Jahrzehnte in Rot-Weiß-Rot – Die 80er

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Dieses Medium ist Teil des Gesamtwerks Menschen & Mächte

Katalogzettel

Titel Jahrzehnte in Rot-Weiß-Rot – Die 80er
Titelzusatz Die Skandalrepublik
Urheber/innen und Mitwirkende Stickler, Wolfgang [Gestaltung]
Novak, Andreas [Drehbuch] [GND]
Euba, Matthias [Sprecher/in]
ORF 2 [Sendeanstalt]
Datum 2013.11.29 [Sendedatum]
2013 [Jahr des Copyright]
Schlagworte Politik Österreich ; Gesellschaft ; Geschichtswissenschaft ; Dokumentation ; Rückblick ; TV-Mitschnitt
Typ video
Format DFMPG [Dateiformat: MPG]
Sprache Deutsch
Signatur E52-00414
Gesamtwerk/Reihe Menschen & Mächte

Information

Inhalt

Die 80er Jahre sind das Jahrzehnt der Krisen und Skandale für Österreich. Bruno Kreisky (1911-1990) tritt 1983 zurück, sein Erbe zerbröselt. Stahlkrise, Konjunktur-Einbrüche und internationale Rezession beenden den österreichischen Weg in der Wirtschaftspolitik. Die nachfolgende sozial-liberale Koalition aus SPÖ und FPÖ ist recht häufig mit der Beseitigung von Problemen beschäftigt: Hainburgkonflikt, Waldheimaffäre, Weinskandal. Dazu kommen die Auswirkungen der Atomkatastrophe von Tschernobyl. Auf Kardinal König (1905-2004) folgt Hans Hermann Groer (1919-2003). Ab 1986 macht der neue FPÖ-Chef Jörg Haider (1950-2008) aus einer rechten, teils akademischen, mittelständischen kleinen Honoratiorenpartei eine stetig wachsende Protestbewegung. Mitte der 80er Jahre beginnt das Computerzeitalter. Am Ende des Jahrzehnts steht eine neue globale Ordnung: Ostblock und Warschauer Pakt brechen zusammen.

Das Jahrzehnt der Wende
Die 80er Jahre sind ein Jahrzehnt des Paradigmenwechsels, des Abschiednehmens von alten Dogmen und bisher wohlgeübter nationaler Selbstspiegelung. Das gilt auch für die Verstaatlichte Industrie und die Jahrzehnte lang praktizierte Subventionspolitik. Die Wirtschaftskonzepte der Nachkriegszeit oder die politischen Antworten der 70er Jahre, die Aufschwung, Wohlstand und Sicherheit gebracht hatten, taugen nicht mehr zur Lösung der Probleme der 80er Jahre. Den von europäischen Einflüssen weitgehend immunen „österreichischen Weg“ gibt es nicht mehr. Nicht nur die Wirtschaftspolitik muss zunehmend europäischer und globalisierter gedacht werden.

Politiker privat
Immer stärker dringen die Medien in private Lebensbereiche vor. Die Phase der „Privatisierung von Politik“ beginnt. Politiker werden beim Sport, im trauten Heim, beim Skifahren oder wandern abgelichtet. „Homestorys“ dienen der politischen Umwegrentabilität. Doch die kann sich rasch ins Gegenteil verkehren, denn das Medienzeitalter fördert auch den Aufdeckungsjournalismus, akribische Recherchen nach Beteiligten, Bestochenen und politischen Verantwortlichen von Skandalen. Die Affären der 80er Jahre führen zu einer Erosion der politischen Glaubwürdigkeit. Skandalpolitiker in der Skandalrepublik, davon sollte künftig ein Jungpolitiker profitieren: Jörg Haider, der in diesem Jahrzehnt die Republik von Kärnten „aufzurollen“ beginnt. Politische Missstände und wachsendes Bewusstsein für die Schattenseiten von Wachstum und Wohlstand fördern die Stärkung der Zivilgesellschaft und deren Öffentlichkeitsfaktor. Bürgerbewegungen werden zu politischen Parteien. Nach der Hainburgkrise kommen „Die Grünen“ ins Parlament.

Neonfarben und Schulterpolster
„Aus der Idee Bruno Kreiskys, alle Lebensbereiche mit Demokratie zu durchfluten, wird in den 80er Jahren eine Durchflutung aller Gesellschaftsbereiche mit Konsum“, analysiert der ehemalige Verstaatlichten- und Finanzminister Ferdinand Lacina. Die Generation der Yuppies erobert die Börse und macht das noch unförmig große Mobiltelefon zum Symbol eines neuen Lebensstils. „Die Achtziger waren das Jahrzehnt der Neonfarben und der Schulterpolster - mehr Schein als Sein“, fasst Robert Kratky den Zeitgeist zusammen. Und die Kabarettistin Andrea Händler meint: „Eine recht hedonistische Ich-Gesellschaft.“

Revolution der Beschleunigung von Kommunikation und Information
Willkommen in der Zukunft. In den 80er-Jahren beginnt das digitale Zeitalter, die „Invasion der technischen Fremdkörper“. Die ersten Computer halten Einzug in den Büros, erste Videospiele in den Kinderzimmern. Nur Wenige ahnen die beginnende Revolution der Beschleunigung von Kommunikation und Information. „Am Anfang stand noch das Spielerische im Vordergrund“, erinnert sich Rainhard Fendrich an seine ersten Begegnungen mit Samplern und digitaler Studiotechnik. Mit seinem Titel „I am from Austria“ gelingt ihm Ende des Jahrzehnts ein Hit, der zur heimlichen Bundeshymne Österreichs werden sollte.

„Die 80er Jahre sind eines der spannendsten Jahrzehnte der 2.Republik“, meint Franz Vranitzky, ab 1984 Finanzminister und ab 1986 Bundeskanzler. „Es passierte Ungeheuerliches in einer Dramatik und Beschleunigung, wie ich sie vorher und nachher nicht erlebt habe.“ meint der Politologe Anton Pelinka, einer der besten Kenner und Analytiker dieses Jahrzehnts.

Die Dokumentation von Wolfgang Stickler zeichnet den dramatischen Wandel, den die 2. Republik in den 1980er-Jahren durchlebte. Zahlreiche prominente Zeitzeugen analysieren die gesellschaftspolitischen Entwicklungen und geben Einblick in das Lebensgefühl der 80er Jahre.
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