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KI-generiertes Transkript
Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
Zwölf Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Guten Tag, meine Damen und Herren, Sie hören das Mittagsschonal des aktuellen Dienstes.
Durch die Sendung führt Sie Udo Bachmeier.
Die Ankündigung von Bundeskanzler Sinowaz, die SPÖ werde eine Volksabstimmung über das Atomkraftwerk Zwentendorf im Parlament einbringen, hat zahlreiche Reaktionen ausgelöst.
Der Koalitionspartner FPÖ und die Oppositionelle ÖVP stehen einem neuerlichen Atomvorstoß ablehnend gegenüber.
Zurückgewiesen wird der Plan auch vom Konrad-Lorenz-Volksbegehren.
Dann jüngst aktualisiert zum Thema passend zitieren wir aus bemerkenswerten Artikeln in der neuen Ausgabe des SPÖ-Diskussionsorgans Zukunft über Grundsätzliches zu Chancen rot-grüner Politik nach Hainburg.
Geplant ist auch ein Gespräch mit ÖJG-Chef Grünwald über die Lage der verstaatlichten Industrie.
Der Generaldirektor sieht die Verstaatlichte in einem weiteren wirtschaftlichen Aufwind.
Im Journal zu Gast ist heute das Ehepaar Sussmann, Überlebende von Auschwitz.
Um eine sinnvolle Vergangenheitsbewältigung zu erreichen, sei es notwendig, vor allem die junge Generation über Greuel der Nazi-Diktatur aufzuklären, sagt Frau Sussmann.
Wir können Vergangenheit nur dann bewältigen.
Wir können eine saubere Gegenwart nur dann haben, wenn wir keine verlogene Vergangenheit
Einer der bedeutendsten österreichischen Komponisten, Alban Berg, wäre heute 100 Jahre alt geworden.
Die Kulturredaktion zeichnet ein Portrait.
Erster Programmpunkt sind jetzt die Nachrichten.
Verantwortlicher Redakteur ist Adolf Beundl und Sprecherin Maria Piffl.
Österreich.
Die Ankündigung von Bundeskanzler Sinovac, die SPÖ werde im Parlament die Einleitung einer neuen Volksabstimmung über die Inbetriebnahme des Atomkraftwerkes Zwentendorf beantragen, hat in politischen Kreisen einige Überraschungen ausgelöst.
FPÖ-Parteichef und Vizekanzler Norbert Steger betonte dem ORF gegenüber, sollte im Energieausschuss des Parlaments ein derartiger SPÖ-Antrag zur Abstimmung kommen, würde der Vertreter der Freiheitlichen Partei mit Nein stimmen.
ÖVP-Generalsekretär Michael Graf erklärte in einer ersten Reaktion, ein schlampiges Verhältnis zwischen Sozialisten und der ÖVP werde es nicht geben und schon gar nicht, um Zwentendorf aufzusperren.
Solange die Freiheitlichen in der Regierung sessen, müsse sich Bundeskanzler Sinowaz an seinen Koalitionspartner halten, sagte Graf.
Sinovac hatte in der gestrigen Fernsehsendung »Politik am Freitag« argumentiert, man müsse sich überlegen, ob man auf ein fast fertiges Atomkraftwerk verzichten wolle, dessen Bau bisher fast 10 Milliarden Schilling gekostet habe.
Der ehemalige SS-Sturmbannführer Walter Reeder hat heute früh die Martenik-Kaserne in Baden bei Wien mit unbekanntem Ziel verlassen.
Reeder hatte sich seit seiner Überstellung aus Italien nach Österreich in dieser Kaserne aufgehalten und war dort medizinisch untersucht worden.
Die Diskussion über die Vorschläge von Wissenschaftsminister Heinz Fischer für eine Reform der Studienförderung dauert an.
Im Morgenjournal sagte der Wissenschaftssprecher der Freiheitlichen, Gerolf Stix, er sehe zwar Kompromissmöglichkeiten, doch gebe es weiterhin Meinungsverschiedenheiten zwischen SPÖ und Freiheitlichen.
So gehe Fischer bei seinen Vorschlägen stark von sozialen Gesichtspunkten aus, während für die Freiheitlichen der Gesichtspunkt der Begabung eine besondere Rolle spiele.
Der Vorsitzende der Hochschülerschaft, Herbert Rainer, vertrat die Ansicht, Begabtenförderung habe mit sozialen Ansichten nichts zu tun.
Der Wissenschaftssprecher der ÖVP, Heinrich Neisser, vertrat die Meinung, dass mit dieser Novelle kaum mehr soziale Symmetrie erreicht werden wird.
Die Bundeswirtschaftskammer hob hervor, Wissenschaftspolitik eigne sich ihrer Meinung nach nicht für Klassenkampf.
Finanzminister Franz Franitzki hat sich ausdrücklich gegen die von Sozialminister Dallinger angestrebte Wertschöpfungsabgabe ausgesprochen.
Franitzki sagte, in dieser Gesetzgebungsperiode werde er die Selbstständigen und die Unselbstständigen nicht mit neuen Belastungen konfrontieren.
Er lasse sich weder durch Steuersenkungspläne der Opposition die öffentlichen Finanzen zerrütten, noch durch Besteuerungspläne, die positiven Wirtschaftsdaten in Österreich zunichte machen.
Steuervereinfachung solle Vorrang vor Steuersenkung haben, meinte der Finanzminister.
Die Vereinten Grünen bezweifeln das Demokratieverständnis von Nationalratspräsident, ÖGB-Chef Anton Benyar.
In einer Presseaussendung kritisieren die Grünen Benyars Äußerung, Abgeordnete sollten zurücktreten, wenn sie die Haltung ihrer Partei mit dem Gewissen nicht vereinbaren könnten.
Nach Ansicht von VGU-Generalsekretär Wolfgang Pellikan beweist diese Aufforderung, dass das Parlament nicht mehr eine Volksvertretung, sondern, so Pellikan, ein Vollzugsorgan der Parteizentralen ist.
USA.
Präsident Reagan hat den früheren General Vernon Walters als neuen Botschafter der Vereinigten Staaten bei den Vereinten Nationen nominiert.
Der 68-jährige Walters war in den 70er Jahren stellvertretender Direktor des Geheimdienstes CIA.
Später führte er im Auftrag Reagans mehrere Geheimmissionen durch.
Der General ist Nachfolger von Jean Kirkpatrick, die sich nach vier Jahren als UNO-Botschafterin ins Privatleben zurückziehen will.
Bundesrepublik Deutschland.
Bundeskanzler Helmut Kohl hat zum ersten Mal Bedingungen für eine mögliche Zustimmung zu amerikanischen Weltraumwaffen genannt.
Bei einer NATO-Veranstaltung in München sagte Kohl, die deutsche Bundesregierung werde nicht nur Fragen der Rüstungskontrolle und der Strategie prüfen, sondern auch bündnispolitische und wirtschaftliche Aspekte.
Ein Weltraumverteidigungssystem müsse die strategische Einheit des Nordatlantikpaktes voll berücksichtigen.
Bei einer Massenkarambolage auf der Autobahn Nürnberg-München bei Manching sind heute früh sechs Menschen ums Leben gekommen.
Weitere 15 wurden verletzt.
Auf der Spiegelgartenfahrbahn war ein mit Schweinen beladener Viehtransporter ins Schleudern geraten und hatte sich quergestellt.
Nacheinander prallten 50 Fahrzeuge aufeinander.
Italien.
Die Polizei fahndet nach 363 Terroristen.
295 davon werden der extremen Linken zugeordnet, 68 gehören rechtsradikalen Verbindungen an.
Zwei Drittel der steckbrieflich gesuchten Extremisten dürften ins Ausland geflüchtet sein, die meisten von ihnen nach Frankreich.
Rom hat Paris vorgeworfen, gegen den internationalen Terrorismus zu nachgiebig vorzugehen.
Französisch Guiana.
Die Europa-Rakete Ariane 3 ist heute früh vom Europäischen Raumfahrtzentrum in Kourou aus gestartet worden.
20 Minuten nach dem Start brachte die Rakete einen brasilianischen und einen arabischen Satelliten in eine Erdumlaufbahn.
Deutsche Demokratische Republik.
In der Stadt Radebeul wird heute ein Karl-May-Museum eröffnet.
Die Villa Shatterhand, in der Karl May bis zu seinem Tode im Jahr 1912 gelebt hatte, wurde zu diesem Zweck rekonstruiert und erweitert.
Die ostdeutschen Kulturverantwortlichen haben ihre Haltung gegenüber Karl May geändert.
Unterdessen ist auch das Geburtshaus des Schriftstellers in Hohenstein-Ernsttal umfassend rekonstruiert worden.
Italien.
Nach dem ersten Durchgang des Weltmeisterschafts-Slaloms der Damen in Bormio führt die Schweizer Titelverteidigerin Erika Hess vor der Französin Perrine Poulain und der Polin Malgorska-Tlaka.
Annik Kronbichler liegt als beste Österreicherin mit einem Rückstand von 0,47 Sekunden an der sechsten Stelle, Roswitha Steiner ist nach dem ersten Durchgang zehnte, Silvia Eder fünfzehnte.
Anita Wachter ist ausgeschieden.
Nun zur Wetterlage.
Der Alpenraum verbleibt weiterhin im Mischungsbereich feucht-milder Atlantikluft und kontinentaler Kaltluft.
Die Aussichten bis morgen früh.
Veränderlich bis stark bewölkt.
Gebietsweise Niederschlag.
Schneefallgrenze im Westen um 1200 Meter.
Sonst bis in tiefe Lagen herab Schneefall oder gefrierender Regen.
Mäßige Winde.
Nachmittagstemperaturen minus 5 bis 0 Grad.
Im Westen bis 8 Grad.
Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 6 bis 0 Grad im Westen darüber.
Die Aussichten für morgen Sonntag.
Örtlich Aufhellungen, meist aber stark bewölkt und zeitweise Niederschlag.
Im Westen Schneefallgrenze über 1000 Meter, sonst bis in tiefe Lagen herab Schneefall.
Örtlich auch gefrierender Regen und Glatteisgefahr.
Tageshöchsttemperaturen minus 3 bis plus 1 Grad, im Westen bis plus 7.
Das Wetter am Montag abnehmender Störungseinfluss, nur lokal etwas Schneefall, zunehmend aufgelockert, aber kalt.
Das Wetter um 12 Uhr, Wien bedeckt minus 5 Grad, Südostwind mit 10 Kilometern pro Stunde, Eisenstadt bedeckt minus 4, Südost 15, Linz bedeckt minus 1 Grad, Ost 10, Salzburg stark bewölkt plus 5, Südost 15, Innsbruck bedeckt plus 4, Bregenz bedeckt Regen plus 7 Grad,
Graz bedeckt minus zwei und Klagenfurt bedeckt minus ein Grad.
Zwölf vor zehn war es soeben.
Seit gestern Abend gibt es also wieder eine Zwentendorf-Debatte.
Kanzler Fred Sinowatz kündigte in der Sendung Politik am Freitag einen neuerlichen Vorstoß seiner Partei für die Inbetriebnahme des seit 1978 praktisch fertigen Atomkraftwerks im Tullner Feld an.
Nach Meinung des Regierungschefs sollte die SPÖ im Ausschuss einen Antrag auf Aufhebung des Atomsperrgesetzes und auf Einleitung einer neuerlichen Volksabstimmung stellen.
Erst die Reaktionen der beiden anderen Parlamentsparteien und auch der Umweltschützer zeigen, dass diesem Vorstoß kaum Erfolg beschieden sein wird.
Fritz Besata beginnt seinen Beitrag mit der Ankündigung des Bundeskanzlers von gestern Abend.
Da müsste ein Antrag im Parlament kommen und ich nehme an, dass die SPÖ im Parlament, im Ausschuss einen Antrag stellen wird.
Die SPÖ wird ihn stecken, die FPÖ wird keinen stecken.
Ich weiß nicht, wie es im Parlament geht, aber ich nehme mit ziemlicher Sicherheit an, dass es einen SPÖ-Antrag geben wird.
Mit diesen Worten startete gestern Abend Kanzler Sinovac einen wahrscheinlich letzten Versuch, das praktisch fertige, aber seit dem Jahr 1978 stillgelegte Kernkraftwerk Zwentendorf doch noch aus seinem Dornröschenschlaf aufzwecken.
Was Sinovac meint, ist Folgendes.
Nicht die Regierung stellt einen neuerlichen Antrag auf Aufhebung des Atomsperrgesetzes, sondern die Sinovac-Partei, die SPÖ, stellt im Parlamentarischen Handelsausschuss einen entsprechenden Antrag.
In diesem Handelsausschuss liegt derzeit der Energiebericht von FPÖ-Vizekanzler Norbert Steger und bei dessen Behandlung könnte die SPÖ alleine etwas sinngemäß Folgendes vorschlagen.
Antrag auf Beschlussfassung eines Verfassungsgesetzes besonderer Art, das vorsieht, dass entgegen dem gültigen Atomsperrgesetz die friedliche Nutzung der Kernenergie in Österreich doch erlaubt sein soll.
Gleichzeitig könnte ein solcher Antrag vorsehen, über diesen Gesetzesbeschluss eine Volksabstimmung durchzuführen.
Wobei die Betonung auf dem Wort könnte liegt.
Denn eine Änderung des Atomsperrgesetzes ist nur durch eine Zweidrittelmehrheit möglich.
Also sind damit zumindest die Stimmen von SPÖ und ÖVP notwendig.
Und dass die Volkspartei ihre Zustimmung zu einer solchen Vorgangsweise geben könnte, ist schon seit längerem praktisch undenkbar.
Parteichef Alice Mock hält Zwentendorf für politisch tot, ÖVP-Wirtschaftssprecher Robert Graf, obwohl persönlich für die Inbetriebnahme Zwentendorfs, lehnt eine Zustimmung der Volkspartei im Falle der von Sinowatz skizzierten Vorgangsweise Rundweg ab.
Der Vortrag des Herrn Bundeskanzlers ist nicht besonders neu zu erwarten.
Die Stellungnahme der österreichischen Volkspartei ist unverändert.
Solange die Bundesregierung, die Koalitionsregierung, nicht gemeinsam sagt, was sie will, ändert sich für die österreichische Volkspartei unser Standort zu Zwentendorf nicht.
Ist nicht die ganze Sache derzeit im Parlament und nicht in der Regierung?
Wir werden nicht zulassen, dass die Ausrede des Herrn Bundeskanzlers, dies sei nicht Sache der Regierung, sondern des Parlaments,
ergreift.
Die Regierung kann sich nicht einigen.
Das ist an sich schon ein Skandal.
Und wenn sich die Regierung nicht einigen kann in einer derartig wichtigen Frage, dann sollte zurücktreten.
Das Parlament bzw.
die Volkspartei als Bestandteil des Parlaments wird keinen anderen Standpunkt einnehmen, bis sich die Regierung geeinigt hat.
Und wir werden in dieser Debatte, die zweifellos auf uns zukommt, mit großer Festigkeit, mit großer Beharrlichkeit
Und ich werde dafür sorgen, mit einiger Eleganz unseren Standpunkt zu verteidigen, ohne auch nur den Klubzwang aufzuheben oder sonst etwas.
Noch einmal konkret gefragt, Herr Präsident Graf, sollte die SPÖ im Ausschuss des Parlaments einen Antrag auf Aufhebung des Atomsperrgesetzes und Einleitung einer Volksabstimmung beantragen, sollte dieser Antrag kommen, würde die ÖVP nicht mitgehen?
Wenn die Bundesregierung, das bedeutet beide Koalitionsparteien, nicht gemeinsame Anträge ins Parlament bringen, werden wir Einzelanträgen unsere Zustimmung nicht geben.
Soweit Robert Graf und sein benahe Namensvetter und ÖVP-Generalsekretär Michael Graf macht es sich über den Sinovac-Vorstoß mehr oder minder lustig.
Was sollte jetzt der Graf heute via Parteipräsidienst die gestrige Kanzlererklärung und auch die Koalition bis 1987 halten wert sein, wenn die Koalition nicht einmal eine gemeinsame Linie in Sachen Zwentendorf zusammenbringt?
Dass Graf damit recht hat, beweist eine Mitteilung von FPÖ-Parteichef Norbert Steger von heute Vormittag.
Steger ließ den Hörfunk wissen, dass der FPÖ-Vertreter im Parlamentarischen Handelsausschuss einem entsprechenden SPÖ-Antrag nicht zustimmen würde.
Nicht nur ÖVP und FPÖ reagierten auf den Kanzlervorstoß negativ, auch aus den SPÖ-Reihen liegen ablehnende Stellungnahmen vor.
So wird etwa SPÖ-Jungabgeordneter Josef Ciab im heutigen Kurier mit der Aussage zitiert, er, Ciab, sehe sich außer Stande der politischen Überlegung seines Kanzlers zu folgen und werde nun seinen Internisten anrufen.
Soweit Josef Ciab.
Der Sprecher des Conrad-Lorenz-Volksbegehrens, Gerhard Heilingbrunner, kündigte bereits heftigsten Widerstand im Falle des Aufsperrens von Zwentendorf an.
Ja, das Konrad-Wallis-Volksbegehren wird sich voll und massiv gegen die Pläne der Bundesregierung bzw.
von Bundeskanzler Sinowaz wehren, neuerlich Zwentendorf aufzusperren.
Zwentendorf ist eine Ruine und wird eine Ruine weiterhin bleiben.
Das, was zurzeit österreichische Energiepolitik beherrscht, ist der absolute Wahnsinn, beginnend von Heimburg, wenn man dann denkt, dass Dürnrohr dieses Jahr oder nächstes Jahr aufgesperrt werden soll und dann jetzt noch ein Vorstoß in Richtung Zwentendorf.
Es ist ein Beweis dafür,
dass die direkte Demokratie neuerlich mit Füßen getreten wird.
Zwentendorf, da hat es eine Volksabstimmung schon gegeben, ein klares Nein der Bevölkerung, damit soll es auch bleiben.
Helle Aufregung also aller Orten über den neuerlichen Zwentendorf-Vorstoß des Regierungschefs.
Doch angesichts der Notwendigkeit einer Zweidrittelmehrheit für die Aufhebung des Atomsperrgesetzes dürfte sich die Aufregung wieder bald gelegt haben.
Die überwiegend ablehnenden Reaktionen auf die Ankündigung von Kanzler Sinovac, eine neue Atomvolksabstimmung zu beantragen, hat Fritz Besata zusammengefasst.
Wir bleiben im weiteren Sinn beim Thema, nämlich mit dem Stichwort Heimburg und die Folgen.
Als tagespolitisches Thema ja längst von der Affäre Frischenschlagerräder überholt und zugedeckt.
Auch von der neu entfachten Zwentendorf-Debatte jetzt.
Heinburg liefert aber dennoch wieder Diskussionsstoff.
Und zwar als Aufhänger für eine Debatte über rot-grüne Politik und die Zukunft der SPÖ.
Die Auseinandersetzung findet in schriftlicher Form statt.
Und zwar im Diskussionsorgan der SPÖ, der Zeitschrift Zukunft.
Manfred Steinhuber hat sich die jüngste Ausgabe der Zukunft angesehen.
Den Reigen der Heimburg-Diskussion in der Zukunft eröffnet ein linkes Duo.
Jungabgeordneter Josef Tschapp und Peter Pellinker, Redakteur der Arbeiterzeitung.
Tschapp und Pellinker kommen auf eine lange Liste von taktischen und politischen Fehlern, die die SPÖ gemacht habe.
Das Ergebnis der vielen Fehler, die SPÖ habe mehr denn je den Ruf einer Betoniererpartei und der Sympathieaufschwung nach der Regierungsumbildung sei schon nach wenigen Wochen wieder verspielt worden.
Tschapp und Pellinker gehen davon aus, dass die freiheitlich-sozialistische Koalition über 1987 hinaus nur geringe Überlebenschancen habe, sie wenden sich massiv gegen eine große Koalition mit der ÖVP und zeigen dann einen Weg auf, der nach Meinung der beiden Autoren ein Ausweg sein könnte.
Die einzige Möglichkeit für den Erhalt der Mehrheitsfähigkeit der SPÖ bzw.
für die Möglichkeit einer demokratisch fortschrittlichen Gesellschaftsveränderung ist das Beschreiten eines dritten Weges, abseits des Festhaltens an der kleinen Koalition um jeden Preis und den immer stärker werdenden Kassandra-Rufen,
nach einer großen Koalition, der des Weiterbestehens des rot-grünen Wählerbündnisses.
Ob dies weiter im Rahmen der SPÖ möglich sein wird, was sicher einfacher wäre, oder durch andere Formen der Zusammenarbeit bzw.
der Koalition mit neuen grünen alternativen Gruppen, wird erst die Zukunft weisen.
Zschapp und Pellinker stoßen mit diesem Weg rot-grüner Bündnispolitik allerdings in keinem der weiteren neuen Diskussionsbeiträge in der Zukunft auf Zustimmung.
Fritz Klenner, einer der großen alten Männer des ÖGB, ist ganz auf Großkoalitionskurs.
Wäre 1978 die Haltung der ÖVP gegenüber Zwentendorf eine andere gewesen?
hätten wir wahrscheinlich heute eine große Koalition, die die Probleme der Energiewirtschaft besser im Griff hätte, als die kleine Koalition mit einer in Energiefragen konfliktscheuen FPÖ.
In der Umweltpolitik wird es immer wieder Kompromisse geben müssen.
Sie können aber nie und nimmer mit Fanatikern und profilierungssüchtigen Frustrierten zustande kommen.
Aber auch jüngere Autoren sehen den steinigen rot-grünen Weg als unbegehbar an.
Franz Zeder, AHS-Lehrer in Deutschlandsberg, gibt seinem Beitrag den unmissverständlichen Titel, Rot und Grün ist zweierlei.
Er zweifelt daran, dass die SPÖ in der Lage sei, grünes Gedankengut aufzunehmen.
Es ist im Gegenteil zu erwarten, dass eine tiefer lotende Ideologiediskussion von der Mehrheit der Parteimitglieder
als lebensfremdes Theoretisieren und fruchtloses Diskutieren abgelehnt wird.
Es wird daher aller Voraussicht nach auch der SPÖ nicht gelingen, grünes Denken substanziell zu assimilieren, sondern es wird sein wie immer.
Wenn das Niveau der Diskussion über das Saturiertheitsgefühl des eh schon Bescheidwissens hinaus
in das differenzierte Abhandeln verwickelter bzw.
vernetzter Zusammenhänge überzugehen hätte, wird eine breit geführte Ideologiediskussion auch schon an ihrem Ende angekommen sein.
Wolfgang Hobl, Obmann des Bundes sozialistischer Akademiker in Wien-Ottakring wiederum, begründet seine Ablehnung eines rot-grünen Weges ganz anders.
Er meint, die linken Studenten hätten die sozialistische Jugend übernommen und verfolgten nun im neuen Mäntelchen die alte Strategie mit neuen Schwerpunkten.
Es ist deshalb logisch, dass jene, die im Verband sozialistischer Studenten noch auf den kommunistischen Studentenverband und die Gruppe revolutionärer Marxisten als Bündnispartner setzten, nun der rot-grünen Wähler- oder Regierungskoalition das Wort reden.
Das ist ihr gutes Recht.
Die SPÖ jedoch sollte sich zunächst einmal die Frage stellen, ob sie sich überhaupt einspannen lassen möchte von Gruppen, die die SPÖ benutzen wollen, um zulasten der Partei eine Schlagkraft zu gewinnen, die sie sonst nie erlangen könnten.
Auch Karl Kollmann, Referent für Konsumentenpolitik der Arbeiterkammer, der selbst der Generation von Ciab und Pellinke angehört, nimmt die SPÖ-Linken aufs Korn.
Er schildert ausführlich, wie viele seiner linken Freunde leben.
mit Jet-Urlaubskultur und Autofahrglück, mit Freude durch Ehrgeiz und Wettbewerbsbrutalität in Beruf und Partei, mit großbürgerlichem Goscherl und anal unterfüttertem Jargon.
Kollmann schreibt das Sittenbild einer Klick.
Da scheint unverholende Propaganda für die Grünen in Partei, Gewerkschaft und ihren Vorfeldorganisationen niemanden zu stören.
Rote, die halb offen grün oder kommunistisch sind, gibt's gar nicht zu wenige, selbst in den sogenannten Kaderschmieden.
Und auch solche, denen es zuerst natürlich um persönliche Vorteile geht.
Um die Karriere, um Prestige, um Macht.
wo das Gespräch mit Ministern wichtiger wird als sein Inhalt.
In manchen Fällen gibt es sogar Freunde, die beides zugleich sein wollen.
Modern, goschig, links und amthaft ernst, karrierebewusst, machtnah.
Viele, manchmal auch lustige, mitunter tragische Spielarten personaler Beschädigungen.
Aber Kollmann kritisiert nicht nur die Linken.
Er befürchtet, dass die SPÖ austrocknen könnte.
Das ist eine Entwicklung, die nun aber schön langsam kritisch wird.
Eine nicht allzu attraktive Partei, deren Junge und Linke ganz gern und mitunter ganz unverhohlen ihrer Partei eins auswischen.
Eine Partei mit großen Traditionen, der aber diese Entwicklung weitgehend wurscht,
und deren kreatives Potenzial insgesamt schwindet.
Dabei steht der eigentliche Strukturwandel der Partei selbst dieser noch bevor.
Die klassische Parteiarbeit, die Sektionsarbeit etwa, wird sich radikal ändern müssen.
Immerhin sind ja die 50er-Jahre vorbei, weil sie sonst schleichend, aber dauerhaft vollends austrocknet.
Aber das nur nebenbei, obgleich manches persönliche Motiv hierin seine Wurzel haben könnte.
Zitate aus dem SPÖ-Diskussionsorgan Zukunft, ausgewählt von Manfred Steinhuber.
Zum angekündigten Interview mit ÜIG-Chef Grünwald dazu einige Vorbemerkungen.
Die ÜIG, die Dachorganisation der verstaatlichten Industrie, beschäftigt mehr als 100.000 Personen.
Die staatseigenen Firmen aus dem Industriebereich haben in den Jahren seit 1978 rund 20 Milliarden Schilling an Zuschüssen erhalten.
Und sie werden auch heuer wieder Geld von ihrem Eigentümer, der Republik Österreich, brauchen.
Allerdings nicht nur, um Verluste abzudecken, sondern auch für notwendige Erneuerungs- und Modernisierungsinvestitionen.
Diese Investitionen sollen die Firmen wettbewerbsfähiger machen, Kosten senken helfen und die Unternehmen wieder in die Gewinnzone manövrieren.
Was im Vorjahr 23 von 31 verstaatlichten Betrieben gelungen ist, nämlich positiv zu bilanzieren.
Im Herbst 1983 wurde vom ÖJAG-Vorstand im Rahmen eines Finanzmemorandums erklärt, dass innerhalb von drei Jahren wieder Gewinne gemacht werden müssten.
Sonst müssten die Verlustbringer zugesperrt werden.
Wie hat sich die wirtschaftliche Lage der ÖJAG-Betriebe seit damals entwickelt?
Und was meint ÖJAG-Generaldirektor Oskar Grünwald zur Kritik des Rechnungshofes, dass den Unternehmen von außen zu viel hineinregiert wird?
Michael Kerbler führte mit Generaldirektor Grünwald darüber das folgende Gespräch.
Herr Generaldirektor Grünwald, Sie haben im Herbst 1983 den ÖAG-Betrieben, den Vorständen dieser Betriebe mitgeteilt, dass sie innerhalb von drei Jahren wieder positiv bilanzieren müssen.
Wenn sie das nicht schaffen, dann müssten die Produktionsbetriebe die Verluste machen, zugesperrt werden.
Das hat nicht für die Stahl- und Edelstahlindustrie gegolten, haben die anderen Betriebe durch ihre Ankündigung durch die Rute im Fenster, wenn man so will, alle Anstrengungen unternommen, wieder in die Gewinnzone zu kommen.
Es gibt Anstrengungen und es gibt auch schon sichtbare Erfolge und dieses Ziel, das wir uns hier gesetzt haben, hat zweifellos in vielen Betrieben große Reserven mobilisiert.
Haben Sie den Eindruck, dass dieser Aufwind, der da in den Unternehmen zu spüren ist, so wie Sie ihn sehen, auch damit zu begründen ist, dass die Manager gemerkt haben, es geht um ihre Verantwortung.
Wenn sie sich nicht anstrengen, dann werden ihre Verträge nicht verlängert.
Sprich Angst um ihren Sessel.
Das hat sicherlich eine Rolle gespielt.
Ich würde aber das nicht nur auf die Manager zuspitzen, sondern würde sagen, Manager, Führungsebenen, mittleres Management und auch alle Beschäftigten haben doch gemerkt, dass es um die Zukunft und um die Existenz ihrer Unternehmungen insgesamt geht.
Wenn Sie Prioritäten setzen müssen in den ÖAG-Betrieben, so ist die oberste Priorität, dass nach betriebswirtschaftlichen Kriterien vorgegangen wird.
Das heißt, ein Unternehmen muss positiv bilanzieren und erst in zweiter Linie geht es um Arbeitsplatzsicherheit.
Das ist richtig.
Auf die Dauer kann ein Unternehmen nur dann leben, wenn es wettbewerbsfähig ist und wenn es Erträge erzielt.
Wir sind im Jahre 1984 mit wesentlichen Teilen unserer Gruppe aus der Verlustzone herausgekommen.
Es hat sich die Ertragslage in der Chemie verbessert, in der Petrochemie ganz entscheidend verbessert und auch im Buntmetall- und Aluminiumbereich haben wir Gewinne erzielt im Jahre 1984.
Die Problemkinder sind ihnen aber nach wie vor erhalten geblieben, nämlich die Stahl- und Edelstahlbetriebe, sprich die Vöstalpine und die Vereinigten Edelstahlwerke.
Inwieweit sind da noch hausgemachte Fehler zu beseitigen?
Inwieweit ist die Subventionierung der ausländischen Industrien mit an der schlechten Situation der beiden Unternehmen schuld?
Es ist richtig, dass nach wie vor die gesamte Stahlindustrie sich in der Verlustzone befindet.
Was aber hier besonders herauszustellen ist, ist die Tatsache, dass sowohl im Rahmen der Förster Alpine wie auch bei der VEW Unternehmenskonzepte beschlossen worden sind und dass diese Unternehmenskonzepte auch sehr zügig durchgeführt werden.
Der Rechnungshof hat in einem Bericht festgestellt, dass Ihnen von außen viel zu stark hineinregiert wird.
Ist das eine typisch österreichische Situation?
Behindert Sie das bei der Durchführung von Rationalisierungsprogrammen?
Man darf natürlich die Dinge nicht unrealistisch sehen.
In einer öffentlichen Industrie werden immer viele Gruppen, Gemeinden, Bundesländer versucht sein, ein Wörtchen mitzureden.
Das ist selbstverständlich.
Vielleicht hat sich das Management auch in manchen Fällen zu wenig gegen diese Außeneinflüsse gewährt.
In Zeiten einer Wirtschaftskrise ist es darüber hinaus auch so, und das sehen wir in allen Nachbarländern, auch in der Bundesrepublik, dass dort, wo große Schließungsmaßnahmen bevorstehen, dass dort Bürgermeister und Landesregierungen sich sofort einschalten.
Das ist üblich geworden.
Dennoch glaube ich, dass wir für unsere Unternehmensführungen ein hohes Maß an Autonomie, an Selbstständigkeit, an Unabhängigkeit gesichert haben und dass wir mit den Verhältnissen, so wie sie jetzt gegeben sind, dass wir mit diesen Verhältnissen ganz gut arbeiten können.
Interventionen gehen Ihnen also nicht auf die Nerven?
Interventionen gehen einem natürlich schon auf die Nerven, aber das ist immer eine erste Reaktion.
In fast allen Fällen kann man doch Verständnis erreichen für geplante Maßnahmen.
In manchen Fällen muss man sich allerdings sehr energisch zur Wehr setzen und das ist auch vielfach geschehen.
Michael Kerber sprach mit ÖAG-Chef Oskar Grünwald.
Es ist nun genau 12.30 Uhr.
Im Journal zu Gast.
ist heute das Ehepaar Professor Heinrich und Anni Sußmann.
Der Maler Sußmann und seine Frau waren vor den Nazis nach Frankreich geflohen, arbeiteten für die Résistance und wurden im Sommer 1944 verhaftet und der Gestapo übergeben.
Nach brutalen Verhören, bei denen Heinrich Sußmann vor den Augen seiner Frau gefoltert wurde, schickte die Gestapo sie nach Auschwitz, wo sie an der berüchtigten Entladerampe voneinander getrennt wurden.
Frau Sussmann gelang unter abenteuerlichen Umständen die Flucht in die Schweiz, ihr Mann wurde Anfang 1945 von sowjetischen Soldaten befreit.
Noch im selben Jahr kehrte das Ehepaar nach Wien zurück.
In diesem Jahr 1985, in dem des Endes des Zweiten Weltkriegs vor 40 Jahren gedacht wird,
ist unsere jüngere Vergangenheit ein Thema, das nicht nur wissenschaftlich abgehandelt wird, sondern das auch, wie gewisse Ereignisse und Entwicklungen in Österreich und in der Bundesrepublik Deutschland zeigen, in der Politik eine gewisse Rolle spielt.
Das Gespräch mit Heinrich und Anni Sußmann führte Roland Machatschke.
Es wird in Österreich in diesen Tagen ja sehr viel von Vergangenheitsbewältigung gesprochen.
Unter uns leben Menschen, für die dieses Wort eine andere Bedeutung hat.
Herr Suessmann, Frau Suessmann, ein Teil Ihrer Vergangenheit heißt Auschwitz.
Und Sie haben Auschwitz aus der Perspektive des Opfers gesehen.
Haben Sie für sich selbst diese Vergangenheitsbewältigung durchführen können?
Und wenn ja, wie?
Wir haben die Vergangenheit insofern nicht bewältigt, als man
die die Erlebnisse in Auschwitz nicht bewältigen kann, nicht vergessen kann und vor allem auch nicht verstehen kann.
Die Vergangenheitsbewältigung der Elterngeneration sind natürlich verbunden mit Kriegserinnerungen, mit Veteranengesprächen, was man im Krieg alles getan hat,
Und Sie vergessen dabei eine Trennlinie, eine strikte Trennlinie zu ziehen, zwischen denen, die im Dreck an der Front gelegen sind, an allen möglichen Fronten, und erfroren sind und umgekommen sind, und zwischen dem, was irgendwelche Wesen vollbracht haben, die zwar so ausgesehen haben, als wären sie Menschen,
die aber nicht das geringste mit Menschen zu tun hatten.
Ich weigere mich, einen Mengele und so und so viele andere SS-Leute und SD-Leute, die ich kennengelernt habe, Mensch zu nennen.
Es ist der Begriff für diese Typen noch nicht gefunden worden.
In der Bewältigung
ist es sehr schwer seine Stellung zu nehmen, also für mich.
Weil, wie wir nach Wien zurückgekommen sind 1945 und gewusst haben, es wird jetzt eine schwere Arbeit weiter für uns sein, denn wir haben ja gekämpft für ein freies, unabhängiges Österreich, hätten Franzosen werden können, sind aber wieder in die Heimat zurückgekommen, um hier Hilfeleistung zu machen, also um uns zu
als Bewährungshelfer, möchte ich das nennen, zu etablieren.
Und sind eines Tages in das Haus gegangen, wo meine Eltern gewohnt haben.
Begrüßt wurden wir von der Hausbesorgerin, jessas, der Juden sahen schon wieder da.
Und wir sind mit einem langen Gesicht von dort weggegangen, sind um die Ecke gegangen, da stand ein älterer Herr vor seinem Geschäft, der hat mich erkannt, winkte uns zu und lud uns ein, in das Geschäft einzutreten, denn er müsse seine Frau holen und war verschwunden.
und wir warteten und warteten ungefähr eine Viertelstunde dann kam er mit seiner Frau hinunter und überreichte uns Fotos von meinen Eltern und hat gesagt, das werden sie nimmer mehr haben das war der alte Papa Simonis, der Vater von dem Fotografen Simonis somit war irgendetwas wieder ausgebildet Vergangenheitsbewältigung ist für mich eigentlich auch etwas anderes
Die Zweite Republik hat sehr viele Lügen vom Start weg gebraucht.
Ich war damals Kommunistin, ich bin es heute nicht mehr.
Und ich war mit sehr vielen österreichischen Kommunisten im Widerstandskampf.
Es sind österreichische jüdische Kommunisten in Paris selbst sofort hingerichtet worden, erschossen worden.
Sie liegen in Massengräbern.
Es ist noch nie ein österreichischer Politiker auf die Idee gekommen, auf den Friedhof von Mont-Valérien in Paris zu gehen und dort einen Kranz bei einem der Massengräber niederzulegen,
Das waren, wir kannten diese Leute, ganz junge Menschen, die enttäuscht nach dem 34er-Jahr von der Sozialdemokratischen Partei zu den Kommunisten übergewechselt sind.
Die haben keine Zeit gehabt, sich zu entwickeln.
Ich habe Zeit gehabt.
Ich habe austreten können aus der Kommunistischen Partei.
Die nicht.
Die sind als Kommunisten erschossen worden.
Man verzeiht ihnen das anscheinend auch als Toter nicht.
Frau Sußmann, Sie sind nach Auschwitz gekommen.
Sie waren schwanger, als Sie nach Auschwitz kamen.
Wie haben Sie das Lager überlebt?
Ich bin nach Auschwitz-Birkenau gekommen.
Birkenau war ein reines Vernichtungslager.
Das wussten wir natürlich nicht bei unserer Ankunft.
Die Frauen haben sich natürlich auf uns gestürzt um Nachrichten aus der Außenwelt.
Die waren ja schon jahrelang interniert in allen möglichen Ghettos und so weiter, kamen sie dann nach Auschwitz, um dort vernichtet zu werden.
Und die haben Nachrichten gewollt.
Und wir haben ihnen also erzählt, dass die Sowjetarmee vormarschiert, dass sie bereits hinter den Beschieden sind, die man in der Ferne vom Lager sehen konnte.
Und die Frauen haben gesagt,
Gebt euch keine Illusionen hin.
Ihr werdet in der Früh, wenn wir zum Zählappell antreten, die Schlote von den Krematorien sehen.
Sie haben uns von den Gaskammern erzählt.
Wir haben das eigentlich nicht geglaubt, ehrlich gestanden.
Am nächsten Tag haben wir dann begriffen, worum es geht.
Wir haben die Schlote gesehen und wir haben auch gerochen.
wonach es da riecht.
Mir hat beim Rasieren eine polnische Häftlingsfrau zugeraunt.
Unter keinen Umständen darfst du sagen, dass du schwanger bist.
Ich habe immer gedacht, es wird vielleicht doch noch gehen, die Russen werden rechtzeitig kommen.
Ich habe also von den hässlichen Dingen und vom Hunger und von allem weggedacht.
Und am 20.
August, in der Früh, habe ich das Gefühl gehabt, ich habe Wehen.
Dann hat es geheißen, Antreten zum Zehlappell.
Und ich bin mit den Wehen
zum Zielappell angetreten und ich bin ab 8 gestanden.
Das hat immer 4 Stunden gedauert.
Die Wehen sind immer in kürzeren Abständen gekommen.
Und eigentlich durfte man nach dem Zielappell nicht in den Block.
Und ich bin zum Blockältesten gegangen und habe gesagt, du, ich muss in den Block.
Ich habe wehen.
Sie hat mich hineingelassen unter Stubendienst.
Es lief ein Ofen durch die Baracke, hat eingeheizt.
Ich weiß nicht warum.
Sie haben scheinbar geglaubt, das wird gut sein für mich.
Sie haben verdreckte, verschissene Decken beim Ofen auf den Boden gelegt und da bin ich drauf gelegen.
Und plötzlich ist mir eingefallen,
dass ich einmal in Wien im Brigitterspital war.
Das gibt es jetzt nicht mehr.
Da war auch eine Entbindungsstation.
Und plötzlich aus den Tiefen, ich weiß nicht von wo, ist mir eingefallen, ich war in einem Kreißsaal und habe gehört, schön atmen und stoßen, tief atmen.
Ich habe das gemacht und ich habe einen lauten Schrei ausgestoßen.
Die ganze Zeit über habe ich nicht geschrien.
Und dann war das Kind da und eine Häftlingsfrau vom Stubendienst hat mir zugerufen, Anni, es ist ein Bub.
Und er lebt.
Und plötzlich habe ich gespürt, wie alles erstarrt, was um mich gestanden ist.
Und da war ein Engele.
Und der hat das Kind genommen und hat es in den brennenden Ofen geworfen.
nach einer Weile, aus dem Krankenrevier, eine ungarische Häftlingsärztin, und hat gesagt, du kannst, wenn du willst, ins Krankenrevier, das ist gefährlich, dort sind sehr oft Selektionen.
Das war mir eigentlich gleichgültig, muss ich gestehen.
Ich habe gesagt, ja, ich will ins Krankenrevier.
wieder eine Selektion.
Wir kamen zum Bad, nackt, und haben warten müssen.
Und dann hat sich also die Tür geöffnet und zu der Zeit haben wir schon gewusst, wie das ist.
Wir haben also nicht gewusst, kommt jetzt Wasser oder kommt Gas.
Es kam Wasser.
Dann bekamen wir jeder wieder ein Häftlingsgewand.
und Holzband hingen.
Und dann wurden wir wieder in Viehwagons verladen und fuhren zwei Tage und zwei Nächte, kamen mitten in der Nacht an, haben nicht gesehen, wo wir sind.
Am nächsten Morgen nach dem Zählappell sind einige elegante Herren gekommen und haben wieder ausgesucht.
Wir haben nicht gewusst, wofür.
Ich wurde für Straßenarbeit genommen und es hat getagt.
Und ich habe also die Gegend gesehen.
Ich habe gesehen, wir sind vom Wald umgeben.
Und auf der Straße, auf der ich arbeiten musste, stand ein Wegweiser.
Der stand zwölf Kilometer nach Zittau, zehn Kilometer nach Reichenberg.
Ich habe also gewusst, dass wir im Sudetengebiet sind.
Und dann kam ich in eine SS-Waffenfabrik.
Wir sind immer nachts vom Lager in die Fabrik geführt worden oder von der Fabrik ins Lager.
Es war ja Winter, es war so zeitlich finster und spät hell.
Wenn wir nachts marschiert sind,
haben wir Frauenstimmen gehört, die haben gerufen, ihr Dreckschweine, für euch werden wir einmal die Rechnung bezahlen.
Damit haben sie die SS gemeint.
Und sie haben auch manchmal uns einen Apfel zugeworfen oder ein Stück Brot.
Man hat das meist im Finstern nicht so erwischt, nicht immer.
Es gingen mit uns Aufseherinnen
und SS-Leute mit Hunden.
Und ganz am Schluss des Zuges ging ein SS-Mann mit einer winzig kleinen Lampe, die blau geleuchtet hat.
Es war ja alles verdunkelt wegen Bombardements.
Und wir sind stehen geblieben.
Wir haben uns auch gegenseitig nicht gesehen.
Und dann habe ich plötzlich gehört, wie meine Freundin Lili Segal gesagt hat, Anni, bist du da?
Und ich hab gesagt, ja.
Nichts wie weg.
In unserer Naivität haben wir uns gedacht, ein katholischer Pfarrer müsste uns helfen.
Als wir also im nächsten Ort waren, es war dämmerig, haben wir eine Frau gesehen und da ist meine Kameradin hingegangen und hat gesagt, Herr Hitler, wo wohnt denn da der Pfarrer?
Die hat sehr deutsch gesprochen, sie war Berlinerin.
Und die Frau hat ihr das gezeigt und wir haben beim Pfarrer angeklopft und haben ihm gesagt, wer wir sind, das haben wir nicht müssen, das haben wir nicht gewusst, dass man uns das ansieht.
Und er hat gesagt, gehen Sie, gehen Sie weg, sonst komme ich auch in ein KZ.
Wir haben uns also nicht einmal getraut, in der Kirche uns ein bisschen auszurühren.
Wir sind sofort weiter marschiert, sind marschiert, es war stockfinster und plötzlich haben wir französische
Männerstimmen gehört.
Und sind auf die los und haben gefragt, wer seid ihr?
Und da haben sie gesagt, sie sind Kriegsgefangene.
Und wir haben ihnen gesagt, wer wir sind und ob sie uns helfen können.
Und da hat ein Franzose gesagt, ja, wir können euch verstecken.
Die haben uns also drei Tage und drei Nächte versteckt.
haben uns dann bei Tageslicht gesehen und gesagt, das ist unmöglich, dass ihr so weggeht.
Sie haben Kleider bei der Bäuerin organisiert und haben uns Kleider gegeben.
Wir haben ausgeschaut wie Bäuerinnen und wir waren dann zehn Tage unterwegs.
Wir sind bis Dresden gefahren.
In Dresden haben wir uns weiter durchgeschlagen zu Fuß.
Wir haben in einem evangelischen Kinderheim Hilfe gefunden.
Das waren sehr frohme Protestantinnen, die Damen, die das geführt haben.
Die haben gesagt, ja, der Hitler ist der Antichrist, haben uns ganz neu eingekleidet, haben uns ihre Lebensmittelmarken geschenkt.
Und dann sind wir zehn Tage quer durch Deutschland, zum Teil marschiert, zum Teil gefahren.
Und eines Tages im Morgenraum sind wir einem Schweizer
Grenzwächter um den Hals gefahren.
Und wir waren die ersten Auschwitzerinnen, die in der Schweiz erzählen konnten, was Auschwitz ist.
Als ich in das Lager Auschwitz eingeliefert worden bin, kam ich in das Stammlager.
in der Stammlager 1.
Und am Abend bin ich im Block aufgerufen worden und mit meiner Nummer.
Und vor mir stand Hermann Langbein, der mich übernommen hat.
Ich kam in einen Block 18, in dem ich dann bis zur Befreiung geblieben bin.
Eines Tages war ich
Da nutzten sämtliche Beziehungen im Lager nichts.
Wenn Selektion war, ist man ausgesucht worden.
Ich bin in eine 100-Gruppe ausgesucht worden fürs Gas und stand da.
Da kam der Lager-Arbeitskommandant Zell und hat gesagt, es ist ein Grafiker unter euch.
Um sechs haben wir die Hände gehoben, wurden ausgesondert und haben gewusst, wir sind am Leben.
und gab mir auch einen Zettel zum lagerältesten Hofrat Dürrmeier.
Und ich kam mit diesem Zettel zu ihm und er hat mich eingekleidet.
Meine dritte Lebensrettung war,
dass am 18.
Januar 1945 das Lager evakuiert worden ist, weil die SS die Absicht hatte, das Lager zu sprengen.
Am 19. hat man bereits gesehen,
dass die Abmarschierenden, die irgendwie schrecklich waren, sofort erschossen worden sind, denn man schleppte bereits ins Lager die Toten rein.
Und wir haben uns sieben Österreicher im Kohlenbunker, im 18er Block, haben wir uns dort versteckt und blieben dort am 27.
Januar.
hörten wir plötzlich draußen schreien und weinen, glaubten, dass das Lager in die Luft gesprengt wird.
Ich bog zu dieser Zeit 38 Kilo, hab die Kohle weggewischt.
bin durch ein kleines Fenster durch und lag in den Armen von drei Sowjetsoldaten und habe eben so geheult und geweint.
Herr Professor Sussmann, Frau Sussmann, was sagen Sie Menschen, die Ihnen heute sagen, nach 40 Jahren soll man von diesen Dingen nicht mehr sprechen, das ist alles Vergangenheit, es ist eine neue Generation in der Zwischenzeit gekommen und Kriegsverbrecherprozesse oder Prozesse gegen Menschen,
die in Lagern auf der Seite der Henker waren, sollen gar nicht erst durchgeführt werden, weil nach 40 Jahren kann man ohnehin nicht mehr erwarten, dass sich Menschen daran erinnern, was damals passiert ist.
Was sagen Sie solchen Leuten?
Im Grunde genommen stellen uns die jungen Leute
keine solchen Fragen, dass man darüber hinweggehen soll.
Im Gegenteil, Sie bekräftigen uns in der Art, wie wir unsere Diskussionen mit Ihnen führen.
Wir kommen mit Zeitgeschichtlern zu Ihnen, die einen Überblick über die Zeit geben und wir als Zeitzeugen sprechen zu Ihnen.
Auschwitz ist wert, in die Geschichte einzugehen.
Ich halte es für notwendig, vor allem für die jungen Menschen, dass sie es wissen.
Es ist eine unglückliche Konstellation.
Heute ist das ja schon die dritte Generation, zu denen wir sprechen in der Schule.
Die Eltern haben wirklich nichts gewusst, weil die Großeltern nichts erzählt haben.
Ich meine, die dritte Generation sollte wirklich die nackte Wahrheit erfahren, auch wenn das schmerzhaft ist.
Wir können Vergangenheit nur dann bewältigen.
Wir können eine saubere Gegenwart nur dann haben, wenn wir keine verlogene Vergangenheit erfinden.
Er schüttete den Teils über Gräuel des Dritten Reiches und Anmerkungen zur Vergangenheitsbewältigung.
Im Journal zu Gast waren Anni und Heinrich Sussmann, Überlebende von Auschwitz.
Das Gespräch führte Roland Machatschke.
Die Zeit, es ist nun 12.52 Uhr.
Heute vor 100 Jahren wurde Alban Berg einer der bedeutendsten Komponisten, die Österreich hervorgebracht hat, geboren.
Berg hatte einen maßgeblichen Anteil an der Entwicklung der Musik des 20.
Jahrhunderts.
Aus diesem Anlass steht der Komponist der Opern Wozzeck und Lulu heute und in den kommenden
Monaten im Mittelpunkt zahlreicher Aktivitäten.
So widmet zum Beispiel heute der ORF im Programm Österreich 1 einen Großteil seiner Sendungen Albanberg.
Am 22.
Mai wird in der Nationalbibliothek eine große Gedenkausstellung eröffnet,
Auch in den Programmen des Musikvereins und des Konzerthauses in Wien wird dem Schaffenbergs großer Raum eingeräumt.
Und die Post bringt eine Sonderpostmarke mit dem Bild des Komponisten heraus.
Walter Gellert hat zum 100.
Geburtstag von Alban Berg den folgenden Beitrag gestaltet.
Dazu beginnt Albanbergs Oper Lulu, die der 1935 an einer Blutvergiftung verstorbene Komponist nicht mehr vollenden konnte.
Die von Friedrich Zerha fertiggestellte dreiaktige Fassung wurde vor ihrer Erstaufführung 1979 in Paris heftig diskutiert.
Nicht zuletzt deswegen, weil sich die Albanberg Stiftung gegen eine Aufführung ausgesprochen hatte, wobei man sich auf das ausdrückliche Verbot der Vollendung durch die Witwe Helene Berg berief.
Inzwischen hat sich diese Fassung einen festen Platz auf den Opernbühnen erobert.
Obwohl heute ein Klassiker des 20.
Jahrhunderts, stand Berg doch immer wieder im Mittelpunkt von heftigen Diskussionen.
Das begann 1913 bei der Uraufführung seiner Orchesterlieder Opus 4.
Das setzte sich Anfang der 30er Jahre fort, als seine Werke, darunter der Wozzeck, im Zuge der politischen Entwicklung in Deutschland diffamiert wurden und bald als entartete Kunst nicht mehr gespielt werden durften.
Und später, Ende der 40er Jahre, als Pierre Boulez als Vertreter der Avantgarde größtes Misstrauen dem Romantizismus und der Traditionsgebundenheit Bergs gegenüber äußerte.
Schönberg hat in Zusammenhang mit Berg von einer überströmenden Wärme des Fühlens gesprochen.
Und auch für Gottfried von Einem ist Berg kein Komponist, dessen Schaffen allein vom Intellekt bestimmt ist.
Berg war ein Komponist, der das hörte und empfand, was er gemacht hat.
Er hat es nicht nur erklügelt und erdacht,
sondern es war sozusagen seine Lebensaussage.
Und das ist das Entscheidende.
Und sein Werk, Konzertant, ich meine, er hat wenig geschrieben.
Er war also nicht jemand, der sich jeden Tag wie andere Herrschaften hingewürzt hat und von morgens bis abends irgendwelche Noten notiert hat.
Er hat sein Werk, wie soll ich sagen, erlitten.
Und ich habe eine sehr schöne Skizze, eine merkwürdige, von einer Analyse der lyrischen Suite, darin stand,
Und zwar von ihm selbst geschrieben.
Die Themen erleiden Schicksal.
Und der in Berlin und Wien unterrichtende Musikwissenschaftler Professor Rudolf Stephan ergänzt.
Es ist sicher, dass Berig Ausdrucksmusiker war und dass er immer nicht bloß eine Konstruktion realisieren wollte, sondern beseelten Ausdruck.
Die Musik von Berig ist eine Espressivo-Musik.
Und es gibt Zeiten, zum Beispiel jetzt im Augenblick, dass das Ohr auch der jüngeren Komponisten, das Espressivo, und die wollen auch wieder Ausdruck geben.
Das ist eines der beiden Lieder nach Ansichtskartentexten von Peter Altenberg, die bei ihrer Urführung 1913 einen lebhaften Skandal auslösten.
Einen Skandal, der übrigens mit der Aufführung von Werken Schönbergs und Weberns vorbereitet wurde.
Erich Alban Berg, der Neffe des Komponisten, von dem jetzt übrigens im österreichischen Bundesverlag ein Alban-Berg-Band mit dem Titel Der unverbesserliche Romantiker erschienen ist, war als Kind Zeuge dieses Konzertes.
Wir haben natürlich alle schon erwartet, dass da irgendwie etwas sein wird.
Aus der Exportfirma meines Vaters sind ja auch ein paar ganz kräftige Leute mitgekommen.
Und das Publikum, die Gegner davon, die waren also mit Haustürschlüssen und mit Ratschen und mit solchen Sachen bewaffnet, die man ja im Allgemeinen in einem Konzert nicht mit hat.
Und dann ging es also los nach diesem Zweiten.
Es war schon Gelächter bei Schönberg und bei Webern.
Und wie hat Alban Berg auf diesen Skandal reagiert?
Ich habe ja in einer Sendung kürzlich gesagt, dass er ein sehr humoristisch und lustiger Mensch war.
Voll aufgelegt mit Scherzen und Witzen und so fort.
Aber bei der Gelegenheit habe ich ihn sehr, sehr ernst gesehen.
Das hat er natürlich durch lange Zeit nicht verwunden.
Auch der heute 82-jährige amerikanische Geiger Louis Krasner hat Alban Berg gekannt.
Er hat 1935 nämlich den Komponisten dazu angeregt, für ihn ein Violinkonzert zu schreiben.
Der Hauptpunkt, mit dem ich den Berg getroffen habe, dass in dieser Angelegenheit was war, dass ich ihm gesagt habe, schauen, Sie müssen etwas schreiben auf Ihre Art, das endlich einmal das Argument widerlegt, dass die Musik keine Wärme findet und nur so cerebral ist.
Louis Krasner hat das Violinkonzert nach dem Tode Alban Bergs 1936 in Barcelona-Ur aufgeführt.
Das Werk wurde zu einem der beliebtesten der Wiener Schule, ja des 20.
Jahrhunderts überhaupt.
Ein Jahr später, 1937, konnte Ernst Krennig über Berg sagen, er hat die neue musikalische Konstruktion, welche die alte zerstört und abgelöst hat, benutzt, um die Schönheit der Zerfallenen zu besingen.
Und jetzt bleibt uns noch etwas Zeit für Kurzmeldungen.
Österreich.
Die Ankündigung von Bundeskanzler Sinovac, dass die SPÖ, nicht aber die Regierung, im Parlament eine neue Volksabstimmung über die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf beantragen werde, hat die Diskussion über dieses Thema wieder in Gang gebracht.
Oppositionsführer Mock hat bereits zu erkennen gegeben, dass er Zwentendorf für politisch tothält.
ÖVP-Wirtschaftssprecher Graf erklärte heute, wenn beide Koalitionsparteien im Parlament nicht einen gemeinsamen Antrag einbringen, werde die Volkspartei Einzelanträgen nicht ihre Zustimmung geben.
Vizekanzler FPÖ-Obmann Steger betonte, der FPÖ-Vertreter im Handelsausschuss des Nationalrates werde einem Antrag der SPÖ nicht zustimmen.
Gegen den Plan des Bundeskanzlers für eine neuerliche Volksabstimmung über Zwentendorf haben sich unterdessen auch die österreichische Hochschülerschaft sowie die Vertreter des Konrad-Lorenz-Volksbegehrens ausgesprochen.
Der ehemalige SS-Sturmbahnführer Walter Reda hat heute früh die Martinek-Kaserne in Baden bei Wien mit unbekanntem Ziel verlassen.
Er war dort, seit seiner Überstellung von Italien am 24.
Jänner, ärztlich untersucht worden.
Bundesrepublik Deutschland.
Bei einer Serie von Auffahrunfällen auf der Autobahn Nürnberg-München sind heute früh sechs Menschen getötet und 15 zum Teil schwer verletzt worden.
Das Unglück hatte sich auf spiegelglatter Fahrbahn ereignet.
An dieser Massenkarambolage waren etwa 50 Fahrzeuge beteiligt.
Nun noch das Wetter bis heute Abend.
Bewölkt im Westen zeitweise Regen, örtlich Schneefall oder gefrierender Regen.