Mittagsjournal 1997.02.21

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Mittagsschornal.
    Schönen guten Tag und herzlich willkommen beim Österreich 1 Mittagsschornal mit Werner Heritsch.
    Bis knapp vor 13 Uhr planen wir Beiträge zu folgenden Themen.
    Aus dem Ausland.
    Südtirol.
    Geständnis im Mordfall Waldner.
    Der ehemalige Sekretär des Ermordeten hat zugegeben, Waldner erschossen zu haben.
    Serbien.
    In Belgrad konstituiert sich der Stadtrat.
    Zoran Djindjic soll Bürgermeister werden.
    Russland.
    US-Außenministerin Albright meldet Fortschritte im Dialog mit Russland über die NATO-Osterweiterung.
    Großbritannien.
    18 Jahre hinter Gittern wegen gefälschter Geständnisse.
    Jetzt wurden drei Männer freigelassen.
    Österreich-Themen.
    Gutachten des Verfassungsdienstes über Gehaltspyramide bei Politikern.
    Der Lehrlingsbericht 1996.
    Die Richtwertmieten für Altbauten steigen.
    50 Jahre Polaroid.
    Der Prozestag im Verfahren gegen Elfriede Blaunsteiner und der Geriatrieforscher Rosenmeier über die Einsamkeit alter Männer.
    Und die Kulturredaktion macht heute eine Vorschau auf die Volksopernpremiere Titus der Milde.
    Vorher gibt's aber Informationen in Kompaktform.
    Österreich.
    Jener Patient, dem am Mittwoch in Linz in einer spektakulären Operation neue Hautteile verpflanzt wurden, ist tot.
    Der 50-jährige Arbeiter erlag gestern Abend seinen schweren Brandverletzungen, die er sich bei einer Staubexplosion zugezogen hatte.
    90 Prozent seiner Haut waren verbrannt.
    Um das Leben des Schwerverletzten zu retten, waren in den USA unversehrt gebliebene Hautteile des Mannes nachgezüchtet und in dieser Woche nach Österreich geschickt worden.
    Mit Wirkung von 1.
    April werden die seit Frühjahr 1994 geltenden Mietrichtwerte an die Inflation angepasst.
    Dabei werden die für jedes Bundesland unterschiedlichen Richtwerte je nach Rundung um 2,3 bis 2,4 Prozent erhöht.
    Dies bedeutet in absoluten Beträgen eine Anhebung um 1 Schilling 10 bis 1 Schilling 90 pro Quadratmeter Wohnfläche.
    In Wien steigt der Richtwert, der die Basis für die Berechnung der Richtwertmiete bildet, von 52 Schilling 70 auf 53 Schilling 90.
    Bundesschulsprecher Peter Peier fordert die Einrichtung einer Schulschlichtungsstelle.
    In Reaktion auf die gestern bekannt gewordene Studie über psychische Gewalt durch Lehrer schlug Peier die Schaffung eines solchen Gremiums vor.
    Dieses könnte bei unüberwindbar scheinenden Problemen in der Schule von Eltern, Schülern und Lehrern in Anspruch genommen werden.
    Auch müsse dafür gesorgt werden, dass schlechte Pädagogen leichter aus dem Schuldienst entlassen werden könnten, sagte der Bundesschulsprecher.
    Italien.
    Im Mordfall des Südtiroler Landtagsabgeordneten Christian Waldner hat die Staatsanwaltschaft Bozen heute früh einen Haftbefehl erlassen.
    Verhaftet wurde Waldners früherer Sekretär Peter Paul Reiner.
    Der 29-Jährige ist Führungsmitglied der Südtiroler Freiheitlichen und Bildungsoffizier beim Schützenbund.
    Waldner war am Montagabend in einem Hotel in Bozen erschossen, aufgefunden worden.
    Über das Mordmotiv herrscht noch völlige Unklarheit.
    Bundesrepublik Jugoslawien.
    Zum ersten Mal seit Machtübernahme der Kommunisten vor 52 Jahren wird heute in Belgrad ein Nicht-Kommunist zum Bürgermeister bestellt.
    Die Wahl des Bürgermeisters ist wichtigster Tagesordnungspunkt der konstituierenden Sitzung des Stadtparlaments.
    Für das Amt des Bürgermeisters kandidiert der Vorsitzende der Demokratischen Partei, Zoran Djindjic.
    Seine Partei gehört dem Oppositionsbündnis Sayedno an.
    Im Belgrader Stadtparlament verfügt Sayedno über 67 der insgesamt 110 Sitze.
    Die Sozialistische Partei des serbischen Präsidenten Milosevic stellt lediglich 24 Mandatare.
    Die staatlich gedenkte Presse berichtete heute, Zinčić sei vorbestraft, weil er in den 70er Jahren beim Diebstahl eines philosophischen Buches dingfest gemacht worden sei.
    Der Ministerpräsident der Teilrepublik Montenegro, Djukanović, wirft unterdessen dem serbischen Präsidenten Milošević politische Unfähigkeit vor.
    In einem Zeitungsinterview bezeichnet er Milošević als einen Mann der überholten Politik.
    Russland Die amerikanische Außenministerin Albright hat nach eigenen Angaben in der Frage der NATO-Osterweiterung einen Teilerfolg erzielt.
    Nach einer Aussprache mit dem russischen Außenminister Primakov erläuterte Albright, dies betreffe die Frage einer neuen Sicherheitsvereinbarung der NATO mit Russland, die die Erweiterung des Bündnisses für die Russen annehmbar machen soll.
    Andere wichtige Punkte seien jedoch noch offen, sagte Albright.
    Russland besteht auf einer rechtsverbindlichen Übereinkunft, was von Seiten der NATO bisher abgelehnt wurde.
    Zum Abschluss ihres Besuches in Moskau ist die amerikanische Außenministerin von Präsident Boris Yeltsin empfangen worden.
    Deutschland.
    Der Streit um die Verwendung des Kurt-Ducholsky-Zitats »Soldaten sind Mörder« hat auf juristischer Ebene nun sein Ende gefunden.
    Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe wies die Beschwerde eines Offiziers der Bundeswehr ab.
    Dieser hatte als Nebenkläger verlangt, dass ein Pazifist wegen Verwendung des Ducholsky-Zitats gerichtlich verurteilt wird.
    Der Pazifist war aber von allen Instanzen freigesprochen worden.
    Daraufhin hatte sich der Offizier an das Bundesverfassungsgericht gewarnt.
    USA Die Raumfährediscovery ist heute mit zweistündiger Verspätung sicher zur Erde zurückgekehrt.
    Während des zehntägigen Aufenthaltes im All hatte die Besatzung das Weltraumteleskop Hubble technisch modernisiert und repariert.
    Elisabeth Mahners hat den Nachrichtenüberblick gestaltet, gelesen hat Josef Wenzl-Chnatek.
    Zum Wetter, Peter Sterzinger hat die Prognose zum Wochenende.
    Ja, das kräftige Westwindband, das uns in den letzten Tagen extrem wechselhaftes stürmisches Wetter beschert hat, liegt zwar mittlerweile eher nördlich von Österreich, doch führt es Feuchtigkeit und somit Wolken mit sich und die Streifen den Bereich nördlich der Alpen immer noch.
    Vom Süden her steigt aber der Luftdruck merklich, die Feuchtigkeit nimmt ab, warme Luft strömt nach und so steht uns ein sehr mildes Wochenende bevor, wenn es vorerst auch noch nicht überall sonnig ist.
    Die aktuellen Meldungen, Wien bedeckt 10 Grad, Eisenstadt stark bewölkt 10, St.
    Pölten stark bewölkt 8, Linz stark bewölkt 9, Salzburg wolkig 10 Grad, Innsbruck wolkenlos 7, Bregenz wolkig 9, Graz heiter 11 und Klagenfurt heiter 7 Grad.
    Während auch am Nachmittag in weiten Teilen Österreichs die Sonne scheint, ziehen im Gebiet von Salzburg bis zum mittleren Burgenland weiterhin Wolken durch.
    Und da kann sowohl die Sonne manchmal durchkommen, als auch der eine oder andere Regenschauer dabei sein.
    Der Westwind wird stärker, ganz besonders auf den Bergen.
    Die Temperaturen erreichen 7 bis 15 Grad, am wärmsten wird es im sonnigen Grazer Raum und südlich davon.
    Auch über Nacht sind am Nordrand der Alpen von Salzburg bis Wien immer noch Regen- und Schneeschauer möglich.
    Bei klarem Himmel wird es frostig.
    Morgen Samstag beginnt dann das Warten, wann die Wolken nördlich der Alpen dem Hochdruck endlich weichen.
    Im übrigen größeren Teil Österreichs wird es jedoch wieder strahlend sonnig.
    Der Wind lässt nach und die Höchsttemperaturen liegen zwischen 9 und 17 Grad in 2000 Meter Höhe um Null oder sogar knapp darüber.
    Am Sonntag gibt es dann nur noch etwas Frühnebel, tagsüber in ganz Österreich Sonne bei ähnlichen Temperaturen wie am Samstag.
    Doch das prächtige Vorfrühlingswetter birgt auch Risken.
    Sonne und Neuschnee locken viele ins Hochgebirge und hier wird sich an der zumindest erheblichen Lawinengefahr kaum etwas ändern.
    Dankeschön, Peter Sterzinger.
    Acht Minuten nach zwölf ist es.
    Und vor wenigen Minuten ist es bekannt geworden.
    Sensationelle Wende im Mordfall Waldner.
    Die Staatsanwaltschaft in Bozen hat vor kurzem auf einer Pressekonferenz mitgeteilt, dass der 29-jährige Peter Paul Reiner den Mord am Südtiroler Landtagsabgeordneten Christian Waldner gestanden hat.
    Rainer als Bildungsoffizier der Schützen und Bundesvorstand der Freiheitlichen, selbst eine schillernde Figur in der Südtiroler Polizszene, soll am Samstag den 37-jährigen Südtiroler Landtagsabgeordneten erschossen haben, sagte heute Staatsanwalt Kuno Tarfusa.
    Wir haben Indiz für Indiz, Beweismittel für Beweismittel zusammengetragen, bis wir so weit waren, dass die Voraussetzungen einer vorläufigen Festnahme gegeben waren.
    Nachdem die vorläufige Festnahme so gegen drei Uhr morgens erfolgt ist, wurde der festgenommene auch sofort im Beisein seines Verteidigers, der geweckt wurde, verhört und er hat die Tat gestanden.
    Staatsanwalt Kuno Darfußer vor einer Stunde.
    Die erste und nach der Feststellung des Geständnisses wichtigste Frage, die nach dem Motiv, wollte der Staatsanwalt aber nicht beantworten.
    Es seien dazu noch weitere Verhöre notwendig.
    Auch eine Andeutung darüber, ob das Tatmotiv im privaten oder politischen Bereich liege, ließ sich Darfußer trotz intensivsten Nachfragen der Journalisten nicht entlocken.
    Hingegen schillerte er kurz den Tathergang.
    Peter Paul Rainer hat Waldner in dessen Hotel aufgesucht.
    An der Rezeption wurde offensichtlich über die Versendung mehrerer Fax mit politischem Inhalt gesprochen.
    Rainer ist dann aus dem Haus zu seinem Wagen gegangen, um die Waffe zu holen und hat nach seiner Rückkehr ins Haus nach längerem Zögern geschossen.
    Danach hat er den Leichnam im Nebenzimmer versteckt und die Blutspuren verwischt.
    Bei der Tatwaffe handelt es sich um ein Gewehr chinesischer Herkunft Kaliber 22 mit abnehmbarem Lauf.
    Sie wurde heute Nacht auf der Mülldeponie von Bozen sichergestellt.
    Mit der Waffe hatte Reiner schon im Dezember in der Parteizentrale der Freiheitlichen Partei Südtirols herumgeschossen, offensichtlich eher zum Spaß als bei einer Auseinandersetzung.
    Dabei wurde anscheinend auch ein Buch mit dem Bild von Jörg Haider als Zielscheibe benutzt.
    Wer ist nun dieser Peter Paul Reiner?
    Der 29-jährige Bozner ist mehrfacher Doktor und Assistent an der Universität Innsbruck.
    Er war mit Christian Waldner seit seiner Jugendzeit befreundet, hat zuerst mit ihm die junge Generation in der Südtiroler Volkspartei übernommen und danach mit ihm die Freiheitliche Partei Südtirols gegründet.
    Rainer war immer der zweite Mann hinter Waldner, galt aber als dessen Ideengeber und auch Organisator.
    Nach dem Ausschluss Waldners ist ihm Rainer aber nicht gefolgt, er blieb bei den Freiheitlichen in der Führungsmannschaft.
    Gleichzeitig war Rainer all die Jahre einer der wichtigsten Funktionäre der Südtiroler Schützen, deren Bildungsoffizier er noch immer ist.
    Dort galt er als der Ideologe der Schützen, der auch die meisten Protestkundgebungen organisierte.
    Sein ehemaliger bester Freund und nun Mordopfer Christian Waldner wird heute Nachmittag in Bozen begraben.
    Geständnis also im Mordfall Waldner, der 29-jährige Peter Paul Reiner, ein Freund von Waldner, Bundesvorstand der Freiheitlichen und Bildungsoffizier der Schützen, hat den Mord an Waldner gestanden.
    Reinhard Frauscher hat berichtet.
    Nach Monaten täglicher
    Pardon.
    Nach Monaten täglicher Demonstrationen bei Wind, Regen und Kälte unter schwerer Bewachung von Elite-Polizisten, die auch zum Gummiknüppel gegriffen haben, feiert die Opposition in Belgrad heute den Sieg über das Regime Milošević.
    Milošević hat der Beharrlichkeit der Protestierenden doch nachgeben müssen und die Kommunalwahlergebnisse, die Siege des Oppositionsbündnisses, sei er nur anerkennen müssen.
    Mit Zoran Djindjic, dem Chef der Demokratischen Partei, soll heute, erstmals seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, ein Oppositionspolitiker ins Belgrader Rathaus einziehen.
    Heute konstituiert sich die Stadtverwaltung, in der Sayetno die absolute Mehrheit hat.
    Aus Belgrad meldet sich Veronika Sayer.
    Für diesen Moment sind sie 88 Tage lang auf die Straße gegangen, bei Kälte und Regen, unter Polizeikordons und Prügel.
    haben unermüdlich die Bevölkerung zum Durchhalten aufgerufen, jeden Tag mit anderen geistreichen Aktionen auf der Straße gehalten, immer breitere Bevölkerungsschichten in den Protest gegen den Wahlbetrug einbezogen, eine Flut von Klagen und Prozessen gegen eine parteiliche Gerichtsbarkeit durchgestanden.
    Und jetzt gehört das Belgrader Rathaus ihnen, den drei Parteien des Oppositionsbündnisses Seidno.
    Seit zwei Stunden soll Zoran Činjić als erster nicht-kommunistischer Bürgermeister seit 1945 seines Amtes walten.
    Der 45-jährige Philosophie-Professor war das Zugpferd des Belgrader Protestes.
    Seine demokratische Partei hatte seit ihrer Gründung 1990 den stärksten Halt in der städtischen Bevölkerung.
    Nach scharfen Ausreden in den Nationalismus der bosnischen Serben tendiert sie jetzt zu einer bürgerlichen Volkspartei,
    mit dem Bemühen um Wirtschaftskompetenz.
    Es ist ihr Vorsitzender Csicic selbst, der mit seiner Biografie und seinem Auftreten Ton und Richtung angibt.
    Als politischer Persönlichkeit gibt einer Margaret Thatcher den Vorzug oder einem Benjamin Netanyahu.
    Starke, unsentimentale Politiker, die die Ärmel aufkrempeln und Ordnung schaffen.
    Ärmel aufkrempeln, das wartet jetzt auch auf Csicic in Belgrad.
    Eine Sisyphus-Arbeit, wie er selbst bekennt.
    Die Millionenstadt hat enorme Infrastrukturprobleme, dabei leere Kassen, geringe Budgetbefugnisse, eine verlotterte Wirtschaft mit mächtigen kriminellen Strukturen.
    Die öffentlichen Dienste sind praktisch zusammengebrochen und über allem wurde den Gemeinden gerade ein Superministerium für lokale Selbstverwaltung vor die Nase gesetzt.
    Ein Kommunengesetz, das die Befugnisse der Gemeinden weiter beschneidet, ist in der serbischen Regierung in Ausarbeitung.
    Der nächste Kampfschauplatz werden die lokalen Medien sein.
    In Belgrad vor allem der Stadtfernsehen Studio B. Vor einem Jahr war der relativ unabhängige Sender verstaatlicht worden.
    Und schon heute will die neue Stadtregierung als einer ihrer ersten Beschlüsse Studio B den alten Besitzern, den Aktionären und Mitarbeitern zurückgeben.
    Illusionen machen sich die siegreichen Oppositionellen nicht, dass es jetzt leichter wird für sie.
    Schon der heutige Auftakt verspricht nichts Gutes.
    Seidlow durfte die erste Sitzung nicht im Rathaus abhalten, sondern musste auf einen schäbigen Sitzungssaal im sozialistischen Stil ausweichen.
    Zurzeit versuchen die Abgeordneten des Ultranationalisten Scheschel, die Bürgermeisterwahl mit Prozeduralfragen zu verzögern.
    Die sichere Mehrheit von 67 gegen 53 Sitze soll am Nachmittag Soran Cicic in den Sessel heben.
    Generalprobe für das Fest am Abend musste gestern wegen Stromabschaltungen abgeblasen werden.
    Trotzdem Optimismus beim Bürgermeister.
    Belgrad seine Tappen siegt, sagte Zinzic.
    Es hat fast so viele Einwohner wie Slowenien oder Mazedonien.
    Von Belgrad aus werde man ganz Serbien demokratisieren.
    Veronika Seyer aus Belgrad.
    Zoran Djindjic spricht zurzeit seine programmatische Rede.
    In etwa einer Stunde soll Djindjic dann zum Bürgermeister von Belgrad gewählt werden.
    Je länger die Demonstrationen in Belgrad gedauert haben, desto mehr ist der Vorzeigemann Djindjic der serbischen Opposition im In- und Ausland in den Vordergrund gerückt.
    Ein Porträt des Politikers und gelernten Philosophen zeichnet im folgenden Barbaraladinsa.
    Die Siegerpose hat sich Soran Djindjic schon während der Demonstrationen angewöhnt, im Jubel seiner Anhänger.
    Mediengewandt und eloquent, ein Politiker westlicher Prägung, im scharfen Gegensatz zu seinem hitzköpfigen Partner Vuk Draskovic wurde Djindjic schnell zum Liebling der westlichen Medien.
    Mit seinem fast akzentfreien Deutsch trat er im deutschsprachigen Raum zeitweise auf mehreren Sendern gleichzeitig auf.
    Der 44-Jährige in Nordbosnien geborene Dzindzic ist ein Pragmatiker und Opportunist.
    Politik betreibt er wie ein Händler, beschrieb es ein Beobachter.
    Er schaut, wie die Aktien stehen, dann investiert er.
    Das zeigen seine häufigen, recht unbeschwerten Kursänderungen.
    Die Erklärung hat er stets parat.
    Zur Zeit, als ich mit Karadzic Kontakte hatte, hatte auch die ganze europäische und amerikanische Diplomatie Kontakte zu ihm.
    Er war ein Präsident und er war ein Faktor in dieser Region.
    Jetzt, als er nicht mehr dieser Faktor ist, habe ich auch keine Kontakte zu ihm.
    Das war keine persönliche Beziehung, das war einfach ein politischer Kontakt.
    Djindjic ist am Höhepunkt des Krieges nach Pale gepilgert und hat Serbenführer Karacic seine Solidarität erwiesen.
    Eine Investition, erklärte er.
    Er weiss, dass in Serbien ohne Nähe zu den Brüdern in Bosnien keine Mehrheiten zu gewinnen sind.
    Als pro-westlicher Demokrat könne er ihnen eine Brücke schlagen.
    Widersprüche ganz einfach aufzulösen, das zeichnet Djindjic aus.
    Als Student in den 70er Jahren war er ein wilder Linker, wie er gern erzählt.
    Neun Jahre verbrachte er in Deutschland und studierte auch bei Jürgen Habermas.
    Die linken Theorien fand er dann naiv.
    Seiner 1990 gegründeten demokratischen Partei
    gab er ein rechtskonservatives, wirtschaftsliberales Profil.
    Djindjic will die Zukunft Serbiens entscheidend mitbestimmen.
    Das sagt er unumwunden.
    Das Amt des Belgrader Bürgermeisters ist nicht das Ziel seiner Wünsche.
    Serbischer Regierungschef wollte Djindjic schon einmal werden.
    1993 bot er Milošević eine Koalition an.
    Jetzt will er es wieder.
    Er verhehlt es nicht, diesmal ohne Milošević.
    Barbara Ladinsa hat ein Porträt des zukünftigen Bürgermeisters von Belgrad Zoran Djindjic gezeichnet.
    US-Außenministerin Madeleine Albright tourt durch Europa.
    Die Antrittsbesuche bei den westlichen Verbündeten hat sie schon hinter sich gebracht und die resolute Amerikanerin tschechischer Abstammung nutzt gleich die Gelegenheit, um am alten Kontinent die Pläne zur NATO-Osterweiterung voranzutreiben.
    Albright ist heute im Kreml mit Präsident Yeltsin zusammengetroffen.
    Im Gespräch ist es um die Vorbereitung des Treffens Yeltsin-Clinton im März gegangen.
    Hauptthema des Russland-Besuches von Albright ist aber die NATO-Osterweiterung.
    Russland ist naturgemäß nicht sehr begeistert davon, dass das westliche Militärbündnis, wenn Staaten wie etwa Polen dabei sind, praktisch bis zur russischen Haustür reicht.
    Deshalb ist es das erste Ziel von Madeleine Albrights Außenpolitik, mit den Russen einen Modus vivendi für die Machterweiterung der NATO zu finden.
    Die amerikanische Außenministerin hat schon einige Vorschläge gemacht, um die Russen zu kalmieren.
    Zuletzt hat sie eine gemeinsame Brigade aus russischen und NATO-Soldaten angeregt.
    Russland besteht aber immer noch auf einem verbindlichen Vertrag mit der NATO.
    Aber nach einem Gespräch mit Russlands Außenminister Evgeny Primakov hat Albright Fortschritte geortet.
    Details aus Moskau von Susanne Scholl.
    Die amerikanische Außenministerin sprach von wichtigen Fortschritten.
    Ihr russischer Kollege revanchierte sich, indem er sie als eiserne, aber auch sehr konstruktive Dame bezeichnete.
    Madeleine Albright und Yevgeny Primakov waren, als sie sich heute Vormittag einer ziemlich kurz bemessenen Pressekonferenz stellten, sichtlich darum bemüht zu zeigen, dass trotz aller Differenzen der Kalte Krieg vorbei und die russisch-amerikanischen Beziehungen gut sind.
    In der Schlüsselfrage selbst allerdings blieben beide etwas vage.
    Die amerikanische Außenministerin betonte, nachdem sie zwei Tage lang mit Primakov und dem russischen Ministerpräsidenten Schernomyrdin verhandelt hatte immer wieder, dass Amerika Russland als Partner und nicht als Feind sähe.
    Sie sprach von einer gemeinsamen Karte Russlands und der NATO, deren Bedeutung dadurch hervorgehoben werden sollte, dass die beiden Präsidenten Clinton und Yeltsin sie unterschreiben sollten.
    Primakov wiederholte neuerlich Russlands dritte Ablehnung der NATO-Erweiterung nach Osten und meinte dann, es sei klar, dass eine Charta zwischen Russland und der NATO bindenden Charakter haben müsste.
    Beide Minister stellten jedenfalls fest, dass es noch einige schwierige Fragen zwischen Russland und der NATO zu lösen gäbe.
    Die amerikanische Außenministerin betonte, dass die NATO die Sicherheitsbedürfnisse Russlands ernst nehme und nichts tun werde, was diesen Sicherheitsbedürfnissen widerspreche.
    Auf die Osterweiterung des Nordatlantikbündnisses werde man aber sicher nicht verzichten.
    Primakov wiederum meinte, am besten käme man Russlands Sicherheitsbedürfnissen entgegen, wenn man eben nicht auf der NATO-Osterweiterung bestehe.
    Russland allerdings werde sich bemühen, die negativen Auswirkungen der NATO-Erweiterungspläne so gering wie möglich zu halten.
    Worunter wohl zu verstehen ist, dass Moskau unter Umständen bereit sein könnte, sich mit gewissen Garantien und dem Versprechen, Russland in Sachen europäischer Sicherheit so weit wie möglich in alle Diskussionen einzubeziehen, zufrieden zu geben.
    Jedenfalls scheint es der neuen amerikanischen Außenministerin gelungen zu sein, einen Teil des russischen Misstrauens auszuräumen.
    Details zu den Verhandlungen wollten aber weder Primakov noch Albright bekannt geben.
    Kurz nach der Pressekonferenz traf die neue amerikanische Außenministerin Präsident Yeltsin im Kreml.
    Der russische Präsident wirkte zwar immer noch etwas blass, schien aber in besserer Verfassung als noch bei seinem Treffen mit dem französischen Staatspräsidenten Chirac, den er vor wenigen Wochen noch auf einer Regierungstage bei Moskau empfangen hatte.
    Olbert soll mit Yeltsin ebenfalls vor allem die NATO-Osterweiterung, aber auch das für Mitte März geplante Gipfeltreffen des russischen und des amerikanischen Präsidenten in Helsinki erörtern.
    Vermutlich wird erst bei diesem Gipfeltreffen wirklich klar werden, ob ihr jetziger Besuch in Moskau einen Durchbruch im Streit um die NATO-Osterweiterung gebracht hat oder nicht.
    Eines ist sicher, man hat Madeleine Olbert in Moskau trotz aller Gegensätze einen doch sehr freundlichen Empfang bereitet.
    Susanne Scholl aus Moskau, US-Außenministerin Madeleine Albright wirbt um Russlands Zustimmung für die NATO-Osterweiterung.
    Fast 19 Jahre lang mussten in Großbritannien drei Männer im Gefängnis sitzen für ein Verbrechen, das sie nie begangen haben.
    Heute kommen die drei frei.
    Ein vierter, der mit ihnen gemeinsam verurteilt wurde, wird die Freiheit nie wieder genießen können.
    Er ist inzwischen im Gefängnis gestorben.
    Der Fall ist unter dem Namen Brightwater IV, die vier aus
    Pardon, Bridgewater vor, die vier aus Bridgewater in die britische Justizgeschichte eingegangen.
    Die vier jungen Männer waren 1978 schuldig gesprochen worden, einen Zeitungsjungen ermordet zu haben.
    Die Anklage hat dabei, wie sich jetzt herausstellt, ein Geständnis verwendet, zu dem einer der vier von Polizisten durch Prügel genötigt worden war.
    In Großbritannien hat der Fall öffentliche Empörung ausgelöst.
    Die Medien werfen der Justiz vor, jahrelang versucht zu haben, ihre eigenen Fehler zu decken.
    Ernst Gelex aus London.
    Es war eines jener Verbrechen, das die britische Öffentlichkeit tief schockiert hat.
    Wie an vielen Tagen im Spätsommer 1978 hatte der 13-jährige Carl Bridgewater auch diesmal wieder beim Zeitungsaustragen geholfen.
    Zu beliefern hatte er auch eine kleine, entlegene Farm in Stourbridge in der Nähe von Börmingen.
    Der Bub wusste nicht, dass die Farm gerade ausgeraubt wurde, als er die Zeitung zustellen wollte und platzte mitten in das Verbrechen.
    Mit einer abgesägten Schrotflinte ist der 13-Jährige erschossen worden.
    Von den Tätern fehlte vorerst jede Spur.
    Zwei Monate später ist ganz in der Nähe des Tatorts wieder eine Farm ausgeraubt worden.
    Der 83-jährige Bauer ist mit einer abgesägten Schrotflinte bedroht worden.
    Ihm wurden rund 5.000 Schilling gestohlen.
    Wenige Tage später konnte die Polizei das Fluchtauto des zweiten Raubes sicherstellen.
    Es gehörte dem damals 23-jährigen Vincent Hickey.
    Rasch gestand er, den Hof des 83-jährigen Bauern mit seinem 16-jährigen Cousin Michael und den beiden vorbestraften Kriminellen James Robinson, 43 Jahre alt, und Patrick Molloy, damals 49 Jahre, ausgeraubt zu haben.
    Sie gaben zwar zu, immer mit einer Schrotflinte auf Raubtour gegangen zu sein, bestritten aber den Mord an dem 13-Jährigen.
    Sie gaben an, gar nie bei der entlegenen Farm gewesen zu sein.
    Nach zehn Tagen intensiven Verhörs hat plötzlich Patrick Molloy zugegeben, mit seinen drei Komplizen doch dort gewesen zu sein.
    Er sagte, er habe gerade den oberen Stock durchsucht, als der Bub im Erdgeschoss in der Tür stand.
    Entweder einer der beiden Cousins oder Robinson habe darauf hingeschossen.
    Für die Polizei war damit der Fall abgeschlossen, für das Gericht war alles klar.
    Der geständige Molloy bekam im November 1979 zwölf Jahre, seine drei Komplizen lebenslänglich.
    Trotz verzweifelter Beteuerungen unschuldig zu sein und Dreierberufungen mussten die beiden Hickey-Cousins und Robinson ihre Strafe verbüßen.
    Patrick Molloy hat knapp vor seinem Tod 1981 sein Geständnis widerrufen.
    Er sagte, er sei von der Polizei dazu gezwungen worden.
    Tatsächlich hatte sich herausgestellt, dass der mittlerweile ebenfalls verstorbene Untersuchungsbeamte schon in mehreren Fällen Geständnisse aus Verdächtigen herausgepresst hatte.
    Der Bridgewater-Fall köchelte so über die Jahre vor sich hin.
    Vor allem die Eltern der beiden Cousins haben immer wieder Berufungsanträge gestellt und 19 Jahre lang unermüdlich für die Freilassung ihrer Kinder gekämpft.
    Vor zwei Jahren haben Journalisten enthüllt, dass es keinen einzigen Beweis dafür gibt, dass die drei auf der kleinen, entlegenen Farm tatsächlich waren.
    Weder Fingerabdrücke noch konnte die Mordwaffe sichergestellt werden.
    Der Fall ist plötzlich 1995 wieder zu einem öffentlichen Thema in Großbritannien geworden, nicht zuletzt durch die Medien.
    Anfang 1996 hat der britische Innenminister Howard den ersten Schritt für die Freilassung der drei gesetzt.
    Der Fall ist zum vierten Mal dem britischen Höchstgericht zugewiesen worden.
    Erwartet wird, dass Vincent und Michael Hickey sowie James Robinson heute Nachmittag enthaftet werden.
    Eine neue Untersuchung soll eingeleitet werden.
    Sollte ihre Unschuld auch gerichtlich bestätigt werden,
    dürften Sie mit einer Entschädigung von je rund 2 Millionen Schilling rechnen können.
    12.26 Uhr, wir kommen nach Österreich.
    Wohnen wird ab April wieder teurer.
    Zumindest wenn man eine Wohnung hat, die vor 1945 errichtet worden ist.
    Denn für diese Wohnungen gelten Mietrichtwerte, die werden per 1.
    April an die Inflation angepasst.
    Die je nach Bundesland unterschiedlichen Richtwerte werden um 2,3 Prozent erhöht.
    Einzelheiten von Josef Schweizer.
    Es ist bereits die dritte Erhöhung der Mietrichtwerte, seitdem sie zum ersten Mal im Jahr 1994 in Kraft gesetzt worden sind.
    Dabei werden die Richtwerte an die Inflation angepasst.
    Dieser Vorgang ist als Automatik im Mietengesetz vorgesehen.
    Die nunmehrige Anhebung um 2,3% entspricht der Teuerungsrate vom vergangenen Dezember.
    Wohnungen, für die die Mietrichtwerte gelten, stehen vor allem in Wien.
    Dort steigt der Richtwert je Quadratmeter von 52 Schilling 70 auf 53 Schilling 90.
    Für eine durchschnittliche Wiener 80-Quadratmeter-Wohnung bedeutet das also eine Verteuerung von 96 Schilling pro Monat.
    In den anderen Bundesländern gelten zum Teil wesentlich höhere Richtwerte, am teuersten ist Vorarlberg mit einer Quadratmeter-Miete von 82 Schilling 80.
    Billiger als Wien ist nur das Burgenland, dort beträgt der neue Richtwert 49 Schilling 20.
    Die Richtwerte gelten nur für Mietwohnungen, die vor 1945 errichtet worden sind.
    Je nach Lage und Ausstattung werden Abschläge abgezogen oder Zuschläge hinzugerechnet.
    Die Berechnung wird aber noch komplizierter, wenn die Wohnungen nur befristet vermietet sind.
    Denn dann sind je nach Dauer der Befristung zusätzliche Abschläge vorgeschrieben.
    Bei einer Vertragslaufzeit von 3 bis unter 4 Jahren müssen 30% abgerechnet werden, bei 4 bis unter 7 Jahren 20% und bei 7 bis 10 Jahren 10%.
    All diese Zu- und Abschläge orientieren sich an den Richtwerten.
    Daher steigen auch diese Mieten ab 1.
    April um 2,3%.
    Wohnen in Altbauwohnungen, die vor 1945 gebaut wurden, werden ab 1.
    April teurer.
    Der Richtwert erhöht sich um 2,3 Prozent.
    Josef Schweinzer hat berichtet.
    Nächste Woche soll ein großes Lehrlingspaket ausverhandelt werden, das, wir haben darüber heute Morgen berichtet, von der Reform der Lehrlingsausbildung bis zu einem Lastenausgleich für Lehrbetriebe neue Fundamente für diese Ausbildungsform schaffen soll.
    Denn immer noch ist die Lehre das Rückgrat der heimischen Berufsausbildung.
    In den vergangenen Jahren hat es sich hier jedoch immer mehr Probleme gegeben.
    Immer weniger Lehrstellen, eine immer höhere Jugendarbeitslosigkeit und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, die nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben.
    Fritz Dittlbacher hat sich den aktuellen Lehrlingsbericht organisiert und dessen Resümee ist recht zwiespältig.
    Alles ist natürlich relativ.
    Im Vergleich zu den anderen europäischen Staaten geht es den Österreichern immer noch prächtig.
    Während die Jugendarbeitslosigkeit im EU-Schnitt schon bei 21 Prozent liegt und etwa in Spanien heute schon beinahe jeder zweite Jugendliche arbeitslos ist, beträgt sie in Österreich gerade ein Viertel des EU-Wertes oder etwas über 5 Prozent.
    Und doch ist die Situation für die heimischen Lehrlinge zuletzt viel schlechter geworden, das zeigt der aktuelle Lehrlingsbericht.
    Während die Zahl der offenen Lehrstellen seit 1991 auf weniger als ein Fünftel gesunken ist, hat sich die Zahl der Lehrstellensuchenden verdoppelt oder andersherum gerechnet.
    Während 1991 noch jeder Lehrling unter durchschnittlich sechs Lehrstellen auswählen konnte, kommen heute zwei Lehrwillige auf eine mögliche Ausbildungsstelle.
    Besonders schlecht sieht dieses Verhältnis bei Bürolehrlingen aus.
    Hier kommen fast acht Lehrstellensuchende auf eine Stelle.
    Aber auch andere Modeberufe wie Elektroinstallateur und KFZ-Mechaniker bei Burschen, Verkäuferin oder Friseurin bei Mädchen sind weit überlaufen.
    Die einzige Ausnahme ist das Gastgewerbe.
    So gibt es nur halb so viel Jugendliche, die koch lernen wollen, als eigentlich könnten.
    Bei Kellnern kommen sogar drei Lehrstellen auf einen Interessenten.
    In diesen sogenannten Fremdenverkehrsberufen finden sich heute schon ein Drittel der Lehrstellenangebote, aber nur knappe sieben Prozent der Lehrstellensuchenden.
    Eine Ausbildungsreform soll nun daher die Lehre allgemein attraktiver machen, und zwar sowohl für die Lehrlinge, die künftig mehr Bereiche in kürzerer Zeit erlernen sollen, als auch für die Betriebe, denen durch einen wirtschaftsindernen Lastenausgleich die Ausbildungskosten ermäßigt werden.
    Nach dem jüngsten Lehrlingsbericht sind aber auch massive Schritte vonnöten.
    Denn im vergangenen Jahr ist erstmals die Quote der Lehrlinge bei den 15-Jährigen unter 40 Prozent gesunken.
    Während 1990 noch fast jeder zweite 15-Jährige in eine Lehre ging, war es 1996 nur wenig mehr als jeder dritte.
    Wenn sich aber sowohl die Betriebe als auch die potenziellen Lehrlinge immer stärker aus dieser Ausbildungsform zurückziehen, dann wird das vielgepriesene österreichische Facharbeiterwesen als Rückgrat der Wirtschaft über kurz oder lang wohl in Schwierigkeiten kommen.
    Fritz Dittlbacher hat den Lehrlingsbericht 1996 unter die Lupe genommen.
    Als zu Jahresbeginn Rechnungshofpräsident Fiedler die Vorstellungen seiner Kommission über eine Gehaltspyramide für Politiker vorgelegt hat, da waren nicht alle Betroffenen begeistert.
    Können Eingriffe in wohl erworbene Rechte vorgenommen werden?
    Das war nur eine von vielen skeptischen Fragen.
    Nun liegt ein Gutachten des Verfassungsdienstes des Bundeskanzleramtes vor.
    Der Verfassungsdienst wurde vom Parlament gebeten, die Vorstellungen Fiedlers nach ihrer rechtlichen Umsetzung zu prüfen.
    Das 17 Seiten lange Papier des Juristen und die Reaktionen der Nationalratsklubs im folgenden Beitrag von Wolfgang Fuchs.
    Das Gutachten wurde gestern dem Präsidium des Nationalrats zugestellt.
    Drei Fragen beantwortet der Schriftsatz.
    Welche Gesetze müssen für die geplante Einkommenspyramide geändert werden?
    Die Antwort ist, sehr viele.
    Welche Verfassungsbestimmungen sind in diesem Zusammenhang denkbar?
    Und drittens, was dürfen die Politiker sonst alles nicht vergessen, dass so ein Modell wasserdicht bleibt?
    Es sind also einerseits viele Details für Spezialisten der Gesetzgebung, aber auch für den normalen Staatsbürger und Steuerzahler birgt das Gutachten Interessantes.
    So lassen die Juristen des Bundeskanzleramtes nicht den Grundsatz gelten, es gebe automatisch wohl erworbene Rechte.
    Auf Seite 9 und 10 des Gutachtens wird breit argumentiert, auf wohl erworbene Rechte könnten sich etwa Pensionisten berufen, wenn es um ihre Pensionen gehe.
    In der Rechtsprechung gäbe es aber keine Verfassungsvorschrift, die den Schutz von Rechten in jedem Fall garantieren.
    Im Klartext heißt das wohl, in die Gehälter der Politiker kann hineingeschnitten werden, auch in die der heutigen Politikergeneration und nicht nur in die der nächsten.
    Die Gehaltskürzung müsse nur nachvollziehbar sein, heißt es.
    Der Verfassungsdienst macht auch darauf aufmerksam, sollten die Einkommen der Landespolitiker mitgeregelt werden, und das ist ja geplant, dann würden Verfassungsgesetze notwendig.
    In den Koalitionsparteien reagiert man auf die Äußerungen des Verfassungsdienstes gelassen.
    Sowohl bei der SPÖ als auch bei der ÖVP heißt es, man habe das Expertenurteil so erwartet.
    Die vom jetzt vorliegenden Gutachten geforderten Einschleifregelungen bei den Pensionen würde es ohnehin geben, sagen die Koalitionsparteien.
    Die Freiheitlichen sehen in dem Gutachten Teile ihrer eigenen Vorstellungen bestätigt.
    Für die Grünen ersetzt das jetzt vorliegende Papier keinesfalls eine politische Entscheidung.
    Und auch für die Liberalen ist das Gutachten lediglich eine Arbeitsgrundlage.
    Die nächste Verhandlungsrunde zur Gehaltspyramide soll am 10.
    März stattfinden.
    Die Koalition ist zuversichtlich, danach auch schon bald einen Gesetzesentwurf in Begutachtung schicken zu können.
    Wolfgang Fuchs über ein Gutachten des Verfassungsdienstes zur diskutierten Gehaltspyramide für Politiker.
    Zehnter Tag im Mordprozess gegen Elfriede Blaunsteiner.
    Heute hat ein Wahlneffe des Pensionisten Alois Pichler ausgesagt.
    Pichlers Tod wird ja Blaunsteiner angelastet.
    Aus dem Landesgericht Krems live, Karl Jekowski.
    Bei diesem Mordprozess gibt es fast keinen Tag ohne Überraschungen.
    In einer kurzen Prozessunterbrechung nach 12 Uhr, einer Rauchpause bei der Zeugeneinvernahme des Wahlneffen von Alois Pichler, hat dieser Zeuge das Kremser Landesgericht verlassen.
    Bei Wiederaufrufung des Prozesses vor wenigen Minuten erscheint der Hauptzeuge nicht im Gerichtssaal.
    Ratlosigkeit und jetzt Suche nach dem Wallneffen.
    Der Prozess ist bis 13.30 Uhr unterbrochen.
    Der Wallneffe des Alois Bichler war es ja zwei Tage nach dessen Tod, der die umfangreichen Ermittlungen im Fall Blauensteiner ins Rollen brachte.
    Aber zurück zum Prozessgeschehen am Vormittag.
    Die von den Medien des Öftern als schwarze Witwe bezeichnete Angeklagte Elfriede Blauensteiner ist heute vor den Geschworenen erstmals in einem schwarzen Kostüm erschienen.
    Hauptzeuge war der Wahlneffe des Verstorbenen, Alice Bichler, den ja Blauensteiner mit Medikamenten ermordet haben soll, so die Staatsanwaltschaft.
    Der Wahlneffe sagt vor den Geschworenen, er habe seinen Onkel im Krankenhaus Horn am 7.
    November 1995 besucht.
    Damals hat dieser Angst vor Blauenstein und dem Doktor gehabt.
    Bichler habe zu ihm über Blauensteiner, die er als Medi bezeichnete, gesagt, wenn sie mich vergiftet, dann schneide ich ihr die Gurgel ab.
    Die will mein Häusl vertrauen und dann muss ich mit ihr nach Wien ziehen.
    Aus diesen Gründen, so der Wallneffe, wollte der Pensionist, dass ich am nächsten Tag drei Zeugen mitbringe für ein Testament.
    Er konnte nämlich nicht mehr schreiben.
    Der Prozess ist also unterbrochen, der Hauptzeuge wird im Krems gesucht.
    Soweit Karl Jarkowski vom 10.
    Prozestag gegen Elfriede Blauensteiner aus Krems.
    Eine Frage, die sich Beobachtern seit Beginn dieses Prozesses aufdrängt, ist, wieso die sogenannte Schwarze Witwe binnen kürzester Zeit zu ihren Pfleglingen, zumeist älteren, alleinstehenden Männern, Zugang gefunden hat.
    Einmal hat sie auf ein Inserat gleich 80 Antwortschreiben von Männern erhalten.
    Sind männliche Singles im Alter einsamer, hilfloser?
    Darüber hat Fritz Besata mit dem bekannten Altersforscher und Soziologen Prof. Leopold Rosenmeier gesprochen, der diese Frage unumwunden bejaht.
    Es gibt da Unterschiede zwischen Mann und Frau im späten Leben.
    Wir wissen aus Forschungen, dass Männer seltener Freundschaften wirklich so durchgehend aufrechterhalten und auch verlorene Freunde im späten Leben schwerer ersetzen können als Frauen.
    Wir wissen auch, dass Männer eine doppelt so hohe Selbstmoderate im Alter haben als Frauen und dass sie Schwierigkeiten haben mit der Nähe zum anderen Geschlecht und mit Nähe überhaupt.
    Nun hat sich aber gerade in dem von mir angezogenen Fall gezeigt, dass Männer unglaublich vertrauensselig sind gegenüber Personen, die sich zur Pflege anbieten, ihnen sofort die Tür, das Haus zeigen, ihnen möglicherweise noch am ersten Tag sogar ein Testament hinterlassen.
    so dass Nähe etwas ist, was ja bewusst gepflegt und bewusst gesucht wird, beziehungsweise auch bewusst aufrechterhalten wird, während Vertrauensseligkeit eher ein Akt der Hilflosigkeit im Umgang mit Nähe ist.
    Wie weit geht das auch in das Sexuelle hinein?
    Wie weit haben Männer, alleinstehende Männer über 70, sagen wir einmal, da noch bestimmte Wünsche und Bedürfnisse und wie weit haben sie die Möglichkeit, dass diese Wünsche und Bedürfnisse auch befriedigt werden?
    Allgemein gilt, dass sowohl die Fantasie, die Vorstellung, die Wünsche, auch im höheren Alter, im Hinblick auf die Sexualität, sich nicht verändern.
    Wir können das bis in die Altersheime hinein beobachten.
    Freud hat gesagt, das Unbewusste altert nicht.
    Und wir sehen, dass Männer mit zum Teil sehr großen Defiziten im Hinblick auf ihre sexuellen Wünsche leben und dass es eher so ist, dass sie nicht die geeignete Form finden und nicht den geeigneten Weg finden, wieder zu Beziehungen zu kommen.
    Kann es auch sein, dass die Männer von denen, die jetzt 70 und mehr sind, also würde man sagen die Aufbau-Generation nach dem Zweiten Weltkrieg, dass dieser bestimmte Form von Männern ist, die ja das ganze Leben lang gearbeitet haben, während die Frau ja auch gearbeitet, aber im Haushalt gearbeitet hat und der Mann dann später in der Pension allein nicht mehr zueinander kommt?
    Das ist richtig.
    Wir haben Studien und Ergebnisse, die zeigen, dass Männer, die verwitwen, nach dem Tod der Frau viel hilfloser sind als umgekehrt.
    Frauen, die verwitwen, finden sich leichter, zum Teil durch gewisse Freundschaftsnetzwerke, aber zum Teil auch dadurch, dass sie, auch wenn sie nur im Haushalt tätig waren, gewisse Beziehungen aufrechterhalten haben, die sie schützen, in denen sie sich
    sozusagen auffangen können, als das bei den Männern der Fall ist.
    Was kann man diesen alleinstehenden, alten und einsamen Männern raten, was sie tun können, ohne zu generalisieren?
    Vor allem würde ich sagen, man sollte ihnen schon vorher, bevor sie alt und alleinstehend sind, das heißt, den Menschen im mittleren Alter sagen,
    sich mit dem Altern auseinanderzusetzen und mit den Problemen, die auf sie, auf diese Menschen zukommen.
    Das zweite ist, Mut haben, experimentieren, sich sozusagen auf den Markt werfen wieder, also etwas riskieren, eine Bekanntschaft, eine Beziehung einzugehen, auch wenn man dabei zittert.
    Und trotzdem bei all dem nicht die Kritik verlieren.
    Das heißt also,
    im späten Leben lernen, mit sich selbst umzugehen und abzuschätzen, was man sich zumuten kann.
    Sagt der Altersforscher Leopold Rosenmeier im Gespräch mit Fritz Besata über die Einsamkeit alter Männer.
    Jetzt ein Aviso für heute Abend.
    Ich halte von dem ganzen Gerede, das jetzt alles zusammenwächst, nicht sehr viel.
    Also zumindest aus heutiger Sicht sehr schwer vorstellbar, dass ein Angebot, wie es im Fernsehen kommt, via Internet konsumiert wird.
    Ins Wohnzimmer passt nun einmal kein Keyboard und keine Tastatur.
    Da hinein passt eine Fernbedienung.
    Und eine Fernbedienung ist für den Fernseher.
    Erich Möchl klingt nicht sehr enthusiastisch, wenn er vom gerne als berauschend neu beschriebenen Medium Internet spricht.
    Und er muss es wissen, denn sein Magazin Quintessenz erscheint im Netz und nur dort.
    So gesehen ist Erich Möchl ein echter Online-Redakteur.
    Und als solcher muss er sich der Frage stellen, braucht das neue Medium einen neuen Journalismus?
    Antworten hat Marian Unterlugauer gesammelt.
    Fürs Medienjournal.
    18.20 Uhr, Österreich 1.
    12.42 Uhr ist es.
    Eine Erfindung, mit der wohl jeder schon von uns einmal in Berührung gekommen ist, wird heute 50 Jahre alt.
    Das sich selbst entwickelnde Foto, das Sofortbild, das Polaroidfoto.
    Als der Erfinder Edwin H. Land am 21.
    Februar 1947 beim Winterkongress der Optical Society of America in New York den versammelten Wissenschaftlern die neue Technik vorgeführt hat, war das neue Minutenbildsystem geboren.
    Dazu ein kleiner historischer Rückblick von Hans Fockenhuber.
    Wie um viele Erfindungen rankt sich auch um das Sofortbild eine Legende.
    Es soll die dreijährige Tochter des Inhabers der Firma Polaroid, Edwin H. Land, gewesen sein, die sich bei ihrem Papa beschwerte, dass sie die gemachten Fotos nicht sofort sehen könne.
    Der Papa setzte sich, der Legende nach, sofort ins Labor und erfand.
    Tatsächlich versuchte die Firma Polaroid, die durch die Produktion von Polarisationsfiltern groß geworden war, seit 1943 das Sofortbild zu entwickeln.
    Die USA befanden sich damals im Krieg und die Forschungen wurden eher nach militärischen Gesichtspunkten konzipiert.
    Die Anwendung fiel dann schon in die Friedenszeit.
    Die ersten Sofortbilder waren schwarz-weiße Halbtonbilder, die nach einem trockenen Entwicklungsprozess in der Kamera nach etwa einer Minute fertig waren.
    Der Präsentation vor der Optical Society 1947 folgte die Entwicklung einer marktfähigen Kamera, die 1948 zur Verfügung stand.
    An der technischen Weiterentwicklung wurde ständig gearbeitet, der Prozess der trockenen Filmentwicklung optimiert.
    Zwei Jahrzehnte lang war man bemüht, nach dieser Methode Farbbilder herzustellen, was schließlich 1968 auch gelang.
    Die Sofortbildfotografie hielt praktisch in allen Bereichen Einzug.
    In der Hobbyfotografie, aber auch in der kriminaltechnischen, wissenschaftlichen, medizinischen Fotografie bis hin zum Fotosjournalismus und zur künstlerischen Fotografie.
    Andy Warhol und Robert Mapplethorpe sollen hier nur als Beispiele genannt werden.
    Nicht so erfolgreich war die Herstellung von sich selbst entwickelnden Filmen.
    Hier hatte sich das österreichische Unternehmen Eumig Ende der 70er Jahre ziemlich stark engagiert, allerdings kommerziell Schiffbruch erlitten, auch wenn dies nicht der einzige oder gar wichtigste Grund für den Untergang von Eumig war.
    Heute ist die Firma Polaroid vor allem auch in der digitalen Bilderfassung tätig, also mit Bildern, die nicht mehr analog auf einem Film entwickelt werden, sondern als Datensätze im Computer gespeichert und EDV-konform verarbeitet werden können.
    50 Jahre Polaroid, Hans Focknuber hat berichtet.
    In Österreich war sie bereits in Wien, Innsbruck, Klagenfurt und Linz zu sehen.
    Die Wanderausstellung Vernichtungskrieg – Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1945.
    Am Montag wird diese Ausstellung nun auch in München eröffnet und wie in Österreich sorgt die Ausstellung auch dort für politische Aufregung.
    Eine Aufregung, die in München aber bereits jetzt über das Maß hinausgeht, das sie in Österreich erreicht hat.
    Auf die Seite der Kritiker der Wehrmachtsausstellung hat sich in Bayern nämlich auch die Parteispitze der CSU geschlagen.
    In ihrer Parteizeitung Bayern Kurier hat die CSU unter anderem von einem moralischen Vernichtungsfeldzug gegen das deutsche Volk gesprochen, von einer Diffamierung der Deutschen.
    Am Tag der Eröffnung der Ausstellung will die Münchner CSU nun eine Gegenkundgebung organisieren.
    Der Münchner Oberbürgermeister Ude von der SPD bezeichnet es als unfassbar, dass Teile der CSU mit diesem Verhalten keine klaren Grenzen mehr zu rechtsextremen Gruppen ziehen.
    Mehr aus Deutschland von Paul Schulmeister.
    Jeden Tag wird die Aufregung größer und sogar der Bayern-Kurier, das Zentralorgan der CSU, hat sich unter dem Titel »Wie Deutsche diffamiert werden« in den Chor der Empörten eingereiht.
    Es geht um die Wanda-Ausstellung »Vernichtungskrieg – Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944«.
    Sie war bereits in 15 Städten, darunter auch in Österreich, zu sehen.
    Doch noch nie war der Widerstand größer als in München, wo die Ausstellung mit bisher 130.000 Besuchern am kommenden Montag eröffnet wird.
    Täglich gehen bei Oberbürgermeister Christian Ude, SPD, dutzende Protestbriefe zumeist ehemaliger Wehrmachtsoffiziere ein.
    Ude hatte der Ausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung von Jan Philipp Reimsmer das Rathaus zur Verfügung gestellt.
    Der Oberbürgermeister habe damit schändlich gehandelt, denn den Veranstaltern gehe es darum, Millionen von Deutschen die Ehre abzusprechen, wetterte der Bayernkurier.
    Gewiss habe eine relativ geringe Zahl von Wehrmachtsangehörigen Verbrechen verschuldet, aber auch die Alliierten seien von keiner deutschen Kollektivschuld ausgegangen, schrieb die CSU-Zeitung.
    Wenn die Ausstellung wegen des mittlerweile großen Andrangs in der Münchner Universität eröffnet wird,
    will die CSU mit ihrem Chef der Stadtratsfraktion, Hans Podiuk, eine Gegenkundgebung abhalten.
    Der dazu als Redner eingeladene Berliner Historiker Arnulf Baring hat wegen der aufgewühlten Atmosphäre inzwischen seine Teilnahme abgesagt.
    Auch der rechtspolitische Sprecher der CDU-CSU-Fraktion im Bundestag, Norbert Geis, zählt zu den Kritikern der Ausstellung.
    Man kann den Krieg als Verbrechen bezeichnen.
    Aber man kann nicht die, die darin den Kopf hingehalten haben, pauschal als Verbrecher bezeichnen.
    Das haben die Alliierten auch nicht gemacht.
    Man muss hier aufpassen, dass man nicht von Einzelfällen auf alle schließt.
    Auch wenn diese Einzelfälle häufig gewesen sind.
    Und mir scheint es so, dass es bei dieser Ausstellung doch die Gefahr besteht, dass solche Pauschalurteile zumindest initiiert werden.
    Dass Leute empfinden, hier wird ein Pauschalurteil gefällt.
    Subjektiv empfinden das viele ehemalige Kriegsteilnehmer, keineswegs nur Ewiggestrige, tatsächlich so.
    Objektiv hält der Vorwurf den Tatsachen nicht stand.
    Aber bei der Münchner Kontroverse geht es längst nicht mehr um historische Wahrheiten.
    Teile der CSU greifen ein vermeintlich rechtspopulistisches Thema auf und scheuen, wie der Bayernkurier, nicht davor zurück,
    Den im Vorjahr entführten Jan Philipp Reemtsma vor dem Trugschluss zu warnen, er, der von anderen Unrecht habe leiden müssen, hätte sich nun einen Freibrief für andere Abscheulichkeiten erworben.
    Noch weiter ging der Münchner CSU-Chef Peter Gauweiler, der bei einer Wirtshausversammlung sagte, Reemtsma solle statt der Wehrmachtsausstellung besser eine Ausstellung über die Toten und Verletzten machen, die der von ihm verkaufte Tabak angerichtet habe.
    Eine Anspielung auf die Herkunft des Millionenerben eines Zigarettenindustriellen.
    Inzwischen sind in der Münchner CSU zwei Stadträte, darunter der Kulturpolitiker Franz Forchheimer, dessen jüdischer Großvater verfolgt worden war, auf scharfe Distanz zu Gauweiler gegangen.
    Im Deutschlandfunk sagte der SPD-Oberbürgermeister Ude.
    Es ist unfassbar, wie Teile der CSU, aber bis hinauf zum Zentralorgan,
    nach rechts außen wegdriften und keine klare Grenzziehung zu rechtsradikalen Gruppierungen mehr erkennen lassen.
    Der Ehrbegriff ist dort offensichtlich ein soldatischer Ehrbegriff.
    der den Krieg an der Ostfront in einen sauberen Verteidigungskrieg umlügen möchte, um sich der historischen Wahrheit verschließen zu können.
    Zwar ist die Wehrmachtsausstellung auch in anderen Städten auf Kritik gestoßen.
    In Bremen, wo sie im Mai ebenfalls im Rathaus gezeigt werden soll, droht sie einen Koalitionskonflikt zwischen SPD und CDU auszulösen.
    Doch in München gehen die Wogen besonders hoch.
    Am 1.
    März wollen die rechtsradikale MPD und ihre Jugendorganisation mit mehr als tausend Anhängern in der einstigen Stadt der Bewegung gegen die Ausstellung demonstrieren.
    SPD, Grüne, FDP und die katholische Jugend haben eine Gegenkundgebung angemeldet.
    Der Demonstrationszug der Neonazis, den man laut Oberbürgermeister Ude nicht verbieten könne, soll dabei ausgerechnet zwischen Geschwister Schollplatz und der Feldherrnhalle erfolgen.
    Die Ausstellung »Vernichtungskrieg – Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1945« sorgt auch in München für Aufregung, Paul Schulmeister hat berichtet.
    Zurück nach Österreich in die Wiener Volksoper.
    Dort hat morgen Abend »Titus der Milde« Premiere.
    Diese späte Mozart-Oper ist gemeinhin als »La Clemenza di Tito« bekannt.
    In der Volksoper dirigiert Arnold Oestmann, den Titus singt Kurt Atzesberger, den Sextus Heidi Brunner, die Vitellia Silvia Dussmann.
    Gernot Zimmermann war bei einer Probe.
    Ein steinernes, übergroßes Imperatorenporträt, ein Miniaturholzmodell des römischen Pantheon in der Volksoper, ist man zugleich in der Sphäre der Macht, um die die 1791 von Mozart zur Krönungsfeier Leopold II.
    in Prag komponierte Oper schließlich kreist.
    Nikolaus Prieger, der Regisseur der Aufführung, hat La Clemenza di Tito ins Deutsche übertragen, denn er möchte, wie schon viele Regisseure vor ihm, das Vorurteil entkräften.
    Die Intrigen und der Verrat rund um den römischen Kaiser Titus gingen uns heute nichts an.
    Denn schließlich gehe es darum, ob man dieses Attribut Milde auch als etwas begreift, wie sich jemand gewissermaßen seinen Nachwuchs sichert.
    Und wenn man das nimmt, dann findet man sich sehr schnell in der heutigen Politik, in der heutigen Situation an von Gorbatschow über Glasnost oder, was weiß ich, der Einheitskanzler Kohl und so.
    Also diese Geschichten, die in den Begrifflichkeiten ganz nahe da dran sind, zeigen, dass sich Macht zu allen Zeiten immer mit irgendeinem bestimmten Attribut geschmeckt hat.
    Was Arnold dazu mal die Kaiserin als deutsche Schweinerei bezeichnete, ist aber auch ein Spiel um Treue und Freundschaft.
    Überhaupt ist die Privatsphäre, die da konfrontiert wird mit der öffentlichen Sphäre, ganz wesentlich.
    Und es ist ein Kammerspiel, in dem
    in einer extremen Weise, nämlich auch geschlechtsüberschreitend.
    Niemand ist sozusagen seiner Liebe sicher.
    Jeder liebt eigentlich den Falschen.
    Heraus kommt eigentlich dabei etwas, was wir heute im 20.
    Jahrhundert viel genauer verstehen, nämlich das Fehlen des Gegenübers, das Fehlen des Dus, das Alleinsein mit sich und seinen Gefühlen und seinen Projektionen.
    Und ich glaube, das ist kein Zufall, dass man heute mit dem Titus mehr anfangen kann als noch vor 20 Jahren.
    Dass man heute mit dem Titus mehr anfangen kann als vor 20 Jahren, das ist vor allem den Regisseuren Jean-Pierre Ponel und Federic Mirditer zu verdanken, die dieses Werk mehrfach in vorbildlicher Weise inszeniert haben.
    Nikolaus Prieger inszeniert nach Figaras Hochzeit in Mannheim erst seine zweite Mozart-Oper.
    Wenn man den dramatischen Stellenwert des Titus nach dem Libretto von Metastasio gegenüber immer noch Zweifel hegt, eines dürfte unbestritten sein.
    Was dabei rausgekommen ist an
    unglaublich schöner Musik, die deshalb so schön ist, weil sie zu einer Einfachheit findet.
    Hier scheint er uns sagen zu wollen, tja, ich kann es auch nicht ändern.
    Es ist halt so.
    Ihr seid halt so, wie ihr seid.
    Zum Abschluss noch einmal das Wichtigste in Kurzform.
    Italien.
    Der Mordfall Waldner ist geklärt.
    Peter Paul Rainer, der Ex-Sekretär des Südtiroler Politikers, hat die Tat gestanden.
    Auch die Tatwaffe wurde gefunden.
    Rainer hatte das Kleinkalibergewehr bei einer ehemaligen Mülldeponie bei Bozen versteckt.
    Der ehemalige Sekretär Waldners war um etwa drei Uhr früh verhaftet und anschließend im Beisein seines Verteidigers mehrere Stunden lang verhört worden.
    Über sein Motiv gibt es vorerst nur Spekulationen.
    Der Staatsanwalt hat darüber keine näheren Angaben gemacht.
    Er antwortete auch nicht auf Fragen, ob ein politisches Delikt vorliege.
    Bundesrepublik Jugoslawien.
    Zum ersten Mal seit der Machtübernahme der Kommunisten 1945 konstituiert sich heute in Belgrad eine nicht-kommunistische Stadtverwaltung.
    Wichtigster Tagesordnungspunkt ist die Wahl des Bürgermeisters.
    Für dieses Amt kandidiert der Vorsitzende der Demokratischen Partei, Zoran Djindjic.
    Seine Partei gehört dem Oppositionsbündnis Zajed Noan.
    Im Belgrader Stadtparlament verfügt Sajetno über 67 der insgesamt 110 Sitze.
    Die sozialistische Partei des serbischen Präsidenten Milošević stellt lediglich 24 Mandatare.
    Die staatlich gelenkte Presse berichtete heute, Dzindzić sei vorbestraft.
    Man habe ihn in den 70er Jahren beim Diebstahl eines philosophischen Buches ertappt.
    Russland.
    Die neue amerikanische Außenministerin Albright meldet Fortschritte im Streit mit Russland über die NATO-Osterweiterung.
    Dies teilte Albright heute nach Gesprächen mit dem russischen Außenminister Primakov mit.
    Die neue amerikanische Außenministerin ist mit Präsident Yeltsin zusammengetroffen.
    Yeltsin begrüßte sie mit den Worten, ich habe schon viel von Ihnen gehört.
    Moskau ist die letzte europäische Station einer Rundreise Albrights durch neun Hauptstädte Europas und Asiens.
    Österreich.
    Einen Tag nach der spektakulären Hauttransplantation in Linz ist der Patient gestorben.
    Der 50-jährige Arbeiter erlag seinen schweren Verletzungen.
    Bei einer Staubexplosion Anfang Jänner dieses Jahres waren mehr als 90 Prozent seiner Haut verbrannt.
    Das Wetter meist sonnig, im Norden und Osten aber immer noch dichte Wolken und etwas Regen, lebhafter Westwind und Werte zwischen 7 und 15 Grad.
    Am kommenden Wochenende sonnig und mild.
    Danke Josef Wenzel-Knatek.
    Das Mittagsschonalteam von heute, Anton Reininger an den Reglern, Ilse Oberhofer im Regie-Sessel und Werner Heritsch verabschiedet sich für alle am Mikrofon.
    Schönen Tag noch.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1997.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf die Volksopernpremiere "Titus der Milde"
    Einblendung: Nicolas Brieger
    Mitwirkende: Zimmermann, Gernot [Gestaltung] , Brieger, Nicolas [Interviewte/r]
    Datum: 1997.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Musik ; E-Musik ; Vokalmusik - Oper ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1997.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Südtirol: Festnahme und Geständnis im Mordfall Waldner
    Einblendung: Staatsanwalt Cuno Tarfusser. Peter Paul Rainer, Politiker und Referent der Südtiroler Schützen, hat Mord an Südtiroler Landtagsabgeordneten Christian Waldner gestanden.
    Mitwirkende: Frauscher, Reinhard [Gestaltung] , Tarfusser, Cuno [Interviewte/r]
    Datum: 1997.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Tod ; Justiz und Rechtswesen ; Straftaten ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Regionen / Südtirol
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Belgrad: Einzug der Opposition in Stadtparlament
    Drei Parteien des Oppositionsbündnisses Zajedno stellen nun den ersten nicht-kommunistischen Bürgermeister. Zoran Djindjic war die Integrationsfigur der monatelangen Proteste und ist nun in seinem neuen Amt mit der Strukturschwäche der Stadt, einer verlotterten Infrastruktur und mafiaartigen Wirtschaftsverflechtungen konfrontiert.
    Mitwirkende: Seyr, Veronika [Gestaltung]
    Datum: 1997.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wahlen ; Direkte Demokratie ; Regierung ; Opposition ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Porträt des neuen Belgrader Bürgermeisters Zoran Djindjic
    Einblendung: Djindjic
    Mitwirkende: Ladinser, Barbara [Gestaltung] , Đinđić, Zoran [Interviewte/r]
    Datum: 1997.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wahlen ; Direkte Demokratie ; Regierung ; Opposition ; Porträt ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Serbien und Montenegro
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    US-Außenministerin Albright in Moskau
    Verhandlungen über NATO-Osterweiterung, die Russland skeptisch sieht.
    Mitwirkende: Scholl, Susanne [Gestaltung]
    Datum: 1997.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Diplomatie ; Außenpolitik ; Verhandlung ; NATO ; Militär ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Großbritannien: 18 Jahre unschuldig im Gefängnis
    Die verurteilten Männer waren damals beim Verhör durch Prügel zu einem Geständnis genötigt worden, einen Zeitungsjungen ermordet zu haben. Einer der Verurteilten ist im Gefängnis in der Zwischenzeit verstorben.
    Mitwirkende: Gelegs, Ernst [Gestaltung]
    Datum: 1997.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Justiz und Rechtswesen ; Straftaten ; Tod ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Altbaumieten gestiegen
    Anhebung um 2,3% entspricht der Teurungsrate des vergangenen Dezembers. Bei befristeten Mietverträgen sind Abschläge vorgesehen.
    Mitwirkende: Schweinzer, Josef [Gestaltung]
    Datum: 1997.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Preis ; Bauen ; Soziales ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Lehrlingsbericht 96
    Situation der heimischen Lehrlinge hat sich verschlechtert, besonders, was die Lehrstellensuche anbelangt. Immer weniger Betriebe wollen Lehrlinge ausbilden, sodass durchschnittlich auf eine Lehrstelle zwei Lehrstellensuchende kommen.
    Mitwirkende: Dittlbacher, Fritz [Gestaltung]
    Datum: 1997.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Bildung ; Kinder und Jugend ; Arbeitsbedingungen ; Bildung und Schulwesen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Blauensteiner-Prozess
    Die "schwarze Witwe", wie Blauensteiner genannt wird vom Wahlneffen des Mordopfers Alois Pichler schwer belastet.
    Mitwirkende: Jirkovsky, Karl [Gestaltung]
    Datum: 1997.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Tod ; Justiz und Rechtswesen ; Straftaten ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Altenforscher
    Interview: Altersforscher Rosenmayr
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Rosenmayr, Leopold [Interviewte/r]
    Datum: 1997.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Soziologie ; Senioren ; Soziales ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Medienjournal
    Einblendung: Erich Möchl, Journalist und Online-Redakteur
    Mitwirkende: Steinhuber, Manfred [Gestaltung] , Möchel, Erich [Interviewte/r]
    Datum: 1997.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Technik ; Medien und Kommunikation ; Internet ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    50 Jahre Polaroid
    Mitwirkende: Vockenhuber, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1997.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Theater ; Fotografie ; Jubiläum ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Aufregung um Wehrmachtsaustellung in München
    Einblendung: Norbert Geis, CSU-Politiker, Münchner Bürgermeister Christian Ude.
    Mitwirkende: Schulmeister, Paul [Gestaltung] , Geis, Norbert [Interviewte/r]
    Datum: 1997.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Zweiter Weltkrieg ; Völkermord und Holocaust ; Faschismus und Nationalsozialismus ; Museum ; Diskussion ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1997.02.21
    Spieldauer 00:55:56
    Mitwirkende Herics, Werner [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1997.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-970221_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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