Mittagsjournal 1976.05.28

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Mittagsjournal.
    12 Uhr war es soeben, guten Tag meine Damen und Herren.
    Zum Mittagsschonal in den Programmen Österreich 1 und Österreich 3 begrüßt Sie im Namen von Redaktion und Technik Herbert Dobrowolny.
    Bis 13 Uhr können Sie folgende Beiträge hören.
    Finanzminister Androsch kündigt größte Sparsamkeit für die Budgets der nächsten Jahre an.
    Die Inlandspresseschau hat heute Kommentare zum Bombenanschlag in Tel Aviv und mögliche Auswirkungen auf Österreich zum Inhalt.
    Und nun zum Ausland.
    Abstimmung im britischen Parlament über Verstaatlichung der Schifffahrts- und Flugzeugindustrie.
    Ausländische Reaktionen auf den radikalen Erlass in der Bundesrepublik Deutschland.
    Säuberungswelle in Albanien und Bürgerkrieg in Äthiopien.
    Das Kulturmagazin ergänzt das Programm und zwar mit zwei Beiträgen zu den Themen Hermann-Broch-Symposien in Wien und Premiere des Gerhard-Hauptmann-Stückes Elgar nach einer Novelle von Franz Grill-Pazzer auf der Burg Forchtenstein im Burgenland.
    Soweit der Überblick über die nächste Stunde.
    Wir beginnen aber das Journal wie immer mit Nachrichten aus aller Welt.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Feder Holy und gesprochen werden die Meldungen von Wolfgang Riemerschmidt.
    Vereinte Nationen, Israel.
    Der Weltsicherheitsrat wird in den Nachmittagsstunden in New York zusammentreten, um die Verlängerung des Mandats der UNO-Truppen auf den Golanhöhen formell zu beschließen.
    Das neue Mandat wird bis zum 30.
    November dauern.
    UNO-Generalsekretär Waldheim hat den Sicherheitsratsmitgliedern gestern über seine Verhandlungen mit dem syrischen Staatspräsidenten Assad in Damaskus Bericht erstattet.
    Wie Waldheim sagte, habe Syrien der Verlängerung ohne Bedingungen zugestimmt.
    Israel hatte bereits früher seine Zustimmung gegeben, eine endgültige Zusage jedoch von der Haltung Syriens abhängig gemacht.
    Die israelische Tageszeitung Ma'arif schreibt heute unter Berufung auf syrische Quellen, Waldheim sollte zur Erlangung der syrischen Zustimmung in einem Schreiben an den syrischen Staatspräsidenten Assad irgendwelche Verpflichtungen eingegangen sein.
    Das Blatt fügt hinzu, Israel habe jedoch noch keine eindeutigen Beweise dafür.
    Die Zeitung betont, die israelische Regierung würde ihre Zustimmung zur weiteren Präsenz der UNO-Truppen auf dem Golan wieder zurückziehen, wenn sich herausstellen sollte, dass Syrien an seine Zustimmung doch politische Bedingungen geknüpft haben sollte.
    Israel.
    Die Regierung in Jerusalem hat sämtliche Partnerländer im Luftverkehr ersucht, die Sicherheitsmaßnahmen auf den Flughäfen zu verschärfen und vor allem die Kontrollen bei der Abfertigung zu erhöhen.
    Anlass für diesen Appell um erhöhte Vorsicht ist der noch nicht aufgeklärte Terroranschlag auf dem Flughafen von Tel Aviv.
    Die israelischen Behörden befürchten weitere Anschläge dieser Art und haben im eigenen Flugdienst erhöhte Alarmbereitschaft bei den Sicherheitsstellen verfügt.
    Indonesien.
    Die zweite Arbeitssitzung des Ministerrates der OPEC, der Organisation Erdöl exportierender Staaten, hat heute früh auf der Insel Bali begonnen.
    Man rechnet damit, dass die Minister der 13 OPEC-Mitgliedstaaten versuchen werden, noch im Laufe des Tages ihre Meinungsverschiedenheiten in der Frage der Ölpreiserhöhung zu überbrücken.
    Während Saudi-Arabien als größter Erdöl-Exporteur der Erde für eine Beibehaltung des gültigen Rohölpreises in diesem Jahr eintritt, erheben alle anderen OPEC-Länder Anspruch auf eine Preiserhöhung als Ausgleich für Inflationsverluste.
    USA, Sowjetunion.
    Präsident Ford und Parteichef Brezhnev werden heute in Washington und Moskau gleichzeitig den Vertrag über die Begrenzung atomarer Versuchsexplosionen für friedliche Zwecke unterzeichnen.
    Der bereits Ende April ausgehandelte Vertrag sieht erstmals gegenseitige Kontrollen vor.
    In einigen Ausnahmefällen sind auf Wunsch der Sowjetunion stärkere Explosionen zulässig, etwa bei der Erschließung von Erdöl und Erdgasvorkommen und bei der Verlegung von Flussläufen in schwer zugänglichen Gebieten.
    Die von der Gruppe der Industrienationen eingebrachten Vorschläge über eine neue Weltwirtschaftsordnung haben die Entwicklungsländer bei der 4.
    Welthandelskonferenz der Vereinten Nationen in Neurubi heute früh abgelehnt.
    Die 113 Staaten der Dritten Welt wollen dem Plenum der Konferenz eigene radikale Pläne für die Sicherstellung und höhere Rohstoffpreise unterbreiten.
    Die Industriestaaten haben sich bisher nicht auf eine gemeinsame Haltung zu den Fragen der Rohstoffbevorratung und der Umschuldung der Auslandsverpflichtungen der Entwicklungsländer einigen können.
    ARGENTINIEN Mit Unterstützung internationaler Ölgesellschaften will die Militärregierung in Buenos Aires die landeseigene Produktion steigern und damit vor allem die Selbstversorgung mit Ölprodukten sichern.
    In einer Rundfunkrede gab der Staatssekretär für Energiewesen, Subaran, bekannt, dass zu einem nicht näher bezeichneten Zeitpunkt Ölkonzernen Beteiligungen an der nationalen argentinischen Erdölgesellschaft angeboten werden sollen.
    Als unnütze Komplizierung der Situation, die nun bereinigt werden müsse, nannte Subaran, die vor zwei Jahren von der Regierung der gestürzten Staatspräsidentin Perón verfügte, Verstaatlichung des Marktes für Erdölprodukte.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Außenminister Genscher hat heute zu der jüngsten Kritik des französischen Sozialistenführers Mitterrand an der Abweisung linksorientierter von öffentlichen deutschen Ämtern Stellung genommen.
    Ausländischen Kritikern der Überprüfung von Bewerbern für den öffentlichen Dienst in der Bundesrepublik müsse, wie Genscher sagte, verdeutlicht werden, dass sich diese Praxis auf rechtsstaatliche Grundsätze und auf eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes stützt.
    Die Kritik komme von Leuten, die in ihren Ländern Volksfrontbündnisse anstrebten und die sich daran stießen, dass in der Bundesrepublik die demokratischen Parteien eindeutig Position gegen solche Bündnisse mit Kommunisten bezogen haben, betonte Genscher vor Journalisten.
    Österreich.
    Die Familiensprecherin der Volkspartei, die Abgeordnete Hubinek, hat heute die von Finanzminister Androsch angekündigte Senkung der Sparzinsen um ein halbes Prozent als weiteren Beweis für die wirtschaftspolitische Hilflosigkeit und die brutale Ausbeutung des kleinen Mannes durch die Regierung bezeichnet.
    Die ÖVP werde sich im Interesse der Sparer und Familien einer Senkung des Eckzinsfußes energisch widersetzen, kündigte Hubinek an.
    Österreich, Italien.
    Ab 1.
    Juni gelten für italienische Benzingutscheine neue Preise.
    Der Treibstoff wird generell um 40 Groschen je Liter teurer.
    Ein Liter Superbenzin kostet ab kommendem Dienstag 6 Schilling 30, ein Liter Normalbenzin 6 Schilling.
    Für Dieseltreibstoff gibt es weiterhin keine verbilligten Gutscheine.
    Großbritannien.
    Mit nur einer Stimme Mehrheit ist gestern Abend im Unterhaus in London ein Gesetz zur Verstaatlichung eines großen Teils der britischen Flugzeug- und Schiffbauindustrie verabschiedet worden.
    Eine frühere Abstimmung war unentschieden ausgegangen.
    Nach der zweiten Abstimmung kam es zu Tumulten seitens der Konservativen, sodass der Vorsitzende die Debatte unterbrechen musste.
    Das Verstaatlichungsgesetz sieht die Bildung von zwei staatlichen Körperschaften vor, die 43 Unternehmen mit fast 150.000 Beschäftigten übernehmen sollen.
    Australien.
    Der Antrag der britischen Fluggesellschaft British Airways auf Landerechte für das Überschallverkehrsflugzeug Concorde ist von der Regierung in Canberra genehmigt worden.
    Wie Verkehrsminister Nixon mitteilte, fehlt die Entscheidung nach gründlichen Untersuchungen aller für den Umweltschutz ausschlaggebenden Faktoren.
    Die Concorde wird voraussichtlich am 1.
    Januar 1977 ihren regulären Liniendienst von London über Singapur nach Melbourne aufnehmen.
    Libanon.
    Die jüngsten politischen Attentate haben die Bemühungen des gewählten, jedoch noch nicht amtierenden Staatspräsidenten Sargis um eine ausschließlich innenpolitische Beilegung des libanesischen Bürgerkrieges verzögert, aber nicht infrage gestellt.
    Eine zweite Unterredung zwischen Sargis und Sozialistenführer Djungblad ist nach dem gestrigen Attentat auf die Schwester Djungblads verschoben worden.
    Der gewaltsame Tod Frau Linda Djungblads löste bei allen führenden Persönlichkeiten des Libanons Trauer und Empörung aus.
    Der Führer der radikalen Moslems rief nach dem Mord seine Anhänger auf, die spontane Vergeltungsaktionen zu verzichten.
    Nordkorea.
    Eine Gipfelkonferenz der Staaten der Dritten Welt fordern die Regierungen von Pakistan und Nordkorea in einem heute veröffentlichten Kommuniqué.
    Anlässlich des Besuches des pakistanischen Ministerpräsidenten Bhutto in Pyongyang sind die beiden Staaten übereingekommen, dass die Solidarität zwischen den Entwicklungsländern gefördert werden müsse, damit die gegenwärtige internationale Wirtschaftsordnung geändert werden könne.
    Die Entführer der Tochter des belgischen Botschafters in Mexiko, Chawal, haben bisher nicht zu erkennen gegeben, ob sie zu einer Senkung der Lösegeldforderung bereit sind.
    Die Mutter des 16-jährigen Mädchens erklärte, die Familie könne die verlangte Summe von etwa umgerechnet 14 Millionen Schilling unmöglich aufbringen.
    Ursprünglich haben die Mitglieder der Untergrundorganisation Kommunistische Liga 23.
    September die Zahlung des Lösegelds bis heute früh gefordert.
    Diese Frist ist verstrichen, ohne dass neue Mitteilungen vonseiten der Entführer vorliegen.
    Das waren die Meldungen.
    Und nun zum Wetter.
    Die Wetterlage.
    Über Mitteleuropa nimmt der Hochdruckeinfluss zu.
    Allerdings ist die Luft in den unteren Schichten labil geschichtet und verhältnismäßig feucht, sodass die Neigung zu Regenschauern teilweise anhält.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im äußersten Westen und Süden eher geringe, sonst unterschiedliche, nachmittags regional auch starke Bewölkung und lokale Regenschauer.
    Wind aus West bis Nordwest.
    Nachmittagstemperaturen in bewölkten Gebieten 12 bis 17 Grad, sonst bis 19 Grad.
    Frühwerte morgen 4 bis 9 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Samstag.
    Allgemein heiter bis wolkig.
    Nachmittags mitunter stärkere Quellbewölkung, doch weitgehend niederschlagsfrei.
    Winde aus West bis Nordwest.
    Tageshöchsttemperaturen 15 bis 19 Grad, im Süden und Westen bis 22 Grad.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien bedeckt, 15 Grad Nordwestwind, 15 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt heiter, 17 Grad Nordwest 20.
    Linz stark bewölkt, 15 Grad Nordwest 20.
    Salzburg wolkig, 16 Grad Windstill.
    Innsbruck, heiter 18 Grad, Ostwien 15 Kilometer.
    Pregens, heiter 15 Grad, Südost 3 Kilometer in der Stunde.
    Graz, stark bewölkt, 17 Grad windstill und Klagenfurt, heiter 14 Grad windstill.
    12.12 Uhr war es soeben und wir beginnen unsere ausführliche Berichterstattung in Österreich.
    Im Finanzministerium arbeiten die Beamten derzeit eine mittelfristige Budgetvorschau aus, die vor allem der geänderten Konjunktursituation und der wirtschaftlichen Lage Rechnung tragen soll.
    Finanzminister Andros hat bereits bei der Erstellung des Bundeshaushalts für das Jahr 76 erklärt, es werde in Zeiten wirtschaftlichen Aufschwungs nach der Rezessionsphase wiederum darum gehen, den Bundeshaushalt und vor allem das Defizit zu sanieren.
    Vor Metall- und Bergarbeitern in Krumpendorf in der Nähe von Klagenfurt hat der Finanzminister erstmals seine Vorstellungen über die Bundeshaushalte der nächsten Jahre präzisiert.
    Mit Finanzminister Hannes Androsch führte Markus Sommersacher das folgende Gespräch.
    Herr Minister Dr. Androsch, Sie haben bei der Präsentation des Budgets für das heurige Jahr angekündigt, dass man auf lange Frist gesehen wieder wegkommen soll von der horrenden Verschuldung.
    In Anbetracht dieser Ankündigung, wie können Sie nun sagen, dass Sie das Budget für das nächste Jahr erstellen werden, in Anbetracht der wirtschaftlichen Situation?
    Was das Budget anlangt, so hat das in all diesen Jahren seinen Beitrag geleistet.
    Hier kann man einmal eine Phase 70 bis 73 unterscheiden, in der die Budgetsituation sich wesentlich gebessert hat, der Finanzierungsspielraum
    größer geworden ist.
    In der Zeit 1974 bis 1976 wurde das Budget in sehr massiver Form eingesetzt, um durch Kredit finanzierte Investitionsausgaben Arbeitsplätze zu sichern und so sehr das von mancher Seite bekämpft wurde, hat sich doch gezeigt, wie richtig und erfolgreich diese Politik
    Und hier muss nun eine Phase 3, wenn Sie so wollen, anschließen, auf die ich schon im Herbst bei Präsentation des heurigen Budgets verwiesen habe, dass nämlich dann, wenn die Konjunktur sich bessert, was der Fall ist, die Budgetsituation wieder verbessert werden muss.
    verlangt nicht nur größte Sparsamkeit, sondern auch Einsparungen, also auch eine gewisse Opferbereitschaft, um nach dem, was an Wohltaten durch das Budget erbracht werden konnte, nun sozusagen dieses Erbe der Rezession-Budgete auch wieder bewältigt wird.
    Wo werden nun solche Opfer gebracht werden müssen?
    Nun, hier wird sich die Regierung noch zu beschäftigen haben und ich kann daher vorher nicht die Einzelheiten meiner Vorstellungen bekannt geben und es wird das nicht nur sich auf ein Jahr beziehen können, sondern auf mehrere Jahre, weil ja zum Beispiel im Jahr 77 ja auf der Einnahmenseite noch die
    Auswirkungen der Rezession sehr stark zu spüren sein werden, aber ein Bereich ist ja bereits in Diskussion, etwa die Kosten der Sparförderung werden sicherlich zum Beispiel gesenkt werden müssen.
    Gibt es auf anderen Gebieten irgendwelche Entlastungsmaßnahmen, zum Beispiel im sozialen Bereich?
    Da gibt es schon deswegen Entlastungen, weil ja eine Reihe von Gesetzesvorschlägen des Herrn Vizekanzlers und Sozialministers Ingenieur Häuser dahingehen, dass Gruppen, die bisher nur einen sehr geringen eigenen Beitrag zu ihren Pensionen im Vergleich zu anderen bezahlt haben, nicht nur laufend die Verbesserungen bekommen, sondern doch auch einen höheren Beitrag zur Finanzierung dieser Leistungen erbringen.
    Ist das auf der anderen Seite aber doch verbunden mit Belastungen?
    Gibt es auf anderen Gebieten von Ihrer Seite aus geplante Vorhaben, die auf solche Belastungen der Bevölkerung hinauslaufen würden?
    Ja, ich stehe, was Gebühren anlangt, auf den Standpunkt, dass sie eine unmittelbare Leistung betreffen und unmittelbar Kosten verursachen und zum Teil viele Jahre unverändert geblieben sind oder bleiben, auf den Standpunkt eben, dass hier doch auch
    eine stärkere Beziehung zwischen Kosten und Leistung auf der einen Seite und Preis, also Tarif und Gebühr, die man dafür zu bezahlen hat, hergestellt wird und damit natürlich auch zur Entlastung des Budgets und zur Verbesserung des Saldos, zur Verringerung des Defizits ein Beitrag geleistet wird.
    Aber konkret können Sie noch keine solchen Maßnahmen ankündigen?
    Das kann ich nicht ankündigen, weil sich natürlich zunächst einmal die Gesamtregierung damit beschäftigen muss.
    Das Budget ist ja nicht nur eine Frage des Finanzministers, sicherlich in erster Linie seine, aber in seinen Konsequenzen und Konsequenzen auch in seiner politischen Verantwortung natürlich eine Frage der Gesamtregierung.
    Das Budget für das heurige Jahr ist mit einem Ausgabenrahmen von 215 Milliarden vorgesehen, bei einem Defizit von 37 Milliarden.
    Glauben Sie, dass Sie diesen Rahmen einhalten können werden?
    Das deswegen nicht, weil ja in der Zwischenzeit gewisse Maßnahmen getroffen wurden.
    um die Konjunktur zu stützen und die sind mit zusätzlichen Ausgaben, also Einsätzen der Stabilisierungsquote und geringeren Einnahmen, zum Beispiel Sistierung der Investitionssteuer verbunden, sodass also hier sowohl ein höherer Ausgabenrahmen als auch ein höheres Defizit für Heuer sich noch ergeben
    der Konjunkturbelebung und es zeigt sich ja, dass diese Maßnahmen ihre positiven Auswirkungen bereits zeitigen und gezeitigt haben, was die Vergangenheit betroffen hat.
    Können Sie etwas Näheres sagen zu den Größenordnungen, in denen Sie solche Ausweitungen voraussehen?
    Ja, für das heurige Jahr wird der Ausgabenrahmen sich
    an die 225 Milliarden vielleicht hinbewegen können.
    Selbst wenn Mehreinnahmen da oder dort noch auftreten, was ich mir natürlich wünsche und was eine gebesserte Konjunktur auch erbringen kann, doch auf der anderen Seite so viel Mehrausgaben bewusst beschlossen wurden, dass das nicht ausgeglichen werden kann und daher eine Erhöhung des Defizits ergeben wird.
    Jedenfalls in der Größenordnung zwischen 40 und 45 in dieser Größenordnung wird es liegen.
    Das Gespräch mit Finanzminister Androsch führte Markus Sommersacher.
    Und wir schließen direkt an mit der Inlandspresse-Schau.
    Die Kommentatoren der österreichischen Tageszeitungen beschäftigen sich heute vornehmlich mit dem Bombenanschlag auf den Flughafen von Tel Aviv vom vergangenen Dienstag, der zwei Menschenleben forderte.
    Die Auszüge für die heutige Inlandspresseschau hat Hans Langsteiner zusammengestellt.
    In den Salzburger Nachrichten geht Gerhard Neureiter auf die israelischen Presseangriffe gegen Österreich ein, wonach auf dem Flughafen Schwächert, von wo aus der Sprengstoff unter Umständen gekommen sein könnte, die Kontrollen zu Lachs gehandhabt worden seien.
    Neureiter schreibt,
    Hier wird ein Rufmord an Österreich betrieben, ehe auch nur ein einziger klarer und unwiderlegbarer Beweis vorliegt.
    Nur weil die Österreicher und besonders die Wiener in der Welt als gemütlich bekannt sind, darf man ihnen nicht von vornherein Schlamperei und Dummheit in einem vorwerfen.
    Dumm und schlampig wäre es, das Gepäck von Passagieren in einem Flugzeug nach Tel Aviv vor einem Start nicht zu kontrollieren.
    Die Überprüfungen der Sicherheitsbehörden in Wien hatten ergeben, dass alle international üblichen Kontrollmaßnahmen ergriffen wurden.
    Es hat sich allerdings, ob das Verschulden nun in Wien oder Tel Aviv lag, gezeigt, dass ein hundertprozentiger Schutz vor dieser Art Terror nicht möglich ist.
    Selbst in Diktaturen mit den schärfsten Polizeimaßnahmen gibt es Spione und Terroristen.
    Das System gegen diese gemeine Art der Kriegsführung wurde noch von keinem Land der Welt erfunden.
    Ähnlich wie die Salzburger Nachrichten weist auch der Kurier die israelischen Angriffe gegen Österreich zurück.
    Heinz Nussbaumer spricht in seinem Kommentar von unbewiesener und unüberlegter Kritik und meint dem Einzelnen, Unbewiesen ist vorerst der angeblich liederliche Leichtsinn in Wien-Schwächert.
    Wer fremdes Gepäck selbst nahezu eine Stunde lang unkontrolliert über die Fließbänder des angeblich sichersten Flughafens der Welt schaukeln lässt, sollte Pauschalurteile gegen andere vermeiden.
    Oder kontrollierten die Israelis doch und fanden halt ebenso wenig wie ihre Kollegen in Wien?
    Unüberlegt ist es, mit den Kanonen der Propaganda gegen ein befreundetes Land loszuziehen, das, ziemlich unbedankt, gar nicht so wenig für die jüdische Einwanderung aus dem Osten leistet.
    Soweit Heinz Nussbaumer im Kurier.
    Auch die Organe der beiden Großparteien beleuchten heute die Auswirkungen des Sprengstoffanschlages.
    In der sozialistischen Arbeiterzeitung zieht Manfred Scheuch den Schluss.
    Für die österreichischen Sicherheitsbehörden ist jedenfalls höchste Wachsamkeit das Gebot der Stunde.
    Denn es ist keineswegs gesagt, dass die Extremisten vom linken Flügel der Palästinenser Front jene Haltung gegenüber Österreich einnehmen, die die international als Vertreterin der Palästinenser anerkannte PLO wiederholt betonten.
    Auch wenn Österreich vor den internationalen Gremien die Rechte des palästinensischen Volkes auf Selbstbestimmung anerkannt hat.
    Einen anderen Aspekt als die Sozialistische Arbeiterzeitung rückt das ÖVP-Organ Neues Volksblatt in den Mittelpunkt seines Kommentars.
    Walter Arminger schreibt dort, wenn es um das Lebensrecht des jüdischen Staates geht, der seit seiner Gründung vor 28 Jahren unter ständiger Bedrohung leben muss und noch keinen Frieden gekannt hat, dann kann es nicht einmal Neutralität geben.
    Freundliches Mitschwimmern mit einer moralisch fragwürdig gewordenen Weltmeinung, Konzessionen, die mehr sind als Zugeständnisse im Augenblick gewalttätiger Erpressung, das ist keine Politik, die uns zur Ehre gereichen könnte.
    Das scheißlichste Verbrechen, die blutrünstigsten Politkiller nur deshalb zu tolerieren oder nur halbherzig zu verurteilen,
    weil sie angeblich im Namen hunderttausender Rechtloser vertriebener handeln, beweist höchstens schlechtes Gewissen, mit dem der perfide Terror der Palästinenser ja spekuliert.
    Das letzte Zitat der heutigen Inlandspresseschau stammte aus dem ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Ein Zeitvergleich ist aber jetzt soeben 12 Uhr und 22 Minuten, acht Minuten vor halb eins.
    Nach der syrischen Zustimmung zur Verlängerung des Unomandats auf den Golanhöhen hat sich die außenpolitische Lage im Nahen Osten einigermaßen entschärft.
    Hinter den Kulissen aber gehen Verschiebungen vor sich, die ernste Auswirkungen auf dieses kurzfristige Abkommen haben könnten.
    Die neue Stellung Syriens, vor allem im libanesischen Konflikt, hat zu politischem und wirtschaftlichem Druck seitens anderer arabischer Staaten geführt, einem Druck, der nach zwei Richtungen geht.
    Denn wo der radikale Irak die neue syrische Politik als zu gemäßigt, wenn nicht gar verräterisch empfindet, geht sie dem reichen Saudi-Arabien nicht weit genug.
    Diese Einmischungsversuche aber stören die innenpolitische Balance Syriens, die durch die Aktivität der verschiedenen Flügeln der Baas-Partei ohnehin gefährdet ist.
    Hören Sie Hans-Peter Gerner.
    Syrien hat der Stationierung der UN-Friedensgruppe auf dem Golan um weitere sechs Monate zugestimmt,
    ohne an diese Mandatsverlängerung politische Bedingungen zu knüpfen, wie dies von diplomatischen Beobachtern seiner Ostszene erwartet worden war.
    Während UN-Generalsekretär Kurzwaldheim indes noch in Damaskus mit Staatspräsident Hafeez al-Assad konferierte, wurden aus arabischen Quellen in Beirut Einzelheiten bekannt,
    aus denen hervorgeht, dass Syrien seiner Intervention im Libanon sowie seiner unflexiblen Ägypten Politik wegen von Saudis und Irakis in die Zange genommen worden ist, mit dem Ergebnis, dass ein Budget 76 substanziell gekürzt wurde und ambitiöse Entwicklungsvorhaben zurückgestellt werden mussten.
    Bereits im März hatte Bagdad seine Öllieferungen an Damaskus vollkommen eingestellt.
    und auch kein Rohpetroleum mehr durch die syrischen Pipelines gepumpt bzw.
    in Syrien raffinieren lassen.
    Allein diese Maßnahme der Irakis, die mit Syrien über die Verteilung des Euphrat-Wassers und in ideologisch-politischen Fragen zerstritten sind, wird Damaskus in diesem Jahr rund 5,2 Milliarden Schilling kosten.
    Wie jetzt bekannt wurde, soll Saudi-Aradien zusätzlich seine Subsidien an Syrien, deren genaue Höhe unbekannt ist, seit einiger Zeit gestrichen haben.
    Offensichtlich in der Absicht, Pressionen auf die Damaskener Führungsspitze auszuüben, um diese mit Sadat an einen Tisch zu bringen.
    Außer den Interventionskosten im Libanon in Höhe von täglich etwa 5,2 Millionen Schilling muss der Staatshaushalt des Landes
    die Bürde dieser Pressionspolitik auffangen und um rund 5 Milliarden Schilling zusammengestrichen werden.
    Diese innerarabischen Auseinandersetzungen und Erpressungsversuche verdienten normalerweise nur am Rande notiert zu werden, wenn sie in der gegenwärtigen Konjunktur nicht nachhaltig die Evolution auf der gesamten Nordszene mitbestimmten und gleichzeitig den Hintergrund für putschgerüchtigen Syrien bildeten,
    die seit einigen Wochen in den arabischen Hauptstädten die Runde machen.
    Hafeez al-Assads Politik soll nicht nur in den Reihen der regierenden Baspartei scharfer Kritik ausgesetzt sein, sondern vor vier Wochen Einheiten der syrischen Armee zur Rebellion und zum versuchten Staatsstreik veranlasst haben.
    Die Konsequenzen wären unkalkulierbar,
    sollte Damaskus parallel zu den Ereignissen im Libanon in eine Periode der Instabilität hineingerissen werden.
    Seit zwei Tagen veröffentlicht die Kairoer Tageszeitung Al-Akhbar zusätzlich Dokumente, die ihr angeblich aus dem führischen Führungszirkel zugespielt worden sind und die, sollten sie echt sein, Assad und seine Gefolgschaft äußerst kompromittieren würden.
    So soll Befehl an die syrisch gelenkten Palästinenser der ESAIKA-Organisation ergangen sein, die im Libanon lebenden Iraker und ihre Sympathisanten sowie Palästinenser der Verweigerungsfront zu exekutieren.
    Algo Moria schreibt heute zusätzlich, dass die syrischen Behörden in Beirut gefälschte Banknoten im Gegenwert von rund 17,5 Millionen Schilling in Umlauf gebracht hätten.
    Auch das Verhältnis
    zwischen der PLO und Damaskus scheint sich weiterhin verschlechtert zu haben.
    Nachrichtenagenturen zufolge jedenfalls soll Yasser Arafat gestern die Einreise nach Syrien verweigert worden sein.
    Sie hörten Hans-Peter Gerner aus Kairo.
    Die Verstaatlichung der britischen Industrie war einer der vielen Punkte des Labour-Party-Programms für den Wahlkampf.
    Ein Punkt, der die öffentliche Meinung mobilisiert und zu heftigen Diskussionen geführt hat.
    Gestern ist nun in London über das erste Verstaatlichungsgesetz abgestimmt worden, und zwar über ein Gesetz für die Schiffsbau- und Flugzeugindustrie.
    Und diese Abstimmung im Unterhaus war symptomatisch für die Schwäche der Labour Party.
    Sie ist nämlich schwächer als alle Oppositionsparteien zusammen, und zwar genau um einen Abgeordneten.
    Falls es also der großen Oppositionspartei, den Konservativen, gelingt, die Liberalen auf ihre Seite zu bringen, muss die regierende Labour-Party auf jeden Fall verlieren.
    Wie ist nun gestern die Abstimmung verlaufen?
    Hören Sie dazu Heinz Behran aus London.
    Nach langen, komplizierten Debatten, die Opposition ist natürlich Gegenverstaatlichung im Prinzip, fand ein konservativer Hinterbänkler, also einer, der auf den hinteren Bänken sitzt, daher nicht zur Spitze seiner Partei gehört, heraus, dass das neue Gesetz einen Schönheitsfehler habe.
    Eine Schiffswerft in Schottland war an Amerikaner verkauft worden vor Jahren und man hatte sich bei diesem Verkauf verpflichten müssen, dass diese Werft niemals verstaatlicht werden würde.
    Sie stellt übrigens Öltürme in der Nordsee her.
    Sie war daher aus dem Gesetz ausdrücklich ausgenommen worden und dies machte dieses Gesetz, wie man das hier nennt, ein Hybrid Law.
    Das heißt ein Gesetz, das sich unterschiedlich bestimmten Personen oder Körperschaften gegenüber auswirkt.
    Der Speaker, das heißt der Präsident des Unterhauses, hatte bestimmt, dass man darüber abstimmen solle, ob es sich in diesem Falle um so ein Hybrid-Gesetz handele oder nicht.
    Und das Ergebnis war 303 zu 303 Stimmen.
    Der Speaker gab seine Stimme für die Regierung, die dadurch gewonnen hatte.
    Sonst wäre die Verstaatlichung wohl um ein Jahr aufgehalten worden.
    Es musste aber wegen der komplizierten Prozeduren, die hier herrschen, noch ein zweites Mal abgestimmt werden.
    Das erste Mal war nur der Zusatzantrag der Opposition.
    Der Regierungsantrag selbst folgte dann.
    Bei dieser zweiten Abstimmung stimmte ein Labour-Abgeordneter mit, der nach der Meinung der Konservativen mit einem abwesenden Konservativen, wie man sagt, gepaart war.
    Das heißt, man war übereingekommen, dass beide nicht abstimmen werden.
    Resultat jedenfalls 304 gegen 303.
    Die Regierungspartei hatte gewonnen.
    Darauf sangen Labour-Hinterbänkler vom linken Flügel die rote Flagge, das Lied mit der Melodie O'Tannenbaum, das sehr revolutionäre Gefühle erweckt.
    Und das erboste die Konservativen so sehr, dass der Schatten-Industrieminister Heseltine das historische Zepter des Parlaments packte und zu den Regierungsbänken trug, um es dort zu deponieren als Symbol dafür, dass sie die Macht usurpiert hätten.
    Es kam zu kleinen Raufereien, die Sitzung musste vertagt werden.
    Die Konservativen wollen nunmehr bis Ende dieser Parlamentssession nicht mehr mit der Labour-Party kollaborieren.
    Was die Verstaatlichung der Schiffbau- und Flugzeugindustrie betrifft, so wird diese nun nicht ein ganzes Jahr aufgehalten, aber im Haus der Lords wird es bestimmt noch Schwierigkeiten geben.
    Und wenn es zu Wahlen kommen sollte wegen dieser Streitereien und wenn die Konservativen siegen, dann würden sie diese Verstaatlichung sowie andere geplante abblasen.
    Ein konservativer Abgeordneter
    der trotz dreimaliger Warnung gestern auf Urlaub nach Corfu ging, hat heute ein sehr schlechtes Gewissen.
    Verstaatlichungsgesetz im britischen Unterhaus, Sie hörten Heinz Beran aus London.
    Eine Zeitansage, es ist jetzt 12 Uhr und 31 Minuten, eine Minute nach halb eins.
    Die Bundesrepublik Deutschland gilt seit Jahr und Tag in ganz Europa als demokratisches Musterland.
    Jetzt allerdings senkt sich ein Schatten über dieses Bild.
    Schuld daran ist der sogenannte radikalen Erlass, der Mitglieder radikaler Organisationen mit Berufsverboten für den öffentlichen Dienst belegt.
    In vielen deutschen Bundesländern dürfen nämlich Kommunisten nicht Beamte werden, eine Maßnahme, die in der Bundesrepublik selbst von den einen als undemokratisch, von den anderen als notwendig bezeichnet wird.
    Seit kurzem hat freilich auch das Ausland den umstrittenen Erlass aufgegriffen.
    Viele vergleichen die Berufsverbote in der Bundesrepublik mit den Berufsverboten in der GSSR.
    Über die ausländische Kritik und die deutschen Reaktionen darauf berichtet nun Klaus Emmerich.
    Der westdeutschen Öffentlichkeit ist seit wenigen Stunden ein Thema bewusster gemacht worden, das von den meisten Deutschen seit Jahr und Tag verdrängt wurde, die Deutschfeindlichkeit.
    Das Erstaunen über die sich häufenden kritischen, ja feindlichen Äußerungen über die Bundesrepublik Deutschland im Allgemeinen und über die tatsächlichen oder vermeintlichen westdeutschen Freiheitseinengungen im Besonderen rankt sich um drei öffentliche Äußerungen der letzten Stunden.
    Erstens hat der französische Sozialistenführer Mitterrand die Gründung eines Komitees zur Wahrung der bürgerlichen Freiheiten in der Bundesrepublik Deutschland angekündigt.
    Zweitens hat der französisch-deutsche Politologe Professor Grosser, ein gebürtiger Frankfurter, der jetzt an französischen Hochschulen lehrt,
    in den letzten Stunden mehrfach erklärt, vor zehn Jahren habe ein größeres Maß an Freiheit in Westdeutschland geherrscht als heute.
    Grosser ist der jüngste Träger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels.
    Und drittens hat das belgische Fernsehen jetzt einen längeren Beitrag gesendet, in dem Westdeutschland nicht nur mit den heutigen Verhältnissen in Chile oder Spanien verglichen wird, sondern auch mit den Freiheitsbedingungen im Deutschen Reich vor der Machtergreifung Hitlers in den 30er Jahren.
    Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher hat auf einer Pressekonferenz heute Morgen in Bonn zu diesen schwerwiegenden Vorwürfen so Stellung genommen.
    Ich messe den Stand der Freiheit in der Bundesrepublik Deutschland an der deutschen Geschichte insgesamt und komme deshalb zu dem Ergebnis, dass wir die freiheitlichste Ordnung unserer Geschichte in Deutschland haben und dass wir in dieser Frage den Vergleich mit niemanden auf der Welt scheuen müssen.
    Es ist erstaunlich,
    dass jemand, wenn er sich mit Freiheiten in Deutschland befasst, eine solche Frage in Bezug auf die Bundesrepublik stellt, aber in Bezug auf die Menschenrechtsverletzungen in der DDR schweigt.
    Bei allen Gegensätzen zwischen den drei demokratischen Parteien sind wir uns in der einen Frage einig, nämlich, dass wir die freiheitlichste Ordnung haben in unserer Geschichte.
    Äußerlicher Anlass und hintergründige Betrachtungsweise vom bösen Deutschen gehen auf den sogenannten radikalen Erlass zurück.
    Dieser Erlass sieht ein Prüfungsverfahren für Bewerber im öffentlichen Dienst der Bundesrepublik Deutschland vor.
    Linksradikalen und Rechtsradikalen wird die Pragmatisierung, also die Übernahme als Beamter unter bestimmten Bedingungen verweigert.
    Der auch in der Bundesrepublik seit Monaten heftig geführte Diskussion ergibt, ob es dazu eines Prüfungsverfahren bedarf
    oder ob der Staat für Bewerber um den Staat ziehens selber die Beweislast für die Verfassungstreue des einzelnen Kandidaten zu führen hat, oder ob die Zugehörigkeit zu bestimmten Parteien von ganz links oder ganz rechts den begründeten Verdacht entstehen lässt, dass ein Bewerber diesen westdeutschen Staat, in dessen Dienste er treten will, politisch und auf andere Weise ablehnt, ob man also Extremisten wie beispielsweise Mitglieder der Kommunistischen Partei oder der Nationaldemokratischen Partei von vornherein nicht Beamte werden lassen will.
    Nach einer Verständigung zwischen der sozialliberalen Bundesregierung, die in Westdeutschland nur teilweise für Personalpolitik verantwortlich ist, und den Ländernregierungen, die teils rot-blau, teils schwarz gebildet wurden, hat sich die Rechtslage in den letzten Monaten verändert und verschärft.
    Eine einheitliche Regelung ist jedenfalls nicht mehr gegeben.
    Die sozialliberal regierten Länder verfahren anders als die christlich-demokratisch regierten.
    Rot-Blau prüft den Einzelfall, Schwarz verfährt genereller.
    Wie kompliziert die Lage nach wie vor ist, zeigt das Beispiel eines bayerischen Lokomotivführers.
    Seit sieben Jahren Angestellter bewirbt er sich nun um die Pragmatisierung.
    Er wurde von der Bundesbahn abgelehnt, weil er, wie es in der Begründung amtlich heißt, Mitglied der kommunistischen Partei ist.
    Die weitere Begründung der Behörden als Kommunist sei eher an Loyalität gebunden und es sei daran zu zweifeln, ob er im Krisenfall die notwendigen militärischen Transporte zuverlässig ausführe.
    Hier taucht das Grundsatzproblem auf.
    Der westdeutsche Staat sieht sich als demokratieideologisch von den regierenden Kommunisten im ostdeutschen Staat bedroht.
    Außerdem verweisen die Verfechter des sogenannten radikalen Erlasses auf die 20er und 30er Jahre in Deutschland, wo der demokratische Staat durch Mitglieder der Nazipartei allmählich unterwandert worden sei, damals völlig legitim.
    Die Gegner des radikalen Erlasses wollen kein Argument dieser Art gelten lassen und berufen sich auf die veränderte weltpolitische Lage und die inzwischen nach ihrer Meinung eingetretene Einengung des sogenannten Freiheitsraumes.
    Die Aktivitäten im Ausland, die weit über das radikale Problem hinauszugehen drohen, beginnen jedenfalls mehr und mehr Westdeutsche zu schockieren.
    Diskussion um den deutschen radikalen Erlasses, berichtete Klaus Emmerich.
    Albanien, das Land der Skipetan, hat seit jeher eine eigene Stellung im Block der kommunistischen Länder.
    Das kleine Land mit seinen zweieinhalb Millionen Einwohnern ist mitten im sowjetisch dominierten Ostblock eine chinesische Oase.
    Staatschef Enver Hoxha ist der treueste Verbündete Pekings, aber Enver Hoxha wird alt und man fragt sich, ob diese chinesische Allianz auch nach seinem Abtreten aufrecht bleiben wird.
    Aus Albanien dringen nur wenige verlässliche Nachrichten in den Westen.
    In einem aber sind sich alle Beobachter einig.
    Zurzeit wird das Land von einer Säuberungswelle heimgesucht.
    Reinhard Hamann analysiert die Entwicklung.
    Berichte aus unterschiedlichen Quellen besagen, dass der Sekretär des ZK, der kommunistischen albanischen Arbeiterpartei, der 67-jährige Enver Hoxha und sein von ihm ausgewählter Nachfolger, der 63 Jahre alte Ministerpräsident Mehmet Cehu ernsthaft krank sind.
    Hoxha, dem Vernehme nach, zeitweilig gelähmt aufgrund seiner Zuckerkrankheit.
    Shehu, ständig von einem Ärzteteam begleitet, befürchtet neue Herzattacken.
    Kein Wunder, dass Albaniens Hauptstadt Tirana politisch vor der Frage steht, wer wird die Nachfolge Enver Hoxhas antreten?
    Welche Richtung wird sich dann oder vielleicht sogar schon früher durchsetzen?
    Wann immer irgendwo die Hydra, so Mark Hodja, sie empfinden, die Hydra der mehrköpfigen Nachfolgerichtungen, eins ihrer Häupte erhebt, der allmächtige Diktator Hodja ist imstande, es abzuschlagen.
    Mit anderen Worten, es fehlt nicht an Säuberungen, mit denen Albanien von Feinden, Verrätern und Abweichlern befreit wurde.
    Mehr als ein Drittel der Minister und ein Viertel der Mitglieder des Politbüros des ZK der albanischen Arbeiterpartei sind den Diadochenkämpfen zum Opfer gefallen, die vor etwa zwei Jahren entbrannten, als der dritte Mann in der albanischen Führungsspitze neben Hoxha und Shehu als Verteidigungsminister Balouko in Ungnade fiel und vermutlich hingerichtet wurde.
    Balouko war zuständig für den Ausbau der engen wirtschaftlichen, politischen und militärischen Zusammenarbeit zwischen China und Albanien.
    Dennoch, plötzlich wurde er beschuldigt, eine pro-sowjetische Politik verfolgt und für Moskau als Spion gearbeitet zu haben.
    Im November vergangenen Jahres verschwanden drei führende Funktionäre von ihren Posten.
    Carlesi, Vorsitzender der Planungskommission und stellvertretender Ministerpräsident, Teodosi, Industrie- und Bergbauminister und wie Carlesi Mitglied des Politbüros, sowie schließlich Handelsminister N'Gela.
    Die Vorwürfe, die man ihnen machte, basierten auf Fehlentwicklungen im Verlauf des letzten Fünfjahresplans.
    Doch es ist ein offenes Geheimnis in Albanien, dass sie ihrer Posten verlustig gingen, weil sie sich in größerem Kreis Sorgen über das künftige Schicksal Albaniens gemacht und sozusagen laut überlegt hatten, ob es nicht an der Zeit sei, Albanien in Richtung Europa zu öffnen, die krampfhafte Isolation zu überwinden und in welchem Umfang das unternommen werden sollte.
    Nachdem in den letzten zwei Jahren bereits tausende Bürokraten im chinesischen Stil aufs Land geschickt wurden, damit sie sich Technokratentum, Intellektualismus, Formalismus, Beamtengehabe und Liberalismus abgewöhnen, wie der offizielle Begleittext hieß, nachdem also zwischendurch auch auf der mittleren Ebene gesäubert wurde, kam es kürzlich wieder zur Entlassung von zwei Ministern.
    Dodd-Biarr, zuständig für Landwirtschaft, und Delian, Minister für Erziehung und Kultur.
    Auch sie dürften einer pro-sowjetischen Haltung wegen entlassen worden sein.
    Auf jeden Fall wurde ihre Absetzung von Hoxha im Zusammenhang mit Anklagen gegen Bürger ausgesprochen, denen der Parteichef vorwarf, die albanisch-chinesischen Beziehungen zu stören.
    Auf diese Beziehungen scheint die albanische Führung weiterhin ihre Hoffnung zu setzen.
    Dass nicht alles zum Besten bestellt ist, mag man dem Glückwunsch-Telegram entnehmen, das Ministerpräsident Xi Hu vor einigen Wochen dem neuen Premier von China, Hua Kuo-Feng, übersandte.
    Darin heißt es, wir hoffen, dass unsere Freundschaft und Zusammenarbeit künftig besser gedeihen.
    Peking werden die pro-sowjetischen sowie die pro-jugoslawischen Strömungen in Albanien nicht verborgen geblieben sein.
    Die Vorstellung, die Männer nach Enver Hoxha könnten sich mit der Sowjetunion arrangieren, dürften sie zwar nicht übermäßig beunruhigen, sie jedoch aus der Befürchtung heraus, ihren einzigen ideologischen Anhänger in Europa zu verlieren, missmutig stimmen.
    Hoxha scheint darauf bedacht, diese Verärgerung ungeschehen zu machen, indem er jede Gelegenheit nutzt, die unverbrüchliche Freundschaft zu China zu beschwören und auf dem Altar dieser Freundschaft alle inneren Gegner opfert, von denen die Chinesen glauben könnten, sie würden nach dem Tag X nach dem Tode Hoxhas Albanien zurückführen an die Seite der Sowjetunion.
    Reinhard Hamann analysierte die derzeitige Säuberungswelle in Albanien.
    Blutige Auseinandersetzungen zwischen Christen und Moslems haben in den letzten Monaten zu einer schweren Krise im Libanon geführt.
    Es gibt aber auch noch ein anderes Land, in dem sich Christen, in diesem Fall koptische Christen, und Mohammedaner in einem grausamen Bürgerkrieg gegenüberstehen.
    Äthiopien.
    Hier kämpft seit Jahr und Tag die von Mohammedanern bewohnte Provinz Eritrea gegen die Zentralregierung in Addis Abeba.
    Weder dem im Vorjahr gestürzten Negus ist es gelungen, die Eritrea zu unterwerfen, noch seinen Nachfolgern, den Militärs.
    Jetzt freilich sollen die Regierenden in Addis Abeba zum letzten Gefecht gegen die Moslemsrebellen angetreten sein.
    Hören Sie dazu einen Bericht des UPI-Korrespondenten Raymond Wilkinson, den wir im Studio verlesen.
    Eine äußerst kritische Lage ist in dem Aufstandsgebiet der nordäthiopischen Provinz Eritrea entstanden.
    Die von der äthiopischen Militärregierung mobilisierte Armee schlecht bewaffneter Bauern, die von ihren Feldern weggeholt wurden, ist an den Grenzen der Provinz eingetroffen oder bereits in Eritrea eingedrungen.
    Mit diesen Bauernkriegern hofft, nach den in Addis Abeba vorliegenden Informationen, die Regierung Äthiopiens die Aufstandsbewegung zerschlagen zu können.
    Es wird damit gerechnet, dass der sich nach Norden wälzende Heerwurm auf 200.000 Menschen anschwellen wird.
    In dem grausam geführten Bürgerkrieg stehen Guerilla-Einheiten der hauptsächlich islamischen Bevölkerung gegen etwa zwei Divisionen der äthiopischen Zentralregierung.
    Den Regierungstruppen ist es nicht gelungen, den Aufstand niederzuschlagen.
    Diese Paz-Situation soll jetzt offenbar durch eine neue Strategie beendet werden.
    Nach den in der äthiopischen Hauptstadt verfügbaren Informationen wurden die Bauern in den Zentralprovinzen mit der Parole mobilisiert, es gelte, islamische Eindringlinge zu bekämpfen.
    Deshalb ziehen diese mit alten Gewehren oder gar nur mit Äxten oder Stöcken bewaffneten Bauern
    Alle sind koptische Christen mit dem Schlachtruf Tod allen Arabern nach Norden.
    Es soll Wochen gedauert haben, bis es den Behörden gelang, die Bauern, die mitten in der Aussaat waren, in Marsch zu setzen.
    Viele hunderte von beschlagnahmten LKWs und Autobussen wurden für den Transport der Bauern eingesetzt.
    Die Teilnehmer des Marsches sind mit Lebensmitteln für etwa 14 Tage ausgestattet worden und sollten anschließend aus dem Lande leben.
    Ein voller Einsatz dieser Massen gegen die vor allem in der Taktik des Guerilla-Krieges hervorragend geschulten und gut bewaffneten Rebellen Eritreas könnte nach Ansicht militärischer Beobachter in Addis Abeba zu einem Debakel für die zentrale Regierung führen.
    Seit fast eineinhalb Jahrzehnten ist die äthiopische Regierung vergeblich bemüht, den Aufstand zu zerschlagen.
    Die Rebellen kämpfen für die Unabhängigkeit der Provinz und haben zwei Organisationen gebildet.
    Die Eritreische Befreiungsfront, ELF, und die Volksbefreiungsfront, PLF.
    Da sich die Aufständischen auf große Teile der vier Millionen Einwohner der Provinz stützen können, konnten sie das flache Land behaupten, während die äthiopischen Einheiten im Besitz der Städte sind.
    Zur Vorbereitung der Offensive hatte die zentrale Regierung eine große Zahl von Nachschublagern angelegt und damit begonnen, die Streitkräfte des Landes auszubauen.
    Ungelöst soll das Problem des eigenen Nachschubs an modernen Waffen, Transportmitteln und Munition sein.
    Bisher waren es vor allem die USA, die Waffen und Munition lieferten.
    Der Marsch der Bauernarmee nach Eritrea und die Gefahr von Blutvergießen und Völkermord scheint jedoch die USA in eine schwierige Lage gebracht zu haben.
    Um einer Gefahr eines Abbruchs der amerikanischen Waffenlieferungen zuvorzukommen, soll sich die äthiopische Zentralregierung auch in ersten Sondierungen an die Sowjets und an Peking gewandt haben.
    In diplomatischen Kreisen der äthiopischen Hauptstadt wird es nicht ausgeschlossen, dass unter dem Druck der USA das ursprüngliche Konzept des Generalangriffs Äthiopiens auf Eritrea im letzten Augenblick doch noch stark reduziert wird.
    Bürgerkrieg in Äthiopien, Sie hörten einen Bericht des UPI-Korrespondenten Raymond Wilkinson.
    Ein Jahr ist es nun her, dass Vietnam seine Unabhängigkeit erobert hat und die Amerikaner das Land verlassen haben.
    Indessen ist Süd- wie Nord-Vietnam zwar weiter fest im kommunistischen Lager verblieben, es hat sich aber vor zu viel direkter Abhängigkeit von Moskau wie von Peking gehütet.
    Der Beweis dafür?
    Immer mehr Geschäftsleute aus nicht-kommunistischen Ländern bemühen sich um Investitionen in Vietnam, allen voran die Japaner.
    Aus Tokio berichtet dazu Heinz Hoffmann.
    Die Japaner drängen darauf, bereits bei den Wiederaufbauarbeiten eingeschaltet zu werden und sehen darin den Beginn eines großen Vietnam-Geschäftes.
    Die Vietnamesen fördern diese Meinung und erklären offiziell, Vietnam sei an allen japanischen Wirtschaftsaktivitäten interessiert, solange sie zum Nutzen beider Nationen seien und die Unabhängigkeit des Landes nicht beeinträchtigen würden.
    Verhandlungen über entsprechende Regierungsverträge dürften im Herbst dieses Jahres beginnen, wenn in Vietnam eine einheitliche Regierung für das ganze Land existiert.
    Die Vietnamesen haben bereits erklärt, dass sie dann bereit seien, über Handels- und Warenabkommen zu sprechen, sowie über Luftverkehrsschifffahrts- und Fischfangverträge.
    Da Vietnam noch in diesem Jahr seinen neuen Fünfjahresplan startet, sind die Japaner bemüht, vorerst in diesem Rahmen Firmenabschlüsse zu tätigen.
    Japan, das heute schon der größte nicht-kommunistische Handelspartner Vietnams ist, liefert zurzeit vor allem Baumaschinen, Baumaterial, Eisenbahnzubehör, Lastwagen und Bagger nach Vietnam.
    Die Firma Hitachi hat außerdem bereits einen Vertrag über die Lieferung einer Kunstdüngerfabrik in Werte von 50 Millionen Dollar abgeschlossen.
    Japan ist seinerseits an vietnamesischen Rohstoffen wie Kohle und Chrom interessiert, vor allem aber an den vietnamesischen Erdölvorkommen.
    Drei Gebiete gibt es, die ölträchtig sind.
    In der Gegend von Hanoi und am Roten Fluss sind bereits gemischte nordvietnamesisch-russische Teams dabei, nach Öl zu suchen.
    Und in dem neuen Wirtschaftsabkommen mit Moskau, das für die Jahre 1976 bis 1980 geschlossen wurde, ist weiter die Unterstützung sowjetischer Geologen bei der Ölsuche vorgesehen.
    Offensichtlich wünscht man da keine westliche Beteiligung.
    Das zweite Gebiet sind die vorgelagerten Spratly- und Paracel-Inseln.
    Hier befinden sich Hanoi und Peking im Streit, wem diese Inseln gehören.
    Beide Staaten erheben Anspruch, sodass dort eine Suche vorerst wohl nicht infrage kommt.
    Bleibt das dritte, bisher gewichtigste Gebiet die Offshore-Vorkommen vor dem Mekong-Delta.
    Bereits 1973 erhielten amerikanische und kanadische Firmen Suchrechte in dieser Gegend von der damaligen Regierung Chieu.
    Die ersten Ergebnisse waren vielversprechend.
    Nordvietnam hat inzwischen zu erkennen gegeben, dass es auch an amerikanischer Beteiligung, vor allem aber an französischer und japanischer interessiert ist.
    Versuch japanischer Geschäftsleute in Vietnam auf wirtschaftlicher Basis Fuß zu fassen, es berichtete Heinz Hoffmann.
    Eine Zeitansage, es war jetzt soeben 12 Uhr und 48 Minuten.
    Das war's.
    Und wir kommen nun zum Kulturteil im Mittagsschornal.
    Am 30.
    Mai 1951 starb der bedeutende österreichische Erzähler, Kulturphilosoph und Essayist Hermann Broch in New Haven, Connecticut, wo er an der Yale University Vorlesungen über deutsche Literatur gehalten hatte.
    Aus Anlass seines 25.
    Todestages, sein 90.
    Geburtstag ehrt sich im November, veranstaltet der Österreichische Pen Club von heute an bis 30.
    Mai ein dreitägiges Hermann-Broch-Symposium im Palais Palffy in Wien, an welchem bekannte Fachleute aus den Vereinigten Staaten, der Bundesrepublik und Österreich teilnehmen.
    Hören Sie dazu einen Beitrag, den Konrad Zobel gestaltet hat.
    Was veranlasst einen Mann, der Textiltechnologie und Versicherungsmathematik studiert, der 20 Jahre in der Textilbranche arbeitet, der Vorstandsmitglied des Österreichischen Industriellen Verbandes ist und dann noch Mathematik, Philosophie und Psychologie studiert?
    Was veranlasst einen Mann von fast 45 Jahren, der sich bis dahin mit Literatur nur theoretisch und kritisch auseinandergesetzt hat, plötzlich eine Reihe großer Romane zu schreiben?
    Romane wie die Schlafwandler-Trilogie, Der Tod des Vergil, Die Schuldlosen und Der Versucher.
    Broch selbst gab 1941 zwei Gründe für seine Wendung zum außerwissenschaftlichen literarischen Ausdruck an.
    Erstens sah er Dichtung, wo die rationalen Mittel des Denkens nicht ausreichen, in einen metaphysischen Bereich vorstoßen.
    Und zweitens war Broch, den der Zerfall der bürgerlichen Werte zutiefst beunruhigte, an einer unmittelbar ethischen Wirkung als Folge aufklärender Tätigkeit interessiert.
    Und da schien ihm die Dichtung geeigneter als die Wissenschaft.
    Die ungeheure Vielseitigkeit von Hermann Broch spiegelt sich natürlich auch in den Vorträgen des vom Pen Club veranstalteten Symposions.
    Broch als Volkserzieher, Brochs Massenpsychologie und politische Schriften, die Möglichkeiten des Erzählers Broch, das sind einige Themen des morgigen Samstags.
    Bereits heute Vormittag sprachen der in den USA lehrende Universitätsprofessor Josef Strelka über Bruch heute und Universitätsprofessor Hartmut Steinecke über die Schlafwandler als Zeitroman.
    In den letzten Jahren hat es heftige Kontroversen gegeben, die sich auf den angeblich faschistischen oder rechtskonservativen Gehalt der Schlafwandler bezogen.
    Professor Steinecke lehnte in seinem Vortrag diese These vom Kryptofaschismus in den Schlafwandlern ab und betonte gleichzeitig den zeitgeschichtlichen und politischen Gehalt des Romans.
    Wenn man den Roman wirklich zu dem schmalen Kanon der klassischen Moderne weiterhin rechnen will,
    dann ist es doch wohl notwendig, dass auch die inhaltlichen Fragen genauer betrachtet werden als bisher, dass man sich also nicht nur mit der Metaebene des Geschichtsphilosophischen und Metaphysischen abgibt, sondern sehr konkrete Fragen an den Roman heranträgt.
    Professor Strelka behandelte die Frage, was uns Brochs Werk heute bedeuten kann.
    Dabei scheint mir einer der Hauptpunkte darin zu bestehen, dass Broch versucht hat, eine Art Kosmos, eine Art Totalität eines Menschenbildes zu entwerfen, das er in Romanganzheiten den Gefährdungen des politischen Totalitarismus von heute von der extremen Linken sowohl wie von der Rechten entgegenzusetzen versucht hat.
    Heute Nachmittag werden Prof. Friedrich Thorberg und Prof. Paul Michael Lützeler sprechen und sich auch mit dem befassen, was Hermann Broch einmal das Schlussfeuerwerk einer alten Kultur genannt hat.
    Broch betrachtete den neuen Roman seiner Zeit aber auch als herrliches, symphonisches Instrument von so orgelhaften Dimensionen, dass in seinem Ton für jeden, der hören will, auch das Rauschen der Zukunft mitschwingt.
    Hermann Brochs Symposium in Wienes, berichtete Konrad Zobel.
    Am morgigen Samstag, den 29.
    Mai, werden auf der Burg Forchtenstein die heurigen burgenländischen Festspiele eröffnet.
    Auf dem Programm steht das Schauspiel Elgar von Gerhard Hauptmann, die dramatisierte Fassung der Novelle Das Kloster bei Sendomir von Franz Grillpatzer.
    Regie führte Ernst Häusermann, das Bühnenbild stammt von Karl-Eugen Spurny, die Kostüme entwarf Leo Blei.
    Hören Sie dazu einen Beitrag von Kurt Lauermann vom Landesstudio Burgenland.
    1896 verlieh die Österreichische Akademie der Wissenschaften dem damals in Berlin lebenden schlesischen Dichter Gerhard Hauptmann für dessen Schauspiel »Hanneles Himmelfahrt« den Grillpazzerpreis.
    Böse Zungen der Literaturgeschichte behaupten, dass sich Hauptmann erst danach mit dem Werk Grillpazzers beschäftigt hätte.
    Dabei stieß er auf die 1828 entstandene Ritternovelle Grillpatzers Das Kloster bei Sendomir und veröffentlichte 1905 in der Neuen Deutschen Rundschau sein Drama Elgar mit der Bemerkung, der Entwurf ist durch eine Novelle von Grillpatzer angeregt.
    Auf Forchtenstein inszeniert Ernst Heussermann.
    Wir haben die Rahmenhandlung eben wieder zu der Novelle Grillparzels, das Kloster bei Sendomir, zurückgeführt und wir haben versucht eine Einrichtung für Feuchtenstein zu machen, das ist ja überhaupt notwendig, das heißt man muss in den meisten Werken Grillparzels sehr große Striche machen, in dem Werk Hauptmanns musste man das nicht.
    Das ist ein sehr kurzes Stück, ist manchmal sogar nicht als abendfüllendes Stück verstanden.
    Aber für Feuchtenstein ist es gerade in der Zeit richtig.
    Aber ich habe versucht, verschiedene Gedanken, verschiedene Ideen und auch verschiedene ausgesprochene Gedanken, also Sätze Grillbarzers, wieder in das Stück zurückzubringen.
    Für die Titelrolle gewann Intendant Herbert Alsen Senderberger, die in den letzten Jahren die Salzburger Buhlschaft in Hoffmannsthals jedermann darstellte.
    Ich hatte das Angebot und habe mich daraufhin erst mit dem Klosterpräsenten beschäftigt, was ich eine besonders schöne Novelle finde und ganz typisch eben für diese
    Traumbefangenheit vom Grillparzer.
    Das ist also doch für mich ein absoluter Anschluss an das Leben, ein Traum und so.
    Und ich finde, Hauptmann hat das eigentlich ganz gut dramatisiert.
    Ich finde, das ist eine wirklich sehr schöne Idee für Feuchtenstein.
    Klaus-Maria Brandauer, seit 1971 auf Pfortenstein als Schauspieler und Regisseur tätig, gibt den Oginski Elgas Vetter.
    Ein Dreiecksverhältnis ist immer sehr dramatisch, in welcher Form Sie das auch sehen wollen.
    Und wir haben hier ein ganz aufregendes, das also eine sehr, sehr schöne Frau zwischen zwei
    Männern steht, einem Mann, der ein introvertierter Mensch war und durch sie jetzt ein bisschen herausgeruben wird aus dem normalen Grundierung des Alltags, und einer, das ist der Staschenski, ihr Mann, mit dem sie verheiratet ist, und einer, mit dem sie früher zusammen war, der früher ein extrovertierter Junge war und jetzt, seit sie ihn verlassen hat,
    hat er die gegenläufige Form angenommen.
    Und zwischen diesen beiden Charakteren spielt sich nun, braut sich, das ist sehr schön, das wird von Hauptmann ausgezeichnet aufgebaut, ein Gewitter zusammen, das dann zum Eklat kommt.
    Hören Sie einen kurzen Probenausschnitt mit Senterberger und Klaus-Maria Brandauer.
    Ich bin herumgegangen, auf einsamen Feldwegen, durch die Schluchten der Wälder, ganz einsam, ganz allein.
    War ich bei dir.
    Was hab ich davon?
    Wenn du fort bist, bist du mir fort.
    Wenn du fort bist und du sagst, dass du dennoch bei mir bist, so bist du doch nicht bei mir.
    So komm, komm mit mir.
    Warum bleibst du hier?
    Warum folgst du mir?
    Die Besetzungsliste nennt außerdem noch Namen wie Nentwig, Ebb, Ramhab, Raja, Jannisch, Neusser, Werner und Karl Parilla.
    Der zweite Teil der Burgenländischen Festspiele 1976 wird Ende Juli Lehas Land des Lächelns in einer Regie von Karl Dönch mit Mirjana Iros und Peter Minich auf der Seebühne von Mörbisch bringen.
    Also morgen Abend Premiere auf der Burg Forchtenstein, Gerhard Hauptmann stücks Elger und nach diesem Beitrag von Kurt Laumann nochmals ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Finanzminister Andros kündigte Einsparungen auf den verschiedensten Gebieten im Zusammenhang für die Budgeterstellung für das nächste Jahr an.
    Andros ergänzte, dass man außerdem der Bevölkerung eine gewisse Opferbereitschaft abverlangen müsste, um den Bundeshaushalt in den kommenden Jahren zu sanieren.
    Die Reduzierung der Sparförderung durch die öffentliche Hand bezeichnete der Finanzminister als nur eine der geplanten Maßnahmen.
    Indonesien.
    Nach jüngsten Meldungen aus Bali werden die Teilnehmer an der OPEC-Konferenz keinen Beschluss über eine Verlegung des OPEC-Hauptquartiers von Wien in eine andere Stadt fassen.
    Unter den Konferenzteilnehmern konnte in dieser Frage bisher keine Übereinstimmung erzielt werden.
    Frankreich.
    Die in der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zusammengefassten Länder, haben die Rezession schneller als erwartet überwunden.
    Das wirtschaftspolitische Komitee der Organisation wird daher in seiner nächsten Sitzung die Wachstumsprognose von 4% nach oben revidieren, teilte heute ein OECD-Sprecher in Paris mit.
    Vereinte Nationen.
    Der Weltsicherheitsrat wird am Nachmittag in New York einen formellen Beschluss zur Verlängerung des Mandats der UNO-Truppen auf den Golanhöhen fassen.
    Israel.
    Die Tageszeitung Ma'arif schreibt heute, UNO-Generalsekretär Waltheim hätte dem syrischen Staatspräsidenten Assad für die Verlängerung des UNO-Mandats Zugeständnisse gemacht.
    Das Blatt fügt hinzu, Israel habe zwar keine eindeutigen Beweise dafür, werde jedoch seine Zustimmung zur weiteren Präsenz der UNO-Truppen zurückziehen, wenn sich herausstellen sollte, dass Syrien doch politische Bedingungen an eine Mandatsverlängerung geknüpft haben sollte.
    USA, Sowjetunion.
    Präsident Ford und Parteichef Brezhnev werden heute in Washington und in Moskau gleichzeitig den Vertrag über die Begrenzung atomarer Versuchsexplosionen für friedliche Zwecke unterzeichnen.
    Der Vertrag sieht erstmals gegenseitige Kontrollen vor.
    Libanon.
    Der internationale Flughafen von Beirut ist heute von rechtsgerichteten Milizen abermals beschossen worden.
    Ein Sprecher hat auch davor gewarnt, dass die Milizen Flugzeuge abschießen werden.
    Auf die Ermordung der Schwester des Sozialistenführers Dschumblad folgte in der vergangenen Nacht eine Welle von Entführungen und Racheakten.
    Nach Angaben der Behörden wurden bis zu den Morgenstunden 50 Menschen getötet.
    Diese Kurzmeldungen standen am Schluss von einer Stunde ausführlicher Information
    Die Nachrichten in jedem Programm des österreichischen Rundfunks zu jeder vollen Stunde informieren Sie über das Wichtigste aus aller Welt und die nächste ausführliche Berichterstattung können Sie heute Abend im Programm Österreich 1 im Abendjournal hören.
    Um 18.15 Uhr, Abendjournal.
    Damit verabschiede ich mich im Namen von der Redaktion und Technik.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1976.05.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1976.05.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit Finanzminister Androsch über Budgetvorschau 1976-1980
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Androsch, Hannes [Interviewte/r]
    Datum: 1976.05.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Bombenanschlag Tel Aviv, Auswirkungen
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1976.05.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Radikalen-Erlass in BRD - deutsche Reaktion auf ausländische Angriffe
    Einblendung: dt. Außenminister Genscher
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung] , Genscher, Hans Dietrich [Interviewte/r]
    Datum: 1976.05.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Politische Säuberungen in Albanien
    Mitwirkende: Haarmann, Reinhard [Gestaltung]
    Datum: 1976.05.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bürgerkriegsauseinandersetzungen in Äthiopien
    Mitwirkende: Wilkinson, Raymond [Gestaltung]
    Datum: 1976.05.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Beitrag im Studio verlesen , Nachrichten
    Wirtschaftliche Verbindungen zwischen Japan und Vietnam
    Mitwirkende: Hofmann, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1976.05.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    P.E.N.-Club (Poets, Essayists, Novelists) veranstaltet in Wien Hermann-Broch-Symposion
    Einblendung: Prof. Hartmut Steineke, Prof. Joseph P. Strelka
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Steineke, Hartmut [Interviewte/r] , Strelka, Joseph P. [Interviewte/r]
    Datum: 1976.05.28 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Palais Palffy [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Burgenländische Festspiele "Elga" von Hauptmann nach Grillparzer auf Burg Forchtenstein
    Einblendung: Senta Berger, Haeussermann, Brandauer
    Mitwirkende: Lauermann, Kurt [Gestaltung] , Berger, Senta [Interviewte/r] , Haeusserman, Ernst [Interviewte/r] , Brandauer, Klaus Maria [Interviewte/r]
    Datum: 1976.05.28 [Sendedatum]
    Ort: Burg Forchtenstein [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1976.05.28
    Spieldauer 00:59:58
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Olbort, Ferdinand [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1976.05.28 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-760528_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo