Mittagsjournal 1999.04.13

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    Rechtliches

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    Mittagsjournal.
    Herzlich willkommen aus dem Journalstudio, meldet sich jetzt Hans-Christian Scheidt mit dem Mittag-Journal.
    Auch heute steht natürlich die Lage im Konflikt zwischen der NATO und Jugoslawien im Mittelpunkt der Berichterstattung.
    Wir informieren unter anderem über die militärische Lage, über die politischen Bemühungen zur Konfliktlösung und wir berichten auch über das Flüchtlingsschicksal um die Kosovo-Flüchtlinge.
    Zu letztem angesprochenen Punkt führen wir ein Gespräch mit unserem Mitarbeiter Franz Renner, der soeben aus Albanien zurückgekehrt ist.
    Weitere Themen.
    Ein erster Untersuchungsbericht zur Brandkatastrophe im Mont-Blanc-Tunnel liegt jetzt vor.
    Im Europaparlament in Straßburg trat heute Vormittag der designierte EU-Kommissionspräsident Romano Prodi vor die Abgeordneten, um sein Programm vorzustellen.
    Wir berichten ferner über einen sensationellen Fund in Salzburg und zwar wurde dort der älteste Wal Europas entdeckt.
    Und die Kulturredaktion, die informiert schließlich über die laufende Entwicklung im Rechtsstreit und die beschlagnahmten Schiele-Bilder in New York.
    Vor all dem jetzt ein Nachrichtenüberblick verfasst, hat die Nachrichten-Edgard Haider und gesprochen werden sie von Josef Wenzel-Natek.
    Bundesrepublik Jugoslawien.
    Durch die fortwährenden NATO-Luftangriffe wird die Treibstoffproduktion in der Bundesrepublik Jugoslawien zunehmend lahmgelegt.
    Damit geht nach Einschätzung der NATO, der jugoslawischen Armee und den paramilitärischen Einheiten allmählich der Kraftstoff aus.
    Die jüngsten Luftangriffe galten der Ölraffinerie in Pancevo, der größten Jugoslawiens, der Raffinerie Novi Sad und Treibstoffdepots bei Sombor.
    Das französische Verteidigungsministerium sieht den größten Teil der Ziele der NATO-Militäraktion für erreicht an.
    Jugoslawische Flugzeuge seien nicht mehr im Einsatz, Hubschrauber stiegen kaum noch auf, die im Kosovo stationierten Streitkräfte könnten auf dem Landweg nicht mehr von anderen Regionen aus verstärkt werden, berichtete Verteidigungsminister Alain Richard.
    Unterdessen werden die Bemühungen zu einer diplomatischen Beilegung des Kosovo-Krieges verstärkt.
    In Oslo sind heute zum ersten Mal seit Beginn der NATO-Militäraktion vor knapp drei Wochen die Außenminister der USA und Russlands, Albright und Ivanov, zusammengetroffen.
    Der Westen hat zuletzt mehrmals sein Interesse daran betont, Russland in eine diplomatische Initiative einzubinden.
    In Moskau bekräftigte der stellvertretende russische Außenminister Avdeev, dass für sein Land die Einstellung der NATO-Luftangriffe Voraussetzung für eine diplomatische Lösung der Kosovo-Krise sei.
    Zugleich räumte er ein, dass die jugoslawische Führung einen großen Teil der Verantwortung für die Situation im Kosovo trage.
    Unterdessen setzen serbische Einheiten die Massenvertreibung der Kosovo-Albaner fort.
    In der vergangenen Nacht sind abermals tausende Vertriebene am Grenzübergang Morina zu Albanien eingetroffen.
    Sie berichteten von Gräueltaten der Serben.
    Vom Frachtenbahnhof Wien Heiligenstadt bringen heute zwei Militär-Sonderzüge Ausrüstung für die Errichtung des Österreich-Camps in Skoder in Albanien zunächst nach Slowenien.
    Die Fracht wird dort auf eine Fähre verladen und weiter nach Albanien transportiert.
    Morgen folgen weitere zwei Militär-Sonderzüge.
    Ein Vorkommando der Pionierkompanie ist bereits mit dem Flugzeug nach Skodra gereist, um die notwendigen Vorbereitungen zu treffen.
    Mitte der Woche sollen die ersten Vertriebenen in dem Österreich-Camp Aufnahme finden.
    In Anwesenheit von Bundeskanzler Klima und Vizekanzler Schlüssel wird in etwa einer halben Stunde der erste LKW mit Hilfsgütern, die durch Spenden der Aktion Nachbar in Not aufgebracht worden sind, verabschiedet.
    Für die von ORF, Rotem Kreuz und Caritas initiierte Aktion sind bereits 90 Millionen Schilling an Spendengeldern eingegangen.
    Israel, Österreich.
    Heute wird weltweit der Opfer des Holocaust gedacht.
    Israel ehrte die Millionen jüdische Opfer der NS-Rassenpolitik mit zwei Schweigeminuten.
    Im ganzen Land heulten die Sirenen, der Verkehr kam zum Stillstand.
    Landesweit wehen die Flaggen auf Halbmast.
    Kinos und Theater bleiben geschlossen.
    In Wien wurde am Vormittag in der israelitischen Kultusgemeinde die Namen der Wiener Opfer des Holocaust verlesen.
    Bulgarien Bundespräsident Klestil trifft heute Mittag zu einem zweitägigen Staatsbesuch in Bulgarien ein.
    Wichtigste Themen seiner Gespräche mit Präsident Stoyanov werden die Entwicklung des Kosovo-Krieges und die EU-Bestrebungen Bulgariens sein.
    Der Bundespräsident wird von Sozialministerin Hostas und einer umfangreichen Wirtschaftsdelegation begleitet.
    Frankreich.
    Die Brandkatastrophe im Mont-Blanc-Tunnel ist möglicherweise durch einen defekten Lüftungsschacht begünstigt worden.
    Dies geht aus einem Zwischenbericht französischer Experten hervor, der heute in Paris veröffentlicht worden ist.
    Erstmal ist darin offiziell von mindestens 41 Toten die Rede.
    Ferner wird auf mangelnde Zusammenarbeit der Tunnelbetreibergesellschaften in Italien und Frankreich hingewiesen.
    Italien.
    Der international bekannte Modeschöpfer Nicola Trussardi ist heute bei einem Autounfall schwer verletzt worden.
    Sein Zustand wird von den Ärzten als besorgniserregend bezeichnet.
    Der 57-jährige Modeschöpfer hatte auf nasser Fahrbahn bei Mailand die Kontrolle über seinen Wagen verloren und war gegen eine Leitplanke gepreilt.
    Österreich.
    Im Impfwesen steht eine wichtige Verbesserung bevor.
    Ab sofort kann für Kinder der neue 5-fach-Impfstoff bestellt werden.
    Er wirkt gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Kinderlähmung und Hämophilus influenzae.
    Bei Kindern können bereits ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat geimpft werden.
    Von ärztlicher Seite wurde aus diesem Anlass darauf aufmerksam gemacht, dass die lebensgefährliche Diphtherie jederzeit aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion auf Österreich übergreifen kann, weil die meisten Erwachsenen keine ausreichende Immunisierung aufweisen.
    Danke, Josef Wenzel-Natik.
    Und gleich weiter zu Peter Sterzinger.
    Er präsentiert Ihnen die Wetterprognose.
    Der Regen hat sich bis heute früh auf nahezu ganz Österreich ausgebreitet.
    So oft kommt es ja nicht vor, dass fast alle automatischen Stationen der Hohen Warte Regen melden und das stundenlang.
    Noch hält die Zufuhr kühler Atlantikluft an.
    Ab morgen wird es leicht föhnig.
    Die folgenden Tage sehen dann wieder feuchter aus.
    Vorerst also kein stabiles Wetter.
    Die aktuellen Meldungen Wien und Eisenstadt Regen 8 Grad, St.
    Pölten Regen 7, Linzstadt bewölkt 9, Salzburg leichter Regen 7.
    Innsbruck leichter Regen 6 Grad, Bregenz Regenschauer 8 und Graz und Klagenfurt leichter Regen 8 Grad.
    In den nächsten Stunden regnet es nicht mehr so intensiv wie bisher und ab und zu reißt die Wolkendecke auf.
    Viel Sonne sollte man sich aber nicht erwarten.
    Die Schneefallgrenze liegt um die 1000 Meter, die Temperaturen bleiben meist zwischen 3 und 9 Grad.
    Nur im Burgenland und im Süden der Steiermark sind auch etwa 12 Grad möglich.
    Der Westwind wird im Donauraum allmählich lebhaft.
    Über Nacht geht es dann mit dem Regen und Schneefall langsam zu Ende.
    In den Tälern kann sich Nebel bilden.
    Morgen Dienstag schafft der föhnige Wind sehr unterschiedliche Verhältnisse.
    Infraradlberg Nordtirol und weiter bis zum Salzkammergut und Innviertel wird es leicht föhnig, nicht gleich warm, aber aufgelockert und damit zeitweise sonnig.
    Südlich der Alpen hingegen trüb mit einigen Regenschauern sowie etwas Schneefall oberhalb von 1400 Meter Höhe.
    In Ostösterreich ist es morgen Vormittag wechselnd bewölkt und wie im Westen zeitweise sonnig, doch sind hier am Nachmittag wieder Regenschauer.
    Sehr wahrscheinlich.
    Der Südwestwind legt zu, im Gebirge kann er stürmisch werden.
    Höchsttemperaturen morgen zwischen 5 Grad stellenweise im trüben Süden und bis 14 Grad bei leichtem Föhn.
    In 2000 Meter Höhe bleibt es leicht frostig.
    Übermorgen Donnerstag am Nordrand der Alpen sowie im Osten zeitweise sonnig und schon wieder recht mild.
    Ursache ist der Föhn.
    Im Westen sowie in Osttirol und Oberkärnten eher nass und kühl.
    Neun Minuten nach zwölf ist es jetzt.
    In Oslo sind heute Vormittag die Außenminister der USA und Russlands Madeleine Albright und Igor Ivanov zusammengetroffen.
    Sie beraten darüber, wie die Kosovo-Krise gelöst werden könnte.
    Bisher ist diplomatisch kein Weg gefunden worden, den ethnischen Säuberungen im Kosovo ein Ende zu setzen.
    Die NATO hat auch heute Nacht strategisch wichtige Punkte wie Raffinerien oder Brücken in Jugoslawien angegriffen.
    Die Produktion von Treibstoff soll in Jugoslawien zum Erliegen gekommen sein, hieß es dazu aus dem amerikanischen Verteidigungsministerium in Washington.
    Fabio Polli über das heutige Treffen Albright-Ivanov.
    Das heutige Treffen zwischen Madeleine Albright und Igor Ivanov hat einen gewissen Symbolcharakter.
    Denn zum ersten Mal seit Beginn der NATO-Angriffe auf Jugoslawien am 24.
    März treffen einander die Außenminister der beiden militärischen Großmächte, um über eine Lösung des Konflikts zu beraten.
    Bisher waren die Positionen eindeutig und gegensätzlich.
    Die USA, führende Kraft in der NATO, wollten mit militärischen Mitteln erzwingen, dass die Kosovo-Albaner nicht mehr aus ihrer Heimat vertrieben werden, dass die Flüchtlinge zurückkehren dürfen und dass sich das jugoslawische Militär aus dem Kosovo zurückzieht.
    Erst dann soll es Verhandlungen mit Präsident Slobodan Milosevic geben.
    Russland ist gegen die NATO-Schläge und hat vergangene Woche klargemacht, dass der Einsatz einer kämpfenden Bodentruppe, über die im Westen nachgedacht wird, völlig unannehmbar ist.
    Das Säbelrasseln aus Russland vergangene Woche wird zwar nicht als ernste Gefahr eines großen Krieges gesehen, war aber als Warnung auch nicht zu überhören.
    Russland will sich auf der internationalen politischen Bühne nicht ins Abseits stellen lassen, ist aber andererseits von westlichen Krediten abhängig, die an eine gewisse wohlwollende Haltung Russlands gebunden sind.
    Der Westen weiß aber auch, dass der Weg zu Friedensverhandlungen mit Jugoslawien vermutlich über Russland führen wird.
    Es gibt also gegenseitige Abhängigkeiten.
    Vor dem heutigen Treffen gab es keine inhaltlichen Statements von Albright oder Ivanov.
    Die amerikanische Außenministerin bemerkte vor ihrer Abreise nach Oslo lediglich knapp.
    Wir werden versuchen, dass Russland ein Teil der Lösung für das Kosovo-Problem ist, sagt Frau Albright.
    Worum genau es in dem heutigen Gespräch gehen wird, war zu Beginn noch nicht bekannt.
    Russland drängt aber ebenso wie Deutschland auf ein Treffen der G8, also der wichtigsten Industrienationen und Russlands.
    Vermutlich wird auch darüber geredet, ob und wie Russland in eine internationale Friedenstruppe eingebunden werden kann.
    Die Signale an Russland sind in den vergangenen Tagen immer stärker geworden.
    So hat etwa Frankreichs Präsident Chirac mit dem russischen Präsidenten Yeltsin telefoniert.
    Der britische Außenminister Cook sagte, Russland sei in einer internationalen Friedenstruppe willkommen, warnte aber davor, von Russland Zauberformeln für einen Frieden zu erwarten.
    Auch UNO-Generalsekretär Kofi Annan ist nach eigenen Worten jederzeit zur Vermittlung bereit.
    Er wurde auch zu einem Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs morgen in Brüssel eingeladen.
    Nach wie vor bleiben aber die Bedingungen an Jugoslawien aufrecht.
    Vor Verhandlungen muss es ein Ende der Vertreibungen von Kosovo-Albanern geben.
    Vergangene Nacht hat die NATO wieder zugeschlagen und strategische Ziele anvisiert.
    Die Treibstoffproduktion in Jugoslawien ist nach Angaben des amerikanischen Verteidigungsministeriums zum Erliegen gekommen, nachdem fast alle Raffinerien und Treibstofflager getroffen wurden.
    Auch heute Nacht brannte eine der größten Raffinerien in Pancevo, einem Vorort von Belgrad.
    Die NATO sagt, sie habe dadurch die Bewegungsmöglichkeiten der jugoslawischen Armee stark eingeschränkt.
    Zerstörte Brücken und Verkehrsknoten sowie ausgeschaltete Kommunikation, also Funk, Telefon oder ähnliches, tun ein Übriges, um eine militärische Lebung herbeizuführen.
    Soweit Fabio Polli.
    Die NATO-Außenminister haben gestern in Brüssel betont, eine Friedensinitiative zur Beilegung des Kosovo-Konfliktes sollte selbstverständlich unter Einbeziehung Russlands gesetzt werden.
    Heute konferieren in Oslo also US-Außenministerin Albright und der russische Außenminister Ivanov über die Jugoslawien-Krise.
    Vor dem Hintergrund der Gespräche hat heute der stellvertretende russische Außenminister Avdejew neuerlich ein Ende der Luftangriffe verlangt.
    Ebenso interessant für die heutigen Gespräche zwischen den USA und Russland ist der Umstand, dass Jugoslawien versucht einen weiteren Keil in das Verhältnis zwischen dem Westen und Russland zu treiben.
    So hat gestern das jugoslawische Bundesparlament um Aufnahme in eine Union mit Russland und Weißrussland ersucht.
    Die russische Position in der aktuellen Lage analysiert aus Moskau Georg Dox.
    Die einen werfen Farbbeutel auf die Fassade der amerikanischen Botschaft, die anderen träumen von einer russisch-serbischen Allianz.
    Die Stimmung in Moskau ist gegen die NATO-Schläge und die russisch-amerikanischen Beziehungen sind so schlecht wie schon lange nicht mehr.
    Russland ist der Ansicht, der NATO-Einsatz hat die Vertreibung der Kosovo-Albaner nur beschleunigt und verschlimmert.
    und verurteilt die hier zumindest behauptete Unterstützung der UCK durch die Verteidigungsallianz.
    Die Widersprüche könnten größer nicht sein und lassen sich nur schwer von der diplomatischen Formel kaschieren, man sei sich eben einig, in dieser Frage uneinig zu sein.
    Bei den russisch-amerikanischen Beziehungen steht aber mehr auf dem Spiel als der Kosovo.
    Zwar blockiert die Duma die Ratifizierung des Staat-II-Abrüstungsvertrages und jetzt auf ein Einlenken zu warten wäre illusorisch, doch die Abrüstungsverhandlungen für Staat III sind längst im Gange.
    Verträge über die gemeinsame Entsorgung strahlender Rüstungsabfälle hätte Primakov in Washington bereits unterzeichnen sollen, doch der Ausbruch der Krise hat die Reise des russischen Ministerpräsidenten im letzten Moment platzen lassen.
    Der slawische Bund zwischen Serbien, Russland und Weißrussland mag mehr mit der spezifischen Stimmungslage in den drei Ländern zu tun haben,
    Die von Moskau im Interesse seiner Rüstungsindustrie betriebene Annäherung zwischen Indien, China und Russland ist aber für die Vereinigten Staaten sicherlich bedrohlicher als die Träume in Belgrad, Minsk und Moskau.
    Das Treffen zwischen der Außenministerin der Vereinigten Staaten Madeleine Albright und dem russischen Außenminister Igor Ivanov muss hier die richtige Gewichtung wiederherstellen.
    Russland hat das Ablocken seiner bisherigen Initiativen mit Ärger zur Kenntnis genommen.
    Die Vereinigten Staaten hätten es mit dem Treffen Ivanov-Albright auch nicht eben eilig gehabt, zitierte heute die Moskauer Wirtschaftszeitung Kommersant, ungenannte Quellen im russischen Außenministerium und kann sich den Seitenhieb nicht verkneifen, dass es mit den anderen NATO-Staaten
    ohnehin keinen Sinn habe, zu verhandeln.
    Zu den außenpolitischen Querelen kommt, dass der Kosovo-Konflikt in Russland selbst die innenpolitische Stimmung aufgeheizt hat und niemand mehr offen von Reformen, Marktwirtschaft oder einem westlichen oder gar amerikanischen Rollenmodell sprechen will.
    Schadensbegrenzung ist also gefragt.
    Unser Mitarbeiter Franz Renner war jetzt zwei Wochen lang in Albanien unterwegs, im Schwerpunkt an der Grenze zum Kosovo und hat dort das Flüchtlingsschicksal um die Kosovo-Flüchtlinge voll miterlebt.
    Herr Renner, zurück wieder in Österreich.
    Wenn Sie Ihren Aufenthalt in Albanien Revue passieren lassen, welche Bilder haben sich Ihnen da besonders eingeprägt?
    Es sind natürlich, muss ich fast sagen, die Bilder vom Flüchtlingsstrom, von den Flüchtlingen, die aus dem Kosovo nach Albanien kommen.
    Und ein Bild, das sich da bei mir am stärksten festgefressen hat im Hinterkopf, das sind diese tausenden und abertausenden Traktorgespanne, die aus dem Kosovo kommen.
    Alte Traktoren mit Anhängern hinten dran, die mit einer Plastikplane überzogen sind und wo auf einer Fläche von vielleicht sechs Quadratmetern.
    10, 15 Menschen sitzen, meistens Frauen, Kinder und noch zusammengepfercht zwischen dem bisschen an Hausrat, das sie mitnehmen konnten.
    Der stärkste Eindruck vielleicht und ein Eindruck, der erst langsam kommt, weil man, wenn man unten im Land ist, sich diesem Eindruck ja fast verschließen muss, weil man es sonst nicht wirklich durchhält, das sind die Erzählungen der Flüchtlinge, die Erzählungen von dem, was sie in Kosovo erlebt haben.
    die Vertreibungen, die Brandschatzungen, die sie erlebt haben, die Erpressungen und auch die Morde.
    Wie haben sich denn die Flüchtlinge dann in Albanien verhalten?
    Ist da alles sehr diszipliniert oder relativ diszipliniert abgegangen?
    Es ist sehr diszipliniert abgegangen.
    Die Flüchtlinge, die einmal hier drüben waren, und das ist mein starker Eindruck, einmal froh, dass sie da sind, dass sie aus dem Kosovo weg sind, dass sie in Sicherheit sind und zumindest nicht mehr um ihr Leben bangen müssen.
    Der zweite Aspekt, der natürlich für jeden sofort aufgetaucht ist, zumindest für die meisten von Ihnen war, wie komme ich zu Wasser, wie komme ich zu Brot, wie kann ich meinetwegen mein Kind, meinen Säugling jetzt durch diese Tage bringen.
    Kinder, die wirklich total erschöpft waren, die tagelang unterwegs waren, die tagelang nichts zu trinken hatten.
    Nun wissen wir alle, Albanien ist doch selbst ein armes Land, wird mit dem Beinamen Armenhaus Europas versehen, hat selbst erst eine schwere innenpolitische Krise hinter sich gebracht.
    Jetzt helfen praktisch die Armen den Ärmsten.
    Wie sieht das eigentlich aus?
    Wie kann das überhaupt funktionieren?
    Das Bild vom Armenhaus Europas von Albanien ist bei uns ein dertiges Schlagwort, das aber, glaube ich, nicht mit den wirklichen und passenden Inhalten gefüllt ist.
    Für mich war es wirklich fast ein Schock und diesen Schock hatte ich jetzt auch, als ich zurückkam nach Österreich.
    Solche Bilder habe ich bis jetzt nur in Afrika gesehen.
    Also das ist dritte Welt, mehr oder weniger mitten in Europa.
    Die offizielle Sprachregelung in Albanien ist, wir helfen unseren Brüdern und Schwestern aus dem Kosovo.
    Und soweit ich das beurteilen konnte, ist das nicht nur die offizielle Sprachregelung, sondern das wird von den Albanern auch gelebt.
    Was wir gesehen haben im Norden Albaniens, in dieser Gegend, in die eben dieser Flüchtlingsstrom hineinkommt, ist, dass die meisten dort ihre Häuser, ihre Wohnungen geöffnet haben.
    Wir haben es teilweise selbst gesehen.
    Wir haben extreme Beispiele gehört von einer Familie, die in einer kleinen Wohnung
    20 und mehr Flüchtlinge zumindest vorübergehend aufgenommen hat.
    Die Albaner spenden Kleidung, sie spenden Lebensmittel, soweit sie es können und haben.
    Die Frage, die sich für mich stellt, ist, wie lange können sie das noch, ohne quasi selbst auf Dauer Verzicht üben zu müssen, ein Verzicht, den sie dann nicht durchhalten können.
    Daran möchte ich vielleicht gleich die Frage anschließen, wie hat denn die internationale Hilfe funktioniert, das internationale Katastrophenmanagement sozusagen?
    Das internationale Katastrophenmanagement hat am Anfang, wenn nicht ausgelassen, dann ist es zumindest zu langsam angelaufen.
    Es hat sich gezeigt, dass das
    Unerflüchtlingshochkommissariat, das UNHCR, auf eine Situation, die so kompliziert ist wie in Albanien, wo es nicht nur gilt jetzt aufs Erste zu versorgen, mit einigen wenigen Hilfsorganisationen im Hintergrund, sondern in einer Situation, wo in der Nähe Krieg stattfindet, wo die Militärs viel mitzureden haben, wo wirklich unglaublich viele Hilfsorganisationen aus ganz Europa, auch von außerhalb Europas nach Albanien kommen,
    da hat das UNHCR, glaube ich, wirklich den Überblick verloren.
    Und ich glaube, dass es jetzt durchaus besser geworden ist, aber nicht deshalb, weil das UNHCR die Lage in den Griff bekommen hat, sondern weil sich die, die vor Ort helfen wollen, mittlerweile ihre eigenen Strukturen aufgebaut haben, ihre eigenen Kommunikationswege.
    In Nordalbanien wird ja auch ein Österreich-Camp für die Kosovo-Flüchtlinge eingerichtet.
    Was wissen Sie, Herr Renner, was wird da besonders benötigt und läuft das jetzt voll an?
    Ich glaube, das ist mittlerweile voll angelaufen und wenn es bei uns vielleicht zum Teil Kritik daran gegeben hat, warum denn das so lange dauere, dann muss man wirklich berücksichtigen, wie denn die Situation vor Ort ist.
    Man kann sich hier nicht vorstellen, in welchem Zustand die Straßen sind.
    Also, wie transportiert man Hilfsgüter?
    Man kann sich nicht vorstellen, in welchem Zustand die Kommunikationseinrichtungen sind.
    Das heißt, wie telefoniere ich von Skodra im Norden nach Tirana in den Süden?
    Das geht mit den Leitungen im Land nicht.
    Ich muss eine eigene Kommunikationsstruktur aufbauen.
    Und das dauert dann eben alles.
    Und man darf nicht vergessen, dass es da in Skoda darum geht, eine kleine Stadt, eine Stadt für 5.000 Menschen zu errichten.
    Es wird praktisch auf der grünen Wiese gebaut.
    Dort gibt es nichts.
    Dort gibt es keine Wasserversorgung, keine Entsorgung von Müll meinetwegen.
    Es gibt keine Kochmöglichkeiten.
    Das alles muss dort jetzt erst errichtet werden.
    Und wenn man sich vorstellt, in Österreich eine Stadt für 5.000 Menschen zu bauen, dann geht das auch nicht innerhalb einer Woche.
    Und wenn man das alles berücksichtigt, glaube ich,
    hat das Bundesheer, hat das Rote Kreuz doch recht gute Arbeit geleistet.
    Und ich glaube, dass es jetzt recht schnell vorangehen wird.
    Herzlichen Dank, Franz Renner, für dieses Gespräch.
    In diesem Zusammenhang gleich ein Programmhinweis.
    Franz Renner wird heute Abend in unserem Journal Panorama ab etwa 18.20 Uhr ebenfalls zu Gast sein und dann nochmals ausführlich seine Eindrücke in Albanien schildern.
    Jetzt im nächsten Beitrag nach Serbien.
    Schon lange vor der serbischen Offensive im Kosovo hat Slobodan Milošević die unabhängigen Medien in Serbien immer mehr an die Kandare genommen und etwa den populären Radiosender Studio B92 immer wieder bedroht.
    Zu Beginn der NATO-Luftangriffe wurde der Sender geschlossen und nur mehr eine Internetversion sendet, noch zeitverzögert.
    Die Medien in Jugoslawien sind seit Beginn des Krieges praktisch gleichgeschaltet und natürlich voll in die Propagandamaschinerie eingebunden.
    Wie man von den staatlichen Medien in Jugoslawien informiert wird, das berichtet unser Korrespondent Zoran Opra aus Belgrad, der natürlich auch selbst der serbischen Zensur unterliegt.
    Nur wenige Minuten nach dem ersten NATO-Luftangriff auf Jugoslawien, am 24.
    März, rief die Bundesregierung den Kriegszustand im ganzen Land aus.
    Für die Medien in Serbien bedeutete dies eine drastische Umstellung, denn seit fast drei Wochen dürfen nur die Informationen wiedergegeben werden, die von amtlichen Stellen genehmigt sind.
    Zahlreiche Zeitungen erscheinen jetzt als dünne Sonderausgaben, alle mit gleichen Texten.
    Nur die regierungsnahe Tageszeitung Politica hat vom Vorkriegsformat nichts eingebüßt,
    Sogar die bunten Beilegen sind regelmäßig dabei.
    Dagegen musste das ehemals regierungskritische Wochenmagazin Vreme die Redaktionspolitik zur Gänze ändern.
    Zweimal in der Woche erscheint jetzt Vreme im Zeitungsformat mit den Texten, die der staatlichen Fortschrift angepasst sind.
    Bei den elektronischen Medien haben die staatlichen Programme das Sagen.
    Die Nachrichten, zu jeder vollen Stunde ausgestrahlt, beginnen meistens mit den Mitteilungen aus dem Kriegskabinett des jugoslawischen Präsidenten.
    Die Bilder informieren dann die Zuschauer über, wie es im Originalton heißt, verbrecherische und kriminelle NATO-Angriffe.
    Doch auch im Krieg hat das Fernsehpublikum in Serbien die Möglichkeit, andere, zum Beispiel private Fernsehprogramme zu empfangen.
    Während das Stadtfernsehen Studio B die Bürger über den jeweiligen Fliegeralarm informiert und praktische Ratschläge für Notsituationen erteilt, stärkt der BK-Kanal mit historischen Beiträgen über serbische Kultur die Moral der Bevölkerung.
    Doch wer in diesen Kriegstagen nach Unterhaltung sucht, kommt auch auf seine Kosten.
    Das erste Programm strahlt Filme über den Zweiten Weltkrieg und den Partisanenkampf aus.
    TV Politiker bemüht sich dagegen, um die Zerstreuung von Kindern und Jugendlichen.
    So stehen jeden Vormittag Zeichentrickfilm-Klassiker von Walt Disney auf dem Programm.
    Aus der Märchenwelt von Aschenputtel oder Schneewittchen werden die Zuschauer immer dann zurückgeholt, wenn neue Nachrichten über Luftangriffe oder Entwarnungen durchgegeben werden.
    Im Kosovo selbst gibt es weiter tagtäglich Kämpfe zwischen serbischen Armee und Polizeieinheiten auf der einen Seite und der Kosovo-Befreiungsarmee UCK auf der anderen Seite.
    Und hier gibt es jetzt eine bemerkenswerte Meldung, die auch nach Österreich hineinspielt.
    Die UGK wirbt nämlich im Ausland freiwillige Kämpfer an.
    Auch hier bei uns.
    50 Männer aus Graz, 100 aus Wien, hier lebende Albaner werden sich in den nächsten Tagen bei der UGK zum Kriegsdienst melden, heißt es.
    Clemens Stadelbauer berichtet.
    Der 48-jährige Hüsni Kokolari hat heute Nacht zum letzten Mal in Wien die Milch zugestellt.
    Jetzt hat er sich zwei Monate Urlaub genommen, um freiwillig in den Dienst der Kosovo-Befreiungsarmee zu treten.
    Die Kontaktaufnahme mit der UCK erfolgt über Mittelsmänner im jeweiligen Land.
    Heute Nachmittag holt sich Kokolari seine Uniform ab und am Abend geht es dann mit dem Bus nach Albanien.
    Heute bin ich den letzten Tag in Wien.
    Auf Nacht wollte ich mit dem Bus nach Albanien.
    Ich habe mit der UCK vorher gesprochen, wir haben eine Liste gemacht.
    Ich habe gesagt, ich bin 48 Jahre alt, ich bin schon alt.
    Ich habe gesagt, bitte, ich will das kommen.
    Ich kann nicht mehr in Österreich leben, weil das ist sicher alles, was man da unten sagt.
    50 Freiwillige aus Graz und 100 aus Wien werden sich bei der UCK in der albanischen Hafenstadt Durres freiwillig zum Kriegsdienst melden.
    Wir fahren nach Tours, nach Tours ist dann, wir sind in Uchakal seine Hände, da warten wir vor.
    Da viele Freiwillige keine militärische Ausbildung haben, werden die Rekruten zunächst in Camps im Norden des Landes eine zweiwöchige Ausbildung bekommen.
    Dann geht es über die mazedonische oder albanische Grenze rein in den Kosovo.
    Dort sollen sich laut Hüsni Kokolari bereits 60.000 UGK-Kämpfer befinden, darunter auch die Führer der Kosovo-Befreiungsarmee.
    Weitere 200.000 Freiwillige warten in Albanien auf ihren Einsatz.
    Und so wie es aussieht, werden in den nächsten Tagen noch viele Tausende aus der ganzen Welt hinzukommen.
    Clemens Stadelbauer berichtete.
    Im Folgenden zu einem Bericht mit einer wirtschaftlichen Österreich-Tangente zum nunmehrigen Jugoslawien-Krieg.
    Österreichs Schifffahrt wird in Mitleidenschaft gezogen.
    Besonders betroffen ist die österreichische Frachtschifffahrt auf der Donau.
    Einzelheiten dazu von Harald Weiglein.
    Vor allem fünf große Frachtunternehmen leiden unter der Totalsperre der Donau.
    Sie verlieren jeden Tag insgesamt fünf Millionen Schilling.
    250 Beschäftigte sind von den Ausfällen direkt betroffen.
    Eine bittere Pille, meint Alexander Pikniczek, Geschäftsführer des Fachverbands der Schifffahrt.
    Die Frachtschifffahrt hat sich nach der ersten Jugoslawien-Krise eigentlich schon sehr erholt gehabt.
    Die Fahrten waren planmäßig schon bis zum Schwarzen Meer, meistens Konstanze.
    Und da ist der Einbruch schon gravierend.
    Etwas besser dürfte die Situation im Personenverkehr sein.
    Hier wird viel vom Regionalverkehr aufgefangen, der von den Bomben in Jugoslawien kaum beeinträchtigt wird.
    Wir haben eigentlich für die Donau vor einigen Wochen noch sehr, sehr positiv in die Zukunft geblickt.
    Insgesamt waren 47 Kreuzfahrtschiffe für Bassa und auch für Wien angesagt.
    Zwischenzeitlich hat sich das etwas reduziert.
    Wir haben noch nicht den genauesten Stand.
    Aber vor allem Touristen aus Amerika und Japan würden beginnen, ihre Buchungen zu stornieren, sagt Gerhard Skow, Präsident der Werbegemeinschaft Die Donau.
    Mit Aktionen soll hier gegengesteuert werden.
    So wird der Saisonbeginn am 1.
    Mai mit einem Tag der Schifffahrt begangen.
    Zahlreiche Events sollen das Interesse der Touristen wieder steigern.
    Harald Weiklein berichtete uns soviel fürs erste Mittagsschanal zur Jugoslawien-Krise und wir werden gegen Ende des Mittagsschanals von der offiziellen Verabschiedung eines Kosovo-Hilfstransportes in Wien berichten, soweit dieser Hinweis.
    Themenwechsel.
    Für jeden Autofahrer ist das eines der schlimmsten Dinge, die man sich vorstellen kann, ein Brand in einem Tundel.
    Genau das ist vor einigen Wochen passiert und hat wahrlich keine Übertreibung zu einem Flammen-Inferno geführt.
    Mindestens 40 Menschen verloren bei einer Brandkatastrophe im Mont-Blanc-Tunnel zwischen Italien und Frankreich ihr Leben.
    Mehrere Tage brannte es in dem Tunnel, die Hilfsmannschaften konnten das Feuer zunächst gar nicht einmal löschen.
    Die Brandkatastrophe löste eine umfassende Diskussion um die Sicherheitsvorkehrungen in dem Tunnel aus.
    Es gab scharfe Kritik, wonach das Sicherheitskonzept für den Mont-Blanc-Tunnel veraltet gewesen wäre.
    Heute wurde ein erster offizieller Untersuchungsbericht zur Tunnelkatastrophe präsentiert und Evert Waroch berichtet.
    Schon kurz nach dem tagelangen Brand im Mont Blanc-Tunnel hatten die Spekulationen und Schuldzuweisungen rund um die Unglücksursache begonnen.
    Heute bestätigt der erste Bericht der vom französischen Transport- und vom Innenministerium eingesetzten Technischen Untersuchungskommission, dass eine Verkettung mehrerer, möglicherweise vermeidbarer Umstände dafür verantwortlich gemacht werden kann.
    dass der Brand eines belgischen LKWs im Inneren des Tunnels die Katastrophe ausgelöst hat.
    Konkret wird davon gesprochen, dass eine Fehlschaltung des Entlüftungssystems auf italienischer Seite das Feuer durch die Zufuhr von Frischluft weiter angeheizt haben könnte.
    Darüber hinaus werden Koordinationsprobleme zwischen den französischen und italienischen Betreibergesellschaften hervorgehoben.
    Einmal mehr weisen die französischen Experten erneut auf das Fehlen einer zweiten Tunnelröhre zur Evakuierung der Opfer hin, sowie auf die unzureichend isolierten Brandschutzräume.
    Wobei die Opferbilanz in diesem Bericht auf 41 Tote erhöht worden ist.
    Nach wie vor allerdings eine nur vorläufige Zahl, konnten doch bis jetzt noch immer nicht alle Fahrzeuge aus dem Tunnel gebracht werden.
    Während die Aufräumungsarbeiten damit also weitergehen, wird nun damit gerechnet, dass der Tunnel für mehrere Monate, möglicherweise sogar bis zu einem Jahr geschlossen bleiben wird.
    Evert Harroch berichtete.
    Eine Minute nach halb eins ist es jetzt.
    US-Präsident Bill Clinton hat sein Absetzungsverfahren in den USA gut überstanden.
    Das Parlament erwies entsprechende Anträge mehrheitlich zurück.
    Die sechs Aferium Monica Lewinsky und das Verhalten des US-Präsidenten in dieser Causa waren der Auslöser für das Amtsenthebungsverfahren.
    In Russland läuft ebenfalls ein Amtsenthebungsverfahren gegen den dortigen Präsidenten Boris Jelzin.
    Im Falle des Kreml-Chefs geht es in erster Linie um wirtschaftspolitisches Versagen, das man ihm vorwirft und zum Grund für eine Abberufung machen möchte.
    Die Abstimmung über das Amtsenthebungsverfahren in der russischen Duma, dem Parlament, war ursprünglich bereits für Donnerstag dieser Woche vorgesehen, wurde jetzt aber um mindestens einen Monat verschoben.
    Barbara Ladinser berichtet aus Moskau.
    Als die kommunistische Partei vor einem Jahr ein Amtsenthebungsverfahren gegen ihren Erzfeind Boris Jelzin anstrengte, nahm die Initiative niemand besonders ernst.
    Zum einen saß Jelzin damals noch fest und unverrückbar auf seinem Thron.
    Und zum Zweiten ist das Verfahren selber juridisch so kompliziert, dass es als wenig aussichtsreich gilt.
    Heute, angesichts der veränderten Machtballons, birgt es allerdings enormen innenpolitischen Sprengstoff.
    Zunächst aber zu den Anklagepunkten im russischen Impeachment-Verfahren, das auch hier genauso wie in Amerika Impeachment heisst.
    Das, was die Abgeordneten Jelzin vorwerfen, lässt die Anklagen gegen Bill Clinton im Zusammenhang mit Monica Lewinsky wie Kindereien aussehen.
    Jelzin soll angeklagt werden, erstens wörtlich wegen Genozid am russischen Volk durch eine verfehlte Wirtschaftspolitik, zweitens wegen widerrechtlicher Auflösung der Sowjetunion und drittens wird ihm der Zerfall der Armee angelastet.
    Vierter Punkt ist der Schießbefehl auf das russische Parlament im Jahr 1993.
    Diese vier Punkte sind umstritten und eine Frage der politischen Einschätzung.
    Der fünfte Punkt könnte für Yeltsin allerdings fatal werden.
    Als Oberkommandierenden der Streitkräfte wird er für den Tod von zehntausenden Menschen in Tschetschenien verantwortlich gemacht.
    Diesen Anklagepunkt unterstützen nämlich auch die oppositionellen Demokraten der Jabloko-Partei von Grigori Javlinski.
    Er könnte daher als einziger Punkt die benötigte Zweidrittelmehrheit in der Staatsduma finden.
    Den Kommunisten geht es um eines.
    Das Impeachment darf nicht schon an seiner ersten Hürde, der Abstimmung in der Staatstumme, scheitern.
    Bekommt auch nur ein Punkt hier die nötigen Stimmen, wäre ihr Triumph über Jelzin perfekt.
    Seine Autorität wäre ein weiterer schwerer Schlag versetzt und die Demütigung für den Machtmenschen Jelzin wäre ungeheuerlich.
    Nur um ganz sicher zu gehen, haben die Kommunisten eingewilligt, die für morgen geplante Abstimmung zu verschieben.
    Von Mitte Mai ist jetzt die Rede.
    Die Kommunisten wollen bis dahin nämlich durchsetzen, dass offen abgestimmt wird und nicht wie geplant geheim.
    Es geht, Parteichef Suganow, um die Kontrolle über mögliche Abweichler.
    Denn es ist nicht einmal ein Geheimnis, dass Stimmen in der Duma auch käuflich sind.
    Und der Kreml hat seinerseits alles getan, um gegen das Impeachment Stimmung zu machen.
    In Moskau kochte zuletzt die Gerüchteküche über.
    Jelzin würde die Duma auflösen, um die Abstimmung von vorne herein zu verhindern, hieß es.
    Es reicht, wenn er Primakov entlässt.
    Die Auflösung der Duma folgt dann automatisch.
    Von einem Verbot der kommunistischen Partei war die Rede, oder gar davon, dass Jelzin den Ausnahmezustand ausrufen und allein regieren könnte.
    Dass die erste Abstimmung nun hinausgezögert wird, bringt eine kurze Entspannung.
    Aber der destabilisierende Machtkampf zwischen dem Kreml und der kommunistisch dominierten Duma ist damit noch lange nicht ausgestanden.
    Barbara Ladinser berichtet aus Moskau.
    Der designierte EU-Präsident Romano Prodi hat heute vor dem Europäischen Parlament in Straßburg sein politisches Programm vorgestellt.
    Prodi wird Jacques Santer nachfolgen, der vor einigen Wochen mit der gesamten bisherigen EU-Kommission zurückgetreten war.
    Korruptionsaffären in der EU waren der Auslöser für diesen Schritt.
    Vom ersten offizielleren EU-Auftritt Romano Prodis vor dem Europäischen Parlament in Straßburg berichtet Astrid Plank.
    Romano Prodi hat es seinen Zuhörern nicht leicht gemacht.
    Mit einem italienischen Wortfeuerwerk skizzierte er am Vormittag seine Vorhaben für die EU.
    Konkrete Absichtserklärungen blieb er aber weitgehend noch schuldig.
    Europa befinde sich in einem großen Wandel, neben dem zu begrüßenden Zusammenwachsen der europäischen Länder seien steigende Arbeitslosigkeit, Migration und Flüchtlingsproblematik Elemente, die Europas Bürger ängstigen würden.
    Stärkeres Wirtschaftswachstum und vermehrte Investitionen, vor allem im Bereich der Hochtechnologie, müssten helfen, um Arbeitslosigkeit und diese Ängste abzubauen.
    Zugleich müssten die nationalen Wirtschaftspolitiken besser als bisher koordiniert werden.
    In der EU selbst sei die Reform aller Institutionen notwendig, so Prodi weiter.
    Für seine Ankündigung, dass die Kommission in Zukunft effizienter, offener und verantwortungsbewusster arbeiten werde, erntete Prodi zustimmenden Applaus der EU-Abgeordneten.
    Unsere Arbeit wird transparent sein, die Verantwortung werden die Kommissare sowohl kollegial als auch individuell tragen.
    Wohlwollen erntete Brody auch für seine Ankündigung, dass er nun doch nicht für die EU-Wahl am 13.
    Juni kandidieren wird.
    Ursprünglich hatte der designierte Kommissionspräsident ja vorgehabt, noch selbst in die Wahl zum Europäischen Parlament zu gehen, was möglich wäre, weil er erst später das Amt des Kommissionspräsidenten annehmen wird.
    Diese Absicht ist dem früheren italienischen Premierminister aber von vielen negativ ausgelegt worden.
    Prodi heute in Straßburg.
    Ich habe beschlossen, dass ich nicht zu den Kandidaten gehören werde.
    Ich werde nicht kandidieren, obwohl rechtlich nichts dagegen sprechen würde.
    Denn, so Prodi weiter, seine Kandidatur hätte die Gefahr einer Spaltung in sich geborgen.
    Er sei aber dazu da, zu vereinen und nicht zu spalten.
    Astrid Plank berichtete aus Straßburg.
    Die Münze Österreich hat heute eine der letzten neuen Schilling-Münzen vor der Währungsumstellung auf den Euro vorgestellt.
    Es ist eine Silbergedenkmünze, der Nennwert beträgt 500 Schilling.
    Ernst Weinisch mit Details zum neuen Silber 500er.
    Die Tage des Schilling sind gezählt und damit auch die Tage der Silber 500er.
    Jetzt kommt die letzte Serie dieser Münzen auf den Markt.
    Der neue 500er zeigt die Rosenburg im Waldviertel.
    Die Serie Österreichs Burgen wird nicht nur historische Bauwerke zeigen, sondern auch eine historische Währung.
    sein, wobei eines bemerkenswert ist, nämlich der Umstand, dass der Nennwert für alle Zeiten garantiert ist und das bedeutet, dass sie nach dem 01.01.2002 zumindest nach dem heutigen Stand 36,3364 Euro erhalten werden.
    sagt Kurt Mayer, Direktor der Münze Österreich.
    Die Sammlerstücke werden also auch nach der Währungsumstellung ihren Wert behalten.
    Insgesamt werden vom Rosenburg 500er 175.000 Stück geprägt.
    Ab morgen ist die Silbergedenkmünze erhältlich.
    Das war ein Bericht von Ernst Wainisch.
    Jetzt zu einem Gesundheitsthema.
    Impfen hat durch neue Technologien eine völlig neue Wertigkeit bekommen.
    Denn die Medizin kann bereits vor so vielen Krankheiten schützen, dass man in Zukunft vor den meisten Infektionskrankheiten keine Angst mehr zu haben braucht.
    Forscher haben heute völlig neue Möglichkeiten vorgestellt.
    Edith Bachkönig informiert.
    Essbare Impfstoffe und Gen-Impfstoffe sind die Zukunft, an denen aber bereits erfolgreich gearbeitet wird.
    So wird in Bananen alles verpackt werden, was Kinder an Schutz brauchen, von Masern über Röteln bis zu gefährlichen Durchfallerkrankungen.
    Und in Wien wurde eine weltweit erste Gen-Methode entwickelt, ein Impfstoff, bei dem Gene gemischt mit feinen Goldpartikeln geimpft werden und der Körper dann die Abwehrstoffe selbst produziert.
    Das Wiener Institut für Virologie der Universität Wien hat damit weltweit Aufsehen erregt.
    Vor allem, weil man sich dadurch teure Impfstoffproduktionsanlagen erspart.
    Konkretes gibt es in der Kindermedizin.
    Der lange erwartete Fünffachimpfstoff ist da, der die wichtigsten Kinderschutzimpfungen in einer Impfung zusammenbringt.
    Deshalb müssen die Eltern nunmehr drei statt 15 mal zum Arzt, sagt Professor Herve Kolaric vom Institut für Tropenmedizin der Universität Wien.
    Erstmals gibt es auch einen Schutz vor sogenannten Rotaviren.
    Viren, die Durchfall bei Kindern verursachen.
    Jedes Kind erkrankt bis zum fünften Lebensjahr einmal daran.
    Viele müssen ins Krankenhaus.
    Eine Durchimpfung könnte 150 Millionen Shilling an Krankenhausgeld ersparen pro Jahr.
    Auch gegen Feuchtblatten gibt es einen neuen Impfstoff.
    Nicht nur für Kinder, auch für Erwachsene gibt es neue Schutzimpfungen, vor allem bei Reiseerkrankungen.
    In der Reisemedizin rechnen wir in der nächsten Zukunft mit Vakzinen gegen den Dengue-Virus.
    Das ist eine sehr häufige fieberhafte Infektionskrankheit bei Fernreisen.
    Noch in fernerer Zukunft, aber noch immer im Gespräch sind natürlich Impfstoffe gegen Malaria.
    Wir würden uns sehr wünschen, Impfstoffe gegen Hepatitis C, aber da ist noch alles weit in der frühen Entwicklungsphase und natürlich das Hauptziel wird immer bleiben, einen vernünftigen HIV-Impfstoff zu entwickeln, aber davon ist auch vorläufig keine Rede.
    Aber was wir sicher in nächster Zeit bekommen zum Beispiel, ist ein Impfstoff gegen die sogenannte Borreliose.
    Das ist also diese bakterielle, durch Zecken übertragene Infektionskrankheit.
    Hier gibt es bereits einen Impfstoff in den Vereinigten Staaten, der allerdings nicht für die europäischen Borreliosysteme geeignet ist.
    Aber wir rechnen damit, dass auch in Europa in absehbarer Zeit hier ein Impfstoff kommen wird.
    Ein schlechtes Zeugnis stellen die Ärzte und Forscher der Impfmoral der Österreicher aus.
    So hat die Universitätsklinik für Unfallchirurgie des AKH eine Studie über Diphterieimpfungen gemacht.
    Bei der ist herausgekommen, dass ein Viertel derjenigen, die mit offenen Wunden in die Ambulanz kamen, nicht geimpft war.
    Ein weiteres Viertel nur mangelhaft.
    Bei den über 50-Jährigen waren es sogar mehr als drei Viertel, die keine Diphterie-Auffrischungsimpfungen hatten.
    Das ist schlecht für die Patienten, denn vor allem Nerven, Nieren und das Herz werden geschädigt.
    Jeder zehnte stirbt an den Folgeerkrankungen.
    Noch einen Mangel zeigten die Ärzte auf.
    In Österreich gibt es kein offizielles Überwachungssystem, das aufzeichnet, wie viele Menschen an Infektionen erkranken und wie viele geschützt werden könnten und das obwohl dies ein EU-Gesetz vorschreibt.
    Reaktion des Gesundheitsministeriums, ab dem zweiten Halbjahr 1999 soll es dies geben.
    Edith Brachkönig informierte.
    Einen Sensationsfund meldet die Wissenschaft.
    In Salzburg wurde demnach der älteste Wal Europas gefunden.
    Er stammt aus dem mittleren Äozehn, ist 45 Millionen Jahre alt.
    Verwandte dieser Urwale kennt man bisher nur aus Ägypten und Pakistan.
    So viel man weiß, konnten diese Wale noch an Land gehen, Ulrike Schmitzer berichtet.
    Es war ein Hobby-Sammler, der den Paläontologen Gottfried Tichy von der Universität Salzburg auf den Sensationsfund aufmerksam machte, ohne zu wissen, welchen Schatz er in Händen hatte.
    Wie der Wal genau aussah, wissen die Experten noch nicht, denn bis jetzt hat man nur Zähne des Tieres gefunden.
    Forscher Tichy erhofft sich von dem neuen Fund mehr Informationen über die Urwale.
    Dieser Wal gehört zu der Wurzelstufe der Wale.
    Die ersten Wale treten erst ab dem ER10 auf.
    Das ist die große Radiation, die Blütezeit der Wirbeltiere.
    Und auch die Wale zeigen schon große Anpassungen an dieses neue Milieu, nämlich an das Wassermilieu.
    Zwar haben diese primitiven Archäozeten noch nicht das, was unsere heutige Wale, seien es jetzt die Bartenwale oder die Zahnwale, auszeichnet, nämlich dieses Echolot-System, dürften sie noch nicht gehabt haben, nicht in diesem Sinne ausgeprägt wie heute, weil das Prämaxilar, das Vorderkiefer, nicht zusammengeschoben ist, auch nicht verdreht ist, es ist auch die Nasenöffnung noch nicht nach hinten verlagert, es waren also noch nicht so Behändeschwimmer.
    Doch wie kommt ein Wal nach Österreich?
    Das ist für die Wissenschaft schon lange kein Rätsel mehr.
    Dieser Urwal lebte in einem tropischen Meer im Bereich des heutigen Nordafrika, im sogenannten Urmeer Tethys.
    Durch Gesteinsverschiebungen bei der Bildung der Alpen wurden die über Millionen Jahre abgelagerten Sedimente in den Norden verfrachtet, in diesem Fall in den Salzburger Flachgau, sagt Paläontologe Gottfried Tichy.
    stammen eben aus dieser berühmten Fossilfundstelle von St.
    Pankratz, nördlich von Salzburg, die ja schon eine Unzahl von anderen Tieren geliefert hat, die zum Teil überhaupt nicht bearbeitet worden sind.
    Es gibt dort Krokodilzähne oder Krokodilkiefer sogar, es gibt Tapirzähne, es gibt eine ganze Reihe von anderen Säugetierzähnen, die man auch noch anschauen müsste, dann einige Reihe von Schildkröten.
    Ein Dissertant von mir hat da auch eine neue Art beschrieben zum Beispiel,
    Leider wird der Steinbruch jetzt eingestellt und es wird der Steinbruch verfüllt, womöglich für immer.
    Und das, bevor noch alle Funde ausgewertet werden können.
    Ein Bericht von Ulrike Schmitzer war das über den Sensationsfund aus dem Wissenschaftsbereich.
    Demnach wurde der älteste Wal Europas gefunden.
    Heute wird weltweit der Opfer des Holocaust gedacht.
    Israel ehrte die Millionen jüdischen Opfer der NS-Rassenpolitik.
    Mit zwei Schweigeminuten im ganzen Land heulten die Sirenen.
    Der Verkehr kam zum Stillstand.
    Landesweit wehen die Flaggen auf Halbmast.
    Kinos und Theater bleiben geschlossen.
    In Wien wurden am Vormittag in der israelitischen Kultusgemeinde die Namen der Wiener Opfer des Holocaust verlesen.
    Barbara Gromer berichtet.
    Die Nazis hatten sie ermordet und wollten ihre Identität auslöschen.
    Doch die Opfer des Holocaust sollen nicht vergessen werden.
    Die Namen der 65.000 getöteten Wiener Juden werden heute im Zentrum der Israelitischen Kultusgemeinde in der Seitenstettengasse verlesen.
    Die Lesung wird zwölf Stunden lang dauern.
    Auch in Berlin gedenkt man in einer zweitägigen Namenslesung der Holocaust-Opfer.
    In Israel haben die Gedenkveranstaltungen schon gestern in der zentralen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem begonnen.
    Seit den 50er Jahren werden in Yad Vashem die Namen der von den Nazis ermordeten Juden gesammelt.
    Demnächst wird eine Liste der Opfer auch im Internet veröffentlicht und die Suche nach den noch fehlenden Namen geht weiter.
    Denn die Opfer sollen auch im kommenden Jahrtausend nicht vergessen werden.
    Eine Minute nach dreiviertel eins ist es jetzt Kultur im Mittagschanal.
    Seit mehr als einem Jahr werden die beiden beschlagnahmten Schiele-Gemälde Bildniswalli und Tote Stadt aus der österreichischen Stiftung Leopold nun schon in New York zurückgehalten, weil die tatsächlichen Besitzverhältnisse ungeklärt sind.
    Die Rechtslage scheint kompliziert zu sein und ein Ende des juristischen Tauziehens ist kaum absehbar.
    Eugen Freund hat den Rechtsvertreter der Stiftung Leopold in New York zum derzeitigen Stand der Dinge befragt.
    Auch wenn sie nur drei Monate ausgestellt waren, die beiden Schiele-Bilder werden um einiges länger im Museum verbringen, als sie und ihre Besitzer es je geahnt haben.
    Jedenfalls, wenn man unter Besitzer die Leopold-Stiftung versteht, die die Bilder für die Ausstellung ursprünglich an das Museum of Modern Art verliehen hat.
    Denn zu den Besitzern, jedenfalls aus ihrer Sicht, zählen ja auch die zwei amerikanischen Familien, die Anspruch auf die Gemälde angemeldet und das Rechtsverfahren ins Rollen gebracht haben.
    gibt es absolut keine Beweise oder Hinweise darauf, dass die Leopold Stiftung oder das Museum von Modern Art oder der Herr Lauri, der Präsident von dem Museum ist, in irgendeiner Form ungesetzlich oder unrechtmäßig gehandelt haben.
    Stephen Harnik bringt die Sache auf den Punkt.
    Der Rechtsvertreter der Stiftung in New York ist empört, dass sich die Sache nun schon so lange hinzieht.
    Dem Staatsanwalt ist es in den vergangenen 15 Monaten nicht gelungen, irgendwelche Beweise für rechtswidriges Verhalten vorzulegen, sagt Stephen Harnik.
    Er hat auch keine Anklage erhoben.
    Eine Anklage gegenüber wem dann?
    Gegenüber Herrn Leopold?
    Das wissen wir nicht.
    Das ist die Frage.
    Ich meine, es kann Herrn... Es kann das MoMA sein.
    Es kann Mr. Lowry.
    Es kann... Das wissen wir nicht.
    Die Frage, die der Staatsanwalt untersuchen muss, ist relativ einfach.
    Haben Herr Leopold oder der Direktor des Museum of Modern Art, Glenn Lowry, oder das Museum selbst diese Bilder ins Land gebracht, im Wissen, dass es sich um gestohlenes Eigentum handelt?
    Er muss aber auch den Nachweis dafür erbringen.
    Es versteht sich von selbst, dass die genannten Institutionen und Personen diesen Vorwurf von sich weisen.
    Warum das so wichtig ist, erklärt sich aus einem eigenen Kulturgesetz, das Kunstgegenstände, die sich auf Ausstellungen befinden, vor der Beschlagnahme schützt.
    Mittlerweile sind fast alle Rechtsmittel ausgeschöpft, nun muss abgewartet werden, ob der Einspruch des Museums angenommen wird.
    Der Zeitablauf sieht jedenfalls so aus,
    dass das Appellationsgericht in ein bis zwei Monaten darüber entscheiden wird, ob es diese Angelegenheit noch einmal aufnimmt.
    Wenn das der Fall ist, dann kommt es im Spätherbst zur mündlichen Verhandlung und vielleicht zu Beginn des nächsten Jahres zu einem Urteil.
    Zwei Jahre nach der Beschlagnahme der Schiele-Bilder in New York.
    Soweit der Kulturbericht aus New York von Eugen Freund.
    Noch einmal im Mittagsschanal zurück zum Kosovo-Konflikt.
    Die Zahlen der internationalen Organisationen, die mit dem Kosovo-Konflikt befasst sind, ist natürlich hoch.
    Der Europarat nimmt sich nun eines Problems an, das eng mit der Vertreibung der Kosovo-Albaner aus ihrer Heimat verknüpft ist, dass nämlich die meisten Flüchtlinge ohne Papiere über die Grenze kommen, weil diese ihnen von den serbischen Milizen abgenommen werden.
    Und damit existieren diese Personen praktisch amtlich nicht mehr.
    Der Europarat versucht hier nun zu helfen.
    Es berichtet Stefan May.
    Viel kann der Europarat ja nicht tun, aber er versucht es in drei Richtungen, nicht nur in dieser soeben angesprochenen Richtung, sondern er hat auch noch zwei andere Felder, die er bearbeiten will.
    Das Größte ist eben das soeben Angesprochene mit den Ausweispapieren, die er an Flüchtlinge ausgibt und ihnen eine Art von Sozialversicherung zuteilwerden lassen möchte.
    Die Aktion leitet der Beauftragte des Generalsekretärs in Tirana.
    Zum zweiten setzt der Europarat sein Know-how ein bei der Beweissicherung von Menschenrechtsverletzungen.
    Da hat die Organisation bereits Erfahrungen aus dem Konflikt in Bosnien-Herzegowina.
    In diesem Fall geht es um die Suche von Zeugen und Gespräche mit Opfern.
    Eine mühselige Arbeit räumt Wolfgang Behrendt, der Vorsitzende der deutschen Delegation, in der parlamentarischen Versammlung ein.
    Die dritte Aktivität des Europarats im Hinblick auf die Kosovo-Krise ist die Einrichtung eines Sonderforums aus internationalen Organisationen noch im April, um gemeinsam mit der UNICEF ein Kinderprogramm auszuarbeiten.
    Das wurde gestern bei einer Sitzung in Paris beschlossen.
    Der Sozial- und Entwicklungshilfefonds wird das Geld dafür bereitstellen.
    Klagen gegen Ex-Jugoslawien beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte sieht der Europarat allerdings als ausgeschlossen an.
    Derartiges wäre deshalb erfolglos, weil nur Vertragsstaaten der Europäischen Menschenrechtskonvention geklagt werden können.
    Das aber ist Rest-Jugoslawien nicht.
    Soweit der Bericht aus Berlin und damit zurück nach Wien.
    Danke Stefan May.
    Und wir bleiben gleich beim Thema Kosovo.
    Die österreichische Bevölkerung beteiligt sich weiterhin enorm an den Hilfsprojekten für die Kosovo-Flüchtlinge.
    Die ORF-Kampagne Nachbar in Not Kosovo – Österreicher helfen – Postsparkassenkonto 7600111 erreichte gestern Abend bereits fast die 90 Millionen Schilling-Grenze.
    Am Ballhausplatz in Wien vor dem Bundeskanzleramt ist jetzt vor wenigen Minuten ein Nachbar-in-Not-Hilfstransport für die Kosovo-Flüchtlinge offiziell verabschiedet worden.
    Und vom Ballhausplatz, da meldet sich jetzt Gabi Waldner.
    Ja, leider die Verbindung zu unserem Schnellreportagewagen auf dem Ballhausplatz, der klappt leider derzeit nicht.
    Ich gebe in der Zwischenzeit ins Nachrichtenstudio zu Josef Wenzel-Natek.
    Norwegen, Bundesrepublik Jugoslawien.
    In Oslo sind heute die Außenminister der USA und Russlands, Albright und Ivanov, zur Erörterung der Kosovo-Krise zusammengetroffen.
    Beide Seiten wollen einen Ansatz zu einer politischen Lösung finden.
    Der Westen hat zuletzt mehrmals sein Interesse daran betont, Russland in derartige Bemühungen einzubinden.
    Russland macht die Einstellung der NATO-Luftangriffe zur Voraussetzung für eine diplomatische Lösung der Kosovo-Krise.
    Nach Einschätzung der NATO geht der jugoslawischen Armee und den paramilitärischen Einheiten durch die fortgesetzten Bombardements allmählich der Kraftstoff aus.
    Die jüngsten Luftangriffe galten der Ölraffinerie in Pancevo, der größten Jugoslawiens, der Raffinerie Novi Sad und Treibstoffdepots bei Sombor.
    Danke Josef Wenzel-Natek.
    Er hat jetzt diese ganze aktuelle Lage um den Kosovo-Konflikt und um den Jugoslawien-Krieg zusammengefasst aus dem Nachrichtenstudio und jetzt klappt offenbar die Verbindung auf den Ballhausplatz.
    Wie gesagt, vor wenigen Minuten ist ein Nachbar in Nothilfstransport für die Kosovo-Flüchtlinge offiziell verabschiedet worden, Gabi Waldner berichtet.
    Das Wetter hier heute am Ballhausplatz in Wien ist nicht freundlich dafür, aber die Gesten, mit denen die ersten Nachbarnot-Lkw auf ihre Reise geschickt worden sind.
    Bundeskanzler Klima und Vizekanzler Schüssel haben es sich heute nicht nehmen lassen, die Hilfstransporte samt Fahrern persönlich zu verabschieden.
    Bundeskanzler Klima.
    Ich wünsche in unser aller Namen
    diesem Konvoi der Menschlichkeit eine rasche und gute Reise zu jenen Menschen, die unsere Hilfe brauchen.
    In den sechs Lkw werden vor allem Zucker, Teigwaren, Öl und Aufstriche im Wert von etwa 1,3 Millionen Schilling transportiert.
    Einer der Fahrer der Lkw, Michael Schmidbauer, über seine Motivation, sich für diese Mission zu melden.
    Das ist einfach notwendig oder irgendjemand muss ja fahren.
    Das ist doch nichts.
    Die brauchen das.
    Die Karita sammelt, das Rote Kreuz, alles sammeln.
    Die Leute spenden wie die Verrückten.
    Irgendwer muss ja das unterführen, das Zeug.
    Haben Sie schon einmal so eine derartige Fahrt mitgemacht?
    Persönlich nicht.
    Waren Sie schon einmal in Albanien?
    Albanien auch nicht.
    Aber balkankundig sind Sie.
    Balkankundig, ja, ist richtig.
    Was haben Sie jetzt auf Ihrem LKW geladen?
    Ich habe ca.
    30 Paletten Öl, Speiseöl.
    Sind Sie alleine in der Fahrerkabine?
    Das ist richtig, ja.
    Wir fahren grundsätzlich alleine.
    Das heißt, wir fahren aber sehr wohl im Konvoi.
    Aber es ist allein, ohne weiteres zu schaffen.
    Dieser Konvoi, den Herr Schmidbauer angesprochen hat, wird sich vermutlich am Montag, nachdem alle sechs Wagen mit der Fähre via Triest bzw.
    Koper im albanischen Hafen Durres eingetroffen sind, in Bewegung setzen.
    Im Österreicher Camp in Skodra ankommen wird der Konvoi spätestens am Dienstag.
    Übrigens, mit dem heutigen Tag gibt es einen neuen Nachbar-in-Not-Rekord zu vermelden.
    Bis jetzt haben die Österreicher nämlich 123 Millionen Schilling gespendet.
    Soweit mein Bericht vom Ballhausplatz in Wien.
    Ich gebe damit zurück ins Studio des Mittagschanals.
    Das Wetter ist, wie wir von Gabi Waldner gehört haben, nicht nur am Ballhausplatz in Wien regnerisch.
    In ganz Österreich gibt es Regenschauer und sogar Schnee kann bis auf etwa 1000 Meter Seehöhe herunterfallen.
    Die Nachmittagstemperaturen 4 bis 10 Grad, im Südosten auch bis zu 13 Grad.
    Das war das Mittagschanal.
    Regie hatte Christel Reist, Tontechniker war Franz Trönker und als Moderator verabschiede ich Hans-Christian Scheiter.
    Einen schönen Nachmittag noch.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Wetter
    Mitwirkende: Sterzinger, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1999.04.13
    Schlagworte: Natur ; Klima und Wetter ; Vorschau ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Der kommende EU-Kommissions-Präsident Romano Prodi vor EU-Parlament
    Bericht von Astrid Plank mit Einblendung von Romano Prodis Rede
    Mitwirkende: Plank, Astrid [Gestaltung] , Prodi, Romano [Redner/in]
    Datum: 1999.04.13
    Ort: Straßburg [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; EU ; Parlament ; Verwaltung ; Reden und Ansprachen ; Wirtschaftspolitik ; Finanzpolitik ; Wissenschaftspolitik ; Landwirtschaft und Forstwirtschaft ; Wahlen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Kontinente / Europa
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Münze-Österreich mit der letzten 500-Schilling-Silbermünze
    Bericht von Ernst Weinisch mit Einblendung des Münze-Österreichs-Direktor Kurt Meyer, Motiv ist die Rosenburg im Waldviertel
    Mitwirkende: Weinisch, Ernst [Gestaltung] , Meyer, Kurt [Interviewte/r]
    Datum: 1999.04.13
    Schlagworte: Wirtschaft ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Währung ; Währungspolitik ; Pressekonferenz ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich ; Bundesland / Niederösterreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Rechtliche Hintergründe des Schiele-Bilderstreites
    Bericht von Eugen Freund mit Interview von Stephen Harnik
    Mitwirkende: Freund, Eugen [Gestaltung] , Harnik, Stephen [Interviewte/r]
    Datum: 1999.04.13
    Schlagworte: Kultur ; Bildende Kunst ; Politik Österreich ; Politik ; Justiz und Rechtswesen ; Zweiter Weltkrieg ; Völkermord und Holocaust ; Malerei ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; USA - Vereinigte Staaten von Amerika ; Österreich ; Deutschland, Deutsches Reich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1999.04.13
    Spieldauer 00:56:02
    Mitwirkende Scheid, Hans-Christian [Moderation] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1999.04.13 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
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    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
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