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KI-generiertes Transkript
Mittagsschornal.
Und aus dem Schornalstudio begrüßt C. Werner Löw.
Guten Tag.
Eine kurze Auswahl aus unserer Themenliste für die kommende Stunde.
Wahlkampf in Russland.
Präsident Jelzin regt jetzt eine große Koalitionsregierung mit Reformen und vielleicht auch Kommunisten an.
Machtkampf unter den bosnischen Serben.
Wie lange wird Serbenführer Karadzic noch irgendwo das Sagen haben?
Papstbesuch in Slowenien.
Rund 100.000 Gläubige waren bei der Papstmesse in Bailaibach.
Johannes Paul II.
ist heute übrigens 76.
Aus Österreich die Debatte ums längere Offenhalten im Lebensmittelhandel, die großen Handelsketten machen es vor, die kleinen wollen mitziehen, zumindest von der Unternehmerseite.
Medizinerprotest gegen den Brennertransit, zwei Stunden LKW-Blockade durch Ärzte für eine gesunde Umwelt und die Millenniumsfeiern in der Wiege Osterrichis im niederösterreichischen Neuhofen an der Ips.
Im Kulturteil der italienische Stardirigent Carlo Maria Giulini heute Abend erstmals an der Wiener Staatsoper.
Und im Journal zu Gast heute Wolfgang Streitenberger, unser Österreicher aus Brüssel sozusagen.
Dr. Streitenberger ist der Leiter des Verbindungsbüros der EU-Kommission in Wien.
Den Anfang machen die Nachrichten.
Zusammengestellt hat sie Georg Schallgruber, Nachrichtensprecher ist Karl Berger.
Slowenien.
Papst Johannes Paul hat heute in Laibach vor etwa 100.000 Menschen einen Gottesdienst unter freiem Himmel zelebriert.
Zu dieser Messe sind auch tausende Menschen aus Österreich, Kroatien, Italien und Ungaren angereist.
Der derzeitige Slowenien-Besuch ist die 71.
Auslandsreise dieses Pontifikats.
Die Sicherheitsvorkehrungen sind auf das Äußerste verschärft worden.
Heute begeht Johannes Paul seinen 76.
Geburtstag.
Letzter Programmpunkt ist morgen ein Gottesdienst auf dem Flughafen von Marburg.
Russland.
Präsident Jelzin hat zum ersten Mal vor den Wahlen am 16.
Juni eine Koalitionsregierung mit einer Beteiligung von Reformern und Kommunisten vorgeschlagen.
Er sei zur Zusammenarbeit bereit und würde auch in Bündnis mit allen Parteien und Bewegungen eingehen, sagte Jelzin bei einer Wahlkampfveranstaltung in Sibirien.
Offen ließ der Präsident jedoch, ob er diese Koalition vor oder nach den Präsidentenwahlen bilden wolle.
Schon am Donnerstag hat die kommunistische Partei positiv auf die Idee einer Koalitionsregierung reagiert.
Sie wurde vom liberalen Kandidaten Fjodorow angeregt.
Bosnien-Herzegowina.
In der Republika Srpska haben die Abgeordneten der regierenden serbisch-demokratischen Partei einen neuen Ministerpräsidenten gewählt.
Gojko Klitschkovic folgt dem bisherigen Regierungschef Rajko Kazakic nach.
Kazakic ist von Serbenführer Radovan Karadžić am Mittwoch entlassen worden.
Klitschkovic wurde vor seiner Wahl von Karadžić ernannt.
Sowohl die Parteiführung als auch der Abgeordnetenclub der serbisch-demokratischen Partei sprachen Karadžić ausdrücklich jede Unterstützung aus.
In Belgrad hat die regimetreue Presse die Entscheidung von Karadzic kritisiert.
Die Zeitung Politika etwa schreibt, diese Ablösung sei nur ein konsequenter Schritt von Karadzic, weiter Chaos herzustellen.
Auch die USA haben gegen die Absetzung des bisherigen Regierungschefs scharf protestiert.
In Mostar ist heute von einem EU-Sprecher bekannt gegeben worden, dass die für den 31.
Mai vorgesehenen Wahlen in der Gebietshauptstadt verschoben werden müssen.
Nahe Osten.
Die israelische Armee hat einen der führenden Hamas-Terroristen festgenommen.
Dem 24-jährigen Mann wird vorgeworfen, zwei Selbstmordanschläge auf Autobusse in Jerusalem organisiert zu haben.
Der Terrorist lebte seit länger im Untergrund.
Jetzt wurde er bei einer Fahrzeugkontrolle in Hebron gestellt und bei einem Fluchtversuch angeschossen.
Italien.
Die neue Regierung unter Romano Prodi ist heute vereidigt worden.
Es ist die 55.
Nachkriegsregierung Italiens.
Das Mitte-Links-Bündnis Olivenbaum unter dem 56-jährigen Wirtschaftsprofessor Romano Prodi hat die Wahlen am 21.
April gewonnen.
Seine Regierung präsentierte Prodi gestern nur einen Tag, nachdem er vom Staatspräsidenten beauftragt worden ist.
An der Meilen der Börse wurde daraufhin ein starker Kurseinstieg registriert.
Deutschland, die Postgewerkschaft, hat in der Nacht auf heute mit einer zweiten Welle von Warenstreiks begonnen.
Die Aktionen führten in mehreren Briefzentren in Rheinland-Pfalz dazu, dass etwa eine Million Briefe nicht verteilt wurden.
USA.
Nach dem Selbstmord des Marineschefs Admiral Jeremy Borda hat nun eine Diskussion über das Tragen von Orden begonnen.
Als mutmaßliches Selbstmordmotiv gilt, dass der Admiral unrechtmäßig Tapferkeitsorden für Leistungen beim Kampfeinsatz getragen hat.
Das Nachrichtenmagazin Newsweek wollte dazu ein Interview.
Unmittelbar zuvor schoss sich der 56-jährige Marinechef im Garten seines Hauses eine Kugel in die Brust.
Jetzt schreibt die Zeitung Washington Post, Warder hätte diese Orden wahrscheinlich doch tragen dürfen.
Das Blatt beruft sich auf ein Marinehandbuch und auf die Angaben von pensionierten Offizieren.
Der bekannte amerikanische Musiker Johnny Watson ist 61-jährig bei einem Auftritt in einem Blues-Café gestorben.
Watson war einer der bedeutendsten Rhythm- und Blues-Gitarristen.
Zahlreiche berühmte Gitarristen, etwa Jimi Hendrix, Eric Clapton oder Frank Zappa, bezeichneten Watson als eines ihrer Vorbilder.
1993 hat Johnny Watson auch beim Jazzfest in Wiesn gastiert.
Österreich.
Zahlreiche Ärzte haben heute Vormittag am Brenner die Einreisespuren für LKW blockiert.
Die Mediziner gehören der Internationalen Ärztevereinigung für eine gesunde Umwelt an.
Sie wollten mit ihrer Aktion auf das Transitverkehrsproblem aufmerksam machen.
Über dem Burgenland und über Niederösterreich gingen am Abend schwere Hagelunwetter nieder.
Verschiedentlich mussten Schneepflüge eingesetzt werden, um die Hagelschlossen wegzuräumen.
Einige Straßen mussten gesperrt werden.
Und beim Wetter bleiben wir auch gleich den aktuellen Überblick hat Jörg Stibor.
Eine kräftige Föhnströmung bringt uns heute und auch morgen sehr warmes und oft sonniges Wetter.
Allerdings ziehen mit dem starken Südwestwind auch einige Wolken durch.
Sie können die Sonne aber jeweils nur für ein paar Stunden verdecken.
In der Nacht zum Montag überquert uns dann eine Gewitterzone.
Mit den sehr hohen Temperaturen ist es dann vorbei.
Nun zu den aktuellen Meldungen.
In Wien ist es heiter bei 21 Grad, Eisenstadt stark bewölkt 20, St.
Pölten heiter 21, Linz heiter 23, Salzburg stark bewölkt 24, Innsbruck heiter 24 Grad, Südostwind mit Spitzen bis 60 km pro Stunde, Pregens heiter 17, Graz wolkig 22 und Klagenfurt ebenfalls wolkig 22 Grad und Südwestwind mit 20 km pro Stunde.
Heute Nachmittag bleibt es überwiegend sonnig, auch wenn von Südwesten einige zumeist dünne Wolken durchziehen.
Die vorerst noch dichteren Wolken in Teilen der Steiermark und des Burgenlands lockern auf und es kommt heute noch zeitweise die Sonne durch.
Anders am Alpenhauptkamm in Osttirol und Oberkernten.
Hier stauen sich allmählich Wolken und gegen Abend sind besonders hier einzelne gewittrige Regenschauer möglich.
Auf den Bergen weht Föhnsturm am Patschokovel mit mehr als 130 km pro Stunde.
In vielen Tälern ist es ebenfalls bereits föhnig und auch im Flachland legt der Südwind zu.
Die Temperaturen erreichen noch 23 bis 29 Grad.
In der Nacht sind im Westen dann einzelne Gewitter möglich, in Innsbruck dürfte der Föhn anhalten.
Die Tiefstwerte verdienen ihren Namen eigentlich gar nicht, sie liegen zwischen 8 und 17 Grad.
Morgen Sonntag gibt es in der Früh einige Wolkenfelder und vor allem in Vorarlberg und entlang des Alpenhauptkamps sowie in Osttirol auch einzelne Regenschauer.
Tagsüber scheint aber wieder zumindest zeitweise die Sonne.
Der Südwind wird kräftig, auf den Bergen bleibt es stürmisch, in vielen Tälern kommt erneut Föhn durch.
Am Nachmittag bilden sich dann überall Quellwolken und von Westen her Regenschauer und teils heftige Gewitter.
Im Flachland des Ostens und Südostens sollte es morgen bis zum Abend trocken bleiben.
Die Temperaturen steigen noch einmal auf 23 bis 29 Grad.
In 2000 Meter Höhe hat es 9 bis 13 Grad.
In der Nacht zum Montag ziehen die Gewitter über ganz Österreich und es kühlt spürbar ab.
Am Montagselbst wechseln in ganz Österreich Wolken und Sonne und es gehen ein paar Regenschauer und Gewitter nieder.
Die Höchstwerte liegen übermorgen zwischen 16 und 21 Grad.
Am Dienstag wird es wieder ein bisschen wärmer, die Sonne kommt durch und es gibt nur vereinzelte Regenschauer.
Und zwischen Mittwoch und Freitag ziehen mehr Wolken auf.
Die Regenschauer werden erneut häufiger und es kühlt etwas ab.
Also Sommer bis Montag, sagt uns Jörg Stieber im Wesentlichen.
Wir beginnen unseren Beitragsteil mit Auslandsthemen.
Präsidentenwahlkampf ist in Russland.
In knapp einem Monat, am 16.
Juni, sollen die Russen den Nachfolger von Boris Jelzin wählen.
Und wenn es nach Jelzin geht, soll natürlich dieser Nachfolger wieder Jelzin heißen.
Er und sein schärfster Herausforderer, Kommunistenführer Syuganov, liegen in den neuesten Meinungsumfragen etwa gleich auf.
Und jetzt kommt von Yeltsin ein Vorschlag, der ihm offenbar auf dem Weg eines Gegengeschäfts die Präsidentschaft sichern soll.
Das Angebot einer ihm vorhinein garantierten Regierungsbeteiligung für seine wichtigsten Rivalen.
Hören Sie mehr zu dieser möglichen Allparteienregierung des Volksvertrauens, wie es die Kommunisten schon nennen, von Georg Dox aus Moskau.
Boris Jelzin hat seine Wahlkampftour durch die russische Provinz wieder aufgenommen.
In der sibirischen Stadt Krasnoyarsk hat Jelzin heute über eine mögliche Koalitionsregierung aller politischer Kräfte spekuliert.
Da ein Zusammengehen mit den Kommunisten derzeit aber nicht vorstellbar ist, kann sich Jelzins Angebot nur an die nicht-kommunistischen Kandidaten richten.
Hinter dem Koalitionsangebot stecken folgende Überlegungen.
Die Mitbewerber um das Präsidentenamt, Grigory Javlinsky und Svyatoslav Fyodorov, die gemeinsam etwa 13% der Wählerschaft binden, könnten zugunsten von Boris Jelzin auf ihre Kandidatur verzichten, wenn ihnen dafür entsprechende Regierungsämter angeboten werden.
Der Handel, der schon seit Wochen im Gespräch ist, wirft mehrere Fragen auf.
Zunächst ist ja nicht gesagt, dass Boris Jelzin automatisch nutzen ließe, darum kämpfen 13% wird, wenn beide aus ihrer Kandidatur verzichten.
Sowohl Fjodorow wie Javlinski möchten Ministerpräsident werden und beide stellen Bedingungen.
Yeltsin hat, nach eigener Aussage, Javlinski das Amt eines ersten stellvertretenden Ministerpräsidenten für ökonomische Fragen angeboten.
Doch Javlinski hat ausgeschlagen.
Er möchte mehr.
Er fordert den Rücktritt von Ministerpräsident Tschernomyrdin und dessen Stellvertreter Aleksandr Skavertz.
Auch Verteidigungsminister Pavel Gradschow müsste gehen und ebenso der Chef des Präsidentenapparates Nikolai Yegorov.
Doch da wird es für Yeltsin gefährlich.
Jelzins Macht und Einfluss in der Provinz hängt ganz wesentlich vom Wohlwollen der Gouverneure ab.
Sie haben sich mit Moskau arrangiert, sie haben in Viktor Tschernomirden vor allem einen Partner, der für sie berechenbar ist.
Sie wissen genau, was sie Moskau schulden und wie weit ihre eigene Macht geht.
Eine Regierung nach den Vorstellungen Javlinskis würde dieses mühsam ausgehandelte Gleichgewicht empfindlich stören.
Wenn Jelzin hier nicht äußerst vorsichtig vorgeht, könnten ihm so in den Regionen und Provinzen zehntausende von Wählerstimmen verloren gehen.
Aber auch für den Machtpoker von Javlinski und Fjodorow wird die Zeit knapp.
Angenommen Jeltsin und sein kommunistischer Gegenspieler Suganow gehen als stimmenstärkste Kandidaten aus dem ersten Wahlgang hervor, dann haben beide Fjodorow und Javlinski ausgespielt und können keinerlei Ansprüche mehr anmelden.
Wenn sie also wirklich Ambitionen haben, werden sie ihren Preis vielleicht etwas vorsichtiger kalkulieren müssen.
Auf die aktuellen Umfragen und Analysen ist wenig Verlass.
Bis unmittelbar vor dem Wahlgang am 16.
Juni dürften also Spekulationen über die unterschiedlichsten politischen Manöver nicht abreißen.
Georg Dox aus Moskau.
Radovan Karadzic, der Präsident der bosnischen Serben, verantwortlich für die ethnische Vertreibung von 100.000 Moslems und auch für die jahrelange Beschießung von Sarajevo, Radovan Karadzic muss jetzt um seine Macht kämpfen.
Mit Raiko Kasagic, dem von ihm selbst im vergangenen Oktober eingesetzten Ministerpräsidenten, ist ihm ein ernstzunehmender Rivale erwachsen.
Es geht nicht um persönliche Rivalität, es geht um zwei unterschiedliche politische Konzeptionen.
Karadzic bleibt unnachgiebig und versucht, das Abkommen von Dayton zu ignorieren, wo es nur geht.
Kasagic hingegen hat sich als kompromissbereiter und gemäßigter Politiker gezeigt, der vom Westen durchaus geschätzt wurde.
Vor zwei Tagen nun hat Karadzic seinen Ministerpräsidenten Kasagić eigenmächtig abgesetzt und seither tobt ein Machtkampf zwischen Radikalen und Gemäßigten innerhalb der bosnischen Serben.
Alfred Schwarz informiert näher.
Radovan Karadzic hat bereits einen Nachfolger für den von ihm abgesetzten Ministerpräsidenten Kasagić ausersehen.
Es ist der ehemalige stellvertretende Gesundheitsminister Gojko Klitschkovic.
Klitschkovic war bis vor kurzem für die Unterstützung der serbischen Flüchtlinge zuständig.
Jetzt soll er Karadzic-Mann an der Spitze der Regierung der bosnischen Serben werden.
Doch formal ist Karadzics Rivale Rajko Kasagic noch im Amt.
Das Parlament der bosnischen Serben in Pale hat noch keine Entscheidung getroffen.
Bisher hat es nur eine Abstimmung im Klub der serbisch-demokratischen Partei von Karadzic gegeben.
Und die fiel natürlich so aus, wie es Chef Karadzic wollte.
Eine breite Mehrheit für seinen Mann Klitschkovic.
Es ist dies längst nicht mehr eine Auseinandersetzung um die Frage, wer Ministerpräsident der bosnischen Serben ist.
Es ist schlicht und einfach ein Machtkampf innerhalb der bosnischen Serben im Gang.
Und zwar zwischen den Radikalen des bisherigen starken Mannes Karadzic mit seinem Hauptquartier in Pale und den gemäßigten bosnischen Serben aus Banja Luka, die von Kasagic geführt werden.
Am Nachmittag soll das Parlament, das bisher immer in Pale getagt hat, entscheiden.
Doch es ist gar nicht sicher, ob die Anhänger Kasagic überhaupt in die Karadzic-Hochburg Pale kommen.
Sie wollen, dass die Parlamentssitzung in Banja Luka abgehalten wird.
Über das Ende des Machtkampfes lässt sich nichts voraussagen.
Es könnte aber sein, dass es zu einer tiefen Spaltung zwischen den bosnischen Serben kommt, sodass die unnachgiebigen Karadzic-Leute dann im Osten der Serbischen Republik in Bosnien das Sagen haben und die gemäßigten Kasagic-Anhänger im nordwestlichen Landesteil.
Dies würde die Lage äußerst komplizieren, hätte aber den Vorteil, dass die Macht Karadzics wesentlich eingeschränkt würde.
Karadzic selbst kämpft ums politische Überleben.
Verliert er den Machtkampf mit Kasagic, so droht ihm eine Auslieferung an das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag.
Und Kasagic hat in Banja Luka vor kurzem der Errichtung eines Büros des Hagener Kriegsverbrechertribunals zugestimmt.
Eine Entscheidung, mit der sich Karadzic niemals abfinden kann.
Die westlichen Politiker stehen geschlossen hinter dem gemäßigten Kasagic.
Karl Bild, der EU-Beauftragte für Bosnien, ist selbst nach Pali gefahren, um eine Absitzung von Kasagic zu verhindern.
Ob mit Erfolg, das wird man sehen.
Nach einer vierstündigen Unterredung mit dem Karadzic-Stellvertreter Kreisnig war Bild jedenfalls alles andere als zufrieden.
Laut BILD ist Karadzic das größte Hindernis für eine Umsetzung des Friedensabkommens von Dayton.
Und es scheint, noch nie war die Chance so groß, dass Karadzic tatsächlich von der Macht verdrängt wird.
In den nächsten Tagen muss die Entscheidung fallen.
Alfred Schwarz hat informiert und analysiert.
Aus Bosnien jetzt nach Slowenien.
Dort ist seit gestern Papst Johannes Paul II.
zu Gast.
Es ist die zweite Reise des Papstes in einen Nachfolgestaat des ehemaligen Jugoslawien.
Im Herbst 1994 war Johannes Paul II.
in Kroatien.
Damals waren auch gleichzeitig Besuche in Sarajevo und in Belgrad geplant.
Sie sind bis heute nicht zustande gekommen.
Die Lage am Balkan ist natürlich auch ein Gesprächsthema des Papstes mit seinen politischen Gastgebern in Slowenien.
Heute Vormittag, im Mittelpunkt war aber der Papstgottesdienst auf einer Pferderennbahn bei der slowenischen Hauptstadt Laibach.
Rund hunderttausend Menschen waren zur Papstmesse gekommen, darunter auch viele aus Italien, Kroatien, Österreich und Ungarn.
Ich möchte Ihnen auch meine Freude ausdrücken, dass ich in unabhängiger Slowenien
obwohl sie in der neuen und in der ehemaligen Zeit nicht zufrieden sind.
Ich bin froh, diese Messe in einem unabhängigen Slowenien zelebrieren zu dürfen, in einem Land an der Schwelle zu einer neuen und vielversprechenden Zukunft.
Das waren die Worte der Predigt, die die Besucher heute zum ersten Mal zu Jubelstürmen hinreißen sollten.
Auf der Leiberhaupt-Pferderennbahn haben sich nach slowenischen Angaben etwa 100.000 Gläubige versammelt, darunter auch zahlreiche Auslandsslowenen, die nach dem Zweiten Weltkrieg ausgewandert waren.
Der Papstbesuch in Slowenien soll im Zeichen der Versöhnung stehen, aber auch im Zeichen der geistigen Erneuerung des Landes.
Und diese Erneuerung habe, so Papst Johannes Paul II., katholische Wurzeln.
Vor 1250 Jahren wurde das erste Dokument in slowenischer Sprache verfasst, die Denkmäler von Freising.
Sie waren, wie auch das erste gedruckte Buch, religiösen Inhalts.
Während Papst Johannes Paul und die an seinem Besuch teilnehmenden Kleriker darin vor allem einen Beleg für die lange Tradition des Christentums in Slowenien sehen, unterstrich Staatspräsident Milan Kucan zusätzlich die Funktion, die das Christentum für den Erhalt des slowenischen Volkes gehabt hatte und immer noch habe.
Dabei wurde Papst Johannes Paul II.
vor allem für die frühe Anerkennung des Staates durch den Vatikan gedankt.
Slowenien wird auch nicht vergessen, dass sich der Heilige Stuhl schon früh 1992 entschlossen hat, den unabhängigen Staat Slowenien anzuerkennen.
Sie haben sich entschlossen, die neuen Tatsachen anzuerkennen, die mit dem Ende der ideologischen Trennungen in Europa aufgetreten sind.
Der Vatikan hat die Zeichen der Zeit besser verstanden als andere.
Er spendete anderen Staaten Mut und war ein Vorbild.
Eben diese Anerkennung hat Slowenien dabei geholfen, im letzten Augenblick der Zerstörung, dem Leiden, den Opfern und den moralischen Schäden auszuweichen, die ein langer Krieg mit sich gebracht hätte.
Beim Empfang des Papstes waren gestern alle Größen der slowenischen Politik angetreten.
Der hohe Pastoral und Staatsbesuch hat einen Burgfrieden bewirkt.
Zwischen den Zeilen ließ Papst Johannes Paul gestern anklingen, dass auch er zur Lösung des Konfliktes zwischen Italien und Slowenien beitragen wolle.
Wie seinerzeit für die Unabhängigkeit habe er auch jetzt Verständnis für die slowenischen Wünsche.
Mit Ministerpräsident Arnoschek wird der Papst heute Nachmittag zusammentreffen.
Auf dem Programm steht weiter seine Messe mit Jugendlichen in Postojna.
Morgen geht der dreitägige Besuch mit einer Messe in Marburg zu Ende.
Cornelia Waspenick hat über den Papstbesuch in Slowenien berichtet.
Es ist zwölf Minuten vor halb eins und wir wechseln zunächst zu Österreich-Themen, buchstäblich grenzüberschreitend, wenn es auch im Folgenden um die italienisch-österreichische Grenze geht.
Die Transitgegner am Brenner haben heute Unterstützung in Weiß bekommen.
Ärzte haben mobil gemacht gegen den Lkw-Verkehr.
Die Ärzte für eine gesunde Umwelt halten derzeit in Iglis einen internationalen Kongress ab.
Und sie haben sich zur Brennerblockade entschlossen, weil, so sagte ein Sprecher, die bisherigen Signale der Mediziner nicht verstanden wurden.
Der Straßenverkehr sei der einzige Bereich, der immer noch für eine steigende Schadstoffbelastung der Umwelt sorge.
Von der Ärztedemo und den Reaktionen darauf berichtet aus Tirol Ulrike Finkenstedt.
Die rund 100 Männer und Frauen mit weißen Mänteln, zum Teil auch mit Mundschutz, haben vor circa einer Stunde ihre Transparente wieder zusammengerollt.
Der Verkehr mache Mensch und Umwelt zum Patienten, so lautet ihre Diagnose.
Ihr Rezept heißt Verkehrsreduktion.
Seit 10 Uhr hatten die Ärzte aus ganz Europa, die übrigens mit dem Zug angereist sind, keinen LKW aus Italien mehr einreisen lassen.
Der Rückstau reichte zwei bis drei Kilometer bis hinter die italienische Grenze.
Die Fahrer waren empört.
Wie man sieht, fahren da drüben hunderte Pkw vorbei.
Da wurde jeder, mehrere die Umwelt verpestet, als jeder Lkw.
Auf dieser Spur stehen vielleicht acht Lkw, die über den Pass runterfahren.
Und deswegen ist die Aktion absolut sinnlos.
Verstehen Sie die Anliegen der Ärzte?
Ja, das verstehe ich schon.
Auf alle Fälle, das ist ein Witz, weil bei einem Lkw wird heute schon alles gemacht, dass es Schadstoffe am Arm und etc.
etc.
ist.
Und die Betroffenen sind immer mehr, nicht?
Ja, absoluter Schwachsinn.
Ich find's ne Frechheit den Fahrern gegenüber.
Wir müssen hier zwei Stunden umsonst hier stehen, kommen und nehmen sie nach Hause.
Wochenende bei der Familie fällt schon mal aus.
Nur weil diese Idioten meinen, sie müssen so ein Auftritt machen.
Wir können da nicht dafür.
Da sollen sie an die Firmen gehen, die dafür verantwortlich sind, dass so viele fahren.
Und nicht uns, da wir ihn betroffen machen.
Die Wochenende sind kaputt.
Die Familie ist jetzt zu Hause, sie ist die ganze Woche nicht.
So was erklärst du in der Kleinen.
Weil jetzt ein paar Ärzte hier gestanden haben, wir in der guten Luft, das kann doch nicht sein, oder?
Die Forderungen der Ärzte decken sich weitgehend mit jenen des Transitforums Austria-Tirol, das ebenso wie mehrere lokale Initiativen und die Tiroler Grünen die Aktion heute unterstützten.
Keine neue Transitrouten, Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene, höhere Abgaben für den Schwerverkehr.
Den Umweltmedizinern kommt es vor allem darauf an, auf die unsichtbaren körperlichen Langzeitschäden aufmerksam zu machen.
Man wolle, so Klaus Romberg, der Österreichschief der Vereinigung, mehr als nur kranke Menschen reparieren und über die erschreckenden Befunde nicht länger schweigen.
So gesehen handele man auch im Interesse der Fahrer, meint Romberg.
Die einzelnen LKW-Fahrer, die sollten einmal ganz genau zuhören, was wir meinen.
Unter anderem fordern wir Nachtfahrverbot generelles.
Und ich könnte mir vorstellen, dass, wenn das einheitlich wäre in ganz Europa, dass die LKW-Fahrer
wenn sie zum Schlafen kommen, auch ganz froh sind.
Und insgesamt hätten die Frechder untereinander die gleichen Bedingungen.
Es würde wirtschaftlich überhaupt nichts passieren.
Die Wirtschaftskammern von Nord- und Südtirol haben gegen die Blockade heftig protestiert.
Sie verwiesen darauf, dass der Lkw-Verkehr auf der Autobahn seit Jahresbeginn um vier Prozent gesunken sei.
Die Verkehrswirtschaft hat bereits vor zwei Tagen mit Schadenersatzforderungen gedroht.
Die Autofahrer haben die Aktion heute gelassen hingenommen.
Dass sie mit der Aktion auch gemeint waren, wussten die meisten von ihnen nicht.
Eine eher ungewöhnliche Brennerblockade.
Ärzte in Weiß gegen LKW.
Die großen Lebensmittelketten probieren es seit Wochen, das längere Offenhalten am Abend bis 19.30 Uhr, also all das auszuschöpfen, was das Gesetz schon jetzt erlaubt.
Mit den Ergebnissen dieses Versuchs ist man noch zurückhaltend von Seiten des Handels.
Es sei ein Test, wie die Kunden darauf ansprechen, wie sich die Umsätze entwickeln und wie sich das Personal einsetzen lasse.
Jedenfalls wollen aber auch die kleinen Kreisler jetzt nachziehen, sagt deren Interessensvertretung.
Aber die Gewerkschaft hat da schwere Bedenken.
Herbert Huter fasst den Stand der Debatte zusammen.
Montag bis Freitag zwischen 6 und 20 Uhr, Samstag zwischen 6 und 16 Uhr, insgesamt 66 Stunden pro Woche.
Innerhalb des gesetzlichen Rahmens von 80 Stunden sollen alle auch die kleinen Lebensmittelgeschäfte aufsperren dürfen.
Das fordert das Bundesgremium des Lebensmitteleinzelhandels in der Wirtschaftskammer.
Neu dabei?
Abends bis 20 Uhr statt bis 19.30 Uhr und samstags bis 16 statt bis 13 Uhr.
Und das bundeseinheitlich, betont Kremialvorsteher Alois Wichtl.
Wir haben das Problem, dass es wohl eine Rahmenöffnungsregelung in Österreich gibt, dass aber jedes Bundesland bzw.
jedes Landeshauptmann dann ermächtigt wird, für Saisonorte Sonderregelungen zu treffen.
Es ist kein Bundesland gleich wie das andere und da wieder wird unter Gemeinden unterschieden, ob es jetzt Saisonorte oder Nichtsaisonorte sind.
Und wir wollen einfach erreichen, dass es eine österreichweit gültige, einheitliche Regelung in Zukunft gibt.
Wir gehen davon aus, dass eine Flexibilisierung
Arbeitszeit passieren muss.
Wir wollen, dass innerhalb dieses maximalen Rahmens der Öffnungszeit keine Zuschläge verrechnet werden.
Wir können uns in der Diskussion durchaus vorstellen, über die Art der Abgeltung dieser Mehrstunden zu diskutieren, aber wir brauchen, um das Thema Ladenöffnungszeit überhaupt wirtschaftlich angehen zu können, eine Aufschlagsfreiheit.
Der zuständige Sekretär in der Gewerkschaft der Privatangestellten, Erich Reichl, hat schon bisher schlechte Erfahrungen.
Es zeigt sich im zunehmenden Maß, dass jetzt mit Inanspruchnahme der bestehenden Öffnungsregelung der Geschäfte auch hier Konfliktebenen entstehen, was die Abgeltung betrifft.
Es ist so, dass die meisten Interventionen oder Durchsetzungsverfahren, mit denen wir beauftragt werden,
bei Dienstverträgen, die im Beendigungsstadium sind, also während der Kündigungsfrist, oder bei Dienstverhältnissen, die schon aufgelöst sind, also an uns herangetragen werden.
Ist daraus zu schließen, dass sich die Frauen in den Geschäften, dass sich die Handelsangestellten früher nicht trauen, zur Gewerkschaft zu gehen?
Das könnte man ohne weiteres so interpretieren, dass es heute oft existenzbedrohend ist, wenn man bei aufrechten Dienstverhältnissen versucht, sein Recht durchzusetzen.
Die Handelsangestellten verdienen ohnehin sehr wenig.
Mit der Forderung, die Zuschläge für die Arbeitszeit nach 18.30 Uhr zu streichen, beißt Unternehmervertreter Alois Wichtl daher auf Granit.
Wenn man jetzt eine Problemlösung sieht, dass man bei den Erschwerniszuschlägen bitte ansetzt, dass man die beseitigen will, dann werden die Verhandlungen ganz besonders schwierig, soweit da überhaupt Verhandlungen möglich sind.
Es ist unvorstellbar, es ist unvorstellbar,
dass man über das Thema Öffnungszeiten diskutiert und vielleicht eine Lösung findet und gleichzeitig verlangt, dass die Beschäftigten einkommensmäßig schlechter gestellt werden.
Das ist unvorstellbar.
Salat und Wurst, Milch und Brot auch am Samstagnachmittag.
Gleich beim Kreisler um die Ecke.
Das kann noch dauern.
Es ist vier Minuten vor halb eins.
Im Journal zu Gast.
Das ist heute Dr. Mag.
Wolfgang Streitenberger, der Leiter des Verbindungsbüros der EU-Kommission in Wien, seit kurzem im Amt.
Der neue Missionschef hat eine vielseitige Karriere in der Kreditanstalt Bankverein, im ORF, bei der Expo und als Vorstandsdirektor der niederösterreichischen Landeshauptstadtplanungsgesellschaft hinter sich.
Der studierte Volks- und Politikwissenschaftler ist 43 Jahre alt,
und hat an der Kaderschmiede für EU-Institutionen, dem Collège d'Europe, ein Postgraduate-Studium in Brüssel absolviert.
Streitenberger tritt in einer Phase sein Amt an, in der in Österreich die EU-Euphorie schon abgeklungen ist.
Jüngste Umfragen zeigen, dass nach den zwei Dritteln pro EU bei der Volksabstimmung im Sommer 1995, jetzt knapp zwei Jahre danach nur noch rund ein Drittel der Österreicher einen Beitritt zur Europäischen Union befürworten.
Gleichzeitig fühlen sich aber die Österreicher über die EU und ihre Institutionen nur ungenügend informiert.
Vor allem mit Blick auf die Wahlen zum Europaparlament am 13.
Oktober werden also Dr. Streitenberger und seine Mitarbeiter noch einige Informationsarbeit zu leisten haben.
Mit dem Leiter des Verbindungsbüros der EU-Kommission in Wien sprach Michael Kerber.
Herr Dr. Streitenberger, ich habe hier in meiner Hand den jüngsten IMAS-Report mit dem Übertitel EU-Stimmung seit 1994 gekippt und aus dem kann man grob gesprochen entnehmen, dass etwa nur noch die Hälfte der Österreicher
die 1994 für den EU-Beitritt Österreichs gestimmt haben, heute dafür sind.
Nämlich laut IMAS 34 Prozent.
Also die Zustimmungsrate, wenn Sie so wollen, hat sich halbiert.
Wie erklären Sie sich diesen Stimmungsumschwung, diesen Europessimismus in Österreich?
Also, ich möchte schon ein bisschen Metakritik an der Art der Meinungsumfragen üben.
Erstens einmal, man soll Vergleichbares mit Vergleichbarem vergleichen.
Die Grundfrage am 12.
Juni 1994 ist eine ganz andere als im Mitgliedsjahr 2.
Die Grundfrage damals war, wenn Sie so wollen, geschwollen ausgedrückt, pathetisch, eine Schicksalsfrage über die Zukunft des Landes.
Und das, was heute gefragt wird, ist sozusagen eine Bilanzziehungsfrage nach 14 Monaten.
Wie zufrieden sind Sie?
Wie zufrieden sind Sie nicht?
Ich möchte damit nicht abstreiten, dass die Stimmung nicht durchaus skeptisch ist und dass sie nicht rosiger sein könnte.
Aber für mich sind diese beiden Dinge schlichtweg einmal nicht vergleichbar.
Und jetzt zu dieser konkreten aktuellen Stimmung, da kommt es schon auch darauf an, was Sie präzise fragen.
Wir stellen andere Fragen.
Wir stellen Fragen zum Beispiel, hat die Mitgliedschaft Österreichs dem Land mehr Vorteile gebracht oder mehr Nachteile?
Und wir erlauben auch, meine ich richtigerweise, auch noch die dritte Antwort, nämlich dass jemand sagt, Vor- und Nachteile halten einander das Gleichgewicht.
Und da ist das Bild viel differenzierter.
Da sagen auch 47% mehr Nachteile.
Kein schönes Ergebnis.
Aber immerhin von den anderen zeigt sich, 25% sagen mehr Vorteile und weitere 25% sagen, hält sich die Waage.
Und das sind für mich nicht die dümmsten Menschen, die sagen, naja, nach einem Jahr, zwei Monaten sieht man es noch nicht so genau.
Da gibt es also Pros und Cons.
Das sind für mich realistische Bilder.
Und dann möchte ich noch eine Zahl dem entgegenstellen, nämlich wenn man die Österreicher fragt, und was haben sie persönlich für Vor- oder Nachteile gehabt?
Also auch wiederum diese Vor-Nachteils-Frage und auch noch die Möglichkeit offengelassen hält sich die Waage, dass das Ergebnis 40 Prozent Vor-Nachteile halten einander die Waage, 28 Prozent sagen mehr Vorteile und nur 28 Prozent sagen mehr Nachteile.
Also das Interessante ist, dass auf die Person gefragt, die Leute positiver urteilen, als wenn man sie fragt, wie sie sozusagen die Bedeutung für das ganze Land sehen.
Da gibt es in meinen Augen, und ich erlaube mir jetzt diese Dissonanz zu interpretieren, auch sehr stark die Wiedergabe der medial sehr stark verbreiteten Negativstimmung.
Die macht die Schlagzeile und die wird natürlich dann auch bis zu einem gewissen Grade
als die eigene Meinung über das ganze Land wiedergegeben.
Aber nach den persönlichen Vor- und Nachteilen schaut es anders aus.
Mich würde noch interessieren, ob Sie aus dieser Umfrage auch herauslesen können, wie denn die Österreicher zu Brüssel stehen.
Wir haben ein paar Fragen gestellt, die doch zeigen, wie stark die Europäische Union von der österreichischen Bevölkerung diese Sündenbock-Funktion zugeordnet bekommt und die zeigt also in einem Ausmaß die Irrationalität, die ja in gewissem Sinn erschreckend ist.
meinen, dass 69% der Österreicherinnen und Österreicher, dass das Transitaufkommen deshalb stärker geworden ist, weil Österreich der Europäischen Union beigetreten ist.
Es ist nun Tatsache, dass ja das Transitaufkommen vor allem mit der Ostöffnung seit 1989-90 explosionsartig zugenommen hat.
Die Zunahme ist da.
Das ist objektive Tatsache.
Und die existiert sozusagen seit sechs, sieben Jahren.
Aber das letzte Jahr, das 95er-Jahr, kann nicht diesen Beitrag zum Transitaufkommen geleistet haben.
Und trotzdem wird sozusagen das Anwachsen des gesamten Transitaufkommens der Europäischen Union in die Schuhe geschoben.
Weiteres Beispiel.
45 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher meinen, dass sich die EU-Mitgliedschaft unseres Landes negativ auf die Sozialpolitik ausgewirkt hat.
Tatsache ist dagegen, dass die Sozialpolitik nach wie vor nationalstaatliche oder mitgliedstaatliche, autonome, im Großen und Ganzen autonome Politik ist und die Europäische Union, sage ich jetzt einmal leider,
auf diesem Gebiet außerordentlich geringe Kompetenzen hat.
Ob jetzt nun objektiv oder subjektiv wirklich vor der Nachteile in der Sozialpolitik in einem einzelnen Mitgliedsstaat eingetreten sind oder nicht, sei dahingestellt, aber die Österreicherinnen und Österreicher schieben das
Und das Dritte, wenn ich das noch anbringen darf, um diese Irrationalität zu skizzieren, und das beantwortet ja indirekt die Frage, dass Brüssel mit Dingen belastet wird, mit denen es ja wirklich nichts zu tun hat.
Wir haben auch gefragt zum Beispiel, meinen Sie, dass die Mitgliedschaft Österreichs bei der Europäischen Union auf die Zuwanderung von Ausländern sich positiv oder negativ ausgewirkt hat?
47% meinen, sie hat sich negativ ausgewirkt, nur 13% haben positive Auswirkungen gesehen.
Tatsache ist aber, dass wir in den letzten zwei Jahren also drastische Verschärfungen der Ausländergesetzgebung, Asylgesetzgebung, Visa-Erteilung etc.
haben, täglich in der Zeitung zu lesen, erst vor wenigen Tagen, wiederum eine abermalige Verschärfung.
von einem anwachsenden Ausländer keine Rede sein kann.
Es gibt auch keine portugiesischen Gastarbeiter auf den Baustellen.
Also alles das, was da prognostiziert worden ist, ist überhaupt nicht da.
Und trotzdem sagen 47 Prozent, ja, da ist die EU schuld an einem Problem, das es nicht gibt.
Nun gibt es drei Konfliktpunkte zur Zeit zwischen Österreich und der EU.
Die Brennermaut,
Anonymität des Sparbuchs und die Vergabepraxis rund um das Regierungsviertel der Landeshauptstadt Sankt Pölten.
Glauben Sie, dass sich Österreich in allen drei Punkten vor dem Europäischen Gerichtshof mit seinem Rechtsstandpunkt durchsetzen wird können?
Also die Kommission glaubt das nicht, weil sonst hätte sie ja nicht die entsprechenden Verfahren eingeleitet.
Ich möchte natürlich einem Gerichtsurteil eines unabhängigen Gerichtes nicht vorgreifen.
Ich möchte nur anschließen, dass
Es nicht richtig ist, dass Brüssel nach Österreich kommt, um Dinge zu fordern und schon wieder etwas will, sondern es ist umgekehrt.
Österreich hat sich durch den Beitritt und durch die Unterschriften der Regierungsmitglieder und auch durch die Ratifikation im Nationalrat verpflichtet, alle diese Dinge, die jetzt von Brüssel
eingefordert werden einzuhalten.
Also es ist eher eine Mahnung, Dinge zu denen sich Österreich verpflichtet hat einzuhalten.
Im Fall der Sparbücher wird in der Öffentlichkeit jetzt immer so dargestellt, als ob die Kommission naiv ist und ein bisschen blauäugig glaubt, also dass die österreichischen Sparbüchlein die Anonymen tatsächlich das optimale Instrument zum Geld waschen sind.
Bitteschön, aus der Sicht der Kommission sieht das nicht so aus.
Das Hauptanliegen, dass diese Richtlinie, die zufälligerweise Geldwäscherichtlinie heißt und in der drin steht, die Bank muss ihren Kunden kennen, dass das durchgesetzt wird, hat zwei, ich glaube absolut, zwei, drei absolut durchschaubare Gründe.
Erstens, die Europäische Kommission möchte keinen Präzedenzfall schaffen.
Vor der Tür stehen zwölf Beitrittskandidaten.
Es ist absolut undenkbar, dass für Österreich in einem derartig wichtigen Punkt eine Ausnahme gemacht wird.
Das hieße, dass in den kommenden Jahren mit zwölf Beitrittskandidaten über Ausnahmen verhandelt wird und wahrscheinlich nicht mehr nur im Kreditabwesen, sondern unter Hinweis darauf, dass für die Österreicher das die Sparkultur ist.
was ein wichtiger Teil der Kultur ist, dann werden halt, ich weiß nicht was, die Polen was anderes bringen und die Rumänen und Bulgaren und das Beitritt à la carte wird von der Kommission nicht akzeptiert.
Das ist der Haupthintergrund.
Das zweite ist selbstverständlich,
14 Mitgliedstaaten haben dieses Vorrecht nicht.
Warum soll der 15. das haben?
Wenn ich einem Verein beitrete, kann ich mir auch nicht den Artikel 17 aus dem Vereinsstatut herausstreichen und sagen, aber alle sonstigen 16 Artikel akzeptiere ich hier sehr gerne.
Und drittens ist auch noch ein Punkt, selbstverständlich, dass niemand in der Europäischen Union, in keinem Mitgliedstaat, irgendwelche Instrumente im Finanz- und Kreditbereich gerne sieht, die vielleicht von Staatsbürgern der Nachbarstaaten für Zwecke der Steuerflucht benutzt werden können.
Und wie gesagt, der Gedanke, dass die Europäische Kommission den Österreichern die anonymen Sparbücher wegnehmen will, weil damit hauptsächlich Drogengeld weisgewaschen wird, das ist wirklich eine Unterstellung und will uns naiver machen, als wir es sind.
Wir haben diese Woche auch aufgrund der neuesten Brüsseler Wirtschaftsprognosen erfahren, dass Österreich, aber auch viele andere europäische Länder, eigentlich mit Ausnahme von ein bis zwei, jene Kriterien nicht erfüllen oder vielleicht auch nicht erfüllen werden, die Voraussetzung für die Schaffung der Europäischen Währungsunion sind.
Auf einer Skala von 1 bis 10, wie schätzen Sie denn die Wahrscheinlichkeit ein, dass Österreich doch noch die Kriterien erfüllen wird können, um dem EWU-Club beizutreten?
Ich schätze sie sehr hoch ein.
Österreich hat von den Wirtschaftsdaten im Vergleich zu anderen Mitgliedstaaten hervorragende Werte aufzuweisen.
wenn ich einmal sagen darf, der Wert, der sozusagen nicht das Maastricht-Kriterium Nummer 5 ist, nämlich die Arbeitslosigkeit ist in Österreich im Vergleich zu vielen anderen Mitgliedstaaten noch vergleichsweise niedrig und erlaubt sozusagen der österreichischen Bundesregierung, was wir in Brüssel natürlich mit großer Anerkennung sehen, absolut sowohl beim Zeitfahrplan zu bleiben, als auch bei der Einhaltung der vier vorgeschriebenen Kriterien.
Also das wird mit großer Anerkennung gesehen,
Und Österreich hat eben bei allem Verständnis für die Probleme der Arbeitslosen, aber hat eine vergleichsweise niedrige, die Hälfte etwa der durchschnittlichen EU-Arbeitslosenrate.
Und das erlaubt Österreich, glaube ich, auch bei diesem Fahrplan und bei der Einhaltung der Kriterien so weiterzumachen wie bisher.
Und bei der Inflationsrate sind sehr positive Entwicklungen festzustellen.
Beim Anteil Budgetdefizit am Bruttoinlandsprodukt, glaube ich, kann man auch sagen, dass das sich in eine Richtung bewegt, die wirklich positiv ist.
Und auch das Zinsniveau ist so niedrig wie noch nie und leistet im Übrigen einen ganz wesentlichen Beitrag zur Belebung oder zur Aufrichterhaltung des privaten Konsums.
Wahrscheinlich einer der Hauptstützen jetzt im Augenblick der Wirtschaftsentwicklung.
Nun, der 13.
Oktober dieses Jahres ist für Österreich ein Europa-Lostag, wenn Sie so wollen, die Wahlen zum Europäischen Parlament.
Welche Initiativen von Seiten Ihres Büros wird es denn geben, um dieses zuerst angesprochene Defizit im Wissen um die europäischen Institutionen abzubauen?
Und gibt es da Ihrer Meinung nach
Auf der einen Seite eine Bringschuld von Ihrer Seite, gibt es Ihrer Meinung nach auch eine Hohlschuld von Seite der Österreicher?
Es gibt beides.
Also die Broschüren, die wir drucken, müssen dann die Betroffenen schon selber lesen.
Das Lesen können wir niemandem abnehmen.
Also so gesehen gibt es eine Hohlschuld, selbstverständlich.
Nein, ich möchte in Bezug auf die Parlamentswahl doch klar sagen, das ist kein Lostag für Europa.
Das, was manche wollen, dass nämlich die Wahl von 21 Abgeordnetensitzen von 626 zu einer Abstimmung über Österreichs Mitgliedschaft bei der Europäischen Union werde oder gar zu einer Abstimmung über den Euro, das ist absurd.
Das steht nirgendwo zur Debatte.
Es steht nicht die Europäische Kommission zur Debatte, es steht nicht die Mitgliedschaft bei der Europäischen Union zur Debatte.
steht nicht einmal das Europäische Parlament zur Debatte, sondern es werden 21 Mandatare von 626 gewählt.
Darum bewerben sich etliche Parteien und diese haben vorrangig selbstverständlich den Wahlkampf zu führen.
Was mir Sorgen macht, ist, dass vielleicht die Wahlbeteiligung niedrig ist.
Ich möchte daher an dieser Stelle wirklich appellieren,
dass diese erste Wahl, diese erste Direktwahlmöglichkeit von 21 Mandataren genutzt wird.
Das halte ich für eine realistischere Gefahr, dass die Wahlbeteiligung vielleicht nicht aus Gefallen hoch sein wird.
Wie viel erhoffen Sie sich an Wahlbeteiligung?
Also das möchte ich ausdrücklich klarstellen, auch eine Wahlbeteiligung von 32 Prozent, so unschön sie wäre und so bedauerlich, wäre nicht ein Misserfolg, weil jede Wahlbeteiligung in einer Demokratie akzeptiert werden muss.
Das ist glaube ich unser beider Meinung.
Wünschen tue ich mir natürlich so etwas wie 60, 70 Prozent.
eingedenkter Tatsache, dass es für uns neu ist und eingedenkter Tatsache, dass es diesen Euroskeptizismus gibt.
Aber weniger würde mich schon traurig machen.
Ich danke Ihnen für das Gespräch.
Bitte.
Im Journal zu Gast war Dr. Mag.
Wolfgang Streitenberger, der Leiter des Büros der EU-Kommission in Wien.
Und gleich zu Beginn seines Gesprächs mit Michael Kerbler hat er meinen Unsinn von vorhin ja korrigiert.
EU-Abstimmung in Österreich natürlich im Sommer 1994, sonst wären es ja auch nicht zwei Jahre her.
Beim nächsten Datum bin ich mir sicherer.
Das ist nämlich 96996.
Allerdings, denn unser nächstes Thema ist 1000 Jahre Österreich.
Oder genauer 1000 Jahre Osterichi.
Noch genauer 1000 Jahre älteste schriftliche Überlieferung dieses Namens Osterichi.
Und diese einigermaßen komplizierte Hinführung spiegelt ja schon ein wenig die Schwierigkeiten, die manche Geschichtsbewusste mit diesem doch eher willkürlichen Millennium haben.
Nichtsdestotrotz steht das heurige Jahr 1996 in weiten Teilen des Landes, des Fremdenverkehrs und der Kultur im Zeichen dieser 1000-Jahr-Feier.
Und da trägt auch heute die Popkultur, hier spezifisch Österreich, das Schärflein bei.
Seit knapp zwei Stunden geht ein ganztägiges Austro-Pop-Spektakel über die Open-Air-Bühne von Neuhofen an der Ips, jenem Ort in Niederösterreich, in dem der viel zitierte und viel plakatierte Taufschein Österreichs vor 1000 Jahren ausgestellt wurde.
Trotzdem bleibt die Frage, was gibt es da zu feiern?
Martin Heidinger informiert.
Es ist die Zeit knapp vor der Wende vom ersten zum zweiten Jahrtausend nach Christus.
In ganz Europa sind Wanderprediger unterwegs, die vor dem Untergang der Welt warnen.
Denn eine Jahrtausendwende regt die Fantasie des mittelalterlichen Menschen an, belebt seine Ängste vor Veränderung oder Vernichtung.
In diesen Tagen also setzt in der Kanzlei des römisch-deutschen Kaisers Otto III.
ein Schreiber eine Urkunde auf, eher eine Routinearbeit, eine Schenkungsurkunde.
Der Kaiser verehrt dem Bischof Gottschalk von Freising ein schönes Stück Land, genauer 30 Königshufen nebst Zubehör in Neuhofen an der Ybbs im heutigen Niederösterreich.
In dieser Urkunde, aufgesetzt am 1.
November 996, gesiegelt zwischen 1002 und 1005, fällt zum ersten Mal der Name Ostarichi.
Er bezeichnet etwas diffus die Länder, die von Freising aus gesehen östlich in Richtung Neuhofen liegen, im Herrschaftsbereich der Babenberger, die hier schon seit 20 Jahren sitzen.
Zudem, so vermerkt das Dokument, sei Ostarichi eine volkstümliche Bezeichnung, dürfte also schon länger in Gebrauch gewesen sein.
Herwig Wolfram, führender Mittelalterhistoriker an der Universität Wien, rückt die Bedeutung des Namens etwas zurecht.
So wichtig dieses Osterrichi als Namen geben für das gesamte heutige Bundesgebiet ist, so ist ja doch klar, dass es vor Osterrichi schon wesentlich entwickeltere Gebiete gegeben hat auf dem Boden des heutigen Österreichs.
Bregenz wird schon 610 erwähnt,
Salzburg spätestens zwei, drei Generationen später.
Hier sind schon Zentren, aus der Römerzeit erhaltene Zentren, an die die frühmitleuteliche Geschichte unseres Raums weitgehend bruchlos, wenn nicht überhaupt bruchlos anknüpfen konnte.
Später, in der frühen Neuzeit, ist dann der Name Österreich auf das Haus Habsburg übergegangen.
Erst 1804 wird die Bezeichnung Kaisertum Österreich amtlich eingeführt, seit dem Ausgleich 1867 kommt Österreich als Name überhaupt nur in Verbindung mit Ungarn vor.
Der Reststaat von 1918 nannte sich Deutschösterreich, musste dann 1920 auf Republik Österreich umgeändert werden.
Im Ständestadt heißt es dann Bundesstaat Österreich, nach dem Ende des Dritten Reiches wieder Republik Österreich.
Ein Weg mit vielen Bruchlinien.
Was wird also in diesem Jahr 1996 gefeiert?
Worauf können die Österreicher heute stolz sein?
Ernst Bruckmüller, Wirtschafts- und Sozialhistoriker in Wien, versucht eine Antwort zu finden.
Der Stolz der Österreicher ist ein seltsames Ding.
Andere Nationen sind, ich weiß es nicht, auf ihre Könige, auf ihre Revolutionen, auf ihre Siege oder auf sonst etwas stolz oder auf ihre Kronen.
Die Österreicher sind stolz auf ihre Landschaft.
Das ist ihr Hauptstolz.
Dann sind sie, das variiert ein bisschen von Umfrage zu Umfrage, dann sind sie stolz auf den sozialen Frieden, auf die Sozialpartnerschaft, manchmal auch auf die Neutralität.
Zuweilen sind sie ein bisschen stolz auf das, was sie so in den letzten 50 Jahren zustande gebracht haben.
Weiter zurückliegende Ziele ihres Stolzes gibt es weniger.
Es ist also nicht so, dass der Stolz der Österreicher sehr stark historisch begründet wäre.
Gefeiert werden darf also selbstbewusst und doch maßvoll.
1000 Jahre Österreich – ein Begriff hat überlebt.
Alterserkrankungen der Netzhaut sind unser nächstes Thema.
Sie nehmen in Europa zu.
Einfach auch deshalb, weil die allgemeine Lebenserwartung der Menschen steigt.
Eines der Krankheitsbilder, das die Ärzte dabei derzeit noch vor Rätsel stellt, ist das Absterben der Sinneszellen in der Mitte der Netzhaut.
Und das war auch ein Hauptthema jetzt beim österreichischen Augenärztekongress in Linz.
Bernhard Hain berichtet.
Unter den zehn häufigsten Augenerkrankungen steht die sogenannte Makulopathie an zweiter Stelle nach dem grauen Starr und vor der diabetischen Netzhauterkrankung.
Die Makulopathie ist eine Erkrankung der Netzhautmitte, die ungefähr ein Areal von vier Quadratmillimetern umfasst.
Mehr als 30.000 Österreicher leiden an beiden Augen an dieser Sehstörung, die bei jedem 50.
Patienten bis zur Erblindung führen kann, sagt der Leiter der Augenabteilung am Linzer Allgemeinen Krankenhaus Primarius Markus Grasl.
Meist merken die Patienten das Zeilenbild bei einem Zeitungstext oder einem normalen Bild etwas verschwindet.
Es können Buchstaben
nach oben oder nach unten rutschen, die Zeile wird wellenförmig unruhig, dann rechte Winkel werden verzerrt und das ist eigentlich schon das erste Symptom.
Die Ursachen dieser degenerativen Erkrankung sind bis heute weltweit nicht geklärt.
Fest steht, so Markus Grasl, dass Fett- und Zuckerstoffwechselstörungen sowie Übergewicht und starkes Rauchen zu einer Zerstörung von Sinneszellen und Pigmentzellen in der Netzhautmitte führen.
Es kommt in einer bestimmten Netzschaftsschicht zu einer Stoffwechselverarmung.
mit einer Störung im Abtransport von bestimmten Stoffwechselprodukten in der Netzart und diese Zellen sind blockiert und können dann nicht mehr normale Stoffwechselvorgänge über die Bühne bringen und dadurch kommt es zur Zerstörung von Sinneszellen.
Obwohl eine wirksame Behandlung bisher nicht bekannt ist, gibt es für bestimmte Formen dieser Erkrankung die Möglichkeit einer Lasertherapie.
Neue Ansätze sind, dass bestimmte Farbstofflasertypen entwickelt werden, wo im Areal neben der sogenannten Makula, dem gelben Fleck, Gefäßneubildungen
innerhalb der Netzhaltsschichten gezielt verödet werden können.
Diese Therapien sind jedoch sehr aufwendig und die Patienten müssen auch davon in Kenntnis gesetzt werden, dass es auch durch die Behandlung selber zu einer Sehverschlechterung kommen kann.
Mit zunehmender Verschiebung der Bevölkerungspyramide zugunsten älterer Menschen erwarten die Augenärzte in den nächsten 15 Jahren eine Verdoppelung dieser Augenkrankheit.
11 vor 1 ist es und wir kommen zum Kulturbericht in diesem Samstagmittag-Journal.
Carlo Maria Giulini, der Doyen der italienischen Dirigenten, dirigiert heute Abend erstmals an der Wiener Staatsoper.
Mit ihm wird die im Vorjahr begonnene Reihe, die Wiener Philharmoniker an der Wiener Staatsoper, fortgesetzt.
Zu hören ist Bruckners 9.
Symphonie und sein Tedeum.
An der Wiener Staatsoper war Bruckners Tedeum zuletzt am 13.
November 1955 zu hören.
Bruno Walter leitete damals die Wiener Philharmoniker anlässlich der Wiedereröffnung des Hauses.
Heute Abend steht mit Carlo Maria Giulini wieder einer der ganz großen Bruckner Spezialisten am Pult.
Giulini wurde in den 50er Jahren als Operndirigent international bekannt, später aber schränkte er seine Arbeit an den italienischen Opernhäusern zugunsten seiner Konzerttätigkeit ein.
Nein, die Wiener Oper habe ich nie dirigiert, weil Opern habe ich einmal in Skala gemacht und in Covent Garden in London und dann seit vielen Jahren habe ich aufgehört.
Ich mache nur mit Sängern eine Messe oder so wie jetzt und für dort kann man gute Sänger finden und gute Musiker auch.
Aber ich habe keine Ahnung, wenn man Verdi oder Wagner machen muss.
Ich weiß nicht, wenn die richtigen Stimmen sind.
Aber ich habe keine Experience über das.
Seit Jahren konzentriert sich Giulini nur noch auf Werke, die für ihn als Musiker wichtig sind.
Vivaldi, Mozart, Mahler oder Bruckner.
Er spielt nur die Musik, die er liebt, arbeitet nur mit den Orchestern, zu denen er auch einen menschlichen Kontakt findet.
Dieser menschliche Kontakt ist fundamental, weil ich denke nie an Dirigent zu sein.
Ich denke immer an Musiker zu sein, der Musik mit anderen Musikern macht und mit den Wiener Philharmonikern zusammen musizieren.
Das ist so schön und ist eine große musikalische und menschliche Freude.
Der Dirigent ist der einzige Musiker, der nicht ein Instrument hat.
Denn sie können lernen, wie eine Geige, wie ein Klavier, wie eine Trombete zu spielen.
Als ich jung war, ich habe in einem großen, noch ersten Raum gespielt.
Ich habe mit allen besten Dirigenten der Welt und mit Komponisten, wie Strauss, Mislavinsky, und nicht einer Dirigent hatte die Bewegung wie der andere.
Man kann nicht sagen, diese Bewegung ist richtig oder nicht richtig.
Man kann nur sehen, wenn eine Bewegung diesen Resultat gibt oder nicht.
Zum Beispiel Stravinsky war ein Genie, aber er war ein Hund als Dirigent.
Ein Hund.
Ich sage immer, er war der schlimmste Feind von Stravinsky.
Hätte er etwas machen wollen, hätte er dirigiert.
Seine Musik war als Seher dirigiert.
Heute Abend ist die traditionelle Kombination von Bruckners unvollendeter 9.
Sinfonie und dem Tedeum zu hören.
Ich sage immer, die Musik ist die einzige Kunst, die auf Papier tot ist.
Die Musik fängt dann zu leben mit dem ersten Ton und stirbt mit dem letzten Ton.
Dann für uns, ich sage nie genug, dass für uns das einzige Wort ist, besser zu machen.
Man muss immer denken, nächstes Mal versuchen wir besser zu machen.
Das muss ein Problem von Liebe sein.
In diesem Moment muss man diese Musik lieben.
Liebe heißt, das gehört zu mir.
Das ist meine Musik.
Carlo Maria Giulini, er dirigiert heute Abend die Wiener Philharmoniker an der Wiener Staatsoper.
Und nach diesem Beitrag von Susanna Bruckner ein abschließender Nachrichtenüberblick.
Slowenien.
Die Appellen der slowenischen Katholiken, sich für die Verbreitung des Evangeliums einzusetzen, standen im Mittelpunkt der Predigt vom Papst Johannes Paul II.
bei einer Messfeier in Laibach.
Vor etwa 120.000 Gläubigen aus ganz Slowenien, aber auch aus Österreich, Kroatien, Italien und Ungarn, erinnerte der Papst daran, dass die Christianisierung des slowenischen Volkes vor 1250 Jahren von Salzburg nach Quelea aus begonnen habe.
Papst Johannes Paul II.
begeht heute seinen 76.
Geburtstag.
Russland.
Zum ersten Mal vor den Wahlen am 16.
Juni hat Präsident Yeltsin eine Koalitionsregierung unter Beteiligung von Reformern und Kommunisten vorgeschlagen.
Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Sibirien, sagte Yeltsin, er sei zu einer Zusammenarbeit bereit und würde auch ein Bündnis mit allen Parteien und Bewegungen eingeben.
Offen ließ der Präsident jedoch, ob er diese Koalition vor oder nach den Präsidentenwahlen bilden wolle.
Schon am Donnerstag hat die kommunistische Partei positiv auf die Idee einer Koalitionsregierung reagiert.
Bosnien-Herzegowina.
In der Republika Srpska haben die Abgeordneten der regierenden serbisch-demokratischen Partei einen neuen Ministerpräsidenten gewählt.
Gojko Klitschkovic folgt dem bisherigen Regierungschef Rajko Kazagic nach.
Kazagic ist von Serbenführer Karadzic am Mittwoch entlassen worden.
Die Wahlen in der Hauptstadt Herzegowina, in Mostar, werden nicht wie vorgesehen am 31.
Mai stattfinden.
Sie sollen verschoben werden.
Als Grund für diese Maßnahme werden technische Angelegenheiten genannt.
Ein neuer Termin wurde noch nicht fixiert.
Nahe Osten.
Die israelische Armee hat einen der führenden Hamas-Terroristen festgenommen.
Dem 24-jährigen Mann wird vorgeworfen, zwei Selbstmordanschläge auf Autobusse in Jerusalem organisiert zu haben.
Er lebt seit länger im Untergrund, nun wurde er bei einer Fahrzeugkontrolle in Hebron gestellt.
Deutschland.
Die deutsche Postgewerkschaft hat mit einer zweiten Welle von Warnstreiks begonnen.
Zunächst wurden etwa 100 Beschäftigte der Nachtschicht im Briefverteiler-System Ludwigshafen zum Streik aufgerufen.
Im Laufe der Nacht wurde der Streik auf die Briefzentren in Koblenz, Mainz und Trier ausgeweitet.
Etwa eine Million Briefe werden nicht bearbeitet.
Mit den Ausständen will die Gewerkschaft vor der vierten Runde der Tarifverhandlungen am 23.
Mai Stuttgart Druck ausüben.
Gefordert werden 4,5 Prozent mehr Lohn.
Das Wetter heute Nachmittag im Großteil Österreich sonnig in den südlichen Teilen vor Adelbergs und Tirols sowie in Oberkärnten sind Gewitter möglich, kräftiger Südwind auf den Bergen, Sturm in den Tälern föhnt, die Temperaturen 23 bis 29 Grad.
Karl Berger war das mit den Nachrichten aus dem Schlusspunkt in diesem Mittagschanal.
Tonmeister der Sendung war Toni Benedikt, die Ablaufregie führte Hubert Arnim Elissen und der Moderator war Werner Löw.
Am 16. Juni stellt sichd er russische Präsident Jelzin der Wiederwahl. Er und sein Herausforderer Suganow liegen nach den jüngsten Meinungsumfragen gleich auf. Nun will sich Jelzin mit einer vorab garantierten Regierungsbeteiligung die Regentschaft sichern.
Mitwirkende:
Dox, Georg [Gestaltung]
Datum:
1996.05.28 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik
;
Wahlen
;
Regierung
;
Opposition
;
Vorschau
;
Verhandlung
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
;
Russland
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Papst Johannes Paul II ist in Slowenien auf Besuch. Es ist dies die zweite Reise des Papstes in einen Nachfolgestaates des ehemaligen Jugoslawien. Im Mittelpunkt stand der Papstgottesdienst nahe Laibach. Daneben führt er politische Gespräche mit den führenden Politikern. Einblendung: Papst Johannes Paul II, Einblendung: Präsident Milan Kucan.
Mitwirkende:
Johannes Paul II., Papst [Interviewte/r]
, Vospernik, Cornelia [Gestaltung]
, Kucan, Milan [Interviewte/r]
Datum:
1996.05.28 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik
;
römisch - katholische Kirche
;
Diplomatie
;
Festakte
;
Friede
;
Reden und Ansprachen
;
Regierung
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
;
Slowenien
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Aus dem Jahre 996 stammt die älteste überlieferte Erwähnung des Jahres Ostarrichi. Demzurfolge wird 1996 das 1000-jährige Bestehen Österreichs gefeiert. Bei Historikern ist das Jubiläum umstritten. Interview: Historiker Herwig Wolfram, Interview: Historiker Ernst Bruckmüller.
Mitwirkende:
Haidinger, Martin [Gestaltung]
, Wolfram, Herwig [Interviewte/r]
, Bruckmüller, Ernst [Interviewte/r]
Datum:
1996.05.28 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik Österreich
;
Rückblick
;
Festakte
;
Jubiläum
;
Geschichtswissenschaft
;
Reportage
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
;
Österreich
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
In Europa nehmen die Alterserkrankungen der Netzhaut zu. Das Absterben der Sinneszellen in der Mitte der Netzhaut stellt die Ärzte noch vor Rätseln. Dies war ein Hauptthema beim österreichischen Augenärztekongress in Linz. Interview: Augenarzt Markus Grasl.
Mitwirkende:
Hein, Bernhard [Gestaltung]
, Grasl, Markus [Interviewte/r]
Datum:
1996.05.28 [Sendedatum]
Ort:
Linz
Schlagworte:
Medizin
;
Gesundheitswesen und medizinische Versorgung
;
Interview
;
Medizin
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
;
Österreich
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Carlo Maria Giulini dirigiert erstmals an der Wiener Staatsoper. Zu Hören ist Bruckners 9. Symphonie und sein Te Deum in einer Aufführung mit den Wiener Philharmonikern. Einblendung: Konzertausschnitt, Interview: Dirigent Carlo Maria Guilini.
Mitwirkende:
Bruckner, Susanne [Gestaltung]
, Guilini, Carlo Maria [Interviewte/r]
Datum:
1996.05.28 [Sendedatum]
Ort:
Wien, Staatsoper
Schlagworte:
Kultur
;
Interview
;
Vorschau
;
Besetzung - Orchester
;
Kulturveranstaltung
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
;
Bundesland / Wien
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten