Maria Lassnig: Es ist die Kunst, jaja...

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Titel Maria Lassnig: Es ist die Kunst, jaja...
Titelzusatz kultur.doku [2019.09.02]
Urheber/innen und Mitwirkende Stadler, Clarissa [Moderation] [GND]
Lassnig, Maria [Gefeierte Person] [GND]
Dreissinger, Sepp [Gestaltung] [GND]
ORF 2 [Sendeanstalt]
Datum 2019.09.02 [Sendedatum]
Schlagworte Kultur ; Portrait ; Dokumentation ; TV-Mitschnitt
Typ video
Format DFMPG [Dateiformat: MPG]
Sprache Deutsch
Signatur E52-14603
Gesamtwerk/Reihe kultur.doku

Information

Inhalt

Ihr Verhältnis zu Tier und Natur, die Beziehungen zwischen Frau und Mann oder auch Science Fiction waren Themen ihrer Kunst – vor allem aber war es der nackte menschliche Körper: Bilder von gewaltiger fleischlicher Wucht.

Maria Lassnig wurde als eine der wichtigsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts gefeiert, als Grande Dame und Revolutionärin. Doch der Ruhm kam spät, als die Malerin schon hochbetagt war. 2013, ein Jahr vor ihrem Tod, erhielt sie in Venedig den Goldenen Löwen für das Lebenswerk. Im September wäre der 'Kunst-Weltstar' 100 Jahre alt geworden. Der Fotograf, Filmemacher und Autor Sepp Dreissinger stand mit Maria Lassnig Jahrzehnte lang in engem Kontakt. Der ORF zeigt seine Video-Langzeitbeobachtung, die er gemeinsam mit Heike Schäfer erarbeitet hat.

Wenn sie Besucher auf ihrer Kärntner Alm empfing, dann bot sie Kuchen an und plante den Zwetschgenfleck für den nächsten Tag. Etwas Hausmütterliches haftete Maria Lassnig an, eine freundliche alte Dame. Doch dann offenbarten sich dem Besucher ihre Bilder: großformatige Akte etwa, intensiv, ungeschönt, unvermittelt. "Drastische Bilder" nannte Lassnig diese Arbeiten, darunter Aktbilder von sich selbst: Eine alte Frau, nackt, mit aufgerissenem Mund als würde sie schreien, einen Revolver in der Hand.

Sepp Dreissinger gelingt es in seinem Film, die scheinbaren Widersprüche der Maria Lassnig zusammenzuführen. Da ist die unprätentiöse Frau, die von der Ruhe in der Natur spricht oder der Begegnung mit einem Hasen. Und da ist die Künstlerin, die anscheinend großen Gefallen daran findet, sich zu inszenieren. So posiert sie vor Dreissingers Kamera, und nicht der Fotograf, sondern sie hat dabei das Kommando.

Eines war Maria Lassnig bestimmt nicht: unkompliziert. Als sie 28 Jahre alt ist lernt sie einen um zehn Jahre jüngeren Künstler kennen – Arnulf Rainer. Die beiden gehen eine Arbeits- und Liebesbeziehung ein und stehen später in einer Art von Wettbewerb zueinander: "Ich hatte vorher nie mit einer Dame zu tun gehabt", erzählt Rainer. "Und ich habe mir gedacht, wenn alle so sind, werde ich noch damenscheu."

Die internationalen Einzelausstellungen, die Ehrungen, der späte Ruhm: Maria Lassnig konnte all dies nicht genießen, fand die Anerkennung sei viel zu spät gekommen. Es sei traurig, wenn sie einen feiern, wenn man schon so alt sei, knapp vor Torschluss. Die hätten früher anfangen können. Und obwohl ihre Werke Spitzenpreise erzielten, fühlte sie sich auch vom Kunstmarkt übervorteilt: "In letzter Zeit bin ich draufgekommen, dass ich nur für die Kinder von Galeristen arbeite." So ist der Film auch eine Auseinandersetzung mit beruflichem Triumph und dem Gefühl persönlicher Enttäuschung.
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