Mittagsjournal 1996.09.07

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    Rechtliches

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    Mittagsschornal Willkommen zu einer Stunde Information in Österreich eins am Samstag.
    Ihr Begleiter durch dieses Mittagsschornal ist Wolfgang Wittmann.
    Zunächst die Inhaltsschlagzeilen.
    In Irland tagen heute die Außenminister der Europäischen Union.
    Das Treffen in der Stadt Trolley im Südwesten der grünen Insel ist vielerlei Themen gewidmet, unter anderem dem Irak und Bosnien.
    In Moskau empfängt der schwerkranke Präsident Boris Jelzin den deutschen Bundeskanzler Kohl.
    Auch bei dieser Begegnung geht es unter anderem um den Irak.
    In Deutschland protestieren die Gewerkschaften gegen das Sparpaket.
    Zur Lage in Bosnien, Informationen unseres Reporters vor Ort, Helmut Opletal, er meldet sich aus Bihać.
    Aus Österreich, Informationen über den Vorzugsstimmen-Wahlkampf für die EU-Wahl am 13.
    Oktober.
    Zu dieser Wahl wird sich in diesem Mittagsschornal auch Franz Linser äußern, der Spitzenkandidat der Freiheitlichen.
    Er ist bei Michael Kerbler im Schornal zu Gast.
    Weitere Inlandsbeiträge befassen sich mit einem neuen Kontrollsystem für Lebensmittel, mit dem heutigen Treffen der katholischen Bischöfe in Mariazell anlässlich der sogenannten Wallfahrt der Vielfalt und mit einer Historismus-Ausstellung im Wiener Künstlerhaus, von der die Kulturredaktion berichtet.
    Vor alledem die wichtigsten Meldungen zur Stunde in den Mittagsnachrichten, zusammengestellt von Helga Meier.
    Irland.
    Die 15 Außenminister der Europäischen Union halten in der Stadt Trolley in Südwestirland eine sogenannte informelle Tagung ab.
    Bei diesem zweitägigen Treffen wird vor allem die jüngste Militäraktion der USA gegen den Irak erörtert.
    Die Mitgliedsstaaten der EU haben sich noch nicht geeinigt, wie die amerikanischen Militärschläge zu bewerten sind.
    Großbritannien hatte die Militäraktion der USA begrüßt, Frankreich hatte sie abgelehnt.
    Weitere Themen der EU-Außenministertagung sind die Vorbereitungen der Wahl in Bosnien, der stockende Nahostfriedensprozess sowie die Bekämpfung des internationalen Drogenhandels und der Kinderpornografie.
    Belgien möchte mit der Unterstützung von Österreich erreichen, dass gemeinsame Maßnahmen gegen den Missbrauch von Kindern beschlossen werden.
    Russland.
    Der deutsche Bundeskanzler Kohl ist mit Präsident Yeltsin in der Nähe von Moskau zusammengetroffen.
    Bei diesem mehrstündigen Gespräch in Savidovo, dem Urlaubsort des russischen Präsidenten, wollen Kohl und Yeltsin die umstrittene Militäraktion der USA gegen den Irak erörtern.
    Die deutsche Regierung hatte die amerikanischen Angriffe als gerechtfertigt bezeichnet.
    Russland hatte diese hingegen scharf verurteilt.
    Weiteres Thema ist voraussichtlich die geplante Osterweiterung der NATO.
    An den Gesprächen der beiden Politiker werden keine Berater teilnehmen.
    Kohl ist der erste westliche Politiker, der Jelzin nach seiner Wiederwahl im Juli trifft.
    Deutschland.
    In sechs deutschen Städten werden heute Großdemonstrationen gegen das Sparpaket der Regierung abgehalten.
    Zu den Kundgebungen hat der Deutsche Gewerkschaftsbund aufgerufen.
    In Berlin, Hamburg, Dortmund, Leipzig, Stuttgart und Ludwigshafen soll gegen die geplante Kürzung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und die vorgesehenen Änderungen beim Kündigungsschutz protestiert werden.
    Diese Maßnahmen sollen am kommenden Freitag im Bundestag verabschiedet werden.
    Das Motto der heutigen Kundgebungen lautet, eine Mehrheit für Arbeit und soziale Gerechtigkeit.
    Zehntausende Teilnehmer werden erwartet.
    Belgien.
    Die beiden Opfer der Kinderschänder-Bande um Marc Dutroux, Anne und Evje, werden am Nachmittag in ihrem Heimatort Hasselt beigesetzt.
    An der Trauerfeier für Evje Lambrechts haben zahlreiche Menschen teilgenommen.
    Die Trauerfeier für Anne Marchal wird am Nachmittag abgehalten.
    Die Polizei hatte die sterblichen Überreste der seit einem Jahr vermissten jungen Frauen am vergangenen Dienstag auf einem Grundstück von Dutroux gefunden.
    Ungarn.
    Papst Johannes Paul II.
    hat in der Stadt Djor eine Messe zelebriert.
    Etwa 150.000 Gläubige nahmen daran teil, unter ihnen zahlreiche Österreicher.
    Der Papst appellierte an die Menschen, sich trotz wirtschaftlicher und sozialer Probleme sowie eines Verfalls der moralischen Werte nicht entmutigen zu lassen.
    Johannes Paul II.
    soll erschöpft gewirkt haben.
    Gestern musste der Papst wegen eines Schwächeanfalls einen Gottesdienst in der Benediktinerabtei Pannonhalma in Westungarn unterbrechen.
    Österreich.
    In Mariazell in der Steiermark wird ab heute die Wallfahrt der Vielfalt abgehalten.
    Zu dieser zweitägigen Veranstaltung haben die katholischen Bischöfe geladen.
    Unter dem Motto Streiten und Beten sollen jene Probleme innerhalb der katholischen Kirche diskutiert werden, die durch die Affäre Grohe und durch das Kirchenvolksbegehren ausgelöst wurden.
    In Mariazell werden tausende Teilnehmer erwartet.
    Der Initiator des Kirchenvolksbegehrens, Thomas Plankensteiner, bezeichnete die Wallfahrt in Mariazell als positiven Beginn eines Dialogs.
    Im Radio Morgenjournal sagte Plankensteiner, allerdings müsse dies ein längerer Dialog sein, bei dem konkrete Ergebnisse in Richtung einer verbindlichen Kirchenversammlung beschlossen werden.
    In Linz hat sich in der Nacht eine Familientragödie ereignet.
    Nach Angaben der Polizei hat eine 47-jährige Frau ihren 10-jährigen Sohn getötet.
    Danach versuchte sie, mit einem Sprung aus dem Fenster sich das Leben zu nehmen.
    Die Frau überlebte schwer verletzt.
    Das Motiv für die Tat ist noch nicht geklärt.
    Der Mittags-Nachrichten-Überblick war das Gelesen von Heimo Godler.
    Als nächstes hören Sie die wissenschaftlichen Gründe, warum es so kalt ist und warum es so kalt bleibt, im Wetterbericht von Herbert Carters.
    Das ist relativ einfach zu erklären.
    Es ist Kaltluft, die nahezu vom Nordpol kommend zu uns strömt.
    Gesteuert wird der Zustrom der Luft von einem mächtigen Tiefdruckwirbel über der Osthälfte Europas.
    Erst nächste Woche kommt die Luft mehr vom Atlantik.
    Deshalb ist sie dann nicht mehr ganz so kalt, allerdings weiterhin sehr feucht.
    Auf den Bergen ist es jetzt winterlich geworden.
    Auf dem Feuerkogl etwa in 1600 Meter Seehöhe hat sich über Nacht eine 15 Zentimeter dicke Schneedecke gebildet.
    Und sogar auf den Wiener Hausbergen schneit es derzeit.
    Und in den Landeshauptstädten sieht es so aus.
    Wien stark bewölkt 12 Grad, Eisenstadt heta 12, St.
    Pölten stark bewölkt 9, Linz leichter Regenschauer 9, Salzburg bedeckt 9 Grad, Innsbruck stark bewölkt 8, Bregenz wolkig 11, Graz heta 15 und Klagenfurt wolkig 13 Grad.
    Zwischen dem Adlberg und der Rax auch am Nachmittag häufig Regen.
    Die Schneefallgrenze steigt allmählich gegen 1300 Meter.
    Auch sonst werden die Wolken dicht und die Regenschauer häufiger, speziell in Ostösterreich.
    Am längsten Sonne bleibt es in Kärnten sowie im Süden der Steiermark und des Burgenlandes.
    Gegen Abend kann es aber auch hier leicht regnen.
    Zu beachten ist der Nordwestwind.
    Er wird im Laufe des Nachmittags stärker und besonders in Niederösterreich, in Wien und im nördlichen Burgenland Sturmstärke erreichen.
    Böen um 80 oder 90 km pro Stunde sind durchaus möglich, auf den Berggipfeln und Pässen sogar über 100 km pro Stunde.
    Die Temperaturen vollenden den unwirklichen Eindruck, sie liegen meist nur zwischen 7 und 13 Grad, bei Sonne sind bis zu 16 Grad möglich.
    Morgen ändert sich nicht viel, im Bergland gibt es weiterhin Regen, Schneeschauer sind bis gegen 1400 Meter herab möglich.
    Am ehesten sonnig, zumindest zeitweise, wird es in Vorarlberg und an der Alpen-Südseite sein.
    Es bleibt zunächst stürmisch in Ostösterreich, langsam werden die Böen aber schwächer.
    Und kalt bleibt es obendrein mit 8 bis 14, ganz im Süden stellenweise bis 16 Grad.
    Und in 2000 Meter hat es morgen um minus 2 Grad.
    Vorüberkehrend etwas ruhiger wird es dann am Montag.
    In der Früh gibt es noch Wolken oder etwas Nebel und einzelne Regenschauer am Nordrand der Alpen.
    Dann lockert es aber meist auf und zumindest zeitweise kann es recht sonnig sein.
    Nur im Osten sind über Mittag noch Regenschauer möglich und vor allem starker Wind.
    Es wird eine Spur milder mit 12 bis 18 Grad.
    Schon ab Dienstag wird es aber wieder regnerisch, wenn auch nicht mehr ganz so kalt wie derzeit.
    Mit Schnee muss man oberhalb etwa 1500 Meter rechnen und man sollte sich wieder mit stürmischem Wind anfreunden.
    Für den Rest der Woche bleibt es recht wechselhaft mit einigen Regenschauern, aber auch sonnigen Phasen zwischendurch.
    Das Temperaturniveau bleibt herbstlich für die erste Septemberhälfte jedenfalls zu niedrig.
    12 Uhr und 8 Minuten.
    Der erste Mittagschanal-Beitrag führt uns nach Irland, nach Drolly im Südwesten des Landes, einem kleinen Hafenstädtchen mit 16.000 Einwohnern, bekannt für guten Speck, schönes Email und nette Spielwagen.
    wo im Mittelalter die Grafen von Desmond regierten, tagen heute die Außenminister der EU.
    Sie wälzen in der Idylle die aktuellen Probleme wie Irak-Aggression samt USA-Vergeltung, die kommenden Wahlen in Bosnien und die stagnierenden Friedensbemühungen im Nahen Osten.
    Was bisher in Chorley geschah, schildert jetzt live unser EU-Fachmann Günther Schmidt.
    Trolley im Brennpunkt des Weltinteresses, so lautet heute die Schlagzeile in der Lokalzeitung dieser verschlafenen Kleinstadt.
    Der irische Außenminister Dix Brink hat hier seinen Wahlkreis.
    Er hat bei den letzten Wahlen mit nur vier Stimmen Vorsprung gewonnen.
    Es kann ihm also nicht schaden, dass er jetzt, wenn auch nur turnusmäßig auf sechs Monate, an der Spitze der EU steht und seine Ministerkollegen hierher bringt.
    Es geht hier nicht nur um Außenpolitik.
    Am Tag, an dem wieder zwei Opfer der belgischen Kinderschänderbande begraben werden, befassen sich die Außenminister auch mit diesem Thema.
    Schließlich ist die Kinderpornografie, ebenso wie der Drogenhandel und die Geldwäscherei, ein Teil der internationalen Kriminalität.
    Und der Kampf gegen die grenzüberschreitenden Verbrechen ist ja ein Kernanliegen der Europäischen Union.
    Der belgische Außenminister Erik de Rijker möchte, dass dieses Treffen den Justiz- und den Innenministern den Auftrag gibt, die Zusammenarbeit der Polizeibehörden und der Gerichte in Bezug auf die sexuelle Ausbeutung von Kindern rasch zu verstärken.
    Er will, dass dies auch zu einem Schwerpunkt für die Europol wird, die ja gerade im Entstehen ist.
    Und er verlangt, dass man sich über andere Instrumente und Maßnahmen den Kopf zerbricht.
    Was das sein kann, das hat zum Teil der österreichische Außenminister Vizekanzler Wolfgang Schüssel beigesteuert.
    Er schlägt vor, durch gezielte Informationen, durch Erziehung und durch psychologische Programme das Phänomen sozusagen schon im Vorfeld zu bekämpfen.
    Bei den eigentlichen außenpolitischen Themen dürfte der Nahe Osten ein Schwerpunkt werden.
    Der irische Außenminister und turnusmäßige Ratsvorsitzende Dick Spring fürchtet da, dass die Meinungsverschiedenheiten über den amerikanischen Raketenangriff auf den Irak die Diskussionen überschatten werden.
    Im Gegensatz zu Großbritannien und Deutschland hat Frankreich ja den US-Einsatz negativ beurteilt.
    Wir haben das gerade vorhin in den Nachrichten gehört.
    Diplomaten warnen davor, diese Meinungsverschiedenheiten hochzuspielen.
    Geschehen ist geschehen, sagen sie.
    Jetzt sollte man schauen, dass man für die Zukunft seiner gemeinsamen Linie kommt.
    Also etwa, dass die Europäische Union mit einer Stimme redet, wenn es bei der UNO darum geht, ob der Irak wieder in beschränktem Ausmaß Erdöl exportieren darf.
    Oder um die Frage, wie Europa am besten den Friedensprozess rund um Israel beschleunigen kann.
    Und damit zurück nach Wien.
    Günter Schmidt direkt vom EU-Außenministertreffen in Trolley in Irland.
    In der Nähe von Moskau hat der russische Präsident Paris Jelzin heute den deutschen Bundeskanzler Kohl empfangen.
    Geplant war eine mehrstündige Unterredung, vielleicht aber muss das Treffen abgekürzt werden, weil Jelzin ja schwer herzkrank ist.
    Ende des Monats muss er sich einer Bypass-Operation unterziehen, wie seit vorgestern bekannt ist.
    Als wichtigste Gesprächsthemen heute zwischen Jelzin und Kohl gelten die Lage in und um den Irak und die mögliche Osterweiterung der NATO.
    Aus Moskau, Susanne Scholl.
    Der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl besucht seinen langjährigen Freund Boris Jelzin in einem besonders kritischen Moment.
    Kaum hatte sich der russische Präsident nach monatelangem Zögern dazu entschlossen, seine Gesundheitsprobleme offen darzustellen und mitzuteilen, dass er sich einer Herzoperation unterziehen müsse,
    begann seine Umgebung auch schon an seiner Macht zu rütteln.
    Dass die Kommunisten, deren Kandidat bei den Präsidentenwahlen im vergangenen Juli ihr Unterlegennis sofort erklärten, sie hätten schon lange gewusst, dass Jelzin schwer krank und daher nicht amtsfähig sei, ist wenig erstaunlich.
    Ähnliche Überlegungen haben in den vergangenen Tagen aber auch Leute angestellt, die mit Jelzin zusammenarbeiten.
    Allen voran sein Sicherheitschef General Jebed, der gestern verlangt hat, Jelzin möge für die Dauer seiner Krankheit seine Macht an einen anderen delegieren.
    Dieser andere sollte nach Ansicht Jebeds Ministerpräsident Schörner-Myrdin sein.
    Nun ist die Frage der Vertretung des Präsidenten im Krankheitsfall in der russischen Verfassung eindeutig geregelt.
    Der Ministerpräsident übernimmt tatsächlich die Führung des Landes.
    Worum es Jebed aber offensichtlich geht, sind die großen Vollmachten, die der russische Präsident laut eben dieser Verfassung besitzt.
    Jebed verdächtigt Jelzins jungen Kabinettschef Anatoly Chubais, diese Vollmachten quasi stellvertretend für sich in Anspruch zu nehmen.
    und will das offenbar mit seinem Vorschlag, Tschernomyrdin quasi vorübergehend zum Präsidenten zu ernennen, verhindern.
    Yeltsin selbst wiederum will die Macht ganz offensichtlich nicht völlig aus der Hand geben.
    Auch jetzt nicht, wo er, wie gesagt, offen zugegeben hat, krank und vermutlich noch mehrere Monate lang nicht in der Lage zu sein, sein Amt voll und ganz auszufüllen.
    Er will offenbar keinem aus dem nicht gerade miteinander befreundeten Machtreihe gestirn, Tschernomyrdin, Jebed Schubeis, allzu weitreichende Vollmachten einräumen.
    Vermutlich fürchtet er, selbst nach einer erfolgreichen Operation und vollen physischen Wiederherstellung, dann einer Situation im Kreml gegenüber zu stehen, die es ihm nicht mehr erlaubt, die volle Kontrolle über Russland wieder zu übernehmen.
    Offen wird dieses Thema beim heutigen Treffen mit dem deutschen Bundeskanzler sicherlich nicht angesprochen werden.
    Man will über die bilateralen Beziehungen und über Fragen der Weltpolitik diskutieren.
    Die deutsche Seite hat darüber hinaus immer wieder betont, dass Kurzbesuch bei Jelz in informeller Natur ist.
    Trotzdem wird die Sorge um die labile Machtbalance im heutigen Russland bei dieser Begegnung wohl eine wichtige Rolle spielen.
    Vielleicht genießt Kanzler Kohl heute den Tag in Russland aus einem Grund ganz besonders, denn zu Hause in Deutschland wächst der Widerstand der Gewerkschaften gegen die jüngst von der Regierung verordneten Sparmaßnahmen.
    Heute gehen in mehreren Städten Deutschlands Zehntausende Gewerkschafter auf die Straße, um bei Großkundgebungen ihrem Ärger Ausdruck zu verleihen und die Regierung vielleicht zu zwingen, das Sparpaket abzuschwächen.
    Einer der Demonstrationsschauplätze ist Dortmund, von wo sich jetzt Paul Schulmeister meldet.
    Man könnte meinen, in Deutschland habe ein sozialpolitisch heißer Herbst begonnen.
    Der Prozess gegen das Donnerstrapaket führt zur Stunde zehntausende Demonstranten in sechs Großstädten auf die Straße.
    Hier in Dortmund haben sich auch führende SPD-Politiker in den geradezu farbenprächtigen Prozesszug eingereicht.
    Musikgruppen, Transparente, eine Kircheninitiative präsentiert eine übergroße Waage der sozialen Gerechtigkeit.
    Das sogenannte Kanzler-Spar-Modell einer arbeitslosen Gruppe zeigt einen Wagen mit Padmaschee-Figuren und Kritik an Bundeskanzler Kohl.
    Es herrscht fast Volksfeststimmung.
    30.000 Demonstranten werden erwartet.
    In Berlin sollen es sogar mehr als 60.000 sein.
    Insgesamt rechnet der Deutsche Gewerkschaftspunkt mit 150.000 Teilnehmern.
    Das sind deutlich weniger als bei der Bonner Riesenkundgebung der 350.000 Mitte Juni.
    Die Gewerkschaft ist zwar nicht gegen das Sparen, hält aber die Bonner Pläne, mit denen insgesamt 50 Milliarden D-Mark eingespart werden sollen, für krass ungerecht.
    Das Sparpaket ginge auf Kosten der kleinen Leute und werde die Arbeitslosenzahl von offiziell rund 4 Millionen noch weiter nach oben treiben.
    Das Gegenteil erhofft sich die Bundesregierung von ihrem Maßnahmenbündel und verweist auf die jüngste Empfehlung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
    Die OECD hatte Deutschland vor zwei Tagen empfohlen, den Status noch zu verschärfen und weitere Einschnitte im sozialen Netz vorzunehmen.
    Mit dem Geschrei auf Straßen und Plätzen wird kein einziger neuer Arbeitsplatz geschaffen, hatte Bundeskanzler Kohl gestern wütenden Demonstranten bei einer Wahlkundgebung in Niedersachsen entgegengerufen.
    Die steuerliche Belastung sei zu hoch.
    Das Sozialsystem sei in seiner bisherigen Form nicht mehr zu finanzieren, so Kohl.
    Der deutsche Kanzler fühlt sich durch Meinungsumfragen bestärkt, die eine prinzipielle Sparbereitschaft der Bevölkerung signalisieren.
    Im Gegensatz zu Frankreich droht daher in Deutschland nicht wirklich ein heißer Herbst.
    Mit den heutigen Demonstrationen will die Gewerkschaft versuchen, noch einmal Einfluss auf die entscheidende Schlussabstimmung im Bundestag in sechs Tagen zu nehmen.
    Dann wollen die Koalitionsparteien einige umstrittene Hauptpunkte des Sparpakets endgültig durchsetzen.
    Die Kürzung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, die Lockerung des Kündigungsschutzes bei Kleinbetrieben sowie die schrittweise Anhebung des Pensionseintrittsalters für Frauen auf 65 Jahre.
    Für diesen Beharrungsbeschluss, der das Nein des Bundesrats aushebelt, braucht die Koalition die sogenannte Kanzlermehrheit, also die derzeit nur vier Stimmen betragene absolute Mehrheit aller Abgeordneten.
    Da dürfen also nur ganz wenige krank oder sonst wie abwesend sein.
    Die Opposition hofft, dass sich einige ostdeutsche CDU-Abgeordnete aus Protest gegen die geplante Kürzung der Arbeitsmarktmittel der Stimme enthalten.
    Doch das ist unwahrscheinlich.
    Für die Bonner Regierung steht zu viel auf dem Spiel.
    Eine Abstimmungsniederlage käme fast einem Regierungssturz gleich.
    So meint auch die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engeling-Käfer, wir werden einen langen Atem brauchen.
    Notfalls müsste der Widerstand bis zur Bundestagswahl 1998 andauern.
    Doch über sie dürfte der Konjunkturaufschwung, der in Deutschland zaghaft begonnen hat, eher entscheiden als der Protest der Demokraten.
    Paul Schulmeister via Telefonhandy aus Dortmund, bitte entschuldigen Sie die schlechte Tonqualität.
    Der nächste Beitrag führt uns nach Bosnien, wo ja in einer Woche gewählt wird.
    Schon jetzt haben wir ein Reporter-Team nach Bosnien entsandt, um die heiße Schlussphase des Wahlkampfes zu schildern, aber auch die Bemühungen der Menschen, ihr Kriegstrauma, ihre schrecklichen Erlebnisse zu bewältigen und ein neues Leben in Frieden und Zivilisation zu beginnen.
    Helmut Opletal hält sich zur Zeit in Bihac auf, das bis zum Frieden von Dayton eine der am heftigsten umkämpften Moslem-Enklaven war.
    Hier seine Reportage.
    Nicht einmal sechs Autostunden ist man von Wien nach Bihać unterwegs, dennoch ist es eine andere Welt.
    Der erste Eindruck wirkt paradox.
    Aus der zerstörten Kraina in Kroatien kommt man in einen weitgehend intakten Alltag.
    In jedem Dorf stehen die weißgetünchten, schlanken Minarette der Moscheen, die so typisch sind für das alte Bosnien.
    Allzu leicht verdrängt man dabei, dass sich hier eine der schlimmsten Episoden des Balkankriegs abgespielt hat, nämlich die mehr als zwei Jahre dauernde Belagerung durch die serbischen Truppen mit Hungersnot, überfüllten Krankenhäusern und einer Frontlinie, die nur wenige Kilometer vom historischen Zentrum von Bihać verlief.
    Hier sind die Häuser immer noch überseht von Einschusslöchern der Granaten, die das Leben der Bewohner Monat für Monat zur Hölle machten.
    Erst heute, mehr als ein Jahr danach, scheint sich der Alltag zu normalisieren.
    Dächer und Mauerschäden werden repariert.
    An den Geschäften tauscht man zerborstene Fensterscheiben aus.
    Zu kaufen gibt es wieder alles.
    Auch zwei Hotels funktionieren und bemühen sich ganz besonders um die wenigen Gäste.
    Und was die Post noch nicht kann, nämlich Telefonverbindungen ins Ausland zu schalten, das machen findige Geschäftsleute in ihren Privatwohnungen über das kroatische Funk-Telefonnetz.
    Sogar ein Kajak-Paddle-Wettbewerb findet dieser Tage auf dem wildromantischen Unafluss statt und in der Fußgängerzone locken zahlreiche Cafés mit lauter Popmusik die vorwiegend jugendlichen Gäste.
    Arbeit gibt es kaum in Bihac.
    Erst fünf Prozent der Produktion sind wieder in Gang und die Region, halb so groß wie Vorarlberg, muss vor allem von den Geldüberweisungen im Ausland lebender Verwandter leben, sagt uns Bürgermeister Adnan Alagic.
    Er hofft auf Investitionen, gut ausgebildete Leute gebe es hier genug und er denkt sogar an Tourismus als zukünftigen Geldbringer.
    Immerhin sind die weltberühmten Blitwitzer Seen und die dalmatinische Küste nicht allzu weit entfernt.
    Politisch ist Bihac heute eine Domäne der Regierungspartei SDA.
    Ausschließlich ihre grünen Wahlplakate mit dem muslimischen Halbmond sind zu sehen, während die Wahlwerbung anderer Parteien immer wieder behindert wird.
    Doch nach der traumatischen Belagerung gehen hier die politischen Uhren anders, sagt man uns.
    Wer damals nicht mitgekämpft und mitgelitten hat, der solle jetzt auch keine Gelegenheit bekommen, die politischen Früchte zu ernten, auch wenn das demokratischen Grundsätzen widerspricht.
    Es ist 12.22 Uhr, wir kommen zu Beiträgen aus Österreich.
    Bei der Wahl zum Europaparlament am 13.
    Oktober sind 21 Mandate zu vergeben.
    Kein Wunder, dass bei den Parteien nicht nur bei der Erstellung der Kandidatenlisten ein gewisses Drängeln war.
    Auch jetzt im Wahlkampf versuchen einige an offenbar aussichtslosen Plätzen Gereite durch einen Vorzugsstimmen-Wahlkampf doch noch ein Ticket nach Brüssel zu erobern.
    Aber nicht nur für Politiker gibt es die Chance der Umgruppierung, es ist vor allem eine Möglichkeit für den Wähler, die Parteilisten nach eigenen Vorstellungen umzustellen.
    Über die Vorzugsstimmen und den Kampf darum ein Bericht von Wolfgang Fuchs.
    Nicht in allen fünf Parlamentsparteien tobt ein Kampf um die Vorzugsstimmen.
    Bei den Liberalen machte etwa Martina Gretler freiwillig Friedhelm Frischenschlag auf Nummer eins Platz.
    Der grüne Johannes Fockenhuber ist in seiner Gruppe unbestritten.
    Und bei der SPÖ gibt es nach Auskunft der Bundesgeschäftsstelle in der Wiener Löbelstraße auch keinen Kandidaten, der versucht, durch einen Vorzugsstimmen-Wahlkampf am Parteikollegen vorbeizuziehen.
    Geändert hat sich in den vergangenen Tagen die Situation bei den Freiheitlichen.
    Der bisherige Delegationsleiter, der Niederösterreicher Erich Schreiner, ist nur an den siebten Platz der FPÖ-Liste gereiht worden, seine Rückkehr nach Brüssel also äußerst fraglich.
    Niederösterreichs Freiheitliche haben sich dieser Entscheidung der Bundespartei nur zähneknirschend gebeugt und planen nun einen Extrawahlkampf für Schreiner.
    Man würde sich noch mehr hineinknien, lautet die offizielle Sprachregelung der niederösterreichischen Freiheitlichen.
    Wirkliche, also ausgewiesene Vorzugsstimmen-Wahlkämpfe gibt es nur in der ÖVP.
    Am bekanntesten ist der Versuch von Michael Spindelecker, gestützt durch die Niederösterreichische Volkspartei wieder, ein Mandat zu bekommen.
    Seit zwei Jahren gebe ich in Brüssel mein Bestes, mit ihrer Stimme auch künftig, heißt die Parole des nur an zehnter Stelle Platzierten.
    Mit eigenen zwei Bogenplakaten, Inseraten und Aktionstagen versucht Spindelecker, an den anderen ÖVP-Kandidaten vorbeizuziehen.
    Das versucht auch der Wiener Universitätsprofessor Gerhard Bruckmann, gar nur die Nummer 13 der ÖVP bei dieser EU-Wahl.
    Als in der damalige Parteiobmann Busseck im Jahr 1994 nicht mehr für den Nationalrat kandidierte, da bekam der ehemalige Wahlhochrechner Bruckmann auch öffentlich versprochen, er dürfe später ins Europaparlament ziehen.
    Weil sich die derzeitige ÖVP-Führung an dieses Versprechen aber nicht gebunden fühlt, versucht es Bruckmann auf eigene Faust.
    Und so tritt der Statistiker Bruckmann etwa heute beim Schnittholztag in Klagenfurt auf und spricht über Holz in der Welt von morgen.
    Alle diese Wahlkämpfer hoffen auf eine kleine Möglichkeit durch das Wahlrecht.
    Auf dem EU-Wahlzettel gibt es nämlich eine zweite Spalte, in die man einen Kandidaten extra eintragen darf.
    Bei der Partei, die man ankreuzt, kann der Wähler also auch noch einen Kandidatennamen dazuschreiben.
    Erreicht ein solcher Kandidat sieben Prozent der Stimmen seiner Partei, so wird er an die Spitze gereiht und darf doch nach Brüssel.
    Um die wenig realistischen Chancen
    dieser Vorreihung aufzuzeigen, die ungefähren Zahlen.
    Ein Kandidat einer Großpartei würde bundesweit bei einer hohen Wahlbeteiligung mehr als 100.000 Vorzugsstimmen brauchen.
    Bei den kleineren Parteien sind aber auch mindestens 20.000 Vorzugsstimmen notwendig.
    Zum Vergleich, bei der letzten Nationalratswahl hat keiner der fünf Parteichefs so viele Vorzugsstimmen bekommen.
    Der Weg über die Vorzugsstimmen nach Brüssel wird am 13.
    Oktober, also steinig.
    Anfang der Woche hat die FPÖ ihre Kandidatenliste zu den Europaparlamentswahlen präsentiert.
    Nur zwei der an den aussichtsreichen ersten sechs Stellen gereihten EU-Kandidaten waren schon bisher im Europaparlament vertreten.
    Spitzenkandidat ist der 35-jährige Dr. Franz Linser.
    Er gehört seit Mai dieses Jahres dem Europaparlament an.
    Auf Platz 2 folgt der Überraschungskandidat Peter Sichrowski.
    Auf den Plätzen 3 und 4 kandidieren die oberösterreichische Landtagsabgeordnete Daniela Raschhofer und der bisherige ORF-Journalist Hans Kronberger.
    Platz 6 auf der Kandidatenliste nimmt Gerhard Hager ein, der am obersten Gerichtshof tätig ist.
    Spitzenmann Franz Linser, er ist Sportwissenschaftler aus Reutte in Tirol, hat seine Politkarriere im Jahr 1995 mit der Kandidatur zur Nationalratswahl begonnen.
    Der ehemalige Konditionstrainer der österreichischen Skinationalmannschaft gründete vor zwei Jahren eine Firma, die in der Gesundheits- und Fitnessberatung mit dem Schwerpunkt Präventivmedizin tätig ist.
    Vor der Nationalratswahl im Dezember 1995 war Linzer von FPÖ-Obmann Jörg Haider als Quereinsteiger präsentiert worden.
    Die Freiheitlichen setzen auf den Eurofrust in der Bevölkerung.
    Jörg Haider hofft, dass der 13.
    Oktober zum Zahltag für die Regierungsparteien wird.
    Welche Schwerpunkte der Spitzenkandidat der Freiheitlichen im Intensivwahlkampf setzen will, darüber sprach Michael Kerbler mit Franz Linser in unserem Samstags-Spezialinterview.
    Im Journal zu Gast.
    Herr Dr. Linser, warum soll der Wähler am 13.
    Oktober für die Freiheitlichen Stimmen?
    Eine Partei, die tief in ihrem Herzen doch eigentlich gegen die Europäische Union ist.
    Nun, es ist heute so, dass von den anderen Parteien das gern ins Treffen geführt wird, dass das so sei.
    Im Grunde genommen war die FPÖ traditionell immer eine Partei für Europa.
    Und es war so, dass wir uns damals vor der Volksabstimmung in einem, wie ich fast sagen würde, denkwürdigen Parteitag 1994 in einer sehr, sehr offenen Art und Weise
    ausgesprochen haben und damals zu der Erkenntnis gekommen sind, dass dieses Maastricht-Europa, und das war der Vertrag und die Grundlage dessen, was uns in Europa erwarten würde, also dieses Maastricht-Europa einerseits, und vor allem aber auch das Verhandlungsergebnis, das uns die Regierung vorgelegt hat, andererseits,
    nicht tauglich sind, um uns in Europa gut zu vertreten.
    Sein tut so, im Endeffekt, dass uns die Realität heute, etwa zwei Jahre danach, Tag für Tag mehr Recht gibt mit unserer kritischen Haltung gegenüber dem Verhandlungsergebnis damals.
    Ich denke beispielsweise an die
    Arbeitsplatzsituation.
    Es wurde uns damals einhellig von beiden Regierungsparteien versprochen, dass ein Beitritt zur EU sehr viele neue Arbeitsplätze bringen würde.
    Ich erinnere beispielsweise an eine Presseaussendung der Sozialistischen Partei, die von 70.000 neuen Arbeitsplätzen gesprochen hat.
    Ähnliche Aussagen von Herrn Vizekanzler Schüssel.
    Und die Realität heute zeigt uns leider Gottes, dass wir Recht hatten, denn wir haben heute die höchste Arbeitslosigkeit seit dem Zweiten Weltkrieg in diesem Lande.
    Die 70.000 Arbeitsplätze waren aber nicht sozusagen im nächsten Jahr angekündigt.
    Da haben Sie völlig recht, aber es ist natürlich den Leuten in Österreich ganz klar suggeriert worden, dass ein Beitritt ein Mehr an Arbeitsplätzen bedeuten würde.
    Mich würde interessieren, wie haben Sie denn damals im Juni 1994 gestimmt?
    Ich habe mich gegen den Beitritt ausgesprochen.
    Sie sind Spitzenkandidat der Freiheitlichen für das Europäische Parlament.
    Sie haben Nein gestimmt im Juni 1994 zur EU und gehen jetzt nach Brüssel.
    Können Sie sich wirklich vorstellen, dass man Ihnen glaubt, dass Sie mit aller Kraft, Energie und ganzem Herzen einen Veränderungsprozess in einem EU-Parlament vorantreiben wollen, mit dem Sie sich eigentlich nicht wirklich identifizieren können?
    Ich habe schon erläutert, dass wir uns mit dieser Form der EU schlecht identifizieren können, aber es ist ganz wichtig, dass die Bevölkerung jetzt weiß, und insofern ist der momentan anlaufende Wahlkampf, glaube ich, eine sehr gute Gelegenheit, das auch den Leuten klar zu machen,
    dass die EU derzeit an einem Wendepunkt steht.
    Es gibt starke Kräfte, das sind im Allgemeinen die linken Kräfte, die Sozialisten, Linksliberalen, extremen Linken, die eine Vergemeinschaftung auf allen Bereichen wünschen, die quasi eine weitere Zentralisierung dieser EU wünschen, einen, wenn ich so sagen darf, Superstaat Europa mit einer Hauptstadt Brüssel unter noch weiterer Aufgabe der nationalen Souveränitäten.
    Und es gibt eine zweite, immer stärker werdende Gruppierung in Europa, die sagt, wir haben mit diesem Maastricht-Vertrag über das Ziel hinaus geschossen, es wäre besser gewesen, mehr Souveränität in den einzelnen Staaten zu lassen und die EU, die ja mit einem unheimlichen Verwaltungsaufwand belastet ist,
    eigentlich nur dazu zu verwenden, jene Fragen zu beantworten, die wirklich besser auf gemeinschaftlicher Ebene zu beantworten sind, wie beispielsweise der riesengroße Bereich der Umweltpolitik.
    Hier kann natürlich nicht an der Grenze aufgehört werden zu denken.
    oder beispielsweise die Bekämpfung der internationalen Kriminalität.
    Die gesamte Sicherheitsproblematik, glaube ich, ist jetzt auch durch die neue Situation in den früheren Ostblockstaaten eine ganz wesentliche.
    Und hier muss man auch über die Grenzen denken und natürlich auch in der Wirtschaftspolitik.
    Herr Dr. Linzer, Ihr nachgereiter Kandidat, Herr Sikorowski, hat damals bei der EU-Abstimmung für den EU-Beitritt votiert.
    Ist er der bessere Europäer damit, obwohl er in Chicago wohnt?
    Grundsätzlich ist zum Herrn Sichrowski zu sagen, dass er für uns natürlich aufgrund seiner Internationalität eine sehr große Bereicherung darstellt.
    Es gefällt mir persönlich sehr gut.
    Auch ich habe ja viele Jahre, hätte ich fast gesagt, also es waren etwa zwei Jahre, in Amerika verbracht.
    Ich zähle mich beispielsweise auch mit unserem Kollegen Dr. Lukas.
    zu jenen Österreichern, die eine große internationale Erfahrung einbringen in die Thematik, die also international denken, die international handeln oder gehandelt haben, aber die in ihrem Herzen immer Österreicher geblieben sind.
    Haben Sie sich persönlich ein Ziel gesetzt, was Sie in dieser nächsten Legislaturperiode im EU-Parlament angehen wollen, was Sie persönlich verändern wollen, wo Sie sich besonders engagieren wollen?
    Ich möchte, dass alle Abgeordneten, die aus Österreich in Europa tätig sind, völlig gleich, wo sie politisch zu Hause sind, in Europa in ihrer Tätigkeit, in ihren Reden, in ihren Anträgen und all dem, was sie einbringen, fachlich als Österreicher erkennbar bleiben.
    Wir haben leider Gottes immer wieder erlebt von Vertretern anderer Parteien, dass sie beispielsweise in der sozialistischen oder liberalen Internationalen regelrecht unterzugehen drohen und hier als einer von vielleicht 220 Sozialisten
    nicht mehr österreichische Konturen zeigen.
    Ich würde mir also wünschen, ich sage das durchaus überparteilich jetzt, dass die österreichischen Vertreter oben als Österreicher auch erkannt werden können in ihrer Arbeit.
    Zu Ihrer konkreten Frage, das Ziel, das wir uns setzen, ist einmal ganz klar eine Reduktion unserer Beitrittszahlungen.
    Wir zahlen derzeit viel zu viel.
    Ich sage ein konkretes Beispiel.
    Es ist so, dass Dänemark und Luxemburg ein wesentlich höheres Pro-Kopf-Einkommen haben als Österreich, aber interessanterweise Nettonehmer aus der EU sind, während wir zu einem der größten Nettozahler aufgestiegen sind.
    Das ist einfach rein rechnerisch nicht in Ordnung.
    Da sollte man ganz deutlich den Leuten sagen, das geht so nicht.
    Wie wollen Sie das ändern?
    Sie sind fraktionslos, Sie brauchen 29 Unterstützungsunterschriften, damit Sie einen entsprechenden Initiativantrag einbringen können.
    Wären Sie in einer Fraktion, wäre wahrscheinlich die Durchsetzbarkeit einmal überhaupt darüber zu diskutieren.
    wäre das größer?
    Das muss man auf dem Fall zur Wahl unterscheiden.
    Es kann durchaus so sein, dass ich gerade in der Fraktion das Problem habe, mich eben in der Fraktion nicht durchsetzen zu können und dann sind die Chancen noch viel schlechter.
    Wir haben in jedem Fall die Chance, uns frei über die Fraktionsgrenzen hinaus Abgeordnete zu suchen und haben das auch in den Fällen, wo wir Anträge eingebracht haben, jedes Mal erreicht.
    Umgekehrt.
    Glauben Sie, dass Sie die Nationalisten um Le Pen oder die italienischen Neofaschisten in diesem Anliegen unterstützen werden?
    Ich verstehe nicht, warum Sie uns in Verbindung mit diesen Leuten bringen.
    Nein, die sind auch diffraktionslos.
    Ja, aber die haben mit uns überhaupt nichts zu tun.
    Ich kenne diese Herren nicht einmal persönlich.
    Und wenn ich darauf noch antworten kann, über die Sitzordnung, weil Sie das ein bisschen ansprechen, die Fraktionslosen, die man hier sozusagen gemeinsam an einer Stelle zusammensitzt, die Sitzordnung spielt uns überhaupt keine Rolle, denn wir werden unsere Stimme für Österreich erheben, ganz gleichgültig, ob wir vorne oder hinten oder links oder rechts in diesem Parlament sitzen.
    Sind Sie Mitglied der FPÖ?
    Selbstverständlich.
    Peter Sikorski, der nach Ihnen kandidiert, auf der Liste, ist gefragt worden, ob er der FPÖ beitreten wird, und hat gesagt, um Gottes Willen nein.
    Hat Sie das irgendwie irritiert oder gestört oder irgendwie verwundert, wenn man schon diesen zweiten Platz auf dieser EU-Liste bekommt, dass man dann so reagiert?
    in keinster Weise.
    Ich darf sagen, dass ich am Beginn meiner politischen Tätigkeit ja kurz im Nationalrat war, damals auch noch als Unabhängiger.
    Ich habe den gesamten Nationalratswahlkampf bestritten als unabhängiger Kandidat und bin froh, dass es in dieser Bewegung möglich ist, sozusagen bis sehr weit hinauf zu kommen, ohne dieses berühmte Parteibuch unterschrieben zu haben.
    Das ist ein Zeichen dafür, dass hier in dieser Bewegung
    sehr offen gearbeitet wird, dass wir eben einen engeren Kreis der Mitglieder haben und einen zweiten, darüber liegenden Kreis von Leuten, die bereit sind, einen gewissen Teil ihres Weges mit uns zu gehen, die Sympathisanten unserer Bewegung sind.
    Und ich glaube, dass hier die anderen Bewegungen durchaus einen Nachholbedarf haben, zumal ja wir mit den Quereinsteigern, die sich damit auch indirekt natürlich ansprechen, weit bessere Erfahrungen gemacht haben als vergleichbare andere Parteien in Österreich.
    Glauben Sie, Herr Dr. Linzer, dass es Ihnen als künftigen Fraktionsführer der Freiheitlichen im EU-Parlament leichter sein wird, Vorurteile, Ressentiments aus den Reihen der anderen EU-Abgeordneten besser abzuschmettern oder zu beseitigen, wenn Sie darauf hinweisen können, dass in Ihren Reihen ein jüdischer Intellektueller, ein jüdischer Liberaler sitzt?
    Interessant an dieser ganzen Debatte ist, dass eigentlich immer nur von anderer Seite darauf hingewiesen wird, dass der Listen II.
    jüdischer Herkunft oder jüdischen Glaubens ist.
    Von uns wurde das also nie propagiert.
    Der Grund, warum ein Herr Sikowski bei uns tätig ist, ist, glaube ich, doch in allererster Linie daran zu sehen, dass er ein honoriger Österreicher mit großer internationaler Erfahrung und hohem Intellekt ist.
    Der Chef des Meinungsforschungsinstitutes Gallup, Herr Dr. Karmasin, vertritt die Auffassung, dass die EU-Wahl ein Persönlichkeitsvotum wird, weil das Wissen um das EU-Parlament nicht sehr ausgeprägt ist.
    Ist das der Grund, warum man in der Anfangsphase zumindest des Wahlkampfes jetzt Jörg Haider auf den Wahlplakaten sieht und nicht Sie?
    Ich muss Ihnen ganz offen sagen, über die Wahlkampfstrategie habe ich mir noch relativ wenig Gedanken gemacht.
    Warum eigentlich?
    Sie sind der Spitzenkandidat.
    Aber ich bin nicht der Verantwortliche für die Wahlkampflinie.
    Aber Sie werden doch sicherlich mitzureden haben.
    Ich werde auch auf der zweiten Plakatserie dann ersichtlich sein.
    Wie hält man sich denn als Spitzenkandidat fit für den Wahlkampf, der offensichtlich ein Marathon-Wahlkampf wird?
    Nun, da bin ich ja aus beruflicher Hinsicht ein bisschen fortbelastet.
    Wie Sie wissen, war ich Konditionstrainer der China-Zenar-Mannschaft und bin auch in meiner jetzigen beruflichen Tätigkeit praktisch ausschließlich
    mit diesem Thema des Gesundbleibens und wieder gesund werden, wenn ich es so sagen kann, befasst.
    Ich habe natürlich hier meine Strategien, die ich allerdings aus taktischen Gründen meiner Konkurrenz am Beginn des Wahlkampfs nicht verraten möchte.
    Also regelmäßiges Joggen oder Gymnastik machen oder Bergsteigen oder was auch immer?
    Also zum Bergsteigen habe ich leider nicht mehr Zeit, weil, wie Sie wissen, wenn es wirklich ein Berg ist, ist es ja eine intensivere und vor allem zeitintensivere Angelegenheit.
    Man muss natürlich hier schauen, dass man zeitökonomisch arbeitet und mit wenig Zeit fit bleiben kann.
    Da spielt sicherlich die Ernährung, der Sauerstoff und auch die gute Regeneration und auch Meditation eine große Rolle.
    Sie meditieren?
    Ja.
    Machen Sie Yoga?
    Nein.
    Verraten Sie uns, wie Sie meditieren?
    Nein.
    Herr Dr. Linser, mit welchem Ergebnis rechnen Sie bei den EU-Wahlen für die Freiheitlichen?
    Als Spitzenkandidat dieses sehr interessanten und neuen Teams würden wir uns sehr freuen über jede dazugewonnene Stimme.
    Konkret kann ich es nicht sagen, weil wenn wir es wüssten, müssten wir eigentlich nicht mehr Wahl kämpfen und wählen.
    Sie werden sich sicher ein Ziel gesteckt haben.
    Wo ist die Latte?
    Über den Meinungsumfragewerten von 23 Prozent?
    Die jetzt kursierenden Meinungsumfragen halten wir durch die Bank für nicht seriös.
    Die werden einerseits aus politisch-taktischen Gründen nach oben gepusht, für andere wiederum nach unten gedrückt.
    Wir halten also diese Umfrageergebnisse für nicht seriös.
    Haben Sie sich zum Ziel gesteckt, die ÖVP zu überholen?
    Unser Ziel ist es, stärker zu werden bei dieser Wahl.
    Es ist nicht quantifizierbar.
    Sonst, wie gesagt, müsste man nicht mehr wählen, wenn man es wüsste.
    Also, wenn Sie nicht wissen, was Sie sich für ein Ziel gesteckt haben, was wäre denn für Sie eine Niederlage?
    Nun, um es noch einmal klar zu machen, wir wissen sehr genau, wie unser Ziel aussieht.
    Ich habe gesagt, wir freuen uns über jeden dazugewonnenen Wähler.
    Das heißt, das Ziel ist ganz klar, stärker zu werden.
    Und ich habe versucht, Ihnen zu erläutern, warum ein Quantifizieren im derzeitigen Stadium nicht möglich ist.
    Eine Niederlage wäre, wenn wir weniger Stimmen haben als bei der letzten Wahl.
    Das ist ganz klar.
    Danke für das Gespräch.
    Im Journal zu Gast bei Michael Kerbler war heute Franz Linser, FPÖ-Spitzenkandidat bei der EU-Wahl am 13.
    Oktober.
    Heute und morgen treffen in Mariazell einige tausend Katholiken mit den österreichischen Bischöfen zu einer Wallfahrt der Vielfalt zusammen.
    Der Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz, der Grazer Bischof Johann Weber, hatte unter dem Motto Streiten und Beten dazu aufgerufen, gemeinsam den Reformbedarf und die Grundsatzfragen für die Kirche zu diskutieren.
    Der Dialogprozess in Mariazell gilt dabei als ein erster Schritt, dem weitere verbindliche Beschlüsse folgen sollen.
    Die Veranstaltungen werden heute Nachmittag zeitgleich in Mariazell und sieben anderen Orten in der Umgebung stattfinden.
    Was sich bisher in Mariazell getan hat, berichtet im Folgenden Johannes Kaupp.
    Ginge es nach den kalten Temperaturen und dem nassen Wetter, müsste man sagen, Mariazell ist schon halb ins Wasser gefallen.
    Dennoch, seit heute früh tröpfeln die Pilgergruppen in Bussen oder zu Fuß hier ein.
    Achttausend sollen es am Abend und morgen werden.
    Spannend ist die Fachtagung der Bischöfe in Gösing verlaufen, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand.
    Gestern Abend sollen in heftigen Debatten die Querelen der letzten Jahre zur Sprache gekommen sein.
    Die Bischofsernennungen, die Causa groa und der peinliche Umgang mit der Öffentlichkeit.
    Von Leitbewältigung war die Rede.
    Alle Bischöfe, außer dem in Argentinien weilenden Militärbischof Werner, hätten sich der Kritik und dem Dialog mit den Experten gestellt.
    Gestern Nacht klang der Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz, Bischof Johann Weber, am Telefon euphorisch.
    Obwohl über Einzelheisen nichts bekannt wurde, ließ Weber durchblicken, dass in Gösing der Grundtext für eine Art neues Mariazeller Manifest erarbeitet wurde.
    Das Mariazeller Manifest von 1952 hatte das Verhältnis einer freien Kirche in einer freien Gesellschaft zum Gegenstand.
    Der neue Text solle eine wegweisende Leitlinie für die Zukunft der Kirche in Österreich werden, sagte Weber.
    Das Papier werde nun einer zweijährigen demokratischen Diskussion unterzogen und vermutlich 1998 in Endfassung erscheinen.
    Inhaltlich werde sich die Kirche im Verhältnis zum Staat neu positionieren.
    Sie werde sich weiterhin nicht in die Parteipolitik einschalten, sich aber vorbehalten, besonders bei sozialen Fragen ein neues, prägnantes politisches Profil zu zeigen.
    Der Grundtext dazu wird am Montag in Wien bei einer Pressekonferenz vorgestellt.
    Einer der Organisatoren der Mariazeller Wallfahrt, der Vorsitzende der Pastoralkommission Österreichs, Dr. Alois Schwarz, betont, dass auch die Gesprächsbeiträge der heute Nachmittag stattfindenden Arbeitskreise der Bischofskonferenz zur Redaktion vorgelegt werden.
    Wesentliche Beiträge sollen dann ebenfalls in den Grundtext des Positionspapiers einfließen.
    Heute Nachmittag gibt es acht Regionalveranstaltungen in Mariazell, bei denen es aller Voraussicht nach auch um die kircheninternen Reformanliegen gehen wird.
    Die Bischöfe Stecher, Eichern und der brasilianische Bischof Weberberger stellen sich in Mariazell dem öffentlichen Dialog.
    Erzbischof Schönborn und Bischof Capillari werden bei einer Veranstaltung in Arnaberg teilnehmen, die bezeichnenderweise Stolpersteine heißt.
    Die Themen des Kirchenvolksbegehrens werden vermutlich dort hart debattiert werden.
    Johannes Kaupp von der katholischen Wallfahrt der Vielfalt mit Streit und Gebet in Mariazell.
    Nächstes Thema Telekommunikation.
    Auf dem Markt des mobilen Telefonierens geht der Web-Bewerb in die heiße Phase.
    Der Privatanbieter MaxMobil beendet in wenigen Wochen seinen Probebetrieb und will mit Oktober voll ins Geschäft einsteigen.
    Die Posttochter Mobil.com hat mit Juli ihre Tarife drastisch gesenkt und bietet ihren Kunden neue Zuckerln.
    In Wien geht heute eine zweitägige Konferenz der internationalen Fernmeldegesellschaft zu Ende.
    Schwerpunkte waren dabei die Lizenzen, strategische Investoren und die Regulierung.
    Stefan May berichtet.
    Um bis zur Hälfte hat die Mobilcom mit Juli ihre Tarife gesenkt und dabei erstmals den Kunden die Auswahl unter mehreren Berechnungsmodellen angeboten.
    Ein Angehöriger der immer größer werdenden Familie der Handgurkenverwender orderte sofort.
    Datum der Mobil.com-Antwort vorgestern.
    Inhalt, man werde die Umstellung mit Ende August vornehmen.
    Seitens der Mobil.com werden solche Pannen zugegeben, so ihr Direktor Heinz Sund.
    Es wäre übertrieben zu behaupten, dass alle Phasen, die hier ablaufen, bereits unter absoluter Kontrolle sind.
    Wobei, wir haben die meisten internen Prozesse konsolidiert.
    Ich sehe einen Nachholbedarf nach wie vor im Bereich unserer telefonischen Antwortzeiten.
    Das liegt an der Verfügbarkeit mancher interner Systeme.
    Wir arbeiten sehr hart daran, diese Systeme entsprechend zu verändern, aber Systeme zu verändern ist keine Aufgabenstellung für Minuten, Stunden oder Tage.
    Das nimmt einige Zeit in Anspruch und an diese Zeit sind wir gebunden.
    Doch der Wettlauf um den Handyman geht weiter.
    Mit Oktober will der private Betreiber Max Mobil den Vollbetrieb aufnehmen.
    Preislich sei im Buhlen um die Gunst des leinenlosen Fernsprechenden nicht viel herauszuholen, meint man dort.
    Deshalb konzentriert sich das Unternehmen auf die Qualität der Gesprächsverbindungen und eine 98-prozentige Sicherheit, ein Telefonat ohne ungewollte Unterbrechung führen zu können.
    Bei der staatlichen Mobilcom denkt man umgekehrt.
    Stolz wird dort vermerkt, dass man mit bestimmten Tarifen um mehr als 20 Prozent billiger sei.
    Hingegen ermögliche der GSM-Standard nur wenig sachliche Differenzierungen für den Kunden.
    Zudem geht die Mobilcom in die technologische Offensive.
    Noch in diesem Monat wird jeder GSM-Anschluss, bei Mobilkom A1 Netz genannt, zur Internetadresse.
    Noch heuer soll man mit dem Handy im staatlichen Netz Faxe absetzen können.
    In den nächsten Monaten werden voraussichtlich regionale Mobilfunklizenzen in Österreich vergeben.
    Im Frühjahr nächsten Jahres könnte eine dritte Lizenz fürs Telefonieren ohne Strippe ausgeschrieben werden, heißt es aus dem Verkehrsministerium.
    Der Markt wächst und der daran nicht nur mitnaschende, sondern seine unangefochtene Marktführerschaft auch weiterhin erwartende Postfuchs mutiert zum Dukatenesel.
    Direktor Sund spricht von einer Explosion der Branche.
    Bis zur Jahrtausendwende werden europaweit bis zu 100 Millionen GSM-Nutzer vorausgesagt.
    Sund erwartet allein in Österreich drei Millionen Teilnehmer in den nächsten Jahren.
    Mit Beginn dieses Jahres arbeiteten 320 Beschäftigte bei der Mobilcom,
    Mit Jahresende werden es doppelt so viel sein.
    Konkurrent MaxxMobil stockte von 3 auf 170 Telefon-Fräuleins und Männleins auf.
    Nun zu unserem heutigen Kulturbericht.
    Am kommenden Donnerstag wird im Wiener Künstlerhaus und in der Akademie der Bildenden Künste die Ausstellung Der Traum vom Glück – Die Kunst des Historismus in Europa eröffnet.
    Es handelt sich um die diesjährige Europaratsausstellung.
    Das bedeutet zwar nicht viel zusätzliches Geld, mit dem Zuschuss des Europarats ließ sich gerade der Katalog finanzieren,
    aber dafür umso mehr Ehre.
    Ausstellungsleiter ist Hermann Philitz, der frühere Direktor des Kunsthistorischen Museums.
    Die visuelle Gestaltung hat der bekannte Architekt und Designer Luigi Blau entworfen.
    Dorothee Frank hat die Ausstellung vorbesichtigt.
    Großausstellungen über den Jugendstil oder die Renaissance hat man schon vielfach gesehen.
    Doch eine so breite, umfassende Darstellung des Historismus gab es bisher nicht.
    Noch immer hat die Kunst dieser Stilepoche einen etwas zweifelhaften Ruf.
    Protzig, geschmacklos, konservativ, akademisch – die Vorurteile sind rasch bei der Hand.
    Die schöpferische Kraft des Künstlers besteht in einer möglichst großen Annäherung an etwas, was schon gewesen war.
    Und darin liegt die Missachtung, die man lange dem Historismus entgegengebracht hat, sagt Kurator Hermann Philipps.
    Die Ausstellung beweist aber, dass es im Historismus genauso hohe künstlerische Qualität gab wie in jedem anderen Zeitstil.
    Von Otto Wagners Neorenaissance-Entwürfen bis zu den herrlichen Vasen aus Sèvres Porzellan.
    Hier werden Spitzenwerke gezeigt.
    Hier bekommt man ein besonders differenziertes Bild von der Geisteshaltung der Epoche.
    Der historische Stilekliktizismus hat mit der Nationalstaatsidee, der Betonung der nationalen Identität zu tun.
    Die Nation hat eine historische Entwicklung, die kontinuierlich von der Urzeit, daher finden Sie auch ein Bild, das ein Hühnengrab darstellt, bis zur Gegenwart führt.
    Und daher kommt der Rückgriff auf die Geschichte und mit der Geschichte der Rückgriff auf die Stile.
    Es begann mit der Neugotik, in England schon Mitte des 18.
    Jahrhunderts, auf dem Kontinent Jahrzehnte später.
    Überall wurden die unvollendeten gotischen Dome fertig gebaut.
    Der Kölner Dom etwa war wichtig als Symbol der nationalen Einigung Deutschlands.
    In der zweiten Hälfte des 19.
    Jahrhunderts nahm man dann, was die Kunstgeschichte nur zu bieten hatte.
    Doch die Stile wurden, zumindest von den guten Künstlern und Architekten, durchaus nicht wahllos eingesetzt.
    Ausstellungsgestalter Luigi Blau,
    Es ist natürlich, dass das Parlament, um beim Beispiel Wien zu bleiben, im griechischen Stil gebaut wurde, Erfindung der Demokratie.
    Dass das Rathaus im gotischen Stil gebaut wurde, im Hinblick auf Bürgertum, Stadtnähe des Bürgers.
    Also es wurde sehr wohl ausgewählt, welches Stil, welches Gebäude symbolisieren soll.
    An Attraktionen und Raritäten ist die Schau reich.
    Hier der zum Sitzen einladende, blau gepolsterte Thronsessel der Königin Viktoria, dort das Himmelbett, das Solars hetere Nana als Arbeitsstätte diente.
    In der Akademie der Bildenden Künste kann man die Faszination der Weltausstellungen und dem Bau der Ringstraßenarchitektur nachvollziehen.
    Natürlich spiegelten sich die starken Diskrepanzen und Unproportioniertheiten der Epoche, die extremen sozialen Spannungen auch in der Kunst.
    Sie haben auf der einen Seite einen unendlichen Reichtum, den es vorher nicht gegeben hat, durch die Entwicklung der Technik, und auf der anderen Seite kommt das Proletariat.
    Und eben mit der industriellen Erzeugung von Objekten, also nicht mehr die Einzelfertigung, kommen natürlich auch jetzt Spannungen herein,
    Auch es fehlt zum Teil die Erfahrung, wie man ein wirklich gutes, sagen wir Kunstgewerbe, ein gutes Möbel in Serienfabrikation erzeugt.
    Da hat man aus den negativen Erfahrungen dieser Epoche auch lernen können.
    Schlusswort zum Historismus?
    Natürlich, er hat etwas Kontroversielles.
    Um das kommt man nicht herum.
    Wir können ja schließlich eine Epoche von 100 Jahren aus unserer europäischen Kulturgeschichte nicht ausklammern, sondern muss sich mit der auseinandersetzen und das wollen wir eigentlich mit der Ausstellung bewirken.
    Die Historismus-Ausstellung Der Traum vom Glück ist von 13.
    September bis zum 6.
    Jänner im Künstlerhaus und in der Akademie der Bildenden Künste in Wien zu sehen.
    Zum Schluss des Mittagsschornals noch einmal Kurzmeldungen.
    Österreich Die Freiheitlichen wollen sich im Europaparlament für eine Senkung der österreichischen EU-Beitragszahlungen einsetzen.
    In der Radioreihe im Journal zu Gast sagte der FPÖ-Spitzenkandidat Franz Linser, Österreich gehöre zu den größten Nettozahlern.
    Dänemark und Luxemburg mit einem weit höheren Pro-Kopf-Einkommen als Österreich seien hingegen Nettonehmer, sagte Linser.
    Seiner Partei komme es auch darauf an, darauf hinzuweisen, dass die EU jetzt an einem Wendepunkt stehe.
    Es gebe einen immer stärkeren Widerstand gegen den EU-Zentralismus.
    Linzer wünscht sich, dass alle österreichischen Abgeordneten zum Europaparlament, gleichgültig welcher Fraktion sie angehören, als Österreicher erkennbar bleiben.
    In Mariazell in der Steiermark beginnt heute die sogenannte Wallfahrt der Vielfalt.
    Zu der zwei Tage dauernden Veranstaltung werden bis zu 8000 Teilnehmer erwartet.
    Eingeladen haben dazu die katholischen Bischöfe Österreichs.
    Zweck der Wallfahrt ist es, in Diskussionen die vorrangigen Probleme innerhalb der katholischen Kirche zu erörtern und damit einer Lösung näher zu kommen.
    Der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn ist heute zum stellvertretenden Vorsitzenden der österreichischen Bischofskonferenz gewählt worden.
    Europa.
    Die umstrittene amerikanische Militäraktion im Irak wird heute auf mehreren diplomatischen Ebenen erörtert.
    Die Außenminister der 15 EU-Staaten halten in der irischen Stadt Tralee eine informelle Tagung ab.
    Unter den EU-Staaten herrscht Uneinigkeit, wie die amerikanische Militäraktion zu bewerten ist.
    Nur Großbritannien und Deutschland haben das Vorgehen der USA eindeutig unterstützt.
    Die stärkste Kritik kommt von Frankreich.
    Besprochen wird die Irak-Krise auch bei einem Treffen des deutschen Bundeskanzlers Kohl mit Russlands Präsident Jelzin in der Nähe von Moskau.
    Russland hat die amerikanische Militäraktion scharf verurteilt und im UNO-Sicherheitsrat eine auch im Wortlaut gemäßigte Resolution durch sein Veto zu Fall gebracht.
    Die USA stehen in der Frage Irak in ständigem diplomatischen Kontakt mit der türkischen Regierung.
    Die Türkei plant mit Billigung der Amerikaner die Einrichtung einer Pufferzone im Nordirak, um Vorstöße kurdischer PKK-Rebellen in den Südosten der Türkei zu verhindern.
    Die geplante Pufferzone soll zeitlich begrenzt bleiben und die Souveränität des Irak nicht infrage stellen.
    Das Wetter an diesem Wochenende ist sehr kühl und windig, vor allem im Osten stürmisch mit Böen bis zu 90 Kilometer pro Stunde, dazu häufig Regenschauer, oberhalb von 1400 Meter etwas Schneefall, zeitweise sonnig im Süden sowie in Vorarlberg, Temperaturen meist 8 bis 15 Grad.
    Das war das Mittagsschanal vom 7.
    September.
    Wir wünschen ein angenehmes Wochenende.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Mitwirkende: Mayer, Helga [Gestaltung] , Godler, Heimo [Sprecher/in]
    Datum: 1996.09.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Mitwirkende: Kartas, Herbert [Gestaltung]
    Datum: 1996.09.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Klima und Wetter ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Treffen der Europäischen-Union-Außenminister in Tralee
    In Tralee in Irland tagen die Außenminister der EU. Besprochen werden die aktuellen Themen wie die jüngste militärische Irakmission der USA, die kommenden Wahlen in Bosnien und die stagnierenden Friedensbemühungen im Nahen Osten.
    Mitwirkende: Schmidt, Günter [Gestaltung]
    Datum: 1996.09.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; EU ; Konferenz ; Außenpolitik ; Diplomatie ; Verhandlung ; Regierung ; Friede ; Militär ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Irland
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kohl bei Jelzin
    In der Nähe von Moskau hat der russische Präsident Jelzin den deutschen Bundeskanzler Kohl empfangen. Ende des Monats muss sich Jelzin einer Bypass-Operation unterziehen. Wichtigste Themen sind die Lage in und um den Irak und die mögliche Osterweiterung der NATO.
    Mitwirkende: Scholl, Susanne [Gestaltung]
    Datum: 1996.09.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Regierung ; Außenpolitik ; Diplomatie ; Friede ; Krisen und Konflikte ; Sicherheit ; Gesundheitswesen und medizinische Versorgung ; NATO ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Russland ; Bundesrepublik Deutschland
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Großdemonstrationen des DGB gegen deutsches Sparpaket
    In Deutschland wächst der Widerstand der Gewerkschaften gegen die Sparmaßnahmen der Regierung. In mehreren Städten gehen zehntausende Gewerkschafter auf die Straße.
    Mitwirkende: Schulmeister, Paul [Gestaltung]
    Datum: 1996.09.07 [Sendedatum]
    Ort: Dortmund
    Schlagworte: Politik ; Demonstration ; Arbeitnehmerverbände ; Regierung ; Opposition ; Sozialpolitik ; Soziales ; Widerstand ; Finanzwesen und Kreditwesen ; Finanzpolitik ; Arbeitsbedingungen ; Pensionen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesrepublik Deutschland
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Reportage aus Bihac
    In Bosnien wird in einer Woche gewählt. Ein Live-Bericht aus der Schlussphase des Wahlkampfes. Der Bericht zeichnet ein Stimmungsbild aus Bihac, welches im Bosnienkrieg heftig umkämpft war.
    Mitwirkende: Opletal, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1996.09.07 [Sendedatum]
    Ort: Bihac
    Schlagworte: Politik ; Reportage ; Krieg ; Ethnie ; Minderheiten ; Tod ; Bauen ; Wahlen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bosnien-Herzegovina
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorzugsstimmen-Wahlkampf für Europäische Union-Wahl
    Bei der Wahl zum Europaparlament am 21. Oktober sind 21 Mandate zu vergeben. Bei den Parteien herrscht dementsprechendes Gedränge auf den Kandidatenlisten. Einige Kandidaten versuchen durch einen Vorzugsstimmenwahlkampf ein Ticket zu erobern.
    Mitwirkende: Fuchs, Wolfgang [Gestaltung]
    Datum: 1996.09.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; EU ; Wahlen ; Parteien / SPÖ ; Parteien / ÖVP ; Parteien / FPÖ ; Parteien / Grüne ; Parteien / LIF ; Reportage ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Franz Linser
    Die FPÖ hat in den vergangenen Tagen ihre Kandidatenliste zu den EU-Parlamentswahlen präsentiert. Spitzenkandidat wurde Franz Linser. Er gehört bereits seit Mai 1996 dem EU-Parlament an. Er ist im "Journal zu Gast". Interview: FPÖ-Spitzenklandidat Franz Linser.
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Linser, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1996.09.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wahlen ; EU ; Parteien / FPÖ ; Porträt ; Interview ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Wallfahrt der Vielfalt" in Mariazell
    In Mariazell treffen einige tausend Katholiken mit den österreichischen Bischöfen zu einer "Wallfahrt der Vielfalt" zusammen. Der Vorsitzende der österreichische Bischofskonferenz Weber hat dazu aufgerufen gemeinsam den Reformbedarf und die Grundsatzfragen für die Kirche zu diskutieren.
    Mitwirkende: Kaup, Johannes [Gestaltung]
    Datum: 1996.09.07 [Sendedatum]
    Ort: Mariazell
    Schlagworte: Politik Österreich ; römisch - katholische Kirche ; Diplomatie ; Kongress ; Diskussion ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Steiermark
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Harter Wettberwerb auf dem Telekommunikationsmarkt
    Auf dem Markt des mobilen Telefonierens geht der Wettbewerb in die heiße Phase. Der Privatanbieter Maxmobil beendet in wenigen Wochen seinen Probebetrieb. Die Posttochter Mobilkom hat mit Juli die Tarife drastisch gesenkt. In Wien geht eine Konferenz der internationalen Fernmeldegesellschaft zu Ende. Interview: Mobilkom Heinz Sundt.
    Mitwirkende: May, Stefan [Gestaltung] , Sundt, Heinz [Interviewte/r]
    Datum: 1996.09.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Post ; Finanzwesen und Kreditwesen ; Handwerk und Gewerbe ; Kongress ; Interview ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Wien ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Historismus-Ausstellung im Wiener Künstlerhaus
    Im Wiener Künstlerhaus und in der Akasdemie der bildenenden Künste wird in der kommenden Woche die Ausstellung "Der Traum von Glück - die Kunst des Historismus in Eurtopa" eröffnet. Es handelt sich um die Europaratsausstellung 1996. Interview: Kurator Hermann Fillitz, Interview: Ausstellungsgestalter Luigi Blau.
    Mitwirkende: Frank, Dorothee [Gestaltung] , Fillitz, Hermann [Interviewte/r] , Blau, Luigi [Interviewte/r]
    Datum: 1996.09.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Museum ; Kulturveranstaltung ; Vorschau ; Interview ; Malerei ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich ; Bundesland / Wien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kurzmeldungen
    Mitwirkende: Godler, Heimo [Sprecher/in]
    Datum: 1996.09.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1996.09.07
    Spieldauer 00:55:52
    Mitwirkende Wittmann, Wolfgang [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1996.09.07 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-960907_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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