Mittagsjournal 1977.06.04

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    Rechtliches

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    Das war's dann.
    Aus dem Studio des Mittagsschannals meldet sich Roland Ratschke.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Die wichtigsten Themen des Schannals sind Schlagzeilen.
    Finanzminister Andros zur Wirtschafts- und Finanzfragen vor der Regierungsklausur am Montag.
    Statistisches Zentralamt meldet steigende Lebenserwartung der Österreicher.
    Diskussion um Industrieprojekt Untres Ipsdal.
    Sowjetische Medien stellen den Entwurf der neuen Verfassung vor.
    China will seinen Handel mit dem gemeinsamen Markt verdoppeln.
    Erstmals Einschaltung von Vermittlern im niederländischen Geiseltrauma und im Kulturteil Vorschau auf die Grillbarzer Festspiele auf Burg Forchtenstein.
    Die Jüdin von Toledo steht auf dem Programm.
    Zu Beginn dieses Programms aber jetzt die Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef im Dienst ist Rainer Warnecke, Sprecher Herbert Slavik.
    Österreich.
    FPÖ-Obmann Peter erklärt heute im Pressedienst seiner Partei die freiheitlichen Erwarteten von der Regierungsklausur in der kommenden Woche, dass die Regierung zu allen Problemen ausführlich Stellung nehmen werde, die sie seit Monaten ungelöst vor sich herschiebe.
    Peter verlangt Lösungsvorschläge zum Gesundheits- und Spitalswesen, zur inneren Sicherheit, zur Energiepolitik und zur Stärkung der Konkurrenzfähigkeit der österreichischen Wirtschaft.
    Die Regierung, betont der FPÖ-Obmann Ferner, sei außerdem bis heute die Antwort auf die Fragen nach einer Lohn- und Einkommensteuerreform und nach langfristigen Investitionskonzepten für viele Bereiche der verstaatlichen Industrie schuldig geblieben.
    Der Bildungssprecher der ÖVP, Gruber, wirft heute im Pressedienst seiner Partei Unterrichtsminister Sinowaz Konzeptlosigkeit bei der Einführung der Fünf-Tage-Woche an Volks- und Hauptschulen vor.
    Im Besonderen kritisiert Gruber widersprüchliche Aussagen des Unterrichtsministers in verschiedenen Zeitungsberichten und fordert Sinowaz auf, dem ÖVP-Initiativantrag auf Freigabe des Samstagunterrichts auch an Hauptschulen zu folgen.
    Als Beispiel führt Gruber das Bundesland Oberösterreich an, wo an Volks- und Hauptschulen bei entsprechender Gestaltung der Lehrpläne der Samstag unterrichtsfrei gehalten werden kann.
    Spanien.
    Große Teile Madrids waren heute Vormittag vier Stunden lang ohne Strom.
    Ursache für den Stromausfall waren genau aufeinander abgestimmte Bombenanschläge auf vier Elektrizitätswerke und auf Leitungsmaste.
    Über die Identität der Attentäter liegen noch keine Angaben vor.
    Gestern kam es in einem in Bau befindlichen Atomkraftwerk bei Bilbao zu einer Explosion, durch die ebenfalls erheblicher Sachschaden entstand.
    Berlin.
    Die Westberliner Sozialdemokraten wählen heute auf einem Parteitag einen neuen Landesvorsitzenden.
    Der ehemalige regierende Bürgermeister von Berlin, Schütz, hat heute Vormittag seinen Rücktritt als Landesvorsitzender der SPD erklärt.
    In einer kurzen Ansprache zu Beginn des Parteitages sagte Schütz, dieser Schritt liege in der Logik des Wechsels im Amt des regierenden Bürgermeisters, das jetzt von Dietrich Stobbe ausgeübt wird.
    Stobbe hatte unter Hinweise auf seine Arbeit in der Landesregierung im vergangenen Monat eine Kandidatur für den Vorsitz in der SPD von Westberlin abgelehnt.
    Vereinte Nationen, Frankreich.
    UNO-Generalsekretär Waldheim hat in einer Erklärung den Ausgang des sogenannten Nord-Süd-Dialogs in Paris zwischen Industrie- und Entwicklungsländern bedauert und festgestellt, die Konferenzteilnehmer seien nicht in der Lage gewesen, die vor 18 Monaten gesetzten Ziele zu erreichen.
    Waldheim drückte die Hoffnung aus, dass die Verhandlungen über die Schaffung einer neuen Weltwirtschaftsordnung innerhalb der Vereinten Nationen nun mit neuem Schwung weitergehen.
    Der irakische Erdölminister Karim stellte zu dem mäßigen Ergebnis des Nord-Süd-Dialoges fest, dies könnte sich auf das nächste Treffen der OPEC-Länder negativ auswirken.
    Außerdem kündigte Karim für 1.
    Juli eine Erhöhung des irakischen Ölpreises um 4 bis 5 Prozent an, falls sich die Mitglieder der Organisation Erdöl exportierender Staaten bis dahin nicht auf einen gemeinsamen Preis geeinigt haben.
    Marokko.
    Bis zur Stunde liegen noch keine Ergebnisse über die gestrigen Parlamentswahlen vor.
    Unter den 6,5 Millionen Wahlberechtigten befanden sich erstmals auch die Bewohner der ehemaligen spanischen Saharagebiete.
    Beobachter bezeichneten die Wahlbeteiligung gestern als hoch.
    Bei den Wahlen wurde über die Verteilung von 176 Parlamentssitzen entschieden.
    Insgesamt bewarben sich mehr als 1000 Kandidaten, darunter Ministerpräsident Osman.
    europäische Gemeinschaften.
    Die Volksrepublik China will ihren Handel mit der Neuner-Gemeinschaft ausweiten.
    Repräsentanten der chinesischen Staatsbank haben gestern nach einem Gespräch mit dem für Finanzfragen zuständigen EG-Kommissar Ortoli in Brüssel eine Delegation des gemeinsamen Marktes zu Handelsgesprächen nach Peking eingeladen.
    Nach Japan sind die europäischen Gemeinschaften der zweitgrößte Handelspartner Chinas.
    USA
    Nach Ansicht des ehemaligen Präsidenten Ford wäre es ein Fehler der Vereinigten Staaten, wieder diplomatische Beziehungen zu Kuba aufzunehmen.
    Bei einem Bankett republikanischer Politiker in Houston in Texas bezeichnete Ford Kuba als ein Land, das den Kommunismus verbreitet und erinnerte daran, dass die Regierung Castro in Angola noch immer ein Expeditionskorps von etwa 20.000 Mann stehen habe.
    Die Vereinigten Staaten wollen zu Kuba in spätestens drei Monaten in beschränktem Umfang wieder diplomatische Beziehungen aufnehmen.
    Niederlande.
    In der Geisler-Fähre sollen am Nachmittag Verhandlungen zwischen den Mitgliedern des Kommandos im Eisenbahnzug bei Assen und zwei gestern benannten Vermittlern beginnen.
    Die Vermittler sind die Witwe des 1966 in Indonesien hingerichteten ersten Präsidenten der niemals anerkannten Republik der Südmolukken, Ventje Sumokeel, und der Molukkische Arzt Hassan Tan.
    Die fünf Terroristen mit den vier Geiseln in der Schule in Bovensmilde spielen in der gegenwärtigen Phase der Verhandlungen offenbar keine Rolle.
    Das Ersuchen um Vermittlung ist nur von dem Kommando aus dem Zug gestellt worden.
    Die insgesamt 60 Geiseln befinden sich bereits 13 Tage in der Gewalt der Terroristen.
    USA.
    Ursache für die Brandkatastrophe in einem Nachtclub in Southgate im Bundesstaat Kentucky war ein Kurzschluss in einem Kabel für eine elektrische Pumpe, die einen Dekorationsbrunnen antrieb.
    Bei dem Unglück sind 161 Menschen getötet worden.
    Eine Untersuchungskommission hat festgestellt, dass das Feuer bereits gegen 19 Uhr begonnen hatte, der Alarm aber erst kurz nach 21 Uhr ausgelöst wurde.
    Der Kurzschluss dürfte durch Vibrationen der Pumpe verursacht worden sein.
    Dabei wurde die Isolierung des Kabels zerstört.
    Polen
    Tragische Folgen hatte in einer polnischen Schule die Vorführung einer Handgranate.
    In einer Festhalle der Schule in Przasnij explodierte die aus dem Zweiten Weltkrieg stammende Granate.
    Vier Erwachsene und zwei Kinder wurden schwer verletzt.
    Eines der Opfer starb im Krankenhaus.
    Die Zeitung Sitz hier Warschawy nimmt den Unfall zum Anlass für einen Aufruf, die Gedenkstätten in den Schulen zu überprüfen, ob dort nicht noch mehr scharfe Munition lagere.
    In den sogenannten Räumen des nationalen Gedenkens werden Andenken aus dem Zweiten Weltkrieg gesammelt und ausgestellt.
    Kanada.
    58 Staaten und mehrere internationale Organisationen haben sich in Ottawa über die erste Phase eines weitreichenden Programms geeinigt, durch welches das Vordringen der Wüste Sahara über einen großen Teil des afrikanischen Kontinents zum Stillstand gebracht werden soll.
    Experten schätzen die Kosten für die Aktion auf etwa 50 Milliarden Schilling.
    Die Teilnehmer der Tagung betonten, dass für eine rasche Hilfe für die von neuerlichen Dürreperioden bedrohten Länder Afrikas nicht genügend Mittel zur Verfügung stehen.
    Das waren die Meldungen, nun der Wetterbericht.
    Tiefdruckentwicklungen über Skandinavien sind für Mitteleuropa wetterbestimmend.
    Da die Strömung gegen Nordwest dreht, gelangen nun wesentlich feuchtere Luftmassen in den Alpenraum, sodass die Niederschlagsbereitschaft zugenommen hat.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    An der Alpen-Nordseite ganztägig starke oder geschlossene Bewölkung und vor allem im Nordstau der Gebirge anhaltende Niederschläge.
    Im übrigen Bundesgebiet wechselnd bis stark bewölkt und nur strichweise etwas Regen, später Bewölkungsauflockerung.
    Im Süden auch längere sonnige Abschnitte.
    Winde aus Nord bis Nordwest.
    Nachmittagstemperaturen in den Niederschlagsgebieten 10 bis 15 Grad, sonst 15 bis 20 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 5 bis 10 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Sonntag.
    Im Süden zunächst heiter, im Laufe des Tages Bewölkungszunahme und aufkommende Schauerneigung.
    Im Westen wechselnd bewölkt, im Norden und Osten starke Bewölkung und vor allem in den Staugebieten nördlich der Kalkalpen einige Niederschläge.
    Nordwestliche Winde recht kühl, Tageshöchsttemperaturen meist 10 bis 17 Grad, im Süden bis 21 Grad.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien bedeckt 14 Grad Nordwestwind, Geschwindigkeit 15 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt leichter Regen, 13 Grad Nordwind, 3 Kilometer.
    Linz bedeckt 14 Grad, West 20.
    Salzburg bedeckt Regen 11 Grad, Südwind 3, Innsbruck stark bewölkt 14 Grad, Nordost 5, Bregenz bedeckt 14 Grad, Westwind 5 Kilometer in der Stunde, Graz stark bewölkt 16 Grad, Wind still und Klagenfurt stark bewölkt 17 Grad, Wind still.
    Es ist 10 Minuten nach 12 Uhr.
    Am kommenden Montag treffen die Mitglieder der Bundesregierung und Spitzenfunktionäre der Sozialistischen Partei im niederösterreichischen Herrnstein zu einer Klausurtagung zusammen, bei der vor allem zwei Themenkreise erörtert werden sollen.
    Die Frage der möglichen Verwendung von Atomkraft in Österreich und ein wirtschaftliches Maßnahmenpaket, in dem die Richtlinien für das kommende Budget abgesteckt werden sollen.
    Finanzminister Andrós setzt sich dabei für 1978 den Rahmen einer restriktiven Budgetpolitik und will bei verschiedenen Ausgabenposten zwei bis drei Milliarden Schilling einsparen, wobei die weitere Stabilisierung wirtschaftlicher Entwicklungen auf den Sektoren Budget, Währung, Energiestruktur und so weiter bunt betroffen ist, Einkommenspolitik konzentriert ist.
    Der Minister will beim Budget vor allem Steuerbegünstigungen abbauen und bei Förderungen einsparen.
    Über Einzelheiten führten Hans Adler und Johannes Fischer mit dem Minister das folgende Gespräch.
    Herr Vizekanzler, Sie haben vor der Regierungsklausel in Herrnstein angekündigt, Sie werden ein Maßnahmenpaket dort präsentieren, das im Wesentlichen eine restriktive Budgetpolitik für das Jahr 1978 enthalten wird.
    Können Sie diese Äußerung schon ein bisschen heute präzisieren?
    Ich kann nur zunächst einmal
    ohne den Beratungen der Regierung vorzugreifen, sagen, dass wir gegenwärtig eine Phase konjunktureller Erholung aufzuweisen haben, dass wir eine sehr günstige Beschäftigungssituation aufzuweisen haben und dass wir überdies eine stark sinkende Inflationsrate haben.
    Auf der anderen Seite
    stehen sich nach wie vor Probleme im Budget, die sich aus der Rezessionsbekämpfung ergeben und gilt es andererseits die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft zu gewährleisten, als Voraussetzung auch außenwirtschaftlich das Erreichte abzusichern.
    Und um diese Zielsetzungen anzupeilen, wird es notwendig sein, im nächsten Jahr eine restriktive Budgetpolitik, das heißt, dass eine vorzeitige Steuersenkung nicht wirtschaftlich vertretbar wäre, dass andererseits aber auch aus diesen Gründen keine Steuer- und Tariferhöhungen vorgesehen sind, wohl aber verschiedene Steuerprivilegien, genauer gesagt,
    als nicht mehr zeitgemäß und keineswegs wirtschafts- oder investitionsfördernd in ihrer Wirkung auf ihre Zeitgemäßheit überprüft werden sollen, etwa vorzeitige Abschreibung für importierte
    die zum geringsten Teil, wenn überhaupt, eine Investitionswirkung genau genommen haben, scheint mir durchaus ein Beispiel dafür zu sein.
    Auf der anderen Seite ist größte Zurückhaltung und Sparsamkeit auf der Ausgabenseite notwendig.
    Und hier wird es sicherlich vor allem bei den Förderungsausgaben im Budget, aber auch bei verschiedenen Investitionsausgaben dazu kommen, dass entweder nur sehr geringe Steigerungen akzeptabel sind oder überhaupt keine oder wahrscheinlich in vielen Fällen Kürzungen vorgenommen werden.
    müssen.
    Einmal noch ganz kurz bei den Steuerbegünstigungen und den Durchforstungen derselben, sowie bei den Förderungen, gibt es da konkrete Ansätze, die man sich überlegt, etwa bei der Sparförderung, etwa bei der Wohnbauförderung oder bei anderen Förderungsmaßnahmen?
    Die Sparförderung scheidet aus, weil da haben wir Maßnahmen getroffen im vergangenen Jahr und ein weiterer ist gegenwärtig nicht gedacht und die Wohnbauförderung ist ein Komplex der zweckgebundenen Finanzierung im Bereich der Länder, wo sicherlich keine Änderung vorgesehen ist.
    Noch einmal zu diesen Förderungen.
    Sie haben gesagt, Wombaförderung wird nicht angetastet.
    Gibt es andere Förderungsmaßnahmen, von denen Sie sich vorstellen könnten, dass sie eigentlich schon veraltet sind, dass sie eigentlich nicht mehr zeitgemäß sind und daher, dass man sie eigentlich abbauen müsste?
    Das trifft für keinen Einzelbereich zu, aber es gibt ja Milliardenbeträge von solchen Förderungsausgaben im Budget und bei all diesen, gewissermaßen global gesehen, zunächst einmal linear, also bei allen gleichmäßig muss man trachten, zur größten Zurückhaltung zu kommen, wobei er dann bei der Schlussbesprechung über das Budget ohnehin eine Feinabstimmung noch zu erfolgen hat.
    Ich möchte Sie da schon etwas über den Rahmen des neuen Budgets sagen.
    1978 ursprünglich war geplant, ihn etwa um 10 Prozent zu erweitern.
    Wird das innerhalb der 10-Prozent-Grenze bleiben oder wird man versuchen, darunter zu gehen?
    Es geht zumindest darum, das ist schon schwierig genug und man muss dies dann auch noch verstärken darum, dass Netto-Defizit, also die zusätzliche Schuldenaufnahme, denen ja beträchtliche Investitionen weiterhin gegenüber stehen werden,
    auf dem jetzigen Niveau zu halten, was anteilsmäßig bereits eine Verringerung bedeutet.
    Das heißt, die Verbesserung des Finanzierungsspielraums des Budgets ist ohne Frage eine mehrjährige Aufgabe und für das Jahr 78 soll diese Vorgangsweise, diese sehr schwierige Vorgangsweise darüber
    kann gar kein Zweifel bestehen, der entsprechende Beitrag sein.
    Herr Vizekanzler Androsch, vor zwei Wochen wurde zwischen der Nationalbank und den Banken verhandelt um eine Begrenzung der Privatkreditvergaben.
    Einer der Gründer dafür, die relativ schwierige Lage der Zahlungsbilanz.
    Ein weiterer Grund, die starke Ausweitung der Personalkredite, die möglicherweise die Inflation anheizen könnte.
    Man spricht also von einer Ausweitung der Kredite insgesamt von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr bereits im ersten Quartal dieses Jahres.
    werden sie in der Regierungsklausur für eine Beschränkung der Kreditvergabe durch die Banken eintreten?
    Ich glaube, es dürfte nicht darum gehen, dass die Kredite teurer werden, sondern es wird vor allem darum gehen, dass die Kreditausweitung keine explosive ist, sondern sich in einem normalen, der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung entsprechenden Form nur ausweiten.
    Also die Möglichkeit, sich für die Kredit
    Vergabe Geld bei der Notenbank auszuleihen, wird an gewisse Grenzen gebunden sein.
    Das heißt, eine restriktivere Refinanzierung wird hier notwendig sein, so wie es ja auch wichtig ist, dass man das Geld, das man sich bei der Notenbank ausleiht, nicht allzu billig hergegeben wird und dann durch andere
    Verwendungen dieses Geldes ein rentabler Nutzen gezogen wird, der aber gesamtwirtschaftlich gegenwärtig nicht erwünscht sein kann.
    Das heißt die Banken sollen mehr Investitionen finanzieren und weniger den Privatkundengeld anbieten.
    Das ist gar keine Frage, denn es ist sicherlich auch unsere Aufgabe, unsere Wirtschaftsstruktur zu verbessern in vielen Bereichen.
    Dazu sind beträchtliche Investitionsmittel notwendig und es wäre wünschenswert, wenn das, was sich die Familie Österreich jährlich erspart, also die Geldkapitalbildung, vor allem in diese Bereiche ginge.
    Mit Finanzminister Andros sprachen Hans Adler und Johannes Fischer.
    Die Regierungsklausur auf Schloss Herrnstein ist heute auch Thema von Leitartikeln in den Tageszeitungen.
    Das zweite Hauptthema, die Erhöhung der Autohaftpflichtversicherung um sechs Prozent per ersten August.
    Leopold Esterle hat Auszüge zur Inlandspresseschau zusammengestellt.
    Der Tanz um den brennenden Hut, so nennt Chefredakteur Thomas Korherr in der Wiener Tageszeitung Die Presse seinen Leitartikel zum Thema Regierungsklausur in Herrnstein.
    Korherr schreibt, die Regierungsklausur von Herrnstein ist die vielleicht wichtigste in der Ära Kreisky, jedenfalls in dieser Legislaturperiode.
    Wer sich beispielsweise vor Augen hält, dass Österreich noch 1970 8 Milliarden Schilling für Energieimporte ausgegeben hat, 1973 bereits 10 Milliarden, 1974 nach dem Ölschock 20 Milliarden und im Vorjahr gar 26 Milliarden Schilling, der weiß, worum es geht.
    Man wird demnach von der Regierung bei diesem Anlass erwarten dürfen, dass sie vor allem die Wahrheit sagt.
    Dass sie die Wähler nicht im Unklaren darüber lässt, was in wirtschaftlicher Hinsicht zu erwarten ist.
    Und dass sie mit der Vernunft der Österreicher rechnet.
    Die ist reichlicher vorhanden, als man glauben sollte.
    Nach diesem Zitat aus der Presse nun ein Blick in die oberösterreichischen Nachrichten.
    Auf der Titelseite ist das Herrnsteiner Schlossdach skizziert, auf dem als Karikatur fünf Geier zu sehen sind, die die Aufschriften Atomstrom, Spitäler, Handelsbilanz, Budget und Steuern tragen.
    Der Karikatur entsprechend meinte auch Josef Laschoba in seinem Leitartikel,
    Was an Qualen bei der Klausur zu Gast weilt, das kann sich sehen lassen.
    Atomenergie, Budget und Zahlungsbilanz sind wahrlich dazu angetan, kalten Schrecken einzujagen.
    Und dann, meint LaSchober, so sehr auch die Energiefrage den Nerv der Wirtschaft berührt, die Klausur wird sich weitaus mehr um Budget und Zahlungsbilanz kümmern.
    Gar nicht zu Unrecht.
    Denn völlig ernüchtert spürt längst auch die Öffentlichkeit, dass hier recht unangenehme Entwicklungen drohen.
    Es ist unausweichlich geworden, den Gürtel etwas enger zu schnallen, denn ein Dahinleben gleichsam in Saus und Braus muss geradewegs ins Chaos führen.
    Eben aus diesem Grunde plant Finanzminister Andros empfindliche Maßnahmen, die in das nicht das von der Volkspartei aufgescheuchte Gespenst einer Belastungswelle rechtfertigen.
    Es ist halt an der Zeit, jene Rechnung zu begleichen dafür, dass das Land 1975 vor schweren Schäden verschont blieb.
    Soweit die oberösterreichischen Nachrichten.
    Mit der Erhöhung der Autohaftpflicht um 6% ab August des heurigen Jahres befasst sich ein Kurzkommentar von Erwin Zankl in der kleinen Zeitung Graz.
    Hier liest man Und zur Einführung eines Bonus-Malus-Systems
    dass den unfallfreien Autofahrer mit einer Gutschrift belohnen soll, zitiert der Autor Vizekanzler Androsch.
    Wenn eine Mehrheit dafür ist, dann kommt es, sagt der Finanzminister, zu einer Systemänderung.
    Wenn nicht, dann bleibt alles beim Alten.
    Ich meine, er sollte auch noch eine dritte Möglichkeit ins Auge fassen, eine Freigabe der Prämiengestaltung.
    Dann wird es vermutlich nicht so lange dauern, bis über Schalterpolizen und Bonusmalus entschieden wird.
    Im Kommentar des Salzburger Volksblattes werden Bedenken gegen die Einführung eines Bonus-Malus-Systems vorgebracht.
    Hier liest man.
    Die Autofahrer vermissen schon jetzt nicht selten die Visitenkarte, wenn einer ihnen die Tür an die Karosserie geknallt hat.
    Die Neigung, Namen und Adresse in einem solchen Fall zu hinterlassen, wird, so glauben sie wohl nicht mit Unrecht, durch ein Bonus-Malus-System kaum gefördert.
    Wobei sie keineswegs nach dem Grundsatz denken, dass der Schelm eben denke, wie er sei.
    Denn jeder Autofahrer für sich ist selbstverständlich ein Verkehrskavalier, unter lauter Rowdies.
    Das war die Inlandspresse-Schau.
    In den letzten Tagen hat eine Meldung ziemliches Aufsehen erregt.
    Eine Meldung, aus der hervorging, dass Alkohol, Nikotin, Umweltverschmutzung, das gute Leben im Wohlfahrtsstaat im Allgemeinen
    und Verkehrsunfälle in Kürze dazu führen werden, dass die Lebenserwartung der Österreicher nach langen Jahren konstanten Steigens wieder sinkt.
    Unterdessen hat nun aber das Statistische Zentralamt unter Berufung auf jüngste Untersuchungsergebnisse aus dem Jahr 1975 gemeldet, dass dem nicht so sei.
    Im Gegenteil, aus den Daten des Jahres 1975 gehe hervor, dass die Lebenserwartung nicht unbeträchtlich gestiegen sei.
    Vor allem im Vergleich zum Jahr 1974 meldet das Statistische Zentralamt.
    Markus Sommersacher ist dieser Frage nachgegangen.
    Es scheint, als hätten beide Seiten recht.
    Die einen, die davor warnen, dass die Lebenserwartung sinken könnte, die anderen, die unter Hinweis auf statistische Daten fester Meinung sind, dass das Gegenteil der Fall ist.
    Dass der Österreicher in Zukunft weiter mit einer steigenden Lebenserwartung zu rechnen habe.
    Dieser Widerspruch ist darauf zurückzuführen, dass kurzfristige Vergleiche zwischen zwei oder drei Jahren sehr wohl den Schluss zulassen können, dass die Lebenserwartung steigen oder sinken wird, dass aber andererseits aus einer Veränderung der Sterblichkeitsverhältnisse in einem solchen kurzen Zeitraum nicht ohne weiteres langfristige Trends abgelesen werden dürfen.
    Dies unter anderem deswegen nicht, da die Sterblichkeitsrate durch Grippeepidemien oder etwa die meteorologischen Verhältnisse, also Wetterumstürze oder Witterungsschwankungen, erheblichen Fluktuationen unterliegt.
    Langfristig gesehen entwickelt sich die Lebenserwartung in Österreich nach Untersuchungen des Direktors des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger und Vorstandes des Instituts für Versicherungsmathematik an der Technischen Universität Wien, Professor Karl-Heinz Wolf, folgendermaßen.
    Langfristig haben wir noch immer eine steigende Tendenz der Lebenserwartung.
    In der letzten Zeit insbesondere beschleunigt durch die sinkende Säuglingssterblichkeit und
    Lediglich bei den Männern macht sich schon ein gewisses Stagnieren der Lebenserwartung bemerkbar.
    Das Stagnieren der Zunahme der Lebenserwartung bei den Männern könnte natürlich mit dem schon oft zitierten Stress zusammenhängen.
    Meine persönliche Meinung dazu ist, dass vielleicht Männer stärker unter Erfolgszwang sich fühlen und daher den verstärkten Konkurrenzanforderungen des Berufslebens auch
    nicht so gehärtet und gefestigt gegenüberstehen.
    In Zahlen ausgedrückt sieht das folgendermaßen aus.
    Zwischen 1970 und 72 lag die durchschnittliche Lebenserwartung des Mannes bei 66,6, der Frau bei 73,7 Jahren.
    Aktuellere Zahlen gibt es lediglich aus dem Jahr 1975.
    Hier zeigt es sich aufgrund statistischer Erfahrungen, dass die Lebenserwartung des Mannes seit 1972 auf 67,7 Jahre, jene der Frau sogar auf 74,9 Jahre gestiegen ist.
    Allerdings sind diese Zahlen wieder mit dem Vorbehalt zu sehen, dass sie nur auf ein Jahr bezogen waren und daher nicht sehr aussagekräftig sein können.
    Der neue Präsident der Wiener Ärztekammer, Dozent Hermann Neugebauer, ist freilich der Meinung, dass man die Entwicklung der Lebenserwartung nicht allein von statistischen Grundsätzen her sehen dürfe.
    Es handelt sich nicht darum, ob die Lebenserwartung rein statistisch steigen oder sinken wird.
    Wenn man nämlich heute sagt, dass ein heute Geborener 75 Jahre alt wird, so muss man wohl alles ins Kalkül ziehen, was in diesen 75 Jahren alles geschehen kann.
    Doch die Tatsache, dass zum Beispiel der Zigarettenkonsum ununterbrochen ansteigt und dass wir auch aus letzten Meldungen erst vor wenigen Tagen gehört haben, wie sehr die Lebenserwartung durch Rauchen vermindert werden kann, lässt uns schließen, dass wenn die
    allgemeinen Lebensverhältnisse sich nicht ändern.
    Wenn weiter so viel geraucht wird, wenn die Verkehrsunfälle, die heute Todesraten haben wie ein Krieg, weiter zunehmen, wenn weiter gesündigt wird gegen die Erkenntnisse der modernen Medizin, die Lebenserwartung in den nächsten Jahrzehnten sicherlich rasch abnehmen wird.
    Dem hält Professor Wolf vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger wieder entgegen.
    Sicherlich ist die Fettleibigkeit, ist gesteigerter Nikotinkonsum und so weiter.
    Das sind alles Risikofaktoren, die sich auf die Lebenserwartung, auf die Sterblichkeit negativ auswirken.
    Nicht unbedingt gilt das gleiche interessanterweise für Unfälle, denn hier haben wir in den letzten Jahren doch einen beträchtlichen Rückgang zu verzeichnen.
    Es hand sich also hier um einander entgegenstehende
    Entwicklungen und wir sehen nur die gemeinsame Komponente.
    Ob insgesamt die Sterblichkeit zunimmt oder abnimmt, hängt jetzt davon ab, welche Komponente überwiegt.
    Wolf meint, dass für solche Prognosen über die Lebenserwartung erst viel umfangreichere Untersuchungen und Erhebungen notwendig wären, um wissenschaftlich exakte Vorhersagen stellen zu können.
    Er ist der Meinung, dass es langfristig gesehen gelingen müsste, in Österreich die Lebenserwartung weiter zu erhöhen.
    Und zwar nicht nur durch einen weiteren Rückgang der Säuglingssterblichkeit, sondern auch durch präventive Maßnahmen in höherem Alter.
    Er weist zur Untermauerung seiner Ansicht darauf hin, dass Österreich mit der Rate seiner Sterbewahrscheinlichkeit immer noch höher liegt als zum Beispiel die Schweiz.
    Das war ein Beitrag von Markus Sommersacher.
    Es ist in zwei Minuten halb eins.
    Die sowjetischen Zeitungen sind heute weitgehend einem einzigen Thema gewidmet.
    Auf fünf Seiten wird der Entwurf für die neue Verfassung der Sowjetunion abgedruckt.
    Sie ist die vierte Verfassung in der Geschichte des Landes und sie soll im Herbst rechtzeitig zum 60.
    Jahrestag der Oktoberrevolution in Kraft gesetzt werden.
    Gleichzeitig wird es eine Art Denkmal für den Parteichef Brezhnev bilden.
    In den kommenden Monaten soll die neue Verfassung im ganzen Land diskutiert werden.
    Die Kreml-Führung will offenbar den Eindruck erwecken, als ob der Rückhalt weiter Kreise der Bevölkerung vorhanden wäre.
    Hören Sie unseren Korrespondenten Erhard Tutu aus Moskau.
    Es ist eine Verfassung, die, wie Brezhnev angekündigt hat,
    dem derzeitigen Entwicklungsstand der Sowjetgesellschaft Rechnung trägt.
    Sie berücksichtigt, wie es in der Präambel heißt, den tiefen sozialen und wirtschaftlichen Wandel der Gesellschaft, die der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen ein für allemal ein Ende gesetzt, den Antagonismus der Klassen und die nationalen Feindschaften aufgehoben haben.
    Sie garantieren die echte Demokratie für die Arbeitermassen.
    Der in der internationalen kommunistischen Bewegung umstrittene Terminus der Diktatur des Proletariates ist aus der Verfassung entfernt und die Begründung dafür steht im Entwurf wörtlich.
    Der sowjetische Staat ist ein Staat des gesamten Volkes, nachdem die Aufgabe der Diktatur des Proletariates erführt worden ist.
    Dieser Satz gilt ausdrücklich für den Sowjetstaat, der in seiner Entwicklung
    das vorübergehende Stadium der Diktatur des Proletariates überwunden hat und in seiner Gesamtheit der verheißenen kommunistischen Gesellschaft nahegekommen ist.
    Das will aber nicht heißen, dass die Sowjetunion den Programmen anderer kommunistischer Parteien, wie etwa der französischen, zustimmt, die den umstrittenen Ausdruck eliminiert haben.
    Brezhnev hat in der neuen Verfassung, die seinen Namen tragen wird, den Grundstein dafür gelegt,
    dass er die beiden Ämter des Parteichefs und des Staatschefs vereinigen kann.
    Das höchste Organ des Sowjetstaates ist wie bisher der oberste Sowjet, geführt von seinem Präsidium.
    Dem Präsidenten des Präsidiums des obersten Sowjets, also dem Staatschef, wird, und das ist eine Neuerung, ein erster Vizepräsident beigegeben, eine Entlastungsfunktion für den Staatspräsidenten, der zugleich den Parteivorsitz führen wird.
    Größtes Augenmerk ist in der Verfassung den Menschenrechten, wie übrigens in der stalinistischen Verfassung auch zugewendet.
    Die Gleichheit aller Sowjetbürger vor dem Gesetz ist garantiert, wörtlich, in Übereinstimmung mit den Interessen der Werktätigen und zur Stärkung des sozialistischen Systems wird allen Bürgern der Sowjetunion das Recht der Rede, Presse, Versammlungsfreiheit zuerkannt.
    ferner das Recht von Straßenumzügen und Demonstrationen.
    In Artikel 52 Gewissensfreiheit heißt es, das Recht irgendeiner Religion anzugehören, religiöse Riten auszuüben oder auch nicht auszuüben, atheistische Propaganda zu betreiben, wird allen Bürgern der Sowjetunion zu erkannt.
    Die Anerkennung der Menschenrechte ist allerdings mit einer Klausel versehen, die alle diese Rechte wieder in Frage stellt, dann nämlich
    wenn sie den Parteiauftrag verletzen.
    Wirklich, die Ausübung von Rechten und Freiheiten darf nicht die Interessen der Gesellschaft und des Staates verletzen und die Rechte anderer Bürger.
    Die allmächtige und einzigartige Rolle der Partei im Sowjetstaat ist ebenso im Grundgesetzentwurf verankert.
    Die Partei ist wörtlich die leitende und führende Kraft der sowjetischen Gesellschaft
    und der Kern des politischen Systems aller staatlichen und öffentlichen Organisationen.
    Damit geht die neue Verfassung über Stalins Formulierung hinaus, die er die Partei als das Herz aller Organisationen des Arbeitervolkes bezeichnet hat.
    Erhard Hutter analysierte die neue geplante sowjetische Verfassung.
    Die Normalisierung der politischen Verhältnisse in China wirkt sich auch auf die Auslandsbeziehungen des bevölkerungsreichsten Landes der Welt aus.
    Eine chinesische Delegation ist zurzeit in Brüssel und verhandelt über die Wirtschaftsbeziehungen mit den europäischen Gemeinschaften.
    Gegenwärtig tauschen China und die Länder der EG Waren im Wert von umgerechnet 40 Milliarden Schilling im Jahr aus.
    In Zukunft soll es einen Rahmenvertrag geben, der ein Handelsvolumen zwischen 80 und 100 Milliarden Schilling vorsieht, also das Doppelte oder sogar darüber.
    Die EG würden damit Japan von seinem Platz als größter Handelspartner Chinas verdrängen.
    Die Chinesen verfolgen mit dieser Politik mehrere Absichten.
    Einmal passt sie in ihre antisowjetische Linie, denn Peking hat nie in einem Zweifel aufgelassen, dass die EG in den Augen Chinas der wichtigste Gegenpol zur Sowjetunion in Europa ist.
    Zum anderen hat China aber auch selbst ein ehrgeiziges Ausbauprogramm.
    Die Industrieproduktion soll verdoppelt werden, die Landwirtschaft mechanisiert.
    In etwa zwei Jahrzehnten will China eine Wirtschaftsgroßmacht sein.
    Nähere Details über das Verhältnis EG-China berichtet nun Klaus Emmerich.
    In Brüssel wird es als bezeichnend gewertet, dass diese große Zukunftsvision in einer Form vorgetragen wird, die scheinbar kapitalistisch ist.
    Die Bank of China hat ihren Generalsekretär Pu Ming mit einer stattlichen Expertendelegation nach London, Bonn, Basel und nun Brüssel geschickt, um dort, also wohl bewusst in den Zentren westlichen Kapitalismus, Kontakte zunächst von Bank zu Bank zu knüpfen.
    Die Gesprächspartner der Rot-Chinesen mussten dabei den Eindruck gewinnen, dass man in Peking auch außenwirtschaftlich zu neuen Ufern streckt.
    Auch bei den Brüsseler Gesprächen mit der EG machen die Chinesen, die noch zu Mao-Zeiten diskreten Kontakt zu Westeuropa im Allgemeinen und zur EG-Diplomatie im Besonderen, pflegten kein Hehl daraus.
    Die Entmachtung der sogenannten Vierer-Bande vom letzten Herbst soll auch handelspolitisch so ihre Konsequenzen haben.
    Peking möchte sich außenwirtschaftlich gegenüber den westlichen Industrieländern weiter öffnen.
    Diese Öffnung kann, das zeigen die weitgespannten Gespräche deutlich, beiderseits bemerkenswerte Vorteile bringen.
    Peking möchte die Außenhandelsquote systematisch von derzeit 5 bis 6 auf mindestens 10 Prozent steigern.
    Der Außenhandel soll im Agrar- und Industriebereich mehr Güter umfassen und später auch zu gegenseitigen Ergänzungslieferungen im Sinne einer dauerhaften Kooperation geraten.
    dass und wie Rotkina gegenüber dem Westen derzeit eine bewusste Öffnung vollzieht, erkennen Banker und Wirtschaftsdiplomaten auch in einem anderen Beispiel.
    Die Bank of China, die es jahrelang als unter ihrer Würde bezeichnende Kreditgeschäfte mit dem Westen abzuschließen, hat jetzt plötzlich und intensiv Interesse an Exportkrediten der Westeuropäer.
    Schon wird über konkrete Vertragsabschlüsse in Milliardenhöhe gesprochen, wobei man auf westeuropäischer Seite glaubt,
    dass sich in Peking die Betrachtungsweise aus mehreren Gründen geändert haben könnte.
    Die politische Umstellung verspricht eine gewisse Liberalisierung.
    Alte Planungsfehler sollen überwunden, Naturkatastrophen ausgeglichen, also gewisse Mangelerscheinungen ausgeschlossen werden.
    Und der 800-Millionen-Markt ist systematisch in Richtung chinesische Exporte, aber auch chinesische Importe zu erschließen.
    Dass dieser Vorgang für Europa ganz allgemein gerade jetzt
    oder Nord-Süd-Dialog in einer Sackgasse geendet hat, wie ein befreiender Schlag zumindest psychologisch wirken kann, zeigen zwei Perspektiven.
    Erstens, der Zukaufbedarf Rot-Chinas, das sich seit jeher als besonderes Vertragsstreuer erwiesen hat bei Ausrüstungen, Maschinen, chemischen Erzeugnissen oder auch Spezialitäten ansehnlichen Ausmaßes, wie der Bau von nicht weniger als 40 Seehäfen während der nächsten fünf Jahre zeigt.
    Andererseits kommen auf der Pekinger Exportseite zu den traditionellen chinesischen Angeboten wie Metalle, Baumwolle oder bestimmte Agrarzeugnisse, für die eine regelrechte Exportoffensive gestartet wird, jetzt etwas ganz Besonderes, Erdöl.
    Die Volksrepublik China fördert derzeit mehr als 100 Millionen Tonnen Öl im Jahr.
    Das ist mehr als Kuwait oder halb so viel wie derzeit Persien.
    In den 80er Jahren sollen es mindestens 200 Millionen Tonnen sein mit entsprechenden Exporten zu entsprechenden Preisen.
    Dann will China als neuer Ölriese mindestens 50 bis 80 Millionen Tonnen im Jahr ausführen, ebenso viel wie heute Algerien oder halb so viel wie heute Venezuela.
    Peking signalisiert im Fall des Falles einer neuen OPEC-Liefersperre größere Ölmengen bei größerem Entgegenkommen der Europäer.
    Balsam also auf die Wunden nach dem Kampf im Nord-Süd-Dialog ausgerechnet aus Peking.
    Das war ein Bericht von Klaus Emmerich.
    Chinas Wirtschaft soll also auf neue Grundlagen gestellt werden.
    Die Pekinger Volkszeitung, das Zentralorgan der kommunistischen Partei, hat unlängst in einem Leitartikel überraschend zugunsten leistungsgerechter Löhne für die Arbeiter Stellung genommen.
    Immer öfter befassen sich die Massenmedien mit den Problemen der wirtschaftlichen Gesundung des Landes.
    Planungsminister Yu-Ju Lee hat auch bereits eine nationale Konferenz über die Themen Arbeitsmarkt und Entlohnung angekündigt.
    Das sind nach den ideologischen Stürmen der letzten Jahre neue Akzente.
    Harry Sichrovsky hat kürzlich einen mehrwöchigen Studienaufenthalt in China verbracht.
    Im folgenden Beitrag fasst er seine Beobachtungen zu diesen Problemen zusammen.
    In der Maschinenfabrik Nr.
    1 in Canton wird mir berichtet, dass es jetzt wieder Prämien in Form von Bargeld anstatt in Sachwerten gibt.
    In einer Arbeitersiedlung in Shanghai verkündet eine junge Arbeiterin stolz, dass sie jetzt auf ein Moped spare, nachdem sie bereits ein Fahrrad besitze.
    Beide Episoden sind symptomatisch für die Atmosphäre, die seit der Amtsübernahme Hua-Kuo-Fengs und seit der Entmachtung der Viererbande China beherrscht.
    Der Akzent liegt eindeutig auf Ruhe, Ordnung, auf Disziplin und Produktion.
    Man scheint, zumindest für eine längere Weile, genug zu haben von Rebellionen, Revolutionen, Experimenten, von Unruhe und Unordnung, die seit zehn Jahren die Wirtschaft schwer in Mitleidenschaft gezogen haben.
    Die ständigen politischen Säuberungen haben Unsicherheit und Verwirrung geschaffen.
    Es genügt eben nicht mehr, für Fehler und Unzulänglichkeiten Prügelknaben in der Gestalt entmachteter Politiker verantwortlich zu machen.
    Die Viererbande unter dem Kommando der Mao-Widwe Jiang Jing hat das Maß voll gemacht, indem sie die Indoktrinierung und Ideologisierung so weit trieb, dass die manuelle Arbeit in den Betrieben vielfach zur verhöhnten Farce wurde.
    Das andere Extrem war die These des nun wieder rehabilitierten, aber noch nicht zu würden zurückgekehrten Deng Xiaoping, dessen Wahlspruch berühmt wurde, egal ob die Katze weiß oder schwarz ist, Hauptsache, dass sie Mäuse fängt.
    Diese These aber dürfte eine wesentliche Grundlage des Testaments des verstorbenen Ministerpräsidenten Zhou Enlai bleiben, das heute Kern des Regierungsprogramms ist.
    Bis zur Jahrtausendwende China zu einer Industriemacht zu entwickeln durch die vier Modernisierungen in der Landwirtschaft, Industrie, Wissenschaft und Technik sowie in der Landesverteidigung.
    Die Masse der Bevölkerung ist offenbar nur zu gern bereit, auf diesem Weg mitzugehen, aber sie verlangt eine längstfällige Erhöhung des Lebensstandards und die wird ihr auch von der Staats- und Parteiführung versprochen.
    Hier taucht nun das Problem der Löhne auf, die seit mindestens 15 Jahren nicht erhöht wurden.
    Allerdings ist auch das Preisgefüge stabil geblieben.
    Für viele Konsumartikel wurden die Preise sogar gesenkt.
    China gehört noch immer zu den wenigen Ländern der Welt, die weder Inflation noch Auslandsverschuldung kennen.
    Das Lohngefälle ist im Sinne der Gleichheitspolitik Maos gering.
    Der Arbeiter verdient kaum weniger als der Direktor seiner Fabrik.
    Der Chefarzt eines Spitals nicht viel mehr als die Krankenschwester.
    Wie immer, eine allgemeine Anhebung der Löhne müsste von der entsprechenden Produktionssteigerung begleitet sein, will man inflationären Tendenzen weiterhin ausweichen.
    Der berühmte Kampf der zwei Linien, der in den chinesischen Massenmedien immer wieder auftaucht, offenbart sich, auf seinen Kern reduziert, etwa so.
    China kann unmöglich moderne Industriemacht werden, ohne sich nicht zumindest elementar zur Konsumgesellschaft zu entwickeln.
    Mit allen Lasten und Problemen, die eben dazugehören.
    Gleichzeitig war Mao Zedong bemüht, sein Lebenswerk der Schaffung des neuen Menschen zu verwirklichen.
    Eines Menschen, der von Selbstlosigkeit, Verzicht auf materielle Interessen, Opferbereitschaft und Hingabe für die Allgemeinheit gezeichnet ist.
    Diesem Ziel diente letzten Endes die Kulturrevolution.
    Und Mao war bereit, für diese Vision, zumindest zeitweise, auf den wirtschaftlichen Fortschritt zu verzichten.
    Seine Erben sind es offenbar nicht.
    Sie müssen versuchen, den Widerspruch unter Wahrung des Maoischen Testaments zu lösen.
    Das ist das Problem, vor dem die neue Führung Chinas steht.
    Das war ein Beitrag von Harry Sichrovsky.
    In den Niederlanden geht die zweite Woche des Dramas um Geiseln und südmolukische Terroristen zu Ende.
    Das einzige Neue der vergangenen Tage, die Terroristen haben sich mit den Behörden auf zwei Menschen ihres Vertrauens als Vermittler geeinigt.
    Vielfach wird das als Zeichen gewertet, dass sie nicht mehr lange aushalten werden.
    Auch die erste Kapperung eines Zuges durch Südmolukka vor zwei Jahren hat ungefähr 14 Tage gedauert.
    Aus dem Krisenzentrum in Assen meldet sich jetzt Gerd Höler.
    Zum zweiten Mal werden heute die beiden Vermittler, Frau Sumukil und Dr. Tan, mit den Terroristen im Zug bei de Punt Kontakt aufnehmen.
    Während journalistische Beobachter hier in Assen von einem bedeutsamen neuen Stadium in der zweifachen Geiselaffäre sprechen, warnte Premierminister Den Eul in Den Haag vor allzu großem Optimismus.
    Das Zustandekommen der Vermittlungsgespräche sei zwar ein Lichtblick, eine denkbare Möglichkeit zu einem befriedigenden Abschluss zu gelangen, von einem Durchbruch jedoch will man in Den Haag noch nicht sprechen.
    Welche Erfolgsaussichten die heute fortzusetzenden Vermittlungsgespräche haben, hängt nicht unwesentlich vom Verhandlungsgeschick jener beiden Vermittler ab, auf die man sich gestern geeinigt hat.
    Diese Einigung kam offenbar zustande, nachdem Südmolukka und Krisenstab wechselseitig je eine Kontaktperson vorgeschlagen und eine andere akzeptiert hatten.
    Auf Vorschlag der Terroristen verhandelt nun die 64-jährige Frau Sumokil, Witwe jenes ersten Präsidenten der Südmolokischen Republik, die nur ein Jahr lang existierte und 1950 durch das Regime Sukarno liquidiert wurde.
    Dr. Chris Sumokil setzte seinen Befreiungskampf aus dem Untergrund fort, wurde bei einer Guerilla-Aktion im Jahre 1966 von Regierungstruppen gefangen genommen und exekutiert.
    Seine Witwe verhandelte schon im Dezember 1975 mit den Geiselgangstern von Beilen.
    Ihr war es unter anderem zu verdanken, dass die Terroristen damals aufgaben.
    Dr. Hassan Tan ist hier in De Punt der andere von der Regierung vorgeschlagene Gesprächspartner.
    Der jetzt 56-Jährige kam 1947 von den Südmolukken in die Niederlande, studierte Medizin an der Universität Leiden und kam 1969 nach Assen.
    Einige Jahre lang praktizierte er hier.
    Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass er viele der Südmolukker im Zug von Kindesbeinen an kennt.
    Hassan Tan war bis zum Jahre 1973 im Kabinett des Exilpräsidenten Manusama, Minister für Soziales und Gesundheit.
    Dieser Umstand scheint ihn in den Augen der Südmolukka zum akzeptablen Gesprächspartner zu machen.
    Von seinen persönlichen Beziehungen zu den Geiselnehmern verspricht sich die Regierung offenbar besonders viel.
    Noch ist offen, in welcher Form die Vermittlungsgespräche vonstatten gehen sollen.
    Nach dem ersten Telefonkontakt am gestrigen Nachmittag gab es heute Mittag einen weiteren.
    Ob eine der beiden Seiten auf einen direkten Kontakt am oder im Zug dringen wird, bleibt ungewiss.
    Denkbar wäre, dass die Terroristen auf diese Weise ihre zunehmende Isolation durchbrechen möchten.
    Denkbar wäre auch, dass sich die niederländische Regierung von direkten Gesprächen bessere Einigungschancen verspricht.
    Doch mit Prognosen ist man hier sehr zurückhaltend.
    Vor allem, weil sich die Verhältnisse im Zug während der letzten Tage etwas gebessert haben, jedenfalls was die Versorgung mit Essen, Reinigungsmitteln und Kleidung angeht, mag niemand ein rasches Ende prophezeien.
    Doch die Geduld der Behörden, so sagte Regierungssprecher van Leeuwen, ist nicht grenzenlos.
    Irgendwann, so meinte er, kommt der Zeitpunkt, an dem, auch im Interesse der seit nun 13 Tagen gefangenen Geiseln, weitere Gespräche sinnlos werden.
    Wann diese Grenze des Zumutbaren erreicht, wann sie überschritten ist, wollte der Krisenstab allerdings nicht sagen.
    Und auch nicht, was denn dann zu geschehen habe.
    Aber vier Kilometer nördlich des gekaperten Intercity-Triebwagens steht immer noch der Panzerzug der niederländischen Armee.
    Reporter war Gerd Höhler.
    In einer halben Minute ist es dreiviertel eins.
    und Arbeitsplatzprobleme des mittleren Ibstals statt.
    Diese an sich regionale Enquete gewinnt an Bedeutung, wenn man weiß, dass in diesem Raum das umstrittene Projekt einer Sulfat-Zellstoff-Fabrik verwirklicht werden soll.
    Darüber hinaus sollen im mittleren Ibstal ähnliche Struktur- und regionalpolitische Maßnahmen gesetzt werden, wie in den Gebieten Eichfeld-Murboden und Feuzberg in der Steiermark.
    Aus Kematten meldet sich jetzt Matthäus Katinger.
    Über eines waren sich alle Teilnehmer dieser Enquete über Struktur- und Arbeitsplatzprobleme des mittleren Ybbstalles einig.
    Das Gebiet zwischen Amstetten und Weidhofen mit seinen 45.000 Bewohnern wird in den nächsten Jahren zum Problemgebiet werden.
    Zum Problemgebiet deshalb, weil bis 1981 in diesem Gebiet
    5.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden müssen.
    Erstens kommen zahlreiche Arbeitskräfte aus der Land- und Forstwirtschaft, außerdem noch das zusätzliche Angebot an Lehrlingen.
    Ein Problemgebiet aber auch, weil zwischen Amstetten und Weidhofen gerade Betriebe aus Problembranchen angesiedelt sind.
    Edelstahl, Buntmetall, aber auch Papier.
    Staatssekretär Weselsky, für Regional- und Strukturpolitik zuständig, nannte als Hauptursache der Schwierigkeiten die Zusammenballung von Branchen und Strukturproblemen.
    Die Übstalwerke der Vereinigten Edelstahlwerke beschäftigen derzeit etwa 1400 Arbeitskräfte.
    Der Beschäftigtenstand konnte gehalten werden, trotz eines Produktionsrückgangs von 20 Prozent im vergangenen Jahr.
    Und Weselsky kam dann auf das neben dem Austro-Porsche-Werk momentan umstrittenste Projekt der österreichischen Wirtschaftspolitik zu sprechen.
    Auf den Bau einer Zellstofffabrik im Raume des Übstales.
    Mit dieser Zellstofffabrik soll für die beiden roten Zahlen Papierfabriken Neuesiedler und Welser der nötige Zellstoff, also das Vorprodukt für die Papiererzeugung hergestellt werden.
    Beschäftigt werden könnten in dieser Fabrik etwa 300 Arbeitskräfte bei Kosten von 3,7 Milliarden Schilling.
    Ergibt pro Arbeitsplatz Kosten von mehr als 10 Millionen Schilling.
    Dass man sich jedoch in der Bundesregierung bereits für das Projekt entschieden haben dürfte, lassen die Ausführungen Weselskis erahnen.
    Die Verwirklichung dieses Projektes würde uns handelsbilanzpolitische Vorteile sichern, strukturpolitische Vorteile ermöglichen.
    Die Verwirklichung dieses Projektes würde arbeitsmarktpolitisch richtig liegen und raumplanerisch, regionalpolitisch.
    Nun fragt man sich, wenn all das dafür spricht, warum haben wir es noch nicht gemacht?
    Nun ja, es gibt auch immer wiederum selbstverständlich Hinderungsfaktoren, die reichen von der lieben Konkurrenz bis hinüber auch zu fragen, wie kann man hier vorgehen und wie kann man
    finanzieren.
    Von den 3,7 Milliarden müssen aber zunächst 20 Prozent Eigenmittel aufgebracht werden, also etwa 740 Millionen Schilling.
    Neusiedler und Wälser werden dies sicherlich nicht können.
    Und ob die dem niederösterreichischen Wald nahestehenden Genossenschaften, also die Raiffeisenkassen, das Geld aufbringen, ist mehr als zweifelhaft.
    Gerade diese Aufbringung der privaten Eigenmittel aber machte der Vorsitzende der Gewerkschaft Chemie, der Abgeordnete Teschl, zur Grundbedingung für die staatliche Förderung des Projektes.
    Staatssekretär Weselski stellte dazu fest, der ERP-Fonds könne zwar Förderungsmittel zur Verfügung stellen, doch diese reichten bei weitem nicht aus.
    Hier müsste man sich bei der Regierungsklausur am kommenden Montag Gedanken über neue Investitionsimpulse machen.
    Über ein Industrieprojekt im mittleren Ibstal berichtete Matthäus Katinger.
    Heute Abend findet im Wiener Konzerthaus im Rahmen der Wiener Festwochen ein Konzert statt, das einem bedeutenden Werk zeitgenössischer österreichischer Musik gewidmet ist.
    Friedrich Zerha bringt mit dem ORF-Sinfonieorchester seine aus sieben Teilen bestehende Komposition »Spiegel« zur Aufführung.
    Die Komposition, 1960-61 konzipiert und 1972 abgeschlossen, ist bisher erst einmal, und zwar beim steirischen Herbst, vollständig aufgeführt worden.
    Friedrich Zerhaar hat 1950 das Ensemble Die Reihe gegründet, das sich vor allem der Pflege der neueren Wiener Schule, also der 2. und 3.
    Wiener Schule widmet.
    Mit dem Komponisten sprach Brigitte Hofer.
    Herr Dr. Zerhaar, die Partitur Ihrer Spiegelkomposition ist sehr schwierig.
    Um einem Hörer eine Einführung zu geben in Ihr Werk, wie würden Sie das selber charakterisieren?
    Welche Stilmittel haben Sie dabei angewendet?
    Ja, stilistisch kommen die Spiegel aus Tendenzen Ende der 50er Jahre heraus.
    Wahrscheinlich habe ich sie doch auch stark selbst mitgeprägt damals.
    Es wird mit Klangflächen operiert, es gibt also keine vereinzelte melodische Linie, es gibt keine thematische Arbeit.
    Ich denke aber zum Unterschied von
    vielen anderen Kompositionen aus dieser Zeit oder später, ist die Klangfläche nicht ein Effekt, sondern es wird mit Veränderungen im Klang und Veränderungen von Bewegung geformt.
    Es werden also Formen mit diesen Mitteln gebaut.
    Könnte man sagen, dass Sie den einzelnen Teilen ein Programm unterlegt haben?
    Das kann man eigentlich nicht sagen.
    Es gab von Anfang an für mich in diesem Stück zwei Ebenen.
    Eine absolut musikalische und eine visuelle, also eine optische Ebene und das führte
    sofort auch zum dem Unternehmenspiegel als Bühnenstück.
    Es gibt ja dafür ein ausgearbeitetes Libretto, das allerdings bisher nicht realisiert wurde.
    Die Gründe, warum eine solche Realisation schwierig ist, liegen
    darin, dass eigentlich heute niemand für so etwas zuständig ist, denn es gibt also keine Sprache, es gibt keinen Gesang da drinnen, gäbe es also in einem heutigen Opernhaus noch den Tanz, den Choreografen, aber es soll ja auch nicht eigentlich getanzt werden.
    Man hört überhaupt, dass Sie der Meinung sind, dass Sie mit dieser Komposition irgendeinen Endpunkt in ihrer Entwicklung erreicht haben und jetzt einen neuen Beginn setzen wollen, mit einer neuen Form der Komposition.
    Auf welche Linie liegt die oder soll die liegen?
    Ja, so gesagt ist das nicht ganz richtig.
    Mein Anspruch ans Komponieren ist halt der gleiche wie in den Spiegeln.
    Ich habe ja auch dort nach absolut musikalischen Gesichtspunkten Musik geformt.
    Das sind nur die Mittel.
    heute andere geworden.
    Und ich bin der Meinung, dass es heute sinnvoll ist, allenfalls auch, um einen gangbaren Weg in die Zukunft zu finden, einen Schritt zurückzutun.
    In meinem letzten Stück zum Beispiel habe ich mich mit dem Reinigungsprozess auseinandergesetzt, denn Satie führt seine Zeit
    geleistet hat und versucht oder abgetastet die Möglichkeiten heute in der Richtung etwas zu unternehmen.
    In meiner Sinfonie, in dem davor liegenden Stück, bin ich, wenn Sie wollen, nach Webern zurückgegangen und habe versucht von dort aus einen Weg in die Zukunft zu finden.
    der anders verläuft, als eben der historische Entwicklungsprozess von Webern weggelaufen ist.
    Das Gespräch mit dem Komponisten Friedrich Zerha führte Brigitte Hofer.
    Heute Abend hat auf Burg Forchtenstein im Burgenland bei den burgenländischen Festspielen Grillpazers wenig gespieltes Stück »Die Jüdin von Toledo« Premiere.
    Die Aufführungen finden bis einschließlich 3.
    Juli jeweils Samstag und Sonntag statt.
    Mitwirkende sind Christine Kaufmann, Anita Lochnern, Jeti Speiser, Hartmut Becker, Walter Reier, Guido Wieland und Klaus-Maria Brandauer, der auch Regie führt.
    Walter Gellert sprach mit dem Regisseur.
    Herr Brandauer, Sie inszenieren heuer in Feuchtenstein die Jüdin von Toledo von Grillparzer.
    Sie spielen aber auch eine Hauptrolle und die Bearbeitung für diese Aufführung stammt auch von Ihnen.
    Was kann man an so einem Stück bearbeiten?
    Wenn Sie überlegen, wie alt das Stück ist und was in der Zwischenzeit passiert ist und wenn Sie überlegen, was wir mit Euripides oder Aristophanes oder sogar mit Shakespeare machen,
    es einfach auf eine heutige Fassung bringen, so ist das auch bei Krill-Pazza möglich und auch erlaubt.
    Denn Theater ist nicht Literatur.
    Theater ist eine lebendige Form von Spiel, Wiederspiel, Spiegelung,
    die just in dem Moment, wo man es macht, und just in der Zeit, in der man sie spielt, eine andere Relevanz hat, als damals, als der Autor es geschrieben hat.
    Wir schreiben heute 1977, Sie können, das ist ganz evident, man kann es ganz platt ausdrücken, wenn Sie das Thema nehmen, Juden, Christen, Mauren, dass dieses Thema hier streift, unser Stück streift,
    dann ist es doch klar, dass nach dem, was wir, nehmen wir mal nur die Judenfrage, in den letzten Jahrzehnten, in diesem Jahrhundert passiert ist, seit Grillparzer, dass man da einen anderen Standpunkt herausfiltern muss, als vielleicht damals.
    Worin liegt nun die Bearbeitung an diesem Stück, wenn man das vielleicht an einem konkreten Beispiel erläutern könnte?
    Ich habe vor allen Dingen
    den Schluss sehr verändert.
    Wenn Sie sich vorstellen, dass nachdem ein junges Mädchen, das die Begeisterung des Königs hervorruft, umgebracht wurde, dass an diesem Schluss, an dem Stück dann, der Vater einen Verzweiflungsruf den König und dem ganzen Hof zuruft, die Esther, die Schwester von der Ermordeten,
    diese Christenmenschen entschuldigt und dann der Vater, nachdem alles, was geschehen ist, sagt, wo ist mein Geld?
    So kann ich 1977 und will ich nicht diesen Schluss so belassen.
    Wir haben genau das, was ich in diesem Stück vermeiden will.
    Eine Rasse, eine Gruppe von Menschen,
    verunglimpft.
    Und darum kann es nicht gehen.
    In diesem Stück, und das hat der Grillpatzer wunderbar geschrieben, geht es darum, wie ein in sich gefestigter, ordentlicher Herrscher, der König von Spanien, von einem Moment auf den anderen, durch eine sensationelle Urgewalt, nämlich das Mädchen Rahel,
    aus der Bahn geschmissen wird und sich mit ihr in ein Liebesverhältnis einlässt.
    Der Staat findet die Eskapade des Königs unmöglich, sorgt sich um das gemeine Wohl des Landes und bringt dieses Mädchen um.
    Und das, dieser Tod dieses Mädchens, zeigt dem König, dass er
    über den Moment der Liebschaft viel, viel größere Verantwortung hat, als er in den Moment des Liebesverhältnisses geglaubt hat, nämlich Staat, Ordnung des Staates, Frau, Kind.
    Und er sieht, tragisch verstrickt in Schuld, seinen Fehler ein.
    Das ist zu zeigen.
    um mich darum zu kümmern, wie die Abstufungen von Reaktionen bei den verschiedenen Rassen sind, das interessiert mich nicht so sehr.
    Mich interessiert das Individuelle in jedem.
    Und darum habe ich, um nochmal auf meine Fassung zurückzukommen, versucht, aus dem Rassentrauma ein individuelles Drama, die individuellen Schicksale, herauszuschälen.
    Und nach diesem Gespräch mit Klaus-Maria Brandauer, das Walter Gellert führte, Kurznachrichten.
    Österreich.
    Finanzminister Andros hat seine Ankündigung bestätigt, dass er bei der Regierungsklausur am Montag ein Maßnahmenpaket vorlegen wird, das für 1978 eine restriktive Budgetpolitik ermöglichen soll.
    Andros schloss vorzeitige Steuersenkungen aus und kündigte den Abbau gewisser Steuerprivilegien an.
    Zum Kapitalmarkt, meinte er, es dürfe zu keiner explosiven Ausweitung der Kreditvergaben durch die Banken kommen.
    FPÖ-Obmann Peter hat von der Regierungsklausur Lösungsvorschläge zum Gesundheits- und Spitalswesen, zur inneren Sicherheit, zur Energiepolitik und zur Stärkung der Konkurrenzfähigkeit der österreichischen Wirtschaft verlangt.
    Die Regierung, betonte Peter, sei außerdem bis heute die Antwort auf Fragen nach Lohn- und Einkommensteuerreform und nach langfristigen Investitionskonzepten für viele Bereiche der verstaatlichen Industrie schuldig geblieben.
    Der Bildungssprecher der ÖVP, Gruber, hat Unterrichtsminister Sinovac Konzeptlosigkeit bei der Einführung der Fünf-Tage-Woche an den Schulen vorgeworfen.
    Gruber verlangte die Freigabe des Samstag-Unterrichts auch an Hauptschulen.
    Spanien
    In Barcelona sind heute Vormittag zwei Angehörige der Guardia Civil von unbekannten Tätern erschossen worden.
    Große Teile Madrids waren am Vormittag vier Stunden lang ohne Strom.
    Ursache waren genau aufeinander abgestimmte Bombenanschläge auf Elektrizitätswerke und Stromleitungen.
    Niederlande.
    Die von zwei Ambonesen-Kommandos festgehaltenen 60 Geiseln befinden sich nun bereits länger in der Gewalt der Terroristen als die Geiseln beim Überfall Molukischer Fanatiker im Dezember 1975.
    Heute Nachmittag sollen Verhandlungen zwischen den Terroristen und zwei Vermittlern beginnen.
    Berlin.
    Der frühere regierende Bürgermeister Schütz ist heute auch als Landesvorsitzender der Westberliner Sozialdemokraten zurückgetreten.
    Der Parteitag wird den früheren Wissenschaftssenator Löffler zum Nachfolger wählen.
    Löffler wird vor allem vom rechten Parteiflügel unterstützt.
    In einer halben Minute ist es 1 Uhr Mittag.
    Das Mittagsschanal ist beendet.
    Die Redaktion meldet sich wieder mit ausführlichen Berichten, Reportagen und Interviews ab 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 im Abendschanal.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.06.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.06.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Richtlinien für Budget und Finanzpolitik vor Regierungsklausur in Hernstein
    Interview: Vizekanzler Androsch
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Adler, Hans [Gestaltung] , Androsch, Hannes [Interviewte/r]
    Datum: 1977.06.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Regierungsklausur, Kfz-Versicherung -Tarif Erhöhung ?
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung]
    Datum: 1977.06.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Lebenserwartung langfristig im Steigen, allerdings stagnieren Männer
    Einblendung: Prof. Karl Heinz Wolf, Dozent Neugebauer
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Neugebauer, Hermann [Interviewte/r] , Wolf, Karl Heinz [Interviewte/r]
    Datum: 1977.06.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medizin ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    China strebt wirtschaftliche Öffnung nach Westen an, will Handel mit EG verdoppeln
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1977.06.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    China soll durch Einführung des Leistungsprinzipes bis 2000 Industriemacht werden
    Mitwirkende: Sichrovsky, Harry [Gestaltung]
    Datum: 1977.06.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Geiselaffäre: 2 Südmolukken vermitteln zwischen Regierung und Terroristen
    Mitwirkende: Höhler, Gerd [Gestaltung]
    Datum: 1977.06.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Struktur- und arbeitsmarktpolitische Probleme im mittleren Ybbstal
    Einblendung: Staatssekretär Veselsky
    Mitwirkende: Kattinger, Matthäus [Gestaltung] , Veselsky, Ernst Eugen [Interviewte/r]
    Datum: 1977.06.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wiener Erstaufführung von Friedrich Cerhas "Spiegel 1 - 7"
    Interview: Friedrich Cerha
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Cerha, Friedrich [Interviewte/r]
    Datum: 1977.06.04 [Sendedatum]
    Ort: Wien [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Die Jüdin von Toledo" auf Burg Forchtenstein
    Interview: Karl Maria Brandauer
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung]
    Datum: 1977.06.04 [Sendedatum]
    Ort: Burg Forchtenstein [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.06.04
    Spieldauer 00:59:50
    Mitwirkende Machatschke, Roland [Moderation] [GND]
    Haider, Edgard [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.06.04 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-770604_k02
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