Landschaften der Erinnerung - Das Weiterleben der Ruth Klüger

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Titel Landschaften der Erinnerung - Das Weiterleben der Ruth Klüger
Titelzusatz kultur.doku [2020.10.12]
Urheber/innen und Mitwirkende Stadler, Clarissa [Moderation] [GND]
Klüger, Ruth [Gefeierte Person] [GND]
ORF 2 [Sendeanstalt]
Datum 2020.10.12 [Sendedatum]
Schlagworte Kultur ; Dokumentation ; Portrait ; TV-Mitschnitt
Typ video
Format DFMPG [Dateiformat: MPG]
Sprache Deutsch
Signatur E52-20040
Gesamtwerk/Reihe kultur.doku

Information

Inhalt

[Senderinformation] Ruth Klüger, eine der renommiertesten Literaturwissenschaftlerinnen im deutschsprachigen Raum ist diese Woche im Alter von 88 Jahren gestorben. Bis zu ihrem Tod lebte sie ein selbstgewähltes Leben zwischen allen Stühlen, eine unabhängige Frau in materieller und vor allem geistiger Hinsicht. Unkonventionell, messerscharf im Denken, kompromisslos in ihrer sprachlichen Genauigkeit.

"Der eigentliche Kontrast, der mich interessiert und beschäftigt, ist nicht zwischen Opfer und Täter, sondern zwischen Opfersein und Freisein."

Ruth Klüger, geboren 1931 in Wien, war ein Opfer: kurz vor ihrem 11. Geburtstag wurde sie gemeinsam mit ihrer Mutter Alma aus der – wie Klüger sagt – "bis ins Mark hinein judenkinderfeindlichen" Stadt Wien deportiert: erst nach Theresienstadt, dann nach Auschwitz. Das war 1942. Dass sie überlebte, nennt sie Zufall. Dass sie eine österreichische Jüdin ist, Schicksal. "Ich komm‘ nicht von Auschwitz her, ich stamm‘ aus Wien" sagt sie und beharrt damit auf einer Identität, die nicht durch das "Opfersein", sondern durch die Herkunft und die eigene freie Entscheidung bestimmt wird.

An die Einmaligkeit der Shoa glaubt sie ebenso wenig wie an die Möglichkeit, "vergeben" zu können: "Wem soll ich anonym dafür vergeben, dass mein Vater ermordet wurde? Diese Münze habe ich nicht in meinem Börsel." Trotzdem ist Wien, ihre Geburtsstadt, aus der sie vor 71 Jahren deportiert wurde, über die Jahre wieder ein Ort geworden, an dem sie gerne zu Besuch kam.

Drei Jahre lang hat Renata Schmidtkunz Ruth Klüger begleitet: nach Irvine in Kalifornien, wo sie Ordinaria für Germanistik an der Universität von Kalifornien war und bis zu ihrem Tod lebte. Nach Göttingen, wo Klüger 20 Jahre lang immer wieder als Gastprofessorin gelehrt hat. Und nach Wien, wo sie gemeinsam mit ihrem zweitgeborenen Sohn Dan Angress ihr Elternhaus besuchte.

Der Film folgt der Frage, wie sich ein Weiterleben nach dem Überleben gestaltet und lebt von der großen Nähe zu Ruth Klüger, die als eine der bedeutendsten Literaturwissenschafterinnen unserer Zeit galt.
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