Mittagsjournal 1976.11.10

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    Rechtliches

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    Mittagsschornal.
    Zwölf Uhr, guten Tag meine Damen und Herren.
    Redakteurin des heutigen Mittagsschornals ist Ilse Vögel.
    Was hören Sie heute in unserem Programm?
    Was ist geplant?
    Kurz Schlagzeilen, zunächst Österreich.
    Vierter Tag im Bauring-Prozess in Wien.
    Ehemaliger technischer Direktor des Baurings erhebt schwere Vorwürfe gegen Aufsichtsratsvorsitzenden und jetzigen Wiener SPÖ-Klubobmann Suttner.
    In Kürze Start eines neuen Volksbegehrens für konsumentenfreundliche Ladenschlusszeiten.
    Heute Verhandlungen über Milchpreiserhöhung.
    Und langfristiges Programm zur Rettung der österreichischen Stahlindustrie vorgelegt von ÖIAG-Chef Geist.
    Weiter ins Ausland, Nahosten.
    Ägypten startet neue Friedensinitiative in Richtung Israel.
    Konflikt um Lieferung amerikanischer Atomreaktoren an Israel und Italien, Streitquelle zum Auftakt der Parlamentsdebatte über das Wirtschafts- und Sparprogramm der Regierung.
    Von der Kulturredaktion hören Sie unter anderem eine Vorschau auf die Premiere von Gorkis Kleinbürger im Wiener Akademietheater und einen Bericht von der gestrigen Premiere im Londoner National Theatre von Thomas Bernhards Macht der Gewohnheit.
    Soviel zum Programm, zunächst jedoch Weltnachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst heute Henry Goldhahn und Sprecherin ist Annemarie Pate.
    Österreich.
    Das Finanzministerium hat heute Bilanz der Abgabeneinnahmen der ersten neun Monate gezogen.
    Danach sind die Steuereingänge um drei Prozentpunkte unter den Erwartungen geblieben.
    Hatte man im Voranschlag ein um 13,1 Prozent höheres Aufkommen als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres erwartet, so lag das tatsächliche Aufkommen nur bei 10,1 Prozent über dem Vorjahr.
    Die größte Steigerung gegenüber 1975 erbrachte die Lohnsteuer mit einem Plus von fast 20 Prozent.
    Bei den Zöllen wurden um 15 Prozent weniger eingenommen.
    Dies wird im Wesentlichen auf die Zollsenkung für den Raum der europäischen Gemeinschaften zurückgeführt.
    Der Bauring-Prozess wurde heute Vormittag in Wien mit der Einvernahme des früheren technischen Direktors des Baurings, Zöllner, fortgesetzt.
    Er sagte aus, dass der Bauring-Aufsichtsratsvorsitzende, Ex-Stadtrat und derzeitiger SPÖ-Klubobmann im Wiener Rathaus, Suttner, den Gemeinderat 1974 eindeutig falsch informiert habe, als er erklärte, er wüsste nichts über Bürgschaften des Bauringes in der Höhe von 300 Millionen Schilling.
    Suttner habe auch Weisungen gegeben in der Bilanz des Jahres 1971, die Bürgschaften nicht aufscheinen zu lassen.
    Er, Zöllner, habe nicht damit gerechnet, dass der Aufsichtsratsvorsitzende dies jemals abstreiten werde.
    Heute, nach sechs Jahren, würde er sich sogar Suttners Unterschrift notariell beglaubigen lassen.
    Alarmierende Tatsachen hat eine Untersuchung von fast 13.000 Wiener Schülern der ersten Klassen der Volksschulen aufgezeigt.
    Wie aus einem vom Statistischen Zentralamt zusammengestellten Gesundheitsbogen unter anderem hervorgeht, hat nur jedes zweite Kind gesunde Beine und Füße.
    Nur ein Viertel der Kinder weisen gesunde Zähne auf.
    Jede sechste Tafel Klassler in Wien hat Haltungsschwächen.
    Fast zehn Prozent der Kinder leiden an Sehfehlern, die korrigiert werden müssen.
    Fast 1500 der 13.000 untersuchten Volksschüler haben einen Sprachfehler.
    750 bei Schuleintritt bereits eine Allergie.
    150 leiden unter Asthma oder einer Krankheit der Bronchien.
    Auch das Nervensystem ist bereits in Mitleidenschaft gezogen.
    Bei fast 1.000 Untersuchten ergab der Befund, dass das vegetative Nervensystem labil ist.
    Zahlen über alle österreichischen Volksschüler liegen nicht vor, sodass die Schlussfolgerung nicht möglich ist, ob es in Wien bereits sogenannte Großstadtschäden gibt.
    Untersuchungen der Wehrpflichtigen des Bundesheeres in den vergangenen Jahren haben allerdings gezeigt, dass im Allgemeinen die Landbevölkerung kaum gesünder ist als die Bevölkerung in der Großstadt.
    Der Vorsitzende der Journalistengewerkschaft Günther Nenning hat sich telefonisch an den Staatsanwalt von Merisch-Ostrau gewandt, um Näheres über das Schicksal des ehemaligen Direktors der tschechoslowakischen kommunistischen Parteihochschule Milan Hübl zu erfahren.
    Hübl ist seit viereinhalb Jahren in Merisch-Ostrau inhaftiert und steht seit dem 1.
    November im Hungerstreik.
    Er galt als einer der bekanntesten Repräsentanten des Prager Frühlings.
    Von der Staatsanwaltschaft wurde Nenning an das tschechoslowakische Innenministerium verwiesen.
    Von dieser Instanz wollte der Vorsitzende der österreichischen Journalistengewerkschaft erfahren, ob Hübl tatsächlich im Hungerstreik steht und ob seinen Kindern im Sinne einer Sippenhaftung das Studium verweigert wird.
    Schließlich fragte Nenning, warum man Hübl nicht auf Bewährung freilässt, wo er doch seine Strafe bald abgebüßt hat.
    Eine Antwort auf diese Frage steht noch aus.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der Bundestag in Bonn tritt um 14 Uhr zu einer Sondersitzung zusammen.
    Wichtigster Tagesordnungspunkt ist eine Regierungserklärung von Verteidigungsminister Lebe, in der die umstrittene Entlassung der Luftwaffengenerale Krupinski und Franke begründen will.
    Grundlage der anschließenden Debatte, die voraussichtlich drei Stunden dauern wird, ist ein Entschließungsentwurf der CDU-CSU-Fraktion, mit dem Lebensentscheidung missbilligt werden soll.
    Die Fraktionen von SPD und FDP haben gestern das Verhalten des Verteidigungsministers gebilligt.
    Leber verfügte die Entlassung der beiden Generale, weil sie einen Vortrag des ehemaligen Obersten der deutschen Wehrmacht Rudel bei einem Traditionstreffen der Bundeswehr mit der Begründung gut geheißen hatten, Rudel habe das gleiche Recht zu sprechen wie ehemalige Kommunisten vom Schlage des SPD-Fraktionsvorsitzenden Wehner.
    Bundespräsident Scheel hat die Entlassungsurkunden der Generale Krupinski und Franke bereits unterzeichnet.
    Das Kabinett in Bonn berät heute ein Sonderprogramm des Arbeitsministeriums zur Wiederbeschäftigung von Arbeitslosen, für das umgerechnet mehr als 11 Milliarden Schilling bereitgestellt werden sollen.
    Unter anderem ist geplant, Arbeitslosen, die zum Wohnsitzwechsel bereit sind, eine finanzielle Hilfe zu gewähren.
    Ferner sind Zuschüsse zum Lohn für Einkommenseinbußen bei einer neuen Arbeitsstelle und Lohnkostenzuschüsse an Unternehmer vorgesehen, die Personen einstellen, die mehr als ein halbes Jahr ohne Beschäftigung waren.
    Es ist auch geplant, neue Arbeitsstellen für Jugendliche und Behinderte zu fördern.
    USA
    Wegen schlechter Absatzlage haben die Chrysler-Werke, der drittgrößte amerikanische Automobilhersteller, für zwei Betriebe je eine Woche Kurzarbeit angemeldet.
    Von der Maßnahme werden 14.200 Beschäftigte in den Werken Hamtrak im Bundesstaat Michigan und St.
    Louis im Bundesstaat Missouri betroffen.
    Nach Angaben der Firmenleitung ist der Umsatz besonders von Kleinwagen schlecht.
    Als einzige der vier großen Automobilhersteller der Vereinigten Staaten hat Ford bisher auf Kurzarbeit verzichtet.
    General Motors haben für eine Woche ein Werk geschlossen.
    American Motors alle Produktionsstätten in dieser Woche stillgelegt.
    Dort sollen außerdem 9.900 Beschäftigte vorübergehend entlassen werden.
    Die internationalen wirtschaftlichen Schwierigkeiten könnten den künftigen Präsidenten Carter nach Angaben seines Beraters Burston veranlassen, unmittelbar nach der Amtsübernahme im kommenden Jänner eine Wirtschafts-Gipfel-Konferenz zu befürworten.
    Einen derartigen Schritt bezeichnete Burston als logische Konsequenz der bisherigen Erklärungen Cortes.
    Führende Wirtschaftswissenschaftler aus Europa, Japan, den Vereinigten Staaten und Kanada haben nach Beratungen über die internationale Konjunktursituation in Washington die Industriestaaten aufgefordert, ihre Politik auf eine Stimulierung der Wirtschaft einzustellen.
    Der amerikanische Geheimdienst hat, wie die Zeitung Los Angeles Times heute schreibt, die Enthüllungen des Dissidenten sowjetischen Wissenschaftler Medvedev über ein Atomunglück Ende der 50er Jahre in der Sowjetunion bestätigt.
    Allerdings, schreibt das Blatt, seien die Angaben Medvedevs über mehrere 100 Todesopfer und mehrere 1000 verseuchte Personen wahrscheinlich übertrieben.
    An dem Unglück sei außerdem der Austritt radioaktiver Strahlen infolge eines Defektes an einem Kernreaktor schuld gewesen und nicht, wie der Dissident behauptete, die Explosion von vergrabenem Atommüll.
    Der amerikanische Geheimdienst hat den Atomunfall nördlich des Kaspischen Meeres am Rande des Urals damals in Erfahrung gebracht, ihn aber nicht publik gemacht, um den Sowjets das Ausmaß der amerikanischen Spionagemöglichkeiten nicht zu enthüllen.
    Das Blatt versichert schließlich, dass die sowjetischen Behörden seither die Sicherheit ihrer Atomreaktoren stark erhöht hätten und ein derartiges Unglück daher heute undenkbar sei.
    Libanon.
    Unbehindert sind heute früh die syrischen Soldaten der arabischen Friedenstreitmacht in das libanesische Bergland und nach Beirut vorgerückt.
    In der Hauptstadt rollten die ersten Panzer zunächst in den vorwiegend von Christen bewohnten östlichen Stadtteil ein, ohne dass die rechtsgerichteten Milizen Widerstand geleistet hätten.
    Auch die linksgerichteten Verbände stehen dem Einmarsch passiv gegenüber.
    Der Aufmarsch der Truppen soll bis zum Abend abgeschlossen werden.
    Als Aufgabe der arabischen Einheiten bezeichnete es der Befehlshaber der Friedenstruppe, Oberst El Hadj, die Bürgerkriegsparteien auf jene Positionen zurückzudrängen, die sie vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten im April 1975 innehatten.
    Befestigungsanlagen innerhalb der Stadt auszubauen, schwere Waffen zu entfernen und die Straßen dem Verkehr zu öffnen.
    Konkrete Angaben über die Dauer des Einsatzes der arabischen Friedenstreitmacht im Libanon liegen noch nicht vor.
    Jugoslawien.
    Ein schweres Zugunglück in der Nähe von Akram hat heute früh mindestens zehn Menschenleben gefordert.
    Ein von Rijeka kommender Personenzug erfasste auf einem Bahnübergang, dessen Schranken nicht herabgelassen waren, einen vollbesetzten Autobus.
    Das jugoslawische Eisenbahnnetz ist wegen seiner mangelnden Sicherheit berüchtigt.
    Allein in den vergangenen zwei Jahren sind bei Zugunglücken in Jugoslawien mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen.
    Japan.
    Der 50.
    Jahrestag der Thronbesteigung Kaiser Hirohitos ist heute in Tokio lediglich mit einer 50 Minuten dauernden Veranstaltung in der Nippon-Sporthalle gefeiert worden.
    Für die Wirtschaft war das Jubiläum ein Arbeitstag wie jeder andere.
    Der Kaiser hielt vor knapp 8000 geladenen Gästen eine kurze Ansprache.
    Der linksorientierte Gouverneur von Tokio und die kommunistischen Abgeordneten blieben der Feierstunde fern.
    Die Behörden mobilisierten mehrere tausend Bereitschaftspolizisten und Beamte im Zivil, weil linksextreme Organisationen Kundgebungen gegen die Monarchie angekündigt hatten.
    Das waren die Meldungen.
    Und nun zum ausführlichen Wetterbericht.
    Die Wetterlage.
    Der Ostalpenraum bleibt auch in der Folge im Bereich der südwestlichen Höhenströmung.
    In ihr ist eine Front eingelagert, die zurzeit über Westeuropa liegt und sich langsam in abgeschwächter Form unserem Bundesgebiet nähert.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Meist heiter bis wolkig.
    An der Alpen-Nordseite Föhneinfluss.
    Winde aus Südost bis Südwest.
    Nachmittagstemperaturen 10 bis 16 Grad.
    In Föhnlagen bis 20 Grad.
    Frühtemperaturen morgen 0 bis 8 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen.
    Am Morgen gebietsweise Nebel oder Hochnebel.
    Tagsüber hingegen im Westen und Südwesten zum Teil reichliche Bewölkung und örtlich Regen.
    Sonst den Großteil des Tages mäßig bewölkt in höheren Schichten.
    Winde aus Südost bis Südwest, Tageshöchsttemperaturen 8 bis 15 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien wolkig bei 10 Grad, Ostwind 3 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt wolkig 14 Grad, Südwind 15.
    Linz bedeckt durch Hochnebel, 5 Grad, Ostwind 15 Kilometer in der Stunde.
    Salzburg stark bewölkt, 11 Grad, Südostwind 15.
    Innsbruck wolkig 14 Grad, Südostwind 30 Kilometer in der Stunde mit Spitzen bis zu 90 Kilometern.
    Bregenstadt bewölkt, 17 Grad, Südwestwind 25 Kilometer in der Stunde.
    Graz heiter bei 13 Grad, Windstille.
    Und Klagenfurt stark bewölkt, 8 Grad, Windstille.
    Zwei Minuten vor Viertel Eins ist es jetzt.
    Heute vierter Verhandlungstag im Wiener Bauring-Prozess.
    Einvernommen wird der angeklagte Diplom-Ingenieur Dr. Zöllner, ehemals technischer Direktor des Baurings, heute Beamter der Gemeinde Wien mit Sonderaufgaben betraut.
    Seinen Aussagen dürfte man mit einiger Spannung entgegen sehen, hatte doch erst gestern der ehemalige kaufmännische Direktor Wawrowecz über den Aufsichtsratsvorsitzenden und derzeitigen SPÖ-Klubobmann im Wiener Rathaus ausgesagt.
    Er lüge aus Prinzip, um sich zu decken, so also die wörtliche Aussage Wawrowecz.
    Vom heutigen Verhandlungstag berichtet Wilfried Seifert.
    Bauring-Prozess vierte Folge.
    Sie gleicht den übrigen.
    Denn neuerlich erheben die Angeklagten schwere Beschuldigungen gegen den Bauring-Aufsichtsratsvorsitzenden Suttner.
    Hatte der kaufmännische Bauring-Exdirektor Wawrowetz gestern den Aufsichtsratsvorsitzenden und Klubobmann der Wiener SPÖ Suttner unverhohlen der Lüge bezichtigt, so sprach der technische Direktor Zöllner heute von, wie er sagte, offensichtlichen Gedächtnisschwächen Suttners.
    Nach Darstellung der Angeklagten müssten nicht sie, sondern wenn überhaupt jemand, Suttner, den Platz auf der Anklagebank einnehmen.
    Thema der Verhandlungen waren nach heute wieder die Geld- und Kreditgeschäfte des Baurings mit den beiden Firmen Helios und Wohnkomfort.
    Baufirmen im Besitz des ehemaligen sozialistischen Funktionärs aus Ottakring, Martinuzzi.
    Für diese Gesellschaften hat der Bauring, wie berichtet, Bürgschaften in der Höhe von knapp 30 Millionen Schilling aufgenommen, für die nach Ansicht der Anklage keine oder nahezu keine Deckung in Form von Grundstücken oder Optionen oder Besitz bestand.
    Genau um diese Bürgschaften ging es gestern und heute im Wiener Landesgericht wieder.
    Die Anklage wirft den beiden ehemaligen Direktoren Wawrowetz und Zöllner vor, diese Bürgschaften ohne Wissen und Zustimmung des Bauring-Aufsichtsrates übernommen zu haben.
    Das bestreiten die beiden in diesem Zusammenhang bisher einvernommenen Angeklagten entschieden.
    So entschieden, dass diese Frage bis jetzt zum sachlichen und politischen Schwerpunkt der Verhandlung wurde.
    Wawrowetz und Zöllner behaupten, Aufsichtsratsvorsitzenden Suttner in jedem einzelnen Fall über die geplanten Bürgschaften unterrichtet und sein Einverständnis eingeholt zu haben.
    Sie hätten auch Aktenvermerke darüber angelegt.
    Diese Unterlagen sind nur zum Teil vorhanden und in keinem Fall von Suttner gegengezeichnet.
    Suttner hat im Gegenteil vor der Wirtschaftspolizei im Juli vergangenen Jahres ausgesagt, er habe nie von diesen Transaktionen erfahren.
    Eine ähnliche Stellungnahme gab Suttner übrigens 1974 in einer Gemeinderatssitzung im Wiener Rathaus ab.
    Die Gesamthöhe der Bürgschaften, über die Suttner nach eigenen Angaben nicht informiert war, hat zu diesem Zeitpunkt 300 Millionen Schilling erreicht.
    Genau in diesem Punkt setzt nun die Rechtfertigung des Angeklagten Zöllner ein.
    Warum, so stellt Zöllner die Gegenfrage, warum habe Suttner, der 1974 angeblich nichts von irgendwelchen Bürgschaften wusste, 1972 eine Aufstellung über alle Bürgschaften verlangen können?
    Eine Aufstellung, die Suttner, so Zöllner weiter, im Jahr 1973 im Beisein des damaligen Finanzstaatrates Schweda sogar urgiert habe.
    Noch präziser, zum Zeitpunkt der eben genannten neuerlichen Anforderung, ihm eine Liste über die Bürgschaften zu geben, hätten die beiden Direktoren Suttner diese Liste bereits angeboten.
    Suttner habe sie allerdings mit dem Bemerken, keine schriftlichen Unterlagen zu wollen, abgelehnt.
    Widersprüche aber auch in anderen Aussagen.
    Auf den Vorhalt, warum denn der Aufsichtsrat nicht zumindest nachträglich über die umstrittenen Bürgschaften informiert worden sei, erwidern die beiden angeklagten Direktoren übereinstimmend, Suttner habe sich stets die diesbezügliche Information des Aufsichtsrates vorbehalten und den beiden Geschäftsführern sogar ausdrücklich, mündlich untersagt, darüber zu berichten.
    Zöllner auf die Frage des Richters, ob ihm das nicht merkwürdig vorgekommen sei?
    Wörtlich, wenn ich dem Wort eines amtsführenden Stadtrates nicht trauen darf, hört sich die Arbeit auf.
    Und als Beamter musste ich die Auffassungen Suttners zur Kenntnis nehmen.
    Und schließlich, ich war der Überzeugung, dass Suttner zu seinem Wort steht.
    Deswegen brauchte ich keine schriftliche Fixierung.
    Die für 19.
    November vorgesehene Zeugeneinvernahme Suttners wird zweifellos einer der Höhepunkte dieses Prozesses werden, der inzwischen mit der Einvernahme des drittbeklagten Otto Brichacek, ehemals Gesamtprokurist des Baurings, zum Thema Saudi-Arabien fortgesetzt wird.
    Soweit Einzelheiten des heutigen Prozestages und damit zurück zum Studio des Mittagschanals.
    Also auch der ehemalige technische Direktor des Baurings erhebt schwere Vorwürfe gegen Aufsichtsrat-Vorsitzenden und jetzigen Wiener SPÖ-Klubobmann Suttner.
    Vom vierten Tag im Bauring-Prozess in Wien berichtete Wilfried Seifert.
    Und mit dem Thema Bauring beginnt auch unsere heutige Inlandspresseschau, zusammengestellt von Erich Eichinger.
    Mit dem Bauring-Prozess beschäftigt sich Franz Ferdinand Wolff in der Wochenpresse, in einem Leitartikel unter dem Titel »Bauringer reigen«.
    Er schreibt, denn dem Bauring-Prozess muss, egal wie das Verfahren endet, ein zweiter folgen, eine Lösung der Systemprobleme, im Namen des Volkes.
    Immerhin hat der kommunale Zwangsring den Wiener Steuerzahler eine schöne runde Summe gekostet.
    1,4 Milliarden Schilling.
    Im Namen des Volkes, das bisher nur gezahlt hat, kann es doch nur eine Lösung geben.
    Eine demokratische.
    Durch einen Wahlentscheid, der die Ringer niederringt.
    Um selbstböswillig konstruierte Missverständnisse auszuschließen.
    Nicht statt einem Gerichtsverfahren, sondern nach einem Urteilspruch.
    Denn hier muss eine wienerische Wendung gelten.
    Wer zahlt, schafft an.
    Die Salzburger Nachrichten kommentieren den gestrigen Beginn der Ausschussberatungen über das Budget 1977, bei denen Rechnungshofpräsident Kandutsch unter Beschuss geraten ist, weil ihn bei Reisen seine Frau auf Kosten der Öffentlichkeit begleitet hatte.
    Dazu ein Kommentar mit der Überschrift «Strenge Rechnung», in dem es heißt, Repräsentation gilt bei Staatsbesuchen, wenn etwa ein Bundespräsident oder der Bundeskanzler offiziell auf Reisen geht.
    Ein Minister oder ein Rechnungshofpräsident hat seinen Repräsentationswert herabzuschrauben.
    Er macht Studienreisen oder geht ins Ausland, um Verträge abzuschließen.
    Wenn er dabei seine Frau mitnimmt, ist das seine Privatsache.
    Staatsdiener müssen beim Ausgeben von Staatsgeldern nach besonders strengen Maßstäben gemessen werden.
    Erst recht ein Präsident des Rechnungshofes.
    Das müsste in erster Linie er selbst wissen.
    Allgemein beleuchtet das Salzburger Volksblatt die Budgetverhandlungen im Parlamentarischen Finanzausschuss.
    Man liest, es wird jetzt Aufgabe der Abgeordneten zum Nationalrat sein, auch der der SPÖ, einen lebendigen Beweis dafür zu liefern, dass die Budgethoheit dem Parlament kein leeres Wort ist.
    Der Opposition im Besonderen wird die Aufgabe obliegen, Alternativvorschläge auf den Tisch zu legen, die bei Umverteilung innerhalb der den einzelnen Ressorts zugemessenen Ausgabenrahmen neue Prioritäten setzen.
    Das erfordert Zivilcourage.
    Was der eine mehr bekommen soll, bekommt nämlich der andere weniger.
    Es darf einer schon heute darauf neugierig sein, welche Bilanz sich zur Weihnachtszeit wird ziehen lassen.
    Der Kurier nimmt auf die Diskussion über die Ladenschlusszeiten Bezug und kommentiert die jüngste Äußerung von Handelsminister Starribacher, dass die Interessenvertretungen keine anderen Ladenschlusszeiten wollten und dies seien ja in dieser Frage die berufenen.
    Dazu der Kurier.
    Dieser Starribacher ist einmal als Konsumentenminister angetreten.
    Aber in den Jahren seither hat er sich in zig Ausschüssen, Gremien, Beiräten, Arbeitsgemeinschaften und so weiter so richtig an die Herren Interessenvertreter gewöhnt.
    Und da kann man schon ein wenig vergessen, wie ein echter naturbelassener Konsument aussieht.
    Aber Starribacher ist ja kein uneinsichtiger Mensch.
    Und er wird sich schon wieder drauf besinnen, wer in dieser Frage die Berufenden sind.
    Unberufen.
    Und gleich noch einmal Problem Ladenschlusszeiten.
    Für alle Konsumenten ja äußerst aktuell, zumindest für jene, die nach Büroschluss noch hektisch von Geschäft zu Geschäft rasen zu müssen, um wirklich alles besorgen zu können, was noch besorgt werden muss.
    Vor zehn Tagen hat ja die Vorsitzende der sozialistischen Frauen, Wissenschaftsminister Firnberg, die Debatte über die Ladenschlusszeiten wieder so richtig in Schwung gebracht, als sie zumindest einen langen Einkaufstag pro Woche förderte.
    Während zum Beispiel der niederösterreichische Landeshauptmann Maurer sofort nachzog, diese Forderung also unterstützte, meinte Handelsminister Staribacher, die derzeitigen Öffnungszeiten im Handel würden ausreichen.
    Heute hat nun ein Wiener Fotohändler ein Volksbegehren für konsumentenfreundliche, das heißt längere Ladenöffnungszeiten eingeleitet, Matthias Katinger berichtet.
    Kurz die Ausgangssituation.
    Gegen eine Änderung der Ladenschlusszeiten ist Handelsminister Starrybacher.
    Seiner Ansicht nach haben die Konsumenten genug Zeit einzukaufen.
    Auch die Bundessektion Handel wehrt sich gegen jede Liberalisierung, weil damit, so die Begründung, den kleinen Greißlern zu viel zugemutet würde.
    Und die Handelsangestellten fürchten längere Arbeitszeiten.
    Die Konsumenten hat bisher noch niemand gefragt.
    Eine geplante Studie des Handelsministers scheiterte, weil die Arbeiterkammer nicht ihren finanziellen Beitrag leisten wollte.
    Kernpunkt des heute vorgestellten Antrags auf Einleitung eines Volksbegehrens zur Änderung der Ladenschlusszeiten ist die Forderung, die Geschäfte an Werktagen bis 19 Uhr, am Donnerstag bis 20 Uhr offenhalten zu können.
    Für den Kleinverkauf von Lebensmitteln kann bereits um 6.30 Uhr geöffnet werden.
    Derzeit müssen die Läden um 18 Uhr, Lebensmittelhändler um 18.30 Uhr die Rollläden herunterlassen.
    An jedem ersten Samstag im Monat dürfen die Geschäfte bis 18 Uhr offenhalten.
    Eine Regelung, die in fast allen europäischen Staaten praktiziert wird.
    Und die ja in Österreich zum Beispiel auch im Dezember gilt.
    Der lange Samstag vor Weihnachten.
    Insgesamt dürften, so der Antrag, die Geschäfte im Durchschnitt pro Woche nicht mehr als 55 Stunden offenhalten.
    Das heißt jedoch nicht, dass der Kaufmann auch immer im Laden stehen muss.
    Vielmehr kann er sein Geschäft schon um 6 oder 5 Uhr sperren.
    Oder wann immer er will.
    Herr Langoschew-Goldmann, der Initiator der Aktion Volksbegehren Ladenschluss, weiß, dass er momentan noch alleine dasteht.
    Goldmann?
    Ich muss sagen, ich glaube, dass der demokratische Reifungsprozess in Österreich wirklich so weit fortgeschritten ist, dass entgegen vor vier Jahren heute überhaupt keine Pressionen auf mich erfolgt sind.
    Sehr freundlich, aber reservierte Stellungnahmen der betroffenen Körperschaften, die sich
    alle nicht gegen objektive Argumente aussprechen.
    Und ich bin sehr froh, dass es möglich ist, heute als einzelner Mensch selbst initiativ zu werden und die Bevölkerung zur Mitarbeit aufzurufen.
    ohne dass hier sofort mit Machtmitteln gearbeitet wird.
    Denn dieses Volksbegehren stellt einen Kompromiss dar zwischen absoluter Liberalisierung und Bindung.
    Jeder hat einen gewissen Spielraum und den wissen die Konsumenten zu schätzen.
    Und sie erhoffen sich, dass das derzägliche Hasterlebnis zu einem echten Einkaufserlebnis werden kann.
    Für die zur Einleitung des Volksbegehrens notwendigen 30.000 Unterschriften sieht Goldmann keine Schwierigkeiten.
    Wenn uns die Bevölkerung wirklich unterstützt und die Konsumenten wirklich Interesse haben, so erwarte ich innerhalb von 14 Tagen drei Wochen, dass die nötigen 30.000 Unterschriften beisammen sind.
    Ein Detail am Rande, ab 1.
    Jänner 1977 wären zur Einleitung eines Volksbegehrens nur mehr 10.000 Stimmen notwendig.
    Den weiteren gesetzlichen Weg skizziert der Herr Langoschew so.
    Es wird von den Gemeinden jede Stimme überprüft auf ihre Rechtmäßigkeit, ob sie im Wahlregister eingetragen ist und dann wird es an das Innenministerium weitergegeben zur Einleitung des Volksbegehrens, das schätzungsweise im Frühjahr, Frühsommer nächsten Jahres stattfindet.
    Die nächsten Tage werden also zeigen, was Privatinitiative erreichen kann.
    Denn auch bei den Ladenschlusszeiten sind die Fronten nicht so verhärtet, wie es manchmal scheint.
    Ein Volksbegehren soll also eine Änderung der Ladenschlusszeiten bringen.
    Matthäus Katinger berichtete über eine konsumentenfreundliche Initiative eines Wiener Fotohändlers.
    Die Milch soll teurer werden.
    Seit heute 10 Uhr findet im Handelsministerium eine Sitzung der amtlichen Preiskommission statt, die sich in einem Tagesordnungspunkt auch mit den neuen Konsumentenpreisen für die Milch ab 1.
    Jänner 1977 befasst.
    Bei der heutigen Besprechung werden von allen Beteiligten die einzelnen Anträge gestellt.
    Eine Entscheidung über den endgültigen Preis wird allerdings heute noch nicht gefällt werden.
    Matthäus Glatzander informiert.
    Die letzte Milchpreiserhöhung vom 15.
    Juli 1975 brachte eine Preiserhöhung von 60 Groschen pro Liter Trinkmilch.
    Ein Liter paketierte Milch kostet seither sechs Schilling 80.
    Diesmal wird die Preiserhöhung sicher mehr als 60 Groschen ausmachen.
    Dafür sind mehrere Gründe maßgebend.
    Ab 1.
    Jänner wird der Produzentenpreis, also das Geld, das die Bauern für einen Liter Milch erhalten, um 20 Groschen erhöht.
    Mit dem gleichen Datum läuft die Milchpreisstützung in der Höhe von 500 Millionen Schilling jährlich aus.
    Daraus alleine ergibt sich bei einer gesamtösterreichischen Milchanlieferung an die Molkereien von etwa 2,1 Millionen Tonnen eine zusätzliche Belastung von ca.
    40 Groschen pro Liter.
    Dazu kommen noch die gestiegenen Kosten der Molkereien.
    Für die Sachkostenerhöhung verlangen die Molkereien 143 Millionen Schilling, wobei mehr als die Hälfte auf die gestiegenen Transportkosten entfällt.
    Zu diesen erhöhten Sachkosten im Molkereibereich kommen auch die neuen Lohnkosten der Molkereibeschäftigten.
    Für sie beginnen heute Nachmittag die Kollektivvertragsverhandlungen.
    Jedes Prozent Lohnerhöhung, so hat der Molkereiverband errechnet, kostet für die 12.000 Beschäftigten im Molkereibereich 14,6 Millionen Schilling.
    Es ist zu erwarten, dass auch aus diesem Grund weit über 100 Millionen Schilling in dem neuen Konsumentenpreis unterzubringen sein werden.
    Summiert man diese Abgeltungen für Kostensteigerungen bei den landwirtschaftlichen Betrieben und den Molkereien sowie den Ausfall der Milchpreisstützung, so ergibt sich eine Erhöhung von etwa 1 Schilling 20 pro Liter.
    Paketierte Milch kostet dann im Geschäft 8 Schilling.
    Bei dieser Rechnung muss man aber auch noch zahlreiche Nebenaspekte berücksichtigen.
    So wird nicht nur die Milch ab dem 1.
    Jänner 1977 teurer, sondern auch Butter und Käse.
    In welchem Ausmaß die gestiegenen Kosten auf diese einzelnen Produkte überwälzt werden, ist noch Gegenstand von Verhandlungen in den einschlägigen Gremien.
    Denn hier müssen neben den sozialen Gesichtspunkten auch Marktüberlegungen angestellt werden.
    So die Frage der Exportmöglichkeiten.
    Bei Butter ist die Konkurrenz zur Margarine zu beachten, denn ein zu hoher Butterpreis wird viele Konsumenten zu den billigeren pflanzlichen Fetten greifen lassen.
    Bei der heutigen ersten Besprechung zum Thema Milchpreis im Handelsministerium können alle diese Probleme sicher nicht sofort gelöst werden.
    Die Schwierigkeit liegt im Bereich des Abwägens zwischen den verschiedenen Interessensgruppen, die ihrerseits die Forderung nach Abgeltung der Teuerung vertreten.
    Die Milch wird also teurer und zwar mit 1.
    Jänner 1977, Helmut Gletsander berichtete.
    Die europäische und damit auch die österreichische Stahlindustrie gehen wieder einem harten Winter entgegen.
    Seit September hat die internationale Stahlnachfrage wieder abrupt nachgelassen.
    Eine Entwicklung, die die österreichische Stahlindustrie vor allem wegen ihrer hohen Exportabhängigkeit besonders hart trifft.
    Wenn alles gut geht, wird man den kommenden Winter in der Stahlindustrie aber zwar ohne Kurzarbeit überstehen können.
    Wie aber sieht die Zukunft der österreichischen Stahlindustrie aus?
    Seit drei Jahren werden die verstaatlichten Betriebe zusammengelegt, also fusioniert.
    Die Strukturschwächen sind aber damit noch lange nicht beseitigt.
    Jeder neue Konjunktureinbruch, jede neue Krise kann daher auch zu Konsequenzen auf dem Arbeitsmarkt, auch in der verstaatlichten Industrie führen.
    Generaldirektor Koller von der Voestalpinia AG hat nun vor rund einer Woche dargelegt, wie man die allernächste Zukunft überstehen will.
    Generaldirektor Geist von der ÖIAG, der Dachgesellschaft der Verstaatlichen Industrie, hat nun in einem Vortrag in Wien vor dem Donaueuropäischen Institut ein langfristiges Erneuerungsprogramm für die österreichische Stahlindustrie präsentiert.
    Herbert Hutter fasst zusammen.
    Eine sichere Aussage über die Zukunft der Stahlindustrie ist im Augenblick fast überhaupt nicht zu machen.
    Für Österreich spielen da zunächst internationale Entwicklungen die Hauptrolle, weil die Vollbeschäftigung in unserer Stahlindustrie nur durch das Exportgeschäft gewährleistet werden kann.
    Dieses Schicksal teilt Österreich auch mit anderen, kleineren Stahlländern, die über keinen ausreichenden Inlandsmarkt verfügen.
    Und mit einem Anteil von nicht mehr als 0,65 Prozent an der Rohstahlerzeugung der Welt ist Österreich in der Tat ein Stahlzwerg.
    Die großen Rohstahlkapazitäten in Österreich bei noch immer zu geringer Erzeugung hochwertiger Endprodukte ist die hauptsächliche Strukturschwäche, mit der die Stahlindustrie zurzeit zu kämpfen hat.
    Dabei sind die Pläne, Strukturschwächen auszumerzen, schon recht alt.
    Bereits der erste Eisen- und Stahlplan aus dem Jahre 1948 ist auf der Voraussetzung einer späteren Fusion aufgebaut.
    Seither ist eine Zusammenlegung der FÖEST, der Vereinigten Österreichischen Eisen- und Stahlwerke in Linz und der Alpine Montan AG in Donauwitz immer wieder diskutiert und meist aus politischen Gründen immer wieder verschoben worden.
    Und auch als Ende der 60er Jahre im Eisen- und Stahlgutachten der Firma Booth, Allen und Hamilton
    die Fusion von Föst, Albine, Scheller-Bleckmann und Böhler als Voraussetzung für die Lebensfähigkeit der österreichischen Stahlindustrie genannt wurde, so dauerte es doch bis Anfang 1973, als die große Stahlfusion über die Bühne gehen konnte.
    Schwierigkeiten bereitete damals vor allem ein Ausgleich zwischen den Sozialleistungen, die beide Firmen ihren Mitarbeitern gewährten.
    Anfang vergangenen Jahres nun konnten die Böhler-Werke, Styria und Schöller-Bleckmann zu den Vereinigten Edelstahlwerken fusioniert werden.
    Seither kommt es nicht mehr vor, dass sich einzelne Firmen der verstaatlichen Industrie auf den Weltmärkten untereinander erbittete Konkurrenzkämpfe liefern und parallel zueinander gleiche Produkte anbieten.
    Die gesamte Edelstahlgruppe muss sich nun gemeinsam auf den Weltmärkten behaupten, während die Rohstahlerzeugung, nach Generaldirektor Geist, nicht über das derzeitige Maß erweitert werden soll.
    Gleichzeitig sollen die Produktionskosten gesenkt, der Qualitätsvorsprung gegenüber der Konkurrenz gehalten und die Finalproduktion erweitert werden.
    Generaldirektor Geist zur Kostensenkung.
    Ich könnte mir vorstellen, dass insbesondere auf der Edelstahlseite überall dort, wo wir Stahl verformen,
    von dem rein traditionellen Walzwerksbetrieben zum größten Teil abgegangen werden könnte und man diesen Stahl in einer Kombination zwischen Schmiedemaschinen und nachgeschalteten kurzen Walzstrecken verformen sollte, weil man dadurch ein wesentlich besseres Ausbringen erzielt, als wir es zur Zeit im traditionellen Walzverfahren haben.
    Wir haben zum Beispiel ein solches Vorbild beim Bochumer Verein in Deutschland, wo solche Anlagen bereits seit mehreren Jahren in Produktion stehen.
    Diese Vorhaben brauchen natürlich umfangreiche Investitionsmittel, über deren Ausmaß der UIAG-Chef meint.
    Es ist ohne Zweifel, dass man für die Umstrukturierung auf der reinen Edelstahl- und Qualitätsseite, also in den Werken der sogenannten VEW, mehrere Milliarden brauchen wird.
    Aber ich kann es nicht genau beziffern.
    Generell will Geist überhaupt neue Stahlprodukte in Österreich einführen.
    Die Vorbereitungen dafür dürften aber noch nicht besonders weit gediehen sein, da Geist zunächst einmal gefordert hat, Techniker aus der verstaatlichten und aus der Privatindustrie sollten sich zusammensetzen und zunächst einmal die Fachliteratur studieren sowie die internationale Entwicklung beobachten.
    Bereits vorhandene Pläne, wie eine Automobilproduktion in Österreich, lässt Geist in diesem Zusammenhang nicht gelten.
    Bleibt noch die Frage offen, was passiert in der Zwischenzeit, wenn die Stahlindustrie den heurigen Winter übersteht, die neuen Pläne aber noch nicht verwirklicht sind.
    Wenn der Konjunkturaufschwung dauerhaft wäre oder werden würde, so würden wir sehr zufrieden sein, denn in diesem Konjunkturaufschwung könnten wir auch Geld verdienen.
    Auch mit unserer jetzigen Struktur.
    Wenn wir natürlich in eine schlimmere Situation gelangen oder in eine Krisensituation gelangen, dann muss man jeweilig vom Gesichtspunkt der augenblicklichen Lage Maßnahmen treffen.
    Das kann man auch nicht vorhersagen, was man dann machen wird oder was man machen soll.
    Mit anderen Worten, auf der Personalseite muss man mit Konsequenzen rechnen.
    Österreichs Stahlindustrie, besonders eng mit der internationalen Entwicklung verflochten, hat also einen Zweifrontenkrieg zu führen.
    Einmal gegen die Wechselfälle der internationalen Wirtschaftsentwicklung und andererseits auch gegen die Schwächen der eigenen Struktur.
    Österreichs Stahlindustrie soll saniert werden über eine von ÖAG-Chef vorgelegte langfristige Strukturbereinigung, berichtete Herbert Hutter.
    Hermann Wittheim, Ex-ÖVP-Obmann, Ex-Generalsekretär der ÖVP, Ex-Vizekanzler, im vergangenen Jahr endgültig aus der Politik ausgeschieden.
    Hermann Wittheim kommt wieder.
    Der eiserne Herrmann, wie er während seiner aktiven politischen Laufbahn genannt wurde, übernimmt die Funktion des Obmanns des österreichischen Rentner- und Pensionistenbundes, einer Vorfeldorganisation der österreichischen Volkspartei.
    Wittalm löst damit Otto Hoffmann-Wellenhof ab, der bisher an der Spitze dieses Verbandes stand.
    Möglicherweise wird der Rentner- und Pensionistenbund schon bald, wie vor ihm die Jugendorganisation, als gleichberechtigter Bund in die Volkspartei aufgenommen.
    Damit soll die Bedeutung der Rentner und Pensionisten in der für die heutige Gesellschaft notwendigen Position unterstrichen werden und Hermann Wittheim als Zugpferd der ÖVP zu neuen Wählern verhelfen.
    Mit Hermann Wittheim sprach Eugen Freund.
    Herr Dr. Wittheim, vor etwa eineinhalb Jahren haben Sie gesagt, die Betätigung in der Politik muss eine Berufung sein.
    Sie haben damals sich aus dem Nationalrat zurückgezogen mit der Begründung, Sie spüren diese Berufung nicht mehr.
    Sie müssten daher die Konsequenzen ziehen.
    Nun übernehmen Sie die Stelle eines Obmannes des Renten- und Pensionistenbundes, also eine durchaus politische Funktion.
    Haben Sie diese Berufung nun wieder gespürt?
    Ja, ich darf Ihnen sagen, ich habe mich wirklich nicht leicht getan, als der Bundesparteiobmann der Österreichischen Volkspartei, Dr. Daos, an mich herangetreten ist.
    Ich möge mich für die Stille des Obmanns des Pensionisten-Rentenbundes zur Verfügung stellen.
    Aber weil ich ihm glaube, dass das wirklich eine beteiligungsvolle Aufgabe ist,
    Obmann des Pensionisten-Rentner-Bundes zu sein, dass man für den alten Mensch arbeiten und wirken kann, habe ich letzten Endes mich zur Verfügung gestellt und ich habe Dr. Daß auch gesagt, wenn ich mich für etwas zur Verfügung stelle, ich glaube das in der Vergangenheit bewiesen zu haben, dass ich es dann wirklich ernst nehme.
    mit dem Auftrag, der mir erteilt wurde, eben jetzt erteilt wurde.
    Ich werde mich also, weil ich glaube, dass das eine echte Berufung ist.
    Ich habe mich nicht leicht getan.
    Ich war schon in das Pensionistenleben ganz eingelebt.
    Wenn ich mich jetzt zur Verfügung stelle, dann eben aus dem Grund, weil ich glaube, dass das eine echte Berufung ist, der man einfach Folge zu leisten hat.
    Sie haben damals zum gleichen Zeitpunkt auch davon gesprochen, dass Sie die geistige und körperliche Spannkraft nicht mehr so sehen, dass Sie die Grenzen dieser Spannkraft spüren.
    Haben Sie sich jetzt so erholen können, dass Sie nun dieser, wie Sie selbst sagen, sehr schwierigen Aufgabe wieder gewachsen sind?
    Ja, das ist wirklich interessant, wenn ich zum Beispiel durch die Straßen von Wien gehe und das kennen einem doch sehr viele Leute, die reden einem an und sagen, ja um Gottes willen, wie Sie jetzt gut ausschauen, Sie haben sich herrlich erholt und ich darf Ihnen sagen, das ist wirklich ein echter Regenerationsprozess gewesen und ich hoffe und ich glaube es auch, dass ich den Aufgaben, und das ist eine ganze Fülle von Aufgaben, die auf mich jetzt warten, dass ich diesen Aufgaben auch dann gewachsen sein werde.
    Herr Dr. Witt, worin glauben Sie nun wird Ihre Hauptaufgabe bestehen?
    Wollen Sie für die ÖVP Rentner und Pensionisten als Wähler gewinnen oder wollen Sie den Rentner und Pensionisten ein Service bieten?
    Hat Ihnen die Regierung da nicht eines voraus?
    Weil sie kann ja den Rentner und Pensionisten Geld bieten, das kann die ÖVP doch nicht.
    Es geht in erster Linie um einen Dienst an dem alten Menschen.
    Das stelle ich an die Spitze.
    Und natürlich ist es in zweiter Linie auch ein Dienst an der eigenen Partei.
    Und worin ich für das Erste zumindest meine große Aufgabe erblicke, das ist Folgendes.
    dass der Partei, der ganzen Partei bewusst gemacht wird, dass das Altenproblem ein ganz großes Problem ist, dass die ganze Partei sich damit identifiziert, denn nur dann kann man an die Lösung von Problemen herantreten, wenn man sich über die Größe eines Problemes im Klaren ist.
    Das betrachte ich jetzt als meine unmittelbare, also die Aufgabe, die unmittelbar bevorsteht.
    Ich glaube, dass die Partei auf dem Gebiet wirklich einen Nachholbedarf hat.
    Das ist keine Kritik jetzt an meinen Vorgängern in der Funktion, die ich heute übertragen bekommen habe.
    Aber es gibt sicherlich sehr, sehr viel zu tun auf dem Gebiet und ich werde mich bemühen, wenn der Nachholprozess gegeben ist, einen entsprechenden Aufholprozess einzuleiten und mich dieser Aufgabe wirklich mit ganzer Kraft zu widmen.
    Herr Dr. Wittheim, herzlichen Dank für das Gespräch.
    Das Gespräch führte eugen Freund.
    Neun Minuten nach halb eins Außenpolitik.
    Kann man sich selbst an den Haaren aus dem Schlamassel ziehen?
    Münchhausen hat's gekonnt, die Italiener versuchen's.
    Im Parlament in Rom hat heute Vormittag die Debatte über das Sparprogramm der christdemokratischen Minderheitsregierung Andriotti begonnen.
    Zumindest bei den politischen Parteien findet Andriotti Unterstützung.
    Anders ist die Haltung der Gewerkschaften.
    Sie haben für heute im ganzen Land zu Warnstreiks aufgerufen, näheres von Alfons Thalmer.
    Heute früh sind in Rom keine Zeitungen erschienen, es verkehren keine Autobusse und die Taxis sind selten.
    Umso größer aber das Verkehrschaos.
    Daran merken die Römer, dass in der Region Lazio von der Konfederation der Gewerkschaftsverbände ein vierstündiger regionaler Streik ausgerufen worden ist.
    Bis zum 22. oder 24.
    November
    werden solche Streiks Tag und Nacht zumindest in allen wirtschaftlich wichtigen Regionen Italiens stattfinden.
    Offiziell wird diese soziale Kampfbewegung mit der Notwendigkeit begründet, auf die Regierung, auf Parteien und Unternehmer einen warnenden Druck auszuüben.
    Nach Ansicht der Gewerkschaften besteht die Gefahr, dass im Zuge der Spar- und Austerity-Maßnahmen
    von den Arbeitnehmern Opfer abverlangt werden, in zwei anderen Richtungen aber wenig oder nichts geschehe.
    Einmal wird befürchtet, dass die unabhängigen Arbeiter, das Gewerbe, die freien Berufe, die Unternehmer und die Besitzenden nicht entsprechend zur Kasse gebeten werden.
    Und zum anderen fordern die Gewerkschaften, die mit den Sparmaßnahmen im gleichen Schritt zu vollziehenden Eingriffe
    zugunsten der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und der Ankurbelung der Produktion, besonders durch die Investierungen in die öffentlichen Dienstleistungen und Einrichtungen.
    Gleichzeitig erklärt aber der Dachverband der drei Gerechtschaftsrichtungen, so gestern in dessen Namen der Sekretär Carniti vom kommunistischen Verband CGLE,
    dass im Zuge der Aktion gegen die Inflation die gleitende Lohnskala nicht beeinträchtigt werden darf.
    Der Slogan heißt La Scala Mobile non si tocca.
    Nun wird aber gerade diese sozialpolitische Einrichtung, die in Europa einmalig ist, von allen politischen Parteien mit Ausnahme der Linksradikalen, aber einschließlich der Kommunisten, als eine der Ursachen der Krise betrachtet.
    Alle diese Parteien treten für Einschränkungen und teilweise zeitliche Blockierung dieses automatischen Ausgleichs für die Preiszuwachsrate ein.
    Die einzige Partei, die sogar droht, aus der Koalition der Stimmenthaltungen auszubrechen und gegen die Regierung Andreotti zu stimmen, die linksliberale Republikanische Partei, bemängelt an Andreotti, dass sie nicht den Mut zur totalen Außerkraftsetzung
    der gleitenden Lohnskala aufbringe.
    Innerhalb der Gewerkschaftsbewegung ist ein Gehrungsprozess zwischen den überlieferten Denkgewohnheiten und einem neuen Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Krise im Gange.
    Die Gunst der öffentlichen Meinung ist nicht mehr sicher.
    Und die Parteien, die den größten Anteil der Arbeiterstimmen besitzen, sind nicht mehr bereit, alle gewerkschaftlichen Forderungen zu unterstützen.
    Das war Alfons Dalmas, Rom.
    Seit einer Woche hat Amerika einen neuen gewählten Präsidenten.
    Und jetzt schon noch, bevor er sein Amt übernommen hat, drängen von allen Seiten Entscheidungen auf ihn zu.
    Eine der wichtigsten Initiativen, die die Welt von Jimmy Carter und seinem neuen Außenminister wartet, ist ein neuer Anfang im Nahen Osten.
    Zurzeit hält sich eine amerikanische Kongressdelegation im Nahen Osten auf, noch von der Ford-Administration losgeschickt, aber bald dem neuen Präsidenten rechenschaftspflichtig.
    Diese Delegation hat sich nun der ägyptische Präsident Sadat ausgesucht, um eine bedeutsame politische Erklärung abzugeben.
    Hören Sie Hanspeter Gerner.
    Informieren Sie den israelischen Ministerpräsidenten über unsere Bereitschaft, in dieser Region einen dauerhaften Frieden auf sicherer und gerechter Grundlage herzustellen.
    Mit dieser Erklärung anbar es Sadats gestern vor einer amerikanischen Parlamentarier-Delegation
    gab Cairo zum ersten Mal seit den US-Präsidentschaftswahlen und dem Kroniko-Fachmittreffen in der vergangenen Woche offen zu verstehen, dass die ägyptische Diplomatie im Einverständnis mit den Regierungen der wichtigsten arabischen Staaten auf eine Reaktivierung der Nahostproblematik abzielt.
    Bei dieser ersten amerikanisch-ägyptischen Kontaktaufnahme seit der Wahl Kadhas ins Weiße Haus brachte Sadat Indes gleichzeitig ein neues Element ins Spiel,
    dass nach Ansicht politischer Beobachter zwar die Realitäten im arabischen Lager reflektiert, andererseits jedoch die anvisierte Wiedereinberufung der Genfer Konferenz erschweren könnte.
    Am grünen Tisch von Genf nämlich müssten nicht nur Israel, Ägypten, Syrien und die PLO, sondern auch der Libanon vertreten sein, damit eine dauerhafte Friedensordnung für den Nahen Osten ausgehandelt werden könne.
    Indirekt, während Sadat Jerusalem damit vor jeder weiteren Verwicklung, vor allen Dingen im Südlibanon, signalisierte jedoch gleichzeitig, dass auch das Zedernland künftig als potenzieller Konfrontationsstaat zu gelten habe.
    Allerdings, so wird in der Nidelmetropole festgestellt, habe Sadat mit dieser Erklärung eindeutiger dem je zuvor unterstrichen, dass allein Beirut für die internationale Politik des Libanon zuständig sei.
    dass sich die PGO also gemäß ihren Kairo Verpflichtungen jeglicher Einmischung in die Angelegenheiten ihres Gastlandes auf welcher Ebene auch immer zu enthalten habe.
    Auf die Frage internationaler Grenzgarantien für Israel angesprochen, erwiderte der ägyptische Staatschef, dass die arabischen Staaten die gleichen Garantien erwarteten.
    Sichere Grenzen für Israel dürften nicht
    eine territoriale Ausweitung auf Kosten der Araber bedeuten.
    Sie hörten Hans-Peter Gerner.
    Aber auch mit Israel muss der neue amerikanische Präsident erst ins Gespräch kommen.
    Carter hat zwar im Wahlkampf starke pro-israelische Erklärungen abgegeben und steht auch der Israel-Lobby in der amerikanischen Demokratischen Partei nahe.
    Aber jetzt schon taucht eine ernste Kontroverse zwischen der neuen Administration in Washington und der Regierung in Jerusalem auf.
    Diesmal geht es nicht um Krieg und Frieden, sondern um Atomreaktoren.
    Hören Sie Moshe Meisels.
    Zwischen der Administration des amerikanischen Präsidenten Gerald Ford und Israel paraffierte Abkommen über die Errichtung von zwei amerikanischen Atomreaktoren mit einer Kapazität von je 450 Megawatt läuft Gefahr von der Administration des neu gewählten Präsidenten Jimmy Carter nicht bestätigt zu werden.
    Der frühere amerikanische Präsident Richard Nixon
    hat während seiner Besuche in Israel und Ägypten im Mai 1974 beiden Ländern den Bau amerikanischer Atomreaktoren, die als atomare Kraftwerke dienen sollen, vorgeschlagen und versprochen, das dafür notwendige angereicherte Uranium zur Verfügung zu stellen.
    Die Amerikaner bestanden zuerst auf Druck Heiroth darauf, dass Israel den internationalen Atomsperrvertrag unterzeichne,
    und damit seinen im Jahre 1957 mit französischer Hilfe in Dimona errichteten Atomreaktor der Kontrolle der internationalen Atomenergieberater unterwerfe.
    Israel weigerte sich, diese Bedingung zu akzeptieren.
    Erst nachdem Washington und Cairo von dieser Forderung Abstand genommen hatten und die Vereinigten Staaten zustimmten, ihre Kontrolle nur auf die zwei neuen Atomreaktoren zu beschränken,
    wurde ein Vertrag darüber zwischen Washington und Jerusalem paraffiniert.
    Während der letzten Tage hat eine Delegation von 13 amerikanischen Senatoren unter Führung des demokratischen Senators Ebrahim Ribikov in Jerusalem Gespräche mit Ministerpräsident Yitzhak Rabin, Verteidigungsminister Shimon Peres und Außenminister Yigal Alon über die Frage der Kontrolle israelischer Atomreaktoren geführt.
    Es war der erste Kontakt zwischen Mitgliedern der israelischen Führungsspitze und einer hochrangigen amerikanischen Delegation nach der Wahl Jimmy Carter zum neuen amerikanischen Präsidenten.
    Carter hat in seinen Wahlreden mehrmals betont, dass er die Verbreitung von atomarem Potenzial ohne effektive Kontrolle nicht dulden werde.
    Unter diesem Gesichtspunkt versuchte die Delegation, die israelische Führungsspitze zu überzeugen,
    zur Unterzeichnung des Atomsperrvertrags und Unterwerfung des Atomreaktors in Dimona einer Kontrolle der internationalen Atombehörde zuzustimmen.
    Die Senatorendelegation suchte auch darum an, den Atomreaktor in Dimona besuchen zu dürfen.
    Die Antwort der israelischen Führungsspitze war eindeutig.
    Israel besitzt keine Atomwaffen.
    Israel erkennt prinzipiell den Atomsperrvertrag an, weigert sich jedoch, ihn zu unterzeichnen,
    stalt den Absichten der arabischen Staaten auf diesem Gebiet Misstrauen.
    Soweit Moshe Meisels und jetzt noch zwei Kulturberichte.
    Am kommenden Samstag hat im Akademiedeater in Wien das Schauspiel Die Kleinbürger von Maxim Gorky Premiere.
    Die Inszenierung stammt vom international bekannten Regisseur Dieter Thorn, dem Oberspielleiter der Münchner Kammerspiele, der zuletzt vor allem in Berlin tätig war.
    Mit Dieter Thorn sprach Erich Gabriel.
    Sie haben eine merkwürdige Karriere gemacht.
    Ich kann mich nicht erinnern, dass Sie in irgendeinen Theaterskandal verwickelt waren.
    Bekommt man da nicht den Ruf eines konventionellen Regisseurs, wenn man Stücke so inszeniert, wie sie geschrieben sind?
    Naja, es hat, oder von den verschiedensten Seiten her, gibt es durch immer wieder Angriffe oder Versuche, einen darauf hinzuweisen, dass man vielleicht ein bisschen, ich weiß nicht,
    aggressiver oder einfach mehr für den, mehr für Theater-Heute-Leser inszenieren soll.
    Aber ich bleib da stur dabei, dass das Wichtige am Stück, an einer Theateraufnahme das Stück ist und dass dann die Schauspieler kommen und dass der Regisseur nichts weiter zu tun hat, als zu versuchen, das, was der Autor möchte, sichtbar zu machen.
    Wie sind die Arbeitsverhältnisse in Wien?
    Hier gibt es durch die verschiedenen Abkommen sehr starke Einschränkungen.
    Sind die Verhältnisse ähnlich wie in Berlin, wie in München?
    Nein, man kann in der Bundesrepublik noch... Da steht doch noch mehr die...
    die Probenarbeit und alles was damit zu tun hat im Mittelpunkt, während hier sich schon vorzudrängen beginnen von allen Seiten die Einschränkungen.
    Das habe ich schon gespürt damals bei der Historie, die ich gemacht habe.
    Und das ist jetzt auch so.
    Und das ist, glaube ich, nicht der richtige Weg, um ein gutes Theater zu machen auf die Dauer.
    Ich glaube, da müsste man andere Möglichkeiten finden.
    Es gibt zum Beispiel die Bestimmung, dass ein Schauspieler, wenn er eine Stunde auf seinen Auftritt gewartet hat und bei einer Probe nicht rangekommen ist, dass er dann nach Hause gehen kann.
    Das ist eine ganz unmögliche und völlig sinnlose und eigentlich ganz theaterfremde Erfindung.
    die den Schauspieler eher in der Summe unmündig macht, nicht?
    Und ihn eher zu einem Kamel degradiert.
    Denn man kann dann sagen, dann kommt der Regieassistent und sagt, Sie müssen jetzt den Schauspieler eben mal über die Bühne jagen, weil die Stunde rum ist.
    Und danach kann er wieder eine Stunde warten.
    Das ist doch was Sinnloses, nicht?
    Sie haben zur Feier des Tages inszeniert, das war ein sehr sozial-kritisches Stück.
    Wie kam es dann dazu, die kleinen Bürger, hat man da gesagt, Sie können das, darum machen Sie das auch jetzt?
    Nein, das ist ein Stück, das mich sehr interessiert hat und ich finde, ich habe mir sehr viele Vorstellungen hier angesehen und ich fand, dass es richtig ist, auch die Schauspieler mit genauen, realistischen Situationen und Figuren zu konfrontieren.
    Mir scheint es sehr wichtig zu sein, dass man versucht vom
    vom genauen, beschreibbaren, kleinen auszugehen und da erstmal anzufangen zu arbeiten, genau zu arbeiten.
    Und die nächste Inszenierung ist dann wieder 81 oder 82?
    Nein, die nächste Inszenierung, ich habe, weil mich die Art und Weise, wie Achim Benning versucht, dieses riesige Theater in den Griff zu bekommen, und ich kenne ja die Problematik von großen Theatern, gerade durch meine Arbeit am Schildertheater,
    Die finde ich also faszinierend.
    unterstützenswert und ich habe mit ihm einen mehrjährigen Vertrag bis 81, dass ich jedes Jahr ein Stück hier inszenieren werde.
    Das war ein Gespräch mit Dieter Dorn, dem Regisseur der samstägigen Premiere von Gorkis Kleinbürgern im Wiener Akademietheater.
    Und Dorn war auch der Regisseur der Uraufführung von Thomas Bernhards Schauspiel Die Macht der Gewohnheit 1974 bei den Salzburger Festspielen.
    Gestern nun erlebte dieses Stück seine britische Erstaufführung.
    Heinz Beran berichtet über das Echo.
    Im Guardian ist da gleich einer, Michael Billington, der mitten ins Wesen dieses Dichtes dringt, indem er sagt, faszinierend in seiner Kombination erdnahen Humors und metaphysischer Spekulation.
    darf ich direkt zitieren.
    So also, als ob sich eine verrückte Jazz-Band, eben Spike Jones, mit Beckett und seinen metaphysischen Metaphern zusammengetan hätte.
    Oder später,
    Das Stück tanzt einen ewigen Seiltanz zwischen der Verzweiflung und dem Delirium.
    Aber weil Bernhard sich immer der Lächerlichkeit seines Pessimismus bewusst ist, so wird das Stück Beweis eines erfrischenden und ursprünglichen Talents.
    Irving Wardle in der Times ist mit der Inszenierung unzufrieden, womit er eigentlich allein ist.
    Aber auch er trifft in einem Sinne genau ins Wesen junger österreichischer Dichtung, wenn er, übrigens verbunden mit einer Erwähnung von Wolfgang Bauer, schreibt, Bernhard teile eben mit seinem Kollegen den Impuls, dem erstickenden Gewicht der Tradition seines Landes zu entfliehen, indem er sie schändet.
    Im Daily Express ist Herbert Kretzmer positiv.
    Er versteht, für Bernhard ist das Leben Frustrierung, ein andauerndes Desaster, ein Traum, der nie in Erfüllung gehen kann.
    Kretzmer sagt, das Stück steht in der düsteren, absurdistischen Tradition von Beckett, sehr ähnlich dem Godot.
    Die schlechteste Kritik kommt diesmal von der Financial Times, von B.A.
    Young.
    Ihm kam die Macht der Gewohnheit langweilig und wenig subtil vor.
    Er ist im Gegensatz zu seinem Kollegen von der Times der Meinung, die Regie sei gut gewesen und habe versucht, etwas Humor in die Sache zu bringen.
    Aber Young gibt die Möglichkeit zu, dass, obwohl die Übersetzung sehr gut zu sein scheint, sie doch den Autor nicht richtig vertreten habe, ihn falsch präsentiere.
    Was Young Bernhard vorwirft, ist die Wiederholung der Witze bis sie einem zum Hals herausstehen und das Fehlen echten Dialogs.
    Aber hier wäre zu sagen, dass Bernhard ja tatsächlich der monologistischeste Dramatiker ist, den wir haben.
    Das ist auch akzeptabel, wenn die Regie das versteht.
    Schließlich John Barber im Daily Telegraph.
    Er hat sich gut vorbereitet auf seine Rezension, denn er beginnt mit der alten, vielleicht in England nicht so alten Überzeugung.
    In Österreich sei die Lage hoffnungslos, aber nicht ernst.
    John Barber fand Bernhards poetische Farce, wie er sie nennt, originell und besonders amüsant.
    Heinz Behran berichtete über britische Reaktionen auf die Aufführung des Thomas Bernhard-Stücks-Macht der Gewohnheit im National Theatre in London.
    Und wir schließen vier Minuten vor 13 Uhr mit Kurzmeldungen.
    Österreich.
    Das Finanzministerium hat heute Bilanz der Abgabeneinnahmen der ersten neun Monate dieses Jahres gezogen.
    Demnach sind die Steuereingänge um drei Prozentpunkte unter den Erwartungen geblieben.
    Die größte Steigerung gegenüber 1975 erbrachte die Lohnsteuer bei einem Plus von fast 20 Prozent.
    Bei den Zöllen wurden um 15 Prozent weniger eingenommen.
    Mit der Einvernahme des früheren technischen Direktors des Bauringes, Zöllner, wurde heute Vormittag in Wien der sogenannte Bauring-Prozess fortgesetzt.
    Zöllner sagte aus, dass der Bauring-Aufsichtsratsvorsitzende, Ex-Stadtrat und derzeitiger SPÖ-Klubobmann im Wiener Rathaus, Suttner, den Gemeinderat 1974 eindeutig falsch informiert habe, als er erklärte, er wisse nichts über Bürgschaften des Baurings in der Höhe von 300 Millionen Schilling.
    Österreich.
    Der ehemalige ÖVP-Obmann Witthalm ist heute zum Vorsitzenden des Rentner- und Pensionistenbundes einer Vorfeldorganisation der Volkspartei bestellt worden.
    Wie Witthalm in einem Interview sagte, werde seine Aufgabe sowohl im Dienst an den älteren Menschen als auch im Dienst an der Partei bestehen.
    Alarmierende Tatsachen hat eine Untersuchung von etwa 13.000 Wiener Schülern der ersten Volksschulklasse aufgezeigt.
    Demnach hat nur jedes zweite Kind gesunde Beine und Füße.
    Nur ein Viertel der Kinder weist gesunde Zähne auf.
    Jeder sechste Schüler in Wien hat Haltungsschäden.
    Fast 10 Prozent der Kinder leiden an Sehfehlern.
    Außerdem stellt es sich bei etwa 1.000 Untersuchungen heraus, dass das vegetative Nervensystem labil ist.
    Der Vorsitzende der Journalistengewerkschaft Nenning hat sich an das Innenministerium in Prag gewandt, um Einzelheiten über das Schicksal des ehemaligen Direktors der tschechoslowakischen kommunistischen Parteihochschule Milan Hübl zu erfahren.
    Hübl ist seit viereinhalb Jahren in Merisch-Ostrau inhaftiert und befindet sich seit dem 1.
    November in Hungerstreik.
    Er gilt als einer der bekanntesten Repräsentanten des Prager Frühlings.
    Bundesrepublik Deutschland
    Das Kabinett in Bonn berät heute ein Sonderprogramm des Arbeitsministeriums zur Wiederbeschäftigung von Arbeitslosen.
    Zur Verwirklichung des Planes sollen umgerechnet mehr als 11 Milliarden Schilling bereitgestellt werden.
    Vorgesehen ist unter anderem Arbeitslosen, die zum Wohnsitzwechsel bereit sind, eine finanzielle Hilfe zu gewähren.
    Diese Kurzmeldungen, meine Damen und Herren, standen am Ende unseres heutigen Mittagsschanals.
    Die Redaktion des aktuellen Dienstes meldet sich dann wieder um 18.15 Uhr im Programm Österreich 1 mit dem Abendschanal.
    Für Redaktion und Technik des Mittagsschanals aber verabschiede ich mich.
    Auf Wiederhören.

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    Nachrichten
    Datum: 1976.11.10. [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1976.11.10. [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Bauringprozess: Aussage Zöllner - Suttner hat Gemeinderat falsch informiert
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.10. [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inlandspresseschau: Bauring, Ausschußberatungen Budget, Ladenschluß
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    Datum: 1976.11.10. [Sendedatum]
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    Volksbegeheren für Änderung der Ladenschlußzeiten wird eingeleitet
    Einblendung: Geschäftsführer Goldmann (Herlango)
    Mitwirkende: Kattinger, Matthäus [Gestaltung] , Goldmann, Bernhard [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.10. [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Verhandlungen über Milchpreiserhöhung
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.10. [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Zukunftsprogramm für die österreichische Stahlindustrie
    Einblendung: Generaldirektor Geist
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Geist, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.10. [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz des Obmannes des ÖVP-Renten- und Pensionistenbundes Hermann Withalm
    Interview: Withalm
    Mitwirkende: Freund, Eugen [Gestaltung] , Withalm, Hermann [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.10. [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Streikwelle gegen Sparprogramm der italienischen Regierung
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.10. [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neue Nahostfriedensinitiative von Sadat
    Mitwirkende: Gerner, Hans Peter [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.10. [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Premiere im Akademietheater "Kleinbürger" von Gorki
    Interview: Regisseur Dieter Dorn
    Mitwirkende: Gabriel, Erich [Gestaltung] , Dorn, Dieter [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.10. [Sendedatum]
    Ort: Wien, Akademietheater [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Presseecho auf die gestrige Premiere von Thomas Bernhards "Macht der Gewohnheit" im Londoner National Theater
    Mitwirkende: Beran, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.10. [Sendedatum]
    Ort: London, National Theater [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Kultur ; Medien und Kommunikation ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1976.11.10
    Spieldauer 00:58:58
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse
    Haider, Edgard [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1976.11.10. [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-761110_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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