Mittagsjournal 1980.02.07

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    Guten Tag meine Damen und Herren, zu einer Stunde Mittagsjournal begrüßt im Namen von Redaktion und Technik Reinhold Henke.
    Ein kurzer Blick auf den Programmzettel, was es in der kommenden guten Stunde geben wird.
    Wir berichten heute aus Afghanistan über die politische Lage, über die Situation des neuen Regimes und über die Aktivitäten der Partisanen in Afghanistan.
    Erstmals haben nämlich Vertreter dieser Partisanen in einer Art Pressekonferenz im sicheren Ausland erzählt, wie die Kämpfe im Bergland Afghanistans vor sich gehen.
    In der Sowjetunion ist jetzt nach dem berühmten Dissidenten Sakharov der Bestsellerautor Lev Kopelev an der Reihe.
    Gegen ihn wurde jetzt die Propagandamaschinerie in den Zeitungen in Gang gesetzt.
    In vielen österreichischen Zeitungen nehmen heute die Kommentatoren die Auseinandersetzung um die Raketenbewaffnung des Bundesheeres, wie sie General Kundner vorgeschlagen hatte, mit einer Auseinandersetzung, die gestern in der Pravda, in der Moskauer Pravda ihren Höhepunkt gefunden hat, Stellung.
    Aus dem Inland berichten wir über die Haltung der Fraktion Christlicher Gewerkschafter zur Lohn- und Einkommensteuerreform-Diskussion und weiter über eine Sitzung des ÖVP-Parteivorstandes.
    Dort ging es vornehmlich um die Parteireform und um die Schulpolitik.
    Außerdem befassen wir uns in einem Beitrag über die Situation im österreichischen Fremdenverkehr anlässlich der gerade laufenden ersten Energiewoche.
    Der Rundfunkkrieg in Norddeutschland geht weiter.
    Ab 1981 soll ja aus dem Drei-Länder-NDR, dem Norddeutschen Rundfunk, einer aus zwei Ländern werden.
    Der wirkliche Krieg wegen der Auflösung dieses NDR steht aber eigentlich noch bevor.
    Und Kultur, wir nehmen eine Präsentation des neuen Buches Lesebuch von Friederike Mayröcker zum Anlass für einen Beitrag sowie wir geben eine Premierenvorschau aus dem Akademietheater das Mädel aus der Vorstadt von Johann Nestroy.
    Jetzt kommen aber die Nachrichten.
    Georg Schalgrube ist der Chef im Dienst und Peter Fichner spricht die Meldungen.
    Österreich.
    Wie aus einer Statistik des Gewerkschaftsbundes hervorgeht, wurden im Jahr 1979 in Österreich nur acht kleinere und auf einzelne Betriebe begrenzte Streiks registriert.
    786 Arbeitnehmer beteiligten sich an den Streiks, etwa 6000 Arbeitsstunden gingen verloren.
    Dies bedeutet, dass auf jeden österreichischen Arbeitnehmer statistisch gesehen 7,9 Streiksekunden entfallen.
    ÖGB-Präsident Benja nannte heute Vollbeschäftigung, Wirtschaftswachstum und eine niedrige Inflationsrate als Schwerpunkte der Politik, die Österreich in den 80er-Jahren betreiben wird.
    Afghanistan Der neue Präsident Kamal hat einen Bericht über die sowjetische Intervention in Afghanistan vorgelegt, der den bisherigen Meldungen total widerspricht.
    Die ersten sowjetischen Truppen sollen demnach nicht erst am 27.
    Dezember, sondern bereits zehn Tage zuvor in Afghanistan einmarschiert sein.
    Am 27.
    Dezember wurde der frühere Präsident Amin beseitigt.
    Kamal beschuldigte Amin, seine Herrschaft nur mithilfe des amerikanischen Geheimdienstes gefestigt und eine Invasion Afghanistans durch amerikanische, chinesische und pakistanische Truppen geplant zu haben.
    USA.
    Präsident Carter hat erklärt, die Vereinigten Staaten würden auf ein mögliches Vordringen der Sowjetunion in die Region des Persischen Golfes nicht automatisch mit militärischer Gewalt reagieren.
    Dies sei nur eine von mehreren Möglichkeiten, formulierte der Präsident.
    Carter hob hervor, dass er in jedem Fall auf die Hilfe der Verbündeten der USA bei der Abwehr von Aggressionen in der Golfregion zähle.
    Ägypten.
    Ministerpräsident Khalil vertrat die Meinung, die Sowjetunion werde versuchen, die pakistanische Regierung zu stürzen oder eine Rebellion im Iran zu unterstützen, um in das Gebiet des Persischen Golfes vorzustoßen.
    Khalil sprach in einer internationalen Diskussion, die von einer kalifornischen Rundfunkstation via Satellit organisiert worden war.
    Der Regierungschef meinte auch, die Invasion der Sowjetunion in Afghanistan könnte zu einer direkten Konfrontation der Großmächte führen.
    Die Welt würde eine derartige Konfrontation wahrscheinlich nicht aushalten.
    Pakistan.
    Staatschef General Zia-ul-Haq hat sich für die Ablösung der sowjetischen Besatzungstruppen in Afghanistan durch eine internationale Friedenstruppe ausgesprochen.
    Zia-ul-Haq hat Indien und den Iran eingeladen, sich an der Bildung einer derartigen Truppe zu beteiligen.
    Der General forderte Neu-Delhi auch auf, Einfluss auf Moskau geltend zu machen und die Sowjetunion zum Abzug aus Afghanistan aufzufordern.
    Jugoslawien.
    Alle Handlungen der Aggression, der Intervention und der Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten müssten eingestellt werden.
    Dies erklärte Außenminister Vrhovec anlässlich des Besuchs des französischen Außenministers François Posset in Belgrad.
    Niemand dürfe sich anmaßen, die Völker an der Wahrnehmung ihres Rechtes auf Souveränität, Unabhängigkeit, territoriale Integrität und auf einen selbstständigen Entwicklungsweg zu hindern, betonte der jugoslawische Ressortchef.
    Die ganze Welt sei über die derzeitige Verschlechterung der Lage besorgt, ein neuer kalter Krieg drohe.
    Vrhovec bekräftigte die Entschlossenheit Jugoslawiens, den Kampf um die Ziele der blockfreien Staaten fortzusetzen.
    Europa müsse zum Ausgangspunkt für eine Verbesserung der allgemeinen Lage gemacht werden, schloss der Außenminister.
    USA.
    Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Lloyd Kelenin, hat in Lake Placid erklärt, eine Verlegung der Olympischen Spiele von Moskau sei undenkbar, die Vereinbarungen mit dem Organisationskomitee in Moskau müssten unbedingt eingehalten werden.
    Die bevorstehende 82.
    IOC-Vollversammlung werde eine Zerreißprobe für das Komitee, setzte Kelenin fort.
    Der sowjetische Vizepräsident des Organisationskomitees für die Olympischen Spiele, Smirnov, sagte, die Vorbereitungen für die Spiele würden fortgesetzt.
    Auch der sowjetische Cheforganisator für die Spiele, Novikov, äußerte sich im ähnlichen Sinn und sagte, die Spiele würden ungeachtet des Boykottaufrufs von Präsident Kater termingerecht beginnen.
    Tschechoslowakei.
    Zur Frage eines möglichen Olympia-Boykotts verabschiedet die Nationale Front, eine Organisation, die alle zugelassenen politischen und gesellschaftlichen Kräfte der Tschechoslowakei vereinigt, eine Resolution.
    Darin heißt es, ein derartiger Olympia-Boykott wäre ein Schlag gegen die Entspannung und gegen die Völkerverständigung.
    Die Welt dürfe nicht zum Kalten Krieg zurückkehren.
    Staats- und Parteichef Hussack hat bei der Sitzung der Nationalen Front weiters harte Maßnahmen gegen Schlamperei und Disziplinlosigkeit an den Arbeitsstätten angekündigt.
    Schlamperei werde in Kürze ausgemerzt, ohne Unterschied an welchem Ort und auf welcher Ebene sie passiere, formulierte Hussack.
    Panama.
    Außenminister Osores hat erklärt, Ex-Shah Mohammed Reza Bahlevi dürfe Panama nicht verlassen.
    Der entmachtete Monarch könne sich in Panama frei bewegen, stehe aber unter ständiger Bewachung durch die Nationalgarde, sagte der Minister.
    Osores dementierte Meldungen aus Teheran, wonach gegen den Ex-Shah ein Haftbefehl ausgestellt worden sei, meinte aber, Panama sei das Gefängnis des ehemaligen Monarchen, er könne das Land nicht verlassen.
    Iran.
    50 Amerikaner, die gestern in Teheran eingetroffen sind, von den Behörden des Flughafens jedoch festgehalten worden sind, durften heute auch offiziell in das Land einreisen.
    Die Amerikaner wurden von den Botschaftsbesitzern, die seit 96 Tagen 49 Geiseln festgehalten haben, eingeladen.
    Sie sollen sich an Ort und Stelle über die iranische Revolution informieren.
    Informationsminister Minachi ist heute aus dem Gefängnis entlassen worden, nachdem er in der Nacht zuvor von islamischen Revolutionsgardisten verhaftet worden war.
    Die Besetzer der Botschaft beschuldigten den Minister, mit dem amerikanischen Geheimdienst zusammenzuarbeiten.
    Präsident Bani Sadr hat die Verhaftung scharf kritisiert und erklärt, sie verstoße gegen die Rechtsordnung.
    USA.
    Die Vereinigten Staaten werden möglicherweise schon bald die Internationale Arbeitsorganisation, es ist dies eine Unterorganisation der UNO, zurückkehren.
    Die USA hatten diese Organisation im November 1977 aus Protest gegen eine zu starke Politisierung verlassen.
    Nun empfiehlt eine Kommission die Rückkehr in die ILO.
    Dieser Kommission gehören unter anderem Außenminister Renz, Handelsminister Kluznik und Sicherheitsberater Brzezinski an.
    Niederlande Die Preise auf den freien Ölmärkten in Rotterdam sind in den vergangenen Tagen kräftig gestiegen.
    Als Grund wird eine verstärkte Nachfrage aus westeuropäischen Städten angegeben.
    Führende Ölgesellschaften decken sich derzeit offensichtlich in großem Umfang ein.
    In diesem Zusammenhang vertrat der Vorstandsvorsitzende einer international führenden Ölgesellschaft die Ansicht, die jüngsten Preiserhöhungen, auch der Ölförderstaaten, würden in den nächsten Wochen auf die Benzin- und Heizölpreise durchschlagen.
    Frankreich.
    Der Automobilkonzern Peugeot-Citroën wird der amerikanischen Autofirma Chrysler einen kurzfristigen Kredit von 100 Millionen Dollar gewähren.
    Chrysler ist seit längerem in finanziellen Schwierigkeiten und in einer Absatzkrise.
    Gedacht ist auch an die Verwirklichung mehrerer gemeinschaftlicher Projekte.
    So soll ein neues Automobil entwickelt und in den USA und in Kanada abgesetzt werden.
    Österreich.
    Die Wiener Heizbetriebe wollen den exakten Nachweis führen, dass Geruchsbelästigungen in den Wiener Bezirken Alsergrund, Wering und Döbling nicht vom Fernwärmewerk Spittelau verursacht werden.
    Aus diesem Grund werden die Abgase dieses Werkes besonders markiert.
    Es wird ihnen Baldrian beigemengt.
    Dieser Stoff kann später nachgewiesen werden.
    Vorgesehen sind auch genaue Messungen des Schwefeldioxids sowie Beobachtungen der Abgase mit Infrarotgeräten.
    Das Wetter.
    Störungsfronten eines Nordseetiefs überqueren heute den Alpenraum.
    Nach ihrem Durchzug wird morgen in Österreich schwacher Hochdruckeinfluss überwiegen.
    Das milde Wetter wird auch in den nächsten Tagen andauern.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Stark bewölkt, zeitweise Regen, Schneefallgrenze meist um 1000 Meter.
    Nur in inneralpinen Tal- und Beckenlagen vorübergehend auch darunter.
    In der Folge einzelne Aufhellungen.
    Westliche Winde, Nachmittagstemperaturen 3 bis 8 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 2 bis 4 Grad.
    Und die Aussichten für morgen.
    Veränderliche, meist aufgelockerte Bewölkung, westliche, später auch südliche Winde, Tageshöchsttemperaturen 3 bis 10 Grad.
    Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien bedeckt 6 Grad, Nordwind 3 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt 6 Grad Windstill.
    Linz bedeckt Regen, 4 Grad Windstill.
    Salzburg stark bewölkt, 6 Grad Südostwind, 10.
    Innsbruck bedeckt 4 Grad Windstill.
    Bregenz bedeckt leichter Regen, 7 Grad Nordwestwind, 10 Kilometer in der Stunde.
    Graz bedeckt Regenschauer, 2 Grad, Südwind 10.
    Klagenfurt bedeckt Schneeregen, 1 Grad, Nordwestwind 3 Kilometer in der Stunde.
    Zwölf Uhr und zwölf Minuten ist es im Mittagsjournal.
    Die Woche der Semesterferien, besser unter der Bezeichnung Energieferien bekannt, geht dem Ende zu, zumindest die erste Energiewoche, denn die zweite Energiewoche beginnt ja im Westen Österreichs erst in der kommenden Woche.
    In den Winterfremdenverkehrszentren sieht man jetzt schon eine erste Bilanz und man kann sagen, nicht überall macht man ein fröhliches Gesicht über die Einkünfte und die Situation in den Orten.
    Hans Adler hat in den wichtigsten Fremdenverkehrs-Wintersportzentren recherchiert und fasst die jetzt zusammen.
    Man muss natürlich vorausschicken, dass die Semesterferien Ferienwochen der Inländer sind, zumindest aus der Sicht des Fremdenverkehrs.
    Jetzt sind die Wiener unterwegs, kommende Woche werden es die Familien mit Kindern aus den Bundesländern sein.
    Die Inländer machen gerade im Winterfremdenverkehr natürlich nur einen Teil der Gäste aus.
    Eine Ferienwoche kann daher im Februar nicht die gleichen Steigerungsraten bringen wie Sommerferien, wenn ganz Europa auf der Achse ist.
    So kommt es, dass man da und dort vielleicht größere Erwartungen in die Ferienwoche setzt, die dann, wie zum Beispiel in Salzburg, nicht ganz erfüllt werden.
    Und so stellt der Salzburger Fremdenverkehrsreferent Dr. Janzer fest, die Erwartungen wurden im Allgemeinen nicht ganz erfüllt.
    Warum eigentlich?
    Hat man eine Ahnung, warum die Leute ausgeblieben sind?
    Es gibt hier zwei mögliche Antworten.
    Einerseits, dass auch im Osten von Österreich genügend Schnee vorhanden ist und man also diese Orte im Osten Österreichs vorzieht und also die lange Anreise vermeidet.
    Eine andere Erklärung wäre diese Preisunterstellungskampagne gegen den Westen in Bezug auf Hauptsaisonpreise.
    Ja, apropos Hauptsaisonpreise.
    Man hat gesagt, das sei eine Hilfe für die Zwischensaison seinerzeit, als man diese Ferienwoche erfunden hat.
    Ist das eigentlich bei den Zwischensaisonpreisen geblieben?
    Zum Teil ja, zum Teil nein.
    Man hat also in verschiedenen Regionen Vorsaisonpreise beibehalten und das hat aber trotzdem nichts genützt, weil man also allgemein in dieser Negativkampagne untergegangen ist.
    Für die Tiroler unterliegt die Frage nach dem Preis keinem Zweifel.
    Aus Innsbruck erklärt fremden Verkehrsexperte Dr. Ertl.
    Die Woche fällt in die Hauptsaison.
    Und zwar nicht ist das keine Erfindung, dass man die Hauptsaison vorverlegt hat, weil die Energiewoche zu diesem Zeitpunkt stattfindet, sondern das war immer schon so.
    Der Monat Februar ist ein Hochsaisonmonat in der Wintersaison.
    Das dauert ja ohnehin in vielen Orten nur bis Mitte März, also sind es auch wieder nur sechs Wochen.
    Also wenn man hier auf diesem Gebiet was tun wollte, dann müsste man halt tatsächlich auch die Frage der Ferienfestsetzung überlegen.
    Und unter Umständen, da sind ja schon Vorschläge auch gekommen, im Jänner das zu machen.
    Da könnte man dann natürlich auch hinsichtlich der Saison und der Hauptsaison sprechen.
    Man kann nicht erwarten, dass in der Hauptsaisonzeit, wenn heute im Juli, August Hochsaisonpreise verlangt werden, dass sie nicht deswegen herabgesetzt werden können, weil die Schulen Ferien haben.
    Interessant ist natürlich auch die Frage, welche Zimmer bzw.
    welche Hotels, Gasthöfe und Privatquartiere von den Gästen bevorzugt werden.
    Schließlich sind in der Ferienwoche vor allem Familien mit Kindern unterwegs.
    Gilt auch hier, was man sonst allgemein feststellt, nämlich der Trend zum besseren Quartier.
    Fremdenverkehrsexperte Erdal bejaht dies.
    Es lässt sich hier ein eindeutiger Trend feststellen und zwar zum guten Zimmer.
    Die gleichen Erfahrungen hat man auch in Tirol gemacht.
    Dort allerdings weiß man auch über den Geschäftserfolg der besonders teuren Hotelkategorien einiges zu berichten.
    Es hat sich sicherlich auch wieder gezeigt, dass das ganz hochklassige Angebot weniger gefragt ist.
    Dass man sagen muss, eigentlich der B-Betrieb, der A-Betrieb nicht.
    Gerade jene, die in diesem Bereich liegen, sind da am besten frequentiert.
    Besonders interessant sind die Meldungen aus dem Süden Österreichs.
    In Kärnten zum Beispiel macht natürlich der Winterfremdenverkehr nur 10% der Sommerfremdenverkehrs aus.
    Während aber im Westen der Erfolg der Semesterferien für den Fremdenverkehr eher skeptisch beurteilt wird, reibt man sich im Klagenfurt der Fremdenverkehrsamt die Hände.
    Alle Zimmer sind ausgebucht, das Geschäft geht ausgezeichnet.
    Offensichtlich ist also ein Teil jener Gäste aus Wien, von denen man in Salzburg glaubte, sie seien wegen der guten Schneelage in Niederösterreich geblieben, in Wahrheit im Süden Österreichs auf den Pisten zu finden.
    Insgesamt aber muss man tatsächlich sagen, dass auch im Voralpengebiet Niederösterreichs das Fremdenverkehrsgeschäft in der Ferienwoche zum größten Teil ganz ausgezeichnet läuft.
    Wo man die Erwartungen nicht allzu hoch geschraubt hat, ist man also offensichtlich mit dem Erfolg zufrieden.
    Das bewirken also die Energieferien in den verschiedenen winterfremden Verkehrsorten.
    Das war eine Analyse von Hans Adler.
    Fragen der Lohnsteuerreform und der Urlaubsverlängerung für Arbeitnehmer begleiten die österreichischen Innenpolitiker seit dem letzten Kongress des österreichischen Gewerkschaftsbundes.
    Die Fraktion Christlicher Gewerkschafter im Gewerkschaftsbund hat heute durch den Zentralsekretär der Gewerkschaft der Privatangestellten Klingler
    ein Förderungsprogramm vorgelegt.
    Inhalt, es enthält unter anderem die Erhöhung des Urlaubsanspruchs für ältere Arbeitnehmer auf fünf Wochen und dann auch noch Wünsche der Fraktion Christlicher Gewerkschafter an die Steuerreformkommission.
    Wie diese Wünsche aussehen, das berichtet nun Johannes Fischer.
    Die Fraktion Christlicher Gewerkschafter in der größten Einzelgewerkschaft Österreichs, den Privatangestellten, will in den nächsten Wochen und Monaten die Folge einer Lohn- und Einkommenssteuerreform vorantreiben.
    Dieses Dauerthema der heimischen Innenpolitik und Dauerproblem geplagter Steuerzahler schien nur für ganz kurze Zeit aufs Eis gelegt, nachdem Finanzminister Hannes Androsch alle Wünsche nach Steuererleichterung mit einem harten Nein und dem Zeitpunkt 1983 abgeblockt hatte.
    Begründung?
    Die Finanzsituation des Staates ließe eine solche Erleichterung nicht zu, Vollbeschäftigung und Preistabilität hätten Vorrang.
    Nicht einverstanden mit diesem Machtwort des Sekrevats der Nation waren die Gewerkschaften, allen voran ÖGB-Präsident Anton Begna, der eine Steuerreform noch für den Zeitraum bis 1983 urgierte und gleichzeitig den Vorschlag präsentierte, die Steuerlast bei Einkommen bis 20.000 Schilling zu vermindern und darüber aber anzuheben.
    Hier die Begründung, jede Steuerreform müsse einkommensneutral sein, d.h.
    dürfe dem Finanzminister nichts kosten.
    Ein Weg, dem sich der Zentralsekretär der Privatangestellten-Gewerkschaft Klingler heute nicht anschließen mochte.
    Klingler auf einer Pressekonferenz, auch er sei dafür, Einkommen unter 20.000 Schilling monatlich zu entlasten, aber eine gleichzeitige Erhöhung der Steuer für Mehrverdiener sei abzulehnen.
    Es ist sicherlich in der Praxis völlig ausgeschlossen.
    Ich halte es durchaus für möglich, dass ab einer bestimmten Einkommensgruppe eben nichts aus der Reform heraus springt.
    Aber dass man quasi unten einen positiven Bauch und weiter oben einen negativen Bauch durch den Steuertarif schafft, das halte ich für undenkbar.
    Klare Absage also Klinglers an die Vorstellungen von ÖGB-Präsident Anton Benja.
    Im Zuge einer sogenannten kleinen Steuerreform, die er sich auch noch für heuer vorstellen könnte, urgierte Klingler auch eine Anhebung des Alleinverdiener-Absetzbetrages und eine vermehrte Familienförderung.
    Die große Steuerreform, an der zurzeit die Reformkommission des Finanzministers arbeitet, sollte nach Ginglers Vorstellungen so aussehen.
    Eines müsste auf jeden Fall klar sein, dass die große Reform keine Schaumschlägerei werden darf.
    Dass das nicht ausgehen darf wie das Hornbörger Schießen.
    Die Große Kommission hat sich in einer Reihe von Unterkommissionen monatelang jetzt geplagt und es ist damit zu rechnen, dass in nächster Zeit die Arbeit abgeschlossen werden wird.
    Es sind sicher eine Reihe von Vorschlägen erarbeitet worden, die im Detail noch gar nicht bekannt sind und es wird dann am Minister liegen, welche Vorschläge in Erwägung gezogen werden.
    Aber wenn man meint, dass man eine große Steuerreform völlig kosten- oder aufkommensneutral durchführen kann, dann halte ich das persönlich für ein Unternehmen, das kaum gelingen kann.
    Diese große Steuerreformkommission tagt übrigens nun fast schon ein Jahr.
    Letzte Forderung der Fraktion Christlicher Gewerkschafter, Anhebung des Mindesturlaubs für ältere Arbeitnehmer auf fünf Wochen nach 30 anrechenbaren Dienstjahren.
    Dies würde etwa 100.000 Arbeitnehmer betreffen.
    Soweit mein Bericht und damit wieder zurück zum Studium.
    Das sind also die Forderungen der Fraktion Christlicher Gewerkschafter nach einer Steuerreform und nach mehr Urlaub für ältere Dienstnehmer.
    Das war ein Beitrag von Johannes Fischer.
    Das laute Nachdenken über eine Raketenbewaffnung des österreichischen Bundesheeres und die Überlegungen, die der Leiter der Landesverteidigungsakademie General Wilhelm Kuntn an einem ORF-Interview angestellt hatte, haben gestern zu eindeutigen Reaktionen in der Moskauer Pravda geführt.
    Auf die Ansicht Kuntners, das österreichische Bundesheer sollte Raketen einfach kaufen, reagierte die Pravda-Stellvertretin für das offizielle Russland mit einem klaren Schuss vor dem Bug.
    Jet, würde man sagen.
    Was meint die Kundner gestern bzw.
    davor?
    Aufgrund seiner historischen Forschungen über den Raketenverbotsartikel 13 des Staatsvertrages sei er der Auffassung, dass man für den Erwerb solcher selbstgetriebener und gelenkter Geschosse, so wie es der Staatsvertragstext meint, weder eine Änderung noch eine Interpretation des Staatsvertrages benötige.
    Die plötzliche politische Woge, die die Frage nach der Raketenbewaffnung ausgelöst hat, zeigt mehrere Aspekte auf.
    Absprachen oder Nicht-Absprachen zwischen General Kuntner und Verteidigungsminister Otto Rösch und die Frage, wie der Kommentar in der Pravda überhaupt zu werten ist.
    Einige Kommentatoren österreichischer Tageszeitungen befassen sich heute mit diesem Thema.
    Markus Sommer hat dazu Auszüge ausgewählt.
    In der Tiroler Tageszeitung meint Hans Thür, dass es eigentlich eine Ehre für unser Land sei, wenn das Zentralorgan der KPDSU uns für so beachtenswert hält, dass es uns einen eigenen Artikel widmet.
    Thür meint dann aber... Noch mehr freut uns allerdings, dass General Kuntner trotz der scharfen Rüge, die ihm die Pravda, das heißt Wahrheit, erteilte, mannhaft bei seiner Meinung geblieben ist.
    Unser Bundesheer brauche für eine wirksame Verteidigung unbedingt Panzer und Luftabwehrer geben.
    Dass die Pravda dagegen auf das Verbot im Staatsvertrag pocht und meint, dieses ehrbare Dokument vom Mai 1955 schütze Österreichs Grenzen so gut, dass seine Soldaten eigentlich gar keine Waffen brauchten, geschweige denn nach Abwehrraketen sich sehnen sollten, lässt angesichts der jüngsten Ereignisse in aller Welt in uns einen Verdacht keimen.
    Ob die Russen nicht doch ein möglichst unbewaffnetes Österreich wollen, heute mehr denn je mit einem bequemen Korridor in einer strategischen Nord-Süd-Linie spekulieren, fragt Hans Thür in der Tiroler Tageszeitung.
    Im Kurier meint Fritz Pesata, schade Herr General, schade für Sie, dass Sie nun von den Sowjets als Kalte Krieger im NATO-Sold denunziert werden.
    Doch Kuntner hätte sich diese Peinlichkeit leicht ersparen können.
    Hätte er geschwiegen, er wäre ein wohlüberlegender Militär geblieben, wie ihm selbst die Pravda mit beißender Ironie bescheinigt.
    Doch Kuntner machte aus durchaus ehrbarer Sorge um die österreichischen Vaterlandsverteidiger einen Denkfehler.
    Er fühlt sich zum Politiker berufen, der er nicht ist.
    Soweit der Kurier.
    In der sozialistischen Neuen Zeit aus Graz schreibt Helmut Gries, Aus militärischer Sicht kann man zwar ein gewisses Verständnis für den Wunsch Kumpels haben, im Osten Österreichs bessere Panzerabwehrwaffen gegen einen Warschau-Pakt-Angriff und in Tirol bessere Flugabwehrwaffen zur Verhinderung eines Neutralitätsbruchs durch die NATO im Luftraum zwischen Bayern und Italien zu besitzen.
    Politisch gesehen ist anderes aber viel wichtiger, dass wir keinen Zweifel daran lassen, dass uns nicht nur der Geist, sondern auch der Buchstabe des Staatsvertrages unantastbar ist.
    Nach diesem Kommentar aus der sozialistischen Neuen Zeit ein Auszug aus dem ÖVP-Blatt Salzburger Volkszeitung, wo Walter Rahming den Staatsvertrag zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen macht.
    Es mutet eher unzeitgemäß an, wenn General Kuntner sich für die Raketenbewaffnung Österreichs ausspricht, die eindeutig durch den Staatsvertrag untersagt ist.
    Es muss ihm zugebilligt werden, dass er aus militärischen Überlegungen heraus sicher gewichtige Argumente hat.
    Aber was soll das?
    Die politischen Realitäten und die eher geringe militärische Bedeutung Österreichs in einer waffensturzenden Welt machen es einfach erforderlich, dass unser Land sich strikt an die Bestimmungen des Staatsvertrages hält.
    Die Freiheit Österreichs hängt vom Frieden in der Welt und dem Willen der Mächtigen ab.
    Alles andere ist eine Illusion, an die auch Raketen nichts ändern würden, heißt es in der Salzburger Volkszeitung.
    Zum Abschluss ein Zitat aus der Tageszeitung Die Presse, die der Auseinandersetzung zwischen der Pravda und General Kuntner einen anderen Aspekt abgewinnt.
    Man muss den Bericht des Wiener Pravda-Korrespondenten in der Hierarchie der sowjetischen Kommentatoren recht weit unten genau lesen.
    Der Staatsvertrag habe die Raketenfrage mit äußerster Klarheit beantwortet, schreibt Genosse Melnikow.
    In der Tat, der Vertrag spricht von selbstgetriebenen oder gelenkten Geschossen, wie sie 1955 als Angriffswaffen galten.
    Melnikov schreibt nicht, keine Raketen für Österreich.
    Er bekräftigt auch nicht kategorisch, wie die APA meint, das Raketenverbot.
    Er verweist auf den Staatsvertrag und lässt im übrigen Interpretationsmöglichkeiten weiter offen.
    Wie in anderen Verträgen.
    Das war unsere heutige Inlands-Presse-Schau.
    Es ist nun 12.25 Uhr, ein Verkehrshinweis.
    Die ehemalige Triester Bundesstraße ist zwischen Knittelfeld und Leoben bei Kraubath in beiden Fahrtrichtungen gesperrt und bei St.
    Michael nur einspurig befahrbar sowie zwischen Bruck und Mürzzuschlag bei Kindberg ebenfalls nur erschwert passierbar.
    Die Ursache der Behinderungen ist in allen drei Fällen ein Verkehrsunfall.
    und weiter im Programm des Mittagschanals Ausland.
    Während die Reaktionen auf das Vorgehen der Sowjetunion in Afghanistan nicht abreißen wollen, lässt man sich in der UdSSR selbst von Angriffen auf die aggressive Sowjetpolitik überhaupt nicht beeindrucken.
    Aufrufe wie zum Beispiel die der sozialistischen Internationale, die bei ihrer Tagung in Wien ja allgemein die Politik der Supermächte kritisiert hat, also auch die Vereinigten Staaten, aber die Sowjets zum Abzug aus Afghanistan aufforderte und Aussagen wie zum Beispiel aus Jugoslawien, dass jeder Akt der Aggression zu verurteilen sei,
    vielmehr zur Folge, dass die Russen sogar noch intensiver in Afghanistan vorgehen.
    Man spricht von weiteren Truppenkonzentrationen und von einem anschwellender Guerilla in Afghanistan.
    Aus Pakistan kommt indes ein Vermittlungsvorschlag, die Sowjet-Truppen wenigstens durch eine internationale Friedenstruppe zu ersetzen.
    Dieser Vorschlag hat aber dennoch so gut wie keine Chance auf Verwirklichung.
    Politisch versucht das von den Sowjets eingesetzte Regime an Boden zu gewinnen.
    Man kann aber sagen, die Methoden sind angesichts der totalen Ablehnung durch die afghanische Bevölkerung wirklich nicht die geeigneten.
    Wir haben zwei Berichte erhalten.
    Eberhard Kurau schildert die politische Lage und ein weiterer Bericht schildert die Aktivitäten der Partisanen im afghanischen Bergland.
    Fünf Vertreter verschiedener Gruppen haben nämlich heute früh in Pakistan dazu eine Pressekonferenz gegeben.
    Aber zuerst der Bericht von Eberhard Kurau.
    Nicht kleckern, sondern klotzen.
    Nach dieser Devise des alten deutschen Generalstabs vollzog sich der sowjetische Einmarsch nach Afghanistan.
    Rund 80.000 Mann mit Panzerfahrzeugen, Artillerie und Raketenhubschraubern halten das Land fest im Griff.
    Eine etwa gleich große Armee steht an der russisch-afghanischen Grenze noch einmal bereit zum Eingreifen.
    16.000 Soldaten haben ein Ring um die verschneite Hauptstadt Kabul gezogen.
    haben sich zum Teil eingegraben im gefrorenen, felsig-sandigen Boden.
    Sie bemühen sich, nicht zu sehr in Erscheinung zu treten, denn man hat aus den Erfahrungen von Prag 1968 offensichtlich gelernt.
    Damals erregte die sowjetische Besatzung noch zusätzlich den Zorn der Bevölkerung, weil sie die ohnehin karg bestückten Läden leer kaufte.
    In Kabul erscheinen sowjetische Soldaten nur selten im Bazar und nur in kleinen Gruppen zu zweit oder zu dritt.
    Der Sold ist karg bemessen und in den Garnisonen gibt es spezielle Läden mit billigem Angebot, um keinen Anreiz zu schaffen für Begegnungen und eventuelle Auseinandersetzungen mit der Bevölkerung.
    Dennoch, vereinzelt sind Morde vorgekommen an russischen Soldaten und der Hass gegen die Eindringlinge ist spürbar auf Schritt und Tritt.
    Er wird ungefragt geäußert, wenn die Einwohner merken, dass der Besucher aus dem westlichen Ausland kommt.
    Nach Einbruch der Dunkelheit praktisch schon ändert sich das Bild.
    Sowjetische Panzerfahrzeuge kommen in die Stadt, verstärken die Bewachung wichtiger strategischer Punkte und öffentlicher Gebäude.
    Gepanzerte und ungepanzerte Streifenfahrzeuge patrouillieren durch die Straßen und das zivile Leben erstirbt, obwohl die offizielle Ausgangssperre erst um 23 Uhr beginnt.
    Das strategische Konzept ist klar.
    Man hat außer Kabul die wichtigsten Städte- und Straßenverbindungen besetzt.
    Nach Norden zur russischen Grenze führt der Lebensnerv des Regimes
    denn über diese Straße rollt der Nachschub.
    Zusätzlich werden die Truppen auch aus der Luft versorgt und stündlich ist in Kabul immer noch das Dröhnen der schweren Antonov-Transportflugzeuge zu hören, die Menschen und Material einfliegen.
    Fragt man Einheimische nach diesen Flügen, sagen sie Wodka-Brücke und zucken verächtlich die Akte.
    Auch nach Westen, an der Grenze zum Iran, nach Süden und Osten an der pakistanischen Grenze haben die sowjetischen Truppen feste Stellungen bezogen.
    Bei Jalalabad, der strategisch wichtigen Stadt vor dem Kaiberpass nach Pakistan,
    liegt eine starke Garnison und ein Militärflughafen.
    Das gewaltige waffentechnische Aufgebot schüchtert auch die muslimischen Partisanen ein, die praktisch seit der kommunistischen Machtübernahme seit April 1978 die verschiedenen Regime bekämpfen.
    Wir haben Angst, sagen manche von ihnen ganz ehrlich.
    Denn als besonders wirksam in der Rebellenbekämpfung erweisen sich die russischen Raketenhubschrauber, die praktisch in jedes Tal, jede Falte des öden Gebirgslandes vorstoßen können.
    Der Winter mit eisigen Temperaturen und ausgiebigen Schneefällen begünstigt die hochgerüstete Besatzungsmacht.
    Früher, im 19.
    Jahrhundert, haben die Bergstämme dagegen gerade im Winter ihre entscheidenden Siege über die englische Kolonialarmee erringen können.
    Dennoch kommt es immer wieder zu einzelnen Vorstößen der Partisanen, die hier einen Vorposten überwältigen und dort einen Transport ausrauben oder eine Straßenverbindung für Stunden unterbrechen.
    Ein Teil dieser Rebellen findet Unterschlupf und Waffen in Lagern an der afghanisch-pakistanischen Grenze.
    Ein Gebiet, das zwischen den beiden Ländern seit langem umstritten ist und in dem die Nomadenstämme seit Jahrhunderten freizügig hin- und herwandern.
    Natürlich begünstigt auch der Iran mit seiner islamischen Revolution unter Khomeini den Kampf der Glaubensbrüger gegen das atheistische, wie man sagt, teuflische kommunistische Regime und die sowjetische Besatzungsmacht, die es im Sattel hält.
    Barbara Carmal, der neue Präsident, den die Russen mit ihren Truppen und Waffen zusammen einflogen, bemüht sich nach Kräften um das Vertrauen der Bevölkerung.
    Wenigstens möchte er geduldet werden.
    So war die Propaganda in den ersten Wochen nach seiner Machtübernahme vor allem gegen das Regime seines Vorgängers Amin gerichtet.
    Auch Amin war bei der Bevölkerung verhasst wegen der brutalen Methoden seiner Herrschaft, mit tausenden von politischen Gefangenen, Folter und Erschießungen.
    Inzwischen verspricht Carmal einen weicheren Kurs,
    Flüchtlinge, die ins Land zurückkehren, auch Rebellen sollen nicht bestraft werden.
    Großgrundbesitzern wird eine Entschädigung für ihr enteignetes Land versprochen.
    Eine staatliche Handelsgesellschaft wurde aufgelöst und privaten Unternehmern freie Entfaltung zugesichert.
    Alle Religionen und Glaubensgemeinschaften sollen unbehindert ihre Überzeugung äußern dürfen und Einschüchterungsversuche werden unter Strafe gestellt.
    Auch die rote Nationalfahne erhielt wieder den traditionellen grünen Streifen als Zeichen dafür, dass die Farbe des Propheten nicht länger unerwünscht ist.
    in dem konservativ-islamischen Land.
    Aber es ist fraglich, ob all diese Zugeständnisse ausreichen werden, den Geburtsfehler des Regimes Karmal vergessen zu machen.
    Und schon kursieren in den Bazaaren die Gerüchte, dass auch Karmals Präsidentschaft nicht lange wehren wird.
    Die Besatzungsmacht sei unzufrieden mit seiner ungeschickten Verwaltung und seinem plumpen Auftreten in der Öffentlichkeit.
    Soviel zur politischen Situation des neuen Regimes.
    Über die Erfolge oder Misserfolge der Partisanen liegen ja die unterschiedlichsten Meldungen vor.
    Fünf Vertreter verschiedener Partisanengruppen, zwischen denen es in Afghanistan eigentlich so gut wie keine Verbindung gibt, haben jetzt in einer Art Pressekonferenz geschildert, wie die Partisanen überhaupt kämpfen und welche Erfolge sie vor allem im Bergland haben wollen.
    Willi Steul hörte sich das an und berichtet nun, wie die Partisanen kämpfen, wobei er auch versucht, den Wahrheitsgehalt der Partisanen-Schilderungen, die ja manchmal recht blumig sind, ins rechte Licht zu setzen.
    Fünf Guerillakämpfe stellten sich heute Morgen in Peshawar der Presse.
    Eingeladen hatte Professor Burhanuddin Rabbani, der Führer der Jamiate Islami, der islamischen Gesellschaft, eine der sechs Parteien im pakistanischen Exil.
    Die fünf Freiheitskämpfer, die Mujahedin, berichteten von ihren Aktionen in der nordafghanischen Provinz Badakhshan, die als lange Zipfel weit in die Sowjetunion hineinragt.
    Vor zwölf Tagen haben sich die Kämpfer auf dem Marsch in Sarne Peshawar zu ihrem Führer Rabbani gemacht, quer durch die tief verschneiten Berge.
    Vor zwölf Tagen, so die fünf Männer, seien noch etwa 180 russische Panzer
    und fast 150 russische Flugzeuge in der Provinz Badachshan im Einsatz gewesen.
    Sie berichteten von heftigen, permanenten Kämpfen mit der afghanischen Restarmee und den russischen Truppen.
    Als Beweis für ihre Erfolge präsentierten sie die Soldbücher sowjetischer Soldaten und Offiziere.
    Wie Professor Rabbani entschuldigend zu den Journalisten bemerkte, könne man leider keine lebenden Russen als Beweis präsentieren,
    Denn seine Widerstandskämpfer seien niemals bereit, einem gefangenen Kommunisten Pardon zu geben.
    Einer der fünf berichtet, wie er auf offener Straße in der nördlichen Kleinstadt Kunduz einen russischen Offizier mit einer Pistole erschossen hat.
    Auf die Frage eines Journalisten, wie stark denn die kämpfenden Widerstandsgruppen in Afghanistan seien, antwortet der einfache Mann aus dem Norden fast aufbrausend.
    Das gesamte afghanische Volk erhebt sich wie ein Mann gegen die Russen und sie werden bis zum letzten Blutstropfen kämpfen.
    Heute Morgen wurde auch darüber debattiert, ob es nun in den letzten Tagen auch im Osten Afghanistans schwerere Kämpfe gegeben hat oder nicht und mit welchem Ergebnis.
    Ein Widerstandskämpfer und Sprecher einer anderen Organisation hatte mir gestern eine Liste von angeblich erbeuteten sowjetischen Waffen und Geräten vorgelegt.
    drei Panzer, rund 200 Kalashnikov-Maschinenpistolen, vier Granatwerfer, drei Haubitzen, zwei Funkwagen und rund 20.000 Schuss Munition.
    Dies alles klingt unwahrscheinlich, denn es würde bedeuten, dass ein halbes russisches Bataillon und seine Panzer- und Artillerieunterstützung überwältigt worden wäre.
    Bei der Bewaffnung und Organisation der Widerstandskämpfe ist dabei im derzeitigen Stadium ein solcher Erfolg eher zweifelhaft.
    Es hat in den letzten Tagen Kämpfe gegeben um Jalalabad, in Nangarhar und in Faktyar.
    Für den Widerstand, der auch ein paar Brücken sprengte, sind es Rückzugsgefechte in die verschneiten Berge.
    Es ist Vorsicht am Platze bei Meldungen über Kämpfe und Erfolge der Freiheitskämpfer in Afghanistan.
    Hinter jeder Meldung steckt sicher ein Körnchen Wahrheit, vielleicht ein kleineres Scharmützel, ein Überfall.
    Aber die Verbindungen der in Afghanistan operierenden Guerilla mit ihren Zentralen in Peshawar erfolgt mündlich, durch Boten.
    Da wird schnell aus einer kleineren Attacke eine große Schlacht.
    dass sich alle der sechs größeren Organisationen in Pakistan ganz offensichtlich einflussreicher gebärden, als sie es tatsächlich sind.
    Es sind keineswegs Parteien, die tatsächlich von hier aus gezielt militärische Unternehmungen vorbereiten und dann auch durchführen.
    In den Provinzen und Stammesgebieten Afghanistans sind es immer wieder lokale Vorfälle des bewaffneten Widerstandes, die sich die Parteien hier an ihrer Fahne heften.
    Die sechs Organisationen versuchen sich politisch zu formieren, alle auf der gemeinsamen Basis des Islams.
    Doch in den Provinzen Afghanistans zählen Stammesstrukturen und persönliche Loyalität.
    Mit politischen Parteien weiß man dort nichts anzufangen.
    Die Frage der meisten Afghanen und aller Journalisten ist denn auch an die Führer der sechs Gruppen hier, wann endlich wird es eine einzige schlagkräftige Organisation geben.
    Professor Rabbani sagte heute Morgen, in drei Wochen, Anfang März.
    Doch in drei Wochen, das hört man hier schon seit einem Jahr.
    Politische Überobachter meinen ohne dies, dass die Guerillatätigkeit eigentlich nicht sehr viel Chance gegen die sowjetischen Truppen haben wird.
    Unterdessen läuft der sowjetische Propagandaapparat auf Hochtouren.
    Die offiziellen Stellen, die angeschlossene abhängige Presse und die Nachrichtenagentur TASS finden neben der Propaganda für die Abhaltung der Olympischen Spiele im Sommer und neben der Gegenpropaganda im Fall Afghanistan auch noch Zeit in Sachen Dissidentenbekämpfung weiterhin offensiv zu bleiben.
    Nach der Verwarnung des berühmten Dissidenten Andres Sakharov nach Gorki ist nun ein anderer berühmter Dissident der Sowjetunion an der Reihe.
    Es geht um den 68-jährigen Schriftsteller Lev Senovievich Kopelev.
    Er wird jetzt gezielt in der russischen Presse diffamiert.
    Kopelev ist ja besonders durch sein Buch Aufbewahren für alle Zeit im Westen berühmt geworden, indem er die Übergriffe der Sowjettruppen auf die Zivilbevölkerung in Ostpreußen und Pommern im Jahre 1945 minutiös schildert.
    Kopelev war damals selber mit dabei, nämlich als Hauptmann der sowjetischen Armee.
    Kopelev und Sakharov sind außerdem noch enge Freunde, aber vorerst begnügt man sich offensichtlich damit, Kopelev einfach eine Unperson sein zu lassen.
    Welche Angriffe gegen Kopelev gestartet werden und wie Kopelev selbst in Moskau lebt, das berichtet nun Otto Hörmann.
    Bei Andrei Sakharov kam die Publizität in den sowjetischen Medien, nachdem man ihm die Titel genommen und ihn nach Gorki verschickt hatte.
    Erst danach kamen die kritischen Artikel im Regierungsorgan Izvestia und in der intellektuellen Zeitung Literaturmerkers Hirta.
    Bei dem 68-jährigen Lev Kopelev fragt man sich jetzt in Moskau, ob es bei ihm umgekehrt sein wird.
    Am Sonntag hat das Zentralorgan der russischen Föderativen Republik auf seiner letzten Seite einen schweren Angriff gegen ihn abgedruckt unter dem Titel Judas in der Rolle von Don Quixote.
    Der Artikel beginnt mit den Worten
    Durch die Bolschaya-Gruzinska-Ulitza in Moskau geht ein Mann.
    Sein Anblick ist sehr imposant.
    Er ist groß von Wuchs, hat einen Bart und in der Hand einen schweren Spazierstock.
    Mit offener Herablassung schaut er auf die Vorübergehenden."
    Die äußere Beschreibung stimmt.
    Mit Herablassung begegnet Kopelev den Besuchern in seiner kleinen Wohnung im Norden der Hauptstadt nicht.
    Jedenfalls nicht seinen sowjetischen Freunden und sowjetischen Besuchern.
    Telefon hat der Übersetzer und Literat in seiner Wohnung schon längst keines mehr.
    Doch es ist wie in einem Bienenhaus.
    Sympathisanten aus dem In- und Ausland gehen ein und aus.
    In der jetzigen Zeit, wo offenbar ein Damoklesschwert über ihm hängt, sind ihm diese Besuche besonders wertvoll.
    Vom offiziellen Standpunkt der Sowjetunion aus hat der Verfasser des Artikels in Sovjetskiy Razir nicht Unrecht, wenn er schreibt,
    Die Wohnung Kobelets in Moskau sei ein Nest der ideologischen Unterwanderung und ein Treffpunkt mit westlichen Emissären.
    Die Sowjetmacht beugt dieser ideologischen Unterwanderung und Sabotage vor, indem sie unten beim Lift im Erdgeschoss einen Holzverschlag errichtet hat, wo ein Aufpasser, wenn er nicht gerade auf Mittagspause ist, sich häuslich niedergelassen hat und die Parade der Emissäre aus dem Westen abnimmt.
    Kopelevs Arbeitstimmer ist zu Recht die Arbeitshöhle eines russischen Intellektuellen, mit Bücherborden bis zur Decke und überall Fotos, auch von Sakharov.
    Kopelev bangt um die Gesundheit des um viele Jahre Jüngeren in seiner Isolation in der Stadt Gorki.
    Er selber, der im April 1968 wird, scheint vital und ungebrochen, trotz seiner mehr als zehn Jahre als Ausgestoßener der offiziellen Gesellschaft, mit all den dazugehörenden Unannehmlichkeiten.
    Dazu gehört auch, dass er vor drei Jahren aus dem Schriftstellerverband ausgestoßen wurde und seine Bücher in der UdSSR tabu sind.
    Währenddessen hat er im Westen ja aufbewahren für alle Zeit und ich schuf mir einen Götzen herausgebracht.
    Kopilev in der Enge seines Arbeitstimmers scheint zu groß für seine Umgebung.
    Er sprengt den Rahmen seiner Umgebung, die ihn
    So jedenfalls stand es in der Zeitung zu lesen, wie einen Judasheld, der Bruder, Vaterland und Volk verraten habe.
    Und Kopelev selber, der jetzt für ein paar Tage aus der Stadt zu Freunden aufs Land geflüchtet ist, Kopelev selber weiß auch nicht, was der Angriff in der Zeitung zu bedeuten hat.
    Er vermutet aber, und die Maßnahmen der Behörden gegen die Regimekritiker in der letzten Zeit legen diesen Gedanken nahe, Kopelev selbst vermutet,
    dass sich auch gegen ihn die Räder der Staatssicherheit in Bewegung gesetzt haben.
    Das war ein Bericht von Otto Herrmann aus Moskau über die Diffamierungskampagne gegen den sowjetischen Schriftsteller Lev Kopelev, der das Buch aufbewahren für alle Zeit geschrieben hat.
    Es ist nun 12 Uhr und 42 Minuten.
    Untertitel der Amara.org-Community
    ... Musik ...
    Eine Minute vor dreiviertel eins ist es nun im Mittagsschanal und wir kehren nochmal zurück in die Innenpolitik.
    Vor wenigen Minuten ging eine Parteivorstandssitzung der österreichischen Volkspartei zu Ende.
    Dabei ging es vor allen Dingen um Fragen der inneren Parteireform vor dem Bundesparteitag und um Fragen der Schulpolitik.
    Aus der ÖVP meldet sich nun direkt Hans Langsteiner.
    Eines gleich vorweg.
    In der innerparteilich etwas brisanten Frage, ob der ÖVP-Generalsekretär in Zukunft nur bestellt oder auf den Parteitag gewählt werden soll, Generalsekretär Lanner hat ja seinen politischen Verbleib an den letztgenannten Modus geknüpft.
    In dieser Frage gab es heute noch keine verbindliche Entscheidung.
    Dies geht aus der Zwischenbilanz hervor, die Parteichef Alois Mock heute unter den bisherigen Stand der ÖVP-internen Statutenreform gezogen hat und die kaum über die bereits gestern von Generalsekretär Lanner nach einer Sitzung der Landesparteisekretäre verkündeten Zwischenergebnisse hinausgeht.
    Außer Streit stehen demnach in der ÖVP bis jetzt.
    Erstens der Vorrang der Gesamtpartei bei der Mitgliedschaft.
    Man muss also in Zukunft zunächst ÖVP-Mitglied werden und kann sich dann erst entscheiden, ob man auch einer Teilorganisation beitreten will.
    Die Mitgliedsausweise der ÖVP werden vereinheitlicht.
    Zweitens die Wahl der Parteiobmann-Stellvertreter und der Parteileitungsmitglieder durch den Parteitag und drittens die Verankerung von Urabstimmungen, wie es sie erst vor kurzem in der ÖVP gegeben hat, im ÖVP-Parteistatut, wobei 10 Prozent der Parteimitglieder eine solche Urabstimmung in Zukunft werden verlangen können.
    Der Rest der offenen Fragen, also auch die Wahl oder Bestellung des Generalsekretärs, soll Ende nächster Woche vom erweiterten ÖVP-Vorstand ausdiskutiert werden.
    Parteichef Mock gab heute freilich ein erstes weiteres Ergebnis der internen Diskussionen bekannt.
    Wir haben eine ganze Reihe von Fragen noch nicht beraten.
    Deswegen die Beauftragung des erweiterten Parteivorstandes, die Beratungen vorzuführen und abzuschließen.
    Man darf ja nicht vergessen, 60 Stunden Beratungen des Statutenausschusses können in einer Bundesparteileitung nicht in zwei Stunden abschließend verwertet werden.
    Aber ich würde sagen, zur Frage der Stellvertreter, hier war schon ein sehr umfassender Gedankenaustausch, ich würde sagen, dass die Volkspartei
    in Hinkunft vier Stellvertreter des Parteiobmanns wählen wird.
    In Gespräch hierfür sind ja der Wiener ÖVP-Obmann Bussek, der Vordelberger Arbeiterkammerpräsident Jäger und der oberösterreichische Landeshauptmann Ratzenbeck.
    Unsicher ist noch die Einbeziehung einer Frau in den Kreis der ÖVP-Vizechefs, wobei sich Parteiobmann Mock heute dafür ausgesprochen hat, aber noch keine Namen genannt hat.
    Zweites Thema der ÖVP-Vorstandssitzung, die Schulpolitik.
    Hier befürworteten Mock und Schulsprecher Katschtaler die baldige Überführung der Hauptschulversuche in das Regelschulsystem, ließen aber an ihrer Ablehnung zur Vereinheitlichung der Schule für alle 10- bis 14-Jährigen, also der integrierten Gesamtschule, nach wie vor keinen Zweifel.
    Mock?
    Der Vorschlag vom Präsident Schnell, dass man mittels Gesetz sicherstellt,
    dass in einem bestimmten Bereich sämtliche Schüler durch Gesetz in einer Gesamtschule der 10- bis 14-Jährigen zusammengefasst werden, ist für uns nicht akzeptabel.
    Das ist von Herrn Landeshauptmanagement Katzstaller im Dezember sehr eindeutig erklärt worden.
    Und ich glaube, ich habe den Eindruck gewonnen, dass von sozialistischer Seite auf diesem Vorschlag des Präsidenten Schnell nicht beharrt wird und es damals doch auch wichtig war für die Fortführung der schulpolitischen Gespräche.
    Das nächste Gipfelgespräch auf Politiker-Ebene darüber wird am 15.
    Februar abgehalten werden.
    Soweit das Wichtigste aus der ÖVP-Zentrale und damit zurück zum Studio des Mittagsschonals.
    Soviel zur Parteivorstandssitzung der ÖVP.
    Man will also die Urabstimmungen der Parteiinternen ins Parteistatut übernehmen und in der nächsten Woche soll eine Parteileitungssitzung über die Frage Bestellung oder Wahl des Generalsekretärs weiter beraten und außerdem noch Schulpolitik, Befürwortung der Überführung der Hauptschulversuche in die Regelschule und weiterhin die Ablehnung der integrierten Gesamtschule.
    Drei Minuten nach dreiviertel eins ist es nun Kultur im Mittagsschanal.
    Das Wiener Burgtheater hat in den letzten Monaten nicht sehr viel Glück mit seinen Premieren gehabt.
    Rudolf Nöltes Tartüff ist ebenso wenig beim Publikum und Presse angekommen wie Horst Zankls Inszenierung von Komödie der Verführung.
    Man musste die Premiere von Georg Kaisers König Hanra über deswegen unüberbrückbaren künstlerischen Schwierigkeiten auf unbestimmte Zeit verschieben.
    Im Wiener Akademietheater hingegen hat am kommenden Samstag Johann Nestroys Posse das Mädel aus der Vorstadt oder ehrlich, wird am längsten Premiere.
    Regie führte Schauspieler Heinrich Schweiger in der berühmten Nestroy-Rolle des Schnauferls Ernst Anders.
    Die Titelrolle spielt eine junge Reinhardt-Seminaristin, nämlich Verena Wengler.
    Koschka Hetzer gibt Ihnen Vorbericht.
    1841 entstand die Poste »Das Mädel aus der Vorstadt« nach einer französischen Vorlage einem Vaudville.
    Nestroy hat das Stück übersetzt und auf seine Weise adaptiert.
    Hauptfigur ist der Handelsagent Schnoferl, der auf diskret unauffällige Weise die Intrige des gewinnsüchtigen und unehrlichen Kaufmanns besiegt, für dessen Finanzmachenschaften der unschuldige Vater des Mädels aus der Vorstadt büßen muss.
    Ernst Anders, als Schnoferl, »Man resonieren über den Ehestand
    ist etwas fabelhaft, Lafontaine-mäßig, denn es hat sehr viel Fuchs- und Weinbärortiges an sich.
    Meine Junggesellenschaft ist nicht als staubige Distel auf der rohen Puste des Weiberhasses emporgeschossen, oh nein, sie ist als düsterer Efeut im Garten der Liebe entkeimt.
    Für mich war die Liebe kein buntes Gemälde in heiterer Farbenpracht,
    sondern eine in der Druckerei des Schicksals verpotzte Lithografie.
    Heinrich Schweiger, der die Rolle des Schnauferl selbst viermal gespielt hat und Mädel aus der Vorstadt bereits in Deutschland inszenierte, über den bösen Nestreu.
    Ja, ich glaube, dass Nestreu überhaupt
    böse ist.
    Ich meine nicht böse, er verneint zwar und er, wie soll ich sagen, er benutzt die Possenelemente, damit man auch lachen kann, aber er zeigt den Menschen eigentlich immer in seiner ganzen Fragwürdigkeit.
    Und es ist immer ein Fehler, wenn man, wie es früher auch war, dass man Nestore politisch sieht, weil er sich seinerzeit für die Armen eingesetzt hat.
    Also ich könnte mir heute nicht vorstellen, dass Nestore sich irgendeiner Partei anschließen würde.
    Er hat immer den Menschen als solches in seiner ganzen Fragwürdigkeit analysiert und auf die Bühne gebracht.
    Und er selbst war ja privat ein sehr verletzlicher Mensch und hat eigentlich all das, was er vielleicht im Leben nicht so bekommen hat, ist auf der Bühne dann losgeworden.
    Gerd Leo Kuck hat dieses Stück dramaturgisch betreut.
    Ich glaube, dass in diesem Stück sehr viel Autobiografisches von Nestroy verarbeitet ist.
    Vor allem sein Verhältnis zu Frauen kommt sehr eindeutig heraus.
    Nachdem Nestor in seiner Jugend ein schreckliches Erlebnis hatte, weil seine Frau mit einem Grafen durchgegangen war und ihm ein Kind hinterlassen hatte,
    hat er Zeit seines Lebens ein sehr ambivalentes Verhältnis zu Frauen gehabt.
    Er hatte eine Lebensgefährtin, die er pausenlos betrog, aber wenn jemand etwas gegen seine Lebensgefährtin äußerte, war diese Frau sofort erledigt.
    Die Titelrolle des Stückes spielt die 17-jährige Verena Wengler, eine Reinhardt-Seminaristin im zweiten Jahrgang.
    Sie hat noch nie mit so prominenten Kollegen gespielt.
    Das eine ist eigentlich alles mehr Theorie am Seminar.
    Außer den internen Aufführungen ist es doch mehr Theorie und dann plötzlich ein richtiger Theaterbetrieb.
    Also es ist schon ein sehr großer Unterschied.
    Und wie ist das mit den Kollegen?
    Sie spielen nur mit großen, berühmten Kollegen.
    Ist das schwierig oder hilft Ihnen das eher?
    Es ist sehr schwierig, aber sie sind alle sehr lieb und sie helfen einem sehr.
    Große Rollen in Mädel aus der Vorstadt spielen Marisa Hörbiger, Fritz Grieb, Florian Livert und Bibiane Zeller.
    Am Samstag Premiere im Wiener Akademietheater von Johann Nestros Posse.
    Das Mädel aus der Vorstadt oder ehrlich wert am längsten.
    In einer Veranstaltung der österreichischen Gesellschaft für Literatur liest heute Abend im Wiener Palais Palfi die österreichische Schriftstellerin Friederike Mayröcke aus ihrem bei Surkamp erschienenen Sammelband ein Lesebuch.
    Friederike Mayröcke, von einem Kritiker einmal Paradiesvogel der Avantgarde genannt, gehört heute wohl zu den wichtigsten deutschsprachigen Autoren.
    1956 veröffentlichte sie ihr erstes Buch.
    Neben vielen Lyrikveröffentlichungen arbeitet sie in den späten 60er Jahren überwiegend an Hörspielen.
    In den 70er Jahren entstand überwiegend Prosa, so zum Beispiel die Romanen »Das Licht in der Landschaft« und »Fast ein Frühling« des Markus M., sowie die imaginären Musikerbiografien des Bandes »Heiligenstadt«.
    Neuerdings veröffentlicht sie auch wieder verstärkt Gedichte.
    Hören Sie einen Bericht von Erich Gabriel.
    Das von Gisela Lindemann herausgegebene und zusammengestellte Lesebuch stellt die sehr unterschiedlichen literarischen Formen aus dem bisherigen Werk Friederike Mayröckers vor.
    Verschiedene Stilrichtungen ihrer Lyrik, Hörspiele, szenische und erzählende Poser.
    Außerdem enthält der Band Grafiken der Autorin, die zum Teil noch nicht veröffentlicht wurden oder nur in Fachzeitschriften.
    Friederike Mayröcker möchte mit dieser Auswahl einen breiteren Leserkreis erreichen, direkter ansprechen und auch einem Klischee entkommen.
    Man bekommt, wenn man anfängt zu arbeiten, das war bei mir 1946, sogleich einen Stempel aufgedrückt,
    Man bleibt dann derjenige für die wenig sich interessierenden Leute, als der, der man angetreten ist.
    Das heißt, in den 50er Jahren wurde mir der Stempel des experimentellen Autos verliehen.
    dieses Zeichen, dieses Markenzeichen trage ich also immer noch weiter, obwohl also meine Texte schon seit ungefähr zehn Jahren sich vom Experimentellen sichtbarlich wegbewegt haben.
    Und nun wird es wahrscheinlich weitere 20 Jahre dauern, bis man drauf kommt, dass also die experimentelle Phase eigentlich jetzt vorüber ist und dass ich schon seit geraumer Zeit andere Arten von Texten mache, die völlig eingängig sind.
    Vielleicht, dass sie ein bisschen offen sind und bereit sind für neue Literatur.
    Für Friederike Mayröcker ist es sehr wichtig, ihre Texte dem Publikum selbst nahe zu bringen und sie nicht von Schauspielern lesen zu lassen.
    Hier der Anfang des Gedichtes, »Retour an dich, mein totes Kind«.
    Ich habe ein Kind, das liegt begraben, mit zwei blauen Augen, Augen.
    Zwei Augen von der Farbe des Riechfläschchens und die Reißvögel aus Äthiopien schauen sich um seine zwei blauen Augen, um sie auszupicken und die kleinen Schwäne aus Sekar, die zur Taufe kommen wollten, sind zurückgeflogen.
    Mein schönes totes Kind ist auf mir gelegen und hat über mir geatmet, und ich hörte seine langen schlafenden Züge, und es ähnelte dem Blätterrauschen in den Sommerbäumen, als es und ich unter den Dächern jener Sommerbäume hockten und die edelsteingrünen Blätter rauschten.
    Außer dem Lesebuch ist im vorigen Jahr auch eine Auswahl ihrer Gedichte erschienen.
    1975 erhielt Friederike Mayröcker den Würdigungspreis für Literatur, 1976 den Preis der Stadt Wien, 1977 den Trakelpreis.
    Ist es eigentlich ein Makel für Sie, noch immer als schwieriger, spröder Autor zu gelten?
    Ich weiß nicht, ob es ein Makel ist.
    Es wird einem immer wieder vorgehalten.
    Aber man hat seine Form gefunden.
    Wenn man jahrzehntelang arbeitet, ist es ein ganz organisches Wachsen.
    Und das kann sich nicht nach irgendwelchen Modetrends oder nach irgendwelchen Vorlagen, die vielleicht eine gewisse Schicht des Leserpublikums sich wünscht, richten.
    Das wäre ganz unmöglich.
    Der Leseabend beginnt um 20 Uhr im Großen Saal des Palais Palfi, Wien 1, Josefsplatz 6.
    Das war ein Porträt der Schriftstellerin Friederike Meieröcker.
    Und jetzt noch drei Minuten vor 1 Uhr Mittag im mittagschen Nahe.
    Kurzmeldungen.
    Österreich.
    Nach einer Statistik des Gewerkschaftsbundes wurden im vergangenen Jahr nur acht kleinere und auf einzelne Betriebe begrenzte Streiks registriert.
    786 Arbeitnehmer beteiligten sich an den Streiks, etwa 6.000 Arbeitsstunden gingen verloren.
    Die Fraktion Christlicher Gewerkschafter hat bei einer Pressekonferenz ihre Forderung nach einer großen Steuerreform bekräftigt.
    Außerdem verlangen die Christlichen Gewerkschafter die Anhebung des Mindesturlaubs für ältere Arbeitnehmer auf fünf Wochen.
    Diese Maßnahme würde etwa 100.000 Personen in Österreich einbeziehen.
    ÖVP-Bundesparteiobmann Mock erklärte nach einer Vorstandssitzung der Volkspartei, eine Reihe von Fragen der Reform der Parteistatuten sei noch nicht geklärt.
    Ende nächster Woche werde sich der erweiterte Parteivorstand damit befassen.
    In diesem Zusammenhang erwähnte Mock die Frage des Stellvertreters des Parteiobmanns und meinte, der Bundesparteiobmann werde wahrscheinlich künftig von vier Stellvertretern unterstützt werden.
    Nach einer ersten Umfrage war der Fremdenverkehr in der ersten Semesterferienwoche für die Wintersportzentren im Westen Österreichs nicht so erfolgreich, wie man ursprünglich erhofft hatte.
    Die Fremdenverkehrsexperten der Landeskammer erklärten, dass nur in Teilen der winterfremden Verkehrsgebiete während der sogenannten Energieferienwochen Hauptsaisonpreise verrechnet worden seien.
    Afghanistan Präsident Kamal hat einen Bericht über die sowjetische Intervention in Afghanistan vorgelegt, der den bisherigen Meldungen total widerspricht.
    Demnach sollen die ersten sowjetischen Truppen nicht erst am 27.
    Dezember, dem Tag des Staatsstreichs, sondern bereits zehn Tage vorher in Afghanistan einmarschiert sein.
    USA
    Nach den Worten von Präsident Carter würden die Vereinigten Staaten auf ein mögliches Vordringen der Sowjetunion in die Region des Persischen Golfes nicht automatisch mit militärischer Gewalt reagieren.
    Carter sagte, dies sei nur eine von mehreren Möglichkeiten.
    Der australische Ministerpräsident Fraser wird heute neuerlich zu Gesprächen mit Präsident Carter erwartet.
    Fraser will Carter über seine jüngsten Gespräche in London, Paris und Bonn informieren.
    Der australische Regierungschef hat bei seinen Besuchen in den europäischen Städten die Haltung der Alliierten der USA angesichts der sowjetischen Invasion in Afghanistan sondiert.
    Ägypten Nach Meinung von Ministerpräsident Khalil wird die Sowjetunion versuchen, die pakistanische Regierung zu stürzen oder eine Rebellion im Iran zu unterstützen, um in das Gebiet des Persischen Golfes vorzustoßen.
    Khalil meinte ferner, die Invasion der UdSSR in Afghanistan könnte zu einer direkten Konfrontation der Großmächte führen.
    In einer halben Minute ist es 1 Uhr, damit ist das Mittagsschanal beendet.
    Sie hören uns wieder mit ausführlichen Berichten und Beiträgen im Abendschanal, 18 Uhr, Österreich Regional und Ö1.
    Reinhold Henke sagt Ihnen auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1980.02.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1980.02.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Fremdenverkehrsergebnisse der Energiewoche
    Einblendung: Salzburgs Fremdenverkehrsreferent Dr. Theodor Janzer, Tiroler Fremdenverkehrsexperte Dr. Ertl
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Janzer, Theodor [Interviewte/r] , Ertl, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1980.02.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz der Fraktion Christilicher Gewerkschafter - Neuer Vorstoss für Lohn- und Einkommenssteuerreform
    Einblendung: Zentralsekretär der GPA Hans Klingler
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Klingler, Hans [Interviewte/r]
    Datum: 1980.02.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Prawda gegen General Kuntner
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung]
    Datum: 1980.02.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Lage in Afghanistan - Sowjetische Truppenmassierung im Osten
    Mitwirkende: Kuhrau, Eberhard [Gestaltung]
    Datum: 1980.02.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz von afghanischen Freiheitskämpfern in Pakistan
    Mitwirkende: Steul, Willi [Gestaltung]
    Datum: 1980.02.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neue Angriffe auf sowjetische Dissidenten, Attacke gegen Lew Kopelew
    Mitwirkende: Hörmann, Otto [Gestaltung]
    Datum: 1980.02.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖVP Parteivorstand zu Parteireform und Schulpolitik
    Einblendung: ÖVP-Obmann Alois Mock
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Mock, Alois [Interviewte/r]
    Datum: 1980.02.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Akademietheater-Premierenvorschau: "Das Mädl aus der Vorstadt" von Nestroy
    Einblendung: Ernst Anders, Heinrich Schweiger, Gerd Leo Kuck, Verena Wengler
    Mitwirkende: Hetzer-Molden, Koschka [Gestaltung] , Anders, Ernst [Interpret/in] , Schweiger, Heinrich [Interviewte/r] , Kuck, Gerd Leo [Interviewte/r] , Wengler, Verena [Interviewte/r]
    Datum: 1980.02.07 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Akademietheater [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Friederike Mayröcker liest heute abend in der Gesellschaft für Literatur im Palais Palffy
    Einblendung: Friederike Mayröcker
    Mitwirkende: Gabriel, Erich [Gestaltung] , Mayröcker, Friederike [Interviewte/r] , Mayröcker, Friederike [Interpret/in]
    Datum: 1980.02.07 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Palais Palffy [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1980.02.07
    Spieldauer 01:00:00
    Mitwirkende Henke, Reinhold [Moderation] [GND]
    Dobrovolny, Herbert [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1980.02.07 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-800207_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Inhalt

    Nachrichten

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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