Valie Export - Ikone und Rebellin

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Titel Valie Export - Ikone und Rebellin
Titelzusatz kultur.doku [2020.05.11]
Urheber/innen und Mitwirkende Stadler, Clarissa [Moderation] [GND]
ORF 2 [Sendeanstalt]
Datum 2020.05.11 [Sendedatum]
Schlagworte Kultur ; Dokumentation ; TV-Mitschnitt
Typ video
Format DFMPG [Dateiformat: MPG]
Sprache Deutsch
Signatur E52-20254
Gesamtwerk/Reihe kultur.doku

Information

Inhalt

VALIE EXPORT wuchs in einem Frauenhaushalt auf, der Vater war im Jahr ihrer Geburt im Krieg gefallen. Dennoch rieb sie sich – in einer Zeit, als Frauen den Ehemann um Erlaubnis bitten mussten, einer Arbeit nachzugehen – an patriarchalen Strukturen, entlarvte mit ihrem legendären "Tapp- und Tastkino" männlichen Voyeurismus und dekonstruierte überkommene Konventionen genauso, wie sie Filmsprache in Einzelteile zerlegte. Zu ihrem 80. Geburtstag widmet der ORF der mutigen Pionierin der Performance-, Film- und Fotokunst ein sehr persönliches Porträt von Regisseurin Claudia Müller.

Sie trieb ihren einstigen Partner Peter Weibel, angeschirrt an einer Hundeleine, auf allen Vieren durch eine Fußgängerzone und ließ mit ihrem "Expanded Cinema" Schaulustige jeweils exakt 33 Sekunden lang ihre Brüste befühlen. Aktionen wie diese sorgten für ein langanhaltendes Missverständnis: VALIE EXPORT, die Unruhestifterin, die Aufbegehrende provoziere bloß aus Jux und Tollerei. Wie weit gefehlt. Es geht und ging ihr stets darum, den Objektcharakter von Frauen sichtbar zu machen und auszuhebeln und darum, Grenzen zu durchbrechen. Die Kunst der VALIE EXPORT ist genuin feministisch. Von den Wiener Aktionisten distanzierte sie sich trotz freundschaftlicher Verbindungen – weil sie allzu gut um deren Frauenbild gewusst habe.

1967 verpasst sich Waltraud Lehner aus Linz ein eigenes Logo, sie "branded" sich als VALIE EXPORT, stets in Versalien geschrieben. Von Wien aus bringt sie ihre Kunst in die Welt. Nicht nur damit ist sie ihrer Zeit weit voraus.

Rund um 1970 schafft sie ihre "Körperkonfigurationen" – Fotografien zeigen die Künstlerin, wie sie sich in zum Teil grotesker Verrenkung an Bordsteinkanten oder Treppenabsätze schmiegt: die Künstlerin als leblose Skulptur. Unwillkürlich fühlt man sich an Kunststar Erwin Wurm und seine Jahrzehnte später popkulturell gefeierten "One Minute Sculptures" erinnert.

Marina Abramovic, international gefeierter Superstar der Performance-Kunst hat sich mehrfach von VALIE EXPORT inspirieren lassen. In Claudia Müllers Film erzählt sie, wie sie mit Erlaubnis der Künstlerin deren Performance "Aktionshose Genitalpanik" in New York rekonstruiert hat.

Die Filmmusik für diese Dokumentation hat Eva Jantschitsch alias Gustav geschrieben. Eigens für diesen Film hat Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek Texte zu Arbeiten der Künstlerin eingesprochen. Einmal heißt es da: "Und so muss jetzt plötzlich doch zugelassen werden, dass gezeigt wird, wie eine Frau etwas ausspricht, das unserer kollektiven Erfahrung besser entspricht als das meiste, das wir sonst zu hören bekommen."

Regie: Claudia Müller
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