Mittagsjournal 1984.02.04

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit?
    In fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren, hier meldet sich Herbert Dobrowolny mit dem Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
    Bevor wir zu den Nachrichten kommen, kurz die Inhaltsangabe für die nächsten 60 Minuten.
    In einem Gespräch mit Ottmar Karras lassen wir den Obmann der jungen ÖVP Bilanz über seine bisherige Arbeit im Parlament ziehen.
    Die Inlandspresseschau hat heute zwei Themenbereiche.
    Zum einen geht es um die Diskussion über die geplanten Pensionsreformen und zum anderen um die Rechnungshofkritik an der finanziellen Gebahrung der Salzburger Festspiele.
    Im Journal zu Gast ist heute Silvius Maniago, der Landeshauptmann von Südtirol.
    Er wird morgen 70 Jahre alt.
    Und sein Lebenswerk ist die Südtirol-Autonomie, mit der er aber nicht ganz zufrieden ist.
    Einzelheiten hat er Rudolf Nagyla erzählt.
    Der einzige Bericht aus dem Ausland kommt heute aus Frankreich.
    Vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten der Grand Nation beschäftigt sich Thomas Fuhrmann mit der immer akuter werdenden Ausländerproblematik in Frankreich.
    Die Kulturredaktion berichtet schließlich über eine Ausstellung im Zirkus- und Clownmuseum in Wien, Titel 120 Jahre Wiener Zaubertheater.
    Jetzt kommen aber erst die Nachrichten, die Elisabeth Manners zusammengestellt hat.
    Gelesen werden die Meldungen von Wilfried Schirrlbauer.
    USA.
    Der erste Auftrag der gestern gestarteten amerikanischen Raumfähre Challenger ist fehlgeschlagen.
    Der von der Challenger abgesetzte Fernmelde-Satellit Weststar 6 im Wert von umgerechnet knapp 200 Millionen Schilling ist im All verloren gegangen.
    Die Astronauten brachten den Satelliten wie vorgesehen in eine Erdumlaufbahn, dann riss der Funkkontakt zu ihm aber ab.
    Die Ursache der Panne konnte bis jetzt nicht eruiert werden.
    Ein Sprecher der Firma, die den Satelliten bezahlt hat, betonte, es werde alles getan, um den Raumkörper wiederzufinden.
    Die für heute vorgesehene Aussetzung eines weiteren Satelliten ist verschoben worden.
    Als Höhepunkt des Fluges der Challenger gilt ein sogenannter Spaziergang der Astronauten im All ohne Verbindung mit der Raumfähre.
    Bis jetzt waren Weltraumfahrer außerhalb ihres Raumschiffes immer durch eine Art Rettungsleine gesichert.
    Libanon.
    Die Kämpfe in den Vororten der Hauptstadt Beirut dauern an.
    Heute früh lieferten einander Regierungstruppen und rechtsgerichtete Christenmilizen einerseits, sowie drussische linksgerichtete Moslemmilizen andererseits neuerlich blutige Gefechte.
    Seit dem Wiederauflammen der Bürgerkriegskämpfe am Donnerstag sind mindestens 45 Menschen ums Leben gekommen.
    Unter dem Eindruck der Kampfhandlungen hat Ministerpräsident Vazan den Rücktritt seiner Regierung angeboten.
    In einer Radioansprache rief Vazan alle Konfliktparteien zu Waffenruhe und zur Bildung einer nationalen Konzentrationsregierung auf.
    Irak.
    PLO-Chef Yassir Arafat ist zu einem Besuch in der Hauptstadt Bagdad eingetroffen.
    Arafat will mit Mitgliedern der irakischen Staatsführung über die Lage und die Zukunft der Palästinenser beraten.
    Die Gespräche dienen der Vorbereitung einer Sitzung des palästinensischen Exilparlaments, das in Kürze in Algerien zusammentreten wird.
    Arafat dürfte in Bagdad auch jene PLO-Kämpfer besuchen, die nach der Evakuierung der libanesischen Hafenstadt Tripoli im Dezember in den Irak gebracht wurden.
    USA.
    Präsident Reagan hat neuerlich eine Erhöhung der amerikanischen Wirtschafts- und Militärhilfe für befreundete Länder in Mittelamerika angekündigt.
    Für heuer und das kommende Jahr sind für diesen Zweck im Budget der USA insgesamt dreieinhalb Milliarden Dollar vorgesehen.
    Unterdessen hat sich der frühere Außenminister Kissinger für eine unbedingte Abrüstung in Mittelamerika ausgesprochen.
    Kissinger, Vorsitzender der von Reagan eingesetzten Zentralamerikakommission, sagte in einer Ansprache in New York, die mittelamerikanischen Länder müssten ihr Militärpotenzial auf den Stand von 1979 verringern und alle ausländischen Militärberater heimschicken.
    Vereinte Nationen.
    Der UNO-Weltsicherheitsrat hat sich in der vergangenen Nacht mit den jüngsten Luftangriffen antisandinistische Freischädler auf Militäreinrichtungen in Nicaragua befasst.
    Nicaragua forderte eine Dringlichkeitssitzung, bei der es den USA und Honduras Vorwarf an den Angriffen beteiligt gewesen zu sein.
    Vertreter der beiden Länder wiesen die Beschuldigungen zurück.
    Am vergangenen Donnerstag sind nach nicaraguanischen Angaben sechs Flugzeuge von Honduras aus eingedrungen und haben Kasernen und einen Rundfunksender bombardiert.
    Zu dem Luftangriff hat sich die größte sandinistische Untergrundorganisation, die von den USA finanziell unterstützte demokratische Streitmacht Nicaraguas, bekannt.
    Polen.
    Die Regierung in Warschau verlangt nach wie vor die vollständige Aufhebung aller amerikanischen Wirtschaftssanktionen gegen Polen.
    Zugleich wird ein Ersatz für alle durch den Boykott entstandenen Schäden gefordert.
    Regierungsvertreter versicherten Polen wolle seine Kontakte zu den westlichen Industrieländern wieder aufbauen und die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Westen verstärken.
    Ungarn.
    Die britische Premierministerin Margaret Thatcher beendet heute Abend ihren offiziellen Besuch in Budapest.
    Bei einem Bankett betonten gestern Abend sowohl Margaret Thatcher als auch der ungarische Ministerpräsident Lazar die Notwendigkeit der Abrüstung.
    Thatcher trat für ein baldiges Ost-West-Abkommen über Rüstungskontrolle ein.
    Aus britischen Regierungskreisen verlautete, Thatchers Gespräche mit Lazar und Parteichef Kadar hätten nur wenige greifbare Ergebnisse gebracht.
    Die meisten der erörterten Fragen müssten von den Supermächten gelöst werden.
    Großbritannien.
    Die Londoner Tageszeitung Times ist nach mehr als einer Woche heute wieder erschienen.
    Ein Arbeitskonflikt zwischen streikenden Druckereiarbeitern und der Unternehmensleitung wurde beigelegt.
    Morgen soll auch die Sunday Times wieder erscheinen.
    Ursache des Streiks war der Widerstand der Gewerkschaften gegen eine Personalentscheidung der Verlagsleitung.
    Die Direktion hatte einen Angestellten, der nicht Gewerkschaftsmitglied ist, zum Abteilungsleiter gemacht.
    Es war bereits die fünfte Arbeitsniederlegung bei der Times, seit das Blatt vor drei Jahren von dem australischen Medienunternehmer Rupert Murdoch übernommen wurde.
    USA.
    Trotz eines von Präsident Reagan angekündigten Kreuzzuges gegen den organisierten Rauschgiftschmuggel kommt nach Angaben der Polizei von Jahr zu Jahr mehr Rauschgift in die Vereinigten Staaten.
    Experten schätzen, dass höchstens ein Fünftel des geschmuggelten Kokains, Heroins und Marihuanas an den Grenzen abgefangen werden kann.
    Trotz aller Kontrollen gelangen jährlich etwa 4 Tonnen Heroin und 50 Tonnen Kokain zu den Verbrauchern.
    In einem Bericht eines Ausschusses des Repräsentantenhauses wird kritisiert, Reagan habe zwar den zuständigen Polizeidienst stellenumfassende Kompetenzen verliehen, die Rauschgifte Zernate erhielten jedoch zu wenig Geldmittel.
    Österreich.
    In den Werken St.
    Valentin und Steyr der Steyr Daimler Buch AG werden nun 200 Beschäftigte, 250 Beschäftigte gekündigt.
    Für 230 Arbeiter sind die Kündigungen bereits ausgesprochen worden, 20 Angestellte werden zum nächstmöglichen Zeitpunkt gekündigt.
    Damit haben die wochenlangen Verhandlungen um die ursprünglich geplanten 895 Kündigungen bei Steyr ihren Abschluss gefunden.
    Zugleich ist das Arbeitszeitverkürzungsmodell für Steier in Kraft getreten.
    Für 90% der Arbeiter und für 30% der Angestellten gilt ab sofort für ein Jahr die 35-Stunden-Woche.
    Die Diskussion über die von Sozialminister Dallinger geplante Pensionsreform dauert an.
    Die Generalsekretärin der ÖVP-Frauenbewegung Marie-Lise Fleming erklärte heute, eine Kürzung der Witwenpension sei mit den Grundsätzen eines Sozialstaates absolut unvereinbar.
    Marie-Lise Fleming vermutet eine gesellschaftspolitische Absicht von Bundeskanzler Sinovac und Dallinger, Hausfrauen zur Berufstätigkeit zu zwingen.
    Im Einzelnen meinte die Generalsekretärin der ÖVP-Frauenbewegung, es wäre ein irreparabler sozialpolitischer Rückschritt, wenn Witwen künftig nur mehr 50% statt wie bisher 60% Pension ihres verstorbenen Mannes bekämen.
    Die Frauen in der jungen Generation in der SPÖ kritisieren in einer Presseaussendung die Vorsitzende der sozialistischen Frauen Offenbeck wegen ihrer ablehnenden Haltung gegenüber den Dallinger Plänen.
    Es sei nicht zu rechtfertigen, dass sich Jolanda Offenbeck vor den Karren der bürgerlichen Propaganda spannen lasse und dabei ganz massiv die finanziellen Interessen begüterter Hofratswitwen vertritt, heißt es in der Aussendung.
    Im Raum Preggarten im Mühlviertel ist am Vormittag kurz nach 10 Uhr ein Erdbeben registriert worden.
    Nach bisher vorliegenden Informationen entstanden keine Schäden.
    Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ersucht um Zusendung schriftlicher Wahrnehmungsberichte an die Adresse Hohe Warte 38 1190 Wien.
    Mit dem heutigen Beginn der Semesterferien in den östlichen Bundesländern hat der Urlauberverkehr vor allem auf den Autobahnen in vollem Umfang eingesetzt.
    Am Vormittag kam es auf der Westautobahn im Bereich Mondsee wegen dichter Schneefälle immer wieder zu Unfällen.
    Die Gendarmerie appelliert an alle Autofahrer, vorsichtig zu fahren und vor allem Abstand zum Fördermann zu halten.
    Die Wetterlage.
    Der Alpenraum bleibt im Bereich einer großräumigen Westströmung, mit der weiterhin atlantische Störungen in rascher Folge gegen Mitteleuropa ziehen.
    Vorübergehend verstärkt sich auch die Zufuhr recht milder Meeresluftmassen.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Alpenbereich noch stark bewölkt und etwas Niederschlag, Schneefallgrenze auf 800 Meter steigend, im Süden teilweise noch starke, hochnebelartige Bewölkung, im übrigen Österreich Übergang zu meist aufgelockerten Bewölkungsverhältnissen.
    Mäßige bis lebhafte westliche Winde.
    Nachmittagstemperaturen 3 bis 8 Grad, Frühtemperaturen morgen 1 bis 6 Grad, im Süden leichter Morgenfrost.
    Die Prognose für morgen?
    Im Süden nach Auflösung regionaler Frühnebelfelder teilweise sonnig, im übrigen Bundesgebiet veränderliche, im Westen im Tagesverlauf erneut starke Bewölkung und strichweise Niederschlag.
    Schneefallgrenze auf 1100 Meter steigend.
    Winde aus Südost bis West.
    Tageshöchsttemperaturen 3 bis 10 Grad.
    Das Wetter übermorgen Montag, weiterhin unbeständig, etwas kühler.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien wolkig 7 Grad, Westwind 30 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt heiter 8 Grad, Nordwest 25.
    Linz stark bewölkt 4 Grad, West 25.
    Salzburg bedeckt 3 Grad, Südwestwind 10 Kilometer in der Stunde.
    Innsbruck stark bewölkt 3 Grad, Bregenz bedeckt 5, Graz Nebel 0 und Klagenfurt bedeckt 2 Grad.
    Soeben war es 12 Uhr und 11 Minuten, Sie hören das Mittagsschonal des aktuellen Dienstes.
    In diesem Monat halten die Jugendorganisationen der beiden Großparteien ihre Bundeskongresse ab.
    Sowohl der Obmann der sozialistischen Jugend, Josef Zschapp, als auch der Obmann der jungen ÖVP, Otmar Karras, sitzen ja seit den vergangenen Nationalratswahlen im Parlament.
    Während Zschapp jedoch nicht mehr für die Funktion des S.J.
    Obmanns kandidieren wird, tritt Karras erneut an und dürfte auch wiedergewählt werden.
    Ottmar Karras wird in den kommenden Wochen eine Tournee durch die Bundesländer machen und für seine Wiederkandidatur werben.
    Nach einem Dreivierteljahr im Parlament hat der JVP-Obmann eine erste Bilanz seiner bisherigen Arbeit gezogen.
    Er habe zwar weniger tun können, als er sich vor seinem Einzug ins Hohe Haus vorgestellt hatte, dennoch sei es ihm gelungen, in einigen Fragen in der eigenen Partei einen Umdenkprozess einzuleiten.
    Die vielzitierte Achse der Jugend, die er mit Josef Czapp bilden wollte, sei leider nicht so gelungen, wie er es wünschte, meinte Caras, der seinem politischen Widerbart Desinteresse an Fragen der Jugendbeschäftigung unter anderem vorwirft.
    Roland Adrowitzer führte mit Otmar Caras das folgende Gespräch.
    Eine Jugendorganisation in einer Partei sollte so das Salz in der ideologischen Parteisuppe sein.
    Glauben Sie, dass Sie diesem Anspruch gerecht werden?
    Bringen Sie neue ideologische, zündende Ideen in diese Partei ein?
    Ich hab mich angewöhnt, und ich meine, ich bin 26 Jahre, ich bin nie mit dem zufrieden, was gerade ist.
    Weil ich glaube, dass ein Jugendlicher überhaupt nie mit dem zufrieden sein kann.
    Und ich sag's auch ehrlich,
    Ich glaube schon, auch von mir sagen zu können, dass ich wahrscheinlich zu wenig Entscheidungen in Frage gestellt habe.
    Fällt mir gleich ganz konkret eine Entscheidung ein, zu der man von der jungen ÖVP nichts gehört hat.
    Sigrid Ludwig, Immunität.
    Wie stehen Sie dazu?
    Es stimmt nicht, dass ich mich dazu nicht geäußert habe.
    Ich möchte nur zuerst ein paar andere Punkte noch sagen.
    Das ist mein
    Ich möchte mich viel verstärkt, ich stelle mich auch wieder der Wahl als Bundesobmann der jungen FAB im März.
    Ich glaube, dass wir Jungen noch verstärkter die Aufgabe haben, so automatische Entscheidungsabläufe von Kraftwerken bis zu Waffenexporten und anderen Bereichen, weil es immer so war, einfach in Frage zu stehen, um diesen Umdenkungsprozess einzuleiten.
    Der ist uns in der Partei wirklich in einigen Punkten gelungen, zu der Frage,
    die Sie mir zuerst gestellt haben als Zwischenfrage, muss ich Ihnen sehr klar sagen.
    Ich habe Ihnen gerade in dieser Causa mich sowohl bei der Klubklausur als auch bei mehreren Parteivorstandssitzungen als auch im Klub, im Parlament sehr klar zu Wort gemeldet.
    Ich habe immer zu jenen gehört, die gesagt haben, dass die politische Verantwortung eine ist, die weit über die rechtliche hinausgeht.
    Und dass ich in der Öffentlichkeit meine Meinung, dass es mir lieber gewesen wäre, wäre die Immunität hier nicht zum Tragen gekommen, nicht so lautstark artikuliert habe, sondern nur auf Befragen, ist nur darauf zurückzuführen, dass der Einfluss der Politik auf die Justiz
    und meine Erfahrung auch im Fall Sauerzopf und was alles da herum passiert ist, ich mir nicht mehr sicher war.
    ob dieses klare Eintreten für die Rechtsstaatlichkeit und für diese meine innere Einstellung nicht zum Unrecht für einen Menschen wird.
    Wenn wir wieder auf Josef Zschab zurückkommen, er hat seinerzeit sehr Schlagzeilen gemacht durch sein massives Auftreten gegen Landeshauptmann Kerry.
    Gründet ihr schweigend zum Thema Ludwig nicht auch darauf, dass Sie noch Karriere machen wollen in der Partei?
    dass Sie sich doch nicht so sehr mit der Mächtigen in Ihrer Partei anlegen wollen, wie es Ciab getan hat, der ja nur durch die Vorzugsstimmen ins Parlament kam, während Sie einen sicheren Listenplatz erhalten hatten.
    Sind Sie braver in der Parteihierarchie als Ciab?
    Mir ist kein Fall bekannt, in dem sich der Jusus-Chef innerhalb der Partei durchgesetzt hätte.
    Er hat damals, ich habe ihm auch dazu gratuliert, genauso wie ich ihm zu den Vorzugsstimmen gratuliert habe,
    Weil ich nicht nur bei uns dafür kämpfe, dass mehr Junge in die Politik hineinkommen, das gilt für jede Partei.
    Aber er hat damals einfach Fragen gestellt, die in Summe in der Wochenzeitschrift Profil als Frage artikuliert waren oder wo die Antwort bereits gestanden ist.
    Ich würde das nicht übertreiben.
    Heute ist es für eine richtige Sache, aber ich würde dieses Verhalten in dieser einen Frage nicht übertreiben.
    Er ist gegen Zwendendorf, die Partei ist noch immer dafür.
    Er ist gegen Waffenlieferungen und die Partei hat es in den letzten Jahren ausgebaut.
    Und er ist für mehr Jugend in der Politik und hat selbst keinen Listenplatz bekommen, um nur einige Beispiele in diesen Fällen zu nennen.
    Was mein Verhalten anlangt, für mich ist der Josef Zscharp überhaupt kein Problem.
    Weil, und das unterscheidet uns wahrscheinlich sehr, für mich zum Beispiel ein Problem ist die Nicht-Einhaltung der Volksabstimmung bei Zwentendorf, zum Beispiel die 51.000 arbeitslosen Jugendlichen, und ich eigentlich immer versucht habe und dabei bleibe ich.
    nicht nur Forderungen aufzustellen, sondern sie auch innerhalb der Partei durchzusetzen und damit für Veränderungen, sichtbare Veränderungen zu sorgen.
    Durchsetzen ist weniger medienwirksam als der Krach.
    Und wenn ich das Beispiel zuerst hernehme von Ihnen, dann muss ich sagen, es ist doch... Ich habe mir immer eine Maxime gesetzt.
    Die Funktion und die Aufgabe, die ich übernommen habe, hundertprozentig auszuüben.
    Da denke ich nicht an den übermorgigen Tag, was mit mir dann ist.
    Diese Maxime habe ich mir gegenüber immer eingehalten.
    In jeder Frage und ich habe nachher auch noch nie aus taktischen Gründen geschwägen.
    Danke für das Gespräch.
    Roland Adrovice im Gespräch mit Ottmar Karras, dem Obmann der jungen ÖVP- und Junkabgeordneten, wenn man dieses Attribut nach einem Dreivierteljahr noch verwenden kann.
    Nächster Programmpunkt im Mittagsschanal ist die Inlandspresseschau.
    Sie hat heute zwei Themenbereiche.
    Zum einen geht es um die Diskussion über die geplanten Pensionsreformen und zum anderen um die Rechnungshofkritik an der finanziellen Gewahrung der Salzburger Festspiele.
    Erich Eichinger hat die Zitate dazu ausgewählt.
    Zur Diskussion über die Pensionsreformpläne von Sozialminister Alfred Dallinger meint Georg Weiland in der Kronenzeitung, die Diskussion sollte endlich offen und ehrlich geführt werden.
    Man sollte nicht von Sozialversicherung reden, sondern korrekter von einer Sozialsteuer.
    Es zahlt der Berufstätige und es bleibt letztlich offen, welchen konkreten Pensionsanspruch er einmal haben wird.
    In der Sache selbst heißt es dann bei Georg Weiland,
    Sagen wir es doch direkt, das soziale Netz reißt.
    Und es reißt nicht wegen der Frauen, die plötzlich zu bösen Empfängern von Mehrfachpensionen hochstilisiert werden.
    Nur zwei Zahlen dazu.
    Die durchschnittliche Alterspension beträgt 6.555 Schilling, die durchschnittliche Witwenpension 3.739 Schilling.
    80 Prozent der jungen Frauen, die kleine Kinder haben und plötzlich Witwe werden, müssen mit der Ausgleichszulage auskommen.
    Da grenzt es schon an Zynismus, dass ausgerechnet Politiker, die sich selbst stolze Mehrfachpensionen gesichert haben, von den zu teuren Doppelpensionen der Frauen reden.
    Die Pensionen sind unfinanzierbar geworden, weil die Verantwortlichen jahrelang bedenkenlos Zusagen und Erweiterungen vorgenommen haben, ohne zu berücksichtigen, dass einmal der Zahltag kommt.
    Die Liste beginnt bei der seinerzeit propagierten Nachkaufmöglichkeit von Versicherungszeiten und endet derzeit bei den großzügig zugesagten Frühpensionen.
    Im sozialistischen Oberösterreichischen Tagblatt bezeichnet Hermann Tschekal die Allianz von Frauen aus allen drei Parlamentsparteien jede Änderung bei den Frauenrenten abzulehnen als unverständlich.
    Es ist unbestritten, dass die Pensionsversicherung reformiert werden muss, weil sie sonst in Kürze nicht mehr finanzierbar wäre.
    Wenn diese Notwendigkeit anerkannt wird, dann muss man sich auch zur gemeinsamen Verantwortung bekennen.
    Da kann nicht die eine oder andere Gruppe sozusagen unter Denkmalschutz gestellt werden, erst recht nicht die so starke Frauenmehrheit, die das Pensionsrecht im Durchschnitt viel länger in Anspruch nimmt und auf das Funktionieren des Systems ganz besonders angewiesen ist.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt kritisiert Peter Kjarr, dass Sozialminister Dallinger sozusagen nur Blitzlichter einer Pensionsreform vorgezeigt habe bei keinem Konzept und damit im Grund nur Verwirrung ausgelöst habe.
    Im Klartext heißt dies, dass sogar bestehende Pensionen nicht nominell, doch real gekürzt zu werden drohen und jetzt für die Beiträge und Steuern aufkommende Aktive später im Ruhestand weniger bekommen werden,
    womit das vorbildhafte Pensionssystem keineswegs gesichert ist.
    Also auf den Tisch mit dem Gesamtreformplan.
    Dann wird man darüber reden können, ohne von Dallinger, Fischer & Co.
    immer wieder eines Schlechteren belehrt werden zu müssen.
    Soweit Meinungen zur geplanten Pensionsreform.
    Der Rohbericht des Rechnungshofes über die Salzburger Festspiele löst heute bei den Kommentatoren unterschiedliche Stellungnahmen aus.
    Die Überschrift des Kommentars von Herbert Lackner im sozialistischen Zentralorgan Arbeiterzeitung, die Prassa von Salzburg.
    Nun darf man natürlich nicht das Kind mit dem Bade ausschütten.
    Festspiele, Theater, Opern brauchen Subventionen.
    Das investierte Geld kommt über Umwege zumindest zum Teil ja wieder in die öffentlichen Kassen zurück.
    Nur, warum man bei den Salzburger Festspielen höhere Gagen zahlen muss als an den renommiertesten Opernhäusern der Welt, die Sänger werden deshalb ja auch nicht besser,
    Warum man für Schauspieler bis zu dreimal so hohe Beträge zahlt, wie das beileibe nicht laienbühnenhafte Burgtheater, warum man mit Freikarten um sich wirft, als handle es sich dabei um Hustenzuckerln, das alles muss man einmal jenen erklären, die mit ihren Steuern und Pensionsbeitragsschillingen dafür sorgen, dass die Zahnräder des Wirtschaftsgetriebes weiterhin gut geült bleiben.
    Der Präsident der Festspiele erklärte das alles in einer ersten Reaktion so, da habe sich halt im Laufe der Zeit einiges eingeschlichen.
    Seltsam.
    Bei der kleinen Verkäuferin, beim Arbeiter, da schleicht sich nie etwas ein.
    Da gibt es diese angenehmen Zufälligkeiten nicht.
    Keine Angst vor einem Rechnungshof zu haben, empfiehlt im Titel seines Kommentars Franz Endler in der Tageszeitung die Presse den Salzburger Festspielen.
    Sie sind eine Institution, die sich gegenüber anderen internationalen Festivals erst in zweiter Linie durch ein besonderes Konzept, vor allem aber durch offen zur Schau gestellten Luxus unterscheiden.
    Dies soll man wenigstens einmal feststellen.
    Und gar nicht unbedingt verwerflich finden, denn das seit Jahr und Tag zum Beispiel als Exempel für Verschwendungssucht vorgewiesene Bühnenbild zu Così fan tutte, das mehrere Millionen kostete, ist ausdrücklich so konzipiert, dass jedermann seinen Preis ahnt und als Ingredienz der Aufführung genießt.
    Und was die Honorare für Mitwirkende anlangt, so sollte man die leichtfertige Bemerkung eines amerikanischen Dirigenten, er bekomme im Grunde viel zu viel Geld in Salzburg, nicht ernst nehmen.
    Diese Bemerkung ist für den amerikanischen Markt bestimmt, auf dem er seine Gagen damit zweifellos in die Höhe treiben kann.
    Was angenommen werden darf, ist vielmehr der hierzulande latente Neid, der sich angesichts einiger hoher Gagen wieder artikulieren wird.
    Man sollte da nicht prüde sein, sondern von Seiten der Festspiele erklären, dass die Gagen von Frau Gruberova und Herrn Domingo angemessen sind, solange dieser und anderer Künstler wegen sogenanntes bestes Publikum nach Salzburg kommt und konsumiert.
    Jede weitere Diskussion aber sollte sich um künstlerische Fragen drehen und keine einzige vom Rechnungshof Bericht, ob in Rohfassung oder in der irgendwann zu erwartenden abgeschliffenen Form genannte Zahlen behandeln.
    Man sollte nämlich auch in Salzburg einmal begreifen und offen aussprechen, dass es nur Missverständnisse und dumme Bemerkungen geben kann, wenn man kommerzielle Überlegungen und Entscheidungen in einen Topf mit künstlerischen Problemen oder deren Lösung wirft.
    »Was ist schon eine Lederhose?« ist der Kommentartitel von Werner Tuswaldner in den Salzburger Nachrichten.
    Der Autor erinnert einleitend an die Anekdote, dass in den Pioniertagen der Salzburger Festspiele der große Werner Kraus sich mit einer Lederhose als Honorar zufriedengegeben habe.
    Inzwischen, so heißt es süffisant, sei der Preis von Lederhosen auf 120.000 Schilling und mehr gestiegen.
    Es wird sie noch einige Anstrengungen kosten, wenn die Festspiele ihr Ansehen bei den Steuerzahlern wiederherstellen wollen.
    Gerade in jüngerer Zeit ist in dieser Hinsicht viel geschehen.
    Mit der unentwegten Feststellung, dass der Subventionsbedarf ständig sinke, dass die Eigenwirtschaftlichkeit mit 70 Prozent einzigartig sei, dass die öffentliche Hand mit den Festspielen mehr verdiene, als sie dafür aufwende und so weiter.
    Die Festspiele waren drauf und dran, auch bei jenen einen guten Ruf zu gewinnen, die nie in eine der Aufführungen gehen.
    Die bekannt gewordenen Passagen aus dem Rechnungshof Robericht lösten in dieser Hinsicht einen argen Rückschlag aus.
    Dass die Festspiele das außerordentliche Anstreben ist, leicht einzusehen.
    Dass dies nur mit außerordentlich viel Geld möglich ist, steht leider fest.
    Immer noch geistert der Glaube herum, dass irgendwann einmal auch etwas anderes mit im Spiel gewesen ist.
    Aber was ist schon eine Lederhose?
    Das war die heutige Inlandspresseschau, zusammengestellt von Erich Eichinger.
    Es ist mittlerweile 12 Uhr und 26 Minuten geworden.
    In vier Minuten wird es halb eins.
    Im Journal zu Gast.
    Das ist heute Silvius Maniago, Landeshauptmann von Südtirol.
    Er wird morgen 70 Jahre alt.
    Silvius Maniago, ein Mann mit vielen Eigenschaften.
    Äußerlich ein hagerer Typ, untergewichtig, ein Kriegsinvalide.
    Er hat nur ein Bein und ein Nervenleiden.
    Dennoch aber ein zäher und insofern kräftiger Mensch mit Temperament und politischem Charisma.
    Entsprechend beliebt ist er in Südtirol.
    Er bekommt bei jeder Wahl die meisten Vorzugsstimmen.
    Das sind Stimmen, die für ihn persönlich abgegeben werden, eine Besonderheit des Südtiroler Wahlrechts.
    Und schließlich ist Silvius Maniago vor allem der Vater des sogenannten Südtirol-Pakets.
    Das sind jene Vereinbarungen Südtirols mit Rom, die den deutschsprachigen Südtirolern ihre Eigenständigkeit sichern sollen.
    Es geht dabei um die Kultur, die Sprache, um die politischen Rechte, um öffentliche Positionen, aber auch um Beamtenposten, Wohnungen und Steuergelder.
    Insgesamt sind es 137 Punkte, die im Paket vereinbart und vor 14 Jahren unterschrieben wurden.
    Zu den Verhandlungen, die sich die ganzen 60er Jahre hinzogen, war Rom erst gekommen, nachdem in Südtirol Bomben detoniert waren und Österreich, die Schutzmacht Südtirols, vor die UNO gegangen war.
    Bei diesen Verhandlungen war Silvius Magniago der entscheidende Südtiroler Politiker und er ist es auch heute noch.
    Immer noch beschäftigt mit der Umsetzung des Autonomiepakets in die Praxis, was laufend nach Verhandlungen mit Rom notwendig macht.
    Vor einer Woche war er in Wien, um die österreichische Regierung über den Stand zu informieren.
    In zwei Wochen kommt Italiens Ministerpräsident Bettino Craxi ebenfalls nach Wien.
    Die Südtirol-Lage wird dabei sicher ein Hauptthema der Gespräche sein.
    Rudolf Nagilla führte das folgende Interview mit Silvius Maniago.
    Herr Landeshauptmann, Ihr politisches Lebenswerk, das ist die Sicherung der Autonomie für die Südtiroler.
    Das war immer eine sehr zähe Sache.
    Manchmal ging es dann auch ein bisschen leichter.
    Wie schaut das jetzt aus?
    Wie zäh geht es jetzt oder wie wenig zäh geht es jetzt?
    Ich glaube, es ist doch eine schöne Aufgabe, wenn man sagt, gut, die Brennergrenze ist da.
    Ich bin Realist.
    Ich muss sie heute zur Kenntnis nehmen, auch wenn sie eine Unrechtsgrenze ist, möchte ich ganz klar ausgesprochen haben.
    Ich nehme sie als Realist zur Kenntnis.
    Aber ich kann hier verhindern, dass neben einem Unrecht ein zweites geschieht, dass neben einer politischen Grenze auch eine sprachlich-kulturelle Grenze gezogen wird.
    Wir haben vieles erreicht.
    Die Situation heute in Südtirol kann man nicht mehr vergleichen mit der vor 20 Jahren.
    Es gibt noch einige offene Probleme allerdings und das bedrückt mich etwas.
    Aber läuft es jetzt leicht oder läuft es jetzt zäh?
    Ich muss Ihnen sagen, dass es jetzt eher zäher läuft wie noch vor einigen Jahren.
    Warum?
    Das heißt, ja, da muss man sich die Frage stellen, die grundsätzliche Frage,
    Wird die Zeit morgen günstig sein für den Schutz von Sprachminderheiten im Allgemeinen, auf der ganzen Welt, in Europa und somit auch bei uns?
    Arbeitet die Zeit für uns oder arbeitet die Zeit gegen uns?
    Wir haben jetzt viel erreicht.
    In der letzten Zeit könnte man den Eindruck gewinnen, dass es zeitlich schwerer jetzt ist,
    Das heißt, innerhalb einer gewissen Zeitspanne bestimmte Resultate zu erzielen, wie es im Gegensatz zur Vergangenheit noch vor einigen Jahren.
    Wir haben das Gefühl, dass ein eisiger Wind uns ins Gesicht bläst, von oben aus, und wir müssen uns in warme Wolle wickeln, damit wir nicht erfrieren.
    Momentan geht es nicht sehr gut, ich muss es sagen.
    Aber das heißt, dass meine Aufgabe noch nicht erfüllt ist, denn ich hätte ja gern gesehen, dass dieses Paket
    Menschlich, sicher menschliche Schwäche von mir, aber warum soll es bei mir nicht auch menschliche Schwächen geben und menschlich?
    Es ist doch so, wenn ich der Vater des Paketes bin, so hätte ich auch gern die ganze Durchführung des Paketes gesehen.
    Und jetzt sind noch einige wichtige Punkte offen und das engagiert mich natürlich sehr stark.
    Und was ist das Wichtigste, was noch offen ist für Sie?
    Wir können nicht alles durchgeben.
    Nein, wir können nicht alles durchgeben.
    Wir kommen doch vor, dass das Wichtigste von dem, was heute noch fehlt, ist die de facto Gleichstellung des Gebrauches der deutschen Sprache mit der italienischen Sprache in den öffentlichen Ämtern bei der Polizei und in den Gerichtsverfahren, sei es Strafverfahren, Zivilverfahren oder in Verwaltungsverfahren.
    Warum ist das so wichtig?
    Warum ist das so wichtig?
    Hier haben wir auf dem Papier alles schon erreicht.
    Möchte ich Ihnen sagen.
    Alles schon erreicht.
    Aber die Praxis hat gezeigt, dass wir Südtiroler uns nicht so frei unsere Muttersprache bedienen können, wie es die italienische Volksgruppe tun kann.
    Das ist für mich eminent wichtig, denn solange unsere Sprache nicht gleich frei gebraucht werden kann, überall bei der Polizei und bei Gericht, das heißt, solange ich, wenn ich gestohlen habe und auf der Anklagebank sitze, nicht einen deutschen Prozess habe, wie der Italiener heute einen italienischen Prozess hat, wenn er gestohlen hat,
    Solange gibt es doch keine Gleichstellung zwischen den Volksgruppen und solange diese Gleichstellung zwischen den Volksgruppen nicht da ist, kann man auch nicht von einer besseren Zusammenarbeit reden.
    Und weil ich für gute Zusammenarbeit bin und nicht für das Kriegswirren bin, muss ich mich einsetzen, dass die Voraussetzungen für eine bessere Zusammenarbeit gegeben sind.
    Und das ist die Gleichstellung auch auf dem Gebiet der Sprache.
    Ich habe mir den Katalog der offenen Fragen auch angeschaut vor dem Interview und eine Sache hat mich überrascht.
    Sie wollen unter anderem auch
    vielleicht mehr als Fernziel, dass diese 7.000 bis 8.000 Orts- und Flurnamen, die nach dem Ersten Weltkrieg als Südtirol zu Italien kamen, die da italienisiert wurden, dass die wieder eingedeutscht werden.
    Habe ich das so richtig verstanden?
    Ja, nicht ganz.
    Ich will nicht sagen, wieder eingedeutscht werden, weil die deutschen Namen hat es ja immer schon gegeben, die bestehen ja heute noch.
    Aber dass die italienischen Bezeichnungen abgeschafft
    dass ein Großteil der italienischen Bezeichnung abgeschafft werden.
    Weil diese sind nicht historisch gewachsene Namen.
    Es gibt dann Thesen, die sagen, unter Österreich hat es insgesamt 29 italienische Namen in ganz Südtirol gegeben.
    Vor dem Ersten Weltkrieg.
    Vor dem Ersten Weltkrieg, weil man schon zu Bozen damals Bolzano sagte.
    Also das soll bleiben, Bolzano?
    Das soll bleiben.
    Aber das wären nur 29 Namen.
    Das wäre ein bisschen der Wunsch.
    Aber der Brenner soll ja nicht mehr Brennero in Italien heißen.
    Ich will jetzt nicht, sagen wir, in Einzelheiten eingehen.
    Gewisse Namen sollen in zwei Sprachen ausgesprochen werden.
    Von mir aus, ich habe jetzt gesagt Bozen, Bolzano oder von mir aus Etsch Aditschet, das hat es damals gegeben.
    Aber nicht, dass das Genesien morgen auch San Genesio heißen muss, oder dass, ich weiß nicht, Niederdorf Villa Bassa heißen muss, oder dass der Rosengarten Katinaccio heißen muss, wie damals der fasistische Senator Ptolemy übersetzt hat.
    Das soll wieder weg.
    Das soll wieder weg.
    Und das wird ein sehr brisantes Thema geben.
    Da werden die Italiener nicht nachgehen, kann ich mir nicht vorstellen.
    Das will ich nicht behaupten, denn die Italiener sehen ja... Es ist eine Espresstis-Sache für beide Seiten, oder?
    Ja, ich sehe nicht ein, warum der Italiener nicht auch gewisse Namensbezeichnungen auf Deutsch gebrauchen kann.
    Das wird aber noch eine...
    scharfe Auseinandersetzung geben, weil da die Gefühle besonders auch mitsprechen werden.
    Und dann ist es halt immer schwierig, gute, sachliche, politische Lösungen zu finden.
    Wenn die Gefühle so mitsprechen.
    Wenn man die Gefühle hoch, wenn man sich hochspielen lässt und wenn man nicht im Stande ist, und da ist man nicht immer im Stande, weil Politik kann man ja nicht nur mit Gefühlen machen.
    Herr Landeshauptmann, werden Sie bei Ihren Autonomieforderungen, bei Ihrem Drängen in Rom usw., werden Sie da genügend unterstützt von Ihrem Vaterland?
    Von Ihrem Vaterland, hat er gesagt?
    Ja, ich habe das Wort Vaterland
    das erste Mal vor fünf Jahren wieder in den Mund genommen.
    Für Österreich nämlich?
    Für Österreich.
    Und ich kann mich sehr gut erinnern, dass dann, und das war bei einer Landesversammlung der Südtiroler Volksparteimänner im Bericht, habe ich vom Vaterland Österreich gesprochen, dann auch große Alarmstimmung, sind italienische Journalisten zu mir gekommen, alle haben gesagt, ja was ist denn da, was Vaterland Österreich?
    Und ich habe gesagt, ja schauen Sie, ich bin italienischer Staatsbürger,
    Mein Staat ist der italienische Staat.
    Aber Sie müssen unterscheiden zwischen Staat und Vaterland.
    Der Staat ist die Zusammensetzung des bürokratischen Apparates.
    Der Staat ist die Staatsregierung, ist die Regierung in Rom, ist das Parlament, sind die staatlichen Institutionen.
    Und der Staat ist der ganze bürokratische Apparat.
    Das Vaterland ist das Land unserer Väter.
    Das Vaterland ist das Land, wo man uns gefühlsmäßig hingezogen wird.
    Das Vaterland ist jenes Land, mit dem wir eine gemeinsame Geschichte geteilt haben in Leid und Freude und so und so weiter.
    Und jetzt kommt die Frage, ob das Vaterland, wie war die Frage?
    Ob es Sie genügend unterstützt, in Rom nämlich.
    Ich, bitte, darüber kann man auch noch diskutieren für den einen,
    Der eine sagt, Österreich könnte mehr tun.
    Der andere sagt, Österreich macht voll seine Pflicht.
    Und ich sage, dass ich zufrieden bin mit der Haltung Österreichs.
    Sei es in der Vergangenheit, wie auch jetzt.
    In Österreich hat man natürlich auch andere Sorgen.
    Es ist nicht so, dass nur für Österreich.
    Aber ich muss sagen, ich möchte erklären, dass das Vaterland uns bis jetzt nicht enttäuscht hat.
    Wenn Sie Vaterland sagen für Österreich, entspricht das dem Gefühl der Südtiroler?
    Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.
    Schauen Sie, wir Südtiroler haben kein Vaterland mehr, wenn ich es so genau ansehen würde.
    Wenn ich jetzt sage, die politische Grenze ist auch eine Vaterlandsgrenze, wenn ich das sagen würde.
    Aber ich habe das Wort Vaterland Österreich geprägt, damit die Südtiroler noch etwas haben, an dem sie sich
    klammern können, dass sie sich klammern können.
    Weil der Staat ist uns fremd, in dem wir leben.
    Vom Vaterland können wir gar nicht reden.
    Wir sind ja kein Italiener, wir fühlen auch nicht Italiener.
    Gut, wir haben die Heimat noch, die haben wir uns noch erhalten können.
    Wir werden eine ausgeprägte Heimatliebe in den Südtiroler Heimat finden.
    Aber ich wollte den Südtiroler etwas noch mehr geben.
    Und mit dem Wort Vaterland wollte ich ihm einen Aufhänger geben, wo man sagt, schaut's, es gibt ein Österreich,
    damit die junge Generation auch ein bisschen geschichtlich zurückdenkt und ein bisschen nachdenkt an diese gemeinsame Geschichte.
    Damit, sagen wir, ein Entfremdungsprozess nicht weitergeht, der bis zu einem gewissen Grad da ist.
    Herr Landeshauptmann, ungefähr 30% der Menschen, die in Südtirol wohnen, fühlen sich als Italiener, sind Italiener.
    Sind auch Italiener.
    Sind Italiener, klar.
    Für die sind Sie ja genauso Landeshauptmann, wie für die deutschen Südtiroler auch, das ist glaube ich richtig, oder?
    Ja, stimmt.
    Beginnen Sie jetzt manchmal schon ein bisschen zu fürchten, hört man, liest man, wenn Sie vom österreichischen Vaterland sprechen wahrscheinlich, und überhaupt mit diesen Autonomiesachen,
    Ist das nicht ein Problem für Sie?
    Es ist oft für mich ein Problem.
    Sie sind ja für die AfD auch zuständig.
    Ja, genau.
    Als Landeshauptmann vertrete ich, bin ich der gesetzliche Vertreter laut Autonomiestatut des ganzen Landes.
    Als Parteioberwieder bin ich da oben an einer ethnischen Partei.
    Wir sind eine ethnische Partei.
    Die Südtiroler Volkspartei.
    Die Südtiroler Volkspartei ist eine ethnische Partei.
    Wer ist da stärker, ich oder ich sozusagen?
    Sie oder Sie, wer ist da stärker?
    Das zerreißt es ja manchmal wahrscheinlich.
    Und da kommt man oft vor bestimmten schwierigen Situationen.
    Und da lachen dann oft Leute.
    Ich frage ja oft einen Journalisten, wenn er zu mir kommt, ja, wollen Sie mich interviewen als Landeshauptmann oder als Parteiobermann?
    Denn als Parteiobermann rede ich ein bisschen anders und als Landeshauptmann rede ich wieder anders.
    Und da machen oft Leute Witze und sagen, jetzt muss der Maniago ein Striptease machen.
    Er muss also seinen Gwantel wechseln, weil jetzt redet er wieder in Funktion als Landeshauptmann.
    Und ich vertrete natürlich auch die Italiener.
    Dass das nicht immer leicht ist, das gebe ich zu.
    Das heißt aber nicht, dass ich meine Gesinnung dabei ende.
    Aber so viel Gerechtigkeitsgefühl besitze ich.
    Wir sind eine Richtergeneration bei mir und von der Familie, dass ich weiß, was dem einen auch zusteht und das billige ich ihm auch.
    Bei den deutschen Südtirolern, also bei den Südtirolern schlechthin in unserem Sprachgebrauch... Wir sagen Südtiroler, da meinen wir die Deutschen und Italiener nennen wir Italiener.
    Die Walschen, die Walschen sagt man da.
    Man sagt auch die Walschen.
    Ist das eigentlich ein böses Wort?
    Ja gut, wenn wir Walsche sagen...
    So ein ganz kleines bisschen abwerten ist es schon.
    Nein, dann klingt das schon ein bisschen gering, schätze ich.
    Also das muss ich sagen.
    Also ich wollte sagen, bei den Südtirolern, sage ich noch einmal, um es klarzustellen, bei den deutsch-südtirolern sind sie jedenfalls ganz klar mit Abstand die Nummer eins.
    Das zeigen auch die Wahlen immer mit diesen vielen Vorzugsstimmen, die sie bekommen.
    Sie persönlich, in Ihrem Wahlsystem.
    Was ist denn da Ihr Erfolgsgeheimnis?
    Das Erfolgsgeheimnis, möchte ich fast sagen, ist das einmal, dass ich ein gutes Mundwerk habe, denn schauen Sie, ein Politiker, der kann noch so ein profundes Wissen haben.
    Wenn er es nicht einem Mann bringt, wenn er seine Ware nicht gut verkauft, nicht wahr, dann wird er langweilig, dann werden ihn wenige Leute anhören, sie werden ihn zwar respektieren, aber so populär wird er nicht.
    Wenn man neben einem bestimmten
    gutes Wissen, und das habe ich mir ja angeeignet in so viele Jahrzehnte Politik, auch ein bestimmtes Temperament hat, wie ich es habe, und die Sache gut an den Mann bringen kann, und das so einfach und volksnahe bringen kann, dass jeder versteht und jeder sieht, dass ich hundertprozentig überzeugt bin von dem, dann gewinnt man die Leute, dann bekommt man sie.
    Ich halte ja nicht nur eine Lektion, Herr Otto, wenn ich sage, ich muss da eine Rede halten, eine Ansprache über ein gewisses Thema,
    Die Leute sehen, dass ich mich dabei selber verbrauche, dass ich dabei selber verbrenne an meinen Argumenten.
    Und das gefällt ihnen.
    Und ich glaube, das ist und dann schon das Gefühl, was ich sehr ehrlich meine.
    Und immer nach meinen ehrlichsten Überzeugungen handeln.
    Und dass ich ein entgegener Mensch bin, das wird auch noch, glaube ich, geschätzt.
    Und glaube ich, noch geschätzt wird, dass der Maniago, der jetzt ja 70 Jahre alt ist,
    trotz seiner schweren Kriegsverwundung eigentlich oft noch zäher wirkt und vielleicht noch mehr leistet als mancher Mitarbeiter.
    Ich steuere noch was bei.
    Diese Diskrepanz zwischen Ihrer geistigen, gefühlsmäßigen und eben politischen Ausstrahlung einerseits und andererseits Ihrer leiblichen scheinbaren Gebrechlichkeit, andererseits aber auch wieder Zähigkeit.
    Es fehlt Ihnen ein Bein, muss ich dazu sagen.
    Sie haben, glaube ich, ein bisschen ein Nervenbleiben im Gesicht und so.
    Diese Diskrepanz muss auch eine Rolle spielen.
    Es ist eine eigenartige Faszination.
    Ich bin überzeugt, dass ich nach dem Zweiten Weltkrieg... Wo Sie das Bein verloren haben.
    Wo ich das Bein verloren habe.
    Ich bin in Russland schwer verwundet worden und habe das Bein in Russland verloren, wie ich nach dem Zweiten Weltkrieg dann wieder heimgekommen bin und diese zerschlagene Heimat und die Kriegswunden alle gesehen habe.
    Und diese Hoffnungslosigkeit, die man damals bei meinen Landsleuten bemerkte,
    Da habe ich meine Landsleute aufgerufen und gesagt, wir haben jetzt eine große Aufgabe in der Heimat zu erfüllen.
    Und gerade die Heimkehr-Generation auch.
    Wir dürfen nicht die Flitte jetzt ins Kronen werfen.
    Wir haben da in Südtirol noch eine hohe Aufgabe.
    Unsere Volksgruppe ist auch in Gefahr.
    Und wenn ich nicht
    sagen wir, kriegsversehrter gewesen wäre und nicht mit einem Bein herumgelaufen wäre, dann hätte ich vielleicht damals weniger überzeugend gewirkt, ich gebe das zu, da hätte ich damals weniger überzeugend gewirkt, als wenn ich
    aufgetreten wäre mit einem schönen, dicken Bauch, nicht wahr?
    Und gut beleibt und gut genährt und sonst so weiter.
    Das macht ja natürlich in der Politik auch aus, weil die Leute sehen bei mir, dass ich in der Politik nicht fett geworden bin.
    Das kann ich sagen.
    Das ist wirklich asketisch.
    Schauen Sie, ich wiege heute noch, Sie dürfen nicht erschrecken, wenn ich es sage, 49 Kilo.
    Wenn also meine politische Reinfluss nach dem Körpergewicht ginge, hätte ich überhaupt nichts mehr zu melden in Südtirol.
    Aber das hat sicher auch gewirkt, diese magere Figur, die aber doch von einer gewissen Leidenschaft und trotzdem neben der Leidenschaft doch aber auch mit Verstand und mit Vernunft versucht, eine Politik zu betreiben.
    Das ist Ihr wahres Geheimnis, glaube ich.
    Das ist, glaube ich, mein wahres Geheimnis.
    Und dass es für mich eine Freude ist, etwas tun zu können für die Gemeinschaft, aus der ich stamme und gegenüber der ich mich verpflichtet fühle.
    Herr Landeshauptmann, jetzt zum Schluss mache ich noch mal eine ganz scharfe Kurve.
    Noch einmal zu einem kurzen politischen Thema.
    Sie waren diese Woche in Wien und haben die österreichische Regierung über ihre Lage informiert, wenige Tage vor dem Besuch des italienischen Ministerpräsidenten Craxi in Wien.
    Als die Kärntner Slowenen das Gleiche gemacht haben, nämlich vor dem Sinovac-Besuch in Jugoslawien die dortige Regierung zu informieren, da wurden die Slowenen in Österreich gerückt.
    Haben Sie Verständnis für die?
    Kärntner Slowenen.
    Ich wäre nicht glaubwürdig, wenn ich mich hier einsetzen würde für die deutsche Sprachminderheit und die ladinische Sprachminderheit im Rahmen des italienischen Staates.
    Wir sind eine Sprachminderheit.
    Und ich auf Rechte pochen würde und ähnliche Rechte oder solche Rechte nicht zugestehen würden anderen Sprachminderheiten.
    Und hier meine ich die slowenische Sprachminderheit in Kärnten.
    Und ich bin der Meinung, je besser man eine Sprachminderheit behandelt wird vom Staat, zu dem sie nun einmal gehört, wenn sie auch eine andere Kultur hat und eine Sprache als der Staatsvolk, desto sicherer sind für diesen Staat die Grenzen und desto sauberer steht der Staat da.
    Was soll ich dazu sagen?
    Behandeln die Österreicher, um es abzuschließen.
    Behandeln die Österreicher die Slowenen gut genug oder ist es zu wenig oder ist es in Ordnung?
    Das ist meine Frage.
    Meines Erachtens kann man in Österreich noch manches tun zum Schutz der Slowenen.
    Das muss ich sehr offen sagen und ich hoffe damit niemanden irgendwie nahe zu treten.
    Ich glaube in Österreich kann man noch manches verbessern, was den Schutz der Slowenischen Minderheit in Kärnten anbelangt.
    Danke für das Gespräch.
    im Journal zu Gast, der Landeshauptmann von Südtirol, Silvio Smaniago.
    Das Gespräch mit ihm führte Rudolf Nagilla.
    Es ist jetzt dreiviertel eins und wir kommen zu unserem Auslandsbericht im Mittagsschanal.
    Der Konjunkturaufschwung der 50er und 60er Jahre hat in den westlichen Industriestaaten dazu geführt, dass eine Masse von Fremdarbeitern engagiert wurde, um dem gestiegenen Arbeitskräftebedarf Herr zu werden.
    So auch in Frankreich, wo man aber in gewissen Bereichen sehr diffizil vorging.
    So warb man etwa für die Automobilindustrie in Marokko nur Arbeitskräfte an, die weder lesen noch schreiben konnten.
    Eine Tatsache, die erst jüngst beim Talbot-Arbeitskonflikt zutage kam.
    Derzeit gibt es in Frankreich 4,5 Millionen Ausländer, das sind etwa 8 Prozent der 54 Millionen Franzosen.
    Den größten Teil der Gastarbeiter stellen die Portugiesen mit 870.000, gefolgt von den Algerien mit 800.000 und den Italienern mit einer knappen halben Million.
    Die Wirtschaftskrise führt nun auch in Frankreich dazu, dass die Gastarbeiterproblematik stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung tritt.
    Thomas Fuhrmann informiert sie näher.
    bezeichnet man die ausländischen Arbeiter nicht als Gast- oder Fremdarbeiter, sondern als eingewanderte Arbeiter.
    Mit den Immigrés sind aber nicht alle viereinhalb Millionen Ausländer gemeint, die im Lande leben, sondern in erster Linie Nordafrikaner und Schwarzafrikaner, weiters Spanier, Portugiesen und Türken.
    Die Zahl der registrierten Ausländer ist in den letzten Jahren nahezu unverändert geblieben.
    Die Zunahme in der Statistik ist darauf zurückzuführen, dass die Linksregierung 1981 an die 130.000 Ausländer, die bis dahin keine Aufenthaltspapiere hatten, legalisiert hatte.
    Trotzdem dürften sich noch immer zwischen 3.000 und 400.000 Ausländer illegal aufhalten, trotz verschärfter Kontrollen und empfindlicher Strafen für Unternehmer, die solche Ausländer beschäftigen.
    Mit der Verschärfung der Wirtschaftskrise hat sich auch die Haltung der Bevölkerung gegenüber den Ausländern verhärtet.
    Rechtsradikale Gruppierungen feiern mit rassistischen und ausländerfeindlichen Parolen wachsende Erfolge.
    Dass auch und besonders die Ausländer von der steigenden Arbeitslosigkeit betroffen sind, wird in der Hitze der Debatte übersehen.
    Ebenso wie die Tatsache, dass sie nicht nur Sozialleistungen und Beihilfen beziehen, sondern mit ihren Beiträgen zum Gleichgewicht in der Sozialversicherung beitragen.
    Wie in anderen westeuropäischen Ländern verfügen die Gastarbeiter in Frankreich über eine sehr geringe Berufsausbildung.
    85% sind Arbeiter.
    Sie stellen 9% der Aktivbevölkerung, aber 17,5% aller Arbeiter.
    Am stärksten sind sie im Bauwesen und in der Automobilindustrie vertreten.
    Wie der Konflikt beim Automobilhersteller Talbo kürzlich gezeigt hat, sind die Gastarbeiter vom Personalabbau am ärgsten und stärksten betroffen.
    Von den 1.900 Gekündigten stellten sie zwei Drittel.
    Talbot war aber nur der Anfang.
    Andere Kündigungswellen bei Citroën und Renault im Stahl- und Bergbau stehen bevor.
    Die Linksregierung steht dem Problem weitgehend ohnmächtig gegenüber.
    Sie ist zwischen ihren liberalen Grundsätzen auf der einen Seite, dem Druck der Unternehmer, dem steigenden Fremdenhass der heimischen Bevölkerung und der schwelenden Revolte unter den Immigrés auf der anderen Seite eingequetscht.
    Sie proklamiert zwar die Nützlichkeit der Ausländer für die wirtschaftliche Entwicklung, bastelt jedoch an Lösungen, um ihnen die Rückkehr in die Heimatländer schmackhaft zu machen.
    Konkret geht es um die Einführung einer Rückwanderungsprämie in der Höhe von umgerechnet knapp 100.000 Schilling.
    Selbst den Rückkehrwilligen ist dieser Betrag jedoch viel zu gering.
    Die Idee einer derartigen Prämie ist auch nicht neu.
    Unter der früheren konservativen Regierung gab es sie bereits.
    Damals betrug sie allerdings nur 10.000 Frauen, etwa 25.000 Schilling.
    Zwischen 1977 und 1981 machten nur 58.000 ausländische Arbeiter davon Gebrauch, in der Hauptsache Spanien und Portugiesen, jedoch nur 3,7 Prozent Algerier.
    Das Experiment brachte insgesamt gesehen nicht den erhofften Erfolg.
    Studien zeigen auch, dass ein massiver Exodus der Ausländer derzeit trotz Krise nicht das von manchen Scharfmachern geforderte Ergebnis bringen würde, nämlich Ausländerarbeitsplätze für arbeitslose Franzosen freizumachen.
    Denn die meisten Franzosen sind noch nicht bereit, die minderen, schlecht bezahlten, kraftraubenden Arbeiten zu verrichten, die in der Hauptsache von Fremdarbeitern erledigt werden.
    Der Wandel der Mentalitäten vollzieht sich nur langsam.
    So stellten 1975 die Immigrés 75 Prozent der Müllarbeiter, 1983 nur mehr 43 Prozent.
    Eine Zahl noch zum Abschluss, die zusätzlich erklärt, warum die Lösung der Gastarbeiterfrage so schwierig ist.
    70 Prozent aller Immigrés leben über zehn Jahre im Land.
    700.000 in Frankreich geborene Gastarbeiterkinder stellen dabei eine weitere Schwierigkeit bei der Lösung des Problems dar.
    Thomas Fuhrmann aus Paris, 10 Minuten vor 13 Uhr nun zum Kulturbericht.
    Magie-Shows freuen sich sowohl auf der Bühne als auch im Fernsehen großer Beliebtheit beim Publikum.
    Dass auch zahlreiche Österreicher zur Entwicklung dieser Sparte des Unterhaltungsprogramms beigetragen haben, das soll jetzt in einer Ausstellung dokumentiert werden, die heute Nachmittag im österreichischen Zirkus- und Clownmuseum in Wien-Leopoldstadt eröffnet wird.
    In der Schau, die den Titel »120 Jahre Wiener Zaubertheater« trägt, wird an Kratki-Baschik, O.F.
    Martaut, Alain und Kalnack erinnert, die Vorgänger der bekannten Magier unserer Tage, zu denen Magic Christian, Peter Heinz Kersten oder die New Houdinis zählen.
    Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung wird auch das von Bertolt Lang herausgegebene Buch Hocus Pocus Fidibus präsentiert, das unter anderem einen geschichtlichen Abriss der Zauberkunst in Wien enthält.
    Hören Sie einen Bericht von Walter Gellert.
    Wer heute in Magie-Shows den Kartenkunststücken zeitgenössischer Magier verblüfft, folgt oder sich an den Darbietungen der Illusionisten deliktiert, wenn diese Mädchen schweben lassen und, wie im Falle der Zickzack-Illusion, Menschen in drei Teile zerlegen, der denkt meist nicht daran, dass diese Form der Unterhaltung nicht erst in den letzten Jahrhunderten entstanden ist.
    Denn, so Peter Heinz Kersten, Präsident der Artistengewerkschaft und des Magischen Rings Austria, wir wissen, dass es schon sehr lange gibt,
    existiert ja die erste Aufzeichnung einer Vorführung eines Zauberkünstlers, ist ungefähr 2800 Jahre alt, am berühmten Westkapapyrus, ist in Hieroglyphenschrift festgehalten, was ein gewisser Dede am Hofe von König Cheops vorgeführt hat.
    Auch in Wien erfreute sich die Zauberkunst stets großer Beliebtheit.
    Davon zeugte ein Plakat aus dem Jahr 1791 in der Ausstellung 120 Jahre Zaubertheater in Wien.
    Caroline Denhardt wiederum, die 1833 nach Wien kam, hat hier sogar Unterricht in Magie gegeben.
    1864 entstand als eines der ersten in Europa ein Zaubertheater in Prater, in dem Geistererscheinungen, die mithilfe von Spiegelscheiben auf die Bühne projiziert wurden, in Spielhandlungen zusammen mit Menschen agierten.
    Gründer des Theaters war Anton Kratki-Baschik.
    Gradky Barschik war eigentlich gebürtiger Tscheche und hat als Mundharmoniker virtuose Europa bereist und war dann in Berlin in der Show Bellachinis engagiert und als Einlagenummer quasi und hat da seine Einblicke in die magische Kunst gewonnen und hat dann begonnen als Mage zu arbeiten und
    war erfolgreich und hat dann in Wien im Prater dieses Theater gebaut, das, muss man sich überlegen, rund 1000 Plätze hatte, so eine Größenordnung wie das altehrwürdige Theater an der Wien und hat dieses Theater immer gefüllt, ohne dass er damals noch die Möglichkeiten unserer Zeit hatte, mit Bussen von weit und breit die Leute ins Theater zu bringen.
    Gradky Paschig trat im Sommer in Prater auf, im Winter in verschiedenen Etablissements in der Innenstadt.
    Bertolt Lang, der Leiter des österreichischen Zirkus- und Clownmuseums, zur Bedeutung dieses Magiers.
    Man hat auch wiederholt, wenn das Publikum etwas nochmal sehen wollte, irgendwann etwas begeistert war, dann wurde das auch wiederholt auf Wunsch.
    Und gerade Gebaschik hat sehr aufklärend gewirkt.
    Er hat zum Beispiel, wenn die Leute erstaunt waren, über einen Menschen mit zwei Köpfen sofort erzählt, dass es eine optische Täuschung ist und er wird ihnen jetzt einen Menschen mit drei Köpfen präsentieren.
    So wirkte er volksbildend auch gegen den Aberglauben.
    Einer der bedeutendsten Kartenkünstler stammte ebenfalls aus Wien.
    Sein Name, Johann Nepomuk Hofzinser.
    Das war ein Staatsbeamter, der in den besseren Kreisen Wiens sehr bekannt war und einer der größten Kartenkünstler überhaupt.
    Er gilt heute noch als einer der größten Kartenkünstler, die je existiert haben.
    Und der errichtete in Wien einen Zaubersalon.
    Wir haben einen Zettel hier in der Ausstellung, also einen Original-Einladungszettel davon.
    Er war ja Staatsbeamter und hat das laufen lassen auf dem Namen seiner Frau.
    Es war ihm ja nicht erlaubt, unter seinem Namen irgendwelche Geschäfte zu machen als Beamter.
    Dass die Kunststücke Hofzinsers erhalten blieben, verdankt man dem Magier Otto K. Fischer, der unter seinem Künstlernamen O. F. Marteau von 1902 bis 1911 das Wiener Zaubertheater leitete.
    Peter Heinz Kersten.
    Hofzinser hat von seiner Frau vor seinem Tod alles vernichten lassen.
    Wir hätten diese Sachen also nie mehr zu Gesicht bekommen, wenn nicht Otto K. Fischer.
    da so mühsam alles zusammengetragen hätte.
    Da hat sich also diese sogenannte Wiener Schule entwickelt, so wie durch die Rekonstruktion der Kunststücke Hofzinsers, die dann von Otto K. Fischer und von Heibeck und von anderen, von Kessler und Rolf Hansen, die die großen Repräsentanten der Wiener Schule waren, in den 20er Jahren und vorher und danach,
    und hat international Anklang gefunden.
    In den 50er Jahren faszinierte ein Österreicher mit seinen Illusionen das Publikum von Magie-Shows.
    In seinen abendfüllenden Programmen ließ der berühmte Kalanag zum Beispiel einen Pkw verschwinden.
    Heute sind die Zauberkünstler bereits bei größeren Objekten angelangt.
    David Copperfield hat das so weit getrieben, dass er nicht nur Jett verschwinden hat lassen in einer seiner Televisionsshows, sondern in der letzten hat er sogar die Freiheitsstatue verschwinden lassen.
    Natürlich sagen wir, was wird dann das Nächste sein?
    Wo wird das enden?
    Irgendwo ist da eine Grenze gesetzt und vielleicht ist nicht immer das Aufwendigste und volumenmäßig Größte das unbedingt Stärkste in der Zauberkunst.
    Seit den Zeiten eines Kratki-Baschik hat sich einiges in der Magie geändert.
    Es wurden nicht nur neue Tricks erfunden, auch in der Präsentation hat ein Wandel stattgefunden.
    Bedingt durch die Medien spielt der Einsatz von Licht und Ton eine große Rolle.
    Die Nummern sind größtenteils schon choreografisch durchgestaltet.
    Die Magie-Fernsehshows haben aber auch wieder eines bewirkt, dass die Zuschauer der Tischmagie mehr Aufmerksamkeit schenken.
    Und wen die Lust überkommt, es einmal selbst zu probieren, der sollte einen Blick in das heute Nachmittag präsentierte Buch Hocus Pocus Fidibus tun.
    Denn hier sind nicht nur wichtige Ereignisse aus der Geschichte der Wiener Zauberkunst enthalten, sondern auch Tricks für Anfänger.
    Nach diesem Beitrag von Walter Gellert kommen wir nun zu den Schlussnachrichten.
    Österreich.
    Der Südtiroler Landeshauptmann Silvius Maniago erklärte in der Serie im Journal zu Gast zu den Autonomieverhandlungen, er habe das Gefühl, dass den Südtirolern derzeit von Rom aus ein eisiger Wind ins Gesicht blase.
    Als wichtigsten offenen Punkt des Südtirol-Paketes nannte Maniago eine de facto Gleichstellung der Deutschen mit der italienischen Sprache bei Ämtern, vor der Polizei und bei den Gerichten.
    Die Diskussion über die geplante Pensionsreform geht weiter.
    Die Generalsekretärin der ÖVP-Frauenbewegung Marie-Lise Fleming erklärte heute, es wäre ein irreparabler sozialpolitischer Rückschritt, sollten Witwen künftig nur mehr 50 Prozent statt wie bisher 60 Prozent Pension ihres verstorbenen Mannes bekommen.
    Das wäre auch Betrug an jenen, die Versicherungszeiten nachgekauft haben.
    Frau Fleming vermutet eine gesellschaftspolitische Absicht von Bundeskanzler Sinowaz und Sozialminister Dallinger, Hausfrauen zur Berufstätigkeit zu zwingen.
    Die Frauen in der jungen Generation der SPÖ Wien kritisieren heute die Vorsitzende der sozialistischen Frauen, Jolanda Offenbeck, wegen ihrer ablehnenden Haltung gegenüber den Dallinger Plänen.
    Der Obmann der jungen ÖVP, Otmar Karas, vertrat in einem Interview die Ansicht, die Jungen hätten die Aufgabe, die automatischen Entscheidungsabläufe in der Politik vom Kraftwerksbau bis zu den Waffenexporten infrage zu stellen.
    Karas räumte ein, dass er in der Vergangenheit wahrscheinlich zu wenig solche Entscheidungen infrage gestellt habe.
    Zur Immunität des niederösterreichischen Landeshauptmanns Siegfried Ludwig sagte der Obmann der jungen ÖVP, er habe immer zu jenen gehört, die meinten, politische Verantwortung gehe weit über die rechtliche hinaus.
    USA.
    ÖVP-Obmann Mock hat nach Abschluss seiner Mittel- und Südamerika-Reise vor der Presse in Washington Bilanz gezogen.
    Mock, der die Reise in seiner Funktion als Präsident der Internationalen Demokratischen Union unternommen hat, betonte, dort, wo es die Lateinamerikaner wünschten, sollten sich auch die Europäer wirtschaftlich und sozial engagieren.
    Die Unterstützung bei der Schaffung gerechter Sozialderstrukturen müsse rasch vor sich gehen, das habe nach seinem Eindruck auch Präsident Reagan erkannt, sagte Mock.
    Der ÖVP-Bundesparteiobmann hat an der Spitze einer Delegation der Internationalen Demokratischen Union Costa Rica, El Salvador, Nicaragua, Kolumbien und schließlich die USA besucht.
    USA.
    Der von der wiederverwendbaren Raumfahrer Challenger in eine Erdumlaufbahn gebrachte Nachrichtensatellit Weststar 6 ist offenbar verloren gegangen.
    Die Sonde wurde in einer Höhe von 304 Kilometern über dem Pazifischen Ozean ausgesetzt.
    Mit der Zündung eines Antriebsaggregats sollte sie auf die Höhe von mehr als 35.000 Kilometern über der Erde befördert werden.
    Bisher ist es der Bodenstation nicht gelungen, Kontakt mit dem Nachrichtensatelliten herzustellen.
    Der Wert von Weststar 6 wird mit knapp 200 Millionen Schilling angegeben.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Veränderliches, teilweise sonniges und mildes Wetter mit Nachmittagstemperaturen zwischen 3 und 8 Grad.
    Damit sind wir am Ende von 60 Minuten Information.
    Durch den aktuellen Dienst für das Team des heutigen Mittagschanals verabschiedet sich Herbert Dobrowolny.
    Auf Wiederhören.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1984.02.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1984.02.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit Bundesobmann der Jungen ÖVP Othmar Karas
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Karas, Othmar [Interviewte/r]
    Datum: 1984.02.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Südtiroler Landeshauptmann Silvius Magnago anlässlich seines morgigen siebzigsten Geburtstags
    Mitwirkende: Nagiller, Rudolf [Gestaltung] , Magnago, Silvius [Interviewte/r]
    Datum: 1984.02.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Kultur ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Südtirolpaket, Autonomie , Nachrichten
    Ausländerpolitik der französischen Regierung
    Mitwirkende: Fuhrmann, Thomas [Gestaltung]
    Datum: 1984.02.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Rückwanderungsprämie , Nachrichten
    Ausstellung "120 Jahre Zaubertheater in Wien" im österreichischen Zirkus- und Clownmuseum
    Interview: Zauberkünstler Peter Heinz Kersten und Zirkus-Historiker Berthold Lang
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Kersten, Peter Heinz [Interviewte/r] , Lang, Berthold [Interviewte/r]
    Datum: 1984.02.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Unterhaltung ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1984.02.04
    Spieldauer 01:00:07
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1984.02.04 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-840204_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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