Das Künstlerhaus - Aufruhr/ Umbruch

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Titel Das Künstlerhaus - Aufruhr/ Umbruch
Titelzusatz kultur.doku [2020.03.09]
Urheber/innen und Mitwirkende Traxl, Martin [Moderation] [GND]
ORF 2 [Sendeanstalt]
Datum 2020.03.09 [Sendedatum]
Schlagworte Kultur ; Dokumentation ; TV-Mitschnitt
Typ video
Format DFMPG [Dateiformat: MPG]
Sprache Deutsch
Signatur E52-17703
Gesamtwerk/Reihe kultur.doku

Information

Inhalt

Am 6. März wurde das Künstlerhaus am Wiener Karlsplatz in neuer Pracht eröffnet. Ein wenig ironisch klingt der Titel der Eröffnungsschau: "Alles war klar". Denn viele Unklarheiten taten sich im Zuge der von der Haselsteiner Familien-Privatstiftung finanzierten Generalsanierung auf, begleitet von Verbalinjurien, Personalrochaden und der Abspaltung eines Teils des Künstlervereins. Regisseur Tristan Zahornicky begleitete für seinen Film die Umbauarbeiten, die für den Findungsprozess einer neuen Identität und die Hoffnung auf eine abgesicherte Zukunft stehen.

Das Künstlerhaus ist das erste von Künstler*innen selbst errichtete Ausstellungs- und Vereinshaus im gesamten deutschsprachigen Raum. Seit seiner Eröffnung 1868 erlebte es Glanzzeiten und überstand Tragödien.

Gustav Klimt als eines der prominentesten Mitglieder lockte die Massen in seine Ausstellungen – bevor er mit einer Gruppe Gleichgesinnter wie Koloman Moser und Josef Hoffmann den Verein verließ und die Secession gründete. Während des Zweiten Weltkriegs stand mit Rudolf Eisenmenger ein Hitler-Günstling dem Künstlerhaus als Präsident vor. Der Wien-Ableger der Propaganda-Schau "Entartete Kunst" wurde hier 1939 binnen eines Monats von 90.000 Besucher*innen gestürmt.

Als 1944 die ersten Fliegerbomben auf Wien fielen, ließen sich Mitglieder des Künstlerhauses im Brandschutz ausbilden und zur Brandwache verpflichten. Die Sowjets nutzten das Areal vor dem Haus als Heereslager der Roten Armee. Die sowjetischen Offiziere wurden zu wichtigen privaten Auftraggebern, ließen sie sich doch gerne porträtieren.

Baustellenbegehung Tanja Prusnik (Präsidentin Vereinigung), Hans Peter Haselsteiner und Kurt Brazda (Vorstand Vereinigung) auf der Baustelle

In den letzten Jahren verfiel das Künstlerhaus baulich und verlor aufgrund virulenter Finanzkrisen nicht nur optisch an Ansehen. 2015 wurde beschlossen, dass die Haselsteiner Familien-Privatstiftung für die Sanierung und die laufenden Betriebskosten aufkommt und dafür 74 % des Hauses erhält.

Für sein mehr als 40 Millionen Euro schweres Investment bekommt der Industrielle Hans Peter Haselsteiner 2.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche für den neuen Standort Albertina Modern, der hauptsächlich mit Werken aus dem Bestand der Sammlung Essl bespielt werden wird.

Nicht alle Mitglieder des Künstler*innen-Vereins, dem nun 26 % verbleiben, waren mit diesem Geschäft einverstanden, einige traten schließlich aus dem Verein aus. Von einem guten Kompromiss spricht indes die neue Präsidentin Tanja Prušnik.

Regisseur Tristan Zahornicky erzählt in seiner Doku von einem bisweilen schmerzhaften Selbstfindungsprozess, der Zeit im Ausweichquartier in Wien-Margareten, und einem hoffnungsfrohen Neubeginn.
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