Mittagsjournal 1998.02.21

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    Rechtliches

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    Mittagsschornal Guten Tag, zur Mittagsschornal am Samstag begrüßt Sie Christel Reis.
    Hier gleich ein kurzer Fahrplan für unsere knapp einstündige Mittagsinformation.
    Schwierige Vermittlungsmission des UNO-Generalsekretärs Kofi Annan in Bagdad.
    Eine letzte Chance, einen neuerlichen Irak-Krieg zu verhindern.
    Bis jetzt haben die Gespräche allerdings noch keine konkreten Ergebnisse gebracht.
    Auf jeden Fall bereitet sich Israel auf einen möglichen Irak-Krieg Nummer zwei vor.
    In Rom wurde heute Vormittag der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn in das Kardinalskollegium aufgenommen.
    Wir fassen die Feierlichkeiten auf dem Petersplatz zusammen.
    Möglicherweise gibt es eine neue Präsidentschaftskandidatin.
    Die evangelische Superintendentin des Burgenlandes, Gertraud Knoll, überlegt derzeit einen solchen Schritt und wir haben uns umgehört, wer eine Kandidatur der Kirchenfrau unterstützen würde.
    Im Journal zu Gast ist heute der Grafiker und Bildhauer Alfred Rutlitschka.
    Nächste Woche wird er 70 und bei uns zu hören die wie gewohnt pointierten Aussagen des Künstlers unter anderem über sein Verhältnis zur Kunstgeschichte, zur Politik, aber auch zum Alkohol.
    Was wir noch zu bieten haben, ist eine Reportage über den Wahlkampf in Niederösterreich vier Wochen vor der Landtagswahl.
    Und die äußerst erfolgreiche Alpin-Bilanz der Österreicher bei den morgen zu Ende gehenden Olympischen Winterspielen in Nagano in Japan.
    Und die Kulturredaktion informiert über Klaus Peimanns Inszenierung von Christopher Marlowe's Edward II.
    Vor all diesen Beiträgen nun eine aktuelle Nachrichtenübersicht, verfasst hat sie Edgar Theider, gelesen wird sie von Georg Schubert.
    Irak, Vereinte Nationen Die Bemühungen zu einer diplomatischen Lösung der Krise um die UNO-Waffeninspektionen im Irak sind heute in die entscheidende Phase getreten.
    UNO-Generalsekretär Kofi Annan hat in Bagdad Verhandlungen mit stellvertretenden Ministerpräsidenten Tariq Aziz aufgenommen.
    Er hofft, den Irak mit einem Kompromissvorschlag zum Einlenken bewegen zu können und eine drohende Militäraktion der USA und Großbritanniens in letzter Minute abzuwenden.
    Um dem Irak entgegenzukommen hat der UNO-Sicherheitsrat einer Verdoppelung der irakischen Erdöl-Exporte zugestimmt.
    Mit dem Erlös aus den Verkäufen soll der Führung in Bagdad die Möglichkeit gegeben werden, dringend benötigte Lebensmittel, Medikamente und Versorgungsgüter für die notleidende Bevölkerung anzuschaffen.
    Vatikan.
    Papst Johannes Paul hat heute Vormittag auf dem Petersplatz in Rom das Konsistorium eröffnet.
    Damit werden 20 Bischöfe, darunter Wiens Erzbischof Christoph Schönborn, in den Rang von Kardinälen erhoben.
    Zu den Feierlichkeiten sind hunderte Pilger aus Österreich nach Rom gekommen.
    Offiziell wird die Republik durch Kultusministerin Elisabeth Gera vertreten.
    Bundeskanzler Klima wertet die Verleihung der Kardinalswürde an Erzbischof Schönborn auch als starkes Signal für die katholische Kirche in Österreich.
    Er würdigte Schönborn als einen Mann, der sich den Ruf eines dialogbereiten kirchlichen Würdenträgers erworben habe.
    Nordirland.
    Wenige Stunden nach Ausschluss der IRA-nahen Shane Fane von den Nordirland-Friedensgesprächen ist in der Nähe von Belfast ein Terroranschlag verübt worden.
    In der vornehmlich von Protestanten bewohnten Kleinstadt Moira zündeten unbekannte Täter eine Autobombe.
    Dabei dürften bis zu elf Menschen verletzt worden sein.
    Kurz vor der Explosion war eine Bombenwarnung bei der Polizei eingegangen.
    Zum Zeitpunkt des Anschlages befanden sich keine Polizisten in den Posten.
    Wer für den Anschlag verantwortlich ist, bleibt zunächst ungeklärt.
    Die Sinnfein will sich möglicherweise ganz von den Gesprächen über die Zukunft Nordirlands zurückziehen.
    Dies deutete ihr Chefunterhändler Martin McGuinness heute gegenüber dem britischen Rundfunksender BBC an.
    Einen Beschluss will die Sinnfein erst nach Gesprächen mit dem britischen Premierminister Blair und dem irischen Ministerpräsidenten Ahern fassen.
    Großbritannien.
    Die Finanzminister und Notenbankpräsidenten der sieben wichtigsten Industrienationen beraten heute in London über Konsequenzen aus der Wirtschaftskrise in Asien.
    Zur Diskussion stehen Möglichkeiten, wie Probleme künftig frühzeitig erkannt und verhindert werden können.
    Auch über Vorstellungen zur Ankurbelung der Wirtschaft in Asien soll debattiert werden.
    Dem Treffen folgt am Abend eine Konferenz mit Beteiligung der Arbeitsminister und Sozialminister der G7-Staaten und Russlands.
    Dabei werden bessere Rahmenbedingungen für die Schaffung von mehr Arbeitsplätzen erörtert.
    Russland.
    Im Kampf gegen das organisierte Verbrechen konnte bisher kein funktionierendes staatliches Abwehrsystem entwickelt werden.
    Darauf wies der stellvertretende Ministerpräsident Kulikow heute in Moskau hin.
    Nach seinen Angaben werden schätzungsweise mehr als 40.000 Betriebe in Russland von Mafia-Organisationen kontrolliert.
    Polen.
    In Posen findet heute das erste deutsch-französisch-polnische Gipfeltreffen statt.
    Bundeskanzler Kohl und die Präsidenten Chirak und Kwaszniewski besprechen Fragen der Europapolitik und Sicherheitspolitik sowie der Annäherung Polens an die EU und den bevorstehenden NATO-Beitritt dieses Landes.
    Afghanistan.
    Der Norden Afghanistans ist gestern Abend von einem weiteren schweren Erdbeben erschüttert worden.
    Die Erdstöße erreichten die Stärke 7 auf der Richterskala.
    Über Opfer oder Schäden ist bis jetzt nicht bekannt.
    Bei dem Hauptbeben vor mehr als zwei Wochen kamen in der Region etwa 4.500 Menschen ums Leben.
    Japan.
    Zum Abschluss der Alpinski-Bewerbe bei den Olympischen Winterspielen in Nagano gab es noch eine Bronze-Medaille für Österreich.
    Im Slalom erreichte Thomas Sikora den dritten Platz.
    Die Goldmedaille errang der Norweger Hans-Peter Björås.
    Silber ging an seinen Landsmann Oleg Christian Fyodoroset.
    Die österreichische Olympiamannschaft hat in Nagano insgesamt 16 Medaillen errungen, drei Gold-, fünf Silber- und acht Bronze-Medaillen.
    Nagano ist gestern von einem Erdbeben der Stärke 5 auf der Richterskala erschüttert worden.
    Es entstanden aber keine Schäden.
    Sechs Minuten nach 12 Uhr ist es jetzt der Februar.
    1998 hat uns Rekordtemperaturen beschert.
    Mehr und Näheres über den Frühling im Winter nun von Jörg Stieber.
    Seit genau zwölf Tagen gibt es ihn nun schon, den Frühling im Februar.
    In dieser Zeit sind viele Wärmerekorde gebrochen worden.
    Jetzt aber geht es mit den außergewöhnlich hohen Temperaturen langsam zu Ende.
    Heute ist es noch einmal sonnig und warm, morgen kommt dann von Westen her etwas kühlere und feuchte Luft zu uns.
    In der nächsten Woche ist es recht wechselhaft, insgesamt aber immer noch eine Spur zu mild für die Jahreszeit.
    Wie sieht es aber momentan in Österreich aus in allen Landeshauptstädten ist es heiter,
    In Wien hat es 11 Grad, in Eisenstadt 14, der Südostwind bläst mit 30 km pro Stunde, St.
    Pölten 7 Grad, Linz 8, Salzburg schon 16 Grad, Innsbruck 12 Grad, Westwind 30 km pro Stunde, Bregenz 7, Graz 10 und Klagenfurt 8 Grad.
    Heute Nachmittag scheint meist die Sonne, auch wenn von Westen her einige dünne Wolken durchziehen.
    Der Wind legt weiter zu, am Nordrand der Alpen wird es föhnig.
    Die Temperaturen erreichen noch 12 bis 18 Grad, in den Föhn-Tälern vielleicht auch knapp über 20.
    Morgen Sonntag gibt es zunächst da und dort Nebel, etwa im Waldviertel, stellenweise die Donau entlang, im Mürztal und eventuell auch ganz im Südosten Österreichs.
    Der Nebel löst sich aber wieder auf und von Salzburg ostwärts wird es recht sonnig, zum Teil auch föhnig.
    In Vorarlberg und im Tiroler Oberland aber ziehen schon am Vormittag mehr und mehr Wolken auf.
    Am Nachmittag beginnt es hier zu regnen.
    Spätestens gegen Abend auch im Unterland, in Salzburg, in Osttirol und Oberkärnten.
    Die höchsten Temperaturen liegen morgen meist zwischen 12 und 19 Grad, in Vorarlberg aber nur noch um 10 oder schon knapp darunter.
    Auf den Bergen kühlt es allmählich ab.
    In 2000 Meter Höhe hat es zu Mittag zwischen plus 4 Grad am Schneeberg und minus 1 Grad am Adlberg und am Abend sinkt die Schneefallgrenze in Vorarlberg gegen 1000 Meter.
    Am Montag ist es meist stark bewölkt und vor allem in der Früh und am Vormittag regnet es zeitweise.
    Der Schwerpunkt liegt dabei in Vorarlberg, Tirol und Salzburg.
    Schnee fällt hier bis etwa 800 Meter Höhe und am Alpenhauptkamm sind durchaus 15 bis 20 Zentimeter Neuschnee möglich.
    Die Höchsttemperaturen liegen übermorgen meist zwischen 4 und 10 Grad.
    Am Dienstag wird es überwiegend sonnig und schon wieder etwas milder, am Mittwoch ziehen von Norden her Wolken und Regenschauer durch und am Donnerstag kommt vor allem auf den Bergen langsam die Sonne wieder.
    8,5 Minuten nach 12 Uhr.
    Es ist ein unheimlicher Countdown, der sich derzeit rund um die jüngste Irak-Krise darstellt.
    Kommt es nämlich zum Golfkrieg Nummer 2 oder nicht?
    Die USA auf jeden Fall sind fest zu einem Militärschlag gegen den unbeugsamen Saddam Hussein entschlossen.
    Einen letzten Vermittlungsversuch sozusagen unternimmt an diesem Wochenende der UNO-Generalsekretär.
    Kofi Annan ist gestern Nachmittag in Bagdad eingetroffen, um Gespräche mit der irakischen Staatsspitze zu führen.
    Sowohl der UNO-Spitzendiplomat als auch der irakische Vizepremier Assis waren bemüht, Optimismus zu demonstrieren.
    Also doch noch die Hoffnung auf eine friedliche diplomatische Lösung oder eine neuerlich erfolgreiche Hinhaltetaktik des irakischen Diktators.
    Dazu aus Kuwait unser Mitarbeiter Michael Frase.
    Erwartungsgemäß ohne eine Einigung ist die erste Gesprächsrunde zwischen Kofi Annan und dem irakischen Vizepremier Tarek al-Aziz zu Ende gegangen.
    An den in sachlicher Atmosphäre geführten Verhandlungen hatten auch zwölf irakische Minister teilgenommen.
    Die erste von vier geplanten Begegnungen sei nicht unbedingt positiv verlaufen, hieß es aus UN-Kreisen in der irakischen Hauptstadt.
    Die irakische Seite hätte ihre Karten noch nicht auf den Tisch gelegt.
    Unklar sei auch,
    ob es im Verlauf des bis Montag verlängerten Aufenthalts des Generalsekretärs zu einem Treffen mit Staatschef Saddam Hussein komme.
    Erklärtes Ziel der irakischen Führung ist eine ausgeglichene und gerechte Lösung der selbstverschuldeten Krise, die die Würde und den Stolz der irakischen Nation bewahrt.
    Zwischen der irakischen und der europäisch-amerikanischen Interpretation von Gerechtigkeit liegen jedoch Welten.
    Ein Team von UN-Kartografen, dem auch zwei Österreicher angehören, kam derweil zu dem Ergebnis, dass die umstrittenen Präsidentenanlagen mit rund 30 Quadratkilometern wesentlich kleiner sind als bislang angenommen.
    Irakische Regierungsvertreter werteten das Ergebnis als einen weiteren Beweis für die feindselige Haltung der Abrüstungskommission UNSKOM.
    Sie hatte vor einigen Wochen die Gesamtgröße der acht Präsidialanlagen mit mehr als 60 Quadratkilometern angegeben.
    In Kuwait City geht unterdessen der amerikanische Truppenaufmarsch unvermindert weiter.
    Bis zum Sonntagabend werden mehr als 6.000 amerikanische Marieninfanteristen zur Verteidigung des Emirates bereit sein.
    Ihre 400 Abrams-Panzer, Truppentransporter sowie schwere Geschütze und Raketenwerfer waren nach dem Golfkrieg vor sieben Jahren gar nicht erst abgezogen worden.
    Für den Fall eines Scheiterns der Vermittlungsmission von Kofi Annan bereiten sich auch die Ausländer in Kuwait City vor.
    Amerikanische Staatsbürger können ab sofort auf Regierungskosten nach Hause fliegen.
    400 Deutsche erhielten in den letzten Tagen Gasmasken.
    Außerdem eine Atropinspritze, die im Ernstfall, also bei irakischen Nervengasattacken, in den Oberschenkel injiziert werden muss.
    Für die etwa 70 österreichischen Staatsbürger in Kuwait sei eine Ausgabe von Gasmasken nicht vorgesehen, erklärt ein Botschaftssprecher dem ORF.
    Michael Vrase war das aus Kuwait.
    Ein wesentlicher Grund für die USA einen Militärschlag gegen den Irak vorzubereiten, ist natürlich die Schutzfunktion, die die Großmacht für Israel wahrnimmt.
    In Israel selbst laufen die Vorbereitungen für einen möglichen Krieg ebenfalls auf Hochtouren.
    Aus Israel mein Kollege Ben Segenreich, der ja bereits den Golfkrieg Nr.
    1 1991 hautnah miterlebt hat.
    Sehr aufmerksam verfolgende Israel ist die Mission des UN-Generalsekretärs in Bagdad.
    An diesem Wochenende könnte sich indirekt entscheiden, ob es demnächst wieder, wie vor sieben Jahren, irakische Raketen auf Tel Aviv regnen wird.
    Etwas gespielt ist wohl die Gleichgültigkeit von Generalstabschef Amnon Shachak.
    Egal, ob Kofi Annan nun Erfolg hat oder nicht, wir sind bereit, sagt Israels höchster Offizier.
    Die offizielle Einschätzung der israelischen Regierung ist noch immer, dass ein irakischer Angriff sehr unwahrscheinlich sei.
    Fast alle Experten teilen diese Ansicht und im Tagesgespräch merkt man, dass die meisten Israelis auch glauben, was ihnen ihre Führung erzählt.
    Aber der Kopf ist im Zwischenhang.
    je näher der amerikanische Militärschlag am Golf rückt.
    Die Verkäufer in den Heimwerkerläden stöhnten diese Woche unter dem Ansturm auf Nylonfolien und breite Klebestreifen, die wichtigsten Materialien zum Abdichten eines Schutzraums.
    Die Fabriken, die die Nylonfolien erzeugen, haben Extraschichten eingelegt, gleichzeitig sind diese doch sehr schlichten Produkte unverschämt teuer.
    Heute Nacht sollen deswegen die Preise gar amtlich geregelt werden.
    Gestiegen sind auch die Mieten in Eilat, denn viele Israelis interessieren sich jetzt für Zimmer und Wohnungen in dem entlegenen Badeort am Roten Meer, den Saddam Hussein sicher nicht unter Beschuss nehmen wird.
    Die Verteilung der Gasmasken ist bisher nur schleppend vorangekommen.
    Zuletzt wurden täglich vereinzelte zusätzliche Ausgabestationen eingerichtet, doch nun wird die Anstrengung schlagartig vervielfacht.
    Morgen wird etwa im Basketballstadion von Tel Aviv ein Superverteilungszentrum eröffnet,
    Bürger an dutzenden Pulten parallel abgefertigt werden sollen.
    Alle Ausgabestationen im Land werden ab morgen 24 Stunden am Tag operieren.
    Seit gestern gibt es nach langem Hin und Her auch Anlaufstellen für Gastarbeiter und Touristen.
    An fünf Adressen im Raum von Tel Aviv können Ausländer um umgerechnet 720 Schilling Schutzsets kaufen.
    Bei der Rückgabe bekommt man die Hälfte der Summe zurück.
    I'm cautious of the situation and they're giving out masks, so I thought it was appropriate to buy one.
    Ich bin lieber vorsichtig, sagt eine amerikanische Touristin.
    Sie geben jetzt Gasmasken her und ich finde es angebracht, eine zu kaufen.
    Bereits versorgt ist indessen das Häuflein der Österreicher.
    50 Schutzanzüge hat das Bundesheer aus Wien geschickt.
    26 Gasmasken hat das auf dem Golan stationierte UNO-Bataillon beigesteuert.
    Die Ausrüstung wird von der Botschaft in Tel Aviv und dem österreichischen Hospiz in Jerusalem verteilt.
    Die Botschaftsangehörigen selbst bekommen Gasmasken von den israelischen Behörden.
    Vorläufig gibt es für Österreicher keinerlei offizielle Empfehlung, eine Reise nach Israel zu vermeiden.
    Nach Rom jetzt.
    Dort fand heute Vormittag auf dem Petersplatz eine große kirchliche Feier statt.
    Papst Johannes Paul II.
    hat 20 Bischöfe in das Kardinalskollegium aufgenommen, darunter auch, übrigens mit 53 Jahren als jüngster Neuzugang, den Wiener Erzbischof Christoph Schönborn.
    Aus österreichischer Sicht lag ein Schatten über dieser Zeremonie, denn im Vorfeld ging es natürlich wieder um den Fall Grohe, um die Vorwürfe, die dem Vorgänger Schönborns gemacht wurden.
    Hans Hermann Grohe hatte ja bis jetzt geschwiegen, nichts gesagt dazu, dass er angeblich Zöglinge sexuell missbraucht hat.
    Gestern fand in Rom dazu Christoph Schönborn überraschend klare Worte.
    Grohe solle sein Schweigen brechen und wörtlich forderte Schönborn Grohe auf, ein Wort des Bekenntnisses und der Vergebungsbitte zu finden.
    Grohe selbst ist übrigens zur Zeit auch in Rom, war gestern zur Privataudienz beim Papst geladen.
    Zurück aber zur heutigen Feier, vom feierlichen Konsistorium zur Amtseinführung der neuen Kardinäle, berichtet nun Mathilde Schwabenieder.
    Dank des schönen Wetters fand die heutige Zeremonie nicht wie ursprünglich vorgesehen im Petersdom statt, der übrigens mit Blick auf das Jahr 2000 gerade restauriert wird, sondern davor auf dem Petersplatz.
    Auf dem Platz die Neuen und die übrigen Kardinäle, die dem Collegium schon länger angehören.
    Unter ihnen, nicht weit vom Papst entfernt, befindet sich auch Hans-Hermann Groer.
    Zur feierlichen Aufnahme des Wiener Erzbischofs in das Kardinalskollegium sind auch zahlreiche Pilger aus Österreich gekommen.
    An der Spitze der Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz Johann Weber.
    Es sind aber auch viele Priester und Laien aus der Erzdiözese Wien gekommen, Familienangehörige des neuen Kardinals und eine große Delegation aus Schrunz in Montafon, also aus jenem Ort, wo Schönborn einen großen Teil seiner Kindheit und seiner Schulzeit verbracht hat.
    Das offizielle Österreich ist durch die Bundesminister Elisabeth Gehrer und Johannes von Leitner vertreten.
    Die Republik Österreich gibt heute Abend auch einen großen Empfang zu Herrn Schönborns, und zwar in der österreichischen Botschaft am Heiligen Stuhl.
    Bei der heutigen Kardinalskreierung, so der eigentliche Terminus, folgte der Papst einem Ritus, der erstmals 1991 angewendet wurde.
    Zu Beginn der Zeremonie verließ Papst Johannes Paul II.
    die Ernennungsformel für die Neuen.
    Es sind 20 Kardinäle und ihre Namen.
    Christoforum Seneborn, Archbishop Metropolitan Vindobonensem, Norbertum Rivera Carriera, Archbishop Metropolitan Mexicano,
    Zu den neuen Kardinälen gehören acht Vertreter der römischen Kurie, die Cezanne-Bischöfe aus aller Welt und ein Missionsbischof aus Polen.
    Außer Erzbischof Schönborn rücken auch die Erzbischöfe von Madrid, Antonio Ruaco Varela, von Genua, Dionigi de Tamanzi, er gilt als Papabile, also als möglicher Nachfolger des Papstes, und der Erzbischof von Taiwan in das Kardinalskollegium ein, um nur einige Namen zu nennen.
    Mit dem heutigen Konsistorium erhöht sich übrigens die Zahl
    der bei einer Papstwahl Wahlberechtigten auf 122, überschreitet also die vorgesehene Zahl von 120.
    Wahlberechtigt sind alle Kardinäle unter 80 Jahren.
    Nach dem Wortgottesdienst mit dem Papst und der Eidesleistung der Kardinäle kniet jeder Kardinal vor dem Papst nieder.
    Die Kardinäle erhalten das Kardinalsbirett.
    Der Papst sagt dabei unter Hinweis auf die Farbe der typischen Kopfbedeckung,
    et apostolis essedis ornamentum, accipite viretum rugrum, cardinalatus dignitatis insigniae per quot significatur, uscrat sanguinis effusionem, pro incremento christiane fidei, pace et quiete populi Dei, libertate et effusione sancta romana ecclesiae, vos ipsos
    Dieses Rot ist Zeichen der Würde des Amtes eines Kardinals, sagte der Papst.
    Es bedeutet, dass du bereit bist, kraftvoll zu handeln, bis hin zur Vergissung des eigenen Blutes, für das Wachstum des christlichen Glaubens, für Frieden und Harmonie im Volk Gottes, für Freiheit und Ausbreitung der heiligen römischen Kirche.
    Nach dieser Formel hat Johannes Paul II.
    jedem neuen Kardinal eine römische Titularkirche zugewiesen, gleichsam als Symbol, dass die Kardinäle an den pastoralen Sorgen Anteil haben.
    Ad honorem Deum potentis et sanctorum apostolorum pectes pauli, triklamitimus titulum Jesu divinia opivicis, in nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti.
    Amen.
    Die Kirche Schönborns ist die römische Kirche Gesù Divino Laboratore.
    Die Zeremonie ging gerade mit der Überreichung der Ernennungsbulle und dem Austausch des Friedenskusses zu Ende.
    Ja, und Mathilde Schwabenieder hat es gerade erwähnt, es ist ein nicht uninteressantes Detail am Rande.
    Jeder neu ernannte Kardinal, wie gesagt, erhält eine sogenannte Titelkirche zugesprochen, um damit eben die Verbundenheit des Kardinals mit Rom und dem Papst auszudrücken.
    Und im Falle Schönborns ist es die Pfarrkirche Gesù Divino Laboratore.
    Und diese Kirche war nach dem Tod von Kardinal Bernhardin frei geworden.
    Bernhardin war jener Kardinal aus Chicago, der gegen den Vorwurf von sexuellem Missbrauch eines jungen Mannes gerichtlich vorgegangen war, von seiner Schuld freigesprochen wurde und sich mit dem Mann versöhnt hatte.
    Bernhardin ist im Vorjahr gestorben und Christoph Schönborn hat zuletzt ja immer stärker darauf gedrängt, dass Kardinal Groer mit klaren Worten zu den Vorwürfen gegen ihn Stellung nimmt.
    Und so viel in diesem Mittagsschanal zu diesem Thema.
    Wie gesagt, Erzbischof Christoph Schönborn ist seit heute Kardinal.
    Die mögliche Kandidatur der evangelischen Superintendentin Gertraud Knoll für das Amt des Bundespräsidenten hat die taktischen Spielereien der Parteien weiter vorangetrieben.
    Gertraud Knoll will sich erst nächste Woche endgültig entscheiden, ob sie überhaupt antreten wird.
    Ungeklärt sind nämlich die Organisation und auch die Finanzierung des Wahlkampfes.
    Und die Frage, wer hinter dieser Kandidatur stehen würde, Josef Tollinger berichtet.
    Noch sind es in der SPÖ und ÖVP Leute aus der zweiten und dritten Reihe, die ihren Kopf vorsichtig aus der Deckung strecken und ihre Unterstützung für Gertraud Knoll als Präsidentschaftskandidatin bekannt geben.
    Da wären einmal die SPÖ-Abgeordnete Irmtraut Karlsson.
    der Vorsitzende der Innsbrucker SPÖ und der SPÖ-Landesgeschäftsführer in der Steiermark.
    Überlegenswert findet auch die ÖVP-Abgeordnete Ridi Steibl eine Kandidatur der Superintendentin Knoll.
    Offiziell ist bei den beiden Großparteien aber erst einmal Abwarten angesagt.
    In der ÖVP gibt man sich gelassen angesichts einer neuen Konkurrentin für Thomas Klestil im Kampf um die Hofburg.
    Je mehr Kandidaten, desto besser für Klestil, ist man in der Volkspartei der Meinung.
    Die Gegner würden sich dann gegenseitig aufreiben.
    Eher nicht vorstellbar ist, dass Knoll Unterstützungsunterschriften von ÖVP-Abgeordneten bekommt.
    Schließlich werde auch Klestil nicht mit Abgeordnetenunterschriften unterstützt.
    Ridi Steibl von der ÖVP allerdings soll sich eine derartige Unterstützungsunterschrift ernsthaft überlegen.
    Auf dieses Signal wartet man auch in der SPÖ.
    Eine Unterstützung für Gertraud Knoll ist zurzeit kein Thema.
    Vor allem so lange nicht, solange sie für die ÖVP kein Thema ist.
    Am vorläufigen Präsidiumsbeschluss der SPÖ keinen eigenen Kandidaten ins Rennen zu schicken, werde auch die Kandidatur Knolls vorerst nichts ändern, heißt es in der SPÖ.
    Politische Unterstützung könnte sich Knoll allerdings von den Grünen erwarten.
    Dort ist es so gut wie sicher, dass zwar nicht die Grünen als Gesamtpartei hinter der neuen Kandidatin stehen würden, dafür aber einzelne grüne Mandatare.
    Prominente Mandatare, wie es heißt.
    Gertraud Knoll will sich die mögliche Kandidatur übers Wochenende gründlich überlegen.
    Abgesehen von der politischen Unterstützung dürften noch genügend andere Fragen unbeantwortet sein.
    Vor allem, wer soll das bezahlen und wer passt auf ihre drei kleinen Kinder auf, während sie in den Wahlkampf zieht.
    12.23 Uhr ist es gleich und jetzt zu unserer Samstag-Mittag-Journal-Serie.
    Im Journal zu Gast.
    In knapp einer Woche, am 27.
    Februar, feiert der Grafiker und Bildhauer Alfred Rutlitschka seinen 70.
    Geburtstag.
    Als Sohn eines kommunistischen Gewerkschaftsfunktionärs in Wien geboren, hat sich Rutlitschka seit den 50er Jahren einen Namen als origineller Grafiker und Bildhauer von, wie es oft heißt, Berserkerhaft der Expressivität gemacht.
    Zu seinen Hauptwerken zählen das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus auf dem Wiener Albertinerplatz, aber auch zahlreiche Mahn- und Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland.
    Im Mittelpunkt von Rutlitschkas Schaffen stand stets der Leidende, der geschundene Mensch.
    In seinen Grafiken hat sich der Künstler unter anderem mit Canetti und Schubert, aber auch mit historischen Ereignissen wie den Hexenverfolgungen der frühen Neuzeit und der französischen Revolution auseinandergesetzt.
    In der Wiener Galerie Hilger wird in genau einer Woche zum Geburtstag Alfred Rötlitschkas eine Ausstellung mit dem Titel »Glaubenskriege« eröffnet.
    Günther Keindlsdorfer hat mit dem Künstler das folgende Gespräch geführt.
    Alfred Rötlitschka, alle Macht in der Kunst geht vom Fleische aus, haben Sie einmal gesagt, was haben Sie damit gemeint?
    Ja, das ist wohl klar.
    Ich meine, wenn Sie in die Oper gehen,
    Sie sehen Menschen auf der Bühne, es bewegen sich Menschen, Sie sitzen am Abend beim Fernsehen, Sie sehen Menschen, Sie drehen das Radio auf, Sie hören die Stimmen von Menschen, also alles, der Geist lebt mit dem Fleisch Einheit, wenn das Fleisch fort ist, ist der Geist weg.
    Also statt alle Macht in der Kunst geht vom Fleisch aus, könnte man sagen, alle Kunst habe sich mit dem Menschen zu beschäftigen, das wäre Ihr Motto.
    Ja, so kann man es sagen.
    Wie würden Sie denn Ihr Verhältnis zur Abstraktion in der Kunst beschreiben?
    Dazu habe ich keine Beziehung.
    Dass ein Bild unter anderem aus Flecken besteht, ist doch wohl klar und aus Pinselstrichen und so weiter.
    Aber die rausfiltern, die Flecken, aus dem gesamten Erscheinungsbild,
    Das ist für mich heute eine Beschäftigung, die ich nicht verstehe.
    Ich habe das immer ganz banal gesagt.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich heute in der Früh aufstehe, ein Quadratmal, mich zufrieden am Abend niederlege und morgen wieder aufstehe und wieder ein Quadratmal.
    Wo liegt das Drama?
    Wo ist irgendetwas?
    Und auf dem Bildschirm
    verfolgen sich nicht Gegenstände oder Quadrate und Würfeln, sondern Menschen tun sich was an.
    Ein Kriminalfilm ist sicher nicht, dass ein Quadrat einen Dreieck bespitzelt und so weiter.
    Sie haben sich immer wieder mit den dunklen Seiten des Menschen auseinandergesetzt, mit Gewalt, mit Krieg.
    Woher kommt dieser Schwerpunkt in Ihrem Werk?
    Bitte schlagen Sie die Zeitung auf oder schauen Sie auf die erste Seite.
    Seit Wochen lese ich, man muss unbedingt den Irak bombardieren.
    Ja, ist das eine lustige Nachricht oder können sich die Leute nicht vorstellen, welche Folgen das hat?
    Ich meine, da schlagen die Geschosse ja nicht ein in luftleeren Häusern oder wo, dort leben übere Menschen drinnen.
    Also, Gewalt ist alltäglich und ist immer anwesend bei allen selbstpolitischen und so weiter Überlegungen.
    Daher beschäftige ich mich auch damit.
    Was bedeutet Ihnen die Tradition?
    Was bedeutet Ihnen die Arbeit Ihrer künstlerischen Vorgänger in den vergangenen Jahrhunderten?
    Spielt das eine Rolle für Sie?
    Sicher.
    Ich habe mich vor allem mit christlicher Kunst – so komisch es klingt – auseinandergesetzt und die ist eine sehr realistische Kunst.
    Und all diese Dinge, diese Widersprüchlichkeit in der Kunst selbst zwischen hohem Anspruch
    und oft bestialischer Grausamkeit.
    Das hat mich an der Kunst der vergangenen Jahrhunderte interessiert, aber auch in der Kunst unserer Jetztzeit.
    Sie können jetzt sagen zu Picasso, Guernica, ist es schön?
    Sicher ist es ein wunderschönes Bild.
    Aber ist das, was er zeigt, schön?
    Das ist es wieder nicht.
    Also so verstehe ich Kunst.
    Und mit solcher Kunst habe ich mich auch in diesem Jahrhundert auseinandergesetzt.
    Oder mit Otto Dix, seinen Kriegsbildern.
    Alfred Rydlitschka, vor zehn Jahren haben Sie den berühmten Fragebogen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ausgefüllt.
    Auf die Frage nach Ihrer Lieblingsgestalt in der Geschichte haben Sie geantwortet, Robespierre.
    Würden Sie heute noch einmal so antworten?
    Haben Sie das wirklich gesagt?
    Ich habe es gelesen.
    Sie haben es gelesen, das weiß ich gar nicht mehr.
    Es ist so, man muss denken, dass die französische Revolution bei aller Schrecknis
    ein Sprung nach vorn war in der Demokratie und in allen.
    Und Robespierre war sicher ein Puritaner und zugleich natürlich jemand, der, man muss sagen, die heilige Figur der Revolution gewesen.
    Der Staatsanwalt ist eine Erfindung der französischen Revolution, früher war der Richter zugleich der Ankläger.
    All diese Dinge sind, ob er jetzt meine Lieblingsgestalt ist, ich kann mich nicht mehr so an meinen Fragebogen erinnern, aber vielleicht habe ich sowas ähnliches gesagt, kann sein.
    Ich möchte trotzdem noch kurz bei diesem Fragebogen bleiben.
    Auf die Frage, was für Sie das größte Unglück wäre, haben Sie damals, vor zehn Jahren, geantwortet, Prohibition.
    Welche Rolle spielt der Alkohol für Sie?
    Also das glaube ich, habe ich das wirklich gesagt?
    Ich habe es gelesen.
    Verrückt.
    Der Alkohol, man kann sagen, es spielt der Wodka für mich eine Rolle.
    Das ist die einzige Form von Alkohol, die ich wirklich gern habe.
    Das heißt also, wie Sie sagen, ich bin gar kein Wirtshausgehe in dem Sinn.
    Ich finde Alkohol als Stimulanzmittel sehr gut.
    Nur ist es oft so, dass ich Tage gebe, da vergisse ich drauf, fast etwas zu trinken.
    Nehmen wir es so, glaube ich zwei Drittel der amerikanischen Nobelpreisträger für Literatur waren schwere Alkoholiker.
    Sowas kann ich mich nicht bezeichnen.
    Ich kann mich nicht mit Hemingway und mit diesen Leuten, die wirklich von einer unglaublichen Sucht waren, kann mich vergleichen.
    Aber ich finde unter allen Drogen, finde ich den Wodka die schönste Droge.
    Das heißt, Sie würden für sich in Abrede stellen, dass Sie süchtig wären?
    Das will ich nicht ganz sagen.
    Ich glaube, das wichtigste Getränk für mich ist Mineralwasser.
    Also ohne den kann ich mir überhaupt nichts vorstellen.
    Das zweite Wodka und das dritte Moka, also Kaffee.
    So würde ich die Getränke bei mir einstufen.
    Mit dem Wodka trinken aufzuhören, mit diesem Gedanken haben Sie noch nie gespielt?
    Ich habe schon gespielt, ich habe einmal vor kurzem nach der Ausstellung in Frankfurt, habe ich eine Woche lang nichts getrunken, weil ich mir gesagt habe, ich weiß, so viel Vernissage, jetzt kommt ja wie gesagt der Geburtstag, ununterbrochen in sich hineinschütten, ist auch nicht verdämpftig, aber ansonsten habe ich keine Probleme damit.
    Ich habe eine Leber wie ein Säugling.
    Alfred Rydlickas, Sie sind Jahrgang 1928, Sie sind in Wien geboren.
    Wie haben Sie den Zusammenbruch der Ersten Republik, den Austrofaschismus, wie haben Sie das damals mitbekommen?
    Die erste Hausdurchsuchung war genau in diesen Februartagen, also jetzt vor, das war 1934, da war ich also kaum sechs Jahre alt.
    Der Sohn von meinem Taufbarten wurde standrechtlich hingerichtet.
    Mein Vater wurde mehrmals verhaftet.
    Verteidigt wurde er vom Sohn von Sigmund Freud.
    Mein Bruder war angestellt im Psychoanalytischen Verlag von Sigmund Freud.
    Von Dr. Martin Freud war der Verteidiger.
    Heute noch die Unterlagen.
    Hat meinen Vater kostenlos verteidigt.
    Mein Vater wurde als illegaler Kommunist inhaftiert.
    unter dem Austrofaschismus.
    Und Sie können sich vorstellen, was dann los war, als die Nazi gekommen sind.
    Nicht nur, dass mein Vater illegaler Kommunist war,
    war er noch ein Schützling von ganz berühmten Juden.
    Da kann man sich vorstellen, wie angenehm das Ganze war.
    Mein Vater ist zeitweilig untergetaucht und dann kam er in eine Strafkompanie und gegen Endesklicks bin ich auch untergetaucht.
    Und mein Vater hat gesagt, du wirst nie auf einen Russen und auf einen Amerikaner schießen.
    Wir warten doch alle, dass die endlich kommen.
    Du wirst nicht so blöd sein und die Handlangerdienste für die größten Feinde, die wir haben, für die Nazis machen.
    Weißt du, durch einen Verbrecher, das darfst du nicht machen.
    So bin ich dann auch untergetaucht.
    Wie muss man sich das vorstellen?
    Glück muss man haben.
    Man kann sich das gar nicht anders vorstellen.
    Mein Vater hat gesagt, ich soll in der Steiermark verschwinden.
    Ich sage, wenn so ein Gestalt wie ich in der Steiermark auftaucht, dann bin ich doch gleich kassiert.
    Ich bleibe in Wien.
    Also ich bin nächtelang spazieren gegangen, weg.
    Und wenn ich nur gehört habe, die Bekannte klappern davon, die Leute, die auf Streife waren.
    Ich bin nur in Thüringen schon auch im Winter gegangen.
    Und einmal kann ich mich noch an eine absurde Flucht erinnern.
    Ich habe den Schachcafé Hitzing, habe ich halt versucht, solange es möglich in der Nacht dort in der Wärme bleibend Kaffeehaus und plötzlich tauchen zwei solche auf Militärpolizei.
    Und ich bin abenteuerlich rückwärts raus, durch ein Fenster, riesig, und habe hinten noch gehört.
    Aber die waren so fern im Kaffeehaus und haben mich gesagt, sie haben mich nicht gekannt, sie wissen nicht, wer ich bin.
    Wann hat bei Ihnen das Malen, das Zeichnen, das Bildhauern angefangen?
    In dieser Zeit, als ich Zahntechnik gelernt habe, habe ich in dieser Zeit so begonnen, aus Gipsblöcken Köpfe zu schnitzen, und wie gesagt, und während die Leute in den Luftschutzbunker sind gegangen, bin ich umgestanden, habe auf einen
    Bügelbretter von Hohen, mir Papier mit Reißnägeln angemacht und habe gemalt.
    Natürlich hat mein Eltern gesagt, dass ich wohl verrückt bin, aber ich war untertags lieber zu Hause, weil in der Nacht habe ich die größte Angst gehabt, dass ich aufgespürt werde.
    Ich war so etwas wie ein Wehrdienstverweigerer, kann man sagen.
    Sie haben dann ab 1946 an der Akademie studiert, hier in Wien, bei Fritz Wotruber unter anderem,
    Welche Erinnerungen haben Sie denn an Wotoba?
    Welche Rolle hat er gespielt in Ihrem Leben?
    Wotoba hat eine, möchte ich sagen, schon sehr wesentliche Rolle gespielt.
    Albert Paris Gütersloh war ein anderer Lehrer von Ihnen.
    Welche Erinnerungen haben Sie an ihn?
    Ich muss sagen, zum Teil auch amüsante.
    Denn Boris Güttesloh ist gekommen und hat uns aus der Bibel vorgelesen.
    Ich habe eine einzige Korrektur von ihm gekriegt.
    Hat er mir am Auge aufgezeichnet.
    Mehr hat er nicht gemacht.
    Ich war ja nur vier Semester bei ihm und bin dann zu Dobrowsky gegangen.
    Ich habe ihn sehr
    Sehr nett gefunden.
    Er hat auch immer von einer feinen Ironie, als ich meine ersten internationalen Preise gemacht habe, ist er im Café Museum zu mir gekommen, zum Tisch hin, hat mich so gravitätisch angeschaut, hat gesagt, Sie machen ja alle Preise.
    Das war sehr nett von ihm, ja.
    Alfred Riedlitschke, Sie waren auch in der Nachkriegszeit noch einige Jahre Mitglied der KPÖ.
    Sie sind 1956 ausgetreten.
    Wie war das damals?
    Wie muss man sich diese Zeit vorstellen in politischer Hinsicht für Sie?
    Waren Sie aktiv im Parteileben?
    Waren Sie nur Mitglied?
    Haben Sie sympathisiert?
    Wie würden Sie das heute sehen?
    Ich bin nicht in die Partei eingetreten, damit ich irgendwo zu Hause bin, sondern ich bin als Protest 1950 in die Partei eingetreten, weil man gesagt hat, die Kommunisten haben einen Butsch versucht.
    Was so blöd war, in einem Land, das in vier Besatzungszonen geteilt war.
    Wien war in vier Besatzungszonen geteilt.
    Wir hätten das abspielen sollen.
    Ausgetreten bin ich aus der KP wegen dieser Ungarn-Sache.
    Man hat Ihnen, auch später, eigentlich bis heute, immer wieder vorgeworfen, dass Sie ein Stalinist wären.
    Was sagen Sie dazu?
    Ich weiß nicht, in welcher Form.
    Herr Wissens, was ich nur sage.
    Ich finde es eine unglaubliche Frechheit.
    Die Leute sind hier gesessen, haben sich von der Roten Armee, deren oberster Befehlherr aber immerhin Stalin war, befeiern lassen.
    Und nachher so tun, als wäre ihnen ein Unglück passiert.
    Das gäbe dieses Österreich heute nicht.
    Dass der Stalin eine historische Notwendigkeit war, das habe ich ja niedergeschrieben.
    Nicht Notwendigkeit, aber eine Realität.
    Und mich interessiert an aller Ideologie auch die realen Hintergründe.
    Sicherheitsstahl mit unglaublicher Gewalt, die Sowjetunion hochgeputscht, wirtschaftlich hochgebracht, und so weiter.
    Dass es mit Mitteln des Terrors war, um Gottes Willen.
    Es ist umstritten, ob er sie wirklich hochgebracht hat, nicht?
    Also die Liquidation der ganzen Führung der Roten Armee, unmittelbar vor, oder kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, verschiedene wirtschaftspolitische Entscheidungen, die sich verheerend ausgewirkt haben, so nur vorwärtsgebracht hat er sie, würde ich doch sagen, nicht.
    Also, ich habe die Zeit erlebt.
    Was ist Stalinismus?
    Es gibt eine Ära Stalins.
    Das ist etwas anderes.
    Was der Stalinismus genau ist, weiß ich nicht.
    Das ist ein... Ein System, das Millionen Tote letztlich hinterlassen hat, nicht?
    Ja, wissen Sie, ich habe auch einmal schon geschrieben, dass mit den Millionen Toten, die werden immer mehr, je länger die Zeit vorüber ist, wo die Alliierten zusammen gegen Nazi mit Stalin Krieg geführt haben.
    Und zu guter Letzt kann man sagen, was ist denn schon in Auschwitz passiert,
    die paar Millionen verglichen mit dem, was dort passiert ist.
    Verstehen Sie, es wird immer die Verbrechen der Nazi, wenn immer zum Schluss sind die Nazi dann die Opfer dessen, was sie angestellt haben.
    Ich stelle aber schon fest, wirklich akzeptieren können Sie das nicht, dass der Stalinismus viele Opfer gefordert hat?
    Das heißt,
    Ach, da müssen Sie genau zuhören.
    Ich sage, dass es passiert ist.
    Sie kommen dann sofort auf die Nazis zu sprechen und sagen, aber die Nazis waren doch schlimm, worüber man sich erstreiten kann, aber ich habe so ein bisschen das Gefühl, da wischen Sie dann doch die Sowjetunion wieder weg.
    Nein, die Sowjetunion?
    hat das große Verdienst, dass die Nazis niedergerungen worden sind.
    Also, mir ist lieber, es ist nicht soweit, und die Nazis sind verschwunden wie umgekehrt.
    Das ist doch wohl klar wie Stiefelwichs.
    Alfred Rydlicka, Sie haben in den letzten Jahrzehnten ein umfangreiches Werk geschaffen, ein großes Oeuvre.
    Wenn Sie sich anschauen, was Sie da gemacht haben, welche Arbeiten würden Sie persönlich als Ihre wichtigsten betrachten?
    Die Kunst im öffentlichen Raum.
    aus vielen Gründen.
    An erster Stelle natürlich das Mahnmal am Albertinerplatz oder das sogenannte Gegendenkmal in Hamburg.
    Das sind sehr wichtige Dinge, es stehen noch viele im öffentlichen Raum, aber das sind mir die wichtigsten, würde ich sagen.
    Was ich sicher nicht mache ist La Boulade, das kann ich immer nur erwähnen, das halte ich einfach für albern und ich weiß auch nicht, der Shakespeare hat sich ja auch nicht mit der Kunst auseinandergesetzt, sondern mit den Königen, Königshäusern und so weiter, daraus wird Kunst gemacht.
    Die Kunst braucht Rohstoff Leben, Leben und Auseinandersetzung, das ist der Rohstoff der Kunst.
    Zu Geburtstagen darf man sich was wünschen, wenn eine gute Fee zu ihrem siebzigsten
    vor Ihnen erscheinen würde und Ihnen einen Wunsch freistellte, was würden Sie sich wünschen?
    In Wahrheit würde ich mir wünschen, dass ich meinen 80. mit den Leuten, mit denen ich den 70.
    Feier wieder feiern kann.
    Ja, so ist es.
    Dann wünsche ich Ihnen alles Gute.
    Danke sehr.
    Alfred Rutledgeka, nächste Woche wieder 70, war heute bei Günther Keindlsdorfer im Journal zu Gast.
    12.38 Uhr.
    Am 22.
    März, also genau in einem Monat, wählt Niederösterreich einen neuen Landtag.
    Rund 1,2 Millionen Wahlberechtigte haben die Qual der Wahl.
    Acht Parteien kandidieren landesweit.
    ÖVP, SPÖ, FPÖ und die Liberalen sitzen bereits jetzt im Landtag.
    Die Grünen möchten den Einzug erstmal schaffen.
    Dazu haben es noch die bürgerlichen Grünen, die KPÖ und die Liste des Mödlinger Vizebürgermeisters Pepi Wagner, ehemaliger liberaler Abgeordneter, geschafft, in allen 21 Wahlkreisen die erforderlichen Unterstützungen zu bekommen.
    In der Landesregierung lautet die Sitzverteilung derzeit 5 ÖVP, 3 SPÖ und 1 FPÖ.
    Franz Renner hat den niederösterreichischen Wahlkampf einen Monat vor der Wahl in Augenschein genommen.
    Ich wusste gar nichts, muss ich ehrlich sagen.
    Wahlkampf in Niederösterreich, schon was mitgekriegt davon?
    Nein, hab ich noch nichts mitgekriegt.
    Nein, hab ich leider noch nicht.
    Auch wenn es sich zu den Wählern vereinzelt noch nicht durchgesprochen hat, in Niederösterreich ist Wahlkampf.
    Das Rauschen im Blätterwald, der Plakat-Dschungel über dem Land, ein Irrtum, ist ausgeschlossen.
    Die Spitzenkandidaten in der niederösterreichischen Wahlkampf-Arena stellen sich vor.
    Landeshauptmann Erwin Preul, ÖVP.
    Sehr kommunikativer, konsequenter und konstruktiver Arbeiter.
    Landeshauptmann, Stellvertreter Ernst Höger, SPÖ.
    Freundlich, menschlich und konsequent.
    Bernhard Kratzer, FPÖ, zeichnet sich seiner Meinung nach aus durch
    die langjährige Erfahrung und die Freude am Umgang und an der Begegnung mit Menschen.
    Monika Halmer, Liberales Forum.
    Ich habe einen sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und bin eigentlich offen und schätze den Dialog.
    Und schließlich Brigitte Weinzinger von den Grünen.
    Sie steht laut Selbstbeschreibung für die Durchsetzung von guten Ideen, die für Umwelt und soziale Gerechtigkeit stehen.
    Fragwürdiger Höhepunkt dieses Wahlkampfes war bisher das FPÖ-Amateur-Video über den Landeshauptmann.
    Es zeigt Pröll, wie er einen vorlauten Pfarrer, es ging um Politikerbezüge, harsch abkanzelt.
    Mit Hochwürden habe er sich schon längst ausgesprochen, sagt Pröll dazu und... Diese klaren Worte habe ich gesprochen, als ich mit klaren Worten angegriffen wurde.
    Arbeitsplätze, Sicherheit, Familie und der Wirtschaftsstandort Niederösterreich sind die Schlagworte Prölls, der in diesem Wahlkampf voll auf den Landesvaterbonus setzt.
    Die Kampfansagen aller anderen Parteien kümmern ihn nicht.
    Ich glaube, dass die Einschätzung der niederösterreichischen Landsleute eine sehr, sehr gute ist, die sehr wohl wissen, wer auch in Zeiten hart gearbeitet hat, als es noch nicht um Wählerstimmen ging, sondern als es darum ging, dass das Land was weiterbringt.
    Ortswechsel von St.
    Pölten nach Preußdorf.
    Die freiheitlichen Herausforderer auf Weinland-Tour.
    Wahlkampf-Lokomotive Jörg Haider übt sich tief unten im Weinkeller im Smalltalk.
    Später bei einer FPÖ-Kundgebung zieht Jörg Haider zwar alle Bundesthemen an, vor allem das Nein zur EU-Osterweiterung, das freiheitliche Wahlkampf-Kredo in Niederösterreich formuliert aber Spitzenkandidat Bernhard Grazer.
    Stichwort Amateurvideo und Prölls angebliche Entgleisung.
    Ich hoffe, dass vielen die Augen aufgegangen sind, wer da vor uns steht und vielleicht gibt es auch den einen oder anderen, der ein bisschen darüber nachdenkt, ob es wirklich gescheit ist, dass jener Mann die Geschicke dieses Landes lenkt.
    Zurück nach St.
    Pölten.
    Dort hatte die SPÖ am vergangenen Mittwoch ihren inoffiziellen Wahlkampfauftakt.
    Am Würstelstand der Sozialdemokraten zeigt sich Bundeskanzler Viktor Klima bester Laune.
    SPÖ-Spitzenkandidat Ernst Höger konzentriert sich in diesem Wahlkampf auf die drei Bereiche, in denen er meint, Erfolge vorzeigen zu können.
    Arbeitsplätze, Kinderbetreuung und Seniorenpolitik.
    Bei der Eröffnung einer Sozialstation beschreibt Höger das, was er das menschliche Antlitz des Fortschritts nennt.
    Ich glaube, das ist überhaupt das, was ich signalisieren möchte in dieser Zeit, wenn ich sage, mehr Menschlichkeit in der Politik.
    Dieses sich füreinander verantwortlich fühlen, vor allem dort, wo wir leben, wo wir zu Hause sind.
    Ich glaube, der Andreas hat gewonnen.
    Der Andreas hat gewonnen, heißt Rotkreis gibt's Krapfen bei uns.
    Stockerau, Sparkassenplatz, die Liberalen geben rote und schwarze Dosen zum Abschuss frei, symbolisch gemeint natürlich.
    Vor fünf Jahren auf Heideschmidts Gründerwelle in den niederösterreichischen Landtag geschwommen, haben die Liberalen harte Jahre hinter sich, zwei Mandatare sprangen ab.
    Die Übermacht der ÖVP zu brechen, ist nun das Ziel der neuen Spitzenkandidatin Monika Halmer.
    Das wichtigste Wahlkampfthema wird in Niederösterreich das Aufbrechen von politischen Strukturen sein.
    Es wird ein Demokratieschub von uns verlangt und ich hoffe, wir können den auch erreichen.
    Niederösterreich würde das brauchen.
    Von Stockerau nach Schwechat.
    Guten Morgen, darf ich einen Frühstückskipferl anbieten?
    Bitte sehr.
    Und unser Programm gegen den Stau in der Region?
    Eine Stauaktion der Grünen-Spitzenkandidatin Brigitte Weinzinger, zuletzt Bundessprecherin von Global 2000.
    Zweimal haben die Grünen in Niederösterreich vergeblich den Einzug in den Landtag versucht.
    Jetzt soll es endlich klappen.
    Weinzinger?
    Wer in Niederösterreich für weniger selbstherrliche Machtpolitik ist, wie sie derzeit ausgeübt ist und für mehr Lebensqualität, mehr Umweltschutz, der kann und muss eigentlich für das Grün wählen.
    Vielleicht geht's nicht allen Parteien wie Reinhard May, die Wahlziele stehen aber fest.
    Erwin Pröll will für die ÖVP... Mehr als 40 Prozent.
    SPÖ-Landeschef Ernst Höger möchte nur eines werden... Stärkste Kraft im Land Niederösterreich.
    Das Wahlziel von FPÖ-Spitzenkandidat Bernhard Grazer... Das Wahlziel ist das Brechen der absoluten Mehrheit der ÖVP in der Landesregierung.
    Monika Halmer von den Liberalen möchte und Brigitte Weinzinger will mit den Grünen endlich den Einzug in den Landtag schaffen.
    Franz Renner war auf Stimmenfang für seine niederösterreichische Wahlkampfreportage Landtagswahl in Niederösterreich am 22.
    März.
    Olympische Winterspiele 1998, Nagano.
    Morgen gehen sie zu Ende, die 18.
    Olympischen Winterspiele in Nagano in Japan.
    Winterspiele, die vielen Österreichern wahrscheinlich olympische Ringe unter den Augen gebracht haben, denn das Wetter spielte manchmal verrückt, viele Verschiebungen von Veranstaltungen waren notwendig und aufgrund der Zeitverschiebung gab es die interessantesten sportlichen Ereignisse jeweils ab Mitternacht.
    Für viele österreichische Sportfans haben sich die schlaflosen Nächte gelohnt.
    Vor allem die Alpinern haben uns viele Medaillen beschert, elf von insgesamt 16.
    Übrigens dreimal Gold war es insgesamt, fünfmal Silber und achtmal Bronze.
    Über den Erfolg der Alpinern nun aus Nagano-Adenidakorn.
    Österreichs Albine tritt mit insgesamt elf Olympiamedaillen die Heimreise an.
    Der Rekord von Toni Seiler und Co.
    aus dem Jahre 1956 in Cortina ist gefallen.
    Den Hauptanteil daran hat natürlich unser Herren-Team.
    Dreimal Gold, zweimal Silber.
    dreimal Bronze.
    Cheftrainer Werner Markreiter ist stolz auf seine Mannschaft.
    Es ist sensationell.
    Wir haben in jeder Disziplin mindestens eine Medaille gewonnen und es war sicher eines der heimlichen Ziele.
    Wir haben gewusst, wir haben so eine starke Mannschaft, dass wir überall dabei sind und dass das aber wirklich gelingt.
    Ich glaube, es wäre wirklich vermessen, da noch mehr zu fordern.
    Wir haben mit acht Medaillen, glaube ich, den absoluten Rekord, der jemals bei Olympischen Spielen für eine Mannschaft auf
    gestellt wurde und wir sind überglücklich.
    Das Weltmeisterschaftssyndrom von Sestriere im Vorjahr hat sich Gott sei Dank heuer nicht wiederholt.
    Diesmal hat unser Herren-Team die Weltcup-Ergebnisse auch bei einem Großereignis bestätigen können.
    Ja, dieses Ereignis hat eigentlich alle reifer gemacht und ich glaube das war das Positivste, dass heuer
    bei jedem Gespräch darüber über die Olympia, die immer mitgeschwungen ist, hoffentlich nicht so wie ins Estreer.
    Und das war für uns eigentlich alle eine große Hilfe, muss ich sagen.
    Das war einer der wesentlichen Punkte.
    Das zweite war, dass wir eigentlich endlich hinübergebracht haben, dass
    bei so einem Ereignis eine normale, gute Leistung genügt, um am Stock halt zu stehen und man keine Extrawürste braten soll.
    Und auch das haben sie gemacht.
    Und überall da, wo wir es probiert haben, siehe Abfahrt zum Beispiel, ist es halt nicht so gegangen.
    Aber es ist für uns einfach noch einmal eine sensationelle Bilanz.
    Und ich glaube, ganz Österreich kann stolz auf diese Mannschaft sein.
    Dazu kommt noch die Tatsache, dass der Superstar der Spiele auch aus Österreich kommt.
    Hermann Mayer aus dem außerirdischen
    ist nun endgültig der Unsterbliche geworden.
    Davon sind unsere Skimädchen zwar noch weit entfernt, aber auch Cheftrainer Raimund Berger kann positiv bilanzieren.
    Mit zweimal Silber, einmal Bronze.
    Mehr als erwartet.
    Ich bin zufrieden, so wie Sie gesagt haben.
    Wir haben ein kleines Team gehabt, aber ich wusste, dass wir von der Qualität her sicherlich etwas bieten können.
    Es ist sehr gut ausgegangen, vor allem, wir haben gut begonnen mit den Super-G, das hat der Mannschaft dann Kraft gegeben, haben dann eigentlich erwartet, natürlich auch in der Abfahrt, dass es endlich weitergehen könnte mit unseren Mädchen, dass die doch eine Medaille in der Abfahrt machen.
    Das ist uns dort nicht gelungen.
    Umso schöner jetzt wieder im Riesenslalom, bei diesem schweren Riesenslalom, einer der schwersten, den ich überhaupt je gesehen habe bei den Damen, dass wir da eine Medaille gemacht haben.
    Die Investitionen und die perfekte Geschäftsführung vom Verbandspräsident Peter Schröcksnadel haben sich also gelohnt.
    Jetzt wartet aber auf Schröcksnadel harte Arbeit nach dieser Saison, denn beide Cheftrainer spekulieren mit Rücktritt.
    Und dieses Trainerteam sollte man zumindest teilweise behalten.
    meint die Niederkorn derzeit noch in Nagano.
    Vom Sport nun zur Kultur im Mittagschanal.
    Burgtheaterdirektor Klaus Paimann führt wieder einmal Selbstregie.
    Im umgebauten Casino am Schwarzenbergplatz hat er mit seinem Lieblingsbühnenbildner Karl-Ernst Herrmann ein Königstrama der englischen Renaissance realisiert.
    Edward II.
    von dem Shakespeare-Zeitgenossen Christopher Marlowe.
    In den Hauptrollen Thomas Thieme und Andrea Clausen.
    Dorothy Frank war bei der gestrigen letzten Voraufführung vor der Premiere.
    Stellen Sie sich einen gefangenen König vor, etwas dicklich-weichlich, fast nackt.
    In regelmäßigen Abständen ergießt sich von oben über seinen Kopf ein Schwung bräunlichen Schlamms.
    Der Schlamm hat eine eindeutige Farbe.
    Das ist Thomas Thieme als König Edward.
    Seine Folterknechte haben ihn in die Kloake des Schlosses gestellt und sie werden ihn später auf eine unsagbar abscheuliche Art ermorden.
    Christopher Malos Edward II.
    ist ein grausiges Königstrama, drastischer und realistischer als alles Vergleichbare von Shakespeare.
    Malo war das enfant terrible unter den Dramatikern seiner Zeit.
    Er stand wegen Totschlags und Geldfälscherei vor Gericht, er soll Spion der Königin gewesen sein und fiel als 30-Jähriger einem möglicherweise politisch motivierten Messerattentat zum Opfer.
    Es gibt Spekulationen, wonach Shakespeare und Marlowe ein und dieselbe Person gewesen sein sollen.
    Klaus Beiman glaubt das allerdings nicht.
    Es ist, glaube ich, eine ganz andere Welt.
    Shakespeare ist dann schon jemand, der von einem heilen Kosmos ausgeht.
    von einer größeren Poesie ausgeht.
    Marlow ist der dunkle, der Dreck, der Homosexuelle, der Mörder, ein düsterer, finstererer Autor als Shakespeare.
    Edward II.
    ist die erste Produktion nach dem Umbau des Casinos am Schwarzenbergplatz.
    Der ehemalige Offiziersballsaal kommt nun wieder in seiner ganzen Schönheit zur Geltung.
    Die eingezogene Zwischenwand und die beiden dort untergebrachten Probebühnen wurden entfernt.
    Damit wird das Casino zu einer großzügigen Raumbühne, auf der anders als sonst am Burgtheater das Publikum hautnah mit dem Spiel in Berührung kommen kann.
    Diesmal sitzen die Zuschauer rund um einen riesigen rautenförmigen Laufsteg, der gleichzeitig die Spielfläche wie eine weitläufige Arena begrenzt.
    Da wird auf Leitern geturnt, da mischen sich Blut und Daunen, da schwingen gepanzerte Ritter mit Totenschädelmasken wie in einem mittelalterlichen Totentanz riesige Fahnen und liefern sich Blechtrommel-Duelle.
    In dem großartig lapidaren Text von Marlow ist die Konstellation von Anfang an klar.
    Auf der einen Seite der homosexuelle König, der nur für seine Liebe lebt, die Politik vernachlässigt und zu schwach ist, sich gegen die Übergriffe seiner Würdenträger zu wehren.
    Dann legt auch Hand an euren König!
    Trage meine Krone!
    War je ein König, so regierte ich.
    Dann lernen wir endlich zu regieren!
    Klaus Breymanns Sympathie gehört eindeutig König Edward, diesem gekrönten Außenseiter seiner Gesellschaft.
    Hier ist eben auch der Konflikt eines Mannes, dem eigentlich vorgeschrieben werden soll, wie er leben muss.
    Aber die Dogmen der Gesellschaft, die Philister der Gesellschaft, die auch wiederum Recht haben.
    Natürlich ist er als König völlig unmöglich.
    Vielleicht hätte er nicht König werden sollen, sondern Burgtheaterdirektor.
    König Edward II.
    von Christopher Marlowe hat heute Abend im Casino am Schwarzenbergplatz Premiere.
    Jetzt noch einmal zu Georg Schubert ins Nachrichtenstudio.
    Vatikan.
    Der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn ist nun Kardinal.
    In einer feierlichen Zeremonie auf dem Petersplatz erhielt er aus der Hand vom Papst Johannes Paul II.
    die Kardinalsinsignien.
    Insgesamt hat der Papst heute 19 neue Kardinäle kreiert.
    Der 20. neue ernannte Kardinal konnte wegen Krankheit nicht an der Feier teilnehmen.
    Zu dem Konsistorium erschienen zahlreiche Vertreter des nun 165 Mitglieder umfassenden Kardinalskollegiums und der Innenkardinal Hans Hermann Grower.
    Der Papst erbart in seiner Predigt die Gabe des Trostes.
    Sie sollten jene Menschen trösten, die leiden und von allem jene Mitglieder der Kirche, die sich in besonderen Prüfungen befinden, betonte Johannes Paul.
    Irak, Vereinte Nationen.
    UNO-Generalsekretär Kofi Annan hat seine formellen Gespräche in Bagdad aufgenommen.
    Kofi Annan sprach zunächst mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Tarek Aziz unter vier Augen, dann kamen die Delegationen des Irak und der Vereinten Nationen hinzu.
    Der UNO-Generalsekretär äußerte die Hoffnung, den Irak mit einem Kompromissvorschlag zum Einlenken bewegen zu können, um eine drohende Militäraktion der USA und Großbritanniens abwenden zu können.
    Die erste Verhandlungsrunde blieb ohne Ergebnis, drei weitere Gespräche zwischen Assis und Annan sind noch vorgesehen.
    Ob der UNO-Generalsekretär auch mit Staatschef Saddam Hussein zusammentrifft, ist noch offen.
    Nordirland.
    Die Sinnfein-Partei, der politische Flügel der IRA, will sich möglicherweise ganz von den Gesprächen über die Zukunft Nordirlands zurückziehen.
    In diesem Sinn äußerte sich Sinnfein-Unterhändler Martin McGuinness.
    Einen konkreten Beschluss will die nationalistische Partei erst nach Zusammenkünften mit dem britischen Premierminister Blair und dem irischen Ministerpräsidenten Erhörn versen.
    Die Sinnfein-Partei ist gestern bis Mitte März von den Friedensgesprächen ausgeschlossen worden.
    London lastete der IRA zwei Morde in der vergangenen Woche an.
    Wenige Stunden nach dem Ausschluss der Sinnfein wurden bei der Explosion einer Autobombe in Moira in der Nähe von Belfast elf Menschen verletzt.
    Die nordirische Polizei macht eine katholische Splittergruppe der IRA für den Anschlag verantwortlich.
    Großbritannien.
    Die Finanzminister und Notenbankpräsidenten der sieben wichtigsten Industrienationen beraten heute in London über Konsequenzen aus der Wirtschaftskrise in Asien.
    Zur Debatte steht in erster Linie ein Frühwarnsystem.
    Auch Ideen zur Ankurbelung der Wirtschaft in Asien sollen erörtert werden.
    Polen.
    In Posen findet heute das erste deutsch-französisch-polnische Gipfeltreffen statt.
    Bundeskanzler Kohl und die Präsidenten Chirag und Kwaszniewski erörtern Fragen der Europapolitik und Sicherheitspolitik sowie die Annäherung Polens an die EU und die bevorstehenden NATO-Beitritt dieses Landes.
    Afghanistan.
    Der Norden Afghanistans ist von einem weiteren schweren Erdbeben erschüttert worden.
    Berichte über Opfer liegen derzeit nicht vor.
    Das Beben hatte nach russischen Angaben die Stärke 7 auf der Richterskala.
    Bei dem Hauptbeben vor mehr als zwei Wochen kamen in der Region etwa 4.500 Menschen ums Leben.
    Soweit die Meldungen.
    Nun noch ein kurzer Blick auf das Wetter.
    Heute Nachmittag sonnig und an der Alpen-Nordseite föhnig.
    Sehr mild mit Temperaturen zwischen 14 und 20 Grad.
    Morgen Sonntag im Großteil Österreichs noch einmal sonnig, im Westen Wolken und allmählich Regen.
    Höchstwerte morgen Sonntag 10 Grad bis 19 Grad.
    Und das war das Mittagschanal am Samstag.
    Das Team heute Franz Trönker, Meister des Tons, Hubert-Anim Ellison, Regie und am Mittagschanal-Mikrofon war Christel Reis.
    Noch einen guten Tag und ein schönes Wochenende.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1998.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Mitwirkende: Stibor, Jörg [Gestaltung]
    Datum: 1998.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Klima und Wetter ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
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    Inhalt: Nachrichten
    Irak aktuell
    Mitwirkende: Wrase, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1998.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Krieg ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Irak
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    Inhalt: Nachrichten
    Israel trifft letzte Verteidigungsvorbereitungen
    Mitwirkende: Segenreich, Ben [Gestaltung]
    Datum: 1998.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Krieg ; Verteidigungspolitik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Israel
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kardinal Schönborn wird kreiert
    Mitwirkende: Schwabeneder, Mathilde [Gestaltung] , Johannes Paul II., Papst [Interviewte/r]
    Datum: 1998.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; römisch - katholische Kirche ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gertraud Knoll for president
    Mitwirkende: Dollinger, Josef [Gestaltung]
    Datum: 1998.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wahlen ; Parteien / SPÖ ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Alfred Hrdlicka - 70. Geburtstag
    Mitwirkende: Kaindlstorfer, Günter [Gestaltung]
    Datum: 1998.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Bildende Kunst ; Jubiläum ; Bildhauerei ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Niederösterreich Wahlkampf - eine Reportage
    Mitwirkende: Renner, Franz [Gestaltung]
    Datum: 1998.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wahlen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Niederösterreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Alpin Bilanz Olympia
    Mitwirkende: Niederkorn, Adam [Gestaltung] , Margreiter, Werner [Interviewte/r]
    Datum: 1998.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Sport ; Sport ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich ; Japan
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Claus Peymann inszeniert Christopher Marlowes "Edwart II."
    Mitwirkende: Frank, Dorothee [Gestaltung]
    Datum: 1998.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Theater ; Drama ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich ; Japan
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1998.02.21
    Spieldauer 00:55:52
    Mitwirkende ORF [Produzent]
    Datum 1998.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-980221_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Nachrichten

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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