Mittagsjournal 1985.06.12

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Grüß Gott, meine Damen und Herren.
    Luis Glück begrüßt Sie heute beim Mittagschanal.
    Die Themen Spanien und Portugal gehören ab heute zur europäischen Gemeinschaft.
    Die Verträge werden in Madrid und Lissabon heute unterzeichnet.
    Die deutsche Justiz nimmt zum Fall Mengele Stellung.
    In Amerika ist nach zehn Jahren Koma nun Karen N. Quinlan gestorben.
    Helene von Damm will ihren Wiener Botschafterposten aufgeben und zwar mit Jahresende.
    Sie hat das brieflich Präsident Reagan mitgeteilt.
    Familienministerin Fröhlich-Sandner gründet eine Sektenkommission.
    Sie sagt den Sekten den Kampf an.
    Das Parlament beschließt Änderungen im Schulgesetz.
    Dazu gibt es heute auch eine ÖVP-Dringliche zum Panzergeschäft.
    Eine Presseschau bringen wir heute zur Budgetproblematik und den letzten Aussagen von Finanzminister Franitzki dazu.
    Und das Kulturthema Elfriede Ott spielt auf Burg Liechtenstein bei Wien Nestreu.
    Vor den Beiträgen gibt's die Nachrichten.
    Fedor Aholi ist der verantwortliche Redakteur, unser Sprecher Herbert Slavik.
    Österreich.
    Der Nationalrat befasst sich heute mit der achten Schulorganisationsgesetznovelle.
    In dieser Novelle ist eine Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen und die Einführung des Pflichtgegenstandes Informatik in den fünften Klassen der allgemeinbildenden höheren Schulen vorgesehen.
    FPÖ-Klubobmann Friedrich Peter betont, dass mit der achten Schulorganisationsgesetznovelle die Lehr- und Lernsituation an den Schulen verbessert werde.
    Der Kompromiss hinsichtlich des Informatikunterrichtes, wonach Schüler im zweiten Halbjahr selbst entscheiden können, ob sie eine Note wollen oder nicht, veranlasse ihn Peter jedoch keineswegs zum Jubeln.
    Im Mittelpunkt der heutigen Fragestunde im Nationalrat standen Probleme der Universitäten und der Wissenschaft.
    Die ÖVP hat Wissenschaftsminister Heinz Fischer vorgeworfen, sich zu wenig um sein eigenes Ministerium und zu viel um andere Dinge zu kümmern.
    Fischer wies dies als nur oberflächlichen Eindruck zurück.
    Das Volksbegehren gegen Abfangjäger hat heute im Innenministerium 17.188 Unterstützungserklärungen gegen den Ankauf von Abfangjägern eingereicht.
    Wie der Sprecher der Anti-Abfangjäger-Aktion Christoph Parenreiter heute vor Journalisten in Wien erklärte, rechnet man bei der vom 4. bis 11.
    November geplanten Eintragungswoche für dieses Volksbegehren mit mindestens 100.000 Unterschriften.
    Parenreiter berief sich bei der heutigen Pressekonferenz auf Meinungsumfragen, denen zufolge zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung den Abfangjäger-Ankauf der Bundesregierung skeptisch bis missbilligend gegenüberstehen.
    Das Volksbegehren gegen Abfangjäger unterscheidet sich laut Panreiter prinzipiell von dem in der Steiermark von einem unabhängigen Komitee beantragten Volksbegehren gegen den Ankauf der schwedischen Saab Draken, insofern als dieses Volksbegehren lediglich für neue Maschinen eintrete.
    In Wien begann heute eine für zwei Tage anberaumte Konferenz der Gewerkschaften der Grafischen Industrie Europas.
    Wichtigste Themen des Treffens sind die Wirtschaftskrise, die Folgen der Rationalisierungen und die Arbeitslosigkeit.
    In einem der Konferenz vorliegenden Thesenpapier treten die Gewerkschafter für mehr Mitbestimmungsrechte der Arbeitnehmer, eine weitere Verkürzung der Arbeitszeit und ein aufeinander abgestimmtes Vorgehen der Drucker-Gewerkschaften gegenüber den Regierungen ihrer Länder ein.
    USA.
    Die amerikanische Botschafterin in Wien, Helene von Damm, will zu Jahresende von ihrem Amt zurücktreten.
    Die Botschafterin hat bereits Präsident Ronald Reagan von ihrer Absicht unterrichtet.
    Der Präsident wird nach einer Meldung der Washington Post dem Wunsch der Diplomatin nachgeben.
    Auch Außenminister Leopold Graz ist von Frau von Damm informiert worden.
    Die 45-jährige Botschafterin, die in vierter Ehe mit dem Besitzer des Hotels Sacher, Peter Gürtler, verheiratet ist, begründet ihr Rücktrittsgesuch mit dem nach ihrer Heirat entstandenen Interessenkonflikt zwischen beruflichen und persönlichen Pflichten.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Über den Tod des ehemaligen KZ-Arztes Josef Mengele herrscht nach wie vor keine völlige Gewissheit.
    Der für die Ermittlungen zuständige Oberstaatsanwalt Hans-Eberhard Klein sagte heute in Frankfurt, die Suche nach Mengele gehe ungeachtet der in Brasilien exhumierten Leiche weiter.
    Die Staatsanwaltschaft werde ihre Ermittlungen fortsetzen, solange es keinen hundertprozentigen Beweis für den Tod des Nazimassenmörders gebe.
    Zugleich bestätigte Klein, dass er von der Familie Mengeles eine Erklärung über dessen angeblichen Tod erhalten habe.
    Auch die amerikanischen Behörden sind vom Tod des ehemaligen KZ-Arztes noch nicht überzeugt.
    Das israelische Justizministerium äußerte ebenfalls Zweifel an der Echtheit aller möglichen Beweise.
    Europäische Gemeinschaft.
    In Lissabon und Madrid werden heute die Verträge über den Beitritt von Portugal und Spanien zur Europäischen Gemeinschaft unterzeichnet.
    Beide Verträge müssen noch vor dem geplanten Beitritt am 1.
    Jänner 1986 von allen zwölf nationalen Parlamenten ratifiziert werden.
    Innerhalb der portugiesischen Koalitionsregierung aus Sozialisten und rechtsorientierten Sozialdemokraten sind in erster Linie die Agrar- und Arbeitsreformen umstritten, die Portugal für den EG-Beitritt vorbereiten sollen.
    Die Landwirtschaftsminister der Gemeinschaft werden voraussichtlich heute in Luxemburg über eine Senkung der Getreidepreise abstimmen.
    Bei ihren bisherigen Verhandlungen haben sie keine Fortschritte erzielen können.
    Libanon.
    Die Entführer der jordanischen Boeing 727 auf dem Flughafen von Beirut wollen die Maschine um 13 Uhr mitteleuropäischer Zeit sprengen, falls der Generalsekretär der Arabischen Liga, Shadli Klibi, nicht nach Beirut kommen sollte.
    Die angeblich sechs Luftpiraten haben außerdem verlangt, mit einem libanesischen Minister und einem hochrangigen muslimischen Würdenträger zu verhandeln.
    Bisher wurden neun Geiseln freigelassen.
    An Bord der Maschine sollen sich nun noch 48 Passagiere, acht jordanische Sicherheitsbeamte und neun Besatzungsmitglieder befinden.
    Die Boeing 727 der jordanischen Fluggesellschaft Alia war gestern Vormittag in Beirut gekapert worden und nach einem 13-stündigen Irrflug über den Mittelmeerraum heute früh wieder in Beirut gelandet.
    Die Luftpiraten erzwangen einen neuen Start.
    Das Flugzeug kehrte jedoch kurz darauf wieder in die libanesische Hauptstadt zurück, weil es in Tunis nicht landen durfte.
    USA
    Die 31-jährige Karen Ann Quinlan, die vor zehn Jahren vermutlich nach Alkohol und Medikamentenmissbrauch in ein Koma verfallen war, ist im Bundesstaat New Jersey gestorben.
    Karen Ann Quinlan wurde in den vergangenen Jahren künstlich am Leben erhalten.
    Die Eltern setzten in einem langwierigen Verfahren 1976 durch, dass die künstliche Beatmung beendet wurde.
    Das Herz der Frau schlug weiter, die Gehirnfunktionen blieben jedoch irreversibel gestört.
    In den vergangenen Monaten verschlechterte sich der Zustand Karen Anne Quinlans durch häufige Lungeninfektionen immer mehr.
    Nun der Wetterbericht.
    Nach kurzem Zwischenhocheinfluss greift die Kaltfront eines Nordsee-Tiefs von Nordwesten her auf den Alpenraum über.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Zunächst vielfach noch sonnig im Tagesverlauf, von Westen her Bewölkungsverdichtung und während der Nacht strichweise Aufkommen von meist schauerartigen Niederschlägen.
    Wind aus Südost bis Südwest.
    Nachmittagstemperaturen 17 bis 23, Frühtemperaturen morgen 7 bis 11 Grad.
    Die Aussichten für morgen Donnerstag veränderliche, häufig auch starke Bewölkung und einige Regenschauer.
    Entlang der Alpen-Nordseite auch länger anhaltender Niederschlag, wesentlich kühler als zuletzt.
    Wind aus West bis Nordwest, Tageshöchsttemperaturen 13 bis 19 Grad.
    Übermorgen Freitag, voraussichtlich weiterhin unbeständiges und für die Jahreszeit zu kühles Wetter.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien, Wolkig 19°, Südostwind 15 km in der Stunde, Eisenstadt, Wolkig 19°, Südwestwind 20, Linz stark bewölkt 15, Salzburg stark bewölkt 17°, Innsbruck, Wolkig, Föhn 18°, Südostwind 15 km in der Stunde, Bregenz, Wolkig 16°, Graz, Wolkig 18° und Klagenfurt, Wolkig 19°.
    Mit den Nachrichten und dem Wetterbericht begann wie immer das Mittagschanal.
    Jetzt kommen Beiträge.
    Die Botschafterin der USA in Wien, wir haben es gerade gemeldet, Helene von Dam, wird ihr Amt also zurücklegen.
    Das hat sie in einem persönlichen Schreiben an Präsident Reagan mitgeteilt.
    Auch Außenminister Graz wurde von diesem Schritt informiert.
    Die gebürtige Österreicherin, die seit 1964 amerikanische Staatsbürgerin ist, vertritt ihr Land seit fast genau zwei Jahren in ihrer früheren Heimat.
    Sie gilt als eine Art Symbol für die verbesserten Beziehungen zwischen den USA und Österreich, die Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre etwas abgekühlt waren.
    In diesem Jahr kam Frau von Damm, die den Namen ihres zweiten Ehemannes, des deutschstämmigen Christian von Damm, beibehalten hatte, was nach amerikanischem Recht möglich ist, durch eine Heirat in die Schlagzeilen.
    Sie ließ sich von ihrem dritten Ehemann, dem Geschäftsmann Byron Leeds, scheiden und heiratete den Besitzer des Wiener Sacha-Hotels, Peter Gürtler.
    Frau von Daum wollte heute zu ihrem Rücktritt nicht Stellung nehmen, sondern ließ über die Botschaft den Wortlaut des Schreibens an Präsident Ronald Reagan verteilen.
    Roland Machatschke fasst zusammen.
    Ein Interessenskonflikt zwischen öffentlicher Rolle und Privatleben.
    Das ist die Begründung, die Amerikas Botschafterin in Wien veranlasst hat, Präsident Reagan ihr Amt zur Verfügung zu stellen.
    Dem schriftlichen Ansuchen und seiner Erläuterung war ein persönliches Zusammentreffen im Weißen Haus am 3. dieses Monats vorausgegangen.
    Mit Ronald Reagan ist Helene von Damm seit fast 20 Jahren verbunden.
    Zunächst als Wahlkampfhelferin bei der Wahl zum Gouverneur von Kalifornien, dann als persönliche Sekretärin im Regierungsgebäude in Sacramento.
    Auch als Reagan sich vorübergehend aus der Politik zurückzog, war sie als Privatsekretärin an seiner Seite.
    Als Reagan zum Kampf um das Weiße Haus antrat, organisierte Helene von Damm die Wahlkampfspendensammlung in neun Bundesstaaten.
    Nach dem Wahlsieg holte Präsident Reagan sie ins Weiße Haus, zunächst als Personalschäfin, dann ab 1982 als Leiterin jener Stelle, die für die Besetzung der rund 3000 Regierungsposten zuständig ist, die direkt den Präsidenten unterstellt sind.
    Im Juni 1983 trat sie dann ihr Amt als Botschafterin der USA in Wien an und war vom ersten Augenblick an ein Liebling der Medien.
    In ihrem Brief an Präsident Reagan spricht Frau von Dam im Zusammenhang mit ihrem Aufenthalt in Washington Anfang des Monats von Tagen des Nachdenkens und des Überlegens.
    Sie erinnert Reagan daran, dass sie damals, als sie ihm ihren Entschluss mitteilte, Peter Gürtler zu heiraten, auch in Kenntnis setzte, dass sie sich über die denkbaren Folgen durchaus im Klaren sei.
    Sie habe stets gewusst, dass den Amtspflichten der Vorrang gebühre.
    Und dann folgt der Schlüsselsatz des Schreibens.
    Da ich mir aber jederzeit der Tatsache bewusst bin, dass in der Welt, in der wir leben und arbeiten, der Eindruck in der Öffentlichkeit ebenso wichtig ist wie die Wirklichkeit selbst, muss ich die Stimmen zur Kenntnis nehmen, die nach wie vor behaupten, dass es einen Interessenskonflikt zwischen meinen beruflichen Pflichten und meiner persönlichen Situation gebe.
    Soweit dieses wörtliche Zitat.
    Das ist eine mehr als deutliche Anspielung auf die Kritik, die dem Vernehmen nach in bestimmten Kreisen in Washington am Privatleben der Botschafterin geübt worden ist.
    Frau von Dam schlägt Reagan den 31.
    Dezember als Termin ihrer Abberufung vor.
    Sie dankt ihm für das Vertrauen, das er in sie, die Einwanderin, gesetzt hat.
    In einem Postskriptum versichert Helene von Dam Gürtler dem Präsidenten, ich werde aber nie aufhören, ihr Botschafter des guten Willens zu sein.
    Das war ein Beitrag von Roland Machatschke, die amerikanische Botschafterin in Österreich.
    Helene von Damm kündigt also ihren Rücktritt an.
    Die europäische Gemeinschaft macht ab heute das Dutzend voll.
    Aus einer Zehner wird eine Zwölfer-Gemeinschaft, Spanien und Portugal kommen dazu.
    Heute werden in Madrid und in Lissabon die Verträge feierlich unterzeichnet.
    Die Süderweiterung ist Resultat jahrelanger schwieriger Verhandlungen, denn die iberischen Länder bringen der EEG vor allem Probleme, denn sie vergrößern die Schwierigkeiten mit der landwirtschaftlichen Überproduktion.
    Roland Fessler analysiert.
    Mit der Unterzeichnung der Beitrittsverträge wird heute in Lissabon und Madrid der Schlussstein unter das Werk gesetzt, das Schumann, Adenauer und de Gasperi begonnen haben.
    Das neue Europa, das die Politiker dieser Gründergeneration aus dem zusammenfügen wollten, was der Hitlerkrieg westlich der System- und Bündnisgrenze vom alten Kontinent übrig gelassen hatte, feiert also heute Richtfest.
    Am 1.
    Januar 1986 werden Spanien und Portugal
    im Bild zu bleiben, Einzug halten.
    Das Europa der Zwölf ist dann ein Staatenbund, dem 300 Millionen Menschen angehören.
    Diese europäische Gemeinschaft gilt schon jetzt wirtschaftlich und militärisch als Supermacht, steht jedoch aller französischen und britischen Emanzipationsversuche zum Trotz unter amerikanischer Vorherrschaft.
    Mit Ausnahme Irlands gehören alle EG-Staaten der NATO an und die sozialistische spanische Regierung, die sich eigentlich noch im Wahlkampf 1982 für einen Rückzug aus dem Bündnis stark machte, hat inzwischen erfahren müssen, dass der Zugang zum gemeinsamen Markt nur über die Mitgliedschaft in der NATO zu erreichen ist.
    Ministerpräsident Felipe González wird sich ab heute in einer groß angelegten Regierungskampagne für den Verbleib Spaniens im Bündnis einsetzen, um im kommenden Frühjahr das versprochene Referendum zu gewinnen und einer Mehrheit seiner nach wie vor skeptischen Bürger ein Jahr zum Nordatlantikpakt abzuringen.
    Für Portugal stellt sich diese Frage gar nicht, denn das Land gehört zu den Gründungsmitgliedern der NATO und ist aufgrund einer dramatischen Wirtschaftskrise überhaupt nicht in der Lage, sich, fast wäre man versucht zu sagen, separatistische Tendenzen zu leisten.
    Es steht inzwischen außer Zweifel, dass die USA wegen ihrer geostrategischen Interessen auf der iberischen Halbinsel massiven Druck auf die EG-Regierungen ausgeübt haben, um die Süderweiterung, die mehrfach an der Furcht vor der mächtigen Konkurrenz der spanischen Landwirtschaft und schließlich an den leeren Kassen der Gemeinschaft zu scheitern drohte, doch noch zustande zu bringen.
    Gerade dieser Zusammenhang darf an diesem historischen Tag nicht vergessen werden.
    Es waren freilich keine strategischen Überlegungen, die die Regierungen Spaniens und Portugals im Frühjahr 1977 dazu bewegten, bei der Europäischen Gemeinschaft ihre Aufnahmeanträge zu stellen.
    Beide Länder waren nämlich gerade dabei, ihre wiedererrungenen jungen Demokratien zu stabilisieren und suchten deshalb so schnell wie möglich Anschluss an Europa.
    Spanien hatte sich jahrhundertelang hinter den Pyrenäen verschanzt und jeden Einfluss von außen zunächst grundsätzlich einmal als gefährlich angesehen.
    Portugal lebte mit dem Rücken zum im übrigen nach wie vor ungeliebten Nachbarn und suchte seine Chancen in Übersee.
    Portugal hat nach der Nelken-Revolution all seine Kolonien in die Unabhängigkeit entlassen bzw.
    die Loslösung vom Mutterland eingeleitet.
    Spanien hat sich seit dem Tode Frankos von seinem faschistisch geprägten Nationalismus befreit und orientiert sich nun mehr und mehr nach Europa.
    Der EG-Beitritt wird diesen Prozess sicherlich noch beschleunigen.
    Der Hinwendung nach Europa lag in Spanien und Portugal also eine historische politische Entscheidung zugrunde.
    Der ökonomische Aspekt hat sich allerdings in den vergangenen Jahren, da sich die demokratischen Verhältnisse in beiden Ländern stabilisiert, die wirtschaftlichen Probleme jedoch verschärft haben, immer mehr in den Vordergrund geschoben.
    Die Neumitglieder hoffen jetzt, mit den Mitteln aus dem Regionalfonds der Europäischen Gemeinschaft ihre Landwirtschaft auszubauen,
    die total veraltete Industrie international wettbewerbsfähig machen zu können.
    Doch es scheint, als hätten die Spanier und Portugiesen nach den achtjährigen Beitrittsverhandlungen den Calvario, den Leidensweg, von dem die Zeitungen hier schreiben, nicht hinter, sondern erst noch vor sich.
    Allein in Spanien wird die zwingend notwendige industrielle Umstrukturierung
    bei einer Rekord-Arbeitslosenquote von über 20 Prozent noch einmal 60.000 Arbeitsplätze kosten.
    Und prominente portugiesische Politiker befürchten, dass ihr Land nach dem EG-Beitritt und dem damit verbundenen Zwang zur strukturellen Anpassung, Rationalisierungen und Massenentlassungen nur als einige Beispiele genannt, erst noch viel tiefer in die Krise getrieben werden, die Lebenshaltungskosten
    wegen der Verteuerung der Grundnahrungsmittel in schwindelerregende Höhen klettern, ehe die Brüsseler Milliarden vielleicht erst, wenn es zu spät ist, für die in jeder Hinsicht ausgetrocknete portugiesische Industrie und Landwirtschaft den ersehnten Regen und das ersehnte Wachstum bringen.
    In Spanien und Portugal wird die ohnehin nicht allzu große Euphorie über den Beitritt bald verflogen sein.
    Die Bürger der iberischen Länder werden sehr schnell merken, dass ihr Land heute nicht ins Paradies, sondern eben nur in die europäische Gemeinschaft aufgenommen worden ist.
    Der 12.
    Juni 1985, ein historisches Datum für Spanien und Portugal.
    Sie treten der europäischen Gemeinschaft bei.
    In Sao Paulo wird derzeit jene Leiche gerichtsmedizinisch untersucht, die vermutlich der Überrest des Naziverbrechers Josef Mengele ist.
    Die Indizien für die Bestätigung dieser Vermutung mehren sich.
    Auch viele Zeugenaussagen deuten in diese Richtung.
    So hat gestern Mengeles Sohn Rolf, der in Freiburg im Breisgau als Anwalt lebt, der Öffentlichkeit mitteilen lassen, dass sein Vater tot ist und vor sechs Jahren in Sao Paulo starb.
    Weiteres Beweismaterial wurde angekündigt.
    Heute hat die in der Bundesrepublik für den Fall Mengele zuständige Staatsanwaltschaft in Frankfurt eine Pressekonferenz gegeben.
    Es berichtet Michael Kerbler.
    Dutzende Journalisten drängten am Vormittag um 10 Uhr in den Saal, wo der Frankfurter Oberstaatsanwalt Hans-Eberhard Klein über die jüngsten Ermittlungen im Fall Josef Mengele berichten wollte.
    Und Klein begann seine Ausführungen mit dem Statement, dass die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen so lange fortsetzen werde, solange es noch keine hundertprozentigen Beweise für den Tod des KZ-Arztes Josef Mengele gebe.
    Zugleich bestätigte der Oberstaatsanwalt, dass ihm die Familie des früheren KZ-Arztes, der als Todesengel von Auschwitz in die Geschichte der NS-Ära eingegangen ist, eine Erklärung übergeben habe, in der festgehalten ist, dass Rolf Mengele sich im Jahr 1979 an Ort und Stelle in Brasilien über die Umstände des Todes seines Vaters vergewissert habe.
    Rolf Mengele hatte gestern erklärt, er habe keinen Zweifel daran, dass es sich bei dem am 5.
    Juni auf dem Friedhof in Embu in Brasilien exhumierten Leichnam um die sterblichen Überreste seines Vaters handle.
    Die Staatsanwaltschaft in Frankfurt, die mit den Ermittlungen im Fall Mengele betraut ist, wird also weitersuchen.
    Auch die amerikanischen Behörden sind vom Tod Josef Mengeles noch nicht überzeugt.
    Zwei Beamte des amerikanischen Justizministeriums sind am Vormittag in Frankfurt eingetroffen und haben dort erklärt, dass für sie der Tod des KZ-Arztes mit dem Leichenfund auf dem Friedhof von Embu noch keineswegs bewiesen sei.
    Aus Israel verlautet, so war in Bonn zu erfahren, dass das Justizministerium dort Anweisung gegeben habe, nach Josef Mengele weiterzusuchen.
    Israelische Behörden stehen nach wie vor im Dauerkontakt mit Behörden in Bonn und Frankfurt und amerikanischen Stellen in Washington.
    Der Sprecher des israelischen Justizministeriums, Isaac Feinberg, erklärt in Jerusalem, wir vertrauen darauf, dass die brasilianischen Behörden alles Notwendige zur Wahrheitsfindung tun werden.
    In Bonn sind unterdessen Berichte aus Sao Paulo eingetroffen, dass bei der Analyse von Röntgenaufnahmen des Skeletts des angeblich verstorbenen Josef Mengele Anzeichen eines Beckenbruchs festgestellt worden seien.
    Die Untersuchung offenbart die Markierung eines Beckenbruchs exakt an der Stelle, wo Mengele einen Bruch bei einem Motorradunfall erlitt, heißt es aus Brasilien.
    Dies könnte, so wird wörtlich in dem Bericht festgehalten, der definitive Beweis für die Identifizierung von Mengele sein.
    Der Chef der brasilianischen Bundespolizei in São Paulo, Tuma, wollte solche Meldungen aber noch nicht bestätigen.
    Übrigens, von einem Beckenbruch Mengeles hatte auch der Leiter des jüdischen Dokumentationszentrums in Wien, Wiesenthal, in der Vorwoche gesprochen.
    Wiesenthal erklärte heute in einem Telefongespräch, wenn die brasilianischen Experten zu dem Schluss kommen, dass die bei São Paulo exhumierte Leiche die des KZ-Arztes Josef Mengele ist, dann ist für mich die Akte Mengele geschlossen.
    Nicht nur Wiesenthal, sondern auch die Behörden in Frankfurt und die Oberstaatsanwaltschaft warten jetzt auf die Untersuchungsergebnisse aus der brasilianischen Hauptstadt.
    Die deutsche Justiz zum Fall Mengele, das war ein Beitrag unseres Korrespondenten in Bonn, Michael Kerbler.
    Wir wechseln nach Österreich.
    Auf der Tagesordnung der heutigen Plenarsitzung des Nationalrates steht als Hauptthema der Schulbereich.
    Mit der 8.
    Schulorganisationsgesetz-Novelle sollen im Wesentlichen die Klassenschülerhöchstzahlen herabgesetzt und die Informatik als Pflichtgegenstand eingeführt werden ab der 5.
    Mittelschule.
    Ein weiterer Tagesordnungspunkt, eine Novelle zum Weingesetz.
    Also insgesamt eine Tagesordnung, bei der man schon vermuten konnte, die ÖVP würde eine dringliche Anfrage
    zu einem aktuellen Thema an die Regierung richten.
    Das Thema steht nun fest, das geplante Panzergeschäft mit Marokko.
    Erich Eichinger berichtet.
    Verwirrung um Waffenexporte und Gesetzesverletzung der Regierung, so wörtlich, konstatiert die ÖVP in einer dringlichen Anfrage an Bundeskanzler Fred Sinowatz.
    Für einen Panzerexport nach Marokko hätten sich Außenminister Graz und das Kanzleramt ausgesprochen.
    Dagegen, wieder wörtlich zitiert, Innenminister und Polisario-Freund Blecher.
    Der Kanzler werde der Verwirrung nicht Herr, den Steuerwerken entstehe nach dem geplatzten Chile-Geschäft 1980 ein zweites Mal großer Schaden, was widerwörtlich den Generaldirektor der Krediteinstalt Androsch zu einem öffentlichen Erpressungsversuch bewogen habe, nämlich 1,9 Milliarden Schilling Ausfallhaftung zu verlangen.
    Die Regierung steht der Waffenproduktion und dem Waffenexport recht uneinheitlich gegenüber.
    Außerdem habe sie auch ihre Pflicht verletzt, für das Jahr 1984 dem Außenpolitischen Rat einen Bericht über die Ausfuhr von Kriegsmaterialien zu erstatten.
    Die ÖVP schickt um 16 Uhr, wenn diese Dringliche Anfrage aufgerufen wird, als ersten Redner zur Begründung den Abgeordneten König.
    Die SPÖ lässt durch den Diplomaten Jankovic antworten.
    Verwirrung bis 16 Uhr könnte beim aufmerksamen Parlamentszuhörer bei der Novelle zum Weingesetz entstehen.
    Im Wesentlichen geht es da um Qualitätsmerkmalfestlegungen.
    Da steht etwa zur Diskussion, in welchen Gebieten man Most sagen darf und wo nur Apfelwein.
    Da gibt es eine Fülle von Abänderungsantragen, die weniger auf den Umstand zurückzuführen sind, dass Exponenten dreier Parteien hier sitzen, als vielmehr, dass Exponenten verschiedener Weinbaugebiete ihre Interessen vertreten.
    Im Augenblick, wie gesagt, halten wir bei der Schuldebatte.
    Ich gebe zurück an das Studio.
    Ein Bericht aus dem Hohen Haus von Erich Eichingan.
    Der Finanzminister Franz Franitzki hat gestern erst die Richtlinien für sein Sparbudget für das kommende Jahr verkündet.
    Eine Steuersenkung komme nicht in Frage, bei den Subventionen müsse gekürzt werden und auch bei den Ausgaben müsse der Rotstift angesetzt werden.
    Davon betroffen sollen die öffentlichen Bediensteten vor allem sein.
    Der Betrag, den Franitzki im Jahresvoranschlag für die Beamtengehaltserhöhungen ansetzt, entspricht einem Gehaltsabschluss von nur zweieinhalb Prozent.
    Mit Franitzkis Ankündigungen beschäftigen sich heute die Kommentatoren der Tageszeitungen.
    Ernest Hauer hat Auszüge zusammengestellt.
    Um den Mut des Finanzministers geht es etlichen Kommentatoren.
    Um jenen Mut, den Wranicki je nach Lesart entweder mit seinen gestrigen Ankündigungen schon bewiesen habe oder aber noch zu beweisen haben werde.
    Erwin Zankel stellt seinen Kommentar in der kleinen Zeitung Graz unter den Titel
    Härtetest für den Säckelwart.
    Zankel rechnet vor, dass der Finanzminister im kommenden Jahr 51 Milliarden an Staatsschulden und fast 40 Milliarden an Zinsen zahlen werde müssen.
    Samt sonstigen Spesen ergibt das 1986 einen Finanzschuldenaufwand von 90 bis 95 Milliarden Schilling.
    Ungefähr so viel, wie der Staat an Lohnsteuer einnimmt.
    Kein Wunder, dass dem Säckelwart der Republik angesichts des Schuldendebakels mulmig wird.
    Der Kommentator der kleinen Zeitung empfiehlt dem Finanzminister, er solle sich aufs Wesentliche konzentrieren.
    Das heutige Budget hat er noch von Herbert Seicher übernommen.
    Das nächste Budget wird die Nagelprobe sein, ob die wuchernden Ausgaben wirklich mit dem scharf zugespitzten Rechenstift zusammengestrichen werden.
    Den Beamten hat Franitzki den Fedehandschuh hingeworfen.
    Nun muss er den Härtetest auch durchstehen.
    Bisher war Wranitzki ja nur bei der Verweigerung einer Steuersenkung hart.
    Zumindest bis zum Wahljahr 1987.
    In den Salzburger Nachrichten geht Ronald Barazon davon aus, dass die Regierung auch in der Finanz- und Wirtschaftspolitik frühere Fehler vermeiden wolle.
    Man hat endlich zur Kenntnis genommen, dass die Explosion des Budgetdefizits ein unhaltbarer Zustand ist.
    Und so kämpfen die Minister, allen voran Franz Wranicki, gegen jede Ausgabe.
    Das Bestreben ist ehrenwert, doch nicht sehr erfolgversprechend.
    Der Finanzminister ist mit dieser Politik ständig in der Defensive und somit gezwungen immer wieder nachzugeben.
    Am Ende wächst das Defizit doch und der Verantwortliche muss sich auf den Hinweis zurückziehen, dass ohne seine Anstrengungen das Loch noch größer geworden wäre.
    Richtig, aber für alle unbefriedigend.
    Ronald Barazon legt Franz Franitzki nahe, statt des Mutes germanischer Recken, wie er es formuliert, eher die Lister Griechen anzuwenden.
    Franitzki sei an ein Rezept erinnert, das er bei Hannes Androsch kennengelernt hat.
    15 Milliarden Steuererhöhung und 6 Milliarden Steuersenkung zur Beruhigung der erhitzten Gemüter bringen netto dem Segelwart 9 Milliarden.
    Ob diese auch der Kampf um jeden Schilling bringt?
    Im Kurier meint Martin Mayer, der Finanzminister werde nicht nur bei den Beamten, sondern auch aus anderen Bereichen keinen Beifall erhalten.
    Der Minister wird Subventionen für Industrie und Fremdenverkehr kürzen.
    Er wird aus dem seit Jahrzehnten dicht gewobenen Netz von Vergünstigungen die Günstlinge herausfischen.
    Und er will die Unternehmer von ihrer Süchtigkeit nach Kredit heilen, wie man von einer Krankheit heilt.
    Ein mutiger Minister.
    Wenn er das Skalpell richtig führt, werden ihm alle applaudieren.
    Vielleicht sogar jene, die er operiert hat.
    Im Gegensatz zu den Durchhalteappellen an den Finanzminister in den Leitartikelspalten steht im selben Kurier das Redaktionsoriginal Weinstein.
    Sein eher resignativer Kommentar?
    Ich hab beim Wranitzki den Eindruck, dass er nur zwischen zwei Übeln wählen kann.
    Soll er uns mehr wegnehmen oder soll er uns weniger lassen?
    Das war die Presseschau.
    Ernest Hauer hat sie zusammengestellt.
    Wir bleiben noch kurz beim Thema.
    Auf Finanzminister Frenizkis Ankündigung, im Budgetvoranschlag bloß 2,5% Gehaltserhöhung für die Beamten vorzusehen, hat der Vorsitzende der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, der ÖVP-Bundesrat Rudolf Sommer, bereits gestern ablehnend reagiert.
    Sommer meinte, die Budgetkonsolidierung dürfe nicht auf dem Rücken der Beamten ausgetragen werden.
    Sommers sozialistischer Stellvertreter, Bundesrat Walter Struzenberger, bekräftigte heute bei einer Pressekonferenz diese Meinung.
    Sie hören das im Originalton.
    Schauen Sie, jeder Finanzminister hat, das wissen wir ja, in der Budgetvorsorge immer weniger einkalkuliert, als bei den Verhandlungen dann herausgekommen ist.
    Warum?
    Weil er ja nicht wissen kann.
    sich vornehmen.
    Ich habe nur zweieinhalb Prozent.
    Wenn er dann in die Verhandlungen mit den Gewerkschaften geht, kann er genauso wenig wie wir wissen, was das Endergebnis sein wird.
    Ich glaube daher, dass der öffentliche Dienst sich keineswegs jetzt beunruhigt oder fühlen wird oder aufschrecken lassen wird, entsprechende Forderungen zu erheben, die wir für angepasst erachten.
    Der SPÖ-Fraktionsführer in der Beamtengewerkschaft, Walter Struzenberger, schließt sich also der Kritik seines ÖVP-Vorsitzenden Rudolf Sommer in Sachen Beamtengehaltsabschluss 86 an.
    Genau halb eins ist es.
    Jetzt machen wir einen Blick auf das geplante Programm bis 13 Uhr.
    Es gibt einen Beitrag über Kritik des österreichischen Ärztekammerpräsidenten Piatti an der Gesundheitspolitik von Gesundheitsminister Kurt Steirer.
    Einen Beitrag darüber, dass die Familienministerin Gertrude Fröhlich-Sandner nun dem Sektenunwesen den Kampf ansagen will.
    Dann berichten wir über den Tod von Karen Ann Quinland, der Amerikanerin, die zehn Jahre im Koma gelegen ist.
    Und im Kulturteil geht es um Neuaktivitäten der Schauspielerin Elfriede Ott.
    Vorher aber jetzt, vor diesen nächsten Beiträgen im Journal, ein Programmhinweis auf eine Sendung, die sich mit dem Radioschwerpunkt der Woche Berlin befasst.
    Journal Panorama.
    Berlin, das sind 400 Quadratkilometer im Ostteil und 480 Quadratkilometer im Westteil der Stadt.
    In diesem Sektor, in dem nach wie vor die westlichen Alliierten wesentliche Mitspracherechte haben, leben fast zwei Millionen Menschen.
    Sie leben auf einer Art Insel inmitten des sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaates der DDR.
    Dass komplizierte Verträge notwendig waren und es Jahr für Jahr viel Geld kostet, die heimliche Hauptstadt Deutschlands mit Gütern, die ja vorwiegend aus der Bundesrepublik Deutschland kommen, zu versorgen, das merkt der Gast nicht.
    Wie funktioniert heute die Versorgung?
    Lebt der Berliner teurer als anderswo?
    Gibt's noch Angst vor einer Blockade wie 1948, als Berlin elf Monate lang aus der Luft beliefert werden musste?
    Und wie lange würde das ausgeklügelte Bevorratungssystem des Berliner Senats reichen, falls es doch wieder einmal zu einer Krise käme?
    Über einen genügend langen Zeitraum, um politische Verhandlungen zu ermöglichen, ohne gleich das Handtuch werfen zu müssen.
    Konkreter darf ich Ihnen diese Frage leider nicht beantworten.
    weil auch nach dem Willen der Alliierten in dieser Bereich der Berlin-Bevorratung, also ein sicherheitsrelevanter Bereich, geheim gehalten werden muss bis zu einem gewissen Ausmaß.
    Berlin, die Versorgung einer Wohlstandsinsel.
    Heute Abend um 18.30 Uhr nach dem Abendjournal auf Österreich 1 im Journal Panorama.
    Ein Panorama, das Hans-Christian Unger gestalten wird.
    Und wir kommen jetzt wieder zu innenpolitischer Berichterstattung.
    Die österreichische Ärztekammer warnt seit Jahren eindringlich vor einer drohenden bzw.
    bereits existierenden Medizinerschwemme.
    Der Ärztekammerpräsident Richard Piatti, soeben in der Steiermark mit großer Mehrheit zum Kammerpräsidenten wiedergewählt und auch im kommenden Jahr wieder der Kandidat für den gesamtösterreichischen Medizinervorsitz.
    Piatti also fordert seit langem eine Beschränkung des Studienzugangs
    und andere Maßnahmen.
    Am kommenden Wochenende findet in Bleiberg in Kärnten der Ärztekammer-Tag statt.
    Piatti nutzte diesen Anlass, um heute auf einer Pressekonferenz in Wien neuerlich auf die Sorgen seines Berufsstandes hinzuweisen.
    Roland Adrovica berichtet.
    Am großen runden Tisch des Vorstandszimmers der Ärztekammer an der Waiburgasse in der Wiener Innenstadt zeigte sich Richard Piatti als streitbarer und wortgewaltiger Vertreter seines Berufsstandes bekannt von seiner gewohnten Seite.
    Im österreichischen Gesundheitssystem herrscht eine nicht mehr hinzunehmende Lähmung.
    Die brennenden Probleme würden nur vor sich hergeschoben.
    Tausende arbeitslose Ärzte würden bald keine Horrorvision mehr sein.
    Durch die Massenuniversität, die unhaltbaren Prüfungserleichterungen und wegen der unzureichenden Spitalsausbildung drohe Österreich nicht nur eine Schwemme an Ärzten, sondern auch ein Qualitätsverlust in der medizinischen Versorgung.
    Piatti teilte praktisch politische Rundumschläge aus, vor allem gegen Wissenschaftsminister Heinz Fischer und gegen Gesundheitsminister Kurt Steirer.
    Seine Charakterisierung Steirers, er ist ein netter, charmanter und konzilianter Gesprächspartner, aber sonst nichts.
    Freuen darf sich nur Finanzminister Franz Wranitzki über Lob aus dem Mund des streitbaren Erste Präsidenten.
    Seine Aussagen und Handlungen gehen in die richtige Richtung, sagte Piatti.
    Was Franitzki kann, das müsste doch auch Fischer können, meinte Piatti und unterstellte dem Wissenschaftsminister, entweder die Probleme nicht zu erkennen oder er wolle sie nicht erkennen.
    Und ich möchte mit aller Deutlichkeit sagen, wenn es in wenigen Jahren tausende Arbeitsloseärzte gibt, trägt die Verantwortung der Herr Minister Fischer und der Herr Minister Steirer.
    Auch dem möchte ich bitte von dem, wenn er auch nicht die unmittelbare Kompetenz hat, nicht freisprechen.
    Ich möchte, Frau Minister Viermerk, die Vorgänge, aber jedenfalls ist es ja derzeit so, dass das Problem durch Nichtstun von Jahr zu Jahr kumuliert.
    Es ist ja an und für sich ein Paradox, dass ein politisches System, das in anderen Bereichen die Planung groß schreibt,
    im Bildungsbereich einfach die Zügel schleifen lässt.
    Unter einem, sagen wir, Liberalitätsprinzip, das total ist, in dem ich sage, wer immer will, soll studieren.
    Und man flüchtet sich dann bitte in jene Zynismen, die ich als inakzeptabel betrachte, wenn ein Minister nichts anderes zu sagen weiß, als er sagt zu Medizinern, meine Herren, Sie wissen, Sie haben einen freien Beruf gewählt.
    Der schließt auch das Risiko in sich ein, dass Sie diesen Beruf nicht ausüben können.
    Das sagt man bitte heute.
    Ich würde den Betreffenden und den Betreffenden empfehlen, sich hinzustellen an die Pforten der Hochschule zur Inskriptionszeit und das jeden Inskribenten zu sagen.
    Den hinterher das zu sagen, das halte ich für einen unverantwortlichen, zu nichts rechtfertigen Zynismus.
    Piatti kritisierte dann, dass sich auch die Hochschulprofessoren oft zu wenig gegen die Zustände im Bildungswesen zu sagen trauten.
    Obwohl es in letzter Zeit besser geworden sei, wäre doch mehr Mut am Platz, forderte der Ärztechef und schilderte die Atmosphäre einer einschlägigen Verhandlung im Büro von Minister Fischer.
    Unbescheiden weiter will ich sagen, irgendwelche Vorschläge kommen nur von unserer Seite.
    Er spricht auch fast nicht mehr mit uns.
    Die Herren Professoren sitzen schweigend daneben, pflegen dann in irgendwelchen kasuistischen Detaildingen sich zu verlaufen.
    Die Studenten sind also grundsätzlich für die Erhaltung des derzeitigen Zustandes.
    Die haben bis heute nicht kapiert, dass nämlich der Zustand ihnen am Kopf fallen wird, nicht uns den Etablierten.
    Wir werden dann längst außer Obligo sein.
    Aber die Herren werden ja das alles zu spüren haben, für was wir heute eintreten.
    Und eigentlich bei diesen sogenannten Studentenvertretern, die ja sowieso nur fraglich legitimiert sind, für die Studentenschaft zu sprechen, dass die so gar kein Verständnis für unsere Haltung haben.
    Abschließend einige konkrete Forderungen der Ärztekammer.
    Die Turnus-Ausbildung soll auf vier Jahre verlängert, nicht wie von Fischer gewünscht auf zwei Jahre verkürzt werden.
    Die Krankenkassen, laut Piatti organisatorisch Ende des vergangenen Jahrhunderts angesiedelt, müssten sich der modernen Medizin anpassen und nicht umgekehrt.
    Es sei unmöglich, dass patientenfreundliche, moderne, teure Geräte nicht angeschafft werden können, weil die Krankenkassen stur am Pflegetagssatzsystem festhalten, sagte der Ärztekammerpräsident.
    Österreich sei ohnehin in Gefahr, den Anschluss an die moderne Medizin zu verlieren.
    Im Technikbereich sei dies bereits wegen der verfehlten österreichischen Bildungspolitik geschehen, erklärte Piatti.
    Roland Atrowitz verfasst die Aussagen des Ärztekammerpräsidenten Richard Piatti zusammen.
    Nächstes Thema im Mittagsjournal Sekten.
    In Deutschland spricht man schon von einer schweren Bedrohung der Jugendlichen.
    In Österreich wird die Gefahr allem Anschein nach immer größer.
    Die Rede ist von mehr oder minder gefährlichen Sekten, die vor allem Jugendliche anlocken.
    Köderwerfer werden oft unter einem Deckmantel ausgelegt.
    Die bekannte Moon-Sekte etwa agiert unter dem Deckmantel der Nachbarschaftshilfe.
    In Wien etwa Hare Krishna mit kostenlosen Ausspeisungen für Jugendliche.
    In der Bundeshauptstadt wurde deshalb jetzt eine Arbeitsgemeinschaft für pseudoreligiöse Organisationen, wie das genannt wird, gegründet.
    Ihr gehören unter anderem Mitglieder des Bundeskanzleramtes, von neun Ministerien, sowie Vertreter der Kirchen und von Selbsthilfegruppen an.
    Familienministerin Gertrude Fröhlich-Sandner nahm heute dazu in einer Pressekonferenz Stellung.
    Jürgen Jung wird berichtet.
    Zu gut in Erinnerung sind noch die grauenhaften Bilder vom Massenselbstmord einer Sekte bei Jonestown in Guyana.
    Etwa 900 Anhänger eines selbsternannten Propheten vergifteten sich auf dessen Befehl.
    Die Weltöffentlichkeit war vom Anblick der aufgedunselnden Leichen der Männer, Frauen und Kinder schockiert.
    Es war dies die folgenschwerste Verirrung einer pseudoreligiösen Gruppe.
    Sekten werden in den letzten Jahren immer zahlreicher.
    Allein in Österreich gibt es mehrere hundert.
    Junge Leute werden oft in jeder Beziehung ausgenutzt, verlieren die Beziehung zur Realität und den Kontakt zu ihren Familien.
    Beginnen tut es meist ganz harmlos.
    Die Mutter einer Tochter mit Matura, die jetzt in Indien in einer Sekte lebt und nur mehr selten schreibt, schildert, wie alles angefangen hat.
    Durch Ansprechen in der Fußgängerzone, denn das ist mehr oder weniger eine Bauernfängerei, was die betreiben.
    Denn es wird angesprochen, es wird ganz locker über alle möglichen Probleme gesprochen, die die Jugend betreffen.
    Und es wird auch natürlich auf die anderen geschimpft, auf die Regierungen und Kirchen und so weiter.
    Und dann erst nach mehrmaligem Treffen wird dann gesprochen über
    Und erst als sie dann eingeladen wurde in diese Wohnung, da hieß sie, sie kann ja die Freundin mitnehmen, wenn sie sich nicht traut.
    Und das hat sie auch gemacht.
    Und dann, ja, da wird gesungen und gespielt.
    Und so nach und nach, beim zweiten, dritten Mal, dann fing es dann an, über den Propheten und über die Bibel.
    Und die Welt geht sowieso unter.
    Man sieht ja, die Welt geht ja unter.
    was da los ist.
    Was macht Ihre Tochter in dieser Sekte?
    Glauben Sie, dass sie ausgenützt wird?
    Ja.
    In welcher Form?
    Ja, durch Geld reinbringen, Bettelei und von früh bis abends, also 16, 18 Stunden am Tag immer nur für die Sekte arbeiten.
    Und haben Sie versucht, sie zurückzubekommen?
    Das kann man ja nicht wieder.
    Gibt es keine Möglichkeit, auch keine staatliche für Sie?
    Allgemein wird gedacht, es sind so vergammelte Typen, die da in die Sekten rennen, aber das sind unsere Besten.
    Kann sich ein Volk überhaupt das leisten, möchte ich die Regierung fragen, die allerbesten Idealisten, die wir für unseren Aufbau des Staates brauchen.
    Die sogenannten Jugendsekten rangieren gleich nach dem Rauschgift an zweiter Stelle der Albträume österreichischer Eltern.
    Viele Jugendliche brechen die Berufs- oder Schulausbildung ab und sind dann irgendwo im Ausland unauffindbar.
    Familienministerin Gertrude Fröhlich-Sandner sagte heute,
    Es kommen viele Eltern zu mir, die ihr Leid mit mir mitteilen wollen, weil sie ihre Familie bedroht fühlen.
    Vor allem ihre Kinder, die sich durch das Bekanntwerden mit diesen Pseudo-Jugendreligionen oder wie es so schön heißt, mit diesen neuen religiösen Bewegungen, ihre Kinder verlieren.
    Diese Kinder brechen von daheim im wahrsten Sinne des Wortes aus und kehren zurück, oft als seelische, soziale Wracks.
    Und dem kann die Gesellschaft ja nicht tatenlos zusehen.
    Viele der Sekten ködern mit verlockenden Angeboten wie Lernhilfen oder guter Beschäftigung.
    Gertrude Fröhlich-Sandner
    Es werden Fabriken zum Beispiel gegründet, dort arbeiten die jungen Menschen mit.
    Die Frage, ob sie sozialversichert sind, ob sie entsprechende Sicherheit haben, kann man nicht mit hundertprozentiger Sicherheit bejahen.
    Es gibt Sekten, die glauben, dass jede Krankheit gewissermaßen eine Sühne darstellt.
    für vergangene schlechte Taten.
    Man verweigert ihnen die ärztliche Betreuung, verhindert, dass diese jungen Menschen Kontakt aufnehmen oder Hilfe finden bei anderen.
    Und dieses Nehmen des eigenen Willens ist im Grunde genommen ein Vergehen gegen die Menschenrechte.
    Und dagegen müssen wir sich auflehnen.
    Wie kann man diese Jugendlichen wieder aus Sekten herausbekommen?
    Welche Möglichkeiten und Mittel gibt es da?
    Es ist nicht leicht.
    Diese jungen Menschen müssen selbst gewissermaßen ausbrechen.
    Und dann den Weg zurückzufinden, bedarf es viel Geduld, bedarf es der Mithilfe der Familien.
    Und hier wollen wir ja hier aufklärend und helfend mit eingreifen.
    Nach Ansicht der Familienministerin sind aber keine neuen Gesetze notwendig.
    Man könnte durchaus mit dem bestehenden auskommen.
    Die Familienministerin, Gertrude Fröhlich-Sandner, sagt also dem Sektenunwesen den Kampf an.
    Jürgen Jungwirth hat darüber berichtet.
    Wir wechseln wieder ins Ausland.
    In den Vereinigten Staaten ist jetzt Karen N. Quinlan gestorben.
    Jene Frau, die zehn Jahre im Koma lag.
    Gwynlyn war mit 21 Jahren plötzlich von einem Barhocker gefallen.
    Eine Kombination aus zu viel Alkohol und Valium hatte sie ins Koma versetzt.
    Medizinisch war klar, dass sie nur mehr vegetieren würde.
    Ihre Pflegeeltern wollten,
    dass man die lebenserhaltenden Apparate abschaltet aus Mitleid.
    Die Ärzte waren dagegen.
    Ein Gericht entschied, dass die Sterbehilfe erlaubt ist.
    Man schaltete dann ab, das war 1976.
    Trotzdem lebte Karen Ann weiter.
    Die Lungen begannen wieder zu arbeiten.
    Nach mehr als einem Jahrzehnt im Koma starb sie nun doch vermutlich an einer Lungeninfektion.
    Helmut Opletal berichtet.
    Fast täglich besuchten Joseph und Julia Quinlan ihre Tochter in einem Pflegeheimzimmer der Industriesiedlung Morris Township im amerikanischen Bundesstaat New Jersey.
    Julia Quinlan machte das Zimmer sauber, legte Karens Lieblingsplatte auf und kämmte ihr die Haare.
    Vater Joseph sprach bei jedem Besuch ein Gebet für die Tochter und erzählte Neuigkeiten aus der Familie und dem Bekanntenkreis.
    Karen N. Quinlan konnte nichts davon wahrnehmen.
    Seit mehr als zehn Jahren lag sie im Koma.
    Ihre Großhirnfunktionen waren abgestorben, das Hirnvolumen geschrumpft.
    Nur mehr das Stammhirn, das Reflexe wie die der Augenbrauen steuert, funktionierte noch.
    Die zuletzt 31-jährige Frau lag in Embryohaltung auf dem Krankenbett.
    Über einen Schlauch wurde ihr Nährflüssigkeit zugeführt.
    Nur das Herz schlug noch.
    Es hatte auch im Mai 1976 überraschend nicht zu schlagen aufgehört, als die Eltern nach einem einjährigen Rechtsstreit einen Beschluss des Höchstgerichts erwirkt hatten, dass die künstliche Beatmung abgestellt werden dürfe.
    Der Fall löste eine weltweite Diskussion über die passive Sterbehilfe aus, nämlich darüber, wie weit der Mensch moralisch berechtigt sei, unheilbar Kranken durch ein Aussetzen lebensverlängernder Maßnahmen einen raschen und würdigen Tod zu ermöglichen.
    Die ursprünglich vor allem von religiösen Grundsätzen geleitete Haltung, dass der Mensch kein Recht habe, das Leben anderer zu verkürzen und daher alle gebotenen lebenserhaltenden Maßnahmen treffen müsse, wurde durch den Fortschritt der Medizintechnik zunehmend infrage gestellt.
    In vielen Fällen ist es heute möglich, Patienten, deren Gehirntod schon eingetreten ist, durch künstliche Beatmung und künstliche Ernährung praktisch unbegrenzt am Leben zu erhalten.
    An einem Leben in völliger Bewusstlosigkeit, ohne Chance auf Wiederherstellung allerdings.
    Die Grundpflichten des Arztes, nämlich Leben zu erhalten und Leiden zu mildern, können in Widerspruch zueinander geraten.
    Es gibt dabei auch noch einen anderen Aspekt.
    Die Zahl der solcher Art künstlich an einem aussichtslosen Leben Erhaltenen nimmt zu.
    Die Komapatienten, in den Vereinigten Staaten wird schon die Zahl von 10.000 genannt, belegen Krankenhausbetten und ärztliche Apparaturen, die auf diese Weise nicht für die Behandlung von Patienten mit Heilungs- und Überlebenschancen zur Verfügung stehen.
    Auch das Argument, dass das Geld, das für jeden Komapflegefall ausgegeben wird, Dutzenden Menschen in der dritten Welt ein menschenwürdiges Dasein ermöglichen könnte, wird genannt.
    Im Fall von Karen Quinlan gab die öffentliche Hand jährlich immerhin umgerechnet 700.000 Schilling für den Pflegeplatz aus.
    In den Vereinigten Staaten hat der Fall Quinlan auch eine rechtliche Diskussion in Gang gesetzt, die inzwischen durch zwei Gerichtsentscheide die passive Sterbehilfe praktisch legalisiert hat.
    Der erste Beschluss war der von den Eltern erzwungene, der zur Abschaltung des Beatmungsgeräts führte.
    Zu Beginn dieses Jahres hat das Höchstgericht eine weitere Entscheidung gefällt, die auch die Beendigung der künstlichen Ernährung erlaubt, einen Schritt,
    den die Eltern Cairns allerdings nicht mehr beschreiten wollten.
    Ärzte können nun eine aussichtslose, lebenserhaltende Maßnahme abbrechen, ohne dafür Gefahr zu laufen, wegen Mordes vor Gericht gestellt zu werden, wie es 1981 zwei kalifornischen Ärzten passiert ist.
    Doch die rechtliche Seite ist nur die eine.
    Die moralische und ethische Grundsatzdiskussion über die Grenzen menschlichen Lebens und seiner Erhaltung wird auch in Zukunft weitergehen.
    Helmut Opletal berichtete über den Tod von Karin and Quinlan, die zehn Jahre im Koma lag, und beleuchtete auch die prinzipielle Problematik dieses Falles.
    Zurück nach Österreich, 12 vor 1, jetzt mit dem Kulturbericht im Mittagschanal.
    Die weit über Österreich hinaus bekannte und beliebte Wiener Schauspielerin Elfriede Ott, die übrigens gestern einen runden Geburtstag feierte, plant neue Aktivitäten.
    Als Schauspielerin, Kabarettistin, Jansonnette, aber auch als Regisseurin und sogar als Malerin hat sich Elfriede Ott profiliert.
    Zu den zahlreichen Auszeichnungen der Kammer-Schauspielerin gehören das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst und die Goldene Kamera.
    Heute Vormittag stellte sie auf einer Pressekonferenz in Wien ihre Pläne für die heuer zum dritten Mal stattfindenden Nestreu-Festspiele auf der Burg Lichtenstein, das ist nördlich von Wien, vor.
    Maria Renhofer hat den folgenden Beitrag gestaltet.
    Für Elfriede Ott, die Schauspielerin, die Komödiantin, den Publikumsliebling aus zahlreichen Fernsehproduktionen, ist der runde Geburtstag kein Anlass, ihre Aktivität einzubremsen.
    Das Alter ist für sie überhaupt kein Thema, über das sie sich Gedanken macht.
    Es ist in unserem Beruf so etwas Eigenartiges.
    Wahrscheinlich geht es jedem Menschen so, dass kaum schaut man sich um vergehende Jahre und man kann es selber gar nicht fassen und es kommt einem auch nicht so stark zum Bewusstsein.
    Und in unserem Beruf ist es so, dass wir eigentlich alle Alter in uns haben müssen.
    Wir müssen jung sein können, alt sein können.
    Wir müssen den Menschen erleben in all seinen Altern.
    Ich weiß gar nicht, ob man da das eigene Alter so bewusst empfindet.
    Also mir geht es zumindest so.
    Die in Wien geborene Tochter eines Uhrmachers hat im Laufe ihrer Schauspielerkarriere vor allem in Nestroy-Rollen brilliert.
    Ihre Persönlichkeit, ihr unverwechselbarer wienerischer Humor haben ihr eine Schar begeisterter Anhänger eingebracht.
    In letzter Zeit hat sich Elfriede Ott aber auch an neue Aufgaben herangewagt.
    In den letzten Jahren ist das Inszenieren an mich herangekommen.
    Und da habe ich Dinge in mir entdeckt, die ich eigentlich selber gar nicht gewusst habe.
    Dass ich eine ganz starke Erfüllung empfinde,
    wenn ich anderen etwas übertragen kann, das ich vielleicht selber erfahren habe im Laufe dieser langen, langen Zeit.
    Und dann ist noch etwas, das wahrscheinlich auch damit zusammenhängt, ich habe jetzt seit Februar eine Klasse im Konservatorium der Stadt Wien, eine Schauspielklasse, die dort
    eigens jetzt institutionalisiert wurde.
    Und auch das ist etwas, das mich sehr, sehr ausfüllt.
    Aber wie es halt immer ist, wenn man irgendwo sehr stark zu tun hat, kommt plötzlich alles an einen heran.
    Und ich habe jetzt also vom Fernsehen und von überall hätte ich so viel zu arbeiten.
    Da muss ich jetzt erst selber das alles in Einklang bringen.
    Was ihr als Schauspielerin immer gefehlt hat, die Geduld, praktiziert sie jetzt zwangsläufig als Regisseurin.
    Zum dritten Mal inszeniert Elfriede Ott heuer Nestroy für die von ihr gemeinsam mit Hans Weigl initiierten Festspiele auf der niederösterreichischen Burg Lichtenstein.
    Nach den ermutigenden Erfahrungen der ersten beiden Saisonen wird in diesem Sommer von 25.
    Juli bis 25.
    August jeweils Donnerstag bis Sonntag Nestroys Posse Nur Kek in der Neubearbeitung von Hans Weigl unter dem Titel Gewagte Mittel aufgeführt.
    Gemäß der ursprünglichen Idee spielt man im lichten steinschen Burghof bei Regen im geheizten Kellergewölbe nur selten aufgeführte, eher unbekannte Nestroystücke, die meistens irgendeinen Haken haben.
    Das ist auch bei diesem Stück nur Keck.
    Das wurde zur Zeit von Nestroy überhaupt nicht gespielt, weil es ein irrsinnig langes Stück ist.
    Es ist sehr, sehr kompliziert in der Handlung.
    Es sind da Fäden gesponnen.
    Also wir sind wochenlang gesessen, um nur ein Szenarium zu machen.
    Und der Hans Weigl hat das Stück sozusagen
    neu geschrieben, was der Nestroy Posse hoffentlich gut getan hat.
    Als Novität gibt es heuer außerdem eine Serie von Serenaden, um den romantischen Burghof bei schönem Wetter auch an spielfreien Tagen zu nützen.
    Gestaltet werden die verschiedenen Konzertabende von so unterschiedlichen Künstlern wie dem Alban-Berg-Quartett, Erik Werber, Reinhard Fendrich, Paul Angerer mit seinem Concilio Musicum und Elfriede Ott selbst mit einem Programm von Komödienliedern.
    Oh, Theater, du, der Kunstgeweiht der Tempel, raubst viel Geschöpfen herzensruh'n.
    Ich bin so ein Exemplar.
    Als Köchin ballete ich nur getrübt, dann konnte ich lachen und scherzen, die Herren waren alle in mich.
    Und sonst hatte ich keine Schmerzen, nur eins hat manchmal mich gequält, die Sehnsucht, die Sehnsucht nach der Vianen.
    Über Elfriede Ott hat die Kulturredaktion berichtet.
    Mir ist bei der Einleitung ein Fehler passiert.
    Ich habe die Burg Liechtenstein mit der Burg Kreuzenstein verwechselt.
    Liechtenstein, das ist bei Mödling, dort also wo dieses Festival stattfindet, wo auch Elfriede Ott auftreten wird.
    Es ist in 5 Minuten 13 Uhr.
    Wir schließen das Journal mit einem neuen Nachrichtenüberblick.
    USA, Österreich.
    Die amerikanische Botschafterin in Wien, Helene von Damm, will Ende des Jahres von ihrem Amt zurücktreten.
    Die 45-jährige Botschafterin hat bereits Präsident Reagan von ihrer Absicht unterrichtet.
    Reagan wird nach Angaben der Zeitung Washington Post den Rücktritt akzeptieren.
    Helene von Damm ist in vierter Ehe mit dem Besitzer des Hotels Sacher, Peter Gürtler, verheiratet.
    Sie begründete ihr Rücktrittsgesuch mit einem nach ihrer Heirat entstandenen Interessenskonflikt zwischen beruflichen und persönlichen Pflichten.
    Europäische Gemeinschaft.
    In Lissabon und in Madrid werden heute die Verträge über den Beitritt von Portugal und Spanien zur Europäischen Gemeinschaft unterzeichnet.
    Die beiden Abkommen müssen noch vor dem geplanten Beitritt am 1.
    Jänner 1986 von allen zwölf nationalen Parlamenten ratifiziert werden.
    Das Wirtschaftswachstum in der europäischen Gemeinschaft wird sich im kommenden Jahr verlangsamen.
    Die Arbeitslosigkeit wird weiter steigen.
    Das teilte der Wirtschaftskommissar des Gemeinsamen Marktes bei einem Finanzministertreffen in Luxemburg mit.
    Libanon.
    Die Entführer der jordanischen Verkehrsmaschine haben damit gedroht, die Boeing 727 zu sprengen, falls der Generalsekretär der Arabischen Liga, Shadli Qlibi, nicht nach Beirut kommen sollte.
    Die angeblich sechs Luftpiraten fördern außerdem Gespräche mit einem libanesischen Minister und einem hochrangigen muslimischen Würdenträger.
    Bisher wurden neun Geiseln freigelassen.
    An Bord der Maschine sollen sich nun noch 48 Passagiere, acht jordanische Sicherheitsbeamte und neun Besatzungsmitglieder befinden.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die Suche nach dem ehemaligen KZ-Arzt Josef Mengele geht weiter.
    Das erklärte der für die Ermittlungen zuständige Frankfurter Oberstaatsanwalt Hans-Eberhard Klein vor der Presse.
    Klein sagte, bis zur Vorlage sicherer Beweise über den Tod Mengeles sei der Fall nicht als abgeschlossen zu betrachten.
    Er gab bekannt, dass er bisher keine Beweisstücke von der Familie Mengeles erhalten habe.
    Den Erhalt einer Erklärung des Sohnes Mengeles bestätigte er.
    Auch die amerikanischen Behörden sind vom Tod des Nazimassenmörders noch nicht überzeugt.
    Zweifel an der Echtheit der möglichen Beweise äußerte auch das israelische Justizministerium.
    Österreich.
    Die Volkspartei wird heute im Parlament eine dringliche Anfrage an Bundeskanzler Sinovac zu den geplanten Panzerexporten nach Marokko einbringen.
    Dem Kanzler wird vorgeworfen, der Verwirrung um das Panzergeschäft nicht Herr zu werden.
    Steyr-Daimler-Puch erlitte bei einem Nicht-Zustandekommen des Geschäftes großen Schaden, wird von ÖVP-Seite betont.
    Die dringliche Anfrage der Volkspartei wird am Nachmittag behandelt werden.
    Vorher befasst sich der Nationalrat noch mit der achten Schulorganisationsnovelle.
    Darin sind eine Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen und die Einführung des Pflichtgegenstandes Informatik in den fünften Klassen der allgemeinbildenden höheren Schulen vorgesehen.
    Das Volksbegehren gegen Abfangjäger hat heute im Innenministerium 17.000 Unterstützungserklärungen gegen den Ankauf von Abfangjägern eingereicht.
    Der Sprecher der Anti-Abfangjäger-Aktion, Christoph Parnreiter, rechnet nach eigenen Angaben bei der im November geplanten Eintragungswoche mit mindestens 100.000 Unterschriften.
    Spanien
    Ein Oberst der Streitkräfte und sein Fahrer sind heute in Madrid von Terroristen getötet worden.
    Der Oberst und der Soldat starben kurz nach der Einlieferung ins Krankenhaus.
    Die Attentäter hatten vor dem Wohnhaus des Offiziers auf ihre Opfer gewartet.
    Sie konnten entkommen.
    Die Polizei vermutet, dass die baskische Separatistenorganisation ETA hinter dem Anschlag steckt.
    USA.
    Nach etwa 10-jährigem Koma ist die 31-jährige Karen Ann Quinlan im Bundesstaat New Jersey gestorben.
    Karen Ann Quinlan war im Alter von 21 Jahren, vermutlich nach Alkohol und Medikamentenmissbrauch, in ein Koma gefallen.
    Sie wurde in den vergangenen Jahren künstlich am Leben erhalten.
    Die Eltern setzten in einem langwierigen Verfahren 1976 durch, dass die künstliche Beatmung beendet wurde.
    Das Herz der Frau schlug bis heute weiter.
    Die Gehirnfunktionen blieben jedoch irreversibel gestört.
    Nun noch die Wetteraussichten für Österreich bis zum Abend.
    Meist sonnig am Nachmittag von Westen her Bewölkungsverdichtung.
    Nachmittagstemperaturen 17 bis 23 Grad.
    13 Uhr ist es gleich.
    Vom aktuellen Dienst hörten Sie ein Mittagsjournal.
    Ich verabschiede mich im Namen aller Mitarbeiter.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1985.06.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1985.06.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Rücktritt Helene von Damm
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung]
    Datum: 1985.06.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Spanien / Portugal: Vertragsunterzeichnung zur EG-Süderweiterung
    Mitwirkende: Fässler, Roland [Gestaltung]
    Datum: 1985.06.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Frankfurt: Staatsanwaltschaft veröffentlicht Stellungnahme von Mengele-Sohn Rolf
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1985.06.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Parlament: Novelle zum Schulorganisationsgesetz
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung]
    Datum: 1985.06.12 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau zu Vranitzkys Budgetplänen
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung]
    Datum: 1985.06.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Strutzenberger (ÖGB) zu Beamtengehaltserhöhungen
    Einblendung: ÖGB-Vorstandsmitglied Strutzenberger
    Mitwirkende: Strutzenberger, Walter [Interviewte/r]
    Datum: 1985.06.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Journal-Panorama: Berlin-Woche
    Einblendung: Anonym
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung]
    Datum: 1985.06.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ärztekammerpräsident Piaty: "Stillstand der österreichischen Gesundheitspolitik"
    Einblendung: Ärztekammerpräsident Piaty
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Piaty, Richard [Interviewte/r]
    Datum: 1985.06.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Familienministerin Fröhlich-Sandtner richtet spezielles Sektenreferat ein
    Einblendung: betroffene Mutter, Familienministerin Fröhlich Sandtner
    Mitwirkende: Jungwirth, Jürgen [Gestaltung] , Fröhlich-Sandner, Gertrude [Interviewte/r] , Anonym, Mutter einer Tochter, die in einer Sekte lebtet [Interviewte/r]
    Datum: 1985.06.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Dauerkomapatientin Karen Quinlan gestorben
    Mitwirkende: Opletal, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1985.06.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Elfriede Ott, 60, zu ihren Nestroy-Spielen auf Burg Liechtenstein
    Einblendung: Regisseurin Ott, Szenenausschnitt
    Mitwirkende: Rennhofer, Maria [Gestaltung] , Ott, Elfriede [Interviewte/r]
    Datum: 1985.06.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1985.06.12
    Spieldauer 00:59:35
    Mitwirkende Glück, Luis [Moderation]
    Löw, Werner [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1985.06.12 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-850612_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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