Mittagsjournal 1995.06.16

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Mittagssjournal.
    Mittag ist es geworden und damit Zeit für detaillierte Informationen über das Weltgeschehen.
    Am Mikrofon ist diesmal Manfred Kronsteiner.
    Eine kurze Vorschau auf die Themen des Montag-Mittag-Journals.
    Die heiße Spur war keine.
    Briefbombenermittler um eine Hoffnung ärmer.
    Plädoyer des Justizministers Michalek für erweiterte Ermittlungsmöglichkeiten.
    Stichwort großer Lauschangriff.
    Intensive Kämpfe in Bosnien, der UN-Sicherheitsrat genehmigt die schnelle Eingreiftruppe.
    Massengeiselnahme in Südrussland, bereits 2000 Menschen in der Gewalt tschetschenischer Terroristen.
    Nach dem griechischen Beben neue Hoffnung auf Bergung Überlebender, Gesundheitsgefahr Windsurfen, Rückenschmerzen und Wirbelsäulenschäden.
    Hommage an Marcel Pravi, Ehrung des Opernexperten durch die Wiener Philharmoniker.
    Bevor wir ins Detail gehten, bieten wir Ihnen wie gewohnt einen Überblick über die neuesten Nachrichten.
    Verfasser ist Markus Langer und als Sprecher im Studio sitzt diesmal Josef Wenzel-Hnatek.
    Österreich.
    Das im Zusammenhang mit den Briefbombenattentaten gesuchte Fahrzeug aus Hartberg ist gefunden worden.
    Gruppeninspektor Sturm von der Einsatztruppe zur Bekämpfung des Terrorismus erklärte aber, der Lenker des Autos stehe nicht in Verdacht an den Anschlägen beteiligt gewesen zu sein.
    Der Mann war am Sonntag in Wiener Neustadt von einer Zeugin beobachtet worden, als er einen Briefkasten hantierte und dabei Plastikhandschuhe trug.
    Der zunächst Verdächtige habe aber lediglich einen anonymen Brief in einer privaten Streitsache abgeschickt, meinte Sturm.
    Zu Spekulationen über angebliche polizeiinterne Untersuchungen zu den Briefbomben sagte der Gruppeninspektor, in den Reihen der aktiven Beamten werde nicht ermittelt.
    Allerdings würden Beamte überprüft, die, so Sturm wörtlich, Kontakte zu allen Lagern hätten.
    Zum Stand der Ermittlungen, sagte Sturm, bisher seien 400 Hinweise aus der Bevölkerung eingelangt.
    Eine konkrete Spur gebe es aber noch nicht.
    ÖVP-Klubobmann Kohl hat Vorschläge seiner Partei zum Thema Polizeiarbeit präsentiert.
    Konkret fordert die Volkspartei einen verbesserten Zeugenschutz, mehr Möglichkeiten der elektronischen Überwachung, eine eingeschränkte Grundzeugenregelung sowie ein Vermummungsverbot.
    Die Vorschläge sollen als Initiativantrag gemeinsam mit der SPÖ im Nationalrat eingebracht werden, meinte Kohl.
    Bosnien-Herzegowina vereinte Nationen.
    Sarajevo ist wieder Schauplatz heftiger Gefechte.
    Nach Angaben der UNO setzen die Konfliktparteien schwere Waffen und Raketen ein.
    Die muslimischen Regierungstruppen haben offenbar die erwartete Offensive gestartet, um den serbischen Belagerungsring um Sarajevo zu sprengen.
    Zuletzt waren tausende muslimische Soldaten in der Nähe der bosnischen Hauptstadt stationiert worden.
    Serbenführer Karadzic hat einen massiven Gegenschlag angedroht.
    Der UNO-Sicherheitsrat wird eine sogenannte schnelle Eingreiftruppe nach Bosnien entsenden.
    Das bestehende Blauhelm-Kontingent in der Krisenregion soll um bis zu 12.500 Mann verstärkt werden.
    Bei der Abstimmung über die entsprechende Resolution enthielten sich Russland und China der Stimme.
    Die USA stimmten lediglich mit dem Vorbehalt zu, sich nicht an der Finanzierung der Eingreiftruppe zu beteiligen.
    Russland.
    Die Geiselnehmer von Budyonnovsk haben weiterhin 1500 Ärzte und Patienten eines Spitales in ihrer Gewalt.
    Das tschetschenische Terrorkommando droht mit der Sprengung des Krankenhauses, sollten die Behörden versuchen, das Gebäude zu stürmen.
    Gestern Abend hatten die Terroristen fünf russische Offiziere getötet.
    Die Geiselnehmer haben wiederholt das Ende der russischen Offensive in Tschetschenien und sofortige Verhandlungen zwischen Moskau und der Kaukasusrepublik verlangt.
    Das von den Behörden angebotene freie Geleit lehnten sie ab.
    Spanien
    Der Chef des Geheimdienstes, Emilio Alonso Manglano, tritt wegen einer Abhöraffäre zurück.
    Dies teilte der stellvertretende Regierungschef Serra mit.
    Der Geheimdienst hatte in den vergangenen elf Jahren systematisch und illegal Telefonate prominenter Persönlichkeiten abgehört und die Bänder archiviert.
    Betroffen waren unter anderem König Juan Carlos und mehrere Kabinettsmitglieder.
    Unterdessen haben die Opposition sowie Teile der regierenden Sozialisten auch den Rücktritt von Vizeregierungschef Serra gefordert.
    Er war von 1982 bis 1991 als Verteidigungsminister für den Geheimdienst zuständig.
    Serra entgegnete Erdenke nicht an Rücktritt.
    Italien.
    Das Chaos im italienischen Flugverkehr dauert an.
    Etwa 250 Piloten haben sich seit Mittwoch spontan krank gemeldet, um so gegen die Praxis der Fluglinie Alitalia zu protestieren, aus Kostengründen ausländische Crews anzuheuern.
    Nach einem Krisengespräch zwischen Vertretern der Alitalia und den Gewerkschaften hieß es, dass künftig Piloten bei Umstrukturierungsplänern der Fluglinie gehört werden sollen.
    Die Krankmeldungen der Piloten hatten heftige Kritik ausgelöst.
    Allein auf dem Flughafen Leonardo da Vinci warten derzeit noch etwa 5000 Passagiere auf ihre Abfertigung.
    Griechenland.
    Nach dem Erdbeben am Golf von Korinth dauern die Bergungsarbeiten an.
    Unter anderem versuchen die Rettungsmannschaften zwei Kinder zu bergen, die unter den Trümmern eines eingestürzten Hauses eingeklemmt sind.
    Bereits gestern Abend konnten zwei Kinder lebend gebergen werden.
    Insgesamt werden noch 14 Menschen vermisst.
    Das Beben ereignete sich gestern früh.
    Die Erdstöße hatten die Stärke 6,1 nach der nach oben offenen Richterskala.
    Bisher wurden 17 Tote geborgen, 73 Menschen wurden verletzt.
    Österreicher sind nicht unter den Opfern.
    Und damit dem Freitag-Mittag-Journal zur Wetterentwicklung und den Aussichten für das herannahende Wochenende eine Prognose von Andreas Thiesner.
    Recht feucht ist die Luft weiterhin, was aber nicht heißen soll, dass zwischendurch nicht auch länger die Sonne zum Zug kommt.
    Auch am Samstag wird es unbeständig sein, der Sonntag schließlich zeigt sich vorübergehend, zumindest in großen Teilen Österreichs, von der sonnigen Seite und es wird auch spürbar wärmer.
    Die aktuellen Meldungen, Wien stark bewölkt 19 Grad, Eisenstadt stark bewölkt 20, St.
    Pölten wolkig 18, Linz wolkig 16 Grad, Salzburg leichter Regen 13, Innsbruck stark bewölkt 13 Grad, Bregenz wolkig 15, Graz heiter 19,
    und Klagenfurt stark verbeugt, 18 Grad.
    Weitere Wolken ziehen heran und auch in den sonnigen Regionen Niederösterreichs, der östlichen und südlichen Steiermark, des Südburgenlandes und den Unterkärnten wird sich der Himmel bald wieder trüben und allmählich muss man in ganz Österreich mit Regenschauern oder Gewittern rechnen.
    Die Höchstwerte heute 15 bis 22 Grad, am kühlsten dabei in Tirol, Salzburg und Oberösterreich.
    Heute Nacht regnet es stellenweise und es kühlt auf 15 bis 8 Grad ab.
    Morgen wird es wechselnd bewölkt sein, dabei zeigt sich zumindest zeitweise überall einmal die Sonne, aber auch ein paar gewittrige Regenschauer gibt es, vor allem im Bergland.
    Die Temperaturen steigen morgen auf 17 bis 23 Grad.
    In 2000 Metern vier bis sieben Morgen.
    Am Sonntag dann sind 20 bis 26 Grad zu erwarten, oft scheint die Sonne, allerdings werden auch wieder Wolken da sein, am Vormittag vor allem von Oberösterreich bis ins Nordburgenland und gegen Abend ziehen im Westen gewittrige Regenschauer heran.
    8 nach 12, der erste Themenkreis im heutigen Mittagsjournal, Briefbombenterror, Ermittlungen und Enttäuschung.
    Tagelang wurde sie als heiße Spur bezeichnet, jene Spur, die zu einem roten Auto mit Hartberger Kennzeichen führte, weil die Zeugenaussage vorlag, ein Verdächtiger habe versucht, in Wiener Neustadt einen Brief in einen Postkasten zu werfen, dabei habe er Gummihandschuhe getragen und sei, als er sich beobachtet fühlte, mit dem roten Fahrzeug weggefahren.
    Jüngste Ermittlung stand nun heute, dieser Vorgang hat mit den Briefbombenattentaten nichts zu tun.
    Der Sonderermittler des Innenministeriums, Gruppeninspektor Robert Sturm, im Gespräch mit Gisela Hopfmüller.
    Wir haben zu dem roten Pkw mit Hartberger Kennzeichen Erkenntnisse und zwar konnte dieses Fahrzeug heute in den frühen Morgenstunden ausgeforscht werden.
    Der Mann hatte zum besagten Zeitpunkt in Wiener Neustadt einen anonymen Brief
    in einer privaten Streitsache aufgegeben.
    Es konnte von uns eindeutig abgeklärt werden, dass hier kein Zusammenhang mit der Briefbombensache besteht.
    Das heißt, dass die einzige sogenannte heiße Spur doch eine ganz kalte war?
    Das war ein Hinweis, der sehr interessant geklungen hat und wir müssten dieser Sache naturgemäß nachgehen.
    Sicherlich ist diese Spur nicht mehr vorhanden.
    Worauf konzentrieren sich die Ermittlungen denn jetzt?
    Gibt es noch sowas wie heiße Hinweise?
    Wir haben derzeit keinerlei konkreten Hinweise vorliegen.
    Allgemein sind ca.
    400 Informationen eingegangen, die aussortiert und nach Priorität behandelt werden.
    Die werden sukzessive jetzt aufgearbeitet?
    Gibt es irgendwelche neuen Erkenntnisse aus der Zusammenarbeit mit Ihren Kollegen aus der Bundesrepublik Deutschland, die ja auch hier sind?
    Wir arbeiten mit diesen Beamten sehr eng zusammen.
    Neue Erkenntnisse haben uns die Kollegen noch nicht übermittelt.
    In etlichen Zeitungen wird heute die Vermutung geäußert, dass auch Ermittlungen Staatspolizei intern geführt werden, weil die Vermutung im Raum steht, dass es vielleicht dort undichte Stellen in Richtung der Briefbombenattentäter geben könnte.
    Weiß man da schon Näheres?
    Es gibt überhaupt keine Hinweise in Richtung Kollegenschaft etc.
    Wir haben keinen Täter und müssen in jede Richtung offen agieren.
    In einem Medium wird ein namentlich nicht genannter Insider mit dem Satz zitiert, wahrscheinlich haben die Rechtsextremen bei der Staatspolizei mehr V-Männer als umgekehrt.
    Teilen Sie diese These?
    Das ist eine These, die ich überhaupt nicht bestätigen kann.
    Das heißt, es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass aktuelle Informationen aus den Ermittlungen direkt in die Täterkreise gelangen?
    Das ist richtig.
    Die Spur Rotes Auto aus Hartberg ist also nicht mehr vorhanden, sagt Gruppeninspektor Sturm.
    Trotz dieses Rückschlags ist der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Michael Sika, optimistisch, die Briefbombenattentäter doch noch zu finden.
    Mich macht optimistisch, dass wir wirklich
    sehr viele Hinweise und Spuren verfolgt haben und so viel Material gesichtet haben, dass wir zwangsläufig früher oder später fündig werden müssen.
    Das heißt, die Aussage des Staatspolizeichefs aus Graz, Rücker, wir kommen den Tätern erst drauf, wenn sie selber einen Fehler machen, die halten Sie für zu pessimistisch.
    Ja, natürlich ist es immer angenehm,
    wenn die Täter Fehler machen.
    Aber ich glaube, dass wir auch als Eigenem den Tätern näher kommen.
    Wie sieht es denn mit der mittlerweile ja auch von aus Polizeikreisen quasi bestätigten Annahme aus, dass man möglicherweise am Täter schon einmal dran war oder an den Tätern schon einmal dran war und so quasi jetzt
    zurück an den Staat und die alten Ermittlungsunterlagen noch einmal durchgeben muss.
    Was passiert denn da gerade?
    Wir tun das, wir tun das laufend, aber jetzt nicht, weil wir glauben, dass wir also irgendwo einen Fehler gemacht haben, sondern es wird immer wieder von Neuem das Material gesichtet und mit neuen Erkenntnissen verglichen.
    Das ist ein völlig normaler Prozess.
    der abläuft.
    Nun gibt es heute eine Reihe von Zeitungsberichten, die also von internen Ermittlungen, Ermittlungen innerhalb der Sicherheitskräfte berichten, schließend aus den Bekennerbriefen, dass es irgendwo eine undichte Stelle geben muss.
    Wie sieht denn das aus?
    Das muss man relativieren.
    Wissen Sie, wir sind natürlich nach allen Seiten offen.
    und beziehen auch diese Möglichkeit in unsere Überlegungen ein.
    Aber es gibt hier keine gezielten Ermittlungen.
    Es ist nur auf bestimmte Personen gerichtet.
    Ganz allgemeine Ermittlungen gibt es natürlich auch in diese Richtung, aber keine gezielten gegen bestimmte Personen.
    Es steht irgendwo halt ein Satz, es gibt mehr V-Männer in der Polizei, V-Männer der rechtsextremen Szene in der Polizei als umgekehrt.
    Würden Sie dem zustimmen?
    Nein, nein, das stimmt sicher nicht.
    Schließen Sie aus, dass es sozusagen ein internes Loch irgendwo gibt?
    Nein, also das kann ich mit ziemlicher Sicherheit ausschließen.
    Nachdem die Spur nach Hartberg sozusagen kalt geworden ist, wo tut man denn jetzt weiter?
    Wir ermitteln nach wie vor in diesem Bereich, den schon der Herr Bundesminister genannt hat, ich habe es ja schon vorher bezeichnet, dass wir in einer anderen Etage zu suchen haben, da haben wir sehr viele Hinweise aus der Bevölkerung bekommen, denen wir nachgehen.
    Und es ist
    Für mich nur eine Frage der Zeit, dass man da früher oder später einmal fündig wird.
    Mit anderer Etage meinen Sie also nicht sozusagen im klassisch neonazistischen Spektrum, sondern das, was der Minister als sektenartig bezeichnet hat.
    Richtig.
    Michael Sika, Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, im Gespräch mit Franz Sinnbürger.
    Die jüngste Briefbombenwelle wirft wieder einmal die Frage auf, wie sehr ist der Rechtsstaat auf Gegenwehr, gegen Terrorismus und organisierte Kriminalität vorbereitet.
    Anderthalb Jahre erfolgloser Suche nach den Attentätern legen den Eindruck nahe, dass hier oft mit Platzpatronen in den Krieg gezogen wird.
    Justizminister Michalek, im jüngsten Bekennerbrief selbst als Zitat Tschuschenhäuptling angegriffen, will, dass Justiz- und Sicherheitsbehörden hier mehr Zähne zeigen können.
    Ohne sich jetzt vom aktuellen Anlass unter Druck setzen zu lassen, müsse man die Bereiche verdeckte Ermittlung, Kronzeugenregelung oder auch großer Lauschangriff doch grundsätzlich in Erwägung ziehen, Fritz Dittlbacher informiert.
    Die Justiz ist eines der Hauptangriffsziele der Briefbombenterroristen.
    Minister, Richter, Staatsanwalt werden auch im jüngsten Bekennerschreiben zum Teil massiv bedroht.
    Und Innenminister Nikolaus Michalek bestärkt da sein Vorhaben, dass er schon längere Zeit hat.
    Geänderte Verhältnisse bedürfen auch der Überlegung, ob das vorhandene Instrumentarium, das den Sicherheitsbehörden an die Hand gegeben ist, ausreicht im Kampf gegen diese neuen Erscheinungen.
    Und ich habe schon seit Längerem gesagt, das Justizresort ist hier gesprächsbereit.
    Man muss ganz grundsätzlich eine Art Bedarfsanalyse erstellen und mal schauen, was ist gewünscht, was bewirkt das und wie kann man dem also entsprechen.
    Der zuletzt oft geforderte große Lauschangriff, das ist die polizeiliche Überwachung der Privatsphäre von Verdächtigten, sei hier nur ein Teil eines ganzen Bündels von Maßnahmen.
    Und bei jeder Einzelnen müsse man die Gradwanderung zwischen Effizienzsteigerung der Sicherheitsbehörden und Grundrechtsschutz des Einzelnen schaffen.
    Am Beispiel großer Lauschangriff heißt das für Michalek prinzipiell ja, aber
    Wir müssen darauf bestehen, dass diese doch vehementen Eingriffe in die Grundrechtssphäre nur in entsprechend gelagerten Fällen schwerer Natur zur Anwendung kommen.
    Erstens.
    Zweitens, dass eine gerichtliche Genehmigung vorliegen muss,
    dass ein entsprechender Schutz gegeben sein muss, um Zufallsfunde nicht zur Verwertung gelangen und drittens, dass eine Dokumentation gegeben ist, die auch nachträglich dann überprüft werden kann, eventuell auch auf parlamentarischer Ebene.
    Großer Lauschangriff also nur bei Terrorismus und organisierter Kriminalität und nur mit vorheriger richterlicher Genehmigung.
    Ein Erstlauschen und dann den Richter fragen, wie es zuletzt von ÖVP-Seite gefordert wurde, kommt für Michalek nicht in Frage.
    Ein weiterer Bereich der Erweiterung von Polizeibefugnissen betrifft die verdeckte Ermittlung.
    Also die Frage, inwieweit sollen V-Leute in kriminelle oder terroristische Zellen eingeschleust werden und was dürfen sie tun.
    Michalek ist auch hier für ein Mehr mit Grenzen, denn die wichtigste Frage sei, wie weit kann sich der V-Mann innerhalb der Szene nicht nur artikulieren, sondern auch gebärden, vor allem ohne selbst strafbar zu werden.
    Hier wird allerdings von mir ein relativ restriktiver Standpunkt eingenommen.
    Ein Agent-Provokateur sollte nicht herauskommen.
    Also jemand, der a. auffordert oder anstiftet zu strafbaren Handlungen, das lehne ich auf der einen Seite ab, andererseits hat das Mittun bei strafbaren Handlungen irgendwo seine Grenze.
    Dort, wo es keine V-Leute gibt, ist man oft auf die Hilfe von Mittätern angewiesen, Stichwort Grundzeugenregelung.
    Minister Michalek arbeitet hier an einer Neuregelung, die aber nicht so weit geht wie etwa die amerikanische Straffreistellung.
    Ich plane eher vorzuschlagen als eine so weitgehende Grundzeugenregelung eine großzügige Strafmilderungsregelung.
    Das heißt nicht Straffreiheit, sondern Milderungsgründe.
    So ist es.
    Konkret jetzt zu den Briefbombenattentaten.
    Hier sind ja im jüngsten Bekennerschreiben auch Menschen aus ihrem Verantwortungsbereich massiv unter Beschuss.
    Etwa der Staatsanwalt Fasching oder die Richterin Eckbrecht, über die hier in diesem Bekennerschreiben, in diesem jüngsten, wörtlich steht, sollte diese Richterin abgelöst werden, besteht ausnahmsweise die berechtigte Hoffnung, dass etwas Besseres nachkommt.
    Das ist ja eine ungewöhnlich scharfe Art der Bedrohung.
    Reagieren Sie hier drauf?
    Hier gibt es also gesicherte Vorgangsweisen zwischen Personen, die bedroht sind und der Sicherheitsbehörde.
    Die werden sicher in diesem Fall auch eingehalten.
    Sie selbst sind ja auch genannt in diesem Bekennerschreiben.
    Besteht auch bei Ihnen selbst seit einigen Tagen wieder erhöhte Alarmstufe?
    Ich habe davon nichts bemerkt und glaube auch nicht, dass es notwendig ist.
    soweit Vorstellungen des Justizministers Nikolaus Michalek zu erweiterten Möglichkeiten der Ermittlung in Terrorfällen und bei der Bekämpfung mafiöser Kriminalität.
    Inwieweit findet er da Unterstützung bei den Koalitionsparteien?
    SPÖ und ÖVP wollen in der kommenden Woche diese Frage angehen.
    ÖVP-Klubobmann Andreas Kohl kündigte heute Gesetzesinitiativen im Parlament an, SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Tschapp einen Regierungsgipfel im Bundeskanzleramt.
    Cornelia Krebs informiert.
    Nach eineinhalb Jahren erfolgloser Fahndung nach den Briefbombenattentätern will die ÖVP nun endlich Ergebnisse sehen.
    Nachdem die Terrorwelle mit der Lübecker Briefbombe nun auch Deutschland erfasst hat, ist der Klubobmann der ÖVP, Andreas Kohl, besorgt, die deutschen Behörden könnten den österreichischen zuvor kommen.
    Es wäre für mich als Österreicher unerträglich, ich muss das wirklich sagen, wenn es jetzt dem deutschen Verfassungsschutz aufgrund der Bedauernswerten
    Attentate in Deutschland gelänge, die Urheber ausfindig zu machen und sozusagen uns zeigen würden, wie man mit der Gas ackert und also uns hier vorhüpfen würden, wie man wirksam Terrorismus bekämpft.
    Also die Aufklärung muss von uns geleistet werden.
    Die ÖVP hat aus diesem Grund einen Beschluss verfasst, in dem sie eine rigorosere Vorgangsweise gegen die rechte und auch linke Terrorszene fordert.
    Klubobmann Kohl hat den Vorschlag zu einem Antiterrorgesetz heute präsentiert.
    Was wir vorschlagen ist ein verbesserter Zeugenschutz, die Grundlagen für eine verdeckte Ermittlung, die Frage einer eingeschränkten Grundzeugenregelung,
    Die wirksame elektronische Überwachung, also das, was im Volksmund und in der Sprache der Gegner einer solchen Sache als der große Lauschangriff bezeichnet wird, dieses Wort verwende ich nicht gerne.
    Es geht hier um keinen Angriff, sondern es geht um eine wirksame elektronische Überwachung zur Verbrechensverhinderung.
    Wir wollen auch das Vermummungsverbot rechtlich verankert wissen.
    Die Vorstellungen der ÖVP decken sich weitgehend mit denen der SPÖ.
    Der Bundesgeschäftsführer der SPÖ Josef Zschab argumentiert allerdings vorsichtig, was die elektronische Überwachung betrifft und will sich vor allem von dem Begriff großer Lauschangriff verabschieden.
    Ich bin erstens der Auffassung, dass der Begriff Lauschangriff aus der öffentlichen Diskussion beseitigt gehört, weil er den Österreichern das Gefühl vermittelt, jeder wird abgehört.
    Das ist falsch.
    Zweitens, man soll nicht den Fehler begehen, das wäre ein Mythos, ein Allheilmittel und damit könnte man jetzt jedes Problem lösen.
    Drittens,
    Man soll aber darüber nachdenken, dass es für ganz bestimmte, konkrete, definierte Fälle sowas wie eine elektronische Überwachung im Vorfeld geben kann.
    Josef Ciab glaubt, dem Beschluss der ÖVP zuvorzukommen, da alle Punkte des ÖVP-Antrages seit langem in der SPÖ diskutiert würden.
    Am Montag werden Bundeskanzler Wranicki, Innenminister Aynem und Justizminister Michalek in einem Regierungsgipfel über die Punkte einer etwaigen Polizeireform debattieren.
    So viele im Freitag-Mittag-Journal zu Konsequenzen aus dem Briefpompen-Terror.
    Es ist sieben vor halb eins.
    Und nun zum internationalen Thema dieses Tages.
    Bosnien.
    Die muslimischen Truppen haben zum großen Ansturm auf dem Belagerungsring um Sarajevo ausgeholt.
    Daran besteht nun kein Zweifel mehr.
    Seit gestern toben in der Nord- und Westregion der bosnischen Hauptstadt schwere Kämpfe.
    Die bosnische Armee, die in der vergangenen Woche hier tausende Soldaten zusammengezogen hat, versucht, von Serben gehaltene Dörfer und Stellungen unter ihre Kontrolle zu bringen.
    Beide Seiten schießen mit schwerer Artillerie, Granaten und Maschinengewehren.
    Vor diesem Hintergrund ist der Entscheidungsapparat der UNO plötzlich in Bewegung geraten.
    Vor wenigen Stunden hat der Sicherheitsrat in New York das Mandat der schnellen Eingreiftruppe im Schnellverfahren genehmigt.
    Mehr von Barbara Ladinser.
    Der ausgebrochene Kanonendonner um Sarajevo hat den UNO-Sicherheitsrat wohl zur Entscheidung gezwungen.
    Seit der vergangenen Woche waren die Verhandlungen über das Mandat der schnellen Eingreiftruppe festgefahren.
    Zuletzt vor allem an der Finanzierungsfrage, denn US-Präsident Clinton bekommt vom republikanisch dominierten Kongress kein Geld für Bosnien.
    31 Prozent der Kosten bei UNO-Einsätzen übernehmen normalerweise die USA.
    Die amerikanische UNO-Botschafterin Madeleine Albright erklärte, die Initiatoren der schnellen Eingrifftruppe sollen zahlen oder sich um Beiträge aus anderen Ländern bemühen.
    Die USA sind jedenfalls nicht dazu bereit.
    In a time of serious budgetary cutbacks we are not now prepared to pay the lion's share of the cost of expanding this force.
    Die Initiatoren der sogenannten Rapid Reaction Force, das sind Frankreich und Großbritannien und Präsident Chirac und Premier Major, beide derzeit in Halifax beim G7-Gipfel, sind entsprechend wütend auf die USA.
    Die Geldfrage ist jedenfalls noch ungelöst und wurde aus der heutigen Resolution ausgeklammert.
    Mit 13 Stimmen hat der Sicherheitsrat das Mandat für die schnelle Eingreiftruppe gebilligt.
    China und Russland haben sich enthalten.
    12.500 Mann in der Mehrheit Briten und Franzosen werden nun nach Bosnien entsandt.
    Wann genau ist noch nicht klar und auch nicht, wie ihr Mandat im Einzelnen aussieht.
    Ganz allgemein heißt es, die Truppen haben den Auftrag, die Blauhelme in Bosnien zu schützen, wenn sie angegriffen oder behindert werden, damit diese ihre Friedensmission erfüllen können.
    Ihr Mandat ist rein defensiv.
    Die bosnische Regierung drängt jedenfalls auf einen möglichst schnellen Einsatz.
    Außenminister Sacir Bey sagte vor der UNO, es sei die letzte Chance, man müsse sich auf das Schlimmste gefasst machen.
    I think we all know this is the last chance.
    And based upon experience, we will maintain our hope for the best.
    But frankly, we must anticipate the least.
    Die Kämpfe um Sarajevo werden unterdessen immer heftiger.
    Die bosnische Regierungsarmee ist auf dem Vormarsch.
    Die Explosionen der Granaten und Raketen folgen einander in 30 bis 40 Sekunden Abständen, berichten Agenturen.
    Eine Sprecherin der UNO-Truppen sagte dem ORF,
    Die jüngsten, bisher allerdings unbestätigten Berichte sprechen von heftigem Artilleriefeuer in der Stadt.
    Auch in einer ganzen Reihe von Frontabschnitten außerhalb von Sarajevo sind Feindseligkeiten im Gang.
    Die bosnische Regierungsarmee hat ihre Einheiten vor allem im Norden und Westen der Stadt deutlich verstärkt.
    Sie versucht anscheinend die Nachschublinien der Serben zu unterbrechen.
    Und die Serben reagieren darauf, indem sie aus ihren Stellungen im Süden feuern.
    erlaubt Bosnien und Serbien eine Antwort nach dem Süden von Sarajevo zu geben, von denen sie auf Bosnien-Gesetze und auf die Stadt gefeuert haben.
    Die Straßen in Sarajevo sind seit den Morgenstunden menschenleer.
    Die Geschäfte sind geschlossen.
    Es herrscht Höchstspannung.
    Soviel zur Situation in Sarajevo.
    Aufs Tapet kommt die Bosnien-Problematik auch auf den Gipfel der sieben größten Industrienationen, Kürzel G7, in der kanadischen Hafenstadt Halifax.
    Neben dem Gastgeber Kanada und den USA gehören Japan, Frankreich, Großbritannien, Italien und Deutschland der G7 an.
    In der Hauptsache ist es allerdings ein Wirtschaftsgipfel, bei dem weltwirtschaftliche Rivalitäten die Hauptrolle spielen, Raimund Löw informiert.
    Zwei Themen haben den ersten Tag des G7-Gipfels von Halifax bestimmt.
    Der amerikanisch-japanische Streit um die amerikanischen Autoexporte nach Japan und die Bosnien-Krise.
    Und in beiden Fällen hat sich bestätigt, wie wenig die G7 an einem Strang ziehen und wie stark die Interessensgegensätze geworden sind.
    Gestern Nachmittag gab es zuerst große Erwartungen, dass Präsident Clinton und Ministerpräsident Murayama vielleicht doch den Weg zu einem Kompromiss finden würden, um den drohenden Handelskrieg abzuwehren.
    Aber bei der gemeinsamen Pressekonferenz blieben beide Seiten beinhart.
    Es wird zwar eine neue Verhandlungsrunde in Genf geben, aber gleich zweimal wiederholte der Präsident, dass es für ihn kein Zurück vor den angedrohten Fraktionen gibt, wenn Japan nicht nachgibt.
    Und dafür fehlt zurzeit jedes Anzeichen.
    Im Gegenteil.
    Die japanische Delegation hier in Halifax zeigt sich von den amerikanischen Drohungen völlig unbeeindruckt, höchstens einem Spruch der Welthandelsorganisation in Genf.
    Werde man sich beugen, heißt es.
    Europa hält sich in diesem Streit zurück, aber die europäischen Delegationen machen hinter den Kulissen kein Hehl daraus, dass sie über den amerikanischen Alleingang gegen Japan irritiert sind.
    Wichtiger als der japanisch-amerikanische Streit ist für die Europäer Bosnien
    Aber in Präsident Clinton haben sie nur meinen bedingt vollzunehmenden Gesprächspartner.
    Denn angesichts des inamerikanischen Patz zwischen dem Weißen Haus und dem Kongress kann der Präsident ohne Zustimmung der Republikaner nur mehr wenige Verpflichtungen eingehen.
    Und weder Parlamentspräsident Newt Gingrich noch Senatsvorsitzender Bob Dole sind in Halifax mit dabei.
    Bei der Eröffnungssitzung der Staats- und Regierungschefs gestern Abend war die Bosnienfrage derart beherrschend, dass man außer Programm auch die Außenminister zu einer ausführlichen Erörterung der gefährlichen Zuspitzung auf den Balkan zugezogen hat.
    Herausgekommen ist, zumindest für die Öffentlichkeit, nicht mehr als ein eindringlicher Aufruf zur Aussetzung aller militärischen Aktivitäten im Interesse einer Verhandlungslösung, der sich in der gegenwärtigen Situation vor allem an die Adresse der bosnischen Moslems richtet.
    Aber ob internationaler oder auch amerikanischer Druck die Regierung in Sarajevo von ihren Offensivplänen noch abhalten kann, wagt niemand zu beurteilen.
    Dass in Halifax zu Bosnien hinter den Kulissen mehr läuft, als öffentlich bekanntgegeben wird, ist anzunehmen.
    Aber das entlarvende Hin und Her zwischen der UNO in New York, den Europäern, dem amerikanischen Präsidenten und dem amerikanischen Kongress um die Finanzierung der neuen Bosnien-Einsatztruppe lässt nicht gerade das Beste vermuten.
    Als engagiertester und auffallendster europäischer Politiker hat sich in Halifax bisher der neue französische Präsident Jacques Chirac herausgestellt.
    Europa ist ja gleich durch vier Nationen vertreten, wozu noch die eigens auftretende Europäische Union zu zählen wäre.
    Aber Italiens Ministerpräsident Dini und Großbritanniens John Major sind ihnen politisch schwach.
    Helmut Kohl ist zwar der Mann mit der bei weitem längsten G7-Erfahrung, aber der Wirtschaftsriese Deutschland denkt weltpolitisch immer noch sehr klein.
    Dagegen herrscht allgemeine Überraschung über die außenpolitische Dynamik, die in den letzten Tagen von der neuen französischen Führung ausgegangen ist.
    Ein Blick auf die Uhr, es ist halb eins und hier der Radiotipp für den heutigen Abend.
    Ich halte es nach wie vor.
    für ein schlechtes, schwammiges, gefährliches Gesetz.
    Warum muss er sich zum Richter aufspielen?
    Liegt der Grund, dass man klassifizieren, etikettieren, strafrechtlich verurteilen will, doch vielleicht auch einer Macht, die die Medien ausüben wollen, als Nebenjustiz?
    Journalisten und Juristen im Gespräch, der Schreiber und sein Richter sozusagen.
    Ihr Thema, das umstrittene Mediengesetz und seine Auswirkungen.
    Heute Abend um 18.20 Uhr im Programm Österreich 1 im Medienjournal.
    Und jetzt weiter in den Mittagsberichten.
    Budyonnovsk, eine an sich wenig bedeutende südrussische Stadt, ist unversehens in die internationalen Schlagzeilen geraten.
    Tschetschenische Freischörler haben in ihrem Kampf gegen Russland zu einem terroristischen Mittel gegriffen, zu einer Massengeiselnahme.
    2000 Menschen sollen die Partisanen nach neuesten Berichten in ihrer Gewalt haben und sie drohen mit Massentötungen, falls ihre Forderungen nicht erfüllt werden.
    Jelzin müsse den Krieg beenden und direkte Friedensverhandlungen mit seinem Widerpart Dudayev aufnehmen, fordern die Geiselnähmer.
    Susanne Scholl über das angedrohte Blutbad.
    Die Stadt ist voller russischer Soldaten.
    Auch die Eliteeinheit Alpha ist nach Budyonnovk beordert worden.
    Das Spital, in dem die Kampfgruppe des tschetschenischen Kommandanten Shamil Barsaev hunderte Geiseln festhält, ist von Panzerfahrzeugen umstellt.
    An den Ausfahrtsstraßen der Stadt haben bewaffnete Bewohner von Budyonnovk Straßensperren und Kontrollpunkte eingerichtet.
    Weil die Sicherheitskräfte den Überfall nicht verhindern konnten, wollen sie jetzt selbst für die Sicherheit ihrer Stadt sorgen, sagen sie.
    Doch all diese Maßnahmen können ein Ende der Geiselnahme kaum herbeiführen.
    Neueste Berichte sprechen jetzt von mehr als 2000 Geiseln in der Hand der tschetschenischen Kämpfer.
    Dass die Gruppe um Barseif zum Äußersten entschlossen ist, hat sie in der Nacht auf heute gezeigt, als sie offenbar 5 Geiseln erschoss, um so ihrer Forderung nach einer Pressekonferenz Nachdruck zu verleihen.
    Bei dieser Pressekonferenz machte Barseif deutlich, dass er und seine Leute nichts mehr zu verlieren haben.
    Er werde nicht aufgeben, bis seine Forderungen erfüllt sein und er sei entschlossen, notfalls weitere Geiseln zu erschießen, sagte Basaev.
    Seine Forderungen sind ebenso eindeutig wie in Wirklichkeit unerfüllbar.
    Er fordert eine sofortige Einstellung Galakanzhandlungen, den völligen Abzug aller russischen Einheiten aus Tschetschenien und direkte Verhandlungen zwischen der russischen Führung und dem tschetschenischen Präsidenten Dudayev.
    Dessen Zustimmung habe seine Aktion übrigens nicht, betonte Basaev.
    Er habe aus eigener Initiative herausgehandelt, weil er entschlossen sei, bis zuletzt für die Freiheit Tschetscheniens zu kämpfen.
    Dies und die Tatsache, dass sich Dudayev schon gestern von dem Überfall distanziert hat, macht deutlich, wie unübersichtlich die Lage auf tschetschenischer Seite nach sechs Monaten Kriegs inzwischen geworden ist.
    Und es zeigt, dass Dudayev selbst, wenn es zu Verhandlungen kommen sollte, kaum noch in der Lage sein dürfte, für wirklich alle bewaffneten Gruppen in Tschetschenien zu sprechen.
    Genau dies spielt aber all jenen in Russland in die Hände, die den Krieg in Tschetschenien für richtig und notwendig halten.
    Der Überfall auf Bulgionow, so heißt es in Moskau, habe deutlich gezeigt, gegen wen die russischen Einheiten Krieg führten.
    Und Verhandlungen mit Leuten zu führen, die nichts mehr unter Kontrolle haben, sei eben sinnlos.
    Präsident Boris Yeltsin, der zunächst überlegt hatte, seine Reise zum heutigen Gipfeltreffen der sieben Industrienationen in Kanada abzusagen, entschloss sich nach eigenen Worten gerade auch deshalb, dies nicht zu tun.
    Jede Kritik an der russischen Tschetschenien-Intervention wird er jetzt vermutlich mit dem Hinweis auf die Vorfälle in Budyonnov zurückweisen.
    Das zeitliche Zusammenfallen der beiden Ereignisse hat denn auch in Moskau zu einigen Spekulationen geführt.
    So gibt es viele hier in Russland, die meinen der Überfallkomme der russischen Führung politisch allzugelegen.
    Tatsächlich konnte bisher nicht geklärt werden, wie Bazaevs Leute mit all ihren Waffen ungestört nach Budyonnov gelangen konnten, das rund 70 Kilometer von der tschetschenischen Grenze entfernt liegt.
    Die Situation der Geiseln wird durch derlei politische Gerüchte aber nicht besser.
    Und die Chancen, dass man die Geiselnehmer doch noch zum Aufgeben bewegen kann, stehen offenbar schlecht.
    Der tschetschenische Terror, mit dem Moskau seit Dezember seine Intervention in der kleinen Kaukasusrepublik begründet hat, hat Russland jetzt auf schreckliche Weise tatsächlich erreicht.
    Susanne Scholl über die Massengeiselnahme.
    Es ist eines der beliebtesten Ferienländer und gleichzeitig das am meisten von Beben heimgesuchte Gebiet Europas, Griechenland.
    Fast täglich zittert die Erde, vor allem in der Region um den Golf von Korinth, doch selten richten die Erdstöße mehr an als geringe Sachschäden.
    Das Beben gestern früh am Golf von Korinth allerdings hatte schwererwiegende Folgen.
    Zahlreiche Menschen wurden unter den Trümmern eingestürzter Häuser begraben, 16 oder 17 wurden bereits tot geborgen und nach wie vor liegen Verschüttete unter Betonplatten.
    Doch noch gibt es Hoffnung, Überlebende zu bergen, wie Harald Weiß am Beispiel eines kleinen Jungen schildert.
    Seit die Rettungsmannschaften den schwachen Hilferuf eines kleinen Jungen gehört haben, ist die Hoffnung wieder gewachsen, doch noch weitere Erdbebenopfer lebend bergen zu können.
    Mit einem Spezialkran wird derzeit versucht, den unter tonnenschweren Betonplatten eingeklemmten Elfjährigen zu befreien.
    Den Helfern rief der Junge zu, neben ihm läge noch ein anderes Kind, das möglicherweise aber bereits tot sei.
    Noch immer werden mehrere Menschen vermisst.
    Sechs französische Touristen liegen offenbar unter den Trümmern ihres Hotels.
    In dem Badeort war Limitika begraben.
    Nach acht Griechen wird in der Stadt Aegion gesucht.
    Dort war gestern früh ein mehrstöckiges Appartementgebäude zusammengestürzt.
    In der Abenddämmerung war es gestern Abend gelungen, eine 33-jährige Belgierin aus den Trümmern des eingestürzten Hotels Eliki zu retten.
    Die Frau hatte durch Hilferufe die Feuerwehrleute zu dem Ort zu leiten vermocht, an dem sie über Stunden unter Betonplatten und Eisenstreben eingeklemmt war.
    Mit zwei gebrochenen Beinen und mehreren gebrochenen Rippen wurde sie in ein Krankenhaus eingeliefert.
    Eine 50-jährige Frau, die gegen Mitternacht leben gefunden wurde, starb gegen morgen im Krankenhaus.
    Die zuständigen Behörden in Athen geben die Zahl der bisher gefundenen Todesopfer mit 16 oder 17 an.
    Fünf von ihnen waren französische Feriengäste.
    Nachdem gestern aus den Trümmern noch Hilferufe zu hören waren, sind die Lebenszeichen mittlerweile verstummt.
    Von dem rechten Flügel des Hotel Seliki blieb nicht viel mehr als ein Haufen Beton und Stahl übrig.
    Ingenieure stellten bei der ersten Untersuchung in Ägion fest, dass beide eingestürzten Häuser schwere Mängel an der Bausubstanz aufwiesen, obgleich am erdbebengefährdeten Golf von Korinth besonders strenge Bauvorschriften gelten.
    Die vergangene Nacht verbrachten Tausende unter freiem Himmel, da die für die Überlebenden der Katastrophe bereitgestellten Armeezelte nicht allen Hilfe suchenden Platz boten.
    Experten schließen angesichts der zahlreichen kleineren Nachbeben auch einen erneuten starken Erdstoß nicht aus.
    Deshalb wurden Bevölkerung und Urlauber in der Region aufgefordert, fürs Erste sich nicht in Häusern aufzuhalten.
    Unklar ist bislang das gesamte Ausmaß des Schadens.
    Zwischen der Hafenstadt Patras und dem antiken Ort Delphi sind 650 Häuser schwer beschädigt.
    Zahlreiche müssen abgerissen werden.
    Insgesamt drei Erdstöße hatten in der Nacht zum Donnerstag die Bevölkerung aus dem Schlaf gerissen.
    Der folgenreichste erreichte eine Stärke von 6,1 auf der Richterskala.
    Griechenland und ganz besonders die Region um den Golf von Korinth gilt als das am stärksten erdbebengefertigte Gebiet in Europa.
    Tief im Erdinnern schieben sich dort die afrikanische und saudi-arabische Gesteinsplatte nach Norden und stoßen mit der nach Westen drängenden anatolischen Platte zusammen.
    Dadurch kommt es zu starken Spannungen, die sich fast täglich in mehr oder minder heftigen Beben entladen.
    In der Provinz Kozani leben derzeit noch immer 8000 Menschen in Zelten,
    nachdem vor einem Monat ein Erdbeben der Stärke 6,6 ihrer Häuser zerstört hatte.
    In der nahegelegenen westfriesischen Hafenstadt Patras richtete vor zwei Jahren bereits ein schweres Beben Schäden in Millionenhöhe an.
    so viel nach den griechischen Beben.
    Während in Österreich angesichts des Briefbomben-Terrors über erweiterte Ermittlungsbefugnisse nachgedacht wird, ist Spaniens Geheimdienst offensichtlich gar zu eifrig gewesen.
    Zu sehr hat Spaniens Armeegeheimdienst die Ohren gespitzt, zu viel wurde in den vergangenen Jahren bespitzelt und abgehört.
    Zu den Abgehörten zählen immerhin so illustre Persönlichkeiten wie Spaniens König Juan Carlos, Regierungsmitglieder und andere Politiker, Unternehmer und Journalisten.
    Der Abhörskandal hat nun nicht nur den Rücktritt des Geheimdienstchefs zur Folge, sondern bringt außerdem auch die ohnehin bereits durch diverse Korruptionsaffären in Misskredit geratene Regierung González weiter in Bedrängnis.
    Josef Manola aus Madrid.
    In einer Pressekonferenz kurz vor Mitternacht gab der stellvertretende Regierungschef, Vizepremierminister Narsi Serra, nicht, wie erwartet, seinen eigenen Rücktritt, sondern die Demission des Geheimdienstchefs bekannt.
    Der langjährige Leiter des militärischen Abwehrdienstes hatte nach Bekanntwerden der Affäre seinen Rücktritt angeboten, der mit Dank für die unbezahlbaren Dienste, die er für die Demokratie geleistet hatte, auch angenommen wurde.
    General Emilio Alonso Manglano wird dafür verantwortlich gemacht, dass zehn Jahre lang private Telefongespräche in der Zentrale des Geheimdienstes abgehört und aufgezeichnet wurden.
    Politiker, mehrere Minister und Industrielle waren unter den Opfern des illegalen Lauschangriffs.
    Was die spanische Öffentlichkeit besonders schockiert hat, ist die Tatsache, dass sich in den veröffentlichten Listen der Abgehörten unter dem Kürzel SM, also Seine Majestät, auch König Juan Carlos befindet.
    Mit dem Rücktritt von General Mangliano ist die Affäre allerdings noch lange nicht bereinigt.
    Die Opposition im Parlament fordert politische Konsequenzen in der Regierungsmannschaft und will wissen, wer den Agenten den Auftrag zum Abhören der Handygespräche gegeben hat.
    Spekulationen weisen immer wieder auf Vizepremierminister Narsi Serra.
    Der Stellvertreter von Felipe González war Verteidigungsminister, als die teure Abhöranlage erstmals zum Mithören privater Telefonate eingesetzt wurde.
    Der Rücktritt von Serra wird übrigens nicht nur von der Opposition gefordert.
    Auch mehrere prominente Mitglieder seiner eigenen Partei fordern Konsequenzen.
    Die ehemalige Sozialministerin Mathilde Fernandes sprach von einer Verletzung der Menschenrechte und davon, dass sich die Regierung vor ihren europäischen Partnern lächerlich gemacht hat.
    Nicht zufällig zeigen sich die Sozialisten in der Bewältigung der Affäre gespalten.
    Serra, der dem rechten Flügel der Partei zugerechnet wird, denkt nicht an Rücktritt und spricht davon, dass die Telefonate zufällig und auf der Suche nach Hinweisen für kriminelle Tätigkeiten aufgenommen worden seien.
    Doch unter den Belauschten finden sich mehrere Vertreter des linken Flügels der sozialistischen Partei, die jetzt unumwunden den Kopf des stellvertretenden Premierministers fordern.
    Ein Regierungssprecher erklärte, die Veröffentlichung der Geheimlisten durch eine Madrider Tageszeitung verfolge parteipolitische Ziele.
    Regierung und Demokratie sollen geschwächt werden.
    Zwei Wochen vor der Übernahme der turnusmäßigen EU-Präsidentschaft muss die Regierung von Felipe González jetzt in aller Eile den peinlichen Abhörskandal bereinigen.
    So viele also aus Spanien.
    Nach Österreich jetzt.
    Für die Zukunft des Konsums ist heute wieder ein Stichtag.
    Um Mitternacht läuft nämlich die Frist für die Annahme der Ausgleichsquote durch die Lieferanten ab.
    Die Banken haben 50% plus 5% Superquote geboten.
    Die Lieferanten verlangen offiziell 60%.
    Allerdings sollen schon etliche Lieferanten das Bankenangebot akzeptiert haben.
    Wie es im Konsumpoker jetzt weitergeht, berichtet Ernst Wainisch.
    Gepokert wird auf allen Seiten.
    Die Lieferanten wittern ihre Chance, doch noch 60 Prozent Ausgleichsquote zu erreichen.
    Denn die Banken haben zwar ihr Angebot 50 plus 5 Prozent Quote offiziell nicht erhöht, unter der Hand heißt es aber, sollten genug Lieferanten das bindende Bankenangebot akzeptieren, dann sind bei einer guten Geschäftsentwicklung des Konsums auch 60 Prozent drinnen.
    Man liegt also gar nicht so weit auseinander.
    Grundsätzlich beinhaltet das Bankenuffert auch die Klausel, dass die Lieferanten auf alle weiteren Klagen verzichten, wenn die Banken die Forderungen um die vereinbarte Quote gekauft haben.
    Bei der Abstimmung über das Angebot müssen zumindest 80 Prozent der Gläubiger zustimmen.
    Das ist aber eher unwahrscheinlich nach dem klaren Nein des Markenartikelverbandes zur von den Banken gebotenen Quote.
    Auch beim Alpenländischen Kreditorenverband weiß man nichts von einer Zustimmung der Lieferanten zum Bankenangebot und dort müsste man es ja wissen, denn der AKV vertritt ja einen Teil der Lieferanten.
    Ganz anders tönt es aus der Investkredit, die die Banken im Konsumpoker vertritt.
    Ja, es gäbe eine große Zahl von Anerkennungsschreiben zur vorgeschlagenen 50 plus 5 Quote, auch aus Kreisen der Markenartikelhersteller.
    Und bei den Banken dürfte auch mit dem heutigen Tag noch nicht das letzte Wort gesprochen sein, denn sie haben angekündigt, die Annahmefrist für ihr Angebot eventuell zu verlängern, wenn nur genug Lieferanten zustimmen.
    In Klartext heißt es jetzt für die Lieferanten,
    Entweder den Spatz in der Hand oder die Taube am Dach.
    Wie viel sich das bisher gedacht und tatsächlich unterschrieben haben, darüber will heute freilich niemand Auskunft geben.
    Außerdem endet die Auszählung erst am Montag, weil für den Rücklauf der Poststempel gilt.
    Wirklich eng wird es für den Konsum erst Ende Juni.
    Da enden nämlich die Finanzierungsgarantien der Banken, wenn keine Quotenregelung zustande gekommen ist.
    Das würde den Konkurs bedeuten.
    Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
    Und den Konsum in den Konkurs schicken,
    wollen trotz Drohgebärden wohl keine der beiden Seiten.
    Deshalb gibt es auch schon einen Ausweg.
    Die Banken wollen für die gesetzlich geforderte Ausgleichsquote von 40 Prozent garantieren, auch nach dem 30.
    Juni.
    Das würde den Fortbestand sichern.
    Die Lieferanten bekämen dann weniger, hätten aber das Recht auf eine höhere Entschädigung zu klagen.
    Ob die Banken tatsächlich für den Weiterbestand des Konsums garantieren werden, hängt vor allem von den Berichten der Wirtschaftsprüfer ab, die in den nächsten Tagen vorgelegt werden.
    Noch ist also im Konsumpoker alles offen.
    Eine Lösung zeichnet sich aber immer mehr ab, denn in Wirklichkeit hätte niemand etwas von einem Konkurs der Konsumgenossenschaft.
    Nächstes Stichwort Freizeitsport.
    Eine der imageträchtigsten Sommersportarten ist in Österreich zweifellos das Windsurfen.
    Doch das Gleiten über die Wasseroberfläche ist auch mit zum Teil erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden.
    So klagen rund drei Viertel aller Surfer über Schmerzen im Rücken nach dem Ausüben ihrer Sportart.
    Betroffen sind vor allem Anfänger und mäßig Fortgeschrittene, denn die Ursache dieser Schmerzen liegt in einer falschen Surftechnik.
    Das Windsurfen steht daher im Mittelpunkt der burgenländischen Sportärztetage, die gestern in Rust am See begonnen haben, Heinz Duschanek informiert.
    Die Bewegungen auf dem wackeligen Surfbreit sind nur sehr schwer koordinierbar und das Segel muss ständig gegen den Wind gehalten werden.
    Daher wird vor allem bei Anfängern die Wirbelsäule erheblich belastet.
    Anhaltende Schäden wie Bandscheibenleiden ergeben sich aber nur dann, wenn eine falsche Surftechnik beibehalten wird.
    Fortgeschrittene schonen dagegen ihren Bewegungsapparat auch schon beim Start, denn sie lassen sich gemeinsam mit dem Segel vom Wind aus dem Wasser ziehen.
    Anfänger hingegen stehen bereits auf dem Brett und zerren in gebückter Haltung das schwere Segel aus dem Wasser.
    Ergonomisch richtig ist jedoch eine gestreckte Körperhaltung.
    Und die ist nur dann möglich, wenn das dazu nötige Seil, die Start Chode, lange genug ist.
    Das ist bei den meisten Surfbrettern aber nicht der Fall, weiß der Orthopäde Stefan Nehrer.
    Man sollte sich auch vor Augen halten, dass speziell Kinder hier Belastungen ausgesetzt sind von 30 bis 40 Kilogramm, die an diesem Seil wirken, wirksame Kraft werden, die sich im Rücken natürlich extrem auswirken können.
    Und hier haben wir als Orthopäden die besondere Verpflichtung, dass die Kinder
    adäquates Material verwenden.
    Das heißt, es gibt spezielle Kindersegel, die viel leichter sind und dadurch auch die Rückenbelastung deutlich reduzieren.
    Nach Meinung des Mediziners sollten Kinder überhaupt erst mit dem Surfsport beginnen, wenn sie über eine hinreichend starke Rückenmuskulatur verfügen, also ab einem Alter von etwa 13 Jahren.
    Der zweite Problembereich sind Arme und Beine der Surfer.
    Das dauernde Halten des Segels führt zu einer Übersäuerung der Armmuskeln und zu einer schlechten Durchblutung.
    Das kann auch zur Überlastung der Sehnen im Bereich der Finger führen und zu schmerzhaften Zuständen der kleinen Fingergelenke.
    Untersuchungen haben auch gezeigt, dass es im Vergleich zu anderen Sportarten beim Windsurfen zu einer besonders hohen Ausschüttung des Stresshormons Noradrenalin kommt.
    Der Mediziner empfiehlt daher älteren Personen vor dem Surfurlaub eine sportmedizinische Untersuchung.
    Weil eben auch der Wechsel von warm-kalt, das Hinaufstemmen auf das Brett, dann das Aufziehen des Segels, oft mit angehaltener Luft, was schwer geht, hier doch eine Kreislaufbelastung darstellen können, die nicht unproblematisch ist.
    Zum Ausgleich der einseitigen Belastungen sollten jedenfalls alle Surfer auch eine Ausdauersportart betreiben, beispielsweise Laufen oder Radfahren.
    Nach Italien jetzt.
    Dort streiken derzeit die Piloten der Alitalia.
    Genau genommen ist es kein offizieller Streik, sondern eine seltsame Erkrankungswelle.
    250 Piloten sind bereits befallen.
    Natürlich geht es ums Geld.
    Die Alitalia-Geschäftsführung will nämlich immer mehr billigere ausländische Piloten und Flugzeug-Crews einsetzen.
    Durch den inoffiziellen Streik ist das Chaos auf den italienischen Flughäfen heute perfekt.
    Andreas Pfeiffer berichtet.
    Dass die wilden Adler, so werden die Piloten der Alitalia genannt, das Fliegen verweigern, habe mit einem Streik nichts zu tun, behauptet unbeirrbar ihre Gewerkschaftsvertretung.
    Die Piloten, 250 an der Zahl, seien plötzlich erkrankt und deshalb nicht zum Dienst erschienen.
    Doch der wahre Grund des epidemischen Bauchkrimmens ist klar.
    Der Alitalia-Geschäftsführung wird vorgeworfen, aus Kostengründen ausländische Flugmannschaften anzuheuern.
    Das italienische Personal befürchtet nun, aus den Stellenplänen rauszufliegen.
    Grimmig gestimmt ist nunmehr auch die Kundschaft auf den Flughäfen.
    Allein gestern wurden 360 von 470 Flügen ersatzlos gestrichen.
    In Fiumicino bei Rom kampieren seit Mittwoch rund 4.000 Fluggäste.
    Die Drohgebärde des Verkehrsministers, der die kränklichen Piloten wegen Sabotage des öffentlichen Dienstes anzeigen will, hat heute zur Wiederaufnahme der Verhandlungen geführt.
    Doch neue Streiks am 19., 23. und 26. des Monats sind bereits angekündigt.
    Die Alitalia bleibt bis auf weiteres Flügellahm.
    Marcel Pravi, Opernführer, wurde heute Vormittag im Wiener Musikverein mit der Nikolai-Medaille in Gold der Wiener Philharmoniker ausgezeichnet.
    Die gleiche Ehrung hatte ja vorgestern, Mittwoch also, der langjährige ORF-Fernsehkulturchef Karl Löbel erhalten.
    Vor dem zu einer Probe versammelten Orchester nahm Marcel Pravi heute die Auszeichnung entgegen.
    Maria Renhofer war dabei.
    Die Überreichung der Nikolai-Medaille der Wiener Philharmoniker an Marcel Pravi heute Vormittag im Wiener Musikverein gestaltete sich quasi zur Familienfeier.
    Geliebte Wiener Philharmoniker, Sie haben mir den schönsten Tag meines Lebens bereitet und ich habe Herrn Professor Resel gesagt,
    Es fällt mir unsagbar schwer, hier zu sprechen, weil es wird einem schwummerlig, wenn man denkt, wer ist an diesen fünf Quadratmetern schon gestanden.
    Es ist wirklich, dass jemand, der ein bisschen Erfahrung hat im Sprechen, es ist mir nicht möglich, hier ohne diese gigantische Belastung zu sprechen, wer hier schon gewesen ist.
    Es hat die Liebe zu den Philharmonikern mein ganzes Leben durchzogen.
    Und ich bin vollkommen überzeugt davon, dass es das größte und einzig unersetzliche musikalische Kulturgut von Österreich darstellt.
    Mit der Nikolai-Medaille zeichnen die Wiener Philharmoniker Persönlichkeiten aus, die eine besondere Beziehung zum Orchester haben.
    Bei Marcel Pravi besteht darüber kein Zweifel.
    Er lebte die Philharmoniker doch als Staatsopernorchester allabendlich von seinem Dienstsitz in der Oper aus.
    Philharmoniker-Vorstand Werner Riesl betonte denn auch bei der Überreichung heute Vormittag Marcel Pravis besondere Verdienste um die Gattung Oper.
    Sie sind eigentlich der Einzige, der
    diese Art von Kunst den Menschen nahe bringt, indem er ihnen die Liebe zur Musik näher bringt und nicht über, ich möchte sagen, das Vehikel irgendeines mehr oder weniger guten Sängers oder Dirigenten oder das, was sich vielleicht manches Mal als solches bezeichnet.
    Weil wenn Sie sich zum Klavier setzen und den Menschen
    eine wunderbare Melodie vorspielen und dabei sogar noch versuchen zu singen, was Sie eh nicht können, aber das macht nichts.
    Das ist ja genau der Punkt.
    Und in diesem Augenblick glaubt Ihnen jeder und in diesem Augenblick fliegen Ihnen alle Herzen zu.
    Mit der 1942 zum 100-Jahr-Jubiläum des Orchesters geschaffenen Nikolai-Medaille, mit der die Philharmoniker bisher unter anderem Dirigenten wie Josef Krips, Karajan, Scholti oder Abado geehrt haben, wurde Marcel Pravi quasi in die Familie des von ihm als größtes Orchester der Welt apostrophierten Klangkörpers aufgenommen.
    Wir freuen uns jedenfalls sehr, dass das, was wir immer wieder noch in der Oper, in der Prosceniumsloge sehen, beziehungsweise in der Direktionsloge des Musikvereins hier, nämlich endlich einmal unseren Professor Pravi bei uns zu haben und in unserem Familienverband aufgenommen zu haben.
    In seiner Dankesrede erinnerte sich Marcel Pravi an viele Anekdoten aus der Geschichte des Orchesters, die sein ganzes Leben begleitet hat.
    An Konzerte mit Weingärtner, Furtwängler oder Bernstein und an die Besonderheiten, die ihm an den Wiener Philharmonikern aufgefallen sind.
    Durch meinen Dienstsitz in der Oper, der ja unmittelbar über dem Orchester ist,
    Wie hieß der große Witzerzähler, der Streicher?
    Der hat immer die Witze nach rechts erzählt beim Kontrabass, nach links.
    Die Linken haben seine Geschichten nie gehört beim Streicher.
    Und ich hatte wirklich Gelegenheit, das Orchester zu studieren.
    Und ich habe etwas bei den Philharmonikern bemerkt.
    Ich lasse es mir nicht nehmen, obwohl jeder sagt, das ist ein Unsinn.
    Ich habe so viele Orchester immer angeschaut.
    Und wenn ein Instrument nicht spielt und dann in die spielbereite Haltung des Musikers geht, geht es bei den Philharmonikern später in die Haltung, weil sie das Stück besser kennen.
    Marcel Pravi, vielfach verehrt, heute geehrt.
    Zur Abrundung des Mittagschannals nun die neuesten Nachrichten.
    Das nach der jüngsten Briefbombenserie gesuchte rote Auto mit Hartberger-Kennzeichen ist nun gefunden worden.
    Der Lenker des Autos steht allerdings nach Angaben der Staatspolizei nicht im Verdacht, an den Anschlägen beteiligt gewesen zu sein.
    Der Mann war am vergangenen Sonntag in Wiener Neustadt beobachtet worden, als er einen Briefkasten hantierte und dabei Plastikhandschuhe trug.
    Gruppeninspektor Robert Sturm von der Staatspolizei sagte, der Mann habe lediglich einen anonymen Brief in einer privaten Streitsache aufgegeben, was sein eigenartiges Verhalten erkläre.
    Nach den Briefbombenanschlägen hat sich eine Diskussion über mehr Befugnisse für die Exekutive entsponnen.
    ÖVP-Klubobmann Kohl erläuterte seine jüngsten Vorschläge für effizientere Fahndungsmethoden.
    Kohl verlangt einen besseren Schutz für Zeugen, die Möglichkeit verdeckter Ermittlung, eine eingeschränkte Grundzeugenregelung, ein Vermummungsverbot und die Möglichkeit der elektronischen Überwachung, also den sogenannten großen Lauschangriff.
    SPÖ-Bundesgeschäftsführer Zschapp hob hervor, die elektronische Überwachung sei kein Allheilmittel.
    Er könne sich aber für bestimmte definierte Fälle vorstellen, Abhörmethoden gesetzlich zuzulassen.
    Auch Justizminister Michalek zeigte sich gesprächsbereit.
    Die Österreicherinnen und Österreicher gehen immer früher in Pension.
    Nach Angaben von Sozialminister Homs ist das Pensionsantrittsalter von 1993 bis 1994 weiter gesunken.
    Männer gehen im Schnitt mit 58,5 Jahren, Frauen mit 57,1 Jahren in Pension.
    Als wesentliche Gründe, nannte Hums, ältere Arbeitnehmer würden häufig gegen ihren Willen aus dem Arbeitsprozess verdrängt, sowie gesundheitliche Probleme.
    Neuerlich verlangte der Sozialminister eine Anhebung des Pensionsantrittsalters.
    Das Wetter heute Nachmittag in ganz Österreich steigt die Wahrscheinlichkeit für Regenschauer oder Gewitter, Temperaturen 15 bis 22 Grad.
    Am Samstag wechselnd bewölkt, zeitweise durchaus sonnig, aber immer wieder noch einzelne Schauer, am Sonntag warm und oft sonnig.
    Das war's, das Freitag-Mittag-Journal vom 16.
    Juni.
    Technik Kurt Pascher, Regie Wolfgang Wittmann, am Mikrofon Manfred Kronsteiner.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1995.06.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1995.06.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Briefbomben - Ermittlungen
    Interview: Sika
    Mitwirkende: Simbürger, Franz [Gestaltung] , Sika, Michael [Interviewte/r]
    Datum: 1995.06.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Rechtsextremismus ; Justiz und Rechtswesen ; Straftaten ; Terror ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Briefbomben - Gesetzesinitiativen
    Interview: Khol, Cap
    Mitwirkende: Dittlbacher, Fritz [Gestaltung] , Khol, Andreas [Interviewte/r] , Cap, Josef
    Datum: 1995.06.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Rechtsextremismus ; Justiz und Rechtswesen ; Straftaten ; Terror ; Regierung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bosnische Offensive
    Einblendung: Madeleine Albright, Muhamed Sacirbey, bosnischer Außenminister. Bosnische Truppen greifen Belagerungsring um Sarajewo an und wollen diesen durchbrechen.
    Mitwirkende: Ladinser, Barbara [Gestaltung] , Albright, Madeleine [Interviewte/r] , Sacirbey, Muhamed [Interviewte/r]
    Datum: 1995.06.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Krieg ; Militär ; Nationalismus ; Krisen und Konflikte ; Verteidigungspolitik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    G7-Gipfel in Halifax
    Streit über Bosnienkrise und Handelsstreit USA-China
    Mitwirkende: Löw, Raimund [Gestaltung]
    Datum: 1995.06.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Wirtschaftspolitik ; Verhandlung ; Finanzwesen und Kreditwesen ; Krisen und Konflikte ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Erdbeben-Folgen in Griechenland
    Noch viele Menschen liegen verschüttet unter den Trümmern nach dem schweren Erdbeben am Golf von Korinth
    Mitwirkende: Weiss, Harald [Gestaltung]
    Datum: 1995.06.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Sicherheit ; Unfälle und Unglücksfälle ; Bauen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ringen um Konsum-Ausgleichsrate
    Mitwirkende: Weinisch, Ernst [Gestaltung]
    Datum: 1995.06.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Handwerk und Gewerbe ; Verhandlung ; Finanzwesen und Kreditwesen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wissenschaft: Windsurfen ist gesundheitsgefährlich
    Einblendung: Orthopäde Stefan Mehrer. Bei einer falschen Haltung können Rückenbeschwerden, Überlastung der Sehnen und Durchblutungsstörungen die Folge sein.
    Mitwirkende: Duschanek, Hans [Gestaltung] , Mehrer, Stefan [Interviewte/r]
    Datum: 1995.06.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wissenschaft und Forschung ; Sport ; Freizeit ; Gesundheitswesen und medizinische Versorgung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Burgenland
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Italienisches Flugpersonal im Ausstand
    Mitwirkende: Pfeifer, Andreas [Gestaltung]
    Datum: 1995.06.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Luftfahrt ; Streik ; Arbeitsbedingungen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1995.06.16
    Spieldauer 00:55:52
    Mitwirkende Kronsteiner, Manfred [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1995.06.16 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-950616_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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