Mittagsjournal 1984.03.09

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    KI-generiertes Transkript

    Wie Zeit?
    In fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Mahlzeit meine Damen und Herren, beim Mittagsjournal des aktuellen Dienstes begrüßt Sie heute recht herzlich Reinhold Henke.
    Wie immer gibt es den Meldungsteil am Beginn der Sendung und nach dem Meldungsteil und wie jeden Freitag auch der ausführlichen Wettervorhersage auf das Wetter zum Wochenende berichtet Manfred Kronsteiner über den Prozess, der Montag beginnt und zwar gegen den 19-jährigen Dreifachmörder Günther Lorenz in Wien, einen Fall, dessen Grausamkeit für internationales Aufsehen sorgt.
    Das deutsche Nachrichtenmagazin Stern hat bereits Buch- und Filmrechte exklusiv erworben.
    Der Fall Lorenz dürfte also wahrscheinlich sehr bald vermarktet werden.
    Erich Macho hat einen Report über die wirtschaftliche Situation und die Lebensbedingungen in der Tschechoslowakei für ein Journal extra produziert.
    Moshe Meisels berichtet über neue Beweise für Tätigkeiten jüdischer Terrororganisationen in Israel.
    Die Polizei hat nun riesige Waffenlager entdeckt.
    Sie hören dann ein Gespräch mit dem Schriftsteller Erich Fried, ein Lyriker, der bei seinen Lesungen immer wieder auf junge Menschen stößt, die ihn nach Lebensrezepten fragen.
    Und sie hören eine Vorschau auf eine Uraufführung.
    Die Oper König Ubi des bayerischen Komponisten Franz Hummel wird übermorgen in Salzburg uraufgeführt.
    Eine Oper, gegen die es schon heftige Polemik gab.
    Das ist unser Programm bis 13 Uhr.
    Wir beginnen jetzt mit dem Meldungsteil.
    Verantwortlich dafür ist heute Mittag Ferdinand Olbert und der Sprecher ist Herbert Slavik.
    Schweiz.
    Am zweiten Tag seines offiziellen Besuches nahm Bundeskanzler Sinovac am Vormittag in Bern in einer Pressekonferenz zu Fragen der schweizerisch-österreichischen Beziehung Stellung.
    Sinovac bezeichnete seine Reise als wertvoll und sagte, man habe vereinbart, den Handel zwischen Österreich und der Schweiz sowie die Zusammenarbeit in Drittländern zu verstärken.
    Bei den Gesprächen mit Schweizer Regierungsvertretern kam auch das Angebot der Firma Steyr-Daimler-Puch zur Sprache, 6000 Puch-Geländewagen an die Schweizerische Armee zu liefern.
    Eine Entscheidung in dieser Frage wird im Frühjahr erwartet.
    Gestern haben Sinovac und der schweizerische Bundespräsident Leon Schlumpf an den Iran und den Irak appelliert, die internationalen Bestimmungen über den Schutz der Kriegsopfer einzuhalten.
    Altbundeskanzler Kreisky hat in einem Vortrag in Genf die Rückkehr zur Entspannungspolitik gefordert.
    Kreisky sagte, die westeuropäischen Demokratien müssten den osteuropäischen Staaten das Gefühl geben, dass sie weiterhin am Prozess der Normalisierung interessiert sind.
    Die Vereinigten Staaten beschuldigte er, die Entspannung durch die Propaganda der gegenwärtigen Regierung aufgegeben zu haben.
    Der Kreml-Führung warf Kreisky die Zerstörung des Entspannungsklimas durch die Intervention in Afghanistan vor.
    Sowjetunion.
    Die Parteizeitung Pravda äußert heute Erstaunen über eine jüngste Äußerung des amerikanischen Verteidigungsministers Caspar Weinberger gegenüber dem Nachrichtenmagazin Profil.
    Weinberger habe das neutrale Österreich in eine Reihe mit den NATO-Verbündeten gestellt, schreibt die Pravda.
    Dies zeige, wie die USA Neutralität und Souveränität respektierten.
    Die Amerikaner verstünden nicht, was sie im österreichischen Staatsvertrag unterschrieben hätten, heißt es in dem bravter Kommentar.
    Weinberger hatte in dem Profilinterview erklärt, wenn die USA ihre militärische Abschreckungskraft erhalten könnten, werde weder Österreich noch einer der Verbündeten der Vereinigten Staaten angegriffen werden können.
    Naher Osten.
    In der libanesischen Hauptstadt Beirut ist es auch in der vergangenen Nacht nicht zu der angestrebten Waffenruhe gekommen.
    Regierungstruppen und Moslem-Milizen lieferten einander Artilleriegefechte.
    Auch in den christlichen Wohngebieten östlich von Beirut wurde gekämpft.
    Syrien hat nach Angaben des israelischen Ministerpräsidenten Shamir gedroht, den libanesischen Präsidenten Jamal Jel gefangen zu nehmen, falls er das Truppenabzugsabkommen mit Israel nicht annulliert.
    In einem Zeitungsinterview behauptet Shamir, Assad habe Jemael angekündigt, die pro-syrischen Moslem-Milizen könnten den Präsidentenpalast innerhalb einer Stunde besetzen.
    USA
    Die Regierung in Washington hat im Senat einen Misserfolg in ihrer Mittelamerikapolitik hinnehmen müssen.
    Der Haushaltsausschuss hat einen Antrag auf zusätzliche Finanzhilfe für antisandinistische Gruppen zurückgewiesen.
    Der Ausschuss vertagte daraufhin die Debatte über einen weiteren Antrag, die Militärhilfe für El Salvador zu erhöhen.
    Griechenland.
    Ein Zwischenfall in der Ägäis belastet die Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei neuerlich schwer.
    Nach griechischen Angaben wurden zwei Schiffe, ein Zerstörer der griechischen Marine und ein Fischkutter, in griechischen Hoheitsgewässern von einem türkischen Flottenverband beschossen.
    Die Granaten sollen das Ziel nur knapp verfehlt haben.
    Der türkische Botschafter in Athen erklärte dagegen, die türkische Marine habe nicht in Richtung der griechischen Schiffe geschossen.
    Nähere Einzelheiten wurden bisher nicht bekannt.
    Griechenland hat den türkischen Botschafter ausgewiesen und seinen eigenen Botschafter aus der Türkei abgezogen.
    Da beide Länder Mitglieder des Nordatlantik-Paktes sind, will Griechenland den Vorfall auch beim NATO-Rat in Brüssel zur Sprache bringen.
    Spanien.
    Der heutige Besuch des französischen Ministerpräsidenten Pierre Moreau in Spanien wird vom jüngsten Fischereizwischenfall im Golf von Biscaia überschattet.
    Französische Schnellboote beschossen zwei spanische Fischkutter, die illegal vor der französischen Küste fischten.
    Dabei wurden neun Matrosen verletzt.
    Der spanische Ministerpräsident Felipe González hat den Vorfall als schweren Schlag für die beiderseitigen Beziehungen bezeichnet.
    Österreich.
    Der Marktüberwachungsausschuss der OPEC, der Organisation Erdöl exportierender Länder, berät heute in Wien über die Lage auf den Ölmärkten.
    Weiterer Tagesordnungspunkt sind Anträge auf eine Erhöhung der Förderquoten und Preise.
    Nach Ansicht von Experten der Ölindustrie wird das Gremium die Förderung mehrerer Mitgliedsländer nach Preis und Mengenanhebung voraussichtlich ablehnen.
    Belgien.
    Bei einer Explosion im Kohlebergwerk Eistern sind in der vergangenen Nacht sieben Bergleute getötet und vier verletzt worden.
    Unter den Toten sind vier türkische und ein italienischer Arbeiter.
    Zu dem Unglück kam es mehr als 700 Meter unter der Erdoberfläche.
    Wenige Minuten vorher war die elektrische Entlüftungsanlage des Bergwerks ausgefallen.
    Dadurch könnte sich in den Stollen explosives Grubengas angesammelt haben.
    Bundesrepublik Deutschland, Berlin.
    Der ehemalige Bundesminister Hans Apel hat sich bereit erklärt, sich für die Sozialdemokraten um das Amt des Berliner Regierenden Bürgermeisters zu bewerben.
    Nach dem Rücktritt des bisherigen Spitzenkandidaten der SPD, Harry Ristok, sagte Apel in einem Fernsehinterview, wenn ihn die Partei rufen sollte, könnte er sich diesem Ruf nicht entziehen.
    Ristock hat gestern in einer außerordentlichen Sitzung des SPD-Landesvorstandes erklärt, er stehe als Spitzenkandidat nicht mehr zur Verfügung.
    Er war bis vor kurzem Geschäftsführer einer privaten Metallbaufirma, die in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten ist.
    europäische Gemeinschaft.
    In einer Sondersitzung des EG-Ministerrates nach dem schweren Fernfahrerkonflikt an den Grenzübergängen zu Italien konnte heute in Brüssel noch kein Durchbruch erzielt werden.
    Die Minister einigten sich noch immer nicht auf einheitliche Zolldokumente.
    Sie beschlossen lediglich die Freigabe von Warenproben, die künftig ohne Hinterlegung einer Bürgschaft von einem EG-Land ins andere transportiert werden können.
    Jugoslawien.
    Die Schnellstraße Autoput, eine der wichtigsten Transitverbindungen Europas, verfällt auf dem Stadtgebiet von Belgrad immer mehr.
    Die Stadtverwaltung und die jugoslawische Teilrepublik Serbien schieben einander die Verantwortung für die Erhaltung der Autostraße zu.
    Serbien argumentiert, die Schnellstraße sei eine innerstädtische Verbindung.
    Belgrad meint, für überregionale Straßenzüge sei die Teilrepublik zuständig.
    Auf dem fast 13 Kilometer langen Teilstück ist die Fahrbahndecke an unzähligen Stellen zerstört.
    Verkehrszeichen sind ungeknickt oder völlig verschmutzt und unleserlich.
    Die Autoputt ist wegen zahlreicher tödlicher Unfälle berüchtigt.
    Trotz massiver Finanzhilfe der europäischen Gemeinschaft hat Jugoslawien bisher nur ein Drittel der Straße vierspurig ausgebaut.
    Tschechoslowakei.
    In der Tschechoslowakei mehren sich die Meldungen über gravierende Umweltschäden.
    Nach Angaben eines ORF-Mitarbeiters in Prag wurden allein in Böhmen und in Meeren 700.000 Hektar Wald, ein Drittel aller Forstflächen, durch sauren Regen vernichtet.
    Ein Drittel aller Flüsse gilt als biologisch tot.
    Mehr als eine Million Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche gelten als chemisch verseucht.
    Nach jüngsten Untersuchungen entfallen auf jeden Bürger der Tschechoslowakei pro Jahr 1000 Kilogramm Industriestaub.
    So, das waren die Wettermeldungen im heutigen Mittagschanal und wir setzen wie jeden Freitag fort mit einer ausführlichen Wettervorhersage auf das Wetter zum Wochenende.
    Johannes Tschernin von unserer Wetterredaktion hat eine Wettervorhersage produziert.
    Das Wetter zum Wochenende wird wechselhaft, aber gar nicht so schlecht.
    Nur eins muss ich gleich sagen, Frühling wird es noch nicht.
    Wir liegen nämlich in einer kalten Strömung aus dem Norden und diese Luft, die von Skandinavien kommt, staut sich an den Alpen.
    Das ist die Ursache für die
    unergiebigen Schneeschauer, die es ja heute Vormittag im ganzen Gebiet, sagen wir, zwischen dem salzburgischen und der Mariazeller Gegend gegeben hat und zum Teil noch gibt.
    So wird es bis heute Abend weitergehen.
    Wechselnd aufgelockerte Bewölkung, immer wieder Schneeschauer nördlich der Alpen.
    Morgen am Samstag bleibt das Wetter sehr ähnlich wie heute.
    Etwas Sonne, etwas Wolken, örtlich Schneeschauer, aber ganz bestimmt kein ergiebiger Schnee.
    Im Westen des Landes vielleicht etwas schöner als in den übrigen Bundesländern.
    Am Sonntag dann trifft die Strömung nicht mehr aus Norden, sondern mehr aus südöstlicher, südlicher Richtung gegen die Alpen.
    Und dann baut das Wetter ein bisschen um.
    Es wird südlich der Alpen etwas mehr Wolken geben, nördlich der Alpen etwas mehr aufgelockert.
    Schneeschauer vielleicht örtlich, aber wie gesagt auch am Sonntag nicht ergiebig und Temperaturen wieder bis ungefähr 5 Grad plus.
    Auch für den Anfang der nächsten Woche schaut es ähnlich aus.
    Wir bleiben im Einfluss einer
    kühlen Luftströmung.
    Es wird zwar überwiegend sonnig sein, schön, aber frisch.
    Wie gesagt, der Frühling ist noch nicht unmittelbar vor der Tür.
    Ja, und jetzt habe ich noch die aktuellen Werte von jetzt 12 Uhr mittags.
    In Wien ist es sonnig, wechselnd bewölkt, plus 4 Grad und ein frischer Nordwestwind mit 25 km pro Stunde.
    Eisenstadt, sonnig, 3 Grad, Nordwest, 20 km pro Stunde.
    Linz, sonnig, mit etwas Dunst, plus 2 Grad und Windstill.
    Salzburg, bewölkt, da gab es vor kurzem noch einen Schneeschauer.
    Plus 3 Grad, Nordwestwind, 4 km pro Stunde.
    Innsbruck, sonnig, Südostwind.
    5 km pro Stunde und Temperatur im Gefrierpunkt prägend, Sonnig plus 1 Grad Windstillgrad, Sonnig 4 Grad 10 km pro Stunde aus dem Osten und Klagenfurt Sonnig 3 Grad Südostwind mit 6 km pro Stunde.
    Ja, danke Johannes Tschernin für diese Wetterwerte und die Wettervorhersage auf das Wetter zum Wochenende.
    Zwölf Uhr und 13 Minuten ist es nun gleich.
    Die heutige Abendsendung des Hörfunks im Bremspunkt bringt heute ein Gespräch mit dem 1921 in Wien geborenen Lyriker und Schriftsteller Erich Fried.
    Als Jude musste Fried 1938 Österreich verlassen, flor nach England und seit 1946 ist Fried freier Schriftsteller.
    Er zählt zu den wenigen deutschsprachigen Lyrikern, die mit ihren Gedichten ein größeres Publikum ansprechen.
    Vor allem durch seine politischen Gedichte hat Erich Fried, der übrigens Mitglied der Englischen Labour Party ist, immer wieder die Zustimmung, aber auch die heftige Ablehnung seiner Zuhörer erreicht.
    Jedenfalls, er hat größtes Interesse immer auf seiner Seite.
    Zu den Bewunderern Erich Fritz gehören jetzt schon drei Generationen von jungen Menschen.
    Und es gibt etwas Besonderes.
    Fritz ist als Lyriker eine Ausnahme, nämlich im internationalen Kulturbetrieb.
    Zu seinen Lesungen versammelt er tausende junger Menschen in den Sälen.
    Seine Lesungen füllen also immer die Säle, so auch letzten Sonntag im Wiener Künstlerhaus.
    In den Diskussionen wird Erich Fried immer wieder um Lebensrezepte und Orientierungen für die Zukunft gefragt.
    Ein Beispiel dafür, dass eine wachsende Zahl junger Menschen ihn fragt, die nicht weiß, was sie mit ihrem Leben machen soll.
    Helfried Brandl sprach mit Erich Fried über die Unterschiede der jungen Generationen der 60er und der 80er Jahre.
    Herr Fried, Sie haben praktisch drei Generationen von jungen Menschen
    mit ihrer Lyrik angesprochen.
    Wenn man ansetzt die Jahre 64 bis 68, Beginn der Studentenrevolte, da sind sie ja praktisch unter den jungen Leuten populär geworden.
    Welche Unterschiede stellen sie eigentlich zwischen diesen Generationen fest?
    Die erste Generation ist noch geboren während des Zweiten Weltkrieges.
    Die letzte Generation ist eigentlich schon geboren in unserem
    gut situierten, konsumorientierten Gesellschaften der 60er Jahre.
    Das ist jetzt schon durch die Krise gezeichnet, No Future, der Gedanke, ich wäre doch arbeitslos oder sowas, sehr weit verbreitet.
    Ja, vor allem, dass die Hoffnung auf die schnelle Besserung der Welt abgenommen hat, dass die Desillusionierung zugenommen hat.
    in der ersten Generation allerdings auch noch bei allem anti-autoritären Glauben die Bereitschaft, sich, wenn es da nicht weitergeht, an etwas Autoritäres anzuschließen.
    Die späteren sind viel illusionsloser, allerdings haben sie daher manchmal auch weniger politischen Schwung.
    Jetzt wird der Schwung wieder größer in den letzten Jahren, weil die Erkenntnis, dass man gern leben will, es muss ein Leben vor dem Tode geben, heißt es, weil das natürlich ein Protest ist im Sinne des eigenen Glücks auch, so wie viele der Aussteiger aus der Politik und zum Teil Aussteiger aus der Gesellschaft
    sich ja um ihre eigene Lebensqualität bemühen.
    Mir ist bei ihrer Lesung und bei der anschließenden Diskussion aufgefallen, dass sehr viele junge Leute mit den Fragen ja eigentlich Lebensrezepte haben wollen.
    Verständlich, es ist nur traurig, dass man so einen Rat zum unmittelbaren Gebrauch schwer geben kann.
    Der Rat muss eigentlich sein,
    Schau deine eigenen Probleme an.
    Natürlich können wir uns nicht leisten, politische Abstinenz zu üben und erst einmal 15 Jahre Psychologie zu studieren und unsere eigenen Hintergründe zu erforschen.
    Man muss immer alles zugleich tun.
    Aber wegschauen von sich selbst, um zu sagen, das ist jetzt nicht so wichtig, jetzt kommt es auf die entscheidenden politischen Fragen an, die nicht warten können, das ist auch nicht die Lösung.
    Sonst bringt man nämlich in seinem politischen Glauben und in seiner politischen Betätigung alle unausgegorenen eigenen Probleme ein,
    Die Feindesliebe wird dadurch erschwert.
    Ich habe mal geschrieben, wer denkt, dass die Feindesliebe unpraktisch wird, der bedenkt nicht die praktischen Folgen der Folgen des Feindeshasses.
    Außenpolitische Berichterstattung jetzt im Mittagschanal.
    In Israel hat die Polizei nun einen schweren Schlag gegen den Terrorismus durchgeführt.
    Doch handelt es sich nicht, wie man vielleicht annehmen könnte, um arabische Terroristen, sondern vielmehr um Fanatiker in den eigenen Reihen.
    Ein riesiges Waffenlager von Handgranaten, Maschinenpistolen, Panzerfausten und Sprengsätzen wurde ausgehoben.
    Und die Pikanterie am Rande, die meisten Waffen sind nicht nur amerikanische Erzeugung, sondern stammen aus den Beständen der israelischen Armee.
    Die Terroristen, die zumindest zum Teil der berüchtigten jüdischen Verteidigungsliga des Rabbi Kahane angehören, sind übrigens zum überwiegenden Teil gar nicht Israelis, sondern Jugendliche aus den Vereinigten Staaten.
    Moshe Meisles berichtet.
    Die israelische Polizei ist der Ansicht, dass es ihr gelungen ist, der fanatischen religiösen Untergrundbewegung TNT, Terror gegen Terror,
    die im Laufe der letzten zwei Monate 20 Anschläge auf christliche und muslimische heilige Städten in Jerusalem und Vergeltungsaktionen gegen die arabische Bevölkerung im Westjordanland durchgeführt hat, das Handwerk gelegt zu haben.
    Nach einem Angriff auf einen arabischen Autobus bei Ramallah führten die Spuren zu vier religiösen Jugendlichen, die aus New York und Los Angeles nach Israel gekommen sind,
    und der extremen jüdischen Verteidigungsliga von Rabbina Meir Kahane angehören.
    Die Liga ist der Ansicht, dass die Araber kein Anrecht auf einem Wohnsitz in Israel im Westjordanland und Gazastreifen haben und in die arabischen Nachbarländer auswandern sollten.
    Die Liga erklärt auch, dass in Jerusalem kein Platz für muslimische und christliche heiligen Städten sei.
    Im Besitz der vier verhafteten Jugendlichen
    die eine Zeit lang in religiösen jüdischen Siedlungen im Westjordanland wie Kiryat Arba, Ofra und Shilo gelebt hatten, wurden Waffen gefunden, darunter ein Kalaschnikow-Gewehr, mit dem die Schüsse auf den arabischen Autobus bei Ramallah abgegeben wurden.
    Die Jugendlichen hatten militärische Ausbildung in Amerika und in Israel bekommen.
    Die israelische Polizei hat sich an die Polizei New York und Los Angeles gewendet.
    um Einzelheiten über ihre Tätigkeit in den USA in Erfahrung zu bringen.
    Der letzte Anschlag der sogenannten TNT-Gruppe war vor einigen Tagen, als eine geladene Handgranate vor dem österreichischen Hospiz in der Jerusalemer Altstadt explodierte, jedoch keinen Schaden anrichtete.
    Zu gleicher Zeit verhaftete die Polizei vier Mitglieder,
    einer zweiten fanatischen religiösen Untergrundzelle, die sich Stamm Judea nennt und sich zum kürzlichen Versuch bekannte, die El Aqsa und Felsendom Moscheen auf dem Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt zu sprengen.
    Diese Gruppe, die von Häusern im verlassenen arabischen Dorf Lifta bei Jerusalem aus operierte, gab auch zu, weitere Angriffe auf Moscheen bei Jerusalem durchgeführt zu haben.
    In einem Bunker im Dorf Lifta wurde ein großes Waffenarsenal bestehend aus 107 Handgranaten, sechs Bazooka-Granaten, 80 Magazinen für Uzi und M16-Maschinenpistolen, einige Dutzend Kilo hochbrisante Sprengstoffe, hunderte Sprengköpfe, Zündschnur und Minen gefunden.
    Auch diese Jugendliche kamen teilweise aus Amerika ins Land und stehen der Verteidigungsliga von Rabina Kahane nahe.
    Ihre Mitglieder erklären, dass sie aus ideologischen Gründen gehandelt haben, um die muslimischen und christlichen heiligen Städten in Jerusalem zu liquidieren.
    Die Polizei sucht nun nach dem ihr bekannten Führer der Gruppe, der vor einigen Monaten in der Bundesrepublik Deutschland zu Besuch war.
    Die Mitglieder der Gruppe, die im israelischen Militär gedient haben, erklären, dass sie die Wasser- und das Sprengmaterial in Israel erworben haben.
    Die israelische Polizei untersucht jetzt die Verbindung zwischen den beiden Zellen und einen eventuellen Zusammenhang zwischen ihrer Tätigkeit und dem Überfall auf die drei Bürgermeister des Westjordanlandes im Jahre 1980 und dem Anschlag auf die Islamische Universität in Hebron im Vorjahr.
    Die israelische Mittagszeitung Marif meldet heute in ihrer Schlagzeile, eine zuständige Polizeiquelle habe ihr mitgeteilt, dass die Polizei bereits seit einem Jahr
    auf der Spur der einen Untergrundzelle war und über ihre Absicht informiert war, christliche und muslimische heilige Stätten anzugreifen, jedoch von oben angewiesen wurde, ihre Ermittlungen einzustellen."
    Moshe Meislers war das in einem Bericht über die Aktivitäten jüdischer Terrororganisationen in Israel.
    12 Uhr und 22 Minuten ist es nun gleich und wir kommen zu einem... Journal Extra.
    Wenn man über die wirtschaftliche Lage einzelner Ostbrokländer spricht, stößt man ja eigentlich ziemlich schnell auf die Schwierigkeiten, die Polen hat etwa, oder andererseits auf die zarten marktwirtschaftlichen Gehversuche Ungarns.
    Über den wirtschaftlichen Zustand unseres nördlichen Nachbarns Tschechoslowakei weiß man eigentlich relativ wenig.
    Die GSSR ist ein Land, das wirtschaftspolitisch ziemlich isoliert handelt, jedenfalls was den westlichen Kontakt anlangt,
    und wo es kaum eine öffentliche Bewegung gibt, die sich über das eine oder das andere beschwert, jedenfalls auch nicht so wie in Polen.
    Im Land herrschen Ruhe und Ordnung, auch in der Wirtschaft, wobei die Ordnung offenbar auf einem sehr niedrigen Niveau herrscht.
    Die GSSR ist heute, Mitte der 80er Jahre, ein antiquiertes wirtschaftliches System, das den Traditionen und dem Entwicklungsniveau des Landes in keiner Weise entspricht.
    Das Wort vom wirtschaftlichen Aufschwung kennen die Tschechen nicht dafür, aber die ständigen Versorgungsschwierigkeiten über diese sich allerdings nicht einmal Luft machen können.
    Man weiß jedenfalls von keinen Demonstrationen gegen Preiserhöhungen oder Versorgungseinkpässe.
    Preisanhebungen in den vergangenen drei Jahren betrafen vor allen Dingen Kohle, Strom und in erster Linie Nahrungsmittel.
    Die jährliche Steigerung der Einkommen von automatisch etwa drei bis vier Prozent konnten die Preissteigerungen jedenfalls nicht ausgleichen.
    Alles in allem, der Lebensstandard ist in der Tschechoslowakei in den vergangenen Jahren eher gesunken, ganz sicherlich jedenfalls nicht gestiegen.
    Mehr über die Wirtschaftslage unseres nördlichen Nachbarn nun in einem Journal extra von Erich Macho.
    Prag im Winter 1984.
    Der historische Wenzelsplatz und die Pariser Straße, ein Architekturensemble des Jugendstils, sind nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten wieder in ihrer ganzen Schönheit zu sehen.
    Die Theinkirche wird dagegen, wie viele andere Gebäude, noch Jahre und Jahrzehnte eingerüstet bleiben.
    Für etliche Gebäude werden die Restaurierungsarbeiten zu spät kommen.
    Das lässt sich schon jetzt sagen.
    Während die Geschäfte am Wenzelsplatz und in der Pariser Straße einen Hauch von weltstädtischer Atmosphäre und Wohlstand ausstrahlen, glaubt man sich ein paar Gassen weiter in das Prag der 30er Jahre oder gar vor dem Ersten Weltkrieg zurückversetzt.
    Kopfsteinpflaster, brüchige Gehsteige, nur spärlich dekorierte oder gar leere Auslagen, desolate Zinshäuser und das Ganze abends schlecht beleuchtet, hinterlassen bei einem eher das Gefühl von Depression, bestenfalls von Romantik.
    In der Tschechoslowakei herrscht derzeit Ruhe und Ordnung.
    Partei und Regierung kontrollieren das Geschehen im gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben des Landes.
    Die Opposition ist auf einen kleinen Kreis von Dissidenten reduziert.
    Die Bevölkerung hat im Vergleich zu den anderen Ostblockstaaten einen relativ erträglichen Lebensstandard.
    Ich arbeite in einer Maschinenfabrik als technischer Zeichner.
    Meine Frau ist Verkäuferin.
    Arbeiten haben wir alle.
    So etwas wie Arbeitslosigkeit kennen wir nicht.
    Ob man viel arbeitet oder wenig, ist ziemlich gleich.
    Man bekommt das gleiche Geld dafür.
    Zusammen mit meiner Frau verdienen wir im Monat rund 5.500 Kronen.
    Die meisten Frauen arbeiten bei uns.
    Wenn in einer Familie nur eine verdient, ist es schwer auszukommen.
    Für unsere Dreizimmerwohnung müssen wir 600 Kronen bezahlen.
    Das ist viel, wenn ich dafür denke, dass meine Schwiegereltern für eine Wohnung nur 200 Kronen bezahlen müssen.
    Sie wohnen aber in einem alten Haus, während wir in einer Genossenschaftswohnung leben.
    Für ein Auto sparen wir nun schon zwei Jahre.
    Aber bis man 70.000 Kronen beisammen hat, das braucht Zeit.
    Ein Wintermantel kostet bei 1500 Kronen.
    Schuhe für meine Frau 500 Kronen.
    Für das Essen brauchen wir nicht viel.
    Auch wenn wir essen gehen, kostet das einen guten Logal 100 bis 130 Kronen.
    In Urlaub hoffen wir nach Bulgarien an das Meer fahren zu können.
    Aber es ist schwierig einen Platz dafür zu bekommen.
    Soweit der fiktive Bericht eines tschechoslowakischen Arbeiters von heute.
    Über die wirtschaftliche Entwicklung der GSSR in den letzten Jahren Diplom-Ingenieur Peter Havlik vom Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche.
    Nach der zweijährigen Rezession kann man mit einer leichten Erholung rechnen.
    Das Wachstum des Nettonationaleinkommens schätze ich auf etwas mehr als ein Prozent im Jahre 83.
    Für Jahr 84 ist etwas schnelleres Wachstum geplant, etwas über zwei Prozent.
    Die Tschechoslowakei ist im Vergleich zu den anderen kommunistischen Staaten das Land mit den niedrigsten Westschulden.
    Während Polen 24 Milliarden Dollar und Rumänien 9 Milliarden Dollar Westschulden haben, steht die GSSR nur mit relativ bescheidenen 3,2 Milliarden Dollar bei westlichen Banken in der Kreide.
    Die Prager Regierung hält aus Angst vor der Abhängigkeit vom kapitalistischen Ausland ihre Schulden extrem niedrig.
    Wer sich vom Klassenfeind Geld borgt, so erklärte der orthodoxe KP-Ideologe Vasil Bilak einmal, der sei einem Christen vergleichbar, der dem Teufel seine Seele verkauft.
    Die GSSR hat ihre vorsichtige Verschuldungspolitik durch Betätigung der Importbremse fortgesetzt.
    Die Exporte der westlichen Industriestaaten in die GSSR sind mit wenigen Ausnahmen rückläufig.
    Der Warenaustausch zwischen Österreich und der GSSR entspricht nicht diesem Trend.
    Österreich ist nach der Bundesrepublik Deutschland der zweitgrößte westliche Lieferant der GSSR und die österreichischen Ausfuhren sind in den vergangenen Jahren sogar gestiegen.
    Österreich liefert in die GSSR vor allem Maschinen, Industrieanlagen, Verkehrsmittel und chemische Erzeugnisse.
    Trotz der österreichischen Exportsteigerungen in die GSSR ist unser nördlicher Nachbar neben der UdSSR das einzige osteuropäische Land, mit dem Österreich ein chronisches Handelsbilanzdefizit zur Kenntnis nehmen muss.
    Die Zukunftsaussichten des bilateralen Handels werden von beiden Seiten positiv bewertet.
    Das neutrale Österreich genießt in Prag gegenüber den NATO-Staaten, die als wirtschaftliche Konkurrenten auftreten, eine gewisse Bevorzugung.
    Helena Vondradchkova, eine in der Tschechoslowakei ungemein populäre Schlagersängerin, ist am besten Weg, sich auch international einen Namen zu machen.
    Alle tschechoslowakischen Künstler müssen im Fall westlicher Engagements bis zu 50% ihrer Deviseneinnahmen an den Staat abliefern.
    Bei der Suche nach Devisen ist der tschechoslowakische Staat nicht wählerisch.
    Dazu gehört auch ein schwungvoller Handel mit Waffen.
    Eine weitere Quelle des Staates an West-Devisen heranzukommen sind die sogenannten Two-Sex-Läden.
    Diese Geschäfte stehen ganz im Widerspruch zur marxistischen Ideologie, da sie privilegierte und nicht privilegierte schaffen.
    Nur Staatsbürger, die Devisen haben, können in Two-Sex-Läden einkaufen, wo es im Gegensatz zu den anderen Geschäften praktisch alles an Westwaren gibt, was das Herz eines CSSR-Staatsbürgers begehrt.
    Wie die Tschechoslowaken in den Besitz der Devisen kommen, danach fragt sich der Staat nicht.
    Umso häufiger bekommt man als westlicher Besucher in Prag die Frage gestellt, Sie wollen Schwarzgeld tauschen?
    Ich mache guten Kurs.
    Die Grenzen vom schwarzen Devisenmarkt zur Wirtschaftskriminalität, die in der GSSR eine besondere Blüte erlebt, sind fließend.
    Zu Deutsch, wer nicht stiehlt, bestiehlt seine Familie.
    Das besagt ein neu tschechisches Sprichwort, das vor etwa 15 Jahren aufkam und seither von einer immer größer werdenden Zahl von Tschechen und Slowaken befolgt wurde.
    Besonders, wenn es um das sozialistische Eigentum ging.
    Bis in die zweite Hälfte der 70er Jahre konnte man den Eindruck haben, als sei das Risiko gering, strafrechtlich zur Verantwortung gezogen zu werden.
    Mit dieser heimlichen Duldung soll es jetzt vorbei sein.
    Professor Ottaschik, der Wortführer der gewaltsam unterbundenen Wirtschaftsreform von 1968 über die heutige Wirtschaftslage der GSSR.
    Sie ist noch schlechter als sie damals im 68er Jahr war, als wir eben zur Reform übergehen wollten.
    Man hat alles natürlich von diesen Reformvorschlägen liquidiert und ist wieder zurück zu einem dirigistischen Planungssystem übergegangen.
    Und die Folge davon ist, dass die
    die Konsumtion immer langsamer gewachsen ist, der Lebensstandard der Bevölkerung immer langsamer gewachsen und schließlich ab Anfang der 80er Jahre sogar zu sinken begonnen hat.
    Außerdem ist die Wirtschaft noch uneffektiver als sie damals war.
    Das heißt, man hat ein Volkseinkommen pro Kopf der Bevölkerung, das nur mehr die Hälfte dessen ungefähr ist,
    wie es in Österreich ist und muss für ein langsames Wachstum der Konsumtion, ein Wachstum der Investitionen
    realisieren, dass es zehnmal so groß ist wie zum Beispiel in der Bundesrepublik.
    Die tschechoslowakische Wirtschaftspolitik ist heute nach wie vor durch das Spannungsverhältnis zwischen den ökonomischen Wachstums- und Effizienzerfordernissen einerseits und den politischen Herrschaftsinteressen der Machthaber andererseits geprägt.
    Während die ökonomische Funktionsfähigkeit mehr Dezentralisierung, Flexibilität und außenwirtschaftliche Offenheit verlangt, gebietet die Aufrechterhaltung des Machtmonopols der Funktionärsbürokratie nach wie vor zentralistisch-autoritäre Entscheidungsstrukturen und eine gewisse Abgeschlossenheit der Binnenwirtschaft gegenüber der Außenwelt.
    Vom Verteilungsprinzip des Kommunismus, jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen, ist man in der Tschechoslowakei jedenfalls noch weit entfernt.
    Das war ein Journal extra von Erich Macho über die wirtschaftliche Situation unseres nördlichen Nachbarn Tschechoslowakei.
    12 Uhr und 33 Minuten ist es, Zeit für einen Blick auf unseren Programmzettel, was wir noch in der kommenden halben Stunde für Sie bereitet haben.
    Wir berichten noch und geben Ihnen Vorschau auf den am kommenden Montag beginnenden Prozess gegen den 19-jährigen Dreifachmörder Günter Lorenz.
    Sie hören ein Gespräch mit der ÖVP-Politikerin Marga Hubinek.
    zur Frage Kraftwerk Heinburg und dann gibt es im Kulturteil eine Vorschau auf die Uraufführung der Oper König Übü in Salzburg.
    Jetzt aber schon innenpolitische Berichterstattung.
    Zwei Themen haben gestern das innenpolitische Geschehen in Österreich bestimmt.
    Heute widmen sich ihnen die Kommentatoren der Tageszeitungen.
    Erstens im Nationalrat fand die Diskussion um die Bewaffnung der österreichischen Sicherheitsbeamten anlässlich der Debatte um den Sicherheitsbericht 1982 seine Fortsetzung.
    Diese Diskussion war ja nach dem Tod zweier Sicherheitsbeamter in den vergangenen zwei Wochen wieder aufgeflammt.
    Gestern gab es im Parlament heftige Auseinandersetzungen zwischen dem ÖVP-Sicherheitssprecher Rilichal, der den Ruf nach den sogenannten mannstoppernden Waffen erneuerte, und dem Innenminister.
    Blech erhält nämlich die derzeitige Bewaffnung im Großen und Ganzen für ausreichend.
    Thema Nummer zwei.
    Die drei im AKH-Prozess verurteilten Männer Schweizer, Zelnitschek und Mück haben ein Dreivierteljahr nach dem oberstgerichtlichen Urteil ihre Haft noch immer nicht angetreten.
    Zeitungszitate zu diesen beiden Themen hat Gisela Hopfmüller zusammengestellt.
    Sehr ausführlich widmet sich ein Kommentar der Sozialistischen Arbeiterzeitung den Thema Bewaffnung der Sicherheitsbeamten.
    Unter dem Titel Sicherheit aus dem Revolverlauf beschreibt Herbert Lackner die Fülle von Emotionen, die die Stimmung der Diskussion anheize.
    Lackner kommt zu dem Schluss
    Nun ist klarerweise weder die Bevölkerung noch der jeweilige Polizeibeamte sicherer, wenn er einen größeren Revolver bekommt.
    Erschossen kann man auch mit der kleinsten Waffe werden.
    Und der Polizist ist gegenüber dem Täter, der im Gegensatz zu ersterem ja eine feste Tötungsabsicht hat, immer im Nachteil.
    Sicherheitspolitik sei wirklich etwas umfassenderes als Sandkastenspiele von schaurigen Feuergefechten, schreibt Lackner und weist auf größere Zusammenhänge hin.
    Wie soll man denn durch irgendwelche sicherheitspolitischen Maßnahmen verhindern, dass Männer ihre Ehefrauen, Kinder ihre Eltern umbringen?
    Dass umgekehrt Eltern ihre Kleinkinder zu Tode prügeln, ein Eifersüchtiger seinen Nebenbuhler?
    Gerold Christian geht in den Salzburger Nachrichten auf das abnehmende Sicherheitsgefühl der Bevölkerung ein und meint, die Ermordung eines Postbeamten, eines Gendarmen und eines Polizisten habe Unsicherheit und Angst noch vergrößert.
    Die Frage der Bewaffnung der Beamten sieht Christian so.
    Es mag schon sein, dass die österreichische Exekutive nicht derzeit entsprechend bewaffnet ist.
    Außer Frage aber steht, dass die Exekutive nicht mehr in der Lage ist, der Bevölkerung jenes Sicherheitsgefühl zu geben, das sie erwarten kann und auch potenzielle Verbrecher vermag die Polizei nicht mehr abzuschrecken.
    Christian kommt zu dem Resümee.
    Die Exekutive kann dafür nichts.
    Aber jene, die die Exekutive organisieren, durch Weisung bestimmen können, welcher Beamte wann und wo auf der Straße Dienst zu versehen hat, tragen für das seit Jahren bestehende Unsicherheitsgefühl die Verantwortung.
    Unter dem Titel Spaziergänger widmet sich Karl Danninger in den oberösterreichischen Nachrichten den drei ehemaligen AKH-Managern Schweizer, Zelnitschek und Mück, die ihre Haft ein Dreivierteljahr nach dem oberstgerichtlichen Urteil noch nicht angetreten haben.
    Da schleppt die Justiz mit Mühe und Schweiß ein sie offenbar überforderndes Verfahren dahin.
    Der AKH-Skandal und seine gerichtliche Seite haben es zugegebenermaßen in sich.
    Nach Jahren kommt es endlich zu einem endgültigen Urteil mit unverrückbaren Gefängnisstrafen.
    Was geschieht?
    Drei der verurteilten AKH-Sünder gehen ein Dreivierteljahr nach Verkündigung des oberstgerichtlichen Urteils noch immer friedlich spazieren, weil der Richter noch immer keinen Haftantritt verfügt hat.
    Die Justiz dürfe sich, meint Danninger, angesichts solcher Zustände nicht wundern, wenn sie nicht mehr ernst genommen werde.
    Auf ein Urteil muss die Strafe folgen, sonst werden auch Urteile nicht mehr ernst genommen.
    Das Redaktionsoriginal der Wiener Tageszeitung Kurier, Weinstein, meldet Skepsis in humoristischer Weise an.
    Unsere Justiz muss wirklich gesund benannt sein, wenn Häftlinge schon vor dem Strafantritt Häfenurlaub machen.
    Das war unsere Inlandspresse, schaut's häufiger an, 37 Minuten ist es nun.
    Kommenden Montag beginnt in Wien einer der wohl aufsehenserregendsten Prozesse der vergangenen Jahre.
    Der 19-jährige Günter Lorenz muss sich unter der Anklage des dreifachen Mordes vor einem geschworenen Gericht verantworten.
    Lorenz ist angeklagt, am 9.
    Februar vergangenen Jahres seinen 17-jährigen Freund Peter Daubinger und sechs Tage später dann seine Schulkollegin Ursula Eckert
    und deren Mutter Sieglinde erschossen zu haben.
    Das Spektakuläre an diesem Fall ist das Fehlen eines einigermaßen plausiblen Tatmotivs.
    Die Unerklärlichkeit des Geschehens hat den Fall Lorenz auch im Ausland zum journalistischen Leckerbissen gemacht.
    Der geschäftstüchtige Anwalt des Marders hat die Exklusivrechte für Buch und Film bereits an ein deutsches Magazin verkauft.
    Manfred Kronsteiner berichtet.
    Ein junger, gebildeter Gymnasiast, in gutbürgerlichen Verhältnissen, bei einer Ziehmutter aufgewachsen, schießt drei Leben über den Haufen, ohne bis heute ein annähernd einleuchtendes Motiv erkennen zu lassen.
    Das fordert zu Erklärungsversuchen aller Art und zu journalistischen Recherchen heraus.
    Tatsache ist lediglich, dass Lorenz seinen 17-jährigen Freund am Donauufer erschossen und ihm einen Tag darauf den Kopf abgetrennt hat.
    Dass er Tage später seine 18-jährige Schulkollegin Ursula Eckert und deren 42-jährige Mutter Sieglinde in deren Wohnung erschossen hat.
    Mit demselben alten Wehrmachtskarabiner, den er ohne besondere Schwierigkeiten in einem Waffenladen der Wiener Innenstadt gekauft hat.
    Lorenz selbst lieferte bisher alle möglichen widersprüchlichen Erklärungen für all das, Erklärungen, die in Wirklichkeit keine sind.
    Seine Lebensgeschichte hat er über seinen Anwalt Dr. Gunther Garleitner exklusiv an das Magazin Stern verkauft, das schon mit der Verwertung der Memoiren der Marianne Bachmeier reüssiert hat.
    Für eine niedrige vierstellige D-Mark-Summe und mehr ist nicht zu erfahren, hat der Stern das Recht erworben, die eher kerklich ausgefallene Autobiografie des Günther Lorenz nicht nur in der bereits laufenden Serie Tödliche Lügen, sondern auch in einem Buch und einem Film zu verwerten.
    Derzeit allerdings hat man beim Stern noch keine konkreten Pläne für ein Lorenz-Buch in Ich-Form.
    Dazu sei das Material und die Story ein wenig zu dünn, lässt man in der Hamburger Redaktion anklingen, setzt aber hinzu keine Pläne derzeit.
    Der Fall sei zwar durch seine Undurchschaubarkeit interessant, ein solcher Renner wie der Fall Bachmeier sei er aber auch wieder nicht.
    Der Fall der Mutter, die den Mörder ihres Kindes im Gerichtssaal erschoss, wurde in einem Buch und zwei stark unterschiedlichen Filmen verwertet.
    Anwalt Garleitner erklärt zum Verkauf der Lorenz Lebensgeschichte, sein junger Mandant sei, wörtliches Zitat, ohnehin Publicity geil und das sei nach einem Jahr Einzelhaft auch kein Wunder.
    Garleitner, der Lorenz ab Montag in dem für eine Woche anberaumten Prozess verteidigen wird, hat, wie er sagt, ein starkes Interesse an der psychologischen Komponente.
    Er glaubt, in zwei Punkten Schizophrenie beim Angeklagten konkret nachweisen zu können.
    Das psychologische Interesse an dem Fall habe ihn, den Anwalt, überhaupt erst dazu bewogen, Lorenz zu verteidigen, denn er schwärme an und für sich nicht für die Verteidigung von Dreifachmördern.
    Die Anklage, vertreten durch Staatsanwalt Ernst Kloiber, fordert Verurteilung bei einem Strafrahmen von 10 bis 20 Jahren und Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher.
    Vorsitzender des Prozesses ist Dr. Paul Weiser.
    Ob der Prozess ab Montag wohl Licht in das Dunkel der Motive für den Dreifachmord bringen wird?
    Das war ein Bericht von Manfred Kronsteiner über den am kommenden Montag beginnenden Prozess gegen den 19-jährigen Dreifachmörder Günter Lorenz.
    Nun wieder Innenpolitik im Mittagsschanal.
    Nach einigen Wochen, man möchte fast sagen, trügerischer Ruhe um Österreichs derzeit wohl am meisten umstrittenen Kraftwerksbau, scheint sich dieser Konflikt neu zu beleben.
    Das Donaukraftwerk in oder bei Hainburg unterhalb von Wien sorgt wieder für politische Aufregung.
    Die Arbeiterzeitung der SPÖ hat an einer Veranstaltung teilgenommen, bei der offensichtlich alle ernstzunehmenden Experten aus ökonomischen und ökologischen Gründen
    für einen möglichst raschen Ausbau des Kraftwerkes eintreten.
    Die Kronan-Zeitung hingegen hat ein Gutachten mit schweren Bedenken gegen das Kraftwerk aus der Sicht der Sicherung des Wiener Grundwassers ausgegraben.
    Und außerdem hat sich heute die gestern neu gewählte Landesleiterin der ÖVP-Frauenbewegung in Wien, die Stellvertreterin vom Bundesparteiobmann Alois Mock, Marga Hubinek, klar auch gegen den Bau von Hainburg ausgesprochen.
    Mit Marga Hubinek sprach Wilfried Seifert.
    Frau Abgeordnete Dr. Hubenig, Sie sind immerhin Stellvertreterin des Bundesparteiobmanns der ÖVP, was Ihr politisches Gewicht sozusagen unterstreicht und Sie haben sich heute ziemlich deutlich, ziemlich massiv gegen den Bau des Kraftwerkes Heimburg ausgesprochen.
    Haben Sie für diese Haltung Deckung in der Haltung der Partei?
    Ich glaube, jetzt ist einmal wichtig, die Frage zu klären, würden wir überhaupt den Strom eines zusätzlichen Kraftwerks an der Donau benötigen.
    Bislang ist uns der Handelsminister ein Energiekonzept schuldig geblieben.
    Alle Prognosen der Verbundgesellschaft über den künftigen Strombedarf sind nicht eingetroffen und außerdem ist anzunehmen, dass ab 1984 verstärkt Strom gespart wird, einfach weil Strom durch die Mehrwertsteuererhöhung so teuer geworden ist.
    Also ich würde es für im höchsten Maße für unverantwortlich empfinden, ein Kraftwerk zu bauen, eine einmalige Landschaft zu zerstören und gar nicht zu wissen, ob man überhaupt diesen zusätzlichen Strom benötigt.
    Das heißt für Sie Nein zu Herrn Burg beim Stand der Dinge?
    Ja.
    Sind Sie bereit, Ihren politischen Einfluss innerhalb der Partei, innerhalb der Frauenbewegung in dieser Richtung geltend zu machen?
    Ja.
    Es gab einen Beschluss der Bundesparteileitung, den Sie zitiert haben, mit einem prinzipiellen Vorrang für den Ausbau der Wasserkräfte gegenüber kalorischen Kraftwerken und einem prinzipiellen Bekenntnis zum Schutz der AU.
    Das hat Ihr Energiesprecher Fritz König als grundsätzliches Ja zu Hainburg mit Auflagen interpretiert.
    Haben Sie den Beschluss auch so verstanden?
    Nein, ich habe ihn ganz anders verstanden, denn eine grundsätzliche Bevorzugung von Wasserkraftwerken gegenüber kalorischen ist legitim.
    Aber es ist nicht gesagt, wo zukünftige Wasserkraftwerke, sofern wir sie benötigen, errichtet werden.
    Trotzdem gibt es kein klares Nein Ihres Parteichefs zu Heinburg beim Stand der Dinge.
    Es ist sozusagen von Außenseitergruppen, wenn auch von stellvertretenden Bundsparteiabmännern wird diese Meinung vertreten, von Umweltschutzsprecher Heinzinger, von Ihnen, nicht aber von der Gesamtpartei, nicht aber von dem, der es eigentlich verhindern könnte, vom niederösterreichischen Landeshauptmann Sigfried Ludwig, der ja auch Ihrer Partei angehört.
    Der Landeshauptmann Ludwig lässt also im Augenblick Gutachten einholen, wie weit also die Erhaltung der Au gewährleistet ist und ob also die Auflagen des Naturschutzes entsprechen.
    Abgesehen davon ist ja auch mit einer der Voraussetzungen die Erhaltung des Grundwasserbedarfes der Großstadt Wien.
    Also ich glaube, das sind Auflagen, die, wenn man sie ernst nimmt, einen Kraftwerksbau in der Stopfenreihe der Au verhindern.
    Was halten Sie von einer Politik, die sich zunehmend hinter Gutachtern versteckt?
    Es gibt bereits eine Reihe von Gutachten zum Kraftwerk Hainburg, positive und negative.
    Man kann sich aussuchen, welches zählt.
    Schieben hier nicht die vom Volk zur Entscheidung berufenen Politiker vordergründig die Verantwortung auf Gutachter ab, wobei sie dann die zitieren, die sie für glaubwürdig halten?
    Ich glaube, ein Politiker muss sich auf Expertengutachten beziehen können.
    Ich würde es als verantwortungslos empfinden, wenn der Politiker entscheidet, ohne Gutachten geprüft zu haben.
    Aber Sie haben Recht, die politische Entscheidung wird dem Politiker nicht abgenommen.
    Und diese politische Entscheidung bitte muss er treffen und darauf werden wir natürlich auch bestehen.
    Und wann wird die ÖVP jetzt eine ganz klare Haltung vorlegen, dass nicht der Wähler einen Pro-Hainburg und einen Anti-Hainburg-Proponenten in der ÖVP sich aussuchen kann für seine politische Sympathie?
    Leider ist zu schnell eine einseitige Entscheidung gefallen durch die Erklärung des Landwirtschaftsministers, dass das Kraftwerk in Hainburg zum bevorzugten Wasserbau erklärt wurde.
    Es prüfen nun die zuständigen Gremien, nämlich der Niederösterreichische Landtag, die Naturschutzbehördlichen Erfordernisse und ich nehme an, dass in absehbarer Zeit hier der Niederösterreichische Landtag zu einer Entscheidung gelangen wird.
    Das war ein Gespräch mit der ÖVP-Politikerin Marga Hubinek zur Frage Kraftwerksbau Heimburg ja oder nein.
    Hubinek sprach sich gegen den Kraftwerksbau aus.
    12 Uhr und 46 Minuten ist es.
    Wir kommen jetzt noch einmal ins außenpolitische Geschehen.
    Bundeskanzler Fred Sinowaz ist nämlich zur Zeit auf Staatsbesuch in der Schweiz.
    Sie haben es ja schon in den Meldungen gehört.
    Mit ihm auch noch einige Minister.
    Die Gespräche mit der Schweizer Bundesregierung treten sich vorrangig um gemeinsame Wirtschaftsinteressen, beide Länder sind ja in der EFTA, und gemeinsame Haltungen in internationalen Fragen.
    Als wesentlichstes Ergebnis bezeichnete Sinuas zum Beispiel eine gemeinsame Erklärung beider Länder zum Golfkrieg zwischen dem Iran und dem Irak.
    Dass bei diesem Staatsbesuch in erster Linie Gemeinsamkeiten in der Beurteilung der internationalen Lage zur Sprache kamen, zeigt auch auf, dass zwischen beiden Ländern keine gravierenden Meinungsverschiedenheiten herrschen.
    Offene Fragen gibt es lediglich, zum Beispiel im Straßenbau, bei vorarlbergerisch-schweizerischen Grenzproblemen.
    Heute Vormittag gab Kanzler Fred Sinowaz in der Hauptstadt Bern eine Pressekonferenz.
    Edgar Sterbens meldet sich von dort.
    Die Schweiz-Visite des Bundeskanzlers steht ganz im Zeichen der bei jeder Gelegenheit apostrophierten, idealen, nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden neutralen Alpenländern.
    Das bilaterale Verhältnis sei frei von Problemen, die angespannte Weltlage mache eine noch engere Zusammenarbeit der Nachbarn in Politik und Wirtschaft notwendig, resümierte der österreichische Regierungschef heute Vormittag vor der Presse.
    Als sichtbares Zeichen der Interessensgemeinschaft in Sachen Menschenrechte und Menschlichkeit richteten Bundeskanzler Fred Sinowatz und sein Schweizer Pendant, Bundespräsident Leon Schlumpf, einen gemeinsamen Appell an die Golfkriegsstaaten Irak und Iran.
    Sie werden aufgefordert, die für bewaffnete Konflikte vorgeschriebenen Regeln des internationalen humanitären Rechts, insbesondere die Bestimmungen der Genfer Konventionen über den Schutz der Kriegsopfer einzuhalten, solange die Feindseligkeiten nicht beigelegt werden können.
    In diesem Sinne ist es unerlässlich, dass das internationale Komitee vom Roten Kreuz seinen Auftrag zum Schutz der Verletzten, der Kranken und Schiffbrüchigen, der Kriegsgefangenen und der Zivilbevölkerung ohne Behinderung erfüllen kann, heißt es wörtlich in dem Appell.
    Mit dem Aufruf wollen die Schweiz und Österreich ihr moralisches Gewicht zum Schutz der Golfkriegsopfer geltend machen und erreichen, dass das Rote Kreuz sich in größerem Ausmaß als die Konfliktparteien, die es bisher zuließen, um Gefangene auf beiden Seiten und um die notleidende Zivilbevölkerung kümmern kann.
    Besonders gravierend sei die Lage der rund 50.000 Kriegsgefangenen im Iran, hieß es.
    Dort mussten die Gefangenenbesuche des Roten Kreuzes vor einem Jahr wegen tätlicher Angriffe auf Rotkreuz-Delegierte eingestellt werden.
    Nun hofft man auf eine Wiederaufnahme dieser humanitären Hilfsaktionen, die auf eine bessere Betreuung und letztlich auf die Freilassung der Gefangenen abzielen.
    Als weiteres Beispiel für eine verstärkte Zusammenarbeit nannte Bundeskanzler Sinowaz die gemeinsamen Bemühungen um einen Verhandlungserfolg bei der Stockholmer Konferenz für vertrauens- und sicherheitsbildende Maßnahmen in Europa.
    Auf wirtschaftlichem Gebiet wollen die beiden EFTA-Länder ihre Beziehungen zu den europäischen Gemeinschaften ausbauen und gemeinsam gegen den zunehmenden Protektionismus auf dem europäischen Markt ankämpfen.
    Auch die bilateralen Wirtschaftskontakte sollen intensiviert, das Handelsvolumen ausgeweitet werden.
    Im Speziellen denkt man an die gemeinsame Finanzierung von Großprojekten in Drittländern, beispielsweise auf dem Sektor Industrieanlagenbau.
    Als besonderes österreichisches Anliegen hat man bei der Schweizer Regierung den Wunsch deponiert, bei der bevorstehenden Grundsatzentscheidung über das Nachfolgefahrzeug des von der Schweizer Armee bisher verwendeten Jeep-Modells, den Puch G der Steyr-Daimler-Puchwerke zu berücksichtigen.
    Dieser österreichische Geländewagen steht derzeit ebenso wie ein Land Rover Modell in der engeren Auswahl.
    Sollte Steyr-Daimler-Puch den Zuschlag erhalten, würde dies die Lieferung von rund 6.000 Fahrzeugen an die eidgenössische Armee mit sich bringen.
    Österreichisches Unterpfand für dieses Projekt ist die Tatsache, dass wir im Vorjahr größter Abnehmer militärtechnischer Wagen aus der Schweiz gewesen sind.
    In dem durch Zöllner Streiks und LKW-Blockaden aktualisierten Bereich Transitverkehr kann man überein administrative Schwierigkeiten bei der Güterbeförderung
    Beförderung auf der Straße zügig zu beseitigen.
    Für den Zusammenschluss der österreichischen Rheintal-Autobahn in Vorarlberg mit dem Schweizer Autobahnnetz sei auch an eine Sonderfinanzierung gedacht, vorausgesetzt, dass die Entscheidung zugunsten einer der sieben Trassierungsvarianten gefallen ist, sagte Bundeskanzler Sinowaz.
    Zum besseren gegenseitigen Kennenlernen und zur Vertiefung des Verständnisses für den Nachbarn soll es in Zukunft einen verstärkten Austausch von Junglehrern und jungen Künstlern zwischen Österreich und der Schweiz geben.
    Das war also so die Palette der Themen, die heute bei der Pressekonferenz von Kanzler Fritzin Watz in der schweizerischen Hauptstadt Bern zur Sprache gekommen sind.
    Ein Bericht von Edgar Sterbens war das.
    Zwölf Uhr und 41 Minuten ist es nun, wir kommen zur Berichterstattung im Kulturteil.
    Nichts ist absurder als das tägliche Leben.
    Ein Gedanke, den der Komponist Franz Hummel in seiner Musik zu Oper König Übü weitergesponnen hat.
    Kompositionen des 45-jährigen in Bayern geborenen Franz Hummel, der als Pianist international bekannt geworden ist, werden von der Presse unter anderem so charakterisiert.
    Sie leben nicht nur aus Palme-Effekten, Guru-Weltnabelschau oder Tonspinnereien, sondern aus nachprüfbaren Qualitäten.
    Hummelskönig Ubü erlebt seine Uraufführung am kommenden Sonntag am Salzburger Landestheater.
    Ein Augen- und Ohrenspektakel soll es nach dem Wunsch des Regisseurs Lutz Hochstrate werden, in einer von Gerhard Jaks fantasievoll gestalteten Bühnenwelt mit dem Heldenbariton der Deutschen Oper Berlin, Rolf Kühne und Mitgliedern des Salzburger Landestheaters wie Josef Köstlinger oder Peter Branow.
    Dieses Stück über die Tyrannei des Kleinbürgers, wie Alfred Jarrys einen berühmten Text von Ubü nannte, der der Oper ja zugrunde liegt, hat in Salzburg bis jetzt aber nicht nur Neugierde, sondern auch schon vor der Uraufführung warnende und ablehnende Stimmen hervorgerufen.
    Worum es in dieser Oper aber geht, erfahren Sie aus einem Beitrag, den Helga Ripper gestaltet hat.
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    Alfred Charry, 1873 bis 1907, hat sich sein kurzes Leben lang mit der Figur des Uebü beschäftigt.
    Bereits mit 15 Jahren verfasste er diese groteske Komödie, die auf einen Schülerulk zurückgeht und ursprünglich für Marionetten gedacht war.
    Das spätere Stück »König Ubü« wurde jedoch mehr als die Karikatur eines einfältigen und egoistischen Bürgers.
    Chary, der Vorläufer der Dadaisten und Surrealisten, schuf eine mythische Gestalt in einer Welt grotesker, archetypischer Bilder.
    Uebu, machthungrig, opportunistisch, feige und tückisch, ist ein barockes Monstrum, von der Lust am Fressen, Rauben und Morden bestimmt.
    Uebu ist das freigesetzte Ungeheuer, das in jeden Menschen steckt.
    Charie hat das Böse ins Groteske überzeichnet, bis dorthin, wo das Grauen in Gelächter umschlägt.
    Es ist die Sorte Humor, wofür die Bezeichnung Schwarzer Humor zutrifft.
    Der deutsche Dramaturg Roland Lillier filterte aus der klassischen literarischen Vorlage das Libretto.
    Polen, das heißt nirgendwo, sagt Chary, ist das Land von Vater Uby, der aufgehetzt von seiner ehrgeizigen Frau, Mutter Uby, den Mord am Polenkönig realisiert und ein schreckliches Terrorregime führt.
    Bordue, sein ehemaliger Günstling, überredet den Zahn von Russland zum Krieg gegen König Uby.
    Der Schlacht mit dem russischen Heer und dem überall aufflammenden Widerstand entkommt König Uby dank seiner Feigheit.
    Franz Huml, 1939 geboren, ursprünglich Konzertpianist, schrieb außer der Musik auch die Texte der Arien.
    Ich habe versucht, nicht den literarischen Stoff zu vertonen, sondern ich habe mit der Musik versucht, ein Umfeld zu schaffen, in dem dieser Stoff zur Geltung kommen kann.
    Ich würde aber sagen, es ist eher so ein totales Theaterspektakel mit viel Musik.
    Dennoch wählte Franz Huml die konventionelle Form der Arien.
    Ich habe die Form der Arie benutzt, eigentlich mehr provokativ.
    Ich habe also bestimmte Gesänge, die formal frei sind, habe ich Arie genannt.
    ein bisschen auch um des karlauerischen Arjen-Gefühls willen, das ja in dieser Art Kultur zweifellos enthalten ist.
    Ich hab immer einen ganz großen Schrecken, wenn sich ein Sänger breitbeinig vor's Publikum hinstellt und dann konserviertes Material in die Welt schreit.
    Da wird mir immer ganz schummrig dabei, das mag ich eigentlich nicht.
    Schließlich sei noch bemerkt, auch einen Schlager oder Ohrwurm.
    Das folgende Lied des Narren gibt es in der Oper König Übü.
    Die Rose ist, sie blüht, ja, so schön, ja, so schön.
    Warum soll sie nicht blühen und vergehen, ja, vergehen?
    Denn auch für Menschen, die wir sonst versehen, vergehen, vergehen, vergehen.
    Ein Auszug aus der Oper »König Übi«, die am kommenden Sonntag im Salzburger Landestheater uraufgeführt wird.
    Das war ein Beitrag von Helga Ripper und bei uns geht es jetzt noch weiter mit einer Meldungsübersicht in Kurzform.
    Schweiz.
    Am zweiten Tag seines offiziellen Besuches hat Bundeskanzler Sinowaz in einer Pressekonferenz in Bern Zufragen der schweizerisch-österreichischen Beziehungen Stellung genommen.
    Sinovac bezeichnete seine Reise als wertvoll.
    Er sagte, man habe vereinbart, den Handel zwischen Österreich und der Schweiz sowie die Zusammenarbeit in Drittländern zu verstärken.
    Bei den Gesprächen mit Schweizer Regierungsvertretern kam auch das Angebot der Firma Steyr Daimler-Puch zur Sprache, 6000 Geländewagen an die Schweizer Armee zu liefern.
    Eine Entscheidung in dieser Frage wird im Frühjahr erwartet.
    Sowjetunion.
    Das Parteiorgan Pravda äußert Erstaunen über die jüngste Erklärung des amerikanischen Verteidigungsministers Weinberger gegenüber dem Nachrichtenmagazin Profil, wonach Österreich unter dem Schutz der amerikanischen Abschreckungsmacht stehe.
    Weinberger habe das neutrale Österreich in eine Reihe mit NATO-Verbündeten gestellt, meint die Pravda.
    Die Amerikaner verstünden nicht, was sie im österreichischen Staatsvertrag unterschrieben hätten, heißt es in dem Kommentar.
    Weinberger hatte erklärt, wenn die USA ihre militärische Abschreckungskraft erhalten könnten, werde weder Österreich noch eine der Verbündeten der USA angegriffen werden können.
    Naher Osten.
    In der libanesischen Hauptstadt Beirut ist es auch in der vergangenen Nacht nicht zu der angestrebten Waffenruhe gekommen.
    Regierungstruppen und Moslem-Milizen lieferten einander Artilleriegefechte.
    Auch in den christlichen Wohngebieten östlich von Beirut wurde gekämpft.
    Nach Angaben des israelischen Ministerpräsidenten Shamir hat Syrien gedroht, den libanesischen Präsidenten Amin Shemael gefangen zu nehmen, falls er das Truppenabzugsabkommen mit Israel nicht annulliert.
    Griechenland.
    Ein Zwischenfall in der Ägäis hat die Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei neuerlich schwer belastet.
    Nach griechischen Angaben wurden zwei Schiffe, ein Zerstörer der griechischen Marine und ein Fischkutter, in griechischen Hoheitsgewässern von einem türkischen Flottenverband beschossen.
    Die Granaten sollen das Ziel nur knapp verfehlt haben.
    Der türkische Botschafter in Athen betonte, die türkische Marine habe nicht in Richtung der griechischen Schiffe geschossen.
    Belgien.
    Bei einer Explosion im Kohlebergwerk Eysten sind in der vergangenen Nacht sieben Bergleute getötet und vier verletzt worden.
    Wenige Minuten vor dem Unglück, in mehr als 700 Meter Tiefe, war die elektrische Entlüftungsanlage des Bergwerks ausgefallen.
    Dadurch könnte sich in dem Stollen explosives Grubengas angesammelt haben.
    Jugoslawien.
    Die Schnellstraße Autoput, eine der wichtigsten Transitverbindungen Europas, verfällt im Stadtgebiet von Belgrad immer mehr.
    Die Stadtverwaltung und die jugoslawische Teilrepublik Serbien schieben einander die Verantwortung für die Erhaltung der Autostraße zu.
    Die Fahrbahndecke auf dem fast 13 Kilometer langen Teilstück ist an unzähligen Stellen zerstört.
    Nun noch die Wetteraussichten für Österreich bis zum Abend.
    Meist sonnig am Nordrand der Gebirge, örtlich unergiebige Schneeschauer, nördliche Winde.
    Die Nachmittagstemperaturen werden zwischen plus zwei und plus sechs Grad liegen.
    Das waren zum Schluss des Mittagsschanals noch Kurzmeldungen und jetzt noch ganz kurz drei Programmhinweise.
    Um 14.30 Uhr geht es im Programm Österreich 1 in der Sendung von Tag zu Tag um den Sinn oder Unsinn der Werbung.
    Am Abend, wie schon angekündigt, gibt es dann die Sendung in Brennpunkt um 20 Uhr mit einem Gespräch mit dem Schriftsteller Erich Fried und anschließend die Sendung Politische Manuskripte.
    Vorgestellt werden Bücher zur Geschichte der Ersten Republik.
    Das sind noch Programmhinweise gewesen.
    Das Mittagsschanal ist damit beendet.
    Der Mikrofon war Reinhold Henke.
    Einen schönen Nachmittag noch.
    Auf Wiederhören.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1984.03.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wochenendwetter-Vorschau
    Mitwirkende: Czernin, Johannes [Gestaltung]
    Datum: 1984.03.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit dem Lyriker und Schriftsteller Erich Fried zu Generationsunterschieden
    Mitwirkende: Brandl, Hellfried [Gestaltung] , Fried, Erich [Interviewte/r]
    Datum: 1984.03.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Kultur ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Israel: Neue Beweise gegn jüdische Terrororganisation
    Mitwirkende: Meisels, Moshe [Gestaltung]
    Datum: 1984.03.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Journal extra: Die Wirtschaft in der CSSR
    Einblendung: Musik (Die Moldau von Smetana), Lied ("Save your kisses for me" auf tschechisch präsentiert von der Schlagersängerin Helena Vondrackova), Schlagerlied , Interview: fiktiver Bericht eines technischen Zeichners in einer Maschinenfabrik, Peter Havlik vom Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche, fiktiver Schwarzgeld-Wechsler, Maler und Wirtschaftswissenschaftler Ota Sik
    Mitwirkende: Macho, Erich [Gestaltung] , Havlik, Peter [Interviewte/r] , Vondrackova, Helena [Interpret/in] , Sik, Ota [Interviewte/r]
    Datum: 1984.03.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit ÖVP-Nationalratsabgeordneter Hubinek gegen Kraftwerksbau in Hainburg
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung] , Hubinek, Marga [Interviewte/r]
    Datum: 1984.03.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "König Ubu" von Franz Hummel - Opernaufführung in Salzburg
    Interview: Komponist Franz Hummel , EInblendung: Musik
    Mitwirkende: Ripper, Helga [Gestaltung] , Hummel, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1984.03.09 [Sendedatum]
    Ort: Salzburg [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1984.03.09
    Spieldauer 00:59:57
    Mitwirkende Henke, Reinhold [Moderation] [GND]
    Wendl, Fritz [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1984.03.09 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-840309_k02
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