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KI-generiertes Transkript
Mittagsschornal.
Zum Mittagsschornal begrüßt Sie heute im Studio Ernst Wainisch.
Gleich zu den Themen der Sendung, über die wir Sie in der nächsten Stunde ausführlich informieren.
In Traiskirchen berät die Semperitbelegschaft, wie es nach dem Beschluss von Conti das Werk zu halbieren, weitergehen soll.
Jetzt hat auch Bundeskanzler Franitzki dazu Stellung genommen.
Wir bringen eine Wahlkampfreportage aus Reutte und Donnerskirchen.
Dort finden am 13.
Oktober nicht nur EU-Wahlen statt.
In den beiden Orten müssen auch die Nationalratswahlen vom Vorjahr wiederholt werden.
Aus dem Ausland, die Lage im Nahen Osten bleibt trotz aller Vermittlungsbemühungen explosiv.
Neue Zwischenfälle werden aus Hebron gemeldet.
Und durch Boris Jelzins langen Spitalsaufenthalt ist der Machtkampf im Kreml voll entbrannt.
Im Journal zu Gast ist heute der Rektor der Universität Klagenfurt, Willibald Dörfler.
Er kann sich Studiengebühren durchaus vorstellen.
Weiter ist in diesem Mittagsschanal die Bergrettung feiert ihr 100-jähriges Bestehen.
Und die Kulturredaktion berichtet schließlich von der österreichischen Parzival-Premier an der Züricher Oper.
Soweit ein erster kurzer Überblick jetzt gleich aber ins Nachrichtenstudio zusammengestellt hat die Meldungen Jürgen Pfaffinger, es liest Josef Wenzel-Natek.
Nahe Ostern.
In Israel und in den Palästinensergebieten hat es am Vormittag neuerlich Unruhen gegeben.
In mehreren israelischen Städten kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften.
Auch aus den palästinensischen Autonomiegebieten werden neue Zwischenfälle gemeldet.
In Hebron feierte die israelische Armee gummige Schosse auf palästinensische Demonstranten.
Seit dem Ausbruch der Unruhen am Mittwoch sind bereits mehr als 90 Menschen ums Leben gekommen.
Die israelischen Behörden haben die Sicherheitskräfte heute weiter verstärkt.
Allein in Jerusalem patrouillieren derzeit mehrere tausend schwer bewaffnete Soldaten und Polizisten.
Das ursprünglich für heute Abend geplante Treffen zwischen dem israelischen Ministerpräsidenten Netanyahu und Palästinenser Präsident Arafat findet nun offenbar nicht statt.
Ein Sprecher Arafats erklärte vor kurzem, ein derartiges Treffen sei nicht geplant.
Der UNO-Sicherheitsrat hat sich bis jetzt noch immer nicht auf eine Resolution zur Krise im Nahen Osten einigen können.
Die Sicherheitsratssitzung wurde heute früh unterbrochen.
Erst in der kommenden Nacht soll weiter beraten werden.
Die USA weigern sich, dem vorliegenden Resolutionsentwurf zuzustimmen, in dem Israel wegen des Gewalteinsatzes gegen die Palästinenser verurteilt werden soll.
Im Süd-Libanon hat es heute früh einen neuen militärischen Zwischenfall gegeben.
Die israelische Armee nahm mehrere Dörfer unter Granatenbeschuss.
Über die Zahl der Opfer ist bis jetzt nichts bekannt.
Der Angriff richtete sich offenbar gegen mutmaßliche Stellungen der pro-iranischen Hezbollah-Milizen.
Österreich.
Bei Semperit in Dreiskirchen finden an diesem Wochenende Beratungen zwischen Betriebsrat und Gewerkschaft über die weitere Vorgangsweise statt.
Es geht vor allem um die Frage möglicher Kampfmaßnahmen gegen den Beschluss des kontinentalreifen Konzernes, Produktion und Arbeitsplätze in Dreiskirchen zu kürzen.
Semperit-Betriebsratsvorsitzender Neubauer kündigte am Abend in der Zeit in Bild 2 Widerstand der Belegschaft an und erklärte, die Arbeiter seien bereit, den Abtransport der Maschinen nach Tschechien zu verhindern.
Am Montag soll es dazu eine Betriebsversammlung in Taiskirchen geben.
Deutschland.
Etwa 20.000 Beschäftigte des Daimler-Benz-Konzerns sind heute früh in einen Streik getreten.
Alle Sonderschichten in der Autoproduktion fallen dadurch aus.
Betroffen sind das Mercedes-Hauptwerk in Sindelfingern sowie die Werke in Stuttgart und in Bremen.
In der kommenden Woche soll der Streik auch auf andere Werke und Produktionsbereiche ausgedehnt werden.
Der Ausstand bei Mercedes richtet sich gegen die geplante Kürzung der Lohnfortzahlung im Krankenstand.
USA In Washington beginnt heute ein Finanzministertreffen der sieben führenden Industrienationen.
Bei dem G7-Treffen geht es vor allem um die Vorbereitung der Jahrestagung der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds.
Konkret wollen die G7-Finanzminister die Themen Weltwirtschaftslage, Europäische Währungsunion und Entwicklungshilfe an die dritte Welt erörtern.
Russland Der schwerkranke Präsident Jelzin wird heute im Krankenhaus mit Verteidigungsminister Rodionov zusammentreffen.
Grund des Gespräches ist vermutlich die angespannte Situation in der Armee.
Sicherheitschef Lebed hatte erst kürzlich vor einer Rebellion innerhalb der russischen Armee gewarnt.
Afghanistan.
Der gestürzte afghanische Präsident Rabbani hat die Bevölkerung zum Widerstand gegen die neue islamisch-fundamentalistische Führung aufgerufen.
Rabbani erklärte in seinem Fluchtort im Norden Afghanistans, die Bevölkerung dürfe nicht aufgeben und müsse aktiv den Sturz der Taliban-Militzen betreiben.
Die neuen Machthaber haben unterdessen in Afghanistan das islamische Recht, die sogenannte Sharia, offiziell ausgerufen.
Ab sofort müssen alle Frauen in der Öffentlichkeit verschleiert sein.
Außerdem dürfen Frauen nicht mehr arbeiten.
Alle Schulen für Mädchen wurden geschlossen.
Ehebrecher und Drogenabhängige werden nach dem neuen Recht in Afghanistan künftig öffentlich gesteinigt.
Frankreich.
Im nordfranzösischen Dunkirchen sind zwei Stadträte der rechtsextremen Nationalen Front wegen Rassenhetze zu mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt worden.
Die Stadträte hatten in einer Zeitung rassistische Karikaturen gegen afrikanische Einwanderer veröffentlicht.
Belgien.
Vier mutmaßliche Mitglieder der Kinderschänderbande um Marc Dutroux sind aus der Haft entlassen worden.
Nach Angaben der belgischen Justiz ist das Beweismaterial gegen die Betroffenen nicht ausreichend.
Die Haftbefehle mussten deshalb aufgehoben werden.
Acht weitere Verdächtige bleiben aber in Haft.
Schweden, Estland.
In beiden Ländern gibt es heute zahlreiche Gedenkveranstaltungen zum Untergang der Ostseefähre Estonia vor zwei Jahren.
Die Estonia war am 28.
September 1994 auf der Fahrt von Tallinn nach Stockholm wegen einer defekten Ladeklappe gesunken.
Mehr als 850 Menschen kamen bei dieser schwersten Schiffskatastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg ums Leben.
Und nach den Nachrichten jetzt gleich zum Wetter, die Prognose hat Herbert Carters erstellt.
Nun, die letzten Septembertage werden doch deutlich milder sein als der Rest des Monats war.
Das eklatante Sonnendefizit werden wir aber kaum aufhören können, die Temperaturweiche nach unten ebenso wenig.
Und auch die Regensummen bekommen heute noch etwas dazu.
Der heutige September wird also als nass-kalt in die Annalen eingehen und dazu passen auch die aktuellen Meldungen.
Wien Regenschauer 15 Grad, Eisenstadt Wolkig 17, St.
Pölten bedeckt 14, Linz Wolkig 15, Salzburg, Innsbruck und Bregenz stark bewölkt 13, Graz Wolkig 18 und Klagenfurt-Heiter 15 Grad.
Entlang der Alpen-Nordseite und auch in Ostösterreich gibt es noch Regen und Regenschauer.
Sie lassen aber nach und hören bis zum Abend zumeist auf.
Etwas Schnee gibt es bis knapp unter 2000 Meter herab.
Nach und nach lockert es auf, besonders im Flachland ist es zeitweise sonnig.
Relativ viel Sonne gibt es von Osttirol bis in die südliche Steiermark.
Der Wind lässt nur langsam nach und die Temperaturen steigen noch, je nach Sonne, auf 12 bis 18, im Süden auf 20 Grad.
In der Nacht dann weitgehend trocken in den Tälern und besonders im Süden entsteht oft Nebel.
Die Temperaturen sinken auf 10 bis 2 Grad, bei klarer Nacht ist stellenweise auch leichter Frost möglich.
Der Nebel und die noch vorhandenen Wolken werden sich morgen dann im Laufe des Vormittags zum Großteil auflösen.
Der Rest des Tages sollte also recht sonnig und damit auch recht mild werden mit 14 bis 20 Grad.
In 2000 Metern hat es um 4 Grad.
Am Nachmittag können wieder ein paar harmlose Wolken durchziehen.
Am Montag dann in der Früh oft nebelig und kühl, tagsüber aber sonnig und sehr mild mit 17 bis 23 Grad.
Am Dienstag scheinen dann neuerlich dichte Wolken und Regen heranzuziehen.
Für den Rest der Woche geht es wahrscheinlich wechselhaft und wieder etwas kühler weiter.
Es ist zwölf Uhr und gleich neun Minuten zu den ausführlichen Beiträgen im Mittagsschanal.
Erstes Thema Semperit.
Seit mehreren Stunden beraten Betriebsrat und Gewerkschafter Maßnahmen gegen den drohenden Arbeitsplatzverlust bei Semperit.
Auch ÖGB-Chef Ferzetnic und der privat angestellten Gewerkschafter Salmutter sind dabei.
Zum Teil gibt es heftige Auseinandersetzungen, wie man in Traiskirchen weiter vorgehen soll, ob es Kampfmaßnahmen geben soll oder nicht.
Betriebsratsobmann Neubauer wiederholte noch einmal seine Aussage, den Abtransport der Maschinen notfalls mit Streik verhindern zu wollen.
Der deutsche Eigentümer Continental ist ja trotz politischer Interventionen auf höchster Ebene nicht davon abzubringen, die Reifenproduktion in Traiskirchen zu halbieren und Maschinen nach Tschechien zu verlegen.
Damit würde auch die Hälfte der 2300 Mitarbeiter ihren Job verlieren.
Die Belegschaft sagt, kommt es zur Verkleinerung des Werkes, wäre Traiskirchen auf Dauer überhaupt nicht mehr lebensfähig.
Aus Traiskirchen berichtet Roland Weissmann.
Seit knapp drei Stunden berät der Semperit-Betriebsrat hinter verschlossenen Türen mit den Vertretern der Gewerkschaft.
Unter der Führung des ÖGB-Vorsitzenden Fritz Verzetnitsch und Hans Salmutter, dem Vorsitzenden der Gewerkschaft der Privatangestellten, zu Vertretern der Arbeiter kam an die weitere Vorgangsweise.
Der Semperit-Betriebsratsvorsitzende Rudolf Neubauer bekräftigte vor der Sitzung seine gestrige Aussage, den Abtransport der Maschinen notfalls mit Kampfmaßnahmen verhindern zu wollen.
Die Gewerkschaftsvertreter waren vor der Sitzung weniger gesprächig und wollten zunächst die Beratungen abwarten.
Alle Vertreter waren sich aber einig, dass eine gemeinsame Linie gefunden werden müsse und um die wird jetzt anscheinend hart gerungen.
Das letzte Wort haben aber die Arbeiter, die über die heute beschlossenen Maßnahmen bei der Betriebsversammlung am Montag abstimmen werden.
Zahlreiche Politiker hatten ja versucht, in Gesprächen mit der Conti-Führung die Halbierung der Reifenproduktion abzuwenden.
Darunter auch Bundeskanzler Franitzski.
Jetzt hat der Bundeskanzler erstmals zur neuen Situation in Traiskirchen Stellung genommen, seit bekannt ist, dass Conti nicht einlenkt.
Und zwar bei der Eröffnung der Grazer Herbstmesse.
Wir sind nicht ein Land der überdimensionierten Arbeitskosten.
Und ich sage das vor allem in erster Linie an die Adresse derer, die ununterbrochen behaupten, man muss ins Ausland absiedeln, man muss ins Ausland absiedeln gehen, weil dort die Lohnkosten so niedrig sind.
Das mag in Einzelfällen zutreffen.
Im Durchschnitt der österreichischen Wirtschaft trifft das nicht zu.
Und das ist einer der Gründe, warum ich nach wie vor auf dem Standpunkt stehe, etwa die Semperit-Arbeiter zu unterstützen in ihrem Kampf um die Aufrechterhaltung ihres Betriebsstandortes.
In der Reifenindustrie betragen die Personalkosten 20 Prozent.
Wenn jetzt nach Tschechien abgesiedelt wird mit dem Argument, dort sind die Lohnkosten nur 30 Prozent der österreichischen, wenn man aber hinzufügt, dass die Besteuerungen in einer Reihe von Fällen in Tschechien höher sind als bei uns, dann kann das kein starkes Argument sein.
Und daher lege ich darauf Wert, dass wir diese Empiritarbeiter jetzt nicht nur als Einzelunternehmung, sondern auch als ein wichtiges Symbol und als ein Beispiel unterstützen, dass wir uns von nicht wirklich überzeugenden Argumenten auch nicht ins Boxhorn jagen lassen, um den Standort Österreich weiter zu verteidigen und auszubauen.
Soweit Bundeskanzler Franitzski zur Causa Semperit und zum Wirtschaftsstandort Österreich.
Und wir kommen im Mittagsschanal ins Ausland.
Die Lage im Nahen Osten bleibt trotz aller Vermittlungsversuche gespannt.
Neue gewaltsame Zwischenfälle werden aus der Stadt Hebron gemeldet.
Der UNO-Sicherheitsrat will am Abend weiter über den Antrag der arabischen Staaten diskutieren, Israel wegen der jüngsten Eskalation der Gewalt zu verurteilen.
Bisher war aber die Resolution am Veto der USA gescheitert.
US-UNO-Botschafterin Albright warnte vor einer einseitigen Verurteilung und der israelische Außenminister Levy sagte, sein Land lasse sich nicht als Alleinschuldiger hinstellen.
Wie die Lage derzeit in den Krisengebieten im Nahen Osten ist, berichtet aus Israel Ben Segenreich.
Am Vormittag ist es im Westjordanland und im Gadastreifen relativ ruhig geblieben, aber der gestrige Tag hat gezeigt, dass das trügerisch sein kann.
Gestern kam es ja erst am Nachmittag zu Kämpfen und Zusammenstößen, die sich bis in die Nacht hineinzogen.
In Hanjunis im Gadastreifen demonstrierten in der Früh hunderte Palästinenser, weiter nördlich bewegte sich ein Zug von tausenden Demonstranten in Richtung des RS-Checkpoints an der Grenze zu Israel.
Man befürchtet, dass sie versuchen könnten, in das Industrieviertel auf der israelischen Seite einzudringen.
In Hebron im Westjordanland sollen israelische Soldaten gegen steinewerfende Palästinenser gummige Schoße und Tränengas eingesetzt haben.
In Tulkarem wird gestreikt.
Hier ist die Lage besonders gespannt, weil gestern der Sohn des palästinensischen Gouverneurs der Stadt getötet wurde.
In Teilen Ostjerusalem werfen Palästinenser Steine und zündeten Autoreifen an.
In Nablus, Bethlehem und Ramallah haben die palästinensischen Gouverneure Vorkehrungen getroffen, die Demonstranten von den israelischen Posten fernhalten sollen.
Zu Feuergefechten zwischen der Palästinenser-Polizei und israelischen Soldaten, die ja in den vergangenen drei Tagen die gefährlichste Eskalation dargestellt haben, scheint es heute bisher nicht gekommen zu sein.
Palästinenser zeigen sich erbost über die gestrige Pressekonferenz des israelischen Premiers Netanyahu.
Ein Fatah-Funktionär drohte mit einer bewaffneten Intifada.
Netanyahu hatte gestern gesagt, es sei ein inakzeptabler Bruch des Abkommens, dass die palästinensische Polizei auf die israelische Armee schieße.
Israels Landwirtschaftsminister Rafael Eitan, einer der Hardliner in der Regierung, sagte heute, wenn es keine andere Wahl gebe, müsste man in die autonomen Gebiete eindringen und die Palästinenser entwaffnen.
Laut amerikanischen Quellen könnte es noch heute Nacht nach dem Ende der jüdischen Schabbatruhe zu einem Treffen zwischen Netanyahu und Palästinenser Chef Arafat am Erez-Checkpoint kommen.
Dabei soll Netanyahu die Bereitschaft zum Rückzug in Hebron ankündigen.
In Jerusalem wurde bestätigt, dass das Treffen wahrscheinlich ist, allerdings solle dabei nicht über irgendwelche Gesten
sondern nur über Maßnahmen zur Beendigung der Gewalt verhandelt werden.
Die Palästinenser sagten aber zuletzt, dass noch kein Treffen vereinbart sei.
Es ist offenbar Netanyahu, der die Unterredung wünscht, während Arafat den Israeli zappeln lässt.
Und wir bleiben noch beim Thema.
Die USA sehen sich als den großen Schutzpatron des Nahostfriedensprozesses.
Und sie wollen nicht, dass das mühsam ausgehandelte Werk nun zerstört wird.
Sie bemühen sich, die beiden Seiten zu neuen Verhandlungen zu bewegen, möglichst ohne dabei ihren Schützling Israel anzuschwärzen.
Das amerikanische Außenministerium ist es auch, das nun massiv Druck auf Netanyahu und Arafat macht, sich nicht nur sofort zu treffen, sondern ganz konkrete Schritte auszuhandeln.
Karim Al-Gahori berichtet.
Die USA hatten in den letzten Tagen massiven Druck auf Netanyahu ausgeübt.
Kein händeschüttelnder Fototermin wird erwartet, sondern ein produktives Treffen.
Wie US-Offiziere in Washington erklärten, sollen Arafat und Netanyahu nicht nur die Ereignisse der letzten Tage behandeln.
sondern auch den laut Oslo-Abkommen längst überfälligen israelischen Teilrückzug aus der Westbank-Stadt Hebron.
Die USA erwarten von Netanjahu endlich einen konkreten Zeitplan für einen solchen Rückzug.
Der UN-Sicherheitsrat in New York streitet unterdessen weiter über eine Resolution zu den Ereignissen der letzten Tage.
In einer eintägigen Debatte, an der gestern 40 Sprecher teilnahmen, forderte die überwiegende Mehrheit eine Verurteilung des Jerusalemer Tunnelbaus.
Die USA sperrt sich dagegen gegen jegliche Verurteilung Israels.
Anstatt zu verurteilen, sollten wir unsere Aufmerksamkeit darauf verwenden, den Friedensprozess fortzusetzen, um konkrete Fortschritte zu erreichen, ließ die US-Vertreterin Marlene Albright verlauten.
Das Treffen wird heute Abend fortgesetzt.
Die weitere Debatte wird davon abhängen, ob und wann das Arafat Netanyahu-Treffen nun tatsächlich zustande kommt.
Soviel zum Thema Nahost im Mittagschanal.
Österreich und Russland teilen zur Zeit die Sorge um einen kranken Präsidenten.
Der große Unterschied ist, dass der russische Präsident ganz andere Machtbefugnisse hat.
Ganz abgesehen vom Atomknopf bestimmt er die Regierungslinie.
Boris Jelzin wird jedenfalls, auch wenn alles gut geht mit seiner Operation, mindestens bis Februar nächsten Jahres praktisch nicht fähig sein, sein Amt voll auszuüben.
Er ist umgeben von Vertretern verschiedener Fraktionen,
die um die vorläufige Machtübernahme und wohl auch um die Nachfolge streiten.
Susanne Scholl analysiert die instabile Lage in Russland.
Russlands Politik tritt auf der Stelle.
Wer nicht damit beschäftigt ist, sich auszurechnen, wie viele Monate Boris Jelzin sein Antrag als Präsident nicht voll ausüben wird können oder auch nicht versucht sich in medizinischen Fachbereichen weiterzubilden, der wartet einfach ab und versucht vielleicht seine ganz persönliche Position ein bisschen zu festigen.
Kaum hatten die Ärzte des Präsidenten bekannt gegeben, dass Yeltsin noch einige Zeit lang ausfallen werde, da hatte Ministerpräsident Schörner-Mürdin seine Regierung auch schon dazu aufgerufen, Geschlossenheit zu demonstrieren und das Land vernünftig zu verwalten.
Doch nicht alle, die heute in der russischen Politik eine entscheidende Rolle spielen, gehören der Regierung an oder sind Ministerpräsident Schörner-Mürdin sonst irgendwie verpflichtet.
Ganz im Gegenteil.
Sicherheitschef Alexander Lebe zum Beispiel untersteht formell dem Präsidenten.
und lässt keine Gelegenheit aus, die Regierung hinter deren Chef Jean-Amour, den er zu Recht einen ernsthaften Konkurrenten im Kampf um die Macht sieht, anzugreifen.
Während also ein Teil der Elite im Kreml versucht zu beruhigen und die Situation als nicht allzu dramatisch darzustellen, tut ein anderer Teil genau das Gegenteil.
Interessanterweise findet sich General Jebed bei seinen düsteren Voraussagen in prominenter Gesellschaft.
In den vergangenen Tagen waren die Aussagen des Sicherheitschefs von denen des Kommunistenchefs Generalis Juganov kaum zu unterscheiden.
Beide sprachen vom drohenden Chaos im Land und von einer Periode der völligen Instabilität, in die Russland eingetreten sei.
Nur die Forderung nach Jelzins Rücktritt, die die Kommunisten offen aussprechen, verknifft sich der General im Großen und Ganzen.
Dass gerade er mit seinen oft aufschreckenden Äußerungen mit zur Instabilität in Russland beiträgt,
scheint Lebed ebenso wenig zu stören wie die Kommunisten.
Schließlich haben ja auch beide das gleiche Ziel, die Nachfolge Boris Jelzins im Präsidentenamt nämlich.
Bleiben die tatsächlichen Probleme Russlands, die auch Jelzin also noch voll amtsfähig war, bisher nicht lösen konnte.
Allen voran die enorme sozialökonomische Krise, ausgelöst durch das, was man hier gerne Nichtzahlungen nennt.
Diese Nichtzahlungen haben in den vergangenen Wochen zu ausgedehnten Streiks und einer Warenenergiekrise im fernen Osten Russlands geführt.
Jetzt hat die Regierung den streikenden Energiearbeitern in der Region Primoria das Geld für ihre seit vielen Monaten ausständigen Löhne überwiesen, woraufhin diese ihren Ausstand abgebrochen haben.
Dafür haben die Energiearbeiter in einer anderen fernöstlichen Region, auf der Halbinsel Kamtschatka nämlich, einen Streik begonnen.
Auch sie haben seit sieben Monaten kein Geld bekommen.
Vielleicht wird Moskau ja auch ihnen schnell ihre Löhne nachzahlen.
Eine wirkliche Lösung des Problems haben zurzeit
aber weder die Regierung noch General Jebed oder die Kommunisten anzubieten.
Bleibt die Frage, ob Boris Jelzin tatsächlich Abhilfe wird schaffen können, wenn er in vier bis fünf Monaten wieder völlig hergestellt sein wird.
Und es bleibt die Frage, wie die nicht bezahlten Menschen in ganz Russland diesen Winter durchstehen sollen.
In Schweden und Estland wird heute einer der größten Schiffskatastrophen der Geschichte gedacht.
Genau vor zwei Jahren ist die Ostseefähre Estonia mit mehr als 1.000 Passagieren an Bord auf der Fahrt von Tallinn nach Stockholm gesunken.
Ausgelöst wurde das Unglück durch eine defekte Bugklappe und bis heute ist nicht geklärt, wer für die Bugklappe verantwortlich war.
Nur 137 Menschen konnten damals gerettet werden, die anderen 852 Passagiere ertranken.
Bei Gottesdiensten gedenken heute viele Menschen der Opfer.
Mit dem Schicksalsschlag fertig werden muss aber jeder der hinterbliebenen Angehörigen alleine.
Ander Peorg ist ein zurückhaltender, besonnen wirkender Mann.
Nur die unruhigen Hände verraten, dass der 30-Jährige angespannt und nervös ist.
Vor zwei Jahren, sagt Ander Peorg, habe ich den Boden unter den Füßen verloren.
Seine Frau Helen, mit der Peorg zehn Jahre verheiratet war, arbeitete als Chefstewardess auf der Estonia.
Durch einen Anruf seiner Schwiegermutter erfuhr Ander Peorg von dem Unglück.
Ich habe ihr nicht geglaubt.
Es schien zu verrückt.
Jeder dachte doch, dass diese Fähren unsinkbar sind.
Ich schaltete das Radio ein und Sie wissen ja, wenn etwas wirklich Schreckliches passiert, dann sendet man so eine bestimmte Musik und die hörte ich.
Aber es war nicht zu begreifen.
Ich habe es nicht geglaubt, bis man Leichen an Land brachte.
Meine Frau wurde gefunden.
Seit dem Untergang der Estonia arbeitet Ander Peorg bei Memento Estonia mit einer Organisation, die die Angehörigen von Besatzungsmitgliedern vertritt.
Peorg hat harte Auseinandersetzungen mit den Versicherungen hinter sich.
Die vertraten nämlich die Auffassung, ein Schiffsunglück gehöre zum Berufsrisiko der Crewmitglieder.
Doch inzwischen ist klar, dass auch deren Hinterbliebene Versicherungsgelder erhalten.
Für Ander Peorg war die Mitarbeit bei Memento Estonia eine Möglichkeit, seine Trauer zu verarbeiten.
Wenigstens habe ich ein Grab, das ich mit meinem achtjährigen Sohn besuchen kann, sagt Ander Peorg.
Trauer braucht einen Ort.
Nikolai Kazakov und seine beiden Kinder hatten keinen Ort zum Trauern.
Seine Frau, Tamara Kazakova, die eine Reisegruppe auf der Estonia begleitete, wurde nie gefunden.
Ein Denkmal ist wichtig, sagt der 51-Jährige, aber es könne nie das Grab ersetzen.
Das Schiff muss gehoben und die Opfer müssen begraben werden, ganz gleich auf welcher Seite, auf der schwedischen oder der isnischen.
Aber die Angehörigen sollen die Möglichkeit haben, zu diesem Platz zu gehen.
Wir müssen wissen, dass die Opfer dort bestattet sind.
Viele werden mit dem Verlust, mit dem Schmerz und der Trauer nicht fertig.
Nikolaj Kazakov erzählt von Freunden, die bei dem Estonia-Unglück ihren Sohn verloren.
Die Mutter konnte das nicht verkraften und nahm sich das Leben.
Was finanzielle Hilfen und Versicherungsgelder angeht, so haben verschiedene Organisationen inzwischen eine Menge erreicht, aber vielen Angehörigen ist anderes wichtiger.
Andra Perok und Nikola Kazakov können nicht begreifen, dass zwei Jahre nach dem Unglück immer noch der Abschlussbericht der Havarie-Kommission über die genauen Unglücksursachen fehlt.
Zwar wird der Untergang einer defekten Bugklappe zugeschrieben, aber nach wie vor streiten finnische, schwedische und estnische Experten über Konstruktions- und Wartungsfehler und das mögliche Versagen der Besatzung.
Die Hinterbliebenen können auch nicht verstehen, dass man je auf die Idee kam, die Estonia zu betonieren, auch wenn dieses Vorhaben zunächst gestoppt wurde.
Vor ein paar Wochen reichten schwedische Angehörige Klage gegen die französische Klassifizierungsgesellschaft ein, die die Estonia für seetüchtig erklärt hatte.
Allein die notwendigen Gutachten werden erst in etwa zwei Jahren vorliegen.
Wir sind es den Opfern schuldig, dass ganz genau festgestellt wird, welche Ursachen zum Sinken der Estonia geführt haben und wer dafür verantwortlich ist, sagt Nikolaj Kazakow.
Den Beitrag zum Gedenken an den Untergang der Ostseefähre Estonia vor zwei Jahren hat Regina König gestaltet.
Und jetzt um fünf vor halb eins zu unserer Samstag-Journalbeilage.
Im Journal zu Gast.
Im Journal zu Gast ist heute Universitätsprofessor Dr. Willibald Dörfler, der seit mehr als 20 Jahren Professor für Mathematik an der Universität Klagenfurt ist und seit 1993 auch deren Rektor.
Für den 52-jährigen gebürtigen Niederösterreicher, der in Wien Mathematik und Physik studierte, gibt es zwar eine Krise der Universitäten, aber er ist nicht bereit, in den Chor derer einzustimmen, die das Ende der universitären Bildung bereits prognostizieren.
Mit Rektor Dörfler spricht Manfred Jochum.
Herr Rektor Dörfler, die Universität Klagenfurt hat erst kürzlich in einem Ranking der österreichischen Universitäten den hervorragenden zweiten Platz erreicht und vier ihrer Institute hier liegen an der Spitze aller Studienrichtungen in Österreich.
Ist das jahrelang ungeliebte Kind Uni Klagenfurt zum Vorzugsschüler geworden?
Ich würde meinen, das Kind ist gar nicht so ungeliebt in den letzten Jahren schon gewesen.
Diese letzte Ranking ist ja nur eine Bestätigung vieler vorhergehender Rankings, bei denen unsere Universität im Wesentlichen immer in der gleichen Weise so hervorragend abgeschnitten hat.
Wir haben die Institute oder Studienrichtungen ein bisschen gewechselt, wer an der Spitze lag.
Aber im Vergleich mit den anderen österreichischen Universitäten sind wir immer im Spitzenfeld gelegen.
Und man mag die Methoden, mit denen diese Rankings durchgeführt werden, von einem sozialwissenschaftlichen Standpunkt in Frage stellen.
Aber ich denke, es wird dieselbe Methode auf alle Universitäten angewandt und wenn sich über mehrere Jahre hinweg mit voneinander unabhängigen Instanzen immer dasselbe Bild ergibt, so muss hinter diesen Ergebnissen eine Realität stehen.
Die ich einfach so zusammenfassen würde, unsere Studierenden fühlen sich in Klagenfurt wohl und sind davon überzeugt, hier eine sehr hochstehende und für den Beruf bestens qualifizierende Ausbildung zu bekommen.
Die Studentenzahlen steigen, der ökonomische und soziale Druck auf die Studenten wird größer, das Lehrangebot wird geringer.
Es gibt zumindest in gewissen Bereichen einen gesättigten Arbeitsmarkt für Akademiker.
Also den Studenten geht es wohl nicht sehr gut, dem Mittelbau geht es auch nicht gut und die Professoren klagen über vermehrte Bürokratie und Verwaltung, weniger Geld für Forschung und ein Hochschullehrer-Dienstrecht, das ja auch nicht gerade sehr motivierend ist.
Die Krise der Universitäten ist real, die geht wahrscheinlich auch vor Klagenfurt nicht vorbei.
Das Wort Krise ist ein sehr starkes Wort.
Ich glaube, dass die Universitäten mit vielen und auch strukturellen Problemen konfrontiert sind, aber ich würde nicht gleich von einer Krise sprechen, sondern in diesen Problemen vor allem eine Chance für eine positive Weiterentwicklung sehen.
Ich bin eigentlich zutiefst überzeugt, dass Universitäten zu denjenigen gesellschaftlichen Institutionen gehören, die sich über Jahrhunderte hinweg schon ihren Platz bewahrt haben und die auch ihre Funktion und ihre Struktur über die Jahrhunderte immer wieder an die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen angepasst haben.
Und mein Optimismus, oder ich hoffe Realismus, geht dahin, dass auch die jetzige Situation, die zugegeben eine nicht leichte ist, dass auch diese Situation von den Universitäten positiv genutzt werden kann.
Und die Fragen, die Sie angeschnitten haben, sind sicher ein Bündel von Schwierigkeiten, die auch wiederum nur durch ein Bündel von Maßnahmen bewältigt werden können.
Wogegen ich mich strikt ausspreche, sind Einzelmaßnahmen, die isoliert voneinander gesetzt werden.
Wenn wir mit diesen Schwierigkeiten fertig werden wollen, dann kann das nur in einem System von Maßnahmen geschehen.
Das heißt, es muss auf der einen Seite gleichzeitig etwas für die Studierenden geschehen, es muss das Dienstrecht angepasst werden, es muss die Finanzierung der Universitäten entsprechend geregelt werden und ähnliches.
Aber nicht alle diese Punkte getrennt voneinander.
Stichwort gesellschaftliche Verantwortung, Sie haben es gerade genannt.
Zitat, wenn der universitäre Sektor sich für absolut unzuständig erklärt für das, was in dieser Gesellschaft notwendig ist, dann ist das ein verantwortungsloser Standpunkt.
Zitat Wissenschaftsminister Scholten vor wenigen Tagen an die Adresse der Universitäten.
Wenn Universitäten sich für unzuständig erklären würden, dann hätte unser Minister recht mit seinem Vorwurf, nur ich glaube, dass das nicht zutrifft.
Jede Universität in Österreich, glaube ich, fühlt sich zuständig für die Lösung von gesellschaftlichen Problemen.
Für meine Universität nehme ich das voll und ganz in Anspruch.
Wir verstehen uns als Regionaluniversität und hier nicht nur zuständig, sondern auch
zumindest im Bereich der bei uns vertretenen Fächer, kompetent dafür, zu den Fragen, mit denen diese Region in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft konfrontiert ist, auch verantwortlich und kompetent Stellung zu nehmen.
Das nimmt Ihnen ja jeder ab.
Dennoch zeigt vielleicht auch diese Äußerung des Wissenschaftsministers von einem gewissen, sagen wir mal, nicht ganz friktionsfreien Verhältnis zwischen Ministerium und Universitäten.
Weil natürlich fühlt sich keine Universität dann unmittelbar angesprochen.
Und Rektorenkonferenzvorsitzender Skalitzki hat ja auch geantwortet, naja, die Rektoren sind ja auch nicht auf der Nudelsuppe daher geschwommen.
Und dann kommt wieder die Antwort aus dem Ministerium, ja, aber auf Steuergeldern.
Hier hat sich ja offensichtlich ein Gesprächsklima entwickelt, das nicht mehr ganz sachlich ist.
Ich würde meinen, dieses nicht ganz sachliche Gesprächsklima ist so neu auch nicht.
Das ist ein durchaus nicht überraschendes Moment des Verhältnisses von Universitäten und einer Bürokratie, wie sie im Ministerium repräsentiert ist.
Ich glaube, das ist immanent, das ist eingebaut in die unterschiedlichen Denkweisen, Denkformen, die es an den Universitäten gibt und die es in einem Ministerium zwangsweise gibt.
Ich glaube nur, dass man diese unterschiedlichen Denkformen nicht dazu benutzen sollte, sich gegenseitig Vorwürfe in den Kopf zu werfen, sondern sie auch wiederum positiv wenden sollte.
Und ich plädiere eigentlich immer dafür, gemeinsam aus diesen unterschiedlichen Ansätzen heraus, die es von der Bürokratie, von der staatlichen Verwaltung und von einer auf Autonomie und Eigenständigkeit inorientierten Wissenschaft her gibt,
hier nicht in Form von Kompromissen, sondern von Lösungen, die aus dieser Unterschiedlichkeit Profit schlagen, den Weg zu suchen.
Herr Rektor Dörfler, ich bleibe noch ein bisschen bei diesem Begriff der gesellschaftlichen Verantwortung.
Vier Klagenfurter Institute stehen an der Spitze, von der Qualität her an der Spitze, der österreichischen Studienrichtungen.
Germanistik, Pädagogik, Anglistik und Geschichte.
Naja, eigentlich alles Studienrichtungen mit relativ geringen Marktschancen, um es einmal so zu sagen.
Produzieren Sie erfolgreich am Markt vorbei?
Das Wort Markt ist schon im Verhältnis zu Universitäten etwas sehr Fragwürdiges, weil es für die meisten Studienrichtungen, für Studienrichtungen wie Jus oder Medizin, wie man mir gesagt hat, keinen wohldefinierten Markt gibt, geschweige denn für Pädagogik oder Philosophie, Geschichte, Germanistik.
Es zeigt sich allerdings doch, dass Absolventen auch solcher Studienrichtungen
in verschiedensten beruflichen Feldern sehr wohl ihre Chancen haben und ich glaube überhaupt, dass die Zukunft dadurch gekennzeichnet sein wird, dass eine verstärkte Entkoppelung zwischen Studium und späteren Beruf
eintreten wird und meine Prognose ist eigentlich die, dass die guten Studierenden, dass die exzellenten Studierenden, relativ unabhängig von dem, was sie studiert haben, auch exzellente Berufschancen haben.
Wenn ich mir die Diskussion etwa um die Ausstellung hier in Kärnten über die Verbrechen der deutschen Wehrmacht
ansehe, so glaube ich, dass auch Absolventen eines Geschichte-Studiums ihre gesellschaftliche Funktion wahrzunehmen haben und das ja auch tun.
Herr Rektor Dörfler, die Frage des Marktes hängt ja wohl auch damit zusammen, dass man auch immer mehr von der Management-Organisation Universität spricht und Lean-Management ist nun einer der Schlüsselbegriffe der letzten Jahre geworden.
Wenn Untersuchungen stimmen, die sagen, im Untersuchungszeitraum 93, 94 hat es an den fünf serbokroatischen Instituten Österreichs keinen einzigen Absolventen gegeben und an den acht Altphilologie-Instituten insgesamt sechs Absolventen, dann muss man sich schon fragen, ob das
mit Lean-Management zu vereinbaren ist, wenn von 380 untersuchten Studienrichtungen, naja, so zwischen 15 und 20 Prozent überhaupt keine Absolventen herausbringen.
Hier muss sich der Bürger fragen, was ist hier passiert?
Was ist hier los?
Kann man hier nicht Synergieeffekte schaffen?
Brauchen wir fünf servokroatische Institute, um bei diesem Beispiel zu bleiben?
Genügt nicht eins in Österreich?
Ich bin überzeugt davon und würde das auch auf jeder Ebene unterstützen.
und auch einen Beitrag unserer Universität hier durchaus mittragen, dass es in vielen Fächern, die es in Österreich gibt, einer Standortbereinigung bedarf.
Aber ich würde glauben, nicht nur in den Fächern, wo es keine Absolventen gibt, sondern auch in anderen Studienrichtungen, wie etwa Physik.
Es ist auch nicht einzusehen, warum es in Wien und in Graz an zwei Universitäten parallel Physikstudienrichtungen und viele Institute, Labors und so weiter gibt.
Ich glaube, hier haben wir einen gewissen Overhead in Österreich, wo durch Standortbereinigung nicht Mittel jetzt insgesamt eingespart werden können, sondern Mittel besser und effizienter verwendet werden können.
Man sollte nicht an den Universitäten als Institutionen sparen, man sollte die Mittel, die es gibt, besser einsetzen, jawohl, bin ich dafür, aber nicht das Gesamtbudget reduzieren.
Das wäre kontraproduktiv für die weitere Entwicklung.
Es gibt auch international gesehen durchaus ernstzunehmende Expertenmeinungen, die sagen, die Unis sind in ihrer derzeitigen Entwicklung am Ende.
Die Dualität zwischen Forschung und Lehre ist nicht mehr aufrechtzuerhalten.
Es gibt zu wenig Geld für Forschung.
Es gibt auch zu wenig Geld für Lehre, ganz offensichtlich.
Was bleibt dann?
Polemisch könnte man auch meinen, Forschung außeruniversitär, Ausbildung marktgerecht und schlank.
Und da sind dann die Fachhochschulen alle mal billiger, schneller, besser.
Ein solches Szenario, wie Sie es schildern, würde bedeuten, dass die Universitäten zu weniger als Fachhochschulen degenerieren.
Ich meine auch, dass auch an Fachhochschulen Forschung betrieben werden sollte.
Forschung nicht im Sinne von Grundlagenforschung, sondern Forschung im Sinne von Entwicklung mit hoher Praxisnähe.
Ein Aufgeben des Forschungsauftrages für die Universitäten, das ist für mich unvorstellbar.
Und ich glaube auch nicht, dass das stimmt, weil in Ländern wie den Vereinigten Staaten die Forschung sehr wohl an den Universitäten, vielleicht in Kooperation mit Außenuniversitäten in Baden-Württemberg, dort sehr extensiv weitergeführt wird.
Ich kann mir eine universitäre Lehre
die dem Standard wissenschaftlicher Lehre entspricht, ohne eine damit verbundene Forschung nicht vorstellen.
Wenn die Studierenden nicht die Möglichkeit haben, an der Universität mit der aktuellen Forschung konfrontiert zu werden, dann werden Universitäten zu ganz gewöhnlichen Schulen werden und die Hochschullehrer sind eben dann Lehrer im durchaus etwas pejorativen Sinne.
Ein Blick in die Zukunft.
Wie wird es mit den österreichischen Universitäten weitergehen?
Sind sie zu retten?
Diese Frage unterstellt, dass etwas zu retten ist.
Nein, ich glaube, es ist sehr viel zu reformieren.
Ich glaube, es ist sehr viel zu tun.
Wir müssen wirklich an verschiedensten Punkten
massiv ansetzen und nicht mit Reformchen, sondern wir müssen wirklich Strukturreformen durchziehen.
Man muss nachdenken über Fragen wie Hochschultaxen, Studiengebühren, man muss zumindest darüber nachdenken dürfen.
In der internationalen Entwicklung ist das einfach eine Entwicklung, über die man nicht hinweggehen kann.
Andere Fragen sind die Lehrverpflichtung des Mittelbaus der Assistenten.
Hier muss es zu einer Erklärung kommen.
Die Frage der habilitierten Assistenten.
Es muss hier eine personalpolitisch sinnvolle Lösung gefunden werden.
Viele andere Fragen wie die große Liberalität gegenüber der außeruniversitären Beschäftigung unserer Mitarbeiter.
Zugangsbeschränkungen oder Zugangsregulationen.
Hier müssen Lösungen gefunden werden.
Noch einmal, es ist nichts zu retten, sondern wir stehen vor einer großen Aufgabe.
Aber auch, und das ist ein Punkt, der mir noch viel zu wenig in der Diskussion zum Tragen kommt, das Bild von Wissenschaft hat sich entscheidend geändert.
Wissenschaft ist heute nicht mehr sozusagen eine letzte Instanz, die letztgültige Antworten gibt, sondern Wissenschaft versteht sich als eine Instanz, die mögliche Alternativen anbietet.
Und dieses Verständnis auch innerhalb der Universität zu transportieren, dass auch die Universitätslehrer selbst akzeptieren, dass das, was sie als ihre Wissenschaft betreiben, nur eine Alternative unter mehreren verschiedenen ist,
Dieses Verständnis muss, glaube ich, entwickelt werden.
Dadurch wird die Bedeutung von Wissenschaft meines Erachtens nicht geringer, sondern eher verbessert, weil Wissenschaft sich dann eben bemühen muss, gute Alternativen anzubieten, die dann einem gesellschaftlichen Ausprobieren unterworfen werden.
Aber die Anmaßung, wie sie immer noch vorherrscht, Wissenschaft vermag endgültige Problemlösungen anzubieten, diese Sichtweise halte ich für überholt und es mag die Krise der Universitäten mit dem geforderten Wandel des Selbstverständnisses etwas zu tun haben.
Im Journal zu Gast war der Rektor der Universität Klagenfurt, Willibald Dörfler.
Er sieht nicht das Ende der universitären Bildung gekommen.
Das Gespräch führte Manfred Jochum.
Themenwechsel im Mittagsjournal.
Ganz Österreich steht im Bann der EU-Wahl.
Ganz Österreich?
Nein.
Zwei kleine Orte fiebern auch der Nationalratswahl entgegen.
Denn in Reutte in Tirol und in Donnerskirchen im Burgenland wird nach einer Wahlanfechtung der Freiheitlichen die Nationalratswahl 95 wiederholt.
Grund dafür ist einerseits Ex-Familienministerin Sonja Moser.
Sie hat in Reute unerlaubter Weise ihre Stimme abgegeben.
Und in Donnerskirchen hat der Wahlleiter falsche Stimmzettel verteilt.
Interessant ist diese Nachwahl vor allem deshalb, weil möglicherweise ein Nationalratsmandat von der ÖVP zu den Freiheitlichen wandern könnte.
Es geht um nur zwölf Stimmen, die diese Mandatsverschiebung auslösen könnten.
Wie ist die Stimmung in Reutte und Donnerskirchen?
Martina Streiter vom Landestudio Tirol und Wolfgang Fuchs haben die beiden Schauplätze besucht.
In den Schenkhäusern von Donnerskirchen spricht man in diesen Wochen viel über die beginnende Weinernte und über Politik.
Jeder kennt jeden, jeder weiß von den politischen Einstellungen des anderen und so kennt man auch die Stimmung.
Da sitzen sie, die Schwarzen, die Roten, die Blauen, einer von der Bürgerinitiative und der Altbürgermeister analysiert.
Ich glaube, dass sich der Bundestrend nur in Donnerskirchen noch verstärkt, das heißt,
Bei der Europawahl wird man das schon sehen, dass die Österreicher unzufrieden sind mit den politischen Ereignissen der letzten Zeit.
Und da wird sich das besonders noch verstärken.
Da gibt's alle Möglichkeiten, nicht?
Da gibt's eins hat Rot und eins hat die Blauen.
Der Großteil wird sich die Blauen tendieren, nicht?
Und warum?
Warum?
Naja, weil der Eid hat zuerst gesagt, zuerst Österreich und dann die Gemeinschaft, die EU-Gemeinschaft.
Für die Donnerskirchener verschwimmen sie, die beiden Wahlen, zu EU-Parlament und Nationalrat.
Ich glaube auch dafür, dass zum Beispiel so Geschichten wie die Politikerentlohnung und Privilegiendiskussion der letzten Monate ganz gewaltig die Leute, den kleinen Mann auf der Straße verunsichert haben und dass das sicherlich ziemlich wahlentscheidend wird.
Ich glaube, dass man den Leuten immer mehr zumutet, dass sie das ganz einfach so kritiklos übernehmen.
Der Fall Höchstl, der ist ja schlicht und einfach so eine Riesensauerei.
Die Politiker sind ja, die denken ja nur, dass sie mit uns auf Vergesslichkeit rechnen.
Und bis jetzt haben wir alles vergessen.
Alles, was sie uns versprochen haben, haben wir nach 14 Tagen vergessen gehabt.
Schon ausgeweist wieder.
Die Donnerskirchener waren immer schon Revolutionäre.
Es ist aufgrund der Ausgangslage vor allem ein Kampf zwischen Schwarz und Blau.
Jörg Haider wird in den nächsten Tagen erwartet, Wolfgang Schüssel war schon da.
Und der regionale ÖVP-Abgeordnete Franz Steindl hat angeblich schon mehr als die Hälfte der Haushalte besucht, weil er ein Einheimischer ist.
Die ÖVP geht von Haus zu Haus mit dem Steindl und werbt für die Volkspartei.
Die Freiheitlinien sind bis jetzt nicht gegangen.
Nicht einmal einer.
Du hast da überhaupt nichts zum dreien rein, weil du bist in der roten Politik drinnen.
Du hast da überhaupt nichts zum sagen.
Hilft die SPÖ dem Koalitionspartner unter der Decke?
Ja, will man im Schenkhaus wissen.
Aber der SPÖ-Bürgermeister dementiert jede Wahlhilfe für die ÖVP.
Eine Wahlempfehlung wird es unsererseits nicht geben.
Wir vertreten unsere Partei, aber der Wähler soll sich selbst seine Meinung bilden, welche Partei er wählen will.
Am Nebentisch weiß noch nicht jeder, was er am 13.
Oktober wählen wird.
Für die Parteien heißt es also, in Donnerskirchen ist noch alles möglich.
Wer für mich die besseren Argumente liefert, den will ich wählen.
Noch ist es ruhig in Reutte.
Man sieht keine Wahlplakate, es werden keine Wahlkampfreden gehalten.
Es geht ja auch nur um einen einzigen Wahlsprengel, in dem die Nationalratswahl nachgeholt werden muss.
Der Wahlsprengel 2 Volksschule.
Im Moment wird der Wahlkampf zur Neuauflage der Nationalratswahl im Verborgenen geführt.
Bürgermeister Siegfried Singer von der ÖVP hat begonnen, den Bewohnern des betroffenen Wahlsprengels persönlich Hausbesuche abzustatten und um die Stimme der Wähler zu bitten.
Es gehe schließlich darum, ob der Bezirk Reutte nach der Ministerin nun auch noch das einzige Nationalratsmandat des Bezirks verliert, meint Bürgermeister Singer.
Aber er ist davon überzeugt, dass die ÖVP diese Wahl gewinnen wird.
Ich bin zuversichtlich und das wird sicherlich gut ausgehen, weil wir lassen Frau Dr. Moser nicht im Stich.
Alles hat sich gefreut und jetzt auch in bitteren Zeiten stehen wir zu ihr.
Ebenso siegessicher geben sich die Reutener Sozialdemokraten.
Gerüchte, dass die SPÖ eigene Flugzettel verteilen lasse, in denen der Bevölkerung empfohlen werde, man solle doch noch lieber ÖVP wählen, bevor man die Freiheitlichen wähle, kann der sozialdemokratische Vizebürgermeister Helmut Wieseneck nicht bestätigen.
Die Reutener Freiheitlichen kündigen jedenfalls einen massiven Wahlkampf an, wollen aber noch nicht verraten, wie der ausschauen wird.
Die betroffenen Wähler selbst ärgern sich vor allem über das Missgeschick von Frau Moser.
Ein bisschen blamabel, finde ich das.
Sie weiß, wo man wählen muss.
Sie ist Politikerin, da muss sie es erst recht wissen.
Ein bisschen blamabel.
Ja, Frau Moser, direkt.
Sie hat mich ein bisschen enttäuscht, weil sie nicht wusste, dass ich in Wien war und den Reiten gestimmt habe.
Das hat mich enttäuscht, Frau Moser.
Sonst ist es in Ordnung.
Was willst du machen?
Das soll sie aus ihrem eigenen Sack zahlen.
Das ist das Richtige.
Als Abgeordnete wusste sie, dass sie Versichert ist.
Das erzähle ich ihnen.
Das ist schon traurig, wenn man das als Minister nicht weiss.
schon weiß, dass sie in Wien angemeldet ist, dann kann sie da nicht wählen, oder?
Dazu meint Sonja Moser selbst, sie werde denjenigen, die verärgert sind, ihre Schuld eingestehen.
Ihren persönlichen Wahlkampf wolle sie privat mit lieben Freunden führen.
Interviews will Frau Moser keine mehr geben.
Je weniger sie in der Presse sei, desto besser sei das für sie, meint Sonja Moser.
Sie hörten eine Reportage über den Wahlkampf in Reutte und Donnerskirchen, wo ja am 13.
Oktober nicht nur EU-Wahlen, sondern auch Nationalratswahlen stattfinden.
Und jetzt zu einem runden Geburtstag einer Einrichtung, die schon vielen das Leben gerettet hat.
Die Bergrettung Österreich feiert ihr 100-jähriges Bestehen.
Und seit ihrem Anfang funktioniert die Bergrettung auf dem Prinzip der Ehrenamtlichkeit.
Und wenn ein Einsatz mehrere Tage dauert, dann muss auch noch der Arbeitgeber mitspielen.
Maria Strehli über das Freiwillig-Harte-Los der Bergretter.
Markus kommt meist gegen halb fünf Uhr abends von der Arbeit nach Hause.
Nach einem anstrengenden Arbeitstag hat er endlich Zeit, in aller Ruhe auf dem Balkon eine Zigarette zu rauchen.
Um halb acht läutet das Telefon.
Bergrettungseinsatz.
Eine Frau aus Hamburg ist abgängig.
Sie soll irgendwo im Wiebtal eine Tagestour geplant haben.
Niemand weiß die genaue Route.
Jetzt muss die Bergrettung erst einmal genau recherchieren.
Wer hat die Frau wann und wo zuletzt gesehen?
Um halb neun beginnt Markus gemeinsam mit seinem Kollegen die Suche.
Erst in den frühen Morgenstunden können sie die Frau in einer steilen Wand unter einem Felsvorsprung frierend aber unverletzt finden.
Bergretter Markus ist um halb acht Uhr in der Früh zu Hause und muss gleich direkt in die Arbeit gehen.
Unter diesen Umständen zu arbeiten, setzt schon ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft und Durchhaltevermögen voraus.
Da drängt sich einem geradezu die Frage auf, ob es auch heute noch genügend Menschen gibt, die dazu bereit sind.
Hugo Hecher, der stellvertretende Landesleiter der Tiroler Bergrettung, kann allerdings über Nachwuchsmangel nicht klagen.
Ganz im Gegenteil.
Wir haben das Glück, dass wir viele junge Leute haben mit Idealismus, mit Einsatzbereitschaft.
Ich sage, mich wundert oft, wo der Ausdruck herkommt, mit der Jugend ist nichts anzufangen.
Das verstehe ich nicht, weil wenn man unsere jungen Leute anschaut, die sind voller Fleiß und Begeisterung dabei.
Es ist ja nicht nur, dass man den Kurs macht, sondern man muss ja im Ständentraining sein.
Man muss die ersten Hilfekurse absolvieren, man muss Nachhilfekurse machen und nicht Nachhilfe, sondern Kurse machen, um das alles wieder zu erneuern, aufzufrischen.
Und die sind immer da.
Und wenn man sie braucht, sind sie auch da.
Und das gilt für ganz Österreich.
Ganz frei von Sorgen sind die Männer der Bergrettung aber auch nicht.
Der Schuh drückt vor allem die Tiroler, Wiener, Niederösterreichische und Oberösterreichische Bergrettung dort, wo es ums Geld geht.
Damit die einzelnen Bergrettungen dieser Bundesländer auch weiterhin hundertprozentigen Einsatz garantieren können, sind sie jedes Jahr von Neuem auf freiwillige Unterstützungsgelder von Seiten der Länder angewiesen.
Heuer aber sind beispielsweise in Tirol die Subventionen um 20 Prozent gekürzt worden.
Trotz ehrenamtlicher Mitarbeiter braucht die Bergrettung eine Menge Geld.
Autos, Seile, Funkgeräte, Lawinenhunde und vieles mehr führen dazu, dass ein Einsatz zwischen 10.000 und 15.000 Schilling kostet.
Das ist für die Bergrettung so lange kein Problem, solange die Bergungskosten von der Versicherung des Verunglückten bezahlt werden.
Problematisch wird es dann, wenn die Opfer nicht versichert sind oder aus dem Ausland kommen.
Und das sind in Österreich und speziell in Tirol recht viele.
Wenn man jetzt überlegt, dass wir circa 80 Prozent
Gäste bergen müssen, dann kann man sich vorstellen, welche Beträge damit anfallen, die für uns nicht einbringbar sind.
Daher wünscht sich Hugo Hecher für die Zukunft ein vom Land vertraglich geregeltes Fixbudget.
Wünschen kann man sich ja bekanntlich vieles.
Ob eine jährliche Fixsumme in Zeiten des allgemeinen Sparens möglich sein wird, ist eine andere Frage.
Es ist 12.51 Uhr, höchste Zeit für die Kultur-Mittagschanal.
Eine österreichische Parzival-Premiere findet heute Abend am Züricher Opernhaus statt.
Der Grazer Hans Hollmann inszeniert, der Wiener Hans Hoffer ist der Ausstatter und der Oberösterreicher Franz Welser-Möst dirigiert.
Die letzte Musikprobe hat Franco Ruho gehört.
Herzenrot wegen dem Gott.
Robert Holl debütiert in der Rolle des Amfortas.
Als weiterer Bayreuth-Star singt Peter Seifert den Parsifal in Zürich.
Das Bühnenweih-Festspiel, das 1882 in Bayreuth uraufgeführt wurde, handelt von der Frage nach einer Größe außerhalb des menschlichen Daseins.
Im fortgeschrittenen Alter, in dem er die Schlusspassage des Parsifal schrieb, ging er der Gottesfrage nach.
Seine Antwort, allein die Liebe zum Menschen führe zur Erlösung.
Für die Gestaltung des Bühnenbildes hat sich Hans Hoffer auf wenige klare Zeichen entsprechend dem liturgischen Kanon beschränkt.
Er legt es an auf die Spannung zwischen Schwarz und Weiß, zwischen Licht und Dunkel, die hier als Synonym für Gut und Böse stehen.
Im Bühnenbild hier ist es ein Raum, der verschiedene Farbstufungen annehmen kann.
Und den Einsatz von wirklicher Farbe, wo also Spektralfarben sich verbinden zu neuen Farben wie Blau, Gelb, Grün und alle Farben, die wir kennen, ist ganz gezielt nur etwas vorbereitet in den Blumenmädchen und dann ganz groß aus einer Farbexplosion im Karfreitagszauber.
Bereits seit zwei Jahren arbeitet Hans Hoffer am Zürcher Parzifal.
Mit einer wesentlich kürzeren Vorbereitungszeit arbeitet er gleichzeitig in Wien an der Operette »Land des Lächelns« mit Klaus-Maria Brandauer.
Der Chefdirigent der Oper Zürich, Franz Welser-Möst, vergleicht Wagners Kompositionsweise im Parzifal mit einem Mosaik aus Zeitstückchen, die er in den Raum stellt, um dazwischen Stille einkehren zu lassen.
Wagner war für ihn damit mit der Kompositionsweise seiner Zeit weit voraus.
Er ist weit über die Spätromantik hinausgegangen im Sinn von, dass er verschiedene Dinge, wie so oft was Komponisten tun in einer Spätphase, das Material austrocknen und dann fast wie in der Wiener Schule etwas ganz Dürr werden lassen.
Und das, glaube ich, ist das Bezeichnendste daran.
Weniger eine Oper als vielmehr ein Theater der dritten Art ist der Parzifal für Regisseur Hans Hollmann.
Sein Parzifal besteht nicht aus Bildern, sondern vielmehr aus Bildsignalen.
Dies bietet dem Besucher die Möglichkeit zu eigenen Bildern aufgrund des Gesehenen zu kommen, erklärt Hollmann sein Regiekonzept.
Das bedeutet, dass das ganze Konzept technisch gesprochen nichts anderes ist als ein System von Schleiervorhängen, Laserkanonen und Licht.
und einigen zentralen Requisiten wie einer stehbare, sowohl für Amfortas wie für die Verführungsszene im zweiten Akt und einem System von Hubbodien.
Also man könnte sagen, es ist eigentlich theatrale Hardware, die da ohne Software zum Einsatz kommt.
Der österreichische Parsifal heute Abend in Zürich.
Und nach dem Kulturbeitrag jetzt noch die wichtigsten Meldungen der letzten Stunde.
Im Semperitwerk Dreiskirchen wird zur Stunde über mögliche Gegenmaßnahmen zur Absicht des Eigentümers Continental beraten, die Produktion zu halbieren und etwa 1100 Arbeitsplätze abzubauen.
Über das Wochenende soll dann eine gemeinsame Linie festgelegt werden.
Am Montag entscheidet die Belegschaft von Semparit in einer Betriebsversammlung endgültig über die weitere Vorgangsweise.
Bundeskanzler Franitzski hat seine Unterstützung für die Anliegen der Semparitarbeiter bekräftigt.
Und trotz weiterer Zusammenstöße hat sich die Situation in den Palästinensergebieten im Nahen Osten etwas beruhigt.
Die völlige Ausgangssperre bleibt aber aufrecht.
noch zum Wetter.
Heute Nachmittag an der Alp Nordseite regnerisch, zeitweise aber auch sonnig, lebhafter Nordwestwind, 13 bis 18 Grad.
Damit geht dieses Samstag-Mittagsjournal zu Ende.
Für den Sendungsablaufer Wolfgang Wittmann verantwortlich, Technik Uli Haberschek.
Und für alle anderen, die noch mitgearbeitet haben, verabschiedet sich am Mikrofon Ernst Wainisch.
In Schweden und Estland wird einer der größten Schiffskatastrophen der Schifffahrt gedacht. Vor zwei Jahren ist die Ostseefähre Estonia mit mehr als 1000 Passagieren gesunken. Die Verwantwortlichkeit für die Katastrophe ist weiterhin nicht geklärt. 852 Passagiere ertranken. Interview: Hinterbliebener Anders Bjork, Interview: Hinterbliebener Nikolay Kasakov.
Mitwirkende:
König, Regina [Gestaltung]
, Bjork, Anders [Interviewte/r]
, Kasakov, Nikolay [Interviewte/r]
Datum:
1996.09.28 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik
;
Schifffahrt
;
Tod
;
Reportage
;
Jubiläum
;
Unfälle und Unglücksfälle
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
;
Schweden
;
Estland
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
In Reutte in Tirol und in Donnerskirchen im Burgenland wird nach einer Wahlanfechtung der Freiheitlichen die Nationalratswahl 1995 wiederholt. In Reutte ist der Grund die unerlaubte Stimmabgabe von Ex-Familienministerin Sonja Moser. In Donnerskirchen hat der Wahlleiter falsche Stimmzettel verteilt. Das Ergebnis könnte eventuell ein Nationalratsmandat von der ÖVP zu den Freiheitlichen verschieben. Ein Stimmungsbericht. Interview: anonymer Altbürgermeister, Interview: diverse anonyme Wähler, Interview: anonymer Bürgermeister, Interview: Bürgermeister ÖVP Siegfried Singer, Interview: diverse anonyme Wähler.
Mitwirkende:
Streiter, Martina [Gestaltung]
, Fuchs, Wolfgang [Gestaltung]
, Anonym, Altbürgermeister [Interviewte/r]
, Anonym, Wähler, Wählerin [Interviewte/r]
, Anonym, Bürgermeister [Interviewte/r]
, Singer, Siegfried [Interviewte/r]
, Anonym, Wähler, Wählerin [Interviewte/r]
Datum:
1996.09.28 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik Österreich
;
Wahlen
;
Parlament
;
Regierung
;
Opposition
;
Parteien / FPÖ
;
Parteien / ÖVP
;
Werbung
;
Interview
;
Reportage
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
;
Bundesland / Burgenland
;
Bundesland / Tirol
;
Österreich
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Eine österreichische Parsifal-Premiere findet am Züricher Opernhaus statt. Ein Bericht von der letzten Musikprobe. Einblendung: diverse Opernausschnitte "Parsifal", Interview: Bühnenbildner Hans Hoffer, Interview: Dirigent Franz Welser-Möst, Interview: Regisseur Hans Hollmann.
Mitwirkende:
Ruault, Franco [Gestaltung]
, Hoffer, Hans [Interviewte/r]
, Welser-Möst, Franz [Interviewte/r]
, Hollmann, Hans [Interviewte/r]
Datum:
1996.09.28 [Sendedatum]
Ort:
Zürich
Schlagworte:
Kultur
;
Vokalmusik - Oper
;
Vorschau
;
Interview
;
Kulturveranstaltung
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
;
Schweiz
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten