Nachruf auf Staatsoperndirektor Dr. Egon Hilbert

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Bis 1.
    Februar erfülle ich meine Pflicht in der Wiener Staatsoper.
    Für nachher habe ich noch keine Entschlüsse.
    Diese Erklärung gab Staatsoperndirektor Egon Hilbert gestern einer Wiener Zeitung, nachdem die rechtlichen Formalitäten seines Aus-dem-Amte-Scheidens geklärt waren.
    Wenige Stunden später ist eine Herzattacke erlegen.
    Mit Egon Hilbert ist unter tragischen Umständen ein Mann von uns gegangen, dessen umfassende Bedeutung für den Wiederaufbau eines österreichischen Kulturlebens nach dem Zweiten Weltkrieg von kommenden Kulturgeschichtsschreibern in großen Buchstaben wird verzeichnet werden müssen.
    Hilbert war ein typischer Österreicher, ein typischer Wiener, mit all den vielen Vorzügen ausgestattet, aber auch mit all den liebenswürdigen Schwächen behaftet, die dieser Spezies Mensch eigen ist.
    Über allem aber war er ein von der Liebe zur Kunst Besessener,
    Sein Weg, der ihn von der Philosophie, der Juristerei über eine Beamtenlaufbahn dann in die leitenden Funktionen des kulturellen Lebens unseres Landes führte, wurde von ihm in unbeirrbarer Zähigkeit verfolgt.
    Und diese Beharrlichkeit war es dann auch, die ihm die Kraft verlieh, in den allerschwersten Zeiten die Wiener Staatstheater
    die Oper und die Burg gegen alle finanziellen und materiellen Schwierigkeiten und oft auch gegen die Willkür der damals noch amtierenden Besatzungsoffiziere so auszustatten und zu versorgen, dass diese Institutionen schon wenige Monate nach ihrem Wiedererstehen bereits internationalen Rang aufweisen konnten.
    Ihm waren die ersten Auslandsgastspiele zu danken, die Österreichs Bedeutung als europäische Kulturnation der Welt wieder in Erinnerung brachte.
    Hilbert und seinem damaligen Operndirektor Franz Salmhofer gelang die Kristallisation eines spezifisch wienerischen Mozart-Stils.
    Auf den Umwegen über seine Funktion als Leiter des österreichischen Kulturinstituts in Rom und später als Intendant der Wiener Festwochen kam Egon Hilbert 1963 auf Wunsch Herbert von Karajans wieder an die Wiener Oper und übernahm nach Karajans Ausscheiden dieses Institut in Alleinverantwortung.
    Eine schwere Last.
    Eine Last, die kaum noch jemand bis zur Erfüllung tragen konnte.
    Die Schicksale der Wiener Operndirektoren, ob sie nun Mahler, Strauss, Schalk, Böhm oder Karajan hießen, würden Bände füllen.
    Ein besonderer Band müsste Egon Hilbert gewidmet werden.
    Auch er ist an diesem Amt, dem sein ganzes Herz und seine besessene Liebe galten, gescheitert.
    Und der Tod hat ihn abberufen, als er hätte abseits stehen müssen, zur Untätigkeit verurteilt.
    Die Wiener Staatsoper ist um eine Tragödie reicher, aber die Geschichte wird Egon Hilbert ein Ehrenblatt zugestehen müssen.

    Katalogzettel

    Titel Nachruf auf Staatsoperndirektor Dr. Egon Hilbert
    Spieldauer 00:03:22
    Mitwirkende Lindner, Dolf [Gestaltung] [GND]
    Datum 1968.01.19 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 60er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-680119_a_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal 1968.01.19

    Information

    Inhalt

    Rücktritt 1968.01.18 (Vortag), Herzattacke
    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Kultur , Musik ; E-Musik , Radiosendung-Mitschnitt
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