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KI-generiertes Transkript
Guten Tag meine Damen und Herren, Moderator des heutigen Mittag-Journals ist Hans Fockenhuber.
Zuerst ein Überblick über die geplanten Beiträge.
Ausland.
Intensivierung der Suche nach dem entführten Politiker Aldo Moro nach der gestrigen Ankündigung der Roten Brigaden, ihre Geisel zu töten.
Abschluss des offiziellen Besuches von Leonid Brezhnev in der Bundesrepublik Deutschland.
Neue Kämpfe im Libanon und Meinungsverschiedenheiten zwischen PLO-Chef Arafat und dem Kommandanten der UNO-Truppen über die Rolle der UNIFIL im Südlibanon.
Kräftige Erhöhungen der öffentlichen Tarife in Frankreich führen zum Konflikt zwischen Gewerkschaft und Regierung und Atomenergie in Finnland.
Aus dem Inland hören Sie ein Interview mit dem Vorsitzenden der jungen SPÖ, Albrecht Koneczny, anlässlich der Generalversammlung seiner Organisation und die Inlands-Presseschau.
Die Kulturredaktion schließlich bringt eine Vorschau auf die Burgtheaterpremiere der Prinz von Homburg mit Helmut Lohner und berichtet über eine Ausstellung zu Ehren des spanischen Malers Juan Miró in Madrid.
Der erste Programmpunkt im Mittagsjournal ist aber wie gewohnt der Nachrichtenblock.
Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Adolf Peundl und Sprecher Annemarie Perté.
Bundesrepublik Deutschland.
Mit der Unterzeichnung eines deutsch-sowjetischen Rahmenabkommens für die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland geht der politische Teil des Brezhnev-Besuches in Bonn heute zu Ende.
Am Vormittag hatte Brezhnev auf Schloss Gymnich bei Bonn einen politischen Meinungsaustausch mit dem Oppositionsführer und CDU-Vorsitzenden Kohl und anschließend mit CSU-Chef Strauss.
Bereits gestern Abend ist Brezhnev mit den Vorsitzenden der beiden Regierungsparteien, Außenminister Genscher und Brandt, zusammengetroffen.
Genscher hatte dabei gegenüber dem Gast betont, wenn das Vier-Mächte-Abkommen über Berlin strikt eingehalten und voll angewendet werde, könne dadurch auch mehr Vertrauen geschaffen werden.
Bundeskanzler Schmidt und Brezhnev werden heute im Anschluss an eine weitere Besprechung eine gemeinsame Erklärung über die künftige Zusammenarbeit beider Länder und über internationale Fragen unterzeichnen.
Am Abend reist Brezhnev nach Hamburg weiter.
Südafrika vereint die Nationen.
Die südafrikanische Regierung hat heute Vormittag mit neuen Schlägen gegen die Untergrundkämpfe der SWAPO, der Südwestafrikanischen Volksorganisation, gedroht.
Sie wirft der SWAPO vor, von Angola aus abermals südafrikanische Stellungen beschossen zu haben.
Ein Militiersprecher in Pretoria erklärt wieder zu, die Terroristen wollten offenbar beweisen, dass sie noch da sind.
Südafrika wäre gezwungen, neuerlich zu handeln, falls die Swapo ihre Angriffe nicht einstellt.
Bei dem militärischen Blitzvorstoß nach Angola hatten die südafrikanischen Streitkräfte am vergangenen Donnerstag nach eigenen Angaben das militärische Hauptquartier der Swapo in Kasinga, etwa 250 Kilometer nördlich der Grenze zu Nabibia, vernichtet.
Dabei soll eine große Anzahl von Untergrundkämpfern getötet worden sein.
Die eigenen Verluste gab Südafrika mit fünf Toten an.
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wird heute um 16 Uhr die in der Nacht begonnenen Beratungen über die Klage Angolas wegen des jüngsten militärischen Schlages fortsetzen.
Es liegt eine Entschließung vor, in der Südafrika aufgefordert wird, seine Truppen unverzüglich aus Angola zurückzuziehen.
UNO-Generalsekretär Waldheim erklärte nach der Sitzung, der südafrikanische Angriff auf einen souveränen, unabhängigen Mitgliedstaat der Vereinten Nationen bedeute eine ernste Verletzung der UNO-Karte.
Italien.
Die Polizei hat heute bei einer groß angelegten Fahndungsaktion in Rom und Umgebung zwölf Personen festgenommen.
Es wurde nicht mitgeteilt, ob die Verhaftungen in unmittelbarem Zusammenhang mit der Entführung des christlich-demokratischen Parteivorsitzenden Moro stehen.
Die Suche nach dem Entführungsopfer war intensiviert worden, nachdem die Terroristenorganisation Rote Brigaden gestern neuerlich mit der Ermordung Moros gedroht hatte.
Das Kommuniqué der Roten Brigaden ist nach Angaben von Justizminister Bonifacio authentisch.
Der Minister bezweifelt jedoch, dass die sogenannte Hinrichtung des entführten Politikers bereits vollstreckt sei.
Die Regierung in Rom bekräftigte, dass sie zu Verhandlungen mit den Terroristen nicht bereit sei, die die Freilassung von 13 inhaftierten Gesinnungsgenossen verlangen.
Nach dem Bekanntwerden der Nachricht der Roten Brigaden haben die drei italienischen Gewerkschaftsverbände, die zusammen neun Millionen Mitglieder haben, einen Krisenstab einberufen, um, wie es heißt, die Bevölkerung gegen den Terrorismus zu mobilisieren.
In Mailand konnte die Polizei in der Nacht auf heute den vor 17 Tagen entführten Industriellen Lavezzari befreien und zwei seiner Wächter festnehmen.
Österreich.
ÖVP-Obmann Taus erklärte heute zu den am Montag beginnenden Gesprächen zwischen Finanzminister Androsch und dem ÖGB über eine Lohn- und Einkommensteuerkorrektur.
Die Arbeitnehmer erwirkten vom ÖGB Standfestigkeit im Vertreten einer Milderung zu Beginn des nächsten Jahres.
Die derzeitige Progression erdrücke den Leistungswillen und erweise sich gleichzeitig als Hemmschuh für einen wirtschaftlichen Aufschwung, sagte Taus.
Eine gerechte Steuermilderung werde sich nicht nur auf die Anhebung einiger Absetzbeträge beschränken können.
Eine der Inflationsentwicklungen angepasste Korrektur müsse allen zugutekommen.
Nur so könne verhindert werden, sagte ÖVP-Obmann Taus, dass der Finanzminister weiterhin den Löwenanteil jedes zusätzlichen Verdienstes schlucke, auch wenn dieser nur die Teuerung ausgleiche.
Die junge Generation in der SPÖ tritt heute zu ihrer für zwei Tage anberaumten Bundeskonferenz in Salzburg zusammen.
Auf dem Programm steht unter anderem ein Arbeitspapier unter dem Titel 30 Punkte für die Jungen.
Dieses Papier enthält die wichtigsten Forderungen der jungen Generation, wie etwa nach Einführung der integrierten Gesamtschule, nach einem stärkeren Einkommensausgleich, über die Steuerpolitik oder nach der mehr staatlichen Möglichkeiten zur Wirtschaftslenkung.
Diskutiert werden soll unter anderem auch ein Wohnbau-Konzept, in dem hauptsächlich billigere Wohnungen für junge Familien, zumindest als Übergangslösung, gefordert werden.
Venezuela.
Außenminister Paa beendet heute seinen Besuch in Caracas.
Der Minister traf bei seinem zweitägigen Aufenthalt mit Politikern des Venezuelanischen Kongresses zusammen und führte ein Gespräch mit dem Minister für wirtschaftliche Entwicklung Dominguez.
Dabei wurden Fragen einer künftigen Kooperation zwischen Venezuela und Österreich erörtert.
Den offiziellen Teil seines Besuches schloss Spahr mit einer Besichtigung des Instituts für Wissenschaftliche Forschung in Caracas ab.
Libanon Die heftigen Feuergefechte in den Beiruter Vororten, bei denen nach Angaben des libanesischen Rundfunks auch Artillerie eingesetzt wurde, sind heute früh eingestellt worden.
Ein Sender der rechtsgerichteten Phalangisten meldete, die Gefechte seien ausgebrochen, nachdem Anarchisten eine Stellung der syrischen Friedenstruppe unter Beschuss genommen hätten.
Nach Angaben der Radiostation wurden bei den Kämpfen drei Personen getötet und 17 verletzt.
Der Kommandant der UNO-Friedenstruppen im Südlibanon, General Oerkens, und PLO-Chef Arafat konnten bei ihren Gesprächen keine Einigung über die Befugnisse des Friedenskontingents der Vereinten Nationen erzielen.
Während die Palästinenser weiterhin darauf bestehen, israelische Besatzungstruppen anzugreifen, vertritt Oerskin die Meinung, die PLO dürfe in dem von der UNO-Truppe besetzten Gebiet nicht operieren.
Spanien
In den Ferienorten der Costa del Sol sind heute rund 30.000 Beschäftigte des Hotel- und Gaststättengewerbes in einen zweitägigen Streik getreten.
Nach Gewerkschaftsangaben sind es rund 90 Prozent aller in diesem Bereich Beschäftigten.
Bereits im vergangenen Jahr hatte ein Ausstand des Hotelpersonals in spanischen Feriengebieten Millionen Urlauber gezwungen, sich selbst zu versorgen.
Die seit dem 18.
April andauernde Streik von rund 90.000 spanischen Grundschullehren
geht heute zu Ende.
Das Streikkomitee forderte die Lehrer auf, den Unterricht am Montag wieder aufzunehmen.
Die Lehrer konnten mit dem Aufstand ihre Gehaltsforderungen zwar nicht durchsetzen, erreichten aber Zusagen über verschiedene soziale Verbesserungen.
Über die Anhebung der Lehrergehälter, die derzeit beumgerechnet 2700 Schilling liegen, wird eine aus Regierung und Gewerkschaftsvertretern zusammengesetzte Kommission beraten.
Brasilien
Das Gebiet an der Küste in der Nähe der Grenze zu Uruguay wird von einer Giftwolke bedroht.
Von Regierungsstellen wird offiziell die Ansicht vertreten, dass Gas stamme von roten Algen.
Der zuständige Umweltschutzverband macht jedoch giftige Substanzen verantwortlich, die von einem vor sieben Jahren gestrandeten Schiff ins Meer ausgelaufen sein dürften.
Das Wrack ist im vergangenen März nach heftigem Stürmen in drei Teile gebrochen.
Angeblich befanden sich mehrere Tonnen Natrium und Propylen an Bord, möglicherweise auch Quecksilbe.
Das waren die Meldungen.
Und nun noch eine Suchmeldung.
Die 15-jährige Andrea Kapfenberger aus Eschenau im Bezirk Lilienfeld ist seit vergangenem Donnerstag 19 Uhr abgängig.
Andrea Kapfenberger ist ca.
1,62 m groß, korpulent,
hat brünettes, halblanges Haar und braune Augen.
Sie war zuletzt bekleidet mit Blue Jeans, die am unteren Ende der Hosenbeine die selbstgestickte Aufschrift Rolling Stones tragen, einer gelben Bluse und einer blauen, weißkeritten Sommerjacke.
Sie hat weder Ausweispapiere noch Geld bei sich.
Ein Verbrechen ist nicht auszuschließen.
Sachdienliche Angaben werden erbeten an die Sicherheitsdirektion Niederösterreich.
Telefon 73 35 81 73 35 81 oder an jede Polizei oder Gendarmerie-Dienststelle.
Und nun zum ausführlichen Wetterbericht.
Die Wetterlage.
Ein Tief mit Kern über Frankreich bestimmt das Wetter im Alpenraum.
An seiner Vorderseite hält heute die Zufuhr feuchtwarmer Luft noch an.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
Im Süden stark bewölkt und strichweise Regen.
Im Westen wechselnde, meist auch starke Bewölkung.
Im Norden und Osten vielfach heiter.
An der Alpen-Nordseite föhnig.
Lebhafte, auf den Bergen stürmische südliche Winde.
Nachmittagstemperaturen 15 bis 22 Grad.
Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 5 bis 12 Grad.
Die Wetteraussichten für morgen Sonntag.
Meist reichliche Bewölkung und häufig Regen oder Regenschauer.
Winddrehung von Süd auf West.
Leichte Abkühlung.
Tagestemperaturen 12 bis 18 Grad.
Und noch die Messwerte von 12 Uhr.
Wien stark bewölkt bei 21 Grad Südwind 25 Kilometer in der Stunde.
Eisenstadt bedeckt 20 Grad Südostwind 55 Kilometer in der Stunde mit Spitzen bis zu 70 Kilometern.
Linz heiter 25 Grad Ostwind 10.
Salzburg, Heide 23°, Nordwind 10.
Innsbruck wolkig, 18°, Südostwind 25, Spitzen bis zu 70 km.
Bregenz, Heide 17°, Südwestwind 3 km in der Stunde.
Gradstark bewölkt, 18°, Südostwind 10.
Und Klagenfurt stark bewölkt, 15°, Westwind 5 km.
Es ist jetzt 12 Uhr und 12 Minuten.
Die Spannung und die Sorge um das Leben des am 16.
März von Mitgliedern der Roten Brigaden entführten Präsidenten der Christdemokraten Italiens Aldo Moro hat seit gestern einen neuen Höhepunkt erreicht.
In ihrem Kommuniqué Nr.
9 haben die Politverbrecher die, wie sie es nennen, Hinrichtung ihrer Geisel angekündigt, ohne allerdings einen Zeitpunkt für den geplanten Mord zu nennen.
Die Nachricht, die Entführer dürfte nach Ansicht der Sicherheitsbehörden echt sein.
Ob die Drohung wahrgemacht wird, ist ungewiss, denn schon früher wurde der Tod Moros mehrfach gemeldet.
So etwa am 18.
April, damals hieß es, die Leiche des Politikers sei im Duquesasersee in den Abruzen versenkt worden.
Es könnte also auch die jüngste Mitteilung ein Schachzug der Entführer sein, um den Nervenkrieg anzuheizen.
Die neueste Entwicklung im Entführungsfall Moro analysiert direkt aus Rom Alphons Dalma.
Nach der gestrigen Mitteilung der Roten Brigaden Nummer 9 hat wieder einmal eine lange Wartezeit begonnen.
Sie wurde vor wenigen Minuten von Informationen unterbrochen, dass die Familie des entführten christlich-demokratischen Staatsmannes seit gestern Abend
im Besitz eines neuen Briefes von Moros sei, der unter Umständen auch ein Abschiedsbrief sein könnte.
Von den Nachrichtenagenturen und Journalisten telefonisch bestürmt, beschränken sich die Familienangehörigen und die engsten Mitarbeiter Moros darauf, diese Information weder zu bestätigen noch in Abrede zu stellen.
So bleibt Italien seit der gestrigen Mitteilung der Roten Brigaden
an einem Gerundium hängen, wie es heute auch viele Zeitungen in ihren Titeln ausdrücken.
Um den Mord an Moro zu verkünden, haben die Terroristen eine grammatikalische Form verwendet, die eine Gegenwartshandlung ausdrückt, die im Begriff ist, sich zu vollziehen und also, wenn man will, noch nicht endgültig vollzogen ist.
Da heißt es, wir schließen die am 16.
März begonnene Schlacht, und dann auf Italienisch weiter, e seguendo la sentenza di morte, auf Deutsch aufgelöst, indem wir das Todesurteil vollstrecken.
So bleibt also die Mitteilung über die vollzogene Hinrichtung und ein Hinweis auf die mögliche Aufbindung der Leiche aus.
Daran halten sich jetzt krampfhaft die letzten Hoffnungen.
Der Vorgang entspricht aber der grausamen Vorgangsweise der Roten Brigaden.
Seit der Mitteilung über das Todesurteil haben die Terroristen über einen Monat hinweg den Gefangenen Moro schon viermal quasi sterben lassen, in drei weiteren Mitteilungen einschließlich der gestrigen.
Dieser politische Mord wird auf Raten vollzogen, um ein Maximum an Publizität, Wirkung und Schrecken zu erzielen.
Selbst der Sozialistenführer Kraxi, der seit gut zehn Tagen an einer Rettungsaktion für Moro arbeitete,
hat bei der Lektüre der Mitteilung Nr.
9 ausgerufen, dieser Mörder, da ist nichts mehr zu machen, es ist aus.
Die Terroristen haben allerdings in diesem Schriftstück die sozialistische Aktion als ein parteipolitisches Wahlmanöver abgetan, das sie selbst nichts angehe.
Heute früh haben indessen die Sicherheitsorgane noch vor dem Morgengrauen einige hundert Wohnungsdurchsuchungen in bestimmten Teilen Roms vorgenommen.
20 in die Illegalität untergetauchte Linksextremisten wurden dabei verhaftet.
In einem verlassenen Gartenhaus im wuchernden Park der nicht bewohnten Villa Moretti am Montemario, 100 Schritte nur vom Fernsehzentrum der RAI und ebenso viele von einer größeren Karabinieri-Station entfernt, wurde ein Versteck entdeckt, in dem sich eine Kiste für den Transport von Menschen in kauernder Stellung
sowie eine Menge leerer Packungen von psychopharmakologischen Mitteln und ebenso entleerte Proviantdosen befanden.
Das Versteck dürfte aber vor mehreren Wochen für Zwecke verwendet worden sein, die vielleicht mit Morosentführung im Zusammenhang stehen.
In Genua wurde auch ein Versteck der Roten Brigaden in der gestrigen Nacht entdeckt, in dem Waffen und Munition vorgefunden worden sind.
die bei den zwei letzten Personenattentaten in dieser Hafenstadt im Laufe der letzten sieben Tage verwendet worden waren.
Im Laufe des heutigen Tages gelang auch die Verhaftung des Wohnungsmieters eines Linksextremisten, der seit drei Jahren von der Oberfläche verschwunden war.
Es besteht aber die berechtigte Befürchtung, dass die riesige und eifrige Arbeit der Sicherheitsorgane gegenüber den Aktionen der Roten Brigaden immer noch im Verzug ist.
Aus Rom berichtete Alfons Dalma.
In Bonn geht heute der vor drei Tagen begonnene offizielle Besuch des sowjetischen Staats- und Parteichefs Leonid Brezhnev zu Ende.
Denn Abschluss der Verhandlungen bildet heute Nachmittag die Unterzeichnung eines deutsch-sowjetischen Abkommens über die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Staaten.
Wichtigste Gesprächsthemen Breschneffs mit der deutschen Führungsspitze waren die internationale Entspannung, Abrüstung und das Problem Berlin.
Eine Bilanz des Breschneff-Besuchs in der Bundesrepublik Deutschland zieht nun Klaus Emmerich.
Auch heute Mittag kommen sowjetrussische Beobachter, die Staats- und Parteichef Leonid Brezhnev nach Westdeutschland begleiten, aus dem Staunen nicht heraus.
Da hatte der Kreml-Chef bis gegen Mitternacht mit dem Parteivorsitzenden der Sozialdemokraten Willy Brandt offen und aufgeschlossen, wie es parteiamtlich heißt, gesprochen, wie man hört auch über Berlin.
Und dann verlautbart die gleiche SPD, das Parteipräsidium werde morgen in Westberlin tagen und übermorgen die ganze Bundestagsfraktion der Sozialdemokraten.
Hatte nicht die sowjetische Delegation bei jeder sich bietenden Gelegenheit in Bonn davor gewarnt, dass die Westdeutschen in West-Berlin den Bogen überspannen?
Und hatte nicht Leonid Brezhnev selber seinen Optimismus in der Berlin-Frage, den er gegenüber Bundeskanzler Schmidt geäußert hatte, davon abhängig gemacht,
dass sich alle an geschlossene Verträge halten und hatte nicht der einflussreiche sowjetrussische Regierungssprecher Sam Yatin, Abteilungsleiter im Zentralkomitee der KPDSU, mehrfach öffentlich ein Schluss der Berlin-Debatte gewünscht und nun, so die eingereisten Russen am Rhein, macht sich die gesamte sozialdemokratische Führungsmannschaft morgen auf den Weg nach Berlin, während Brezhnev sich noch auf der Rückreise von Hamburg nach Moskau befindet.
Das russische Erstaunen über dieses zufällige, zeitliche Zusammentreffen der Entspannungsbemühungen Brezhnevs und der Entspannungspraxis seiner westdeutschen Gesprächspartner ist umso größer, als Brezhnev diesmal darauf verzichtet, seine ostdeutschen Bündnispartner in der DDR direkt und persönlich über seine Gespräche in Bonn zu informieren.
Brezhnev selber signalisiert für seine Deutschlandvisite, die heute in Bonn im offiziellen Teil schließt, Zufriedenheit.
Allem Anschein nach empfindet er es als nützlich, dass Bundeskanzler Schmidt auf einer seiner Hauptthemen konkret eingestiegen ist, nämlich die Abrüstung.
Hatte doch der Bonner Regierungschef zum ersten Mal gegenüber dem Kreml-Chef zu erkennen gegeben, dass auch Bundeswehreinheiten im Verlauf der Abrüstungsverhandlungen von Block zu Block ein Verhandlungsgegenstand sein könnten.
Auf russischer Seite unterstreicht man heute Bundeswehr, da die halbe Million westdeutscher Soldaten auch in Moskau als ernstzunehmende Streitmacht gewertet werden.
Auf westdeutscher Seite unterstreicht man von Block zu Block, da es der Bonner Regierung darum geht, gegenüber ihren westlichen Verbündeten dazutun, dass es Brezhnev nicht gelungen ist, Bonn zu einem Alleingang in Abrüstungsfragen zu bewegen.
dass man sich nicht nur freundlich, unverbindlich unterhielt.
So rauchte Schmidt Brezhnev zuliebe einige Zigaretten, da der Generalsekretär nicht mehr selber raucht, aber den Rauch anderer gerne riecht.
Konkreter also zeigen diese Einzelinformationen, was in Sachen Abrüstung geschehen ist.
Brezhnev und Schmidt überlegten gemeinsam, wie die Wiener Truppenabbauverhandlungen wieder flott zu machen sind.
Was politisch verabredet wurde, bleibt zwar hinter den diesmal besonders dicht verschlossenen Türen, aber man lässt von beiden Seiten durchsickern, dass so hin und her gesprochen worden sei, was geschehe wenn, was also beispielsweise geschehe, wenn der Westen 1000 taktische Atomwaffenabzüge und der Osten 5 Panzerdivisionen oder eine ganze Panzerarmee.
Dieser westliche Vorschlag ist zwar nicht neu, dass aber Brezhnev in Bonn darauf eingestiegen ist, zeigt nach Ansicht informierter Beobachter, dass der Verhandlungsspielraum in Artberüstungsfragen noch nicht voll ausgeschöpft ist.
Brezhnev erreichte nach anfänglichen Verständigungsschwierigkeiten ein Ziel, das er sich offensichtlich gesteckt hat.
Er gab sich im Allgemeinen gesprächsbereit und beeindruckte seine westdeutschen Gesprächspartner mit einer Mischung aus Stolz, Machtdenken und politischer Flexibilität.
Alle vier Vorsitzenden der bundesrepublikanischen Parteien gaben sich in Gedanken, nachdem sie Brezhnev auf dem romantischen Wasserschlott Gümlich in der Nähe von Bonn in den letzten Stunden besucht hatten.
Gestern Abend zuerst Hans-Dietrich Genscher für die Freien Demokraten, dann, wie gesagt, Willi Brandt für die Sozialdemokraten und heute Morgen, bei einem Brechner, den der Wetterwechsel mit nächtlichem Gewitter kaum mehr etwas anhaben konnte, heute Morgen also Helmut Kohl für die Christdemokraten und Franz-Josef Strauß für die bayerischen Christdemokraten, der erstmals überhaupt die Nummer 1 des Kreml sehen konnte.
Währenddessen wiederholten sich auf etwas niedrigerer Ebene die Positionskämpfe zwischen Wahrung des eigenen Standpunktes und Offenhaltung für weitere Entwicklungen.
Die Sowjetunion möchte gerne in die Schlusserklärung, die heute Nachmittag von Brezhnev und Schmidt unterschrieben werden soll, den förmlichen Begriff Freundschaft als beiderseits gültige amtliche Wertung der russisch-westdeutschen Beziehungen aufgenommen wissen.
Die westdeutsche Seite ist jedoch dagegen.
Sonst läuft alles nach Protokoll.
Es gibt ein Schlusskommuniqué, es gibt einen langfristigen Wirtschaftsvertrag auf zehn Jahre geschlossen, mit dreimaliger Verlängerungsmöglichkeit um je fünf Jahre, sowie Branchenverflechtung, Gegenlieferungen, Informationsaustausch und Dreiecksgeschäfte mit Entwicklungsländern.
Und es gibt gegen Abend einen Flug nach Hamburg, übrigens in einer Bundeswehrmaschine, in der der Staats- und Parteichef der östlichen Führungsmacht für eine gute Flugstunde von allen innerrussischen Informationssträngen abgeschnitten ist.
Brezhnev selber hat sich gegen seine Sicherheitsexperten durchgesetzt und damit wohl bewusst.
Ein weiteres Beispiel für das liefern wollen, was er seinen westdeutschen Partnern vermitteln möchte.
Vertrauen in die Politik der Sowjetunion.
Berichterstatter in Bonn war Klaus Emmerich.
Der Libanon kommt nicht zur Ruhe.
Nach den Schießereien zwischen UNO-Soldaten und Palästinensern am Dienstag ist im Südlibanon nun wohl wieder relative Waffenruhe eingekehrt, dafür sind in der Hauptstadt Beirut in der vergangenen Nacht wieder Kämpfe entflammt.
Nach Meldungen rechtsgerichteter Rundfunkstationen sollen bei den Gefechten in den südöstlichen Vorstädten Beiruts Artillerie, Maschinengewehre und Granatwerf eingesetzt worden sein.
Zu politischen Meinungsverschiedenheiten kam es außerdem zwischen dem Chef der palästinensischen Befreiungsorganisation Arafat und dem Kommandeur der UNO-Friedenstruppen im Südlibanon Erzkin über die Rolle der UNIFIL, wie die UNO-Truppen genannt werden.
Die Situation im Libanon beleuchtet nun Erwin Behrens aus Beirut.
Nach den Schießereien Anfang dieser Woche zwischen palästinensischen Kommandos und französischen Soldaten der im Libanon stationierten UN-Truppen hat General Oeskin, der Kommandeur der Friedenstreitkräfte, bei einem Treffen mit dem Palästinenserführer Yassir Arafat zwar bestimmte Maßnahmen erörtert, die neue Zusammenstöße verhindern sollen, aber die Palästinenser und die UN-Leute im Libanon verfolgen nicht die gleiche Politik.
Und so ist es schwer vorstellbar, dass alle Kommandos in Zukunft mit den Truppen der Vereinten Nationen kooperieren werden.
Nach Auffassung der Palästinensischen Befreiungsorganisation haben die UN-Soldaten in erster Linie die Aufgabe, den Rückzug der Israelis aus dem Südlibanon zu beschleunigen, während die Friedenstruppen der Vereinten Nationen ihre Aufgabe darin sehen, in ihrem Territorium Aktivitäten bewaffneter Kommandos nicht mehr zuzulassen.
General Oeskin sagte nach seiner zweistündigen Unterredung mit Arafat, wir haben die Pflicht, militärische Handlungen in unserem Sektor zu verhindern.
Offensichtlich sind der General Ozgana und der Palästinenserführer über die Rolle des UN-Einsatzes unterschiedlicher Auffassung.
Arafat besteht darauf,
dass das sogenannte Kairoer Abkommen von 1969 den Palästinensern noch immer das Recht gibt, im Süden des Lebanon an der Grenze nach Israel Kommandos zu stationieren.
Aber General Erskine sagte hier in Beirut, wir müssen die Guerrilleros unter Kontrolle bringen.
Yasser Arafat ist in einer schwierigen Situation, weil er auf der einen Seite von den Extremisten unter den Palästinensern hart bedrängt wird, den Partisanenkrieg gegen die Israelis fortzusetzen,
während er sich andererseits deutlich bemüht, politische Glaubwürdigkeit zu gewinnen.
In einem Interview mit der New York Times hat Arafat in dieser Woche Israel praktisch anerkannt und eine Koexistenz von Israel und einem Palästinenser-Staat unter einer gemeinsamen Garantie der USA und der Sowjetunion befürwortet.
Und in New York sagte Arafats Vertreter bei den Vereinten Nationen, wenn es zur Gründung eines Palästinenser-Staates kommt, werden wir die Grenzen Israels anerkennen.
Hier in Beirut hat man den Eindruck, dass die Palästinenser auch von ihren russischen Freunden zur Zurückhaltung ermahnt werden.
Im Weltsicherheitsrat hatte sich die Sowjetunion bei der Beschlussfassung über den UN-Einsatz im Libanon zwar ihrer Stimme enthalten, aber in Beirut sprach sich der sowjetische Botschafter Soldatov für die Stationierung von Truppen der Vereinten Nationen an der libanesisch-israelischen Grenze aus, was nichts anderes bedeutet als ein Signal an Arafat,
Die Stunde der Guerilleros ist vorbei.
Die Vereinten Nationen werden ihre Streitkräfte von 4.000 auf 6.000 Mann verstärken.
Heute melden die Zeitungen in Beirut, dass fast die gesamte Armee der Fidschi-Inseln etwa 600 Mann nach dem Libanon kommt.
Die politische und militärische Situation im Libanon analysierte Erwin Behrens.
In den französischen Zeitungen wird derzeit Bilanz über die politische Arbeit der vergangenen zehn Jahre gezogen, denn der Mai 1968 bildet einen Markstein in der jüngeren Geschichte Frankreichs.
Die Massenstreiks und Studentenrevolten vor zehn Jahren sind den Franzosen noch in lebhafter Erinnerung.
Nun kündigen sich aber eineinhalb Monate nach den Parlamentswahlen wiederum Spannungen zwischen der Regierung und den Arbeitnehmerverbänden, den Gewerkschaften, an.
Denn die jüngste Lohn- und Gehaltserhöhung wird nach Ansicht der Arbeitnehmer von der Teuerungswelle im öffentlichen Bereich nahezu unwirksam gemacht.
Thomas Fuhrmann berichtet aus Paris.
Die Regierung verfügte neben einer Reihe von saftigen Tariferhöhungen bei Bahn, Post, Elektrizität und Gas im Schnitt
zwischen 15 und 20 Prozent, auch eine erste Anhebung der gesetzlich garantierten Mindestlöhne um 3,9 Prozent.
Gewerkschaften und Oppositionsparteien haben jedoch sofort errechnet, dass diese für rund 700.000 Arbeitnehmer des Landes geltenden Lohnerhöhungen nur eine Kaufkraftsteigerung um magere 1,08 Prozent bringt.
Stellt man nämlich die erwähnten Tarifanpassungen in Rechnung.
Zwar hat das Kabinett von Premierminister Raymond Barr für heuer zwei weitere Anhebungen der Mindestlöhne versprochen, doch man sieht kaum, wie die Kaufkraft wie angekündigt um insgesamt sechs Prozent steigen sollte, wenn gleich bei der ersten Etappe nur ein knappes Prozent herausgeschaut hat.
Auch der Auftakt der Gespräche zwischen dem Unternehmerverband und den einzelnen Gewerkschaftszentralen verheißt nichts Gutes.
Die zweitgrößte Gewerkschaftszentrale Frankreichs
Die CFDT, ein Mittwoch erster Gast im Haus der Unternehmer, zeigte sich von der über drei Stunden andauernden Unterredung enttäuscht.
Edmond Meier, Generalsekretär der CFDT, meinte nach dem Gespräch, die Spanne sei nur sehr klein und die Möglichkeiten weiterzukommen wirklich beschränkt.
Er richtete deshalb an die Mitglieder den Aufruf zur Mobilisierung.
weil wir positive Resultate nur dann erzielen werden, wenn der Druck spürbar wird.
Gegenwärtig befindet man sich allerorts noch in einer Phase des gegenseitigen Abtastens, denn noch müssen alle anderen Gewerkschaften, insbesondere die kommunistisch dominierte CGT, die größte Arbeitnehmerorganisation Frankreichs, ihren Termin beim Unternehmerverband kommende Woche absolvieren.
Danach soll es nach Vorstellung der Arbeitgeber zu einer großen Gesamtkonferenz zwischen sämtlichen Gewerkschaften und den Unternehmen kommen, wobei man sich über die Termine für den Abschluss von Verhandlungen einigen sollte.
Erst dann würden die Gespräche in den einzelnen Branchen beginnen können.
Gespräche über die Herabsetzung der Arbeitszeit, über eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, über eine Herabsetzung des Pensionsalters, über eine Neuordnung des Lohn- und Gehaltsschemas, das die Ärmsten rascher anheben soll.
In den letzten Tagen wurde auch in zwei konkreten Fällen deutlich, dass es in manchen Industriesektoren zu beinharten Konfrontationen kommen wird.
Frankreichs größter Schiffsreparateur
Die Gruppe Terrain in Marseille mit über 5000 Beschäftigten und 4000 weiteren vom Unternehmen abhängigen Arbeitern in verschiedenen Zulieferindustrien steht vor dem Zusammenbruch.
1500 Arbeiter reisten in den vergangenen Tagen nach Paris, um hier gegen die drohende Entlassung zu demonstrieren.
In der Textilindustrie ein ähnliches Bild.
Die Gruppe Bussack mit staatlichen Subventionen vor den Wahlen kurzfristig noch am Leben erhalten, hat die Kündigung von 1600 Beschäftigten beantragt.
Die Gewerkschaften sprechen jedoch davon, dass das Unternehmen insgesamt 5000 Leute vor die Türe setzen wird.
Ein weiteres Sorgenkind bleibt auch die Stahlindustrie, in der es bis April kommenden Jahres zu einer massiven Rationalisierungswelle, man spricht von rund 20.000 Arbeitsplätzen, kommen wird.
Noch findet man sich hier in Frankreich am Verhandlungstisch zusammen, doch vieles deutet auf ernste Konflikte vielleicht schon vor der Tür.
Das war Thomas Fuhrmann aus Paris.
Ein Blick auf die Uhr, es ist jetzt 12 Uhr und 32 Minuten, zwei Minuten nach halb eins.
Bundeskanzler Kreisky hat seinen offiziellen Besuch in Finnland beendet und ist gestern Abend nach Wien zurückgekehrt.
Eines der Hauptinteressen Kreiskys war der Energiepolitik Finnlands gewidmet.
Dazu gehörte auch ein Besuch im finnischen Atomkraftwerk Loviisa.
Über die Energiesituation in Finnland berichtet nun Roland Machatschke.
In vielem ähnlich, in einem Punkt entscheidend anders.
Zu diesem Schluss führt ein Vergleich der Energiesituation zwischen Finnland und Österreich.
Beide Länder haben keine nennenswerten Kohlelager, keine ins Gewicht fallenden Erdölvorkommen und kein Uran.
Anders sieht es dagegen bei Wasserkraft aus.
Das Flachland Finnland hat seine Wasserkräfte bereits total ausgebaut und bezieht derzeit ein Viertel seines Stroms aus Wasserkraftwerken.
Das Gebirgs- und Flussland Österreich hat noch viele ungenutzte Reserven.
Finnland hat aus seiner Lage die Konsequenz Atomenergie gezogen.
Seit Mai des Vorjahres ist in Lovisa, 100 Kilometer östlich von Helsinki, das erste finnische Atomkraftwerk in Betrieb.
Die zweite Ausbaustufe dieses Werks soll nächstes Jahr in Betrieb gehen und zwei weitere Atomkraftwerke sind an der Südwestküste des Landes geplant.
Finnlands Atomkraft nimmt unter den nicht-kommunistischen Ländern eine besondere Stellung ein, denn in Lovisa befindet sich der einzige sowjetische Atomreaktor außerhalb des Ostblocks.
Auch die zweite Ausbaustufe wurde von der Sowjetunion geliefert, während die westfinnischen Atomreaktoren aus Schweden kommen werden.
Das Atomkraftwerk Lovisa liegt auf einer der kleinen Schäreninseln vor der südfinnischen Küste.
Die beiden Reaktorgebäude sind freundlich braun gestrichen, die Verwaltungsgebäude zeigen sich in kräftigem weiß-rot.
Drinnen atmet alles Sauberkeit, Besucher müssen weiße Arbeitsmäntel und Überschuhe anziehen.
Hinter den mit elektronischen Schlössern gesicherten Stahltüren erlebt man dann aber das Bedrückende der Atomtechnik.
Atemschutzmasken mit Sauerstoffzylindern in Glasschränken, Geigerzähler für den ganzen Körper, Geigerzähler nur für die Hände, Geigerzähler zum Abtasten.
Schon die Leuchtziffern einer Armbanduhr lösen einen Alarmklingel aus.
Die Sicherheitseinrichtungen entsprechen den amerikanischen Reaktorvorschriften.
Sie sind strenger als die russischen.
Amerikanische, westdeutsche und finnische Firmen haben diese Geräte gebaut.
Sowjetisch am Kraftwerk Lovisa sind ungefähr 30 Prozent, aber das sind die wichtigsten Teile des Kraftwerks, der Atomreaktor und die Turbinen.
Einige hundert russische Techniker und Arbeiter waren am Bau beteiligt und arbeiten jetzt an der zweiten Stufe von Lovisa.
Der Reaktor wird übrigens mit mehr Wasser gekühlt.
In unmittelbarer Nähe des Auslasses steigt die Wassertemperatur dadurch um 8 bis 10 Grad.
LOVISA 1 hat im Gegensatz zu vielen anderen Atomkraftwerken bis jetzt einwandfrei gearbeitet.
Die vorgesehene Energiemenge von 440 Megawatt konnte fast kontinuierlich produziert werden.
Bundeskanzler Kreisky jedenfalls, der am Tag vorher gemeint hatte, er möchte einmal andere Experten hören als die, die er bis jetzt gehört hatte, zeigte sich nach der Besichtigung sehr beeindruckt.
Er hätte es gerne gehabt, wenn möglichst viele Österreicher dieses Atomkraftwerk hätten sehen können.
Und dann, zum Vergleich der Stimmung in der Bevölkerung... Mir ist gesagt worden, dass die finnische Bevölkerung in ihrer überwältigenden Mehrheit einsieht, dass es keinen anderen Weg gibt, die Stromerzeugung.
befriedigend für die Zukunft zu regeln.
Wir haben später in einem Vortrag, der sehr ausführlich war, an einer anderen Stelle die Überzeugung gewonnen, dass für die künftige Energieversorgung Finnlands der weitere Ausbau der Kernenergie unerlässlich ist.
Darüber besteht kein Zweifel und hier scheint offenbar der sehr realistische Sinn der
des finnischen Volkes, den Energieprojektanten zu Hilfe zu kommen.
Jedenfalls gibt es diesbezüglich keine große Erregung.
Ein großer Unterschied zwischen Atomenergienutzung in Finnland und in Österreich besteht allerdings.
Die Sowjetunion, die die Brennstäbe liefert, besorgt auch die Wiederaufbereitung und behält den radioaktiven Abfall.
Finnland wird aber schon in wenigen Jahren mit den gleichen Problemen wie Österreich konfrontiert werden, nämlich dann, wenn die von schwedischen Firmen gebauten Reaktoren in Betrieb gehen.
Die Finnen werden dann, so wie Österreich, kostspielige Verträge über die Wiederaufbereitung abschließen müssen und sie werden, so wie Österreich, nachdenken müssen,
wie sie das strahlende Erbe des Atomstroms abstoßen, den radioaktiven Abfall.
Bundeskanzler Kreisky ist also von der finnischen Atomenergiepolitik beeindruckt.
Dieser Bericht wurde uns vom Flughafen Schwechert eingespielt, wie Sie gehört haben.
Wie des Öfteren in den Wochenendausgaben der österreichischen Zeitungen finden sich auch heute in den innenpolitischen Kommentaren und Leitartikeln weitausholende grundsätzliche Betrachtungen über die politische Szenerie.
Die Anknüpfungspunkte waren in der abgelaufenen Woche zahlreich.
So etwa Bundeskanzler Kreiskis Absage an eine kleine rot-blaue Koalition nach den nächsten Wahlen, das Offenlassen einer Koalition FPÖ-ÖVP und nicht zuletzt Kreiskis Interview für das Magazin Extrablatt, in dem er unter anderem erklärte, es gebe Leute in Österreich, die einen Regierungschef jüdischer Abstammung als persönliche Beleidigung empfinden.
sowie Veröffentlichungen des FPÖ-Chefs Peter, dass es bereits 1962 Koalitionsgespräche zwischen der Volkspartei und der Freiheitlichen gegeben habe.
Auszüge aus Kommentaren zu diesen Themenkreisen hat Erich Aichinger für unsere heutige Inlands-Presse-Schau zusammengestellt.
Gleich drei verschiedene kommentierende Betrachtungen zur Person des SPÖ-Vorsitzenden und Bundeskanzlers Kreisky finden sich heute in der Neuen Kronenzeitung.
Die Überschriften?
Geisterbeschwörung, Klarstellung und ein Märtyrer seiner Ahlen.
Im Einzelnen meint zum Beispiel Viktor Raimann einleitend, Bundeskanzler Kreisky ist sicherlich noch Österreichs interessantester Politiker.
Doch zeigen sich bei ihm bisweilen Ermüdungserscheinungen und sein viel bewundertes politisches Spiel sinkt manchmal auf Provinzniveau herab.
Den Beweis für seine Behauptung tritt Reimann so an.
Wenn der Bundeskanzler Gefahren für den Bestand der Demokratie an die Wand malt, dann ist Graz dafür kein überzeugendes Beispiel.
Hier haben verantwortungsvolle Politiker der ÖVP und FPÖ erkannt, dass sie es besser als die Sozialisten machen würden und sich deshalb gegen diese zusammengeschlossen.
Und sie haben es bis jetzt auch besser gemacht, ohne die Demokratie deshalb zu gefährden.
Auch müssen die Sozialisten endlich zur Kenntnis nehmen, dass eine Regierung, die aus nicht-sozialistischen Parteien gebildet wird, nicht weniger demokratisch ist als eine sozialistische.
Kein vernünftiger Mensch hat in Österreich Angst vor einer solchen Koalition, weil sie die Demokratie preisgeben würde, sondern höchstens, dass sie von der in die Opposition gedrängten SPÖ dank der Macht ihrer Interessengruppen einem zu starken Druck ausgesetzt werden könnte, dem sie nicht standzuhalten vermag.
Wohl aber besteht bei vielen Bürgern die Angst, dass eine Zementierung einer SPÖ-Alleinherrschaft Überheblichkeit und Machtallüren ins Unerträgliche steigern könnte.
Kreiskis Äußerung, es gebe Leute, denen ein Kanzler jüdischer Abstammung als persönliche Beleidigung gelte, kommentiert Staberl ebenfalls in der Kronenzeitung auf seine Weise.
Tatsache ist, dass sich Kreisky jetzt quasi als Märtyrer seiner Herkunft hingestellt hat.
Kreisky, der Anno 1978 noch allerweil rassisch verfolgte.
Wenn das kein exemplarischer Spaß ist, was dann?
Es hat nämlich bei uns schon lange keinen ernstzunehmenden Politiker mit derart prononciert anti-jüdische Einstellungen, um nicht zu sagen, mit derartigen anti-jüdischen Komplexen gegeben wie Kreisky.
Seine Abneigung gegen den jüdischen Staat Israel hat ja im Laufe der Jahre schon geradezu panische und manische Formen angenommen.
Soweit ein Blick in die heutige Kronenzeitung.
Einfach zum Nachdenken, findet Günther Traxler im SPÖ-Zentralorgan Arbeiterzeitung die innenpolitische Situation.
Schon lange hat Österreichs Konservative nichts derart durcheinander gebeutelt, wie Kreiskis Hinweise auf die Alternative von 1979, sozialdemokratisches Weiterregieren oder FPVP-Koalition.
Und seine Feststellung, eine Koalition zwischen SPÖ und Götzens FPÖ, komme schon aus Gründen der Gesinnung nicht in Frage.
Insbesondere in der Kärntnerstraße speien sie Gift und Galle.
Obwohl man eigentlich annehmen sollte, solche Äußerungen könnten das kleinkoalitionäre Techtelmechtel eher festigend entstören.
Kreisky's Erklärungen haben freilich etwas Fatales.
Sie bringen die Leute zum Nachdenken.
Und ist es einmal soweit, dann blättert auch der Talmy Glanz politischer Honorigkeit, mit dem sich die Anbeter des Grazer Modells zu schmücken versuchen, rasch ab.
Im Salzburger Volksblatt greift Ernst Wachalowski die Frage auf, ob Kreisky die Argumentationslinie mit der jüdischen Herkunft überhaupt nötig habe.
Erinnert wird an die Vorwürfe des Leiters des jüdischen Dokumentationszentrums in Wien, Simon Wiesenthal, gegen die SS-Vergangenheit Friedrich Peters.
Gerade Kreisky meint, das Blatt schien berufen, einen Schlussstrich unter eine wörtlich üble politische Vergangenheitsbewältigung zu ziehen.
Die Meinung zur aktuellen Debatte?
Kreisky ist ein von allen Bürgern dieses Landes, gleich welcher Parteirichtung sie sein mögen, ob seiner Vorurteilslosigkeit gerade in dieser Frage allseits geschätzter Mann.
Wäre er gerecht, so könnte er dem Alexander Götz den politischen Vorwurf machen, in Graz mit der ÜVP paktiert zu haben, was andernorts Sozialisten auch tun.
Dies ohne Vorbehalte einer Gruppe anti-jüdischer Konservativer gegenüber, die der Kanzler nun berechtigt oder fiktiv ins Spiel bringt.
Vorwürfe im Sinne einer Vergangenheitsbewältigung im Stil des Jahres 1945.
Dafür ist Götz sicher nicht das richtige Objekt.
Ernest Hauer in der kommunistischen Volkstimme?
Komisch.
Wir dachten bisher immer, jener Block, von dem Kreis gespricht, hätte sich bisher vor allem durch einen Mann repräsentiert gesehen, dessen SS-Einheit große Erfahrung im Vernichten von Menschen jüdischer Herkunft hatte.
Götz mag zwar ein recht strammer Hitler-Junge gewesen sein, aber einen Vergleich zu einem SS-Obersturmführer kann er für jenen Block kaum bestehen.
Im Kurier hat Alfred Peierleitner wörtlich den Eindruck, als würden die Politiker nach den letzten Faschismusverdächtigungen und den Mai-Pflichtübungen im Gespensterbeschwören nun völlig durchdrehen.
In diesem Zusammenhang ergänzt Peierleitner in seinem Kommentar die Erinnerungen des FPÖ-Obmannes Peter, dass es 1962 Gespräche zwischen ÖVP und Freiheitlichen über eine Ablöse der Großen Koalition gegeben habe.
Doch ebenso sicher und gerichtsnotorisch ist die Tatsache, dass sich im gleichen Jahr die SPÖ eben diese Freiheitlichen kaufte.
Und zwar unter anderem mit jener Gewerkschaftsmillion, deren Übernahme der heutige freiheitliche Ombudsmann Gustav Zeilinger mit dem schönen Decknamen Niedermüller quittierte.
Peierleitners Folgerungen im Kurier?
Nun lassen sich allerlei Vermutungen anstellen, warum der alte Friedrich gerade jetzt die Körbe auskramt, die er seinerzeit von der Volkspartei erhielt.
Man kann wohl mit absoluter Gewissheit annehmen, dass sich der noch FP-Obmann damit als künftiger Götz-Stellvertreter in Erinnerung rufen möchte.
Aber das ist eine Angelegenheit, die sich die Freiheitlichen untereinander ausmachen müssen.
So wie es Sache der Sozialisten ist, welche Taktik, die sie sich für eine Zukunft zurechtlegen, in der es nicht mehr möglich sein wird, entweder mit Faschismus-Kalauern oder mit Bestechungsgeldern zu operieren.
Alle Beteiligten sollten dagegen eines wissen.
Dieses zynische Verleumden, dieses stumpfsinnige Wortgedresche, diese Einseitigkeit des Erinnerungsvermögens schreckt nur jene ab, die beeindruckt werden sollen.
Die Wähler.
Das war die Inlands-Presse-Show.
Genau zehn Tage vor dem lang angekündigten Parteitag der SPÖ wird heute in Salzburg eine Art Vorveranstaltung abgehalten.
Die junge Generation in der SPÖ tritt zu ihrer Bundeskonferenz zusammen.
Aus diesem Anlass sprach Wilfried Seifert mit deren Vorsitzenden Albrecht Koneczny.
Herr Koneczny, eine Bundeskonferenz dient unter anderem auch dazu, die programmatischen Schwerpunkte für die Arbeit der nächsten beiden Jahre festzulegen.
Was für Schwerpunkte ergeben sich da aus Ihrer Sicht?
Schon durch die Krise des kapitalistischen Weltwirtschaftssystems bedingt, steht natürlich die Wirtschaftspolitik im Mittelpunkt.
Wir haben dazu eine Reihe von Vorstellungen entwickelt, die eine stärkere Lenkung der Wirtschaft im Interesse gesamtwirtschaftlicher und gesamtgesellschaftlicher Interessen ermöglichen sollen.
Wir glauben, und das ist der zweite Schwerpunkt, dass wir in unserer Gesellschaft so krasse Einkommensunterschiede haben, dass das ein echtes gesellschaftliches Konfliktpotenzial ist und wir schlagen eine Reihe von Maßnahmen vor, wie man zu einer gerechteren und das heißt wohl gleicheren Verteilung der Einkommen in Österreich kommen kann.
Und der dritte Schwerpunkt ist für uns die Bildungspolitik.
Wir glauben, dass in der integrierten Gesamtschule die Normschule einer sehr nahen Zukunft herangewachsen ist und wir wenden uns an unsere Partei mit der Forderung, dies auch in naher Zukunft zu verwirklichen.
Da ergibt sich sozusagen die erste Differenz.
Die integrierte Gesamtschule als Fernziel ist ja in Ihrer Partei nicht umstritten.
Wohl aber ist umstritten, wann sie eingeführt wird und ob sie unbedingt auch als Regelschule eingeführt werden kann, sei es aus weltanschaulichen, sei es aber auch aus finanziellen Motiven.
Begeben Sie sich da in einen bewussten Gegensatz, bei dem Sie Konflikte zu fürchten haben werden mit der Mutterpartei?
Wir glauben, dass sich die Situation in den letzten zwei, drei Jahren so entwickelt hat, dass wir nicht nur in dieser Frage, sondern überhaupt kaum in einer grundsätzlichen Opposition, in einer wichtigen politischen Frage stehen.
Dass es aber auch unsere Aufgabe ist, dafür einzutreten, dass Dinge, die die Gesamtbewegung und wir als richtig erkannt haben, nicht erst in ferner Zukunft,
sondern in einem überschaubaren, nahen Zeitraum verwirklicht werden.
Und ich glaube, das ist die Funktion einer Organisation wie die Junge Generation, hier zu drängen und für eine rasche Verwirklichung einzutreten.
Sie legen nahezu Wert auf die Feststellung, dass es momentan kein großes konfliktrechtliches Material zwischen Ihnen und der Partei gibt, weil Sie ein Teil der Partei sind.
Ist der linke Flügel der SPÖ etwas lahm geworden?
Sind die Zügelstrafe angezogen worden?
Warum ist nicht mehr diese kritische Rolle innerhalb der Partei so stark, wie sie einmal war, vielleicht noch vor zwei, drei Jahren?
Ich glaube nicht, dass die kritische Rolle der jungen Generation in der Gesamtpartei nachgelassen hat, aber es ist sicherlich eines nicht zu übersehen, dass viele unserer Funktionäre heute auch in verantwortlicher Rolle in der Partei tätig sind.
Das, was
immer unser Ziel war, viele unserer Vorstellungen zum Allgemeingut unserer Partei geworden sind und wenn wir uns jetzt den Verlauf der Programmdiskussion anschauen, dann stellen wir mit einer gewissen Befriedigung fest, dass viele unserer Vorstellungen hier ihren Niederschlag gefunden haben.
Das Interview führte Wilfried Seifert.
Im Wiener Burgtheater findet heute Abend die Premiere des Schauspiels Der Prinz von Homburg von Heinrich von Kleist statt.
Die Titelrolle verkörpert Helmut Lohner.
In weiteren Hauptrollen sind Hilde Krahl, Elisabeth Augustin, Heinz Moog, Heinz Reinke und Sebastian Fischer zu sehen.
Für die Inszenierung wurde der prominente DDR-Regisseur, Prechtschüler und Leiter des Berliner Ensembles Manfred Wegwerth gewonnen.
Mit ihm sprach Volkmar Paschal.
Herr Wegwerth, der Prinz von Homburg, ein Stück, das immer wieder in letzter Zeit interessante Regisseure angezogen hat und zu verschiedenen Bearbeitungen geführt hat.
Die spektakulärsten Aufführungen, Peter Steins Inszenierung mit der Schaubühne am Halleschen Ufer,
Und jetzt zum Schluss in Hamburg.
Zwei Kollegen von Ihnen aus der DDR haben Prinz von Hamburg kombiniert mit dem Fazzer-Fragment von Brecht.
Wie sehen Sie Ihre Auffassung im Gegensatz zu diesen beiden anderen?
Ich kenne die Aufführung von Peter Stein sehr gut, die mir sehr gefallen hat und ich kenne die Absichten von Kage Langhoff, die übrigens meine Schüler sind oder waren, mit denen
kann ich weniger heute anfangen als mit der Auffassung von Peter Stein, dass dort ein Traum geträumt wird.
Vielleicht unterscheidet sich unsere Aufführung, dass wir nicht meinen, dass das Ganze ein Traum ist, sondern der Anspruch des Prinzen von Homburg, oder sprich Kleist, seine Individualität, seine Wünsche, seine Einmaligkeit und auch seine Schwierigkeiten, seine Ecken und Kanten der Personen in dieser Welt behaupten zu wollen,
dass wir diesen Anspruch durchaus berechtigt finden, sogar positiv finden und nicht eine Vermessenheit oder eine Illusion oder eine weltfremde Hoffnung, sondern diese Hoffnung sollte berechtigt sein und wird von uns und von Lohner auch so gespielt, dass wir ihn dort eigentlich sehr befürworten.
Und dieser Zusammenstoß von Traum und Wirklichkeit, wo der Traum auf der Strecke bleibt,
scheint mir ein Schritt auch näher dem Kleist und ein Schritt vielleicht näher an unsere Zeit, die ja solche Probleme also reihenweise produziert, reproduziert.
Die Frage eben, das Recht des Einzelnen als Einzelner akzeptiert zu werden, ohne dass er sich aufgeben muss, wenn er einer Gemeinschaft beitritt, welcher Art immer.
Eine Interpretation also, die die Antwort im marxistischen Sinne gibt.
Nur, ich weiß nicht, ob das Marx... sagen wir mal, die humanistischen Züge bei Marx liegen natürlich dort, dass es die stärkste Polemik ist gegen den Satz, Gemeinnutz geht für Eigennutz.
Das ist eine narzisstische, oder sagen wir mal, eine rechtsradikale Formulierung der Marx, den Satz entgegensetzt, dass der Einzelne
mit all seinen Arten, sogar Unarten, der Selbstzweck ist, der Reformierung der Gemeinschaft, denn die Gemeinschaft ist eine Abstraktion.
Der Einzelne muss in dieser Gemeinschaft zu sich finden und kann es nur durch die Gemeinschaft, also sozusagen,
der Eigennutz nur im Gemeinnutz realisiert werden kann.
Und dieser humanistische Zug, den Marx ja nicht erfunden hat, der also bei Goethe zu finden ist, wie bei Aeschylus, bei Hegel, wie bei, sagen wir Fichte, dieser Grund, der humanisierende Grundzug ist natürlich ein Anliegen, das
uns mit Gleiszer verbindet.
Da meine ich uns jetzt nicht, eine bestimmte Partei.
Ich meine nur Leuten, die
den Humanismus als Lebensprinzip mögen, das heißt Humanismus im Sinne von Selbstverwirklichung des Menschen in der Realität einer Gesellschaft.
Und insofern würde ich das Stück wahrscheinlich, wenn ich es bei uns in Berlin spielen werde, wir werden das auch inszenieren, nicht grundsätzlich anders inszenieren, aber mit den Erkenntnissen der hervorragenden Arbeit der Schauspieler hier am Burgtheater.
Heute Abend also Premiere des Schauspiels Der Prinz von Homburg im Burgtheater.
Aus Anlass des 85.
Geburtstages des spanischen Malers Juan Miró wurde im Madrider Museum für Moderne Kunst die größte Einzelausstellung eröffnet, die jemals in der Welt präsentiert wurde.
Gezeigt wird ein Überblick über Miros Lebenswerk von 1914 bis heute.
Leihgeber sind amerikanische und französische Museen, die Miro-Stiftung in Barcelona und der Künstler selbst, der in den letzten Monaten noch 22 Gemälde fertiggestellt hat.
Hören Sie dazu einen Bericht von Rudolf Wagner aus Madrid.
Ich habe großes Vertrauen in die schöpferische Kraft des neuen Spanien, sagt Joan Miro, als er zum ersten Mal seit 40 Jahren Spaniens Hauptstadt Madrid wieder betritt.
Ein 85-Jähriger kommt endlich zurück, der das Franco-Regime immer verachtete und der dessen Machtanspruch stets attackierte.
Wie seine katalanischen Künstlerkollegen Pablo Casals und Pablo Picasso hat sich Joan Miró Francos Verben niemals gebeugt.
Als er 1959 bei der Überreichung des Guggenheimpreises um eine Stellungnahme für Franco gebeten wird, kommt nur schroffe Ablehnung aus seinem Munde.
Joan Miró, dessen Ausstellung von über 200 Bildern und Grafiken soeben in Madrid eröffnet wurde, lässt sich die Ehrungen um ihn herum fröhlich gefallen.
Spaniens König Juan Carlos und Königin Sofia laden den rüstigen Alten zum Abendessen ein und der Künstler erklärt anschließend, dass er große Bewunderung für den König und dessen menschliche Haltung empfinde.
Vier Jahrzehnte später scheint ein offizielles Spanien endlich mit einem Künstler versöhnt, den das Franco-Regime stets ignorierte, dessen Werke überall in der Welt mit Ehrungen überschüttet wurden und der nun fast am Ende seines Lebens mit ansehen darf, wie die spanische Regierung mit einer imposanten Bilderschau Abbitte leistet.
Joan Miró hat von seinem Wohnsitz auf Mallorca die Planung der Madridter Ausstellung bis ins letzte Detail hin mit vorbereitet und als er auf Madrids Flughafen Barajas eintrifft, sagt er zum Entzücken der Museumsleitung, dass sich in seinem Reisegepäck noch eine Sammlung soeben vollendeter Bilder befinde.
Der alte Mann, der am Tage der Ausstellungseröffnung neben dem Präsidenten Kataloniens und dem spanischen Kultusminister das Museumsgebäude betritt, sieht die Sammlung seines Lebenswerks mit sichtbarem Entzücken.
Fast schüchtern tritt er an einige seiner aus New York oder Paris herbeigeschafften Bilder heran und macht dabei ein Gesicht, als habe er soeben einen alten Bekannten wieder begrüßt.
Um ihn herum stehen alte Künstlerfreunde wie die Maler Chiida und Tapies, eine Gruppe von Studenten, die gegen schlechte Studienbedingungen protestieren, hält dem Künstler ein Transparent mit der Aufschrift entgegen, Helf uns, Miro.
Joan Miro hat zur Erklärung seines Gesamtwerks, dessen arabeske Verspieltheit zuweilen an den Amerikaner Calder erinnert, einige handfeste Äußerungen abgegeben.
So sagte er in einem Interview mit der Madrider Zeitung El País, dass ihn die Theoretiker nie, die Humanisten und Poeten jedoch dafür umso besser verstanden haben.
Und er fügt hinzu, die Theorie sei so kalt wie die Autopsie, sie vernichte das Leben.
Mit sicherem Blick für die künstlerische Spontanität dieses Spaniers haben die Ausstellungsverantwortlichen Miros Triptichon in den Mittelpunkt gestellt, dass der Künstler selbst Triptichon der Hoffnung eines zum Tode verurteilten nannte und in dem sich die Erschießung des jungen Kataladen Pic Antig reflektiert.
Der anarchistische Katalane war 1974 von Franco zum Tode durch Erschießen verurteilt worden.
An jenem Frühlingstag fing Joan Miró die Tragik dieses jungen Lebens mit drei Bildern ein, in dem sich schwarz auf weiß nicht mehr als eine unterbrochene Linie widerspiegelt.
Ich habe die Bilder an dem Tag beendet, als sie den Jungen umgebracht haben, sagt Joan Miró heute im gleißenden Scheinwerferlicht in Madrid.
Und neben ihm steht Kultusminister Pio Cabanillas, der als damaliger Informationsminister das Todesurteil Frankos mit unterschrieb.
Und nach diesem Bericht von Rudolf Wagner aus Madrid nochmals ins Nachrichtenstudio.
Bundesrepublik Deutschland.
Bundeskanzler Schmidt und der sowjetische Parteichef Brezhnev werden heute eine gemeinsame Erklärung über die künftige Zusammenarbeit der beiden Länder und über internationale Fragen unterzeichnet.
Zu den bisher letzten Gesprächen zwischen den beiden Politikern ist unter anderem bekannt geworden, dass auch eine Wiederaktivierung der Wiener Truppenabbau-Gespräche zur Diskussion stand.
Heute führte Brezhnev auch eine Unterredung mit dem CDU-Vorsitzenden Kohl und CSU-Chef Strauss.
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wird in etwa drei Stunden neuerlich über die jüngsten militärischen Aktionen Südafrikas gegen angolanische Staatsgebiet beraten.
Es liegt eine Entschließung vor, wonach Südafrika unverzüglich seine Truppen zurückziehen möge.
In Luanda ist offiziell bekannt geworden, dass der südafrikanische Angriff auf angolanisches Territorium, die Aktion fand am Donnerstag statt, mehr als 600 Menschenleben gefordert habe.
Italien, Bundesrepublik Deutschland
In der Entführungsaffäre Aldo Moro gibt es heute, nach der gestrigen Aufwindung mehrerer Mitteilungen der Roten Brigaden, de facto keine neue Entwicklung.
Es lässt sich nicht absehen, ob die Verbrecher ihre Drohung wahrgemacht haben, Aldo Moro zu töten.
Nach jüngsten Meldungen soll der Vorsitzende der christlich-demokratischen Partei einen Abschiedsbrief an seine Familie geschrieben haben.
Bei groß angelegten Fahndungsaktionen in Rom und Umgebung wurden heute zwölf Personen festgenommen.
Ob sie mit dem Entführungsfall in Zusammenhang stehen, ist unbekannt.
Aufgrund eines Hinweises Aldo Moro werde in Bonn versteckt gehalten, wurde heute ein Hotel in der deutschen Bundeshauptstadt ergebnislos durchsucht.
Libanon
Die heftigen Feuergefechte in den Vororten von Beirut sind heute früh eingestellt worden.
Der Kommandant der UNO-Friedenstruppen im Südlibanon, Erskine und PLO-Chef Arafat, konnten bei ihren jüngsten Gesprächen keine Einigung über die Befugnisse des UNO-Friedenskontingents erzielen.
Demnächst soll praktisch die gesamte Armee der Fidschi-Inseln, etwa 600 Mann als UNO-Truppe im Libanon, eingesetzt werden.
Österreich
Der Obmann der jungen Generation in der SPÖ, Koneczny, nahm anlässlich der Bundeskonferenz seiner Organisation in Salzburg unter anderem zu Fragen der Wirtschaftspolitik Stellung.
Er plädierte für eine offensivere Strategie gegenüber den multinationalen Konzernen sowie für öffentliche Nutzungsrechte an stillgelegten privaten Betriebsanlagen.
Weiters meinte Koneczny, die kritische Rolle der jungen Generation im Verhältnis zur SPÖ habe in den vergangenen Jahren nicht nachgelassen.
Allerdings sei nicht zu übersehen, dass viele Funktionäre nun in verantwortungsvoller Position in der Partei arbeiteten.
ÖVP-Obmann Taus sagte zu den am Montag beginnenden Gesprächen zwischen Finanzminister Androsch und dem ÖGB über eine Lohn- und Einkommensteuerkorrektur.
Die Arbeiter erwarteten vom Gewerkschaftsbund Standfestigkeit in der Vertretung einer Steuermilderung mit 1.
Jänner 1979.
Meine Damen und Herren, 60 Minuten Information sind wieder einmal beendet.
Sie hören uns wieder um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 im Abend-Journal.
Für das Team der Sendung verabschiedet sich Hans Fockenhuber auf Wiederhören.