Mittagsjournal 1986.09.20

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, zum Samstagmittag-Journal begrüßt Sie Udo Bachmeier.
    Das geplante Programm, die Themen.
    Morgen Landtagswahlen in der Steiermark, Sie hören eine ausführliche Vorschau.
    Was war und wie funktionierte die Große Koalition?
    Wir bringen eine Analyse angesichts der Spekulationen über eine mögliche Neuauflage dieser Regierungsform.
    Im Journal zu Gast ist heute der neue Wiener Erzbischof Groer.
    Ausland?
    Die Terrorangst in Frankreich steigt, die Regierung trifft entschiedene Gegenmaßnahmen.
    Und gegen Ende des Mittagjournals wechseln wir mit der Berichterstattung noch einmal in die Steiermark.
    Der Anlass heute Abend beginnt das Avantgarde-Festival steirischer Herbst.
    Gleich jetzt stehen die Nachrichten auf dem Programm, zusammengestellt heute von Georg Schalk-Ruber.
    Es liest Josef Wenzlich-Natek.
    USA.
    Außenminister George Shultz trifft heute in Washington zu einer dritten Gesprächsrunde mit seinem sowjetischen Ressort-Kollegen Edward Shevardnadze zusammen.
    Shultz und Shevardnadze haben bereits gestern zwei Treffen abgehalten.
    Dabei soll von amerikanischer Seite vor allem der Fall des in Moskau verhafteten Journalisten Nikolas Danilov zur Sprache gebracht worden sein.
    Bei einer nicht geplanten Begegnung zwischen Präsident Reagan und Shevardnadze hat der sowjetische Außenminister dem amerikanischen Präsidenten ein Schreiben von Parteichef Gorbatschow überreicht.
    Nach einer Meldung der amtlichen sowjetischen Nachrichtenagentur TASS ist bei der Unterredung Regen Shevardnadze die Notwendigkeit hervorgehoben worden, möglichst rasch konkrete Vereinbarungen im Sicherheitsbereich zu erzielen.
    Frankreich Das ganze Land steht weiterhin im Bann der jüngsten spektakulären Terroranschläge.
    Staatspräsident François Mitterrand hat einen Staatsbesuch in Indonesien abgebrochen und unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Paris mit Ministerpräsident Chirac
    sowie dem Innen- und dem Sicherheitsminister die Lage erörtert.
    Die Regierung hat unterdessen für die Hauptstadt Paris ein Demonstrations- und Kundgebungsverbot erlassen.
    Die Fahndung nach neun mutmaßlichen Terroristen vor Vigent Libanesen hat noch keine Ergebnisse gebracht.
    Die Linksopposition hat Ministerpräsident Chirac dazu aufgefordert, bei der Bekämpfung des Terrorismus die demokratischen Rechte der Bürger zu achten und gegen Rassismus und Fremdenhass vorzugehen.
    Nahe Osten.
    Bei einem Granatwerferangriff auf eine Stellung der UNO-Friedenstruppe im Libanon sind neuerlich fünf französische Soldaten verwundet worden.
    Die französischen UNIFIL-Soldaten sind in den vergangenen Monaten immer wieder Ziele von Anschlägen und Angriffen gewesen.
    Insgesamt wurden vier Franzosen getötet und 14 verletzt.
    Die Regierung in Paris hat bereits den UNO-Weltsicherheitsrat angerufen.
    Österreich.
    In Wien wird heute das Parteiführertreffen der Europäischen Demokratischen Union fortgesetzt und abgeschlossen.
    Vertreten sind 26 europäische Parteien christlich-demokratischer und konservativer Prägung.
    ÖVP-Bundesparteiobmann Alois Mock ist für die nächsten zwei Jahre als EDU-Vorsitzender wiedergewählt worden.
    Ein Schwerpunkt des EDU-Treffens war die Bekämpfung des internationalen Terrorismus.
    Heute war ÖVP-Generalsekretär Michael Graf am Wort.
    Er kritisierte die Politik der sozialistischen Parteien und sprach von der Unfreiheit des Besteuerten, von der Abhängigkeit des Befürsorgten und von dem Aufbau rasch wachsender Bürokratie.
    Graf sagte weiters, die Wähler und Bürger Westeuropas hätten diesen Weg längst als Sackgasse erkannt.
    Ihm stehe die christlich-demokratische und konservative Option eines schrittweisen Ausbaus der neuen Freiheit gegenüber.
    Anlässlich des EDU-Treffens in Wien ist auch ein Gespräch zwischen dem türkischen Regierungschef Dürgut Özal und dem griechischen konservativen Oppositionsführer Konstantin Mitsotakis vorgesehen.
    Der griechische Politiker hat einschränkend erklärt, eine Annäherung der Standpunkte, insbesondere in der Zypern-Frage, werde sehr schwierig sein.
    Tschechoslowakische Grenzsoldaten haben nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur GTK gestern versehentlich einen Bürger der Bundesrepublik Deutschland erschossen.
    In der Meldung heißt es, der Mann sei bei einer Aktion der Grenzsoldaten gegen eine Gruppe von Ausländern angeschossen worden, die die Grenze illegal überschreiten wollten.
    Die Soldaten hätten den Verletzten daraufhin auf tschechoslowakisches Gebiet gebracht, um ihn so rasch wie möglich in ein Krankenhaus transportieren zu können.
    Der Mann sei allerdings auf dem Weg in das Spital gestorben.
    Die Regierung in Bonn hat den Zwischenfall scharf verurteilt und von einem völkerrechtswidrigen Übergriff auf deutsches Hoheitsgebiet gesprochen.
    Deutsche Demokratische Republik.
    Die Journalisten-Sektion der Universität Leipzig hat jetzt die Inlandsberichterstattung der amtlichen DDR-Nachrichtenagentur ADN kritisiert.
    In einem Artikel der Zeitschrift Theorie und Praxis des sozialistischen Journalismus heißt es, es gebe schablonenhaft strapazierte und stark verallgemeinerte Fertigstücke.
    Diese seien typisch für die Meldungen aus der Deutschen Demokratischen Republik.
    Die Berichte seien zu wenig konkret und anschaulich.
    Es sei auch fraglich, ob der häufige Gebrauch politischer Leitwörter und das Amtsdeutsch dem Leser dienten, meint die Journalistensektion der Universität Leipzig.
    Österreich.
    In Innsbruck beginnt heute die 54.
    Messe.
    Sie dauert bis Sonntag, den 28.
    September.
    Fast 1300 Firmen aus 16 Staaten stellen aus.
    Von den etwa 760 österreichischen Teilnehmern kommen fast 400 Firmen aus Tirol.
    Schwerpunkte sind wieder Fachveranstaltungen in den Bereichen Fremdenverkehr und Handel.
    In Graz wird heute der steirische Herbst eröffnet.
    Diese Kulturveranstaltung dauert bis 31.
    Oktober.
    Schwerpunkte sind das Musikprotokoll, das Literatursymposium und zahlreiche Theaterpremieren.
    Eröffnet wird der steirische Herbst von Bundespräsident Kurt Weidheim.
    Das Wiener Rathaus veranstaltet heute wieder einen sogenannten Tag der offenen Tür.
    Ein Schwerpunkt ist das Jubiläum 300 Jahre Wiener Berufsfeuerwehr.
    Ferner gibt es im Arkadenhof einen freien Kunstmarkt und zahlreiche musikalische Veranstaltungen, darunter ein Popmusikkonzert.
    Bundesrepublik Deutschland.
    In München hat vor wenigen Minuten das traditionelle Oktoberfest begonnen.
    Oberbürgermeister Georg Kronawitter hat das erste Fass angezapft.
    Es ist heuer das 152.
    Oktoberfest.
    Der Bierpreis ist wieder gestiegen, die Maß Bier kostet etwa 45 Schilling.
    Zum ersten Mal wird diesmal alkoholfreies Bier verkauft.
    Im vergangenen Jahr sind beim Münchner Oktoberfest mehr als 5 Millionen Liter Bier getrunken worden.
    Man hat etwa 630.000 Brathändeln und mehr als 70 Ochsen verziert.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage?
    Die vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer reichende Hochdruckzone wird auch am Sonntag im Alpenraum Schönwetter bewirken.
    Erst am Montag wird ein Kaltfrontausläufer die Ostalpen streifen.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh im Westen teilweise noch wolkig, sonst aber heiter.
    Schwachwindig, Nachmittagstemperaturen 14 bis 19, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 0 bis 9 Grad.
    In exponierten Lagen Bodenfrostgefahr.
    Die Wetteraussichten für morgen Sonntag, nach Auflösung einiger Frühnebelfelder allgemein sonnig.
    Westliche Winde, Tageshöchstemperaturen 17 bis 23 Grad.
    Gutes Bergwetter, Temperaturen in 2000 Meter Seehöhe um 8 Grad.
    Das Wetter am Montag veränderlich bewölkt, örtlich Regen, allgemein Temperaturrückgang.
    Die Messwerte von 12 Uhr Mittag.
    Wien Wolkendoos 14 Grad, Eisenstadt ebenfalls Wolkendoos 14, Ostwind 10 Kilometer in der Stunde.
    St.
    Pölten Heiter 13, Linz Heiter 13 Grad, Südostwind 10 Kilometer in der Stunde.
    Salzburg Heiter 12, Innsbruck Heiter 17, Bregenz bedeckt 13, Graz Heiter 13 und Klagenfurt Heiter bei 9 Grad.
    Die Zeit, es ist gleich 12 Uhr 9.
    860.000 Steirer und Steirerinnen sind aufgerufen, morgen ihren neuen Landtag zu wählen.
    Die Ausgangsposition.
    30 Mandate hatte bisher die ÖVP inne, 24 die SPÖ und zwei Sitze die FPÖ.
    Das Wahlziel ÖVP, SPÖ und FPÖ wären schon mit dem Halten ihres Mandatstands sehr zufrieden.
    Ob die FPÖ im Landtag bleibt, ist offen.
    Die SPÖ rechnet ebenfalls mit Stimmenverlusten und die ÖVP fühlt sich in Siegesstimmung.
    Interessant wird es auch sein, ob wie schon in Vorarlberg auch in der Steiermark die Grünalternativen den Sprung in den Landtag schaffen.
    Verschiedene konkurrierende neue Grüngruppierungen dürften die Chancen der Vereinten Grünalternativen mindern.
    In den Landtag zu kommen ist auch Ziel der KPÖ.
    Die Auseinandersetzungen um die Sanierung der Voestalpine waren beherrschendes Wahlkampfthema.
    Sie werden auch das Wahlverhalten, wie man glaubt, beeinflussen.
    Sozusagen Hauptkampfgebiet war die Obersteiermark.
    Im Folgenden ein von Klaus Edlinger gestalteter Beitrag.
    Wir wollen drei Wettbewerbe durchführen.
    Und zwar als ersten das Grünfärben, als zweites das Verduschen und als drittes den Privilegienabbau.
    Die Grün-Alternativen am Grazer Hauptplatz bei einer ihrer letzten Wahlkampfaktivitäten.
    Sie spielen eine Szene.
    Drei Personen mit je einem schwarzen, roten und blauen Hut symbolisieren ÖVP, SPÖ und FPÖ beim gemeinsamen Vertuschen, beim gemeinsamen Beschaffen von Privilegien, beim gemeinsamen Verstoß gegen die Natur.
    Damit sind auch schon die Hauptargumente im Wahlkampf der größten Grün-Gruppe aufgezählt.
    Argumente, die aber eindeutig im Schatten der großen verstaatlichten Krise standen.
    Die Schwierigkeit, ihre Argumente über die Rampe zu bringen, war nur ein Problem der Grün-Alternativen in diesem steirischen Wahlkampf.
    Viel größer ist der Problem gewesen, sich zu konturieren, sich zu profilieren, weil nicht weniger als fünf Grün-Gruppen morgen kandidieren werden.
    Neben den Grün-Alternativen
    noch die Grünen Österreichs des ehemaligen NTP Las Baia, dann kandidieren noch eine grüne steirische Liste, die Liste eines obersteirischen Bauern unter dem Namen Gesunde Heimat und die von vielen als Jux bezeichnete Liste Grünes Öl Kernöl in Graz.
    Das Problem ist also, wie weit es hier zugunsten der großen Parteien zu einer Zersplitterung des Grünpotenzials kommen könnte.
    Deshalb ist die Frage, ob die Grün-Alternativen in den Landtag einziehen, nur sehr schwer zu beantworten.
    Die Hoffnungen der Grünen liegen vor allem in Graz, aber auch in der Obersteiermark, obwohl sie zur verstaatlichten Krise nicht sehr viele konkrete Aussagen gemacht haben.
    Vor Wochen noch schien dieser kürzeste aller steirischen Wahlkämpfe eher gemütlich und unauffällig dahin zu plätschern.
    Die Kandidaten der großen wahlwerbenden Parteien sonnten sich auf Plakatwänden.
    Dann kam Schatten auf.
    Wie ein Braukenschlag schreckte das Sanierungskonzept für die Fürst Alpine die Parteizentralen auf.
    Die beiden großen Parteien ließen hier in der Steiermark voneinander ab und begannen eigentlich einen Wahlkampf gegen Wien.
    ÖVP und SPÖ lehnen nach wie vor das Sanierungskonzept strikte ab.
    Beide sprachen und sprechen von einem Zusperr- und Kündigungskonzept ohne sozialpolitische Komponenten.
    Nur die Freiheitlichen setzten sich ab.
    Sie begrüßten das Konzept
    Spitzenkandidat Ludwig Rader sprach immer wieder vom notwendigen Neubeginn in der Murmürzfurche und bot sein Modell zur Sanierung an.
    Jobcreation.
    Das ist eine private Firma, die für die Oberstirmer gegen Bezahlung, auf Arbeitsplatz und Innovationssuche gehen soll.
    Die Freiheitlichen haben in den letzten Tagen nicht nur durch ihren Oscar-verdächtigen Parteitag für Schlagzeilen gesorgt.
    Auch innersteirisch gab und gibt es viele Personaldiskussionen.
    Vor allem der Grazer Vizebürgermeister Treml, ein Heidermann, Machtparteiobmann Rader,
    der ein Stegermann war, schwer zu schaffen.
    Dennoch gibt es nicht wenige, die ihre Prognose, wonach die Freiheitlichen den Einzug in den Landtag nicht mehr schaffen würden, revidieren.
    Vor allem im schwer berechenbaren Graz könnte es einen Heidereffekt geben, damit vielleicht ein Grundmandat.
    Rada würde sich dann einer Situation gegenüber sehen, dass der Mann, den er nicht wollte, ihm im Wahlkreis Graz, auf den er erst zweitrangig gehofft hatte, ein Grundmandat verschafft.
    Radas Hoffnungen gingen immer in Richtung Obersteiermark.
    Sein Wahlziel ist das Halten der beiden Mandate.
    Und da hat, als dieses Föst-Konzept neu veröffentlicht worden ist, diesen Inhalt eigentlich in Wahrheit alle
    die sich damit beschäftigt haben, schon seit Jahren gewusst haben, was kommen muss, hat der Landeshauptmann und sein Stellvertreter in der Öffentlichkeit so getan, als ob sie geschockt und überrascht wären über die Dramatik dieser Entscheidungen.
    Meine verehrten Damen und Herren, Klaus Durek ist mein Zeuge.
    Ich habe seine Reden im Landtag nachgelesen.
    Er hat vom ersten Tag, an dem er im Landtag war, den beiden anderen nachgewiesen, dass es irgendwann einmal so dramatisch kommen muss, wenn einem Vorherr der politische Mut fehlt, wirkliche Maßnahmen zu treffen.
    Das sind auch die Früchte des steirischen Klimas, wo der politische Mut gefehlt hat und die politische Feigheit Maßnahmen verhindert hat.
    Auch das muss heute gesagt werden.
    Das sagte Ludwig Rader gestern bei seiner Schlusskundgebung, bei der auch Jörg Haider auftrat.
    Das sogenannte steirische Klima stört Rader.
    Er hält es für eine Packelei zwischen Schwarz und Rot.
    Aber auch die Sozialisten haben keine wirkliche Freude mit diesem sogenannten steirischen Klima.
    Sie gaben sich in diesem Wahlkampf sehr pessimistisch, was die ÖVP veranlasste, von Mitleidsmasche zu reden.
    Für die steirischen Sozialisten kam es mit dem Föst-Alpine-Konzept aber auch ganz hart.
    Hans Gross zeigt die Resignation und ließ dies einige Male sogar ziemlich deutlich durchblicken.
    Etwa als er davon sprach, dass das Fürst-Alpine-Konzept, solange er Obmann sei, nicht hingenommen werden würde.
    Dies gab zu vielen Spekulationen Anlass.
    Ansonsten sprachen die Sozialisten immer vom harten Wind, der ihnen ins Gesicht bließe.
    Sie meinten damit zweifellos, dass sie hier eine Politik ausbaden müssten, die in Wien gemacht werde.
    Auch hier also wieder steirischer Wahlkampf gegen die Zentrale.
    Die Sozialisten tragen ja auch gemeinsam mit der ÖVP einen einstimmigen Regierungsbeschluss gegen das Voest-Konzept.
    Die Steirische Volkspartei attackierten sie vor allem mit der Aussage, dass eine Beschäftigungsgarantie, wie keiner sie verlange, unseriös sei.
    Außerdem trage die Steirische Volkspartei Mitschuld an der verstaatlichten Krise.
    Sie habe für die Obersteiermark immer zu wenig getan.
    Was auffiel bei den sozialistischen Wahlveranstaltungen, etwa auch gestern Abend, war, dass sich die Begeisterung des Publikums in Grenzen hielt.
    Auch 36 Stunden vor einer so wichtigen Wahl stelle ich mich nicht vor Ihnen hin und sage das, was die ÖVP in der Obersteiermark sagt.
    Sie verlangt eine Beschäftigungsgarantie.
    Eine Beschäftigungsgarantie in wirtschaftlich so unruhigen Zeiten, die kann man einfach nicht geben.
    Man kann nur sagen, wir tun alles, um den Menschen zu helfen.
    Und wir werden alles tun mit unserer Kraft, dass aus der Obersteiermark kein Industriefriedhof wird.
    Aber eine Beschäftigungsgarantie, die ist illusorisch, die ist nicht erfüllbar, liebe Frauen und Männer.
    Josef Greiners Hauptaussage im Wahlkampf war aber immer wieder die regionale und temporäre Beschäftigungsgarantie, die er verlange.
    Er betonte immer wieder seine Schutzfunktion, die er für die Steiermark habe, weil er ein Landeshauptmann aller Steirer sei.
    Das Föst-Konzept heißt in Greiners Wortschatz Zusperr- und Kündigungskonzept.
    Es dokumentiere das Scheitern 16-jähriger sozialistischer Regierungspolitik.
    Also auch hier Wahlkampf gegen Wien.
    Die steirischen Sozialisten attackierte Greiner kaum.
    Er ist ein Mann, der die Umarmung liebt.
    Das Problem der ÖVP lag darin, dass Meinungsforschungen hier sehr viel Grund zu Optimismus gaben und geben.
    Parteisekretär Hirschmann beeilte sich denn auch immer wieder darauf hinzuweisen, dass durch eine möglicherweise ungünstige Wahlarithmetik, durch ein mögliches Einziehen der Grünen
    und durch das Verbleiben der Blauen im Landtag der Landeshauptmann in Gefahr sein könnte.
    Dies geschah allerdings wohl eher, um die Basisfunktionäre zu motivieren.
    Zur sozialistischen Schlussveranstaltung gestern Abend, die eher moderat wirkte, waren 600 Menschen gekommen.
    Zur ÖVP heute Vormittag auf dem Grazer Hauptplatz kamen 1500 und Landeshauptmann Josef Krainer gab sich bewusst breit.
    Denn in schwierigen Zeiten braucht man erst recht
    klare und geordnete politische Verhältnisse, so wie wir sie in den letzten fünf Jahren gehabt haben.
    Und in diesem Sinne bin ich auch gerne bereit,
    wenn wir die Steirerinnen und Steirer ihr Vertrauen wieder schenken, ein Landeshauptmann für alle Steirerinnen und Steirer zu sein.
    Ganz gleichgültig, wohin sie sich parteipolitisch zugeordnet sehen, meine lieben Freunde.
    Denn unser Parteibuch, das ist die Steiermark.
    So, Kreiner, heute Vormittag vor einer halben Stunde auf dem Grazer Hauptplatz.
    Derzeit steht's im steirischen Landtag 30 ÖVP, 24 SPÖ und 2 FPÖ.
    ÖVP, SPÖ und FPÖ haben das gleiche Wahlziel formuliert.
    Sie wollen ihre Mandate halten.
    Morgen wird in der Steiermark gewählt.
    Sie hörten eine Vorschau von Klaus Edlinger.
    Ich möchte noch hinweisen auf unsere ausführliche morgige Berichterstattung über die steirischen Landtagswahlen.
    Informationen über erste Ergebnisse planen wir im Sonntagsjournal um 17 Uhr Österreich 1 und Ö3.
    Näheres und wahrscheinlich schon das Endergebnis entweder in der Sondersendung um 18 Uhr oder der um 19 Uhr jeweils in Österreich 1.
    Dann gibt es morgen mit dem Schwerpunkt steirische Wahl auch ein Sondernachtjournal um 22 Uhr.
    in Österreich 1 und Ö3.
    Soweit der Hinweis.
    Wir bleiben beim Thema Wahlen und die Folgen.
    Seit Kanzler Franz Franitzki nach der Wende in der FPÖ das Ende der Rot-Blauen Koalition verkündet hat, geistert auch ein neuer, allerdings auch alter Begriff durch die innenpolitische Szenerie, der der Großen Koalition.
    Jene Regierungsform, die es nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Jahr 1966 der ersten Alleinregierung unter ÖVP-Kanzler Josef Klaus gegeben hat.
    Durch die langen Alleinregierungsjahre unter Bruno Kreisky und zuletzt die dreieinhalb Jahre kleine Koalition zwischen SPÖ und FPÖ haben bei vielen vergessen lassen, dass es überhaupt diese große Koalition gegeben hat.
    Fritz Besater ist im folgenden Beitrag der Frage nachgegangen, was war diese große Koalition?
    Schätzungsweise ein Viertel bis ein Drittel der Bevölkerung kennt die Große Koalition nur noch vom Hörensagen.
    Immerhin ist es ja schon 20 Jahre her, dass diese österreichs-nachwuchszeitbestimmende Regierungsform die Zusammenarbeit der beiden Großparteien SPÖ und ÖVP zu Ende gegangen ist.
    Geboren aus den bitteren Erfahrungen der Ersten Republik und aus dem Zwang der vierfachen Besetzung Österreichs nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, war dieses Bündnis wohl die einzig vorstellbare Form.
    Hugo Portisch, bekannt als Autor der erfolgreichen Fernsehserie Österreich 2, war in der Großen Koalition Chefredakteur der damals größten Tageszeitung Courier.
    Er fasst heute seine Meinung über die Große Koalition so zusammen.
    Ohne Große Koalition wären die ersten zehn Jahre der Zweiten Republik einfach nicht zu bewältigen gewesen.
    Man muss sich doch vorstellen, wie dieses Land ausgeschaut hat.
    Halb zerstört, die Industrien kaputt, die Wohnungen kaputt, die Häuser, die Straßen, das Verkehrsnetz.
    Also der Wiederaufbau ist eigentlich nur durch die engste Zusammenarbeit der beiden großen Parteien zu bewältigen gewesen.
    Auch die Industrie, die Wirtschaft, der Handel, all das wäre nicht in Schwung gekommen.
    Und man stelle sich vor, zu welchen sozialen Zreisproben es gekommen wäre.
    Wir haben eine Inflation von 20, 30, 40, manchmal 50 Prozent gehabt.
    Inflationsraten dieser Größenordnung, da hat man Lohnverhandlungen führen müssen.
    Da hat man Lohnpreisgefüge aufbauen müssen.
    Also das ist ja ohne Zusammenarbeit nicht denkbar gewesen, wenn da einer gegen den anderen gestanden wäre.
    Wenn da Verteilungskämpfe stattgefunden hätten, nicht innerhalb eines Gremiums, sondern auf der Straße, wäre schlimm gewesen.
    Und diese Zerreißprobe im Inneren, dieser Zerreißprobe stand ja noch einer von außen entgegen.
    Kalter Krieg, Deutschland zerrissen, rings um uns Volksdemokratien entstanden, vier Besatzungsmächte, die Demarkationslinie zwischen Ost und West, mitten durch Österreich durch, zur Zeit der Berliner Blockade.
    Auf allen Seiten hat man von einer Teilung und Zerreißung Österreichs gesprochen.
    Aber nach dem Abschluss des Staatsvertrags, nach dem Abzug der Besatzungsmächte, in einer Zeit der Hochkonjunktur, als die Wirtschaft gelaufen war, der Wiederaufbau schon bewältigt war,
    Da sind dann die ganzen Undugenden dieser großen Koalition zum Ausdruck gekommen.
    Denn dann hat man sich gesagt, also wie teilen wir diesen großen Kuchen?
    Und da hat man immer doppelt zahlen müssen.
    Haben die einen was für ihre Leute wollen, sagen wir für die Bauern.
    Haben die anderen gesagt, ja, da brauchen wir aber für die Sozialversicherung, für die Arbeiter was.
    Und dann hat man nicht nur doppelt bezahlt, dann hat man auch doppelt besetzt.
    Man hat die Pründe aufgeteilt.
    Und da die Pründe ja nicht endlos ausdehnbar waren, hat man sie dann innerhalb geteilt.
    Der Chef ist schwarz, der Stellvertreter rot und umgekehrt.
    Also der Proport und die Auswüchse des Proportes vom Generaldirektor bis zur Toilettfrau.
    Die waren schlimm und die sind zum Teil bis heute ja noch spürbar.
    So hugoportisch heute.
    Begonnen hatte die Große Koalition zwischen ÖVP und SPÖ genau genommen erst 1947.
    Denn vorher war die KPÖ mit einem Mann in der Regierung vertreten gewesen.
    Die KPÖ trat aus Protest gegen die Währungsreform aus.
    Der damalige Bundeskanzler Leopold Fiegl zur Jahreswende 47-48.
    Auf innerpolitischem Gebiet ist das abgelaufene Jahr
    Dank der Disziplin unserer Bevölkerung ohne jede Erschütterung vorübergegangen und auch der Austritt der dritten Partei aus der Koalition, die von den anderen beiden Parteien durch nichts veranlasst wurde, hatte keinerlei politische Nachwirkung.
    Eine schwere Belastungsprobe erreichte die junge Republik im Oktober 1950 beim sogenannten KP-Putsch, der allerdings lediglich ein Generalstreik war.
    Den größten Augenblick erlebte Österreich dann am 15.
    Mai 1955 mit der Unterzeichnung des Staatsvertrags.
    Mit dem Dank an alle Mächtigen haben wir den Vertrag unterzeichnet.
    Und mit Freude tünten wir heute, Österreich ist frei.
    Kernstück der Zusammenarbeit war der jeweilige Koalitionspakt.
    Darin vereinbarten ÖVP und SPÖ, dass nach dem Stärkeverhältnis im Parlament auch die Posten im Bereich der verstaatlichen Unternehmen besetzt werden sollten.
    Es entwickelten sich darüber hinaus im gesamten öffentlichen Leben parteipolitisch abgegrenzte Einflusssphären.
    Geprägt war diese damalige Zeit nach dem Startvertrag von zwei großen Politikern.
    Julius Raab für die Volkspartei und Bruno Pittermann für die SPÖ.
    1961 trat Raab zurück.
    Ich habe mich schon am Sonntag in meiner Radiorede von der Bevölkerung verabschiedet und möchte diese Ministerratssitzung nicht vorübergehen lassen, um mich auch von den österreichischen Beamten zu verabschieden.
    So, meine Herren, und ich wünsche Ihnen, soweit Sie möchten, mich noch besonders bei den Regierungsmitgliedern bedanken, die jetzt ausscheiden.
    Und den Verbleibenden wünsche ich in der neuen Regierung viel Erfolg für die Zukunft unseres Vaterlandes.
    Rabs Beinhard der Gegenspieler in dieser Zeit war Bruno Pittermann.
    Pittermann war im persönlichen Umgang ein humorvoller Mensch und ein hervorragender Redner.
    Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, als der Anführer des gegnerischen Stamms in der Bundesregierung obliegt mir die Pflicht Ihnen bei diesem Anlass
    für die erwiesene Zusammenarbeit bestens zu danken.
    Als ich vor vier Jahren in die Regierung eintrat, haben Sie Ihre Freude darüber Ausdruck verliehen.
    Ich glaube allerdings, ich habe sie nachher gelegentlich etwas getrübt.
    Manchmal.
    Die Große Koalition konnte auch nach dem Staatsvertrag eine Reihe bedeutender Maßnahmen setzen.
    Dazu zählt etwa die Paritätische Lohn- und Preiskommission, der Österreich unter anderem eine sehr geringe Streikrate verdankt.
    Ferner die umfassenden Gesetze, mit denen das soziale Netz enger gezogen wurde.
    Doch die Krisenzeichen häuften sich.
    Ein schwerer Konflikt entzündete sich am Einreiseverbot für den Sohn des letzten Kaisers Otto von Habsburg, als die SPÖ im Parlament erstmals gemeinsam mit der FPÖ gegen die ÖVP stimmte.
    Eine Krise gab es auch um die eigenwillige Amtsführung des sozialistischen Innenministers Franz Ola.
    Doch vor allem der sogenannte Proport, die Besetzung von Posten mit je einem schwarzen und einem roten, erwies sich auf Dauer nicht nur als kostspielig, sie regte die Bevölkerung auf und sie stieß auch im Ausland auf Unverständnis, wie es der damals bekannte deutsche Rundfunkkommentator Walter von Kube formulierte.
    Wo auch immer ich hinkomme, über welches Thema ich auch immer spreche, mit wem ich auch immer zu tun habe, das Thema drängt sich sofort auf.
    Ich komme in den Rundfunk beispielsweise, ja, der eine gehört zu diesem Teil, der andere gehört zu jenem Teil.
    In der Regierung ist es sowieso so, in den öffentlichen Unternehmungen ist es so.
    Das ganze Österreich ist säuberlich geteilt in Einflussgebiete.
    die eben diesem Proporz entsprechen.
    Die zu Ende gehende Große Koalition gab auch einen hervorragenden Stoff ab für das Kabarett, welches damals eine Blütezeit hatte.
    Was, Dravnicek, machen Sie nächsten Sonntag?
    Das hängt vom Wetter ab.
    Wenn's schön ist, fahr ich weg, wenn's regnet, geh ins Kino.
    Aber, Dravnicek, nächsten Sonntag.
    Schauen Sie sich um, was sehen Sie da?
    Plakate, die schau ich ja seit vier Wochen nicht mehr an.
    Das eben, Dravenicek, ist der Fehler.
    Dravenicek, die Überzeugungskraft eines Plakates kann die Entscheidung in der Wahlschlacht bringen.
    So wie man auch schon denkt, wenn der Klaus so durch die Straßen geht und ein KP-Plakat sieht, wer weiß, was er dann wird.
    Am 18.
    April 1966, nachdem der SPÖ-Parteiverstand mit 30 zu 10 Stimmen die ÖVP-Vorschläge zur Fortsetzung der Großen Koalition abgelehnt hatte, endete das Regierungsbündnis der beiden großen Parteien.
    Das war 1966.
    Nach dem 23.
    November 1986 werden wir wissen, ob 20 Jahre keine Große Koalition genug waren.
    Ein Beitrag von Fritz Besater zur Großen Koalition, deren Neuauflage vielleicht nach dem 23.
    November möglich ist.
    Um Koalitionen geht es auch in der heutigen Sendung im Brennpunkt über das Scheitern der kleinen Koalition und die Aussichten der vielfach Erwarteten.
    großen Koalition gibt es eine Diskussion unter Politologen.
    Teilnehmer Herbert Berger, Professor Peter Gerlich, Erich Kitzmüller und Peter Ullram.
    Diskussionsleitung Ernest Hauer.
    Im Brennpunkt 15 Uhr heute im Programm Österreich 1.
    Und jetzt?
    Im Journal zu Gast.
    Am vergangenen Sonntag wurde im Stephansdom der neue Erzbischof von Wien feierlich geweiht.
    Als die Entscheidung des Papstes, den 67-jährigen Pater Hans Hermann Grower zum Nachfolger Kardinal Königs zu ernennen, im Juli bekannt wurde, war das eine große Überraschung für alle.
    Der Papst hatte seine Wahl nicht im Kreis der Bischöfe und Äbte getroffen, sondern hatte einen Mann mit dem Amt betraut, der in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt war.
    Hans Grohe wurde 1919 in Wien geboren und 1942 von Kardinal Initzer zum Priester geweiht.
    Er ist Doktor der Theologie, war Religionslehrer und schließlich Direktor des Aufbau-Gymnasiums in Hollabrunn.
    1976 trat er in den Benediktinerorden ein und wählte den Ordensnamen Hermann.
    Er war der Motor hinter der Wiedererweckung der Wallfahrten in den kleinen Weinviertel Ort Rockendorf, der seit 1971 Maria Rockendorf heißt.
    Außerdem hat er entscheidenden Anteil an der Errichtung des Klosters Marienfeld in einer Nachbargemeinde.
    Er ist auch geistlicher Leiter der Legio Mariae, einer als konservativ geltenden Laienorganisation.
    Die Fragen an Erzbischof Dr. Hans-Hermann Groer richtete Roland Machatschke.
    Herr Erzbischof, Sie haben sich als Wahlspruch ein Wort aus dem Lukasevangelium ausgesucht.
    Nach einem erfolglosen Fischzug weist Jesus Petrus an, noch einmal das Netz auszuwerfen.
    Petrus gehorcht mit den Worten, doch wenn du es sagst, und wird mit reichem Fang belohnt.
    Ist dieser Wahlspruch eine programmatische Ankündigung Erzbischof Groers?
    Ich möchte sagen, nicht so sehr inhaltlich, also bezogen auf das, was ich als Bischof in der Zukunft unbedingt zu tun haben würde oder werde, sondern ein Zeichen meiner Bereitschaft.
    Man könnte in unserer Sprache auch so übersetzen, weil du es eben bist, der diesen Auftrag gibt, will ich es eben tun.
    Und ich glaubte, dass ich in dem Wunsch des Heiligen Vaters
    trotz meines vorgerückten Alters diesen Platz nun einnehmen zu sollen, eben den Willen oder den Wunsch Christi erkennen soll.
    Herr Erzbischof, Ihr Vorgänger Kardinal König hat gesagt,
    dass Sie sich über den von Ihnen bisher betreuten Kreis der Legio Maria hinaus der ganzen Vielfalt der Diözese öffnen müssten.
    Das ist von manchen als eine Kritik verstanden worden.
    Wie fassen Sie das persönlich auf?
    Ich glaube, dass das von manchen oder wenn es mehr als manche gewesen sein mögen, zu Unrecht als Kritik aufgefasst worden ist.
    Ich weiß vom hochwertigen Herrn Kardinal, dass er es so nicht verstanden hat.
    Aber es ist klar, wenn jemand Jahrzehnte in der Schule, in der Mittelschule, wie man früher gesagt hat, also in einer AHS tätig war, Jahrzehnte
    sagen wir jetzt wieder unter Anführungszeichen nur Kaplan, dann nur Seelsorger war.
    Wenn er Jahrzehnte sich in dem einen oder anderen Bereich bemüht hat, aber nicht alles noch zu besorgen hatte, er sich auch dann natürlich anstrengen werden müssen, nun möglichst vielen und in vielen Bereichen möglichst vielen alles zu werden oder zumindest
    möglichst vielen dann möglichst viel zu dienen.
    Kardinal König hat zur gleichen Zeit auch die Kirche aufgefordert, dem neuen Bischof nicht mit Vorurteilen zu begegnen.
    Ist diese Forderung des Kardinals Ihrer Meinung nach bis jetzt durchgedrungen?
    Ja, wenn ich die Reaktionen nur der Presse
    der Journalisten ins Auge oder hier zu einer Beurteilung heranziehen möchte, kann ich mir schon denken, dass da die und die und die Vorurteile waren und dass sicher auch gewisse Leute, Vertreter der oder jener Richtungen natürlich ihre Sorgen haben und ich weiß ihnen gar nicht ausreden, man weiß ja nie, wie einer sich in dem oder jenem
    zeigen wird, aber es gibt in der Kirche auch immer wieder ganz schöne Überraschungen.
    Man hat von dem Johannes den 23. gesagt, wer kommt da jetzt nach diesem Riesen des Geistes, wie es eben der Pius XII.
    zu sein, nicht nur schien, sondern sicherlich auch war.
    Was kann da so ein Mann, der nur immer nun zu zwar jetzt für die ganze Kirche tut?
    Und es hat genug Überraschungen gegeben.
    Und Sie wissen, was der Johannes der 23. alles dann tatsächlich in Bewegung gesetzt hat.
    Ich glaube Vorurteile könnten unter Umständen sich auflösen, wenn man ein bisschen Geduld hat.
    Und oft sind die Leute, die verlangen, es soll einer nicht konservativ sein, und es darf einer nicht konservativ sein,
    in den und den Bereichen ihres Lebens äußerst konservativ und andere, die sehr progressiv erscheinen, rückschrittlich, das heißt im üblen Sinne rückschrittlich.
    Wenn einer das Neue immer sucht und das, was er dann hat, nicht hält,
    Und dann ist er immer zwischen zwei Ufern, aber er hat keinen festen Kron.
    Und wenn er nur auf einem Ufer stehen bleibt, kommt er wieder ans andere Licht.
    Es ist eine Kombination nötig.
    Geduld ist sicher äußerst gut und Maß halten, das lernen wir sehr gut in der benediktinischen Schule.
    Also in der Schule des heiligen Benedikten.
    Betrachten Sie sich selbst als konservativ?
    Eigentlich nicht, offen gesagt.
    Sie werden vielleicht überrascht sein.
    Ich betrachte mich offen gesagt weder als das noch als das.
    Ich habe eigentlich immer getrachtet, die Augen und Ohren offen zu haben, aber an dem wieder festzuhalten, was uns Gott sicher gegeben hat und was über jeden Zweifel als sicher zu gelten hat und dementsprechend auch zu bewahren ist.
    Herr Erzbischof, bei der Bischofsweihe am vorigen Sonntag waren neben dem Bundespräsidenten auch Politiker aller drei Parlamentsparteien anwesend.
    Das war sehr schön, ja.
    Kirche und Politik sind heute in Österreich keine Streitgegner mehr.
    Das ist unter anderem ein Verdienst von Kardinal König und werden Sie diesen Weg fortsetzen?
    Für mich steht jetzt wirklich außer Zweifel, dass es hier in unserem Land, dem Gott sei Dank doch so viel geheilt ist,
    von uralten Wundern, die im 19.
    Jahrhundert schon aufgerissen worden sind.
    In unserem Land wäre etwas anderes nicht möglich.
    Und es war immer auch meine persönliche Überzeugung, die Kirche dürfte sich nie vereinnehmen lassen von einer bestimmten Partei, aber sie soll allen Menschen
    allen, aller Parteien, wenn sie demokratisch sind und wenn sie nicht die Würde des Menschen meinetwegen ablehnen, das wäre ja in Österreich nach der Verfassung genau genommen gar nicht möglich, zuwenden soll, hilfreich beistehen soll, grundsätzlich offen für alle Menschen.
    Es gibt aber Fragen, in denen Kirche und Staat sicherlich ganz grundsätzlich auf verschiedenen Seiten stehen.
    Ich erwähne also nur die Fristenlösung als eine solche Frage.
    Werden Sie da zum Beispiel für eine härtere Haltung der Kirche eintreten?
    Ich glaube, man muss hier eine Unterscheidung machen.
    Die Fristenlösung
    ist für einen katholischen Menschen, aber auch für einen, der gar nicht katholisch ist, aber rein biologisch vom Wissenstand der Ärzte aus die Sache betrachtet, eigentlich gar keine echte Frage.
    Das heißt, wenn der Mensch vom ersten Augenblick an
    wahrer Mensch ist, und das ist auch die Erkenntnis der modernen Medizin eindeutig, dann muss dieser Mensch geschützt werden.
    Die Frage Nummer zwei ist, muss ich jemand, der sich aus den und den Gründen jetzt irgendwie schuldbarerweise an diesem gerufenen, aber noch völlig hilflosen Menschen
    schuldig macht, indem er dieses menschliche Wesen, wie klein es auch sein mag,
    direkt angreift, muss er jetzt die oder die gesetzliche Strafe bekommen.
    Beide Fragen soll man nicht in einem sehen und in einem beantworten.
    Sind Sie nicht ein Problem, Herr Erzbischof, in dem Zusammenhang zwischen Abtreibung und Empfängnisverhütung?
    Die Kirche
    wünscht, um es einmal so zu sagen, außer bestimmten Formen der Empfängnisverhütung auch keine Empfängnisverhütung.
    Für die Kirche ist immer noch der Geschlechtsakt sozusagen auf die Zeugung hinaus gerichtet.
    Ich darf dazu sagen, das stimmt nicht.
    Die Kirche sieht sehr klar den Menschen als Ganzes und sie sieht den ehelichen Akt, nennen wir ihn so, denn für die Kirche ist die Ehe der Ort der Begegnung von Mann und Frau.
    und nicht irgendein Vorspiel, sondern eben der Begegnung von Mann und Frau.
    Die Ehe.
    Die Kirche sieht jetzt in der Ehe, in der ehelichen Umarmung, nicht nur die Zeugung als Ziel, sondern immer war es so, auch die gegenseitige Hilfeleistung.
    Nur soll der eheliche Akt offen stehen.
    der Empfängnis.
    Und wie sehen Sie die Diskrepanz zwischen der Lehre auf der einen Seite und der Praxis auf der anderen Seite?
    Denn es ist, glaube ich, eine Tatsache, dass fast niemand mehr heute in eine Ehe geht, der nicht vorher seine Erfahrungen gemacht hat.
    Es gibt zahllose Katholiken, vor allem in unseren industriellen Ländern in der westlichen Zivilisation, die Geburtenbeschränkung durch die Pille und so weiter üben.
    Sind das jetzt schlechtere Katholiken zum Beispiel, weil sie den Lehren der Kirche in diesen Punkten nicht folgen?
    Ja, ich möchte so sagen, es gibt ja mal allgemein eine Regel.
    Wenn hundert Leute lügen, ist die Wahrheit nach wie vor geboten.
    Wenn sie es erkennen.
    Und darum muss man in allen Forderungen des Evangeliums
    und der katholischen Sittenlehre sehr, sehr bemüht sein, auch zu zeigen, was die richtige Praxis, was die richtige Lehre ist.
    Und es kann durchaus sein, dass vielen Menschen das und jenes eben nicht klar ist oder noch nicht klar ist oder nicht mehr klar ist.
    und dass sie auch einen gewissen Sinn für das und jenes nicht mehr so wach empfinden und dementsprechend auch von dem Sinn nicht mehr sich so leiten lassen.
    Wir müssen sicher und sehr bemühen auf der einen Seite niemanden zu verurteilen, wie sie gemeint haben, er ist ein schlechter Christ und das ist ein guter Christ, wir sind alle Sünder und der eine hat in dem einen seine Schwäche in dem anderen, also das
    verteufeln, das beschuldigen, das ist sicher nicht im Sinne Christi.
    Das ist ein großer Unterschied, ob ich sage, der kommt in die Hölle oder wenn man das und das bewusst gegen den Willen Gottes tut, dann kommt man.
    Wenn man es bis zum Tode an dem festhält in die Hölle, ist ein großer Unterschied.
    Und noch eine Sache, Herr Erzbischof, die viele gläubige Menschen in Gewissenskonflikte bringt, das ist die Haltung der Kirche zur Ehescheidung.
    Konkret die Verweigerung der Sakramente für Geschiedene, die wieder eine staatliche Ehe geschlossen haben.
    Es gibt Bischöfe, die das ändern wollen.
    Gehören Sie auch zu diesen?
    Das Problem ist außerordentlich bedrängnisvoll, bedrängend.
    Und es muss einem Bischof das Herz zerreißen, wenn er das sieht, wie viele sich trauen lassen und dann doch wieder und sobald vielleicht schon auseinander gehen.
    Akut, momentan, wenn man die Sache so sieht, wie sie jetzt ist, ist sie sicher auch eine Art Versuchung für jeden,
    der bemüht ist zu helfen, dass er jetzt drangeht, doch das eine oder andere irgendwie in die Wege zu leiten.
    aber nie wird er das in eigener Regie machen können.
    Er wird sich aber bemühen, selber zu denken, was könnte man denn, wie könnte man denn helfen?
    Das ist klar und das wird sicher keinem irgendwie schlecht angerechnet werden können.
    Meine Ansicht dazu ist, dass wir uns viel mehr bemühen müssen, die Leute, die heiraten wollen oder die dran sind zu heiraten, vorzubereiten.
    Denn ich bin überzeugt davon, dass die Vorbereitung der Ehe
    noch lang, lang nicht eine genügende war und ist.
    Ich will keineswegs polemisch sein, Herr Erzbischof, aber angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung der Ehe in unserer Zeit wäre es auf der anderen Seite nicht dann wiederum besser, wenn junge Leute eine Zeit lang das Zusammenleben erproben könnten, bevor sie dann erst in die Kirche kommen und sich trauen lassen.
    Aber das ist ja wiederum etwas, was die Kirche nicht will.
    Für die Kirche kann es nur indiskutabel sein und bleiben.
    Warum?
    Ich kann nicht sagen, ich werde dein Ehemann, wenn ich es vorwegnehme und es jetzt schon praktiziere.
    Dann ist es besser, man heiratet nicht.
    Ein anderes Problem der Kirche möchte ich gerne ansprechen, den Priestermangel.
    Die Kirche wünscht sich außerdem immer wieder, natürlich auch bedingt durch den Priestermangel, aktivere Mitarbeiter, Gläubigen.
    Ein großes Potenzial scheint aber weitgehend ungenutzt zu sein.
    Viele Frauen wären bereit über das Kuchenbacken für Pfarrcafés und über das Blumenschmücken des Altars hinaus beim Gottesdienst und in den Pfarren zu arbeiten.
    Sie klagen über Einschränkungen.
    Wie denken Sie darüber?
    Für mich ist das Priestertum der Frau etwas im allgemeinen Priestertum jedes Gläubigen, jedes Getauften eingeschlossenes.
    Und ich sehe die Würde der Frau
    nicht gefährdet dadurch, dass nur Männer priesterliche Funktionen ausüben.
    Ich glaube etwas anderes dazu sagen zu dürfen, vielleicht sogar sagen zu sollen, dass das Priestertum der Frau
    gerade vernachlässigt worden ist und deshalb es auch zu wenige gibt, die das Priestertum
    tatsächlich nach den Gesetzen der Kirche heute anstreben, dass tatsächlich zu wenige auch Priester werden.
    Tiefst gräbt sich in ein Kind ein die Übermittlung des Wissens von Gott und der Liebe zu Gott.
    Wenn die Mutter dem Kind das zeigt, am eigenen Beispiel, und das auch durch das Wort vermittelt, in der gesamten Führung des Kindes bis zu der Zeit, in der es dann selber eben als Heranwachsender
    kritisch urteilen kann.
    Und es ist eben durch die Beschäftigung vieler im Beruf und durch viele andere Faktoren hier sicher eine Benachteiligung des Kindes und des Jugendlichen gegeben.
    Verlangen Sie da nicht ein bisschen viel von den Frauen?
    Sie sollen auf der einen Seite in der Familie die religiöse Erziehung der Kinder durchführen, aber in der Kirche sollen sie in der zweiten Reihe stehen.
    Sie sollen nicht in der zweiten Reihe stehen.
    Ich glaube,
    Es ist eine so...
    einzigartige Berufung einer Frau, auch einer Mutter, dass sie dieses wichtige, unersetzlich wichtige Werk vollbringt.
    Dass man ihr nichts sagen dürfte, ist nur der zweite Rang.
    Hier Ränge zu sehen, ich glaube, das ist überhaupt heute falsch, dass man sagt, der Priest ist der erste Rang, die Laien sind der zweite Rang.
    Gott sei Dank!
    Ich habe das nie gedacht.
    Also ich würde mich nicht trauen zu sagen, das sind nur Frauen, die haben eine eher minderere Rolle.
    Ich glaube, das ist ganz falsch, offen gesagt.
    Ja, das glaube ich auch, nur manche Frauen könnten es so empfinden.
    Ich möchte sagen, ich habe es auch schon bemerkt, manche.
    Aber ich weiß auch, dass es nicht die Mehrheit ist.
    Herr Erzbischof Dr. Grohe, Sie werden sich in absehbarer Zeit Ihren Antrittsbesuch in Rom machen.
    Wenn der Papst Sie fragt, wie Sie die Situation der Kirche in Österreich beurteilen, was werden Sie da ungefähr antworten?
    Ich persönlich glaube gar nicht, dass der heilige Vater mich so fragen wird oder würde.
    Ich habe den Eindruck, dass er unser Land und Volk nicht nur sehr liebt,
    ohne Zweifel liebt, sondern auch ganz gut kennt.
    Aber wenn er mich wirklich fragen sollte, werde ich ihm sagen, heiliger Vater, Österreich ist eben auch ein Land im großen Gebiet der Weltkirche und unser Land hat sehr viel Gutes, auch in der Kirche außerordentlich viel Erfreuliches und es hat eben auch seine Wunden und seine Leiden, man darf ja auch nicht übersehen.
    wie weit langfristig der Krieg immer noch sich negativ auswirkt.
    Ich möchte sagen, enorm!
    Wir dürfen uns ja gar nicht täuschen über den wirtschaftlichen Aufbau.
    Wir sehen es, wie sehr vom Krieg her auch moralische Schwächen und Übel weiterwirken, die noch nicht verheilt sind und noch nicht beseitigt sind.
    Ich würde also dem Heiligen Vater das ruhig sagen.
    Wir haben auch unsere Minus-Licht und Schatten.
    Es ist sehr viel Gutes,
    Aber sicher ist das und jenes eben weniger gut.
    Und dazu sind wir gerufen, das Gute zu stärken und das, was schwach ist, zu stärken und woüber es Sinn hat, zuerst in uns selbst zu bekämpfen.
    Da muss jeder selber anfangen.
    Auch wir Priester.
    Jeder.
    Wer, wenn ein Christ nicht sich unter die zählen wollte oder zählen würde, die sich reformieren müssen.
    Das würde ich ihm ruhig sagen.
    Nicht nur wir.
    Wir werden das alle tun müssen und mit der Gnade Gottes.
    Wenn wir noch mehr beten darum und wenn wir noch ein bisschen demütiger werden und wenn wir mehr Liebe üben, werden wir es auch.
    Eben uns auch bemühen müssen, die Negativen ein bisschen wegzubringen.
    Und es sind respektable Bemühungen da.
    Danke für das Gespräch.
    Im Journal zu Gast war heute der neue Wiener Erzbischof Dr. Grohe.
    Mit ihm sprach Roland Machatschke.
    12.50 Uhr.
    In Frankreich, besonders in der Hauptstadt Paris, geht weiter die Terrorangst um.
    Die Regierung hat den Abwehrkampf gegen die Terrorwelle verstärkt.
    Seit gestern ist in Paris ein Demonstrations- und Kundgebungsverbot in Kraft.
    Die Fahndung nach den Terroristen, die neue Anschläge angekündigt haben, laufen auf Hochtouren.
    Gefahndet wird vor allem nach den Brüdern und Anhängern des in Frankreich inhaftierten Libanesen Ibrahim Abdallah.
    Thomas Fuhrmann.
    Die Steckbriefbilder von neun Mitgliedern des gefürchteten nordlibanesischen Abdallah-Clans prangen heute auf den Titelseiten fast aller französischer Tageszeitungen.
    Neben den vier Brüdern des in Frankreich inhaftierten Terroristenschiffs Georges Ibrahim Abdallah
    werden noch ein Mann und vier Frauen gesucht.
    Bisher blieb die Fahndung jedoch ergebnislos.
    Die Abdallah-Brüder führen Frankreichs Sicherheitsapparat offensichtlich an der Nase herum.
    Denn drei Brüder sitzen zu Hause in ihrem Heimatort Kubejat und spielen die ahnungslosen zu Unrecht Verfolgten.
    Sogar der maronitische Pfarrer stellte ihnen ein Alibi aus und behauptete vor Journalisten, die Gesuchten hätten den Libanon seit 18 Monaten nicht verlassen.
    In Paris wollen jedoch Augenzeugen zumindest Robert und Emil-Ibrahim Abdallah als Bombenleger bei zwei der vier letzten Attentate erkannt haben.
    Eines steht inzwischen fest, die französischen Behörden sind für den Kampf gegen den nahöstlichen Terrorismus schlecht gerüstet.
    Die Koordination zwischen Spionagedienst, Abwehr, Staats- und Kriminalpolizei weist große Lücken auf.
    In der Vergangenheit wurden die Informationen nicht regelmäßig ausgetauscht.
    Die Linke wusste meist nicht, was die Rechte tat.
    Die Auslandsspionage befasste sich nur am Rande mit der Infiltrierung von Terroristengruppen.
    Die Agenten sind durch den Fehlschlag der Greenpeace-Operation entmutigt und verunsichert.
    Ehemalige Geheimdienstchefs haben vor wenigen Tagen öffentlich ihre Schmutzwäsche gewaschen und die schweren materiellen und personellen Mängel angeprangert.
    Pierre Marion, von 1981 bis 1982 Leiter des Militärischen Geheimdienstes, enthüllte sogar, dass Staatschef Mitterand 1982 die vorgeschlagene Liquidierung mehrerer nahöstlicher Terroristen abgelehnt hatte.
    Nach der jüngsten Welle mörderischer Anschläge sind Repressalien jetzt nicht mehr auszuschließen.
    Zumindest hat Regierungschef Chirac damit offen gedroht.
    Es ist jedoch nicht bekannt, ob Präsident Mitterand als Oberbefehlshaber der Streitkräfte auch diesen Methoden unter dem Druck der Ereignisse zustimmt.
    Mitterand hat gestern Abend sofort nach seiner Rückkehr von einem Staatsbesuch in Indonesien den Premier und die Minister für Inneres und Sicherheit zu sich bestellt.
    Möglicherweise wird sich der Präsident in den nächsten Tagen über das Fernsehen an die Nation wenden, um seinen Führungsanspruch in der Krisensituation zu behaupten.
    Thomas Fuhrmann aus Paris.
    Ein Kulturbericht.
    Lebt die Avantgarde oder wenn nicht darf Avantgarde, wenn sie Avantgarde bleiben will, alles dürfen?
    Auf diese Frage gestellt im Hauptprospekt wird der Steirische Herbst 86 einzugehen versuchen.
    Das Steirische Festival zeitgenössischer Kunst, das bis 31.
    Oktober dauert, wird heute Abend eröffnet.
    Wilhelm Rossbraut berichtet.
    Auch im steirischen Herbst 86 wird wie bisher so gut wie alles gespielt und geboten, was mit dem Begriff zeitgenössische Kunstavangarde zu tun hat.
    Manchmal in enger, mitunter in lockerer Anlehnung.
    Literatur, Musik, Theater, Musiktheater, bildende Kunst, Fotografie, Architektur, Videokunst und Performance.
    Einige Schwerpunkte.
    Sprache der Liebe, Literatur als Erotik heißt das Literatursymposium, das 60 Autoren aus Europa, Nord- und Südamerika nach Graz bringt.
    Hans-Werner Henze wird das Deutschlandsberger Jugendmusikfest leiten, diesmal konzentriert auf das Zusammenspiel von Jazz und klassischer Musik und auf die Entwicklung und Produktion einer Märchenoper.
    Das traditionelle Musikprotokoll wird sich mit der Verbindung Neue Literatur in der Neuen Musik auseinandersetzen.
    Das Theater bringt vier Uraufführungen, Auftragswerke des steirischen Herbstes, darunter die Oper aus Sellheim von Otto Zykan.
    Der Feststellung und Frage, Bau ist Kunst, ist Bau Kunst, werden internationale Architekten neue Perspektiven abzugewinnen suchen.
    Die Malerei wird in zahlreichen Ausstellungen teilweise das Generalthema Sprache der Liebe aufgreifen.
    Kritisch wird sich die Steirische Akademie, der wissenschaftliche Teil des steirischen Herbstes, mit der Frage Konsum und Gesellschaft beschäftigen.
    Den Reigen der weit über 100 Veranstaltungen führt heute Abend nach der offiziellen Eröffnung die szenische Collage VORSPIEL des Grazer Komponisten Heinz Tschibulkan, eine Abfolge von Musik und Lesungen, unter anderem mit Wolfgang Bauer, HC Artmann, Elfriede Jelinek, Gerd Jonke.
    Die Eröffnung könnte mit einem Protest verbunden sein.
    Eine Reihe prominenter Literaten aus Österreich, der Bundesrepublik und der Schweiz haben in einem Brief Bundespräsident Dr. Waldheim aufgefordert, der Eröffnung des steirischen Herbstes fernzubleiben.
    Initiatorin des Briefes ist die Autorin Elfriede Jelinek.
    Sie wirkt übrigens bei der szenischen Collage vor Spiel mit.
    Was wird sie heute Abend unternehmen?
    Ich habe nichts anzukündigen.
    Ich werde überhaupt nichts unternehmen.
    Ich habe es nur nicht ausgeschlossen, weil ich ja nicht mit allen Mitwirkenden gesprochen habe, dass nicht jemand anderer vielleicht noch etwas droht.
    Vielleicht wird nichts sein, vielleicht wird etwas sein.
    Ich kann es für mich ausschließen.
    Ich habe diesen Brief geschrieben.
    Dr. Waldheim wurde in einer demokratischen Wahl zum Bundespräsidenten gewählt.
    Das ist eine Tatsache.
    Ist Ihr Protest nun ein Protest gegen einen demokratischen Vorgang?
    Ja, selbstverständlich nicht.
    Selbstverständlich muss ich ihn als Bundespräsident akzeptieren.
    Ich und einige meiner Kollegen sehen es nur als unsere Pflicht an, ihm zumindest zu sagen, dass er bei dieser kulturellen Veranstaltung uns nicht willkommen ist und dass es unser demokratisches Recht, genauso wie wir es selbstverständlich hinnehmen müssen, dass er mit großer Mehrheit gewählt worden ist.
    Morgen stehen zwei Uraufführungen auf dem Programm.
    Auf der Probebühne des Schauspielhauses wird das Stück »Die verdammte Marie« von Bodo Kirchhoff gespielt.
    Ein Dreipersonenstück um das Thema Geld, das, wie der Autor meint, alle anzieht und niemanden mehr loslässt.
    Als zweite Uraufführung am selben Tag geht auf der großen Bühne des Schauspielhauses das Stück »Körper brennen« von Jürg Lederach und Andres Myri in Szene.
    Ebenfalls ein Drei-Personen-Stück.
    Die Autoren dramatisieren das klassische Dreieck, zwei Männer und eine Frau, aus der Sicht des Krieges, der alle Bereiche des Daseins durchdringt und jeden Charakter deformiert.
    Heinz Kreidel ist Regisseur.
    Die privaten Situationen, das kennen wir, das ist ja nichts Neues.
    Aber Krieg auf der Bühne, wie stellt man das dar?
    Das ist fast ein Ding der Unmöglichkeit.
    Und wir versuchen also Krieg nicht darzustellen mit für uns völlig unmöglichen Mitteln, also großer Gewalt, sondern Krieg im Kopf, Krieg im Bauch, Krieg im Inneren.
    Und das gibt eine unglaubliche Spannung in diesem Stück, in diesen Szenen.
    Jetzt sitzt er in der Cocktailbar, 13 Stunden schon.
    lässt sich volllaufen.
    Ich habe von ihm geträumt.
    Schrecklich, Sam.
    Er stieg in seinen Panzer, fuhr los, den Kopf aus der Luke gestreckt, bekam einen Volltreffer.
    Blutfontäne schoss aus dem Kopf.
    Und das, was sein Kopf gewesen ist einmal, rollte mir vor die Füße.
    Ein Ausschnitt aus dem Stück Körper brennen.
    Übrigens einen ausführlichen Bericht von der Eröffnungsveranstaltung des steirischen Herbstes senden wir heute Abend von 19.30 Uhr an in Österreich 1.
    Und nun noch ein Nachrichtenüberblick.
    USA.
    Die Außenminister der beiden Supermächte George Shultz und Edward Shevardnadze werden heute in Washington zu einer dritten Gesprächsrunde zusammenkommen.
    Bei einem überraschenden Treffen zwischen Präsident Reagan und Shevardnadze hat der sowjetische Außenminister Reagan ein Schreiben von Parteichef Gorbatschow überreicht.
    Österreich.
    Bundeskanzler Franitzki hat sich dafür ausgesprochen, das Wochenende mit den Totengedenktagen aller Heiligen und aller Seelen von Wahlkampf freizuhalten.
    Franitzki meint, die Politik sollte an diesen Tagen Rücksicht auf die Familie und auf das Privatleben nehmen und sich nicht einmischen.
    Die Europäische Demokratische Union hat zum Abschluss ihrer Parteiführerkonferenz eine sogenannte Wiener Erklärung veröffentlicht.
    Als Voraussetzung für politische Maßnahmen zu einer langfristigen Ost-West-Entspannung wird darin die solide Verteidigungskapazität der westlichen Demokratien bezeichnet.
    Frankreich Das ganze Land steht nach wie vor im Bann der jüngsten Terroranschläge.
    Staatspräsident Mitterrand hat einen Staatsbesuch in Indonesien abgebrochen und unmittelbar nach seiner Rückkehr mit Ministerpräsident Chirag die Lage erörtert.
    Die Regierung hat unterdessen für Paris ein Demonstrations- und Kundgebungsverbot erlassen.
    Die Wetteraussichten bis zum Abend allgemein sonnig, Nachmittagstemperaturen heute 14 bis 19 Grad.
    Das wär's aus dem Mittagsschanal-Studio.
    Bis morgen beim Sonntagsschanal um 17 Uhr verabschiedet sich Udo Bachmeier.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1986.09.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1986.09.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vor Landtagswahlen in der Steiermark
    Einblendung: FP-Landesparteiobmann Rader, SP-Landesparteiobmann Gross, Landeshauptmann Krainer
    Mitwirkende: Edlinger, J. Klaus [Gestaltung] , Rader, Ludwig [Interviewte/r] , Gross, Hans [Interviewte/r] , Krainer, Josef junior [Interviewte/r]
    Datum: 1986.09.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Das war die große Koalition
    Einblendung: Journalist Portisch, Bundeskanzler Figl, Bundeskanzler Raab, Vizekanzler Pittermann, Rundfunkkommentator Cube, Kabarettist Qualtinger
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Portisch, Hugo [Interviewte/r] , Figl, Leopold [Interviewte/r] , Raab, Julius [Interviewte/r] , Pittermann, Bruno [Interviewte/r] , Cube, Walter von [Interviewte/r] , Qualtinger, Helmut [Interpret/in]
    Datum: 1986.09.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Humor ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Bischof Groer
    Interview: Bischof Groer
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung] , Groer, Hans Hermann [Interviewte/r]
    Datum: 1986.09.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Frankreichs Staatspräsident Mitterrand zu Terrorbekämpfungsmaßnahmen
    Mitwirkende: Fuhrmann, Thomas [Gestaltung]
    Datum: 1986.09.20 [Sendedatum]
    Ort: Paris [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Vorbericht auf Steirischen Herbst
    Einblendung: Autorin Jelinek, Regisseur Kreidl, Szenenausschnitt ("Körperbrennen")
    Mitwirkende: Rosbaud, Wilhelm [Gestaltung] , Jelinek, Elfriede [Interviewte/r] , Kreidl, Heinz [Interviewte/r]
    Datum: 1986.09.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Theater ; Musik ; E-Musik ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1986.09.20
    Spieldauer 00:59:49
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Moderation]
    Oberhofer, Ilse [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1986.09.20 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-860920_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
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