Mittagsjournal 1995.08.04

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    Mittagsjournal Am Mikrofon des Mittagsjournals begrüßt sie Ursula Stenzel.
    Seit heute früh um 5 Uhr rollt die kroatische Offensive zur Rückeroberung der Kraina, jener im Westen Kroatiens gelegenen Region, wo die Serben vor drei Jahren eine eigene Republik ausgerufen haben.
    Die Offensive wurde mit einem schweren Artilleriebeschuss Knins, der Hauptstadt der Kraina, eröffnet.
    Hauptangriffsziele der Kroaten sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Zagreb auch die nordwestlich von Knien gelegene Stadt Gračac und der Militärflugplatz Utbina, 40 Kilometer südlich der Moslem-Enklave Bihać.
    Die Krainer Serben haben im Gegenzug mit dem Beschuss der Städte Šibenik, Karlovac, Gospić, Ogulin, Otočac, Sunja, Dubrovnik geantwortet.
    Auch Mostar wurde von den Serben angegriffen.
    Wir bringen im Mittagsjournal Berichte zur Lage in der Kraina und aus Zagreb, wo die Bevölkerung vor serbischen Raketenangriffen gewarnt wird.
    Wir erwarten Reaktionen aus Belgrad, wo der Führer der Kraina, Serben Milan Babic, mit Präsident Milosevic konferiert.
    Wir bringen Einschätzungen der Lage des internationalen Balkanexperten Duncan aus London und eine militärische Analyse des österreichischen Oberst Gerald Karner.
    Wir gehen der Frage nach den österreichischen Urlaubern in Kroatien nach.
    Außerdem im Mittagsjournal geplant, eine mögliche Wende in der Insolvenzkrise bei HTM, der Wiener Stadtrat Faymann zu Mietproblemen in Wien, das für Villach geplante Siemens-Chipwerk dürfte nun doch nicht kommen, ein Rückschlag für die wirtschaftliche Entwicklung in Kärnten und schließlich berichtet die Kultur über die Traviata-Premiere bei den Salzburger Festspielen.
    Das Wetter heute Nachmittag in Ostösterreich einzelne Gewitter, sonst sonnig, Höchsttemperaturen 25 bis 30 Grad.
    Am Wochenende wird es sonnig und heiß, morgen Nachmittag aber wieder einzelne Regenschauer und Gewitter im Osten.
    Zu Beginn aber gleich unsere Berichte über die kroatische Offensive.
    Was sich in den letzten Tagen abzeichnete und nach dem gestrigen Scheitern der Genfer Gespräche unaufhaltsam schien, ist heute früh eingetreten.
    Kroatische Artillerie hat mit einem massiven Beschuss der Krainer Hauptstadt Knin und anderer größerer Städte den Feldzug gegen die Krainer Serben begonnen.
    Was seither geschah, fasst Barbara Ladinsa zusammen.
    Die kroatische Offensive gegen die Kränerserben konzentriert sich zur Stunde auf die Serbenhochburg Knin.
    Vor kurzem berichtete UNO-Sprecher Alan Roberts direkt aus Knin, wie er den Angriff erlebt hat.
    Es begann um fünf Uhr früh, als die Stille plötzlich durch schweren Beschuss von Granaten und Raketen unterbrochen wurde.
    Das Feuer kam aus zwei Richtungen und war vor allem zu Beginn auf das Stadtzentrum von Knien gerichtet.
    Auch ein Lager am alten Bahnhof wurde direkt getroffen.
    Vom Stadtzentrum stiegen fünf große Rauchsäulen auf.
    Zurzeit ist es wieder etwas ruhiger, aber den größten Teil des Morgens lagen wir unter schwerem Beschuss.
    Wir hatten auch Einschläge sehr nahe beim UNO-Hauptquartier.
    Wir haben auch Meldungen über Todesopfer, aber wir sind noch dabei, sie zu verifizieren.
    Roberts berichtete auch, dass die Zivilbevölkerung von den Angriffen zunächst völlig überrascht worden war.
    Die meisten Menschen seien zuerst in ihren Häusern geblieben und hätten nur versucht, den Scherben der zerbersteten Fensterscheiben zu entgehen.
    Erst später suchten sie in Kellern oder Bunkern Schutz.
    Eine Vorwarnung habe es nicht gegeben.
    Gleichzeitig mit der Offensive auf Knien stießen laut UNO-Angaben kroatische Panzerverbände von Westen und Norden gegen die serbisch kontrollierte Kraina vor.
    Zahlreiche UNO-Posten entlang der sogenannten Waffenstillstandslinien wurden überrannt und zum Rückzug gezwungen.
    Insbesondere im Norden geht es der kroatischen Militärführung darum,
    die auf kroatische Städte und vor allem auf Zagreb gerichteten serbischen Artilleriestellungen auszuschalten.
    Die Kränerserben haben ihrerseits offenbar Volk zum Gegenangriff rausgeholt.
    Nach Berichten des kroatischen Rundfunks haben ihre Verbände mittlerweile über 20 kroatische Städte unter Artilleriebeschuss genommen.
    Darunter Karlovac und Šišak im Norden, wo Kroatien seine großen Ölraffinerien hat.
    Mehrere Geschosse trafen auch die dalmatinischen Küstenstädte Sardar, Sibenik und Dubrovnik.
    Überall wurde Bombenalarm gegeben und für ganz Kroatien wurde der Kriegszustand ausgerufen.
    Der kroatische Verteidigungsminister mahnte die Bevölkerung via Fernsehen und Radio zur Vorsicht.
    Es sei gefährlich, auf öffentlichen Plätzen in größeren Gruppen zusammenzustehen oder unnötige Autofahrten zu unternehmen.
    Größte Nervosität herrscht in Zagreb, wo die Angst vor Vergeltungsschlägen der Krena-Serben wächst.
    Es wird stündlich mit einem Angriff gerechnet.
    Laut Berichten des serbisch-bosnischen Radios hat sich der General der Krena-Serben Mile Mrsic an die UNO um Hilfe gewarnt und um eine dringende Intervention gebeten.
    Und UNO-Vermittler Stoltenberg ist offenbar nach Belgrad unterwegs, um dort neue Verhandlungen anzubahnen.
    In allen gefährdeten Städten Kroatiens heulten heute früh die Alarmsirenen.
    Die Serben nahmen vor allem kroatische Städte an der Adria-Küste unter Beschuss.
    Auch in Zagreb bereiteten sich die Bewohner auf serbische Angriffe vor.
    Ich begrüße nun unseren Korrespondenten in Zagreb, Georg von Ehren.
    An ihn die Frage, wie ist die Lage in Zagreb zurzeit?
    Also die Straßen sind ungewöhnlich leer.
    Es fahren zwar noch Straßenbahnen, aber es gibt kaum Menschen, die man auf der Straße direkt sieht.
    Die Autos sind im Grunde auch verschwunden.
    Ich weiß, dass viele bereits jetzt Schutz in den Kellern gesucht haben, einfach zur Sicherheit.
    Aber es hat noch keinen Alarm in Zagreb gegeben.
    In vielen anderen Orten schon, aber trotzdem erwartet man natürliche stündliche Vergeltungsschläge der Serben.
    Gibt es eine genügend große Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, mit dem Notwendigsten, um also lange Zeit im Keller ausharren zu können?
    Also überraschenderweise habe ich keine Hamsterkäufe irgendwie beobachten können.
    In den letzten Tagen war Sarjep eine fast normale Stadt und die Menschen, so scheint es hier zumindest, haben ein wenig versucht, das Ganze
    wegzuschieben, nicht daran zu denken und vielleicht ist das dadurch erklärbar.
    Ansonsten ist das ein Tag hier in Zagreb, in dem sogar die Geschäfte zum Teil noch offen haben, in dem es also durchaus möglich wäre, noch einzukaufen.
    Wie hat die Bevölkerung von Zagreb überhaupt die Nachricht von dem Anrollen der kroatischen Offensive gegen die Krainer aufgenommen?
    Man muss wohl schon fast sagen, ein bisschen mit Erleichterung.
    Viele haben sich das ja gewünscht, dass endlich
    der Angriff auf die Kraina erfolgt.
    Und ein Grund dafür mag sicherlich auch sein, dass die Medien ja in der letzten Zeit immer öfter betont haben, wie stark die kroatische Armee wäre, dass es ja überhaupt kein Problem wäre, in die Kraina reinzugehen.
    Das wäre eine Sache von ein paar Tagen, da wäre eigentlich nicht viel zu befürchten.
    Man glaubt an einen Endsieg in Zagreb?
    Allerdings, ja.
    Man glaubt auch nicht so sehr daran, dass Belgrad wirklich einschreiten könnte, denn das ist natürlich die große Gefahr im Moment.
    Wie geht es Ihnen selbst persönlich?
    Ja, also ich sitze in meiner Wohnung im Zentrum der Stadt und ich habe natürlich schon ein unruhiges Gefühl, weil im Mai gab es ja schon einmal hier Bombenabwürfe, Atelieriebeschuss von den Serben und in einer Schule, die vielleicht 100 Meter von mir entfernt ist damals,
    eine Granate eingeschlagen.
    Und ich denke, dass wenn ein Alarm kommt, dann wäre es auch für mich das Glückste, wirklich in den Keller zu gehen.
    Die Bevölkerung hört ständig Radio und sieht ständig fern.
    Ich nehme an, das ist der Normalzustand jetzt in Zagreb.
    Richtig.
    Und es werden auch, wie das oft so ist, die patriotischen Lieder gespielt, die noch ein bisschen die Stimmung wiedergeben sollen.
    Wir schaffen das.
    Das ist alles kein Problem.
    Und so ist auch noch das Verständnis hier.
    Das könnte sich natürlich ändern, wenn wirklich dann die ersten Granaten hier runterkommen sollten.
    Herr von Ehren, vielen Dank für diesen Bericht und auf Wiederhören nach Sakra.
    Knin steht in Flammen.
    Die Verwüstungen sind laut Angaben des serbischen Militärs beträchtlich.
    Unser Reporter Fritz Pessata war vor 14 Tagen in Knin.
    An ihn die Frage, haben die Krainer Serben eigentlich mit dem kroatischen Angriff gerechnet?
    Ich gehe davon aus, dass sie damit gerechnet haben, weil sie damit rechnen mussten.
    Es war der Angriff der Kroaten Anfang Juni auf Vestslavonien und die Rückroberung dieses serbisch besetzten Gebietes war schon ein erster Fingerzeig dafür, dass die kroatische Führung in Zagreb ernst macht.
    Man hat damit gerechnet.
    Es war damals im Juni eine ziemliche Katastrophenstimmung in Knin, der Hauptstadt.
    Dann hat es sich wieder etwas beruhigt.
    Dann bekanntlich zu diesem Zeitpunkt auch die Raketen auf Zagreb.
    Es wurde ein neuer Oberbefehlshaber eingesetzt.
    Der hat versucht, diese an sich nur paramilitärischen Truppen der Serben zu einer richtigen Armee zu machen.
    Man hat in dieser Zeit eine große Truppenparade abgeführt.
    Da hat man die modernen Waffen gezeigt.
    Das geht hin bis mittelstreckigen Raketen.
    Man hat also der Bevölkerung vermittelt, wir sind stark genug, um einem solchen kroatischen Angriff widerstehen zu können.
    Sind sie wirklich stark genug dazu oder brauchen sie ihrer Meinung nach den Rückhalt Belgrads?
    Babic ist ja der Führer der Krainer Serben zur Zeit in Belgrad.
    Ich bin kein Militärexperte.
    Ich halte die Zahlen, die in den letzten Tagen über die Stärke der serbischen Armee, der Krainer Armee, genannt werden, für übertrieben.
    Ich glaube nicht, dass sie wirklich 50.000 Mann unter Waffen haben.
    Möglicherweise können sie sich zu den jetzt wahrscheinlich 30.000, noch 20.000 weiter mobilisieren.
    Sie haben sicherlich sehr moderne Waffen.
    Sie haben schwere Artillerie.
    Sie können damit quasi alle kroatischen Städte außerhalb des Krainergebiets beschießen.
    Das haben sie ja schon bewiesen im Juni mit dem Raketenbeschuss auf Zagreb.
    Sie haben es auch in den letzten Stunden bewiesen mit Dubrovnik und ich glaube auch in der Gegend von Sibinik gab es Serbische Granaten.
    Also sie haben wohl schwere Waffen.
    Das ähnelt etwa der Situation der bosnischen Serben, der Serben in Bosnien.
    Die haben auch schwere Waffen, aber zu wenig Menschen, zu wenig Soldaten.
    Wie war die Stimmung unter der Bevölkerung, wie Sie dort waren?
    Waren Sie bereit, klein beizugeben?
    Gestern Abend gab es ja kurzfristig Signale der Krainer Serben gegenüber dem amerikanischen Botschafter Golbrev in Zagreb.
    Man wäre bereit, auf die kroatischen Bedingungen einzugehen.
    Wie war da die Stimmung in der Bevölkerung?
    Ist man da bereit, aufzugeben, von der Republika Srpska in der Kraine abzurücken?
    Ich kann nur davon ausgehen, was mir offizielle und inoffizielle Stimmenleute in Knien vor etwa 14 Tagen gesagt haben.
    Damals war von einer solchen Quasi-Kapitulation, wie sie gestern im Gespräch zwischen Golbres und Milan Babic zum Ausdruck gekommen ist, nicht die Rede.
    Man hat damals etwa im Gespräch mit dem sogenannten
    Präsidenten Milan Martic, der hat uns gesagt, also wir sind so stark, uns kann überhaupt nichts passieren.
    Und der hat eigentlich den Kroaten Bedingungen gestellt, nämlich für neue Friedensverhandlungen, nämlich, dass sich die Kroaten aus Vestlavone wieder zurückziehen müssten, um überhaupt da Gespräche mit den Serben zu führen.
    Wie geht es der Bevölkerung in Knien selbst?
    Wie steht sie wirtschaftlich da?
    Wie ist sie überhaupt gewappnet für so einen Angriff?
    Kann sie durchhalten?
    Also der Bevölkerung in Kien geht es sicherlich sehr, sehr schlecht.
    Die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln ist gerade noch gegeben, weil es sich dort um ein agrarisches Land handelt.
    Also es gibt kleine Sachen auf den Märkten zu allerdings horrenden Preisen.
    Dieses Embargo, das Milosevic voriges Jahr gegen die Westbosnier
    verhängt hat, hat natürlich auch indirekt die Serben in der Krainer in Knin betroffen, weil dieser Korridor von Belgrad über Banja Luka nach Knin, wie gesagt, eben nur ein Korridor war.
    Vor allem, es gibt keinen Treibstoff, die Armee hat jeden Treibstoff
    von allen Tankstellen für sich selbst requiriert.
    Die Leute müssen wieder lernen zu Fuß zu gehen.
    Sie haben wenig Geld, soweit sie es nicht von Verwandten aus dem Ausland bekommen.
    Also die Versorgungslage in Knien ist äußerst traurig und dürftig.
    Was wissen Sie von den UNO-Stellungen dort?
    Wie stark ist die UNO durch diese Kampfhandlungen jetzt dort in Mitleidenschaft gezogen?
    Die UNO ist sicherlich durch die Kampfhandlungen und wird noch durch die Kampfhandlungen in Mitleidenschaft gezogen werden.
    Die UNO hat sich schon das ganze heurige Jahr über quasi eingebunkert.
    Man sieht kaum mehr ein UNO-Fahrzeug auf den Straßen von Knien.
    Und wenn dieses Fahrzeug auf den Straßen von Knien sichtbar ist, da ist es ganz interessant, früher hat ja die UNO geheißen UNPROFOR, UNPF für Protection Force, für
    Protection, also Schutz und Sicherung der Bevölkerung.
    Unter dem Druck der Serben mussten jetzt die UNO-Fahrzeuge überpinselt werden.
    Das PF ist jetzt weiß überpinselt.
    Also die UNO ist nicht mehr Schutz, sondern nur mehr UN, United Nations.
    Und selbst Opfer?
    in der Tat.
    Soweit Fritz Besata, unser Reporter, der erst vor kurzem in Knien war.
    Damals gab es noch Frieden unter Anführungszeichen, mittlerweile ist Krieg.
    Der Angriff der Kroaten kam mit einer Vorwarnzeit von nur einer Stunde.
    Über Radio und Fernsehen ließ der kroatische Präsident Franjo Tudjman eine Aufforderung an die Serben, sich zu ergeben.
    Unsere Mitarbeiter vom Landesstudio Burgenland, Juri Čačena und Werner Herix, haben diese Proklamation Tutschmanns, die verlesen wurde, mitgeschnitten und übersetzen sie für uns.
    Franjo Tudjman selbst erscheint nicht im Fernsehen.
    Ein Sprecher verließ den Text, der an die kroatischen Bürger serbischer Minderheit aus den okkupierten Gebieten gerichtet ist.
    Zitat, da bis jetzt alle Gespräche für eine friedliche Integration der besetzten Gebiete gescheitert sind und da die serbischen paramilitärischen Einheiten weiterhin die Zivilbevölkerung von Slavonien und Dalmatien unter Beschuss nehmen, während in Genf über eine friedliche Regelung verhandelt wird, ist der kroatische Staat gezwungen, militärische Schritte zu unternehmen, um wieder die verfassungsrechtliche Ordnung im okkupierten Gebiet wiederherzustellen.
    Nach vier Jahren der Verhandlungen sind wir uns gezwungen, dem gegenseitigen Ausspielen der kroatischen und internationalen Öffentlichkeit ein Ende zu setzen.
    Aus diesem Grund im Namen der Republik Kroatien.
    Ich lade alle Angehörigen der serbischen paramilitärischen Einheiten ein, die Waffen abzulegen und ich garantiere ihnen, dass sie Amnestie erhalten werden."
    Zitat Ende.
    Tudjman fordert auch die Zivilbevölkerung in der Krajina auf, in den Häusern zu bleiben, auf das Eintreffen der kroatischen Einheiten zu warten und er garantiert ihnen alle verfassungsmäßigen Minderheitenrechte.
    Soweit die Proklamation des kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman, die er heute über Radio und Fernsehen verlesen ließ und in der er nochmals die Krajiner Serben zur Kapitulation aufgefordert hat.
    Diese Proklamation wurde von der Radio Burgenland mitgeschnitten und übersetzt.
    Kernfrage ist nun, wie wird sich Belgrad verhalten?
    Präsident Milosevic hüllte sich bis jetzt in Schweigen.
    Allerdings, die Appelle um Unterstützung der Krajiner Serben sind unüberhörbar.
    Seit heute befindet sich ja der Führer der Kayener Serben Milan Babic in Belgrad, um, wie es heißt, eine friedliche Lösung zu verhandeln.
    Wird Serbien in den Krieg eingreifen?
    Wie reagiert Milosevic?
    Dazu ein Bericht von Veronika Seyer.
    Die politische Führung in Belgrad hat auf die kroatische Offensive in der Kayener noch mit keinem Wort reagiert.
    Nur ein Kommentar in der regierungsnahen Tageszeitung Politiker geht indirekt auf den Konflikt ein.
    Allerdings noch bevor die Kämpfe in der Nacht voll ausgebrochen waren.
    Der Chefredakteur von Politiker und Milosevic-Vertraute Haji Tragan Antic übt scharfe Kritik an den Serbenführern von Pale und Knin, Karacic und Martic.
    Ihre politische Unfähigkeit hätte zu schweren Fehlern geführt und zur Eskalation des Krieges beigetragen.
    Als Fehler wird die Absage an den Friedensplan für Bosnien gewertet.
    Und die Krainer hätte schon früher zu einem Ausgleich mit Zagreb am Verhandlungstisch kommen müssen.
    Jetzt sei die Zeit für den Frieden gekommen.
    Alles andere wäre zum großen Schaden für alle in der Region, schließt der Politiker Kommentar.
    Ihm wurde auch im staatlichen Fernsehen besonderes Gewicht zugemessen.
    In voller Länge hat das Hauptnachrichtenprogramm gestern Abend noch vor Erscheinung der Zeitung den Leitartikel verlesen lassen.
    Von der nationalistischen Opposition hat sich nur Radikalführer Seschl laut zu Wort gemeldet.
    Er sprach vom monströsen Verrat durch Milošević, den die Serben mit seinem Sturz beantworten müssten.
    Eine oft gehörte Rhetorik.
    Die radikale Partei organisiert auch freiwilligen Transporte an die Krainerfront.
    Solange sich die serbische Führung in Zurückhaltung übt, hat Seschl die Protestrolle zugeteilt bekommen.
    Belgrad will zur Zeit offenbar seine Position des besorgten Mahners nicht verlassen.
    Es will Friedensarchitekt und gleichzeitig Advokat der serbischen Interessen sein.
    Milošević kann die militärische Niederlage der Karajaner Serben nicht wünschen.
    Aber sie so in Bedrängnis bringen zu lassen, dass sie sich den Wünschen Zagrebs beugen und über die Reintegration ins kroatische Territorium verhandeln, das scheint zwischen Milošević und Tudjman eine lang abgesprochene Option zu sein.
    Andernfalls hätte Milošević die Krajiner Serben deutlicher militärisch stärken müssen.
    Und der Armeeführung ist ohne dies mit seinen Spitzenleuten besetzt.
    Für ein direktes militärisches Eingreifen Serbiens in Poazjen gibt es derzeit keine Anzeichen.
    Der politische Wille tendiert zum Ausgleich um den Preis der Aufhebung der UNO-Sanktionen.
    Die internationale Gemeinschaft hat bisher wenig getan, um die Neuauflage des Krieges zwischen Serbien und den Serben der Krainer und Kroaten zu verhindern.
    Im Gegenteil, Beobachter wiesen darauf hin, dass die kroatischen Vorstöße der letzten Tage ohne den Rat amerikanischer Militärexperten undenkbar gewesen seien.
    Trotzdem zeigt man sich in den internationalen Hauptstädten besorgt, auch in Österreich.
    Reaktionen aus dem In- und Ausland fasst Franz Sinbürger zusammen.
    Der russische Außenminister Andrei Kozyrev hat die kroatische Offensive auf die Krainer in einer ersten Reaktion verurteilt und meinte, sie könnte den Konflikt im ehemaligen Jugoslawien noch weiter ausbreiten.
    Es kann nur eine politische Lösung für dieses Problem geben, sagte Kossudev.
    Militärische Mittel bedeuten nur eine weitere Eskalation und dies betrifft besonders nun Kroatien.
    Für die britische Regierung, die die Angriffe ebenfalls ablehnt, sind noch nicht alle Verhandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft, heißt es in einer Stellungnahme.
    Und auch die deutsche Regierung in Bonn ruft Kroatiens Präsident Tudjman an den Verhandlungstisch zurück.
    Den Abbruch der Verhandlungen bedauerte auch Außenminister Wolfgang Schüssel in einer ersten Reaktion.
    Jetzt setzen alle offensichtlich auf die militärische Eskalation.
    Die Betroffenen werden wieder einmal die Unschuldigsten sein, nämlich die Zivilisten, die Frauen, Männer, die alten Männer, die Kinder.
    Und das Einzige, was wir tun können, ist, unsere Bürger warnen.
    Sie sollen möglichst diesen Krisenherd meiden.
    Wer schon dort ist, über Slowenien möglichst rasch abreisen.
    Istrien und die nördlichen Insel sind sicher und das, was die Bundesregierung gemeinsam mit Nachbarn in Not gestartet hat, tatkräftigst zu unterstützen, nämlich zu spenden, humanitäre Hilfe, ist gerade jetzt besonders angesagt.
    Wie sieht nun die militärische Lage aus österreichischer Sicht aus?
    Immerhin liegt das umkämpfte Gebiet ja nur wenige hundert Kilometer von Österreichs Südgrenze entfernt.
    Wir baten dazu den Militärexperten Oberst Gerald Karner zu uns ins Mittagsjournalstudio.
    Im Gespräch mit Robert Stoppacher erläutert Oberst Karner, Chefredakteur der österreichischen Militärischen Zeitung, zunächst den Ausrüstungs- und Bewaffnungsstand der Kriegsparteien.
    Ich glaube sagen zu können, dass beide Seiten sicherlich diesbezüglich einen relativ hohen Standard erreicht haben, der prinzipiell sich aber auf diesen Raum bezieht.
    Das heißt also nicht unbedingt vergleichbar mit, wenn Sie so wollen, westeuropäischen Armeen.
    Jedenfalls, ich würde, was die Qualität der Ausrüstung betrifft, etwa beide Seiten gleich bewerten.
    die Quantitäten, wie gesagt, im Verhältnis im Raum zwischen 120.000 und 50.000 Mann weniger im derzeitigen Kampfgebiet.
    Ist das ein Krieg, der rasch vorbei sein kann auch?
    Ja, das hängt letztlich nicht nur von militärischen Faktoren allein ab, sondern, wie ich meine, vorwiegend von politischen Faktoren.
    Soll heißen, konkret von der Haltung, die der Präsident Milosevic in weiterer Folge an den Tag legen wird,
    Sprich, ob allenfalls die Bundesrepublik Jugoslawien sich in den Krieg hineinziehen lässt und damit in Verbindung natürlich auch auf die Haltung der Staatengemeinschaft.
    Militärisch gesehen sind im Prinzip beide Optionen offen.
    Das heißt, es kann zu einer relativ raschen
    zwischen wenigen Tagen und einigen Wochen liegenden Lösung kommen.
    Es kann daraus aber, und wiederum abhängig von der politischen Entwicklung, prinzipiell auch ein Flächenbrand auf dem gesamten Balkan entstehen, von wesentlich längerer Dauer.
    Wenn tatsächlich ein Flächenbrand auf dem Balkan entsteht, ist Österreich auch indirekt berührt.
    Welche Gefahr besteht aufgrund dieses Konflikts für Österreich?
    Es hieß jetzt schon spekulieren, hier also konkrete Gefahren in der nächsten Zeit zu beurteilen.
    Lassen Sie mich soweit doch sagen, dass selbstverständlich Österreich von einem Konflikt in seiner zwar nicht unmittelbaren, aber mittelbaren Nachbarschaft ständig betroffen ist.
    Das heißt, die Lage ist aus unserer Warte natürlich laufend sehr genau zu beobachten.
    Und abhängig von der weiteren politisch-militärischen Entwicklung, ich habe vorher die Möglichkeit eines Flächenbrandes, einer Ausweitung gesprochen, werden natürlich unsere Maßnahmen zu setzen sein.
    Können Sie da schon konkreter werden?
    Sie haben im Jahr 1991 gesehen, wie Österreich auf einen Konflikt reagiert.
    Und da ging es um Slowenien, das ist ein Nachbarland.
    Kroatien ist doch einige hundert Kilometer weiter südlich.
    Natürlich.
    Wenn ich von einem Flächenbrand spreche, der zum gegebenen Zeitpunkt nicht mehr ausgeschlossen werden kann, ist natürlich auch nicht auszuschließen, dass allenfalls auch Slowenien davon betroffen wäre.
    Möglicherweise auch nur indirekt, aber doch.
    Haben die Kriegsparteien in der Kraina die Möglichkeit Österreich mit ihren Waffen zu erreichen?
    Etwa gibt es Raketen, die bis Österreich treffen könnten?
    Die serbischen Verbände in der Kraina verfügen nach meinen Kenntnissen über diese Waffensysteme nicht.
    Und die der Kroaten?
    Würden die Kroaten die Möglichkeit haben?
    Das kann ich nicht ganz ausschließen, aber ich erachte so ein derartiges Szenario als höchst unwahrscheinlich.
    Krisenszenarien also aus österreichischer Sicht.
    Mit Robert Stoppacher in Gespräch war Oberst Karner, Chefredakteur der österreichischen Militärischen Zeitung.
    Die Frage, die es klang ja bereits an, die sich nun in den Vordergrund schiebt, ist, kann dieser Krieg zwischen Krainer Serben und Kroaten noch begrenzt werden?
    Oder ist er das Vorspiel zu einem größeren Flächenbrand, in den auch die NATO verwickelt wird?
    Die NATO hat ja klargemacht, dass sie im Falle serbischer Angriffe alle sogenannten UNO-Schutzzonen mit Luftangriffen schützen wolle.
    Ist der Zeitpunkt nun gekommen, die UNO-Truppen aus der Kriegszone zu evakuieren, womit ein militärisches Engagement des Westens erforderlich wäre?
    Über die Optionen und möglichen Weiterungen dieses Krieges führte Brigitte Fuchs ein Gespräch mit dem britischen Balkanexperten Andrew Duncan vom Londoner Institut für Strategische Studien.
    Die kroatische Krainer-Offensive könnte zu einem Wiederauflammen des Kriegs im gesamten Ex-Jugoslawien führen, schätzt man die Lage im Londoner Institut für Strategische Studien ein.
    Oberst Andrew Duncan glaubt, dass sich vor allem die Kroaten und die Serben in Bosnien verpflichtet fühlen könnten, ihren Brüdern in der Krainer zu Hilfe zu kommen.
    Es ist nur die Frage, wo sie sich an den Kämpfen beteiligen.
    Entweder in der Kraina selbst in der belagerten Enklave Bihać oder anderswo.
    Vermutlich wird man versuchen, mit breit gestreuten Angriffen den Trupp von Knin wegzunehmen.
    auf das, was um Kanin zu tun hat, als tatsächlich mehr Truppen hinzufügen, die in diesem Ort wahrscheinlich schon genug sind.
    Als Grund, warum die Kroaten gerade jetzt mit ihrer Kraineroffensive begonnen haben, nennt Oberst Duncan die abgeschlossene Aufrüstung der kroatischen Armee.
    Obviously their patience was running out, that nothing had been achieved by the United Nations in over two years.
    Die Kroaten haben offensichtlich die Geduld verloren, nachdem die Aktionen der UNO in den letzten zwei Jahren nicht dazu geführt haben, dass die verschiedenen kroatischen Enklaven wieder unter kroatische Souveränität gekommen sind.
    Sie haben sich sorgfältiger auf diesen Angriff vorbereitet, haben wo es nur ging Waffen gekauft und dafür gesorgt, dass ihre Truppen wesentlich besser ausgerüstet, ausgebildet und motiviert sind, als vor wenigen Jahren, als sie dieses Gebiet verloren haben.
    Ganz wesentlich werde der Kriegsverlauf davon abhängen, sagt der Experte vom Institut für strategische Studien, wie sich Belgrad verhalten wird.
    Die Serben könnten die Lage sowohl im Guten wie auch im Negativen beeinflussen.
    Bis jetzt scheint Milosevic sich nicht in den Krainer-Konflikt einmischen zu wollen, aber wenn Kroatien die ostslawonischen serbischen Enklaven bedrohen sollte, dann wird Serbien sicher auch in diesem Konflikt mitmischen.
    Darüber hinaus werden die Serben wahrscheinlich ihre verdeckte Unterstützung in der Form von Waffen, Munitions- und Treibstofflieferungen fortsetzen und wahrscheinlich auch freiwillige Kämpfer schicken.
    Die NATO und die in Kroatien stationierten UNO-Soldaten werden nach Ansicht von Oberst Duncan auch in diesem Konflikt wieder einmal tatenlos zuschauen müssen.
    Das UNO-Mandat in Kroatien geht nicht so weit, dass die Blauhelme dort die Kämpfe stoppen sollen wie etwa in Bosnien.
    Ich glaube also nicht, dass die UNO eine andere Rolle wird spielen können, als politisch und diplomatisch Druck zu machen.
    Die einzige Rolle, die die NATO spielt, ist, dass sie die Schiffe zur Verfügung stellt, die die Seeblockade gegen den Waffennachschub aufrechterhalten soll.
    Eine Blockade, die nach wie vor gegen alle Republiken im ehemaligen Jugoslawien gilt.
    20.000 bis 30.000 Österreicher verbringen zurzeit ihren Urlaub an der kroatischen Adriaküste, ein Großteil von ihnen in Istrien.
    Spätestens seit der Warnung von Bundeskanzler Wranicki von vor zwei Tagen muss ihnen die Gefahr ihrer Situation bewusst sein.
    Die österreichische Botschaft ins Zagreb hat Vorbereitungen zur Ausreise der Österreicher aus dem Krisengebiet getroffen.
    Trotzdem sind die Österreicher, die sich an der Adria Sonnen, nicht in Panik geraten, hat Christian Hunger bei seinen Recherchen erfahren.
    In Kroatien konzentriert sich das Urlaubergeschehen im Wesentlichen auf Istrien und die umliegenden Inseln, also im weniger gefährdeten Teil Kroatiens.
    Wie viele Urlauber sich derzeit genau dort aufhalten, weiß man nicht, zumal es keine Visapflicht bei der Einreise gibt.
    Der österreichische Konsul in Zagreb, Hartwig Pomper, kann da nur schätzen.
    Eine Umfrage bei den Hotels und fremden Beherbergungsbetrieben zeigt, dass die Urlauber die jüngste Entwicklung in Kroatien eher gelassen sehen.
    Wer vermutet, dass es zu Massenstornierungen und vorzeitigen Abreisen aus den Urlaubsorten kommt, täuscht sich.
    Und obwohl derzeit keine unmittelbare Gefahr für die Fremdengäste droht, rät Konsul Pompa von geplanten Reisen eher ab.
    Vorläufig rate ich den Leuten nicht nach Kroatien zu reisen, denn man weiß ja nicht,
    sich ergeben wird, wenn es wirklich zu weiteren Eskalationen kommt.
    Es besteht ja die Möglichkeit, dass dann sehr, sehr viele Leute im Falle des Krieges an die Grenzen strömen und dort wird es dann zu Problemen bei der Ausreise kommen, zumal sehr, sehr viele Leute als Touristen sich in Kroatien
    Ein Rat, den aber nur wenige zu befolgen scheinen.
    Die Aussichten auf einen oft schon lange geplanten Urlaub im warmen Süden zählen noch immer mehr als die Angst vor einem Krieg.
    Lediglich einige österreichische Firmen haben ihren Kroatien tätiges Personal vorsichtshalber zurückberufen.
    Es gibt immer noch Leute, die nach Kroatien reisen wollen, weil sie ein Urlaub gebucht haben über Reisebüros, zum Teil auch privat und mit Autos oder mit Autobussen.
    Dabei dürfte wohl auch die Tatsache eine Rolle spielen, dass die Reisebüros bei kurzfristigen Absagen bis zu 85 Prozent an Storno-Gebühren verrechnen.
    Bis jetzt ist es jedenfalls noch zu keinen Zwischenfällen gekommen.
    In den Urlaubsorten läuft alles wie gewohnt weiter, bestätigt auch Svanko Ivankovic, Rezeptionschefs des Hotels Marina, einem der größten Betriebe in der Nähe von Abbassia.
    Die Hotel hat über 220 Gäste und eine normale Reservierung.
    Was habe ich hier am meisten erwartet?
    Morgen viel Ankunft und es gibt keinen Sturm.
    Es ist alles normal.
    Wir merken nichts anderes.
    Alles ist normal.
    Wir arbeiten.
    Die Gäste benutzen den Stand.
    Also alle gehen schießen.
    Es ist kein Problem.
    Der Bürgermeister vom weiter südlich liegenden Dubrovnik, Nikola Opuljen, hat weniger gute Nachrichten.
    Er rät von einem Besuch in seiner Stadt ab.
    Das ist besser, wenn sie nicht kommen.
    Diese Urlauber, die sind schon in Dubrovnik.
    Sie sind im Hotel und sie sind sicher.
    Heute wir haben den Schiff, heute Morgen den Schiff von Dubrovnik
    hat nach Rijeka gegangen mit vielen Touristen und die Touristen sind sicher, die Urlauber, und ich glaube, dass sie sicher bleiben, dass sie bleiben sicher auch.
    Wenn gleiches im Augenblick keine offiziellen Evakuierungspläne für die Urlauber im Fall einer Verschärfung der Situation gibt, weist die österreichische Botschaft in Zagreb darauf hin, dass auch in diesem Fall die Grenzübergänge in Richtung Slowenien für Touristen offen bleiben.
    Bis jetzt sind auch alle Fähren in Betrieb, lediglich die Aura hat gestern ihre Flüge nach Zagreb eingestellt.
    Dort verweist man darauf, dass bisher trotzdem alle Passagierwünsche erfüllt werden konnten, indem man auf die Bahn umgebucht hat.
    Außerdem seien schon seit Wochen keine Charterflüge mehr in Richtung Zagreb abgegangen.
    Flüge von Zagreb nach Wien würden von der nationalen kroatischen Airline abgewickelt.
    Und auch dort seien noch genügend Plätze für kurzentschlossene Heimkehrer frei.
    Mit diesem Bericht von der Urlauberfront an Kroatiens Küsten haben wir unsere Berichterstattung über die Krise in und um die Kraina abgeschlossen.
    Es ist 12.33 Uhr.
    Wir kommen zu anderen internationalen Themen.
    Der Transport von Atommüll durch Deutschland in sogenannten Castor-Behältern sei wesentlich gefährlicher als bisher angenommen.
    Und zwar für die Fachleute und Polizisten, die den Atomtransport in unmittelbarer Nähe sichern.
    Dies stellt ein Marburger Nuklearmediziner in einem Gutachten fest.
    Der Innenminister von Niedersachsen, in dessen Bundesland das Atommülllager Gorleben liegt, will jetzt keine Polizisten mehr für die Transporte zur Verfügung stellen.
    Dies würde das deutsche Zwischenlagerungssystem praktisch außer Kraft setzen.
    Deutschlands Atomwirtschaft hat eine Sorge mehr.
    Aus Bonn berichtet Wolfgang Wert.
    Ende April wurde erstmals hochradioaktiver Atommüll aus einem deutschen Kernkraftwerk nach Gorleben gebracht.
    Tausende Atomgegner protestierten entlang der Strecke, die der Kastor per Bahn und Tieflader zurücklegte.
    Und tausende Polizisten waren im Einsatz, um den Transport abzusichern.
    Ausgerüstet mit Helmen, Schilden und Schlagstöcken umringten die Sicherheitskräfte den Tieflader mit dem Kastor, der da stundenlang dem Atommülllager entgegenschlich, demonstrationsbedingt zeitweise nur im Schritttempo.
    Als Zuseher konnte man da den Eindruck einer mittelalterlichen Prozession gewinnen.
    Wenn die Aussagen des Marburger Nuklearmediziners Professor Horst Kuhni richtig sind, dann haben die beteiligten Staatsdiener ihre Gesundheit bei diesem Einsatz stark gefährdet, ohne es zu wissen.
    Der Nuklearmediziner Kuni weist auf die Neutronenstrahlung hin, die vom Inhalt eines Castorbehälters ausgeht.
    Diese Neutronenstrahlung sei bis jetzt stark unterschätzt worden.
    Sie sei viel gefährlicher als angenommen.
    Im ARD-Fernsehmagazin Monitor zog Kuni einen Vergleich.
    Diese enorme biologische Wirksamkeit der Neutronenstrahlung bedeutet, dass ein Polizist, der in zwei Meter Entfernung vom Castorbehälter sechs Stunden
    als Begleitschutz nebenhergelaufen ist, dass er eine Gefahr einen tödlichen Strahlenkrebs zu erleiden hat, die genauso groß ist wie ein deutscher Kernkraftwerksarbeiter, der in einem ganzen Jahr in einem Kernkraftwerk arbeitet.
    Also wenn Sie diese wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Bewertung der Neutronenstrahlen einbeziehen, dann ist ein Kassertransport in der jetzigen Art und Weise nicht mehr möglich.
    Das Staatliche Bundesamt für Strahlenschutz weist das alles zurück.
    Kunis Annahmen seien zum Teil unsinnig, seine strahlenbiologischen Behauptungen seien nicht bewiesen und stünden im Gegensatz zu den internationalen wissenschaftlichen Erkenntnissen.
    Welche der beiden Seiten auch immer recht hat, der Streit ist bereits politisch relevant geworden.
    Niedersachsens Innenminister Gerhard Glogowski beruft sich nämlich auf seine Fürsorgepflichten als Dienstherr der niedersächsischen Polizei.
    Er kündigt an, bis zur Klärung des Problems, keine Polizisten mehr für Castor-Transporte zur Verfügung zu stellen.
    Nur zähneknirschend hatte sich die atomkritische SPD-Landesregierung Niedersachsens im April der Anordnung der Bonner CDU-Umweltministerin gebeugt, den Castor-Transport zuzulassen und zu schützen.
    Prompt ertönte die Mahnung des Bonner Umweltministeriums an das Land Niedersachsen.
    Hannover müsse sich an die geltenden Gesetze halten, Castortransporte seien weiterhin zu eskortieren.
    Die Meinung eines einzelnen Wissenschaftlers berechtige das Land nicht dazu, Recht und Gesetz zu brechen, hieß es aus dem Bonner Umweltministerium.
    Die Atomdiskussion in Deutschland bleibt also weiter heiß.
    Streit um Atomtransporte in Castorbehältern, also in Deutschland, Wolfgang Wert hat berichtet.
    Wir wechseln das Thema.
    12.37 Uhr ist es und kommen zur wirtschaftspolitischen Krise um HTM, die Sportartikelfirma von Austria Tabak.
    Heute Nachmittag wird ja der Aufsichtsrat der Austria Tabak wahrscheinlich die Sanierung der Insolventensportartikel-Tochtergesellschaft Het Tyrolia Mares beschließen.
    Die letzte Entscheidung liegt aber bei Finanzminister Andreas Daribacher als Eigentümervertreter der Austria Tabak.
    Der wiederum hat erklärt, er braucht für die Freigabe von 1,5 Milliarden Schilling die Zustimmung des Koalitionspartners.
    Herbert Hutter hat Wirtschaftsminister Johannes Dietz nach seiner Meinung gefragt.
    Neben Bundeskanzler Franz Franitzki und Vizekanzler Wolfgang Schüssel will Finanzminister Andreas Starrybacher auch Wirtschaftsminister Johannes Dietz um seine Meinung zur Sanierung von Het Tirolia Maris fragen.
    Und zwar für den Fall, dass man nicht bis zum 22.
    August, also bis zum nächsten Ministerrat, warten will, weil dann könnte HTM ja schon pleite sein.
    Dietz sagt heute, aus meiner Sicht ist entscheidend und auf das ist schon hinzuweisen, dass bei der Art beim Kauf dieser Beteiligung
    der Eigentümer und die Regierung nicht gefragt wurde und dass ich als Staatssekretär damals, aber auch andere ÖVP-Wirtschaftspolitiker in der Regierung diesen Schritt definitiv abgelehnt haben.
    Also ich finde es merkwürdig, dass jetzt, wo es Probleme gibt, offensichtlich die Entscheidung an die Regierung delegiert werden soll.
    Das wäre eine Repolitisierung, die ich für nicht zweckmäßig erachte.
    Der Finanzminister hat natürlich die Möglichkeit, die Regierung zu informieren.
    Ich möchte nur eines sagen, ich glaube, ohne jetzt in Details einzugehen, dass es bei der Reform und Reorganisation, die im Endeffekt
    von den Managern durchzuführen ist, dass hier auch auf die Reputation der Republik Österreich Rücksicht genommen werden muss und dass im Rahmen der Strategie, der Sanierungs- und Reorganisationsstrategie, die bestmögliche Sicherung von Unternehmenssubstanz im Inland und von Arbeitsplätzen im Land erreicht werden müssen.
    Wirtschaftsminister Johannes Titz ist also für eine Sanierung von der HTM.
    Er fügt aber hinzu, wenn man hier
    offensichtlich Fehlinvestitionen in einer Größenordnung von 4 Milliarden setzt, muss es oder sollte es Konsequenzen im ATW-Vorstand geben.
    Generell, und das haben wir beim Bericht des Herrn Minister Staribacher im Ministerrat angemerkt, hat der Vorstand der ATW nicht das Vertrauen der ÖVP.
    Das haben wir im Zuge dieses Berichts damals angemerkt.
    Welche Schlussfolgerungen der Herr Finanzminister daraus zieht, ist seine Sache.
    Wir stellen keine Bedingungen, weil wir ja auch nicht über die Sanierungshilfe entscheiden.
    Und der Finanzminister meinte schon nach dem letzten Ministerrat auf die Frage, ob Beppo Mauhardt noch sein Vertrauen habe, dazu sage ich nichts.
    Es wird also eng für Beppo Mauhardt.
    Finanzminister Andreas Starrybacher ist heute bislang nicht erreichbar.
    Soweit letztes über die Krise bei HTM.
    Jetzt scheint der Kopf von Austria-Tabak-Chef Beppo Mauhardt gefordert zu werden.
    Die Österreicher haben sich lange Zeit Hoffnungen auf eine Erweiterung der Chip-Produktion in Siemens Werk Villach gemacht.
    Noch vor wenigen Wochen hat der Siemens-Konzernchef Heinrich Pierer darüber nichts Genaues sagen wollen.
    Jetzt geht das Ringen um die Milliarden-Investition in die Endrunde.
    Noch heute Nachmittag soll die Entscheidung von Siemens veröffentlicht werden.
    Und eines scheint schon sicher.
    Österreich schaut durch die Finger, berichtet Kurt Ramersdorfer aus Berlin.
    Noch im Laufe des heutigen Tages soll die mit Spannung erwartete Entscheidung bekannt gegeben werden.
    Inoffiziell ist aber bereits durchgesickert, dass wohl England den Zuschlag für die milliardenschwere Investition erhalten wird.
    Die Jeep-Fabrik soll im Nordosten des Landes im Bezirk North Tinside angesiedelt werden.
    Bitter für den österreichischen Standort Villach, auch wenn man sich dort zuletzt kaum noch Hoffnung machen konnte.
    Kurz vor der definitiven Entscheidung in der Münchner Konzernzentrale waren noch sechs Standorte in der engeren Auswahl gewesen.
    Portugal, Schottland, Irland sowie Villach, Dresden und eben der englische Bezirk North Tinside.
    Ähnlich wie in Villach wird auch im sächsischen Dresden die Enttäuschung groß sein.
    Nachdem Siemens sich dort im aufkeimenden Silicon Valley des Ostens stark engagiert hatte, hoffte man in der Sachsenmetropole auf den Heimvorteil offensichtlich vergeblich.
    Was letztlich den Ausschlag für die Insel gab, darüber kann nur spekuliert werden.
    Ausschließlich ökonomische Gründe werden es wohl nicht gewesen sein.
    Möglicherweise war einfach die englische Lobby am druckvollsten und am geschicktesten.
    In der ersten Ausbaustufe werden in das neue Chipwerk bis zu 10 Milliarden Schilling investiert werden.
    Der Gesamtausbau soll mehr als 15 Milliarden Schilling verschlingen.
    Für Siemens eine wohlüberlegte Investition in die Zukunft.
    Denn der Siemens-Hypeleiter-Bereich hat sich längst vom Sorgenkind zur Vorzeigesparte des Hauses entwickelt.
    Sie ist inzwischen der profitabelste Bereich des größten europäischen Elektrokonzerns.
    In Villach wird es also kein Siemens-Chipwerk geben, eine Wirtschaftshoffnung weniger für Kärnten, Kurt Rammersdorfer hat berichtet.
    12.42 Uhr, wir kommen zum Mietrecht.
    Das novellierte Mietrecht ist gerade eineinhalb Jahre alt und die Kritik reißt nicht ab.
    Die Mieten sinken nicht, das Wohnungsangebot ist nicht größer geworden, die Zahl der Befristungen ist gestiegen.
    Forderungen nach einer Novellierung der Novelle werden lauter.
    Und wegen des drohenden Anstiegs der Geschäftsmieten sind jetzt auch grosse Teile der Wirtschaft für ein neues Mietrecht.
    Die Lösung wäre, zumindest aus Wiener Sicht, eine länderweise Regelung.
    Josef Schweizer informiert.
    Fall 1.
    Das Wiener Traditionslokal Hawilka soll statt bisher 2.000 Schilling Monatsmiete künftig 94.000 Schilling zahlen.
    Eine Existenzbedrohung für das Kaffeehaus.
    Fall 2.
    Ehemalige Lebensgefährten streiten nach der Trennung um die Wohnung.
    Die Leidtragenden sind die Kinder.
    Es gibt keine rechtliche Möglichkeit, einen der Ex-Partner zum Auszug zu bewegen.
    Zwei Probleme, die vor allem typisch für Wien sind, im bundesweiten Mietrecht aber nicht erfasst werden.
    Das Wohnungsproblem nach der Trennung einer Lebensgemeinschaft regelt die Gemeinde Wien künftig so.
    Die Gemeindewohnung bekommt jener teilzugesprochen, der das Sorgerecht für die Kinder hat.
    Dieses Modell für Gemeindewohnungen sollen auch die Genossenschaften übernehmen.
    Doch damit ist erst die Hälfte des Problems gelöst.
    Für private Mietwohnungen gilt das nicht.
    Das müsste im Mietrecht stehen, tut es aber nicht.
    Ein Grund für Wiens Wohnbaustadtrat Werner Faymann, die Verländerung des Mietrechts zu verlangen.
    Verbündete in der Wirtschaft hat Faymann, wenn es um die Geschäftsmieten geht.
    Derzeit verhandelt die Stadt Wien mit Vertretern von Handel- und Mieterorganisationen über Schutzzonen für bestimmte Betriebe.
    Für Faymann geht es darum, vor allem die Nahversorgung zu schützen.
    Die Definition ist der Nahversorger, die Milchfrau und der Fleischhauer, soweit ist Klarheit, aber hat nicht auch eine kleine Konditorei, ein kleines Café, ein kleineres Geschäftslokal, der Optiker etc.
    eine Nahversorgungsfunktion, die zu schützen ist, muss man einmal einen Betroffenenkreis erarbeiten.
    Das heißt, man muss sagen, wer sind die, die man mit Mietzins-Obergrenzen schützen möchte.
    Ich glaube, es ist eindeutig, um es anderem Extrem zu sagen, Bankfilialen brauchen keinen wirklichen Mieterschutz.
    Die Mieten-Obergrenze für solche schützenswerte Geschäfte sollten nach Ansicht Faymanns bei 70 Schilling je Quadratmeter liegen.
    Für Lokale, auf die die Gemeinde Einfluss hat, will Faymann sofort nach einer für September erhofften Einigung entsprechend handeln.
    Private Vermieter sind davon allerdings nicht berührt.
    Daher sagt der Wiener Wohnbaustadtrat Auch die Geschäftslokale sind ein Beispiel dafür, dass eine Verländerung sinnvoll wäre.
    Für den Herbst zeichnet sich jedenfalls eine neue Mietrechtsdebatte ab.
    Die SPÖ drängt auf neue Verhandlungen, die ÖVP wollte zuletzt noch abwarten.
    Das Problem Geschäftsmieten könnte jetzt in der kleineren Regierungspartei einen Stimmungswechsel bewirken.
    12.45 Uhr ist es mittlerweile.
    Der Überfall auf ein Juwelier-Ehepaar in Wien, bei dem ein Polizist vom Täter angeschossen wurde, steht offenbar unmittelbar vor der Aufklärung.
    Die Polizei verhört derzeit einen 32-jährigen Arbeitslosen aus Niederösterreich, der gestern in einer spektakulären Aktion festgenommen worden ist.
    Einzelheiten von Markus Stachel.
    Der 32-jährige Thomas Piringer, der gestern so spektakulär auf der Neuen Donau in Wien festgenommen worden war, ist bereits mehrfach vorbestraft.
    Wegen Einbruchsdiebstählen und schweren Raubes hat er einige Jahre im Gefängnis verbracht.
    Auch ist er kokainsüchtig, sagt die Polizei.
    Am Montag hatte der Mann ein Juwelier-Ehepaar in Wien-Währing als Geiseln genommen.
    Auf der Flucht hat er einen Polizisten durch einen Lungenschuss schwer verletzt.
    Die Polizei stellte umfassende Erhebungen an, die bis in die Lokalszene am Gürtel reichten.
    So kam man Piringer auf die Spur.
    Gestern Abend wurde dann ein Haftbefehl ausgestellt.
    Doch von seiner Wohnung in Florezdorf flüchtete Piringer zur Donauinsel.
    Erst ein Großaufgebot an Beamten konnte ihn schließlich aus der neuen Donau ziehen und festnehmen.
    Bei Gegenüberstellungen haben die Opfer seiner jüngsten Taten Piringer eindeutig wiedererkannt.
    Doch Geständnis hat er noch keines abgelegt.
    Der 32-Jährige wird weiterhin im Wiener Sicherheitsbüro verhört.
    Und nun ein Hinweis auf eine Sendung heute Abend.
    Erinnern Sie sich noch an den vermissten Suchdienst des Roten Kreuzes?
    An die russische Stunde?
    An das Rot-Weiß-Rot-Wunsch-Konzert?
    Um Radio in Österreich 1945 geht es heute wieder in der Sommerselektion des Medienjournals.
    Und das hört sich unter anderem so an.
    Hör zu, Kollege!
    Morgensendung der russischen Stunde.
    Ich bin's, der kleine Sandmann, und ich komme meinen kleinen Freunden eine gute Nacht zu sagen.
    Hier ist Rot-Weiss-Rot Wien.
    Wir verabschieden uns von unseren Hörern.
    12.48 Uhr, Kultur im Mitaktional.
    Von der Absage der Hauptdarstellerin Andrea Rost bedroht ist die morgige Premiere von Verdi's Traviata bei den Salzburger Festspielen, die übrigens zum ersten Mal im Festspielprogramm aufscheint.
    In einer Pressekonferenz heute Vormittag nahmen Intendant Gérard Mortier, Regisseur Louis Pascal und Dirigent Ricardo Mutti zu der Aufführung der Verdi-Operstellung.
    Volkmar Parchalk berichtet.
    Die junge Ungarin Andrea Rosch, Liebling der Wiener Staatsoper und der Mailänder Skala, war die Wunschbesetzung der Violetta Valeri in La Traviata sowohl von Riccardo Mutti als auch vom spanischen Regisseur Luis Pascual.
    Sie musste gestern die Generalprobe absagen wegen einer Halserkrankung.
    Die junge Ukrainerin Viktoria Lukianets, als Cover in Salzburg vorgesehen, bewältigte souverän und tapfer die Generalprobe.
    Die Jünger, die Jünger, die Jünger
    Ob sie auch die Premiere singen wird oder doch Andrea roscht, ist eine ärztliche Entscheidung, die heute Nachmittag erfolgt.
    Differenzen zwischen Regisseur, Dirigenten und Sängerin, wie sie in den Medien konstruiert wurde, dementierten Mortier und die Beteiligten heute heftig und glaubwürdig.
    Für Mutti und Pasquale ist das Schicksal der courtesane Violetta ein Tanz zum Tode hin, vielleicht auch gegen den Tod.
    La Traviata c'est une course vers la mort.
    Das Werk in die Gegenwart, in unser Heute zu versetzen, überlassen Pascal und sein Ausstatter Luciano Damiani allein den Zuschauern.
    Vorhänge in verblichenen Farben, mit alten Mustern, Klaviere und Sessel, das ist alles, was hinter der Öffnung eines kostbaren, die Bühne verkleinernden Vorhangs sichtbar wird.
    Und Mutti, in einer extrem langsamen, dennoch aufregenden Deutung des Werkes, widersetzt sich der Auffassungspraxis schlechter Dirigenten, die Höhepunkte des Werkes als Unterdarschlager zu interpretieren, die Verdi, wie er sagt, nie gemeint hat.
    Der andere Element, von der Sicht des Konduzenten, ist, dass Traviata immer eine der Opern genannt wird, in denen Verdi schreibt, zum Papa, zum Papa, zum Papa.
    Ich hasse diesen Zum Papa zu hören.
    Zum Schluss des Mittagsjournals ins Nachrichtenstudio zu Josef Wenzel Nattek.
    Kroatien.
    Die befürchtete kroatische Offensive gegen die Kainer Serben hat heute früh begonnen.
    Vorerst hat die kroatische Artillerie die Serbenhochburg Knin unter schweres Artilleriefeuer genommen.
    Die Stadt stehe in Flammern, alle 15 Sekunden seien Granaten eingeschlagen, berichtete ein UNO-Vertreter.
    Weiters sind kroatische Panzerverbände vom Westen und Norden gegen die Krainer vorgestoßen.
    Zahlreiche UNO-Posten an den Waffenstillstandslinien wurden überrannt.
    Der kroatische Rundfunk veröffentlicht Aufrufe an die Krainer Serben, sich zu ergeben und die Waffen niederzulegen.
    Andererseits befürchtet man in Zagreb Vergeltungsschläge der Krainer Serben.
    Der kroatische Rundfunk hat auch gemeldet, dass die Krainer Serben 21 kroatische Städte unter Beschuss genommen haben, darunter Karlovac, Sissak, Sardar und Dubrovnik.
    In Wien hat Außenminister Schüssel neuerlich davor gewarnt, nach Kroatien auf Urlaub zu fahren.
    Es gebe zwar noch immer sichere Gebiete, Reisende müssten sich aber bewusst sein, dass sie in Eigenverantwortung unterwegs seien, betonte das Ministerium.
    Bei den Reiseveranstaltern gibt es zahlreiche Kroatien-Stornos.
    In Moskau hat die Regierung dazu aufgerufen, unverzüglich die Kampfhandlungen einzustellen.
    Außenminister Kozyrev hat die kroatische Offensive verurteilt.
    Auch in Bonn hat Außenminister Kinkel Kroatien zum Stopp der Kampfhandlungen aufgerufen.
    Deutschland.
    Die Entscheidung über ein neues Halbleiterwerk des deutschen Siemens-Konzerns in Europa steht unmittelbar bevor.
    Um das neue Chipwerk hat sich auch Villach beworben.
    In britischen Medien ist zuletzt erklärt worden, die Entscheidung sei zugunsten eines Standortes in Nordengland gefallen.
    Dazu wollte ein Sprecher von Siemens in München noch nicht konkret Stellung nehmen.
    Für das Chipwerk sollen bis zu 18 Milliarden Schilling investiert werden.
    Österreich.
    Der Wiener Wohnbaustadtrat Werner Faymann und der Wiener Wirtschaftskammerpräsident Nettig verhandeln darüber, wie Härten durch das novellierte Mietrecht verhindert werden können.
    Dieses novellierte Mietrecht ist seit etwa 18 Monaten in Kraft.
    Die Mieten sinken aber nicht.
    Das Wohnungsangebot ist nicht größer geworden.
    Weiters drohen die Geschäftsmieten etwa in der Wiener City horrend zu steigen.
    Der Wohnbaustadtrat will nun vor allem erreichen, dass Nahversorgungsgeschäfte geschützt werden.
    Die Mieten-Obergrenze für schützenswerte Geschäfte sollte nach Ansicht Faymanns bei 70 Schilling je Quadratmeter liegen.
    Die jüngste Halbjahresbilanz der Bundesbahnen signalisiert eine positive Entwicklung.
    Der Güterverkehr hat gegenüber dem Vorjahr zum Teil zweistellige Wachstumsraten erreicht.
    Auch die Zahl der Reisenden hat zugenommen, allerdings nur um etwa ein Prozent.
    Aufgrund höherer Tarife stiegen die Einnahmen aus dieser Sparte aber um drei Prozent.
    Insgesamt ist der Verlust der österreichischen Bundesbahnen von 515 Millionen im ersten Halbjahr 1994 auf heuer 96 Millionen Schilling im gleichen Zeitraum gesunken.
    Der Wiener Erzbischof Kurt-Jutor Christoph Schönborn hat heute den Generalsekretär der Homosexuellen-Initiative Wien, Kurt Crickler, auf Unterlassung und Widerruf geklagt.
    Diese Klage bezieht sich auf das sogenannte Zwangs-Outing durch Crickler, der vier Bischöfe homosexueller Neigungen besichtigt hat.
    Eine weitere Klage gegen Crickler wird am Montag eingebracht, dann wird der Vorarlberger Diözesanbischof Küng auf Unterlassung und Widerruf klagen.
    Auch der Kärntner Diozesanbischof Capillari und der Salzbürger Weihbischof Laun haben unmittelbar nach den Äußerungen Cricklers ihre Anwälte beauftragt, Klage gegen den Generalsekretär der homosexuellen Initiative einzureichen.
    Noch eine Meldung vom kroatischen Kriegsschauplatz hat uns soeben erreicht.
    Kroatische Einheiten haben laut DPA bei ihrer Offensive zur Rückeroberung der abtrünnigen Kraina heute Mittag das Städtchen Petrinja eingenommen.
    Petrinja liegt unweit von Šišak, rund 70 Kilometer südwestlich der kroatischen Hauptstadt Zagreb.
    Soweit unsere bislang letzte Information zum Krieg um die Kraina und nun zum Wetterredakteur Peter Sterzinger.
    Ja, zur Zeit gibt es einige Gewitter in einer Linie vom Müllviertel über das Waldviertel, St.
    Pölten bis hinauf ins Weinviertel sowie südlich des Wechsels.
    Und im Laufe des Nachmittags ist mit Regen und Gewittern stellenweise in der gesamten Osthälfte Österreichs zu rechnen.
    In Westösterreich dürfte es sonnig bleiben.
    Höchsttemperaturen 25 bis 30 Grad.
    In der Nacht bildet sich wieder stellenweise Nebel und es kühlt stellenweise empfindlich ab.
    Morgen Samstag für kurze Zeit etwas Nebel oder tiefe Wolken, bald in ganz Österreich sonnig.
    Wieder muss gerade im Osten ab Mittag mit ein paar gewidrigen Regenschauern gerechnet werden und wieder sollte es im Großteil Österreichs sonnig bleiben.
    Temperaturen wie heute.
    Das war das Mittagsjournal.
    Für Technik verantwortlich Ingenieur Günther Kittger, Regieführte Christian Moser.
    Am Mikrofon verabschiedet sich von Ihnen Ursula Stenzel.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1995.08.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1995.08.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Lagebericht Zagreb
    Einblendung: Georg von Ehren. In Zagreb ist es sehr ruhig, man erwartet die Angriffe der Serben. Die kroatische Bevölkerung befürwortet großteils die Offensive in der Krajina und glaubt an einen schnellen Sieg.
    Mitwirkende: Stenzel, Ursula [Interviewer/in] , von Ehren, Georg [Interviewte/r]
    Datum: 1995.08.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Krieg ; Krisen und Konflikte ; Militär ; Verhandlung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Kroatien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Tudjman-Aufforderung an die Serben
    Einblendung: Sprecher von Tudjman. Tudjman fordert die serbischen paramilitärischen Einheiten in Kroatien auf, ihre Waffen niederzulegen und garantiert ihnen Amnestie, zudem garantiert er den Serben alle verfassungsgemäßen Minderheitenrechte.
    Mitwirkende: Herics, Werner [Gestaltung] , Anonym, Sprecher von Franjo Tudjman [Interviewte/r]
    Datum: 1995.08.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Krieg ; Krisen und Konflikte ; Militär ; Verhandlung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Kroatien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Internationale und österreichische Reaktionen
    EInblendung: Schüssel
    Mitwirkende: Simbürger, Franz [Gestaltung] , Schüssel, Wolfgang [Interviewte/r]
    Datum: 1995.08.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Krieg ; Krisen und Konflikte ; Militär ; Verhandlung ; Tourismus ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gespräch mit österreichischem Militätexperten Stefan Karner zur Lage
    Interview: Karner
    Mitwirkende: Stoppacher, Robert [Gestaltung] , Karner, Stefan [Interviewte/r]
    Datum: 1995.08.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Krieg ; Krisen und Konflikte ; Militär ; Verhandlung ; Verteidigungspolitik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gespräch mit Oberst Andrew Duncan vom Londoner Institut für Strategische Studien
    Interview: Andrew Duncan, britischer Balkanexperte. Duncan befürchtet Kämpfe nicht nur in der Krajina oder in der Enklave Bihac sondern er meint es könnten Kämpfe überall in Ex-Jugoslawien aufflammen.
    Mitwirkende: Fuchs, Brigitte [Gestaltung] , Duncan, Andrew [Interviewte/r]
    Datum: 1995.08.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Krieg ; Krisen und Konflikte ; Militär ; Verhandlung ; Verteidigungspolitik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Verstrahlung von Polizisten bei Castor-Transporten sorgt für Aufregung in Deutschland
    Einblendung: Horst Kuni, Nuklearmediziner. Bei einem Castor-Transport wurde die Gesundheit der im Einsatz befindlichen Beamten durch Neutronenstrahlung stark gefährdet. Der Niedersächsische Innenminister will nun keine Polizeibeamte mehr zur Bewachung der Castor-Transporte zur Verfügung stellen.
    Mitwirkende: Werth, Wolfgang [Gestaltung] , Kuni, Horst
    Datum: 1995.08.04 [Sendedatum]
    Ort: Bonn
    Schlagworte: Gesellschaft ; Sicherheit ; Gesundheitswesen und medizinische Versorgung ; Atomenergie ; Müll ; Diskussion ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    HTM-Krise: Druck auf Mauhart wächst
    Einblendung: Ditz
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Ditz, Johannes [Interviewte/r]
    Datum: 1995.08.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Industrie ; Finanzpolitik ; Regierung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Keine Erweiterung des Chipwerkes in Villach
    Die Siemens-Chipfabrik wird nun in Großbritannien gebaut
    Mitwirkende: Rammerstorfer, Kurt [Gestaltung]
    Datum: 1995.08.04 [Sendedatum]
    Ort: Berlin
    Schlagworte: Wirtschaft ; Technik ; Industrie ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Kärnten
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Diskussion um Wiener Mieten
    Einblendung: Faymann
    Mitwirkende: Schweinzer, Josef [Gestaltung] , Faymann, Werner [Interviewte/r]
    Datum: 1995.08.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Gesellschaft ; Bauen ; Bauen ; Justizpolitik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Fall Juwelier-Geiselnehmer vor Aufklärung
    Der 32-jährige Täter ist bereits mehrfach vorbestraft und wohl in der Wiener Drogenszene aktiv und wurde auf der Donauinsel festgenommen.
    Mitwirkende: Stachl, Markus [Gestaltung]
    Datum: 1995.08.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Justiz und Rechtswesen ; Straftaten ; Sicherheit ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Medienjournal Radio in Österreich 1945
    Einblendung: Radiosprecher, Russiche Stunde, Radio Wien
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung] , Anonym, Radiosprecher [Interviewte/r]
    Datum: 1995.08.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medien und Kommunikation ; Radio ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1995.08.04
    Spieldauer 00:55:48
    Mitwirkende Stenzel, Ursula [Moderation] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1995.08.04 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-950804_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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