiden Volksbegehren.
    Verlangt wird also ein totales Werbeverbot mit dem Zweck, den Anreiz zum Konsum von Alkohol und Tabak mindestens zu reduzieren.
    Dies aus Beitrag zur Volksgesundheit.
    Alkohol und Tabak verursachen jährlich Milliarden Schäden, Krankheiten, Arbeitsausfälle.
    Die Prävention beginne beim Werbeverbot.
    Auch mit diesem Verbot könne der Konsument kaufen, was er wolle, sagen die Befürworter.
    Mit dem eingesparten Werbegeld ließe sich in der Jugendarbeit, im Sport, in der Kultur Wichtiges tun.
    Sportveranstalter wären dann nicht mehr auf Tabak- oder Alkoholwerbung angewiesen, um überhaupt einen Anlass durchführen zu können.
    Vor allem aus den Bereichen des Gesundheitswesens, der Ärztekammern, aber auch von Seiten der Grünen und der Linksparteien wird dieses Volksbegehren unterstützt.
    Einverstanden mit der Zielsetzung des Werbeverbots sind auch die Gegner.
    Der übermässige Alkohol- und Tabakkonsum sei in der Tat gesundheitspolitisch und volkswirtschaftlich bedenklich.
    Allerdings Aufklärung, so schreibt die Regierung in ihrer Stellungnahme an die Stimmberechtigten, Aufklärung über die Suchtgefahren Tuenot,
    werde noch intensiver gemacht.
    Ein totales Werbeverbot sei aber unverhältnismässig, bedeute auch einen Eingriff in die Informationsfreiheit des Bürgers.
    Klar gegen ein Verbot ausgesprochen haben sich, zusätzlich zur Regierung und den bürgerlichen Parteien, die Zeitungsverleger und die Presse.
    Just in einer wirtschaftlich schwierigen Phase führten Werbeverbote zu Millionen Ausfällen bei den Inseraten.
    Für einzelne Zeitungen könnte dies zur Existenzfrage werden.
    Zumal ein Werbeverbot auf die Schweiz beschränkt bliebe,
    Die rund sechs Millionen Zeitungen und Zeitschriften aus deutschen Verlagshäusern, welche monatlich in der Schweiz verkauft werden, halten sich so wenig an ein Verbot wie die nicht weniger in Helvetiens Stuben empfangenen deutschen Privatsender.
    Zwar nicht offiziell, aber im Grundsatz doch gegen ein Verbot ausgesprochen, haben sich auch kulturelle und sportliche Vereinigungen, so absurd es tönen mag, Sportveranstaltungen leben, auch in der Schweiz, zu einem guten Teil von Alkohol- und Tabakwerbung und Sponsoring.
    Die Zigarettenmarke X sponsert das Open Air Festival, der Aperitif Produzent Z, das Tennis Turnier.
    Etwa 40 Millionen Franken, rund 320 Millionen Schilling, dürften so über Tabak- und Alkoholwerbung direkt in die Kultur- und Sportförderung fließen.
    Den Abstimmungskampf lässt sich die Tabakindustrie einiges kosten.
    Es geht dabei nicht um die Schädlichkeit des Rauchens.
    Beschworen wird vielmehr die Freiheit.
    Ein totales Werbeverbot passe nicht ins schweizerische System.
    Es gelte, die Werbefreiheit zu erhalten.
    Umfragen deuten auf eine Ablehnung des Volksbegehrens hin.
    Trotzdem, und darin sehen viele schon einen Erfolg, die negativen schädlichen Auswirkungen des Tabak- und Alkoholmissbrauchs wurden wie selten zuvor in der Öffentlichkeit überhaupt diskutiert.
    Die Wiener Volksoper feiert ihr 95-jähriges Bestehen.
    Ein Rückblick auf turbulente, aber sehr erfolgreiche Jahre im Folgenden von Susanna Bruckner.
    Gegründet wurde sie eigentlich als Sprechtheater mit dem Auftrag, Kultur auch in den Außenbezirken zu verbreiten.
    Die Wiener Volksoper als das Kaiserjubiläums Stadttheater.
    Den Namen Volksoper verdankt das Haus dem Umstand, völlig abgewirtschaftet und verschuldet vom Volksopernverein vor dem Endgültigen ausgerettet worden zu sein.
    Über kurz oder lang wurden die Schauspieler entlassen, die Volksoper war geboren und mit ihr ein Sprungbrett künftiger Spitzensänger wie Emmi Petko, Karl Ziegler und vor allem Maria Jerica.
    Alexander Zemlinsky war ständiger Gastdirigent.
    Er sollte über 70 Jahre später als Komponist den Spielplan des Hauses revolutionär erweitern.
    In der Ära Karl Dönch, der 14 Jahre die Geschicke des Hauses geleitet hat.
    Zemlinskys Kleider machen Leute stand ebenso auf dem Programm wie Jana Czeks aus einem Totenhaus oder Puccini's La Boheme in der Inszenierung von Harry Kupfer.
    Das ist mein ganzer Stolz.
    Ich bin ihm nachgejagt von Dresden nach Berlin.
    Ich habe gesagt, ich weiß was über Ihr Theater, ja, ich werde mir das überlegen.
    Das sind meine Bedingungen.
    Das ist die Bohème von Berlin.
    Wenn Sie das ganz genauso machen können, ich verspreche Ihnen, komme so bald als möglich.
    Und das Ergebnis war überwältigend vom Erfolg her.
    Bis zur Ära Dönch hatte das Haus seine turbulentesten Jahre zu überstehen.
    In den Ruin getrieben, als neues Wiener Schauspielhaus wieder eröffnet, hieß es bis zu seiner kriegsbedingten Schließung Opernhaus der Stadt Wien.
    Wurde kurzfristig gar zum Großkino degradiert und diente der Wiener Staatsoper als Übergangsquartier.
    durfte erst 1955 wieder seinen eigenen Repertoirebetrieb mit dem eigenen Ensemble aufnehmen und wurde wieder zu dem, was es bis heute noch ist, zu einem Musiktheater mit einem festen, dem Publikum wohlbekannten Ensemble.
    Allen voran Esther Rethi, der Star der Nachkriegsjahre, erinnert sich.
    Der Motor auch, Jurynaz und Velic, wir haben alle gesungen und da war aufgebaut, ein Team geworden, wo der Roth die Regie gemacht hat, herrlich, der hat so viele Ideen gehabt, der Fritz Schuh die Regie gemacht hat und der Professor Paulik hat diese herrliche klassische Operette wirklich so dirigiert, wie es gehört, mit lauten Sängern.
    1991 wurde die Volksoper wieder mit der Staatsoper vereint, denn Eberhard Wächter leitete von da an beide Häuser.
    Ein Unterfangen, das Jahrzehnte zuvor unter Gamsjäger Schiffbruch erlitten hatte, nach sechs Wochen.
    1945 war die Wiener Volksoper das bestbesuchte Theater Wiens gewesen.
    Bis heute trotzt sie allen, die die Operette, Opernaufführungen in deutscher Sprache oder gar das Ensembletheater totgesagt haben.
    Bietet nach wie vor ein breites Spektrum musikalischer Natur an, von Lacaggio voll bis Aschenbuddel, von Nabucco bis Fledermaus.
    Kurz, ein fixer und nicht mehr wegzudenkender Bestandteil des Wiener Kulturlebens.
    Morgen um 11 Uhr findet übrigens in der Volksoper eine Martiné statt, die dann um 16 Uhr im ORF 2 gesendet wird.
    Kurz noch zum Wetter.
    Jetzt weiterhin Gefahr von Eisregen.
    In Kärnten und in der Steiermark kann es auch leicht schneien.
    Temperaturen minus 4 bis plus bis 0 Grad.
    Das war ein Mittagsschornal.
    Einen angenehmen Nachmittag wünscht Udo Bachmeier.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1993.11.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1993.11.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gefahrengut-Transporter - Unfall auf der Phyrnautobahn
    Frachter hatte giftige Flüssigkeit geladen, wieviel davon ausgetreten ist, ist unklar.
    Mitwirkende: Hohenauer, Erik [Gestaltung]
    Datum: 1993.11.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Straßenverkehr ; Unfälle und Unglücksfälle ; Sicherheit ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Oberösterreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    100 Jahre Gewerkschaft
    Interview: Emmerich Talos
    Mitwirkende: Dittlbacher, Fritz [Gestaltung] , Tálos, Emmerich [Interviewte/r]
    Datum: 1993.11.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Arbeitsbedingungen ; Regierung ; Arbeitnehmerverbände ; Jubiläum ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Diskussion über Neofaschismus in Italien
    Der Erfolg der Neofaschisten unter Alessandra Mussolini, der Enkelin des "Duce" Benito Mussolini, gibt zahlreichen Beobachtern und Politikwissenschaftern zu denken, dabei sind laut Umfragen für einen Großteil der Italiener Gesten wie der faschistische "römische Gruß" kein Problem.
    Mitwirkende: Frauscher, Reinhard [Gestaltung]
    Datum: 1993.11.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Faschismus und Nationalsozialismus ; Diskussion ; Soziales ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Italien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bundespräsidentschaft in Deutschland: Porträt Roman Herzog
    Einblendung: Roman Herzog. Herzog, Verfassungsrechtler, genießt Respekt über Parteigrenzen hinweg, gilt als gebildet, integrierend und integer.
    Mitwirkende: Seifried, Norbert [Gestaltung] , Herzog, Roman [Interviewte/r]
    Datum: 1993.11.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Personalfragen ; Porträt ; Wahlen ; Diskussion ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesrepublik Deutschland
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Tagung der liberalen Internationalen in Budapest
    Scharfe Abgrenzung gegenüber Konservativen und Sozialdemokraten sowie Diskussionen über die Reform des Sozialstaates. Im Bericht wird auch der Vorsitzende der Jungliberalen, Viktor Orban - späterer umstrittener ungarischer Ministerpräsident - erwähnt.
    Mitwirkende: Stipsitz, Karl [Gestaltung]
    Datum: 1993.11.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Konferenz ; Liberale ; Diskussion ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Wilhelm Molterer
    Einblendung: Wilhelm Molterer. Molterer nahm als Jugendlicher an Meisterschaften im Pflügen teil und gewann sie auch. Molterer erklärt dies mit seiner bäuerlichen Herkunft und seiner Liebe zur Arbeit. Als Studentenfunktionär an der Linzer Uni gehörte er eher zum linken Flügen der Katholischen Studentenunion.
    Mitwirkende: Besenböck, Hans [Gestaltung] , Molterer, Wilhelm [Interviewte/r]
    Datum: 1993.11.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Parteien / ÖVP ; Personalfragen ; Porträt ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    1 Jahr nach dem Hofburg-Brand
    Einblendung: Manfred Wehdorn
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Wehdorn, Manfred [Interviewte/r]
    Datum: 1993.11.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Geräusche ; Sicherheit ; Bauen ; Architektur ; Unfälle und Unglücksfälle ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Offizielle Eröffnung der Wiener Mariahilfer Straße
    Einblendung: Friedrich Slama, Passanten
    Mitwirkende: Handlos, Brigitte [Gestaltung] , Slama, Friedrich [Interviewte/r] , Anonym, Passantin, Passant, Passanten [Interviewte/r]
    Datum: 1993.11.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Konsum ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: 95 Jahre Wiener Volksoper
    Einblendung: Harry Kupfer, Esther Rethy. Gegründet wurde die Volksoper als Sprechtheater, das allerdings wirtschaftlich nicht reüssieren konnte.
    Mitwirkende: Bruckner, Susanne [Gestaltung] , Kupfer, Harry [Interviewte/r] , Réthy, Esther [Interviewte/r]
    Datum: 1993.11.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Musik ; U-Musik ; Jubiläum ; Porträt ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1993.11.27
    Spieldauer 00:55:53
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Gestaltung]
    ORF [Produzent]
    Datum 1993.11.27 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Technik ; Natur ; Politik Österreich ; Politik ; Nachrichten ; Naturkatastrophen ; Rückblick ; Architektur ; Unfälle und Unglücksfälle ; Bauen ; Sicherheit ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-931127_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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