Mittagsjournal 1994.10.01

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Mittagsjournal
    Heute am Samstag mit Christl Reis und folgenden Themen.
    Arbeiterkammerwahl morgen und übermorgen.
    Wir bringen eine Vorschau.
    Da soll noch einer sagen, Politiker erzählen vor Wahlen keine Märchen.
    Einer tut es und kämpft so sogar um Vorzugsstimmen.
    Wirtschaftsminister Schüssel erzählt Tiermärchen.
    Erhältlich als CD.
    In der Slowakei werden heute die Parlamentswahlen abgeschlossen.
    Wohin geht die Slowakei?
    Dazu eine Reportage aus Bratislava.
    Im Journal zu Gast ist heute Susanne Brezina.
    Die junge Caritas-Mitarbeiterin wurde als Engel von Ruanda bekannt.
    Der frühere US-Präsident Jimmy Carter feiert heute seinen 70.
    Geburtstag.
    Dann noch ein Bericht aus den USA über die mühevolle Prozedur der Auswahl der Geschworenen für den O.J.
    Simpson-Prozess.
    Und im Kulturbeitrag geht es heute um die rechtlichen Aspekte des internationalen Kunsthandels.
    Jetzt aber zuerst das Wichtigste dieser Stunden.
    Die Nachrichten hat heute Georg Schalgruber verfasst.
    Gelesen werden sie von Wilfried Schirlbauer.
    Österreich.
    Ab heute gilt die 19.
    Welle zur Straßenverkehrsordnung.
    Ihr Ziel mehr Sicherheit und weniger Unfälle.
    Neu geregelt werden unter anderem Tempolimits und Alkoholbestimmungen.
    Kontrollen sind künftig auch ohne begründeten Verdacht auf Alkoholisierung des Lenkers möglich.
    Die Ergebnisse eines Alkomaten sind rechtlich der Blutabnahme gleichgestellt.
    Besser geschützt werden Fußgänger, Radfahrer und vor allem Kinder.
    20 Prozent der Strafgelder sollen in Zukunft Gendarmerie und Polizei für mehr Verkehrsüberwachung zur Verfügung stehen.
    Auch eine neue Heeresgliederung tritt heute in Kraft.
    Das österreichische Bundesheer soll kleiner, flexibler und schlagkräftiger gemacht werden.
    Der Mobilmachungsrahmen wird von 200.000 auf 120.000 Mann reduziert.
    Höchste Priorität hat die Sicherung der Grenzen.
    10.000 Mann Kader sollen innerhalb von 24 Stunden an jedem Grenzabschnitt einsetzbar sein.
    In Graz ist die Herbstmesse eröffnet worden.
    Wirtschaftsminister Schüssel prognostizierte, dass nach den verfügbaren Indikatoren die Konjunkturentwicklung diesmal wesentlich steiler nach oben gehe als nach der Rezession Anfang der 80er Jahre.
    Die Grazer Herbstmesse dauert bis zum 9.
    Oktober, erwartet werden etwa 250.000 Besucher.
    Vertreten sind mehr als 1.600 Aussteller, ein Drittel von ihnen aus dem Ausland, überwiegend aus Deutschland.
    Nahe Osten.
    Die arabischen Staaten des Golfkooperationsrates lockern den Handelsboykott gegen Israel.
    Ausländische Unternehmen, die Geschäftsbeziehungen zu Israel haben, sollen nicht länger vom Handel mit diesen Staaten ausgeschlossen werden.
    Direkte Handelsbeziehungen mit Israel will man aber vorerst nicht aufnehmen.
    Der israelische Außenminister Peres begrüßte die Entscheidung der Golfstaaten und wies darauf hin, dass der Boykott auch den arabischen Ländern selbst geschadet habe.
    Israel könnte einen wichtigen Impuls für einen Wirtschaftsaufschwung bekommen.
    Haiti.
    In Port-au-Prince ist es wieder zu blutigen Zusammenstößen gekommen.
    Es gab mehrere Tote.
    Anlass war eine angekündigte Großdemonstration zum dritten Jahrestag des Militärputsches.
    Anhänger und Gegner des gewählten Präsidenten Aristide lieferten einander Straßenschlachten.
    Die amerikanischen Truppen auf Haiti waren zwar präsent, griffen aber nicht ein.
    Slowakei.
    Die zweitägigen Parlamentswahlen in der Slowakei werden heute fortgesetzt und abgeschlossen.
    Etwa 3,8 Millionen Menschen sind wahlberechtigt.
    Die Wahllokale schließen in etwa zwei Stunden, dann werden erste Prognosen erwartet.
    Das Interesse konzentriert sich vor allem darauf, ob es dem im März gestürzten ehemaligen Ministerpräsidenten Wladimir Mečiar gelingen wird, wieder an die Macht zu kommen.
    Mečiar persönlich konnte nur mit Schwierigkeiten wählen.
    Vorerst wurde ihm die Stimmabgabe verweigert, weil er aufgrund eines Wohnungswechsels nicht im Wählerverzeichnis aufscheint.
    Schließlich konnte er aber doch seine Stimme abgeben.
    In der Slowakei regiert zurzeit eine rechts-mitte-links-Koalition unter Ministerpräsident Josef Moravčík.
    Finnland.
    Das Wrack der gesunkenen Fähre Estonia kann heute doch nicht untersucht werden.
    Ein Spezialschiff mit Unterwasserrobotern an Bord kann wegen Schlechtwetters und 5 Meter hoher Wellen nicht auslaufen.
    Schwere See und ein Orkan herrschten auch als die Estonia am Mittwoch mit mehr als 1000 Menschen an Bord gesunken ist.
    Mehr als 900 Menschen sind ums Leben gekommen.
    Gestern wurde die Fähre mit speziellen Echoloten geortet.
    Indien.
    In Neu-Delhi gelten derzeit 250 Menschen als pestinfiziert.
    Zeitungen berichten übereinstimmend, die Patienten würden schlecht versorgt, seien nicht isoliert untergebracht und zahlreiche Kranke hätten sich gegen die Anordnung der Ärzte aus den Spitälern entfernt.
    In Neu-Delhi sind zwei Pesttote nachgewiesen, landesweit starben bisher offiziell 51 Inder an der Seuche.
    Zahlreiche Staaten haben den Flugverkehr nach Indien drastisch beschränkt oder mit Auflagen versehen.
    Unter anderem hat heute die Air Canada ihre Linienflüge nach Neu-Delhi bis auf Weiteres eingestellt.
    USA.
    Der ehemalige Präsident Jimmy Carter begeht heute seinen 70.
    Geburtstag.
    In jüngster Vergangenheit ist Carter mehrmals als diplomatischer Vermittler aktiv gewesen.
    Unter anderem in Somalia, in Nordkorea und zuletzt in Haiti.
    In Port-au-Prince hat er den Militärmachthabern eine friedliche Lösung über ihren Rückzug von der Macht ausgehandelt.
    Ob sich dieser Vertrag bewährt, steht noch nicht fest.
    Präsident war Jimmy Carter von 1977 bis 1981.
    Einer seiner größten Misserfolge war die missglückte Befreiungsaktion für die im Iran als Geiseln genommenen Amerikaner.
    Die Geiselnahme durch den Iran war aber auch ein maßgeblicher Faktor für seine Wahlniederlage gegen Reagan.
    Sechs Minuten nach zwölf war es gerade herbstlich mild und ruhig, präsentiert sich das herbstliche Wochenendwetter.
    Wie es genau wird, das sagt Ihnen Gerhard Steiner.
    Es bleibt mild am Wochenende.
    Die Sonne kann sich aber nur zum Teil durchsetzen.
    Grund dafür ist die relativ feuchte Luft über Mitteleuropa.
    Zurzeit sieht es in den Landeshauptstädten recht unterschiedlich aus.
    In Wien ist es wolkig bei 21 Grad, Eisenstadt Regen 18, St.
    Pölten stark bei Welt 19, Linz bedeckt 17, Salzburg Regen 16 Grad, Innsbruck wolkig 20, Bregenz Heide 18, Graz Heide 21 und Klagenfurt wolkig 21 Grad.
    Im Großteil Österreichs wechseln am Nachmittag Wolken und Sonne.
    Allerdings lockern die Wolken in Ober- und Niederösterreich nur sehr langsam auf.
    Hier kann es in den nächsten Stunden auch noch den einen oder anderen kurzen Regenschauer geben.
    Der Wind im Donauraum legt zu und erreicht in Böen 40 Kilometer pro Stunde.
    Die Temperaturen steigen kaum noch, sie liegen meist zwischen 18 und 23 Grad.
    In der Nacht und morgen früh bildet sich wieder Nebel, besonders in Kärnten und der Steiermark, aber er löst sich, ähnlich wie heute, bald auf.
    Auch am Sonntag wechseln Sonne und Wolken, allerdings sollte es insgesamt mehr Sonne geben als heute.
    Die Luft wird ein wenig frischer, Höchstwerte morgen 17 bis 21 Grad.
    Noch der Ausblick auf den Wochenbeginn, noch mild und im Osten sonnig, von Südwesten her kommen aber Wolken und Regen.
    Ab morgen heißt es im Superwahljahr 1994 wieder an die Urnen.
    Bis Montag 24 Uhr sind rund 2,6 Millionen unselbstständige Erwerbstätige aufgerufen, ihre Interessensvertretung zu wählen.
    Die Stimmung im Vorfeld der Arbeiterkammerwahlen ist durch Jörg Haiders Auftritt mit dem Tafel so richtig angeheizt worden.
    Die Bezüge steirischer AK-Funktionäre haben eine wochenlange Debatte über die Zustände im Kammerstaat allgemein
    und in der Arbeiterkammer im Besonderen losgetreten.
    Das ging so weit, dass in den letzten Tagen sogar ÖVP-Obmann Erhard Busseck laut über die Abschaffung der Arbeiterkammer nachgedacht hat.
    Eine Vorschau auf die Wahlen von Sigrun Reininghaus und Hanno Settele.
    Zacharias.
    Das Wort allein treibt überzeugten Kämmerern die Schweißperlen auf die Stirn.
    Der steirische Kammeramtsdirektor und sein mittlerweile gekürztes Gehalt haben die Arbeiterkammerwahl 1994 unfreiwillig geprägt.
    Was seinem früheren Chef Alois Rechberger 1990 gelungen ist, hat Zacharias von Jörg Haider als Spitzenverdiener geautort diesmal geschafft.
    Das Image der Kammer ist am Boden, die Auswirkungen der Zacharias-Affäre auf die Wahl sind nicht seriös prognostizierbar.
    Die Kammer für Arbeiter und Angestellte soll eigentlich das Parlament der Arbeitnehmer sein.
    In jedem Bundesland gibt es eine Arbeiterkammer, die neun Landeskammern bilden zusammen die Bundeskammer.
    Insgesamt wählen die 2,6 Millionen österreichischen Pflichtmitglieder morgen 840 Kammerräte in die Vollversammlung, die ihrerseits den Präsidenten der gesamtösterreichischen Kammer wählt.
    Derzeit hat Heinz Vogler von der Fraktion der sozialdemokratischen Gewerkschafter diese Funktion inne.
    Wahlberechtigt sind alle Arbeitnehmer mit aufrechtem Dienstverhältnis, ausgenommen Beamte in der Hoheitsverwaltung, Bauern, Ärzte und leitende Angestellte.
    Ausländische Arbeitnehmer haben aktives Wahlrecht, können aber selbst nicht gewählt werden.
    30 Prozent mehr Wahlberechtigte als bei der letzten Wahl.
    Die genauere Erfassung der Arbeitnehmer macht es möglich.
    Erstmals sind auch Arbeitslose wahlberechtigt.
    Sieben Kammern haben sozialdemokratische Präsidenten.
    Nur in Vorarlberg und Tirol stellt die Volkspartei den Chef.
    Bundesweit kandidieren die Fraktionen sozialdemokratischer Gewerkschafter, der Arbeiter- und Angestelltenbund und die freiheitlichen Arbeitnehmer.
    In sieben Bundesländern stellen sich der gewerkschaftliche Linksblock, in sechs die alternativen Gewerkschafter zur Wahl.
    In einzelnen Bundesländern kandidieren Kleinparteien, so wie zum Beispiel in Niederösterreich Zorro, der Rächer der entmündigten und ledigen Mütter, in Zukunft Angestellteninteressen vertreten.
    Echte Chancen werden aber nur den großen Dreien eingeräumt.
    Der Wahlkampf stand völlig im Schatten der Zacharias-Affäre.
    Die Entrüstung nach Haiders TV-Auftritt mit dem Tafel war auf allen Seiten groß.
    Wenig später verzichtete Kurt Zacharias freiwillig auf etwa 50.000 Schilling, bekommt jetzt noch etwa 120.000 Schilling monatlich überwiesen.
    Dass die Gehälter in der Arbeiterkammer, die 1992 ein neues Bezügegesetz bekommen hat, generell zu hoch wären, lässt Präsident Vogler nicht gelten.
    Hier in diesem Hause sind hunderte Akademiker tätig, Spitzenleute, Spitzenexperten.
    Was glauben Sie denn, was auf der anderen Seite, auf der Wirtschaftsseite geschieht?
    Hauptgegner für Vogler ist erklärterweise die Fraktion der Freiheitlichen Arbeitnehmer.
    Deren Spitzenkandidat, der Klagenfurter Vizebürgermeister Reinhard Gauck, stellte die Existenzberechtigung der AK wiederholt in Frage.
    Für Vogler undenkbar.
    Da geht es ja gar nicht mehr um die Arbeiterkammer an sich, da geht es ja schon um unser demokratisches System.
    Zunächst einmal Demolierung der Arbeiterkammern, dann Demolierung der politischen Parteien in Richtung Führergesellschaft.
    Das steckt doch hinter dieser Besuddelungskampagne.
    Spitzenkandidat des Arbeiter- und Angestelltenbundes ist der Tiroler Kammerpräsident Friedrich Dinkhauser.
    Die endlos Debatten über die Bezüge einzelner Funktionäre haben auch bei ihm Spuren hinterlassen.
    Ja, ich persönlich muss sagen, ich bin tief deprimiert.
    Ich sage ihnen, und die haben jetzt gerade eine Telefonsprechstunde und die hören natürlich auch die Reaktion der Menschen, die sich also einfach nicht mehr verstanden fühlen.
    Das Kapital, vor allem jene, die Geld haben, die können es sich richten.
    Der kleine Mensch, der kann es sich nicht richten.
    Der braucht einen Schutz.
    Und dieser Schutz muss also die Arbeiterkammer sein, gemeinsam mit der Gewerkschaft.
    Allzu große Gemeinsamkeiten mit dem Gewerkschaftsbund ortert Dinkhauser aber nicht.
    Wir haben alles Mögliche hier in die Wege geleitet.
    Wir sind also nicht die Schleppenträger irgendeiner Regierung.
    Wir sind auch nicht das Handwaagele vom ÖGB.
    Bleiben noch die Freiheitlichen, deren Spitzenkandidat Gauck keinen Hehl daraus macht, dass er die Arbeiterkammer eigentlich abschaffen will.
    Schauen Sie, es ist also das, was aus der sozialistischen Partei, aus der Arbeiterkammer gemacht wurde in den letzten Jahren, nicht mehr vertretbar.
    Und so eine Interessenvertretung brauchen die österreichischen Arbeitnehmer in der Zukunft
    Herr Gaug, warum soll ich als Arbeitnehmer Sie wählen in eine Organisation, für deren Abschaffung Sie sind?
    Damit wir weg vom Zwang kommen, das ist also undemokratisch und ich möchte sagen sittenwidrig, aber unsere Ziele sind eine schlagkräftige Interessensvertretung, die wirklich was für die Arbeitnehmer macht.
    Also die Verschmelzung von ÖGB und Arbeiterkammer?
    Ein halbes Prozent seines Bruttobezugs wird jedem österreichischen Arbeitnehmer als Arbeiterkammerumlage abgezogen, höchstens 180 Schilling monatlich.
    Was mit diesen Geldern geschieht, kontrollierte die Arbeiterkammer bisher selbst.
    Im Zuge der Zacharias-Affäre haben alle Fraktionen aber einer zukünftigen Kontrolle durch den Rechnungshof zugestimmt.
    Ob es dazu wirklich kommt, ist noch nicht entschieden.
    Die letzten Wahllokale schließen am Montag um 24 Uhr.
    Das erste Ergebnis, nämlich das Landesergebnis von Wien, wird am Dienstag gegen 2 Uhr früh erwartet.
    Arbeiterkammerwahl morgen und übermorgen in Österreich.
    Sigrun Reininghaus und Hanno Settele haben informiert.
    Der gegenwärtige Nationalratswahlkampf verlangt den heimischen Politikern so einiges ab.
    Denn das Vorzugsstimmensystem und seine Auswirkungen auf die Kandidatenreihung bringt auch Platzhirschen zum Laufen.
    Nicht einmal der prominente Name und der vordere Listenplatz sind diesmal eine Garantie fürs Mandat.
    Denn ein weiter hinten gereiter Parteifreund mit freundes Lobby kann jeden Vordermann aushebeln.
    Die Folge davon, auch Prominente kämpfen nun ums Leibern wie nie zuvor.
    Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel etwa, der in seinem Wahlkreis den Vorzugstimmenwahlkampf des rechten Aristokraten Thun Hohenstein abwehren muss.
    Der Minister schlüpft dabei in recht ungewohnte Rollen.
    Fritz Dittlbacher hat Wolfgang Schüssel dabei zugehört.
    Man merkt, es ist ein Minister am Wort.
    Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel kämpft Wahl.
    Und wem so schöne Wörter wie Betriebsanlagengenehmigungsgesetz oder Fernwärmeförderungskoordinationsausschuss geläufig und fehlerfrei von den Lippen kommen, für den kann natürlich auch das bisschen Arabisch kein Problem sein.
    Der heurige Wahlkampf ist für die heimischen Politiker besonders aufwendig, denn das neue Persönlichkeitswahlrecht fordert den Mandatar auch ganz persönlich, da werden dann alle Talente hervorgekramt.
    Wolfgang Schüssel etwa, Vater eines kleinen Buben, ist unter die Märchenerzähler gegangen.
    Gemeinsam mit Meinungsforscher Rudolf Brettschneider oder ÖVP-Pressechefin Christine Klimaschka bringt er Tiermärchen zum Vortrag.
    Die zugehörige CD wird an diesem Wochenende im Tiergarten Schönbrunn präsentiert.
    Für den Wirtschaftsminister laufend auf Wahltournee und daher nur telefonisch erreichbar, ist das aber nur ein kleiner Bereich seines Privatwahlkampfes.
    150.000 Maschern durchs Land gezogen, die ich zum Teil selbst entworfen habe.
    Oder ich habe mit dem Erwin Rasinger eine kleine Fibel gemacht, zehn Tipps, wie man länger und gesünder leben kann.
    Der Politiker als Allround-Talent.
    Daher wird in Vorwahlzeiten auch gerne zugesagt, wenn es eine Hetz und das nötige Publikum dazu gibt.
    Wolfgang Schüssel etwa war Fußballspielen für Ruanda, bei einem Benefizturnier der Liberalen, bei dem auch andersfarbige Politprominenz gerne gesehener Gast war.
    Körperliche Ertüchtigung ist vor allem für jüngere Mandatare ein beliebtes, weil imageträchtiges Feld.
    Vor der Präsentation von Wolfgang Schüssels Tiermärchen etwa wird ins Fitnessstudio gebeten.
    Prominente ÖVP-Kandidaten, der Wirtschaftsminister an ihrer Spitze, präsentieren die ÖVP, die österreichische Vierkampfpersönlichkeit, ein Sportcontest.
    Welcome-Drinks und Fitness-Buffet inklusive.
    Die Persönlichkeit, das Zauberwort dieses Wahlkampfes.
    Wolfgang Schüssel präsentiert die Seine seinen Wählern, unter anderem per Pappkameraden.
    Mehr als 500 Mal steht ein Pappendeckel-Wirtschaftsminister im Wahlkreis Wien-Südwest, freundlich lächelnd.
    Wenn der Kopf noch dran ist.
    Wie ist denn eigentlich das Gefühl, wenn man sich am Heimweg-Laufen selbst begegnet?
    Ich denke, oh gut, der kommt mir irgendwie bekannt vor.
    Und der soll ja auch nicht jetzt bitte störend wirken oder gar aggressiv, sondern freundlich.
    Billig kommt einen eine solch breite Präsenz beim Wahlvolk allerdings nicht.
    Wolfgang Schüssel steckt auch einiges am privaten Geld in seinen Wahlkampf.
    Ungefähr 300.000 Schilling.
    300.000 Schilling, das ist schon ein etwas teureres Hobby.
    Na ja, gut, aber einmal in vier Jahren, glaube ich, kann man das durchaus leisten.
    Und die Ausgangsposition Schüssels in diesem Wahlkampf ist immerhin um einiges aussichtsreicher als jene Situationen, die ihm in seinem Märchen widerfahren.
    Dort kämpft er gegen schwarze Adler und Löwen, gegen Zauberer und böse Feen.
    Und mehr als einmal musste Minister dabei den Mut sinken lassen.
    Mich kann nur ein Mädchen befreien, das mich liebt und bereit ist, ihr Leben für mich zu lassen.
    Aber auch hier im Märchen wird alles, alles wieder gut.
    Du hast mir das Leben wieder geschenkt.
    Du sollst meine Frau werden.
    Ja gut, ich habe verstanden.
    Der Prinz ging den König in aller Förmlichkeit um die Hand der Prinzessin an und der König begriff letztendlich, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als die Hochzeit so rasch wie möglich vorbereiten zu lassen und die beiden glücklich miteinander zu verheiraten.
    Das könnte man natürlich auch sagen.
    Und wenn sie nicht gestorben sind, koalieren sie noch heute.
    Der Wahlkämpfer als Märchenerzähler Fritz Dittlbacher hat über eine ungewöhnliche Aktion Wolfgang Schlüssels informiert.
    Ins Ausland jetzt in diesem ORF-Mittagsjournal.
    Seit gestern wird in der Slowakei gewählt.
    Um 14 Uhr ist heute Wahlschluss.
    Die große Frage ist dabei, ob der starke Mann der Slowakei, der umstrittene Ex-Ministerpräsident Wladimir Medzija, den Weg zurück an die Macht schafft.
    Derzeit regiert in der Slowakei eine Koalition aus den ehemaligen Kommunisten, Christdemokraten und Liberalen unter Ministerpräsident Josef Morawczyk.
    Diese Koalition war zwar zuletzt recht erfolgreich, kann bei einem ungünstigen Wahlergebnis aber leicht auseinanderbrechen.
    Wohin geht die Slowakei?
    Eine Reportage aus Bratislava von Alfred Schwarz.
    Einen Namen kennt in der Slowakei jedes Kind, Wladimir Mečiar.
    Er ist der eigentliche Schöpfer der unabhängigen Slowakei, eine Art Landesvater also.
    Doch Mečiar ist ein umstrittener Politiker.
    Er ist allzu selbstbewusst, um nicht zu sagen autoritär.
    Und er ist Nationalist.
    Während seiner beiden Amtszeiten lag er in einem Dauerkrieg mit der ungarischen Minderheit im Süden des Landes.
    Wegen seiner Unfähigkeit, Kompromisse zu schließen und wegen seiner Selbstherrlichkeit verlor er im März dieses Jahres mit seiner Partei, der Bewegung für eine demokratische Slowakei, die Mehrheit im Parlament und musste zurücktreten.
    Jetzt arbeitet er an seinem Comeback, reist Land auf Land ab und führt einen Wahlkampf im Zeichen des Nationalismus.
    Medjar ließ sich von Werbefachleuten des italienischen Medien Zahn und Ministerpräsidenten Berlusconi beraten.
    Eines der Produkte der italienisch-slowakischen Zusammenarbeit ist das von Medjar und der gesamten Führungsspitze seiner Partei gesungene Lied Viva Slovakia, in dem wirklich auch nichts ausgelassen wird, was auf die Seele der Menschen wirken soll.
    Viva Slovakia!
    In Liebe konntest du wachsen.
    Viva Slovakia!
    Die Zeit ist reif geworden.
    Viva Slovakia!
    Du hast so ein junges Gesicht.
    Viva Slovakia!
    Und nie mehr wird es Zwist und Hader geben.
    Ein kleines Land, ein schöneres findest du nicht.
    Dieses allerschönste Eck, wo die Sprache so süß klingt.
    Doch nicht immer klingt die Sprache wirklich so süß.
    Schon gar nicht vom Medscher vertrauten und ehemaligen Kulturminister Duschan Slobodnik.
    Ihm sind die Rechte der Ungarn, wie zweisprachige Namensschilder, das Erlauben von ungarischen Vornamen, vermehrter zweisprachiger Unterricht in der Südslowakei viel zu weitgehend.
    Die jetzige Regierung habe Fehler gemacht und sich den Ungarn gebeugt.
    Da sind wirklich Dinge entstanden,
    die nicht zu fassen sind.
    Ich war während dieser Wahlkampagne auch in den südlichen Gebieten der Slowakei und da habe ich gesehen, dass diese Förderungen der ungarischen Minderheit so groß geworden sind, dass sie nur über die Autonomie sprechen.
    Eine Autonomie für die Ungarn ist für alle Slowaken ein Horrorbild.
    Doch mit Autonomie meinen die Ungarn vor allem kulturelle Autonomie und mehr regionale Selbstverwaltung.
    Nach Slobodnik hätten die Ungarn aber bereits genügend Rechte.
    Sie haben so viel erreicht, was über die
    über die Toleranz geht.
    Wir sind, ich wiederhole es, für die Rechte der Minderheiten, aber nicht für solche Rechte, die nirgends in Europa anerkannt sind.
    Wir sind für alle Rechte, aber nicht dafür.
    Die zweite Frage, auf die die Medscher Leute setzen, hat ebenfalls mit der nationalen Frage zu tun.
    Der angebliche Ausverkauf der strategischen Großbetriebe des Landes.
    Die Energieunternehmen oder die Telekommunikation dürften nicht ans Ausland fallen.
    Nur Medscher können das Land wieder vorwärts bringen.
    Dabei ist die Slowakei gerade in den letzten sechs Monaten, in denen die Anti-Medscher-Koalition aus Christdemokraten, gewendeten Kommunisten und Liberalen an der Macht war, ein Stück vorwärts gekommen.
    Das Wichtigste aber, sagt Morawczyk, sei die Konsolidierung des politischen Klimas in der Slowakei.
    Der große Unterschied zwischen mir und Herrn Mečiar besteht vor allem im Stil der Politik.
    Herr Mečiar fordert den Stil der Konfrontation.
    Das ist verbunden mit einem Ausschluss von bestimmten Personen, von bestimmten Parteien.
    Man hat das im Stil seiner Wahlkampagne gesehen.
    Sein Plakat lautet, nur er schafft es.
    Und zweitens, Herr Mečiar möchte unser Verfassungssystem verändern.
    Er will sich mehr an autoritären Elementen orientieren.
    Er möchte die Gesetze im autoritativen Sinn verändern.
    Josef Morawczyk gilt als vornehmer Mann, als zurückhaltender Arbeiter, eigentlich als ruhige und unscheinbare Persönlichkeit.
    Er wird von vielen Slowaken wegen dieser Sachlichkeit geschätzt.
    Geliebt oder bewundert wird er nicht.
    Glaubt er, dass er von seiner Wesensart gegen den Volkstribun Vladimir Mece eine Chance hat?
    Ich weiß nicht, ob man gegen einen Diktator einen guten Diktator setzen kann.
    Denn wenn wir uns ernsthaft in Europa integrieren wollen, dann müssen wir auch in der Slowakei ein europäisches Klima schaffen.
    Dann brauchen wir eine politische Kultur, die in Europa üblich ist.
    Es wäre also nicht gesund, wenn wir gegen Medjar nun einen guten Medjar aufstellen.
    Das würde woanders hinführen, als wir wollen.
    Doch wohin wollen die Slowaken geführt werden?
    Wladimir Mečiar wird mit seiner Bewegung für eine demokratische Slowakei zwischen 20 und 30 Prozent gehandelt.
    Seine Partei wird damit sicher die stärkste Kraft im Lande.
    Sollte die jetzige Regierungskoalition aus Christdemokraten, Liberalen und aus der Linken schlecht abschneiden, so könnte sich die Linke dafür entscheiden, es doch mit Wladimir Mečiar zu versuchen.
    Und dann würde in der Slowakei, zur Freude der medscher Freunde und zum Leid der medscher Gegner, der patriotische Song seiner Partei zum neuen Nationallied avancieren.
    Viva Slovakia!
    Parlamentswahlen in der Slowakei.
    Heute um 14 Uhr ist Wahlschluss und wenn es erste Trends und Ergebnisse der Wahl gibt, dann informieren wir natürlich in den Nachrichten.
    Und jetzt ist es im ORF-Mittagsjournal Zeit für unsere Samstagsserie.
    Im Journal zu Gast.
    Zu Gast ist heute Susanne Brezina.
    Wenn Ihnen der Name nicht gleich etwas sagt, der Beiname tut es sicher.
    Susanne Brezina, der Engel von Ruanda.
    Sie ist jene junge Caritas-Mitarbeiterin, die im August die ersten großen österreichischen Hilfsaktionen in Ruanda geleitet hat.
    Susanne Brezina ist 28 Jahre alt, ausgebildete Slawistin mit guten tschechisch und russisch Kenntnissen.
    Ihr Sprachentalent ist auch der Grund, warum sie zur Auslandsabteilung der Caritas kam, wo sie bis zum Ruanda-Einsatz internationale Projekte der Entwicklungshilfe betreut hat und Kinderpatenschaften, also die konkrete Hilfe österreichischer Paten für Waisenkinder in der Dritten Welt.
    Der Hilfseinsatz für Ruanda hat Brezina nun bekannt gemacht.
    Aus der fleißigen Managerin von Entwicklungsprojekten ist eine Frau geworden, deren Mut, Einsatzfreude und Risikobereitschaft auffallen.
    Mit Susanne Brezina spricht Hans Besenberg.
    Frau Brezina, die Zeitschrift News hat Sie wegen Ihres Ruanda-Einsatzes unter den 500 wichtigsten Österreicherinnen und Österreichern auf Platz 292 gereiht.
    Und zwar aus dem Stand heraus.
    Im Jahr davor waren Sie noch überhaupt nicht auf dieser Liste der 500 wichtigsten Österreicher.
    Gibt Ihnen das was?
    Ja, natürlich ist man stolz drauf.
    Ich war auch sehr erstaunt, muss ich sagen.
    Ich hätte mir das nicht gedacht.
    freudige Überraschung sozusagen.
    Das heißt, dass Sie jetzt weit vorn stehen, ein bisschen berühmt sind.
    Freut Sie schon?
    Freut mich sicher, ja.
    Freut mich aber umso mehr, als ich weiß, dass es nicht mir selber jetzt in erster Linie zugute kommt, sondern ich habe ja gewusst, dass dadurch die Spenden auch steigen werden und dass mehr Mittel für Ruanda zur Verfügung stehen dann und dass
    dass das Wellen schlagt, dass die Arbeit, die ich mache, ich war ja noch vor Ort, wie ich das eben erfahren habe, dass das ein Echo hat in Österreich.
    Das hat mich eigentlich am meisten gefreut dran.
    Ich glaube Ihnen an dieses Motiv schon, aber es klingt so edel, darum frage ich noch einmal nach.
    Quitzelt es ein bisschen auch Ihre Eitelkeit?
    Ja, natürlich, da müsste ich unehrlich sein, wenn ich das abstreiten würde.
    Aber es hat doch für mich ganz stark zwei Seiten.
    Es bin ja nicht ich selber, sondern es ist die Arbeit auch, die ich mache.
    Ich möchte jetzt noch einen Schritt weiter fragen.
    Wenn Sie die öffentliche Wirkung zwar freut, aber Ihnen nicht so wichtig ist, und so spüre ich ein bisschen Ihre Antwort, ist das richtig?
    Ja.
    Wenn Sie also diese Anerkennung freut, diese öffentliche Wirkung freut, aber nicht so wichtig ist,
    Was treibt Sie denn dann zu Ihrem Einsatz?
    Sie könnten ja so wie viele andere Österreicher, die auch durchaus hilfsbereit sind, sagen, da sind 1000 Schilling und sonst lasst mir meine Ruhe.
    Warum tun Sie das nicht, sondern stellen sich mitten in diese Hölle hinein und versuchen zu helfen?
    Ja, ich glaube, dafür habe ich mich schon bei meiner Berufswahl entschieden.
    Ich hätte ja mit meinen Qualifikationen vielleicht auch eine andere Arbeit beginnen können nach dem Studium.
    Ihre Qualifikationen, viele Sprachen sind das, nicht Ostsprachen, auch Tschechisch, Russisch.
    Ich hätte sicher nach meinem Studium auch in der Privatwirtschaft unterkommen können, aber das war halt nicht mein Ziel.
    Ein bisschen offen ist da die Frage,
    Was ist dann das Motiv, dass Sie ein anderes Ziel gewählt haben, nämlich dieses Ziel zu helfen, wo es am elendsten ist?
    Sicherlich, wenn ich das ganz grob sagen darf, meine christliche Lebenseinstellung.
    Und wie Sie da gestanden sind unter den Flüchtlingen in Rwanda und in Zaire, und an allem hat es gefehlt, haben Sie sich da manchmal gedacht, das hat doch alles keinen Sinn?
    Nein, eigentlich nie.
    Warum nicht?
    Im Gegenteil, es war für mich immer eine wahnsinnige Motivation, weiterzumachen, gerade dieses riesige Bedürfnis zu sehen, diese furchtbar großen Menschenmassen zu sehen, wo man einfach weiß, jetzt muss ich an einem Eck anfangen, sonst wird das nie besser.
    Das war immer die Motivation.
    die kleinste Hilfe ja immer geschätzt wird.
    Man bekommt ja sofort auch ein Echo von dem, was man tut.
    Man arbeitet ja nicht ins Leere hinaus.
    Jedes Kind, das lacht, oder wenn man ihm einen Energiekeks verteilt, ist wieder eine Motivation, auch wenn es nur wenig ist in einer riesigen Masse.
    Aber das ist das, wofür man arbeitet.
    Das ist eine Arbeit, die Wärme zurückgibt, ist es das?
    Sicher, ja.
    Und darum sind Sie nicht in die Privatwirtschaft gegangen durch dieses Kälter, vermuten Sie wenigstens?
    Könnte ich mir vorstellen, ja, habe ich auch erlebt.
    Ich habe auch in der Privatwirtschaft gearbeitet.
    Sie brauchen die Nähe von Menschen.
    Ja.
    Warum lieben Sie die Menschen so?
    Was soll ich sagen?
    Wie Sie wollen.
    Wenn ich jetzt an die Flüchtlinge denke, zum Beispiel in den Lagern, dann fällt mir immer ein, wie viele ich ganz kurz auch teilweise nur kennengelernt habe und wie unwahrscheinlich interessant das auch war, wie verschieden sie alle sind und doch wieder
    Erinnern Sie einen an Menschen, die man vielleicht von früher kennt oder andere?
    Diese Vielfalt von verschiedenen Charakteren, Arten.
    Wenn man diese Arbeit macht, die Sie machen, dann muss man doch stark hoffen, Frau Brezina.
    Sonst könnte man sie nicht machen, da bin ich ganz sicher.
    Woher kommt diese Hoffnung, die Sie immer wieder haben?
    Aus Strahlen auch.
    Aus dem Glauben.
    Wie sind Sie denn so sicher geworden in Ihrem Glauben?
    Viele Menschen zweifeln doch heute.
    Ja, sicher.
    Auf der einen Seite durch meine Erziehung und auch durch viele, viele Erfahrungen.
    Ich habe eigentlich den Glauben immer als etwas sehr Schönes und Sicheres erlebt, persönlich.
    Haben Sie manchmal das Gefühl, Gott ist Ihnen nahe?
    Immer.
    Dort unten mehr als hier in Österreich?
    Das könnte ich nicht sagen, nein.
    Immer gleich.
    Was war denn in Ruanda für Sie das Schlimmste?
    Ich kann mich an eine Begebenheit erinnern, wo ich ein Kinderlager besucht habe.
    In diesem Lager war ein Bub, der vielleicht acht oder zehn Jahre alt war, es war schwer zu sagen,
    der ist ganz still in einem Eck gesessen.
    Und es waren auch andere Kinder, also schwer unterernährte Kinder, Babys, die schon sehr, sehr untergewichtig waren.
    Und dieser Bub ist dort in dem Zimmer gesessen, ganz still in einem Eck, und hat sich überhaupt nicht gerührt oder gar nichts gesagt.
    Und ich war dort mit einem Arzt, der zum ersten Mal die Kinder medizinisch versorgt hat.
    Und der Bub hat einen Verband gehabt an der Schulter,
    Und der Arzt hat dann den Verband abgenommen, um sich die Wunde anzuschauen und das zu kontrollieren.
    Und der Bub hat immer geschwiegen und der Arzt hat ihn mehrere Sachen gefragt, woher er kommt, wie er heißt und so.
    Der Bub war sehr, sehr schüchtern und hat gar keine Antwort gegeben.
    Und erst wie dann der Arzt den Verband abgenommen hat, hat man gesehen, dass das eine furchtbar große, ganz, ganz infizierte Wunde war, die dem Buben furchtbar wehgetan haben muss.
    Und er hat versucht,
    stark zu sein und möglichst nicht, wie die anderen Kinder, die in diesem Zimmer waren, zu weinen oder zu jammern.
    Man hat richtig gesehen, wie er die Zähne zusammengebissen hat und wie wunderscheußlich er ausgesehen hat.
    Der Arzt hat ihm das dann desinfiziert und einen neuen Verband draufgegeben.
    Der Bub war so ruhig die ganze Zeit, gar nicht wie die anderen Kinder, die gebettelt haben, um Kekse oder um etwas zu essen, und hat sich ganz still in sein Eck gesetzt.
    Dann habe ich gesehen, dass er weint.
    Dann hat mir die Betreuerin von den Kindern gesagt, dass dieser Bub in ein Feuergefecht hineingekommen ist, und seine Wunde war eine Schusswunde.
    Er hat in diesen Viren seine Eltern verloren.
    das Leid nicht, wie man es sich immer vorstellt, sondern der Bub hat geschwiegen, der hat nicht gebettelt um irgendwas, sondern der hat geschwiegen, und dieses ganze Leid von dem Krieg war irgendwie in diesem acht- oder zehnjährigen Buben zu sehen, der so still war und trotzdem so furchtbar gelitten hat.
    Ein Bündel Elend.
    Da ist nichts mehr Großes dran.
    mehr auf der rationalen Ebene gefragt, das Elend in Ruanda, der Krieg in Bosnien und viele andere Orte könnte ich jetzt aufzählen, und bei uns da in Österreich ist ja auch nicht alles optimal und es gibt auch bei uns Armut.
    Wenn die Leute da sagen, es hat doch keinen Sinn, wir können einfach nicht allen und überall helfen, auch wenn sich das schmerzt, ist dann nicht auch etwas Wahres dran?
    Ich glaube, man muss sich davon distanzieren, dass man alles abdecken möchte und alles perfekt lösen möchte.
    Das ist auch das, was ich in meiner täglichen Arbeit erfahren habe.
    Man muss an einem Eck anfangen.
    Man muss was tun.
    Und ich glaube, das ist das Einzige, was man machen kann.
    Und das ist auch das, was schlussendlich sicherlich
    viel Erfolg bringt in dieser Arbeit.
    Man kann nicht sagen, ich möchte alles lösen oder ich möchte alles beseitigen.
    Darüber darf man sich gar keine Illusionen machen.
    Das ist natürlich wahr.
    Steckt da eins Ihrer Motive, dass Sie sagen, man kann nicht alles lösen und weil man das weiß, dass man nicht alles lösen kann, lehnt man sich am besten zurück.
    Und das tun Sie nicht, sondern probieren halt irgendeinen Zipfel in den Griff zu kriegen.
    Ist das so?
    Ja, die Motivation ist, ich muss an einem Ende anfangen
    Und was tun dagegen?
    Das ist das Einzige, was man tun kann.
    Man darf sich nicht die Illusion machen, dass man alles abdecken kann.
    Wenn ich an einem Ende anfange, dann kann ich den Menschen, die dort sind, sicherlich helfen.
    Es gibt Hilfe auf der Welt, aber vielleicht keine Lösungen.
    Ich glaube, die Lösungen liegen auf einer anderen Ebene als auf der humanitären.
    Ich arbeite halt jetzt auf der humanitären Ebene.
    Wo liegen die Lösungen?
    Ich glaube, sehr viele Lösungen liegen auf der politischen Ebene.
    und werden dort kaum gefunden.
    Das ist, glaube ich, eine ganz andere und sehr, sehr viel schwierigere Arbeit als die meinige vielleicht.
    Frau Brezina, Sie haben zuerst gesagt, in Ihrer Arbeit hilft Ihnen Ihr Glaube und er motiviert Sie auch.
    Jetzt möchte ich ein bisschen mit Ihnen reden über diesen römisch-katholischen Glauben, den Sie haben, und die große Kirche, die dahinter steckt, und die Caritas, die ein Teil davon ist, und wo Sie arbeiten.
    Für viele Menschen
    fallen doch heute Ihr katholischer Glaube und die katholische Kirche irgendwie auseinander.
    Da gibt es kritische Spannungen.
    Auch Gläubige sind nicht immer ganz zufrieden mit allem, was in der Kirche passiert, in Österreich und überhaupt.
    Wie geht es Ihnen da?
    Was soll ich sagen?
    Ich kann das sehr gut verstehen und bin auch selber sicherlich kein unkritischer Mensch.
    Aber ich glaube doch, dass es im Glauben und in der Kirche einen Kern gibt, der sehr, sehr wichtig ist und der, wie soll ich sagen, oft vielleicht über den Streitereien doch sehr schnell vergessen wird.
    Und um den geht es ja eigentlich.
    Jetzt mache ich es ein bisschen konkreter und sage, können Sie etwas benennen, was Ihnen in der katholischen Kirche nicht passt?
    Ich glaube, das ist vielleicht in Europa so ein ganz allgemeines Problem, dass man vielleicht den Kontakt, dass die Kirche den Kontakt zu den Leuten sehr verliert.
    Das finde ich sehr traurig eigentlich.
    Mache ich es noch einen Schritt konkreter?
    Es hat doch recht massive Auseinandersetzungen gegeben zwischen Positionen, die der Bischof Krenn vertritt, der Bischof Eder vertritt und anderen Positionen.
    Das hat es doch gegeben in den letzten Jahren in der Kirche.
    Wo haben Sie denn da mehr hingeneigt?
    Hat Ihnen mehr der Bischof Krenn gefallen oder, ich sage es jetzt mit einem anderen Namen, der Bischof Eber?
    Sicherlich mehr der Bischof Eber.
    Frau Brezina, sind Sie eine starke Frau?
    Ja.
    Warum schätzen Sie sich selber so ein?
    Wie soll man das begründen?
    Schwierig.
    Sie müssen sich erkennen.
    Ich glaube, ich bin vielleicht stark geworden durch das, was ich erlebt habe.
    Ich habe sehr viel erlebt schon.
    Ich war in sehr vielen Ländern.
    Sind Sie stark geworden auch durch Leiden, durch Rückschläge?
    Ja.
    Klingt so ein bisschen durch.
    Wollen Sie etwas sagen darüber?
    leiden vielleicht nicht unbedingt, aber durch viele aufregende Ereignisse, die vielleicht jemand anderer nicht erlebt hat.
    Zum Beispiel bin ich während meiner Studienzeit in Prag gewesen, während des Umsturzes, und habe das wirklich an ganz vorderster Front miterlebt, mit den Journalisten habe ich übersetzt.
    und habe den Watzlarf Haveler also noch erlebt, wie er noch in der Opposition war und bin selber bei den Demonstrationen gestanden und unter anderem auch an einem Tag, wo die Volksmilizen den Schussbefehl gehabt hätten.
    Das sind so Ereignisse, durch die man sicherlich stark wird.
    Mutig sind Sie.
    Spüre ich ein bisschen jetzt, wenn ich Ihnen so zuhören höre.
    Doch, sicher.
    Sind Sie auch hart?
    Hart bin ich nie.
    Was möchten Sie in Ihrem Leben noch erreichen?
    Ich möchte noch mehr Sprachen lernen.
    Wie viel können Sie schon?
    Sieben.
    Hinter jeder erfolgreichen Frau steht ein Mann, heißt es so landläufig.
    Wer hält denn Ihnen den Rücken frei bei Ihren Einsätzen?
    Niemand.
    Selbst ist die Frau.
    Und wovor fürchten Sie sich?
    Am scheußlichsten finde ich irgendwie seelische Grausamkeit.
    Gar nicht so konkrete Ereignisse wie Krieg oder Katastrophen oder so.
    Ich finde, seelische Grausamkeit oder menschliches Leid zu sehen ist wesentlich schlimmer oder auch zu erfahren ist wesentlich schlimmer als alles andere.
    Und was lieben Sie am meisten?
    Könnte ich gar nicht sagen.
    Irgendwie so eine reine Atmosphäre vielleicht von Glück oder Zufriedenheit.
    Wann sind Sie glücklich und zufrieden?
    Oh, da gibt es vieles.
    Sagen Sie eines.
    Ich war zum Beispiel jetzt ein paar Tage bei meinen Eltern zu Hause.
    Das war sehr, sehr schön.
    Frau Brezina, ganz zum Schluss.
    Gibt es einen Satz in der Bibel, der Ihr Leben leitet?
    Also, was mir sehr gut gefällt, sind in dem Paulusbrief die Stelle, wo steht über Glaube, Hoffnung und Liebe, wo steht, wenn ich mit Menschen oder mit Engelszungen reden könnte und hätte aber die Liebe nicht, dann wäre alles nur leere Worte, glaube ich.
    Tönendes Erz oder beklemmende Schäden.
    Ja, genau.
    Das mag ich sehr gern.
    Vielen Dank für das Gespräch.
    Hans Wesenberg sprach heute mit der jungen Caritas-Mitarbeiterin Susanne Brezina.
    Kein Ende der Pest in Indien.
    Die indischen Behörden rechnen aber mit dem Höhepunkt der Pestfälle Mitte nächster Woche.
    Danach wird mit einer Abschwächung gerechnet.
    Zurzeit wird von Indien-Besuchen dringend abgeraten.
    Die Air Canada etwa hat ihre Indien-Direktflüge bis auf Weiteres eingestellt und andere internationale Fluggesellschaften folgen diesem Beispiel.
    Auf 2.000 wird die Zahl der infizierten Menschen geschätzt.
    Die Dunkelziffer dürfte aber weit darüber liegen.
    Aus Neu Delhi ein Bericht von Heinz-Rudolf Ottmerding.
    Inzwischen gibt es rund 250 Bestpatienten in Neu Delhi allein.
    Wie viele es in ganz Indien sind, scheint niemand mehr genau zu wissen.
    Immer klarer stellt sich heraus, dass die Behörden zwar dafür gesorgt haben, dass kranken genug Medikamente zur Verfügung stehen, dass aber die Isolierung und Behandlung der Fälle in den Krankenhäusern katastrophal verläuft.
    Ein Fotograf, der heute Morgen das Krankenhaus für Ansteckungskrankheiten in der Hauptstadt besuchte, kam entsetzt zurück.
    Wer die Pest noch nicht habe, hole sie sich genau dort, berichtete er.
    Er sah Ratten auf den Toiletten und frei herumlaufende Patienten, die in die Gegend spuckten und sich mit Scharen von Verwandten unterhielten.
    Gegen derlei Zustände verblassen viele sicherlich ernstgemeinte Anstrengungen aller möglicher Stellen in Indien.
    Die Eisenbahnen in Maharashtra stellten die Verteilung von Kopfkisten in Schlafwagen ein und aus Indien abfliegende Flugzeuge sollen auf Ratten hin untersucht werden.
    Das ist früher offenbar nicht geschehen.
    Was sich hier offenbart, sind Abgründe der Schlamperei.
    Sie kommen Indien immer teurer zu stehen.
    Kein Mensch in der Welt wird noch lange glauben, dass Indien ein Industrieland im Aufbruch ist, wenn die Pestepidemie sich weiter ausbreitet und dann noch auf diese Weise bekämpft wird.
    Heinz-Rudolf Ottmerding hat informiert aus Neu-Delhi.
    Der frühere amerikanische Präsident Jimmy Carter begeht heute seinen 70.
    Geburtstag.
    Er amtierte von 1977 bis 1981, hat es aber bis heute verstanden, politisch von sich reden zu machen.
    Ein Kurzportrait von Georg Schalkgruber.
    Fast scheint es, als wolle er die großen außenpolitischen Erfolge, die ihm als Präsident versagt geblieben sind, jetzt als Ex-Präsident nachholen.
    Der Friedensschluss zwischen Israel und Ägypten in Camp David war seinerzeit zwar ein historischer Blutspunkt, gescheitert ist Carter aber an der iranischen Geiselnahme von dutzenden Amerikanern und an der missglückten Befreiungsaktion.
    Das alles war mit ein Grund für seine Niederlage 1980 gegen Ronald Reagan.
    In jüngster Vergangenheit aber war Carter immer wieder als diplomatischer Vermittler in Somalia, in Nordkorea und zuletzt in Haiti im Einsatz.
    In Portobelo hat er mit den Militärmachthabern eine friedliche Lösung über ihren Rückzug von der Macht ausgehandelt.
    Ob dieses Arrangement auch halten wird, weiß man noch nicht so genau.
    Die Aktivitätenkaters blieben nie ganz unkritisiert.
    Seine Nachfolger Ronald Reagan und George Bush lehnten stets dankend seine Dienste ab und auch jetzt werden in Washington schon Wetten darauf abgeschlossen, wie lange Bill Clinton seinen Parteifreund aus Georgia noch Frieden stiften lassen will.
    Offiziell freilich hört man es anders.
    Außenminister Christoph etwa wies Berichte über ein Zerwürfnis mit Kater nachdrücklich zurück und bezeichnete den Ex-Präsidenten als zu wenig genutzten Schatz, als underused resource.
    Als Präsident rückte Kater vor allem die Menschenrechte ins Zentrum und jetzt verweisen frühere Mitarbeiter darauf, dass Kater, beseelt von tiefer Religiosität, dazu neigt, unermüdlich als Weltverbesserer zu wirken.
    Er wird vielfach als politischer Moralist sogar, als Missionar eingestuft.
    Und ganz böse Kritiker meinen, er habe vor allem eines in Sinn, nämlich jenen Preis, der ihm nach dem Nahostabkommen von Camp David versagt blieb, den Friedensnobelpreis.
    Jimmy Carter feiert heute seinen 70.
    Geburtstag.
    Der zweifellos spektakulärste Prozess der amerikanischen Justizgeschichte hat Anfang dieser Woche begonnen.
    Der Prozess gegen den Ex-Football- und Schauspieler O.J.
    Simpson.
    Der Mann, der im Verdacht steht, seine Frau und ihren Freund ermordet zu haben.
    Der Mann, dessen Verhaftung im Fernsehen live übertragen wurde.
    Die Verfolgungsjagd Mitte Juni stahl dem Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft die Show
    Und seither ist OG nach wie vor das Top-Thema in den US-Medien.
    In dieser Woche hat die mühevolle Prozedur der Auswahl der Geschworenen begonnen.
    Und diese Auswahl erfolgt für europäische Verhältnisse auf äußerst ungewöhnliche Weise.
    Raimund Löw mit Details.
    75 Seiten umfasst die Liste der Fragen, die die 304 potenziellen Geschworenen bis zum 12.
    Oktober beantworten müssen.
    Dann beginnt die Einzelbefragung durch Richter, Staatsanwaltschaft und Verteidigung, um die alles entscheidende zwölfköpfige Jury sowie acht Stellvertreter auszuwählen.
    Richter Leinz Ito hat mit Erstaunen festgestellt, dass sich die per Los ausgewählten Kandidaten, ganz anders als sonst richtig gehend, danach gedrängt haben, in die engere Auswahl zu kommen.
    Und das trotz der mageren 5 Dollar, die ein Geschworener pro Verhandlungstag erhält.
    Und trotz der Möglichkeit, dass die Jury während Monaten kaserniert wird.
    Aber die Chance am Urteil gegen eine Berühmtheit wie O.J.
    Simpson teilzunehmen, will sich offensichtlich niemand entgehen lassen.
    Eine der Fragen auf der langen Liste lautet denn auch, ob der oder die Betroffene eigentlich vorhat, die Erfahrung in der Simpson-Jurie zu Geld zu machen.
    Nach Erlebnissen mit Gewalt in der Ehe wird gefragt, nach eventuellen Vorlieben für Messer, die die Dimensionen reiner Küchengeräte übersteigen und nach dem Interesse für Berühmtheiten aus Film und Fernsehen.
    Das Gericht möchte die Meinung möglicher Geschworener über Ehescheidung und Rassismus, über gemischtrassige Familien und über die bisherige O.J.
    Simpson-Berichterstattung in den Medien wissen.
    294 Fragen sind es, die helfen sollen, eine mögliche Befangenheit der Kandidaten zu ergründen und mit deren Hilfe Anklage und Verteidigung ihnen unangenehmer Geschworenen ausschließen wollen.
    Die Faustregel lautet, dass die Staatsanwaltschaft lieber weiße Law-and-Order-Fans auf der geschworenen Bank sehe, die Verteidigung dagegen möglichst Personen, die Polizei und Obrigkeit misstrauen.
    Beide Seiten haben aber darüber hinaus teure Spezialinstitute beauftragt.
    um herauszufinden, welcher Typus eher und welcher Typus weniger wahrscheinlich von Schuld, respektive Unschuld, O.J.
    Simpsons zu überzeugen sein wird.
    Der Angeklagte selbst hat mit dem Liebesverben und die Gunst möglicher Geschworener bereits begonnen.
    Er begrüßte sie mit einem freundlichen Guten Tag und plauderte mit den drei anwesenden Journalisten.
    Bestimmte Kommentatoren fragen sich nämlich seit Tagen, was O.J.
    Simpson in den Verhandlungspausen, den immer wieder versunken so vor sich hin summt.
    Es ist eine melodierste Musical Cats, ließ der Star die Öffentlichkeit wissen.
    Das Lied erinnere ihn an seine Kinder.
    Wenn die Geschworenen Ende Oktober einmal ausgewählt sind, dann wird es allerdings bis zur Verlesung der Anklageschrift noch mindestens einen Monat dauern.
    Vorher muss in einem eigenen Hearing geklärt werden, ob die von der Anklage vorgebrachten DNA-Analysen über die Herkunft der inkriminierenden Blutspuren überhaupt zugelassen sind.
    Das Höchstgericht von Kalifornien hat dazu bisher kein eindeutiges Urteil gefällt.
    Und sowohl Verteidigung als auch Staatsanwaltschaft halten ein Heer von Spezialisten mit Pro- und Contra-Argumenten bereit.
    Raimund Löw war das aus Washington über den O.J.
    Simpson-Prozess.
    Kunsthandels- und Rechtsexperten aus aller Welt und erstmals auch aus den neuen osteuropäischen Staaten trafen einander diese Woche in Wien, um rechtliche Aspekte des Kunsthandels, der Ausfuhr, des Schutzes und der Wiedererlangung von Kulturgütern zu diskutieren.
    Veranstaltet wurde der Kongress vom Institut für Recht und Praxis der internationalen Wirtschaft an der Internationalen Handelskammer mit Sitz in Paris.
    Maria Rehnhofer fasst zusammen.
    Der Konflikt zwischen dem Kunsthandel, der sich möglichst offene Grenzen für die Ausfuhr von Kulturgegenständen wünscht, und den Denkmalschützern, die sich gegen kulturellen Ausverkauf wehren.
    der Kulturaustausch zum Zweck internationaler Ausstellungsprojekte oder die Wiedererlangung bzw.
    der Ersatz von Kunstwerken, die infolge bewaffneter Auseinandersetzungen verschwunden oder schlicht und einfach gestohlen worden sind.
    Das waren nur einige Aspekte des internationalen Kongresses, der heute in Wien zu Ende geht.
    Für den Kongressvorsitzenden, den Genfer Anwalt Pierre Laliv, bietet sich Wien geradezu als idealer Treffpunkt an.
    Wien als große Metropole der Kultur, Kunst, Musik und so weiter ist auch aufgrund seiner politischen und geografischen Situation im Zentrum Europas sehr interessant.
    Umso mehr als eines unserer Themen die Wiedererlangung und der Schutz von Kulturgütern ist und wir sehr glücklich sind, Repräsentanten aus Russland, den baltischen und anderen osteuropäischen Ländern hier zu haben.
    Internationalität und Interdisziplinarität prägten diese Symposion.
    Experten der verschiedensten Herkunft hatten Gelegenheit, ihre Erfahrungen auszutauschen.
    Vom Bankier bis zum Kunstspediteur, vom Museumsdirektor bis zum Wiener Völkerrechtler Ignaz Seidel-Hohenfeldern.
    Das große Interesse dieses Kongresses gegenüber vielen anderen ist eben gerade, dass diese verschiedenen Interessen hier sind und dass sie sich auch in den Debatten äußern.
    Denn es sind eben nicht nur Juristen und Händler da, sondern wir haben zum Beispiel auch einige Künstler da, es ist auch ein Kunstsammler da.
    Es macht das Ganze eben sehr lebendig.
    Bei den Vorträgen und Workshops wurde auf die praktischen Erfahrungen Wert gelegt, wobei sich die Diskussionen vor allem auf die Fragen rund um den legalen Austausch von Kulturgütern, auf den Spielraum zwischen Ausfuhrmöglichkeiten und Beschränkungen konzentrierten.
    Rechts- und Kunsthandelsexperte John Merriman von der Stanford University
    Der aus meiner Sicht wichtigste praktische Aspekt ist die Ermutigung des Kunsthandels, die Förderung der Bereitschaft kulturell reicher Länder ihre Schätze auch ausführen zu lassen.
    Österreich gehört zu jenen Ländern mit den striktesten Ausfuhrbestimmungen.
    Wird sich daran mit dem EU-Beitritt etwas ändern?
    Ignaz Seidel-Hohenfeldern?
    Ja und nein, nicht?
    Es kommt nicht zu einem Ausverkauf Österreichs, sondern es bleiben die österreichischen Regelungen erhalten.
    Was sich ändert, ist, dass die Grenzen wegfallen.
    Der Wiener Völkerrechtler beschäftigt sich speziell mit der Rückgabe bzw.
    dem Ersatz gestohlener, verschwundener oder zerstörter Kulturgüter, für die auch die Hager Kulturgüterschutzkonvention nicht immer ausreichend ist.
    Es ist nicht nur die Rückgabe nach Kriegszeiten, sondern wir hatten zum Beispiel gestern auch die Probleme gehabt, dieses internationalen Zentrums für die Erfassung gestohlenen, nicht im Krieg gestohlenen, sondern ganz normal gestohlenen Kunstguts.
    wo die Polizei in London durch einen Glücksfall so, ich weiß nicht, vielleicht 50 Gemälde bei einem sehr erfolgreichen Kunstdieb aufgefunden hat und jetzt die größten Schwierigkeiten hat, herauszukriegen, wo diese Dokumente, die auch überall in Europa zusammengestohlen worden sind, nun herkommen und sich auch an den Richtigen zurückzugeben.
    Eine Bilanz war das über die Wiener Konferenz, über Kultur, Güter, Austausch.
    Nicht immer ganz einfach, dieser Austausch.
    Im ORF-Mittagsschanal jetzt noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Ab heute gilt die 19.
    Novelle zur Straßenverkehrsordnung.
    Ihr Ziel?
    Mehr Sicherheit und weniger Unfälle.
    Neu geregelt werden unter anderem Tempolimits und Alkoholbestimmungen.
    Kontrollen sind künftig auch ohne begründeten Verdacht auf Alkoholisierung des Lenkers möglich.
    Die Ergebnisse eines Alkomaten sind rechtlich der Blutabnahme gleichgestellt.
    Besser geschützt werden Fußgänger, Radfahrer und vor allem Kinder.
    20 Prozent der Strafgelder sollen in Zukunft Gendarmerie und Polizei für mehr Verkehrsüberwachung zur Verfügung stehen.
    Auch eine neue Heeresgliederung tritt heute in Kraft.
    Das österreichische Bundesheer soll kleiner, flexibler und schlagkräftiger gemacht werden.
    Der Mobilmachungsrahmen wird von 200.000 auf 120.000 Mann reduziert.
    Höchste Priorität hat die Sicherung der Grenzen.
    10.000 Mann Kader sollen innerhalb von 24 Stunden an jedem Grenzabschnitt einsetzbar sein.
    In Graz ist die Herbstmesse eröffnet worden.
    Sie dauert bis zum 9.
    Oktober.
    Vertreten sind mehr als 1600 Aussteller, ein Drittel von ihnen kommt aus dem Ausland, überwiegend aus Deutschland.
    Slowakei.
    Die zweitägigen Parlamentswahlen in der Slowakei werden heute abgeschlossen.
    Wahlberechtigt sind etwa 3,8 Millionen Menschen.
    Erste Prognosen werden für den Nachmittag erwartet.
    Im Mittelpunkt des Interesses steht die Frage, ob der im März entmachtete ehemalige Ministerpräsident Mečiar wieder an die Macht kommt.
    Derzeit regiert in der Slowakei eine Rechts-, Mitte-, Links-Koalition unter Ministerpräsident Moravčík.
    Indien.
    Die Pest in Indien greift weiter um sich.
    Auch in der Hauptstadt Neu Delhi gibt es einige hundert Infizierte.
    Sie können nur unzureichend behandelt werden.
    Nach Medienberichten kann von Quarantänemaßnahmen keine Rede sein.
    Der internationale Flugverkehr mit Indien ist weitgehend eingestellt worden.
    Finnland.
    Das Wrack der gesunkenen Fähre Estonia kann heute doch nicht untersucht werden.
    Wegen Schlechtwetters und 5 Meter hoher Wellen kann ein Spezialschiff mit Unterwasserrobotern an Bord nicht auslaufen.
    Beim Untergang der Estonia am Mittwoch sind mehr als 900 Menschen umgekommen.
    Ungarn.
    Der sogenannte Paprikaskandal hat millionenschwere Folgen.
    Das ungarische Nationalgewürz wurde in der vergangenen Woche aus dem Handel gezogen, weil es mit Bleioxid vergiftet war.
    Der Schaden beträgt nach jüngsten Informationen umgerechnet etwa 30 Millionen Schilling.
    Betroffen sind die etwa 50.000 Geschäfte des Einzelhandels.
    46 Ungarn liegen mit Bleivergiftung in Spitälern.
    Möglicherweise sind aber weit mehr Personen betroffen.
    Das Wetter heute Nachmittag, abwechselnd sonnig und wolkig, vor allem in Ober- und in Niederösterreich aber noch stark bewölkt und einzelne Regenschauer.
    Im Donauraum ist es windig.
    Die Temperaturen liegen heute meist zwischen 18 und 23 Grad.
    Und das war das ORF-Mittagsschanal.
    Am Samstag, Tonmeister war Manfred Bauer, Regie Ilse Oberhofer am Mikrofon Christel Reiß.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Mitwirkende: Schallgruber, Georg [Gestaltung] , Schirlbauer, Wilfried [Sprecher/in]
    Datum: 1994.10.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Mitwirkende: Steiner, Gerhard [Gestaltung]
    Datum: 1994.10.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Klima und Wetter ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wirtschaftsminister Schüssel, ein origineller Wahlkämpfer
    Der Nationalratswahlkampf verlangt den heimischen Politikern alles ab. Das Vorzugsstimmensystem und seine Auswirkung auf die Kandidatenreihung erfordert persönlichen Einsatz. Wirtschaftsminister Schüssel betreibt einen äußerst ausgefallenen persönlichen Wahlkampf. Unter anderem ist er unter die Märchenerzähler gegangen. Einblendung: Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel, Interview: Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel, Einblendung: Impressionen Wahlkampf.
    Mitwirkende: Dittlbacher, Fritz [Gestaltung] , Schüssel, Wolfgang [Interviewte/r]
    Datum: 1994.10.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaftspolitik ; Wahlen ; Parteien / ÖVP ; Interview ; Werbung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wahlen in der Slowakei
    In der Slowakei wird aktuell gewählt. Ungewiss ist die Rolle des ehemaligen Ministerpräsidenten Vladimir Meciar nach der Wahl. Die regierende Koalition kann bei einem ungünstigen Wahlausgang auseinanderbrechen. Einblendung: diverse Wahlwerbungen, Interview: Politiker Dusan Slobodnik, Interview: Ministerpräsident Jozef Moravcik.
    Mitwirkende: Schwarz, Alfred [Gestaltung] , Slobodnik, Dusan [Interviewte/r] , Moravcik, Jozef [Interviewte/r]
    Datum: 1994.10.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wahlen ; Parlament ; Regierung ; Opposition ; Minderheiten ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Slowakei
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Susanne Brezina
    Im "Journal zu Gast" ist die Caritas-Mitarbeiterin Susanne Brezina. Sie hat im August die ersten großen Hilfsaktionen aus Österreich im Bürgerkriegsgebiet von Ruanda geleitet. Seitdem hat die 28-jährige den Spitzenamen "Engel von Ruanda". Interview: Caritas-Mitarbeiterin Susanne Brezina.
    Mitwirkende: Besenböck, Hans [Gestaltung] , Brezina, Susanne [Interviewte/r]
    Datum: 1994.10.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Interview ; Entwicklungsländer ; Porträt ; Soziales ; Asyl ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Ruanda ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pest in Indien
    Die indischen Behörden rechnen mit dem Höhepunkt der aktuellen Pestfälle in der Mitte der nächsten Woche. Internationale Fluggesellschaften stellen Direktflüge nach Indien ein. 2000 Erkrankungen werden offiziell geschätzt. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Ein Bericht aus Indien.
    Mitwirkende: Othmerding, Heinz Rudolf [Gestaltung]
    Datum: 1994.10.01 [Sendedatum]
    Ort: New Delhi
    Schlagworte: Politik ; Gesundheitswesen und medizinische Versorgung ; Medizin ; Ernährung ; Reportage ; Tod ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Indien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ex-US-Präsident Jimmy Carter 70
    Der frühere amerikanische Präsident Jimmy Carter begeht seinen 70. Geburtstag. Er amtierte von 1977 - 1981 und ist weiterhin im politischen Weltgeschehen als Vermittler tätig.
    Mitwirkende: Schallgruber, Georg [Gestaltung]
    Datum: 1994.10.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Regierung ; Jubiläum ; Porträt ; Außenpolitik ; Diplomatie ; Friede ; Verhandlung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; USA - Vereinigte Staaten von Amerika
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Bilanz der Wiener Konferenz zum Kulturgüteraustausch
    Kunsthandel und Rechtsexperten aus aller Welt trafen in Wien aufeinander um rechtliche Aspekte des Kunsthandels, der Ausfuhr, des Schutzes und der Wiedererlangung von Kunstgütern zu diskutieren. Veranstaltet wurde der Kongress vom Institut für Recht und Praxis der internationalen Wirtschaft. Interview: Rechtsanwalt Pierre Lalive, Interview: Völkerrechtler Ignaz Seidl-Hohenveldern, Interview: Historiker John M. Merriman.
    Mitwirkende: Rennhofer, Maria [Gestaltung] , Lalive, Pierre [Interviewte/r] , Seidl-Hohenveldern, Ignaz [Interviewte/r] , Merriman, John [Interviewte/r]
    Datum: 1994.10.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Handwerk und Gewerbe ; Kongress ; Justiz und Rechtswesen ; Finanzwesen und Kreditwesen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Wien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kurzmeldungen
    Mitwirkende: Schirlbauer, Wilfried [Sprecher/in]
    Datum: 1994.10.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1994.10.01
    Spieldauer 00:56:00
    Mitwirkende Reiss, Christl [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1994.10.01 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-941001_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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