Mittagsjournal 1976.05.15

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Mittagsjournal.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Am Mikrofon ist Roland Machatschke.
    Die wichtigsten Punkte unseres Programms.
    Schilderung der Situation im italienischen Erdbebengebiet.
    Wahlprogramm der Linksparteien Italiens und Demonstrationen beim Begräbnis Ulrike Meinhofs.
    Das sind die wesentlichen Beiträge über Auslandsereignisse.
    Aus Österreich berichten wir über die Ausweitung der Unfallversicherung in der 32.
    Novelle des ASVG.
    Wir bringen ein Gespräch mit Prof. Dr. Fellinger über die Frage, wie weit die Sterbehilfe des Arztes gehen kann und wir zitieren aus innenpolitischen Leitartikeln der Tageszeitungen.
    Im Kulturmagazin berichten wir heute über die ersten Festwochenproduktionen in Wien.
    Zu Beginn dieses Programms jetzt die Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Feder Holi, Sprecher Josef Wenzel-Hnatek.
    Italien, Österreich.
    Über Initiative der Landeshauptstadt Klagenfurt wurde mit deren Partnerstädten Verbindung aufgenommen, um die Unterstützung der Opfer der Erdbebenkatastrophe in Friaul noch wirksamer zu gestalten.
    Ein Gericht in Udine hat unterdessen gestern in einem Schnellverfahren vier Männer zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt.
    Die Männer waren bei Plünderungen gestellt worden.
    Die mit der Koordinierung der Hilfsmaßnahmen von der Bundesregierung beauftragte Staatssekretärin Karl hat bekannt gegeben, bei der Regionalverwaltung von Friau-Julisch-Venezien solle ein Fonds gegründet werden, in den alle Geldspenden fließen werden.
    Die Behörden im Erdbebengebiet haben mittlerweile bekannt gegeben, dass schon in der kommenden Woche Gesetze über den Wiederaufbau, vor allem aber über die Verteilung und Verwendung der von Rom bewilligten Mittel beschlossen werden sollen.
    Die Lokalverwaltung will durch diese Maßnahmen beim Wiederaufbau den Wettlauf mit der Zeit gewinnen und bis zum nächsten Winter die notwendigsten Arbeiten abgeschlossen haben.
    Italien.
    Die christdemokratische Partei hat heute einen Vorschlag der Kommunisten abgelehnt, nach den Parlamentswahlen am 20.
    Juni eine Koalition einzugehen.
    KP-Parteisekretär Berlinguer hat gestern zum Auftakt des Wahlkampfes seiner Partei eine große Koalition unter Einbeziehung der Kommunisten angeregt.
    Die Zeitung der Christdemokraten Il Popolo bezeichnet heute den Vorschlag Berlinguers als Täuschungsmanöver und als einen skrupellosen Versuch an die Macht zu gelangen.
    Unterdessen sagte auch der Vorsitzende der Sozialdemokraten Preti, seine Partei sei gegen eine Beteiligung der Kommunisten an der Regierung, weil diese ihre Leninistische Doktrin nicht aufgegeben haben.
    Die multinationalen amerikanischen Konzerne würden auch dann in Italien ihre Arbeit fortsetzen, wenn die Kommunisten nach den italienischen Parlamentswahlen vom 20.
    Juni in die Regierung eintreten sollten, versicherte heute der Generalsekretär der Chrysler-Werke, Riccardo, in einem Interview für die Zeitung Paese Sera.
    Der Manager betonte in diesem Zusammenhang, dass die multinationalen Gesellschaften darauf festgelegt seien, das politische System des Gastgeberlandes zu respektieren, wenn sie nach eigenen Kriterien weiter arbeiten könnten.
    In Italien beschäftigen 630 amerikanische Unternehmen insgesamt 120.000 Arbeitnehmer.
    Österreich.
    Anlässlich der Tiroler Wirtschaftsbundvollversammlung sagte heute Bundeskammerpräsident Salinger, die große Belastungswelle der vergangenen Zeit durch Steuer- und Tariferhöhungen und das starke Ansteigen der Sozialkosten habe die durch den Konjunktureinbruch bedingte schlechte Ertragslage der österreichischen Unternehmen noch weiter verschärft.
    Wie Salinger in Seefeld in Tirol ferner ausführte, hänge aber eine Besserung des Investitionsklimas, das die entscheidende Voraussetzung für einen neuen Wirtschaftsaufschwung wäre, unmittelbar mit einer Verbesserung der Gewinnstruktur zusammen.
    Die Konjunkturbelebungsmaßnahmen der Bundesregierung und die Bemühungen um die Sanierung des Staatshaushaltes hätten deutlich gezeigt, sagte Salinger,
    dass die Regierung jede Situation dazu benütze, Elemente der marktwirtschaftlichen Ordnung zu beseitigen und konsequent den Weg in ein sozialistisches Wirtschaftssystem zu verfolgen.
    In den Wiener Sophienseelen findet heute der Landesparteitag der Wiener Sozialisten statt.
    Dabei erklärte Landesparteisekretär Nittel, die SPÖ suche das Gespräch und wolle vor allem aus dem großen Kreis ihrer Wähler neue Mitglieder gewinnen.
    Deshalb soll im Herbst an einem Tag der offenen Tür der SPÖ jedermann Gelegenheit erhalten, mit der Partei sowie ihren Mandataren und Einrichtungen Kontakt aufzunehmen, meinte Nittel.
    Zu der Arbeit einzelner Kommissionen und Referate sagte er, die Wiener SPÖ werde wie bisher die Bildungsarbeit großzügig unterstützen.
    Noch heuer soll nach den Worten des Politikers mit dem Bau eines eigenen Wiener Schulungsheimes begonnen werden.
    Nach Ansicht der ÖVP bestätigten die jüngsten Äußerungen des saudi-arabischen Erdölministers Jamani, dass im Ausland der Eindruck entstanden sei, Wien sei nicht sicher genug für die internationalen Begegnungen und für Niederlassungen internationaler Organisationen.
    Wie der außenpolitische Experte der ÖVP Karasek im Pressedienst seiner Partei mitteilt, habe Jamani die Verlegung des OPEC-Sitzes von Wien an einen anderen Ort vorgeschlagen.
    Dies bestätige den Eindruck der Volkspartei, dass die Bundesregierung im Bereich der Sicherheitsvorkehrungen zu sorglos vorgehe.
    Berlin.
    Etwa 3500 Menschen haben heute auf dem Friedhof vom Tempelhof der durch Selbstmord umgekommenen Anarchistin Ulrike Meinhof das letzte Geleit gegeben.
    Das Grab war bereits eine Stunde vor der Tower-Feier von zahlreichen, vorwiegend jungen Leuten umringt.
    Viele Teilnehmer hatten ihre Gesichter mit Tüchern oder Schals vermummt oder weiß geschminkt.
    Bei dem Begräbnis, an dem auch zahlreiche Journalisten aus dem In- und Ausland teilnahmen, sah man viele rote Fahnen.
    Auch Spruchbänder wurden mitgeführt, auf denen gegen die Justiz Stellung genommen wurde.
    Die Berliner Polizei hatte umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen getroffen.
    Vor dem Friedhof wurden jedoch keine Sperren errichtet.
    Kurz bevor der Sarg ins Grab gesenkt wurde, kam es zu einem Zwischenfall, als einige Trauergäste die Pressevertreter aus dem Friedhof weisen wollten.
    Gestern Abend war in die Friedhofskapelle, in der Ulrike Meinhof aufgebahrt war, eingebrochen worden.
    Polizeibeamte überraschten zwei Männer, die nach Mitternacht in die Kapelle eindringen wollten.
    Den Unbekannten gelang jedoch die Flucht.
    Beschädigungen des Sarges wurden nicht festgestellt.
    Libanon.
    Die um Mitternacht in Kraft getretene neue Waffenruhe in Libanon wird nur teilweise befolgt.
    Während in der Beiruter Innenstadt die Kämpfe eingestellt wurden, gingen die Schießereien in den südlichen Vororten weiter.
    Von Seiten der Palästinensischen Befreiungsorganisation, der PLO, hieß es, die von Syrien geführte Palästina Befreiungsarmee habe ihre Truppen heute zurückgezogen.
    Sie habe damit einem Befehl von PLO-Chef Arafat entsprochen.
    Die Befreiungsarmee war vor einigen Tagen nach Tripoli entsandt worden, um die christlichen und muslimischen Einheiten auseinanderzuhalten.
    Sie hatte dann jedoch auf Seiten der syrisch kommandierten Truppen und den Verbänden der regulären Streitkräfte der Regierung in Damaskus gekämpft.
    In den vergangenen 24 Stunden sind bei Auseinandersetzungen zwischen libanesischen Moslems und linksgerichteten Palästinensern mindestens 250 Menschen ums Leben gekommen.
    Unterdessen hat der syrische Staatspräsident Assad, PLO-Chef Arafat, zu weiteren Gesprächen eingeladen.
    Der neue Staatspräsident Sarkis hat noch immer nicht sein Amt angetreten, da sein Vorgänger Franchiye bisher nicht demissionierte.
    Türkei.
    Zum Auftakt ihrer heutigen Beratungen haben die Delegierten der islamischen Außenministerkonferenz in Istanbul eine von der Türkei vorgeschlagene Resolution zur Zypern-Frage angenommen.
    In der Entschließung wird den türkischen Moslems auf Zypern volle Unterstützung zugesichert.
    Die islamischen Außenminister fordern ferner eine föderative zyprische Republik ohne ausländische Militärstützpunkte.
    Israel.
    Anlässlich des 28.
    Jahrestags der Gründung Israels am 15.
    Mai 1948 haben heute Schülergruppen in Jericho, Nablus und Jenin Protestdemonstrationen veranstaltet.
    Sie bewarfen die Soldaten mit steinern, errichteten Straßensperren und zündeten Reifen an.
    Die jugendlichen Demonstranten wurden von den Ordnungskräften auseinandergetrieben.
    Die Schulen in den drei Städten wurden geschlossen.
    Im Übrigen blieb ein für Westjordanien in Flugblättern veröffentlichter Appell zum Generalstreik unbefolgt.
    Der Militärgouverneur von Cisjordanien hat die Bürgermeister vor Verstößen gegen die öffentliche Ordnung gewarnt.
    Spanien.
    Die Bergungsarbeiten an dem vor La Coruña gestrandeten 100.000 Tonnen Tanker Urquiola werden durch immer neue Brände behindert.
    Niederländische Experten wollen versuchen, die noch an Bord befindlichen 80.000 bis 90.000 Tonnen Rohöl mit Pumpen abzusaugen.
    Auf diese Weise soll die Küste Galiciens vor einer der größten Ölpestkatastrophen bewahrt werden.
    Ein Teil der Küste von La Coruña, wo der Tanker vor drei Tagen aufgelaufen und explodiert war, ist bereits vom Ölschlick bedeckt.
    Gestern konnte die Leiche des Kapitäns geborgen werden.
    Die Besatzung war von der Explosion in Sicherheit gebracht worden.
    Durch das Öl werden auch die Austern und Muschelbänke an der Küste bedroht, welche die Existenzgrundlage für etwa 6.000 Fischer bilden.
    Das waren die Meldungen.
    Das war's.
    Und nun die Wetterlage.
    Bei geringen Druck- und Strömungsunterschieden überwiegt im Alpenraum Hochdruckeinfluss.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh allgemein heiter oder leicht wolkig.
    Im weiteren Tagesverlauf vor allem im Osten Österreichs stärkere Quellwolkenentwicklungen und Ausbildung lokaler Schauer.
    Schwache bis mäßige Winde aus uneinheitlichen Richtungen.
    Nachmittagstemperatur 17 bis 22, Frühtemperatur morgen 1 bis 6 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Sonntag.
    Schönwetter.
    Allgemein heiter oder leicht wolkig.
    Am Nachmittag lokale Gewitter.
    Winde aus Südost bis West.
    Tagestemperatur 19 bis 24 Grad.
    Und nun noch die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien meldet Heiter bei 16 Grad, Südostwind mit 10 Kilometern in der Stunde.
    Eisenstadt Heiter 15 Grad, Südostwind 10.
    Linz wolkendos 14 Grad bei Windstille.
    Salzburg wolkendos 16 Grad, ebenfalls bei Windstille.
    Innsbruck Heiter 18 Grad, Windstille.
    Bregenz wolkenlos 16°, Nordwest 10°, Graz heiter 15° Windstille und Klagenfurt heiter 15° Windstille.
    In einer halben Minute ist es 12.12 Uhr.
    Auf fast 1000 steht heute die offizielle Zählung der Toten, die bei der Erdbebenkatastrophe in der italienischen Region Friaul am Donnerstag vergangener Woche ums Leben gekommen sind.
    Vermisst werden noch etwa 400 Menschen.
    Insgesamt schätzen die Behörden, dass rund 1300 Menschen an diesem Donnerstag und in den darauffolgenden Stunden gestorben sind.
    Zwischen 120.000 und 130.000 Friulaner wurden obdachlos.
    Soweit die nüchternen Zahlen der Statistik.
    Aber die Statistik kann nicht ausdrücken, wie die Situation tatsächlich ist.
    Leichengeruch über den Schutthügel in zerstörter Städte und Dörfer, Zeltstädte auf freiem Feld, Schlangen vor den Feldküchen, vor den Trinkwassertankwagen, vor den Impfstellen, bei der Lebensmittelausgabe.
    Ein Augenzeuge, einer der vielen österreichischen Katastrophenhelfer, die im Bebengebiet im Einsatz stehen, Josef Kemminger, der Pressereferent der niederösterreichischen Landesfeuerwehr, ist soeben aus Gemona zurückgekehrt, einer der am schwersten zerstörten Städte.
    Kurz vor der Sendung nahmen wir ein Telefongespräch mit ihm auf, in dem er seine Eindrücke schildert.
    Gemona, einer Geisterstadt, kann man sagen.
    Links und rechts von der Straße finden Sie lediglich Ruinen.
    Wir sind auf der rechten Seite der Straße, also nördlich gesehen von Cimona, abgebogen in ein Viertel, das völlig verwüstet ist, wo wirklich kein Stein mehr auf dem anderen liegt.
    Es liegt dort Hausrat herum, wertvolle Stereoanlagen bis zu Einbaukästen,
    Die Frontmauern sind runtergebröckelt.
    Man sieht direkt, wie in Buchenhäuser, in die Zimmer hinein.
    Die Einwohner dürfen von der Behörde aus ihre Häuser nicht betreten.
    Man sieht lediglich permanent Leute herumstochen in diesen Schutthaufen.
    Offensichtlich sind das die Besitzer oder die ehemaligen Bewohner dieser Häuser, die es aber verzweifelt versuchen, noch irgendwas herauszuretten, was noch zu retten ist.
    Die Einwohner von Szemona, die überlebenden Einwohner, sind in Zelten untergebracht worden.
    Da hat es nun in der Nacht auf gestern dieses schwere Unwetter gegeben.
    Wie hat sich denn das da unten ausgewirkt auf die Zeltstädte?
    Die Zeltstädten waren großteils fast knietief unter Wasser.
    Es musste so ausgepumpt werden zum Teil.
    Auch die Lebensmittel, die dort gelagert waren in diesem Zelt,
    Die Städte in diesen Camps waren zum Teil auch schwer beschädigt und vernichtet.
    Es hat sich aber durch die Wetterlage geändert.
    Der Nachschub erfolgt ja aus einer Kaserne, wo die Lebensmittel trocken gelagert sind.
    Es ist so viel da, dass das Verdorbene nichts ausmacht.
    Neue Lebensmittel können jederzeit beschaffen werden.
    In welcher Art und Weise werden zum Beispiel in Gemona die Aufräumungsarbeiten durchgeführt?
    Fährt man einfach mit der Planierraupe in die zerstörten Häuser, in die Schuttberge hinein oder versucht man hier nachzugraben?
    Denn es wird ja immer noch vermutet, dass Tote unter diesen Trümmern liegen.
    Es werden zum Teil von den deutschen Einheiten, die mit schwersten Geräten dort vorgehen, sehr vorsichtig die Trümmer auseinandergenommen, die also da herumliegen.
    um eben noch zu sehen, ob Leichen darunter liegen oder nicht.
    Und es wird also auch den Einwohnern bzw.
    den Hausbesitzern gestattet, also dort selbst noch nachzuschauen und nachzuschauen, was noch Rettbares da ist, an sich zu nehmen.
    Einige eingestürzte Häuser sind bereits zusammengerafft worden auf großes Schutthalten und werden dann jetzt auf einen Haufen zusammengeführt.
    Das heißt also, es sind schon zum Teil die Straßen geräumt und auf der anderen Seite sieht man schon die zusammengeführten Glasscherben und Ziegelsteine usw.
    auf einem Haufen beisammen.
    Die Leichen, die zum Teil jetzt noch geborgen wurden, liegen also frei herum sozusagen in Nylonsecken verpackt.
    Bei Auffindung von Leichen,
    werden, um jetzt dieser Frage, Typhus-Gefahr und so weiter vorzugreifen, werden zunächst einmal übersprüht mit einem Desinfektionsmittel, dann kommen diese Leichen in die Särge, werden noch einmal übersprüht, die Särge werden dann zugemacht, das wird noch einmal übersprüht und die Fundstelle selbst wird also ausgegraben und mit circa 20 Liter Benzin aufgefüllt und dann angezündet, um eben also einer Seuchengefahr auszuweichen.
    Welchen Eindruck, Herr Kemminger, haben Sie denn gehabt von der psychischen Verfassung der Bevölkerung?
    Also die Leute sind alle eher apathisch, möchte ich fast sagen.
    Sie haben sich auf der einen Seite abgefunden damit, aber es ist kaum jemand ansprechbar.
    Wir sind also durchgefahren mit einem Wasser-Zubringer-Fahrzeug, also mit Trinkwasser.
    Es ist, wie so manche Zeitungen in Österreich jetzt berichtet haben, nicht wahr, dass die Feuerwehrleute da mit Wein empfangen werden, um im Austauschgeschäft sozusagen das Wasser zu erhalten.
    Die Leute haben sehr, sehr diszipliniert ihre Gefäße, ihre Korbflaschen, ihre Plastikbehälter am Rand der Straße aufgestellt und nehmen also das Wasser da in den Empfang, aber ohne irgendeine Regung im Gesicht.
    völlig apathisch und ruhig und es redet kaum jemand etwas.
    Auch die Einwohner untereinander nicht.
    Fallweise sieht man sich Leute in den Armen legen, die sich gegenseitig trösten, aber sonst ist eigentlich eine, kann man sagen, fast tödliche Ruhe über dem Ganzen.
    Das Erdbeben und seine Folgen steht auch in Italien nach wie vor im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses.
    Aber darüber darf nicht vergessen werden, dass der Wahlkampf für den 20. und 21.
    Juni den Termin der Parlamentswahlen bereits voll eingesetzt hat.
    In dieser Woche hat der Chef der kommunistischen Partei, Enrico Berlinguer, einen starken Akzent gesetzt.
    Er schlug nach der Wahl eine Allparteienregierung unter Ausschluss der Neofaschisten vor.
    Die Christdemokraten haben diesen Plan bereits zurückgewiesen.
    Darüber und über die Wahlprogramme der einzelnen Linksparteien berichtet jetzt Alfons Dalma aus Rom.
    Die kommunistische Entscheidung als Wahlstrategie
    eine Abwandlung des historischen Kompromisses zu verwenden und zu einer allgemeinen nationalen Front der Solidarität in der Krise aufzurufen, war eine Reaktion auf die Strategie der Demokratia Christiana und auf den qualenvollen Entschluss, wie man das nennt, der Fiat-Familie Agnelli, klare Fronten zu beziehen.
    Indem auf diese Art und Weise die Christlich-Demokraten
    den dramatischen Charakter der kommenden Wahlen unterscheiden, wollen die Kommunisten ihrerseits dieser Dramatik entgehen und in der breiten nationalen Krisenfront eine Abwehrfront gegen die christlich-demokratische Alternative aufbauen.
    Diese christlich-demokratische Alternative heißt entweder liberale Demokratie und westliche Solidarität und Prosperität oder der Weg in den Kommunismus und in die Unsicherheit.
    Die kommunistische Reaktion auf diese Strategie hat nun Auswirkungen auf die gesamte Linke gezeitigt.
    Da sind in erster Linie die Sozialisten.
    Ihre bisherige Planung ist durch diese Frontstellung zwischen Christlich-Demokraten und Kommunisten gestört.
    Sie wollten ein möglichst starker Partner für den Fall des historischen Kompromisses sein oder ein aufgewerteter, gestärkter Partner in einer linken Volksfrontregierung.
    Die kommunistische Strategie der Nationalen Front zwingt die Sozialisten jetzt neue Wege zu suchen.
    Da die KPI ganz auf Solidität und mittelständische Vertrauenswürdigkeit übergegangen ist, musste zunächst einmal die Sozialistische Partei auf jedes Bündnis mit einer merkwürdigen, sonderbaren, aber sehr lebendigen kleinen Gruppe verzichten.
    Das ist die sogenannte radikale Partei.
    Sie ist nicht marxistisch, sie ist aber radikal freisinnig, in manchen Bezügen anarchistisch, heftig antiklerikal, libertär.
    Sie ist im Grunde genommen eine Sammelbewegung von radikalen Feministen, von Abtreibungsfanatikern, von Homosexuellen beider Geschlechter und so weiter.
    Diese Partei, die mit den Sozialisten in Bündnis in der Abtreibungsfrage eingegangen war,
    wollte dieses nun in Kandidatenlisten und in Parlamentssitze mit Hilfe der Sozialisten ummünzen.
    Die Sozialistische Partei hat angesichts der jetzigen Situation dieses Anerbieten der Radikalen ablehnen müssen.
    Im Bereich der drei kleinen Parteien der Mitte, der Republikaner, der Sozialdemokraten und der Liberalen, ist durch die Stellungnahme der Kommunisten eine Aufwertung dieser Parteien vor sich gegangen.
    Denn in einer bipolaren Auseinandersetzung Kommunisten, Christlich-Demokraten sind diese drei Parteien bedroht, abgewertet zu werden.
    Zumindest von der kommunistischen Seite haben sie also erstaunlicherweise eine Hilfe empfangen.
    Für die Republikaner allerdings bedeutet das zugleich das Ende ihrer Träume von der Größe
    Denn die republikanische Partei, die bis jetzt mit der Unterstützung der Großwirtschaft, der Großindustrie und Finanzen und der Familie Agnelli gerechnet hat, ist es zu Ende mit der Erwartung, dass sie ihrerseits mit den Kommunisten eine Art ökonomischen, historischen Kompromiss wird schließen können.
    Die Folge davon ist, dass nun zwischen Republikanern, Sozialdemokraten und Liberalen ein Zwang zur Einigung vorhanden ist,
    um die Chance auszunützen, die die Kommunisten diesen drei Kleinparteien eröffnet haben.
    In der Tat scheinen sich diese drei Parteien jetzt zu einigen, gemeinsame Kandidatenlisten in einigen Regionen für die Senatswahlen aufzustellen.
    Und schließlich auf der extremen Linken, wo bis jetzt in einigen Wahlen nur die Partei der proletarischen Einheit mit Kandidatenlisten aufgetreten war,
    und wo man mit einem Stimmenreservoir von zwei bis vier Prozent rechnen kann, ist es auch zu Klärungen gekommen.
    Diese radikal-marxistische und zum Teil traditional-anarchistische Gruppe kämpft jetzt auch um Respektabilität, denn alles konzentriert sich jetzt auf Mittelstandswähler.
    Die Partei der proletarischen Einheit
    die aus Dissidenten der sozialistischen und kommunistischen Partei besteht, hat eine Einigung mit der anarchistischen marxistischen Bewegung Lota Continua erzielt und wird mit ihr gemeinsame Listen aufstellen.
    Sie hat dagegen jedes Bündnis und gemeinsame Kandidaten mit der anarchistischen Gruppe der Ava Guardia Proletaria abgelehnt,
    weil diese in einem ungeklärten Verhältnis zu den Linksterroristen der Roten Brigaden und der bewaffneten proletarischen Kerntrupps steht."
    Alfons Dalma analysierte die Wahlprogramme der italienischen Linksparteien.
    Heute Vormittag wurde auf einem Westberliner Friedhof Ulrike Meinhof beerdigt, die Anarchistin, die zusammen mit Andreas Bader und einigen Gesinnungsgenossen durch Überfälle und politische Terrorakte mitverantwortlich war für die Atmosphäre, in der dann unter anderem der sogenannte radikalen Erlass in Westdeutschland gedeihen konnte.
    Ulrike Meinhof hat wie gemeldet vor nicht ganz einer Woche in ihrer Zelle Selbstmord verübt.
    Seit dem 21.
    Mai des Vorjahres stand sie zusammen mit Bader und zwei weiteren Angeklagten vor Gericht in Stuttgart.
    Sympathisanten der Terroristen hatten in den vergangenen Tagen Demonstrationen in Westdeutschland selbst und in einigen anderen Staaten veranstaltet.
    Auch für den Tag des Begräbnisses war ein Demonstrationsmarsch durch Berlin angekündigt.
    Es berichtet Klaus Emmerich.
    Gewalt steht am Ende wie am Anfang des Endes und der Tod marschiert mit.
    Noch am Grab wird Politik gemacht, diffamiert, polemisiert, dreieinhalbtausend sprechen von Mord und meinen den Selbstmord und draußen im Land häufen sich die Meldungen einer neuen Terrorwelle.
    Heute in Rom auf ein deutsches Institut und im westfälischen Hamm auf ein Oberlandesgericht, gestern in Frankfurt und vorgestern in mehreren europäischen Hauptstädten.
    Es geht hier wie dort um Ulrike Meinhof, geboren ein Jahr nachdem ein Adolf Hitler in Deutschland an die Macht kam, als halbweise aufgewachsen und dann als Weise zuerst ins linke und dann ins extreme Lager gezogen, war sie vor der Matura noch innerhalb des Rahmens des westdeutschen Bildungsbürgertums mit der üblichen Mischung aus Schwärmerei für einen Hölderlin, aus Spaß an Anti-Atommärschen und aus Freude am flotten Leben auf Partys der besseren Gesellschaft.
    Mit 24 forderte sie die Auflösung der Bundeswehr und dann, nach einer Gehirnoperation, nach einer Ehe, nach der Geburt von Zwillingen, die heute 13 Jahre alt sind, entschloss sie sich, die gesellschaftlichen Verhältnisse nicht nur durch Gewalt gegen Sachen zu ändern, sondern auch durch Gewalt gegen Menschen.
    Natürlich kann geschossen werden, sagte sie damals in den 60er Jahren.
    Es kam zu Anschlägen, zu Tod und Terror.
    Nach einer monatelangen Riesenfahndung wird Ulrike Meinhof aus dem Untergrund schließlich verhaftet, des fünffachen Mordes angeklagt.
    In der Nacht zum Muttertag hat sie selbst Hand an sich gelegt.
    Für eine breite Mehrheit ist sie eine Verbrecherin, für die meisten des Mordes zu Recht verdächtigt und für das, was in Kriminaldeutsch anarchistische Szene genannt wird, ist sie spätestens seit heute, dem Tag ihrer Beerdigung in Berlin, Idol und Märtyrerin.
    Für Kenner der Verhältnisse schließt der Selbstmord bei Ulrike Meinhof auch die Erkenntnis ein, der Weg der Gewalt führe in die Irre.
    Während die Subvetisanten der Baader-Meinhof-Bande, die ihren Namen an erster Stelle von einem Anarchisten Baader erhalten hat, im direkten oder indirekten Sinn von Mord an Ulrike Meinhof reden – ihr Selbstmord im Gefängnis von Stuttgart-Stammheim ist einwandfrei erwiesen – während also eine neue Selbstideologisierung der Gewaltverehrer in aller Öffentlichkeit zu beobachten ist, geben sich die Sicherheitsbehörden überrascht.
    International haben sie die Aktionsfähigkeit der Anarchisten und ihrer Gefolgsleute offensichtlich unterschätzt.
    Die neue Welle der Gewalt, die in mehreren Städten gleichzeitig ausgelöst werden konnte, steht jedenfalls im krassen Gegensatz zu der These, diese Mode des politischen Terrorismus sei in Mitteleuropa weitgehend vorbei.
    Sicherheitsexperten sagen jedenfalls, sie fühlten sich, wie sie anfügen, bedauerlicherweise bestätigt, dass auch in Zukunft Wachsamkeit dringend geboten sei.
    Dieses Gebot der Sicherheitsleute wird zwar von den westdeutschen Politikern beispielsweise gebührend ernst genommen, fragt man sie nach der politischen Substanz dieser neuen Gewaltwelle und den Folgen des Selbstmordes von Ulrike Meinhof, so geben sie sich verhältnismäßig gelassen.
    Die Selbstverteidigungsfähigkeit der freiheitlichen Demokratie gegenüber Politanarchismus zeige sich nicht nur im äußeren Bild des Einsatzes von Polizei, sondern wesentlich mehr in der erwiesenen Widerstandsfähigkeit der Bürger und Politikerfügen an in ganz Europa.
    Sie meinen, der Fall Meinhof sei eigentlich ein Zwischenfall, der tragisch begonnen und tragisch geendet habe.
    Nun sei es vorbei.
    Das war ein Bericht von Klaus Emmerich.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 28 Minuten.
    In dieser Woche wurde im Parlament in Wien ein Unterausschuss des Sozialausschusses eingesetzt, der sich mit der 32.
    Novelle zum Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz, ASVG, beschäftigt.
    Einer der wichtigsten Punkte dieser Novelle ist die Ausweitung der gesetzlichen Unfallversicherung.
    Über dieses Vorhaben von Sozialminister Häuser informiert sie nun Markus Sommersacher im folgenden Beitrag.
    Die 32.
    ASVG-Novelle markiert den Beginn eines umfassenden Unfallversicherungsschutzes, der, wenn die Novelle Wirklichkeit wird, weit über den bisherigen Schutz hinausgeht.
    Einem alten Anliegen der Elternvereine entsprechend sollen ab dem 1.
    Jänner des kommenden Jahres alle Schüler und Studenten in Österreich gesetzlich unfallversichert werden.
    Dies betrifft alle Besucher von Schulen, die dem Schulorganisationsgesetz unterliegen, sowie etwa Schüler in Sonderschulen für Leibeserziehung etc.
    und alle Hochschüler, die in Österreich ihre ordentlichen Studien oder einen Vorstudienlehrgang absolvieren.
    Dieser Unfallversicherungsschutz erstreckt sich nicht nur auf die Unterrichtszeit, sondern auch zum Beispiel auf den Schulweg, Ausflüge, Skikurse und auch auf die Vorbereitungszeit vor Abschlussprüfungen an der Schule oder vor Erreichung eines akademischen Grades.
    Sektionschef Dr. Karl Fürböck vom Sozialministerium erläutert.
    Mit dieser Unfallversicherung wird ein enorm großer Personengreis unmittelbar einbezogen.
    und diesen Personengreis damit jenes Leistungsniveau eröffnet, das unsere Unfallversicherung zu bieten hat, insbesondere in Bezug auf Rehabilitation, auf die notwendigen Versorgungen mit orthopädischen Hilfsmitteln, mit Körperersatzstücken und letztlich aber auch Anspruch auf Rentenleistungen, dort wo eine Rehabilitation nicht mehr Platz greifen kann.
    Für das erste Jahr ist daran gedacht, zur Erdeckung dieser Leistungen 40 Millionen Schilling aus der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt und 40 Millionen aus dem Familienlastenausgleich zur Verfügung zu stellen.
    Neben dieser Einbeziehung der Schüler und Studenten in die gesetzliche Unfallversicherung wird der Schutz des Arbeitnehmers im Zusammenhang mit dem Arbeitsplatz verstärkt.
    Ab dem 1.
    Jänner 1977 soll der Arbeitnehmer zum Beispiel auch auf dem Weg zur gesunden Untersuchung unfallversichert sein, wenn dieser Weg von der Arbeitsstätte aus angetreten wird oder von der Untersuchung zur Wohnung führt.
    Ein weiteres Vorhaben erklärt Sektionschef Fürböck so.
    Sehr, sehr wesentlich und eine alte Streitfrage beseitigend ist die Ausweitung auf den Weg zum Mittagessen.
    Naturgemäß wird nur jener Weg geschützt werden, der in nicht allzu weite Entfernung vom Arbeitsplatz führt.
    Aber auch hier der Weg vom Arbeitsplatz zum Mittagessen und zurück zum Arbeitsplatz.
    Außerdem soll der Arbeitnehmer auf dem Weg von der Arbeitsstätte oder der Wohnung zu einem Geldinstitut und zurück unfallversichert sein, sofern dieser Weg mit der bargeldlosen Überweisung des Lohnes oder Gehalts zusammenhängt.
    Darüber hinaus wird der Unfallversicherungsschutz auch auf den Weg zu oder von der Arbeitsstätte ausgeweitet, wenn dieser in einer Fahrgemeinschaft zurückgelegt wird.
    In diesem Punkt rechnet man im Sozialministerium allerdings damit, dass es Auseinandersetzungen über die zivilrechtliche Seite geben wird.
    Also zum Beispiel, wenn der Mitfahrer nicht haftpflichtversichert ist.
    Diese Fälle werden vom Schiedsgericht geklärt werden müssen.
    Über die Bedeutung dieser Ausweitungen des Unfallversicherungsschutzes meint Sektionschef Fürböck.
    Wenn sich der Gesetzgeber entschließt, diese beiden Ausweitungen vorzunehmen, dann ist damit doch auch wohl bereits deutlich kundgetan, dass die Unfallversicherung in absehbarer Zeit ihre Funktion ändern wird.
    dass sie hinauswachsen wird über eine reine Unfallversicherung am Arbeitsplatz und auf den Wegen im Zusammenhang mit der Arbeit, dass sie sich allmählich entwickeln wird zu einem umfassenden Instrument der Unfallversicherung, die schließlich auch noch umschließen wird den Freizeitunfall, den Unfall im Haushalt und was sonst noch auf diesem Gebiet alles geschehen kann.
    Allerdings werden für diese Mehrausgaben in der Unfallversicherung auch mehr Mittel benötigt.
    Aus diesem Grund sieht die 32.
    ASVG-Novelle vor, den Unfallversicherungsbeitrag, der derzeit für Arbeiter zwei und für Angestellte nur ein halbes Prozent beträgt, für beide Gruppen mit 1,5 Prozent festzusetzen.
    Diese Mehreinnahmen, so schätzt man im Sozialministerium, müssten dann dafür ausreichen, die Ausgaben aus der Ausweitung des Unfallversicherungsschutzes zu decken.
    Wenn aber, womit ja mit der 32.
    ASVG-Novelle bereits der Anfang gemacht wird, die Unfallversicherung zu einer allumfassenden Volksunfallversicherung ausgeweitet werden soll, müsste auch ein neues System der Finanzierung gefunden werden.
    Erweiterung der Unfallversicherung durch die 32.
    Novelle zum ASVG, es berichtete Markus Sommersache.
    Wir setzen nun fort mit Auszügen aus innenpolitischen Leitartikeln der Tageszeitungen, die Inlandspresse schaut.
    Unter der Überschrift »Friedenspfeifen« befasst sich Hans Mahr in der Neuen Kronenzeitung mit der Einigung der Sozialpartner über die umstrittenen Wirtschaftsgesetze.
    Der Autor führt aus.
    Natürlich wird auch jeder kritisch Denkende ein Bekenntnis zur Sozialpartnerschaft ablegen.
    Und gerade die schwierigen Verhandlungen über die Marktordnung haben die Berechtigung des Vertrauens bewiesen.
    Aber man sollte die Benjas-Salinger-Achse nicht überfordern, sonst könnte man nämlich auf die Idee kommen, dass es Gemeinsamkeiten nur bei den Wirtschaftspartnern gibt und nicht bei den Parteien.
    Soweit die Kronenzeitung.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt sieht Peter Klarin der Einigung der Sozialpartner einen Sieg der Vernunft.
    Im Einzelnen schreibt er, und deshalb ein uneingeschränktes Ja zum Kompromiss, ein uneingeschränktes Ja auch zur Einbeziehung des ÖGB in die Fonds, weil ja der ÖGB ein mindestens ebenso wichtiger Sozialpartner ist, wie auch die anderen Interessensvertretungen.
    Freilich erwartet die Öffentlichkeit mit Recht, dass die Fondsvertreter des ÖGB dort als Gewerkschafter und Interessensvertreter der lohn- und gehaltsabhängigen Menschen beraten und nicht als verlängerter Arm einer Partei.
    Wenn der Kompromiss allerdings so gut und so wertvoll ist, wie es jetzt auf drei Seiten tönt, dann erhebt sich die Frage, warum man die bewährten mit einigen Änderungen verlängerten Einrichtungen abermals nur für zwei kurze Jahre sichert, sodass nach diesen zwei Jahren das gleiche nervenbelastende Spiel von Neuem beginnt, meint das neue Volksblatt.
    Der Kurier analysiert die Absicht der Kärntner Landesregierung, das Einkommen der Primärärzte in Kärnten zu limitieren.
    Hier heißt es,
    Nun geht die Debatte um die Frage, wie viel ein Primarius verdienen darf, wieder in die falsche Richtung, nämlich in die klassenkämpferische.
    Bei der Entscheidung, ob 700.000 Schilling im Monat zu viel oder zu wenig sein, bleibt keiner kalt, sondern ist schlicht dagegen.
    Die Primarie wiederum kontern mit dem Leistungsprinzip, als ob Gesundheitspflege eine Schraubenfabrik wäre.
    Dabei geht es doch nur um eine logische Alternative.
    Entweder werden Klasse-Patienten in den Spitälern bevorzugt behandelt, dann widerspricht das dem hypokratischen Eid.
    Oder den Klasse-Patienten wird nur vorgespiegelt, sie seien etwas Besonderes.
    Dann allerdings würde es sich um eine milde Form des Betruges handeln.
    Die Ärzte sollten klare Auskunft geben.
    Soweit der Kurier.
    Im offiziellen Organ der Regierungspartei, der Arbeiterzeitung, stellt Manfred Scheuch einige Gedanken zum heutigen Landesparteitag der Wiener Sozialisten an.
    Scheuch schreibt,
    Erstens zweifellos deshalb, weil die Wiener Sozialdemokraten mit diesem Ja zu Wien ihre Verantwortung für das, was in dieser größten Gemeinde unseres Landes vorgeht, betonen.
    Sie haben das überwältigende Vertrauen der Bewohner dieser Stadt immer wieder bestätigt bekommen und sie wissen, dass Vertrauen und Verantwortung ein untrennbares Zwillingspaar sind.
    Das war die Inlandspresse-Schau.
    In den Wiener Sophiensälen hält heute die Wiener Landesorganisation der Sozialistischen Partei, die mit mehr als 200.000 Mitgliedern die größte Landesgruppe in der Gesamtpartei stellt, ihren diesjährigen Landesparteitag ab.
    Zur Tagung sind 700 Delegierte geladen.
    Die Veranstaltung wurde mit einem Begrüßungsreferat des Bundeskanzlers und Parteivorsitzenden Kreisky eröffnet.
    Zur Stunde ist Bürgermeister Graz am Wort, der über die kommunalpolitischen Aufgaben in der Bundeshauptstadt berichtet.
    Aus den Sophiensälen berichtet nun Kurt Wotawa vom Landesstudio Wien.
    Eine unter schwerem Politbeschuss der Rathausopposition stehende Wiener SPÖ befasste sich heute wie erwartet unter anderem mit derzeit relevanten Fragen wie Bauringsskandal, krassen Planungsmängel beim Neubau des Allgemeinen Krankenhauses, Fragen des U-Bahn-Baus und anderen Angriffen, besonders der Wiener Volkspartei.
    In seiner Grußadresse an die 700 Delegierten im Wiener Sophiensaal legte Bundeskanzler Dr. Kreisky ein neuerliches Bekenntnis zur Vollbeschäftigung ab und ging dann auf speziell Wiener Probleme ein.
    gegebenen Anlass möchte ich doch auch eines sagen.
    Ich komme ja viel in der Welt herum, aber ich kenne keine Hauptstadt Europas, in der so große Vorhaben verwirklicht werden wie heute in Wien.
    Es gibt nebeneinander große, gigantische Vorhaben.
    Und jetzt bitte, liebe Genossinnen und Genossen,
    nicht euch irre machen lassen mit der Frage, ob alle Räume in der UNO-City auch vermietet sein werden.
    Das ist ja alles ein sehr törichtes Gerede.
    Ja, was würde man denn sagen, wenn die UNO-City fertig wäre und alles bis auf das letzte Zimmer
    vollgestopft ist.
    Und dann kommen die und sagen, sie brauchen noch 150 Räume.
    Und wir sagen, wir müssen wieder überall in Wien Räume anmieten.
    Da werden die Leute sagen, ja sind denn die gescheit gewesen?
    Haben denn nicht die damit gerechnet, dass man eine gewisse Reserve braucht?
    Im Mittelpunkt des Landesparteitages der Wiener Sozialisten stand ein kommunalpolitisches Referat von Bürgermeister Graz zum Thema SPÖ ja zu Wien.
    Der Landesparteiobmann warf der ÖVP eine frühkapitalistische Denkungsweise sowie ein fehlendes Bekenntnis zu Wien vor.
    Im Zusammenhang mit den Diskussionen um den Bauring erklärte Graz unter anderem wörtlich, das schlecht vorbereitete, dilettantisch durchgeführte und verlustreiche Auslandsengagement des Baurings ist ein Beispiel dafür, wofür gemeinwirtschaftliche Betriebe der Stadt Wien nicht zuständig sind.
    Im Konkreten stelle ich neuerlich fest, was ich am 30.
    April im Wiener Gemeinderat gesagt habe.
    Das Ziel aller Verhandlungen und Gespräche ist nicht der Verkauf des Bauringes, sondern die Schaffung wirtschaftlich gesunder und lebensfähiger Unternehmungen, die sowohl der Wiener Wirtschaft dienen, als auch den Beschäftigten Arbeit und Verdienst bieten können.
    Da ich die Gesamtinteressen der Stadt Wien als Bürgermeister zu vertreten habe, ist es mir nicht möglich, so sagte ich bereits im Gemeinderat, Detailinformationen über Inhalt der Verhandlungen oder gar über mögliche Konditionen zu geben.
    Diese Bekanntgabe würde vielleicht den Interessen der Verhandlungspartner dienen, nicht aber dem wohlverstandenen Interesse der Stadt Wien.
    Unter diesem Gesichtspunkt ist auch die Frage neuerlicher Kapitalzuschüsse zu betrachten.
    Eine den Erfahrungen des wirtschaftlichen Alltages, sagte ich weiter im Gemeinderat, und eine den rechtlichen Verpflichtungen widerstreitende Betrachtungsweise, die mit den Interessen der Stadt Wien und denen der Beschäftigten des Bauringes nicht im Einklang zu bringen ist, muss ich ablehnen.
    Ich möchte keinen Zweifel daran lassen, auch hier nicht vor dem Wiener Landesparteitag,
    dass wir einer Verschleuderung von Vermögenswerten der Stadt Wien ebenso wenig zustimmen werden, wie einer Lösung, die die Arbeitsplätze im extremen Maß gefährden würde.
    Zum Schluss seines rund eine Stunde dauernden Referats betonte Graz, dass in der Hälfte der laufenden Legislaturperiode des Wiener Gemeinderates mehr als die Hälfte des sozialistischen Arbeitsprogramms erfüllt wurde.
    In den kommenden Jahren, so kündigte der Politiker an, werde man veraltete Stadtgesetze bereinigen, neue Siedlungsprogramme erstellen, um die weitere Abwanderung aus Wien zu stoppen, sowie mit einem Stadterneuerungsprogramm für eine Wiederbelebung der Wiener City sorgen.
    Das Nachmittagsprogramm sieht noch die Neuwahl des Wiener Vorstandes sowie Abstimmungen über Anträge und Resolutionen vor.
    Damit schalten wir zurück ins Funkhaus.
    Über den Landesparteitag der Wiener Sozialisten berichtete Kurt Wotawa.
    Im österreichischen Veritas Verlag ist in diesen Tagen ein Buch erschienen, das sich unter dem Titel Künstlich leben, gesteuert sterben mit der Problematik von Organtransplantationen, künstlicher Lebensverlängerung und Euthanasie beschäftigt.
    Auf das Thema Sterbehilfe des Arztes geht der ehemalige zweite Vorstand der Zweiten Medizinischen Universitätsklinik in Wien, Prof. Karl Fellinger, ein.
    Er meint, in vielen Fällen stehe der Arzt Sterbenden hilflos gegenüber.
    Ertröste Schwerkranke wieder besseres Wissen mit Feststellungen wie, wir müssen nur diese Krise überwinden, dann geht es wieder aufwärts.
    Oder man versuche aus einer rein profan verstandenen Humanität heraus den Sterbenden gewissermaßen aus dem Leben hinweg und hinüber zu schmuggeln.
    Man finde also nicht die richtigen Worte, das richtige Verhalten angesichts von Menschen, die im Sterben liegen.
    Worauf ist nun dieses Fehlverhalten vieler Mediziner zurückzuführen?
    Worin sollte die Aufgabe der Ärzte in Sachen Sterbehilfe liegen?
    Wie weit kann und darf der Arzt dabei gehen?
    Das sind Fragen, auf die Professor Fellinger im folgenden Interview mit Ilse Vögel speziell eingeht.
    Herr Professor, worauf führen Sie sich aber jetzt eigentlich zurück, dass die Ärzte jetzt ganz abgesehen von christlichen oder anderen weltanschaulichen Motivationen letztlich wirklich hilflos den Sterbenden gegenüberstehen?
    Ist das eine gewisse Arbeitsüberlastung bereits in den modernen Kliniken oder ist das vielleicht die eigene Angst vor dem Tod, mit dem man nicht konfrontiert werden will?
    Ist es vielleicht auch noch eine falsche Arbeitsauffassung, dass der Arzt nur für die da ist, die er noch heilen kann und nicht mehr für die, die praktisch schon sterben?
    Ich glaube, dass es in erster Linie, wie Sie andeuten, im Zusammenhang mit der heute technischen Überbeschäftigung des klinischen Arztes steht.
    Die heutige moderne Medizin bietet eine Ummasse von diagnostischen und therapeutischen Techniken, die man anwenden kann und meist auch anwenden wird, also Untersuchungen mit großer Maschinerie, mit Spezialkenntnissen und dergleichen.
    Und der Arzt ist so heute belastet in einem Krankenhaus von früh bis abends,
    diese verschiedenen Techniken durchzuführen und zu versorgen und die Kurven zu beurteilen und auszurechnen, dass er für den persönlichen Kontakt mit dem Patienten immer weniger und weniger Zeit hat.
    Das ist ja eines der Probleme der modernen technisierten Medizin, darüber ja viel gesprochen wird.
    Und dieser persönliche Kontakt rückt immer mehr und mehr zur Krankenschwester hinüber.
    Herr Professor, glauben Sie, dass es eine spezielle Schulung der Ärzte geben müsste im Umgang mit Sterbenden und eventuell auch mit den Angehörigen der Sterbenden?
    So etwas wird ja jetzt in Amerika praktiziert.
    Ja, ich glaube, ein wirklich organisierter Unterricht in der ärztlichen Ethik, in der ärztlichen Verantwortungsfrage, in der ärztlichen Kontaktfrage gibt es bisher nicht.
    Und ich kämpfe seit Jahren dafür, dass das in irgendeine Weise in den Gesamtunterricht eingebaut würde.
    Nun gibt es neben dieser psychologischen Sterbehilfe, wenn wir sie so nennen wollen, ja auch die andere, die physische Sterbehilfe, die Euthanasie.
    Wie stehen Sie dazu, etwa zur passiven Euthanasie, dass man das Leben eines Menschen, von dem man weiß, er ist unheilbar krank, nicht mit allen Mitteln der modernen Medizin und der Technik verlängert?
    Ich glaube, das ist heute bereits eine gelöste Frage und international allgemein anerkannt, dass man unter allen Umständen die Schmerzen beseitigen und den
    das Leiden und damit auch den eventuellen Tod angenehm machen oder leicht machen kann und nicht nur ganz, sondern muss.
    Es ist eine primäre und seit Alters anerkannte Aufgabe des Arztes, nicht nur Krankheiten zu heilen, sondern eben auch Schmerzen zu lindern.
    Und wenn wir diese Schmerzen lindern, etwa unter Umständen bei schweren Schmerzen mit Alkaloiden, also mit abgemengten Desmorphin und dergleichen,
    Dann muss man auch in Kauf nehmen, dass unter Umständen damit eine gewisse Verkürzung des Lebens eintreten kann.
    Das Wesentliche daran, südlich gesehen, scheint mir nur, dass man nicht primär die Lebensverkürzung anstreben darf.
    Man darf also nicht das Morphium geben, damit der Rascher stirbt.
    Das wäre ja schon eine aktive Erkrankung.
    Sie haben keine Passivierung mehr.
    Aber die Gefahren, die da bestehen, sind ja nur die, dass man am Umweg über diese durchaus
    berechtigte Sterbehilfe, eben die Schmerzstillung und dergleichen, dass man am Umweg dazu dann doch mit der Zeit zu einer aktiven Diagnose kommt.
    Und das halte ich persönlich für eine äußerst gefährliche Problematik, denn es gibt heute schon, vor allem in dem westlichen Ausland, also in Amerika, in England und dergleichen,
    ausgesprochene Alternativbewegungen, also aktive Alternativbewegungen, zunächst natürlich mit sogenannter hundertprozentiger abgesicherten Freiwilligkeit, etwa in dem Sinne, dass Leute vorher zu Lebzeiten, wenn sie noch gesund sind, unterschreiben eine Erklärung, dass sie dann so wie einem Blutgruppen in ihren Ausweisen ihren Führerschein haben, für den Fall, dass sie schwer krank sind, möchten sie, dass ihr Leben abgekürzt wird und sie ermächtigen den Arzt, das zu tun.
    Ich halte das für vollkommen verfehlt, denn es ist ein wesentlicher Unterschied, ob ein Gesunder eine solche Erklärung unterschreibt oder ob er wirklich dann, wenn er schwer krank ist, ob er dann nicht plötzlich doch sehr am Leben hängt.
    Dass hier eine scheinbare Freiwilligkeit vorliegt zu einem Zeitpunkt, wo er der Betreffende, weil er ja völlig gesund ist, die Problematik des wirklichen Schwerkrankseins und Sterbens noch gar nicht innerlich erfasst.
    Nun gibt es aber doch Fälle von echter Freiwilligkeit.
    Menschen, die wissen, dass sie unheilbar krank sind und die sich jetzt zum Beispiel bitten, Operationen zu unterlassen, es zu unterlassen, sie an bestimmte Maschinen anzuschließen, oder sie bitten, bestimmte Medikamente zu erhalten, die ihr Leben abkürzen.
    Wie verhalten Sie sich in dem Fall?
    Moment, da sind zwei verschiedene Problematiken.
    Das eine, dass er ablehnen kann, eine Operation durchzuführen, die Lebensrettung, das ist ein gutes Recht.
    Selbstverständlich kann er auch jedes Medikament ablehnen.
    Kein Mensch kann ihn zwingen, kein Arzt.
    Ein bestimmtes Medikament, also ist er dann verantwortlich, er tut das.
    Nun nicht mehr der Arzt, der Arzt tut ja dabei nichts Aktives.
    Der Arzt sieht nur, er steht vor dem negativen Willen des Patienten und den kann er nicht ändern.
    Was anderes ist es, wenn der Arzt aber selber was dazu tut und das wäre eine aktive Sterbehilfe, die wir ablehnen.
    Was aber, Herr Professor, ist mit jenen Fällen, wo Menschen bei vollem Bewusstsein etwa in einem Beatmungsgerät liegen und nun den Arzt bitten, das abzustellen?
    Wie muss er sich da verhalten, Ihrer Ansicht nach?
    Das sind natürlich schwierige Probleme, die in der modernen Medizin ja neu sind, die ja noch vor wenigen Jahrzehnten nicht aktuell waren und die derzeit noch nicht befriedigend geklärt sind, auch juristisch nicht befriedigend geklärt sind.
    Wenn der Patient wirklich so bei Bewusstsein ist, dass man seine Entscheidung als klar und überlegt anerkennen kann, glaube ich, müsste man ein derartiges Verlangen, dass man die Maschine abdreht, respektieren.
    Und müsste dann, weil eben der Patient das Recht hat über sein Leben und über seine Behandlung selbst zu entscheiden, müsste man dann entsprechend handeln.
    So würde ich wenigstens glauben.
    Mit Prof. Dr. Karl Fellinger, dem ehemaligen Vorstand der 2.
    Medizinischen Universitätsklinik in Wien, sprach Ilse Vögel.
    Wieder ein Blick auf die Uhr, es ist in wenigen Sekunden 12.49 Uhr.
    Eine Woche vor dem offiziellen Beginn der Wiener Festwochen starten die Veranstaltungen der Arena 76.
    So wie im vergangenen Jahr soll die Arena eine Art Gegen-Festival darstellen, das bewusst als Gegensatz zu den arrivierten Veranstaltungen der Festwochen gesetzt wurde.
    Heute Abend wird nun im ehemaligen Auslandsschlachthof in St.
    Marx die Proleten-Passion von Heinz Unger und der Gruppe Schmetterlinge uraufgeführt.
    Am Mittwoch folgt Ernst Ravinskis Geschichte vom Soldaten und als Uraufführung das musikalische Spektakel Das kleine Gomorra von Heinz-Karl Gruber und Richard Pletschacher.
    Walter Gellert berichtet.
    Heinz Unger schreibt schon seit einiger Zeit Liedtexte für die politisch engagierte Gruppe Schmetterlinge.
    Mit der Proletenpassion, die den Reigen der Arenaveranstaltungen eröffnet, wird diese Zusammenarbeit fortgesetzt.
    Gezeigt werden darin geschichtliche Vorgänge, aber nicht am Beispiel derer, die am Drücker sitzen, sondern am Beispiel derjenigen, die Geschichte meist erleiden müssen.
    Die Proletenpassion hat nun keine durchgehende Fabel, sondern ist eine Aneinanderreihung von Liedern, was für die szenische Gestaltung Schwierigkeiten bringt.
    Regisseur Dieter Haspel.
    Die Lösung, die wir gefunden haben, war, und das sieht man auch in der Zusammenarbeit, dass
    Die Musikgruppe Schmetterlinge, dann der Text der Unger, dann vom Kabarett Kaif, die Schauspieler und eine Sängerin, die Christine Irku, und das Regie-Team vom Kärntner Theater versuchen, ihrer eigenen Spaten gemäß diese Inhaltlichkeit durchzuerzählen.
    mit anderen Worten.
    Es muss uns gelingen, so etwas wie eine durcherzählende Methode zu entwickeln, um diese Einzellieder nicht wie in einem Rosenkranz aneinander zu hängen, sondern auch als Prozess zu zeigen.
    Die Geschichtsbetrachtung wird in sechs Phasen dargestellt, von den Bauernkriegen bis hin zur Gegenwart, zu den Problemen der dritten Welt, wobei für die einzelnen Stationen auch eine ästhetische Auflösung gesucht wurde.
    Die Bürgerliche Revolution etwa wird als Opernparodie dargestellt.
    Auf Playback wird bei der Aufführung verzichtet.
    Am Mittwoch folgt die zweite Arena-Produktion, ebenfalls österreichischer Provenienz.
    Peter Keuschnik leitet das Ensemble Kontrapunkte bei einer Aufführung von Stravinsky's Geschichte vom Soldaten mit Lili Scheuermann, Otto Clemens, Michael Gampe und Stefan Pariller.
    Der zweite Programmpunkt ist die Uraufführung des musikalischen Spektakels Das kleine Gomorra von Heinz-Karl Gruber und Richard Bletschacher.
    Gruber, 1943 geboren, Mitglied des ORF-Sinfonieorchesters, hat unter anderem Komposition studiert und war Schüler von Gottfried von Einem.
    Zunächst hat er sich mit symphonischer Musik und Avantgarde-Musik beschäftigt.
    1968 war für ihn ein Wendepunkt.
    Wir haben also einen Slogan erfunden, der heißt Mob Art and Tone Art und soll also sagen,
    Bedeutet also, dass wir versuchen, eine direkte Kommunikationslinie zum Publikum zu finden und mit Einbeziehung eines musikalischen Vokabulars, das einer breiteren Masse verständlich ist.
    In den Kompositionsstil werden auch Elemente der Unterhaltungsmusik miteinbezogen.
    Im kleinen Gomorra, einer Kurzfassung eines abendfüllenden Werkes, sie besteht aus 16 Nummern, wird der Kampf der Feuerwehr gegen die Pyromane geschildert, wobei die Feuerwehr so intensiv löscht, dass die Stadt nicht nur verbrennt, sondern auch im Wasser untergeht.
    Unschwer lässt sich hier die Beziehung Pyromane, linksextremes Element und Feuerwehr erhaltende Funktion erkennen.
    Mit verschiedenen Mitteln bringen beide den Untergang von Gomorra zustande.
    Musikalisch wird der Feuerwehrhauptmann als Wagner-Heldenbariton charakterisiert.
    Der Pyromane wird mit verdischer Glut, Nomen est Omen, zitiert.
    Unsre Welt nicht verbößen, nicht mitwürten, und erst recht nicht mitmüssen.
    Wir brauchen auch eine Revolution, denn das, was wir brauchen, das haben wir schon.
    Rudolf Jusitz hat beide Werke inszeniert.
    Die Geschichte vom Soldaten und das kleine Gomorra werden nach den zwei Aufführungen in der Arena noch achtmal in Wiener Außenbezirken während der Festwochen gezeigt.
    Das war ein Bericht von Walter Gellert.
    Von Zeit zu Zeit präsentieren sich Länder des Ostblocks wie die Sowjetunion, Polen und Rumänien in eigens dafür veranstalteten Filmwochen mit einer Auswahl ihrer Filmproduktion.
    Unser Nachbarland Jugoslawien ist, wenn man akzeptiert, dass Filme auch ein Spiegel gesellschaftlicher Realität sind, bei uns so gut wie unbekannt, bis auf wenige Ausnahmen.
    Eine solche Ausnahme ist ein Film des jugoslawischen Regisseurs Alexander Petrovic.
    Petrovic ist dem Publikum durch seinen 1968 bei uns gezeigten Film »Ich traf sogar glückliche Zigeuner« bekannt.
    Sein jüngster Film nun, Der Meister und Margarita, hatte gestern Premiere.
    1973 war der Film bei der Viennale gezeigt worden.
    Hören Sie nun einen Beitrag von Helmut Waldert.
    Jugoslawiens Filmproduktion zeigt zurfalls Erscheinungen.
    Die Filme der Regie-Generation eines 47-jährigen Alexander Petrovic, eines Dusan Makavejev, der im Augenblick im Ausland arbeitet, oder eines Zika Pavlovic,
    Und auch von ihnen immer nur wenige Filme sind die einzigen und letzten, die im Westen bekannt geworden sind und internationales Interesse gefunden haben.
    Im Jahr 1961 wurden in Jugoslawien noch etwa 30 Filme im Jahr gedreht.
    In den letzten Jahren ist die Zahl auf weniger als die Hälfte gesunken und die Produktionen bleiben auf den wirtschaftlich zu schwachen Abspielmarkt der Ostblockländer beschränkt.
    Verantwortlich für die Probleme sind sicher nicht nur die wirtschaftlichen Aspekte.
    Als der Film »Meister und Margarita« 1972 in Belgrad lief, wurde er zunächst vom Fachverband der Kritiker ausgezeichnet, mehr als 100.000 Menschen haben ihn gesehen und er rangiert in Belgrad unter den fünf meistgesehenen Filmen.
    Internationale Preise folgten.
    Doch dann wurde Kritik gegenüber dem Film laut, in erster Linie von Regiekollegen von Petrovic.
    Der Film wurde vom Produzentenverband zurückgezogen, aber Alexander Petrovic bestreitet jeden weiteren Zusammenhang mit seiner Abberufung als Professor für Regie an der Belgrader Filmhochschule.
    Gedreht hat Alexander Petrovic Meister und Margarita nach dem Roman des 1940 verstorbenen sowjetischen Schriftstellers Michael Bulgakov.
    der daran zwölf Jahre gearbeitet hat und darin in vielschichtiger und komplexer Form seine Erfahrungen aus den Konflikten zwischen schöpferischer Freiheit und Wahrheitssuche mit den Formen staatlicher Zensur darstellt.
    Alexander Petrovic
    Ich habe mich identifiziert mit dieser Welt.
    Auf eine bestimmte Art und Weise kenne ich diese Welt und liebe sie auch.
    Und ich kann auch noch etwas zu dieser Thematik sagen.
    Denn auch dieser Film baut auf jene Tendenz auf, nämlich auf der Notwendigkeit der Formulierung einer neuen Moral.
    Aus diesem Grund glaube ich, dass dieser Film ein bestimmtes Gewicht und eine gewisse Wichtigkeit hat.
    Soweit Petrovic.
    Wenn Petrovic im Film die Geschichte eines Schriftstellers erzählt, dessen Stück Pontius Pilatus, eine Auseinandersetzung mit politischer Macht und Gewalt, vom Spielplan abgesetzt wird,
    und er durch die Intrigen, den Opportunismus und die Ignoranz seiner Schriftsteller und Künstlerkollegen im Irrenhaus landet, so kann der Zuschauer die aktuellen Bezüge selbst herstellen.
    Und es ist dabei klar, auf welcher Seite Petrovic steht.
    Wenn einem personifizierten Teufel seine Narrenstreiche machen lässt, allerdings nur mit jenen, in denen das Böse bereits drinnensetzt, mit jenen, die sich bereits korrumpiert haben, die sich selbst belügen und die sich hinter eitler Aufgeklärtheit verstecken.
    Also, ich möchte in erster Linie zeigen, dass es ein wahres Leben ohne diese moralische Vertikale nicht gibt.
    Es liegt nicht an mir, eine neue Moral zu schaffen.
    Ich glaube vielmehr, dass diese neue Moral in jedem Menschen vorhanden ist.
    Unsere Zeit hat sich viel zu sehr an den Intellekt angelehnt.
    Der Mensch kam zu dem Schluss, dass er mit dem, was er erfunden hat, was sich auf vier Rädern bewegt und das sehr schnell, etwas Höheres geworden ist.
    Er vergaß aber, dass auch die Tiere sich auf vier Beinen bewegen und das manchmal sehr schnell.
    Meister und Margarita vernichtet die Grenze zwischen dem irrealen und dem realen.
    Zwischen den Persönlichkeiten, die ein menschliches Antlitz haben, mögen das nun Teufel oder Menschen sein.
    Das Ergebnis dieser Überlegungen ist ein Film, der im Gegensatz zum gegenwärtigen Trend eines drastischen Realismus in den Kinos ganzheitlich wirkt, also moralische, psychische, philosophische, politische und humanitäre Seiten anspricht und dies durch Stil, Dramaturgie, Musik und Darstellung auch ausdrückt.
    Wenn man den Film einer neuen romantischen Strömung zurechnet, dann wäre Romantik hier zu verstehen als eine Vitalität des Gemüts, der Seele und der Sinne.
    Und nach diesem Kulturbeitrag nur noch einige Kurznachrichten.
    Österreich.
    Bundeskanzler Kalski sprach heute in seiner Funktion als SPÖ-Vorsitzender vor den Delegierten des Landesparteitages der Wiener Sozialisten in den Sophienseen.
    Kreisky stellte fest, die arbeitenden Menschen hätten im vergangenen Jahr erneut erkennen müssen, dass in die kapitalistische Wirtschaftsordnung noch immer ein Mechanismus eingebaut sei, der zu Krisen und Arbeitslosigkeit führe.
    Hätte die Regierung, wie Kreisky sagte, nicht den Mut zu einer Politik gehabt, mit der ein zu starkes Anwachsen der Arbeitslosigkeit verhindert wurde, gäbe es heute um 100.000 Arbeitslose mehr.
    ÖVP-Bundesgeschäftsführer Bergmann sagte vor ÖAB-Funktionären, die neue Linie der Partei geschlossen und zielbewusst der Regierung gegenüberzutreten, habe in zweifacher Hinsicht Erfolg gehabt.
    Den Österreichern werde einerseits immer klarer, dass Kreisky und die SPÖ wichtige Fragen nicht lösen können, sagte Bergmann, andererseits habe die Haltung der ÖVP in der Frage der Marktordnung zu einer Lösung geführt, die die Ernährung der österreichischen Bevölkerung sichert.
    Berlin.
    Etwa 3500 Menschen nahmen am Vormittag in West-Berlin an der Beisetzung der durch Selbstmord umgekommenen Anarchistin Ulrike Meinhof teil.
    Viele der vorwiegend jugendlichen Tauergäste führten rote Fahnen und Spruchbänder mit, auf denen gegen die Justiz Stellung genommen wurde.
    Italien.
    In Friaul will die Regionalverwaltung schon in der kommenden Woche Gesetze über den Wiederaufbau, vor allem aber über die Verteilung und Verwendung der von Rom gebildeten Mittel beschließen.
    Die lokalen Behörden wollen bis zum nächsten Winter die notwendigsten Arbeiten an den von dem Erdbeben zerstörten Gebäuden abgeschlossen haben.
    Und mit diesen Kurznachrichten ist nun das Mittagsjournal beendet.
    Es ist in wenigen Sekunden 13 Uhr.
    Die nächsten ausführlichen Berichte und Reportagen hören Sie dann ab 18.15 Uhr im Programm Österreich 1 im Abendjournal.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1976.05.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1976.05.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Situationsschilderung - Lage im Erdbebengebiet
    Moderatorengespräch mit Josef Kemminger (Pressereferenten der niederösterreichischen Landesfeuerwehr)
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Moderation] , Kemminger, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1976.05.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wahlprogramm der italienischen Linksparteien
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1976.05.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Begräbnis von Ulrike Meinhof
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1976.05.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medizin ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Unfallversicherungsgesetz wird in 32. ASVG-Novelle verbessert, Schüler und Studenten einbezogen
    Einblendung: Sektionschef Furböck
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Fürböck, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1976.05.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Bildung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspesseschau: Marktordnung, Ärztehonorare, SPÖ Wien
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung]
    Datum: 1976.05.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Medizin ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    SPÖ Landesparteitag in Wien - Kreisky und Gratz gegen ÖVP
    Einblendung: Bundeskanzler Bruno Kreisky und Bürgermeister Leopold Gratz
    Mitwirkende: Votava, Kurt [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r] , Gratz, Leopold [Interviewte/r]
    Datum: 1976.05.15 [Sendedatum]
    Ort: Wien [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wie weit kann und muss die Sterbehilfe des Arztes gehen?
    Interview Prof. Fellinger (Buch: Künstlich leben - gesteuert sterben)
    Mitwirkende: Oberhofer, Ilse [Gestaltung] , Fellinger, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1976.05.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medizin ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Beginn der Arena 76 mit "Proletenpassion" u.a.
    Interview Dieter Haspel, Heinz Karl Gruber, Musikausschnitt
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Haspel, Dieter [Interviewte/r] , Gruber, Heinz Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1976.05.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Bildung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Premiere des Filmes "Der Meister und Margarita" des jugoslawischen Regisseurs Aleksandar Petrovic
    Einblendung: Aleksandar Petrovic
    Mitwirkende: Waldert, Helmut [Gestaltung] , Petvoic, Aleksandar [Interviewte/r]
    Datum: 1976.05.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Bildung ; Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1976.05.15
    Spieldauer 00:59:51
    Mitwirkende Machatschke, Roland [Moderation] [GND]
    Vockenhuber, Hans [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1976.05.15 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-760515_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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