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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Guten Tag meine Damen und Herren, aus dem Studio des Mittagsschonals meldet sich Herbert Dobrowolny.
Im Mittelpunkt unserer Berichterstattung steht heute der Mordanschlag auf Papst Johannes Paul II.
Wir informieren Sie aus Rom über den Gesundheitszustand des Heiligen Vaters und über den Stand der Ermittlungen der Polizei.
In einem Bericht aus der Türkei werden wir uns mit der Terrorszene des Landes auseinandersetzen.
Der Attentäter, der 23-jährige Mehmet Ali Açka, war ja in der Türkei wegen eines Mordes verurteilt worden und konnte unter noch nicht ganz geklärten Umständen aus dem Gefängnis entkommen.
Natürlich zitieren wir auch Pressestimmen aus dem In- und Ausland zu dem Attentat und wir bringen einen Situationsbericht von den Ereignissen, die sich zur Stunde auf dem Petersplatz in Rom und in der Basilika abspielen.
Vor wenigen Momenten hat im Stephansdom in Wien ein Bittgottesdienst für die Genesung des schwerverletzten Papstes begonnen, der von Kardinal König zelebriert wird.
Wir schalten nun kurz zu Reinhold Henke in die Stephanskirche.
Hier im Stephansdom, meine Damen und Herren, hat in diesen Sekunden eben die Genesungsmesse zur Genesung des angeschossenen Papstes in Rom begonnen.
Es ist soeben hier der Einzug im Gange.
Die Betroffenheit der Menschen konnte man schon hier im Vormittag erkennen.
Wie jeden Vormittag zieht es ja hunderte bis tausende Touristen zum Stephansdom.
Es waren heute mehr als sonst, habe ich mir erzählen lassen.
Am späten Vormittag dann wechselte die Szene ein wenig.
Da gingen die Touristen, sie unterhielten sich ausschließlich.
Man hörte es wirklich über das Attentat auf Papst Johannes Paul II.
in allen Sprachen.
Es waren sehr viele Italiener hier.
Kurz vor 12 Uhr wechselte dann die Szene.
Jetzt kamen die Gläubigen, die an dieser Genesungsmesse beiwohnen wollten.
Durch die aktuellen Ereignisse werden die sonst zu Beginn stehenden Nachrichten etwas nach hinten verschoben und wir informieren Sie nach der Papstberichterstattung über die sonstigen Ereignisse in aller Welt.
Aus Österreich berichten wir dann noch über den Verbraucherpreisindex für den Monat April.
Er ist mit 7,4 Prozent die höchste Preissteigerung im Jahresvergleich seit fünf Jahren.
Die ÖVP hat heute ihre Parteivorstandssitzung abgehalten.
Sie plant, die Witwerpensionsregelung zu erleichtern.
Die Große Oppositionspartei würde einer Fristverlängerung bis Jahresende zustimmen.
Die Kulturredaktion bringt dann noch ein Gespräch mit Friedensreich Hundertwasser, dem heute der Große Österreichische Staatspreis für Bildende Kunst verliehen wird.
Nun aber zur Berichterstattung über das Attentat an Papst Johannes Paul II.
Ich bin nun telefonisch mit Alfons Dallmer in Rom verbunden.
Herr Dallmer, die wichtigste Frage zuerst, wie geht es dem Heiligen Vater?
Unseren jüngsten Meldungen zufolge musste dem Papst durch einen Dickdarmschnitt ein neuer Darmausgang gelegt werden.
Seine Atmung wird mit einer Sauerstoffmaske unterstützt und die gestrige Notoperation dauerte ja fast fünfeinhalb Stunden.
Hallo, Herr Dalmer.
Ja.
Ich hoffe, Sie haben meine Frage gehört.
Herr Dalmer.
Ja.
Meine Frage lautete nach dem Gesundheitszustand des Papstes.
Hallo.
Herr Dalmer, hören Sie mich?
Sehr schwach.
Meine erste Frage an Sie in Rom, wie geht es zur Stunde dem Papst im Krankenhaus?
Soeben ist aus dem Krankenhaus gemeldet worden, dass der nachoperative Verlauf ausgezeichnet sei.
Zu dem ärztlichen Bild dann, das gegen 10 Uhr Vormittag herausgegeben worden ist, sei nichts hinzuzufügen.
In diesem Ärztebericht war hervorstechend, dass alle Indikationen geradezu erstaunlich sind für einen Fall einer derart schwierigen und langwierigen Operation.
Angefangen von der Temperatur, die fast normal ist, bis zum Blutdruck, Herzschlägen und Puls sind das fast normale Werte.
Das halten die Ärzte im Kommentar an die Journalisten als sehr ermutigend.
Besonders weisen sie auf die Temperatur hin, weil nach einer Operation dieser Art
mehrere Tage die Gefahr der Bauchfellentzündung besteht, als eine der häufigsten Komplikationen, die nach operativ eintreten.
Man hofft aber, dass das dem Papst erspart bleibt.
Der psychische Zustand des Papstes wird als ausgezeichnet betrachtet, sowohl vor als nach der Operation.
Vor der Operation war er sogar im Stande, das erfährt man erst heute, kurz den Staatspräsidenten Bertini zu sehen,
und mit ihm ein paar Worte zu wechseln.
Heute werde in wenigen Minuten den Staatssekretär Casaroli empfangen, der gestern unterwegs auf dem Luftwege nach Amerika war, sofort kehrt gemacht hat und vor kurzem in Rom wieder eingetroffen ist.
Nun Herr Dalma, die Situation in der katholischen Kirche sieht ja keine Stellvertretung des Papstes vor als geistiges Oberhaupt der Kirche.
Im Vatikan-Staat selbst gibt es ja verschiedene Kardinäle, die in der Curie zusammengefasst sind für die einzelnen Regierungsämter.
Wie hat sich nun dieses Attentat auf Papst Johannes Paul II.
auf die Regierungstätigkeit, auf die Situation im Vatikan ausgewirkt?
Das hier und da aufgetauchte Stichwort vom Machtvakuum im Apostolischen Palast zu Vatikan gehört zu den üblichen journalistischen Übertreibungen.
In Wirklichkeit sind Verfassung und Praxis des Vatikans wahrscheinlich eine der besten geölten Verwaltungsmaschinerien, die es in der zeitgeschichtlichen Gegenwart gibt.
Die Situation war nur insofern besonders, da der Kardinal Staatssekretär nicht da ist.
Die vatikanische und kirchliche Verfassung sieht nur einen Fall vor, in dem eine wesentliche Änderung an der Spitze der Kirche eintritt.
Das ist der Tod eines Papstes, wo dann der Kardinal Camerlengo, das wäre jetzt der 88-jährige Colten Confalonieri, wie auch beim letzten Tod des Papstes, die Befugnisse der obersten Stelle übernimmt.
Wenn ein Papst krank oder verwundet ist, funktioniert der Kardinalstaatssekretär nach wie vor als das volle Exekutivorgan.
Gestern, solange Casaroli nicht da war, übertrug sich diese Befugnis auf den Substitut des Staatssekretärs, das ist bekanntlich der spanische Erzbischof Eduardo Martínez,
und auf den zweiten Substitut den Erzbischof Achille Silvestrini.
Herr Dalma, Sie haben gesagt Kardinal Kamerlengo.
Können Sie uns das eindeutschen?
Kardinal Kemmerer.
Nun gehen wir auf den Stand der Ermittlungen der Polizei.
Es heißt ja in unseren Meldungen, dass die Polizei den 23-jährigen türkischen Attentäter bis heute 3 Uhr früh vernommen hat.
Was gibt es von der Polizei zu vermelden?
Das Verhör des Attentäters hat heute um 10 Uhr wieder begonnen.
Er heißt eigentlich übrigens richtig mit seinem vollen Namen Mehmet Ali Agakan und nicht Aga oder Aka, wie man gestern fast den ganzen Abend meinte.
Er selbst hat versucht, Verwirrung zu stiften über seine eigene Nationalität.
Obwohl er zugab, dass er aus der Türkei kam, hat er zunächst behauptet, einmal, dass er ein Türke sei, dann allgemein ein Araber und sogar einmal auch, dass er ein Palästinenser sei.
Daraus erklärt sich auch die ziemlich große Konfusion, die gestern zuerst über seine Identität geherrscht hat.
Interessant ist aus dem letzten Stand der Dinge, dass jetzt zugegeben wird, dass die türkische Polizei vor acht Tagen
an alle europäischen Polizeistellen und besonders an Italien ein Aviso gerichtet hatte, dass Ali Aga Khan in Italien sein müsste und dass man versuchen sollte, ihm harthaft zu werden, weil er sicher mit Absichten sich hier im Lande aufhält.
Er ist tatsächlich vor acht Tagen, wenn nicht früher schon ein anderes Mal,
In Mailand aus Spanien ist er gelandet und hat sich dann auf noch unbekannten Wegen nach Rom gegeben, wo er vor drei Tagen Quartier bezogen hatte, in der unmittelbaren Nähe des Vatikans, in eine Pension.
Die Waffe, die er in der Hand hat, ist ein Problem.
In Italien sind die Einreisekontrollen ziemlich stark, vor allem auf dem Luftwege, auf dem er gekommen ist, und es fragt sich, ob er die Waffe bei sich gehabt hat oder ob er sie durch eine Verbindung hier bekommen hat.
Es steht fest, dass er nicht allein war, sondern dass mit ihm ein ähnlich ausschauender junger Mann war, der Spanisch sprach.
Nun ist der Attentäter den italienischen Behörden übergeben worden.
Es gibt einen Auslieferungsantrag der Türkei, der aber von Italien abgelehnt wird.
Wie ist es eigentlich mit der Gerichtsbarkeit?
Hat der Kirchenstaat, hat der Vatikan eine eigene Gerichtsbarkeit und könnte... Der Vatikan hat eine eigene Gerichtsbarkeit, hat aber auch die Möglichkeit aufgrund der Lateranverträge
kriminelle Fälle der italienischen Gerichtsbarkeit zu übergeben, abzutreten, was sicherlich auch der Fall sein wird, weil die vatikanischen Gerichte, vor allem was die Strafexekution betrifft, im Grunde genommen nicht wüssten, was sie mit dem Täter machen sollen.
Und was die Gerichtsbarkeit betrifft, hätte man da Urteile, die man gegen einen Attentäter fällen könnte.
Im Vatikan.
Es besteht eben keine Gesetzgebung über solche Fälle und infolgedessen ist das auch in den Lateranverträgen vor 52 Jahren so festgelegt worden, dass in schweren Kriminalfällen die italienische Gerichtsbarkeit sich des Falles annimmt, natürlich im Einverständnis mit dem Vatikan und wenn der Vatikan keinen Einspruch dagegen erhebt.
Sie sehen auch, dass von der Untersuchung her schon die Sache auf diesem Gleis läuft.
Was das Auslieferungsbegehren der Türkei an Italien betrifft, so ist dieses vor dem Attentat auf den Papst gestellt worden, hätte aber auch nicht zu einer Folge führen können, weil die italienische Gesetzgebung die Todesstrafe nicht kennt und Ali Aga Khan in der Türkei aber zum Tode verurteilt worden ist wegen des Attentats auf den Chefredakteur einer türkischen Zeitung.
Eine Gerichtsbarkeit in Italien sieht welche Höchststrafe für den Attentäter vor?
In diesem Fall, auch beim versuchten Attentat, auf jeden Fall die lebenslängliche Haft, das lebenslängliche Gefängnis.
Diese Bestimmung gilt für den versuchten Attentat auf zwei Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens nach der italienischen Gesetzgebung und nach den Lateranverträgen.
Das heißt gegen den Präsidenten der Republik oder gegen den Papst.
Vielen Dank, Herr Dahlmer, für dieses Gespräch und auf Wiederhören.
Der italienischen Polizei ist es ja schnell gelungen, den Attentäter von Papst Johannes Paul II.
festzunehmen.
Wie die Polizei mitteilte, entdeckte sie am späten Abend in das Hotel, in dem der Attentäter abgestiegen war.
Sie fand in einem Koffer den Pass Akcius oder Aga Kans, wie er jetzt heißt, sowie eine handgeschriebene Notiz, in der die Verantwortung für den Angriff auf den Papst übernommen wird.
Das Hotel liegt etwa eineinhalb Kilometer vom Petersplatz entfernt.
Wer ist nun dieser Attentäter, diese Frage an Wolfgang Pfeiffer in Ankara?
Der Mann, der als Attentäter des Papstes identifiziert sein soll, der Türke Mehmet Ali Akca, ist eine der zwiespältigsten und irrersten Figuren der türkischen Terrorszene.
Er ist zweifellos ein türkischer Rechtsextremist, nach eigenen Angaben, obwohl er dies später widerrufen hat.
Dieser Acca hat vor etwas über zwei Jahren einen der bekanntesten und angesehensten türkischen Journalisten, den Chefredakteur der Zeitung Millet, Ipekci sein Name, ermordet.
Er hielt seine Schnellfeuerwaffe, wie jetzt auf den Papst, auf den türkischen Leitartikelschreiber, als der Bayrot an einer Ampel halten musste.
Er bekannte sich nach langer Fahndung endlich gefangen genommen, das alles war noch vor dem Putsch der Generale,
zu rechtsextremen Gruppen die Unterführung des jetzt vor einem türkischen Militärgericht mit der Todesstrafe bedrohten Führers der Partei der Nationalen Bewegung Türkeş.
Dessen graue Wölfe sind auch in der Bundesrepublik als rechtsextreme Terrororganisation unrühmlich bekannt.
Diesen grauen Wölfen, Jugendkampforganisation der Türkeş-Partei soll der Papstattentäter angehört haben.
Später wieder rief Akca seine Verbindung zu der Rechtsaußenorganisation, zu der er sich zuerst sehr offen, arrogant und überheblich bekannt hatte.
Vor einem türkischen Gericht wurde die Todesstrafe gegen ihn verlangt.
Seine Verteidigung wurde aus anonymen Quellen finanziert.
Sie wird jetzt ebenfalls dem Parteiführer Türkeş zur Last gelegt, dessen Geldzuwendungen durch persönliche Aufzeichnungen festgestellt wurden und vielfach auch über deutsche Konten liefen.
Akça entkam aus dem Gefängnis auf eine jener üblichen Weisen, wie sie beim Mördern vor dem Putsch in der Türkei durchaus üblich waren.
Wöchentlich und vielfach wechselten des Mordes überführte Gefangene damals durch gegrabene Tunnel oder Bestechung der Wachmannschaft in die Freiheit.
In des Papst Attentäters Falle geschah die Flucht anscheinend mithilfe von Offizieren und Unteroffizieren, die mit der rechten Terrorszene sympathisierten.
Dennoch blieb diese Flucht bis heute mysteriös, weil Acar zu den bestgewachten Gefangenen überhaupt gehörte.
Nach seiner Flucht wurde Akca in Abwesenheit in der Türkei zum Tode verurteilt.
Käme er heute zurück, würde er erschossen werden.
Seit seinem Entkommen war Mehmet Ali Akca unauffindbar und dürfte zu jenen zahlreichen türkischen Terroristen gehören, die von rechts und links ihre Zuflucht im Ausland gefunden haben und dort neue Zellen bilden
und Terrorakte vor allem gegen eigene Landsleute begehen oder zu begehen versuchen.
Nicht erwiesen ist zur Stunde, wie verschiedentlich behauptet, ob AKCHA zunächst in der Bundesrepublik untertauchte, obwohl das naheliegend wäre.
Türkische Terroristen nehmen fast immer zunächst ihren Weg in die Bundesrepublik,
weil sie es als relativ leicht erachten, in der Masse der türkischen Gastarbeiterkommunen unterzutauchen und weil bei ihnen der Eindruck entstanden ist, als würden deutsche Sicherheitsorgane gegen vom Militärregime verfolgte Terroristen kaum vorgehen.
Die Militärbefehlshaber in Ankara haben bereits vor längerer Zeit und mehrmals international vor dem Terroristen Akca gewarnt.
nicht recht geklärt ist, wie weit er mit einer Todesdrohung an den Papst schon in der Vergangenheit verbunden ist.
Als Papst Johannes Paul bei einer seiner zahlreichen Auslandsreisen auch in die Türkei fuhr, wurde von einer Todesdrohung gegen ihn berichtet.
Der jetzige Attentäter soll einen Brief an die Zeitung gerichtet haben, deren Chefredakteur er erschossen hatte.
Die Echtheit des Briefes, also von wem er stammte, trotz vorhandener Unterschrift, ist nie endgültig geklärt worden.
Akcak gilt als fanatischer türkischer Nationalist mit krankhaftem Geltungsdrang.
Doch er ist kein Fanatiker des Islams.
Das sind die türkischen Rechtsextremisten in der Regel alle nicht.
Sie sind Faschisten, aber kaum religiös gebunden.
Auch der Papst ist keine Antifigur für sie.
Insofern gäbe es für diesen Mehmet Ali Askca und seine Tat kaum eine rationelle Begründung.
Wolfgang Pfeifer aus Ankara.
Zahlreiche Zeitungen kommentieren in ihren Spätausgaben heute bereits das Attentat gegen Papst Johannes Paul II., wobei alle ohne Ausnahme ihre Bestürzung über dieses Attentat ausdrücken.
Dieser Anschlag trifft ja mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche ein Symbol, das weit über die Grenzen der Politik hinausgeht.
So findet man in großen und auch kleinen Zeitungen in ganz Europa ein sehr pessimistisches Bild des Zustands unserer Gesellschaft,
in der Gewalt, Hass und Intoleranz ersichtlich zunehmen.
Franz Köstler hat zu diesem Thema einige Zitate ausgewählt.
Dieses Attentat ist mehr als ein Anschlag auf das Leben einer hohen Persönlichkeit des öffentlichen Lebens.
In den ersten Kommentaren der Presse wird es durchgehend als Ausdruck eines spürbaren Verfalls der Werte unserer Gesellschaft interpretiert.
Unter dem Titel Urbiet Orbi schreibt die Presse, die Kugeln haben gestern Abend nicht nur den Mann aus Polen getroffen, der sich mit seinem Charisma die Herzen der Welt und nicht nur jene der Katholiken erobert hat.
Dass Karol Wojtyla das Opfer eines Attentats geworden ist, sagt mehr über den Zustand der Erde aus als jede kluge politische Diagnose.
Der Schwarzwälder Bote führt diesen Gedankengang weiter aus.
Der Anschlag ist ein weiterer erschütternder Beweis dafür, wie sehr Gewalttätigkeit, Terror und die Missachtung menschlichen Lebens um sich greifen.
Die Schüsse auf Papst Johannes Paul II.
sind ein neuer trauriger Höhepunkt in einer Welt der Maßlosigkeit und des Hasses.
Es bestürzt vor allem der Widerspruch zwischen dem, was der Papst an Idealen darstellt, und dem Hass, der hinter diesem Attentat steht.
Dazu schreibt die französische Zeitung Le Figaro.
Dieses Attentat zeigt etwas, was alle politischen Betrachtungen nahezu lächerlich macht.
Das ist die Erschütterung von Millionen von Menschen durch den Gedanken, dass der einzige Mensch, der in unserer Zeit ein wenig Ewigkeit, ein wenig Reinheit in unserem Elend, die ganze Hoffnung der Welt bedeutet, von Hass getroffen werden konnte.
Zur Motivation des Attentäters schreibt der Kurier, Der Täter scheint als türkischer Rechtsextremer identifiziert.
Die Tat scheint also aus jenem Untergrund der Anarchie und des Terrorismus zu kommen, der in unserer westlichen Welt unter der Oberfläche des Friedens und des Wohlstandes brodelt.
Noch weiter in diesem Kulturpessimismus geht die französische Laurent.
Die westlichen Demokratien müssen wissen, nichts und niemand ist ab sofort diesen Mördern mehr heilig.
Sie sind nicht nur außerhalb der Gesetze, sie stehen auch außerhalb unserer Welt, über oder unter unserer Geisteswelt.
Deshalb hat die Frage Tat eines Verrückten oder eines Terroristen letztlich wenig Sinn.
Denn der Terrorismus könnte leicht die raffinierteste Form der Geisteskrankheit unseres ausgehenden 20.
Jahrhunderts sein.
Auch die Arbeiterzeitung verzeichnet eine zunehmende Undurchsichtigkeit des Terrors am Beispiel der Mordanschläge der letzten Tage.
Vermochte man selbst hinter dem scheußlichen Verbrechen der deutschen Terroristen noch ein System, noch eine – und sei es noch so abstruse – Idee zu erkennen, so ist das bei den Terrortaten der letzten Tage kaum mehr möglich.
Und das macht sie so beklemmend, auch wenn die Mordanschläge auf Nittel und Kari sicherlich nicht mit dem Attentat auf den Papst zusammenhängen.
Dieser Wahnsinnsterrorismus birgt für die Demokratien eine große Gefahr.
Der italienische Corriere della Sera betont, dass der Papst gerade durch seine moderne Art besonders gefährdet war.
Gerade weil der Papst ein Symbol ist, musste mit so etwas gerechnet werden.
Seine Art, im Mittelpunkt unserer Zeit zu stehen, war einfach ein allzu willkommener Vorwand, um genau gegenteiligen Bestrebungen zur Publizität zu verhelfen.
Diese Bemühungen des Papstes nach ständigem Kontakt mit der Welt wird auch von der Washington Post hervorgehoben.
Mehr als irgendjemand anderer in der Neuzeit empfand er eine moralische Verpflichtung dazu, endlos zu reisen, sich selbst überall zu zeigen, sich unter die Menge zu mischen, mit allen Arten von Menschen überall zu sprechen und ihnen zuzuhören.
Er hat diesen ständigen Kontakt gebraucht, um seine Sorge für sie mit einer Wärme und Klarheit zu demonstrieren, was ihn zu einer ungewöhnlichen Kraft in Weltangelegenheiten machte.
Und trotzdem stellt er keine politische Macht im eigentlichen Sinne dar, sondern eher ein Symbol, das über diese Kategorie hinausgeht, wie Ernst Trost in der Kronenzeitung schreibt.
Papst Johannes Paul II.
hat keine politische Macht hinter sich.
Als eine alternative Kraft will er weit über Katholiken und Christen hinaus seine Botschaft der Liebe und des Friedens verkünden.
Darum sein rastloses Wandern durch die Welt.
Als sichtbares Symbol des Glaubens und der Kirche möchte er in seinem Pontifikat mit der ganzen Menschheit in direkten Kontakt treten, für alle da und greifbar sein.
Dadurch wird er auch so leicht verletzbarer.
Gerade weil mit dem Papst die Zeichen des Friedens und der Versöhnung getroffen wurden und das Attentat auf keine rationelle Motivation gebracht werden kann, bleibt diese Tat als ständige Mahnung bestehen, meinen die Nürnberger Nachrichten.
Angenommen, der Pistolenschütze von Petersplatz werde sich nach der Aufhellung der Tat ebenfalls in die Kategorie jener einordnen lassen, von denen man sagt, sie hätten die Tat eines Geistes Gestörten begangen, so wäre dies noch lange kein Anlass, einfach wieder zur Tagesordnung überzugehen.
Soweit ein Überblick über die Kommentare in- und ausländischer Tageszeitungen zum Anschlag auf Papst Johannes Paul II.
Der Anschlag ereignete sich ja gestern um 17.21 Uhr, als der Papst im Begriff war, eine seiner üblichen Generalaudienzen auf dem Petersplatz in Rom abzuhalten.
Etwa 50.000 bis 60.000 Gläubige aus aller Welt fanden sich auf dem herrlichen Platz in Rom ein, um dem Papst zuzujubeln, ihm die Hände zu reichen oder einfach von ihm nur gesegnet zu werden.
Nach dem Attentat, als der offene Jeep mit dem Heiligen Vater in rasender Fahrt ins Krankenhaus fuhr, blieben die zahlreichen Gläubigen noch auf dem Petersplatz stehen und auch in der Nacht beteten tausende Menschen aus aller Welt in der Basilika am Petersplatz.
Die Frage nun an Rolf Gallus in Rom, wie ist die Situation derzeit zur Stunde in Rom?
Seit heute Morgen ist der Petersplatz der Mittelpunkt spontaner Dankzeremonien dafür, dass Johannes Paul II.
dem Tode entrissen werden konnte, wie auch eines unaufhörlichen, ununterbrochenen Zustroms von Gläubigen, von Pilgern, von Touristen,
und auch von Neugierigen.
An der Stelle, wo Papst Wojtyla von dem 23-jährigen Türken Mehmet Ali Akar so schwer angeschossen wurde, fast am rechten Kolonadenende vor dem Haupteingang in den Vatikan, am Bronzeportal, dort also werden von Nonnen wie von Gläubigen und Zilgern Blumen hingelegt.
Die vatikanische Tageszeitung Observatore Romano, die üblicherweise am Nachmittag erscheint,
wurde in der Nacht als Sonderausgabe mit einer sehr umfassenden Berichterstattung über den ruchlosen Anschlag auf den Papst gedruckt und ist bereits seit 8 Uhr erhältlich.
Mittlerweile sind die ersten Ausgaben bereits vergriffen.
Wahrscheinlich wird diese Sondernummer des Osservatore Romano nachgedruckt.
Pausenlos berichten Radio und Fernsehen in laufenden Direktsendungen über die Folgeerscheinungen und die Eindrücke nach dem gestrigen Attentat auf den Papst
Kameras und Mikrofone stehen natürlich auch auf dem Petersplatz.
In Berichten wird das ganze Geschehen immer wieder rekonstruiert.
Angefangen bei der fatalen Stunde 17.19 Uhr am gestrigen Nachmittag.
Vielen Dank Rolf Gallus in Rom.
Wie wir schon zu Beginn unseres Mittagsjournals informiert haben, befindet seit 12 Uhr in der Stephanskirche in Wien ein Bittgottesdienst für die Genesung des schwerverletzten Papstes statt.
Der Bittgottesdienst wird von Kardinal Erzbischof König zelebriert.
Wir schalten nun nochmals zu Reinhold Henke in den Stephansdom.
Der Stephansdom in Wien, meine Damen und Herren, ist bis auf den letzten Platz gefüllt.
Das ist an sich nicht verwunderlich, aber wenn man bedenkt, dass diese Messe, diese Genesungsmesse für den Heiligen Vater ja erst vor wenigen Stunden bekannt gegeben wurde, so ist das doch bewundernswert und verwunderlich.
Die Bevölkerung nimmt einen ungemein tiefen Anteil an den Geschehnissen.
Man merkt förmlich das Kopfschütteln, mit dem die Menschen in diesem Stephansdom gekommen sind.
Fragen, die sie auf den Lippen tragen immer wieder, wie konnte das geschehen und warum ist es gerade dem Heiligen Vater passiert.
Sehr viele Touristen am Vormittag, jetzt Gläubige im Stephansdom.
Auch von der politischen Prominenz ist vieles anwesend.
An der Spitze Bundespräsident Rudolf Kirchschläger mit seiner Gattin, einige Vertreter der Bundesregierung und auch von Seiten der Opposition sind Spitzenvertreter gekommen.
An der Spitze der Wiener Partei hat man Pussek.
Zum Einzug wurde das Lied Nummer 291 gesungen.
Wer unter dem Schutz des Höchsten steht, im Schatten des Allmächtigen geht, wer auf die Hand des Vaters schaut, sich seiner Obhut anvertraut, der spricht zum Herrn voll Zuversicht.
Du meine Hoffnung und mein Licht, mein Hort, mein lieber Herr und Gott, dem ich will trauen in der Not.
Dann kam die Kyrieli Litanei und die Lesung aus dem zweiten Brief des Timotheus.
Das Evangelium des Lukas von Erzbischof, dem Wiener Erzbischof Kardinal Franz König in Konzelebration mit dem Erzbischof Jachim und den Weihbischöfen Kretzl und Moser.
Auch der ungarische Primas und Vorsitzende der ungarischen Bischofskonferenz Kardinal Lekaj ist hier nach Wien gekommen.
Ebenso der französische, der römische Bischof Falani und ein koptischer Priester an der Orgel, Professor Maximilian Frischmann.
Kardinal Franz König nach dem Evangelium in seiner Ansprache über das gestrige Attentat an den Heiligen Vater.
Dieser Dom hat schon viele Stunden der Trauer, der Angst, aber auch der Bitten und des Gebetes erlebt.
Es ist daher natürlich und verständlich, wenn gestern abends
als die furchtbare Nachricht vom Attentat auf den Heiligen Vater sich wie ein Lauffeuer verbreitete, die Menschen dieser Stadt hier zusammenströmten, um im Dom zu beten.
Es entspricht daher der Verbundenheit dieses Gotteshauses mit dem Leben, den Hoffnungen und Ängsten der Wiener, das wir heute
im Dom zusammengekommen sind, um miteinander zu beten, das Opfer Christi zu feiern und den Herrn zu bitten, das Leben seines Dieners, unseres heiligen Vaters und Bruders zu retten und zu bewahren.
Wie immer bei solch entsetzlichen
und nicht zu fassenden Ereignissen, erhebt sich die Frage, wie konnte so etwas geschehen?
Ich war am gestrigen Tag noch in Rom, auf dem Wege von einigen Gesprächen zurück in meine Heimstätte der Anima, der österreichischen Priester, sah ich plötzlich
wie die Stadt von einer großen Unruhe erfasst wurde.
Straßenpassanten standen in Gruppen beisammen.
Polizeifahrzeuge fuhren mit schrillen Pfeiftönen durch die Stadt im rasenden Tempo.
Überall Aufregung und gelegentlich fiel das Wort Hilfhaber.
Die Römer, denen der Umgang
mit dem Heiligen Vater fast zur Alltäglichkeit geworden ist, die in ihrer Stadt mit dem Terror leben müssen, waren, das konnte man gestern erfahren und erleben, zutiefst getroffen.
Zutiefst getroffen war ganz Italien, ja die ganze Welt, die katholische wie die nicht-katholische.
zutiefst getroffen, auch Österreich und Wien.
Ich habe das aus den vielen Zeichen der Anteilnahme, aus den Anrufen in Rom gespürt, die mich dort erreichten, bevor ich in der Nacht nach Wien zurückkehrte.
Und immer wieder die Frage, wie konnte so etwas geschehen?
Konnte der Papst nicht besser beschützt werden?
gerade in einer Stadt, in einem Land, in dem sich fast täglich Terroranschläge erreichen.
Ein äußerer Schutz ist nur bedingt wirksam.
Gerade der Papst hatte hier besondere Schutzmaßnahmen immer abgelehnt.
Seine Person war ihm nicht wichtig.
Solche Maßnahmen wären auch schwer vorstellbar gewesen.
Kann sich etwa jemand vorstellen, dass gerade dieser Papst im kugelsicheren Panzerwagen durch die Menschenmenge am Petersplatz fährt?
Dass er bei den Audienzen wie in einem Käfig vom Panzerglas sitzt?
Dieser Papst gehört der Welt, gehört den Menschen.
Er hat ihnen immer
sein Herz dargeboten, ohne Schranken und ohne Vorbehalt.
Er wusste, sein Leben liege in Gottes Hand.
Angst hat er nie gekannt.
Und doch, wie konnte es geschehen, dass ein Mensch die Waffe gerade gegen den heiligen Vater erhob, diesen Mann, der immer
zu Frieden, zu Verständigung, zur Barmherzigkeit aufgerufen hat.
So entsetzlich, so furchtbar es uns vorkommen mag.
Aber warum sollte gerade der Papst verschont bleiben?
Der Terror ist ja weltweit geworden.
Er verschont nichts und niemanden.
Kein Land, keiner Mensch.
Haben wir nicht auch in unserem Vaterland geglaubt, uns könne nichts treffen?
Und doch ist auch bei uns ein Mann, ein Politiker auf offener Straße erschossen worden.
Wir wissen nicht warum, wir wissen nicht wieso.
Der Terror ist weltweit geworden.
Weltweit ist das entsetzend, weltweit auf die Lehm.
Der Terror, der immer wieder aufflammt, der immer wieder zuschlägt, findet uns wehrlos.
Das Entsetzen ist ja zur Gewöhnung geworden.
Die Furcht wandelt sich in Gleichgültigkeit.
Zwischen diesen beiden
Schrecklichen Alternativen liegt das Schicksal der Menschen.
In dieser Spannung zwischen Hass und Gleichgültigkeit leben wir.
Der Hass macht stumm, die Gleichgültigkeit macht stumm.
Die Menschen schweigen, es reden die Waffen.
Nach diesen ergreifenden Worten des Wiener Erzbischofs Franz Kardinal König merkt man die Betroffenheit in den Gesichtern der Anwesenden besonders stark.
Wir haben vor Beginn der Genesungsmesse einige Passanten, die in die Kirche gehen wollten, um eine Kerze für die Genesung des Heiligen Vaters anzuzünden, gefragt.
wie Sie darüber denken, wie Sie spüren, dass gerade der Heilige Vater einem Attentat noch nicht zum Opfer gefallen ist, aber angeschossen wurde, wie gerade am Ende einer Kette von Attentaten in den vergangenen Monaten auf den Gesichtern der Menschen so besonders spürbar ist, diese Ratlosigkeit, warum gerade in diesen Zeiten das so stark passiert.
Wir haben einige dieser Passanten gefragt.
Was bedeutet für Sie persönlich das Attentat auf Papst Johannes Paul?
Etwas Furchtbares.
Der Heilige Vater war doch für den Frieden, nur für den Frieden.
Und Menschen, die das zu Wege bringen, Frieden zu zerstören, das ist das Furchtbarste.
Inwieweit sind Sie persönlich berührt?
Ja, sehr.
Sehr.
Ich bin zwar nicht religiös, ich bin zwar nicht gläubig, aber der Mensch hat ja niemandem was getan.
Also, ich glaube, das muss auf der ganzen Welt eine fürchterliche Erschütterung sein.
Ich kann... Erschüttert bin ich.
Zutiefst.
Dafür gehe ich jetzt in die Messe.
Als Nicht-Katholik.
Sie haben sicher von dem Attentat auf Papst Johannes Paul gehört.
Inwieweit macht Sie das persönlich betroffen?
Ja, es ist schrecklich, wenn man denkt, dass die Menschen, die dort sind, den Papst zujubeln und dann stürzt einer aus der Menge hin und knallt ihn ab.
Also es ist schon irgendwie beunruhigend.
Es ist jetzt überhaupt eine große Weile von Attentat, wenn man so umschaut in der Welt.
Jetzt bei uns in Österreich und in Amerika und jetzt auch in Rom, ich sehe gar nicht keinen Sinn drinnen.
Warum eigentlich?
Ich meine, der Papst ist ja doch jetzt ziemlich beliebt bei den Menschen und es geht ihm schon sehr nahe.
Was meinen Sie dazu?
Als Franzosen sind wir hier in der Kirche für ein Gebet für den Papst und für die Erholung des Papstes gemacht.
Ihr neuer Staatspräsident hat gesagt, dass der Anschlag auf den Papst praktisch ein Anschlag auf die gesamte Menschheit ist.
Teilen Sie auch diese Meinung?
Das ist auch die Meinung im Frankreicher, für uns alle.
Ich war erschüttert und auch erschreckt, wenn so etwas vorkommt.
Weil das war ja wirklich die höchste Person, die man sich denken kann, wo man gedacht hat, dass doch da jeder Mensch also vor der Person Respekt hat und sowas nicht macht.
soweit die Stellungnahmen von einigen Passanten.
Hier im Stephansdom ist die Messe noch im Gange und wir schalten vorerst zurück zum Funkhaus.
Reporter waren Reinhold Henke und Udo Bachmeier.
Mittlerweile ist es 12 Uhr und 37 Minuten geworden.
Damit sind wir am Ende unserer ausführlichen Berichterstattung rund um die Ereignisse und das Attentat an Papst Johannes Paul II.
In der uns noch verbleibenden Zeit berichten wir über die ÖVP-Parteivorstandssitzung in Wien, über den neuen Verbraucherpreisindex für April, der mit 7,4 Prozent der höchste seit fünf Jahren ist, und bringen ein Gespräch mit Friedensreich Hundertwasser, der heute den großen österreichischen Staatspreis für bildende Kunst verliehen bekommt.
Nun aber ins Nachrichtenstudio, wo wir die Reaktionen auf das Attentat aus aller Welt zusammenfassen und Sie über die übrigen Ereignisse in aller Welt informieren.
Mit Abscheu und scharfer Verurteilung reagieren prominente Politiker in aller Welt auf das Attentat auf den Papst.
Präsident Reagan würdigte den Papst als Mann des Friedens.
Der Senat in Washington unterbrach eine Rüstungsdebatte für ein kurzes Gebet.
Die gesamte sowjetische Presse bringt heute eine lapidare Meldung der Nachrichtenagentur TASS über das Attentat.
In Polen unterbrach der Rundfunk unmittelbar nach Bekanntwerden des Anschlages sein Programm.
Für heute wurden im Heimatland des Papstes alle Unterhaltungs- und Kinoveranstaltungen abgesagt.
Gewerkschaftsführer Valesa, ihn erreichte die Nachricht in Japan, brach in Tränen aus.
Der türkische UNO-Botschafter hat schwere Vorwürfe gegen bestimmte politische Kreise in Westeuropa erhoben.
Der Diplomat sagte, die Warnungen der Regierung in Ankara vor türkischen Terroristen seien nicht ernst genommen worden.
Die türkischen Behörden haben die Auslieferung des Attentäters beantragt.
Ihrem Begehren dürfte allerdings aus juristischen Gründen nicht nachgekommen werden.
Bundespräsident Kirchschläger und andere österreichische Spitzenpolitiker haben dem Papst Genesungswünsche übermittelt.
Bundeskanzler Kreisky bezeichnete in Sofia das Attentat als unfassbar und ungeheuer aufwühlend.
Kardinal König zelebriert zur Stunde im Stephansdom eine Messe zur Genesung des Papstes.
Österreich.
Der Index der Verbraucherpreise stieg im April gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 7,4 Prozent.
Es ist dies die höchste Steigerung seit fünf Jahren.
In der heutigen Sitzung des Wiener Gemeinderates wurde der bisherige Obmann des SPÖ-Gemeinderatsklubs Hofmann zum amtsführenden Stadtrat für Straße, Verkehr und Energie gewählt.
Hofmann tritt die Nachfolge des am 1.
Mai ermordeten Stadtrates Nittel an.
Bereits von 1969 bis 1976 gehörte er der Wiener Stadtregierung an.
Er trat seinerzeit im Zusammenhang mit dem Einsturz der Wiener Reichsbrücke zurück.
Morgen jährt sich zum 90.
Mal der Geburtstag von Johann Koblenig, der von 1924 bis 1965 als KPÖ-Vorsitzender in entscheidender Weise den Charakter dieser Partei prägte.
Heute würdigte der Sekretär des Zentralkomitees der KPÖ scharf anlässlich einer Plenartagung des ZK Leben und Wirken Johann Koblenigs.
Der Direktor der Fluggesellschaft Montana Austria, Stöckel, berichtete heute zu der gestern publik gewordenen Schmuggelaffäre in den Vereinigten Staaten.
Zwei Anwälte bemühen sich derzeit um die Freilassung der vier Mann starken Besatzung der Boeing 707.
Der österreichische Rechtsvertreter der Montana sei mit jenen Dokumenten unterwegs zu den US-Behörden, die Besatzung und Gesellschaft entlasten sollen, sagte Stöckel.
Den Schaden, der durch die Beschlagnahme der Boeing 707 durch die Behörden in Houston entsteht, bezifferte er mit etwa 100.000 Schilling täglich.
Bundeskanzler Kreisky setzt heute seinen mehrtägigen offiziellen Besuch in Bulgarien sowie die Gespräche mit Spitzenpolitikern fort.
Auch kommt Kreisky per Hubschrauber in Jenesdorf, etwa 70 Kilometer von Sofia entfernt, in dem Staats- und Parteichef Schiffkopf geboren wurde.
Polen.
Der Gesundheitszustand des Primas von Polen, Kardinal Wyszynski, ist offenbar sehr ernst.
Entsprechend äußerten sich die behandelnden Ärzte, die heute auch ein Bulletin veröffentlichen wollen.
Die katholische Kirche hat die fast 30 Millionen polnischen Katholiken dazu aufgefordert, für die Gesundheit des Kardinals zu beten.
Frankreich.
Die Goalisten und Giscardisten haben sich, im Hinblick auf die voraussichtlich noch im Juni stattfindenden Parlamentsneuwahlen, nun doch auf eine gemeinsame Strategie geeinigt.
Ein entsprechendes Abkommen soll in den nächsten Tagen unterzeichnet werden.
Nach dem Wahlsieg des Sozialisten Mitterrand bei den Präsidentenwahlen deuteten sich ursprünglich schwere Risse innerhalb des konservativen Blocks an.
Bundesrepublik Deutschland.
Der Dollarkurs ist heute an der Börse in Frankfurt auf seinen höchsten Stand seit September 1977 gestiegen.
Die amerikanische Währung profitiert weiterhin von der Flucht aus dem französischen Front.
Nahe Osten.
Ein wahrscheinlich unbemanntes israelisches Aufklärungsflugzeug ist heute über dem Zentral-Libanon abgeschossen worden.
Dies bestätigt ein Militärsprecher in Tel Aviv.
Ob sich dadurch die ohnehin gespannte Lage im Zusammenhang mit der Libanon-Krise weiter verschärfen wird, lässt sich derzeit nicht absehen.
Nordirland.
Der nach seinem Hungerstreik im Gefängnis verstorbene IRA-Häftling Francis Hughes wird heute in seinem Heimatort in der Nähe von Londonderry bestattet.
Ähnlich wie der verstorbene IRA-Angehörige Bobby Sands, wollte auch Hughes seine Anerkennung als politischer Häftling erzwingen.
Die britische Premierministerin Thatcher hat sich neuerlich geweigert, auf diese Forderungen der IRA-Häftlinge einzugehen.
Die Wetterlage.
Im Alpenraum herrschen weiterhin nur geringe Luftdruckgegensätze.
Das Wetter wird so von den hier lagernden feuchten Luftmassen und örtlichen Luftmassen geprägt.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
Veränderliche Bewölkung, regional vor allem im Osten zeitweise auch aufgeheitert.
Im Alpenbereich stellenweise Regen.
Am Nachmittag Ausbildung von örtlichen Regenschauern, vereinzelt auch Gewitter.
Schwache Winde aus uneinheitlichen Richtungen.
Nachmittagstemperaturen je nach Bewölkung 14 bis 21 Grad.
Frühwerte morgen 5 bis 12 Grad.
Die Wetteraussichten für morgen Freitag.
Bei wechselnder Bewölkung am Vormittag vielfach auch sonnig.
Abmittag zum Teil stärker quellende Bewölkung und lokale Schauer- und Gewitterbildung.
Schwachwindig.
Tageshöchsttemperaturen 16 bis 23 Grad.
Die Messwerte abgeriesen um 12 Uhr.
Wien stark bewölkt, 19 Grad Nordostwind, 10 Kilometer in der Stunde.
Eisenstadt stark bewölkt, 19 Grad Nordwind, 5 Kilometer.
Die Messwerte aus Linz sind nicht eingelangt.
Salzburg bedeckt 14 Grad Windstill.
Innsbruck stark bewölkt, 14 Grad Ostwind, 10 Kilometer.
Bregenz wolkig, 15 Grad Südostwind, 5 Kilometer in der Stunde.
Graz stark bewölkt, 18 Grad Windstill.
Und Klagenfurt stark bewölkt, 15 Grad Windstill.
12 Uhr und 44 Minuten, Sie hören das Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
Im Sozialausschuss des Parlaments soll morgen nach den Vorstellungen von Sozialminister Alfred Dallinger mit der 36.
Novelle zum ASVG die Witwerpension verabschiedet werden.
Das Gesetz über die Witwerpension, mit der Männer den Frauen in der Hinterbliebenenversorgung gleichgestellt werden sollen, geht auf ein Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes zurück.
Die obersten Richter gaben dem Gesetzesgeber ein Jahr Zeit zur Beratung der Materie und verlangten einen Inkrafttretungstermin für das Gesetz mit 1.
Juli 1981.
Die Witwerpensionsregelung Dallingers ist auch innerhalb der Sozialexperten der Regierungspartei umstritten.
Die österreichische Volkspartei machte heute zu diesem Problemkreis einen Vorschlag.
Hören Sie näheres von Johannes Fischer.
Sozialpolitischer Rückschritt, sozialpolitische Sackgasse, das ist die von Sozialminister Alfred Tallinger vorgeschlagene Lösung der Witwerpension für die ÖVP.
Dallinger, der durchaus nicht aus eigenem Antrieb, sondern beauftragt von einem diesbezüglichen Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes, diese von vielen Sozialexperten auch in der Regierungspartei ungeliebte Neuregelung der Hinterbliebenenversorgung morgen im Sozialausschuss offensichtlich mit den Stimmen der SPÖ alleine verabschieden und damit vom Tisch haben möchte,
Wurde jetzt allerdings heute mit der Chance konfrontiert, das Thema weitergehend und vielleicht noch eingehend und damit längerfristig beraten und planen zu können.
War ursprünglich vom Verfassungsgerichtshof ein Termin für die Witwer-Pension mit 1.
Juli 1981 gesetzt, ist die ÖVP bereit, gemeinsam mit der SPÖ und mittels Verfassungsbestimmung eine Verschiebung dieses Termins bis Jahresende zu beschließen, wie ÖVP-Generalsekretär Sixtus Lanner heute erläuterte.
Von unserer Seite ist keine Zustimmung zu diesem schlechten Vorschlag von Minister Dallinger zu erwarten.
Wir sind aber bereit, und das scheint mir doch ein ganz wesentlicher Punkt der heutigen Beratungen im Parteivorstand zu sein, wir sind aber bereit, im Interesse einer vernünftigen Lösung, einer Fristerstreckung bis Jahresende zuzustimmen.
Das ist ein Angebot der Vernunft im Sinne einer guten Lösung.
Und ich möchte hier noch einmal unterstreichen, die Respektierung des Urteils des Verfassungsgerichtshofes ist für uns hier selbstverständlicher Auftrag.
Daher wäre eine solche Fristerstreckung auch nur im Zusammenhang mit einer rückwirkenden Regelung beginnend mit 1.
Juli dieses Jahres zu verstehen.
ÖVP-Familiensprecherin Marga Hubenegger gänzte, die ÖVP werde morgen außerdem einen Antrag einbringen, mit dem als gewissermaßen erstem Schritt sozialbedürftigen Witweren jedenfalls ein Einkommen in der Höhe von 60 Prozent des früheren gemeinsamen Einkommens garantiert werden solle.
Sozialminister Dallinger war übrigens heute zu einer ersten Reaktion auf diesen ÖVP-Vorschlag wegen eines Amerika-Aufenthaltes noch nicht erreichbar.
Mehr wird man morgen beim Sozialausschuss sehen.
Soviel von Johannes Fischer.
Nun zum Verbraucherpreisindex, der ja monatlich vom Statistischen Zentralamt errechnet wird.
Wie Sie schon gehört haben, beträgt die Maßzahl, die die Teuerung im Jahresabstand angibt, diesmal 7,4 Prozent.
Das ist der mit Abstand höchste Index seit August 1976.
Damals betrug er ebenfalls 7,4 Prozent.
Michael Kerbler analysiert.
Anhand der Preissteigerungsrate von 7,4 Prozent von April 1980 auf April dieses Jahres lässt sich einmal mehr nachweisen, wie problematisch die Feststellungsart des Indexwertes ist.
Dazu eine prinzipielle Anmerkung.
Durch einen Warenkorb, der die durchschnittlichen Verbrauchsgewohnheiten der Bevölkerung widerspiegelt, kann die Preissteigerungsrate errechnet werden.
Wie hoch der Index klettert, kann aber dennoch beeinflusst werden.
Nämlich schon allein durch den Zeitpunkt der Preiserhöhung der im Warenkorb befindlichen Produkte.
Die Preise werden nämlich zwischen dem 1. und 2.
Mittwoch jedes Monats eruiert.
Produkte, die nach diesem 2.
Mittwoch erhöht werden, werden nicht mehr zeitgerecht indexwirksam.
Dies war im Vormonat März der Fall.
Nach diesem zweiten Mittwoch, es war der 11.
März, wurden so bedeutsame Waren wie Zigaretten und Zucker teurer.
Was im Märzindex also nicht mehr aufschien, wird nun im Aprilindex noch deutlicher sichtbar.
7,4% Preissteigerungsrate, der höchste Indexwert wie gesagt seit fünf Jahren.
Ähnlich hohe Indexwerte registrierten die Statistiker im März dieses Jahres, nämlich 7,2% und im August des Vorjahres mit 7,3%.
Mit einem derart hohen Index im April haben die Wirtschaftsforscher nicht gerechnet.
Kurz nach der Veröffentlichung der Märzpreissteigerungsrate gaben sich die Fachleute optimistisch, dass der Höhepunkt der Preissteigerungen in diesem Jahr überwunden sei.
Das Aufstauen der Zigarettenpreis- und Zuckerpreiserhöhung macht dem Prognostiker nun einen Strich durch die Rechnung.
Allein im Monatsabstand verteuerten sich zum Beispiel Zigaretten- und Rauchwaren um 4,9%.
Eine Zahlenspielerei, rechnet man eine derartige Steigerungsrate für zwölf Monate hoch, würde das einer Zigarettenpreis- und Tabakwarenpreiserhöhung von 58,8% entsprechen.
Aber schon die Verteuerung der Rauchwaren von April 1980 auf April dieses Jahres ist nicht unbeträchtlich.
Sie liegt, gemessen an den wichtigsten Verbrauchsgruppen, mit 7,5 Prozent an dritter Stelle.
Größter Brocken im Indexpaket bleibt nach wie vor die Position, die die Preissteigerung bei Brennmaterialien bei Beheizung und Beleuchtung generell wiedergibt.
Innerhalb eines Jahres müssen die Österreicher um ein Fünftel mehr für ihr Heizmaterial oder die elektrische Energie bezahlen.
Um beachtliche 10,2% sind die Ausgaben für Verkehrsmittel, sprich Autobus, Straßenbahn oder Eisenbahnfahrschein gestiegen.
Auch der höhere Benzinpreis schlägt sich in dieser Position nieder.
Entgegen früheren Monaten zählen diesmal aber auch, und das an erster Position, die Fleischpreise zu den Preistreibern des Index.
Innerhalb von vier Wochen stiegen im bundesweiten Durchschnitt die Preise für Schweinefleisch um 1,1 Prozent, für Wurstwaren um beachtliche 1,9 Prozent, ja für Rindfleisch gar um 2 Prozent.
Auch hier sei ein Rechenbeispiel zur Veranschaulichung gemacht.
Bei einer konstanten Preissteigerungsrate von 2% für Rindfleisch würde sich dieses wichtige Nahrungsmittel innerhalb eines Jahres um 24% verteuern.
Die einzigen Preisdämpfer für den Index im Monatsabstand waren Gemüse mit einem Minus von 17,6%, Schnittblumen mit einem Minus von 8,2% und der Eintritt zu Veranstaltungen mit einem Minus von 2,8%.
In jedem Fall darf man gespannt sein, wie sich die Preissteigerungsrate im Monat Mai entwickeln wird.
Nachsatz zum Vergleich.
In der Bundesrepublik Deutschland und in der benachbarten Schweiz kletterten die Verbraucherpreise im Monat April um 5,6 Prozent.
Michael Kerbler analysierte den jüngsten Verbraucherpreisindex mit 7,4 Prozent.
Kulturberichte im Mittagschanal.
In Anwesenheit von Prominenz aus Kunst, Ökologie und Zukunftsforschung wurde heute Vormittag dem Künstler Friedensreich Hundertwasser der große österreichische Staatspreis für bildende Kunstverdiener Heidi Grundmann berichtet.
Auf dem SIMS über der Zentralheizung im Beethoven-Saal des Palipalfi in Wien war ein kleines Öllicht vorbereitet, genähert, wie man deutlich der daneben stehenden Flasche entnehmen konnte, mit reinem Pflanzenöl.
Kurz vor Beginn der Zeremonie wird ein Marzipan-Modell des Hauses hereingetragen, das Hundertwasser in Wien bauen lassen will.
Und dann wird es ernst.
Minister Sinowatz betritt das Rednerpult.
Hundertwasser hat mir mitgeteilt,
dass Preise bei ihm nicht Freude und Befriedigung auslösen.
Sie sind eher ein Hemmschuh bei der schöpferischen Tätigkeit.
Er, Hundertwasser, so sagt er, möchte daher den Preis als Werkzeug verwenden, um seinen Anliegen mehr Gehör in der Öffentlichkeit zu verschaffen.
Wenn sich auch Hundertwasser nicht freuen will heute, so kann er mir doch nicht verwehren, dass ich mich freue, dass er den großen österreichischen Staatspreis erhalten hat und dass ich ihn übergeben darf.
Nach Überreichung der Urkunde entzündet Hundertwasser, übrigens fast als einziger ohne Krawatte, die Öllampe und trägt sie und eine kleine Figur des indischen Gottes, der alle Unternehmungen gut ausgehen lässt, zum Rednerpult zur Freude der Fotografen.
und liest dann von einer Papierrolle seine Rede ab, die aus drei Teilen besteht.
Aktuelle Anspielungen gibt es in allen Teilen.
Ausschnitt aus der 100-Wasser-Rede Teil 1.
Die Welt hat sich nicht gebessert.
Die Gefahren haben sich zur Potenz erhoben.
Es gibt noch immer keine Grasdächer, keine Baummieter, keine Pflanzenkläranlagen, keine Humus-Toiletten, keine Baumpflicht und kein Fensterrecht.
Man hat keinen Mut, als falsch erkannte Bauwerke ganz einfach nichts zu vollenden und gibt dadurch dem Unheil neue Nahrung.
Teil 2 der 100-Wasser-Staatspreis-Rede war dem Thema Energie gewidmet.
Zum Beispiel lese ich heute in der Zeitung, dass einige hohe Herren wieder die Kernkraft verziehen wollen.
Angeblich, weil es uns an Energie fehlt.
Mit Sätzen wie, wir lassen uns, mit Schlagworten, zurück zur Natur nicht aufhalten und Energie hat Vorrang.
Dazu möchte ich Folgendes sagen.
Es gibt keine Energiekrise.
Es gibt nur eine maßlose Energieverschwendung.
Und später meint Hundertwasser?
Das Atomkraftwerk ist ein Dolchstoß in das Herz Österreichs.
Denn Zwentendorf im Tullner Feld liegt genau dort, wo Österreichs Wiege stand.
Genau dort, wo vor tausend Jahren die winzige Ostmark, das kleine Land der Osteriki, in der Landschaft der Nibelungen geboren wurde.
Es ist dringend, dass die geistige Elite Österreichs ihre Stimme hebt und Stellung bezieht für ein kernkraftfreies Österreich.
Ich bin dabei, ein Weißbuch zu veröffentlichen mit dem Titel Kultur gegen Kernkraft, in dem bedeutende Menschen aus Österreich und aller Welt Stellung nehmen.
Dass zu diesem bedeutenden Österreichern bestimmte Künstler, Professoren, Museumsdirektoren, Galerieleiter und Kritiker seiner Ansicht nach nicht gehören, machte der frischgebackene Staatspreisträger für Bildende Kunst im dritten Teil seiner Rede klar, zu deren Beginn er festgestellt hatte, ohne Kunst, ohne das Schöpferische geht nichts.
Hundertwasser?
Doch was macht der Avantgardistische Trottel mit der Kunst?
Er hilft den Zerstörern unserer Existenz nach Kräften.
Helfershelfer einer blinden Mafia aus Museumsdirektoren, Journalisten, Kritikern und negativen Philosophen.
Die zeitgenössische Kunst ist entartet.
Der Beifall war dem Künstler Hundertwasser sicher, auch als er feststellte... Diese Kunstmacher und Kunstbetreiber, die jetzt den Rang von Museumsdirektoren, Kunsttheoretikern und Journalisten haben, sind Parasiten der Gesellschaft.
Ein Museumsdirektor muss doch haftbar sein für seine Handlungen.
Er muss doch ins Gefängnis kommen können, wenn er mit öffentlichem Geld Plunder kauft.
Die, die der neue Staatspreisträger mit seinen Angriffen auf den Kunstbetrieb meinte, waren zur Verleihung des Großen Staatspreises für Bildende Kunst 1980 gar nicht erschienen.
Friedensreich 100 Wasser.
Er bekam heute Vormittag den großen Staatspreis der Republik Österreich für Bildende Kunst.
Heidi Grundmann informierte sie darüber.
Morgen wird im Stift Zwettl die Niederösterreichische Landesausstellung 1981 eröffnet, die bis 26.
Oktober täglich von 9 bis 18 Uhr der Öffentlichkeit zugänglich sein wird.
Der Titel der Ausstellung lautet Die Kuhnringer und das Werden des Landes Niederösterreich.
Mit dem wissenschaftlichen Leiter der Kuhnringer Ausstellung, Dr. Karl Brunner, führte Ernst Exner das folgende Gespräch.
Herr Dozent Dr. Brunner, die Kuhnringer sind in Niederösterreich von 1056 bis 1594 nachgewiesen.
Wer waren sie?
Sie waren jene Leute, die die Politik der Landesherren ausführten, durchführten, mit ihnen groß geworden sind und dann eine eigene politische Meinung entwickelt haben und dadurch zeitweise mit den Landesherren in Konflikt gerieten.
Waren sie Raubritter?
Das waren sie ganz sicher nicht, obwohl garantiert auch in einem Geschlecht, das so lange geherrscht hat, sicherlich unsympathische Leute darunter gewesen sind.
Es ist aus politischen Gründen erst in der Neuzeit vor allem innen dieses Mäntelchen umgehängt worden.
Man findet in den historischen Baudenkmälern Niederösterreichs viele Zeugnisse, die auf die Babenberger hinweisen, die von 976 bis 1246 regiert haben, oder auf die Habsburger, die ab 1282 in Österreich regiert haben.
Man findet wenig, das auf die Kuhenringer hinweist.
Das ist zum Teil eine optische Täuschung, weil wir nicht schauen gelernt haben in mancher Hinsicht.
Zunächst einmal davon ausnehmen möchte ich das Kroninger Kloster Zwettl, das sich in seiner architektonischen Wertigkeit mit allen fürstlichen Bauwerken Österreichs messen kann.
Aber das Land ist voll von Überresten der Arbeit aus dem Mittelalter.
Und auf die wollen wir hinweisen.
Nicht nur Burgen, sondern die Gestalt des Landes, wo es gerodetes Land gibt, wo es fruchtbares Land gibt.
Alles das ist Produkt einer menschlichen Planungsleistung.
Und dies sollte man eigentlich auch vor Augen haben.
Unsere Umwelt ist der deutlichste Hinweis auf die Arbeit der Kornrönger.
Wie wollen Sie also diese Arbeit jetzt in der Ausstellung darstellen?
Indem wir ausgehend vom üblichen Ritterbild mit Waffen, Geräten, Repräsentation, die Leute versuchen in zwei Richtungen weiterzuführen.
In die eine Richtung der mitleiderlichen Geistigkeit, die sich ja in Zwettl in hervorragender Weise
kristallisiert und in der anderen Richtung zu dem, was tut der Ritter nach dem Krieg, was tut er das ganze Jahr über, wenn er nicht Krieg führt, indem wir die Leute zum alltäglichen Leben hinführen und vom alltäglichen Leben aus auffordern, die Landschaft, durch die sie vermutlich wieder nach Hause fahren, mit neuen Augen zu betrachten.
Herr Dozent Dr. Brunner, die Ausstellung heißt im Untertitel das Werden des Landes Niederösterreich.
Kann man dieses Werden durch die Ausstellung Ihrer Meinung nach sichtbar machen?
Ich hoffe, obwohl es für eine Ausstellung natürlich ein schwieriges Unterfangen ist, aber wenn Sie denken, dass es dieses Land gar nicht oder viel anders gäbe, hätte es die Kurenringer nicht gegeben.
Sie haben schließlich unendlich der Lande das Waldviertel dazugestaltet, das Weinviertel beherrscht.
In der Wachau waren sie die Herren der Wachau und hier überall stehen ihre Burgen und Schlösser.
Hier ist Kuhnringer Geschichte, Landesgeschichte von Niederösterreich.
Mit diesem Gespräch über die Kuhnringer Ausstellung ist das heutige Mittagsschanal beendet.
Schlussnachrichten entfallen aus dem einfachen Grund, weil wir die Nachrichten heute aufgrund der aktuellen Berichterstattung relativ spät gespielt haben.
Für Redaktion und Technik des Mittagsschanals verabschiedet sich Herbert Dobrowolny.