Mittagsjournal 1982.04.28

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Marker
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, hier ist Werner Löw am Studiomikrofon des Mittagsjournals.
    Folgende Beitragsthemen hat unser Redaktionsteam für die folgende Stunde geplant.
    Zum Falkland-Konflikt.
    Da hat sich die Organisation amerikanischer Staaten in einer Marathonsitzung in Washington zu einer Resolution durchgerungen.
    Gefordert wird ein sofortiger Waffenstillstand in diesem nicht erklärten Krieg und, das ist der wichtige Punkt dabei, die OAS spricht im Prinzip Argentinien die Souveränität über die Anfang April besetzte Inselgruppe zu.
    Gleichzeitig kommt aus argentinischen Militärkreisen die Vermutung, die britische Marine könnte schon in der kommenden Nacht versuchen, die Falkland-Inseln militärisch zurückzuerobern.
    Auch Andeutungen von Premierministerin Thatcher lassen tatsächlich darauf schließen.
    Zur hoch angespannten Lage also erwarten wir Korrespondentenberichte aus Washington, London und Buenos Aires.
    Zweites Auslandsthema, ein Jahr Giftölskandal in Spanien.
    Vor einem Jahr wurden die ersten Fälle dieser zunächst geheimnisvollen Krankheit bekannt, die dann und bisher 270 Tote gefordert hat.
    Die Inlandsthemen im heutigen Journal, neben unserem obligaten Blick in die Kommentarspalten der Zeitungen.
    Nationalratsdebatte im Parlament.
    Es geht ums Jugendbeschäftigungsgesetz, aber auch um zwei Immunitätsfragen.
    Betroffen sind der freiheitliche Abgeordnete Ofer und der sozialistische Abgeordnete Willinger.
    Der zuständige Ausschuss des Parlaments hat da bereits eine Vorentscheidung getroffen.
    Immunitätsaufhebung im Fall Willinger, ja, im Fall Ofner, nein.
    Der aktuelle Stand der WBO-Ermittlungen ein weiteres Thema.
    Die eisenstädtische Staatsanwaltschaft ist optimistisch, dass es noch heuer zur Hauptverhandlung kommen wird können.
    Die österreichischen Bausparkassen streben neue Bausparbedingungen an.
    Und wir erwarten anlässlich der Jahresabschluss-Pressekonferenz der Bausparkasse der Sparkassen Einzelheiten über diese im Grunde Sanierungskonzepte zu hören.
    Und auch die österreichische Nationalbank gibt heute eine Pressekonferenz.
    Und da wird es wohl einiges über unseren nationalen Kassastand sozusagen zu hören geben.
    Um wirtschaftliche Aspekte geht es unter anderem auch beim Salzburger Leopold-Kohr-Symposium, das heute Vormittag eröffnet wurde und wir wollen von dieser Eröffnung im ORF-Landestudio Salzburg berichten.
    Im Kulturteil des Journals stand eine eigentlich sensationelle Entdeckung des österreichischen Archäologenteams in Ephesus, nämlich einer der vermutlich ältesten Marmortempel des alten Griechenlands und damit die Erkenntnis, dass schon lange vor dem berühmten Artemis-Tempel in Kleinasien weibliche Gottheiten verehrt wurden.
    Zunächst aber, und erster Programmpunkt, die Nachrichten.
    Verantwortlicher Nachrichtenredakteur ist Rainer Warnecke und die Sprecherin Maria Piffel.
    USA, Argentinien, Großbritannien.
    Die OAS, die Organisation amerikanischer Staaten, hat zu einer sofortigen Waffenruhe im Konflikt um die Falkland-Inseln aufgerufen.
    In einer mit 17 Stimmen bei 4 Enthaltungen angenommenen Entschließung wird der Anspruch Argentiniens auf die Souveränität über die Inselgruppe unterstützt.
    Aus London liegt dazu noch keine Stellungnahme vor.
    Ein Regierungssprecher verwies allerdings auf eine Resolution des Weltsicherheitsrates, in der Argentinien der Aggression beschuldigt wird.
    Ein Sprecher der amerikanischen Delegation bei der OAS-Sondersitzung in Washington sagte, wegen der Souveränitätsklausel hätten sich die USA der Stimme enthalten.
    Außer den Vereinigten Staaten gaben auch Chile, Kolumbien und Trinidad Tobago keine Stimmen ab.
    In Buenos Aires hat unterdessen die Militärjunta die argentinische Küstenwache vor und auf den Falkland-Inseln in höchste Alarmbereitschaft versetzt.
    Es wurde zuletzt damit gerechnet, dass britische Marineeinheiten auf der Inselgruppe in den nächsten 48 Stunden landen könnten.
    Die Regierung in London hat eine Nachrichtensperre über die derzeitigen Bewegungen der Falkland-Flotte verhängt.
    Österreich.
    Auf der Tagesordnung der heutigen Parlamentssitzung stehen unter anderem ein Bundesgesetz über die Jugendbeschäftigung und Berichte über die Tätigkeit der Arbeitsinspektoren.
    Außerdem behandeln die Abgeordneten zwei Auslieferungsbegehren zur Aufhebung der Immunität der Abgeordneten Ofner von der FPÖ und Willinger von der SPÖ.
    In der Fragestunde teilte Finanzminister Salcher mit, dass Verhandlungen über die Finanzierung des Konferenzzentrums bei der Wiener Unocity im Gange seien.
    Als Verhandlungspartner nannte Salcher die Schweiz, die Bundesrepublik Deutschland, Japan und Saudi-Arabien.
    Das Finanzministerium weist heute in einer Presseaussendung darauf hin, dass die sogenannte Schonfrist für die Rechnungslegungspflicht mit dem 30.
    April zu Ende geht.
    Die Bestimmung über die Rechnungslegungspflicht ist bereits am 1.
    Jänner 1982 in Kraft getreten.
    Die Übergangsphase sollte dazu dienen, dem Unternehmen Zeit zu geben, die erforderlichen organisatorischen Maßnahmen zu treffen.
    Es besteht nun die grundsätzliche Verpflichtung zur Erteilung von Belegen, wenn Leistungen einem Betrag von 500 Schilling übersteigen.
    ÖAMTC und ARBÖ haben sich grundsätzlich positiv zu der geplanten Neuregelung der Kurzparkzonen geäußert.
    Nach dem Regierungsentwurf kann die Parkdauer in Kurzparkzonen künftig zwischen 30 Minuten und 3 Stunden liegen.
    Ein neues Verkehrszeichen soll sowohl die Kurzparkzone als auch Parkdauer und Gebührenpflicht ankündigen.
    Sprecher des ÖAMTC und des ARB haben die Regelung begrüßt, zugleich aber verlangt, dass die entsprechenden Zonen deutlich sichtbar angezeigt werden.
    Die Neuregelung soll vom Parlament noch vor dem Sommer beschlossen werden.
    Vatikan.
    Papst Johannes Paul II.
    will seine für kommenden August geplante Reise nach Polen verschieben.
    Dies gab heute im Vatikan der polnische Primas Erzbischof Glemp bekannt.
    Der Papst hätte anlässlich der Feiern zum 600-jährigen Bestehen des Marienheiligtums von Częstochowa nach Polen kommen sollen.
    Ein neuer Termin für die Reise des Papstes ist noch nicht bekannt.
    USA.
    Außenminister Haig schließt aus, dass es in den Beziehungen zwischen Washington und Moskau zu einer plötzlichen und spektakulären Aussöhnung kommen wird.
    Haig begründete seine Ansicht mit den Worten, die Konkurrenz zwischen den beiden Supermächten werde in den nächsten Jahren sicherlich andauern.
    Er bekräftigte den Willen der USA, mit der Sowjetunion aus einer Position der Stärke heraus zu verhandeln und Aggressionen nicht hinzunehmen.
    Die NATO forderte Heck auf, an dem Nachrüstungsbeschluss über die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Europa festzuhalten.
    Der amerikanische Vizepräsident Bush wird bei seiner Rundreise durch mehrere Länder Südostasiens und des Pazifikraums Anfang Mai auch die Volksrepublik China besuchen.
    Das Weiße Haus gab bekannt, dass sich Bush zwischen dem 5. und dem 9.
    Mai in China aufhalten werde.
    Ein offizieller Sprecher sagte, diese Reise des Vizepräsidenten unterstreiche die große Bedeutung, die man in Washington den Beziehungen zu China beimesse.
    Sowjetunion.
    Die Parteizeitung Pravda und die Regierungszeitung Izvestia haben Berichte über Schwierigkeiten bei der Durchführung des sowjetischen Kernenergieprogrammes bestätigt.
    Die Pravda schreibt, die Entwicklung der Atomenergie sei gegenüber den Planungen weit im Rückstand.
    Als Ursachen werden Schwierigkeiten bei der Materialanlieferung und Mangel an qualifizierten Arbeitskräften angegeben.
    Nach einem Bericht der Izvestia
    konnten im vergangenen Jahr drei Kernkraftwerke wegen schlechter Organisation und fehlender Arbeitsdisziplin nicht in Betrieb genommen werden.
    USA
    Drei große amerikanische Ölgesellschaften haben im ersten Quartal 1982 teilweise starke Gewinneinbußen gegenüber dem Vorjahr hinnehmen müssen.
    Der größte Konzern der Welt, die Exxon Corporation, verdiente im ersten Quartal 1,24 Milliarden Dollar, das ist knapp ein Viertel weniger als im ersten Quartal 1981.
    Die Gewinne der Gulf Oil sanken um ein Achtel auf 267 Millionen Dollar.
    Bei der Standard Oil of California sanken die Gewinne sogar um fast zwei Drittel auf 230 Millionen Dollar.
    Gleichzeitig gingen auch die Umsätze bei den Ölkonzernen teilweise drastisch zurück, bei der Exxon um mehr als ein Viertel.
    Die schwächere Nachfrage und die fallenden Preise für Rohöl- und Mineralölprodukte gelten als Grund für diese Gewinneinbußen.
    Nahe Osten.
    In Israel haben am Abend die Feiern zum 34.
    Jahrestag der Staatsgründung begonnen.
    Der Höhepunkt soll heute im besetzten Westjordanland der Spatenstich für eine neue paramilitärische Siedlung sein.
    Es ist geplant, elf neue Siedlungen in den besetzten arabischen Gebieten zu errichten.
    Nach amtlichen Angaben hat die Einwohnerzahl Israels die Vier-Millionen-Grenze überschritten.
    Die von den Israelis bei ihrem Rückzug von der Halbinsel Sinai zerstörte Stadt Yamit soll wieder aufgebaut werden.
    In der ägyptischen Presse wird heftige Kritik an der Schleifung Yamits geübt.
    Israel habe vermeiden wollen, eine ägyptische Stadt in der Nähe seiner Grenzen zu haben, heißt es in den Zeitungen.
    Die neue Stadt soll nach dem ermordeten Staatspräsidenten Sadat benannt werden.
    Libanon.
    Wegen eines Generalstreiks bleiben heute Vormittag in Beirut alle Ämter, Betriebe, Geschäfte und Schulen geschlossen.
    Anlass für den Streik ist die Ermordung des konservativen Sunnitenführers
    Dem Streik, zu dem die muslimische Glaubensgemeinschaft aufgerufen hat, schlossen sich auch die rechtsgerichteten Christen an.
    Es war das erste Mal seit Ausbruch des Bürgerkrieges im Libanon vor sieben Jahren, dass sowohl im christlichen Ostteil Beiruts als auch im muslimischen Westteil der Hauptstadt gestreikt wurde.
    Spanien
    Der Maler Juan Miró ist wegen eines schweren Augenleidens in eine Klinik in Barcelona eingeliefert worden.
    Miró, der im 89.
    Lebensjahr steht, hat die Sehkraft auf seinem linken Auge total und auf seinem rechten teilweise eingebüßt.
    Möglicherweise ist eine Operation notwendig.
    Im vergangenen Jahr war dem Künstler ein Herzschreckmacher eingesetzt worden.
    Seither hat sich sein Gesundheitszustand ständig verschlechtert.
    Der ORF teilt mit.
    Heute Mittag unterzeichneten der Generaldirektor des tschechoslowakischen Rundfunks Jan Rischko und der ORF-Hörfunkintendant Ernst Grissemann in Wien ein Abkommen über die Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Hörfunks zwischen dem tschechoslowakischen Rundfunk und dem ORF.
    Gemäß diesem Abkommen werden beide Rundfunkanstalten Programme austauschen, die das gesellschaftliche, wirtschaftliche, technische, kulturelle und sportliche Leben beider Länder widerspiegeln.
    Insbesondere wird der Vertrag zwischen beiden Rundfunkanstalten die Entsendung von Sonderberichterstattern und Programmmitarbeitern ins jeweilige Partnerland erleichtern und deren Arbeit in besonderer Weise unterstützen.
    Das Abkommen tritt mit heutigem Tag in Kraft und wird auf die Dauer von fünf Jahren abgeschlossen.
    Nun zur Wetterlage.
    Eine Hochdruckzone reicht vom Atlantik bis zu den Alpen.
    An ihrer Nordflanke gelangt morgen mit einer nordwestlichen Strömung eine Störungszone in abgeschwächter Form nach Österreich.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im zentralalten Bereich meist reichlich bewölkt und stellenweise noch einige Regen- oder Schneeschauer.
    Im übrigen Bundesgebiet heiter bis wolkig.
    Mäßige Winde.
    Nachmittagstemperaturen 7 bis 12 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 2 bis plus 5 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Donnerstag.
    Wechselnde, an der Alpen-Nordseite eher reichliche Bewölkung.
    Lokale Regenschauer.
    Schwache bis mäßige Winde aus West bis Nord.
    Tageshöchstemperaturen 7 bis 14 Grad.
    Nun die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien, Heiter, 12 Grad, Nordwestwind mit 25 km pro Stunde.
    Eisenstadt, Heiter, 11, Nordwest, 50, Spitzen bei 65.
    Linz, Heiter, 11, Nordwest, 20.
    Salzburg, stark bewölkt, 10, Nordwest, 20.
    Innsbruck stark bewölkt 7, Nordost 10, Bregenz stark bewölkt 8, West 3, Graz heiter 10, Nord 30 und Klagenfurt heiter 14 Grad, Nordwind mit 20 Kilometern pro Stunde.
    14 Minuten nach 12 ist es jetzt.
    Nach einer Marathonsitzung haben heute früh die Außenminister der Organisation amerikanischer Staaten, OAS, in Washington eine Resolution zum Konflikt um die Falkland-Inseln gefasst.
    Die Kernpunkte des Dokuments, das mit 17 Stimmen bei vier Enthaltungen, darunter auch die der Vereinigten Staaten, beschlossen wurde, sofortige Einstellung der Kampfhandlungen im Gebiet der Falkland-Inseln und die grundsätzliche Anerkennung des argentinischen Souveränitätsanspruchs auf die Anfang April besetzten Inseln.
    Die auf Drängen Argentiniens und gegen den Widerstand der USA einberufene Sondersitzung der OAS-Außenminister hätte ja ursprünglich drei Tage, also auch noch heute, dauern sollen.
    Grund für die vermutlich ungeplante Eile ist offenbar die militärische Entwicklung im Südatlantik.
    Nach der raschen und undramatischen Rückeroberung der Insel Südgeorgien durch einen Teilverband der britischen Marineflotte ist jetzt der Großteil dieser Entsatzflotte direkt im Raum der Falkland-Inseln eingetroffen.
    Es gab ja sogar schon von beiden Seiten mittlerweile dementierte Gerüchte, eine Vorauseinheit von britischen Marinesoldaten sei auf einem entlegenen Teil der Falkland-Inseln schon gelandet.
    Der argentinische Außenminister Costa Mendes sprach aber jedenfalls von einem unmittelbar bevorstehenden Angriff Großbritanniens auf die Inseln.
    Und argentinische Militärs halten die britische Flotte tatsächlich für spätestens heute Abend bei Einbruch der Dunkelheit für angriffsbereit.
    Derzeit wird aus dem Falkland-Gebiet stürmische See gemeldet.
    Aber gerade die ungünstigen Wetterbedingungen des beginnenden Winters im Südatlantik, die wären mit ein Grund für ein rasches Eingreifen der britischen Marinesoldaten.
    Denn die Flotte kann nicht wochenlang auf See aushalten, in der Kälte und bei diesem rauen Wetter.
    Und in diese Richtungen ging auch eine jüngste Äußerung der Premierministerin Thatcher, die vielleicht tatsächlich schon den Angriffsbefehl gegeben hat.
    Im Folgenden Klaus Emmerich aus Washington und Hans-Heinz Schlenker aus London über die Entwicklungen der letzten Stunden.
    Die Lichter im altmodischen Prachtbau an der 17.
    Straße hier in Washington sind nicht ausgegangen.
    Hier am Sitz der Organisation Amerikanischer Staaten, der OAS, wurde bis in die frühen Morgenstunden von 18 Außenministern der 21 aktiven Mitgliedstaaten um eine Resolution zu Falkland gerungen.
    Herausgekommen ist eine doppelte Seelenmassage, mehr nicht.
    Argentinien hatte sich wohl mehr erwartet, Großbritannien hatte wohl mehr befürchtet.
    Diplomaten, die an den stundenlangen Verhandlungen hinter verschlossenen Türen beteiligt waren, erklären, die relativ eindeutige Unterstützung dieser allerdings relativ schwachen Erklärung sei als Preis dafür anzusehen, dass es überhaupt jetzt zu einer Entscheidung der OAS
    kommen konnte, die normalerweise hier in Washington einen politischen Dämmerschlaf führt.
    Sie verweisen darauf, was nicht in der Resolution steht oder während der Verhandlungen herausgestrichen wurde, nämlich eine direkte Verurteilung Großbritanniens mit irgendwelchen Drohungen an die Adresse von London, eine klare Unterstützung des Rechtsanspruchs Argentiniens
    auf sämtliche Inseln im Südatlantik und vor allem die Auslösung eines Beistandsmechanismus, wie er an sich in dem Vertrag von Rio aus dem Jahr 1947 vorgesehen ist, und zwar nicht nur in der Form von Wirtschaftshilfe und Finanzhilfe, sondern auch Militärhilfe.
    Die überraschend allgemein gehaltene Erklärung wird unter anderem darauf zurückgeführt, dass die USA eindeutig während der letzten Stunden erklärten, sie würden sich an ORS-Beschlüsse, die weitergehen, nicht halten.
    Außerdem wird hier in Washington daran erinnert, dass mehrere lateinamerikanische Staaten ihrerseits Grenzstreitigkeiten oder Territorialansprüche gegenseitig erheben, die bei einem unterstützenden UAS-Beschluss zu weitergehenden Gewaltanwendungen in Lateinamerika führen könnten.
    Was außerdem die Mehrheit der US-Mitgliedstaaten zur Zurückhaltung veranlagt hat, ist die Tatsache, dass ein scharfer, militanter, Argentinien-eindeutig unterstützender Beschluss dieser Organisation amerikanischer Staaten, die jederseits ein Teil der Vereinten Nationen ist, weitergehende, andersartige, eher Großbritannien-unterstützende Beschlüsse des Westsicherheitsrates unterlaufen hätte.
    Noch gibt es in London keine offizielle Reaktion auf die OAS-Aufforderung an Großbritannien, sofort sämtliche Feindseligkeiten im Falkland-Konflikt einzustellen, während gleichzeitig Argentinien alles unterlässt, um die Situation weiter zu verschärfen.
    Doch schon ist klar, dass Margaret Thatcher und ihr gegenwärtig noch tagendes Kabinett diesen Appell mit äußerstem Nachdruck zurückweisen werden.
    Nicht, weil sie Kriegslüstern sind und inzwischen weitere diplomatische Bemühungen um eine friedliche Beilegung des Falkland-Konflikts ablehnen,
    sondern deshalb, weil die OAS außerdem und gleichzeitig das argentinische Hoheitsrecht über die Falkland-Inseln anerkannte.
    Das aber kann weder Michael Thatcher noch ihre Regierung akzeptieren.
    Und gleiches gilt für die Labour-Opposition und die anderen Oppositionsparteien, also die Sozialdemokraten und die Liberalen.
    Obwohl augenblicklich deren bisherige Einheitsfront mit der Thatcher-Administration zu zerbröckeln scheint,
    stehen sämtliche Oppositionsparteien in der Souveränitätsfrage nach wie vor und unerschütterlich auf Seiten Margaret Thatchers.
    Großbritannien und sonst niemand hat das Hoheitsrecht über die Falkland-Inseln.
    Dass die bisherige britische Einheitsfront sämtlicher Parteien in der Falkland-Krise zusammenzubrechen droht, liegt an Margaret Thatchers offenkundiger, man kann sogar sagen, glasklaren Entschlossenheit, die Falkland-Inseln zurückzuerobern.
    Nach ihrem Auftritt gestern Nachmittag im Unterhaus ist heute Morgen die überwältigende Mehrheit der Abgeordneten davon überzeugt, dass Michael Thatcher längst den Befehl zur Invasion der Falkland-Inseln gegeben hat.
    Diese möglicherweise schon heute, spätestens jedoch morgen stattfindet.
    Dass gleichzeitig Londons Verteidigungsministerium eine Nachrichtensperre verhängte, unterstützt nur diese Ansicht.
    Befürchtungen würde Labour-Führer Michael Foote jedoch sagen.
    Denn er ist strikt gegen jede weitere britische Militäraktion nach der Rückeroberung Südgeorgiens.
    Stattdessen will er sofort die UNO einschalten.
    Weil Margaret Thatcher das gestern Nachmittag im Unterhaus und gestern Abend in einem Brief an Foote kategorisch ablehnte, ist der Labour-Führer nun dabei, seine bisherige verbale Schützenhilfe für die Thatcher-Regierung aufzukündigen.
    Noch denken Liberalen-Führer David Steele und die Führer der Sozialdemokraten Roy Jenkins und Dr. David Owen nicht an Gleiches.
    Aber David Steele machte bereits klar, dass er jede weitere Unterstützung Margaret Thatchers durch seine Partei von einem Treffen sämtlicher Parteiführer abhängig macht.
    Dabei sollen sie über die weiteren Absichten der britischen Regierungschefin informiert werden.
    Nach Überzeugung der meisten Abgeordneten ist deren Absicht jedoch längst klar.
    Krieg mit Argentinien, es sei denn, Argentinien zieht sofort seine Truppen von den Falkland-Inseln zurück und nimmt außerdem sofort wieder, dieses Mal aber ernsthafte Verhandlungen mit US-Außenminister Haig auf.
    Er wird auch von Margaret Thatcher nach wie vor als Schlüsselfigur für eine friedliche Beilegung des Falkland-Konflikts betrachtet, sollte diese noch möglich sein.
    Dessen bedarf es jedoch allen Anzeichen nach eines echten Wunders.
    Auf der Gegenseite in Argentinien scheint man überhaupt nicht mehr auf die Vermittlungsbemühungen des amerikanischen Außenministers zu setzen, geschweige denn auf ein Wunder.
    Das Land bereitet sich offenbar voll auf den militärischen Zusammenstoß mit Großbritannien vor.
    An der argentinischen Südküste soll die höchste Alarmstufe ausgerufen worden sein.
    Die Behörden appellieren an die Bevölkerung, Ruhe und Gelassenheit zu bewahren.
    Die Stützpunkte von Luftwaffe und Marine an der Südküste sind gestern weiter verstärkt worden und das Militärkommando des wichtigsten Luftwaffenstützpunkts in der Region hat die ausländischen Korrespondenten aufgefordert, bis heute Nachmittag das Gebiet zu verlassen.
    Grund dafür offiziell Sicherheitsmaßnahmen.
    Man hört allerdings auch, dass die Stützpunkte dort in Lazarets umgewandelt werden sollen und vielleicht gibt es da Berichte und Bilder, die Argentinien
    nicht verlassen sollen, wenn es wirklich zu einem militärischen Zusammenstoß kommt.
    Über die Situation aus der Sicht Argentines berichtet Ulrich Enke.
    Zwei Schlagzeilen in der gestrigen Nachmittagspresse spiegeln bei genauerem Hinsehen die Widersprüche innerhalb der argentinischen Armee wider.
    Alexander Haig will mit einem neuen Vermittlungsvorschlag kommen, heißt es in einem dem Heer nahestehenden Blatt.
    In Convection, einer der Marine zugerechneten Zeitungen, heißt es dagegen,
    Der ehemalige Vermittler kommt mit einem Ultimatum.
    Offenbar hat sich die traditionell radikal-nationalistische Marine durchgesetzt.
    Denn inzwischen hat die regierende Militärjunta dem amerikanischen Außenminister klargemacht, dass er in Buenos Aires zurzeit nicht erwünscht ist.
    Das bestätigt den bisherigen Eindruck hier in der argentinischen Hauptstadt.
    Der Oberbefehlshaber der Marine vertritt den harten Konfrontationskurs, die Vertreter von Luftwaffe und Heer dagegen
    wären angesichts der drohenden Katastrophe verhandlungsbereit, können sich das wegen des innenpolitischen Drucks aber nicht leisten.
    Alle relevanten politischen Gruppierungen fordern unverändert Kompromisslosigkeit und der Mann auf der Straße wird ohnehin nicht gefragt.
    Bei ihm ist die Verunsicherung nicht mehr zu übersehen.
    Zwar hat nach wie vor kaum jemand eine wirkliche Vorstellung von dem, was Krieg bedeuten kann, aber jeder spürt, dass die Krise sich jetzt gefährlich zuspitzt.
    das aus dem vermeintlichen Spiel ernst werden kann, dass es ungemütlich wird.
    Die im hiesigen Fernsehen immer wieder ausgestrahlte Erklärung des argentinischen Außenministers vor der OAS, binnen den nächsten 48 Stunden würden die Briten auf den Malvinas angreifen, trägt dazu bei.
    Noch mehr aber die Schlagzeilen und die Programmauswahl in den Massenmedien.
    Unsere Flotte ist für die Schlacht bereit, so heißt es da.
    Oder vertrauen wir unserer Luftwaffe.
    Laufend werden eindrucksvolle Bilder von der im Manöver demonstrierten Kampfkraft der argentinischen Waffengattungen ausgestrahlt.
    Freiwillige erklären, warum sie sich gemeldet haben.
    Weil wir das Vaterland lieben.
    Eigentümliche Straßenumfragen belegen, dass es nichts Schöneres gibt, als für die Malvinas zu sterben.
    Rund um die Uhr werden Solidaritätsadressen aus anderen lateinamerikanischen Ländern ausgestrahlt.
    Dazwischen dann Aufrufe der Militärhunder, in diesen schweren Stunden für die Nation patriotische Haltung zu zeigen, auf Hamstereinkäufe und auf Finanzspekulationen ebenso zu versichten wie darauf, die Sparkonten bei der Bank schnell noch aufzulösen und überhaupt durch besonnenes Verhalten der kämpfenden Truppe moralische Stärkung zu geben.
    All das hat dazu geführt, dass die Stimmung schon mehr als bedrückt ist.
    Der Dialog in den Straßen ist inzwischen überall der gleiche.
    Jetzt gibt es Krieg und dann bricht bei uns das totale Chaos aus, sagen die Menschen.
    Warum glauben Sie das?
    Was haben Sie erfahren?
    Erfahren haben wir gar nichts.
    Ich weiß auch nichts, aber alle anderen sagen es.
    Jetzt gibt es Krieg.
    Bedrückte Stimmung als in Argentinien vor dem für unvermeidlich gehaltenen militärischen Zusammenstoß mit Großbritannien, Ulrich Enkel berichtete.
    Fünf Minuten vor halb eins ist es und wir kommen mit unserer Berichterstattung ins Inland zurück nach Österreich.
    Der Immunitätsausschuss des Parlaments hat heute die Immunität des sozialistischen Abgeordneten Willinger aufgehoben, sodass gegen ihn nun strafrechtliche Schritte unternommen werden können.
    Willinger wird hervorgeworfen, sich als Geschäftsführer der Grazer Wohnbaugenossenschaft Heimland bereichert zu haben.
    Einem Antrag, die Immunität des freiheitlichen Abgeordneten Hofner aufzuheben, hier geht es um einen Verleumdungstatbestand im großen Dunstkreis der WBO-Affäre, wurde einer parlamentarischen Tradition entsprechend nicht stattgegeben.
    Es ist zu erwarten, dass die endgültigen Abstimmungen über diese beiden Immunitätsanträge am Ende der Tagesordnung im Plenum
    dass darüber abgestimmt werden wird.
    Hauptpunkt der Sitzung ist aber heute eine Novelle zum Kinder- und Jugendbeschäftigungsgesetz, das mehr Rechte für diese Gruppe von Beschäftigten bringen soll.
    Mehr Einzelheiten erwarten wir jetzt aus dem Parlament von Markus Sommersacher.
    Was für die einen eine qualitative Verbesserung der Lehrlingsausbildung darstellt, ist für die anderen eine weitere Belastung der Betriebe.
    Die heute zur Debatte stehende Novelle zum Kinder- und Jugendlichenbeschäftigungsgesetz sieht Folgendes vor.
    Ab dem 1.
    September dieses Jahres soll die Unterrichtszeit in der Berufsschule einschließlich der Kurzpausen ohne Mittagspause auf die wöchentliche Arbeitszeit im Betrieb angerechnet werden, also die theoretische Ausbildung zur praktischen angerechnet werden.
    Darüber hinaus sollen nicht nur Pflichtgegenstände in der Berufsschule, sondern maximal zwei Wochenstunden für freie Gegenstände und unverbindliche Übungen als betriebliche Ausbildungszeit gelten.
    Auf diese Weise kommt die Regierung einer Forderung der Gewerkschaftsjugend nach, die schon seit Jahr und Tag verlangt hat, dass die Berufsschulzeit der Arbeitszeit gleichgestellt werden soll.
    Die Wirtschaft hält dem entgegen, dass es äußerst bedenklich sei, in der jetzigen wirtschaftlich schwierigen Zeit gerade die betriebliche Berufsausbildung zu erschweren.
    Denn ihrer Ansicht nach ist diese Novelle zum Kinder- und Jugendbeschäftigungsgesetz eine finanzielle Erschwernis.
    So wies zum Beispiel als erste Rednerin die ÖVP-Abgeordnete Tichy Schreder, selbst wirtschaftstreibende, darauf hin, dass die Bedeutung des Arbeitsplatzes als Bildungsstätte nicht hoch genug eingeschätzt werden könne.
    Die Berufsschule könne den Betrieb nicht ersetzen, eine andere Meinung sei wirklichkeitsferne, meinte Tichy Schreder.
    Am Grundsatz der zweigeteilten Ausbildung des Lehrlings des sogenannten dualen Systems, also in der Schule und am Arbeitsplatz, sollte daher nicht gerüttelt werden.
    An einem Vergleich der Wirtschaftsprogramme der beiden Großparteien wollte dann die ÖVP-Abgeordnete die unterschiedliche Haltung zu diesem dualen System erläutern.
    Daraus ersehen Sie, meine Damen und Herren, dass die SBO schon teilweise für das duale Berufsausbildungssystem eintritt.
    aber mit einer Forcierung der Berufsbildung in der Schule und daher eine Forderung nach mehr Berufsschule verlangt.
    Die österreichische Volkspartei vertraut den Bildungsstätten der Wirtschaft, denn die österreichischen Betriebe haben durch ihre Ausbildungsbereitschaft gezeigt, dass ihr Interesse an qualifiziertem Nachwuchs groß ist und dass sie für die Jugend dieses Österreich Verantwortung trägt.
    Nur, meine Damen und Herren, die Lehrberechtigten, die Ausbildungsbetriebe sind an der äußersten Grenze der Belastbarkeit angelangt.
    Und die Ausweitung der Berufsschulzeit wäre eine solche weitere Belastung der Wirtschaft, erklärte Tichy Schreder.
    Dem entgegnete der sozialistische Abgeordnete Treichl.
    Aber das haben wir schon gehört, Frau Tichy Schreder, beim Entgeltfortzahlungsgesetz, beim Insolvenz-Entgeltsicherungsgesetz, bei der Arbeiterabfertigung und so weiter und so fort.
    Und Sie haben damit gemeint, in einem Satz gesagt, dass Berufsschulzeit nicht unbedingt Arbeitszeit sein muss.
    Bezahlte Arbeitszeit, natürlich.
    Und ich verstehe schon,
    Frau Abgeordnete Dichi-Schreder, dass es sehr schwer ist, in etwa Begründungen für gewisse Ablehnungen zu finden.
    Aber ich meine auch, Sie werden halt auch, meine Damen und Herren von der ÖVP und vom Wirtschaftsbund im Besonderen,
    auch in diesem Parlament zur Kenntnis nehmen müssen, dass es auch für die Jugendlichen und für die Lehrlinge in diesem Staate keinen Sozialstopp geben darf, auch nicht in schwierigen Zeiten.
    Die Haltung der Freiheitlichen Partei fasste Ihr Abgeordneter und Sozialsprecher Jörg Haider zusammen.
    Es ist für uns freiheitliche
    sehr erfreulich gewesen, dass wir wesentlich mitwirken konnten, dass der Kompromiss über die streitigen Fragen, vor allem der Anrechnung der Berufsschulzeit auf die Arbeitszeit, im Ausschuss unter unserer Mitwirkung zustande gekommen ist, weil wir
    aus der Position unserer politischen Grundhaltung heraus ein vorbehaltloses Ja zu all jenen Bestrebungen sagen, die darauf ausgerichtet sind, alle Bereiche unserer Jugend in Österreich mit einer optimalen Bildung und Ausbildung für ihren Lebensweg auszustatten.
    Soweit Ausschnitte aus der bisherigen Debatte zum neuen Kinder- und Jugendbeschäftigungsgesetz und damit wieder zurück zum Studio des Mittagschanals.
    Markus Sommersacher berichtete von der heutigen Parlamentsdebatte.
    Es ist knapp nach halb eins, Zeit für einen Blick auf das noch verbleibende Programm.
    Wir wollen Sie noch informieren über die Vorstellungen der Bausparkassen, über veränderte Vertragsbedingungen, über den Jahresabschluss der Nationalbank
    Und auch den Blick in die Inlandspresse-Kommentare wollen wir noch unterzubringen versuchen.
    Im Kulturteil ein Bericht über neue, sensationelle Funde der österreichischen Archäologen in Ephesus.
    Und wir hoffen auch noch auf den Bericht vom Leopold-Kohr-Symposium in Salzburg.
    Zunächst aber weiter in den österreichischen Kürzeln, Kürzel WBO in diesem Fall.
    Der WBO-Skandal und die ihn betreffenden Ermittlungen sind ja seit der bisher letzten Verhaftung des früheren niederösterreichischen ÖVP-Landesparteisogäters Zimper zwar in ein ruhigeres, aber nicht desto weniger doch beschleunigtes Stadium gekommen.
    Dafür sorgt vor allem die Entsendung eines zusätzlichen Wiener Staatsanwalts nach Eisenstadt.
    Vom aktuellen Stand der Ermittlungen
    Rund um die WBO-Affäre berichtet Fritz Besata.
    Am 18.
    Jänner nächsten Jahres läuft die letzte Frist für die Aufrechterhaltung der Untersuchungshaft über die beiden WBO-Hauptbeschuldigten Rauchwarter und Titze ab.
    In der Staatsanwaltschaft in Eisenstadt ist man überaus optimistisch, bis zu diesem Zeitpunkt bereits die Hauptverhandlung in Sachen WBO durchgeführt zu haben.
    Mit zu dieser Hoffnung auf eine beschleunigte Abwicklung des strafrechtlichen Teils des WBO-Skandals,
    Immerhin sitzt etwa der AKH-Untersuchungshäftling Siegfried Wilfling bereits länger als 20 Monate in Untersuchungshaft in Wien.
    Mit zu dieser Hoffnung also trägt die Tatsache bei, dass die Oberstaatsanwaltschaft in Wien einen ihrer in Wirtschaftsstrafsachen versiertesten Staatsanwälte, nämlich Dr. Zöchling, nach Eisenstadt delegiert hat.
    Seit Beginn dieser Woche arbeitet Zöchling bei den laufenden WBO-Ermittlungen mit, wodurch ein anderer Staatsanwalt, Dr. Nussbaumer, bereits das Aktenmaterial nach konkreten Punkten für künftige Anklagen durchsieben kann.
    In der Staatsanwaltschaft Eisenstadt dementiert man in diesem Zusammenhang mit Zöchling auch, dass dieser hauptsächlich deshalb in die burgenländische Landeshauptstadt entsandt worden sei, um das vorliegende Aktenmaterial im Hinblick auf eine allfällige Voruntersuchung gegen den burgenländischen ÖVP-Chef Franz Sauerzobb zu sichten.
    Der Vorteil Zöchlings, so wird in Eisenstadt argumentiert, liege im Zusammenhang mit Sauerzobb vor allem in der persönlichen Unbefangenheit Zöchlings gegenüber dem ihm unbekannten ÖVP-Politiker.
    Zöchlings Burgenlandaufenthalt löst auch allfällige Befangenheitsprobleme im Zusammenhang mit dem früheren WBO-Aufsichtsratsvorsitzenden und Ex-Oberwarter Bürgermeister Pieler, der gemeinsam mit seinem Sohn ein Bauunternehmen betreibt.
    Die Frau von Pieler Junior ist nämlich Richterin am Bezirksgericht in Oberwart und gegen Pieler Vater und Sohn wird seit längerem im Zusammenhang mit einem Grundstücksgeschäft ermittelt.
    Meldungen, wonach eine vorzeitige Enthaftung des früheren ÖVP-Landesparteisägers von Niederösterreich Walter Zimper bevorsteht, werden in Eisenstadt dementiert.
    Zimper wurde am 5.
    April wegen Verabredungs- und Verdunklungsgefahr in Untersuchungshaft genommen.
    Seine normale Urhaftfrist läuft am 5.
    Juni ab, auch ist bisher von seinem Rechtsanwalt kein Enthaftungsantrag gestellt worden.
    Neben Zimper befinden sich derzeit noch die beiden Hauptbeschuldigten Rauchwarter und Titze sowie die Wiener Neustädter Architekten Hasendorfer und Buben im Landesgericht Eisenstadt in Untersuchungshaft.
    Nächster Programmpunkt im Mittagschanal, die Inlands-Presse-Schau.
    Zusammengestellt hat sie Johannes Fischer.
    Kreisky lässt sich keinen Nachfolger ins Genick setzen.
    Titeln heute die oberösterreichischen Nachrichten und fassen damit recht präzise den gegenwärtigen Stand des zurzeit beliebtesten Rätselspiels der heimischen Innenpolitik zusammen.
    Bleibt Kreisky oder geht er?
    Der Kanzler hatte gestern nach dem Ministerrat einerseits die Frage nach seinem Verbleib in der Politik prolongiert und andererseits seinen stellvertretenden Parteivorsitzenden Karl Blecher korrigiert.
    Es könne, so Kreisky, keinen fixen Nachfolger geben, wenn er wieder kandidiere.
    Noch am Montag dieser Woche las man es ein wenig anders.
    In der Schlagzeile der Sozialistischen Arbeiterzeitung hieß es unter Berufung auf den Stellvertreter Kreiskis im Parteivorsitz Karl Blecher.
    Kreiskis Nachfolger wird schon im Jänner feststehen.
    Blecher hat sich geirrt, sagte Kreiski gestern nach dem Ministerrat.
    Und Dieter Lehnhardt kommentiert dies in der Presse so.
    Wenn jemals ein Chef mit Worten zugeschlagen hat, die da tun sollten, wer der Chef ist, dann am Dienstag nach dem Ministerrat der Bundeskanzler.
    Wer seit zwölf Jahren darauf trainiert ist, Kreisky zu übersetzen, übersetzte auch diesmal sein »Blecher hat sich geirrt« und erschrak.
    In dieser SPÖ herrscht nunmehr gegenseitige Hemmungs- und Rücksichtslosigkeit.
    Kreisky hat gestern Blecher indirekt als »politisch Zurückgebliebenen« bezeichnet.
    Eine normale Zurechtweisung war das nicht mehr.
    Soweit die Presse.
    Der Zurechtweisung scheint sich auch Manfred Scheuch in der sozialistischen Arbeiterzeitung anzuschließen, wenn er meint,
    Ganz sicher aber ist die Sozialistische Partei kein Erbhof und kein Fürstentum, wo der Regierende seinen Nachfolger bestimmt.
    Und Reinhard Hampel in den oberösterreichischen Nachrichten schreibt, Es ist verwunderlich, dass der erfahrene Blecher die Seifenglätte nicht bemerkte, bevor er darauf trat und ausrutschte.
    Mit wem er es wohl gut gemeint hat, als er in seinen Irrtum verfiel?
    In der SPÖ tut man das nun als persönliche Bemerkung ab und Blecher unternahm auch beim Aufstehen vom glatten Boden einige turbulente Bewegungen.
    Er ist ja so froh, dass das Präsentieren eines Nachfolgekandidaten überflüssig wurde.
    Und wenn es so weitergeht, wird er noch viele Freuden haben.
    Soweit die oberösterreichischen Nachrichten.
    Und das neue Volksblatt der ÖVP zieht aus der Nachfolgediskussion den Schluss.
    Wer diesmal SPÖ wählt, kann und darf nicht wissen, mit welchem Funktionär an der Spitze man zu rechnen, wen man zu erhoffen und wen man zu befürchten hat.
    Kreisky selbst will sich, je nach Tagesverfassung, einmal früher, einmal später abseilen.
    Sogar höchstpersönlich angekündigte Termine schiebt er immer wieder hinaus.
    Mit diesen verschobenen Terminern der Entscheidung über seinen Weiterverbleib befasst sich ein Kommentar in den Salzburger Nachrichten, der vermutet, Kreisky habe eine gewisse Scheu vor dem Ärztekonsilium, das die medizinische Entscheidung herbeiführen soll.
    Für Ende April, Anfang Mai hat der Kanzler das Ärztekonsilium angekündigt.
    Vielleicht ist es für ein Abiundi noch zu früh, wenn die Wahlen erst im April 1983 stattfinden.
    Und sieben Minuten nach halb eins, Themenwechsel zum Bereich Wirtschaft.
    Die Bausparkasse der Sparkassen, eines der vier in Österreich tätigen Bausparinstitute, hat heute in Wien ihre Bilanz vorgelegt.
    Gesprächsthema auf der Pressekonferenz dabei war natürlich neben der Erfolgsrechnung der Bausparkasse der Sparkassen vor allem die Gesamtsituation der österreichischen Bausparinstitute.
    Im Hinblick auf die kommenden Jahre lässt diese Situation Schwierigkeiten erwarten.
    Logischerweise deshalb die Frage, wie man diesen Schwierigkeiten begegnen will, Hans Adler informiert.
    Die Bausparkassen sind in den Zyklus ihrer Verträge eingespannt.
    Immer wenn mehr Geld für die Auszahlung von abgeschlossenen Verträgen gebraucht wird, als durch neue und bestehende Verträge hereinkommt, müssen sie Kredite bei den Banken aufnehmen und die sind im Augenblick besorgniserregend teuer.
    Schon heuer müssen die Bausparkassen mehr zahlen als sie bekommen, aber vor allem die beiden Jahre 1984-85.
    machen den Bausparkassenchefs Sorgen.
    Allein die Zurückzahlung der angesparten Beträge wird in diesen beiden Jahren 25 bis 30 Milliarden Schilling kosten.
    Nicht eingerechnet die Kredite, die ja dem Bausparer zustehen.
    Diese beiden Jahre sind also die Sorgenjahre der Bausparkassenchefs, denn inzwischen hat sich herausgestellt, dass gesamtwirtschaftlich die Zeit der großen Wachstumsraten vielleicht auf immer oder zumindest auf lange Zeit vorbei ist.
    Mit einer großen Zahl neuer Bausparverträge ist also nicht zu rechnen, wenn man die Kunden nicht ganz besonders animiert.
    Die Situationsanalyse des geschäftsführenden Direktors der Bausparkasse, der Sparkassen, Dr. Paul Opitz, beginnt daher mit einem Eingeständnis.
    Man sei sich der aktuellen Situation schon längere Zeit, wenn auch nicht in dieser Schärfe, so doch seit Ende 1979 bewusst,
    Nur hatten wir damals die Hoffnung, die auch vom damaligen Finanzminister bestärkt worden ist, dass es sich um eine kurze Übergangsfrist handeln würde und dass wir spätestens mit Herbst 1980 wieder zu normalen Verhältnissen am Geldmarkt zurückkommen würden.
    Wir sehen kein Problem, dass wir diese auslaufenden Verträge nicht
    liquidieren könnten, dass wir nicht die Mittel hätten, denn der Geldeingang ist wesentlich höher als das, aber die Finanzierungen werden, wenn nicht etwas geschieht, noch weiter zurückgehen.
    Für die Bausparkassen ist im Augenblick vor allem das Finden neuer Sparformen dringend notwendig, die einerseits Geld hereinbringen und andererseits aber eine möglichst große Zahl von Leuten, die Bausparverträge per 1984-85 besitzen, zum Weitersparen animieren.
    Da machen dann 10 oder 20 Prozent Milliardenbeträge aus.
    Hier wurde von den Bausparkassen
    der Wunsch deponiert, und zwar jetzt neuerlich deponiert, dass neben den begünstigten Bausparen, wie es heute ist, mit der 13-prozentigen Bausparprämie und sechsjähriger Bindungsfrist,
    alternativ dazu eine weitere begünstigte Bausparform geschaffen wird, nämlich ein 8-jähriges Bausparen mit 20-prozentiger Bausparprämie.
    Außerdem wünschen sich die Bausparkassen eine Anhebung der Höchstgrenze für die jährlichen Zahlungen von derzeit 8.000 auf 10.000 Schilling.
    Das würde aber den Finanzminister viel Geld an zusätzlichen Förderungen kosten.
    Und dann, besonders wichtig für die Besitzer bestehender Bausparverträge.
    Bausparer, die derzeit bei den Bausperrkassen ihre Bausparverträge haben, sollen von einer Tarifänderung nicht betroffen werden.
    Weiters ist nicht daran gedacht, hinsichtlich der Zinssätze beim Bausparen etwas zu tun.
    Der sechsprozentige Bausparzinssatz ist innerhalb der Bausperrkassen und auch beim Finanzminister unbestrittbar.
    Inzwischen haben die Bauchsparkassen zusätzlich zu der schon länger vorgeschlagenen 8-Jahre-Langfrist-Variante eine weitere Sparvariante entwickelt, die jetzt in den Gesprächen am aktuellsten, weil am neuesten ist.
    Und so stellt Opitz die Änderungswünsche vor.
    Allerdings möchten wir für Bausparer, die schnell, relativ schnell zum Bauspartalien kommen möchten, also die sogenannten Schnellsparer, das Eigenmittelerfordernis auf 40 Prozent anheben und die Darlehenslaufzeit auf 15 Jahre senken.
    Unbetroffen von den Veränderungen soll der echte Bausparer der Langsambausparer sein.
    Das ist jener, der nicht in der Lage ist, die 30-prozentigen Eigenmittel auf einmal oder in kurzer Frist der Bausparkasse zur Verfügung zu stellen.
    System also, der treue Sparer, der über die volle Laufzeit seines Vertrages seine Anzahlungsraten bei der Bausparkasse abliefert, soll belohnt und vom Schnellsparer eine höhere Leistung verlangt werden.
    Er zahlt mehr an, muss schneller zurückzahlen, aber die Rückzahlungsraten wären nicht höher als bei den langfristigen Verträgen mit der gleichen Summe, denn die Anzahlung war ja höher, sodass der Kredit geringer ist.
    Und schließlich der Zeitplan.
    Der Brief ist an den Finanzminister abgegangen.
    Und wir rechnen damit, dass spätestens im Mai ein Gespräch stattfinden wird.
    Im Übrigen wollen sich die Bausparkassen einem Wunsch des Finanzministers entsprechen, in den nächsten Jahren, wenn bis dahin die Voraussetzungen geschaffen sind, mit einem Kreditvolumen von einer Milliarde Schilling auch an der Finanzierung der Wohnungsverbesserung beteiligen.
    Österreichs Bausparinstitute auf der Suche nach neuen Bausparformen, Hans Adler berichtete.
    Und wir bleiben im Bereich Wirtschaft.
    Heute Vormittag begann im ORF-Landesstudio Salzburg ein für drei Tage anberaumtes internationales Symposium zu Ehren des berühmten Nationalökonomen Leopold Kohr.
    Dieses Leopold-Kohr-Symposium wird vom ORF gemeinsam mit der Salzburger Landesregierung veranstaltet und es trägt entsprechend den Theorien und Forschungen des Wissenschaftlers den Titel Rückkehr zum menschlichen Maß, Kleinheit als Überlebensprinzip.
    Rund 120 Teilnehmer aus elf Ländern.
    Aus aller Welt haben sich dazu angemeldet, mehr von Jürgen Jungwirth.
    Leopold Korr, geboren in Oberndorf im Land Salzburg, ist relativ spät bekannt geworden, obwohl er seine Theorie von der Gefährlichkeit der Größe schon in den 40er Jahren vertrat.
    1957 erschien dann sein Buch The Breakdown of Nations.
    Der Wissenschaftler, der 1938 nach den USA emigrierte, meint, auf einen einfachen Nenner gebracht, dass große Gebilde nicht überschaubar sind, dass sie praktisch zu saurieren werden, dass sie gefährlich sind.
    Der Salzburger Landeshauptmann Haslauer brachte die Theorie Kors mit einem Bekenntnis zum Föderalismus in Zusammenhang.
    Für uns bedeutet die Philosophie Leopold Kors eine Ermutigung,
    und eine Ermunterung in unseren föderalismuspolitischen Bestrebungen in Österreich.
    Und dazu gestatten Sie mir, aus meiner Sicht, nicht wissenschaftlich, sondern aus der Sicht eines bescheidenen, praktischen Politikers, einige Gedanken zu entwickeln.
    Im geistigen Bereich verstehen wir unter der föderativen Idee,
    dass jedem Menschen, Kraft seiner Natur, Eigenrechte und Eigenverantwortungen zukommen, die zu beachten sind und die niemand anderer zu übernehmen hat.
    Das, was der Mensch in seiner Eigenverantwortung zu erfüllen hat, hat kein anderer und hat keine andere Gemeinschaft zu erfüllen.
    Und damit im Zusammenhang
    Was die kleinere Gemeinschaft bewältigen kann, hat nicht eine höhere Gemeinschaft oder gesellschaftliche Einheit zu besorgen.
    Und daraus ergibt sich auch letzten Endes die Dualität von Staat und Gesellschaft.
    Und nicht, wie es manche politische und philosophische Ideen vertreten, die äußerst gefährliche und der Menschen Natur zu widerlaufende Identität von Staat und Gesellschaft.
    Nämlich, dass der Staat verpflichtet ist, so viel Autonomie und so viel Eigenrechte den Menschen und den kleineren, überschaubaren Gemeinschaften zuzuordnen, als nur möglich ist.
    und nur so viele Bindungen an zentrale Einheiten vorzusehen, als unbedingt erforderlich ist.
    In seiner Würdigung zu Chor sagte der Leiter des Symposiums Dr. Oskar Schatz vom Landesstudio Salzburg.
    Was Chor wieder fuhr, war eben das Schicksal aller schöpferischen Außenseiter und Dissidenten, die es wagen, allgemein akzeptierte Glaubensgrundsätze und Dogmen in Frage zu stellen.
    Man machte ihn lächerlich, erklärte ihn für verrückt oder schwieg ihn einfach tot.
    Leopold Korr, der gigantische Ausmaße in jedem Bereich kritisiert, sagte dann selbst in seinem Referat.
    Der Mensch ist das Maß aller Dinge.
    Nicht die Gesellschaft, nicht der Staat, nicht die von Millionen Armen umschlungene Menschheit,
    Nicht das Universum, der Mensch.
    Und der Mensch ist klein.
    Und an ihn müssen sich daher alle seine Schöpfungen anpassen.
    Das ist die philosophische Grundidee, warum man mit der Größe nicht weiterkommt, wenn eine Gesellschaft,
    oder eine menschliche Institution über das Marsch des kleinen Menschen hinaus wächst.
    Der Nationalökonom Leopold Kohr mit seinem Argument von small is beautiful oder etwas wissenschaftlicher Kleinheit als Überlebensprinzip.
    Heute begann in Salzburg ein Leopold-Kohr-Symposium.
    Ja, jetzt hätten wir gerne den Bericht angeschlossen von der Pressekonferenz der Nationalbank.
    Allerdings haben wir noch keinen Kontakt mit unserem Reporter dort.
    Wir ziehen also den vorgesehenen Beitrag der Kulturredaktion bzw.
    das Kulturthema vor.
    Eine wissenschaftliche Entdeckung, die in anderen Ländern vermutlich Schlagzeilen machen würde oder gemacht hätte, ist einem österreichischen Archäologenteam in Ephesus in der heutigen Westtürkei gelungen.
    Ephesus ist nicht nur die Stadt, in der heute die mit österreichischem Geld und österreichischer Arbeit wiederaufgebaute römische Zelsus-Bibliothek wahre Touristenströme anzieht.
    Ephesus war in der Antike vor allem wegen seines Artemisions berühmt, das Artemis-Heiligtum in Ephesus.
    Es zählt dazu den sieben Weltwunden.
    Und unmittelbar neben den Resten dieses Heiligtums konnten die seit langem in Ephesus arbeitenden österreichischen Archäologen nun den Nachweis führen, dass in Ephesus schon lange vorher Kultstätten zur Verehrung weiblicher Gottheiten bestanden.
    Zumindest zwei Kultstätten waren das, von denen die eine, eine der ältesten Marmortempel des damaligen Griechenlands sein könnte.
    Wilfried Seifert versucht im folgenden Beitrag die Bedeutung dieser Funde und Erkenntnisse darzustellen.
    Ein Marmortempel ist identifiziert, weit weg in der Türkei, 35 Meter lang, das sind die klassischen 100 ionischen Fuß, 16 Meter breit, wahrscheinlich einmal 5 bis 6 Meter hoch.
    Knapp neben dem in der Antike Welt berühmten Artemision, dem vom unglücklichen Lüderkönig Croesus 650 errichteten oder zumindest finanzierten Heiligtum, aus dem die Artemis von Ephesus stammt, jene oft kopierte Frauengestalt mit den vielen fruchtbaren Brüsten.
    Dieser Tempel war aus Marmor, stammt aus dem 8. oder 7.
    Jahrhundert v. Chr.
    und war unter Kreuzaus schon wieder Ruine.
    Ein kostbarer Tempel, ohne Frage, erläutert Dozent Dr. Anton Bammer vom Österreichischen Archäologischen Institut.
    Wir konnten in mehrjähriger Arbeit an einer Stelle eben diesen einen zweiten Kultbau ausgraben.
    Und dieser Bau ist ein 100-füßiger Tempel offenbar, ein Hecatompetus.
    Und zweifelsohne hat in dieser Zeit, in der dieses Bauwerk begonnen worden ist, nämlich Ende des siebten Jahrhunderts, Anfang des sechsten Jahrhunderts, war ein Tempel aus Marmor etwas sehr Seltenes und Kostbares und Besonderes.
    Aber dieser Tempel ist mehr als ein kostbarer Marmorfund.
    Er ist, wie die in seiner Nähe ausschließlich gefundenen weiblichen Statuetten aus Gold und Elfenbein unterstreichen, auch ein Beweis dafür, dass in Ephesus, in Kleinasien, lange vor Kreuzos, lange vor Artemis, weibliche Gottheiten verehrt wurden.
    In Kleinasien ansässige Gottheiten wie etwa die Fruchtbarkeitsgöttin Kybele, Letho oder die griechisch-ionische Demeter.
    Dozent Bammer?
    Das ist von vornherein schon einmal etwas Besonderes, weist natürlich darauf hin, dass Kleinasien ein altes Land mit sehr alten weiblicher Kulttradition darstellt und das aber offenbar durch die einwandernden, patriarchalisch organisierten griechischen Stämme, die Ionia,
    in einer gewissen Weise verändert worden ist, weil eben dadurch in der archaischen Zeit diese einzelnen Clankulte entstanden sind, wobei jeder Clan, also jede aristokratische Familie ihren eigenen Kult hatte, der aber trotzdem zumindest den Ephesus
    eine weibliche Gottheit gewesen sein dürfte.
    Religionsgeschichtlich bedeutend gelang hier einer der Nachweise dafür, dass hier bei der johnischen Wanderung die patriarchalisch organisierten indoeuropäischen Jonyer auf die viel stärker matriarchalisch geprägten Kulturen Kleinasiens stießen.
    Zwar bedeutet nach neuerer historischer Forschung eine starke kultische Bedeutung der Frau, nicht unbedingt auch eine starke politische Stellung der Frau, doch glauben die Archäologen immerhin an eine ausschließlich weibliche Priesterschaft in Ephesus vor Kreuzhaus.
    An die Existenz eines der vielen Kulte aus der Ackerbauzeit, als die weiblichen Gottheiten groß und wichtig dargestellt wurden, ihre männlichen und sterblichen Partner aber klein und jugendlich gesehen wurden, gemäß der jährlich wiederkehrenden Fruchtbarkeit der Felder.
    Insgesamt ein Denkanstoß, eine Argumentationshilfe für viele Religionsforscher der Antike, ein weiteres, nicht unwichtiges Mosaiksteinchen für das Puzzlespiel mit unserer zivilisatorischen Vergangenheit, ist doch aus diesem Zusammenprall von matriarchalischen Ackerbauern und patriarchalischen Wandervölkern und der Angleichung ihrer kultischen Vorstellungen in einem langen Prozess zweifellos eine der Spannungen zu sehen, die unsere Entwicklung ermöglicht und beschleunigt hat.
    Insgesamt also eine Nachricht, die in archäologisch stärker interessierten Ländern wohl auf so mancher Titelseite zu finden wäre.
    Ja und aus dem 8. vorchristlichen Jahrhundert schnell zurück in die Gegenwart.
    Wir haben jetzt die Verbindung mit Helmut Glitzander, der für uns die heutige Pressekonferenz der Österreichischen Nationalbank mitverfolgt hat und hier sein Bericht.
    Einleitend warnte Notenbank-Präsident Stefan Koren vor den jüngsten und gefährlichsten Entwicklungen in den internationalen Wirtschaftsbeziehungen.
    Der Einsatz wirtschaftshandels- und kreditpolitischer Maßnahmen als Mittel in weltpolitischen Auseinandersetzungen könnte unkontrollierbare Folgen haben, sagte Koren.
    Der Adressat dieser Aussage ist wohl die amerikanische Regierung, die im Zuge der Auseinandersetzung um Polen verschiedene Drohungen gemacht hat, beispielsweise Kreditsperren oder Verbot von Zulieferungen für die neue russische Erdgas-Pipeline.
    Die Verflechtungen der Wirtschaft sind ein sensibler Mechanismus, betonte der Notenbankpräsident, und allein dieser Zusammenarbeit ist der stürmische Wirtschaftsaufschwung in den vergangenen Jahrzehnten zu verdanken.
    Dann Präsident Koring konkret auf die Frage der internationalen Einschätzung Österreichs.
    Ich würde behaupten, dass die österreichische Währungs- und Wirtschaftspolitik international noch immer akzeptiert wird, und zwar voll akzeptiert wird.
    Ich habe seinerzeit, glaube ich, berichtet, nach dem Zahl- und Leistungsbilanzschock von 1977 in Österreich, hat es eine Phase gegeben, wo in internationalen Gremien immer wieder die Frage aufgeworfen wurde, kommen denn die Österreicher durch mit ihrer Politik, kommen sie nicht durch?
    Immer wieder.
    Und im Verlauf des Sommers 1978 war das vorbei.
    Und es hat seither, das bitte ich mir zu glauben, in keinem internationalen Gremium auch nur eine Frage darüber gegeben, ob etwa die österreichische Währungspolitik haltbar oder nicht haltbar ist.
    Das heißt, das Vertrauen in die österreichische Währung ist völlig unangetastet.
    Im Gegenteil, wir gehören heute zu dem immer kleiner werdenden Club der europäischen Stabilitätsländer.
    Sind ja nur mehr vier.
    Die Notenbank werde jedenfalls an der Stabilitätspolitik festhalten, der immer wieder auftauchenden Kritik an der Hartwährungspolitik werde in der Notenbank kein Gehör geschenkt.
    Dann zu den direkt die Notenbank betreffenden Fragen.
    1981 erwirtschaftete die Bank der Banken einen Überschuss von rund 9 Milliarden Schilling, vergleichsweise ein Betrag von etwa 1200 Schillinge Österreicher.
    Von diesem Gewinn erhält der Staat rund 5 Milliarden, der Rest füllt zum Großteil die Reserven der Notenbank auf.
    Ursache des hohen Gewinns ist hauptsächlich der Ertrag der Zinsen bei der Veranlagung der Devisenreserven, denn diese liegen ja nicht ungenützt in den Tresoren, sondern bringen Ertrag.
    Schlussendlich dann die Frage einer Übernahme des Hauptminzamtes, die bereits gestern vom Finanzminister Salcher verneint wurde.
    Der Herr Finanzminister hat mich heute Vormittag noch davon verständigt, dass er keinesfalls mit uns in Gespräche über diese Frage eintreten werde.
    Das schließt nicht aus, dass in dem einen, dem anderen, einem dritten Gremium diskutiert wird, was immer Gott verboten haben möge.
    Das ist in einer Demokratie nicht verboten.
    Ist erlaubt.
    Relevant wird es erst, wenn es an die zuständigen Gremien herangetragen wird.
    Und hier darf ich nur festhalten, dass noch niemand
    an ein Gremium der Notenbank, sei es die Adepteure im Generalrat, mit dieser Frage herangetreten ist.
    Außerdem seien Überlegungen mit einem Kaufpreis zur Budgetstützung von gerüchteweise 10 bis 20 Milliarden Schilling in der Praxis schon aus bilanztechnischen Gründen nicht einfach zu lösen.
    Eher sei da noch eine Übertragung ohne Bezahlung denkbar, sagte Korin.
    Soweit ein kurzer zusammenfassender Bericht und damit zurück zum Moderator.
    Soviel also von Helmut Gletsander über die Nationalbank-Pressekonferenz.
    Drei Minuten vor eins ist es.
    Wir bringen den ursprünglich angekündigten Beitrag über ein Jahr Giftöl-Skandal in Spanien in diesem Journal leider nicht mehr unter.
    Wir schalten jetzt zu Maria Piffl ins Nachrichtenstudio.
    USA, Argentinien, Großbritannien.
    Die Organisation Amerikanische Staaten hat zu einer sofortigen Waffenruhe im Konflikt um die südatlantischen Falkland-Inseln aufgerufen.
    Der Anspruch Argentiniens auf die Souveränität über die Inselgruppe wird unterstützt.
    Für die Entschließung stimmten 17 Mitglieder, vier enthielten sich der Stimme.
    Aus London liegt noch keine Stellungnahme vor.
    Die Regierung ist zu einer Dringlichkeitssitzung über die jüngsten militärischen und diplomatischen Entwicklungen der Krise zusammengetreten.
    Die Militärjunta in Buenos Aires hat die argentinische Küstenwache vor und auf den Falkland-Inseln in höchste Alarmbereitschaft versetzt.
    Zuletzt wurde damit gerechnet, dass britische Marineeinheiten innerhalb der nächsten 48 Stunden auf den Falkland-Inseln landen könnten.
    Sowjetunion.
    Die Parteizeitung Pravda attackiert heute neuerlich den Kurs der britischen Premierministerin Thatcher in der Falkland-Krise.
    Thatcher sei zu einer gewaltsamen Lösung entschlossen, schreibt die Pravda.
    Mit dem Befehl, die Insel Südgeorgien zu besetzen, habe die Regierung bewiesen, dass sie den abenteuerlichen Kurs einer gefährlichen Eskalation verfolgt.
    Österreich.
    Der Immunitätsausschuss des Nationalrats hat beschlossen, dem Plenum die Aufhebung der Immunität des SPÖ-Abgeordneten Willinger zu empfehlen.
    Der Mandatar steht im Verdacht des Betruges und der Hehlerei im Zusammenhang mit der steirischen Wohnbauaffäre.
    Weiters im Fall der Ausschuss, den FPÖ-Abgeordneten Ofner nicht auszuliefern.
    Ofner ist von der niederösterreichischen ÖVP im Zusammenhang mit dem WBU-Skandal wegen übler Nachrede angezeigt worden.
    Der Nationalrat befasst sich heute unter anderem mit einem Bundesgesetz über die Jugendbeschäftigung.
    In der Fragestunde teilte Finanzminister Salcher mit, dass Verhandlungen über die Finanzierung des Konferenzzentrums bei der Wiener UNO City im Gange seien.
    Als Verhandlungspartner nannte Salcher die Schweiz, die Bundesrepublik Deutschland, Japan und Saudi-Arabien.
    Weiters kündigte Salcher auf Anfrage die in Diskussion stehende Steueramnestie an und fügte hinzu, dass man sich dabei auch an dem Schweizer Modell orientieren werde.
    Nun noch die Wetteraussichten für ganz Österreich bis heute Abend.
    Meist sonnig, nur im Zentralalpenbereich auch starke Bewölkung und etwas Niederschlag.
    Nachmittagstemperaturen 7 bis 12 Grad.
    Und mit dieser Meldungsübersicht schließen wir dieses Mittwoch-Mittagsjournal.
    Im Namen von Redaktion und Technik verabschiedet sich Werner Löw.
    Einen schönen Tag noch.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel von Stephanie Geiges

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1982.04.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1982.04.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Parlament: Kinder und Jugendlichenbeschäftigungsgesetz
    Einblendung: ÖVP-Abgeordnete Ingrid Tichy-Schreder, SPÖ-Abgeordneter Leonhard Treichl, FPÖ-Sozialsprecher Jörg Haider
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Tichy-Schreder, Ingrid [Interviewte/r] , Treichl, Leonhard [Interviewte/r] , Haider, Jörg [Interviewte/r]
    Datum: 1982.04.28 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Aktueller Stand der WBO-Ermittlungen: Hauptverhandlung noch heuer?
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung]
    Datum: 1982.04.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Nachfolge von Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung]
    Datum: 1982.04.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neue Bausparformen im Gespräch
    Einblendung: Direktor der Bausparkasse der Sparkassen Dr. Paul Oppitz
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Oppitz, Paul [Interviewte/r]
    Datum: 1982.04.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Leopold Kohr Symposion in Salzburg "Rückkehr zum Menschlichen Maß, Kleinheit als Überlebensprinzip"
    Einblendung: Landeshauptmann Haslauer, Dr. Oskar Schatz (Landesstudio Salzburg), Leopold Kohr
    Mitwirkende: Jungwirth, Jürgen [Gestaltung] , Haslauer, Wilfried (sen.) [Interviewte/r] , Schatz, Oskar [Interviewte/r] , Kohr, Leopold [Interviewte/r]
    Datum: 1982.04.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Kultur ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neue sensationelle archäologische Funde in Ephesos
    Einblendung: Doz. Baumer
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung] , Baumer, Anton [Interviewte/r]
    Datum: 1982.04.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz der Nationalbank zum Jahresabschluss
    Einblendung: Nationalbankpräsident Koren
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung] , Koren, Stephan [Interviewte/r]
    Datum: 1982.04.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1982.04.28
    Spieldauer 01:00:02
    Mitwirkende Löw, Werner [Moderation]
    Wendl, Fritz [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1982.04.28 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-820428_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo