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KI-generiertes Transkript
Mittagsjournal.
Das heutige Datum, der 10.
August.
Redakteur im Studio des Samstag-Mittagsjournals ist Manfred Kronsteiner und hier die Themen der Sendung.
Starker Mann, schwere Aufgabe.
Lebed als Jelzins Tschetschenien-Vollstrecker.
Kandidaten-Duo der US-Republikaner.
Bob Dole sucht sich Jack Kemp als Vize.
Bundesheer und NATO-Friedenspartnerschaft.
47 österreichische Soldaten als Teilnehmer einer Übung in den USA.
Österreich und die EU-Osterweiterung – mehr Chancen als Risken.
Frauen in Österreich – die ausgebliebene Gleichberechtigung.
Im Journal zu Gast Frithjof Capra, Systemtheoretiker und Autor.
100 Millionen Betrugsverdacht – Festnahmen in einer niederösterreichischen Affäre.
Szenische Gegenüberstellung bei den Salzburger Festspielen, Schönbergs Pierrot Lunaire und Messiaens Quartett über das Ende der Zeit.
Nach diesem Vorgeschmack auf das Programm des Österreich 1 Mittagjournals bieten wir Ihnen einen Überblick in Nachrichten von Martina Schädewey, gelesen von Georg Schubert.
Nordirland.
In der nordirischen Stadt Derry herrscht Hochspannung vor dem geplanten Marsch der protestantischen Apprentice Boys.
Die Polizei befürchtet Unruhe zwischen Katholiken und Protestanten, weil die protestantische Traditionsvereinigung sich geweigert hat, die Route ihres Protestmarsches heute Mittag abzuändern.
Der Marsch führt knapp an einem katholischen Wohnviertel vorbei.
Eine Kundgebung von etwa 4000 Katholiken gestern Abend ist ohne Zwischenfälle verlaufen.
Russland Das Parlament in Moskau stimmt heute in einer Sondersitzung über die neuerliche Kandidatur von Ministerpräsident Tschernomyrdin ab.
Tschernomyrdin hat zu Beginn der Parlamentssitzung sein Regierungsprogramm vorgestellt.
Er bekräftigte unter anderem den Widerstand Moskaus gegen die geplante Osterweiterung der NATO.
Die russische Regierung trete zwar für eine gesamteuropäische Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen ein, die NATO-Osterweiterung passe aber in diesen Prozess nicht hinein, sagte Tschernomyrdin.
In der abtrünnigen Kaukasus-Republik Tschetschenien gehen unterdessen die Kämpfe weiter.
Russische Truppen haben in der Hauptstadt Gorsny eine Gegenoffensive gestartet.
Wie die Moskauer Nachrichtenagentur ITAR-TASS meldet, sind die russischen Soldaten in die Nähe des Stadtzentrums vorgedrungen.
Präsident Yeltsin hat heute seinen Sicherheitsbeauftragten Ex-General Lebed auch zum persönlichen Tschetschenien-Beauftragten ernannt.
Lebed war zuletzt für ein Ende des Tschetschenien-Krieges eingetreten.
Österreich.
ÖGB-Vizepräsident Neugebauer von der ÖVP verliert einen Teil seiner Mehrfachgehälter.
Neugebauer hat dem Wiener Stadtschulrat mitgeteilt, dass er auch im kommenden Schuljahr zwei Stunden pro Woche als Hauptschullehrer unterrichten wolle.
Nach dem neuen Bezügegesetz für Politiker bekommt er dafür aber lediglich ein Zehntel seines bisherigen Lehrergehalts.
Zuletzt verdiente Neugebauer 40.000 Schilling brutto für zwei Unterrichtsstunden pro Woche.
In Niederösterreich ist offenbar ein groß angelegter Betrugsskandal aufgeflogen.
Drei Geschäftsmänner aus Wien und Niederösterreich wurden festgenommen.
Sie sollen von mehr als 1.000 Personen insgesamt 100 Millionen Schilling ergaunert haben.
Es wurde versprochen, das Geld gewinnbringend in Immobilien anzulegen.
So sollte angeblich Schloss Pöchlarn in eine Seniorenresidenz umgebaut werden.
Mit den Arbeiten wurde aber noch nicht einmal begonnen.
Österreich, USA.
Erstmals nimmt eine Einheit des österreichischen Bundesheeres an einer Übung der NATO-Partnerschaft für den Frieden teil.
40 österreichische Soldaten sind in den kommenden drei Wochen im amerikanischen Bundesstaat North Carolina gemeinsam mit etwa 1.100 Soldaten im Einsatz.
Neben Österreich sind Truppen aus 15 Staaten des ehemaligen Ostblocks vertreten.
Geübt werden etwa humanitäre Hilfseinsätze.
USA.
Der designierte Präsidentschaftskandidat der Republikaner Bob Dole will heute den Kandidaten für das Vizepräsidentenamt offiziell bekannt geben.
Nach Berichten des amerikanischen Fernsehsenders CNN ist es Wohnungsbauminister Jack Kemp.
Der 61-jährige Kemp gilt als gemäßigter Konservativer.
Er würde nach seiner Nominierung auf dem Parteitag der Republikaner nächste Woche mit Dole in den Wahlkampf für die Präsidentenwahlen am 5.
November gehen.
Bundesrepublik Jugoslawien.
Die USA verstärken den Druck auf Belgrad.
Der amerikanische Sonderbeauftragte Kornblum hat dem serbischen Präsidenten Milosevic in einer mehrstündigen Unterredung in Belgrad klargemacht, dass die USA die Beziehungen zur Bundesrepublik Jugoslawien erst normalisieren werden, wenn die bosnischen Serben die Umsetzung des Statenfriedensabkommens nicht länger behindern.
Heute trifft Kornblum auf der Insel Brioni in Istrien mit dem kroatischen Präsidenten Tudjman zusammen.
Kornblum bereitet das geplante Balkangipfeltreffen kommenden Mittwoch in Genf vor.
Spanien.
Auch drei Tage nach der Flutkatastrophe in den spanischen Pyrenäen werden auf einem Campingplatz noch 40 Menschen vermisst.
1000 Helfer sind bei den Suchtrupps im Einsatz.
Die Chancen, dass Überlebende geborgen werden, sind aber äußerst gering.
Bisher wurden nach der Flutkatastrophe 72 Tote geborgen.
Unter ihnen sind sechs ausländische Touristen, eine Familie aus den Niederlanden sowie zwei Franzosen.
200 Menschen wurden verletzt.
Soweit die Nachrichten.
Und was die Wetteraussichten betrifft, Markus Warzak sagt Ihnen, was zu erwarten steht.
Der sommerliche Wettereinschub ist wieder einmal nur von kurzer Dauer.
Schon morgen kündigen sich von Westen her teils heftige Gewitter an.
Bis zum Montag breiten sie sich auf ganz Österreich aus.
Die aktuellen Meldungen Wien-Heiter 22°C, Eisenstadt-Heiter 20°C, St.
Der heutige Nachmittag verspricht weiterhin viel Sonnenschein.
Gewitter können sich vor allem in Vordelberg und Tirol bilden, nur vereinzelt auch im übrigen Bergland.
Die Temperaturen erreichen 23 bis 28 Grad.
Der Westen Österreichs bleibt auch heute Nacht gewitteranfällig.
Die tiefsten Temperaturen liegen in den Landeshauptstädten zwischen 19 und 14 Grad, sonst kann es bis 8 Grad abkühlen.
Morgen Sonntag muss man in Vorarlberg und Tirol sowie in Salzburg und Oberkernten häufig mit gewittrigen Regenschauern rechnen.
Im übrigen Österreich ist es zumindest zeitweise sonnig.
Im Lauf des Nachmittags steigt vor allem im Bergland die Gewittergefahr, im Flachland sind Gewitter nur vereinzelt möglich.
Im Donauraum weht lebhafter Südostwind.
Die Temperaturen kommen morgen im Westen kaum über 22 Grad hinaus, bei Sonne sind hingegen noch einmal bis zu 28 möglich.
In 2000 Meter Höhe hat es zu Mittag etwa 10 Grad.
Am Montag gehen überall einige Regenschauer und Gewitter nieder, schwere Gewitter besonders im Süden.
Zwischendurch lockert es auch ein wenig auf, die höchsten Werte 20 bis 25 Grad.
Nicht viel wärmer die nächsten Tage, am Dienstag und Mittwoch wechseln Wolken und etwas Sonne, dazwischen aber weiterhin Regenschauer.
Weitgehend trocken dürfte dann der Donnerstag sein.
Soweit, so unerfreulich also die Wetteraussichten.
Es ist 8 Minuten nach 12.
In Moskau ist der heutige Samstag ein Tag wesentlicher politischer Entscheidungen.
Zum einen hat die Staatsduma, das Parlament, über Boris Jelzins Vorschlag zu entscheiden, Viktor Tschernomyrdin neuerlich zum Regierungschef zu machen.
Zum anderen hatte er bereits seit geraumer Zeit als starker Mann apostrophierte Alexander Lebed
von Yeltsin einen Zuwachs an Machtfühle erhalten.
Lebed wurde vom Präsidenten als Tschetschenien-Beauftragter eingesetzt und er wird sich in dieser Funktion sehr bald bewähren müssen, denn die Kämpfe um Grosny sind in vollem Gange.
Aus Moskau, Informationen von Georg Dox.
Alexander Lebed hat heute von Boris Yeltsin freie Hand erhalten, nach seinen Vorstellungen in Tschetschenien Frieden zu schaffen.
Yeltsin hat seinem Sicherheitsberater, dem Sekretär des russischen Sicherheitsrates, das Amt eines Sonderbeauftragten für Tschetschenien übertragen.
Alek Lobov, der diese Aufgabe ein Jahr lang hier glücklos verwaltet hat, wurde entlassen.
Boris Jelzin hat bei den bisherigen Verantwortlichen eine schwere Fehleinschätzung der Lage kritisiert, die Koordination zwischen den Ministerien, der Armee und den Geheimdiensten hat versagt.
Nur so war es möglich, dass die Tschetschenien durch ihren zeitlich genau abgestimmten Vorstoß auf Krosny die feierliche Amtseinführung von Boris Jelzin in den Schatten stellen konnten.
Alexander Lebed gilt als erklärter Gegner einer militärischen Lösung im Kaukasus.
Die Armee sei nur dazu da, gegen äußere Feinde zu kämpfen, hat Lebed wiederholt erklärt.
Doch auch er musste die Rückeroberung der tschetschenischen Hauptstadt Krosny durch die russischen Truppen gutheißen.
Lebed möchte nun einen neuen Anfang versuchen und alle Streitparteien, die russische Seite, aber auch alle Fraktionen der tschetschenischen Rebellen, die Milizkommandanten, aber auch die Politiker und Hintermänner an einen Verhandlungstisch bringen.
Vor wenigen Tagen erst hat Lebe diese Idee eines runden Tisches ins Gespräch gebracht.
Ob sie eine Chance hat, kann erst die Zukunft zeigen.
Zu tief sind die Gräben etwa zwischen der von Russland eingesetzten Regierung und Tschetschenien-Chef Jandabiev, als dass es hier noch eine gemeinsame Sprache geben könnte.
Auch die hunderten Toten der letzten Tage werden eine rasche Versöhnung unmöglich machen.
Während in Moskau also über die weitere Vorgangsweise beraten wird, dauern die Kämpfe um Grozny ja nach wie vor an.
Die Rebellen scheinen aber nun Stellungen räumen zu müssen und sich nach und nach zurückzuziehen.
Ihr propagandistisches Ziel, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von der gestrigen Amtsführung Jelzins auf ihre Sache zu lenken, haben sie vorerst einmal erreicht.
In Russland ist für heute Staatstrauer angeordnet, damit wird landesweiter Opfer der jüngsten Kämpfe gedacht.
Zur Stunde steht Ministerpräsident Tschernomyrdin dem Parlament der Staatsdummer Rede und Antwort.
Auch er hat sich für eine Verhandlungslösung in Tschetschenien ausgesprochen.
Die Abgeordneten müssen heute den Ministerpräsidenten durch Mehrheitsbeschlüsse in seinem Amt bestätigen.
Allgemein wird angenommen, dass General Mirden von der Mehrheit der Abgeordneten akzeptiert wird.
Über die Zusammensetzung der neuen russischen Regierung wollte General Mirden erst dann sprechen, wenn er von den Abgeordneten bestätigt wurde.
Georg Dox aus Moskau.
Zum Zerreißen gespannt ist zur Stunde die Situation in Nordirland.
Und wieder ist es ein Traditionsmarsch einer Protestantenvereinigung, der die Gemüter gefährlich erhitzt.
Die Apprentice-Boys, die gar nicht mehr so jungen Lehrbuben, meistenteils längst im jugendlichen Alter entwachsen, lassen es sich nicht nehmen, sich zu präsentieren und somit die Katholiken zu provozieren, an deren Wohnviertel in der Stadt Derry die Marschroute knapp vorbeiführt.
Ernst Gelex berichtet aus dem Norden der grünen Insel.
Der ist heute eine geteilte Stadt.
Entlang der Schnittstellen zwischen katholischen und protestantischen Wohnvierteln haben Polizeieinheiten Aufstellung genommen.
Entschlossen, jeden Übergriff bereits im Keim zu ersticken.
Eine Schnittstelle ist besonders gesichert, und zwar der Weg entlang der historischen Stadtmauer der ist, der an die Waterloo Street grenzt.
Die Waterloo Street ist der südliche Rand des katholischen Wohnviertels Bockside.
Auf diesem Weg kommen alle Jahre tausende Mitglieder der protestantischen Apprentice Boys vorbei.
Sie marschieren mit Trommeln und Fahnen, um an die erfolgreiche Verteidigung von Derry vor mehr als 300 Jahren zu erinnern.
13 Lehrbuben, daher der Name Apprentice Boys, hatten 1689 die Stadttore gerade noch rechtzeitig vor der katholischen Armee des englischen Königs Jakob II.
geschlossen.
Alle Jahre kommt es auf diesem Weg zwischen Stadtmauer und dem Bockseid Wohnviertel zu hässlichen Handgreiflichkeiten.
Heuer nicht, hat sich der britische Nordirlandminister Patrick Mayhew geschworen und hatte am Donnerstag dieses Stück der Marschroute absperren lassen.
Gepanzerte Barrikaden, Stahlbetonblöcke und Stacheldraht sollen diesmal Schlägereien zwischen Katholiken und Protestanten verhindern.
Vertreter der Sinnfein, des politischen Arms der Terrororganisation IRA, haben die Katholiken Derrys aufgerufen, heute ruhig zu bleiben.
Der stellvertretende Parteichef von Sinnfein, Martin McGuinness, sagte beim gestrigen Marsch der Katholiken, lasst uns der Welt zeigen, wer die wirklichen Feinde des Friedens in Irland sind.
Tatsächlich steht Derry heute unter internationaler Beobachtung.
Dutzende Kamerateams und eine internationale Reporter-Char halten sich derzeit in der Stadt auf.
Die äußerst starke Medienpräsenz könnte dazu beitragen, dass sich Katholiken und Protestanten diesmal diszipliniert und friedlich verhalten.
Die Apprentice Boys haben jedenfalls versprochen, eine friedliche Kundgebung abhalten zu wollen.
Soviel über die Lage im Norden der grünen Insel.
Der republikanische Präsidentschaftskandidat Bob Dole hat jetzt die monatelangen Spekulationen darüber beendet, mit wem er im November ins Präsidentschaftsrennen gehen will.
Konkret, wer sein Vizepräsident würde, sollte Dole entgegen allen Prognosen doch gegen Bill Clinton gewinnen.
Wer aus Parteikreisen jetzt durchsickert, ist die Wahl auf Jack Kemp gefallen, einen ehemaligen Kongressmitglied und Sprecher des Repräsentantenhauses und interessanterweise ein Ex-Rivale Dowles.
Klaus Webhofer mit einem Porträt.
Jahrelang galt der Ex-Footballspieler Jack Kemp als Widersacher Bob Dowles.
Beide bemühten sich 1988 um die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten.
Das Rennen machte aber bekanntlich George Bush, der Kempton zu seinem Wohnbauminister machte.
Im heurigen Vorwahlkampf der Republikaner hatte Kempton offen Partei für den Millionär und Verleger Steve Forbes ergriffen.
Innerparteilich gilt Kempton als gemäßigter Konservativer, als eigenwillige Figur und unabhängiger Denker.
Er ist ein Abtreibungsgegner und tritt für radikale Steuersenkungen ein.
Kempf wird aber auch ein gewisses Einfühlungsvermögen gegenüber den unteren sozialen Schichten und Minderheiten nachgesagt.
Ihm wird zugetraut, dass er solche Wähler für die Republikaner gewinnen kann.
Machtbewusst ist Kempf allemal.
Ein politischer Beobachter beschrieb den 61-Jährigen einmal als Quarterback, also als Spielmacher, der es liebt, die Nummer 1 zu sein.
Die Parteimitglieder in San Diego, wo am Montag der Parteitag der Grand Ole Party beginnen wird, zeigen sich jedenfalls sehr zufrieden mit der Bestellung Kemps.
Hier hofft man, dass mit Jack Kemp wieder frischer Wind in den republikanischen Wahlkampf kommen wird.
Derzeit liegt Ole in den Umfragen ja gut 20 Prozent hinter Clinton.
Während Sie dieses Österreich 1-Mittag-Journal hören, starten vom Militärflughafen Linz-Hirsching aus Herkules C-130-Maschinen mit 47 Mann des österreichischen Bundesheers zu einer militärischen Premiere.
Sie werden nach Frankfurt und von dort aus an die Atlantikküste der USA geflogen, nach North Carolina, wo sie an einer Übung für die NATO-Friedenspartnerschaft teilnehmen werden.
Leicht werden sie es dort jedenfalls nicht haben.
Die Übung wird in einer Basis der hart gedrillten, um nicht zu sagen gequälten Marines stattfinden und außerdem herrscht große Hitze und Luftfeuchtigkeit in diesem Teil der Vereinigten Staaten.
Tarek Leitner vom Landestudio Oberösterreich berichtet vom Antritt dieser Mission in Linz-Hörsching.
In diesen Minuten verabschiedet Generalgruppeninspektor Neitzen die 40 Soldaten, die in den kommenden drei Wochen am Landemanöver der NATO-Partnerschaft für den Frieden teilnehmen werden.
Die 40 Soldaten des österreichischen Bundesheeres gesellen sich dabei unter Soldaten aus 15 ehemaligen Ostblockstaaten und Nicht-NATO-Mitgliedern, die ebenfalls an dieser Übung teilnehmen werden.
Das österreichische Kontingent setzt sich aus Offiziersanwärtern der Militärakademie Wiener Neustadt zusammen.
Ihr Ziel ist heute das Camp Lejeune im US-Bundesstaat North Carolina, wo sie Übungen bei 35 Grad im Schatten und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit erwarten.
Kondition geschunden haben die Soldaten zuletzt in Wiener Neustadt und dort den Häuserkampf geübt, denn in Kemplöscheln werden das Verhalten in einem Bürgerkriegsland sowie humanitäre Hilfseinsätze im Mittelpunkt stehen.
Aber auch Luft- und ansiedlische Landemanöver stehen auf dem Programm.
Truppenübungen der NATO-Partnerschaft für den Frieden sollen künftig auch in Österreich stattfinden, das seit Februar 1995 dieser Partnerschaft angehört.
Außenminister Wolfgang Schüssel kündigte schon im April die Vorbereitung eines Truppenaufenthaltsgesetzes an, dass dies ermöglichen soll.
Bei den Manövern geht es darum, die Zusammenarbeit der NATO mit den Truppen aus den insgesamt 27 Mitgliedern der Partnerschaft für den Frieden zu verbessern.
Tarek Leitner aus Linz-Hörsching.
Sie ist derzeit noch kein akutes Thema, aber langfristig wird sie unvermeidlich sein, die Osterweiterung der Europäischen Union.
Von der EU wird die Aufnahme der Reformländer Osteuropas in die Gemeinschaft als historische Chance und Herausforderung angesehen.
Allerdings würde sie auch den weiteren Abbau von Handelsschranken mit sich bringen, für viele eine provokante Forderung, wodurch schon jetzt scharenweise Firmen in den Osten abwandern.
Man denke nur an die Semperit-Krise.
Der Wirtschaftsforscher Fritz Preuß hat die Kosten und den möglichen Nutzen einer EU-Osterweiterung für Österreich durchgerechnet.
Und er sieht durchaus positive Auswirkungen für Österreich, um es vorwegzunehmen.
Josef Schweizer informiert.
Sollten Ungarn, Tschechien, die Slowakei und Slowenien EU-Mitglieder werden, dann ist das für Österreich vor allem ein Gewinn.
Die Exporte steigen um 3 Prozent, die Wirtschaft wächst um 1,5 Prozent, das verfügbare Einkommen der Österreicher erhöht sich im gleichen Ausmaß,
30.000 neue Jobs entstehen und verringern die Arbeitslosenrate um Vierzehntel.
Diese Ergebnisse einer Simulationsstudie präsentierte Wirtschaftsforscher Fritz Preuß in einem Artikel für die Zeitschrift Die Union.
Er geht davon aus, dass die Erweiterung zwar hohe Kosten für die EU und ihre Mitglieder verursacht, dass diese Kosten aber durch verstärkten Handel und durch eine Belebung der Wirtschaft rasch wieder hereinkommen.
Dieser Effekt ist bei jenen Ländern am größten, mit denen schon jetzt intensive Handelsbeziehungen bestehen.
Wenig oder so gut wie nichts bringt für Österreich die EU-Erweiterung um die Staaten Südosteuropas und des Baltikums.
Preuss geht der Einfachheit halber davon aus, dass der Erweiterungsprozess schon im Jahr 2000 beginnt.
Damit ist er der Realität um Jahre, wenn nicht Jahrzehnte voraus.
Billig wird die Erweiterung um die Oststaaten für die EU jedenfalls nicht.
Grund sind Agrar- und Strukturfonds der EU, in die die reicheren Länder als auch Österreich zugunsten der Ärmeren einzahlen.
Sollten also alle 10 Reformstaaten inklusive der baltischen Staaten der EU beitreten, dann belastet das das EU-Budget mit 30 Milliarden EQ.
Das sind umgerechnet 400 Milliarden Schilling.
Das ist ein Drittel des gesamten Haushalts der Gemeinschaft.
Österreich müsste dazu entsprechend beitragen.
Mit Kosten von 9 Milliarden IQ oder 130 Milliarden Schilling um zwei Drittel billiger ist der Beitritt nicht à la 10, sondern nur von vier Reformstaaten, nämlich Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien.
Für diese Kandidaten besteht auch die Hoffnung, dass sie ihre Wirtschaft rasch in Schwung bringen und daher in absehbarer Zeit nicht mehr so viel Geld aus den Ausgleichstöpfen der EU beanspruchen können.
Preuss kommt in seiner Studie jedenfalls zum Ergebnis, dass das österreichische Budget nur zu Beginn mit rund 1,6 Milliarden Schilling belastet würde.
Später sollten die Steuereinnahmen dank des wirtschaftlichen Aufschwungs die Kosten mehr als Wett machen und acht Jahre nach der Osterweiterung fast 20 Milliarden Schilling ausmachen.
Unterm Strich wäre die kleine Osterweiterung also eindeutig ein Gewinn.
Bleibt nur die Hoffnung, dass die Realität nicht ganz anders aussieht als die virtuelle Realität eines Computers in einem Wirtschaftsforschungsinstitut.
Keine Angst vor Oststaaten in der EU, meint also der Wirtschaftsforscher Fritz Preuß.
Josef Schweizer hat berichtet.
Jedes zweite Jahr muss die Bundesregierung dem Parlament einen Bericht darüber vorlegen, was gegen die Benachteiligung von Frauen in gesellschaftlicher, familiärer und wirtschaftlicher Hinsicht in Österreich so alles unternommen worden ist.
Der Hintergrund, langfristig müssen Frauen ebenso viele Versicherungsjahre für die Pension vorweisen wie Männer.
Innerhalb der nächsten 22 Jahre sollen dafür aber die Benachteiligungen abgebaut sein.
Für die Berichtsjahre 1993 und 1994 kann davon allerdings noch keine Rede sein, vermerkt Barbara Seebauer.
Dass Frauen weniger verdienen als Männer, das ist nichts Neues.
Bemerkenswert ist allerdings die Tatsache, dass sie es noch immer tun.
Das mittlere Einkommen von Männern liegt um 42 Prozent über dem von Frauen.
Teilweise liegt es daran, dass mehr Frauen Teilzeit beschäftigt sind als Männer.
Eine wirkliche Erklärung dafür ist es aber nicht.
Denn auch beim Vergleich von Vollzeit beschäftigten Frauen mit eben solchen Männern verdienen Letztere um 30 Prozent mehr, berichtet das Sozialministerium.
Wenig Hoffnung auf baldige Besserung macht das Unterrichtsministerium.
Mädchen brechen ihre Ausbildung häufiger ab und nehmen spätere Bildungsmöglichkeiten seltener in Anspruch.
Bei den 16- bis 19-Jährigen ist der Anteil der schlecht qualifizierten jungen Frauen fast dreimal so hoch wie der Anteil schlecht qualifizierter junger Männer.
Ein Unterrichtsprinzip, Erziehung zur Gleichstellung von Frauen und Männern an Hauptschulen und allgemeinbildenden höheren Schulen, soll Abhilfe schaffen.
Stolz sind die Ministerien auf ihre eigenen Frauenförderungstaten.
So weiß das Justizministerium von der steigenden Zahl von Richterinnen, Richteramtsanwärterinnen und Staatsanwältinnen zu berichten.
Das Innenministerium hat sich bemüht, auch Frauen den Beruf des Polizisten schmackhaft zu machen, mit Erfolg.
In Wien standen vor zwei Jahren schon 600 Frauen im Exekutivdienst.
Vor fünf Jahren waren es erst 391.
56 Wachzimmer, davon 39 in Wien, sind mit getrennten Nass- und Umkleideräumen ausgestattet worden, steht stolz im Bericht vermerkt.
Selbst im Bundesministerium für Landesverteidigung bemüht man sich.
In der Zentralleitung sei das auch gut möglich, bei der übrigen Heeresverwaltung habe man aber Schwierigkeiten.
Dort könnten aus dienstlichen Gründen viele Funktionen nur vom Bediensteten mit entsprechender Milizausbildung besetzt werden, heißt es.
Die meisten Aktivitäten hat naturgemäß das Frauenministerium vorzuweisen, wenn auch mit wenig Geld gesegnet.
Für Forschungsprojekte beispielsweise konnte das Frauenministerium in zwei Jahren insgesamt nicht mehr als 3,5 Millionen Schilling vergeben.
Der Bericht wird nun den Abgeordneten des Hohen Hauses zur Behandlung vorgelegt.
Barbara Seebauer über den Gleichbehandlungsbericht.
Es ist sieben vor halb eins.
Mit Büchern wie Das Tao der Physik und Wendezeit ist der Physiker und Systemtheoretiker Frithjof Capra weltberühmt geworden.
Man hat den gebürtigen Österreicher, der seit vielen Jahrzehnten in Kalifornien, genauer gesagt in Berkeley, lebt und arbeitet, mitunter das Etikett eines Chefteoretikers der New Age Bewegung umgehängt.
Eine zweischneidige Titulierung, die Frithjof Capra nur ungern hört.
In den nächsten Tagen soll in mehreren Sprachen gleichzeitig das neueste Buch von Frithjof Capra erscheinen, Lebensnetz.
In diesem Buch, dessen deutsche Fassung der Scherz Verlag herausbringt, setzt sich der 57-jährige Systemtheoretiker mit den jüngsten Forschungsergebnissen von Wissenschaftlern wie etwa Ilya Prigoshin, dem Begründer der Chaos-Theorie, oder den chilenischen Neurobiologen Francisco Varela und Humberto Maturana auseinander.
Frithjof Capra ist heute bei Günther Keindlsdorfer im Journal zu Gast.
Frithjof Capra, Sie gelten in aller Welt als einer der theoretischen Väter der New Age Bewegung.
Sie selbst lehnen diesen Begriff New Age aber ab.
Warum denn?
Ja, ich lehne ihn nicht ab, aber ich finde ihn aus meiner Perspektive aus überholt, denn das war eine Bewegung in Kalifornien, wo ich lebe, die in den 70er Jahren, in den späten 70er Jahren sehr aktiv war, aber das sind jetzt schon fast 20 Jahre her.
und die hat sich inzwischen irgendwie totgelaufen oder zumindest steht sie nicht mehr im Zentrum des sogenannten Paradigmenwechsels, den ich in meinen Büchern beschreibe.
Herr Professor Kapra, demnächst wird die deutsche Ausgabe Ihres Buches Lebensnetz erscheinen.
Womit setzen Sie sich denn in diesem Buch auseinander?
Was wird denn das Thema dieses Werks sein?
In diesem Buch geht es um einen neuen wissenschaftlichen Rahmen zum Verständnis des Lebens.
Es hat sich in der Naturwissenschaft in den letzten 20, 25 Jahren sehr viel Aufregendes in dieser Hinsicht ereignet.
Zum ersten Mal hat man begonnen, komplexe Systeme, die ja alle lebenden Systeme sind, wirklich zu verstehen und auch eine mathematische Sprache zu entwickeln, um diese Systeme zu beschreiben.
Wir sprechen also von lebenden Organismen, aber auch von Sozialsystemen und Ökosystemen.
Ich biete jetzt zum ersten Mal eine Synthese aller der entstandenen Theorien und Modelle an,
die in den letzten 20, 25 Jahren entstanden sind, aber für ein leidendes Publikum noch nicht aufbereitet worden sind und übermittelt worden sind.
Eine Ihrer Forderungen lautet ja, dass man die Gesetze, nach denen Ökosysteme funktionieren, auch auf die Wirtschaft, auf die Geschäftswelt übertragen müsse und übertragen könne.
Wie stellen Sie sich denn das vor?
Ja, das ist also ein Vorteil dieser Sicht, die ich vertrete.
Natürlich gibt es sehr viele Unterschiede zwischen einem Ökosystem und einer menschlichen Gesellschaft, aber es gibt auch Gemeinsamkeiten.
Und wenn man aus einer systemischen Sicht das Ganze betrachtet, das ist mein Ansatz, dann sieht man, dass beides lebende Systeme sind.
und dass also die Prinzipien der lebenden Systeme, die Organisationsprinzipien grundlegend für beide Gebiete gelten.
Das sind also Folgen, wo wir sehen, dass wir
ökologisch nachhaltig leben können, wenn wir unsere Geschäftswelt, unsere Industriewelt und unsere Wirtschaftswelt von Grund auf umgestalten.
Und zwar in eine solche Richtung, dass unsere Geschäftsprozesse und Industrieprozesse zyklisch sind, also kreisläufig sind, wie wir es auch in der Natur beobachten.
Was wir jetzt machen in unseren Industrien ist, dass wir Rohstoffe der Natur entnehmen, daraus Produkte herstellen und in diesem Herstellungsprozess gibt es schon einmal sehr viele Abfälle und dann die Produkte werden letztlich weggeworfen.
Was in der Natur passiert ist, dass die Organismen in einem Ökosystem auch Rohstoffe brauchen, diese aber ständig
aneinander weiter abgeben und es gibt also ständige ökologische Kreisläufe.
Ist das vollständig machbar?
Eine zyklische Wirtschaftsweise für, weiß ich nicht, 5,2, 5,5 Milliarden Menschen auf der Welt, ist das zu 100 Prozent durchzuführen?
Zu 100 Prozent ist es vielleicht nicht durchzuführen, aber sicher zu 90 oder 95 Prozent.
Und jetzt wird es zu 5 oder 10 Prozent gemacht.
Frithjof Capra, Sie haben sich immer wieder kritisch mit den großen Theoretikern und Wissenschaftlern auseinandergesetzt, die am Beginn der Neuzeit standen, mit Descartes, Galilei, Newton und anderen.
Wie ist denn Ihr Verhältnis zu diesen Männern?
Muss man nicht auch würdigen und feststellen, dass diese Männer zu ihrer Zeit historisch gesehen Emanzipatorisches geleistet haben, dass es historisch vielleicht notwendig war, dass die Menschheit diese Jahrhunderte so erlebt hat, wie sie die Jahrhunderte seither erlebt hat?
Nämlich mit Technik, mit Industrie, mit allen Konsequenzen.
Absolut.
Ich schreibe das auch in meinen Büchern und ich glaube, ich räume der Größe dieser Wissenschaftler einen gewissen Platz ein.
schreiben, der Wendezeit natürlich sehr viel recherchiert und habe auch Biografien von Descartes gelesen und über Descartes sehr viel gelesen und das ging so weit, dass ich wirklich ein Fan des Descartes wurde, zeitweilig, weil Descartes wirklich Unglaubliches geleistet hat und ebenso Galilei und Newton.
Man muss das absolut anerkennen, dass dieser Wandel des Weltbilds
der damaligen Zeit im 17.
Jahrhundert ebenso radikal war und ebenso geniale Beiträge hatte wie der Wandel des Weltbilds jetzt.
Frithjof Capra, ich habe gerade ein interessantes Buch gelesen von zwei deutschen Publizisten, die der Grünbewegung nahestehen.
Das Buch heißt Öko-Optimismus.
Die beiden Autoren heißen Dirk Maxeiner und Michael Miersch.
Und die meinen im Wesentlichen, dass die Ökologiebewegung zu lange auf Alarmismus gesetzt hätte, auf Panikmache.
Etwa die Prognosen des Club of Rome, die ja doch ein starker Impuls waren für das Entstehen einer grünen Bewegung.
Diese Prognosen seien hoffnungslos und rettungslos übertrieben gewesen.
Kurz und gut, die beiden meinen, mit Untergangsszenarien könnte die Ökologiebewegung heute nichts mehr gewinnen.
Das glaube ich auch.
Ich bin auch ganz der Meinung dieser Autoren.
Nur glaube ich schon, dass diese Bücher, das Club of Rome, Global 2000 und die Limits to Growth, einen sehr wesentlichen Beitrag geleistet haben, weil sie uns aufgerüttelt haben.
Frithjof Capra, wie würden Sie denn Ihr Verhältnis zur Technik beschreiben?
Ist Technik etwas, was man romantisch überwinden soll, Ihrer Meinung nach, oder ist Technik etwas, das man auch in den Dienst nehmen kann, dessen, was Sie sich vorstellen?
Nein, Technik zu überwinden, das kann man überhaupt nicht sagen, denn wenn man Technik richtig versteht, muss man ja sehen, dass Technik zur menschlichen Kultur gehört.
Ich habe in meinem Buch ein langes Kapitel über Evolution,
wo ich sowohl die Theorie der Evolution im Theoretischen diskutiere, als auch dann einfach die Geschichte erzähle, wie das Leben auf der Erde sich entwickelt hat.
Und da sieht man ganz genau, dass schon mit den Menschenaffen und dann mit den Menschen Technik zur Evolution dazugehört.
Wir werden also nicht Menschen, wenn wir nicht Technik verwenden würden.
Sie sind von Ihrer Ausbildung her Physiker.
Sie haben als Physiker begonnen.
Lernen Sie heute noch Physik?
Nein, ich habe mit der Physik vor etwa acht Jahren aufgehört und ich lehre zwar noch, aber jetzt mehr Ökologie und Systemtheorie.
Ich betrachte mich jetzt mehr als Systemtheoretiker.
Manche Ihrer Kritiker, und deren gibt es gar nicht wenige, manche Ihrer Kritiker haben gemeint, Sie seien ein Romantiker, ein heimlicher Reaktionär, auch ein Verbreiter von Kitsch, von kitschigen Theorien.
Was sagen Sie denn zu solchen Vorwürfen?
Ich glaube, dass diese Leute sehr überrascht sein werden, wenn sie mein neues Buch lesen.
Ich würde auch sagen, dass sie Unrecht gehabt haben bei meinen anderen Büchern.
Aber hier geht es wirklich um harte Wissenschaft, die für Leidenleser aufbereitet wird.
Und da ist also von Romantik keine Spur.
Ich bin schon, ich würde sagen, eher ideell als reell angelegt, um das mit diesem alten philosophischen Schema zu beschreiben.
Ich bin also mehr Idealist als Realist.
Und es gibt natürlich unter Wissenschaftlern und auch Philosophen alle Schattierungen auf diesem Spektrum.
Aber als Romantiker würde ich mich nicht beschreiben und von Kitsch ist bei mir überhaupt keine Rede, finde ich.
Was man gemeinhin auch dem New Age zurechnet, von dem Sie sich ja ein bisschen distanzieren, sind so Dinge wie Tarotkarten legen, Astrologie, Bücher wie die wunderbare Welt der heilenden Kristalle und solche Dinge.
Distanzieren Sie sich von solchen Sachen auch?
Wie ist denn Ihr Verhältnis zu denen?
Das ist ein anderes Interview mit wem anderen.
Das hat mit mir nichts zu tun.
Frithjof Capra, wie ist denn Ihr Verhältnis zur Kunst, zur Literatur?
Gibt es da ein Verhältnis?
Mein Verhältnis zur Literatur ist sehr persönlich, da meine Mutter Schriftstellerin war und ich auch einiges von ihr geerbt habe.
Sie war Lyrikerin und hat auch Hörspiele und Romane geschrieben.
Ich war also mit Literatur von der frühesten Kindheit an schon sehr vertraut.
Meine Mutter hat mir schon als kleines Kind Goethe vorgelesen und auch Eliot und Shakespeare und neben Winnie the Pooh und Kindergeschichten, neben der Biene Meier und solchen Geschichten.
Was lesen Sie denn im Moment?
Im Augenblick lese ich nichts, denn ich habe so viel lesen müssen in den letzten Monaten, als ich mein Buch fertiggestellt habe, dass ich jetzt mal wirklich ein paar Monate ausspannen muss und jetzt nichts lese.
Aber ich möchte dann wieder Isabella Allende lesen und mir gefallen die lateinamerikanischen Schriftsteller sehr gut und García Márquez, Isabella Allende und so weiter.
Frithjof Capra, wie würden Sie denn Ihr Verhältnis zur Religion beschreiben?
Mein Verhältnis zu Religion, das ist erstens einmal eine sehr persönliche Sache, die nicht unbedingt in einem Interview aufgebreitet werden muss.
Aber vielleicht ist die Frage nicht unberechtigt, weil ich ja über Religion geschrieben habe.
Und da kann ich dazu sagen, dass ich als Katholik in Österreich aufgewachsen bin, mich dann vom Katholizismus ziemlich entfernt habe, mehr der Wissenschaft zugewandt habe, dass mir die Religion aber immer irgendwie gefehlt hat und dass ich dann die Spiritualität in den östlichen Religionen gefunden habe und darüber auch geschrieben habe.
dass ich dann aber in den letzten zehn Jahren wieder zum Christentum zurückgekommen bin und auch im Christentum einen spirituellen, ökologischen Gehalt gefunden habe, der den der östlichen Religionen
dem der östlichen Religionen sehr ähnlich ist.
Ihre Rückkehr zum Katholizismus verblüfft mich schon ein bisschen.
Ist es nicht so, dass die katholische Kirche in den 2000 Jahren ihrer Existenz sehr erstarrt ist?
Mich verblüfft das, dass Sie Ihre Annäherung zum Katholizismus... Ja, ich glaube, wir dürfen hier nicht Religion und Kirche verwechseln.
Meine Annäherung ist also nicht zur katholischen Kirche und überhaupt zu keiner institutionalisierten Religion.
Also ich bin nicht für das
religiös-institutionelle, sondern es geht mir mehr um das religiöse Gefühl, um religiöse Grundwahrheiten, die man in verschiedenen Religionen erfahren kann und die in verschiedenen Religionen verschieden ausgedrückt wurden.
Aber das Spezielle am katholischen Glauben ist doch der Glaube an Jesus Christus als Sohn Gottes.
Das ist doch ein sehr ausschließender Glaube.
Ja, sicher.
Und da halte ich auch mehr Abstand vom Katholizismus.
Da bin ich mehr dem Buddhismus zugewandt, der eine nicht-theistische Religion ist.
Aber es gibt außerdem Theismus
im Katholizismus noch viele andere schöne Sachen.
Und es ist auch so, dass natürlich die Figur Jesu schon eine sehr faszinierende Figur ist.
Frithjof Kapra, Sie haben in Wien Physik studiert in den frühen 60er Jahren.
Wenn Sie sich zurückerinnern an diese Zeit, wie haben Sie denn die Atmosphäre damals in Wien erlebt?
War Wien verstaubt?
Die Uni hatte ja auch damals nicht gerade den besten Ruf gehabt, seit der Vertreibung der jüdischen Intelligenz 1938.
Ja, es war schon eher verstaubt und sehr konservativ und provinziell.
Aber ich habe das damals nicht so empfunden, muss ich ganz ehrlich sagen, denn ich war selbst sehr provinziell und sehr konservativ eingestellt, gerade politisch.
nach der Promotion in Wien nach Paris übersiedelt und bin da also mitten in die Studentenbewegung von Paris gekommen.
Das heißt nicht mitten, sondern es war erst zwei Jahre später.
Aber ich bin politisch sehr radikalisiert worden und aus diesem etwas verschlafenen Wien bin ich wirklich aufgerüttelt worden.
Also mir ist das damals in Wien nicht so aufgefallen.
Sie sagen, Sie waren konservativ.
Wie muss man sich das vorstellen?
Ja, gerade in meiner politischen Meinung, zum Beispiel damals gab es also den Vietnamkrieg und ich hatte mir immer gedacht, naja, der Präsident Johnson, der wird das schon am besten verstehen und der macht das schon richtig, denn er hat die beste Information.
Ich bin mit dem Establishment mitgegangen und habe dem geglaubt, ohne mir wirklich kritisch das zu überlegen.
Ich war also politisch, ich würde sagen, unkritisch ist die beste Art, das zu beschreiben.
Was haben Sie damals gewählt?
ÖVP?
Nein, ich habe bei der ersten Wahl, wo Kreisky angetreten ist, für SPÖ gewählt.
Das kann ich mich noch erinnern.
Da hat er die Wahl haushoch verloren, aber meine Stimme hat er gehabt.
Na, ganz so konservativ waren Sie dann ja doch nicht.
Ganz so konservativ war ich nicht, aber im Vergleich zu jetzt schon eher konservativ.
Frithjof Capra, wir schreiben das Jahr 1996, wir werden demnächst die Jahrtausendwende erleben, das Jahr 2000.
Wie ist denn Ihre Prognose für die Zeit nach dem Jahr 2000?
Ja, ich habe keine Prognose für die Zeit.
Ich weiß aber, was geschehen muss.
Und es besteht also jetzt ein weitgehender Konsensus, dass wir bis etwa zum Jahr 2030 eine ökologisch nachhaltige Welt schaffen müssen.
Das sind nur mehr sehr wenige Jahre, die uns hier bleiben.
Und daher müssen wir uns von Grund auf so schnell wie möglich umstellen.
Wenn wir das nicht schaffen bis zum Jahr 2030, dann werden wir als Menschheit nicht überleben, zumindest nicht in
in unserer jetzigen Form.
Frithjof Capra war zu Gast im Journal und sein neues Buch mit dem Titel Lebensnetz wird in den kommenden Tagen im Scherzverlag erscheinen.
Japans Wirtschaft ist ausgelaugt.
Seit vier Jahren verzeichnet der Wirtschafts-Gigant im fernen Osten nur mehr kümmerliche Wachstumsraten, verglichen mit den Steigerungen, an die sich das Land seit Ende des Zweiten Weltkriegs bereits gewöhnt hatte.
Die japanischen Wirtschaftsexperten sehen für die Zukunft schwarz und fordern immer dringender einen grundlegenden Strukturwandel und allen voran ein drastisches Sparprogramm.
Aus Tokio, Jens-Peter Marquardt.
Japans Haushaltsdefizit ist wie eine innere Krankheit, deren Symptome der Patient noch nicht fühlt, erklärt der Beirat des japanischen Finanzministeriums und warnt, wenn die Symptome dann endlich spürbar werden, helfen nur noch der Weg ins Krankenhaus und radikale Operationen.
Der frühere Finanzminister Takemura teilt diese Diagnose.
Die außer Rand und Band geratenen Finanzen seien wie Dynamit und verhinderten langfristig eine gesunde Entwicklung der japanischen Wirtschaft.
Ökonomen stellen die bange Frage, werden zukünftige Generationen überhaupt noch in der Lage sein, die explodierenden öffentlichen Defizite und die steigenden Kosten für die soziale Sicherung zu bezahlen.
Die Rezession der japanischen Wirtschaft hat die Staatsfinanzen ruiniert.
Noch vor fünf Jahren stand Japan glänzend da.
Als einziges Industrieland wies der Staat einen Überschuss im Haushalt aus.
Nur fünf Jahre später sieht es ganz anders aus.
Das Haushaltsdefizit der Regierung in Tokio zählt zu den höchsten innerhalb der OECD.
Das laufende Defizit liegt bei über vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Die gesamten öffentlichen Schulden sind auf fast 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen.
Vor fünf Jahren waren es erst 60 Prozent.
Japan hätte heute keine Chance, Mitglied der Europäischen Währungsunion zu werden.
Das Land verfehlt die Maastricht-Kriterien für die öffentliche Verschuldung um Längen.
Die japanische Regierung hat in den vergangenen Jahren versucht, die Wirtschaft mit gigantischen Konjunkturspritzen wieder auf die Beine zu bringen.
Die Politiker haben seit 1993 sieben Programme aufgelegt mit insgesamt fast einer Billion Mark zusätzlichen Ausgaben.
Dieses staatliche Doping hat jetzt mit deutlicher Verzögerung gewirkt.
In den ersten drei Monaten dieses Jahres ist das Bruttosozialprodukt um real drei Prozent gestiegen.
Der höchste Vierteljahreswert seit 1973.
Aber die schädlichen Nebenwirkungen dieser Therapie sind eben auch sichtbar.
Japans Staatsfinanzen stecken so tief in den roten Zahlen, dass die Regierung jetzt über Entzugsmaßnahmen nachdenkt.
Die abgesenkte Einkommensteuer soll wieder angehoben werden, die Mehrwertsteuer erhöht werden, die staatlichen Ausgaben sollen real eingefroren werden.
Schon fürchten Ökonomen, nach dieser Kur der Staatsfinanzen könnte die Konjunktur erneut kollabieren.
Es gibt aber keinen anderen Weg.
Der Staat braucht viel Geld, um die Schulden zu bezahlen, die die jetzt privatisierte Bahn zuvor unter staatlicher Regie angehäuft hat.
Dazu kommen die zukünftigen Probleme der Sozialversicherung.
Noch erzielt die Rentenkasse einen Überschuss.
Doch das wird sich ändern.
Die japanische Gesellschaft ergraut noch schneller als die deutsche.
Es wird immer schwieriger werden, die Renten zu finanzieren.
So viel aus Japan.
Born to be wild und Easy Rider auf einem mediterranen Eilande.
Mehrere tausend Motorradfahrer werden ab heute vier Tage lang auf Zypern mit lautem Brummen der heißen Eisen für die Einheit der geteilten Insel Gas geben.
Begonnen hat das von Friedensmotiven getragene Unterfangen in Berlin mit 100 Teilnehmern, dann ging es über Prag nach Österreich, wo auch heimische Fahrer dazu stießen und über Budapest, Belgrad, Skopje und Piraeus auf die Fähre Richtung Nicosia.
Ob die Friedensfahrt auch wirklich friedlich ablaufen kann, ist allerdings die Frage.
Denn die Lenker wollen auch in den türkischen Inselteil fahren, was die Türken in Rage bringt.
Michael Vrase über den Konvoi.
Wir wollen niemanden provozieren, unsere Freunde in aller Welt, lediglich daran erinnern, dass uns die türkische Besatzungsarmee daran hindert, uns im Norden unseres Landes frei zu bewegen, sagt Haci Kostas.
Der Präsident des sypriotischen Motorradclubs will die Teilung der sypriotischen Hauptstadt Nicosia, die seit 22 Jahren bestehende Teilung der Insel Zypern, in einen griechischen und einen türkischen Teil nicht länger hinnehmen.
Deshalb habe er die internationale Friedensrallye veranstaltet.
Dass es dabei friedlich zugehen wird, ist jedoch höchst unwahrscheinlich.
Die griechischen und die türkischen Sicherheitsbehörden sowie die seit mehr als 20 Jahren auf der geteilten Insel stationierten UNO-Friedenstruppen rechnen mit Provokationen und Gewaltaktionen.
Sollte es den Griechen gelingen, am Sonntag die Demarkationslinie zu durchbrechen, dann werden wir ihnen die Knochen brechen, droht der Chef der türkischen Polizei, der zudem den Gebrauch von Schusswaffen angeordnet hat.
Die Demonstrationen Gefährde Sicherheit und Frieden auf der Insel betonen türkisch-sypriotische Politiker eine Ansicht, die auch die Griechen teilen.
Falls wir es den Motorradfahrern gestatten, den Kurs unter nationalen Angelegenheiten zu bestimmen, dann wird dies zu einem Desaster auf Zypern führen, war Zyper Staatspräsident Glafros Kerides.
Sein Polizeichef versprach, alle Mittel einzusetzen, um Zwischenfälle zu vermeiden.
Dies wird nicht einfach sein.
Vor allem die griechischen Teilnehmer der Motorradrallye sind fest entschlossen, ihr Ziel, das von Türken besetzte Kyrenia, zu erreichen.
Wenn sie gerade 18 Jahre alt sind,
mit Helm und langen Lederstiefeln auf einem Motorrad sitzen und überdies noch von einer schönen Beifahrerin angefeuert werden.
Dann fühlen sie sich wie ein Rambo, den man bekanntlich nicht stoppen kann, meint ein UN-Offizier.
Er rechnet am Sonntag mit dem Schlimmsten.
Auch deshalb, weil inzwischen auch die Türken angekündigt haben, Motorradfahrer an die Demarkationslinie zu schicken.
Ihre angeblich friedliche Demonstration wird von den rechtsgerichteten grauen Wölfen veranstaltet.
so viel von den Straßen Zyperns.
Staus an allen Ecken und Enden Österreichs.
An den Grenzen zu Ungarn sorgten vor allem die Fans von Gerhard Berger und Michael Schumacher, die zum Formel 1 Grand Prix anreisten für lange Boxenstops.
Über Westösterreich schwappte die zweite Reisewelle aus Bayern.
Weiter sorgte das Ferienende in Dänemark, dem deutschen Bundesland Bremen sowie in zwei großen deutschen Autowerken für längere Blechwürmer.
Auch die Volksmusikfans blieben nicht ungeschoren.
Im Zillertal gab es beim traditionellen Schürzenjäger Open Air den ebenso traditionellen Stau durch mehr als 60.000 Konzertbesucher, die zur Alpin Arena in Finkenberg wollten.
Ähnliches auch in Belgien, allerdings aus anderen Gründen.
Wann immer am Wochenende die Sonne scheint, zieht es die Belgier massenweise an den Nordseestrand.
Die Folge davon, ein allwochenendlicher Stau auf der Autobahn.
Um das Schlimmste zu verhindern, hat sich die belgische Polizei aber etwas Neues einfallen lassen, berichtet Dieter Bornemann aus Brüssel.
Wer sich am Samstag von Brüssel aus aufmacht, um an die belgische Küste zu fahren, sieht vor allem eines.
Die E40, die Autobahn, die von Brüssel nach Ostende führt.
Denn sobald die Sonne herauskommt, drängt es scheinbar alle Belgier auf einmal an die Küste.
Die logische Folge
wäre ein samstäglicher Megastau.
Denn jeder fährt zur selben Zeit, nämlich am Samstagvormittag.
Und damit wenigstens irgendetwas weitergeht, bedient sich die belgische Polizei eines Tricks.
Die Geschwindigkeit des einzelnen Autofahrers wird künstlich gesenkt.
Dadurch reißt der Verkehrsfluss nicht ab und die Masse kommt schneller ans Ziel.
Besser als stundenlang im Stau zu stehen.
In der Praxis funktioniert das System des Blockfahrern so,
Motorradfahrer der Gendarmerie warten am Autobahnrand.
Sie sind mit einer Leitzentrale in Ghent verbunden, wo alle Informationen über den Verkehrsfluss in einem Computer zusammenlaufen.
Induktionsschleifen in der Autobahn liefern die Daten dafür.
Sobald sich die Zahl der Autos einer kritischen Grenze nähert und ein Stau droht,
reiht sich ein Motorradfahrer in den Verkehr ein, passt sich der Geschwindigkeit an und fährt eine Weile auf der Mittelspur mit.
Dann gibt er ein Zeichen, dass er nicht mehr überholt werden darf und geht langsam vom Gas.
Wenige Minuten später wird der nächste Motorradfahrer losgeschickt und macht das Gleiche.
So bilden sich Autoblöcke, die zwar nicht mehr sehr schnell, aber dafür stetig vorwärts kommen.
Auf den drei Fahrspuren können höchstens 6.000 Autos pro Stunde mit 80 bis 90 Stundenkilometern vorankommen.
Das Blockfahren wurde bereits vor sieben Jahren eingeführt und wird im Durchschnitt an 20 Tagen im Sommer angewendet.
Positiver Nebeneffekt?
Nicht nur die Staukilometer wurden weniger, auch die Zahl der Unfälle ging zurück.
Und das bei steigenden Verkehrsaufkommen.
Die ganze Anti-Stau-Aktion hat aber auch einen Nachteil.
Der Personal- und Kostenaufwand der Gendarmerie ist riesig.
Um Geld zu sparen, aber die Blechlawine trotzdem in Grenzen zu halten,
arbeitet die Polizei an kostengünstigeren Alternativen.
Immer öfter sollen große elektronische Hinweistafeln die Arbeit der Motorradfahrer übernehmen.
Je nach Verkehrslage zeigen sie das Tempolimit an.
Die meisten Belgier betrachten diese Limits allerdings nur als gut gemeinten Ratschlag und kümmern sich überhaupt nicht darum.
Um sich wenig später dann über die Dummheit der anderen Autofahrer zu ärgern, die nämlich schon wieder einen Stau verursacht haben.
Dieter Bornemann hat es berichtet.
Ein interessantes musikalisches Experiment bereitet der Schweizer Regisseur Christoph Marthaler zur Zeit in Salzburg vor.
Marthaler hat sich in Hamburg zu einem der interessantesten Regisseure seiner Generation entwickelt und bei den heurigen Wiener Festwochen mit großem Erfolg die Produktion »Stunde Null« vorgestellt.
Bei den Salzburger Festspielen stellt Marthaler nun zwei der bedeutendsten Komponisten des 20.
Jahrhunderts einander szenisch gegenüber.
Arnold Schönbergs Piero Lunaire, wobei Graham Valentine die Übersetzung der Giraud-Gedichte sprechen wird, und Olivier Messiaen's Quartett über das Ende der Zeit.
Volkmar Parshalk hat Christoph Marthaler über den Zusammenhang zwischen diesen beiden Werken befragt.
Es gibt einfach ein paar Punkte, die es
die es nahelegen, das vielleicht in einem Album zu spielen.
Einerseits ist es die Instrumentierung, natürlich.
Wir haben gesagt, wir machen Pierrot und das ist sehr kurz, was kommt sonst noch?
Und außer der Flöte sind alle Instrumente die gleichen.
Und das drängt sich schon mal auf.
Aber dann ist es natürlich auch so, ich weiß nicht, es sind zwei Kompositionen von zwei der größten Komponisten des Jahrhunderts.
Der eine in der ersten Hälfte eher, und der andere in der zweiten.
Auch ganz große, wichtige Impulse ergeben Lehrer und Pädagogen.
Und der dritte wäre auch natürlich, dass der Biro ist entstanden.
1912, also kurz vor dem Ersten Weltkrieg, und das Quatuor von Messiaen ist entstanden im Zweiten Weltkrieg, während des Zweiten Weltkrieges.
Und da entsteht schon irgendein ganz besonderes Spannungsfeld zwischen den beiden Werken, für mich.
Aber 40 Jahre liegen zwischen den beiden Kompositionen.
Merkt man das in der Kompositionstechnik oder kommen die doch von derselben Richtung her?
Ich glaube, von derselben Richtung kommen sie letztlich überhaupt nicht, Schoenberg und Messiaen.
Schoenberg ist immer noch in der Situation, Schoenberg ist schon lange tot, aber verstanden wird immer noch von wenigen Leuten.
Und auch Biorollina ist wahrscheinlich keine Komposition, die ein breites Publikum einfach so findet.
Das ist natürlich betrüblich am Ende des Jahrhunderts.
Das ist das Los der Musik unseres Jahrhunderts im Grunde genommen.
Ich glaube, dass z.B.
Messiaen unglaublich gut aufgenommen werden kann, weil es eine unglaublich magische Musik ist.
Wir haben also Graeme Valentine als Sänger oder Sprecher der Biro-Gedichte von Giraud und sie haben vier Clowns noch dazu.
Unsere Pierros sind schon Pierros von heute.
Es sind alte Pierros, die aber nicht mehr Pierros sind.
Vielleicht sind sie zu alt, vielleicht gibt es keine Pierros mehr.
Sie haben noch ein bisschen Erinnerungen an die Pierros und sie leben vielleicht in einem Heim für ausrangierte Pierros.
Also das ist wieder diese...
Diese Gedichte von Giraud, werden die gesungen oder gesprochen?
Wissen Sie, Schönberg hat verboten, die zu singen.
Er hat gesagt, es darf nicht gesungen werden.
Was aber damals...
wie damals mit der Sprache umging, das ist für uns ja heute Gesang, oder böse gesagt vielleicht ein Sing-Sang.
Es ist ein Zwischending letztlich, dieser Sprechgesang, das ist ja bis heute nicht genau definiert, was das wirklich sein sollte.
Also weil es halt wirklich aus einer Zeit kommt, die heute nicht mehr
und man heute nicht mehr kennt eine Sprachbehandlung.
Piero!
Mein Lachen habe ich verlernt.
Das Bild des Glanzes der Flos.
Sag es!
Schwarz wie die Flagge, mir nun verpasst.
Piero!
Mein Lachen habe ich verlernt.
So klingt es also in Salzburg und ich gebe nochmals ins Nachrichtenstudio.
Russland.
Sicherheitsberater Alexander Lebed ist künftig auch Präsident Jelzins persönlicher Sonderbeauftragter für Tschetschenien.
Dies ist die Reaktion auf die kritische Lage der russischen Truppen in der abtrünnigen Kaukasusrepublik.
Dort sind weiterhin heftige Kämpfe im Gange.
Angeblich haben die russischen Truppen eine Gegenoffensive eingeleitet.
Sie sollen nach russischen Agenturberichten in das Zentrum der tschetschenischen Hauptstadt Grosny vorgerückt sein und die tschetschenischen Rebellen in die Defensive gedrängt haben.
Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur Agence France-Presse berichtete vor kurzem, russische Soldaten hätten in Grozny etwa 200 Zivilisten als Geiseln genommen.
In Russland herrscht heute Staatstrauer.
Auf diese Weise wird der Opfer der jüngsten Kämpfe in Tschetschenien gedacht.
Die Staatsdumme ist heute Vormittag zu einer Sondersitzung zusammengetreten.
Zur Debatte steht der Vorschlag Präsident Jelzins, Ministerpräsident Czernomyrdin abermals mit diesem Amt zu betrauen.
Für die Zustimmung der Staatsdumme genügt die einfache Mehrheit.
Die Kommunisten haben bereits durchblicken lassen, dass sie die Wiederbestellung Czernomyrdins nicht behindern wollen.
In der Staatsdumme stellen die Kommunisten die stärkste Fraktion.
USA.
Der republikanische Präsidentschaftskandidat Bob Dole hat sich offensichtlich festgelegt, mit welchem Bewerber für das Amt des Vizepräsidenten er bei der Wahl im November antreten will.
Nach Angaben aus Parteikreisen fiel Doles Wahl auf den früheren Senator aus Kansas, Jack Kemp.
Dieser soll bereits zugestimmt haben.
Die offizielle Bekanntgabe steht noch aus.
Am Montag beginnt in San Diego in Kalifornien der Parteikonvent der Republikaner.
Am Mittwoch wird Dole dann formell zum Präsidentschaftskandidaten nominiert.
Nordirland.
In der Stadt Derry werden heute Zusammenstöße zwischen Protestanten und Katholiken befürchtet.
Protestanten planen einen Protestmarsch, der an einem von Katholiken bewohnten Viertel vorbeiführt.
Bemühungen, die protestantische Traditionsvereinigung Apprentice Boys zur Abänderung der Route zu bewegen, blieben erfolglos.
Eine Kundgebung von etwa 4000 Katholiken verlief gestern Abend in Derry ohne Zwischenfälle.
Österreich ÖGB-Vizepräsident Neugebauer von der ÖVP verliert einen Teil seiner Mehrfachgehälter.
Neugebauer hat dem Wiener Staatsschulrat mitgeteilt, dass er im kommenden Schuljahr so wie bisher zwei Stunden pro Woche als Hauptschullehrer unterrichten wird.
Nach dem neuen Bezügegesetz für politische Mandatare bekommt er dafür aber lediglich ein Zehntel seines bisherigen Lehrergehalts.
Zuletzt hatte Neugebauer 40.000 Schilling brutto für zwei Unterrichtsstunden pro Woche erhalten.
In Niederösterreich ist eine Betrugsaffäre aufgedeckt worden.
Drei Geschäftsmänner aus Wien und Niederösterreich wurden unter dem Verdacht des schweren gewerbsmäßigen Betruges festgenommen.
Sie sollen von Anlegern etwa 100 Millionen Schilling mit dem Versprechen entlockt haben, das Geld gewinnbringend in Immobilien anzulegen.
So sollte angeblich Schloss Pöchlern revitalisiert und in eine Seniorenresidenz umgebaut werden.
Tatsächlich wurde mit den Arbeiten nicht einmal begonnen.
Soweit ein letzter Meldungsüberblick und nun noch das Wetter heute.
Meist sonnig bei 23 bis 28 Grad.
Gewitter bilden sich vor allem in Vorarlberg und Tirol, nur vereinzelt sind sie auch im übrigen Bergland möglich.
Sie hörten ein Mittagsschornal, Technik Karl-Peter Michel, Sendungsverantwortung und Regie Werner Heritsch und am Mikrofon war Manfred Kronsteiner einen angenehmen Samstagnachmittag wünschen dürfen.
Mehrere tausend Motorradfahrer werden vier Tage lang auf Zypern für die Einheit der Insel Gas geben. Begonnen hat dieses Unterfangen in Berlin mit 100 Teilnehmern. Mittlerweile ist man in Nikosia angekommen. Die Fahrer wollen auch in den türkischen Teil der Insel fahren. Die Regierung der türkischen Bevölkerung ist davon nicht angetan.
Mitwirkende:
Wrase, Michael [Gestaltung]
Datum:
1996.08.10 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik
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Demonstration
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Verkehr
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Widerstand
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Sicherheit
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Regierung
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
;
Zypern
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Der schweizer Regisseur Christoph Marthaler bereitet in Salzburg ein interessantes musikalisches Experiment vor. Bei den Salzburger Festpielen stellt Marthaler mit Schönberg und Messiaen zwei der bedeutensten Komponisten des 20. Jahrhundert einander szenisch gegenüber. Interview: Regisseur Christoph Marthaler, Einblendung: Musikausschnitt.
Mitwirkende:
Parschalk, Volkmar [Gestaltung]
, Marthaler, Christoph [Interviewte/r]
Datum:
1996.08.10 [Sendedatum]
Schlagworte:
Kultur
;
Interview
;
Kulturveranstaltung
;
Drama
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Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
;
Bundesland / Salzburg
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten