Mittagsjournal 1999.04.19

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Mittagsjournal.
    Durch die Sendung führt sie heute, Ilde Oberhofer.
    Es ist die vierte Kriegswoche am Balkan, ist kein Ende in Sicht, gibt es keine Alternative zu den täglichen Meldungen von Bomben, von Angriffen, von Zerstörungen, von Flucht, von Vertreibung, von menschlichem Elend?
    Kommt nach vier Wochen Krieg noch mehr Krieg oder gibt es Alternativen?
    Ich werde darüber heute im Journal mit dem deutschen Balkanexperten Professor Oschlisch sprechen.
    Außerdem hat Österreich eine Chance, bei einer humanitären Vermittlungsaktion mitzuhelfen.
    Es geht um Hilfe für die noch verbliebenen Albaner im Kosovo.
    Droht nach Bombardements von chemischen Anlagen und Fabriken eine Umweltkatastrophe in Teilen Jugoslawiens?
    Der Journalist Peter Schmid berichtet, was er gesehen hat.
    Sind die Nachrichtendienste in Österreich Informationszuträger für die NATO?
    Diese Frage stellt sich nach einem Bericht in der Washington Post.
    Was halten die Österreicher vom Krieg am Balkan?
    Es gibt eine neue Umfrage.
    Man steht hinter den NATO-Angriffen, ist aber skeptisch, was den Erfolg betrifft.
    Und außerdem die neu entflammte Neutralitätsdebatte in Österreich.
    Bundeskanzler Klima hat vorgeschlagen, die Neutralität fünf Jahre außer Streit zu stellen.
    Eines ist jetzt schon klar, die Neutralität, das wird ganz sicher eines der Wahlkampfthemen werden für die EU-Wahl, für die Nationalratswahl im Herbst.
    Themen aus Österreich.
    Die AUA erhöht ihr Eigenkapital.
    Wo bekommt man heute noch für Erspartes halbwegs gute Zinsen?
    Ernährungsbericht 98.
    Was essen die Österreicher?
    Was liegt uns im wahrsten Sinn des Wortes im Magen?
    Und Kultur in diesem Mittagsschanal.
    Die Jazz-Giganten Hank Jones und John Lewis gastieren in Wien.
    Zunächst aber Information kompakt.
    Markus Langer hat die Meldungen zusammengestellt und unser Sprecher im Mittagsschanal ist Christian Neber.
    Bundesrepublik Jugoslawien.
    Der Flüchtlingsstrom aus dem Kosovo hat auch zuletzt angedauert.
    Seit Ausbruch des Krieges in der südserbischen Provinz sind etwa 700.000 Menschen aus der Krisenregion geflüchtet.
    Albanien beherbergt bereits mehr als 300.000 Kosovo-Albaner, Mazedonien 130.000.
    Weitere 75.000 befinden sich in der jugoslawischen Teilrepublik Montenegro.
    Etwa 160.000 Flüchtlinge irren angeblich noch im Kosovo umher.
    Nach Angaben der UNO dürfen seit kurzem keine Flüchtlinge mehr den Kosovo verlassen.
    NATO-Generalsekretär Solana hat eingeräumt, es sei der NATO nach dreieinhalb Wochen intensiver Luftangriffe nicht gelungen, den jugoslawischen Präsidenten Milosevic zur Wiederaufnahme von Verhandlungen zu bewegen.
    Ein Abrücken von der bisherigen Strategie der NATO werde aber nicht erwogen, da auf diese Weise die jugoslawischen Streitkräfte erheblich geschwächt worden seien.
    In der vergangenen Nacht hat die NATO ihre Angriffe auf sechs jugoslawische Städte konzentriert.
    Jugoslawische Berichte über den angeblichen Abschuss dreier NATO-Flugzeuge wurden nicht bestätigt.
    Türkei.
    Die demokratische Linkspartei von Ministerpräsident Ecevit dürfte aus den gestrigen Parlamentswahlen gestärkt hervorgehen.
    Nach bisher vorliegenden Ergebnissen erreicht die Partei Ecevit etwa 22 Prozent der abgegebenen Stimmen.
    Es wäre dies ein Zugewinn von 8 Prozentpunkten.
    Die rechtsextreme nationalistische Aktion kommt auf mehr als 17 Prozent, sie hat ihren Stimmenanteil damit nahezu verdoppelt.
    Die Islamisten belegen nach massiven Verlusten nur mehr den dritten Platz.
    Auch die Parteien der früheren Ministerpräsidenten Yilmaz und Ciller haben deutlich verloren.
    Italien.
    Das Referendum über ein neues Wahlrecht ist gescheitert.
    Die erforderliche Mindestbeteiligung von 50 Prozent wurde knapp verfehlt.
    Ziel der Abstimmung war es, eine Entscheidung über die generelle Einführung des Mehrheitswahlrechts herbeizuführen.
    Derzeit wird in Italien ein Viertel der insgesamt 630 Mandate des Abgeordnetenhauses nach dem Verhältniswahlrecht vergeben.
    Österreich.
    Der FPÖ-Politiker Klaus Lukas legt alle seine Parteifunktionen zurück.
    Lukas war bisher parteifreier Abgeordneter für die FPÖ im Europaparlament sowie im Gemeinderat von Klagenfurt.
    Als Begründung für seinen Schritt nannte Lukas Differenzen mit der FPÖ in der EU-Politik.
    Anders als die Freiheitlichen befürwortet Lukas die Osterweiterung der EU.
    Der FPÖ-Bürgeranwalt Jossek schließt ein weiteres Verfahren des Ehrenrates in der sogenannten Causa Maischberger aus.
    Jossek kritisierte die Aussage von FPÖ-Generalsekretär Westenthaler, wonach der Freispruch Maischbergers vor dem Ehrenrat aufgrund von Verfahrensfehlern ein sogenanntes Nullum sei.
    Das Verfahren vor dem Ehrenrat war einberufen worden, nachdem Maischberger wegen Anstiftung zur Steuerhinterziehung rechtskräftig verurteilt worden war.
    Der Prozess um die Insolvenz des Konsumkonzerns wird fortgesetzt.
    Der frühere Generaldirektor Gerhardter und andere Mitglieder des einstigen Konsumvorstandes müssen sich wegen fahrlässiger Creda verantworten.
    Erste Zeugenaussagen sind für Mittwoch geplant.
    Libyen.
    Die Demokratische Republik Kongo und Uganda haben in Libyen ein Friedensabkommen geschlossen.
    Damit soll der seit neun Monaten andauernde Krieg im früheren Zaire beendet werden.
    Uganda hat bisher die Rebellen unterstützt, die gegen den kongolesischen Präsidenten Kabila kämpfen.
    Deutschland.
    Der Warenhauskonzern Karstadt und das Versandhausunternehmen Quelle planen eine Fusion.
    Der erweiterte Konzern mit dem geplanten Namen Karstadt-Quelle AG würde zu den größten Handelsunternehmen Europas ziehen.
    Der gemeinsame Umsatz wird mit umgerechnet 233 Milliarden Schilling beziffert.
    In Berlin haben die Feierlichkeiten zur Neueröffnung des Reichstagsgebäudes begonnen.
    In dem generalrenovierten Gebäude findet aus Anlass der Wiedereröffnung eine Sondersitzung des Bundestages statt.
    Auf dem Programm steht dabei unter anderem eine Regierungserklärung von Bundeskanzler Schröder zur Vollendung der deutschen Einheit.
    Das Ende des 19.
    Jahrhunderts errichtete Reichstagsgebäude wurde in den vergangenen vier Jahren nach den Plänen des britischen Architekten Sir Norman Foster umgestaltet.
    Neu errichtet wurde unter anderem eine gläserne Kuppel mit Aussichtsplattform.
    Die Kosten für die Umbearbeiten betrugen umgerechnet 4,2 Milliarden Schilling.
    Ebenfalls heute bezieht der Zentralrat der Juden in Deutschland seinen neuen Sitz in Berlin.
    Ja und bei uns geht es weiter mit dem Wetter.
    Die Frage nach diesem Wochenende und nach den Meldungen, die man gehabt hat von Verkehrschaos wegen Schneeeinbruchs im Westen.
    Bleibt es dort so winterlich, Rainer Schultheiß?
    Nein, der Schneefall wie in den letzten Tagen im Westen mit bis zu 60 Zentimeter Neuschnee, der ist nicht in Sicht.
    Und heute ist der kälteste Tag der Woche.
    So hat es etwa in 2000 Meter Höhe minus 6, minus 7 Grad.
    Ab morgen und dann vor allem am Mittwoch sind wieder dem Frühling angemessene Temperaturen in Sicht.
    Und auf den Bergen steigen die Temperaturen auf 2, 3 Grad.
    und im Mittelgebirge ist dann wieder Tauwetter angesagt.
    Jetzt aber zu den aktuellen Meldungen.
    Wien wolkig 11 Grad, Eisenstadt wolkig 10, St.
    Pölten stark bewölkt 6, Linz wolkig 9, Salzburg bedeckt 6 Grad, Innsbruck stark bewölkt 7, Bregenz leichter Regen 3, Graz leichter Regen 7 und Klagenfurt wolkig 8 Grad.
    Am Nachmittag ist es im Großteil Österreichs bewölkt und es bilden sich einige Regenschauer.
    Sie sind praktisch überall möglich.
    Die Schneefallgrenze pendelt sich allmählich bei 1000 Meter Höhe ein.
    Auch das eine oder andere Gewitter mit Graupelschauer ist möglich, und zwar am ehesten entlang des Alpenhauptkammes in Osttirol, Kärnten und der Steiermark.
    Die Temperaturen am Nachmittag meist zwischen 6 und 12 Grad.
    Morgen Dienstag gibt es in der Früh stellenweise Nebel oder Hochnebel.
    Tagsüber ist es dann wechselnd bewölkt und zeitweise sonnig.
    Mehr Wolken gibt es am Vormittag vor allem im Südosten.
    Ab Mittag zieht es dann allmählich von Westen her zu.
    Und vor allem in Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Oberösterreich muss man mit etwas Regen rechnen.
    Und die Schneefallgrenze steigt allmählich auf 1400 bis 1700 Meter Höhe.
    Die Temperaturen erreichen morgen 8 bis 14 Grad.
    In 2000 Meter Höhe liegt die Temperatur am Nachmittag bei minus 3 Grad auf dem Schneeberg und plus 1 Grad am Arlberg.
    Aufbewölkt geht es dann am Mittwoch weiter.
    Bei föhnigem Wind kann es zwar an der Nordseite der Alpen etwas auflockern, am Nachmittag gibt es dann aber wieder gewittrige Regenschauer, vor allem in Vorarlberg, Tirol und Oberkernten.
    Und die Schneefahrgrenze steigt auf über 2000 Meter Höhe.
    Es wird also deutlich milder, mit Höchstwerten zwischen 13 und 20 Grad.
    Wenn man in der Früh das Radio auftritt, um Nachrichten zu hören, dann tut er bereits weh, der immer gleiche Stehsatz.
    Die NATO hat auch in der vergangenen Nacht schwere Angriffe gegen militärische Ziele in Jugoslawien geflogen.
    Einmal ist das Wetter besser, einmal schlechter, was heißt einmal mehr Angriffe, einmal weniger Angriffe.
    Heute Nacht gab es die heftigsten Angriffe in der Kosovo-Hauptstadt Pristina, in Parazin und Novi Sad.
    Jugoslawien warnt unterdessen vor einer Umweltkatastrophe riesigen Ausmaßes.
    Nach NATO-Angriffen auf Raffinerien und Chemiewerke seien Giftstoffe ausgetreten.
    Bei uns hat sich am Vormittag ein Journalist gemeldet, der soeben aus Jugoslawien zurückgekehrt ist.
    Peter Schmid, hauptberuflich Lehrer.
    Er schildert in einem Gespräch mit Karin Koller seine Eindrücke.
    Herr Schmid, Sie kommen gerade aus Jugoslawien zurück.
    Sie waren in den letzten Tagen in Novi Sad und in Belgrad.
    Was wissen Sie von der drohenden Umweltkatastrophe in Jugoslawien?
    Stimmt das wirklich?
    Was haben Sie gesehen?
    Wie schätzen Sie das ein?
    Ja, das ist sicher keine Propaganda, denn ich habe meine Informationen vom Sekretär des Roten Kreuzes, der Wojwodina.
    Um es kurz zu sagen, es geht also jetzt ganz konkret in Novi Sad um die Bombardierung, die Zerstörung der großen Raffinerie.
    Die liegt direkt am Donautaiskanal und es ist sicher eine Tatsache, dass alle die Brunnen am Donauufer, die zum Beispiel Städte wie Pancevo und Smederevo,
    mit Trinkwasserversorgung, dass diese Brunnen vom Öl verseucht sind.
    Nicht nur das, sondern es ist sogar ein Ölteppich, hat sich auf der Donau gebildet, der jetzt schon nach den Angaben des Roten Kreuzes fast bis Belgrad reicht.
    Und haben Sie persönlich das auch gesehen oder sind das wirklich nur die Informationen vom Roten Kreuz?
    Sie können natürlich schwer zur Raffinerie hin.
    Es ist überhaupt schwierig, nach Jugoslawien zu kommen und sich dort frei zu bewegen.
    Es heißt kriegsrechtlich, es ist überall Militärpolizei.
    Ich durfte nicht zur Raffinerie.
    Ich bin bei der Raffinerie über die Brücke, über den Donautijskanal vorbeigefahren.
    Den Teppich selbst.
    habe ich nicht gesehen, nur ich arbeite auch in Wien ein bisschen oder arbeitete fürs Rote Kreuz und ich habe also keine Ursache, dem Sekretär, also einer offiziellen Stelle des Roten Kreuzes, Wojewodina, nicht zu glauben, weil ich sehe bei ihm keinen Anlass, Propaganda zu betreiben.
    Das jugoslawische Umweltministerium meldet auch, dass nach NATO-Angriffen auf Chemiefabriken und auf eine Kunstdüngerfabrik in Panjewo, dass dort auch krebserregende Giftstoffe ausgetreten sind und auch Nervengas.
    Was wissen Sie davon?
    Da kann ich mich wieder berufen, also auch noch auf Angaben der Sekretärin, der Frau Gleitschitsch vom Roten Kreuz Serbien in Belgrad.
    Es ist so, in Pantsche, wo ist die Chemiefabrik Petrochemie, die bombardiert wurde, die zum Teil zerstört wurde, da sind also sicher Giftstoffe ausgetreten.
    Nur was viel riskanter ist, was bis jetzt noch nicht passiert ist, es befinden sich dort riesige Treibstofftanks mit Stickstoff.
    Und das ist ganz klar, und das sind also vom Katastrophendienst in Jugoslawien sichere Angaben.
    Wenn die Tanks getroffen werden, dann muss also nicht nur Pančevo, sondern auch das circa 20 Kilometer südwestlich liegende Belgrad zum Teil evakuiert werden.
    Sie haben die letzten vier Tage, wie schon gesagt, in Novi Sad und in Belgrad verbracht.
    Sie haben dort bei Familien gewohnt.
    Wie ist das Leben der Menschen jetzt nach diesen wochenlangen Bombardements?
    Gibt es Lebensmittelengpässe?
    Wie leben die?
    Lebensmittelengpässe sicher nicht.
    Es ist überhaupt das Problem, dass die NATO-Angriffe eigentlich das Alltagsleben untertags überhaupt nicht berühren.
    Wenn Sie heute nach Belgrad oder nach Novi Sad kommen, die Leute flanieren auf der Straße, Studenten, Schüler sind auf der Straße, die Schulen sind ja gesperrte Universitäten.
    Diese Umweltkatastrophen oder die Treibstoffknappheit durch die Bombardierung der Maraffinerien, das wird sich sicher erst später und langwierig auswirken.
    Und wie schätzen Sie die politische Stimmung im Land ein?
    Ist es wirklich so, dass die Leute alle hinter Milosevic stehen?
    So wie man die Bilder kennt, die Leute stehen auf den Brücken und wollen diese Brücken vor den NATO-Angriffen schützen.
    Stehen sie so hinter Milosevic oder gibt es kleine Nester des Widerstands, wo man sagt, er ist schuld daran, dass wir jetzt bombardiert werden?
    Sie stehen absolut dahinter.
    Es gibt auch eine Erklärung des Belgrader Friedenszentrums, wo wörtlich der Satz steht, eine einzige NATO-Bombennacht hat unsere ganze Arbeit für Freiheit und Demokratie zerstört.
    Denn jetzt halten wirklich alle zusammen.
    Ich habe viele Freunde, gerade unter Intellektuellen, die mich auch oft anrufen.
    Und es war eigentlich niemand,
    der gesagt hätte, jetzt geht unser Kampf gegen das Regime weiter.
    Sondern es hat jeder gesagt, wir müssen jetzt zusammenhalten.
    Und wer mal so ein Nacht auf einem Balkon gestanden ist und hat diese NATO-Bombe beobachtet und hat seine Ängste gehabt, die ich auch hatte, der kann die Leute eigentlich verstehen.
    Das berichtet Peter Schmidt, Lehrer und Journalist, Eindrücke aus erster Hand.
    Er ist soeben aus Jugoslawien zurückgekommen, hat sich in Novi Sad und in Belgrad aufgehalten und er bestätigt auch, was man in Belgrad offiziell sagt, dass es zu Umweltproblemen kommen könnte nach schweren Bombardements der NATO auf Raffinerien und diverse Einrichtungen.
    Das Elend der albanischen Flüchtlinge, die aus dem Kosovo nach Albanien, Mazedonien und Montenegro geflohen sind, beschäftigt die internationale Staatengemeinschaft bereits seit Wochen.
    Die Hilfe ist angelaufen, bis jetzt ist aber allein schon wegen der riesigen Zahl der Flüchtlinge, ist sie unzureichend.
    Von einer Lösung des Problems kann keine Rede sein.
    Was aber ist mit den Albanern im Kosovo selbst?
    Eine Viertelmillion Menschen, 250.000 Menschen, dürfte in der Provinz noch herumirren.
    Sie stehen gewissermaßen zwischen den Fronten.
    Einige Staaten, darunter Österreich, beraten derzeit über Maßnahmen, wie man den Kosovo-Albanern im Kosovo selbst helfen könnte.
    Hartmut Fiedler hat sich angesehen, welche Möglichkeiten überlegt werden und welche Schwierigkeiten bestehen.
    Tausende und abertausende Menschen im Kosovo sind auf der Flucht, in der Mehrheit Albaner.
    Sie haben ihre Häuser selbst verlassen oder sind von den jugoslawischen Streitkräften brutal vertrieben worden.
    Viele haben in Wäldern und unwegsamen Gegenden Zuflucht gesucht, kampieren im Freien, ohne Verpflegung und medizinische Versorgung.
    Die Schweiz, Österreich und Griechenland
    überlegen seit der vergangenen Woche, wie diesen Menschen geholfen werden könnte.
    Das internationale Komitee vom Roten Kreuz steht an der Spitze der Überlegungen und Bemühungen.
    Was konkret möglich wäre?
    Der Generalsekretär des Außenministeriums, Albert Rouen, sondiert die Lage für die österreichische Regierung.
    Das Wahrscheinlichste oder das, sagen wir, unter den gegebenen Umständen wahrscheinlich Praktikabelste sind nämlich ein Landkonvois.
    Das ist also das internationale Commissariat für das Rote Kreuz, unterstützt von uns Convoys in den Kosovo-Unternehmen.
    Theoretisch denkbar wäre auch, eine Luftbrücke nach Pristina einzurichten oder Lebensmittel aus der Luft abzuwerfen.
    Doch das wäre noch schwieriger.
    Die NATO müsste ihre Angriffspläne darauf abstellen, der Flughafen in Pristina dürfte gar nicht benutzbar sein und Abwürfe aus der Luft wären zu ungenau.
    Schon ein Landtransport von Lebensmitteln und Medikamenten von Mazedonien aus ist problematisch genug.
    Kontakte mit Belgrad bestehen bereits seit einigen Tagen.
    Die Antwort ist bis jetzt aber nicht erfolgversprechend.
    Die Antwort, die Reaktion war freundlich, aber nicht sehr hilfreich.
    Es wurde die Möglichkeit vor allem, was den Einsatz des Internationalen Roten Kreuzes betrifft, durchaus als durchführbar angesehen.
    Allerdings habe ich eben heute gehört, dass der Vertreter des Roten Kreuzes, der in den letzten zwei Tagen in Belgrad war, unverrichteter Dinge wieder nach Genf zurückgekehrt ist.
    Also es wird hier noch viel Überzeugungsarbeit notwendig sein und wir haben noch keine konkrete Zusage von Belgrader Seite, dass sie so eine Aktion
    akzeptieren würden.
    Dass eine solche Hilfsaktion den Menschen im Kosovo falsche Sicherheit vorspielen könnte, glaubt Rouen nicht.
    Und was einen etwaigen politischen Missbrauch durch Belgrad betrifft, sagt der österreichische Diplomat, dass es letztlich um eine Güterabwägung gehe.
    Wenn man helfen könne, müsse man auch ein gewisses Risiko in Kauf nehmen.
    Vom Flüchtlingsproblem schwer betroffen, Mazedonien, 160.000 Menschen aus dem Kosovo sollen nach Mazedonien geflüchtet sein.
    Das Land hat große Probleme mit diesem Ansturm und heute ist der Mazedoniens Außenminister hier in Wien, um mit Österreichs Außenminister Wolfgang Schüssel zu sprechen, wohl auch um Hilfe zu bitten.
    Wenn es uns möglich ist, werden wir noch im Verlauf dieses Gesprächs mit dem mazedonischen Außenminister
    sprechen.
    In den vergangenen Jahren war die politische Vertretung der Kosovo-Albaner nie auf einer gemeinsamen Linie.
    Und trotz der aktuellen Katastrophe ist es auch bisher zu keiner wirklichen Annäherung zwischen den beiden Hauptlagern gekommen.
    Dabei geht es einerseits um die Partei des Präsidenten Rugova mit Exil-Premierminister Boya Bukosy, andererseits gibt es die politische Führung der UCK, die ebenfalls beansprucht, für die Kosovo-Albaner sprechen zu können.
    Nun scheint es aber gedrängt von der Notwendigkeit des Überlebens doch zu einem Neuanfang zu kommen.
    Und die Drehscheibe ist die albanische Hauptstadt Tirana, aus der sich mein Kollege und unser Reporter Christian Linninger meldet.
    Eine Einigung der Politiker der Kosovo-Albaner ist ein absolutes Muss.
    Mit dieser Forderung ist Bokoschi, der Premierminister der Regierung des von den Kosovo-Albanern gewählten Präsidenten Ibrahim Rugova, nach Tirana gekommen.
    Und glaubt man den Berichten albanischen Zeitungen, so haben die zerstrittenen Lager am Wochenende zumindest erste Schritte in diese Richtung unternommen.
    Finden sich die Kosovo-Albaner zurzeit doch in einer paradox anmutenden Situation.
    Vertrieben aus ihren Dörfern, die Familien zerschlagen, etliche Menschen tot und doch ist nicht klar, wer in dieser Extremsituation für sie sprechen darf, in ihrem Namen verhandeln darf oder auch Verträge unterzeichnen darf.
    Da ist einerseits der von den Kosovo-Albanern in Wahlen im Untergrund bestimmte Präsident Ibrahim Rugova.
    Rugova steht zurzeit unter Hausarrest der serbischen Polizei.
    Seine Regierung im Exil ist allerdings nach wie vor frei.
    Mit dem in Deutschland lebenden Premierminister Pukocsi an der Spitze.
    Bukoshi beansprucht weiterhin, für die Kosovo-Albaner sprechen zu dürfen.
    Auf der anderen Seite gibt es aber auch die politische Führung der Kosovo-Befreiungsarmee UCK.
    An ihrer Spitze steht Asim Thaci, der Leiter der UCK-Delegation bei den Rambouillet-Verhandlungen.
    Auch er tritt inzwischen als Premierminister einer Exilregierung auf.
    Und auch er beansprucht die Alleinvertretung der Kosovo-Albaner.
    In Rambouillet hatten die verschiedenen Flügel der politischen Vertreter der Kosovo-Albaner noch mit einer Stimme gesprochen.
    Aus dieser Zeit stammt auch das Abkommen aller Verhandler der Delegation der Kosovo-Albaner, eine gemeinsame Regierung zu gründen.
    Inzwischen wird dieses Abkommen von den beiden Seiten allerdings unterschiedlich interpretiert.
    Während die Vertreter der UGK-Delegation sagen, man habe sich in Frankreich darauf geeinigt, dass Ashim Thaci Chef dieser Übergangsregierung werden solle, behauptet Bokoschi, die UGK habe in Rambouillet lediglich einen Vorschlag unterbreitet.
    Details zu der Zusammensetzung der Übergangsregierung seien aber noch nicht ausverhandelt gewesen.
    Danach überstürzten sich die Ereignisse.
    Die serbischen Einheiten begannen mit der Vertreibung der Kosovoalbaner.
    Ibrahim Rugova geriet in die Hände der serbischen Polizei.
    Die NATO startete ihre Militäraktion.
    In diesem Wirren proklamierte Ashim Thaci die Übergangsregierung, mit ihm selbst an der Spitze und einigen UCK-Politikern als Ministern.
    Für die Partei Rugovas ließ er einige Posten frei.
    Bukosy fühlte sich durch diese Vorgangsweise vor den Kopf gestoßen und beansprucht weiterhin, er sei der legitime Regierungschef der Kosovo-Albaner.
    Die Streitigkeiten der Politiker der Kosovo-Albaner finden ihre Fortsetzung in der albanischen Innenpolitik.
    Die Regierung in Tirana unter Ministerpräsident Malko erkannte Thachis Uchikar-Regierung an.
    Die Opposition unter Salih Berisha betrachtet hingegen Bukosys Regierung als legitime Vertretung der Kosovo-Albaner.
    Nach einem Bericht der seriös geltenden albanischen Zeitung Gazeta Shibtare ist nun der albanische Premier Maiko in dem Konflikt offenbar als Vermittler tätig geworden.
    Er vertritt offenbar aber auch die Interessen Thajis, der sich angeblich weiterhin in Kosovo versteckt hält.
    Die Gazeta Shibtare berichtet, dass es bei einem ersten Treffen zwischen Maiko und Bokoschi zu einer Annäherung der Positionen gekommen ist und skizziert die Umrisse eines möglichen Kompromisses.
    Für Bokoschi, das Amt des zweiten Manns in der Übergangsregierung,
    Im Gegenzug muss Bokoschi der UCK Geld für ihren Kampf überweisen.
    Geld, das aus jenem Fonds stammt, in dem im Ausland lebenden Kosovo-Albaner jahrelang drei Prozent ihres Einkommens eingezahlt haben und in dem nach Berechnungen albanischer Zeitungen zurzeit noch mehr als umgerechnet vier Milliarden Schilling liegen.
    Ein großes Problem für die Kosovo-Albaner, für die politischen Führungsspitzen, ihre internen politischen Flügelkämpfe zu beenden und an einem Strang zu ziehen.
    Ja, und früher als wir gedacht haben, hat sich jetzt Elisa Wascher bei uns in der Sendung gemeldet, und zwar vom Flughafen Wien-Schwächert.
    Sie hat dort die Möglichkeit gehabt, mit dem mazedonischen Außenminister Alexander Dimitrov zu sprechen, gleich nach diesen Ankunft hier in Wien.
    Mehr als 130.000 Albaner sind in den vergangenen vier Wochen aus dem Kosovo nach Mazedonien geflohen.
    Der Flüchtlingsstrom reißt nach wie vor nicht ab.
    Seit kurzem werden Flüchtlinge aus Mazedonien in EU-Länder ausgeflogen.
    Deutschland hat bereits fast 10.000 Menschen aufgenommen, Österreich 160.
    Insgesamt sollen 5.000 Menschen in unser Land kommen.
    Das kleine Mazedonien mit seinen knapp zwei Millionen Einwohnern braucht aber mehr Hilfe, sagt der mazedonische Außenminister Alexander Dimitrov.
    Wir haben sehr große Probleme mit dem Bewältigen des Flüchtlingsstroms.
    Wir brauchen mehr Hilfe von der Europäischen Union und der NATO.
    Denn der Flüchtlingsansturm kann für uns nicht nur wirtschaftliche und soziale, sondern auch politische Spannungen bedeuten.
    Wir brauchen eine bessere Aufteilung der Lasten, denn wir können alleine mit diesem Problem nicht fertig werden.
    We need, because as I explained to you, we cannot cope alone with this problem.
    Anders als Albanien befürchtet die kleine ehemalige jugoslawische Republik, durch den Massenansturm an Flüchtlingen aus dem politischen Gleichgewicht zu geraten.
    Der Grund?
    Mazedonien hat selbst eine große albanische Minderheit von etwa 30 Prozent.
    Die slawischen Mazedonier, die eher gegen die NATO-Luftangriffe eingestellt sind, befürchten nun von den Albanern überrannt zu werden.
    Deshalb auch das große Interesse der Regierung in Skopje, möglichst viele albanische Flüchtlinge wieder loszuwerden.
    Dass in Mazedonien eine 12.000 Mann starke NATO-Truppe stationiert ist, heizt die Anti-NATO-Stimmung im Land noch zusätzlich an.
    Mazedonien hat sich jedoch ausbedungen, dass diese Soldaten nicht zu kriegerischen Zwecken in den Kosovo einmarschieren dürfen.
    Auch eine Sicherheitsgarantie der NATO gibt es bereits.
    Trotzdem, ein Gefühl der Unsicherheit und des Unwohlseins bleibt.
    Zu groß ist die Gefahr, dass der Kosovo-Konflikt auf Mazedonien übergreifen könnte und damit zurück ins Funkhaus.
    Bald, ganz genau Mittwoch, beginnt die fünfte Woche im Krieg am Balkan.
    Dass dieser Krieg mit den gegenwärtigen Mitteln mit Luftangriffen allein gewonnen werden kann, danach sieht es nicht mehr aus.
    Aber was ist die Alternative?
    Mehr Krieg?
    Noch mehr Krieg?
    Ein Krieg am Boden?
    Oder muss nach anderen Optionen Ausschau gehalten werden?
    Kompromissverhandlungen?
    Ist irgendeine Friedenslösung irgendwo in Sicht?
    Ich habe vor unserer Sendung mit Professor Wolf Oschlis gesprochen, einem deutschen Balkanexperten vom Bundesinstitut für Ostwissenschaftliche und Internationale Studien in Köln.
    Und ich habe ihn zunächst mit der These konfrontiert, die da heißt, ein Krieg muss gewonnen werden.
    Muss er das wirklich?
    Gibt es wirklich keinen Kompromiss, Herr Professor?
    Selbstverständlich wird die NATO gewinnen.
    Die Frage ist nur, wann.
    Es ist undenkbar, dass ein kleines, wirtschaftlich marodes und politisch zerrissenes Land wie Serbien gegen die stärkste Militärallianz der Geschichte bestehen kann.
    Die Frage ist nur, wie lange das sich noch so hinzieht wie im Moment und ob man denn wirklich den Krieg aus der Luft gewinnen kann.
    Der Ruf nach Bodentruppen wird immer lauter, aber niemand will sie stellen.
    Die Truppen nämlich und die schlechteste aller Möglichkeiten wäre gewiss die, dass man die albanische UCK, also die bisher im Untergrund arbeitende oder teilweise auch schon im Kampf stehende Truppe als gewissermaßen vorgeschobene NATO-Bodentruppe ins Feld stellt.
    Aber das hieße wohl von allen Szenarios, dasjenige den Teufel mit dem Wälzerbub auszutreiben.
    Ja, Herr Professor, ehe wir auf dieses Szenario eingehen, quasi die Zwischenfrage, müsste nicht überhaupt einmal ein Waffenstillstand her, eine Pause, eine Pause des Durchatmens der Vernunft, des Nachdenkens?
    Selbstverständlich.
    Das ist ja auch der Ansatz des Friedensplans, den der deutsche Außenminister Fischer vorgelegt hat, vor einer Woche etwa.
    Feuerstellung, Abzug der Serben, Stillhalten der UCK als Anfang, strenge Terminregelungen wie in Dayton, eine Kontrolle und ein UN-Mandat für nachrückende internationale Truppen.
    Und schließlich eine internationale Übergangsverwaltung, was mir unter uns gesagt am besten gefällt, denn ich war vor zwei, drei Jahren in Ostslawonien, wo es ja so etwas auch gab.
    Sie plädieren für eine Übergangsverwaltung, internationale Übergangsverwaltung für den Kosovo.
    Ist das identisch mit dem, was man unter Protektorat versteht?
    Was hier gemeint ist und was auch kommen wird.
    ist ganz sicher ein Schutz für die Albaner im Kosovo vor den Serben, aber auch für die Serben vor sich selber.
    Denn so wie es jetzt ist, bahnt sich ja ein ganz schreckliches Bild an.
    Ein ethnisch reines Kosovo, menschenleer, von zwei Millionen Einwohnern sind dann vielleicht noch
    200.000 Serben und ein paar Albaner da.
    Das kann sich niemand wünschen.
    Es wäre auch verbunden mit einer Destabilisierung der Nachbarländer, Republik Makedonien, Albanien und anderen.
    Wenn man so etwas in Angriff nimmt, dann heißt das Verhandlungen zu führen.
    Sprechen wir noch nicht von Friedensverhandlungen, aber einen neuen Ansatz für Verhandlungen, nachdem das Papier von Rambouillet tot ist.
    Aber mit wem in Jugoslawien soll verhandelt werden?
    Nun selbstverständlich mit Milošević.
    Solange er da ist, solange er ein Mandat hat, wird man mit ihm verhandeln müssen.
    Zähne knirschend.
    Man kann es ja auch tun.
    Man hat es in Dayton getan, obwohl man ganz genau wusste, dass man mit dem verhandelt, der einen Krieg startet und geführt hat, der dann aber geadelt wurde als Signatar eines Friedensabkommens.
    So wird es wiedergehen.
    Politik ist nun einmal keine Sache, die in der klinisch reinen Luft eines Klosters abgewickelt wird, sondern hier muss man eben auch mit Menschen verhandeln, Abkommen treffen, die man lieber die Menschen, nämlich Milošević konkret, zum Teufel wünschte.
    Aber wenn es etwas bringt,
    für eine kriegsferne, friedliche Zukunft, dann muss man das auch tun.
    Herr Professor Oschlis, wer Ihrer Ansicht nach kann Verhandlungen überhaupt ins Laufen bringen?
    Die in den Krieg involvierten Parteien, wie etwa Deutschland, offensichtlich nicht.
    Könnten hier die Neutralen, wie etwa Österreich, Ihrer Ansicht nach eine größere Rolle übernehmen?
    Ganz bestimmt.
    Ganz bestimmt.
    Man sagt ja in Belgrad ganz offen und auch in Moskau so ähnlich,
    Es kann keine Beteiligung an der Nachbombenregelung für diejenigen Länder geben, die bei der NATO mitgebombt haben.
    Na, umso besser.
    Dann sollen es die machen, die in Belgrad offenkundig besseren Zugang haben.
    Das heißt, die Russen, mit denen es angeblich, heißt es ja immer, ein besonderes Verhältnis zu den Serben gibt,
    Und natürlich auch die Österreicher.
    Ich denke da insbesondere an ihren Botschafter Wolfgang Petric, der ja in Rambouillet zu den drei Vermittlern gehörte und der auch nach Rambouillet immer wieder in serbischen Medien auftauchte mit einer sehr offenen, klaren Sprache.
    Das Ganze aus einem neutralen Land.
    Da kann ich mir schon gewisse Erfolgschancen ausrechnen.
    Wolfgang Petric ist derzeit unterwegs, um zusammen mit anderen neutralen Ländern, die Schweiz ist im Gespräch, so etwas wie humanitäre Hilfe für jene Menschen zu vermitteln, die noch im Kosovo sind, die halb verhungert herumirren in den Wäldern.
    Glauben Sie, dass da eine Chance besteht, die Serben zum Einlenken zu zwingenden humanitären Konvoi hineinzulassen?
    Das wird man versuchen müssen.
    Das wird man auch versuchen.
    Schwer genug wird es werden, denn im Kosovo sind ja nicht oder nur zum Teil halbwegs militärisch überschaubare Verhältnisse.
    Also auf Seiten der Serben etwa die Armee, die spielt die geringste Rolle.
    Die Truppen des Innenministeriums, die sind schon stärker involviert in das Geschehen.
    Aber die eigentlichen Verbrechen, die Vertreibungen, die Zerstörungen,
    Das alles wird ja von paramilitärischen Truppen, wie denen, denen das Zeljko Radzniatović genannt, Arkan und anderen verübt.
    Und denen geht es natürlich nur um Gewinn.
    Also wenn man Transport durchkriegt, dann sollte man, so zynisch es klingt, im ersten Fahrzug eine Menge Bargeld zu Bestechungszwecken dabei haben.
    Ja, eine Einschätzung der Situation war das von Professor Wolf Oschlißer.
    Er spricht zuletzt ja die Bemühungen an, humanitäre Hilfe für jene Menschen in den Kosovo hineinzubekommen, die dort seit Tagen, seit Wochen herum ihren teilweise halb verhungert, wie es heißt.
    Wie gesagt, von österreichischer Seite bemüht sich Wolfgang Petrec darum.
    Die Mehrheit der Österreicher hält übrigens die NATO-Angriffe gegen Jugoslawien für gerechtfertigt.
    Vom politischen Erfolg ist allerdings nur eine Minderheit überzeugt.
    Das geht aus einer Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstitutes Marketer vor.
    63 Prozent ganz konkret für NATO-Angriffe, 65 Prozent der Österreicher lehnen sie ab.
    Die Frage allerdings, ob sich Jugoslawien dem Druck beugen wird, beantworten nur 32 Prozent der Befragten mit Ja.
    57 Prozent der Österreicher sind übrigens gegen den Einsatz von Bodentruppen und 58 Prozent sind dagegen, der NATO das Überfliegen von Österreich zu gestalten.
    Ein Artikel in der renommierten Washington Post vom Wochenende hat in Österreich einiges Aufsehen ausgelöst.
    In einem langen Beitrag zum Balkankrieg unter dem Titel Der Weg in die Krise wird auch der österreichische Geheimdienst erwähnt, der vor Beginn der NATO-Aktionen dem Bündnis, also der NATO angeblich, Informationen über eine bevorstehende Frühlingsoffensive der jugoslawischen Streitkräfte im Kosovo zugeschanzt hat.
    Codenamen dieser Offensive der Serben Hufeisen.
    Angeblich, wie gesagt, sollen also Nachrichtendienste in Österreich hier der NATO einen Dienst geleistet haben.
    Klaus Webhofer hat recherchiert.
    Zuständig für die Auslandsspionage in Österreich ist das Heeresnachrichtenamt HNA mit seinen etwa 500 Mitarbeitern.
    Generell eilt den Geheimdienstlern der Ruf voraus, sich auf dem Balkan und dem ehemaligen Ostblock gut auszukennen, besser als andere westliche Geheimdienste.
    Die Ergebnisse ihrer Spionage werden in strategische Analysen gegossen und der Bundesregierung weitergeleitet.
    Was nun den konkreten Washington Post-Artikel betrifft, wäre alles andere als ein offizielles Dementi sensationell gewesen.
    Und so sagt ein Sprecher des Verteidigungsministeriums auch, er könne dezidiert ausschließen, dass die heimischen Geheimdienste Informationen an wem auch immer weitergegeben hätten.
    Also auch nicht an die NATO oder die USA.
    Schweres Geschütz fährt dagegen der grüne Aufdecker Peter Pilz auf.
    Er sagt, das Heeresnachrichtenamt überwache ständig Jugoslawien.
    Durch Funk- und Luftaufklärung, es wehrte offene und verdeckte Quellen aus, habe auch eigene Agenten in Jugoslawien.
    Er habe die als streng geheim klassifizierten Akten selbst in der Zentrale des HNA gesehen, sagt Pilz.
    Diese Daten und diese Informationen sind, und das haben mir Kollegen des Amtes auch heute wieder bestätigt, immer und pünktlich an
    die Stellen, die das in der NATO und vonseiten der USA angefordert haben, weitergegeben worden.
    Das heißt, es ist nicht nur für Österreich, sondern immer auch für die NATO gearbeitet worden.
    Das heißt, um das festzumachen, es werden Geheimdienstinformationen, die in Österreich gesammelt werden, an die NATO weitergegeben?
    Mit den meisten dieser Informationen kann Österreich überhaupt nichts anfangen.
    Sie sind nur für die NATO interessant.
    Es gibt eine stille europaweite Arbeitsteilung,
    dem neutralen Österreich ist dabei immer die Rolle zugefallen für die NATO-Funk- und Luftaufklärung zu machen.
    Die österreichischen verdeckten Quellen in Belgrad und in anderen Städten sind dann auch eine Zugabe.
    Seine Quellen, die angeblich in der Führungsabteilung des HNA sitzen, will Pilz natürlich nicht nennen.
    Schwere Vorwürfe jedenfalls, die einen Neutralitätsbruch bedeuten würden, die aber, wie gesagt, im Verteidigungsministerium heftig dementiert und ins Reich der Fantasie verbannt werden.
    Wie übrigens auch im Heeresnachrichtenamt selbst.
    HNA-Chef Divisionär Schätz verweist auf die Pressestelle des Verteidigungsministeriums und sagt nur lakonisch, er unterliege der Amtsverschwiegenheit und könne sich gegen solche Anwürfe nicht einmal wehren.
    Fünf Minuten nach halb eins, jetzt zu anderen Themen im Mittagschanal.
    Für die österreichischen Sparer sieht es derzeit nicht gut aus.
    Nachdem die Europäische Zentralbank vor zehn Tagen den Eckzinssatz um ein halbes Prozent gesenkt hat, beginnen jetzt die Banken in Österreich ihrerseits mit Zinssenkungen nachzuziehen.
    Weil sein Geld noch auf einem normalen Eckzinssparbuch liegen hat,
    bekommt derzeit unter Berücksichtigung der Zinsertragssteuer, also wenn man die abzieht, weniger heraus, als die Inflation ausmacht.
    Und die liegt mit 0,5 Prozent schon bei einem historischen Tief.
    Es lohnt sich also wirklich über Alternativen zum Sparbuch nachzudenken.
    Christian, Hunger hat sich umgehört.
    Die Österreicher sind zwar nach wie vor ein Volk der Sparbüchelsparer, aber es gibt einen deutlichen Trend hin zu den Wertpapierfonds.
    Waren 1980 noch gerade einmal 6 Milliarden Schilling in Fonds angelegt, sind es heute bereits mehr als 850 Milliarden Schilling.
    Zwar sind die kleinen Sparer trotz niedrigerer Zinsen nicht so leicht vom Sparbuch wegzubringen, bei der Bank Austria spricht man dennoch bereits davon, dass sich Sparbuchsparer und Wertpapiersparer an den Bankschaltern annähernd die Waage halten.
    Wirklich schlimm betroffen von der jüngsten Zinssenkung dürfte jene Minderheit sein, die ein Sparbuch zum Eckzinssatz hat und bisher noch nicht mit der Bank darüber verhandelt hat.
    Schon bei einer minimalen Bindung sind durchaus noch 2,5 bis 3% Zinsen herauszuholen, zieht man davon noch die Kapitalertragssteuer ab, bleibt noch immer ein Gewinn über der niedrigen Inflationsrate.
    Wer mehr haben will, für den zahlt sich auf jeden Fall der Weg zu seiner Bank aus.
    Quer durch alle Geldinstitute lautet heute die Empfehlung.
    Hinein in Wertpapierfonds.
    Bei der Bank Austria empfiehlt man den Kunden Rentenfonds und Anleihefonds mit maximal 25% Aktienanteil, womit das Risiko weitgehend gering bleibt und trotzdem noch 6-8% Rendite herausschaut.
    Auch bei der ersten Bank der österreichischen Sparkassen empfiehlt man Anleihefonds, risikoarme Schillingfonds können 6% einbringen,
    Hat man genug Geld übrig zum spekulieren, dann kann man den Aktienanteil erhöhen und im Extremfall sogar zehnmal höhere Gewinne einfahren, ebenso aber natürlich gleich hohe Verluste.
    Bei der BAFAG, wo man die Sparbuch- und Kreditzinsen vorerst noch nicht senkt und den Markt beobachtet, rät man den kleinen Sparbüchelsparern zu Ansparplänen.
    Schon mit 100 Schilling im Monat kann man mit dabei sein.
    Die Raiffeisen-Landesbank NÖ-Wien will ab nächster Woche sowohl die Kredite als auch die Sparzinsen hinuntersetzen, bei Sparbüchern etwa um ein Viertel Prozent.
    Gleiches ist von den Volksbanken zu hören, auch dort werden die Anleihefonds forciert, wobei je nach Risikofreude entsprechende Aktienanteile beigemischt werden können.
    Unterm Strich, die fallenden Zinsen könnten die Österreicher nun endlich doch noch dazu anregen, vom Sparbuch auf intelligentere Anlageformen umzusteigen.
    Zum Erfolgskurs der AUA-Empfolgenden.
    Im vergangenen Jahr hat die Friendly Airline mit über einer Milliarde Schilling ein Rekordergebnis eingeflogen.
    Mit diesem Ergebnis als Rückenwind ist jetzt die schon für Herbst geplant gewesene Kapitalerhöhung fixiert worden.
    Ab 14.
    Mai werden weitere 8 Millionen AUA-Aktien in Wien gehandelt werden.
    Der Anteil des Bundes sinkt damit erstmals unter 50 Prozent, wie Michael Czocklich informiert.
    An sich sollte die Kapitalerhöhung schon im Herbst über die Bühne gehen, wurde wegen der Börsenflaute nach der Russland-Krise aber verschoben.
    Jetzt ist es soweit.
    Ab 14.
    Mai werden acht Millionen junge Aktien an der Wiener Börse gehandelt.
    Wer bereits Auer-Aktien besitzt, kann je 13 alte, vier neue Aktien beziehen.
    Mitarbeiter erhalten beim Kauf von fünf Aktien eine gratis.
    52 Prozent der Auer-Aktien hält derzeit der Bund und zwar über seine Industrieholding OIAG.
    Diese wird die Kapitalerhöhung nicht mitmachen.
    Erstmal sinkt damit der Bundesanteil unter 50 Prozent, sagt Auer-Vorstand Mario Rehulka.
    Bundesanteil hält, wird nicht mitziehen und daher von 51,9 auf 39,7 Prozent sinken.
    Gemeinsam mit den Anteilen der anderen österreichischen Großanleger bleibt die AUA aber zu mehr als der Hälfte in österreichischem Besitz.
    Diese Großanleger sind die Bank Austria, die Raiffeisen Zentralbank, die Wiener Städtische, die Bavag und die Austria Tabak.
    Sie sind in einem Syndikat zusammengefasst.
    Der Streubesitz wird sich nach der Kapitalerhöhung auf fast 30 Prozent verdoppelt haben.
    Für die AUA bedeutet die Kapitalerhöhung bares Geld.
    Wir erwarten uns, dass wir mehr als drei Milliarden Schillingkapital dem Unternehmen zuführen können.
    Die Milliarden sollen einerseits die schwächliche Eigenkapitalbasis der Auer verbessern und dienen andererseits für Investitionen.
    Bis 2002 will die Auergruppe, also Auer, Tyrolien und Laudaer, rund 18 Milliarden Schilling investieren und ihre Flugzeugflotte von derzeit 83 auf 100 Stück aufstocken.
    Gleichzeitig wird weiter gespart, kündigt Rehul K. an.
    Wir gehen davon aus, dass in Zukunft die Einheitserträge sinken werden, aber dass wir ein konsequentes Kostenmanagement auch in Hinkunft umsetzen werden.
    Das heißt, in den nächsten zwei Jahren planen wir eine Kostenreduktion von 15 Prozent, um international wettbewerbsfähig zu sein.
    Die Angebotsfrist für die neuen Aktien läuft ab sofort bis zum 7.
    Mai.
    Die CA Investment Bank, die die Kapitalerhöhung managt, rechnet mit einer Überzeichnung des Angebots.
    Denn die jungen Aktien sind den alten völlig gleichgestellt, sind also für 1999 voll Dividenden berechtigt.
    Sozialministerin Hostausch und Konsumentenschutzministerin Brammer legen heute den Ernährungsbericht 1998 vor.
    In ihm wird einerseits aufgelistet, was wir in den vergangenen Jahrzehnten gegessen haben und andererseits, wie es heute mit den Essgewohnheiten der Österreicher aussieht.
    Leider lieben wir es zu fett, was sich halt teilweise auch in den Silhouetten niederschlägt.
    Aber hören wir Edith Bachkönig.
    Je älter die Österreicher werden, desto ungesünder essen sie.
    Am wenigsten Fleisch und am meisten vom gesunden Obst und Gemüse essen Jugendliche.
    Aber dennoch wurde bei einem Drittel der Jugendlichen ein Mangel an den Vitaminen B und E und am Mineralstoff Calcium festgestellt, das vor allem in der Milch vorhanden ist.
    Erwachsene ab 20 essen am meisten Fett, vor allem Männer essen zu viel Fleisch und Wurst und damit auch zu viel Cholesterin.
    110 Gramm Fett pro Tag nehmen Männer zu sich.
    Frauen 80 Gramm.
    Das ist um ein Drittel zu viel, sagt der Ernährungsforscher Ibrahim El Madfa, der den Bericht erstellt hat.
    Und so käme man bei einer Energieaufnahme von 2400 Kalorien in den Bereich von 80 Gramm pro Tag.
    Und Frauen sollen weniger Energie zu sich nehmen, deswegen auch der Richtwert für die Fettaufnahme durch die erwachsene Frau etwas geringer als diese Zahl für den Mann.
    Mehr als 100 Kilo Fleisch, zum Großteil Schweinefleisch, essen die Österreicher pro Jahr, 13 Kilo Eier und zu wenig Obst und Gemüse.
    Man kann die Österreicher zwar nicht dazu zwingen, gesünder zu essen, aber es wäre wichtig zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sagt Gesundheitsministerin Eleonore Hostasch.
    Es ist im Ernährungsbericht eine umfassende, wissenschaftlich fundierte Zusammenstellung der effektiven Energie- und auch Nährstoffaufnahme zum ersten Mal dargestellt.
    Das ist natürlich gerade für die Gesundheitspolitik, aber nicht zuletzt auch für die Verbraucherpolitik von großer Bedeutung, dass man auf diese wissenschaftlich fundierten Daten jetzt erstmals in dieser umfassenden Form
    Bezug nehmen kann.
    Frauen sind gesundheitsbewusster als Männer.
    Sie essen mehr Vollkornprodukte und Gemüse.
    Allerdings schwangere essen nicht genug davon.
    Bei vielen wurde ein Mangel an den Vitaminen B, D und Folsäure und an den Mineralstoffen Eisen und Zink festgestellt.
    Konsumentenministerin Barbara Brammer kündigt zur besseren Information eine Ernährungsbroschüre an.
    Denn wie der Bericht zeigt, sind die Österreicher oft falsch informiert, vor allem wenn es um Supermarktprodukte geht.
    Ein wesentlicher Bereich, der für mich besonderes Interesse gebracht hat, war die Erkenntnis, dass erstens die Zusatzstoffe bei den Lebensmitteln wesentlich weniger belastend sind oder auch wesentlich weniger eingesetzt werden, als sie eigentlich eingesetzt werden dürften.
    Das ist einmal so die erste Erkenntnis.
    Die zweite Erkenntnis ist, dass die Menschen auf Befragung vor den Zusatzstoffen die meisten Ängste haben.
    Unverändert ist die negative Einstellung der Österreicher zu Gentechnik.
    92 Prozent der Österreicher wollen gentechnisch veränderte Lebensmittel nicht kaufen.
    Die Österreicher haben damit weltweit die geringste Bereitschaft gentechnisch verändertes Essen zu essen.
    Edith Bachkönig war das mit ihrem Bericht im Mittagsschanal.
    Gleich ist es 12 Uhr und 45 Minuten.
    Wir ziehen den Beitrag unserer Kulturredaktion vor, weil wir noch auf einen Beitrag aus Berlin warten.
    In diesen Minuten wird dort der neue Deutsche Bundestag im ehemaligen alten Reichstagsgebäude in Berlin mit seiner ersten Sitzung eröffnet und Stefan May wird sich dann bei uns live im Schanal melden.
    Wie gesagt, zunächst der Kulturbeitrag.
    Zwei der bedeutendsten Jazz-Pianisten gastieren heute Abend als Duo im Wiener Konzerthaus.
    Der 79-jährige John Lewis, Gründer des legendären Modern Jazz Quartett, und der knapp 81-jährige Hank Johns, einer der vielseitigsten Pianisten des Jazz.
    Nikolaus Schauerhuber gibt einen Vorgeschmack auf dieses Konzert.
    John Lewis und Hank Jones, zwei Legenden des Jazz-Pianos, treten nach langem wieder gemeinsam auf.
    Dabei ist die Entwicklung der beiden sehr unterschiedlich.
    Hank Jones kann auf eine äußerst vielseitige Karriere zurückblicken.
    Er gilt bis heute als Lieblingspianist von Ella Fitzgerald und überhaupt als einer der gefragtesten Begleiter der Jazz-Geschichte.
    Auch Showstars wie Ed Sullivan, Barbara Streisand oder Harry Belafonte nahmen seine musikalische Unterstützung gerne in Anspruch.
    John Lewis wiederum hat seinen Platz in der Jazzgeschichte mehr als Komponist und Arrangeur.
    In den 40er Jahren spielte er vor allem bei Dizzy Gillespie und Illinois Jacket.
    1952 schließlich gründete er das legendäre Modern Jazz Quartet, das nicht zuletzt dank seiner Kompositionen zu den bedeutendsten Ensembles der 50er und 60er Jahre zählt.
    Ich wollte damals der beste Begleiter der Welt werden.
    Immerhin hatten wir mit Milt Jackson am Vibraphon einen wunderbaren Solisten.
    Mich hat damals mehr interessiert, das Ganze in eine gute Form zu bringen, Passements zu finden, die das Talent aller Bandmitglieder nutzen.
    Schließlich waren Connie K. am Schlagzeug und Percy Heath am Bass, auch herausragende Musiker.
    Er ist ein großartiger Trommler und ein großartiger Bassspieler.
    Die Idee zu dieser im Jazz eher ausgefallenen Kombination von zwei Klavieren entstand im Jahr 1979.
    Dabei ist es kein einfaches Unterfangen, zwei derartige Individualisten am Klavier unter einen Hut zu bekommen.
    Hank Jones... John hat einige sehr, sehr feine Arrangements für zwei Klaviere gemacht.
    John hat für uns feine Arrangements geschrieben.
    Er ist wahrscheinlich der einzige Arrangeur und Pianist, der Klavierduos schreiben kann, zumindest was den Jazz betrifft.
    In der Klassik mag es mehrere geben, die das können, aber John macht das ganz wunderbar für den Jazz.
    Er komponiert einfach gut.
    Hank Jones, der Bruder von Trompeter Ted und Schlagzeuger Alvin Jones, ist wahrscheinlich der am häufigsten aufgenommene Pianist der Jazzgeschichte.
    Ein klares Zeichen für die Vielseitigkeit des Musikers, der sowohl als Solist als auch als Begleiter erfolgreich war und ist.
    Mit John Lewis hat Hank Jones seinen kongenialen Partner gefunden.
    Trotz ihrer individuell so unterschiedlichen Stile ergänzen sich beide perfekt.
    Für John Lewis ist es eine große Herausforderung, die Nummern für ein solches Duo attraktiv zu arrangieren.
    nachdem er selbst nie wirklich befriedigende Duos erlebt hat.
    Genau das ist das Spannende, denn das Klavier ist für ihn das Größte aller Instrumente.
    Es war eine Herausforderung, es attraktiv zu machen, weil das Klavier das Größte der Instrumente ist.
    Ein Hauch von Geschichte umweht diesen heutigen Tag in Deutschland.
    Zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, zum ersten Mal seit dem Fall der Berliner Mauer, Tagenabgeordnete des Deutschen Parlaments wieder in Berlin im alten Berliner Reichstagsgebäude.
    Es erstrahlt in neuem Glanz, aber die 100 Jahre seit seiner Erbauung haben Kapitel deutscher und europäischer Geschichte gesehen, die wohl gerade in diesen Tagen zu denken geben.
    Amelie Stadesny mit einem Rückblick.
    Pro Gloria I Patria, für Ruhm und Vaterland.
    Mit diesem markigen Ruf ließ Kaiser Wilhelm II.
    am 5.
    Dezember 1894 den Hammer auf den Schlussstein des neuen Reichstagsgebäudes falden.
    Geglaubt scheint er nicht daran zu haben, denn privat war der Bau für ihn das Reichsaffenhaus.
    Zehn Jahre hatte man daran gebaut und weitere 22 Jahre dauerte es dann noch, bis man sich zu einer Aufschrift entschließen konnte, die der eigentlichen Widmung des Gebäudes entsprach, dem deutschen Volke.
    Das war mitten im Ersten Weltkrieg, in den Rechte wie Linke Abgeordnete mit Hurra-Patriotismus gezogen waren.
    Doch schon im Mai 1917 möchte der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann im Reichstag auf den Krieg verzichten.
    Wir verzichten auf die Fortsetzung dieses Krieges.
    Wir verzichten auf hunderttausende Tode und hunderttausende Grübel.
    Wir verzichten auf die weitere Verwüstung Europas.
    Wir verzichten aber nicht darauf, dass das deutsche Volk als ein freies Volk aus diesem entsetzlichen Kriege hervorgeht.
    Die Monarchie geht unter, die Sozialdemokraten nehmen das Ruder in die Hand, die Entscheidung fällt am 9.
    November 1918 im Reichstag.
    Und Scheidemann verkündet von einem Fenster des Reichstags aus die Republik.
    Arbeiter und Soldaten, seid euch der geschichtlichen Bedeutung dieses Tages bewusst.
    Seid einig, treu und lichtbewusst.
    Es lebe die deutsche Republik.
    Die goldenen 20er Jahre.
    Die Realpolitik eines Gustav Stresemann zeigt Erfolg, den er im Reichstag 1929 bekräftigt.
    Wir haben dem Volk versprochen nationale Realpolitik zu treiben, haben es getan nach außen und innen und nur ein Tor kann leugnen, dass das Deutschland von heute an anders ist.
    als das Deutschland neben vor fünf Jahren.
    In den 30er Jahren nimmt die Radikalisierung zu.
    Die Nationalsozialisten drängen an die Macht.
    Und da nützt es auch nichts, wenn der Sozialdemokrat Kurt Schumacher im Reichstag mutig vom inneren Schweinehund und der Dummheit der Agitatoren spricht.
    Die ganze nationalsozialistische Agitation ist ein dauernder Appell an den inneren Schweinehund im Menschen.
    I am blessed in Ireland.
    Hitler ist an der Macht.
    Und wie ein Fanal steht das Berliner Reichstagsgebäude in der Nacht vom 27.
    Februar 1933 in Flammen.
    Göring, der die Brandstiftung den Kommunisten in die Schuhe schiebt, greift das Gerücht auf, dass schon am nächsten Tag kolportiert wird.
    Und der Wahrheit wahrscheinlich sehr nahe kommt.
    Er selbst habe den Reichstag anzünden lassen.
    Das hätte der Minister Göring selbst angezündet, um Unterlagen
    gegen den Marxismus zu bekommen.
    Meine Herren, dazu brauche ich nun den Reichstag nicht anzuzünden.
    Unterlagen!
    Für euer Verbrechertum gibt es viel zu viele.
    Nach dem Brand benützten die Nazis das Reichstagsgebäude kaum noch.
    Die Sitzungen fanden in der gegenüberliegenden Krolloper statt.
    Theater statt Demokratie.
    Nach 1945 stand der Prunkbau jahrzehntelang in einer Art Trümmersteppe nahe der Zonengrenze in West-Berlin.
    Die Glaskuppel, die das beschädigte, pompöse Gebäude krönte, musste gesprengt werden.
    Am 2. und 3.
    Oktober 1990 steht er endlich wieder im Blickpunkt der Geschichte.
    Ost und West feiern vor dem Reichstagsgebäude die Wiedervereinigung Deutschlands.
    Und in diesen Minuten in Berlin im Deutschen Reichstag, im neu renovierten Deutschen Reichstag,
    die Sitzung der deutschen Bundesregierung, die erste Sitzung in Berlin.
    Wirklich mit den Regierungsgeschäften in Berlin will man dann erst nach der Sommerpause beginnen.
    Das Wort historisch wird für diesen Tag heute in Berlin mehr als genug strapaziert und ich habe im Bonn-Paul-Schulmeister gefragt, ist es gerechtfertigt von einer politischen Zäsur zu sprechen?
    Ja und nein.
    Natürlich wird sich etwas ändern mit dem Umzug der Regierung nach Berlin.
    Berlin ist ja nach wie vor eine in Wahrheit geteilte Stadt.
    Jeder sechste Berliner ohne Arbeit, jeder achte ein Ausländer.
    Hier prallen immer noch Welten aufeinander.
    Die Politik, die in Bonn eine schöne Beschaulichkeit an den grünen Ufern des Rheins durch Jahrzehnte erlebt hatte, wird nun hautnah mit den Problemen.
    Ostdeutschlands konfrontiert werden.
    Das wird allerlei an Stimmung, auch an Einschätzung ändern.
    Viele hoffen zum Positiven, nämlich zu mehr Realitätsbewusstsein für die Probleme der inneren Einheit, die noch zu meistern sind.
    Nein, keine Zäsur, weil es natürlich weiterhin die gleiche demokratische Rechtsstaatsrepublik Deutschland sein wird, die sich voll bewährt hat in den vergangenen Jahrzehnten in Bonn.
    Wenn durch die Zeitungen nun der Begriff der Berliner Republik geistert, was verbinden die Deutschen damit?
    Viele befürchten eben, dass Berlin eine preußisch-autoritäre Tradition habe, dass hier ein neuer Zentralismus womöglich mit Anflügen eines neowilhelminischen Großmannsstrebens wieder auftreten könnte.
    Das ist maßlos übertrieben nach meiner Einschätzung.
    Es bleibt, wie gesagt, das Koordinatensystem das vollkommen Gleiche.
    Allerdings muss man mit diesen ambivalenten Stimmungslagen auch umgehen und es war ja Bundeskanzler Schröder selbst, der in seiner Regierungserklärung und in vielen anderen Gelegenheiten jenen Verdächtigungen eine gewisse Nahrung gegeben hat, indem er zum Beispiel das Selbstbewusstsein einer erwachsenen Nation Deutschland, die sich niemanden über- oder unterlegen fühlen müsse,
    hervorgestrichen hat und in dem er gemeint hat, Deutschland könne nun unverkrampft seine nationalen Interessen vertreten.
    Also hier ist eine Art von Normalität einer neuen politischen Generation, die den Weltkrieg nicht mehr erlebt hat, am Zuge.
    Was heißt Normalität?
    Das ist die große Frage.
    Die Deutschen sehnen sich danach und wollen sich nicht mehr wie eben die anderen europäischen Länder ständig für die Sünden der Vergangenheit entschuldigen müssen, aber
    Normalität heißt gleichzeitig eben auch Verantwortung zu übernehmen.
    Verantwortung gerade in der momentanen weltpolitischen Situation ist eine heikle und oft auch sehr unangenehme Sache.
    Ja, und damit schließt sich eigentlich wieder der Kreis in diesem Mittagsschnall, was Paul Schulmeister angesprochen hat.
    Die deutsche Regierung steht wohl in diesen nächsten Wochen vor einer Entscheidung, wie sie sie seit 15 Jahren nicht mehr hat treffen müssen.
    Teilnahme etwa von deutschen Soldaten an einem Krieg in Europa, der Balkankrieg, also auch wieder am Ende des Mittagsschnalls.
    Er hat uns eingeholt.
    Bei uns jetzt aber nur noch ein paar Worte zum Wetter.
    Überwiegend bewölkt, nur zwischendurch sonnig.
    Auch im Großteil Österreichs ein paar Regen- und Schneeschauer.
    Auch einzelne Gewitter sind möglich.
    Temperaturen 6 bis 12 Grad.
    Ilse Oberhofer hat sich durch diese Sendung geführt.
    Im Namen meiner Kollegen verabschiede ich mich.

    Beiträge dieses Journals

    Wetter
    Mitwirkende: Schultheis, Rainer [Gestaltung]
    Datum: 1999.04.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Klima und Wetter ; Vorschau ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vor Emission von neuen AUA-Aktien
    Bericht von Michael Csoklich mit Interviewausschnitt von AUA-Vorstand Mario Rehulka
    Mitwirkende: Csoklich, Michael [Gestaltung] , Rehulka, Mario [Interviewte/r]
    Datum: 1999.04.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Gesellschaft ; Politik Österreich ; Technik ; Luftfahrt ; Finanzwesen und Kreditwesen ; Wirtschaftspolitik ; Verkehr ; Finanzpolitik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ernährungsbericht 98
    Bericht von Edith Bachkönig mit Einblendung von Ernährungswissenschaftler Ibrahim Elmadfa, Gesundheitsministerin Hostasch und Konsumentenministerin Prammer
    Mitwirkende: Bachkönig, Edith [Gestaltung] , Elmadfa, Ibrahim [Interviewte/r] , Hostasch, Eleonora [Interviewte/r] , Prammer, Barbara [Interviewte/r]
    Datum: 1999.04.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Gesellschaft ; Politik Österreich ; Technik ; Wissenschaft und Forschung ; Natur ; Ernährung ; Frauen ; Männer ; Kinder und Jugend ; Soziales ; Biologie ; Chemie ; Gesundheitswesen und medizinische Versorgung ; Pressekonferenz ; Industrie ; Handwerk und Gewerbe ; Konsum ; Regierung ; Parteien / SPÖ ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Jazzgiganten John Lewis und Hank Jones zu Gast in Wien
    Bericht von Nikolaus Schauerhuber mit Einspielungen und Interviewausschnitt mit John Lewis und Hank Jones
    Mitwirkende: Schauerhuber, Nikolaus [Gestaltung] , Lewis, John [Interviewte/r] , Jones, Hank [Interviewte/r]
    Datum: 1999.04.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Musik ; U-Musik ; Moderne Musikformen - Jazz ; Kulturveranstaltung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1999.04.19
    Spieldauer 00:55:57
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1999.04.19 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-990419_k02
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