Baumeister Solness

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Solness: Michael Rastl ; Aline: Anke Schubert ; Doktor: Herdal Rainer Frieb ; Knut Brovik: Fritz Holzer ; Ragnar: Fritz Hammel ; Kaja Fosli: Judith Keller ; Hilde Wangel: Magdalena Felixa
Ein Mann will ganz nach oben. Himmelstürmerisch wie er baut, möchte Baumeister Halvard Solness auch leben: energiegeladen, unbeirrbar, ganz auf die Kraftreserven seines Lebenstriebs vertrauend. Ein selfmademan voll Eigennutz und unbändigem Selbstvertrauen ist er, ein prototypischer Vertreter jenes Karrieristentums, das hinter dem wehenden Banner unbedingten Fortschrittsglaubens aus dem späten 19. Jahrhundert – „Baumeister Solness“ von Ibsen ist 1892 uraufgeführt worden – mitten in unsere Gegenwart her-eindrängt. Und so sportiv-ungebrochen, wie die heutigen Fortschritts-Baumeister der Ichsucht und dem Jugendlichkeitskult huldigen, so selbstbesessen sucht auch schon Solness, zu seiner Zeit „Modernist“ in Bau- und Lebensstil, sich seinen Weg zu bahnen. Doch der ist bislang nicht so pfeilsgerade verlaufen, wie er gern glauben (machen) möchte. Die Erfolgslaufbahn als Inhaber eines viel frequentierten Architekturbüros – spezialisiert zunächst auf Kirchen-, dann auf Wohnsiedlungsbau – hat er erst mit dem Vermögen seiner Frau im Rücken beschritten. Die Gründung einer Familie, mit einem Zwillingskinderpaar, ist jäh beim Brand des Elternhauses seiner Frau durch den tragischen Tod der Kleinkinder vereitelt worden. Seither plagen den Einzelgänger noch weniger Skrupel beim Verdrängungswettbewerb mit dem alten wie dem jungen Brovik, den Assistenten in seinem Büro. Bis ihm, an der Wende der Lebenszeit, mit einemmal die größte Herausforderung seiner Existenzziele gegenübertritt: die Verkörperung seines ureigenen Willens zum bedingungslosen Lebens- und Liebesraub in Gestalt eines vor Selbstbewußtsein sprühenden jungen Mädchens. Da gerät, mit einenmal und doch in bedrohlicher Folgerichtigkeit, das ganze auf Selbstsucht, Macht und Trieb gegründete Lebensmodell des Baumeisters Solness ins Wanken und mit ihm die für uns so bestimmend gewordene Fortschrittskonzeption eines vom Lustprinzip beherrschten Individualismus.
Premiere war am [1993.05.02]
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