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KI-generiertes Transkript
Ein Samstag-Mittagsjournal mit Louis Glück und mit dem Schwerpunkt Nationalratswahl.
Morgen spricht er ja, der Souverän, das Volk, wir also.
Und dazu gibt es eine bunte Palette an Vorberichten.
Worum geht es morgen, fragen wir.
Dazu Details zum neuen Stimmzettel, Fakten und Daten zur Wahl und das Wahlkampffinale der ÖVP, das derzeit in Wien stattfindet.
Auslandsthemen.
Was steckt hinter Saddam Husseins Provokation gegen Kuwait?
Erste finnische EU-Abstimmungstrends zeigen ein klares Ja.
Viele Rätsel weiter um das Sektendrama in der Schweiz.
Ein Bericht aus Indien, wo man sagt, man hat die Pest im Griff.
und das erste große Live-TV-Interview mit Marlon Brando.
Wir recherchieren natürlich auch in Sachen Briefbanken und am Beginn der Sendung jedenfalls jetzt einmal der Nachrichtenüberblick.
Heimo Gottler meldet sich mit Nachrichten von Fabio Polli.
Irak, USA.
Die Vereinigten Staaten verlegen Truppen in den Persischen Golf.
Das ist eine Reaktion darauf, dass der Irak an der Grenze zu Kuwait mit etwa 65.000 Mann aufmarschiert ist.
Nach amerikanischen Angaben befinden sich in Grenznähe zwei Panzerdivisionen und die Elite-Truppe von Staatschef Hussein, die Republikanische Garde.
Derzeit ist nicht abzusehen, welchem Zweck die Truppenkonzentration dient.
Es könnte eine Drohgebärde des irakischen Diktators sein.
Möglich ist aber auch, dass ein neuer Überfall auf Kuwait geplant ist.
Die USA haben als Reaktion einen Teil ihrer Streitkräfte in dem Gebiet in Alarmbereitschaft versetzt.
Der Flugzeugträger George Washington wurde ins Rote Meer verlegt.
Der amerikanische Präsident Clinton hat eine direkte Warnung an Saddam Hussein gerichtet.
Die Fehler der Vergangenheit dürften nicht wiederholt werden, sagte der amerikanische Präsident wörtlich.
In Kuwait ist die Situation zwar ruhig, aber gespannt.
Vereinte Nationen.
Der Irak verweigert Auskunft über die Gründe des Truppenaufmarschs.
Der Vorsitzende des UNO-Sicherheitsrats verlangte vom irakischen UNO-Botschafter Aufklärung, hat sie aber nicht erhalten.
Der Irak erklärte lediglich, sein Land habe das Recht, jederzeit Truppen innerhalb der eigenen Grenzen zu verlegen.
Der Sicherheitsrat will sich am Nachmittag mit der Situation beschäftigen.
Die Arabische Liga hat den Irak aufgefordert, seine Truppen von der Grenze zurückzuziehen.
Österreich.
Die Polizei hat noch keine Spur in der Briefbombenserie.
Die Fahndung hat bisher keine Erfolge gezeitigt.
Das Innenministerium erklärte, dass die verwendeten Materialien nicht aus militärischer Produktion stammen.
Geklärt wurde mittlerweile, dass die vier Briefbomben, die in Kärnten, Tirol, Salzburg und Vorarlberg sichergestellt wurden, von gleicher Bauart sind.
Sie unterscheiden sich aber wesentlich von den Bomben der ersten Serie im Dezember des Vorjahres.
In Oberösterreich hat der Wintereinbruch zu Behinderungen geführt.
Im Enztal waren hunderte Haushalte ohne Strom, nachdem zahlreiche Leitungen gerissen und Trafostationen ausgefallen sind.
Außerdem knickten viele Bäume unter der Last des Nassschnees ein.
Bosnien-Herzegowina.
Die UNO-Luftbrücke für Sarajevo hat nicht einmal 24 Stunden gehalten.
Heute Vormittag wurde sie vorerst unterbrochen.
Ein UNO-Sprecher erklärte, man werde am Nachmittag überlegen, ob die Option der Versorgung von Sarajevo durch die Luft aufrecht bleibe oder nicht.
Grund für die Unterbrechung ist der Umstand, dass gestern Hilfsmaschinen beschossen wurden.
Über die UNO-Luftbrücke werden mehr als 80 Prozent der Nahrungsmittel für die 380.000 Einwohner von Sarajevo herangeschafft.
Schweiz, Kanada.
Nach dem Sektendrama in der Schweiz und in Kanada gibt es neue Enthüllungen.
Eine kanadische Radiostation berichtet, die Sekte könnte eine Tarnung für den internationalen Waffenhandel gewesen sein.
Gegen die beiden Sektenführer gibt es einen internationalen Haftbefehl.
Auf ihnen lastet der Verdacht, zumindest einige Sektenmitglieder getötet zu haben.
Die Selbstmordtheorie ist damit ins Wanken gekommen.
Dem Sektendrama sind in der Schweiz und in Kanada 53 Menschen zum Opfer gefallen.
Haiti.
Die Amnestie für die Militärjunta steht so gut wie fest.
Beide Kammern des Parlaments haben ein Gesetz gebilligt, das den Machthabern nach ihrem Abtritt Straffreiheit für alle Verbrechen gewährt, die in der Vergangenheit begangen wurden.
Das Gesetz muss noch von Präsident Aristide unterschrieben werden, der am 15.
Oktober nach Haiti zurückkehren und die Regierung übernehmen soll.
In den USA gibt es inzwischen immer mehr Stimmen, die fordern, dass die Junta notfalls militärisch gestürzt werden sollte, falls sie den Terminplan für den Übergang zur Demokratie weiter verzögert.
Vietnam.
Im Mekong-Delta sind mehr als 170 Menschen ertrunken.
In dem Gebiet gibt es die schlimmsten Überschwemmungen der vergangenen Jahrzehnte.
Etwa 200.000 Menschen sollen obdachlos geworden sein.
Es droht ein großer Ernteausfall.
Nachrichten waren das.
Am Beginn des Mittags schon als wir kommen zum Wetter.
Heftig war gestern der Wintereinbruch im Osten Österreichs.
Zeitweilig musste sogar die Wienerwald-Autobahn A21 gesperrt werden.
Robert Länger sagt uns, wie es nun weitergeht.
Das Wetter beruhigt sich nun allmählich nach dem gestrigen Wintereinbruch.
Selbst in den Niederungen Ostösterreich liegen ja bis zu 5 cm Schnee im Wiener Wald, selbst sind es sogar 15 cm.
Zur Zeit regnet oder schneit es vor allem noch in der Obersteiermark in Kärnten und Oberösterreich, aber auch damit ist es bald vorbei.
Es bleibt aber kalt.
Morgen Sonntag wird es in der Früh häufig nebelig, später zeitweise sonnig sein und etwas milder.
Doch zurück zu heute hier die aktuellen Meldungen.
Wien bedeckt 5 Grad, Eisenstadt stark bewölkt 6, Sankt Pölten heiter 6, Linz stark bewölkt 5 Grad, Salzburg wolkig 6, Innsbruck stark bewölkt 5, Bregenz stark bewölkt 7, Graz bedeckt 4 und Klagenfurt, Nieseln 4 Grad.
Heute Nachmittag bleibt es kalt, mit Werten zwischen 4 und 9 Grad.
Im Wiener Becken und Nordbrücken landet dazu noch kühler Südostwind.
Regen- und Schneefall hören in ganz Österreich weitgehend auf, also auch in Oberösterreich, Kärnten und der Obersteiermark.
Die Wolkendecke lockert immer wieder auf, zeitweise scheint die Sonne.
Es bleibt also alles in allem heute recht wechselhaft und kühl.
Sehr kalt wird es dann in der kommenden Nacht mit Tiefstwerten zwischen minus 4 und plus 2 Grad, die Schneedecke wird sich also noch etwas halten können.
Und morgens Sonntag ist es dann etwas milder, die Temperaturen erreichen 9 bis 14 Grad.
In der Früh bilden sich Nebel- und Hochnebelfelder.
Tagsüber kommt aber nach und nach die Sonne durch, überwiegend sonnig ist es morgen im Gebirge.
Also vor allem am Nachmittag ist das Wetter durchaus für Ausflüge oder Wanderungen geeignet.
Und ähnlich auch der Montag, in der Früh nebelig, später oft sonnig, bei Höchstwerten zwischen 13 und 16 Grad.
Danke, Robert Lenger.
Und wir bleiben noch kurz beim Wetter.
Dieses Tiefdruckgebiet aus dem Osten, das ja gestern dann Richtung Westen gewandert ist, hat in Oberösterreich so einige erste Winterschäden verursacht.
Mehr dazu von Ronald Maier.
In Oberösterreich ist durch die heftigen Schneefälle die Stromversorgung von rund 2000 Haushalten der Bezirke Vöcklerbruck, Gmunden, Kirchdorf und Steierland zusammengebrochen.
Der schwere, nasse Schnee blieb vor allem in den höheren Lagen auf den noch belaubten Bäumen liegen.
Unter der Last sind hunderte Bäume umgeknickt oder wurden zumindest so weit gebogen, dass sie die 30 Kilowolt-Leitungen beschädigten.
Dutzende Trafostationen fielen aus.
Besonders betroffen ist der Bezirk Steierland.
Seit dem späten Abend sind Notmannschaften der Oberösterreichischen Kraftwerke AG, freiwillige Feuerwehren und auch private Helfe im Einsatz, um die Leitungen wieder frei zu bekommen und zu reparieren.
Durch das hügelige Gelände sind viele Leitungen nur schwer erreichbar.
Außerdem besteht aufgrund des starken Schneedrucks nach wie vor die Gefahr, dass Bäume auch auf die Reparatur-Trupps stürzen.
Die OKR rechnet damit, dass die Schäden an den 30 Kilovolt Hauptleitungen bis heute Abend repariert sind.
Bei der Versorgung einzelner Haushalte im Niederspannungsnetz kann es aber noch bis morgen zu Schwierigkeiten kommen.
Wir kommen zum Thema Nummer 1, Hochspannung also vor der 15.
Nationalratswahl der Zweiten Republik am morgigen Sonntag.
5.770.000 Österreicherinnen und Österreicher sind aufgerufen, ihre parlamentarische Vertretung für die nächsten vier Jahre zu wählen.
Zunächst die Daten und die Fakten zur Nationalratswahl.
Sigrun Reininghaus berichtet.
13 Parteien stehen zur Wahl.
Neben den fünf Parlamentsparteien SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grüne und Liberales Forum scheinen auf dem Stimmzettel acht kleinere politische Gruppierungen auf.
Zwei von ihnen kandidieren österreichweit und zwar die Vereinten Grünen unter Spitzenkandidat und Ex-Fußballtrainer Adi Pinter und die Bürgerinitiative gegen den Verkauf Österreichs, Kürzel, Nein.
Die KPÖ tritt in sieben Bundesländern an.
In Salzburg und Vorarlberg hat sie die Kandidatur nicht geschafft.
Die bürgerlichen Grünen BGÖ bewerben sich in fünf Bundesländern.
In jeweils vier kandidieren die christliche Wählergemeinschaft CWG und die österreichische Naturgesetzpartei Stichwort fliegende Jogis.
In zwei Bundesländern treten Einzelkämpfer an, Fritz Georg in Vorarlberg und Reinhard Eberhardt mit seiner besten Partei in Kärnten.
Derzeit sind die 183 Parlamentssitze so verteilt.
SPÖ 80 Mandate.
FPÖ 28 Mandate.
Ursprünglich hatten die Freiheitlichen nach der letzten Nationalratswahl 1990 33 Sitze.
Im Februar 1993 hat sich aber das liberale Forum unter Heide Schmidt mit fünf Abgeordneten abgespalten.
Grüne 10 Mandate und das liberale Forum eben mit 5 Parlamentssitzen.
Die meisten Wahllokale öffnen um 7 Uhr früh.
Das letzte Wahllokal schließt um 17 Uhr.
376.000 Österreicher und Österreicherinnen haben Wahlkarten beantragt.
Die Wahlkarten können in jedem beliebigen Wahllokal in Österreich, aber auch im Ausland abgegeben werden.
Reisenden wird die Stimmabgabe erleichtert.
In vielen großen Bahnhöfen und auf zwei Flughäfen sind Wahllokale eingerichtet.
In Wien-Schwechat erfolgt der Wahlstartschuss.
Flieger oder Nachtschwärmer können ihre Stimme dort bereits ab 0 Uhr abgeben.
Das Wahllokal am Flughafen Linz öffnet um 6 Uhr früh und schließt um 16 Uhr, eine Stunde früher als das in Wien schwächert.
Auch im Flugzeug kann mit Wahlkarte gewählt werden.
Die Flugbegleiter der Fluglinien Auer und Laudaer sorgen dafür, dass die Wahlkarten an die Wahlbehörden geleitet werden.
Übrigens, auch in luftiger Höhe steht einer Stimmabgabe nichts im Wege.
Das höchstgelegene Wahllokal befindet sich am Kaunertaler Gletscher auf 2750 Meter Höhe.
Gewählt wird morgen auch nach einem neuen Wahlrecht.
Es soll dazu dienen, mehr Kontakt, mehr Bindung, mehr Nähe zwischen den Abgeordneten und den Wählern herzustellen.
Weniger Parteien als Persönlichkeiten sollen gewählt werden.
So war das Ziel.
Herausgekommen ist in jahrelangen Diskussionen aber eine Kompromisslösung.
Kein konsequentes Persönlichkeitswahlrecht, aber auch nicht mehr die bisherige reine Parteienwahl.
Für die Wähler bringt das neue Wahlrecht einige Änderungen.
Sie können diesmal mit Vorzugstimmen Regionalkandidaten direkt ins Parlament wählen.
Was sich genau ändert, weiß Armin Wolf.
Die sichtbarste Neuerung im Wahlrecht finden Sie morgen in Ihrem Wahllokal.
Die wundersame Vergrößerung des Stimmzettels.
Waren diese Stimmzettel bei Nationalratswahlen bisher so groß wie ein Schreibmaschinenblatt, so sind sie diesmal deutlich gewachsen.
Auf das Doppelte in den meisten Bundesländern, gar auf das Dreifache zum Beispiel in Oberösterreich.
Der Grund?
Diesmal müssen nicht nur bis zu elf Parteien auf einem Stimmzettel Platz finden, sondern auch noch mehrere Dutzend Kandidatennamen.
Erstmals können Sie heuer nämlich auch zwei Vorzugsstimmen vergeben.
Das heißt, Sie müssen nicht die vorgegebene Reihung auf den Kandidatenlisten akzeptieren, sondern können mitbestimmen, wer konkret für Ihre Partei ins nächste Parlament einzieht.
gedruckte Namen.
Falls Sie darunter jemanden finden, dem Sie Ihre Vorzugsstimme gönnen, so schreiben Sie diesen Namen auf dem Stimmzettel in das freie Feld unter der Parteibezeichnung.
Sie können allerdings nur einen Kandidaten wählen, der in Ihrem Bundesland kandidiert.
Als Tiroler können sie also keine Vorzugsstimme für Madeleine Petrovic oder Franz Franitzki abgeben, denn beide kandidieren nur in Wien.
Und Achtung, ein sogenanntes Stimmensplitting wie in Deutschland gibt es in Österreich nicht.
Sie können nur einen Kandidaten jener Partei vorreihen, die sie auch wählen wollen.
Also auf dem Stimmzettel FPÖ anzugreizen, aber Alois Mock dazuzuschreiben, hat wenig Sinn.
Ein solcher Stimmzettel zählt nur für die FPÖ.
Alois Mock hat nichts davon.
Aber damit nicht genug, sie haben noch eine zweite Vorzugsstimme und zwar für ihren Regionalwahlkreis.
43 davon gibt es heuer zum ersten Mal, zum Beispiel das Waldviertel, das Innviertel oder das Tiroler Oberland.
Im Schnitt hat jeder Wahlkreis rund 180.000 Wahlberechtigte.
Sie können morgen versuchen, einen Kandidaten aus Ihrem Wahlkreis direkt ins Parlament zu schicken, indem Sie ihm Ihre zweite Vorzugsstimme geben.
Alle Wahlkreiskandidaten sind auf dem Stimmzettel aufgelistet.
Einen davon können Sie ankreuzen.
Falls Ihr Lieblingskandidat genügend solche Vorzugsstimmen bekommt, kann er an die Spitze seiner Parteiliste springen und damit seine Chancen auf ein Mandat beträchtlich verbessern.
Aber auch ihr Wahlkreiskandidat muss zu jener Partei gehören, die sie wählen wollen.
Auch hier gibt es kein Stimmensplitting.
Wenn Sie morgen alle Ihre demokratischen Rechte ausnützen wollen, müssen Sie also drei Dinge auf den Stimmzettel schreiben.
Jeweils ein Kreuz für Ihre Partei und Ihren Wahlkreisvorzugskandidaten sowie den Namen Ihres Landesvorzugskandidaten.
Wenn Ihnen das alles zu kompliziert ist, wählen Sie wie bisher.
Ein Kreuz für Ihre Partei und das Ganze ist erledigt.
Am Wahlabend selbst könnte es durch das neue Wahlrecht zu einigen Verzögerungen kommen, denn die Stimmzettel müssen bei der Auszählung auch nach Vorzugsstimmen sortiert werden.
Die Vorzugsstimmen selbst werden allerdings erst später ausgezählt.
So wird man morgen Abend zwar wissen, welche Parteien wie viele Mandate im nächsten Nationalrat gewonnen haben, aber noch nicht, wer auf diesen Mandaten dann tatsächlich sitzen wird.
Das wird erst im Laufe der nächsten Tage bekannt.
Eine viel diskutierte Frage wurde in den letzten Tagen schließlich endgültig geklärt.
Es ist egal, wie Sie Ihren riesigen Stimmzettel falten, bevor Sie ihn ins Kuvert stecken.
Alles ist erlaubt.
Übrigens auch das Nichtwählen.
Die Wahlpflicht, die es 1990 noch in vier Bundesländern gab, ist diesmal abgeschafft.
Gehen Sie trotzdem hin.
Der Wahlkampf geht also heute zu Ende.
Ein Wahlkampf, der sich doch von seinen Vorgängen unterscheidet.
Noch nie spielten Inhalte und Sachthemen eine so kleine Rolle.
Noch nie waren Personen und Persönlichkeiten wichtiger, vor allem am runden Tisch des Fernsehens.
Noch nie wurden so wenig Antworten gegeben auf die großen Fragen.
Und noch nie wurden so viele Nebenschauplätze zu Hauptsachen.
Was waren die Schlagzeilen-Lieferanten?
Die Saga der Kanzlergattin, die Quereinsteiger der Jörg Haider, seine Schautafeln am runden Tisch mit dem so ausgelösten AK-Debakel, die Frage, wie direkt soll unsere Demokratie sein, die erfolgreiche TV-Profilierung der beiden weiblichen Spitzenkandidaten, der Aufschrei Alois Mox gegen die SPÖ und schließlich die Briefbomben als die letzte Wahlkampfmunition.
Doch wichtiger als all das schienen die Fragen, hält die Koalition, behält sie ihre Zweidrittelmehrheit, kommt doch Schwarz-Blau, kommt die Ampel-Koalition, schaffen müsste die Liberalen?
Gisela Hopfmüller analysiert vor dem Hintergrund der 90er Ergebnisse mit den Prozentzahlen 42,8 damals für die SPÖ, 32,1 für die ÖVP, 16,6 Prozent für die Freiheitlichen und damals 4,8 für die Grünen.
Geplänkel hin, geplänkel her, egal ob mit oder ohne, wenn und aber, die Große Koalition wird wohl nach dem 9.
Oktober neuerlich aufleben.
Wenn die SPÖ unter die 40-Prozent-Marke rutscht und die ÖVP unter die 30 Prozent, dann wird von der Dimension der jeweiligen Verluste abhängen, wer für die folgenden Koalitionsverhandlungen welche Trümpfe in der Hand hat.
Erfahrungswerte vergangener Jahre lassen unschwer den Schluss zu, zur Neusortierung künftiger Machtverhältnisse
werden sich SPÖ und ÖVP wohl wochenlang ineinander verbeißen.
Und ob das Ergebnis tatsächlich vier Jahre Haltbarkeit haben wird, ist die Frage.
Denn wenn etwa das organisatorische, rund um Österreichs EU-Beitritt einmal erledigt ist, beginnt der Koalitionskleister ohne Zweifel zu bröseln.
Ein großer Unsicherheitsfaktor für die rot-schwarze Zukunft ist, werden SPÖ und ÖVP miteinander wieder eine Zweidrittelmehrheit an Mandaten haben.
Was für eine Regierung nicht unwichtig ist, müssen im Parlament doch gesetzliche Großvorhaben oft mit Zweidrittelmehrheit beschlossen werden.
Keine Zweidrittelmehrheit für die Regierung heißt für das Parlament mehr spannende Abstimmungen, mehr Einfluss für die Opposition.
Die Zwei-Drittel-Mehrheit geht SPÖ und ÖVP dann wahrscheinlich flöten, wenn Heide-Schmidts liberales Forum den Sprung über die 4-Prozent-Hürde in die Nationalratschaft.
Erstmals gäbe es dann aufgrund einer Wahl fünf Parteien im Parlament.
Das liberale Forum saß ja bisher nur als FPÖ-Abspaltung im Parlament und stellt sich erstmals der Wahl.
Was zur Folge haben kann?
Dass sich das Protestpotenzial, also die Stimmen derer, die der Koalition eine Absage erteilen wollen, anders sortiert.
Denn theoretisch wählbar ist das liberale Forum für Unzufriedene aller Lager.
Allerdings anzunehmen, dass sich das für die Freiheitlichen ernsthaft negativ auswirkt, wäre wohl ein Trugschluss.
Denn dass die FPÖ mehr Zuspruch haben wird als 1990, deutlich mehr,
scheint unbestritten.
Mit 19 bis 20 Prozent der Wählerstimmen hat Jörg Haider sein Ziel festgelegt.
Es gibt kaum jemanden, der daran zweifelt, dass er es erreichen wird.
Welches Gewicht das Abschneiden der FPÖ haben wird, wird aber auch vom Abschneiden der ÖVP abhängen, also vom Abstand zwischen Schwarz und Blau.
Und auch davon, ob ÖVP und Freiheitliche miteinander mehr als 50 Prozent erreichen.
Auch wenn derlei wohl nicht auf der Stelle in eine schwarz-blaue Koalition führt, ein unübersehbarer Hinweis auf mögliche Entwicklungen in der Zukunft wäre so ein Ergebnis schon.
Die Grünen haben im Zuge des Wahlkampfes ihre Ängste, nicht wieder in den Nationalrat zu kommen, abgebaut.
Sie haben akzeptiert, dass der Wähler sich eher an Personen als an Programmen orientiert.
Das hat Madeleine Petrovic an die Spitze der Partei geführt und durch ihr Auftreten wurden sicher auch Wähler angesprochen, die bisher nie ihr Kreuzchen bei den Grünen gemacht haben, zum Beispiel jene, die sich mit Grün-Politikern wie Pilz oder Fockenhuber schwer tun.
Nicht zu unterschätzen ist wohl, dass mit Madeleine Petrovic und Heide Schmidt erstmals zwei weibliche Spitzenkandidaten zur Wahl stehen, die, das war die einhellige Einschätzung politischer Beobachter, im Wahlkampf und speziell in den Diskussionen am runden Tisch des Fernsehens Punkte sammeln konnten.
Eine große Unbekannte auch bei dieser Wahl, die Wahlbeteiligung.
Etwa 86 Prozent betrug sie 1990.
Die Tendenz war bei allen Wahlgängen der letzten Jahre fallend, deutlich fallend.
Nicht wählen ist mittlerweile auch zum viel geübten Protestmittel geworden.
Auf jeden Fall hingehen und wählen, lautet deshalb der Appell der Parteien, verbunden mit dem Hinweis, wir brauchen Stabilität für unsere Demokratie.
Ob die Appelle aber auf fruchtbaren Boden fallen, ist offen.
Das war eine Analyse von Gisela Hopfmüller.
Inzwischen haben uns einige aufmerksame Hörer angerufen.
In unserer Aufzählung des derzeitigen Mandatstandes im Parlament in Wien haben wir, Entschuldigung, die ÖVP vergessen.
Sie hat 60 Mandate.
Sie begann mit 60 Mandaten 1990, hat dann durch Paul Burgstahler einen verloren.
Der ist ein wilder Abgeordneter, 59.
Also das zur Ergänzung unseres Eingangsbeitrages.
Wir bleiben aber noch beim Thema
Thema ÖVP auch.
Schlussveranstaltungen der Parteien sind unser nächstes Stichwort.
Wir haben gestern früh über das Finale im Wahlkampf der Grünen berichtet, gestern Abend über jenes der Sozialdemokraten, heute früh über das der Freiheitlichen und der Liberalen.
Und heute Vormittag nun hat die ÖVP ihre Schlussveranstaltung gemacht in Wien und ich rufe Franz Simbürger.
Von den bunten Vögeln aus Erhard Busechs Wiener Zeiten ist zum ÖVP-Wahlkampfabschluss hier in der Wiener Innenstadt jedenfalls ein buntes Musikprogramm geblieben.
Von einer Damenkapelle und einer Kinderjazzgruppe über die Mistelbacher Blasmusik bis zum Musical Potpourri.
Die Wahlkampfmittel der ÖVP, Kugelschreiber, Erhard Busseck-CD oder Black-Power-Couple heute zur freien Entnahme finden reißenden Absatz.
Und Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel betätigt sich als Moderator der Schlusskontgebung.
Morgen geht's um die Wurst.
Morgen ist der 9.
Oktober.
Morgen haben wir das Votum des Wählers zu erwarten.
Und nun darf ich jemanden heraufbieten, der neu in der Volkspartei ist.
Er ist als quasi lebendiger Kulturstammtisch Land auf Land abgezogen.
Ich rufe herauf zu mir Franz Morag.
Ich stehe dafür, dass kein Politiker so blau er auch sein mag.
mir einreden kann, dass Destruktion und Verunsicherung in diesem Land ein gangbarer politischer Weg sind.
Und wer den rechten Rand das Schreiben lehrt, der degradiert unsere Post zum Briefträger von Bomben.
Nun darf ich unseren Spitzenkandidaten heraufbieten, Erhard Bussek.
Was die Österreicherinnen und Österreicher wollten und wollen, ist eine starke politische Mitte.
Mag sein, dass da und dort das eine oder andere Auffällige einen momentanen Applaus hat.
Aber was sich die Menschen in diesem Land erwarten, ist eine Politik der Verlässlichkeit, eine Politik der Stabilität.
damit es uns in diesem Land, in dieser unserer Heimat weiter gut geht.
Unser Land braucht die Volkspartei als Machtausgleich in der Regierung, weil dieses schöne Land nicht den Sozialisten überlassen werden darf.
Und Österreich braucht die Volkspartei, weil wir als Kraft der Mitte gegen die Radikalisierung des politischen Klimas in unserer Gesellschaft auftreten, mit aller Entschiedenheit.
Dazu, meine Damen und Herren, ist es aber auch notwendig, dass wir stärker werden.
Stärker für Österreich mit der österreichischen Volkspartei.
Und in Siegerpose inmitten der ÖVP-Regierungsmitglieder beendet Erhard Busek die Wahlkampfschlussveranstaltung der ÖVP hier in Wien.
Wahlkampffinale der Volkspartei mit unserem Reporter Franz Simbürger.
Und wenn Sie das Allerwichtigste und Aktuellste von der Wahl morgen hören wollen, dann hören Sie Ö3.
Wenn Sie alles hören wollen, dann hören Sie Österreich 1.
Der Wahlsonntag im Radio.
Österreich 1 bietet Ihnen alles, was Sie wissen wollen und das sofort.
In einer mehrstündigen Nonstop-Wahlsendung zu jeder vollen Stunde eine Hochrechnung.
Laufend die neuesten Ergebnisse, Reportagen, Hintergrund und Analyse.
Der Wahlsonntag in Österreich 1 von 17 Uhr bis nach 20 Uhr.
Ö3 bringt nach dem Sonntagsjournal um 17 Uhr zu jeder vollen Stunde ein Kurzjournal, zu jeder halben Stunde das Neueste in Schlagzeilen bis 21 Uhr und in beiden Programmen um 22 Uhr ein Nachtjournal mit einer Ergebnisübersicht, den wichtigsten Reaktionen und Analysen und einer ersten Durchleuchtung der Wählerströme.
Nationalratswahl 1994.
Sie erfahren alles im ORF-Radio.
Ich werde mich morgen um 17 Uhr melden und Ihnen drei dann, Kollege Herbert Dobrowolny.
Blick aufs Fernsehen noch, natürlich auch da Berichterstattung ausführliche ab 16.50 Uhr in ORF 2 praktisch durchgehend bis zur Zeit im Bild und dann ein großer runder Tisch mit den Spitzenkandidaten ab 20.15 Uhr morgen in ORF 1.
Und wir bleiben noch im Inland.
Fritz Titelbacher, mein Kollege von der Innenpolitik, hat am Vormittag recherchiert, ob es in Sachen Briefbomben Neues gibt.
Er hat Kontakt gehabt mit dem Innenministerium und hier das Ergebnis seiner Recherchen.
Die sechs Fragen, die das Innenministerium gestern an die Bevölkerung stellen ließ, sind auf recht regen Widerhall gestoßen.
Bis heute Mittag wurden bereits rund 100 Anrufe von der Sonderkommission entgegengenommen.
Ob sich darunter bereits eine heiße Spur zu den Bombenattentätern findet, kann natürlich noch nicht gesagt werden.
Im Innenministerium wird man jetzt einmal allen diesen Hinweisen nachgehen.
Keine heiße Spur ist jedenfalls der festgestellte Sprengstoff.
Das dazu verwendete Silberfulminat ist laut Ministerium kein militärischer Sprengstoff, sondern eine klassische Selbstbauchemikalie.
Allerdings sind zur Herstellung dieses speziellen Sprengstoffes schon sehr weitreichende fachliche Kenntnisse notwendig.
Die Herstellung von Silberfulminat würde wegen der Explosivität einiges an chemischen Kenntnissen erfordern, heißt es im Ministerium.
Weniger Fachkenntnis dürften die Attentäter dagegen auf elektronischem Gebiet haben.
Alle drei bereits untersuchten Briefbomben sind eine Fehlkonstruktion.
Ein elektrischer Kurzschluss hätte in allen drei Fällen eine Explosion verhindert.
Trotzdem hält das Innenministerium seine Warnung aufrecht.
Es ist noch keineswegs fix, dass die bisherigen vier Briefbomben bereits die gesamte Serie darstellen.
Zumindest eine Woche noch solle man weiterhin große Vorsicht im Umgang mit Briefsendungen üben, heißt es im Innenministerium.
Fritz Dittlbacher hat berichtet.
Vier vor halb eins.
Erster Journalschwerpunkt war heute Mittag also die Nationalratswahl.
Am Schluss noch kurz was über die Briefformen.
Das Ausland dominiert die zweite Journalhälfte.
Was führt Saddam Hussein im Schilde?
Ist eins der Themen in die finnische EU-Abstimmung.
Sie hat schon begonnen.
Der Schweizer Sektentrauma und nach wie vor Rätselraten über die Hintergründe.
Und ein Bericht aus Indien, wo man sagt, man habe die Pest im Griff.
Dann gibt es noch einen Beitrag über ein Interview, das Marlon Brando gegeben hat.
Eines seiner ganz seltenen Interviews.
Dreieinhalb Jahre nach dem Ende des Golfkrieges, in dem eine amerikanisch geführte 500.000-Mann-Armee des Westens das besetzte Kuwait befreite und dem Irak eine fast totale Niederlage zufügte, gibt Saddam Hussein wieder Rätsel auf.
Gerade jetzt, wo sich der Diktator aus Bagdad bei der Kontrolle seiner Rüstungsanlagen zu weitgehenden Konzessionen entschlossen hat und damit zu hoffen schien, die seit 1990 geltenden harten UNO-Sanktionen könnten gelockert werden,
Gerade jetzt scheint Saddam mit seinem Truppenaufmarsch in Richtung Kuwait zu provozieren, sich selber alles wieder zu vermasseln.
Irakexperte Ulrich Tiltner glaubt aber, dass der Präsident in eine amerikanische Falle getappt ist.
Die irakische Regierung dementiert irgendwelche Angriffsabsichten gegen Kuwait zu hegen.
Praktisch fehlt Saddam Hussein auch die militärische Kraft für einen erneuten Überfall.
Seine Truppen sind kampfstark, aber Irak fehlt in schwere Waffen.
Die Soldaten Saddam Husseins sind nicht einmal der Feuerkraft der wenigen zur Zeit im Golfgebiet stationierten Kriegsschiffe und Luftgeschwader der westlichen Alliierten gewachsen.
Innenpolitisch würde Saddam Hussein einen neuen Krieg sicher nicht überleben.
Die Lebensverhältnisse der Bevölkerung haben sich dramatisch verschlechtert.
Vor 14 Tagen hat die Regierung eine Senkung der staatlich zu Minimalspreisen verteilten Lebensmittel verfügt.
Die Lebensmittelpreise sind daraufhin in den vergangenen Tagen erneut dramatisch gestiegen.
Das gesamte Preisgefüge ist aus den Fugen geraten.
Mehl ist auf dem freien Markt tausendmal so teuer wie im Staatsladen.
Für 10 Schillinge bekommt man 2500 Liter Benzin, aber nicht einmal eine Dose Cola.
Die Ersatzteile für Autos sind unerschwinglich.
Ein einziger Reifen kostet zwischen einem und zehn Jahresverdiensten eines Beamten.
Die Wasserversorgung Bagdads ist kurz vorm völligen Zusammenbruch.
Sie kann nur durch Chlor- und Ersatzteillieferungen internationaler Hilfsorganisationen aufrechterhalten werden.
Die Menschen führen einen täglichen Kampf ums Überleben.
Einst gut bezahlte Beamte steigen aus dem Staatsdienst aus und arbeiten als Taxifahrer.
Mütter können ihre Kinder nicht mehr zur Schule schicken, weil diese nichts mehr anzuziehen haben.
Es gibt Elend und es gibt Hunger.
Jeder Tag, den die Sanktionen fortgesetzt werden, bedeutet eine Verschlechterung der Lage vor allem für die Armen im Irak.
Die Stimmung ist ausgesprochen mies.
Der Unmut richtet sich vor allem gegen die USA.
Die Regierung in Washington wird für die Verlängerung der Sanktionen verantwortlich gemacht.
Aber auch die Kritik an Saddam Hussein wächst.
Kleine, aber eindeutige Bemerkungen von den Händlern im Bazar, offene Kritik an hoher Inflation und schlechter Versorgung sind Zeichen, dass die Bevölkerung auch die eigene Führung wieder stärker für ihre katastrophale Lage verantwortlich macht.
Aber dieser weit verbreitete Unmut verpufft.
Denn in Bagdad gibt es immer noch keine Opposition, die stark genug wäre, eine Alternative zu Saddam Hussein zu bilden.
Gleichzeitig haben die Menschen aber zunehmend das Gefühl, dass die USA die Sanktionen gegen den Irak erst aufheben wollen, wenn Saddam Hussein gestürzt ist.
Zur Zeit ist der Fall des Präsidenten aber nicht einmal vorstellbar.
Bei anhaltenden Sanktionen könnte sich dies jedoch ändern.
Und nach dem Wirbel um die Truppenbewegungen ist davon auszugehen, dass die Sanktionen bis auf weiteres geradezu automatisch verlängert werden und die Kritik an ihrer Fortsetzung international erst einmal verstummen wird.
Ein Hintergrundbericht von Ulrich Tildner.
Und wir wechseln aus dem Mittleren Osten weiter ostwärts.
Die Rattenfänger haben Konjunktur in Indien.
Seit dort die Pest ihr tödliches Comeback feiert, herrscht große Nachfrage nach einem fast ausgestorben erscheinenden Berufsstand, den Night Rat Killers, wie sie sich nennen.
Denn diese Nachtratten sind die hauptsächlichen Überträger der Pest.
In Bombay, wo es rund 60 Millionen Ratten gibt, zahlt die Stadt inzwischen einen Schilling 75 pro toter Ratte.
Vielleicht haben auch die Ratzenjäger ihren Anteil daran, dass die Pestepidemie in Indien im Zurückgehen ist.
Aus Delhi ein Bericht von Claudia Neuhauser.
Die Gesichtsmasken sind aus dem Straßenbild von Delhi fast verschwunden.
Nur noch vereinzelt vermummeln die Menschen ihre Gesichter mit Hals- oder Taschentüchern, in dem Glauben, das könnte sie vor einer Pestinfektion bewahren.
Obwohl die Kinos in Delhi nach einer Anordnung der Stadtregierung weiterhin geschlossen bleiben, um größere Menschenansammlungen zu vermeiden, ziehen gleichzeitig Zehntausende durch die Straßen.
Den Ramlila hat begonnen.
Ein großes religiöses Fest.
Es gibt Prozessionen und Feuerwerke, Musikkapellen und Tänze und nichts erinnert hier an die Pest, die noch gestern Hauptgesprächsthema der Stadt war.
Obwohl in anderen indischen Städten religiöse Feste verboten wurden, um keine Ausbreitung der Pest zu riskieren,
hat die Stadtregierung von Delhi bisher nicht den Mut, eine solche Entscheidung zu treffen, denn das Fest zu Ehren des Gottes Ram, das mehrere Tage dauert, ist in Nordindien sehr populär.
Außerdem ist die Regierung bemüht zu beweisen, dass die Krankheit langsam am Abklingen ist.
Alles unter Kontrolle ist die Botschaft, die man den Leuten im eigenen Land, aber vor allem auch dem Ausland vermitteln will.
Und tatsächlich scheinen zumindest die offiziellen Zahlen der Regierung recht zu geben.
Immer weniger neue Pestfälle werden gemeldet.
Die meisten Verdachtsfälle in Delhi erweisen sich mittlerweile als Fehlalarm.
Im Krankenhaus für infektiöse Krankheiten in Delhi, wo die meisten Pestpatienten landen, beschuldigt ein übermüdeter Chefarzt die Medien, eine Panikreaktion ausgelöst zu haben.
Dr. Pandit, der seit Tagen nur zwei Stunden pro Nacht schläft, bekommt viele Fälle zugewiesen, die sich dann nach den seriologischen Tests als harmlos herausstellen.
Viele Menschen kommen mit Schnupfen und Husten ins Krankenhaus,
verlangen einen seriologischen Test, dessen Ergebnis erst nach drei Tagen klar ist.
Das Institut, das diese Tests vornimmt, ist derzeit völlig überlastet.
Bis die Testergebnisse klar sind, werden alle Patienten im Krankenhaus mit Antibiotikam behandelt.
Mehrere hundert Kranke, Verdachtsfälle genauso wie Pestkranke, liegen dicht gedrängt in rostigen Eisenbetten.
Angehörige gehen ein und aus oder sitzen und liegen mit den Kranken auf den speckigen Matratzen.
Viele Menschen sind stark abgemagert und liegen in ihren Straßengewändern regungslos da.
Nicht alle Angehörigen tragen einen Mundschutz, obwohl das vorgeschrieben wäre.
Eine Quarantäne wie in einem europäischen Krankenhaus ist hier nicht machbar.
Die Angehörigen sind am Krankenbett, so sagen die Ärzte hier, unverzichtbar.
Für permanente Kontrollen ist keine Zeit.
Im Krankenhaus hat man in den letzten Tagen sichtlich aufgeräumt und geputzt, nachdem in der Presse Berichte über die skandalösen hygienischen Zustände laut geworden waren.
Die in Indien allgegenwärtigen Raten waren zumindest während unseres Besuches nicht zu sehen.
Drei Menschen sind bisher in Delhi an der Pest gestorben.
In ganz Indien gibt es nach offiziellen Angaben bisher 56 Pestopfer.
Etwa 6.000 Verdachtsfälle sind derzeit registriert.
Obwohl das in einem Land mit schätzungsweise 900 Millionen Einwohnern und Tausenden Cholera, Typhus und Malariatoten pro Jahr eine verschwindende Zahl ist, ließ sich das Ausland von den Beschwichtigungsversuchen der indischen Regierung bisher nicht überzeugen.
So tief sitzt die Angst vor der Krankheit Pest.
die im Europa des Mittelalters, aber auch in Indien des 19.
Jahrhunderts noch Millionen dahingerafft hat.
Nur widerstrebend nehmen die Golfstaaten ihren Flugverkehr mit Indien wieder auf.
Touristen aus Europa und aus den Vereinigten Staaten sagen reihenweise ab.
Die großen Hotels in Delhi sind verwaist.
Die Weltgesundheitsorganisation wird Indien erst wieder von ihrer Pest-Epidemie-Liste streichen, wenn mindestens zwei Wochen kein neuer Pestkranker mehr gemeldet wird.
Claudia Neuhauser hat berichtet, dass daily übrigens die in Europa registrierten Pestverdächtigen waren durchwegs falscher Alarm.
Auch die Fälle in Österreich.
Viele Rätsel umgeben nach wie vor den Tod der 53 Mitglieder der Sonnentempel-Sekte.
Und auch die Grundfrage kann noch nicht beantwortet werden, war es kollektiver Selbstmord, war es Mord?
Die drei in Kanada gefundenen Opfer sind zweifelsfrei umgebracht worden, sagt die Polizei dort.
Und auch in der Schweiz wachsen Zweifel an der Selbstmord-Theorie.
Zumal der Chef der Sekte, Luc Jure, vermutlich nicht unter den Toten ist.
Er wird inzwischen mit internationalem Haftbefehl gesucht.
Neue Vermutungen wollen wissen, dass die Sekte in großem Stil illegalen Waffenhandel betrieben hat.
Gerhard Irmler aus Genf.
Mit einer schnellen Aufklärung der Todesumstände der in dem Bauernhaus von Cherie und den beiden Chalets im Wallis umgekommenen 48 Sektenmitgliedern ist nicht zu rechnen.
Die Untersuchungen könnten noch Wochen dauern.
Diese Ansicht vertrat jetzt der Leiter des Gerichtsmedizinischen Instituts der Universität von Lausanne, Thomas Krompecher.
Auch die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchungen sei nicht früher zu erwarten.
Die Schweizer Behörden wollen angesichts des Standes der Ermittlungen weder die These vom kollektiven Selbstmord noch die Mordthese ausschließen.
Möglicherweise kommt sogar beides in Frage.
Kollektiver Selbstmord und kaltblütiger Mord.
Bei 20 von 23 Leichen in Schiri hat man Schussverletzungen festgestellt und nach Angaben des Freiburger Untersuchungsrichters Andre Piller
wurde den Sektenmitgliedern ein starkes Betäubungsmittel verabreicht.
Einige Umstände, so der Untersuchungsrichter Piller, ließen eher an eine Hinrichtung als an einen Selbstmord denken.
Fest steht, dass man drei der fünf Toten, die in einem Haus des Sonnentempelordens in Kanada in der Nähe von Montreal gefunden wurden, ermordet hat.
Die Schweizer Polizei erließ angesichts der mysteriösen Todesumstände in Cherie und in Grange nun mehr Haftbefehl.
gegen den Sektengründer Luc Chaudry und gegen den als graue Eminenz und eigentlichen Kopf der Sekte gehandelten 70-jährigen Joseph Di Mambro.
Da sich die Identifizierung der verkohlten Leichen sehr schwierig gestaltet, ist zur Stunde aber noch immer unklar, ob sich Chaudry und Di Mambro unter den Toten befinden.
Tatsache ist, dass Luc Chaudry und Joseph Di Mambro am Vortag des Sekten-Dramas im Wallisischen Grange gesehen wurden.
Das Jure dort Plastiksäcke einkaufte, die später mit Benzin gefüllt wurden, um die Chalets niederzubrennen und das Jure zusammen mit dem Mambro einen Schlosser beauftragt hat, eines der drei Chalets zu öffnen.
Mittlerweile erhärtet sich der Verdacht, dass die Sonnentempel-Säkte auch als Tarnorganisation für Waffenhandel, Geldwäscherei und andere kriminelle Aktivitäten gedient haben könnte.
Das Interesse konzentriert sich deshalb auf den 70-jährigen Franco-Kanadier Joseph de Mambro, der als der Finanzchef der Sekte gilt.
Ihm gehörte das Haus in Kanada, wo die Fünferkulten Leichen gefunden wurden.
De Mambro besitzt mehrere Häuser in Genf, in denen sich Sektenmitglieder trafen.
Seiner Frau gehören zwei der drei Chalets in Grange, wo man 25 Leichen entdeckt hat.
Und der ebenfalls verstorbene Besitzer des Bauernhauses von Cherie
soll Joseph Di Mambro einen großen Teil seines nicht unbeträchtlichen Vermögens vermacht haben.
Soviel aus der Schweiz von Gerhard Irmler zum 6.
Drama.
Offiziell wird in Finnland am 16.
Oktober, also morgen in einer Woche, über einen Beitritt zur Europäischen Union abgestimmt.
Doch für Teile der Bevölkerung gab es schon diese Woche die Möglichkeit einer vorzeitigen Stimmeabgabe.
Das Referendum hat also praktisch schon begonnen und es hat, so sagen Fachleute, skandinavische Signalwirkung für die Abstimmungen, die später folgen in Schweden und in Norwegen.
Aus Finnland, aus Helsinki, ein Bericht von Helmut Opletal.
Etwa eine halbe Million Finnern haben schon seit Mittwoch ihre Stimmen für oder gegen die Europäische Union abgegeben.
Eine weitere halbe Million werden das voraussichtlich noch Anfang nächster Woche tun.
Eine Eigenheit des finnischen Wahlrechts erlaubt diese vorzeitige Stimmabgabe für Bürgerinnen und Bürger, die am Wahltag selbst verreist oder anderweitig verhindert sind.
In hunderten Postämtern in ganz Finnland sind also schon jetzt Wahlzellen aufgestellt, in denen die Finnern ihre Kreuzchen für ein Ja oder Nein machen können.
Der Stimmzettel wird dann an die zentrale Wahlbehörde in Helsinki weitergeleitet, wo die Stimmen am 16.
Oktober gemeinsam mit den anderen ausgezählt werden.
Doch findige Meinungsforscher haben schon in den letzten Tagen Wähler vor den Postämtern befragt, wie sie gestimmt haben.
Und die solcherart gewonnenen ersten und noch sehr unzuverlässigen Hochrechnungen
signalisieren jetzt schon eine Zweidrittelmehrheit der Ja-Stimmen und nur ein Drittel Nein zur Europäischen Union.
Also ein deutlicheres Ergebnis als in den letzten Meinungsumfragen, wo rund 60% Ja und 40% Nein ermittelt worden sind.
Allerdings unter Vernachlässigung von noch vielen unentschlossenen Wählern.
Die Veröffentlichung der Ergebnisse dieser ersten Wählerbefragungen lange vor der offiziellen Volksabstimmung ist in Finnland höchst umstritten.
Schon bei der letzten Präsidentenwahl im Februar, wo ähnliches passiert ist, debattierte man eine mögliche Wählerbeeinflussung.
Doch eine gesetzliche Handhabe dagegen gibt es im Moment nicht.
Doch unabhängig davon zweifelt jetzt kaum jemand mehr, dass die Finnen Ja zu einem Beitritt zur Europäischen Union sagen werden.
Offen scheint nur mehr die Höhe der Zustimmung.
Ein österreichisches Ergebnis, also zwei Drittel Ja, so meint man hier in Helsinki, das könnte durchaus auch die schwankenden Schweden oder sogar die Norweger mitreißen.
Die Debatte hier in Finnland ist vergleichsweise ruhig verlaufen.
Ähnlich wie Österreich, so meinen die Analytiker hier in Helsinki, würden die Finnern jetzt die Gunst der historischen Stunde nützen, um ihr Land fest in dem westlich demokratisch geprägten Europa zu verankern, nachdem man auch hier nicht immer ganz freiwillig lange zwischen Ost und West gestanden ist.
Auf der anderen Seite haben die EU-Gegner Angst,
Finnland könnte als Mitglied der Union seine demokratische Tradition, sein ausgebautes Sozialsystem oder auch den hohen Grad der Gleichberechtigung seiner Frauen verwässert sehen.
Doch gerade hier an der 1300 Kilometer langen Grenze mit Russland scheinen die Argumente für eine Einbindung in die Europäische Union offenbar schwerer zu werden.
Die finden also auf klarem EU-Kurs, enger wird es sicher werden in Norwegen und in Schweden.
Die Störung liegt nicht in unserem Bereich, könnte man zu den jüngsten Entwicklungen rund um das österreichische Beitrittsdatum zur Europäischen Union sagen.
Und diese Bremsmanöver, die kommen aus südlichen EU-Gefilden.
Neben den Spaniern, die die Erweiterungsratifizierung als Druckmittel gegenüber Brüssel in Sachen Fischfangrechte benutzen, blockieren die Italiener immer offensichtlicher.
Dazu Günter Schmid.
Was hat die illegale italienische Milchüberproduktion der 80er-Jahre mit dem Datum des österreichischen Beitritts zur Europäischen Union zu tun?
Sachlich gesehen nichts.
In der Welt der römischen Diplomatie leider einiges.
Und so fing alles an.
Zwischen 1989 und 1993 hat Italien beträchtlich mehr Milch produziert, als seine Quote betragen hat.
Die Gemeinschaft gestand Italien konsilienterweise rückwirkend ein Drittel der Überproduktion als zusätzliche Quote zu, für den Rest soll Italien aber eine Geldstrafe zahlen.
Das will Italien aber nicht.
Aber die Staaten, die sich durch Italien geschädigt fühlen, vor allem Großbritannien und die Niederlande, bleiben ebenfalls hart und haben den Fall sogar schon zum Europäischen Gerichtshof gebracht.
Und jetzt kommt der intrigue zweiter Teil.
Da geht es um das Budget der Europäischen Union für das kommende Jahr.
Das soll laut einer politischen Absprache von 1,2 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung der EU auf 1,21 Prozent erhöht werden.
Den formellen Beschluss blockieren die Italiener mit der Begründung, ihr Parlament würde sicher nicht dem höheren Unionsbudget zustimmen, wenn die Sache mit der Milchquote nicht in ihrem Sinn gelöst ist.
Und hier beginnt nun der dritte Teil der Intrige.
Das zusätzliche hundertstel Budgetprozent, immerhin über 30 Milliarden Schilling, soll in erster Linie zur Hilfe für die ärmeren Mittelmeerländer wie Spanien verwendet werden.
Also macht Spanien Druck.
Man würde den Vertrag über die Norderweiterung erst ratifizieren, wenn das Geld stimmt.
Und fertig ist der Schlamassel.
Die Experten könnten da vermutlich in ein, zwei Stunden eine Kompromisslösung ausgearbeitet haben, die für alle halbwegs annehmbar ist.
Politiker geben ungern zu früh nach, weil man ihnen das zu Hause als Schwäche anrechnen könnte.
Und als schwach will gerade die neue italienische Regierung nicht gelten.
Die Dinge müssen also wohl erst reifen, wie ein leitgeprüfter Diplomat es heute vorsichtig formulierte.
Viel Zeit bleibt dafür allerdings nicht mehr.
Das Europäische Parlament beginnt Ende Oktober mit den Budgetberatungen.
Zu diesem Zeitpunkt, oder nur wenig später, müsste die Sache mit den Milchquoten geregelt sein, damit alles noch rechtzeitig klappt.
das Unionsbudget, die Ratifizierung des Beitrittsvertrags mit Österreich und den drei Nordländern und damit der Beitritt per 01.01.1995.
Günther Schmid hat berichtet.
Einer der ganz großen Hollywoodstars, Marlon Brando, hat seine Memoiren geschrieben, besser gesagt von einem New Yorker Journalisten schreiben lassen.
Songs my mother taught me heißt das nun herausgekommene Buch, Lieder, die mir meine Mutter beigebracht hat.
Brando, der in den letzten seiner 70 Jahre fett gewordene Hauptdarsteller von Kinoklassikern wie die Meuterei auf der Bounty, Apocalypse Now oder Der Pate, kassierte mehr als 50 Millionen Schilling für seine Autobiografie und musste sich dafür gegenüber dem Verlag verpflichten, die Werbetrommel zu rühren.
Deshalb ging der an sich sehr scheue, zurückgezogene Schauspieler heute Nacht erstmals live ins Fernsehen.
CNN-Star-Interviewer Larry King war Gast in Brandos Haus in L.A.
für eine 90-minütige Live-Sendung.
Brandos Outfit, barfüßig und mit Hörgerät.
Gleich vorneweg, Larry King hatte bei diesem Interview von Anfang an nicht die Zügel in der Hand.
Ohne hier Bauch zu pinseln, Larry, viele Leute, und besonders ich, bewundern dich als sehr direkt und ernsthaft.
Danke, Marlon, aber das Thema bist du.
Nicht unbedingt, denn die Zuseher möchten wirklich wissen, was Larry King bewegt.
Marlon, irgendwann machen wir Brando live.
Du bist der Talkmaster und ich der Gast.
Das ist doch heute.
Nein, heute bist du der Gast.
Warum hast du die Schauspielerei als Beruf gewählt?
Weil es keinen anderen Beruf gibt, der dir so viel Geld bringt, während du überlegst, was zum Teufel du mit deinem Leben anfangen willst, sagt Brando.
Da fängt Larry King schon an zu schwitzen.
Geb dem Mann doch ein Taschentuch, sagt Marlon Brando.
Die Lichter sind so heiß.
Nein, gar nicht.
Ich schwitze nicht.
Naja, du bist Marlon Brando, ich bin Larry King.
Ich schwitze.
Oh, du bist so ein lieber Mann, sagt Brando.
Ob er die Bühne nicht vermisse, fragt Larry.
Den Applaus und so.
Wozu brauche ich Applaus, sagt Marlon Brando.
Wenn mir mein Hund und meine Kinder applaudieren, genügt mir das.
Schauspielerei ist eigentlich absurd.
Denn ich tue so, als hätte ich ein Loch im Bein und deshalb liebt mich dieses Mädchen nicht oder irgendetwas Unsinniges.
Und die Leute gehen in einen abgedunkelten Raum und bezahlen viel Geld, um einen Mann zu sehen, der so tut, als hätte er ein Loch im Bein.
Larry schwitzt inzwischen außerordentlich.
Marlon nimmt ein Taschentuch, breitet es ihm übers Gesicht und zieht ihn an der Nase.
Aber Larry hat noch viele Fragen.
Bei der nächsten Sequenz wird er vom Hund unterbrochen.
Wo ist dein Oscar?
Ich weiß nicht.
Ich glaube meine Sekretärin hat ihn.
Welchen deiner Filme würdest du dir wieder ansehen?
Da ist er ja.
Welchen Film würdest du dir wieder ansehen?
Komm her Tim, gib meinem Freund Larry die Pfote.
Hier Larry, ein Hundekuchen.
Ich werde nicht Tims Futter essen.
Du sollst es nicht essen, sondern ihm füttern.
Schau so, nimm es in den Mund.
Da kommt Gott sei Dank eine Werbepause.
Wir nehmen auch Anrufe für Tim entgegen, wenn ihr Hund etwas wissen will, sagt Larry.
Der erste Anrufer will von Mr. Brando wissen, ob er noch immer ein Funkgerät habe.
Ja, ich bin CB-Funker.
Mir gefällt die Anonymität daran.
Denn wenn ich in einem Geschäft oder sonst wo anrufe, ist es immer dasselbe.
Ich sage, hallo, hier ist Marlon Brando.
Und er sagt, oh ja, ich bin Greta Garbo und hängt auf.
Dann wird es aber ernst.
Zuerst musst du dieses Keks probieren, sagt Marlon.
Es ist aus dieser Pflanze hergestellt, Salicornia.
Sie wächst in der Wüste und könnte den ganzen Planeten retten.
Dann ergeht sich Brando in langen Ausführungen über den schlimmen Zustand der Umwelt und der Welt im Allgemeinen, während Larry nervös auf die Uhr schaut.
Zu guter Letzt sind eineinhalb Stunden vergangen ohne große Enthüllungen, aber man hat offensichtlich Spaß gehabt.
Denn man gibt Arm in Arm ein Lied zum Besten und küsst einander auf den Mund.
Got a date with an angel.
You're off key.
Gonna be there at seven.
Du singst ja falsch, sagt Brandon.
Got a date with an angel.
And I'm on my way to heaven.
Got an angel beside me.
Got a girl to guide me.
Got a date with an angel.
Wenn die Glocken läuten, dann mache ich ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann, sagt Larry.
Darling, goodbye.
Marlon Brando als Fernsehereignis Konstanzi Rippe hat berichtet.
Ein ungewöhnlicher filmischer Kassenerfolg kommt nun auch in heimische Kinos.
Der amerikanische Streifen Forrest Gump, angesiedelt zwischen Polizistiere und philosophischer Romanze, hat der Streifen, der Tom Hanks als geistig minderbemittelten Titelhelden zeigt, in den USA nach sieben Wochen Laufzeit schon mehr als zwei Milliarden Schilling eingespielt.
In Österreich läuft Forrest Gump kommenden Donnerstag in einer Gala-Veranstaltung vor Beginn der Viennale und dann ab Freitag regulär im Kino.
Hans Langsteiner beginnt seinen Beitrag mit einem kurzen Zitat aus dem Film.
Mein Name ist Forrest Gump.
Mich nennen alle Forrest Gump.
Der hellste ist er nicht, dieser hoch aufgeschossene junge Mann, der da auf einer Bank sitzt und sein Leben Revue passieren lässt.
Footballstar, Kriegsheld, Ping-Pong-Meister und smarter Geschäftsmann.
Und das alles mit einem Intelligenzquotienten von nur 75.
Was hat normal schon zu bedeuten?
Er mag ja vielleicht ein bisschen langsam sein.
Von Elvis bis AIDS hat Forrest Gump alles miterlebt und indem der Film sich seine kindlich-naive Weltsicht zu eigen macht, glättet er vier turbulente Jahrzehnte amerikanischer Geschichte zu einem sanft geschönten Bilderbogen.
Die Jugendrevolte der 60er Jahre als skurrile Episode, Watergate ein sekundenkurzer Gag und Vietnam ein knallbuntes Abenteuer.
Lieutenant Dan, der verstand was von seinem Job.
Ich war richtig froh, dass er mein Lieutenant war.
Er kam aus einer Familie mit ruhmreicher militärischer Tradition.
Irgendjemand in seiner Familie hat immer gekämpft und ist gefallen.
In jedem einzelnen amerikanischen Krieg.
Ist dies nun eine grelle Satire auf eine Nation, in der es ein Schwachsinniger zum Nationalhelden bringen kann?
Oder ein leises Rührstück über die wahren Werte von Liebe und Familie?
Dem Text nach ließe dieser Film beide Deutungsmöglichkeiten offen.
Dem Ton nach triumphiert wohl die Versöhnlichkeit.
Hier zum Beispiel Forrest Gump am Sterbebett seiner Mutter.
Du musst aus allem, was Gott dir mitgegeben hat, das Beste machen.
Das ist mein Schicksal, Mama.
Das wirst du selbst herausfinden müssen.
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, Forrest.
Man weiß nie, was man kriegt.
Mama konnte immer alle Sachen so erklären, dass ich sie verstehen konnte.
Du wirst mir fehlen, Forrest.
Forrest Gump-Darsteller Tom Hanks bestätigt indirekt, dass hier ein ganzes Land mit sich selbst versöhnt werden soll.
Forrest Gump, von meiner Sicht, ist nicht
Forrest Gump ist keine Verklärung dessen, was wir alles überstanden haben, aber er zeigt uns, dass wir als Einzelne oder als Nation trotz allem, was wir durchglitten haben, Würde und Integrität bewahren konnten.
Inszeniert hat den Streifen Forrest Gump, der schon durch Filme wie Falsches Spiel um Roger Rabbit oder Der Tod steht dir gut als Trickspezialist ausgewiesene Robert Zemeckis.
Hier lässt er Tom Hanks, John F. Kennedy die Hand schütteln und John Lennon einen Liedtext in den Mund legen.
Noch die Feder, die zu Filmbeginn vom Himmel gleitet und sich sacht zu Tom Hanks Füßen legt, entstammt einem Computer.
Perfektes Gefühlskino aus der Maschine?
Ich widerspreche, sagt Robert Zemeckis.
Ich glaube nicht, dass etwas total Künstliches die Zuschauer emotional je erreichen könnte.
Es wäre, als würde man eine Musik lauschen, die aus dem Computer kommt.
In seiner undurchschaubaren Verzahnung von Schein und Sein, in seiner allseits abgesicherten Dramaturgie und siehe Kassenrekord, in seiner filmischen Wirksamkeit mag dieser Forrest Gump durchaus für eine Spielart künftigen Kinos stehen.
Ist das Wort von der guten alten Zeit eigentlich wirklich nur eine Phrase?
Fragt Hans Langstein.
Ab nächster Woche also der nächste Tom-Hanks-Film.
Und hier die Schlussnachrichten.
Österreich.
In der jüngsten Briefbomben-Serie gibt es zahlreiche Hinweise.
Etwa 100 Anrufer haben sich bisher beim Innenministerium gemeldet.
Es ist aber unklar, ob sich daraus eine heiße Spur ergibt.
Das Innenministerium hat bisher lediglich mitgeteilt, dass die verwendeten Materialien nicht aus militärischer Produktion stammen.
Geklärt ist, dass die vier sichergestellten Briefbomben von gleicher Bauart sind.
Sie unterscheiden sich aber wesentlich von den Bomben der ersten Serie im Dezember des Vorjahres.
Das Innenministerium hält unterdessen seine Warnung an die Bevölkerung aufrecht, besonders vorsichtig zu sein.
Es könnten noch weitere Bomben im Umlauf sein.
Der steirische Kartonerzeuger Meier-Mellenhoff wehrt sich.
Meier-Mellenhoff will die von der EU-Kommission verhängte Kartellstrafe von 280 Millionen Schilling vor dem Europäischen Gerichtshof bekämpfen.
Der Generaldirektor der Meier-Mellenhoff-Karton AG Michael Gröller ist zuversichtlich, die Strafe zumindest deutlich reduzieren zu können.
Die EU-Kommission wirft Meier-Mellenhoff und anderen europäischen Kartonherstellern unerlaubte Preisabsprachen vor.
Schweiz-Frankreich.
Die Hintergründe des Sektendramas in der Schweiz und in Frankreich sind noch nicht geklärt.
Auf Schluss erwartet man sich auch von Hausdurchsuchungen im Südosten Frankreichs.
Einer der beiden Sektenführer und einige Mitglieder der Sonnentempel-Sekte sollen sich bis Ende August dort aufgehalten haben.
Jetzt noch ein Blick auf das Wetter heute Nachmittag.
Der Hollywoodstar Marlon Brando hat seine Memoiren geschrieben. "Songs my mother taught me" heißt das Werk. Auf Grund einer Verpflichtung gegenüber dem Verlag gab Brando erstmals in seiner Karriere ein Liveinterview. Einblendung: Schauspieler Marlon Brando, Einblendung: Talker Larry King, Einblendung: Gespräch King-Brando.
Mitwirkende:
Ripper, Konstanze [Gestaltung]
, Brando, Marlon [Interviewte/r]
, King, Larry
Datum:
1994.10.08 [Sendedatum]
Schlagworte:
Kultur
;
Porträt
;
Interview
;
Drama
;
Spielfilm
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
;
USA - Vereinigte Staaten von Amerika
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Ein ungewöhnlicher Film kommt mit "Forrest Gump" in die österreichischen Kinos. Der Film hat in den USA in 7 Wochen Laufzeit mehr als 2 Milliarden Schilling eingespielt. Einblendung: diverse Filmausschnitte "Forrest Gump", Interview: Schauspieler Tom Hanks.
Mitwirkende:
Langsteiner, Hans [Gestaltung]
, Hanks, Tom [Interviewte/r]
Datum:
1994.10.08 [Sendedatum]
Schlagworte:
Kultur
;
Spielfilm
;
Drama
;
Porträt
;
Interview
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
;
USA - Vereinigte Staaten von Amerika
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten