Wechselspiele: Julia Lacherstorfer in St. Corona

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Titel Wechselspiele: Julia Lacherstorfer in St. Corona
Titelzusatz kultur.doku [2020.11.23]
Urheber/innen und Mitwirkende Traxl, Martin [Moderation] [GND]
ORF 2 [Sendeanstalt]
Datum 2020.11.23 [Sendedatum]
Schlagworte Kultur ; Dokumentation ; TV-Mitschnitt
Typ video
Format DFMPG [Dateiformat: MPG]
Sprache Deutsch
Signatur E52-21118
Gesamtwerk/Reihe kultur.doku

Information

Inhalt

[Senderinformation] Das Volkslied aus männlicher Perspektive – irgendwann hatte Julia Lacherstorfer genug davon. Und begab sich auf eine musikalische Spurensuche nach dem weiblichen Narrativ: Wo sind all die Lieder, die von Verlusten und Überforderungen, Sehnsüchten und vom stillen Ertragen einerseits, andererseits von Verführung, Wut und Verweigerung erzählen? Warum sind so wenige Geschichten und Lieder überliefert, in denen sich Weiblichkeit selbst definieren darf?

Für den ORF präsentiert die vielseitige Klangkünstlerin, die auch mit der Gruppe Alma unterwegs ist und das wellenklaenge-Festival in Lunz am See als Intendantin leitet, einzelne Nummern aus ihrem neuesten Solodebüt "SPINNERIN [a female narrative]" in speziellem Rahmen in St. Corona am Wechsel. Dazwischen stellt sich Julia Lacherstorfer dem Gespräch mit Kulturmoderatorin Teresa Vogl.

Mit dem Geist einer Ethnomusikologin, mit Respekt und künstlerischer Weitsicht erforscht Julia Lacherstorfer die Vergangenheit, um vergessen Geglaubtes musikalisch-erzählerisch in die Gegenwart zu transferieren. Ihre musikalischen Mittel sind dabei so vielfältig wie die Lebensrealitäten jener Frauen, deren Geschichten sie erzählt: Etwa im Lied "Salige" bei den Saligen, die auch Salkweiber genannt wurden - Frauenfiguren aus der Sagenwelt der Alpen, die junge Burschen so lange herzen und küssen, bis sie zu Boden sinken.

Besonders berührend ist das Lied "Und der See Schweigt", das den tragischen Tod fast einer ganzen Familie im Jahr 1917 behandelt. "Sie wollten zu Lichtmesse mit einem Floß über den Zeller See zur Kirche fahren, sind dort auf eine Eisscholle aufgelaufen und alle ertrunken."

"Ich habe den Refrain des Volksliedes ‚Is schon still uman See‘ so umgebaut, dass er für mich eine ganz andere Bedeutung erhielt, nämlich in dem Sinne, dass der See still ist, weil er Leben verschluckt hat", fügt Lacherstorfer hinzu.

Manche Lieder eignete sie sich an und remixte sie volksmusikalisch, zum Beispiel das Stück "I Bitt Herr Hauptmann", dessen ursprüngliche Melodie für sie zunächst viel zu banal war. Kurzerhand mischte sie eine alte Polonaise aus dem 17. Jahrhundert unter den Text und machte aus "I Bitt Herr Hauptmann" eine Ballade der Leidenschaft.
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