Nathan der Weise

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Ein Mädchen wird mit knapper Not aus einem brennenden Haus gerettet – in einem Land, das vom Glaubensstreit der drei großen Religionen, der christlichen, der jüdischen und der islamischen, erschüttert ist. Das Mädchen und ihr Retter haben sich ineinander verliebt, doch über ihre Köpfe hinweg geht die lebensgefährliche Auseinandersetzung darüber, welcher Glaube der wahre sei. Der Jude Nathan, dessen Familie einem von Christen verübten Pogrom zum Opfer fiel, ringt mit allen Kräften der Vernunft und Menschenliebe um den politischen Ausgleich. Es ist kein naiver, ahnungsloser Ausgleich. Vielmehr ist Nathans Appell an die Toleranz grundiert von der Erfahrung, lebenslang vom Massaker bedroht, von Rassenwahn und religiös verbrämter Mordlust verfolgt zu sein. Aus ihm sprechen sowohl Welt- und Menschenkenntnis wie eine materiell erfolgreiche Lebensbewährung.
So ist Nathans – durchaus von Skepsis nicht freier – Aufruf an die Toleranz, als Vermächtnis der Aufklärung, noch immer die Grundcharta einer humanen Politik, die der Spirale von Fanatismus, Gewalt und Terror im Namen einer vermeintlich einzigen Glaubenswahrheit entgegengesetzt werden kann. Nichts zeigt die Dauerhaftigkeit dieses Aufrufs deutlicher als die aktuelle Bedeutung, die Lessings Sätze unter dem Eindruck weltweiter Gewaltbedrohung plötzlich enthalten.
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