Für alle via www.mediathek.at gestreamten Medien ist, wie in den Nutzungsbedinungen für mediathek.at festgehalten, ein Herunterladen o. ä. nicht angeboten und nicht gestattet.
Alle gestreamten Audio- und Videodokumente sind mit ihren permanenten URLs dauerhaft zugänglich, wodurch sich die Notwendigkeit der Anfertigung von Kopien durch die Österreichische Mediathek für nur private Verwendung Dritter erübrigt.
Soferne die Herstellung von Kopien von Archivdokumenten durch die Österreichische Mediathek für Dritte für nur privaten Gebrauch rechtlich möglich ist, fallen dafür technische Kopierkosten an. Für Anfragen nach Kopien von Archivdokumenten und Preisauskünfte schreiben Sie bitte an mediathek@mediathek.at.
Kopien von Dokumenten des ORF (die Österreichische Mediathek ist Teil des Technischen Museums Wien, aber nicht Teil des ORF) müssen von Interessierten selbst direkt beim ORF angefragt werden (ORF-Kundendienst, -Audioservice, -Videoservice).
Kopien von Dokumenten des Filmarchivs Austria oder des Phonogrammarchivs der Österreichischen Akademie der Wissenschaften müssen entsprechend beim Filmarchiv Austria oder entsprechend beim Phonogrammarchiv angefragt werden.
Die Metadaten der Medien, niemals die Medien selbst, deren Herunterladen nicht gestattet ist,unterliegen nach dem Herunterladen der Lizenz CC BY-NC 4.0, Namensnennung-Nicht kommerziell.
Zitieren
Zitieren
So können Sie Audio- und Videodokumente aus unserer digitalen Sammlung zitieren
Wenn Sie die Audio- und Videodateien aus unserer digitalen Sammlung für Ihre Arbeit und Ihre Forschung verwenden, freuen wir uns, wenn Sie mit einem Zitat auf unsere Quellen hinweisen!
So können Sie zitieren:
Alle Dokumente verfügen über eine Perma-URL
Für ein genaueres Zitat können Sie die Perma-URLs zusätzlich mit Markerpositionen (d.s. Zeitpositionen) versehen
Sie können im Dokument mehrere Markerpositionen setzen.
Die Markerpositionen bleiben so lange gespeichert, solange Sie sich im Audio- oder Videodokument befinden. Möchten Sie Links und Markerpositionen längerfristig für Ihre Arbeit speichern, verwenden Sie bitte den Bereich „Meine Mediathek“ (Login und Registrierung über das Burgermenü auf der Startseite).
Für Ihren persönliche Arbeitsbereich können sie Bookmarks setzen - Für diese Funktion müssen Sie sich im Bereich “Meine Mediathek” anmelden. Die Möglichkeit zu Login und Registrierung erscheint bei Klick auf das Bookmark-Symbol , alternativ können Sie sich auch über das Burgermenü auf der Startseite anmelden.
Marker setzen in: Mittagsjournal 1999.11.09
Auf dieser Seite
Katalogzettel
Information
Verortung in der digitalen Sammlung
Transkripte
Wie entstehen die Transkripte in der Österreichischen Mediathek?
Die bereitgestellten Transkripte werden mittels einer KI basierten Software erstellt. Die Transkripte ersetzen nicht die Arbeit mit den Originalquellen. Die Transkripte werden keiner inhaltlichen Bewertung oder Bearbeitung unterzogen und dienen vor allem der wissenschaftlichen Recherche sowie einer besseren Durchsuchbarkeit der Audio- und Videodokumente.
Die Erstellung der Transkripte erfolgt mit der Transkriptionssoftware WhisperX. WhisperX basiert auf dem System Whisper der Firma OpenAI. Whisper ist ein Open Source Produkt und auf Github veröffentlicht. WhisperX ist eine optimierte Version von Whisper und wurde von der Visual Geometry Group an der Oxford University entwickelt und auf Github veröffentlicht.
Die zur Verfügung gestellten Transkripte wurden 2024 erstellt.
KI-generiertes Transkript
Mittagsjournal.
Herzlich willkommen zum ORF-Mittagsjournal.
Wie grüßt Sie?
Hans Christian Scheidt.
Die Hauptthemen.
In Berlin gedenkt man heute offiziell des Falls der Mauer vor genau zehn Jahren.
Ein Tag, der die deutsche Wiedervereinigung beschleunigend einleitete.
Wir blenden auch historisch zurück auf das Umbruchsjahr 1989, in dem der kommunistische Osten weitgehend gestürzt wurde.
Mit sieht man von Rumänien ab weitgehend friedlichen und sanften Revolutionen.
Das Urteil gegen vier deutsche Fußball-Rowdies, die während der Fußball-Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich einen Polizisten schwer verletzt haben, wurde heute in Essen gesprochen.
Die Täter hielten Gefängnisstrafen zwischen dreieinhalb und zehn Jahren.
Im Mittagsschanal beschäftigen uns heute ferner folgende weitere Themen.
Die aktuelle politische Lage in Serbien, die Lage in Indonesien aus der Sicht einer prominenten Gewerkschafterin, die derzeit in Wien weilt, der Zeitplan zur Euro-Einführung, die seit einem Jahr und 100 Tagen existierende Wiener EU-Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Europa
Und dann auch noch die moderne venezianische Architektur anlässlich einer Ausstellung in Wien.
Das und mehr in diesem Mittagsschornal, das wir mit einem aktuellen Nachrichtenüberblick beginnen.
Sprecher ist Josef Enselnatek.
Deutschland.
Mit zahlreichen Veranstaltungen wird heute in Berlin der 10.
Jahrestag des Pfalz der Mauer gefeiert.
Der Deutsche Bundestag hält eine Sondersitzung ab, in deren Verlauf die damals entscheidenden Politiker das Wort ergreifen werden.
Es sind dies der ehemalige amerikanische Präsident George Bush, der einstige sowjetische Staats- und Parteichef Mikhail Gorbatschow und der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl.
Auch der amtierende Bundeskanzler Schröder wird eine Rede halten.
Am Abend findet am Brandenburger Tor ein großes Fest statt.
Auch an anderen Stellen des früheren Verlaufs der Berliner Mauer wird der Grenzöffnung vom 9.
November 1989 gedacht.
Damals hob die SED-Führung die Reisebeschränkungen für DDR-Bürger in den Westen auf und leitete damit den Fall der innerdeutschen Grenze ein.
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Oktober auf den tiefsten Stand seit Herbst 1996 gesunken.
Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit waren im Oktober 3.883.000 Personen als erwerbslos registriert.
Das sind um fast 60.000 weniger als gegenüber dem Vormonat und 84.000 weniger als im Oktober 1998.
Die Arbeitslosenquote fiel somit von 10,1 auf 9,9 Prozent.
Von dieser günstigen Entwicklung profitieren die neuen Bundesländer allerdings noch nicht.
Im Prozess um die schwere Misshandlung des französischen Gendarmen Daniel Nivelle durch vier deutsche Hooligans hat das Landgericht Essen heute die Urteile verkündet.
Die Angeklagten erhielten Haftstrafen zwischen dreieinhalb bis zu zehn Jahren.
Sie hatten den Gendarmen nach dem WM-Länderspiel Deutschland gegen Bundesrepublik Jugoslawien im Juni 1998 in der nordfranzösischen Stadt Lens durch Tritte und Schläge schwerstens verletzt.
Er lag mehrere Wochen im Koma.
Seitdem ist der 45-jährige Familienvater schwer behindert.
An der Urteilsverkündung in Essen nahm Nivelle zusammen mit seiner Frau teil.
Österreich
Die österreichischen Bundesbahnen können heuer mit einer erfreulichen Bilanz rechnen.
Es zeichnet sich ein Rekordergebnis von 1,7 Milliarden Schilling aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit ab.
Nach Abzug von Sondereinnahmen bleiben 1,4 Milliarden Schilling.
1998 waren es 1,1 Milliarden Schilling.
Besonders günstig entwickelt sich der Güterverkehr.
Beim Personenverkehr rechnen die ÖBB heuer mit einem Umsatzplus von 3%.
In Wien ist heute die Herbstsession der katholischen Bischofskonferenz Österreichs eröffnet worden.
Im Mittelpunkt der bis Donnerstag dauernden Beratungen steht die Weiterentwicklung des Dialogs für Österreich.
Mit Überraschungen wird allgemein nicht gerechnet, nachdem die Bischöfe in der Frühjahrssession den Dialogprozess an die Vorgaben des kirchlichen Lehramtes in Einheit mit der Weltkirche gebunden haben.
Georgien.
Am zweiten Tag seines Besuches in Georgien hat Papst Johannes Paul II.
den Beitrag des Landes zum christlichen Europa gewürdigt.
Georgien habe sich mit seiner Kultur und seinem Glauben immer nach dem Westen ausgerichtet und sei ein Modell für Respekt und Toleranz gegenüber anderen Religionen, sagte der Papst während einer Messe in einer Sporthalle in Tiflis.
An ihr nahmen etwa 10.000 Menschen teil, darunter der georgische Staatspräsident Shevardnadze.
Nicht anwesend waren Vertreter der georgisch-orthodoxen Kirche.
Frankreich.
Neuer Vorsitzender der Sozialistischen Internationale ist der portugiesische Ministerpräsident Antonio Guterres.
Er wurde heute beim Kongress der Organisation in Paris zum Nachfolger des früheren französischen Ministerpräsidenten Pierre Moreau gewählt.
Moroa verzichtete nach sieben Jahren als Vorsitzender der Sozialistischen Internationale auf eine neue Amtszeit.
Am Rande des Kongresses wird es heute zu einer Begegnung zwischen dem israelischen Ministerpräsidenten Barak und Palästinenser Präsident Arafat kommen.
Österreich.
Der Vorsitzende der Hörer- und Sehervertretung des ORF, Hans Matzenauer, ist heute mit der Bürgerurkunde der Stadt Wien ausgezeichnet worden.
Matzenauer war SPÖ-Schulsprecher und langjähriger Präsident des Wiener Stadtschulrates.
In Reaktion auf die Debatten um eine gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen initiierte er den Schulversuch Neue Mittelschule an Hauptschulen und AHS-Unterstufen.
Und jetzt sagt Ihnen Herbert Carters, wie sich das Wetter bei uns in Österreich entwickelt.
Das kalte und regenreiche Wetter dauert an.
Im Bergland ist es recht winterlich, man sollte also in vielen Tälern und erst recht bei Fahrten über Berge und Passstraßen auf Schnee oder zumindest Matsch auf den Straßen gefasst sein.
In den aktuellen Wendungen Wien leichter Regen 6 Grad, Eisenstadt leichter Regen 5, St.
Pölten leichter Regen 4, Linz leichter Regen 7 Grad, Salzburg leichter Regen 5, Innsbruck leichter Regen 3, Bregenz leichter Regen 4, Graz leichter Regen 6 und Klagenfurt stark bewölkt 5 Grad.
In Osttirol und Oberkernten gibt es zwar noch ein bisschen Sonne,
Meistens ist es aber dicht bewölkt und häufig regnet es, mitunter gar nicht so wenig und Schnee fällt oft 900 bis 700 Meter herab.
Und auch im Süden sollte es bald zu regnen und zu schneien beginnen.
Der Wind bleibt eher schwach, die Temperaturen steigen kaum noch und bewegen sich meist zwischen 0 und 6 Grad, mit der Sonne gibt es stellenweise 8 oder 9 Grad.
In der kommenden Nacht regnet und schneit jetzt verbreitet und man sollte nicht überrascht sein, wenn der Schnee stellenweise bis auf 500 oder gar 400 Meter herunterkommt.
Auch morgen Vormittag ist es trüb und regnerisch, dann lassen Regen und Schneefall von Südosten her aber langsam nach, allmählich hört er hier sogar auf und vereinzelt könnte es minimal auflockern.
Von Vorarlberg bis Salzburg bleibt es bis zum Abend regnerisch.
Der Ostwind frischt auf, im Alpenvorland sogar recht kräftig und die höchsten Temperaturen
0 bis 6 in 2000 Meter minus 5 Grad.
Am Donnerstag gibt es nun auch einzelne unbedeutende Regen- und Schneeschauer.
Ziemlich trüb, oft auch nebelig bleibt es aber.
Mit Sonne kann man am ehesten auf den höheren Bergen rechnen.
Weiterhin weht Ostwind und es ist relativ kalt bei 2 bis 8 Grad.
Die Öffnung der Berliner Mauer vor zehn Jahren sei ein Versehen gewesen, sagte der damalige DDR-Staats- und Parteichef Egon Grenz gestern in einem Fernsehinterview.
Der grundsätzliche Beschluss zur Öffnung der Grenze, der aber nicht an jedem Tag verwirklicht werden sollte, sei vorher in Abstimmung mit der sowjetischen Führung gefasst worden.
Die Grenztruppen hatten keine Befehle für den 9.
November.
Da lag die Gefahr, meinte Grenz im Rückblick.
Jener Egon Grenz blickt da zurück, der wegen der Todesschüsse an der Mauer sechseinhalb Jahre in Haft soll.
Gerade gestern wurde das Urteil gegen Egon Grenz bestätigt.
Er hat wenig Grund zu feiern.
In Berlin dagegen, da wird heute mit zahlreichen Veranstaltungen der 10.
Jahrestag des Pfalz der Mauer gefeiert.
In einer Sondersitzung des Deutschen Bundestages sprechen die früheren Präsidenten der USA und der Sowjetunion George Bush und Michael Gorbatschow sowie Ex-Kanzler Helmut Kohl, sein Nachfolger Gerhard Schröder und der Beauftragte für die Stasi-Unterlagen Joachim Gauck.
Am Abend findet dann ein großes Fest am Brandenburger Tor statt.
Aus Berlin berichtet Fabio Polli.
Es ist ein trüber Novembernebel, der sich heute über Berlin gelegt hat und man bekommt das Gefühl, dass der Funke der Feiern nicht so recht auf die Öffentlichkeit überspringt, wie sich das die Veranstalter eigentlich gewünscht hätten.
Schon gestern, als die drei großen politischen Architekten der Deutschen Vereinigung, Busch, Kohl und Gorbatschow, sich in der Öffentlichkeit zeigten, war der Zulauf der Bevölkerung geringer als erwartet.
Die Berliner erinnern sich aber heute trotz der Novemberstimmung mit viel Emotionen an das, was vor zehn Jahren passierte.
Man konnte das ja nicht für wahr halten.
Aber die Freude war groß, die Erleichterung.
Es war schon schön.
Es sind viele Freunde von uns gegangen.
Wir kommen ja aus dem Ostteil und haben damals eigentlich sehr gelitten.
Und für uns war das wirklich so eine Erlösung.
Keiner hatte ja damit gerechnet.
Es war ja im Prinzip auch gar nicht so geplant gewesen von den Obrigkeiten.
Es war ja irgendwo ein bisschen, wie sagt man, so schön in die Hose gegangen.
Am Nachmittag wird der große politische Festakt im neuen Reichstag stattfinden, wo der Deutsche Bundestag der Ereignisse des 9.
November gedenken wird.
Am Abend folgt dann das große Konzert am Platz vor dem Brandenburger Tor, wo wenigstens einige 10.000 Menschen erwartet werden.
Mit einem von vielen Tötungsfällen an der innerdeutschen Grenze wird sich heute auch ein Gericht in Schwerin beschäftigen.
Angeklagt sind drei Mitglieder einer Sonderkommission der DDR-Geheimpolizei, die den Dissidenten Michael Gartenschläger erschossen haben.
Gartenschläger hat die von der DDR stets geleugneten Selbstschussanlagen bewiesen und wurde deshalb in einen Hinterhalt gelockt und getötet.
Mehr dann zu den Feiern in Berlin im Abendschanal.
1989, das war das Wendejahr, das den Kommunismus in Osteuropa zum Einsturz brachte und damit das Ende auch des Kalten Krieges nach dem Zweiten Weltkrieg besiegelte.
Der eiserne Vorhang an den Grenzen zum Westen wurde aufgehoben oder wie im Fall von Berlin, da fiel eben die Mauer.
Ein historischer, akustischer Rückblick von Oliver Tanzer im Folgenden.
Spitzhakenhiebe begleitet von tosenden Jubel.
Darunter brach in einer Nacht zusammen, was Ost und West 28 Jahre lang auseinandergehalten hatte.
Am Ende hatten die DDR-Bürger selbst durchgesetzt, was ihnen kein westlicher Politiker zugetraut hatte.
Sie hatten begonnen, die Berliner Mauer einfach wegzureißen.
Schon vor der DDR hatten Ungarn und Polen ihren Weg in die Demokratie festgelegt.
Die Ungarn hatten Ende Oktober eine demokratische Republik ausgerufen.
In Polen war seit September der Solidarnosch-Vertreter Tadeusz Masowiecki Ministerpräsident.
Aber spätestens am Abend des 9.
November und den Ereignissen von Berlin war klar, dass Europa in ein neues politisches Zeitalter getreten war.
Das Zeichen, das an jenem Tag ausgesandt wurde, rief Hunderttausende in ganz Osteuropa auf die Straßen und auch die widerstandsfähigsten Diktatoren verschwanden von der Bildfläche.
Egon Krenz, damals DDR-Staatschef und der politische Ziehsohn von Erich Honecker, versuchte noch am selben Tag zu bremsen.
Aber ich bitte auch um eins, liebe Genossinnen und Genossen.
Das Zentralkomitee hat noch nicht die Diskussion begonnen.
Und wenn wir über Demokratie reden, dann möchte ich auch um euer Verständnis bitten, dass ich Beschlüssen des Zentralkomitees nicht vorgreifen kann.
Worte eines Staatschefs auf Abruf, von einer Nomenklatura auf Abruf.
Schon vier Tage später wurde Krenz von Hans Mudrow abgelöst.
Erich Honecker, der sich bis zu seiner Entmachtung gegen jede Reform gewährt hatte, wurde im Dezember unter Hausarrest gestellt.
Mit der Mauer von Berlin bricht auch die Angst der Bürger in der Tschechoslowakei zusammen.
Ab November wird in Prag demonstriert.
Noch wehrt sich die Staatsführung.
Eine Kundgebung von 70.000 Menschen wird blutig niedergeschlagen.
Doch schon zur nächsten Demonstration strömen 200.000 auf dem Wenzelsplatz zusammen.
Die Sicherheitskräfte sind machtlos.
Drei Tage später sind es 250.000.
Und wieder Hunderttausende befolgen den Aufruf der Opposition zum Generalstreik.
Das Regime in Prag bricht zwei Wochen nach dem Fall der Berliner Mauer zusammen.
Am 25.
November tritt die Führung der tschechischen KP geschlossen zurück.
Es ist derselbe Tag, an dem die SED in der DDR ihren Führungsanspruch offiziell aufgibt.
Am 30.
Dezember ist diesamt eine Revolution in Prag vollzogen.
An diesem Tag wird Vaclav Havel zum Staatspräsidenten gewählt.
Nicht so konsequent verläuft der Machtwechsel in Bulgarien.
Dort entziehen sich die Kommunisten einer Revolution mit der Entmachtung von Stadtschef Todar Schifkov und dem Versprechen freie Wahlen durchführen zu lassen.
Schifkov wird noch vor Jahresende aus der kommunistischen Partei ausgeschlossen.
Im Nachbarland Bulgariens, in Rumänien, wird hingegen die blutigste Geschichte des Revolutionsjahres 1989 geschrieben.
Am 19.
Dezember fallen bei Demonstrationen in Temesvar die ersten Schüsse.
Tage später herrscht blutiges Chaos im ganzen Land.
Tausende Männer, Frauen und Kinder werden von der Geheimpolizei Securitate erschossen.
Wochen, ja monatelang ist unklar, wer bei dieser Revolution nun eigentlich gewonnen hat, die Securitate oder die Demokratiebewegung.
Verloren hat, das ist schon Ende des Jahres klar, der Diktator Nicolai Ceausescu.
Am 25.
Dezember bringt das rumänische Fernsehen die Bilder seiner Hinrichtung.
Die Nacht des 9.
November von Berlin hat die Ereignisse davor und danach zusammengefasst und vorweg genommen.
Elf Monate später gibt es die Deutsche Demokratische Republik nicht mehr und auch der Untergang des Kommunismus europäischer Prägung ist besiegelt.
Jener Egon Krenz, der damals in Ost-Berlin regierte, wurde später zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt.
Doch den eigentlichen Schluss und die mehr als 40-jährige Trennung zog kein Politiker und kein Gericht, den zogen die Bürger aus Ost- und Westdeutschland in jener Nacht gemeinsam.
Ein akustischer, historischer Rückblick war das von Oliver Tanzer.
Bald nach Ende der NATO-Luftangriffe auf Jugoslawien hatte die serbische Opposition vollmundig verkündet, man werde den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic nun durch tägliche Protestdemonstrationen im ganzen Land in die Knie zwingen.
Ein Rücktritt des Diktators und damit endlich die Hinwendung zur Demokratie waren die Ziele der Demonstranten.
Einige Monate lang wurde tatsächlich jeden Tag protestiert, wenn die Kundgebungen auch nie den erwünschten Massenzulauf hatten.
Nun, da es immer kälter wird, sind die Demonstrationen derart geschrumpft, von der Zahl der Teilnehmer her gesehen, dass sie ab sofort nur noch einmal pro Woche stattfinden sollen.
Die Strategie der Opposition ist damit praktisch gescheitert.
Scheitern wird auch der Antrag auf Neuwahlen, den eine Oppositionspartei heute im Belgrader Parlament einbringen wird.
Kater-Stimmung in Belgrad an dem Tag, an dem Deutschland den 10.
Jahrestag des Niedergangs des kommunistischen Systems in der DDR feiert.
Aus der serbischen Hauptstadt berichtet im folgenden Soran Opera.
Zehn Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer und am Ende des Kalten Krieges.
Für die staatlich kontrollierten Medien in Serbien ist dies heute kein Thema.
Die serbischen Kommunisten und Nationalisten waren ohnehin 1989 gegen die Wiedervereinigung Deutschlands.
Für das unabhängige Weltrat der Nachrichten-Magazin Vreme ist das zehnjährige Jubiläum der Anlass, eine Bilanz zu ziehen, denn zehn Jahre nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Herrschaft in Europa habe Serbien, so Vreme, eine genaue entgegengesetzte Richtung eingeschlagen.
Aus den Überresten und dem Schutz der eingestürzten Berliner Mauer habe Milošević einen Zaun um Serbien errichtet, schreibt das Nachrichten-Magazin Vreme.
Und gerade am heutigen Jubiläumstag will die Allianz für den Wandel, die ihre täglichen Protestversammlungen demnächst einstellt, eine Großkundgebung in der Hauptstadt organisieren.
Aus 28 von der Opposition regierten Städten und Ortschaften Serbiens wollen die Abgeordnete der lokalen Parlamente heute in Belgrad protestieren.
Das Ziel ist das Gebäude des serbischen Parlaments, wo sie einen Antrag für die Abhaltung von vorgezogenen demokratischen Wahlen schriftlich hinterlegen.
Die im Parlament vertretene Oppositionelle Serbische Erneuerungsbewegung von Vuk Traskovic will ebenfalls bei der heutigen Parlamentssitzung Neuwahlen nach demokratischen Grundregeln verlangen.
Doch viel wahrscheinlicher ist das, dass das Parlament, in dem die sozialistisch-radikale Koalition die Mehrheit hat, ein neues Gesetz für das lokale Wahlsystem verabschiedet.
Ohne Stichwahl nur nach dem Mehrheitsprinzip sollen bei den nächsten lokalen Wahlen die Stadtparlamente von den Oppositionabgeordneten endlich gesäubert werden,
So hofft das Regime und rechnet mit der Uneinigkeit der serbischen Oppositionsparteien.
Doch auch auf der Bundesebene zeichnen sich neue Konflikte ab.
Denn zum ersten Mal wurden die Milošević-treue Montenegriner in der Bundesregierung von den Neokommunisten der Präsidenten E. Frau Marković ins Visier genommen.
Vor allem beschwert sich der zygoslawische Heer über die Unfähigkeit des Bundesministerpräsidenten Bulatović, das notwendige Geld zu beschaffen.
Sollte er bis jetzt absolut Milosevic-Trojbulatovic eine Vereinbarung mit dem montenegrinischen Präsidenten Djukanovic geopfert werden, oder aber droht ein erbarmungsloser Handelskrieg mit der reformorientierten kleineren Teilrepublik, so spekuliert man in diesen Tagen in Belgrad.
Sohran Oprah berichtet aus Belgrad.
Sportlich gesehen erlebte Frankreich im vergangenen Jahr eine große Sportveranstaltung mit der Durchführung der Fußball-Weltmeisterschaft.
Die Gastgeber durften auch über den Weltmeistertitel jubeln.
Für Österreich endete sportlich gesehen die Weltmeisterschaft ja bereits in der Vorrunde und daher alles andere als glücklich und erfolgreich.
Wenig Grund zur Freude boten während der Fußball-Weltmeisterschaft Szenen vor den Stadien.
Vor allem deutsche Fans, besser gesagt Rowdies, waren dafür verantwortlich.
Und deshalb wurde heute auch mit Spannung das Urteil im sogenannten Hooligan-Prozess in Essen erwartet.
Vier deutsche Fußball-Rowdies waren angeklagt, einen französischen Polizisten während der Fußball-WM im vergangenen Jahr fast zu Tode geprügelt zu haben.
Das Gericht in Essen hat durchwegs hohe Haftstrafen gegen die vier Raudis verhängt.
Elisa Wasch berichtet.
Die höchste Strafe erhielt der 28-jährige Andrej Zawadzki.
Er wurde zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.
Er soll bei dem Überfall auf Daniel Nivell im Juni des Vorjahres mit einem Gewehrkolben mehrmals auf den Hinterkopf des Polizisten eingeprügelt haben und Nivell die schwersten Verletzungen zugefügt haben.
Zawadzki war des versuchten Mordes angeklagt.
Die anderen drei Hooligans, sie sind zwischen 24 und 31 Jahren alt, waren der gefährlichen Körperverletzung bezichtigt und erhielten Haftstrafen zwischen dreieinhalb und sechs Jahren.
Drei der vier Verurteilten hatten während des Prozesses Teilgeständnisse abgelegt.
Die Urteile liegen unter dem von der Staatsanwaltschaft, aber über dem von der Verteidigung geforderten Strafmaß.
Sie sind noch nicht rechtskräftig.
Das Opfer der Fußball-Rowdies, der 44-jährige Daniel Nivell, war gemeinsam mit seiner Frau und einem Sohn bei der Urteilsverkündung im Landgericht in Essen anwesend.
Nach dem Überfall vorigen Sommer lag er wochenlang im Koma.
Seitdem ist er schwerbehindert, er ist teilweise gelähmt und auf einem Auge erblindet.
Die vier deutschen Hooligans hatten ihn nach dem Match Deutschland gegen Jugoslawien bei der Fussball-WM in Frankreich 1998 angefallen, das unentschieden geendet hatte.
Sie hatten ihn halbtot geprügelt.
Lisa Waschert berichtet.
Am 9.
November 1938 brannten im damaligen Deutschen Reich 1118 Synagogen und 288 jüdische Bethäuser.
1000 Menschen kamen bei den Nazi-Ausschreitungen damals in der sogenannten Reichskristallnacht ums Leben.
Zum 61.
Mal jährt sich heute also dieser Tag.
Und genau an diesem Tag haben sich in Wien heute die Vertreter der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu Wort gemeldet.
Eine Stelle, die von der Europäischen Union in Wien geschaffen wurde.
Karin Koller meldet sich von einer Pressekonferenz dieser Institution.
Der heutige Tag wurde bewusst gewählt, um die Arbeit der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit vorzustellen, sagt die Direktorin Beate Winkler.
Denn der 9.
November ist ein widersprüchlicher Tag.
Einerseits erinnert er an das Novemberprogramm von 1938 mit all seinen schrecklichen Auswüchsen von Rassismus und Antisemitismus.
Andererseits, der 9.
November ist auch der Tag des Pfalz der Berliner Mauer, das Ende des Kalten Kriegs.
Es ist aber auch ein Tag, an den wir erinnern, ein Jahr und 100 Tage, in denen die Europäische Beobachtungsstelle, eine unabhängige Einrichtung der Europäischen Union, ihre Arbeit aufgenommen hat.
Es ist die Hoffnung der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten,
dass mit dieser Stelle, mit der Einrichtung dieser neuen unabhängigen Organisation, ein ganz entscheidender Beitrag zur Überwindung von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in Europa geleistet wird.
Die konkreten Aufgaben der Organisation, die ihren Sitz in Wien hat, es geht darum, ein Informationsnetzwerk zu installieren, Daten über Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus aus allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union zu sammeln.
Dazu gehören Berichte über rassistische Übergriffe, Studien über die sozialen und existenziellen Ängste der Menschen, die vielfach ja die Grundlage für die Angst vor dem Fremden vor den Fremden sind, so Beate Winkler.
Die Europäische Beobachtungsstelle
hat aber auch eine Charter für politische Parteien ins Leben gerufen.
Denn europaweit würden immer mehr Parteien mit rechtspopulistischen und rassistischen Wahlkampfparolen versuchen Stimmen zu gewinnen.
Mit dieser Charter für eine nicht rassistische Gesellschaft wolle man dieser Entwicklung entgegensteuern.
Inzwischen haben europaweit schon 80 Parteien dieses Programm unterzeichnet.
Außerdem hat die Antirassismusstelle sich zur Aufgabe gemacht, die Gesetzgebung in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten zu beobachten und auf eventuelle diskriminierende Passagen hin abzuklopfen.
Das Europa des 21.
Jahrhunderts wird das Europa der Vielfalt sein, der unterschiedlichen Kulturen, der Globalisierung, der Schnelligkeit, bei der eben auch manchmal die Seelen einfach nicht mitkommen.
Menschen fühlen sich überfordert, sie richten sich zurück.
Die Abwehr gegen alles Fremde hat zugenommen.
Die letzte Studie über die Entwicklung von Rassismus in Europa gibt Anlass zur Sorge, meint Beate Winkler.
33 Prozent der Europäer geben offen zu, rassistisch zu sein.
Immer mehr Europäer finden auch, dass zu viele Ausländer in ihrem Land leben.
Die Akzeptanz gegenüber Asylsuchenden nimmt kontinuierlich ab.
Gleichzeitig habe aber auch das Interesse am Kampf gegen den Rassismus nachgelassen.
Und genau hier müsse die Europäische Beobachtungsstelle für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit einhaken und durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit mehr Aufmerksamkeit für dieses Problem erwirken.
Großes Projekt, an dem die Europäische Antirassismusstelle auch mitarbeiten wird, die große UNO-Weltkonferenz gegen Rassismus 2001.
Karin Koller hat von einer Pressekonferenz der von der EU eingerichteten Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Wien berichtet.
Und jetzt an dieser Stelle eine kleine Zäsur im Mittagsschanal, ein Blick auf unser heutiges Abendprogramm.
Vorgesetzte schränkte Möglichkeiten ein, sich zu äußern.
Man wird ständig unterbrochen.
ständige Kritik an der Arbeit.
Man spricht nicht mehr mit dem oder der Betroffenen.
Versetzung in einen Raum weit ab von den Kollegen, also in dem Fall nicht Raum, aber dann in der Außenstelle.
Geheimliche Kontrollen, ununterbrochene Überwachung mit Akten, Notizen, Briefen, Beschwerden etc.
überziehen.
Anwesenheitszeiten pedantisch kontrollieren und dokumentieren lassen, also das habe ich dann am eigenen Leib verspürt.
Es gibt hier im Haus einen Betriebsrat, einen gewählten Betriebsrat.
Also wenn sich jemand von mir ungerecht behandelt fühlt,
dann frage ich mich, warum er nicht den Weg, den jeder Arbeitnehmer gegen kann und gehen soll, mit seinem Betriebsrat bespricht.
Nur wenige Firmen geben zu, wenn es ein Problem mit Mobbing gibt.
Psychoterror am Arbeitsplatz scheint ein Tabu zu sein.
Auch wenn in Österreich immer mehr Beratungsstellen ihre Pforten öffnen und zum Teil kostenlose psychologische Betreuung anbieten.
Isabelle Engels und Ute Hargassner wollten genauer wissen, was sich hinter dem Begriff Mobbing verbirgt.
Und landeten dabei in einem Labyrinth aus Angst und Aggression.
Etwa 220.000 Menschen gelten in Österreich als arm und das, obwohl sie arbeiten.
Das geht aus einer neuen Untersuchung der sogenannten Armutskonferenz hervor.
Das ist das österreichische Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung, in dem kirchliche Stellen mit sozialen Vereinen zusammenarbeiten.
Der Wiener Politikwissenschaftler Emmerich Talos sieht den Grund für die zunehmende Armut in sogenannten atypischen Beschäftigungsformen.
Teilzeitarbeit, Leiharbeit, befristete Jobs und geringfügige Beschäftigung sind auch in Österreich im Ansteigen begriffen, sagt der Wissenschaftler.
Brigitte Handlos berichtet.
In Österreich würden im Vergleich zu den USA aber auch zum Beispiel den skandinavischen Ländern oder den Niederlanden diese neuen Arbeitsformen noch nicht überwiegen, sagt der Politikwissenschaftler Talos.
Das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass befristete Jobs, Teilzeitarbeit, Leih- und Telearbeit auch bei uns in Zukunft kräftig zunehmen werden.
Das bedeutet, dass auch in Österreich immer mehr Menschen zwar Arbeit haben, davon aber nicht oder nur sehr schlecht leben können.
Am häufigsten trifft das Frauen und hier vor allem Alleinerzieherinnen.
Die wirkliche Gefahr besteht für Talos aber in der Spirale, die sich im sozialen Sicherungssystem fortsetzt.
Wer zum Beispiel 8.000 Schilling brutto verdient, erhält im Krankheitsfall nur mehr 4.800 Schilling, im Fall von Arbeitslosigkeit rund 3.800 Schilling und in der Pension nach 35 Versicherungsjahren 4.300 Schilling.
Talos Warnung ist deutlich.
Atypische Beschäftigungsformen stellen im Hinblick auf die Sicherung materieller und sozialer Teilhabechancen eine gesellschaftspolitische Zeitbombe dar.
Mit atypischer Beschäftigung verbundene Konsequenzen, wie zum Beispiel das Verarmungsrisiko, werden sich mit zunehmender Verbreitung atypischer Beschäftigungsformen noch zuspitzen.
Deshalb sei die Politik gefordert, rasch, am besten jetzt, einen sozialen Ausgleich zu den Armutsrisiken, die die neuen Arbeitsformen mit sich bringen, zu schaffen.
soll den Verarmungsrisken gegengesteuert werden, dann ist Politik meines Erachtens nicht nur in Zukunft, sondern bereits jetzt und aktuell gefordert.
Das möchte ich deswegen betonen, weil bestimmte Veränderungen, denken Sie an Einführung von Grundsicherungselementen, die kommen nicht von einem Tag zum anderen.
Und von daher müsste Politik, und das sehe ich als Problem, ich sah es auch im Wahlkampf, ich sehe es als Problem der Kontraproduktivität von Politik,
wenn Politik eigentlich nur Maß nimmt an vier Jahren und nicht den Blick sozusagen über den Tellerrand einer Legislaturperiode hinaus richtet.
Einige europäische Länder könnten hier als Vorbild gelten.
In Belgien und Skandinavien etwa gibt es Überstundenregelungen auch für Teilzeitarbeit.
In Frankreich erhält man eine Abfindung auch bei Leiharbeit.
In Spanien und Portugal werden bei Auslaufen von befristeten Arbeitsverhältnissen Entschädigungen bezahlt.
Und in den Niederlanden bekommt man ab einem bestimmten Alter eine Grundpension, unabhängig davon, ob man verheiratet ist oder nicht.
Alles Vorbilder, an denen sich die österreichische Politik rasch orientieren sollte, sagt Talos.
220.000 Menschen gelten in Österreich also als arm, obwohl sie arbeiten.
Von der Arbeitnehmerseite ein Wechsel auf die Arbeitgeberseite.
Die Schlagzeile für den folgenden Beitrag lautet, den österreichischen Klein- und Mittelunternehmern geht es besser.
Die gute Konjunktur sorgt für steigende Umsätze, mehr Beschäftigte und insgesamt für Optimismus.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Mittelstandsanalyse, die die Kreditreformwirtschafts- und Konjunkturforschung durchgeführt hat.
Österreichs Mittelstand entwickelt sich im Vergleich sogar besser als der deutsche Mittelstand.
Ein Problem bleibt aber die hohe Zahl an Insolvenzen, Christian Hunger informiert.
Die Klein- und Mittelbetriebe sind die größten Arbeitgeber in Österreich.
70 Prozent aller Beschäftigten arbeiten in diesen Betrieben.
Für sie ist es also besonders wichtig, ob es dem Unternehmen gut geht oder nicht.
Und es geht ihnen gut.
57 Prozent der Mittelständler haben eine sehr gute bis gute Auftragslage.
Mehr als die Hälfte kann auf steigende Umsätze verweisen.
Das ist vor allem auf die positive Konsumentwicklung,
und auf die stabilen Preise zurückzuführen.
Hierzulande gibt es ja die niedrigste Inflation in Europa, faktisch eine Nullinflation.
35 von 100 Firmen denken daran, zusätzliche Beschäftigte aufzunehmen.
Entsprechend positiv sind die Erwartungen für die nächsten Monate.
Nicht ganz so gut sieht es allerdings mit der Zahlungsmoral aus.
Weniger als die Hälfte der privaten Kunden begleicht ihre Schulden innerhalb von 30 Tagen.
Das ist nicht ganz unwichtig.
Unpünktliche Zahlungen bzw.
gänzlicher Zahlungsausfall sind in einem Viertel der Fälle Schuld an Firmenpleiten, sagt Dr. Helmut Rödl von der Kreditreform.
Das relativ größte Risiko in ganz Österreich hinsichtlich unpünktlicher Zahlungsweise der Kunden gehen Lieferanten von Firmen aus dem verarbeitenden Gewerbe wieder in Kärnten ein.
Fast 25 Prozent oder jeder Vierte dieser Firmen zahlen nämlich mit generellem Zahlungsverzug.
Und am positiven Ende dieser negativen Tabelle finden sich Firmen in Oberösterreich.
Dort zahlen nur 5 Prozent oder jede Zwanzigste aller Firmen aus dem verarbeitenden Gewerbe schlecht, was gleichzeitig den besten Platz in dieser negativen Hitparade des Zahlungsverzuges darstellt.
Verbessert hat sich hingegen die Zahlungsmoral der öffentlichen Hand.
Die österreichischen Klein- und Mittelbetriebe nutzen bereits das Internet für ihre Geschäfte.
Zwei Drittel der Unternehmen sind im Internet präsent, nur ein Drittel allerdings nutzt es für Käufe oder Verkäufe.
Ebenso ein Drittel hat sich bisher aber noch nicht auf die Computerprobleme im Zusammenhang mit dem Jahrtausendwechsel vorbereitet.
Man wird schon annehmen müssen, dass es für einige ein böses Erwachen geben wird, wenn sie ihre Softwareumstellung nicht in dem Maße hinkriegen, wie es eben zum Jahrtausendwechsel erforderlich ist.
Wichtig ist natürlich die Frage, sprechen wir über Verwaltungsanwendungen im Bereich Finanzen, Buchhaltung oder so etwas, da kann ich sagen, ist das vielleicht eine Quantität negligable, oder sprechen wir über Produktionsanwendungen, wie im Bereich von Informationsanbietern, Datenverarbeitern und ähnlichen, dann würde ich sagen, kann das für die Existenz auch ein Killerkriterium sein.
Im Vergleich zu Deutschland, so die in Deutschland beheimatete Kreditreform, hat Österreich als Wirtschaftsstandort die besseren Karten und nutzt diese auch.
Da gibt es Prospekte, das steht drin.
Der Steuersatz für Firmen, Kapitalgesellschaften Österreich, 34 Prozent, glaube ich.
Deutschland sowieso, das wird verglichen.
Da schämt man sich nicht, das zu sagen, sondern man legt die Karten auf den Tisch.
Man hat weniger Bürokratie.
Und das, glaube ich, sind die Unterschiede.
Österreich ist flexibler.
Österreich weiß, was los ist und hat natürlich auch als Drehscheibe zu Osteuropa, glaube ich, sehr gewonnen.
Keine Euphorie, aber Zuversicht.
So die Bilanz für den österreichischen Mittelstand, sagt Christian Hunger.
Das derzeitige Interregnum oder die derzeitige Übergangszeit in der österreichischen Politik kann nichts darüber hinwegtäuschen, dass die neue Bundesregierung, wie sie auch aussehen mag, große Budget- und steuerpolitische Aufgaben zu bewältigen haben wird.
Die Kammer der Wirtschafts-Dreihänder hat heute ein Sechs-Punkte-Programm vorgelegt, das den künftigen Regierungsparteien, wie sie sagt, als Grundlage für ihre Entscheidungen dienen soll, Werner Heritsch berichtet.
Eigentlich ist es nichts Neues, sagen die Vertreter der Wirtschaftstreuhänder selbst.
Alle Vorschläge seien schon im Vorjahr, als die Steuerreform 2000 ausgearbeitet wurde, von ihnen vorgelegt worden.
Aber diese Vorschläge seien ja, wenn überhaupt, nur rudimentär verwirklicht worden.
Daher auf ein Neues.
Die sechs Punkte im Einzelnen.
Ein Dauerbrenner ist die Senkung der Lohnnebenkosten.
Eine seit Jahren von der Wirtschaft verlangte Maßnahme.
Die Wirtschaftstreuhänder wollen eine stufenweise Halbierung der lohnsummenabhängigen Abgaben auf die Hälfte.
In Zahlen heißt das von fast 70 Milliarden jährlich auf 35 Milliarden.
Untermauert wird diese Forderung mit einem Europavergleich, wonach in Österreich die Steuern von der Lohnsumme siebenmal so hoch sind wie im EU-Durchschnitt.
Geht es nach den Wirtschaftstreuhändern, so soll das Gebührengesetz abgeschafft werden.
Eine leistungsgerechte Kostenabdeckung müsse her, sagt Karl Bruckner von der Kammer der Wirtschaftstreuhänder, der zwischen guten und schlechten Gebühren unterscheidet.
Wenn ich ein Firmenbuch-Eintragung mache, wenn ich ein Grundbuch-Eintragung mache, dann gibt mir der Staat durch das Firmenbuch, durch das Grundbuch die Rechtssicherheit in Form dieser Eintragung und da zahle ich ja sozusagen gerne was dafür.
Nur, wenn ich einen Mietvertrag mache und der Staat
Tut überhaupt nichts zu diesem Mietvertrag dazu, weil den mache ich zwischen Vermieter und Mieter.
Und dann muss ich 1% des Mietentgelts, nämlich wenn es ein Mietvertrag ist auf 20 Jahre, dann 1% der 20-Jahres-Miete bitte Gebühr zahlen für nix und wieder nix.
Also das versteht wohl niemand.
Das Steuersystem müsse auch verlässlicher werden.
Es gehe nicht, dass zum Beispiel das Einkommensteuergesetz in den vergangenen elf Jahren im Schnitt viermal pro Jahr geändert wurde.
Außerdem verlangen die Wirtschaftstreuhänder eine Verfassungsbestimmung, dass rückwirkend verschärfende Steueränderungen verboten werden.
Und sie setzen sich für eine Verbesserung der privaten Altersvorsorge ein.
Private Pensionsleistungen sollen zu einer Steuersparnis führen.
Das sei ein größerer Anreiz als die momentane staatliche Jahresprämie von 482 Schilling.
Die Ideen für die Erhaltung des Wirtschaftsstandortes Österreich, das Eigenkapital der Betriebe, solle so behandelt werden wie Fremdkapital.
Das heißt, die Zinsen sollten auch steuerlich absetzbar sein, um so die Eigenkapitalbildung zu stärken und für die Besteuerung von Konzernen sollte endlich das veraltete System der Organschaft ausgetauscht werden durch moderne Reformen, bei denen selbstständige Gesellschaften eines Betriebes gemeinsam Steuern zahlen und nicht einzeln.
Weniger Steuern heißt aber für den Staat weniger Einnahmen.
Kein Problem, meinen die Wirtschafts-Dreuhänder.
Im öffentlichen Dienst gibt es genug Einsparungsmöglichkeiten, etwa bei Subventionen oder der Wohnbauförderung.
Und auch in der Verwaltung müsse endlich über Einsparungen konkret gesprochen werden, sagt der Präsident der Wirtschafts-Dreuhänder, Klaus Hübner.
Zwischen Bund, Ländern und Gemeinden gäbe es viele Überschneidungen.
Wir müssen es uns gefallen lassen, dass wir in Österreich diesen Faktor mal neun, dass wir den kritisch hinterfragen, ob das im Bereich der Sozialversicherung und in vielen Bereichen, ja selbstverständlich bis hin zu Landesregierungen, man wird diese Bereiche ansprechen müssen.
Wir werden nicht anders herumkommen, diesen Faktor neun in Österreich, wo wir neun Verwaltungen brauchen, ob das nicht billiger geht.
Ich bin zutiefst überzeugt, dass es billiger geht und dass hier Wohlfahrtsverluste
zur Zeit in Kauf genommen werden.
Die Kammer der Wirtschaftstreuhänder fordert daher analog zur Steuerkommission eine Ausgabenkommission.
Experten sollen auflisten, wo in der öffentlichen Verwaltung sinnvoll gespart werden kann.
Ein Papier, an dem die Politik dann nicht vorbeikomme, ohne darüber zu diskutieren.
Viele von uns bemerken es wahrscheinlich gar nicht, aber ob auf dem Kontoauszug, auf dem Kassabon oder am Preisschild, der Euro ist virtuell bereits Bestandteil unseres täglichen Lebens.
Euromünzen und Scheine kommen am 1.
Jänner 2002.
Gestern haben die EU-Finanzminister beschlossen, die Übergangsfrist vom Schilling auf den Euro, also die Zeit, wo beide Währungen parallel laufen, zu verkürzen.
Und zwar auf maximal zwei Monate.
Wobei jedes der elf Euro-Länder die genaue Frist selbst festlegen kann.
Zwei Monate wird sie in Österreich betragen.
Was das für Banken, Handel und Konsumenten bedeutet, darüber informiert im folgenden Michael Czocklich.
Dass die sechs Monate Übergangsfrist zu lange sind, war seit Monaten klar.
Zu teuer für die Wirtschaft und für die Konsumenten verunsichernd, lauteten die häufigsten Argumente gegen die lange, gleichzeitige Geltung von Schilling und Euro.
Um die Umstellung zeitgerecht über die Bühne zu bringen, werden Euro, Münzen und Scheine schon frühzeitig von der Nationalbank ausgegeben, sagt Direktor Wolfgang Tuchacek.
Druck und Prägung des Euro laufen auf vollen Touren, die Tresore der Nationalbank füllen sich langsam.
Geplant ist, zuerst die zweigstellende Nationalbank mit dem neuen Geld zu beliefern, ab Mitte 2001 die Banken, danach in kleinen Mengen im Wert von 2000 Schilling den Handel und ab Mitte Dezember auch Konsumenten, vor allem Behinderte.
Walter Rothensteiner, Obmann der Kreditsektion in der Wirtschaftskammer und RZB-Chef, begrüßt die zwei Monate Umstellungsphase, will aber für Private eine längere Gewöhnungsfrist.
Ich hätte auch überhaupt nichts dagegen, in vernünftigen Mengen dem Konsumenten den Euro ein, zwei Monate vorher zu geben, weil sonst wird ja letztendlich passieren, dass die Leute am 1.
Jänner oder vielleicht sogar am 1., weil wir vielleicht aufsperren müssen,
spätestens am 2. in rauen Scharen vor der Bank auftauchen und einwechseln wollen.
Hauptbetroffen von der Umstellungsphase ist der Handel, er begrüßt die Verkürzung auf zwei Monate.
Der Handel sei Hauptumschlagplatz für Wechselgeld und erfülle in dieser Zeit Bankenfunktion, sagt Rolf Gleißner von der Wirtschaftskammer.
Den Schilling und Euro werden kassiert, aber nur Euro herausgegeben.
Bis zu zehnmal höher wird der Wechselgeldbedarf sein in dieser Zeit.
Erstens, weil über Bankomaten nur Papiergeld in Umlauf komme und der kleinste Schein mit 10 Euro relativ viel wert und damit der Wechselgeldbedarf hoch sei.
Zweitens, weil normalerweise 30 Prozent der Kunden den verlangten Betrag exakt zahlen, das sei bei der Euro-Einführung aber nicht möglich.
Derzeit wird daran getüftelt, wie die 15.000 Tonnen Schilling- und Groschenmünzen und die 400 Millionen Stück Schillingscheine möglichst reibungslos und kostengünstig gegen den Euro eingetauscht werden können.
7.500 Tonnen Euro Münzen, das ist ein Berg mit der Höhe des Eiffelturms und 350 Millionen Scheine gilt es um das Volk zu bringen.
Über Kosten und Risiko der Umstellung wird noch verhandelt.
Die Banken wollen möglichst viel davon auf die Nationalbank überwälzen.
Die Konsumenten soll die Umstellung nichts kosten, sagt Rothensteiner.
Es bricht immer die Angst aus, wenn Banken Arbeit machen, dass der Konsument dafür zahlen muss.
Mit dem leben wir ja bedauerlicherweise schon.
Aber ich kann nicht davon ausgehen, dass ich dem Kunden
sein Geld entwertet, das er jetzt eins zu eins umtauscht.
Und ich gehe davon aus, dass wir daher, der Kunde sieht ja die Vorbereitungen nicht, aber er wird seinen Schilling gegen den Euro umtauschen, ohne dass das was kostet.
Eine Aussage, die eine langfristige Überwälzung der Kosten aber nicht dezidiert ausschließt.
Der Kunde bleibt also hoffentlich auch weiter König, Obschieling oder Euro.
Die größte Universität Österreichs, die Universität Wien, steht vor ihrer weitreichendsten Verwaltungsreform seit 1945.
Ab 1.
Jänner 2000 nämlich wird sie mit ihren 90.000 Studenten und den 6.000 Mitarbeitern nach dem neuen Universitätsorganisationsgesetz, dem UOG 93 abgekürzt, geführt.
Das bedeutet mehr Autonomie, aber auch mehr Aufwand an Selbstverwaltung für den Großbetrieb Universität.
Details von Martin Heidinger.
Die lange Leine des Staates wird noch länger.
Ab nächstem Jahr verwaltet die Uni Wien kurzgesagt ihr Budget weitgehend selbst.
Daraus ergeben sich weitreichende Folgeschritte.
Wer sich selbst regiert, aber einen öffentlichen Auftrag in wissenschaftlicher Forschung und Lehre hat, muss auch selbst für deren Qualität bürgen können.
Die dauernde Evaluierung der UN-Institute – sie werden übrigens um 10 Prozent reduziert – ist im UOG 93 vorgeschrieben und läuft schon jetzt.
Bei der Umsetzung des UOG 93 hilft ein professionell aufgebautes und privatwirtschaftlich organisiertes logistisches Zentrum mit 15 Mitarbeitern.
An der Spitze der Universität steht wie bisher ein Rektor.
Vom ehrwürdigen Glanz der Magnifizenz bleibt aber in der Praxis nicht viel über.
Mit seinem Führungsteam von vier Vizerektoren ähnelt der Rektor neu eher einem Topmanager.
Nachdem es die kleineren Universitäten schon vorexerziert haben, beschreitet jetzt also auch die Universität Wien den Weg zum modernen Dienstleistungsbetrieb, sagt der erste Rektor neuer Ordnung, der Wirtschaftswissenschaftler Georg Winkler.
Das beginnt bei der Inskription, die unbürokratisch via Internet erfolgen soll, teilweise in Vernetzung mit den Mittelschulen.
Außerdem ist es natürlich wichtig, dass wir nicht dann im Leben des Studierenden ständig immer wieder fragen, ob er geboren wurde und wo er geboren wurde und seine sonstigen Daten, sondern das lässt sich alles heute viel moderner, einfacher und, und das ist auch wichtig, zuverlässiger machen.
Bei der Verwaltung allein wird es aber nicht bleiben.
Auch das Studienangebot wird sich verändern, sagt Georg Winkler.
Zurzeit sind viele Studien noch überfrachtet von Inhalten, die, um das vorsichtig zu sagen, vielleicht modernen Gesichtspunkten nicht mehr so genügen.
Das heißt, wir müssen sehr genau das Studienangebot durchfrachten.
Und dann ist es natürlich auch weiter, dass wir
auch bestimmte Serviceeinrichtungen anbieten in Bereichen wie zum Beispiel Zentrum für Berufsplanung, Studienrechtsservice und so weiter.
Kritik übt der Rektor daran, dass der Koloss Uni Wien bei der Umsetzung des UG 93 als eine der letzten die Reform vollzieht.
Das verzögert die Weiterentwicklung des gesamten Universitätssektors.
weil ja dann alle warten müssen, bis die Universität Wien diese neuen Strukturen übernommen hat und man ja erst dann sinnvollerweise über die nächsten Schritte nachdenken kann.
Das heißt, aus gesamtösterreichischer Sicht wäre es wichtig, dass die Universität Wien nicht nur ein Nachzügler, sondern durchaus auch ein Vorreiter für Universitätsreformen ist.
Und das ist sie meiner Ansicht nach auch nach ihrem Selbstverständnis.
Eines wird an der reformierten Uni Wien jedenfalls nicht mehr passieren, beteuert Georg Winkler, dass durch organisatorische Schwierigkeiten zwischen Studienabteilung und Banken tausende Studierende ihre Inskriptionsbestätigungen nicht rechtzeitig bekommen, wie das in diesem Semester der Fall ist.
Denn zusammenbrechen darf ein modernes Dienstleistungsunternehmen nicht.
Martin Heidinger hat berichtet.
Immer weniger Österreicher heizen mit Biomasse.
Waren es Ende der 80er Jahre noch rund 600.000 Haushalte, sind es jetzt bereits um etwa 100.000 weniger, die ihr Haus mit Holz befeiern.
Dennoch hat Österreich im Vergleich mit anderen Ländern noch immer einen relativ hohen Anteil an Biomasse, nämlich 12 Prozent an der Gesamtenergieproduktion.
Die Trends zeigen aber eindeutig nach unten.
Schuld daran sei unlautere Konkurrenz anderer Energiefarmern, sagen Umweltschützer.
Ulrike Schmitzer von unserer Wissenschaftsredaktion berichtet.
Gas, Öl und Strom verdrängen die Biomasse.
Sie sind im Verhältnis zur Biomasse billig.
Zu billig, meint Stefan Meudl vom WWF.
Der zweite Aspekt ist sicherlich, dass die Investitionskosten für neue Anlagen bei der Biomasse höher liegen als zum Beispiel bei einer Gastherme und die Förderungen darauf in den meisten Bundesländern zu wenig Rücksicht nehmen oder überhaupt keine Rücksicht nehmen.
Dennoch werden die modernen Heizungen installiert.
Hackschnitzel- und Pelletsheizungen für Einfamilienhäuser sind laut Statistik im Steigen.
Doch kann dieser Zuwachs den gesamten Bruch der Biomasse nicht wettmachen.
Die älteren Formen wie Kachelöfen sind nämlich stark rückläufig.
Dabei würden auch diese Heizarten der Umwelt nutzen.
Die CO2-Emissionen könnten allein über die Biomasse um 10 Prozent reduziert werden, meint Umweltschützer Meudl.
Und Österreich bietet dafür die idealen Voraussetzungen.
Also die Biomasse ist eine für Österreich sicher energiepolitisch am attraktivsten vorhandene Strategie, die aber bei Weitem nicht genutzt wird.
In den Wäldern steht das Holz herum, es wächst in Österreich mehr Holz nach, als genutzt wird.
Es wäre ein enormes Potenzial da, dies auch zu nutzen.
In Österreich sind schließlich fast 50 Prozent der Landesfläche mit Wald bedeckt.
Doch noch fehlt der Anreiz, etwas fürs Klima zu tun.
Günther Lutschinger vom WWF kritisiert Einspeisetarife, die absolut lächerlich sind im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, wenn sie halt die Biomasse produzieren.
dürfen sie das den lokalen Energieversorgern, wenn sie Strom produzieren, nachschmeißen, zu absolut lächerlichen Beträgen.
Und sie haben heute ein riesiges Volumen an Wohnbauförderungsmitteln, die in keiner Weise mit klimapolitischen Zielsetzungen verbunden sind.
Denn nur mit einem unmittelbaren Nutzen könne der Trend weg von der Biomasse aufgehalten werden.
Ulrike Schmitzer hat berichtet.
Jetzt nochmals zu einem Auslandsthema.
In einer für Indonesien historischen Parlamentsabstimmung ist am 20.
Oktober Abdurrahman Wahid zum neuen Präsidenten Indonesiens gewählt worden.
Der als moderat geltende Moslemführer will das Land gemeinsam mit der populären Politikerin Megawati Sukarnobutri umgestalten.
Seit Jahren schon fordert die Bevölkerung eine Demokratisierung Indonesiens, das jahrzehntelang von Präsident Suharto und dessen Golkar-Partei regiert wurde.
Über die Ausgangslage der neuen Regierung in Indonesien hat Susanne Neverkler mit der indonesischen Gewerkschafterin Dita Sari gesprochen, die heute und morgen an einem internationalen Symposium zum Thema Solidarität im Wiener Radiokulturhaus bei uns in der Argentinierstraße teilnimmt.
Dieter Sarri kämpft schon seit sieben Jahren um mehr Rechte für Indonesiens Arbeiter und für die Demokratie.
Das Suharto-Regime sperrte die Gewerkschafterin deshalb ein.
Auf internationalen Druck hin hat sie Suhartos Nachfolger Yusuf Habibi schliesslich freigelassen.
Mit der neuen Regierung unter Präsident Abdurrahman Wahid und Megawati Sukarnoputri gibt es grosse Hoffnung auf einen neuen Weg für Indonesien, sagt Sarri.
Zwischen Regierung und Bevölkerung gibt es jetzt eine Zeit der Flitterwochen.
Nach Jahren der Unruhen und grosser Emotionen können die Leute sich jetzt beruhigen.
Wahid und Megawati versuchen nun das Vertrauen der Bevölkerung und auch der internationalen Gemeinschaft zu gewinnen.
Denn sie haben am Beispiel Habibis gesehen, dass eine Regierung ohne das Vertrauen der Bevölkerung nicht regieren kann.
Einer der wichtigsten Schritte für Dieter Sarri ist es, die Macht des Militärs einzuschränken.
Der ehemalige starke Mann Indonesiens, General Viranto, wurde als Armeechef abgelöst, hat allerdings das Ministerium für Sicherheit und politische Angelegenheiten übernommen.
Sicherlich sei das immer noch ein zentraler Posten, sagt Sadi.
Doch die Bevölkerung wisse, dass das Militär nicht von einem Tag auf den anderen ignoriert werden kann.
Der Militärputsch in Pakistan habe erst vor kurzem bewiesen, dass das Militär nur vorsichtig, Schritt für Schritt aus der Politik entfernt werden kann.
Jetzt gilt es zu beobachten, wie ernst es der neuen Regierung damit ist.
Kritisch ist dabei vor allem auch die Entwicklung rund um die nach Unabhängigkeit strebende Provinz Aceh.
Erst gestern haben rund eine Million Menschen in Aceh für eine Abspaltung von Indonesien demonstriert.
Beobachter glauben, dass die Regierung Wahids doch wieder auf das Militär zurückgreifen wird.
Ebenfalls schwierig einzulösen wird das Versprechen der Regierung, sich um das Anliegen der armen Massen kümmern zu wollen.
Indonesien leidet seit der asiatischen Wirtschaftskrise an einer Arbeitslosigkeit um die 40 Prozent.
Die Löhne derer, die dennoch Arbeit haben, sind zu niedrig, um damit leben zu können, sagt Dita Sari.
Im Wahlkampf gab es eigentlich kein konkretes Programm für Arbeiter.
Man geht davon aus, dass sich ihre Situation automatisch verbessert, sobald es mit der Wirtschaft bergauf geht.
Kritisch beurteilt Sadi die Pläne der neuen Regierung, die Wirtschaft mithilfe von Krediten des Internationalen Währungsfonds anzukurbeln.
Wir können das Geld des IWF nicht vollkommen ablehnen, weil wir einfach kein Geld haben.
Wir sind bankrott und brauchen die Kredite.
Dennoch, so Sadi, sei es nötig, genau auszuwählen, in welchen Sektoren man die Kredite einsetze.
Denn die Rezepte des Internationalen Währungsfonds sind oft schmerzhaft für die Bevölkerung.
Noch glaubt man in Indonesien, dass die beiden charismatischen Politiker Waheed und Megawati Indonesien verändern werden.
Doch die Geduld der Indonesier ist begrenzt.
Das Symposium Zukunft der Solidarität im Radiokulturhaus in der Wiener Argentinierstraße beim Funkhaus läuft noch bis morgen.
Teilnehmer sind unter anderem ÖGB-Präsident Ferdzettnitzsch, der Präsident der Industriellen Vereinigung Mitterbauer und der AK-Präsident Tumpel.
Wir werden über dieses Symposium in unseren aktuellen Sendungen noch ausführlich berichten.
Kultur jetzt im Mittagschanal.
Venedig und moderne Architektur scheinen auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun zu haben.
Abgesehen von einigen Bausünden fallen den Venedig-Besuchern nicht viele Gebäude aus diesem Jahrhundert ein.
Vor fünf Jahren allerdings kam mit einem neuen Bürgermeister und seinem Team sowie einem neuen Bebauungsplan frischer architektonischer Wind in die altehrwürdige Lagunenstadt.
Die angesehensten Architekten der Welt bauen seitdem in Venedig.
Wie diese Entwürfe aussehen, zeigt ab heute Abend eine Ausstellung im Wiener Ringturm.
Die Entwürfe von Architekten wie David Chipperfield über Vittorio Gregotti bis zu Frank Gehry.
Näheres jetzt im Folgenden von Ines Mitterer.
Die besten Architekten des Jahrhunderts haben sich über Venedig den Kopf zerbrochen.
Otto Wagner und Adolf Loos, Le Corbusier und Louis Kahn.
Umsonst, die eigenwillige Schöne hat sich erfolgreich gegen radikale Erneuerungen ihrer Bausubstanz gewehrt.
Das scheint nun ein Ende zu haben.
Bürgermeister und Philosoph Massimo Cacciari und seine Leute haben in den letzten Jahren möglich gemacht, was dem Baukünstler noch bis vor kurzem verwehrt war.
Ein Bauplatz in Venedig.
Profitiert hat davon auch der in Wien lebende Architekt Boris Burreka.
Es ist eine neue Stimmung in Venedig, diese Verkrustung ist aufgebrochen worden durch diese Personen und es ist viel leichter zu arbeiten zur Zeit, als es vor ungefähr zehn Jahren war.
Der Spanier Santiago Calatrava baut eine vierte Brücke über den Canale Grande, sehr zurückhaltend für seinen sonst üppigen Stil.
Ein einfacher Holzbogen überspannt den Kanal.
David Chipperfield erweitert die Friedhofsinsel San Michele, auch eher angepasst.
Es scheint, als würde diese besondere Stadt den großen Architekten den Schneid abkaufen.
Adolf Stille hat die Ausstellung, die schon in Venedig und Paris zu sehen war, für Wien betreut.
Ja, soweit ich sehe aus den Projekten und in Diskussionen mit verschiedenen Architekten, dass eigentlich schon jeder Architekt seine Architektur weitermacht oder mit seiner Sicht der Dinge reagiert, aber eben reagiert.
Das heißt, nichts wird dort sozusagen implantiert, sondern es wird sehr wohl die Architekturgeschichte vor Ort studiert und auf den sehr spezifischen Ort eingegangen.
Herausforderungen gibt es viele für einen Architekten in Venedig.
Erstens das Denkmalamt, zweitens das Wasser.
Eine schmerzvolle Erfahrung für Boris Podreka, der die berühmte barocke Cap Pesaro am Canale Grande zum Museum für moderne Kunst umgebaut hat.
Für mich ist die große Schwierigkeit, das beobachten zu müssen von viel Geld, in meinem Fall mehr als 11 Milliarden Euro, die ins Wasser verschwinden.
Der schwankende Wasserspiegel und die alles durchdringende Feuchtigkeit müssen von den wertvollen Kunstwerken ferngehalten werden.
Und das ist eine Schwierigkeit, eine Schwierigkeit, die, sage ich einmal, auf emotionaler Basis liegt, weil man sieht, sie bekommen das Geld und das entrinnt ihnen, ohne dass man irgendwas baut, was dann Architektur ist, wo sie zeigen, was sie können, was sie nicht können.
Das auffälligste neue Gebäude errichtet derzeit in Venedig wieder einmal Frank Gehry.
Die Erweiterung des Flughafens Marco Polo mit Shops, Hotels, einem Kongresszentrum und einer Bootsanlegestelle.
Er, der sich seine Formen gerne aus der Natur holt, hat für das Hauptgebäude diesmal eine zusammengerollte Schlange zerlegt.
I was interested in trying to get feeling in a building and I became interested in movement.
Für mich braucht ein Gebäude Gefühl und Bewegung, sagt Frank Gehry.
Und da habe ich geschaut, was sich bewegt.
Fische zum Beispiel.
Die sind wunderschön.
Von solchen Naturerlebnissen beziehe ich viele Formen, zerlege sie dann aber und die Bewegung bleibt erhalten.
Modelle und Skizzen, Fotos und Pläne zeigen in der Ausstellung im Wiener Ringturm, wie unglaublich viel Neues in letzter Zeit in Venedig passiert ist und schärfen den Blick für den nächsten Besuch.
Die Schau ist bis 15.
Jänner 2000 zu sehen.
Ines Mitterer hat berichtet und damit ist unser Mittagsjournal zu Ende.
Richard Drexler hat Tontechnik, Werner Löw Regie und als Moderator verabschiedet sich Hans-Christian Scheidt.
Am 20. Oktober ist in Indonesien Abdurrahman Wahid zum neuen Präsidenten gewählt worden. Der moderate Moslemführer will das Land gemeinsam mit der Politikerin Megawati Sukarnoputri umgestalten. Seit Jahren fordert die Bevölkerung eine Demokratisierung Indonesiens. Im Wiener Radiokulturhaus findet ein Symposium zu der Lage in Indonesien statt. Interview: Gewerkschafterin Dita Indah Sari.
Mitwirkende:
Newrkla, Susanne [Gestaltung]
, Sari, Dita Indah [Interviewte/r]
Datum:
1999.11.09 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik
;
Regierung
;
Arbeitnehmerverbände
;
Interview
;
Kongress
;
Militär
;
Parlament
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
;
Indonesien
;
Bundesland / Wien
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Vor 5 Jahren kam mit einem neuen Bürgermeister frischer architektonischer Wind nach Venedig. Die angesehensten Architekten der Welt bauen seit dem in Venedig. Im Wiener Ringturm werden nun die Entwürfe präsentiert. Interview: Architekt Boris Podrecca, Interview: Kurator Adolph Stiller, Interview: Architekt Frank Gehry.
Mitwirkende:
Mitterer, Ines [Gestaltung]
, Podrecca, Boris [Interviewte/r]
, Stiller, Adolph [Interviewte/r]
, Gehry, Frank [Interviewte/r]
Datum:
1999.11.09 [Sendedatum]
Ort:
Venedig
Schlagworte:
Kultur
;
Architektur
;
Kulturveranstaltung
;
Bauen
;
Vorschau
;
Interview
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
;
Italien
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten