Mittagsjournal 1986.01.11

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Herbert Dobrowolny begrüßt Sie zum Mittagsschonal des aktuellen Dienstes.
    Die Schlagzeilen für unsere Informationssendung lauten.
    US-Präsident Ronald Reagan bezeichnet den Terroranschlag auf den Flughafen Wien als kriegerischen Akt Libyens gegen Österreich.
    Pressestimmen zu Gaddafi und zur Föst-Krise.
    Kontroverse um die innene Richtung des Konferenzzentrums in Wien.
    Und im Schonal zu Gast ist der neue Kommandant der Landesverteidigungsakademie, General Carl Schaffer.
    Außerdem informieren wir Sie über den Präsidentschaftswahlkampf in Portugal und über die Tatsache, dass AIDS in den Vereinigten Staaten potenzielle Blutspender verängstigt.
    Der Kulturbericht bringt eine Vorschau auf die geplante Festwochenausstellung in der Secession zum Thema Wienfluss.
    Zu Beginn stehen die Meldungen, die Robert Staubacher zusammengestellt hat und die Maria Piefl liest.
    USA.
    Präsident Reagan hat im Zusammenhang mit dem Terroranschlag, auf dem Flughafen Wien schwächert, wörtlich von einem Kriegsakt gegen Österreich gesprochen.
    In einem Interview für mehrere europäische Zeitungen, darunter auch für die Wiener Presse, erklärte Reagan außerdem, er vermute, dass die Attentäter die Freilassung dreier in Wien inhaftierter Mitglieder der Gruppe Abu Nidal erzwingen wollten.
    Der Präsident bedankte sich bei Italien für die Einstellung von Waffenlieferungen an Libyen.
    Er meinte, hier hätten moralische Verpflichtungen über die wirtschaftlichen Interessen gesiegt.
    Zugleich äußerte Reagan ein gewisses Verständnis für das Zögern der meisten europäischen Staaten, sich den amerikanischen Sanktionen gegen Libyen anzuschliessen.
    Eine Militäraktion gegen Libyen wollte der amerikanische Präsident neuerlich nicht ausschliessen.
    Großbritannien
    Premierministerin Thatcher hat Vergeltungsschläge gegen Libyen entschieden abgelehnt.
    In einem Interview für die New York Times sagte Frau Thatcher, derartige Aktionen wären gegen das internationale Recht und könnten eine chaotische Situation schaffen.
    Die Premierministerin lehnte auch Sanktionen gegen Libyen ab.
    Sie sagte, britische Erfahrungen mit solchen Massnahmen gegen die frühere Kolonie Rhodesien hätten gezeigt, dass sie wirkungslos seien.
    Kanada.
    Die Regierung in Ottawa hat angekündigt, dass sie Geschäfte kanadischer Firmen mit Libyen künftig nicht mehr fördern werde.
    Zugleich warnte sie die kanadischen Ölarbeiter davor, die Plätze einzunehmen, die durch die von Präsident Reagan angeordnete Abreise der Amerikaner in Libyen frei werden.
    Ausserdem verfügte die kanadische Regierung ein generelles Lieferverbot für moderne Anlagen zur Ölförderung nach Libyen.
    Österreich.
    Der frühere Bundeskanzler Kraski hat gestern Abend in einem ORF-Interview erklärt, er habe glaubwürdige Beweise dafür, dass Libyen nicht in die Terroranschläge von Wien und Rom verwickelt sei.
    Kraski meinte, es sei unnuanciert, für alles sofort den libyschen Revolutionsführer Gaddafi verantwortlich zu machen.
    Die Drohungen der USA mit Vergeltungsschlägen bezeichnete der frühere Bundeskanzler als das Unglückste, das es gäbe.
    Es müsse die Ursache des Terrors beseitigt werden und das sei die Situation der Palästinenser", betonte Kreisky.
    Die Äusserungen Kreiskys sind inzwischen von der ÖVP scharf kritisiert worden.
    Ihr Menschenrechtssprecher Josef Höchtl nannte sie wörtlich eine Ungeheuerlichkeit.
    Höchtl warf Kreisky vor, entschuldigende Worte für die Terrorpolitik seines Freundes Gaddafi gefunden zu haben.
    Niederlande.
    Die Sicherheitskräfte sind wegen Warnungen vor möglichen Terroranschlägen gegen israelische oder jüdische Einrichtungen in Alarmbereitschaft versetzt worden.
    In zwei Wochen wird der israelische Ministerpräsident Shimon Peres zu einem Besuch in Den Haag erwartet.
    Auch in den skandinavischen Ländern sind die Sicherheitsvorkehrungen auf den Flughäfen verstärkt worden, da Interpol auf ein drohendes Attentat in Oslo, Stockholm oder Kopenhagen an diesem Wochenende hingewiesen hat.
    Marokko.
    In Fez ist in der vergangenen Nacht die Jahrestagung der Außenminister der islamischen Konferenz zu Ende gegangen.
    In der umstrittenen Frage des seit fünfeinhalb Jahren andauernden Golfkrieges wurde keine Einigung erzielt.
    Bei der Schlusssitzung, die sich nur mit diesem Thema beschäftigte, kam es zu heftigen Kontroversen zwischen den Vertretern des Irans und des Iraks.
    Die iranische Delegation beharrte auf einer Verurteilung des Iraks, die Vertreter dieses Landes widersetzten sich einer derartigen Erklärung.
    Daraufhin verzichtete man im Schlusskommuniqué auf jede Äußerung zum Golfkrieg.
    Kanada.
    Ministerpräsident Brian Mulroney und die 39 Mitglieder des Kabinetts verzichten neuer darauf, ihre vollen Gehälter zu beziehen.
    Mulroney nimmt um etwa 10 Prozent weniger Gehalt an, als ihm zustehen würde.
    Die Regierung will mit dieser Massnahme die kanadische Bevölkerung von der Ernsthaftigkeit ihrer Sparpolitik überzeugen.
    Südafrika.
    Sechs Abgeordnete des amerikanischen Kongresses haben nach Abschluss einer Informationsreise durch Südafrika die Meinung geäußert, dass die amerikanische Entscheidung für Sanktionen gegen Südafrika berechtigt gewesen sei.
    Vor der Abreise aus Johannesburg sagte der schwarze Abgeordnete William Gray von den Demokraten, es wäre falsch, mit amerikanischen Dollars eine rassistische Politik zu unterstützen.
    Die Commonwealth-Staaten haben unterdessen neuerlich die Rassentrennungspolitik Südafrikas scharf verurteilt.
    Italien
    Die Polizei hat in der Nähe von Pavia in Norditalien 15.000 Tektoliter Kunstwein beschlagnahmt und sechs Personen als Weinfälscher verhaftet.
    In der Nähe von Verona wurde eine Art Labor entdeckt, in dem der künstliche Wein hergestellt wurde.
    Nach Mitteilung der Gesundheitsbehörden in Italien ist der Kunstwein nicht gesundheitsschädlich, kann aber bei Genuss grösserer Mengen zu Kopfschmerzen führen.
    Brasilien.
    Im Amazonasgebiet sollen in der vergangenen Woche mindestens 60 Indianer von 200 Goldsuchern ermordet worden sein.
    Abgeordnete der Regierungspartei berichteten, das Massaker habe sich in einem Indianer-Reservat in Nordbrasilien, unweit der Grenze zu Kolumbien, ereignet.
    Die Goldsucher haben angeblich mit Maschinengewehren auf die Indianer geschossen, die nur über primitive Waffen verfügen.
    Die Regierung befürchtet weitere Ausschreitungen.
    30.000 Indianer sollen aufgebrochen sein, um den vom Massaker betroffenen Stamm zu unterstützen.
    Auch Goldsucher sollen sich in grosser Zahl auf das Indianer-Reservat zubewegen.
    Nun zur Wetterlage.
    Störungsausläufer eines Sturmtiefes mit Zentrum über dem Nordmeer überqueren den Alpenraum.
    An ihrer Rückseite dringen milde Luftmassen in Österreich ein.
    Die Prognose für morgen Sonntag?
    An der Alpen-Nordseite meist stark bewölkt und einige meist schauerartige Niederschläge.
    Schneefallgrenze teilweise in den Niederungen.
    Im übrigen Bundesgebiet veränderlich bewölkt, im Süden teilweise auch sonnig und kaum Niederschlag.
    Westliche Winde, Tageshöchsttemperaturen minus 2 bis plus 5 Grad.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Von einigen Auflockerungen abgesehen, vielfach starke oder geschlossene Bewölkung und verbreitet Niederschlag.
    Im Westen bereits Regen, sonst teils Schnee, teils gefrierender Regen.
    Dadurch Glatteisgefahr.
    Im Süden vielfach niederschlagsfrei.
    Schwache bis mäßige Winde, Nachmittagstemperaturen minus 1 bis plus 6 Grad, Frühtemperaturen minus 5 bis plus 3 Grad.
    Eine Vorschau auf Montag, weiterhin unbeständig, in den Niederungen mild, im Tagesverlauf von Westen her erneut Wetterverschlechterung.
    Das Wetter um 12 Uhr.
    Wien bedeckt gefrierender Regen, minus 1 Grad.
    Eisenstadt bedeckt gefrierendes Nieseln, minus 1 Grad.
    Linz bedeckt gefrierender Regen, minus 1 Grad.
    Salzburg bedeckt Regen, plus 2.
    Innsbruck bedeckt Schneeregen, plus 1 Grad.
    Bregenz bedeckt Regen, plus 6.
    Graz stark bewölkt, minus 3.
    Und Klagenfurt bedeckt gefrierender Regen, minus 5 Grad.
    Soweit Nachrichten und der Wetterbericht im Mittagsschanal.
    Gestern trat einer der seltenen Anlässe ein, bei denen der amerikanische Präsident Ronald Reagan europäischen Journalisten ein Interview gewährte.
    Der Anlass?
    Reagans Bemühen, weitere westliche Länder zur Unterstützung seiner Sanktionspolitik gegen den libyschen Revolutionsführer Gaddafi zu vergattern.
    In Washington beantwortete Reagan die Fragen von fünf Journalisten aus der Bundesrepublik Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und auch aus Österreich, vertreten durch den Korrespondenten der Wiener Tageszeitung die Presse Georg Posaner.
    Reagan versuchte das Argument zu untermauern, Libyen stehe hinter den Terroranschlägen von Wien und Rom.
    Unter anderem sprach der Präsident die Vermutung aus, der Anschlag gegen den Wiener Flughafen sollte dazu dienen, drei in Österreich inhaftierte Mitglieder der palästinensischen Abu-Nidal-Gruppe freizupressen.
    Helmut Opletal fasst die Aussagen des Interviews mit Ronald Reagan zusammen.
    Bei seinem Versuch, weitere europäische Staaten für Boykottmaßnahmen gegen Libyen zu gewinnen, fuhr der amerikanische Präsident gestern besonders schweres Geschütz auf.
    Wörtlich als einen Kriegsakt gegen Österreich bezeichnete Ronald Reagan den Terroranschlag auf dem Wiener Flughafen vom 27.
    Dezember.
    Vom Korrespondenten der Wiener Tageszeitung die Presse auf Österreichs Neutralitätsstatus angesprochen, sagte der amerikanische Präsident dann im Wortlaut.
    Ich verstehe, dass Österreich Positionen eingenommen hat, die prinzipieller Natur sind und sich nicht auf diesen speziellen Fall alleine beziehen.
    Wenn wir andererseits mehr Informationen in dieser Angelegenheit zur Verfügung stellen, könnten Sie Ihre Haltung überdenken, so Reagan wörtlich an die Adresse unseres Landes.
    Nach seiner Interpretation also bräuchte Österreich als direktes Opfer kriegerischer Handlungen Libyens bei der Verhängung von Sanktionen keine neutralitätspolitische Zurückhaltung zu üben.
    Als Hauptgrund für die Ablehnung eines Wirtschaftsboykotts durch die meisten westlichen Länder sieht der amerikanische Präsident ökonomische Verflechtungen.
    Reagan wiederum wörtlich, ich war nicht überrascht, ich verstehe die Probleme, die sie haben, aber ich muss betonen, dass es bei all dem auch um eine moralische Frage geht.
    Reagan brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass er die westeuropäischen Regierungen noch von der Notwendigkeit der Sanktionsmaßnahmen überzeugen könne.
    Er habe aus diesem Grund auch Vizeaußenminister John Whitehead nach Europa geschickt und persönliche Briefe an die Staats- und Regierungschefs versandt.
    Besonderes Lob zollte Reagan der italienischen Regierung für ihren gestern bekanntgegebenen Entschluss, Waffenlieferungen nach Libyen zu unterbinden.
    Italien, das früher Kanonen und Kriegsschiffe an Gaddafi verkauft hat, hat allerdings schon seit Jahren keine größeren Waffengeschäfte mehr mit Libyen getätigt.
    Und es will auch in Zukunft weiter Ersatzteile für italienisches Material liefern.
    Der Beschluss der Regierung in Rom hat also vorwiegend symbolischen Charakter.
    Immerhin war Ronald Reagan noch ein weiterer kleiner Erfolg bei seinen Bemühungen um Unterstützung für die amerikanischen Maßnahmen beschieden.
    Die Regierung in Ottawa hat gestern bekannt gegeben, kanadischen Firmen vorläufig keine Finanzhilfen bei Libyen-Geschäften mehr zu gewähren.
    Einer der wichtigsten außenpolitischen Verbündeten Washingtons allerdings, nämlich Großbritannien, legt sich weiterhin quer gegen die amerikanische Sanktionspolitik.
    Die konservative Ministerpräsidentin Margaret Thatcher warnte vor Militäraktionen, militärischer Gewalt, wie sie Präsident Reagan in dem gestrigen Interview ausdrücklich für möglich bezeichnet hat.
    Margaret Thatcher bezeichnete die Anwendung von Gewalt gegenüber einem Land zur Verhütung von Terror als völkerrechtswidrig und sie betonte neuerlich, dass ein Wirtschaftsboykott zur Durchsetzung außenpolitischer Ziele ihrer Ansicht nach unwirksam sei.
    Ein Beitrag von Helmut Opletal.
    Zwei Hauptthemen bestimmen die Pressekommentare der heutigen österreichischen Tageszeitungen.
    Die politischen Weiterungen und Konsequenzen aus den jüngsten Terroranschlägen in Wien und Rom und selbstverständlich ist auch der Ruf nach Entpolitisierung der verstaatlichten Industrie ein zentrales Anliegen der innenpolitischen Kommentare.
    Leopold Esterle hat die Auszüge für die Presseschau zusammengestellt.
    Die Schlagzeile der heutigen Ausgabe der Salzburger Nachrichten gibt schon den Tenor der Kommentare gegen Libyens Staatschef Gaddafi nach den jüngsten Terroranschlägen wieder.
    Er lautet, mit stumpfen Waffen gegen Gaddafi.
    Theoloch schreibt in seinem Kommentar einleitend wörtlich, Oberst Gaddafi könne sich gratulieren, der Westen sei gespalten.
    Regens' dringlicher Appell an die europäischen Staaten, sich den verschärften amerikanischen Wirtschaftssanktionen gegen Libyen anzuschließen, werde nicht befolgt und sowohl die Sowjetunion als auch die arabischen Staaten hätten Gaddafi ihre Solidarität bekundet.
    Der Autor des Leitartikels in den Salzburger Nachrichten kommt daher zu dem Schluss.
    Bei dieser Zwischenbilanz bleibe nur noch eine Frage.
    Gaddafi, was willst du mehr?
    Theo Loch schreibt dann.
    Selbst wenn die Amerikaner, wie das Weiße Haus erklärte, die Ausbildungslager für Terroristen genau lokalisiert haben, ist bei einem militärischen Angriff das Leben von Zivilisten in Gefahr.
    Gaddafi hat auf seinem Territorium Geiseln, die noch viel wertvoller sind als die 1.500 Amerikaner, die Libyen nun zu verlassen haben.
    Oder als die Deutschen, Italiener, Österreicher, Franzosen und Briten, die weiter auf den Ölfeldern Libyens tätig sind.
    Gaddafis wertvollstes Pfand sind die sowjetischen Militärberater, die sich um die an Gaddafi gelieferten, hochentwickelten Waffen kümmern.
    Ihnen darf auch aus amerikanischer Sicht nichts geschehen.
    In der heftigen Debatte über eine Vergeltung für die Morde auf europäischem Boden ging eine Anmerkung Präsident Regens für seine Berater weitgehend verloren, meint Theoloch.
    Der Präsident sagte, beginnt nicht den Dritten Weltkrieg.
    Und genau hinter dieser Warnung verbirgt sich nach Meinung der Salzburger Nachrichten das Dilemma des Abwehrkampfes gegen den Terrorismus.
    Regens Warnung vor einem Dritten Weltkrieg zeigt die Gefährdung des Friedens, die von den Terroristen kalten Blutes in Kauf genommen wird.
    Ein nächster ähnlicher Anschlag, wie der von Wien oder Rom, werde blutige Folgen nach sich ziehen, schreiben amerikanische Zeitungen.
    In der Tat, Reagans Arsenal von nicht kriegerischen Aktionen ist nunmehr geleert.
    Soweit der heutige Leitartikel der Salzburger Nachrichten.
    Und nun ein Themenwechsel in der Presseschau.
    Nach den jüngsten Äußerungen von Bundeskanzler Sinovac über eine Entpolitisierung in der verstaatlichten Industrie und nach dem gestrigen Aktionstag der ÖVP-Opposition beschäftigen sich die inländischen Zeitungskommentare mit den Konsequenzen des First Debakels.
    In der Wiener Tageszeitung Die Presse schreibt Thomas Koherr.
    Entpolitisierung gilt also zur Zeit als Zauberformel für eine Therapie, der die mehr als marode, verstaatlichte Industrie zu unterziehen ist.
    Man könnte sie als Widerspruch in sich bezeichnen, auch als Versuch einer Quadratur des Kreises oder, wenn man Klartext sprechen möchte, ganz einfach als Ding der Unmöglichkeit.
    Denn erstens, meint Thomas Korherr, sei Österreich wahrscheinlich der am meisten durchpolitisierte Parteienstaat Europas.
    Und zweitens gebe es kaum ein Land im Freien Westen, in dem ein größerer Prozentsatz der Industrie direkt oder indirekt nationalisiert sei.
    Glaubt wirklich irgendjemand in einem Land, in dem bald wohl auch auf dem Theaterzettel die Parteizugehörigkeit der Schauspieler zu lesen sein wird, könnte ein Ressortchef wirklich nur mehr und ausschließlich nach sachlichen Gesichtspunkten urteilen?
    Entpolitisierung auf Österreichisch heißt, den Mehrparteieneinfluss auf einen Einparteieneinfluss zurechtzuschutzen.
    Ihn völlig auszuklammern, ist nach gerade Denk unmöglich, allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz.
    Bitte reden wir nicht von Entpolitisierung.
    Die Lage ist zu ernst, als dass sie Anlass zu Scherzworten geben könnte.
    Thomas Korherr in der Wiener Tageszeitung Die Presse.
    Von einem Bruch der Spielregeln schreibt heute Hans Rauscher im Kurier.
    Rauscher meint nämlich einleitend, in Österreich trete prinzipiell nach einem Skandal kein Verantwortlicher zurück.
    Das heißt für Rauscher, die Spielregeln der Demokratie seien außer Kraft gesetzt.
    Wenn sich die Oben nicht an die Spielregel halten, dann sehen die Anderen auch nicht ein, warum Sie das tun sollen.
    Wenn die Herren Ölspekulanten in der verstaatlichten Industrie sehen, was alles geht, dann legen sie sich selbst auch keine Beschränkung auf.
    Die Bevölkerung hat den Bruch der Spielregeln lange ertragen.
    Persönlich ging es ihnen gut und Kreis gestellte den permanenten Bruch der Spielregeln erfolgreich als höhere Kunst des Regierens dar.
    Aber jetzt ist es zu viel geworden.
    Man spürt die dumpfe Wut.
    Und eines nicht so fernen Tages könnte es dann heißen, wenn die Spielregeln nicht funktionieren, dann funktioniert die Demokratie auch nicht.
    Hans Rauscher im Kurier.
    In der Neuen Kronenzeitung kommentiert Peter Knaam heute den gestrigen ÖVP-Aktionstag mit der Forderung nach Neuwahlen angesichts des Festdebakels, wenn er schreibt, so legitim diese Forderung auch sein mag, Mock und Graf begeben sich damit auf glattes Paket.
    Zunächst einmal sind vorverlegte Neuwahlen beim Wählen nicht sehr beliebt.
    Außerdem kommt die ÖVP mit der Neuwahlforderung in den Geruch, es nicht erwarten zu können, in die Regierung zu kommen.
    Drittens wird heuer im Mai der neue Bundespräsident gewählt und eine große Wahl sollte eigentlich reichen.
    Dass sich Sinowaz und Steger bis zum ordentlichen Wahltermin im Frühjahr 1987 an ihre Sessel anbinden würden, sei, so Peter Gnam, nach dem verstaatlichten Debakel ohnehin klar.
    Dieses eine Jahr Koalitionsgemurkse werden Mock und Graf nach jetzt 16 Jahren ÖVP-Opposition wohl noch durchstehen.
    Das war die Inlandspresseschau, zusammengestellt von Leopold Esterle.
    Das umstrittene Konferenzzentrum bei der Wiener UNO-City, das im Frühjahr 1987 in Betrieb gehen soll, sorgt wieder einmal für Aufregung.
    Um diesen Bau hat es ja von Anfang an heftigste politische Kontroversen gegeben.
    Ein von der ÖVP initiiertes Volksbegehren gegen das Konferenzzentrum wurde von 1,3 Millionen Österreichern unterschrieben.
    Die SPÖ-Alleinregierung entschloss sich seinerzeit dennoch zum Bau.
    In bester Erinnerung sind auch noch die Auseinandersetzungen rund um die teilweise Finanzierung des 3,5 Milliarden Schilling-Baus durch arabische Geldgeber.
    Der Entschluss der Konferenzzentrumsgesellschaft, für den Bau am Donauufer Sitzmöbel im Wert von etwa 20 Millionen Schilling aus der Bundesrepublik Deutschland zu erwerben, erregt nun die Gemüter der heimischen Möbelindustrie, der es nicht gerade rosig geht.
    Schützenhilfe erhält sie dabei von Wiens SPÖ-Vizebürgermeister Hans Mayer, der für eine neuerliche Ausschreibung des Millionenauftrages eintritt.
    Roland Adrowitzer berichtet.
    Der Fall der Sitzmöbelausstattung des Wiener Konferenzzentrums könnte als Musterbeispiel für die Problematik derartiger Entscheidungen herangezogen werden.
    Nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen aus Skandalen aller AKH hatten sich beim Konferenzzentrum entschlossen, sämtliche Aufträge streng nach der Ö-Norm und überwacht durch eine begleitende Kontrolle zu vergeben.
    Das heißt also, dass auf alle Fälle der Best- bzw.
    Billigspeeder zum Zug kommen muss.
    Auf regionale Überlegungen darf dabei keine Rücksicht genommen werden.
    Für das Wiener Konferenzzentrum werden rund 8000 Club-Sitze angeschafft.
    Um diesen 20-Millionen-Auftrag haben sich zwei österreichische und ein bundesdeutsches Unternehmen beworben.
    Eine interne Bewertungskommission gab den Erzeugnissen der deutschen Firma Schröder-Henselmann sowohl aus Preis als auch aus Qualitätsgründen den Vorzug vor den Angeboten der oberösterreichischen Firma Wiesner Hager sowie des Wiener Unternehmens Tonet.
    Der Chef der IAKW-Errichtungsgesellschaft Michael Auracher betont, dass die Polstermöbel aus der Bundesrepublik besser und um rund zwei Millionen Schilling billiger seien als die heimischen Erzeugnisse.
    Trotz zahlreicher Interventionen von politischer und privater Seite habe man bei der Auftragsvergabe daher keine andere Wahl gehabt.
    Wir sind von unserem Eigentümer dazu verhalten, die ÖNUAM A2050 bei der Vergabe von Leistungen anzuwenden und haben dieses Verfahren auch im Zuge dieser Ausschreibung durchgeführt und angewendet und sehen daher keine Möglichkeit, über diese Vorschriften der ÖNUAM A2050 hinwegzusehen.
    Nun argumentiert man etwa, für die verstaatlichte Industrie werden Milliardenbeträge ausgegeben und Privatfirmen kommen nicht zum Zug wegen vergleichsweise geringfügiger Beträge, etwa ein bis zwei Millionen Schilling, bei insgesamt etwas über drei Milliarden, die das Konferenzzentrum kostet.
    Was können Sie diesem Argument entgegensetzen?
    Ich kann dem Argument insofern in nichts entgegensetzen, als ich hier als Vorstand einer Aktiengesellschaft, die dem Bund und der Stadt Wien gehört, zu agieren habe.
    Und als dieser kann ich nur sagen, wir sind gebunden an das Aktiengesetz, in dem normiert ist, dass wir die Sorgfalt des ordentlichen und gewissenhaft Geschäftsleiters
    anzuwenden haben und wir sind gebunden, wie ich vorhin schon erwähnt habe, an die Anwendung der ÖNAM A2050, die in diesem Vergabefall eine ganz klare und präzise Bestbieterfindung gegeben hat.
    Die österreichischen Möbelanbieter sind erbost und verlangen von der Konferenzzentrumsgesellschaft die Offenlegung der Entscheidungsgrundlagen zugunsten der deutschen Sitzgelegenheiten.
    Juniorchef Markus Wiesner von der Firma Wiesner Hager im oberösterreichischen Altheim will es nicht glauben, dass die ausländischen Erzeugnisse bedeutend besser und billiger sein sollen als die heimischen.
    Gemeinsam mit dem ebenfalls nicht zum Zug gekommenen heimischen Konkurrenten Tonet will sich das oberösterreichische Unternehmen noch nicht geschlagen geben.
    Wir sind ausgegangen, dass ja das Konferenzzentrum deswegen oder mit der Begründung errichtet wurde,
    um damit österreichische Arbeitsplätze zu sichern und zu schaffen.
    Und ich der Meinung bin, dass die österreichische Möbelindustrie sicher in der Lage ist, die erwarteten Leistungen zu bringen, sowohl in qualitativer als auch in formaler Hinsicht.
    Wir haben natürlich im Interesse auch unserer Mitarbeiter bei verschiedenen politischen Stellen interveniert.
    Wir haben darauf leider überhaupt keine Antwort erhalten.
    Wir wollen gemeinsam mit der Firma Tronet versuchen, noch einmal einen Gesprächstermin beim Herrn Bundeskanzler zu erreichen, um ihm die Situation der österreichischen Möbelindustrie darzulegen und mit ihm unsere Argumente zu diskutieren und nach Möglichkeiten zu suchen,
    um doch noch zu einer allseits befriedigenden Lösung zu kommen.
    Das Volksbegehren gegen die Errichtung des Konferenzzentrums hat der Innviertelunternehmer übrigens nach eigenen Angaben ebenso wenig unterzeichnet, wie seiner Vermutung nach auch der Großteil der Altheimer Bevölkerung nicht.
    Gerade in Grenzregionen seien Betriebe auf derartige Großaufträge angewiesen, erklärt Wiesner.
    Gar nicht glücklich mit der Entscheidung zugunsten eines ausländischen Unternehmens ist auch Wiens SPÖ-Vizebürgermeister Hans Maier.
    Der Politiker bezeichnet es als Dilemma, dass die vom Finanzministerium und von der Stadt Wien entsandten Aufsichtsräte aufgrund der scharfen Vergaberichtlinien nicht anders entscheiden konnten.
    Dennoch ist nach Mayers Ansicht der Zug für die heimische Sesselindustrie noch nicht endgültig aus Wien-Kakran abgefahren.
    Das Konferenzzentrum sollte ein Repräsentationsbau für Wien sein, was vor allem in den Möbeln zum Ausdruck kommen müsste, meint Mayer.
    Er kann sich der sogar eine neuerliche, modifizierte Ausschreibung vorstellen.
    Das sollte sich in den Möbeln widerspiegeln und ich bin nicht überzeugt,
    dass das Modell, das uns aus der Bundesrepublik angeboten wird, das sicher seine Qualitäten hat, aber das widerspiegelt, was man den Wiener Stil in Sitzmöbeln nennt und hier könnte, durchaus gerechtfertigt und durchaus im Rahmen der Regeln,
    die Ausschreibung aufgehoben werden und eine zweite Ausschreibung mit der Bedingung, dass es dem Stil Wiens entspricht, eine Ausschreibung erfolgen.
    Das könnte man aber auch als Manipulation auslegen, um ausländische Anbieter auszuschalten.
    Das kann man, bitte sicher.
    Wenn ich mir anschaue, die Ausschreibungspraktiken, die überall anders in der Welt sind,
    Dann leisten wir uns in Österreich die Rolle eines Musterknabens in Frage der Ausschreibung.
    Ich bin nicht sicher, dass unsere Wirtschaft
    und Wirtschaft sind auch die Arbeitnehmer der betroffenen Betriebe.
    Stark genug ist, dass wir uns diese Musterknabenrolle leisten können.
    Ich glaube, wir sollten in aller Deutlichkeit sagen, wenn es Staaten in Europa gibt, die für Importe ein einziges Postamt und ein einziges Zollamt in einer entlegenen Gegend dieses Staates festlegen und dort monatelang auf die Abfertigung gewartet wird,
    dann wird sich Österreich auch leisten können, wenn es ein Schaustick Österreichs baut, dass es die Bedingung stellt, dass auch der Stil des Landes entsprechend zum Ausdruck kommt.
    Ich halte das für durchaus regulär und wir sollten hier durchaus nicht päpstlicher sein als der Papst.
    Gegenmaßnahmen ausländischer Stellen fürchte der Wiener Kommunalpolitiker nicht.
    Er könnte sofort tausend Gegenbeispiele anführen, sagt Maier.
    Begeistert sei er über derartige Vorgangsweisen zwar nicht, angesichts des weltweit wachsenden Protektionismus im Wirtschaftsleben, werde jedoch auch Österreich nichts anderes übrig bleiben, als ähnlich zu verfahren.
    Man wird sehen, ob nach der verhinderten Lieferung von spanischen Schuhen für das österreichische Bundesheer nun dieser ähnlich gelagerte Fall ebenfalls zugunsten heimischer Unternehmen entschieden werden wird.
    Ein Beitrag von Roland Adrovic.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 27 Minuten, drei Minuten vor halb eins und wir kommen zu unserer Samstagsserie im Journal zu Gast.
    Zuvor aber noch eine Bemerkung zum Gespräch mit dem früheren Chefredakteur des sozialistischen Linzer Tagblattes, Hermann Tschekal, das Sie am vergangenen Samstag gehört haben.
    In den einleitenden Worten haben wir damals gesagt, nach der verlorenen Landtagswahl für die oberösterreichischen Sozialisten
    habe die Tagblatt-Redaktion 1973 unter Chefredakteur Tschechall dem SPÖ-Landesparteiobmann Josef Friedl die Gefolgschaft verweigert.
    Uns ist aber insofern ein Irrtum unterlaufen, als Friedl wohl Landeshauptmann-Stellvertreter war, damals aber die Funktion des SPÖ-Landesparteiobmannes, der Linzer Bürgermeister Franz Hillinger bekleidete, gegen den sich diese Aktion auch gerichtet hat.
    Wir bieten um Entschuldigung.
    Nun zu unserem heutigen Gast.
    Mit 1.
    Jänner dieses Jahres ist eine der vier Planstellen für einen General beim österreichischen Bundesheer neu besetzt worden.
    Neuer Chef der Landesverteidigungsakademie wurde Karl Schaffer, zuletzt im Rang eines Divisionärs, Adjutant bei Bundespräsident Rudolf Kirchschläger, vorher schon auch Adjutant bei Verteidigungsminister Karl Lütgendorf und Anfang der 70er Jahre Adjutant des damaligen Verteidigungsministers Freislers, während dessen schwere Erkrankung längere Zeit Bundeskanzler Kreisky selbst das Ressort für Landesverteidigung geleitet hatte.
    Karl Schaffer, Geburtsjahrgang 1930, begann seine Laufbahn in den 50er Jahren bei der sogenannten B-Gendarmerie.
    Themen des heutigen Gesprächs mit ihm sind allgemeine, das Bundesheer betreffende Fragen, wie zum Beispiel die Abfangjäger oder das Problem einer Raketenbewaffnung für das österreichische Heer betreffend.
    aber auch ein aktueller Vorfall der jüngsten Vergangenheit.
    Im Gebäude der Landesverteidigungsakademie in der Wiener Stiftskaserne wurde nämlich eine Tafel für die Luftstreitkräfte des 1.
    Österreichischen Bundesheeres und für ihren Kommandanten Alexander Löhr enthüllt.
    Löhr war unter anderem als General in die deutsche Wehrmacht übernommen, für die Bombardements von Warschau und Belgrad verantwortlich.
    Im Februar 1947 wurde Löhr in Belgrad hingerichtet.
    Hören Sie nun das folgende Gespräch, das Erich Eichinger mit General Karl Schaffer führte.
    Herr General Schaffer, gibt es nicht Nachwuchsprobleme im Führungskader des Bundesheeres?
    Sehen Sie das so?
    Im Bundesheer gibt es natürlich immer Probleme im Nachwuchsbereich.
    Ich meine jetzt nicht, dass wir im Offiziersbereich zum Beispiel momentan sehr, sehr gut dastehen, was den jungen Nachwuchs betrifft.
    Also der Nachwuchs, der aus der Militärakademie kommt, der jungen Leute, die sich für den Offiziersberuf entscheiden.
    Da haben wir derzeit ein sehr großes und sehr gutes Angebot, das uns sogar eine sehr strenge Auswahl
    Erlaubt.
    Ist das auch etwa darauf zurückzuführen, dass in wirtschaftlich angespannteren Zeiten die Leute eben die sichere Stellung suchen, auch wenn sie sich meinetwegen gar nicht so sehr für die militärische Karriere a priori begeistern?
    Sicher hat die wirtschaftliche bzw.
    die Arbeitsplatzsituation, wie sie für einen Maturanten
    gegeben ist, auch einen Einfluss.
    Wenn sich ein Maturant zum Beruf ergreifen entscheidet, ist der Offiziersberuf ein Beruf wie jeder andere.
    Ich glaube, für den einen attraktiver, für den anderen weniger, aber ein Beruf, der eine Zukunft
    hat, beziehungsweise von den jungen Leuten, als ein Beruf mit Zukunft angesehen wird.
    Glauben Sie aber nicht, dass auf der anderen Seite ein negativer Zustandsbericht des Bundesheeres, wie er erst vor einem halben Jahr so ungefähr veröffentlicht wurde, besonders animierend wirkt?
    Um zwei Punkte herauszugreifen, wenn da ein junger Mann liest,
    Der geschätzte Feind wird ersucht, Österreich nicht in der Nacht anzugreifen, weil da sind wir nicht so richtig verteidigungsbereit.
    Und gegen einen Luftangriff haben wir eigentlich auch keine rechte Verteidigungsmöglichkeit.
    Ist es wirklich animierend, wenn man solche Dinge liest?
    Sicherlich sind diese Dinge nicht animierend.
    Nur glaube ich, müsste man, wenn man sie kommentiert und interpretiert, in das richtige Licht setzen.
    Kleinstaaten
    können nicht, weder technisch noch in anderen Bereichen, mit den Großen mithalten.
    Wenn man das Maß von den Großen nimmt, wird man immer bis zum tiefsten Innern unzufrieden sein.
    Glauben Sie, dass es zur Dokumentation des österreichischen Wehrwillens genügt, etwa wenn wir alte Abfangjäger zur Luftraumüberwachung, Verteidigung aufkaufen oder, um ein anderes Beispiel zu nehmen, noch ältere, in den Niederlanden ausgemusterte Centurion-Panzer, die auch gar nicht mehr so richtig fahrfähig sind, die wir dann halt irgendwo eingraben?
    Speziell angesprochen zu den Abfangjägern,
    glaube ich, dass sicherlich der Draken relativ von der Konzeption her und von seinem Betrieb her ein schon altes Flugzeug ist.
    Diese Flugzeuge leben lange und ich bin gewiss, dass der Draken in verschiedensten Ländern noch sehr lange seine Aufgabe erfüllen wird.
    Braucht unser Bundesheer eine Raketenbewaffnung?
    Einer ihrer Vorgänger in der Landesverteidigungsakademie hier hat so sinngemäß gesagt, heute hat schon jeder besser ausgerüstete Terrorist eine tragbare Raketenwaffe, nur unser Bundesheer hat es nicht.
    Natürlich, wenn man das Arsenal der Raketenwaffen so betrachtet, dann würden wir den Blick nur richten auf das, was in dem großen Arsenal eigentlich die kleinen Revolver sind.
    Diese sozusagen Revolver der Raketensysteme, also eine Panzerabwehrrakete, eine
    Fliegerabwehrrakete im Sinn einer Ein-Mann-Waffe oder Zwei-Mann-Waffe.
    Diese Systeme würden uns ermöglichen, den Verteidigungsauftrag intensiver und wahrscheinlich auch billiger durchführen zu können, als wenn wir uns versuchen würden, die Lücke, die durch das Fehl dieser Waffen
    entsteht, mit Gewalt durch eine super Anzahl von derzeit für diese Zwecke verwendeten Waffen zu füllen.
    Sinngemäß haben ja die Wehrsprecher aller drei im Parlament vertretenen Parteien für solche Lenkwaffen oder wie immer man den Oberbegriff jetzt fassen will, plädiert.
    Sollten wir Österreicher mit den Signatarstaaten des Staatsvertrages reden oder sollte man einfach von uns aus die Interpretation finden, die Lenkwaffen sind ja sowas Modernes und die können nicht gegen den Staatsvertrag sein?
    Der Soldat kann nur sagen, dass innerhalb des Staatsvertrages es bei verschiedenen Staaten nach dem
    letzten Krieg in den Friedensverträgen die gleichen oder fast die gleichen Bestimmungen gibt wie bei uns.
    Die Zeit oder auch die Einbindung dieser Staaten in irgendwelche Paktsysteme hat bei all diesen Staaten einschließlich Finnland diese Bestimmungen eigentlich überholt.
    Das heißt, die Zeit hat interpretiert.
    So sieht man das als Soldat und glaubt daher, es müsste eigentlich bei uns genauso einfach gehen.
    Sicherlich geht es bei uns nicht so einfach.
    Das hat die Vergangenheit bewiesen, wobei wir vielleicht
    überaus genau und vorsichtig sind.
    Sie haben eigentlich für eine Spitzenkarriere im Militär ungewöhnliche Laufbahnen hinter sich.
    Sie waren in den letzten 15 Jahren immer wieder ausschließlich Adjutant bei Verteidigungsministern, zuletzt beim Herrn Bundespräsidenten.
    Was ist eigentlich im Einzelnen so die Funktion?
    Was kann man sich darunter vorstellen?
    Was tut der Adjutant?
    Im Großen und Ganzen ist, so habe ich es zumindest aufgefasst, die Funktion des Adjutanten, die dem jeweiligen Chef so gut und so rasch und so exakt es geht zu dienen.
    Das heißt, unter dienen verstehe ich auch seine Intentionen schon vorher,
    abzulesen und in seinem Sinne und nur in seinem Sinne ihm die Arbeit zu erleichtern, vorzubereiten und durchzuführen.
    Ich nehme an, im Leben eines Adjutanten gibt es eine Menge merkwürdiger Ereignisse, vielleicht heiterer Natur oder vielleicht auch ganz ernster Natur.
    Im Rückblick merkt man sich vielleicht oder fallen einem eher heitere ein.
    Da hat es sich einmal ergeben, dass in einem Gästehaus der Herr Bundespräsident mit seinem Gastgeber in so einem Marmorgang stand.
    Dieser Marmorgang war seitlich, ohne irgendwelche
    Mauer oder Zaun, abgegrenzt von Wasserbecken, nicht tiefen Wasserbecken, eigentlich mehr ein Wasserspiel.
    Und da ist es eben einmal passiert, dass ein Kriminalbeamter des Herrn Bundespräsidenten natürlich mit vollem Respekt vorbeigehen musste.
    Herrn Bundespräsidenten und den Gastgeber offenbar derart fasziniert angeschaut, dass dieser Weg plötzlich in das Wasser führte.
    Die Reaktion darauf, wie beide Herren diesen, man kann ihn als Panne bezeichnen, Vorfall durch ein heiteres Lachen quittiert haben, war für mich ein Ereignis, das
    irgendwie großartig war, denn die Herren haben sicher gerade zu dem Zeitpunkt sehr ernste Probleme besprochen.
    Und dieser Wassergang hat aufgeheitert.
    Aber ich nehme an, im Leben eines Adjutanten gibt es also nicht nur solche Vorfälle, sondern auch Vorfälle ganz anderer Natur.
    Ich nehme beispielsweise Ihre Adjutantenzeit beim früheren Verteidigungsminister Lüttgendorff, der schließlich über eine Waffenaffäre gestolpert ist.
    Bekommt man da als Adjutant etwas mit oder hat man da nichts mitzubekommen oder mit welchen Empfindungen macht man da seinen Dienst?
    Bei Herrn Minister Lütgendorf war ich ja Adjutant nur bis 1975, also bevor diese Dinge, die Sie genannt haben,
    offenkundig wurden.
    Nach ihrer Darstellung waren sie sozusagen der Verlegenheit enthoben, weil das Ganze erst nach ihrem Abgang aus Diensten des Ministers Lüttgendorff passiert ist.
    Aber angenommen, es wäre noch zu Zeiten
    Ihrer Adjutantenschaft beim Minister Lüttgendorf gewesen.
    Da kommt man doch in einen furchtbaren Gewissenskonflikt.
    Der Adjutant hat zu dienen, das ist Ihre Eigendefinition.
    Auf der anderen Seite, wenn er das Gefühl hat, es passiert etwas Ungesetzliches, hat er doch auch zu melden.
    Ja, da ergibt sich die Frage, zu melden wem.
    Diese Dinge passieren ja meistens nicht mit Einschaltung des Adjutanten, sondern in einem anderen Bereich.
    Daher ist der Adjutant wohl kaum in der Lage, solche Dinge wirklich zu erkennen und zu erfassen.
    In gewissem Sinn hat dieses vergangene Jahr ein bisschen unglückselige Erinnerungen in Österreich wachgerufen an die Zeit des Dritten Reiches.
    Das hat viel Staub aufgewirbelt, der Handschlag, der Empfang des SS-Mannes Reeder, so quasi als letzten Heimkehrer durch den Verteidigungsminister, und etwas Staub aufgewirbelt hat auch eine Gedenktafel.
    Hier bei Ihnen in der Landesverteidigungsakademie, deren Kommandant Sie ja jetzt sind, eine Gedenktafel für jemanden, wo die Zeitungen sagen, das war ein Kriegsverbrecher.
    Darf ich bitten zu entschuldigen, dass ich zur Sache Reda
    mich nicht äußern möchte.
    Und zwar aus dem einfachen Grund, weil, ich glaube, juristisch bzw.
    nach italienischem Recht die Dinge eindeutig liegen.
    Und was sonst passiert ist, ist für mich schwer zu beurteilen.
    Nach meinem Geschmack ist es
    was hier geschehen ist und was darüber berichtet wurde, etwas übertrieben.
    Was diese Tafel betrifft, die nicht, das möchte ich betonen, nicht dem damaligen Kommandanten gewidmet ist, dem damaligen Kommandanten der österreichischen Luftstreitkräfte des 1.
    Bundesheeres, Löhr, eben, sondern
    rein eine Erinnerungstafel, dass vor 50 Jahren dieses Kommando aufgestellt wurde und Löhr war damals der erste Kommandant.
    Sein Name ist genannt.
    Es ist Geschmackssache, ob man ihn hätte weglassen können.
    Aber die Tafel, das möchte ich betonen, ist
    in Erinnerung an die Aufstellung dieses Kommandos.
    Initiiert wurde diese Tafel von, wenn ich so sagen darf, alten Herren der Fliegerei.
    Und dass für diese Leute damals der erste Kommandant und der Aufbauer dieser Fliegerkräfte, so bescheiden sie gewesen sein mögen, noch etwas ist, an den sie denken, verstehe ich.
    Nun wird aber Loehr unter anderem zur Last gelegt und hat auch schließlich zu seiner, wenn man so will, Hinrichtung geführt, dass er ja für die Bombardements von Belgrad etwa verantwortlich war.
    Es stimmt.
    Bei Loehr wurde, ich habe mich inzwischen erst darüber ein bisschen eingelesen,
    wurde mit etwas Bauchweh in die deutsche Wehrmacht übernommen.
    Bauchweh deshalb, weil Göring gegen ihn war.
    möglicherweise, dass er gegen ihn war, weil einmal bei so einer Kunstflugkonkurrenz die österreichischen Flieger gewonnen haben gegen die deutschen.
    Und Göring war ja sehr eitel, glaube ich, und natürlich nicht nur in Jagddingen eitel, sondern auch im Fliegerischen.
    Aber in der deutschen Luftwaffe war damals auch Milch.
    Und Milch schätzte die Aufbau-, erkannte die Aufbauarbeit von Löhr für die österreichischen Luftstreitkräfte, so klein sie waren, und schätzte sie.
    Und Milch hat sich offenbar durchgesetzt, dass Löhr gleich, also unmittelbar und ohne irgendein besonderes Verfahren in die deutsche Wehrmacht übernommen wurde.
    Also an den Bombardements, für die er die Verantwortung trägt, gibt es Ihrer Meinung nach nichts zu rütteln, nur das war halt seine soldatische Aufgabe?
    Soviel ich mich orientieren konnte, waren diese Bombardements, also das Bombardement von Belgrad im Zuge des Balkanfeldzuges, angeordnet.
    Und zwar einfach Belgrad.
    Ohne Selektion.
    Fertig.
    Loehr hat dreimal remonstriert dagegen,
    das soll, ich habe es nicht in Koncreto gelesen, soll auch im Kriegstagebuch der Luftflotte 4 fixiert sein.
    Und er hat natürlich bombardieren müssen, wenn er einen Befehl hat.
    Nur hat er konkret sich auf rein militärische Institutionen mit dem Bombardement
    gelegt und hat das übrige Belgrad möglichst verschont.
    Das hat ihm offenbar wieder einen Minuspunkt bei Göring eingetragen.
    Herr General, ich danke für das Gespräch.
    Dieses Gespräch mit dem neuen Kommandanten der Landesverteidigungsakademie, General Karl Schaffer, führte Erich Eichinger jetzt um 12.46 Uhr zu einem Beitrag aus dem Ausland.
    Der erworbene Mangel an Abwehrkraft, mit dem englischen Kürzel AIDS, weltweit bekannt geworden.
    Dieser erworbene Mangel sags spätestens seit dem Tod des amerikanischen Filmschauspielers Rock Hudson, speziell in den Vereinigten Staaten für Aufregung, um nicht zu sagen für Hysterie.
    Die Unklarheit über den Ursprung der Krankheit und über die Übertragung zeigt immer mehr erschreckende Reaktionen.
    Denn es geht darum, dass in den USA potenzielle Blutspender von Aids verunsichert werden.
    Da es heißt, Aids könnte auch durch infizierte Nadeln übertragen werden.
    Welche Ausmaße diese Haltung angenommen hat, schildert im folgenden Beitrag Lorenz Kalmetzer.
    Das Rote Kreuz in Washington hat in dieser Woche Alarm geschlagen.
    Die Versorgung der rund 60 Krankenhäuser in der Hauptstadt und Umgebung mit Blut kann nicht mehr garantiert werden.
    Die vorhandenen Blutkonserven reichen knapp zur Deckung eines durchschnittlichen Tagesbedarfs, während in der Vergangenheit ein 5-Tage-Vorrat als die akzeptable Untergrenze angesehen wurde.
    Krankenhäuser aus den umliegenden Städten haben ebenso vergebens in Washington Blutlieferungen angesucht.
    Obwohl noch keine einheitlichen Zahlen vorliegen,
    steht fest, dass in den USA landesweit ein Versorgungsnotstand besteht und die Spitäler nur mehr rationierte Blutlieferungen erhalten.
    Der Grund für den folgenschweren Engpass, die Amerikaner wollen kein Blut mehr spenden aus Angst vor Aids.
    Eine Meinungsumfrage hat ergeben, dass 34 Prozent der Befragten glauben, beim Blutspenden könne man mit dem tödlichen Virus infiziert werden.
    Es herrscht Uninformiertheit und Verwirrung, erklärte der Leiter einer Blutbank.
    Die Leute verwechseln das Spenden von Blut mit einer Bluttransfusion.
    Derzeit sind in den Vereinigten Staaten 286 AIDS-Patienten bekannt, die durch die Transfusion infizierten Blutes erkrankt sind.
    Seit dem Frühjahr vergangenen Jahres wird das gesamte gespendete Blut bei einem AIDS-Test unterzogen, bevor es zur Transfusion freigegeben wird.
    Obwohl das Rote Kreuz mit Aufklärungsfilmen und Aufrufen im Fernsehen zu informieren versucht,
    werden die Blutspender nicht mehr.
    Drastisch zurückgegangen ist die Zahl der Spender unmittelbar nach dem Tod des Filmschauspielers Rock Hudson vor einem halben Jahr.
    AIDS ist seither ein Dauerthema in den Medien.
    Obwohl die Gesundheitsbehörden alles tun, um durch sachliche Information über die tatsächlichen Gefahren der neuen Seuche unbegründete Panik zu vermeiden, ist die Reaktion des Durchschnitts-Amerikaners doch weitgehend irrational und von Ängsten geprägt.
    Ein Grund für die generelle Verunsicherung
    die zum Teil widersprüchlichen Informationen, mit denen die Amerikaner geradezu überschwemmt werden.
    So gibt es Ärzte, die behaupten, der AIDS-Virus könne durch den Austausch vom Speichel beim Küssen nicht übertragen werden.
    Andere wiederum zitieren wissenschaftliche Untersuchungen, um das Gegenteil zu beweisen.
    Lange Zeit hieß es, AIDS befalle im Regelfall Homosexuelle und einige spezielle Risikogruppen wie Haidier, Prostituierte und Drogenabhängige.
    Jetzt steht fest,
    dass auch Heterosexuelle ernsthaft gefährdet sind.
    Und in diesen Tagen wurden neue Untersuchungsergebnisse veröffentlicht, die alle bisherigen Annahmen über die Ausbreitungsgefahr von AIDS infrage stellen.
    Verschiedenen Schätzungen zufolge sind zwischen anderthalb und drei Millionen Amerikaner mit dem AIDS-Virus in Berührung gekommen und 1000 Personen werden täglich infiziert.
    Bisher hat man angenommen, dass nur fünf bis zehn Prozent dieser Virusträger das AIDS-Leiden, bei dem das Immunsystem zerstört wird, voll entwickeln werden.
    Eine an homosexuellen AIDS-Patienten in New York vorgenommene Langzeituntersuchung hat jetzt ergeben, dass rund ein Drittel der Virusträger nach entsprechend langer Inkubationszeit von der Krankheit befallen wurden.
    Weitere 25 Prozent entwickelten eine AIDS-ähnliche, aber nicht so schwerwiegende Immunschwäche.
    Sollten die neuen Forschungsergebnisse und die daraus resultierenden Voraussagen durch weitere Beobachtungen bestätigt werden, dann ist die Verbreitung von Aids als Massenseuche mit Millionen von Opfern nicht mehr aufzuhalten, warnen manche Experten.
    Dem Leiden der Kranken und den vielfältigen gesellschaftlichen Folgen kommt schon jetzt eine wirtschaftliche Belastung des amerikanischen Gesundheitswesens hinzu, das den zuständigen Verwaltungen Kopfzerbrechen bereitet.
    Allein die Spitals- und Pflegekosten für die derzeit 16.000 amerikanischen AIDS-Patienten betrugen bisher mehr als zwei Milliarden Dollar.
    Das ist mehr, als für die Pflege sämtlicher Patienten mit Lungenkrebs, der tödlichen Krankheit Nummer eins in den USA, in einem Jahr ausgegeben wurde.
    Wie das weitgehend auf Selbstversorgung ausgerichtete amerikanische Gesundheitswesen einer rasch ansteigenden Zahl von AIDS-Kranken auch nur eine minimale Pflege garantieren soll, ist nicht abzusehen.
    Schon heute kündigen die durchwegs privaten Versicherungsgesellschaften den AIDS-Patienten deren Lebens- und Krankenversicherungen auf.
    Die Städteverwaltungen wissen nicht, wo sie die zusätzlich benötigten Mittel auftreiben sollen und die Regierung in Washington hat im Rahmen der allgemeinen Sparpolitik die Kürzung der Gelder für die
    9 Minuten vor 13 Uhr nun Kultur im Mittagsschanal.
    Einer der Schwerpunkte der Wiener Festwochen ist heuer zum ersten Mal die zeitgenössische Bildende Kunst.
    So wird der bekannte Schweizer Ausstellungsmacher Harald Seemann im Messepalast unter dem Titel Desculptura aktuelle Arbeiten jüngerer Bildhauer zusammentragen und in der bis dahin längst fertig renovierten Secession wird es eine internationale Ausstellung mit dem Titel Wienfluss geben.
    Sie wird von Peter Baum, dem Direktor der Neuen Galerie in Linz, dem Wiener Galerieleiter Hubert Winter und der Theoretikerin Karin Pichler zusammengestellt.
    Hören Sie eine Vorschau von Heidi Grundmann.
    Insgesamt 14 Künstler mit international klingendem Namen haben dem Ausstellungsteam Peter Baum, Hubert Winter und Katrin Pichler ihre Teilnahme bei der Ausstellung Wienfluss bereits zugesagt.
    Drei weitere könnten noch hinzukommen.
    Hubert Winter?
    Die Idee dieser Ausstellung war,
    eigentlich nach zahllosen Jahrhundertwende Selbstbespiegelungsaktionen in Wien eine Ausstellung internationaler zeitgenössischer Kunst in Wien zu veranstalten.
    Diese Ausstellung ist ganz bewusst ausgewählt aus zum Teil unzeitgemäßen, überspitzt gesagt manchmal sogar jahrelang unaktuell gewesenen Künstlern.
    In den Großausstellungen auch der 80er Jahre waren sie allerdings immer noch vertreten.
    Die angesichts der Malereiwelle der letzten Jahre unzeitgemäß gewordenen Künstler, die in den 70er Jahren den Kunstbegriff erweitert hatten, sodass letztlich alles zum Material der Kunst werden konnte.
    Alltagsgerümpel genauso wie Sprache, Begriffe, Töne und Musik.
    Mit dieser Schallplatte kam zum Beispiel der Amerikaner Lawrence Wiener, einer der wichtigsten Vertreter der Konzeptkunst, auch für ihn überraschend in die japanische Hitparade.
    Lawrence Wiener, bei der Documenta 82 prominent vertreten, wird auch bei Wienfluss dabei sein.
    der Wunsch an die Künstler war, sich dem Ausstellungsort bzw.
    den anderen Künstlern unterzuordnen bzw.
    sich zu integrieren in eine Gesamtschau.
    Meint Organisator Hubert Winter und fährt fort.
    Das heißt, wir werden es also durchaus mit unüblichen Arbeiten von sehr bekannten Künstlern zu tun haben.
    Wenn zum Beispiel mein letztes Telefongespräch mit dem Martin Diesler, der ja als Maler sehr bekannt ist, endet es so, dass er mir gesagt hat, je mehr ich an Wien denke, desto mehr denke ich an Aquarelle.
    Der Franzose Christian Boltanski wird im Souterrain der Secession eine Arbeit machen aus Licht, Schatten, Fotografie, die von der Stephanskirche beeinflusst ist.
    Deshalb habe ich mich dafür entschieden, unten zu stehen.
    Es ist wie eine Kripte, wie eine Kirche.
    Hier in Wien mag ich die kleinen Zauberer in der Kathedrale sehr, sehr schön.
    Und was wird Lawrence Wiener machen?
    Keine Ahnung.
    Auf jeden Fall aber wird es eine neue Arbeit speziell für Wien werden.
    Das heißt, dass auch die Vorbereitungen für diese Ausstellung aufwendiger sind als für eine Ausstellung, für die man einfach Bilder kommen lässt.
    Die Künstler werden sich treffen.
    Es ist vorgesehen eine erste Reise nach Wien.
    Es gibt ja einige Künstler, die ganz starke Wien-Vorstellungen haben.
    Es gibt ein altes Projekt von Rebecca Horn und Janis Konellis, das wir hoffentlich in irgendeiner Form, vielleicht nicht so groß wie es angelegt war, aber doch annähernd verwirklichen können.
    Angelegt war dieses Projekt von Janis Konellis, einem der bedeutendsten europäischen Künstler unserer Zeit, und der deutschen Künstlerin Rebecca Horn für das Semperdepot.
    Ihr Beitrag für die Ausstellung Wienfluss wird nicht in der Secession zu finden sein, sondern vielleicht im Theater am Steinhof.
    Wir kamen spontan vor Jahren auf, weil wir beide vielleicht auch noch nie in Wien etwas gemacht haben.
    Von Berlin kommen wir eher von Athen, das ist eine merkwürdige Achse, das Wien in diesem Zusammenhang, dieser Punkt.
    Und dann war das eine Idee, man sollte eine Art Dialog finden,
    in Wien.
    Denn für alle beteiligten Künstler gilt... Es gibt also zahllose Wienbezüge, zum Beispiel Richard Atschwager war fünf Jahre in Wien, amerikanischer Besatzungssoldat, spricht also wienerisch wie ein Wiener.
    Richard Tartle hat zahllose Wienbezüge, also auf einer philosophisch-musikalischen Ebene.
    Lorenz Wiener hat diese Wienbezüge, also sozusagen es gibt
    Auch von den Künstlern, die noch nie in Wien waren, gibt es ganz starke ideelle Wienbezüger.
    Das heißt, jeder hat irgendeine Idee von Wien.
    Zum Beispiel für Yannis Kounelis geht es in Wien nicht um die Suche nach der eigenen Melancholie, sondern um die nach einer heutigen europäischen Vision.
    Man sucht Vienna nicht, um seine Melancholie auszudrücken.
    Heute sucht man positiv aus.
    Man sucht eine europäische Division.
    Was immer den insgesamt 14 bis 17 ausländischen Künstlern, Österreicher sind bewusst nicht einbezogen, als Reaktion auf Wien und aufeinander einfallen wird.
    Die Ausstellung Wienfluss verspricht, gerade weil sie Künstler der verschiedensten Generationen und Ansätze zusammenführt, hochinteressant und gerade 1986, wo sich der in den letzten Jahren auf die Malerei eingeengte Blick der Kunstwelt wieder öffnet, auch sehr aktuell zu werden.
    Nach diesem Beitrag von Heidi Grundmann nun noch Schlussmeldungen.
    Österreich.
    Der neue Kommandant der Landesverteidigungsakademie, General Karl Schärfer, hat sich heute für eine Raketenbewaffnung des Bundesheeres ausgesprochen.
    Im Journal zu Gast sagte der langjährige Adjutant von Bundespräsident Rudolf Kirchschläger, mit einer Raketenbewaffnung würde der Österreich verpflichtend vorgeschriebene Verteidigungsauftrag sicherlich intensiver und billiger erfüllt werden können.
    Auch bei anderen österreichvergleichbaren Staaten wie etwa Finnland seien gewisse Klauseln in die Staatsverträge aufgenommen worden.
    In seiner Funktion als Menschenrechtssprecher der ÖVP hat der Abgeordnete Josef Höchtl Äußerungen von Altbundeskanzler Bruno Kreisky zur angeblichen Terrorpolitik des libyschen Revolutionsführers Muammar Gaddafi heftig kritisiert.
    Höchstl sagte wörtlich, Kraski habe Gaddafi in Schutz genommen und entschuldigende Worte für dessen Terrorpolitik gefunden.
    Die blutigen Spuren des Terrors auf der Welt seien in hohem Mass auf die Unterstützung durch den libyschen Staatspräsidenten zurückzuführen.
    Die jüngsten Anschläge in Wien und Rom hätten bewiesen, dass das terroristische Handwerk mit tatkräftiger Hilfe des libyschen Präsidenten wieder auf Lebe und gegen unschuldige Opfer gerichtet sei.
    Kreisky hatte gestern im Journal Panorama erklärt, er habe glaubwürdige Beweise dafür, dass Libyen nicht in die Terroranschläge von Wien und Rom verwickelt sei.
    USA, Großbritannien, Kanada.
    Präsident Reagan hat im Zusammenhang mit dem Terroranschlag in Schwechat wörtlich von einem Kriegsakt gegen Österreich gesprochen.
    In einem Interview für mehrere westeuropäische Zeitungen sagte Reagan, er vermute, dass die Attentäter die Freilassung dreier in Wien inhaftierter Mitglieder der Gruppe Abu Nidal erzwingen wollten.
    Österreich.
    Beim zweiten Weltcup-Abfahrtslauf der Damen in Bad Gastein, der noch in Gang ist, dürfte es einen Schweizer Sieg geben.
    Bestzeit hält im Augenblick Maria Walliser vor den beiden Österreicherinnen Sieglinde Winkler und Karin Gutensohn.
    Das Rennen wird bei wesentlich schlechteren Sichtverhältnissen durchgeführt als gestern, da vor allem die Sicht sehr stark wechselt.
    Nun noch die Wetteraussichten bis heute Abend.
    Allgemein stark bewölkt, verbreitet Niederschlag, im Westen Regen, sonst Schnee oder gefrierender Regen, Glatteisgefahr.
    Nachmittagstemperaturen minus ein bis plus sechs Grad.
    Damit sind wir am Ende des heutigen Mittagsschanals.
    Am Mikrofon war Herbert der Pravolny und ich verabschiede mich von Ihnen bis morgen um 17 Uhr, dem Sonntagsschanal des aktuellen Dienstes.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1986.01.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1986.01.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Präsident Reagan nennt Terroranschlag Wien - Schwechat "Kriegsakt"
    Mitwirkende: Opletal, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1986.01.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau zu Terror und Verstaatlichter
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung]
    Datum: 1986.01.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kontroverse über Inneneinrichtung Konferenzzentrum
    Einblendung: IAKW-Errichtungsgesellschafts-Leiter Auracher, Firmenvertreter Wiesner, Vizebürgermeister Mayr
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Auracher, Michael [Interviewte/r] , Wiesner, Markus [Interviewte/r] , Mayr, Hans [Interviewte/r]
    Datum: 1986.01.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: General Schaffer
    Interview: Bundesheer-General Schaffer
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Schaffer, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1986.01.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Vor dem Interview: Richtigstellung ! Berichtigung eines Fehlers aus der Diskussion der Vorwoche , Nachrichten
    AIDS in den USA verängstigt Blutspender
    Mitwirkende: Gallmetzer, Lorenz [Gestaltung]
    Datum: 1986.01.11 [Sendedatum]
    Ort: Washington D.C. [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Festwochen-Ausstellung "Wienfluß" in der Secession
    Einblendung: Ausstellungsgestalter Winter, Künstler Boltanski, Künstlerin Horn, Künstler Kounellis
    Mitwirkende: Grundmann, Heidi [Gestaltung] , Winter, Hubert [Interviewte/r] , Boltanski, Christian [Interviewte/r] , Horn, Rebecca [Interviewte/r] , Kounellis, Jannis [Interviewte/r]
    Datum: 1986.01.11 [Sendedatum]
    Ort: Washington D.C. [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1986.01.11
    Spieldauer 01:00:15
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Bachmair, Udo [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1986.01.11 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-860111_k02
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