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KI-generiertes Transkript
Montag, 6.
Dezember, zum Mittagschonal begrüßt Sie Christl Reis.
Ein Thema dominiert natürlich unsere einstündige Berichterstattung, der Briefbomben-Terror in Österreich.
Jüngstes und am schwersten verletztes Opfer, der Wiener Bürgermeister Helmut Zilk, aus Zürich zurückgekehrt, hat er gestern Abend in seiner Privatwohnung die an ihn persönlich adressierte Briefbombe geöffnet.
Sie ist explodiert, der Wiener Bürgermeister erlitt schwerste Verletzungen an der linken Hand.
Bei einer Notoperation im Wiener AKH traten da noch Herz- und Kreislaufschwierigkeiten auf.
Noch ist Helmut Zilk war am Vormittag noch im künstlichen Tiefschlaf.
Sein Zustand ist stabil.
Worüber wir in diesem Mittagsschanal berichten aus dem Wiener Allgemeinen Krankenhaus wird sich Kollege Hans-Christian Unger melden und über den Gesundheitszustand Helmut Zilks informieren.
So viel steht fest, Helmut Zilk ist nun seit kurzem schon wieder ansprechbar und der Politiker hängt zwar an einem Beatmungsgerät, kann noch nicht sprechen, aber er hat es an die Ärzte schon geschrieben, nämlich keine Schmerzen, mir geht es gut.
Dagmar Koller, die Gattin Helmut Zilks, befand sich am Vormittag bei ihrem Mann in der Intensivstation im Wiener AKH.
Weitere Briefbomben sind heute Vormittag aufgetaucht.
Alle konnten sie rechtzeitig entschärft werden.
Gerichtet waren sie an die Grünen-Abgeordnete Theresia Stoischitz und an Frauenministerin Johanna Donal.
Was man befürchten muss, noch weitere Briefbomben könnten auftauchen.
Darüber werden wir ebenfalls berichten.
Wie ist der Brief eigentlich in die Hände von Bürgermeister Zilk gekommen?
Über den neuesten Ermittlungsstand erwarten wir Aussagen von Innenminister Löschnack.
Wir sagen Ihnen, wie diese Briefbomben eigentlich aussehen.
nämlich durchaus nicht einheitlich.
Wie ist es eigentlich um die Sicherheit österreichischer Politiker bestellt?
Und wie kann die Post, was kann die Post dazu beitragen, die Briefbomben rechtzeitig zu entdecken?
Und wir fassen natürlich auch Politikerreaktionen von heute zusammen.
Betroffenheit und Bestürzung kennzeichnen all diese Reaktionen.
Aber wir versuchen auch Berichte zu anderen Themen in diesem Mittagsschornal unterzubringen, etwa eine Analyse des gestrigen zweiten Durchgangs der italienischen Kommunalwahl.
Sechs Jahre Freiheitsstrafe, so lautet das heute verkündete Urteil gegen den Ex-DDR-Spionageschef Markus Wolf.
Und in Wien hat heute der Prozess gegen Helmut Frodel begonnen.
Bevor wir, wie gesagt, zur ausführlichen Berichterstattung über den Briefbomben-Terror in Österreich kommen und bevor wir Ihnen sagen, wie das Wetter wird, fasst mein Kollege Ferdinand Olbert sonstige wichtige Meldungen des Tages zusammen.
In Wien hat heute, wie gesagt, der Frodel-Prozess begonnen.
Der Filmregisseur Helmut Frodel und sein Finanzberater Gabor Peschti sind angeklagt, den Tonstudio-Besitzer Fritz Köberl im Mai 1992 ermordet zu haben.
Frodel war zunächst geständig, schob dann aber die Verantwortung für die Tat auf Peschti.
Bei der Gemeindewahl in Italien haben sich die Linksparteien durchgesetzt.
Bei der gestrigen Stichwahl siegten Kandidaten der ehemaligen Kommunisten und der Grünen in wichtigen Großstädten überrechtsgerichtete und neofaschistische Bewerber.
Rom erhält einen grünen Bürgermeister, Neapel einen Bürgermeister der PDS, der früheren Kommunisten.
Er schlug die Neofaschistin Alessandra Mussolini, eine Enkelin des Duce.
In Genua und in Venedig siegte die Linke noch deutlicher, hier gegen die Lega Nord.
Die Kommunalwahl in Brandenburg hat die SPD gewonnen.
Die CDU erlitt in dem ostdeutschen Bundesland eine schwere Niederlage.
Das endgültige Ergebnis liegt noch immer nicht vor.
Nach den letzten Hochrechnungen kamen die Sozialdemokraten auf mehr als 33 Prozent.
Das ist ein Plus von 5 Prozentpunkten.
Die CDU erreichte nur 22,5 Prozent.
Das ist ein Verlust von 9 Prozentpunkten.
Die PDS, die ehemaligen Kommunisten, liegen mit 21 Prozent nur knapp dahinter, sie gewannen 5 Prozentpunkte dazu.
FDP und Bündnis 90 Grüne blieben mit 6 Prozent in etwa gleich.
Markus Wolf ist zu sechs Jahren Haft verurteilt worden.
Der langjährige DDR-Spionageschef wurde vom Oberlandesgericht Düsseldorf des Landesverrats und der Bestechung schuldig gesprochen.
Wolf muss aber zunächst nicht ins Gefängnis.
Die Verteidigung zweifelt die Rechtsmäßigkeit des Verfahrens an und hat sich an das Bundesverfassungsgericht gewandt.
Erich Honecker ist im Spital.
Der ehemalige DDR-Staatschef wurde in der vergangenen Nacht in eine Klinik in Santiago de Chile gebracht.
Der 80-jährige Honecker ist an einem schweren Leberkrebs erkrankt.
Näheres über seinen Zustand weiß man noch nicht.
Der Rockmusiker Frank Zappa ist tot.
Zappa starb im Alter von 52 Jahren in Los Angeles an Prostatakrebs.
Der Sänger und Komponist galt neben Jimi Hendrix als einer der wichtigsten Erneuerer der Rockmusik.
Er hielt sich an keinerlei musikalische Konventionen und mischte Stilrichtungen, die als unvereinbar galten.
Zuletzt wandte er sich stärker der ernsten Musik zu.
Danke Ferdinand Olbert für diese Meldungsübersicht.
Und jetzt noch die Frage an Peter Sterzinger, wie das Wetter heute in Österreich wird.
Im Großteil Österreichs ist es heute sonnig, doch gilt das vorübergehend nur für heute.
Denn die Wetterlage stellt sich allmählich um, sodass wir in den nächsten Tagen windiges und mildes Westwetter zu erwarten haben.
Noch aber ist es nicht so weit.
In Teilen Oberösterreichs und in der südöstlichen Steiermark sowie in Unterkernten, wo sich jetzt immer noch hartnäckig der teils gefrierende Nebel hält, ist es recht frostig.
Das zeigen auch
Die aktuellen Meldungen Wien Heiter 7°, Eisenstadt Heiter 8°, St.
Pölten Nebel 1°, Linz gefrierender Nebel minus 1°, Salzburg Heiter 6°, Innsbruck Heiter 4°, Bregenz Nebel 1°, Graz gefrierender Nebel 0° und Klagenfurt gefrierender Nebel minus 2°.
Der Nebel löst sich in den nächsten zwei Stunden weitgehend auf, auch in den meisten Tälern der Hochnebel, nur im Klagenfurterbecken ist das ein bisschen fraglich.
Noch wird es so ziemlich in ganz Österreich sonnig, auf den Bergen ist die Luft trocken, die Fernsicht deshalb besonders gut.
Die Nachmittagstemperaturen etwas höher als bis vor kurzem noch erwartet, 0 bis 8 oder 9 Grad, in 2000 Meter Höhe um plus 1 Grad.
Während der Nacht ziehen in Westösterreich Wolken auf, sonst ist es klar und sehr kalt bei Temperaturen zwischen minus 5 und minus 10 Grad.
Morgen Dienstag ist die Wolkendecke über Vorarlberg Nord, Tirol und Salzburg schon am Vormittag geschlossen.
Es kann leicht regnen, je nachdem wie schnell die Wolken über Nacht da waren und das Abkühlen eventuell gedämpft haben oder nicht.
könnte es glatte Straßen geben.
Die Schneefallgrenze liegt vorerst in 900 Meter Höhe.
Über den südlichen Bundesländern liegt morgen früh wieder Nebel.
Von Oberösterreich weiter ostwärts bis zum Burgenland ist es zwar zeitweise stark bewölkt, doch kann die Sonne kurz durchkommen und es bleibt hier trocken.
Regen und Schneefall in Westösterreich hören morgen Nachmittag wieder auf.
Die Temperaturen morgen 0 bis 2 oder 3 Grad, also etwas kühler.
In der Nacht zu Mittwoch beginnt es von Westen her fast in ganz Österreich.
Das geht sehr schnell zu Schneien und Mittwochfrüh kann auch Wien angezuckert sein.
Besonders im Raum Salzburg wäre sogar ein kurzes nächtliches Wintergewitter möglich.
Am Mittwoch selbst ist es sehr stürmisch, besonders in Ostösterreich und zeitweise wird es bis in die Täler schneien.
Der Schneefall geht dann da und dort in Schneeregen über.
Das war die Wetterprognose von Peter Sterzinger und wir kommen natürlich zu unserem Schwerpunktthema in diesem ORF-Mittagschanal, zum Briefbombenterror in Österreich, der offenbar gar nicht aufhören wird.
Ich habe es ja schon erwähnt, es sind auch heute noch weitere Briefbomben entdeckt worden.
Gestern war ein Opfer, der Wiener Bürgermeister und Landeshauptmann Helmut Zilk.
Und wir haben ja auch schon im Morgenjournal in den stündlichen Nachrichten berichtet, es ging dem Bürgermeister nach der Notoperation und während der Notoperation nicht so gut.
Er wurde in künstlichem Tiefschlaf versetzt.
Die gute Nachricht, die kam vor kurzem aus dem Wiener Allgemeinen Krankenhaus.
Der Wiener Bürgermeister ist aus diesem Tiefschlaf wieder erwacht.
Und ich frage jetzt meinen Kollegen Hans-Christian Unger, er ist im Wiener Allgemeinen Krankenhaus und konnte sich direkt aus erster Hand davon informieren lassen, wie es dem Wiener Bürgermeister und Landeshauptmann Helmut Zilk geht und eine Antwort erhoffe ich jetzt von ihm.
Herr Kollege Unger, bitte.
Ja, Christel Reis, das Positive an dem schrecklichen Unglück haben Sie ja schon gesagt.
Zilk ist wesentlich früher als erwartet aus seinem Tiefschlaf aufgewacht.
Sein Anästhesist Michael Zimpfer vor wenigen Minuten zu den zahlreichen Journalisten hier.
Die Schwierigkeit in der Gesamtversorgung hat in der Beherrschung des Schockzustandes
der sich immer bei allen Patienten auf alle Organsysteme auswirkt, bestanden.
Dieser Schockzustand konnte nach einiger Zeit sehr gut beherrscht werden und der Herr Bürgermeister ist bereits voll ansprechbar.
Jawohl.
Nein, ich habe gesagt, er ist voll ansprechbar.
Seit einer Stunde circa.
Seine Frau ist jetzt bei ihm.
Zilk reagiert auf Ansprache mit Kopfnicken und hat auf einen Zettel geschrieben mit der rechten Hand.
Keine Schmerzen, mir geht es gut.
Das, nachdem der Bürgermeister gestern zwei Liter Blut verloren hatte.
Ursprünglich hatte man sogar angenommen, dass man die Hand amputieren müsse.
Ein Detail der Verletzungen hat der Chirurg Wilmosz Wecaj geschildert.
Der Daumen war von vornherein zersprengt und verloren.
Der Zeigefinger hatte keinen Hautüberzug und hatte auch keinen Knochen mehr.
Helmut Zilk wird seine Hand eingeschränkt vermutlich wieder verwenden können.
Die Hoffnung darauf hat der ärztliche Leiter des Allgemeinen Krankenhauses, Reinhard Krepler, formuliert.
Besteht nach dem Bild, das wir gestern während der Operation hatten, Hoffnung, den fünften und den vierten Finger, das ist der kleine Finger und der dem kleinen benachbarten Finger, erhalten werden können.
Und Prof. Vecai ist dabei, eine Greiffunktion im Bereich des Daumens aufzubauen.
Morgen schon will Vecai mit der ersten in einer Serie von Feinoperationen beginnen.
Gerüchte, die hier im AKH während der Nacht aufgetaucht sind, Zilk wäre schwer am Herzen erkrankt, hat Krepler zurückgewiesen.
Zilks Herzzustand, so der AKH-Leiter, sei seinem Alter entsprechend.
Für 15 Uhr hat er ein neues Statement zum jetzt doch erfreulichen Gesundheitszustand Zilks angekündigt.
Mit dieser erfreulichen Meldung gebe ich zurück ins Studio zu Christl Reiß.
Besten Dank, Hans-Christian Unger.
Ein Direktbericht war das aus dem Wiener Allgemeinen Krankenhaus, wo sich ja der Wiener Bürgermeister Helmut Zilk nach dem Briefbomben-Attentat auf jeden Fall gestern Abend befindet.
Es gibt also gute Nachrichten über den Gesundheitszustand des Bürgermeisters.
Seit letzten Freitag, vergangenen Freitag, als die ersten Briefbomben aufgetaucht waren und als erstes die Moderatorin der ORF-Minderheitenredaktion
und den in Flüchtlingsfragen äußerst engagierten Fahrer von Hartberg verletzten, hat es ja Warnungen bzw.
verschärfte Sicherheitsvorkehrungen für mögliche Zielpersonen dieses Terrors gegeben.
Wie konnte es trotzdem passieren, dass der aus dem Ausland nach Wien zurückkommende Bürgermeister Zilk gestern Abend seine Post zu Hause eröffnete, als wäre nichts gewesen?
Zilk bekam, so viel ist ja klar, die Post wie immer von seinem Chauffeur zugestellt.
Wusste er nichts von der Gefahr, haben Sicherheitsmaßnahmen nicht gegriffen bzw.
gab es überhaupt welche?
Wir sind diesen Fragen nachgegangen.
Karin Fischer und Gisela Hopfmüller berichten.
In der SPÖ-Zentrale in der Wiener Löwelstraße tagte heute Vormittag das Parteipräsidium der Sozialdemokraten.
Natürlich stand die Parteispitze ganz unter dem Eindruck des Geschehens und man ging auch der Frage nach, wie es dazu kommen konnte.
Wie der Bombenbrief in die Hände Bürgermeister Zilks kam, schildert Vizebürgermeister Hans Mayer so.
Naja, der Bürgermeister bekommt ja nicht nur offizielle Post ins Rathaus, der Bürgermeister bekommt ja auch Post privat an seine Privatadresse.
Das geht also postlagernd, wird also normalerweise vom Chauffeur abgeholt.
Das, was nach Dienstpost ausschaut, wird im Rathaus aufgemacht.
Das, was nach privater Post ausschaut, geht uneröffnet an ihn persönlich.
Ja, aber wenn bekannt ist, dass es Briefbomben gibt, warum hat man hier nicht größere Sicherheitsvorkehrungen getroffen?
Ja, ich glaube, es wird jetzt nach der Methode vorgegangen.
Nicht, der Mörder, der ermordete, ist schuld.
Das ist zwar ein sehr bekannter Roman von Franz Werfel, entspricht aber nicht den Tatsachen.
Er hat selber noch mit seiner Frau gesprochen und gemeint, man müsste erhöhte Sicherheitsmaßnahmen treffen.
Aber wie immer im Leben, jeder glaubt, es trifft den anderen, aber nicht ihn, als offenbar ist er selber auch diesen Druckschluss zum Opfer gefallen.
Das heißt, er hat von den Briefpompen gewusst?
Er hat von den Briefbomben gewusst.
Er und seine Frau haben auf der Fahrt noch darüber geredet, was man tun muss, um mögliche Opfer zu vermeiden.
Und er hat noch zu ihr gesagt, du wirst da so besonders aufpassen müssen.
Aber er hat es offenbar nicht auf sich selber bezogen.
Zilks Privatpost kam also erst auf ein Schließfach und wurde dann vom Chauffeur, dem Bürgermeister, nach Hause gebracht.
Das bestätigt auch der Wiener SPÖ-Chef Michael Häupl.
Er sagt auf die Frage, warum diese Privatpost nicht genau untersucht wurde.
Das tut mir leid, das kann ich zur Stunde nicht sagen.
Selbstverständlich schauen wir uns das auch noch an, wie das passieren konnte, dass das durchgeschlagen ist, aber vorläufig jedenfalls verstehe ich natürlich bis zu einem gewissen Grad, dass man Privatpost auch privat empfangen will und nicht vorher schon untersucht wird.
Wir müssen bei all der Entsetzlichkeit dieses Ereignisses natürlich auch die Kirche im Dorf lassen.
Politiker sind auch keine Maschinen.
Und da zählt schon auch noch die Frage dessen, dass Privates privat sein soll.
Das funktioniert so, dass ein Chauffeur diese Post aus einem Schließfach holt und bringt.
Ist dem nichts aufgefallen?
Offensichtlich nicht, weil sonst hätte er sie ja aussortiert.
Stimmt es, dass der Bürgermeister vorher gewarnt war?
Es ist richtig, dass es vor dem Abflug des Herrn Bürgermeisters am Freitag ein Telefongespräch mit dem Herrn Polizeipräsidenten gegeben hat.
Und der Herr Polizeipräsident Bögl hat Ihnen gesagt, Achtung, es gibt Briefbomben, Vorsicht mit der Post?
Was der Herr Präsident Bögl gesagt hat, das weiß ich nicht.
Ich war bei dem Telefongespräch nicht dabei, aber mir ist bekannt, dass er informiert hat über das Ereignis der ersten Briefbombe, die im ORF explodiert ist.
Und wissen Sie, wie der Bürgermeister reagiert hat auf das alles?
Nein, das weiß ich nicht.
Ich hatte keine Gelegenheit, mit meinem Bürgermeister nach diesem Telefonat und zwischen seinem Abflug nach Zürich noch zu sprechen.
Und nachher war es ja zu spät.
Unterm Strich ist das nicht irgendwo ein großes Sicherheitsmanko, dass hier Privatpost unkontrolliert zugestellt wird.
Ich sage Ihnen das noch einmal.
So schrecklich es ist, aber man muss die Kirche im Dorf lassen.
Es ist ein Ziel solcher Terroristen, tunlichsten Kontakt, den direkten Kontakt der Menschen.
mit den Politikern zu verhindern und zu unterbinden.
Und das gilt für die private Post, das gilt für die sehr vertraulichen Anliegen, die gelegentlich Menschen an einem herantragen, das gilt aber auch für den direkten Kontakt.
Mit derselben Begründung könnte man sagen, dass der Herr Bürgermeister nicht mehr unter die Menschen gehen darf.
Das ist genauso nicht möglich.
Was der eben angesprochene Polizeipräsident Bögl selbst zur Frage Information und Sicherheit für Helmut Zilk berichten kann, dazu erwarten wir noch im Laufe dieses Journals Informationen von einer Pressekonferenz, die derzeit im Innenministerium stattfindet.
Und bei der von Gisela Hopfmüller angesprochenen SPÖ-Präsidiumssitzung hat Frauenministerin Johanna Donal davon erfahren, dass eine der heute Vormittag entschärften Briefbomben an sie gerichtet war.
Was weiß die Ministerin im Detail davon?
Noch nicht sehr viel, außer dass dieses Poststück im Bundeskanzleramt eingegangen ist, dass die
Sicherheitsvorkehrungen im Bundeskanzleramt auch funktioniert.
Ich habe heute in der Früh sofort veranlasst mit dem zuständigen Sektionschef, wie ihm vor allem gefragt, was für Überlegungen es gibt in der Post Einlaufstelle bereits und es sind hier die Vorkehrungen getroffen.
Das wurde dort auch bereits bemerkt.
War der Brief an Sie persönlich adressiert?
Ich habe den Umschlag noch nicht gesehen.
Er war sicherlich an meinen Namen adressiert, sonst wäre er ja in der Posteinlaufstelle nicht mehr zugewiesen worden.
Sind auch andere Mitglieder der Partei von solchen Briefen betroffen?
Bisher ist mir nichts bekannt.
Das sagt Frauenministerin Johanna Donald.
An Sie war ebenso eine Briefbombe adressiert, die rechtzeitig Gott sei Dank entschärft werden konnte, wie an die Grün-Mandatarin Theresia Stolschitz.
Der erweiterte Parteivorstand der SPÖ hat heute die Anschläge beraten und hat auch eine Resolution verfasst.
Ingrid Thurnherr berichtet.
Die Sozialdemokratische Partei Österreichs verurteilt die feige und hinterhältige Attentatsserie auf das Schärfste.
Es gibt kein Motiv, dass derartige Handlungen auch nur im Entferntesten rechtfertigen kann, so heißt es wörtlich in der Resolution der SPÖ und weiter.
Keinesfalls werden sich Bombenattentate in irgendeiner Form lohnen.
Dazu gehört vor allem, an derartige Täter oder Gruppen keinerlei Zugeständnisse zu machen.
Nach der Sitzung des erweiterten SPÖ-Präsidiums erklärte Parteivorsitzender Bundeskanzler Wranitzki,
Ich möchte noch einmal mit großem Nachdruck sagen, dass wir in erster Linie unserem Freund, dem Wiener Bürgermeister, die allerbesten Genesungswünsche zum Ausdruck bringen und dass wir auch zum Ausdruck bringen, dass wir
sein engagiertes Eintreten für viele politische Angelegenheiten des Landes und für viele politische Fragen der Zeit immer schätzen, immer geschätzt haben und das wir es dann nachher für besonders abträglich und verwerflich und zu verurteilend empfinden, wenn gerade er Ziel einer solchen Attacke geworden ist.
Wir bringen aber auch zum Ausdruck, dass wir uns der Bekämpfung solcher Erscheinungen in unserer Republik aktiv und offensiv stellen und dass wir sicherlich nicht durch derartige Maßnahmen uns in unserer grundsätzlichen politischen Einstellung zur Demokratie in unserem Land beeinflussen oder beirren lassen.
Gemeinsam mit den Sozialpartnern wird für morgen Vormittag zu einer Bedenkminute aufgerufen.
Die Ereignisse dürften keinesfalls für tagespolitische Scharmützel missbraucht werden, heißt es in der SPÖ-Resolution dann noch.
In der Ablehnung terroristischer Methoden müsste das Land geschlossen zusammenstehen, formuliert Bundeskanzler Franitzski.
Ansonsten ist es sicherlich einmal mehr Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass die Politik unseres Landes zweifellos auch in der Zukunft fortgesetzt
daran arbeiten muss, vor allem auch die ökonomische und die soziale Sicherheit der Staatsbürger immer wieder von Neuem zu stärken, denn es sind gerade wirtschaftliche und soziale Engpässe oder bedrängte Situationen, die dann oft zu Verwerfungen, zu Verzerrungen im demokratischen Gefüge führen und wir sind bisher auf diesem Gebiet sehr erfolgreich gewesen und wir wollen uns sicherlich nicht
durch Aktionen und Aktivitäten wie diese davon abbringen lassen.
Morgen wird Bundeskanzler Warnitzki versuchen, gemeinsam mit Vizekanzler Busek einen Termin für ein Gespräch aller Parteichefs auszuverhandeln.
Und ich gebe damit zurück ins Studio zur Christelreis.
Danke, Ingrid Thurnherr.
Der erweiterte SPÖ-Parteivorstand hat also heute eine Resolution beschlossen, in der aufs Heftigste diese jüngsten Anschläge verurteilt werden.
Was weiß man eigentlich bisher über die laufenden Ermittlungen über mögliche Täter?
Welche Spekulationen, welche konkreten Hinweise gibt es schon über den jüngsten Ermittlungsstand?
Die informierte vor kurzem Innenminister Löschnerk und von einer Pressekonferenz berichtet nun direkt Robert Stoppacher.
Die Pressekonferenz der für Österreichs Sicherheit verantwortlichen Politiker und Beamten ist derzeit noch im Gang.
Sie begann nämlich wegen einer Bombendrohung etwas verspätet.
Was bisher bekannt gegeben wurde ist folgendes.
Der oder die Täter sind Profis.
Aufgrund der Machart der Briefbomben steht fest, dass der oder die Hersteller der Sprengsätze
profunde chemische, physikalische und elektrotechnische Kenntnisse haben.
Ob die Urheber der Anschläge Rechtsextremisten oder einfach Narren sind, ist noch nicht eindeutig erwiesen.
Innenminister Franz Löschnerk.
Was die Zuordnung des Täters anlangt,
So bleibe ich, allerdings ist das eine Vermutung, denn bevor der oder die Täter nicht ausgeforscht sind und entsprechend vernommen sind, ist alles Vermutung, bleiben wir aufgrund einer Reihe von Indizien und damit ich auch dabei, dass sie natürlich aus dem fremdenfeindlichen Lager kommen müssen.
Sonst wäre das alles nicht erklärbar.
zur Bekennung, lassen uns eher in das nationale Eck gehen.
Aber nochmals, das sind alles Vermutungen, zum Teil durch Indizien gestärkt, aber ob es wirklich so ist oder ob wir es schlicht und einfach mit einem hochintelligenten, allerdings irren, zu tun haben, ist ebenfalls nicht auszuschließen.
Die Sicherheitsbehörden ersuchen nun die Bevölkerung um Mithilfe.
Ein Katalog mit Fragen wurde heute von der Staatspolizei und der Einsatzgruppe zur Bekämpfung des Terrorismus vorgelegt.
Die neun entscheidenden Fragen an die Bevölkerung.
Erstens, hat jemand gesehen, dass solche Schriftstücke mit dem Satz, wir wehren uns, Graf Rüdiger von Starenberg, verfasst wurden?
Zweitens ist jemandem aufgefallen, dass jemand in großer Menge sieben Schilling-Marken mit dem Motiv Burgenland Kloster Loretto gekauft hat.
Drittens, für diese Schriftstücke wurde eine Typenradschreibmaschine der Schriftform Kubik verwendet.
Ist jemandem eine solche Maschine in Erinnerung?
Viertens, hat jemand in letzter Zeit Salpetersäure, Schwefelsäure oder Glycerin gekauft?
Fünftens, in den Briefbomben wurde jeweils ein Kunststofftrinkhalm, weiß mit blauen oder roten Längsstreifen, umwickelt mit Stopfgarn vorgefunden.
Erinnert sich jemand an einen Bastler, der solche Trinkhalme verwendet?
Sechstens, in den Briefen findet sich der Satz, wir wehren uns, Graf Rüdiger von Starenberg.
Erinnert sich jemand an eine solche Aussage im Freundes- und Bekanntenkreis?
Siebentens.
Erinnert sich jemand an einen Verein, der mit dieser Aussage in Verbindung zu bringen ist?
Achtens.
Die Briefe wurden auf den Postämtern in den Orten Hollabrunn, Stockerau, Tulln, Hofstetten an der Pilach und Niederußbach in Niederösterreich aufgegeben, und zwar zwischen 1. und 2.
Dezember.
Ist dies jemand bei den Postämtern aufgefallen?
Und neuntens ist in diesen Orten Gasthausbesitzern oder Tankstellenpächtern jemand aufgefallen, der solche Briefe zur Post gebracht hat.
Soweit der Fragenkatalog.
Sachdienliche Hinweise an jede Sicherheitsdienststelle.
Das Innenministerium hat übrigens eine Belohnung in der Höhe von 100.000 Schilling für zweckdienliche Hinweise ausgesetzt.
Im Zuge der Attentatswelle sind jetzt zum Leidwesen der Behörden auch Nachahmungstäter aktiv geworden.
Innenminister Franz Löschnack.
Derzeit ist die Situation so, dass neben den acht
Briefbomben, von denen bis gestern sechs abgegeben wurden, beziehungsweise vorgefunden wurden, heute weitere zwei.
Es ist eine Reihe von Fehlmeldungen, Gott sei Dank, gegeben hat, in einigen Redaktionen, aber auch in einigen
zumindest, also ich weiß von einem Ministerium, nämlich von unserem.
Also auch hier hat es Drohungen gegeben, das wird, so wie ich das einschätze, in den nächsten Stundentagen wahrscheinlich nur ein paar Mal sein.
Also ich bitte, hier ist das Handeln wie folgt, oder muss man wie folgt vorgehen, wenn so eine Drohung eingeht, sofort den Kontakt mit der nächsten Polizei- oder Gendarmerie-Dienststelle aufnehmen
und die Beamten werden dann die entsprechenden Sicherungs- und Vorkehrungsmaßnahmen treffen.
Der heutige Tag ist jedenfalls so die Sicherheitsverantwortlichen sehr gefährlich.
Soweit mein Bericht von der Pressekonferenz des Innenministers und seiner höchsten Beamten und damit zurück zum Funkhaus.
Vielen Dank, Robert Stoppacher, für diesen Bericht ein Hinweis für Sie.
Ich weiß, Radio ist ein sehr schnelles Medium und die vielen Fragen, die da gestellt wurden an die Bevölkerung, die kann man sich sicherlich nicht auf einmal merken.
Ich darf Sie darauf hinweisen, die Fragen an die Bevölkerung in Zusammenhang mit diesem Brief Bomben-Terror, die können Sie nachlesen und zwar demnächst im ORF-Text im Fernsehen.
Der gesamte Fragenkatalog des Innenministers und seiner höchsten Sicherheitsbeamten, also im ORF-Text.
Zur Stunde ist also noch nicht geklärt, aus welchem ideologischen Milieu die Briefbomben nun kommen.
Vermutungen gibt es ja, Sie haben ja auch den Innenminister gehört, der oder die Täter stammen aus dem nationalen Eckartag gemeint.
Und auch Wolfgang Neugebauer, der Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, äußert im Gespräch mit Fritz Dittlbacher einen eindeutigen Verdacht.
Sowohl die bisher bekannten Opfer als auch der Verweis auf den Grafen Stahemberg würden auf österreichische Neonazis hinweisen.
Wir sind gerade dabei die einschlägigen Zeitschriften und Literatur durchzusehen und sind schon ein bisschen fündig geworden.
Es gibt mehrere Textstellen in solchen Zeitschriften, wo auf den Abwehrkampf gegen die Türken 1683 und auf die Person des Grafen Stahemberg Bezug genommen wird.
und der in ein ausländerfeindliches Licht gerückt wird.
Das heißt, er wird als Verteidiger Wiens gegen den Ansturm von Ausländern, damals waren es eben Türken, heroisiert.
In welchen Zeitungen ist das?
Das ist vor allem in den Zeitschriften des extremen Neonazismus, etwa die Zeitschrift Halt des Gerd Honsig finden sich solche Stellen und bemerkenswerterweise
finden sich dort auch Bilder von Bürgermeister Zilk, von Caritas-Präsident Schüller, die wegen ihrer Ausländerfreundlichkeit dort angefeindet werden.
Wie interpretieren Sie diese Bezugnahme auf den Grafen Stachenberg?
Das zeigt für mich, dass das nicht irgendein Aktivist etwas das Kind hat, Zähne ist, sondern doch ein historisch Gebildeter, der sich mit der Geschichte Österreichs auseinandergesetzt hat.
Das heißt, ein Mensch mit Ideologie und Logistik dahinter?
Das ist unbedingt anzunehmen.
Das heißt, war auch er eine Gruppe?
Ich kann mir aufgrund der bisher vorliegenden Indizien kaum vorstellen, dass so eine breite Aktion nur von einem Einzelgänger gesteuert wird.
Ich glaube, dass da eine ganze Gruppe dahinter steht.
Bisher hat es immer geheißen, der österreichische Neonazismus würde sich vom Deutschen dadurch unterscheiden, dass doch eine wesentlich geringere Gewaltbereitschaft vorhanden wäre.
Könnte das irgendwie hindeuten, dass es nun doch gewaltbereite Rechtsextreme gibt?
Es hat offenbar eine Fehleinschätzung des österreichischen Neonazismus bestanden, der wir uns auch mitschuldig gemacht haben, in der eben die Gewaltbereitschaft dieser Kreise unterschätzt worden ist.
Wir haben auch gedacht, dass die Sicherheitsbehörden durch diese Verhaftungsaktionen doch diese Szene weitgehend lahmgelegt haben.
Das ist offenbar nicht der Fall und man wird damit rechnen müssen, dass sich dieser Kurs noch verschärfen wird.
Das heißt aber, Sie gehen davon aus, dass es sich hier nicht um Serben und nicht um eine Balkan-Connection, sondern dass es sich hier tatsächlich um österreichische Rechtsextreme handelt.
Ich glaube, die Indizien sind so eindeutig, denn es geht ja, glaube ich, auch um sehr regionale Bezüge.
Ich denke an den Pfarrer von Hartberg oder an die slowenische Kulturgruppe in Radkersburg.
Die haben ja nicht so einen großen Bekanntheitsgrad, dass das bis Wien oder gar ins Ausland reicht.
Daher meine ich, dass man die Täter wahrscheinlich in der neonazistischen Szene der Steiermark suchen wird.
Sie haben jetzt von der steirischen Neonazi-Szene gesprochen.
Jetzt werden diese Briefe im Bereich Stockerau, Hollabrunn, das heißt so Weinviertel Niederösterreich, abgeschickt.
Ist das eine Finte oder gibt es da möglicherweise Zusammenhänge?
Beides ist möglich.
Bekanntlich ist auch in der Langenläußer, Gremser Gegend und im Weinviertel und Waldviertel sind Zentren neonazistischer Aktivitäten.
Möglicherweise gibt es da ein Zusammenwirken.
Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass da Täter aus anderen Gegenden Österreichs einfach eine falsche Spur legen wollen.
Und gab es in den einschlägigen Publikationen auch so Anleitungen wie Briefbomben, wie man sie bastelt?
Das heißt, gibt es publizistische Anleitungen, wie man Gewaltaktionen startet?
Ja, sowas gibt es leider.
Es gibt neonazistische Computerdisketten, die vermutlich aus den Vereinigten Staaten kommen.
und auf diesen befinden sich auch Anleitungen zum Selbstbau von Bomben und wir sind gerade dabei zu überprüfen, ob da auch Briefbombenrezepte drinnen sind.
Wolfgang Neugebauer, Leiter des Dokumentationszentrums des österreichischen Widerstandes, findet also Anzeichen, Indizien dafür, dass die mögliche Tätergruppe der Briefbombenanschläge in österreichischen Neonazis zuzuschreiben sind, dass sie aus diesem Lager kommen.
Fritz Dittlbacher hat das Gespräch geführt.
Innenminister Löschner hat es in seiner Pressekonferenz, über die wir ja berichtet haben, gesagt, heute ist ein noch sehr gefährlicher Tag.
Bis jetzt noch nicht entdeckte Briefbomben könnten also noch auftauchen.
Welche Chancen hat eigentlich die Post, Briefbomben aufzuspüren?
Wie sieht es in der Praxis aus, etwa am Postamt am Wiener Westbahnhof?
Dort hat sich heute mein Kollege Karl Jakowski umgesehen und umgehört.
Hochspannung herrscht nach wie vor bei der österreichischen Post, in den Postämtern und bei den Briefträgern.
In Österreichs größtem Postamt, im Wiener Westbahnhof, wo täglich mehr als drei Millionen Briefe sortiert und weiterbefördert werden, ist man seit Freitag besonders vorsichtig.
Mittels Lautsprecherdurchsagen und Flugblätter werden die Postler über die Briefbomben informiert.
Entwarnung gibt es derzeit noch keine, denn nach wie vor sind Briefbomben unterwegs, wie ein Sicherheitsexperte der Post erklärt.
Zwei Kollegen in Dulln konkret darin, mindestens vier bis fünf derartige Sendungen angenommen zu haben, also gestempelt zu haben.
Und vom Aufgabe-Post in Dulln sind ja noch nicht fünf Sendungen aufgefunden worden.
Das ist also konkret, also ein bis zwei Sendungen sind im Westen, jetzt sei es sechs, fünf, sechs, weggegangen und da haben wir noch keine
Millionen von Briefen werden täglich am Wiener Westbahnhof an ihren Bestimmungsort dirigiert.
Frage an den Chef des Postamtes, ob es möglich ist, Briefbomben zu finden?
Von unserer Warte aus eigentlich nicht.
Wir können nur davon ausgehen, dass es aufgrund der Stärke dieser Sendungen
dann zu diesen Verdachtsmomenten kommt.
Und wir haben Vorsorge getroffen, dass wir jetzt gleich bei deinem Karton, wo wir uns jetzt befinden, eine Vorsichtung vornehmen.
Das heißt, wir haben besonderes Augenmerk auf die etwas stärkeren Sendungen zu legen, die wir dann ausscheiden,
und entsprechend das weitere dann veranlassen.
Aber bis dato ist bei uns noch keine derartige verdächtige Sendung aufgetaucht.
Das heißt man hat es vorher nicht gewusst, die Briefe sind schon weitergegangen, könnten schon in Westösterreich sein.
Das ist richtig.
Das heißt jetzt vor Weihnachten ist die Post eigentlich machtlos.
Nicht nur zu Weihnachten.
Es ist sicherlich der Postlauf wesentlich hocher.
Wie ich schon gesagt habe, wir haben ca.
drei Millionen täglich.
Zu Weihnachten verstärkt sich das sicherlich auf das Doppelte.
Und wir sind auch mit den drei Millionen mehr oder weniger machtlos.
Haben die Postler Angst?
Ich habe vorhin eine Befragung gemacht.
Die wurden einstimmig mit Nein
beantworte.
Es ist keine Panik, keine Hektik, keine Angst vorhanden.
Wir sind natürlich auch bemüht, solche Ängste nicht aufkommen zu lassen.
In persönlichen Gesprächen versuchen wir, das Personal nicht so in die Tragweite des Geschehens mit einzubinden.
Ein akustischer Lokal-Augenschein war das von Karl Jakowski heute Vormittag am Postamt Wiener Westbahnhof.
Was die Post offiziell bereits veranlasst hat in Sachen Briefbomben-Terror, darüber sprach Herbert Hutter mit Generalpostdirektor Josef Sindelka.
Wir haben sofort nach Bekanntwerden, und wir haben ja sehr enge Kontakte mit dem Bundestern für Inneres, das ist ja für uns eine Selbstverständlichkeit, haben dann blitzartig Zirkulartelegramme an alle Postämter
gesendet und darauf hingewiesen, was nun möglich wäre, um solche gefährlichen Sendungen ausfindig zu machen.
Es ist auch die Weisung da, dass periodisch in den Zustellersälen über die vorhandenen Lautsprecheranlagen immer wieder daran erinnert wird.
Ist inzwischen schon bekannt, ob diese Briefbomben bei den Postämtern aufgegeben wurden oder ob sie in die Briefkästen geworfen wurden?
Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand sind die betreffenden Sendungen in Postkästen eingeworfen worden bei den genannten Postämtern.
Jetzt hat die Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit bekannt gegeben, dass auch bei Druck oder Stoß eine Explosion möglich ist.
Haben Sie hier Vorkehrungen getroffen?
Also unsere Postämter sind angewiesen und wissen das.
Aber im normalen Beförderungsfall lässt sich da nichts machen, weil man ja nicht weiß, wo diese Sendung ist.
Das beginnt beim Sarg, geht in einen ganzen, wenn Sie so wollen, dann in einen LKW oder in einen ganzen Bahnwaggon.
Die Postwertzeichen müssen ja entwertet werden.
Das passiert entweder in einer Maschine oder per Stempel.
Besteht hier eine Gefahr?
Also wie man gesehen hat, ist durch die Entwertung nichts passiert, weil die Entwertung am oberen
am rechten oberen Sendungsrand ist und die Gefahrenstelle bei diesen Briefen bisher jeweils am rechten unteren Ende gelegen ist.
Also eigentlich ein Glück in der ganzen Welt.
Auf der anderen Seite der Abwicklung der Postbeförderung sind ja die Zustellämter.
Jeder einzelne Briefträger muss ja für seinen Bezirk jede Sendung einzeln in die Hand nehmen.
Ist hier schon was aufgefallen?
Ja, das sage ich ja.
Also aufgefallen noch nicht, aber das ist das Hauptziel unserer Anweisungen jetzt.
Auch bei den Postfachanlagen muss die Sendung beim Abgabepostamt händisch eingelegt werden und ist damit in diesem Kreis der
Sicherheitsvorkehrungen voll mit einbezogen.
Der Chef der Staatspolizei, Oswald Kessler, hat vor kurzem erklärt, es ist bekannt geworden, dass Briefbomben in Richtung Westen unterwegs sind.
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Briefbomben, die sich offensichtlich im Bereich der Post befinden, abgefangen werden können?
Bezüglich dieser Hinweise ist aus unserer Sicht ein Netz gespannt, das vor allen Dingen bei den Abgabepostämtern, also bevor die Sendung zum Empfänger kommt,
wo sie händisch behandelt werden muss.
Herr Generaldirektor Sindelkar, jetzt ist aber von den bisherigen Briefbomben, die zugestellt wurden, sind offensichtlich keine einzige von einem Postbeamten als solche erkannt worden.
Ja, ich sage ja, das Ganze ist passiert.
Die Sendungen wurden aufgegeben am 2.
Dezember.
Die ersten Hinweise haben wir erhalten am Freitag.
Da war es schon zu spät.
Und wie schaut es heute aus?
Na, heute sind alle Postämter
Das sage ich jetzt schon zum wiederholten Male, dass die wirklich sensibilisiert sind.
Also nach menschlichen Ermessen ist das Netz, das wir gespannt haben, hier sehr dicht.
Das meint Generalpostdirektor Josef Sindelka.
Und trotz dieses dicht gespannten Netzes stellt sich natürlich die Frage, wie sicher leben Österreichs Politiker.
Und Elisa Warsch hat sich erkundigt, welche zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen es nun nach diesen Briefbombenanschlägen gibt.
Hier ihr Bericht.
Zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen für Politiker wird es auch nach der Briefbomben-Serie laut Innenminister Löschnack nicht geben.
Es sei aber sehr wichtig, so Löschnack, dass jede gefährdete Person beim Öffnen ihrer Post in Zukunft große Vorsicht walten lasse.
Und so sehen die Briefe, die die Bomben enthalten, typischerweise aus.
Es sind weiße DIN A6-Kuverts, also Kuverts mit dem normalen Format mit den Maßen 16 x 11 cm.
Die Kuverts haben einen V-Verschluss.
Was besonders auffällig an den Briefen ist, an der Unterseite sind sie 12 bis 15 Millimeter dick, an der Oberkante hingegen nur 1 bis 2 Millimeter.
Das kommt daher, dass die Bombe unten eingearbeitet ist.
Dahinter steckt eine ganz bestimmte Absicht.
Der Täter wollte nicht, dass die Bombe beim Abstempeln durch den Postbeamten losgeht.
Wenn der Briefumschlag ölig ist, dann könnte das ein weiteres Indiz für eine Briefbombe sein.
Es könnte nämlich bedeuten, dass die explosive Nitroglycerin-Lösung ausgeronnen ist.
Bis jetzt ist es aber noch bei keiner Briefbombe passiert.
Alle Briefe waren zwischen 50 und 100 Gramm schwer und daher mit sieben Schillingen frankiert.
Bei den Marken handelte es sich in allen Fällen um die normalen sieben Schillingen Briefmarken mit einer Abbildung des burgenländischen Klosters Loretto.
Als Absender waren bis jetzt immer Personen mit einem akademischen Grad und mit einer Wiener Adresse angegeben.
Auf zwei Briefen schien als Absender der Name Mechmed Anditsch auf.
In den Briefen befindet sich neben dem Sprengstoff auch eine drei Millimeter dicke Knopfzelle.
Es wird aber nicht empfohlen, ein auffälliges Kuvert zu betasten, denn dann könnte die Bombe losgehen.
Der Sprengstoff in den Briefen hätte im Prinzip übrigens auch einen Menschen töten können.
Soweit mein Bericht und damit zurück an Christl Reis.
Danke, Elisa Warsch.
Herzeigen können wir hier im Radio diese Briefbomben nicht, aber wir können zumindest genau warnen.
Elisa Warsch hat Ihnen nun genau geschildert, wie diese gefährlichen Briefbomben aussehen.
Wir haben auch schon berichtet, wie kam eigentlich die Bombe trotz vorheriger Warnungen an den Wiener Bürgermeister Helmut Zilk.
Zwischendurch die Erwähnung noch einmal dem Wiener Bürgermeister, geht es den Umständen entsprechend gut?
Er ist aus dem künstlichen Tiefschlaf erwacht und ist schon ansprechbar.
Er hat schriftlich gemeint, weil sprechen kann er noch nicht.
Er hat seinen Ärzten mitgeteilt, er habe keine Schmerzen und es gehe ihm gut.
Wie kam aber, wie gesagt, dieser Brief an den Bürgermeister Helmut Zilk dazu, nahm heute auch der Wiener Polizeipräsident Bögl Stellung und Bediener Reuter berichtet über seine Stellungnahme.
Wie man schon aus den vergangenen Beiträgen hören konnte, war Bürgermeister Zilk gewarnt und zwar vom Polizeipräsidenten Günther Bögl selbst.
Der war leider zu einem Interview mit uns nicht bereit.
In der Pressekonferenz erklärte Bögl, Herr Bürgermeister wurde von mir am Freitag unmittelbar nach Einlangen der Meldung über die Explosion der ersten Briefbombe ORF auf dem Flughafen Schwechert unmittelbar vor seiner Abreise
informiert und es wurden ihm hierbei die zum damaligen Zeitpunkt gegebenen Fahndungsrichtungen dezidiert mitgeteilt.
Spätere Kontakte zu Zilk im Ausland gab es dann keine mehr.
Ob Zilk sich etwa im Flugzeug durch Zeitungslektüre informiert hat, ist unbekannt.
Ob der einmalige Kontakt vor dem Abflug ausreichend war, das darf wohl im Nachhinein angezweifelt werden.
Minister Löschner jedenfalls meint, die Information am Freitag war dem damaligen Stand entsprechend sehr wohl genug.
Damit da kein Missverständnis entsteht.
Wir haben, so meine ich, das Opferprofil
richtig gesehen, denn sonst wäre es ja nicht möglich gewesen, dass wir drei Attentatsversuche unterbinden konnten.
Das waren ja Personen, Petrovic, Stolzschitz, Schüler, die ja gewarnt waren und daher ist das Attentat nicht aufgegangen.
Der Landeshauptmann und Bürgermeister von Wien
hat zu diesem Opferprofil ja nicht gezählt, aber so wie jeder andere aus der Bundesregierung, aus Landesregierungen ist ja anzunehmen, dass ab Freitagmittags durch Presse, durch Rundfunk die Dinge transportiert wurden und bitteschön, es ist
war keine Veranlassung etwa dem Bürgermeister Zilk von unserer Seite dann bei seiner Rückkehr am Flughafen da noch besonders zu warnen beziehungsweise ihm besondere Hinweise zu geben.
Das ist ja bei anderen Regierungsmitgliedern, bei anderen Landtagsregierungsmitgliedern auch nicht geschehen.
Die Vorfälle rund um den Anschlag auf Bürgermeister Zilk werden noch weiter untersucht.
Was die Informationen betrifft, so scheint man im Innenministerium jedenfalls der Ansicht zu sein, alles Nötige getan zu haben.
Zu der Frage, wie die Bombe überhaupt zu Bürgermeister Zilk gekommen ist, gab es hier auf dieser Pressekonferenz keine besonderen Aufschlüsse.
Es hat den Anschein, als wäre diese Post den ganz üblichen Weg gegangen, indem der Chauffeur aus dem Büro im Rathaus die Post abgeholt habe, so wie immer.
Innenminister Löschner hat noch gesagt, stichprobenweise seien wohl Tests bei dieser Post unternommen worden, aber man könne nicht sagen, wann, wie oft und ganz offensichtlich bei dieser letzten Postsendung ist das wohl nicht geschehen.
Es gab auch keine Antwort auf die Frage, ob denn der Chauffeur nicht ausreichend über die Gefahr, die es möglicherweise auch für Politiker und eben Bürgermeister Zilk gebe, informiert war.
Soviel vorerst von dieser Pressekonferenz aus dem Innenministerium und damit zurück ans Funkhaus.
Besten Dank, Bettina Leiter, für diesen Bericht.
Innenminister Löschnack und die höchsten österreichischen Sicherheitsbeamten erklärten in einer Pressekonferenz zum Ermittlungsstand, der oder die Täter seien zweifellos Profis.
Wir haben Sie ja ausführlich in diesem Mittagsschanal über diese jüngsten Erkenntnisse informiert.
Die Mutmaßl, die Täter würden übereinschlägige Bombenbaukenntnisse verfügen.
Für eine Herkunft aus dem rechtsextremen Lager sprechen starke Indizien, endgültige Beweise gäbe es aber nicht.
Die Bevölkerung wird um Mitwirkung bei den Ermittlungen ersucht.
Es gibt konkrete Detailfragen, von denen man sich wichtige Aufschlüsse erwartet, etwa Hinweise auf eine verwendete Typenradschreibmaschine, auf etwaige Beobachtungen zum Briefmarkenkauf oder in den Aufgabeorten der Bombenbriefe.
Und wenn Sie diesen genauen Fragenkatalog nachlesen wollen, Sie können das tun, und zwar auf Seite 108 im ORF-Teletext.
Wir haben auch darüber berichtet nach Madeleine Petrovic.
Der Klubobfrau der Grünen ist heute Vormittag auch Theresia Stolzschidt, seine Grünen-Mandatarin, knapp einem Briefbombenanschlag entgangen.
Und die Grünen-Parlamentarier haben heute in einer rasch einberufenen Pressekonferenz ihre Meinung zu diesen jüngsten Anschlägen kundgetan.
Michael Kerbler berichtet.
Für die Minderheitensprecherin und Flüchtlingsbeauftragte der Grünen, Theresias Deuschitz, die heute nur durch einen Zufall einer Briefbombe entgangen ist, der Brief landete irrtümlich im Handelsgericht in der Wiener Riemergasse und wurde dort als verdächtig eingestuft, steht die Menschenrechtsarbeit in Österreich insgesamt auf dem Prüfstand.
Theresias Deuschitz, die sichtlich betroffen war, erklärte mit Nachdruck.
Die österreichische Menschenrechtsbewegung wird sich vom Briefbomben-Terror nicht einschüchtern lassen.
Wir Grünen
Und speziell die Genannten, aber wir alle gemeinsam, werden auch in Zukunft ganz massiv unsere Stimme dafür erheben, dass Österreich ein Land ist, wo Menschenrechte beachtet und nicht missachtet werden.
Und das ist unsere zentrale Aufgabe auch für die Zukunft, so wie es unsere Aufgabe in der Vergangenheit war.
Stolzschitz stellte in Abrede, dass der Briefbomben-Terror erst der wahre Anfang von Einschüchterungen in Österreich ist.
Es ist nicht der Beginn des Terrors oder der Beginn von Drohungen in Österreich.
Ausländerinnen und Ausländer sind schon Ziel und Objekt von Brandanschlägen gewesen, nicht nur in Vorarlberg, sondern auch in Burgenland hat es bereits Übergriffe auf ausländische Mitbürgerinnen gegeben.
Die Sicherheitsbehörden haben das gefließendlich Verschwiegen der Öffentlichkeit nicht darüber informiert.
Jetzt frage ich mich, mit welcher Vehemenz wird an der Aufklärung
solcher Übergriffe und solcher Verbrechen und Vergehen gearbeitet.
Da sagt Theresia Stolschitz, die Grün-Mandatarin, auch sie war eine Adressatin einer Briefbombe, die heute Vormittag aber rechtzeitig entschärft werden konnte.
Eine weitere Adressatin von heute war Frauenministerin Johanna Donald.
Und so viel Ausführliches in diesem ORF-Mittagsjournal über den Briefbomben-Terror
In Österreich behalten sie natürlich auf dem Laufenden stündlich in den Nachrichten und ausführlicher dann wieder im Journal um 17.05 Uhr.
Themenwechsel im Mittagsjournal.
Der Mordprozess, der heute im großen Schwurgerichtssaal des Wiener Landesgerichtes begonnen hat, zählt sicher zu den spektakulärsten der letzten Jahre.
Vor dem Richter stehen der Fernsehregisseur und Produzent Helmut Frodl
und sein Freund, der gebürtige Ungar und Steuerberater Gabor Pesti.
Sie werden beschuldigt, im Mai des vergangenen Jahres den Wiener Kameramann Fritz Köberl umgebracht zu haben.
Nach der Tat haben sie die Leiche grauenhaft zerstückelt und später dann, laut Anklageschrift, versucht an das Vermögen des Opfers heranzukommen.
Vom ersten Prozestag nun ein Bericht aus dem Landesgericht von Fritz Besata.
So etwas hat man in den letzten Jahren im großen Schwurgerichtssaal im Wiener Landesgericht noch nicht erlebt.
Schon lange vor Verhandlungsbeginn ein volles Haus und so viele Fotografen und Kameraleute, dass sie sich beim Eintreffen der beiden Angeklagten tatsächlich mit der Polizei in die Haare geraten.
Sex und Crime, das interessiert eben die Leute, meint verständnisvoll ein Polizeioffizier.
Zu Beginn dann eine scharfe Bemerkung vom Vorsitzendenrichter Fritz Zöllner.
Wir führen hier eine Verhandlung und keine Show.
Dann seine Frage nach Schuld oder Unschuld der Angeklagten.
Helmut Frodel mit blassem Gesicht.
Nicht schuldig, weil ich Fritz Köberl nichts angetan habe.
Pesti sagt nur knapp, nicht schuldig.
Staatsanwalt Ernst Kläuber, der die doppelte Mordanklage vertritt, spricht beziehungsvoll davon, dass der Mord an Köberl wie ein Drehbuch geplant gewesen sei.
Bei Frodel wäre mehr der Hass auf Köberls beruflichen Erfolg das treibende Motiv gewesen, bei Gabor Pesti mehr die Habkehr, sich das Vermögen Köberls anzueignen.
Kläuber charakterisiert dann die beiden Angeklagten mit den Worten der Gerichtssachverständigen.
Pesti sei überdurchschnittlich intelligent und neurotisch, Frodl hingegen eine infantile, narzisstische Persönlichkeit mit ausgeprägter Neigung zu erhöhtem Selbstwertgefühl und einem riesigen Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Bedeutung.
Frodos-Verteidiger Nikolaus Lehner, wie er selbst sagt, nicht nur sein Anwalt, sondern auch nach wie vor sein Freund, glaubt trotz unterschiedlicher Aussagen seines Mandanten vor Polizei und Untersuchungsrichter, dass es der große Unbekannte, ein gewisser Boris Pietkin gewesen sei, der Fritz Köberl am 21.
Mai 1992 in Budapest getötet habe.
Pestianwalt Dieter Zezin ruft den Geschworenen dramatisch zu, sie hätten die Macht über Leben und Tod seines Mandanten.
Und er schließt mit den Worten, Gott helfe uns allen.
Derzeit erfolgt die Vernehmung Pestis durch Vorsitzender Richter Zöllner.
Ich gebe zurück ins Studio des Mittagschanals.
Ein Bericht war das vom ersten Prozestag des Prozesses gegen Helmut Frodel von Fritz Besater.
Er war jahrelang der Mann ohne Gesicht, der in DDR-Zeiten für westliche Geheimdienste ebenso berühmt wie berüchtigt war.
Der frühere DDR-Spionageschef Markus Mischer-Wolf.
Ehe sich Markus Wolf der deutschen Justiz stellte, führte ihn seine Flucht kurze Zeit auch nach und durch Österreich.
Sieben Monate lang wurde nun in Düsseldorf gegen den früheren Spionageschiff verhandelt.
Dem heute 70-jährigen Ex-Generaloberst wurde Landesverrat und Bestechung vorgeworfen.
Heute Vormittag wurde das Urteil gefällt.
Sechs Jahre Freiheitsstrafe.
Aus Düsseldorf, Roland Adrowitzer.
Ein Häuflein von circa 50 unverbesserlichen Alt- und Jungkommunisten demonstriert mit roten Zahnen und Transparenten vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf.
In Sprechchören fordern die Demonstranten immer wieder Freiheit für Markus Wolf.
Einige weitere Sympathisanten haben es geschafft, in den völlig überfüllten unterirdischen Verhandlungssaal zu gelangen, darunter der ehemalige DDR-Ministerpräsident und jetzige PDS-Bundestagsabgeordnete Hans Modrow.
Als der Vorsitzende Richter Klaus Wagner das Urteil 6 Jahre Freiheitsstrafe verkündet, ertönen Rufe wie Pfui, Schande, Buu.
Der 70 Jahre alte Markus Wolf, dessen Frau und 5 Kinder bei der Urteilsverkündung zugegen sind, zeigt keinerlei Reaktion.
Er hatte während der Verhandlung den Prozess gegen seine Person als Farce und als Racheakt bezeichnet.
Richter Wagner war darüber erbost, er sagte heute bei der Begründung, es sei schon ein starkes Stück der Justiz eines demokratischen Rechtsstaates zu unterstellen, Rache üben zu wollen.
Es habe sich so Wagner weiter um kein politisches Verfahren, sondern um die juristische Frage einer Straftat gehandelt.
Das Gericht blieb in seinem Urteil um ein Jahr unter dem von der Bundesanwaltschaft geforderten Strafmaß.
Markus Wolf bleibt auf freiem Fuß, wohl auch, weil im kommenden Jahr erst das Bundesverfassungsgericht grundsätzlich über die Rechtmäßigkeit von Strafverfahren gegen ehemalige DDR-Spione entscheiden muss.
Die Anwälte Wolfs und anderer Ex-DDR-Spione beklagen Ungleichbehandlung gegenüber den Agenten der Bundesrepublik.
Wolfs ehemaliger Gegenspieler Klaus Kimpel, früher Chef des Bundesnachrichtendienstes, ist heute sogar Außenminister.
Es gibt aber auch Spekulationen über andere politische Gründe für die Haftverschonung.
Die Bild-Zeitung hat behauptet, es gebe einen Handel mit Wolf, milde Straße ohne Haft, dafür behält er sein gefährliches Wissen für sich.
Bestätigt ist das natürlich nicht, es wäre wohl auch ein Skandal.
Apropos Skandal, so kommentierte heute Hans Modrow das Urteil gegen seinen Ex-Genossen.
Wenn man allerdings an jüngste Berichte über Mordversuche von Wolf-Mitarbeitern an geflüchteten Regimegegnern denkt, fällt einem das Verständnis für die Behauptung schwer.
Hier sei heute ein Skandalurteil gefällt worden.
Sechs Jahre Haft für Markus Wolf, Roland Adrovice war das aus Düsseldorf.
In Italien sind die gestrigen Stichwahlen für die Bürgermeistersessel in fast 100 größeren Städten eindeutiger ausgegangen als erwartet.
In den wichtigen Provinzhauptstädten hat die Linke gewonnen.
Der befürchtete Vormarsch der Neofaschisten in den beiden Großstädten Rom und Neapel hat nicht stattgefunden.
Aus Rom, Reinhard Frauscher.
Es war gestern Abend die größte Siegesfeier, die Rom seit fast 20 Jahren erlebt hat.
Stundenlang harten Zehntausende auf dem von Michelangelo erbauten Platz, von dem Capitol aus bis tief in die Nacht.
Denn es ist nicht nur ein Sieg des Grünen Franco Rotelli.
Das römische Ergebnis ist ein Sieg der Linken insgesamt.
Immerhin hat Rotellis Allianz aus den Grünen, den Reformkommunisten, den Radikalen und einer linken Bürgerliste bestanden.
Es ist dies gleichzeitig eine Niederlage der Neofaschisten und ihres Parteichefs Gianfranco Fini.
Allerdings keine wirklich schmerzhafte.
Nur 3,1 Prozent der Stimmen fehlten Fini zum Sieg und seine Partei ist mit Abstand die stärkste Einzelpartei in Rom.
Das gleiche gilt für die zweite Millionenstadt, in der gestern gewählt wurde, für Neapel.
Der Kandidat der Linksallianz, Antonio Bassolino, kam auf 55,6 Prozent.
Seine Gegenkandidatin, die Duce-Enkelin Alessandra, auf immerhin 44,4 Prozent.
Und das ist mehr als ein Achtungserfolg.
Nun wird die chaotischste Stadt Italiens erstmals nicht mehr von den Christdemokraten regiert werden, sondern von einem linken Bürgermeister.
Auch in Genua hat der Kandidat der Linksallianz gewonnen.
Genauso wie in Venedig, wo es der Philosoph Massimo Cacciari geschafft hat.
Und auch in Triest, wo ein Kaffeefabrikant mit einer halblinken Gruppierung gewonnen hat, zu der auch der PDS gehört.
Die norditalienische Lega hat dort, wo sie in die Stichwahl gekommen war, ihre Kandidaten durchgebracht.
Sie ist nach wie vor stärkste Partei im Norden Italiens.
Allerdings haben diese Wahlen deutlicher als erwartet die regionale Beschränkung der Lega auf den Norden unterstrichen.
Damit ist das große Zittern vor dem Durchbruch der Neofaschisten in den beiden Millionenstädten vorläufig vorbei.
Ein gelöster PDS-Chef Oketo hat gestern Abend schon fünf Minuten nach der ersten Hochrechnung festgestellt, dass er sich als Sieger betrachte und nun bei den Parlamentswahlen im Frühjahr ebenfalls als Favorit anzutreten gedenke.
Die Zukunft Italiens sei eine Mitte-Links-Regierung unter seiner Führung, reklamierte Occhetto, dessen Politik mit der Umwandlung der ehemaligen Kommunisten in die Linksdemokraten vor dreieinhalb Jahren nun seine erste breite Bestätigung gefunden hat.
Wenn bis zu den Parlamentswahlen voraussichtlich im März den ersten nach dem neuen Mehrheitswahlrecht nicht doch noch eine neue Zentrumsallianz rund um den ehemaligen Christdemokraten Senni entsteht, dann könnte, so scheint es jetzt,
Oketto mit seiner Prophezeiung recht behalten und bald eine noch größere Siegesfeier in Rom abhalten.
Und bleibt in diesem ORF-Mittagsjournal nur noch ganz kurz Zeit für eine Zusammenfassung des Wichtigsten dieses Tages.
Dem Wiener Bürgermeister Zilk geht es nach dem Briefbomben-Attentat etwas besser.
Zilk ist seit wenigen Stunden ansprechbar, er schrieb den Ärzten auf einen Zettel, er habe keine Schmerzen und es gehe ihm gut.
Nach dem gestrigen Anschlag auf den Wiener Bürgermeister wurden heute früh weitere Briefbomben entdeckt.
Sie waren an Frauenministerin Donald und an die grün-abgeordnete Stolzschitz gerichtet.
Die Bomben konnten rechtzeitig entschärft werden.
Innenminister Löschner meinte, die bisherigen Indizien lassen auf einen professionellen Täter oder eine Tätergruppe aus dem fremdenfeindlichen Lager schließen.
In Wien hat der Prozess gegen den Filmregisseur Helmut Frodl und dessen Finanzberater Gabor Besti begonnen.
In Deutschland wurde der Prozess um den ausländerfeindlichen Anschlag von Mölln auf Mittwoch vertagt.
Die Verteidigung hatte beantragt noch weitere drei Zeugen.
einzuvernehmen und der langjährige DDR-Spionageschiff Markus Wolf ist zu sechs Jahren Haft verurteilt worden.
Das Wetter sonnig und mild im Süden und in Oberösterreich noch gefrierender Nebel, der sich aber bald auflöst.
Nachmittagstemperatur 0 bis 8 Grad.
Das war das Montag-Mittag-Journal, hauptsächlich im Zeichen des Briefbomben-Terrors in Österreich.
Helmuth Frodl wird des Mordes am Wiener Kameramann Fritz Köberl beschuldigt. Frodl plädiert auf nicht schuldig. Er wird als infantil, narzistisch und aufmerksamkeitsbedürftig beschrieben.
Mitwirkende:
Pesata, Fritz [Gestaltung]
Datum:
1993.12.06 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
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Justiz und Rechtswesen
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Straftaten
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Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten