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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Guten Tag beim Samstag-Mittag-Journal.
Durch die Informationssendung führt Manfred Kronsteiner.
Nach der aktuellen Papst-Berichterstattung und einer papstbezogenen Inlandspresse-Schau bieten wir heute ein ausführliches Gespräch mit Bundesrätin Heide Schmidt, die zusammen mit Matthias Reichold das FPÖ-Generalsekretariat übernehmen wird.
Sie ist heute im Journal zu Gast.
In Moskau muss für kommende Woche eine All-Unions-Konferenz einberufen werden, um die regionalen Probleme der Sowjetunion zu erörtern.
EG und RGW, die Wirtschaftsblöcke des Ostens und des Westens, unterzeichnen heute einen Vertrag über gegenseitige Anerkennung und Zusammenarbeit.
Soweit die Auslandsthemen.
Und für Kunstinteressierte bringen wir noch einen Beitrag über die österreichische Präsenz bei der diesjährigen Biennale in Venedig.
Vorerst jedoch ein Meldungsüberblick, den Christian Teiretsbacher zusammengestellt hat.
Im Sprecherstudio sitzt heute Karl Berger.
Österreich.
Papst Johannes Paul II.
hat am Vormittag vor etwa 80.000 Gläubigen in Lorch an der Enz zu den Problemen der Arbeitsweltstellung genommen.
In seiner Predigt sagte der Papst, die Kirche sei den Menschen in ihren sozialen und wirtschaftlichen Sorgen nahe.
Die Situation der heutigen Welt sei eine einzige Aufforderung zum Teilen.
Die Zukunft brauche Solidarität, meinte der Papst, diese verlange aber Rücksicht, Selbstbescheidenheit und Offenheit.
Christen müssten einen Beitrag zur Lösung der Schwierigkeiten in der Arbeitswelt leisten, erklärte das Oberhaupt der Katholiken.
Der Papst rief die Gläubigen auf, sich für eine gerechte Verteilung der vorhandenen Arbeit und die Schaffung neuer Arbeitsmöglichkeiten sowie gegen Ungerechtigkeit, Verleumdung und Demütigung einzusetzen.
Vor Beginn des Gottesdienstes hatten Arbeiter und Bauern aus den Diözesen Linz und St.
Pölten dem Papst über ihre Situation und ihre Anliegen berichtet.
Am Nachmittag reist Johannes Paul nach Kärnten weiter, wo er in Gurg das Grab der Landesheiligen Hämmer besuchen und anschließend eine Eucharistiefeier zelebrieren wird.
Luxemburg.
Die Europäische Gemeinschaft und der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe der Ostblockstaaten nehmen heute erstmals offizielle Beziehungen auf.
Vertreter beider Wirtschaftsblöcke unterzeichnen in Luxemburg eine gemeinsame Erklärung.
In dem Dokument wird eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen der Gemeinschaft und dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe in Aussicht gestellt.
Sowjetunion.
Die Polizei hat den Pushkin-Platz in Moskau hermetisch abgeriegelt, um Demonstrationen vor der am Dienstag beginnenden All-Unions-Parteikonferenz zu verhindern.
Die Behörden haben bereits vor einigen Tagen gewarnt, sie würden keine inoffiziellen Kundgebungen in Moskau tolerieren.
Am vergangenen Samstag sind auf dem Platz mehrere Demonstranten festgenommen worden.
Die sowjetische Parteizeitung Pravda übt heftige Kritik am Gebiets-Sowjet der umstrittenen Region Bergkarabach.
Eine Resolution des Sowjets, in der die Abtrennung Karabachs von der Sowjetrepublik Aserbaidschan gefordert wird, sei verfassungswidrig, schreibt die Pravda.
In der Erklärung war verlangt worden, das mehrheitlich von Armenien bewohnte Gebiet bis zur Lösung des Regionalkonflikts unter die Zentralverwaltung Moskau zu stellen.
Pakistan.
Ein Bombenanschlag auf ein Hotel in der Grenzstadt Peshawar hat heute mindestens elf Menschenleben und dutzende Verletzte gefordert.
Nach Angaben der pakistanischen Polizei stürzte das mehrstöckige Gebäude ein.
Zahlreiche Menschen wurden von den Trümmern verschüttet.
Ein Polizeisprecher sagte, dass pro-sowjetische Regime versuche, die pakistanische Hilfe für muslimische Widerstandskämpfer durch Anschläge zu behindern.
Irak.
Die irakischen Streitkräfte haben heute früh nach eigenen Angaben eine neue Offensive auf den Majnun-Inseln in den Sümpfen am Chatt-el-Arab-Fluss begonnen.
Radio Baghdad meldet, der Widerstand der Iraner lasse nach.
Iranische Einheiten halten die Inseln seit 1985 teilweise besetzt.
Die Inselgruppe wurde in den 70er Jahren künstlich angelegt, um die unter den Majnun-Sümpfen vermuteten Ölvorkommen auszubeuten.
Nahe Osten, Japan.
Ein hochmoderner amerikanischer Militärhubschrauber ist nach einem technischen Defekt im persischen Golf Not gewassert und versunken.
Die zwei Besatzungsmitglieder konnten sich retten.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Washington betonte, der Zwischenfall sei nicht auf Feindeinwirkung zurückzuführen.
Die Marine der USA will versuchen, den Hubschrauber zu bergen.
Beim Absturz eines amerikanischen Marine-Hubschraubers in den Bergen der südjapanischen Insel Shikoku sind heute früh sieben Soldaten ums Leben gekommen.
USA.
Die Behörden, die in der Rüstungskorruptionsaffäre ermitteln, verfügen nach Angaben der Fernsehanstalt NBC über Videoaufnahmen von Schmiergeldübergaben.
Die Aufzeichnungen sollen Berater von Rüstungsfirmen zeigen, die Geld an zwei Unterstaatssekretäre des Verteidigungsministeriums übergeben.
Zahlreiche Unternehmen sollen jahrelang Beamte des Pentagons bestochen haben, um vertrauliche Informationen über die Vergabe wichtiger Rüstungsaufträge zu erhalten.
Türkei.
Nach dem verheerenden Erdrutsch bei Çatak in der Nordost-Türkei vom Donnerstag werden in dem Gebiet noch 42 Menschen vermisst, unter ihnen drei Touristen aus der Bundesrepublik Deutschland.
Bis heute früh konnten 18 Überlebende, unter ihnen zwei Deutsche, geborgen werden.
Weiters wurden bisher drei Tote entdeckt.
Ein verschüttetes Kaffeehaus, in dem sich zum Zeitpunkt des Unglücks mehrere Menschen aufgehalten haben, konnte noch nicht freigelegt werden.
Die Wetteraussichten bis morgen früh, aufgelockert bis stark bewölkt, wiederholt teils gewittrige Regenschauer, schwacher bis miesiger Wind, Nachmittagstemperaturen 15 bis 22 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 8 bis 14 Grad.
Die Aussichten für morgen Sonntag, teils aufgelockerte, teils starke Bewölkung, vor allem während der zweiten Tageshälfte lokale Regenschauer und Gewitter.
Weiterhin nur mäßig warm, schwach windig, Frühtemperaturen 9 bis 15, Tageshöchsttemperaturen 18 bis 23 Grad.
Die Vorschau auf übermorgen Montag noch keine durchgreifende Wetterbesserung.
Die Messwerte von 12 Uhr, Wien bedeckt 16°, Eisenstadt bedeckt 17°, St.
Pölten bedeckt 16°, Linz stark bei Welt 19°, Salzburg stark bei Welt 19°, Innsbruck stark bei Welt 20°, Bregenz Halter 18°, Graz Halter 19° und Klagenfurt-Wolkig 19°.
Es ist jetzt sieben nach zwölf und wir kommen zur ausführlichen Berichterstattung.
Heute ist bereits der dritte Tag des Papstbesuches in Österreich.
Nach der Aussprache des gestrigen Abends mit den österreichischen Bischöfen in Salzburg übernachtete das katholische Kirchenoberhaupt im dortigen Kapuzinerkloster.
In der Früh ging es dann nach Linz-Hörsching, von wo der Papst per Helikopter in die älteste Stadt Österreichs geflogen wurde, ins oberösterreichische Lorch an der Enns, in der vor mehr als 1600 Jahren der später heilig gesprochene Märtyrer Florian ertränkt worden ist.
In Lorch feierte Johannes Paul II.
einen Wortgottesdienst für Gläubige der Diözesen Linz und St.
Pölten.
Motto der Veranstaltung Arbeitswelt und christliches Leben.
80.000 Gläubige besuchten diese Messe.
Ein zusammenfassender Bericht von Wolfgang Gwert.
Festliche Stimmung heute Vormittag hier in Lorch, der kirchenhistorisch so wichtigen Städte.
Haarscharf an der Grenze zwischen Ober- und Niederösterreich, an der Grenze zwischen den Diözesen Linz und Sankt Pölten.
Diese beiden Diözesen haben heute im Rahmen des Papstbesuches ihren großen Tag.
Zehntausende sind es, die hierher gekommen sind.
Nach behördlichen Schätzungen mehr als 70.000 Menschen, die sich hier auf der Festwiese bei idealen Wetterbedingungen eingefunden haben.
Es ist leicht bewölkt.
Hier in Lorch gibt es einen Wortgottesdienst mit Johannes Paul II.
Viel Applaus für den Papst, als er mit seinem Papamobil über die Festwiese fährt.
Hier in Lorch, wo der heilige Florian wegen seines Glaubens im 4.
Jahrhundert in der Enz ertränkt wurde.
Hier, wo der heilige Severin zur Zeit der Völkerwanderung für Frieden und Versöhnung wirkte.
Hier, wo neuzeitliche Ausgrabungen uns zu den Wurzeln österreichischen Christentums vor mehr als 1700 Jahren führen.
Diese Begegnung hier mit Johannes Paul ist aber nicht in die Vergangenheit gerichtet.
Es geht um die aktuellen Probleme von heute.
Es geht um die industrielle Arbeitswelt und ihre Probleme.
Und es geht um die Begegnung mit der bäuerlichen Arbeitswelt.
In dieser rund zweistündigen Feier berichten vorerst fünf Menschen aus Oberösterreich über ihre Nöte.
Eine Fabriksarbeiterin, die über die Nöte der Frau in der Arbeitswelt berichtet.
Ein jugoslawischer Gastarbeiter, der mit seiner Frau und den fünf Kindern in einer Zwei-Zimmer-Wohnung leben muss und um seinen Arbeitsplatz bankt.
Und es berichtet dem Papst auch der Vöst-Betriebsrat, der über den Personalabbau und die dadurch entstehenden psychischen Belastungen berichtet.
Unbarmherzig werden Menschen aus dem Arbeitsprozess ausgeschieden, die als schwach gelten.
Kranke, Langsamere, Verletzbare, Beladene sind nicht gerade das jene Menschen, für die sich Jesus zum Anwalt gemacht hat.
für die sich nun die Kirche zum Anwalt machen müsste.
Ich bekomme wie viele meiner Landsleute Angst, wenn wir gegen die österreichischen Arbeitslosen ausgespielt werden.
Viele Gastarbeiter haben bereits ihren Arbeitsplatz verloren, wie mein Schwager.
Er musste mit seinen Kindern nach Hause zurückkehren.
Seine Kinder sind dort genauso fremd wie hier.
Bei unserer Familie wird es nicht viel anders sein.
Wir reden zwar mit den Kindern noch in unserer Muttersprache, die Kinder reden miteinander aber schon Deutsch.
Die Situation ist bedrückend.
Viele haben Angst um ihren Arbeitsplatz.
Für die, die bleiben können, wird die Arbeit immer mehr.
Einige halten den körperlichen und seelischen Druck nicht aus und gehen von selbst.
und viele resignieren, weil sie fast keine Hoffnung sehen.
Ich habe mir fest vorgenommen, nicht aufzugeben und von der Kirche erwartet sich die Arbeiterschaft
dass sie mitkämpft, damit die Menschenwürde überall Vorrang hat.
Dann die Welt der Bauern, heute repräsentiert durch Gläubige aus Niederösterreich.
Dem Papst werden zwei Nebenerwerbsbäuerinnen vorgestellt, ein hauptberuflicher Landwirt, der von der wirtschaftlichen Lage der österreichischen Bauernschaft erzählt und ein Landwirtschaftslehrer, der sich unter anderem über die Thematik Landwirtschaft und Fremdenverkehr Gedanken macht.
Der Papst geht in seiner Ansprache auf das Thema Arbeitswelt ein.
Johannes Paul II.
betont, dass die Kirche den Menschen in ihren wirtschaftlichen und sozialen Sorgen nahe sei.
In seiner Predigt formuliert das Kirchenoberhaupt dann, die Situation in der Welt sei eine einzige Aufforderung zum Teilen.
Die Jünger haben den Herrn beim Brechen des Brotes erkannt.
Er teilt
Das Brot teilt sich selbst, damit wir eins werden.
Die Situation der heutigen Welt ist eine einzige Aufforderung zum Teilen.
Teilen überwindet Spaltung.
Die Zukunft braucht solche Solidarität.
Diese aber verlangt Rücksicht, Selbstbescheidung und Offenheit.
Im Geist solcher Solidarität müsst ihr als Christen auch euren Beitrag zur Lösung der Schwierigkeiten in der Welt der Arbeit, in Industrie und Landwirtschaft leisten.
Setzt euch ein für eine gerechte Verteilung der vorhandenen Arbeit und für die Schaffung neuer Arbeitsmöglichkeiten.
Ohne Opfer und Kompromisse aller Beteiligten kann die Arbeitslosigkeit kaum wirksam bekämpft werden.
Tut alles, was an euch selbst liegt, damit am konkreten Ort eurer Arbeit das Licht der Wahrheit und der Liebe Gottes aufleuchtet.
Wo du stehst und wirkst, sollen Ungerechtigkeit, Verleumdung oder Demütigung des Menschen
Nicht zum Zuge gekommen.
In diesen Minuten geht hier in Enslorch die Begegnungsfeier zweier Diözesen mit dem Papst zu Ende.
Nachdem Johannes Paul II.
die kirchenhistorisch so bedeutende Basilika schon vor Beginn der Festveranstaltung besucht hat, begibt er sich nun in den nahegelegenen Pfarrhof, um dort zu Mittag zu essen und sich auszuruhen.
Am frühen Nachmittag startet dann der Hubschrauber-Konvoi wieder in Richtung Linz-Hörsching.
Von diesem Flughafen aus wird der Papst dann mit einer Auermaschine den Flug nach Kärnten antreten.
Am späten Nachmittag folgt eine Messe in Gurg.
Und jetzt gleich nach Kärnten.
Willi Mitsche vom Kärntner Landesstudio beschreibt die augenblickliche Stimmung in Gurg vor der Ankunft des Papstes.
Hier in Gurg vor dem imposanten Dom auf dem riesigen Hammerfeld, auf dem heute Nachmittag die Eucharistiefeier mit Papst Johannes Paul II.
stattfinden wird, ist bereits alles voller Erwartung.
Das riesige Altarpodest mit dem Baldachin steht im Mittelpunkt.
Gegenüber ein rund 15 Meter hohes Kreuz.
In knapp drei Stunden, wenn es keine Verspätung gibt, soll der römische Pontifex Maximus mit einem Hubschrauber aus Klagenfurt kommend hier hinter den Klostermauern landen.
Unmittelbar nach der Landung wird Johannes Paul II.
mit dem Papamobil … … durch die Masse der Besucher hier auf dem Hammerfeld fahren.
Anschließend wird sich der Heilige Vater … … in die Krypta des Gurkerdomes zum Grab der Heiligen Hämmer begeben.
Danach zieht der Papst in feierlicher Prozession … … auf das Gelände zur Eucharistiefeier ein.
Auf dem Altarpodest schmücken einige Klosterfrauen gerade den Altar, … … auf dem das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche … … heute Nachmittag den Gottesdienst zelebrieren wird.
Rund um das Podest wurden hunderte Blumentröge mit roten Rosen aufgehängt.
Der Ort ist geschmückt mit gelb-weißen Fahnen und mit Plakaten, auf denen Papst Johannes Paul II.
willkommen geheißen wird.
Die Plakate sind dreisprachig, neben Deutsch auch Slowenisch und Italienisch.
Auch der Heilige Vater wird heute Nachmittag einige Worte in slowenischer und italienischer Sprache an die Pilger richten.
Für Kärnten ist der heutige Papst besucht, zwar der erste in seiner Geschichte.
Manche sprechen daher auch vom Jahrtausendereignis.
Aber Karol Wojtyla hat Kärnten schon mehrmals besucht.
Längere Zeit aufgehalten hat er sich hier allerdings nur einmal, und zwar vor 21 Jahren, am 7.
Juli 1967.
Damals war er auch hier in Gurg.
Außerdem hat er noch Ossiach, Friesach, Feldkirchen und Villach besucht.
Wojtyla war damals Weihbischof von Krakau.
Er hat damals auch hier in Gurg übernachtet.
In einem Hotel-Gästebuch findet sich eine entsprechende Eintragung.
Später als Erzbischof und Kardinal von Krakau ist Karol Wojtyla zwar mehrmals durch Kärnten nach Rhone gefahren, längere Station hat er hier allerdings nicht gemacht, obwohl er seinen persönlichen Freund, den Villacher Probst Savica, mehrmals besuchte.
Wenn ich jetzt hier beim Fenster hinausschaue, dann sehe ich auf dem Gelände bereits hunderte Klosterfrauen und geistlichen schwarzen Talarn.
Auch die Zahl der Pilger erhöht sich praktisch von Minute zu Minute.
Einige tausend sind bereits hier in Gurg.
Auch der Diozesanbischof von Graz-Sekau Johann Weber ist schon hier.
Die heutige Eucharistiefeier mit Papst Johannes Paul II.
gilt als Höhepunkt der Drei-Länder-Wahlfahrt.
Es werden daher auch Gläubige aus dem Alpen-Adria-Raum daran teilnehmen.
Pilger aus Kärnten der Steiermark, Slowenien und Friaul werden hier sein.
Derzeit sind schon hunderte Rotkreuz-Helferinnen und Helfer vor den aufgestellten Zelten zu sehen, um im Notfall rasch erste Hilfe leisten zu können.
Hunderte Beamte der Sicherheitsdirektion, sowohl in Uniform als auch in Zivil, einige sogar mit Schäferhunden, bewachen das Areal.
Trotz dieses Regenzustroms gibt es auf Kärntenstraßen nach Auskunft der Verkehrsabteilung des Landesschön-Amerikommandos keine nennenswerten Behinderungen.
Auch an den Grenzübergängen zu Italien und Jugoslawien gibt es keine längeren Wartezeiten.
Die Parkplätze hier im Gurgtal sind etwa zur Hälfte gefüllt.
Die Zufahrt in die Ortsmitte von Gurg ist nicht mehr möglich.
Die Pilger müssen die letzten paar hundert Meter zu Fuß zurücklegen.
An den Eingängen sind Musikkapellen postiert, die die Wallfahrer empfangen werden.
Noch schnell ein paar Worte zum Wetter.
Momentan herrscht hier in Gurg das ideale Papstwetter.
Es ist veränderlich, größtenteils wolkig.
Manchmal scheint auch ein wenig die Sonne.
Für den Nachmittag sind Gewitter angesagt.
Die Teilnehmer hier können nur hoffen, dass die Prognose nicht eintreffen wird.
Weitere Gläubige strömen auf das Gelände.
Das optische Bild, das ich Ihnen geschildert habe,
hat sich aber im Wesentlichen nicht verändert.
Mit diesen Eindrücken beende ich meinen Bericht aus Gurg und gebe zurück in das Mittagsjournalstudio nach Wien.
Nach seinem Gurg-Besuch wird Johannes Paul II.
nach Salzburg zurückgebracht werden.
Im Salzburger Dom wird er morgen früh eine Messe für Behinderte, Kranke und alte Menschen abhalten, um unmittelbar danach die nächste Messe auf dem Residenzplatz zu feiern.
In den Printmedien ist der bereits zweite Besuch des Kirchenoberhaupts in Österreich nicht nur Schlagzeilen beherrschend, sondern auch Thema für die Kommentatoren.
Welche Aussagen sind vom Papst erwartet worden und was hat er tatsächlich gesagt?
Gegenüberstellungen dieser Art finden sich heute in fast allen österreichischen Zeitungen.
Ein besonderes Spannungsfeld hatte sich ja nach der gestrigen Aussprache zwischen Johannes Paul II.
und Vertretern der israelitischen Kultusgemeinden Österreichs aufgetan.
Sie warteten gespannt, was der Papst im ehemaligen KZ Mauthausen äußern würde.
Gisela Hopfmüller hat eine Auswahl aus den Zeitungskommentaren zusammengestellt.
In der Wiener Tageszeitung die Presse befindet Thomas Kurherr.
Der Papst ist ein Philosoph geblieben.
Er hat geschwiegen, wo er hätte reden können.
doch Kurherr diagnostiziert, es sei ein berätes Schweigen gewesen.
Johannes Paul II.
hat im Burgenland vor den Österreichern, Ungarn und Kroaten eine pastorale, eine seelsorgerische, aber in keiner Weise eine politische Rede gehalten, auch keine kirchenpolitische, und hat dennoch gerade dadurch einen eminent kirchenpolitischen Akt gesetzt.
Er hat Hürden überwunden, indem er keine neuen aufrichtete.
Auf die Bitte des Präsidenten Groß von der israelitischen Kultusgemeinde, ein Wort zur Vergangenheitsbewältigung zu sagen, sei Johannes Paul II.
überhaupt nicht eingegangen.
Er habe aber die Gedenkstunde in Mauthausen zu einem überaus eindrucksvollen Hinweis auf den geschundenen Menschen gestaltet.
Der Papst hat in der Tat geredet, indem er geschwiegen hat.
Das Treffen mit den Vertretern des Judentums darf dennoch wichtig genannt werden, auch wenn die tagsfrei verliehene Bezeichnung historisch nicht ganz zutreffend erscheint.
Wichtig war das Gespräch, weil es deutlicher als bisher zeigte, dass das Oberhaupt der Katholiken von seinem Standpunkt nicht abrücken will, nicht abrücken kann.
Und der heißt Versöhnung.
Die freilich braucht Partner.
Und darüber hat Johannes Paul II.
nicht geschwiegen, schreibt Thomas Kurherr in der Presse.
In der steirischen Kleinen Zeitung befindet Fritz Czoklic, dass allein schon die Zusammenkunft des Heiligen Vaters mit den Leitern der jüdischen Gemeinden in Österreich diese Reise wert war.
Nicht deshalb, weil bei diesem Treffen sensationelle, konkrete Ergebnisse herausgekommen sind, sondern weil die Atmosphäre als überwältigend geschildert wird.
Und wenn auch Wünsche der jüdischen Gesprächspartner offen geblieben sind, dieses atmosphärische Zueinanderkommen ist gerade jetzt, nach vielen Monaten polarisierender Auseinandersetzungen, mehr wert als so manches inhaltsträchtige Kommuniqué.
Und wenn Präsident Groß den Papst mit den Worten anredete, «Shalom, unser Bruder in Gott», dann wird eine Klimaänderung sichtbar, die sich endlich auch bei den letzten christlichen Antisemiten herumsprechen sollte, befindet Fritz Tschocklich in der kleinen Zeitung.
Zum selben Thema schreibt Peter Klar im oberösterreichischen ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
Es werden sich hoffentlich auch jene Zeiten überleben, in denen andere Vertreter anderer jüdischer Organisationen dem Papst vorwerfen, Österreich als ein Opfer des Narzissmus zu bezeichnen.
Wer gestern Mauthausen miterlebte, kann diesen Protest nicht verstehen.
Österreich weiß, dass der Holocaust unüberbietbar ist.
Es mögen die Nachfahren der Millionen gemordeten Juden aber auch verstehen, dass die Söhne und Töchter der nur Tausenden von nichtjüdischen NS-Opfern es unverschämt finden, ihre Väter und Mütter als Mittäter und Kollaborateure zu beschimpfen.
Der Papst und die Vertreter mosaischen Glaubens in Österreich haben gemeinsam durch ihr Verhalten am Freitag viel zu diesem Verständnis beigetragen.
Das gibt Hoffnung, heißt es im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
Im sozialistischen Zentralorgan Neue AZ meint Peter Pellinker, der Papst habe wenigstens eine Verurteilung jeder Form des Antisemitismus und des Vergessenwollens geliefert.
Natürlich hängen diese Aussagen auch mit der Außenpolitik des Vatikans zusammen.
Vor allem mit dem Fall Waldheim, den Präsident Groß mehrfach in seiner Rede angesprochen hat.
Schon aus Kompensation dafür, dass dieser Papst Waldheim im Vorjahr einen kurzfristigen Ausbruch aus seiner internationalen Isolation erlaubte und dass er ihn heuer schon aus protokollarischen Gründen wieder getroffen hat, muss Voldeva sichtbare Signale in eine andere Richtung setzen.
Wie schon immer gesagt, Kurt Waldheim bringt auch Gutes.
schreibt Peter Pellinger in der sozialistischen Neuen AZ.
In den unabhängigen Salzburger Nachrichten findet Karl-Heinz Ritschl ermutigend, dass der Papst sich ganz stark auf das Zweite Vatikanische Konzil beziehe.
In diesem Sinn ist die Forderung des Papstes, wie er es im Dom von St.
Stephan und auch in Trausdorf getan hat, nach Neuemangelisation zu verstehen.
Nämlich eine Erneuerung der Kirche, also aller Menschen, die diese Kirche gemeinsam bilden, aus den Quellen von Schrift und Liturgie.
Es geht um keine modische Anpassung, sondern es geht darum, die geistliche Dimension der Kirche zu erkennen, zu akzeptieren, Christsein zu leben.
Das ist die drängende Forderung des Papstes, der erkannt hat, dass letztlich die Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation die Schicksalsfrage der Kirche ist, und zwar der Kirche in den westlichen Ländern.
Denn im Osten ist eine bekennende junge Kirche am Leben, die gerade in der Not und Verfolgung gewachsen ist.
heißt es in den Salzburger Nachrichten.
Und in der Wiener Tageszeitung Courier schreibt Hans Rauscher, es sei jetzt nicht abzuschätzen, wie die österreichische Kirche nach dem Papstbesuch aussehen werde.
Eine gewisse Entfremdung des progressiven und des konservativen Flügels in Klerus und Laien wird zweifellos weiter bestehen.
Aber der Besuch eines Papstes und noch dazu eines so starken und mit natürlicher Autorität Ausgestatteten macht auch ganz allgemein eine Kirche stärker.
Ob der Besuch des Papstes ein weltgeschichtliches Ereignis ist, bleibt fraglich.
Aber Johannes Paul II.
ist eine der großen Persönlichkeiten der Zeit, wahrscheinlich der Geschichte.
Es ist jetzt sechs vor halb eins und wir kommen ins Ausland.
Der Pushkinplatz in Moskau, ein Sammelpunkt für Demonstrationen von Bürgerrechtlern, von Radikal-Perestroika-Aktivisten und jener Ort, an dem Unterschriften für die Errichtung eines Mahnmals für Opfer des Stalinismus gesammelt werden, ist heute mit Metallbarrieren abgeriegelt worden.
Eine Sicherheitsmaßnahme für die kommenden Dienstag beginnende All-Unions-Konferenz.
Ein Begriff, der im Westen nicht gerade geläufig ist, was auch nicht Wunder nimmt, ist es doch seit der letzten All-Unions-Konferenz bereits 47 Jahre her.
Dass diese Veranstaltung, zu der 5000 Delegierte aus allen Sowjetrepubliken anreisen, gerade jetzt aus der jahrzehntelangen Versenkung geholt wird, hat seine Gründe in der an allen Ecken und Enden der Sowjetunion krisenhaft spürbaren Aufbruchs- und Umbruchsstimmung.
Für die Behandlung aller Regionalkonflikte innerhalb der Riesenunion, angefangen von Bergkarabach über die rückkehrwilligen Krim-Tatarn bis zu den Selbstständigkeitsparolen der Ostseerepubliken, reicht ein Parteitag alle vier Jahre nicht mehr aus.
Der letzte Parteitag ist zwei Jahre her und seine Ergebnisse sind bereits jetzt überholt, berichtet Franz Köstler aus Moskau.
In den letzten Tagen vor Beginn der Parteikonferenz hat die Diskussion eine ganz außergewöhnliche Offenheit angenommen.
Auch die letzten Tabus scheinen gefallen zu sein.
In einer Live-Sendung im Fernsehen gestern Nacht bringt ein junger Mann das Problem, um das sich jetzt alles dreht, auf den Punkt.
Unter einem Spruchband mit der Losung »Mehr Sozialismus« stellt er die provokatorische Frage, wovon reden wir eigentlich?
Was heißt hier »mehr Sozialismus«?
Das Problem ist doch, dass es bei uns überhaupt keinen Sozialismus gibt.
Von den Zuschauern, die zur Stellungnahme aufgefordert werden, wünschen sich dennoch nur 11 Prozent ein Mehr an Sozialismus.
Die überwältigende Mehrheit, 64 Prozent, votiert für eine Losung, die an revolutionäre Basisdemokratie erinnert.
Alle Macht den Räten.
Die vergangenen Wochen der politischen Auseinandersetzung vor der Konferenz haben mit überraschender Klarheit gezeigt, wie sehr das sowjetische System, das sich aus der Oktoberrevolution zum Stalinismus entwickelt und bis heute repressiv und autoritär behauptet hat, an Glaubwürdigkeit verloren hat.
Es ist die Forderung nach Abschaffung der Planwirtschaft laut geworden, Markt und individuelle Initiative sind gefragt.
Es ist an der bisher unantastbaren Autorität der Partei gekratzt worden.
Ihr Machtmonopol wird infrage gestellt, andere gesellschaftliche Kräfte sollen mehr Mitspracherecht erhalten.
Ihre Allmacht soll eingedämmt werden, Partei und Staat voneinander getrennt.
Demokratie und Rechte und Freiheit der Bürger werden eingefordert.
Man ist auf der Suche nach einer neuen Identität, nachdem man sich vom stalinistischen Modell, das bis heute das Leben in der Sowjetunion geprägt hat, endgültig verabschieden will.
Das heißt aber, dass man fast alles infrage stellt, was bisher als über jede Diskussion ein Haben gegolten hat.
Wie explosiv das sein kann, zeigt die nationale Frage, die an der Peripherie des Imperiums aufgebrochen ist.
Im Süden sind in diesen Tagen Truppen im Einsatz, um entlang der von Stalin gezogenen Grenzen blutige Auseinandersetzungen zwischen Aserbaidschanern und Armeniern zu verhindern.
Und im Norden, in den Baltischen Republiken, macht sich eine Massenbewegung breit, die die Eingliederung in die Sowjetunion politisch infrage stellt, die von Stalin in Absprache mit Hitler vor dem Zweiten Weltkrieg erzwungen worden ist.
Kolbin, ein Parteichef aus einer anderen ethnischen Krisenzone Kasachstan, fordert,
dass die nationale Frage bei der Konferenz eine zentrale Rolle spiele.
Die Vergangenheit bewältigen, Abschied nehmen vom Stalinismus heißt auch, das Verhältnis der Völker in der Sowjetunion zueinander neu zu definieren.
Das sind die Probleme, die die 5000 Delegierten Anfang nächster Woche in Moskau erwarten.
Die Thesen zur Konferenz enthalten einige wichtige Punkte zur Demokratisierung der Partei und der sowjetischen Gesellschaft.
Sie gehen weiter, als man je zuvor sich gewagt hat.
Aber in der stürmischen Diskussion der vergangenen Wochen sind sie selbst unter Beschuss geraten.
Die Probleme, die sich jetzt offen und dringlich gezeigt haben, finden in ihnen nur unzureichende Antworten.
Es sind Erwartungen geweckt worden, die sie nicht erfüllen.
Nun gehört es zu den Spielregeln des sogenannten demokratischen Zentralismus, dass vor Parteikongressen diskutiert werden darf, während sich nachher alle an die beschlossene Linie zu halten haben.
Und diese wird von Kompromissen und Einschränkungen geprägt sein.
Die Schar der radikalen Reformen hat sich bei der Auswahl der Delegierten nur spärlich gegen einen bremsenden Parteiapparat durchsetzen können.
Die Diskussion selbst aber ist längst weitergegangen und hat einen Blick in die tiefe Krise und Desorientierung der sowjetischen Gesellschaft heute gegeben, die nicht auf einer Parteikonferenz und nicht in wenigen Jahren einer offenen Politik
so viel über innersovjetische Konflikte der Perestroika-Ära.
Das derzeitige Tauwetter in den Ost-West-Beziehungen klammert auch den wesentlichen Faktor Ökonomie nicht mehr aus.
Die großen Wirtschaftsblöcke des Westens und des Ostens, die EG und der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe RGW, früher Comecon genannt, proben die wirtschaftliche Zusammenarbeit.
Nach mehr als drei Jahrzehnten des gegenseitigen Nicht-einmal-Ignorierens wird heute in Luxemburg ein Vertrag unterzeichnet, mit dem die beiden Wirtschaftsblöcke einander anerkennen und Bereitschaft zur Zusammenarbeit bekunden.
Für die EG werden Hans-Dietrich Genscher als Präsident des Ministerrates und Außenhandelskommissar Willi de Klerk ihre Unterschrift unter das Dokument setzen,
Für den RGW signieren dessen Generalsekretär Vyacheslav Sipchov und der von der GSSR gestellte Präsident des Exekutivkomitees Rudolf Rolicek die Abmachung.
Aus dem Luxemburger EG-Gebäude meldet sich Roland Adrovica.
Ein neues Blatt in der europäischen Nachkriegsgeschichte wurde aufgeschlagen, sagte heute hier in Luxemburg der deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher.
Michael Gorbatschow und seine Politik der Perestroika machen also wieder einmal etwas möglich, was noch vor wenigen Jahren als undenkbar erschienen wäre.
Mit der heutigen Aufnahme offizieller Beziehungen zwischen der europäischen Gemeinschaft und dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe endet ein 30-jähriger kalter Krieg zwischen den beiden Wirtschaftsblöcken.
Bisher missachtete man einander offiziell.
Bei der Gründung der damals noch EWG genannten Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft vor 31 Jahren sprach Moskau verächtlich von einem wirtschaftlichen Anhängsel des NATO-Bündnisses.
Es handle sich dabei um ein Projekt der Monopolisten, das gegen die Interessen der werktätigen Klassen gerichtet sei.
Nun, der Ton aus Moskau ist ein anderer geworden.
Nicht zuletzt deshalb, weil die osteuropäischen Staaten allesamt in mehr oder weniger großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten stecken.
Sie brauchen die Zusammenarbeit mit dem Westen dringender denn je.
Die bisherigen Handelszahlen über die Systemgrenzen hinweg sind alles andere als beeindruckend.
Im vergangenen Jahr ist das Handelsvolumen der EG mit den Staaten des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe sogar um 20 Milliarden Schilling gegenüber dem Vorjahr gesunken, die Tendenz ist weiter rückläufig.
Der Warenaustausch mit dem Osten macht nur noch knapp mehr als 6% des EG-Außenhandels aus, während das Handelsvolumen mit der EFTA mehr als 25% beträgt.
Die Aussichten auf Besserung sind nicht besonders gut.
Die osteuropäischen Staaten sind mit 1200 Milliarden Schilling verschuldet, ihre Produkte sind oft nicht konkurrenzfähig.
Das Interesse des Ostens an der Ausweitung der Zusammenarbeit mit der EG ist groß, das zeigt ein Detail der heute unterzeichneten Erklärung.
Die Verhandlungen zwischen den beiden Wirtschaftsblöcken spießten sich nämlich monatelang an der Berlin-Frage.
Die EG hatte darauf bestanden, dass in die Erklärung eine Passage aufgenommen wird, nach der alle Vereinbarungen mit dem RGW auch für das Territorium von West-Berlin gelten sollen.
Die sozialistischen Staaten hatten jedoch die Aufnahme eines solchen Hinweises abgelehnt.
Man umschiffte die Klippe mit Hilfe der sprachlichen Diplomatie, wobei zweifellos der Osten nachgegeben hat.
Unter Ziffer 5 heißt es nämlich im Vertragstext, was die Anwendung auf die Gemeinschaft anbelangt, so gilt diese Erklärung für die Gebiete, in denen der Vertrag zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft angewendet wird und nach Maßgabe jenes Vertrages.
Das schließt West-Berlin natürlich ein, ohne das heikle Kind beim Namen zu nennen.
Die Bundesrepublik bis Ende Juni noch jener Staat, der turnusgemäß den Vorsitz in der EG hat, kann damit einen weiteren Pluspunkt auf ihr Europakonto buchen.
Die sechs Monate der deutschen Präsidentschaft waren erfolgreicher, als selbst kühne Optimisten erwartet hatten.
Helmut Kohl und seine Regierung zeigen auf europäischer Ebene oft mehr Geschick als in der deutschen Innenpolitik.
Der deutsche Bundeskanzler, der als nicht nur körperlich großer Europäer in die Geschichte eingehen will, wird sich auf dem Morgenabend in Hannover beginnenden Gipfeltreffen der EG Staats- und Regierungschefs dafür mit Sicherheit gern feiern lassen.
Zuhause in Bonn muss er Streicheleinheiten ohnehin meist entbehren.
Von den internationalen Wirtschaftsbeziehungen jetzt zur österreichischen Parteipolitik.
Der Freiheitliche Parteivorstand hat gestern einstimmig die Wiener Bundesrätin Heide Schmidt zur ersten Generalsekretärin bestellt.
Zweiter Generalsekretär wird der 31-jährige Kärntner Agraringenieur Matthias Reichold aus St.
Georgen am Lenksee.
Reichold war bisher in der Kommunalpolitik seiner Heimatgemeinde tätig.
Und auch einen neuen Bundesgeschäftsführer hat der FPÖ-Parteivorstand gestern installiert.
Gerfried Horner, in dessen Händen bisher die Geschäftsführung lag, wird durch den aus Wien stammenden Wirtschaftsexperten Harald Göschl abgelöst.
Doch zurück zum künftigen Generalsekretariat der Freiheitlichen, wo nach Norbert Gugerbauer die 39-jährige Heide Schmidt einziehen wird.
Heide Schmidt, Doktor der Rechte, aber auch Magister der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, war langjährige Mitarbeiterin in der Volksanwaltschaft, zunächst bei Gustav Zeilinger, zuletzt bei Helmut Jossek.
Zu Jahresbeginn erfolgte dann ihr Schritt in die Politik als einziger freiheitlicher Bundesrat.
Und nun wird sie also, wenn Norbert Gugerbauer im Herbst das FPÖ-Generalsekretariat verlässt, als dessen Nachfolgerin fungieren.
Erich Aichinger hat heute Bundesrätin Heide Schmidt.
Im Journal zu Gast.
Frau Dr. Schmidt, alles Gute zur Bestellung zum Generalsekretär oder finden Sie Hals- und Beinbruch vielleicht angemessener?
Oder sind Sie mit Zynismen reichlich versorgt?
Reichlich versorgt bin ich nicht, aber ich habe auch was übrig von dem gesunden Zynismus.
Ich hoffe, dass ich mir dabei nicht das Genick breche.
Aber Sie sind sich schon dessen klar, dass Sie auf einem Schleudersitz Platz genommen haben?
Oder sehen Sie es nicht ganz so?
Nicht als Schleudersitz?
Aber ich bin mir klar, dass das eine verdammt schwierige Aufgabe ist, wo ein Absturz durchaus mit einkalkuliert werden muss.
Wie hat eigentlich Jörg Haider Sie davon überzeugt, Du bist die Richtige?
Ich glaube, es hat nicht er mich überzeugt, sondern ich habe mich dann selber überzeugt.
Ich war ja in der Situation, nicht darüber nachdenken zu müssen, ob es jemanden Besseren als mich gibt.
Das war seine Sache.
Ich habe nur darüber nachdenken müssen, ob ich mich der Sache gewachsen fühle und ob ich glaube, dass ich es für die Partei gut machen kann.
Ja, und da bin ich in einer längeren Nachdenkphase dann zum Ergebnis gekommen, wenn er es riskiert, dann riskiere ich es erst recht.
Das war eine hoch elegante Antwort.
Sie hat nicht ganz die Frage getroffen.
Warum, glauben Sie, ist Haider auf Sie verfallen?
Ich glaube, das müssten Sie ihn wirklich selber fragen.
Hat er das nie gesagt?
Naja, nein.
Er hat zu mir gesagt, er möchte ein zweites Generalsekretariat installieren.
Er möchte hier einen Schwerpunkt setzen bei Frauenfragen.
Er ist der Meinung, ich hätte die Qualifikation insgesamt, um hier eine größere Rolle in der Partei zu übernehmen, als ich sie bislang gehabt habe.
Wobei, sagen muss ich aber eigentlich.
Kaum eine gehabt, eben der Bundesrat war der erste Einstieg in die Politik überhaupt.
Ja, und was ich in meiner bisherigen Arbeit geliefert habe und was ich dann im Bundesrat möglicherweise für ihn geliefert habe, das hat ihn offenbar, Sie müssen ihn, wie gesagt, selber fragen, aber das hat ihn offenbar zu der Anschauung gebracht, ich wäre die richtige Person dafür.
Wenn ich mir jetzt sozusagen ihr kolportiertes Berufsbild für die nächsten Jahre, wenn es so lange dauert, ansehe, dann heißt es, sie sollen in der Öffentlichkeitsarbeit tätig sein.
Da gibt es aber in dieser Partei schon einen, der das ganz perfekt macht, das ist Jörg Haider.
Je mehr, desto besser.
Die Konkurrenz wird schon sehr groß sein und ich würde sagen, im Zweifelsfall sticht Haider.
Ich habe überhaupt nicht die Absicht, und das liegt also wirklich nicht mindestens in meinen Vorstellungen, ihn zu konkurrieren.
Ich habe eine ganz andere Aufgabe.
Er ist der Bundesparteiobmann und ich bin der Generalsekretär.
Das sind zwei völlig verschiedene Dinge, also überhaupt keine Konkurrenz.
Ich hoffe, wir werden einander ergänzen.
Ja, Kaider ist manchmal imstande, ein bisschen die Nuance seiner politischen Aussage zu variieren.
Glauben Sie, Sie haben das Tempo, da folgen zu können?
Ich hoffe es.
Nur, jetzt gestehe ich, ich weiß nicht genau, was Sie konkret jetzt damit gemeint haben.
Es streift auch ein bisschen den Vorwurf des Populismus, der eingemacht wird.
Da gibt es sogar schon wissenschaftliche Untersuchungen über das ganze Vokabular des Jörg Haider.
Haben Sie das je gelesen?
Gelesen habe ich es nicht.
Aber zum Vorwurf des Populismus möchte ich durchaus gerne etwas sagen.
Das wird jetzt in einer sehr negativen Art und Weise gebraucht, dieser Begriff nämlich wird in einer so negativen Art und Weise gebraucht.
Ich glaube, dass man ihn auch positiv sehen kann.
Sollte man ihn nämlich so sehen, dass damit gemeint ist, dass jemand die Sprache dessen spricht, für den man da ist, nämlich für den einzelnen Staatsbürger.
wenn man versucht, das auszusprechen und zwar in einer Weise, dass er es auch versteht, was ihn unangenehm berührt, was ihn stört.
Und wenn man das dann im wahrsten Sinne des Wortes als Populismus bezeichnet, dann würde ich mir wünschen, dass wir mehr Politiker haben, die Populisten sind.
Irgendwo wird ihm am Rande auch wieder vorgeworfen, er liebeige ein wenig mit Deutschtum, Deutschtümelei.
Haben Sie das Empfinden auch oder ist der Vorwurf ungerechtfertigt?
Also das Wort Deutschstümelei, würde ich sagen, ist ein ungerechtfertigter Vorwurf an der FPÖ schlechthin.
Und da gibt es keine Nuance bei Jörg Haider, wo man auch, um es brutaler zu sagen, durchaus in Kauf nimmt, von alten Nazis gewählt zu werden?
Also, wenn ich mir die Stimmen aussuchen kann, dann würde ich solche Stimmen nicht bevorzugen.
Sie werden auch ein bisschen das Aushängeschild für die Frauenfragen sein, so die Definition.
Wie war eigentlich das Echo von den Parteischwestern?
Da gibt es ja auch ein paar Altstars, Dr. Patik Pablé beispielsweise.
Wie hat die reagiert?
Also da muss ich jetzt schon widersprechen, Sie als Altstar zu bezeichnen, finde ich schon unfair.
Nein, ich wente lange in der Politik.
Bei Star gehe ich mit, bei Altstar nicht mehr.
Nein, also dazu war die Zeit noch viel zu kurz.
Denn die Entscheidung ist ja praktisch gestern gefallen.
Und mich haben gestern, ich habe nicht darauf geachtet, wer nicht, aber soweit ich mich erinnere, haben mir alle Kolleginnen jedenfalls Glück gewünscht.
Und das nehme ich als einen ehrlichen Glückwunsch an.
Wie viele Parteimitglieder hat die Freiheitliche Partei gar nicht jetzt?
Ich weiß es nicht, nein.
Ich weiß es nicht.
Wenn Sie mich im Oktober fragen, nachdem ich ja erst im Oktober mein Amt antrete, dann werde ich es Ihnen hoffentlich sagen können.
Wie viele kennen Sie eigentlich persönlich, glauben Sie?
Ich kenne so viele Leute, von denen ich nicht einmal weiß, ob sie Parteimitglied sind oder nicht.
Und ich gestehe, das ist mir eigentlich auch das Wichtige.
Ich möchte, und das hat mich sehr gefreut, dass das der Parteiobmann gestern in unserer Vorstandssitzung auch als sein Ziel hingestellt hat.
Ich möchte, dass wir uns nach allen Richtungen hin öffnen und Ansprechpartner für mehr Leute werden, als die, die irgendeinen Parteibuch in der Tasche haben.
Egal, ob das jetzt unseres oder ein fremdes ist.
Ich glaube, dass es einfach eine Fehlentwicklung der heutigen Politik ist, dass man so unterscheidet nach Rot, Schwarz, Blau oder Grün und die Leute dann in dieses Kastl setzt.
Ich weiß daher gar nicht, wer alle ein Parteibuch hat, den ich kenne.
Ich kenne bitte genug Leute aus der Partei.
Wenn ich auch keine Funktion vorher hatte, ist es nicht so, dass mir das alles fremd ist, bei Gott nicht.
Dann wissen Sie vermutlich auch über die finanzielle Situation der Partei Bescheid, weil das ist eine wichtige Sache.
Da weiß man, wie teuer man einen Wahlkampf führen kann etc.
Also das weiß ich ehrlich gestanden noch nicht.
Ich habe mich bislang mit dem nicht auseinandersetzen müssen, worüber ich durchaus froh war.
Lassen Sie mich so formulieren, ich muss das ein bisschen drastischer sagen, ich hoffe Sie sind mir nicht böse.
Da gibt es einen Parteiaugmann Jörg Haider, der ist mit allen Wassern gewaschen und da kommen jetzt drei neue Leute, die sind politisch gesehen noch nicht richtig trocken hinter den Ohren.
Kann das gut gehen?
Ich hoffe, dass es gut geht, sonst hätten wir drei nicht Ja gesagt und sonst hätte uns die Partei nicht vorgeschlagen, wenn er nicht auch der Meinung wäre, es würde gut gehen.
Wer ein Amt bekommen hat, der kommt auch in die Karikatur, das ist nun einmal so im politischen Alltag.
Sie werden heute dargestellt.
Als Beifahrerin auf dem Soziussitz eines Motorrades vorne fährt Jörg Haider, hinten sitzen Sie.
Untertitel Kraft durch Heide, ein deutlicher Anklang an Kraft durch Freude des Dritten Reichs.
Erfreuen Sie sich über die Karikatur oder stört Sie der Anklang?
Mich stört jedenfalls der Anklang, das ist gar keine Frage.
Wobei ich sagen muss grundsätzlich, dass ich am Soziussitz sitze, das ist nichts Diskriminierendes.
Es ist ganz klar, dass der Parteiobmann der Erste ist.
Daran gibt es sowieso nichts zu rütteln und wenn man auf einem Motorrad mitfährt, ist das nichts Negatives.
Es würde mich auch theoretisch nicht freuen, mir zu unterstellen, dass ich Kraft in etwas hineinbringe.
Im Gegenteil, auch das ist positiv.
Nachdem es eindeutig gemeint ist und eindeutig offensichtlich hier ein Zusammenhang hergestellt werden soll, deswegen stört es mich gewaltig.
Würden Sie eigentlich im Privatleben auf ein Motorrad steigen und hinten drauf sitzen?
Sofort, mit Freude.
An dieser Stelle, glaube ich, muss die unvermeidliche Frage kommen, sind Sie mehr national orientiert, mehr liberal orientiert?
Wie stehen Sie zu diesem Begriff?
Ich kann mir schon vorstellen, was da kommt.
Ja, auch wenn es jetzt nicht sehr originell ist, aber da gibt es für mich wirklich nur eine Antwort, freiheitlich natürlich.
Und das freiheitlich, beide sind sich vereinigt, das haben wir doch in unserem Parteiprogramm klar festgelegt, das ist für mich kein Problem.
Was fangen Sie wirklich in der Praxis an mit Österreich ist Bestandteil der deutschen Kulturnation?
Ich glaube so ungefähr heißt es bei Ihnen im Parteiprogramm.
Ich muss offen zugeben, dass mir in diesem Bereich das Problembewusstsein fehlt.
Für mich bedeutet national ein ausgeprägtes Heimatgefühl zu haben.
Das habe ich.
Für mich bedeutet liberal den größtmöglichen Freiraum für den Einzelnen zu garantieren.
möglichst viele Wahlmöglichkeiten dem Einzelnen zuzugestehen, welchen Weg und was er tun will, welchen Weg er gehen will, was er tun will.
Und im Erreichen dieses Zieles gibt es einfach verschiedene Wertvorstellungen, die man reiht.
Und dann ist es so, dass das Heimatgefühl hier bei uns in unserem Parteiprogramm einfach einen hohen Stellenwert hat, wahrscheinlich einen höheren als in anderen Parteiprogrammen.
Das ist alles.
Haben Sie eigentlich die Diskussion rund um Peyman ein bisschen mitverfolgt?
Das war gar nicht zu verhindern, ja.
Was halten Sie von dem Ganzen?
Schwingt da was anderes auch mit oder ist das nur die Auseinandersetzung um die Kunst?
Nein, also Auseinandersetzung um Kunst glaube ich überhaupt nicht, dass es ist.
Oder wenigstens nur in leider sehr wenigen Bereichen.
Es schwingt in der Öffentlichkeit, so fürchte ich, schon etwas anderes mit.
Das hat man schon gehört bei Äußerungen, die dann gegen den Pifke gegangen sind, die dann dagegen gegangen sind.
Wir sind wir und was brauchen wir jemanden von draußen?
Das ist eine sehr traurige und üble Entwicklung, wo man entgegenarbeiten muss.
Aber das Problem Paimann ist für mich ein anderes.
Beim Herrn Paimann würde ich persönlich schon unterscheiden zwischen dem Künstler Paimann und zwischen dem Manager Paimann.
Das Burgtheater braucht beides.
Ich weiß nicht, ob der Herr Paimann die richtige Hand zur Führung des Theaters hat.
Das ist alles.
Seine künstlerischen Qualitäten würde ich dabei überhaupt nicht antasten.
Im Gegenteil, mir gefällt, welch frischen Wind er in dieses Haus bringt.
In der Auseinandersetzung sind da ziemlich extreme Worte gefallen.
Da hat Peimann einmal gesagt, wer gegen mich ist, der pflegt Fremdenhass.
Da sagt auf der anderen Seite die Erika Bluha, was Peimann sagt, ist Faschistoid.
Ja, also bitte, wenn er so vereinfacht, dann darf er sich nicht wundern, wenn man ihn so einordnet.
Denn diese Vereinfachung kennen wir ja eben aus diesem Bereich.
Wer nicht für mich ist, ist gegen mich und und und.
Wenn er sich dieses Vokabular bedient, dann darf er sich nicht wundern, wenn er dann so eingeordnet wird.
Bei den wenigen Angaben, die es zu Ihrer Person gibt, habe ich auch gefunden, dass Sie Mozart ganz gerne hören.
Stimmt das überhaupt?
Das stimmt.
Das stimmt nur, ich bin auch hier kein Spezialist.
Ich höre viele Dinge gern.
Ich mag den Mozart sehr gern, ich mag den Vivaldi sehr gern, ich mag aber auch einen Beethoven sehr gern.
Und ich mag vor allem, was also dabei zu kurz gekommen ist, die moderne Musik sehr gern.
Ich mag die Tina Turner, ich mag den
Ich mag vor allem sehr gerne Jazz.
Da gibt es ein breites Spektrum, das kommt auf die jeweilige Stimmung an.
Wenn ich jetzt versuche eine Klammer herzustellen, bei Mozart fällt mir ein Hochzeitsfigaro, den Cherubin beispielsweise, beim Beethoven die Leonore, das wären zwei Hosenrollen.
Würden Sie die allenfalls singen wollen?
Nein, nein.
Nein, also wenn ich mir eine künstlerische Tätigkeit für mich jemals erwünscht hätte, dann wäre es nicht das Singen gewesen, obwohl meine Schwester darunter gelitten hat, wenn ich zu Hause gesungen habe.
Wahrscheinlich auch deswegen.
Nein, dann würde ich also... So kommt man in die Politik.
Nein, nein, das weiß eigentlich niemand von mir.
Das erzähle ich Ihnen jetzt zum ersten Mal.
Nein, Singen wäre nicht das, was ich mir wünschen würde.
Ich würde gerne malen können.
Das kann ich aber auch nicht.
Ein bisschen zurück zum Ernst der Sache.
Glauben Sie, dass sich die Partei woanders hin entwickeln muss?
Dass es primär doch darum geht, 18, 20 oder wie auch immer Nationalratssitze zu halten, in den einzelnen Landtagen zuzulegen?
Oder sollte nicht auch zu denken geben, dass, personalisieren wir es, ja keiner von Wahl zu Wahl zulegt?
aber man die Frage nach der politischen Umsetzung sehr wohl stellen kann.
Denn das schärfste Instrument, das heute bleibt, ist gemeinsam mit den Grünen im Parlament eine Dringliche machen.
Ja, aber das liegt nicht an uns, sondern das liegt unter anderem auch an der Geschäftsordnung, die nicht sehr minderheitenfreundlich ist.
Ich glaube nicht, dass es das Ziel einer Politik sein kann, einen bestimmten Mandatstand zu halten oder bestimmte Stimmen zu bekommen.
Ich glaube, das Ziel muss sein, glaubwürdig zu sein, Inhalte zu präsentieren,
Da sehe ich eine wesentliche Aufgabe auch für mich, hier mitzuarbeiten, weil ich der Meinung bin, dass es dann ganz automatisch kommt, dass die Stimmen dazukommen.
Ich meine, man hat nichts davon, ein kleines Häuflein von Ehrlichen zu sein, die dann aufgrund ihrer Kleinheit nichts umsetzen können.
Also diesen Idealismus habe ich mir abgewöhnt.
Haben Sie eigentlich einen persönlichen Wunsch, wie es in der Partei weitergehen soll?
Könnten Sie allenfalls auch mit einem anderen Parteiobmann?
Oder sind Sie persönlich an Jörg Haider gebunden?
Nein.
Ich könnte sicher auch mit einem anderen Parteiobmann, wenn er mir glaubhaft scheint.
Da gibt es nichts Pauschales.
Ich kann nicht sagen, ich kann nur mit dem einen und sonst mit keinem oder mit gar niemandem.
Das kommt einfach auf die jeweilige Person an.
Wie sieht es denn bei Ihnen privat aus?
Sie sind Beamte in der Volksanwaltschaft, lassen sich karenzieren?
Ich habe die Absicht, ja.
Gegen den Entfall der Bezüge selbstverständlich.
um sich sozusagen das Hintertürchen offen zu lassen, wenn es schief geht.
Ich sehe es nicht als eine Hintertür, sondern ich sehe es als ein Sicherheitsnetz, um auch meine Unabhängigkeit zu demonstrieren.
Ich habe einen Beruf, ich bin nicht darauf angewiesen, im politischen Geschäft zu bleiben.
Ich bin daher auch nicht darauf angewiesen, Konzessionen zu machen, die mir zu viel sind.
Sie haben zwar schon ein paar Mal angedeutet, es ist alles noch zu früh, aber haben Sie wenigstens schon Konturen eines politischen Programmes?
Es ist wirklich zu früh, dass ich jetzt ein Programm hinlege und sage, das und das will ich durchsetzen.
Das wäre auch nicht sehr seriös.
In dieser kurzen Zeit kann man sowas noch nicht erstellen.
Es geht mir schon darum, an etwas mitzuarbeiten, das der Parteiobmann gestern in unserer Vorstandsklausur als ein Ziel dargestellt hat, nämlich die Öffnung der Partei.
Eine Öffnung in der Richtung, dass man Ansprechpartner wird, auch für Gruppierungen, die zu keiner Partei gehören oder auch zu einer fremden Partei gehören.
Stichwort Bürgerinitiativen.
Dass man Ansprechpartner wird für alle jene Bürger, die einfach das Gefühl haben, sie können sich alleine nicht wehren.
Das ist vielleicht auch so ein bisschen das, was ich mitnehme aus meiner bisherigen Tätigkeit von der Volksanwaltschaft, wo ich also täglich konfrontiert bin mit den Leuten, die die Ohnmacht des Apparats spüren und das Gefühl haben, sie kommen dagegen nicht an.
Dass wir das alles sein möchten, ohne danach zu fragen, wo gehörst du eigentlich hin.
Und dass wir das nicht nur sein möchten in irgendeiner Wahlveranstaltung und irgendwo auf der Straße bei einer Standelaktion oder sonst wo, sondern dass wir das sein möchten auch in Gremien, wo andere Parteien jemanden nicht hereinholen.
im Beraterfunktion.
Der zweite Schwerpunkt, der sich landläufig daraus ergibt, dass ich eben eine Frau in dieser Funktion bin, ist, auch zu signalisieren, dass die Freiheitliche Partei jedenfalls wirklich keine Männerpartei mehr ist, was man uns ja lange Zeit, auch bis heute, nachgesagt hat.
Haben Sie so etwas wie ein politisches Fernziel für Sie persönlich?
Ich greife jetzt irgendetwas aus der Luft, beispielsweise Wiener Parteiobmann der Freiheitlichen Partei.
Nein, ich habe für mich persönlich überhaupt kein politisches Fernsehen.
Danke für das Gespräch.
Die Fragen an unseren Journalgast Heide Schmidt stellte Erich Eichinger.
In Venedig ist zurzeit die 43.
Biennale zu sehen.
Gestern Abend wurde der Österreich-Pavillon eröffnet.
In dem 1934 vom Jugendstil-Architekten Josef Hoffmann errichteten Pavillon, der nun vollständig renoviert ist, werden diesmal die Arbeiten des Malers und Zeichners Siegfried Anzinger, einem prägenden Künstler der 80er Jahre, ausgestellt.
Mehr von Robert Bilek.
Es wäre natürlich aufregender gewesen, Siegfried Anzinger bereits vor zwei oder vor vier Jahren bei der Biennale als Österreich-Vertreter anzutreffen.
Doch der Mut zum Neuen ist längst nicht mehr Sache der Nationenschau in Venedig.
Dazu kommt, dass trotz der langjährigen Aufholjagd des österreichischen Kommissars Hans Hollen immer noch viele durchaus Biennale-würdige Künstler unberücksichtigt bleiben.
Doch Hollen meint, es gibt eben auch eine sehr gute jüngere Generation, die auch einmal dran
kommen muss und da ist meiner Ansicht nach der Anzinger der Protagonist und deswegen habe ich Anzinger ausgewählt.
Er ist eben schon auch fast in der jüngeren Generation schon wieder ein Klassiker.
Und als Klassiker wird Anzinger auch präsentiert.
Mit einer Werkübersicht aus den letzten vier Jahren, mit ganz frischen Zeichnungen und neuer Malerei.
Keine schnell hingeworfenen Bilder mehr, sondern zurückhaltende, vielschichtige Kompositionen.
was jedoch keinesfalls auf einen Bruch in der Arbeit des Künstlers hinweist, wie Anzinger selbst meint.
Nur wenn man ein Extrem, also ein Bild von 1984 gegen ein Bild von jetzt stellt, wird der Bruch spürbar.
Man bräuchte eigentlich eine Wäscheleine, an der man jedes Bild aushängt.
Wie ihr ein Buch von vorne nach hinten liest, dann wird man sehen, dass das eine Bild immer das nächste ergeben hat, oder das Bild, das man zumindest einleitet, so gelaufen ist.
Anzinger, ehemals eingestuft als junger Wilder, befindet sich heute scheinbar auf der Suche nach Schönheit.
Gar nichts dagegen, wenn jemand meine Bilder hübscher findet.
Letztens zumindest.
Später wäre es sicher wieder grauslichere Bilder, meine ich.
Aber wer denn weiß, wie schwierig es ist, ein hübsches Bild zu malen.
Es ist wesentlich einfacher, um es so abzufahren, weil ich genug rauzige Bilder heruntergestrichen habe.
Es ist ganz schön schwierig, ein heißeres Bild mit hübschen, ja auch lieblichen Formen in einen Gleichklang zu bringen, also eine Melodie in ein Bild reinzukriegen.
Österreichs Biennalebeitrag gibt sich also eher zurückhaltend und ein bisschen konservativ-elegant, was bei der Kritik aber gar nicht schlecht ankommen dürfte.
Peter Bode von der Deutschen Kunstzeitschrift Art und der Abendzeitung München.
Zum österreichischen Pavillon möchte ich sagen, dass die Renovierung ihm sicher sehr gut getan hat.
Das ist ja wirklich ein architektonisches Kunstwerk und beim Herlaufen auf dem Pavillon habe ich gesagt, das ist einer der schönsten Pavillons dieser Biennale.
Und von Ansinger selber bin ich überrascht.
Ich habe ihn so noch in Erinnerung als einen der österreichischen Wilden und das zieht sich jetzt bei ihm ja in eine bestimmte Melancholie, eine
sehr kunstvolle Blässe zurück und eines der schönsten Bilder, an die ich mich jetzt spontan erinnere, ist dieses Bild Pferd und Alkohol, wo eben ein Leben, ein trauriges, ein zweiflungsvolles Lebensgefühl eigentlich besonders schön zum Ausdruck kommt.
Klassische Schönheit und hervorragende Malerei, also im Österreich-Pavillon.
Die spannenderen Arbeiten finden sich freilich in der Parallelausstellung Alberto, wo Österreich von Walter Opholzer, Willi Kopf, Heimer Zobernick und Hubert Scheibel vertreten wird.
Abschließend nochmal Siegfried Anzinger über seine Eindrücke von dieser Pianale.
Das ist meine erste Pianale.
Das ist in erster Linie ein Zirkus, den ich lustig finde, wenn ich gut aufgelegt bin, der mir auf die Nerven geht, wenn es mir nicht gut geht.
Aber das ändert nichts.
Übrigens, in der Stadt Brato, südlich von Florenz, wird heute Italiens erstes Museum für zeitgenössische Kunst eröffnet.
Und zwar mit einer Ausstellung von 34 europäischen Künstlern.
Darunter, neben viel Prominenz, wie Josef Beuys und Anselm Kiefer, auch die beiden österreichischen Alberto-Teilnehmer Billy Kopf und Hubert Scheibel.
Es ist vier vor eins, höchste Zeit für Schlussnachrichten.
Österreich.
Papst Johannes Paul II.
hat heute Vormittag in Lorch an der Enz zu Problemen der Arbeitsweltstellung genommen.
Vor etwa 80.000 Menschen unterstrich der Papst die Solidarität der Kirche mit allen, die am Arbeitsleben teilnehmen.
Ohne Opfer und ohne Kompromisse aller Beteiligten könne die Arbeitslosigkeit nicht bekämpft werden.
In diesem Zusammenhang rief der Papst die Gläubigen auf, sich für eine gerechte Verteilung der vorhandenen Arbeit und für die Schaffung neuer Arbeitsmöglichkeiten sowie gegen Ungerechtigkeit, Verleumdung und Demütigung einzusetzen.
Vor Beginn des Wortgottesdienstes hatten Arbeiter und Bauern aus den Diözesen Linz und St.
Pölten dem Papst über ihre Situation und ihre Anliegen berichtet.
Nächster Höhepunkt des heutigen Tages ist der Besuch von Johannes Paul in Gurg in Kärnten.
Er wird dort das Grab der Landesheiligen Hämmer besuchen und anschließend eine Eucharistiefeier zelebrieren.
Die designierte Generalsekretärin der Freiheitlichen Partei, Heide Schmid, hat betont, dass sie sich der Schwierigkeiten ihrer neuen Aufgabe vollauf bewusst sei.
In einem ORF-Interview sagte Schmid, sie hoffe, dass sie sich mit Parteiobmann Haider in der politischen Arbeit ergänzen werde.
Sie habe keine Absicht, Haider in der Öffentlichkeitsarbeit Konkurrenz zu machen.
Den Vorwurf des Populismus gegenüber Haider hält Heide Schmidt für zu negativ besetzt.
Man müsse den Begriff Populismus vielmehr positiv sehen, nämlich in dem Sinne, dass einer die Sprache des einzelnen Staatsbürgers spreche, argumentierte die designierte FPÖ-Generalsekretärin.
Luxemburg.
Die Europäische Gemeinschaft und der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe der Ostblockstaaten nehmen heute offizielle Beziehungen auf.
In einer gemeinsamen Erklärung, die in Luxemburg unterzeichnet wird, bekunden die beiden europäischen Wirtschaftsblöcke ihre Bereitschaft, die Zusammenarbeit zu verbessern.
Sowjetunion.
Die Parteizeitung Pravda übt heftige Kritik am Gebiet Sowjet der umstrittenen Region Bergkarabach.
Eine Resolution des Sowjet, in der die Abtrennung Karabachs von der Sowjetrepublik Azerbaidschan gefordert wird, sei verfassungswidrig, schreibt die Pravda.
In der Erklärung war verlangt worden, das mehrheitlich von Armenien bewohnte Gebiet bis zur Lösung des Regionalkonflikts unter die Zentralverwaltung Moskaus zu stellen.
Pakistan.
Bei einem Bombenanschlag auf ein Hotel in der Grenzstadt Peshawar sind mindestens elf Menschen getötet und eine unbekannte Zahl von Personen verletzt worden.
Das dreistöckige Gebäude stürzte nach Angaben der pakistanischen Polizei ein.
Zahlreiche Menschen wurden unter den Trümmern begraben.
Pakistan verdächtigt die kommunistische Regierung Afghanistans, Drahtzieher des Anschlags zu sein.
Damit solle die pakistanische Hilfe für muslimische Widerstandskämpfer behindert werden, sagte ein Polizeisprecher.
Iran-Irak.
Die irakische Armee hat nach eigenen Angaben heute früh neuerlich einen Angriff auf die Mashnun-Inseln durchgeführt.
Die im Südosten des Irak gelegenen Inseln sind seit mehreren Jahren vom Iran besetzt.
Die Inselgruppe verfügt über reiche Ölvorkommen und wurde im Vorjahr teilweise vom Irak zurückerobert.
Und jetzt noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
Aufgelockert bis stark bewölkt, häufig Regenschauer und Gewitter, kühl.
Das war in Kurzform das Wichtigste aus einer Stunde Mittagsinformation, die jetzt zu Ende ist.
Für das Team verabschiedet sich Manfred Kronsteiner.