Mittagsjournal 1989.10.10

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag, beim Dienstag-Mittag-Journal wünscht Manfred Kronsteiner als Redakteur im Studio.
    Wichtigstes Auslandsthema der Information zur Mittagstunde ist die Situation in der DDR nach den gestrigen friedlichen Massendemonstrationen.
    Weitere Themen, eine Bilanz des ungarischen Parteitags, der als KP-Parteitag begann und als SP-Parteitag geendet hat.
    Krisenstimmung auf dem Parteitag der britischen Konservativen.
    Aus Österreich bringen wir Beiträge über die Alpenschutzkonventionen und über die Differenzen im Vorfeld des sich Freitag konstituierenden Norikum-Untersuchungsausschusses.
    Chronikales UFO-Hysterie in der Sowjetunion nach Berichten von UDSSR-Medien über die Landung außerirdischer 300 Kilometer südwestlich von Moskau.
    Für Kunstinteressierte heute Mittag die Scarpa-Großausstellung im Wiener Museum für Angewandte Kunst und für Bücherwürmer eine Vorschau auf die Frankfurter Buchmesse.
    Für einleitende Informationen über die Nachrichtenlage verweisen wir auf den folgenden Meldungsblock.
    Herbert Slavik wird die von Georg Schalgruber verfassten Nachrichten lesen.
    Deutsche Demokratische Republik.
    Die bisher größte Kundgebung der Opposition in der Geschichte der DDR ist gestern Abend in Leipzig vergleichsweise friedlich beendet worden.
    Etwa 50.000 Menschen demonstrierten für Freiheit, Demokratie und politische Reformen.
    Ein Großaufgebot von Sicherheitskräften schärmte die Innenstadt von Leipzig ab, hielt sich aber im Hintergrund.
    Anschließend kam es zu Diskussionen zwischen Kundgebungsteilnehmern und Angehörigen von Betriebskampfgruppen.
    Schon vor der Kundgebung haben Vertreter von Menschenrechtsgruppen und der Kirchen sowohl Demonstranten als auch Sicherheitskräfte zu Besonnenheit und Gewaltlosigkeit aufgerufen.
    Zu einer Demonstration für politische Reformen ist es auch in Ost-Berlin gekommen.
    Etwa 3000 Personen beteiligten sich.
    Hier gab es ebenfalls keine Zwischenfälle.
    Ungarn.
    Der Parteitag der neu gegründeten Sozialisten ist in Budapest beendet worden.
    Parteichef wurde Rege Niersch, der auch den Vorsitz der aufgelösten alten kommunistischen Partei innehatte.
    Das Parteiprogramm bekennt sich zur Marktwirtschaft und dazu, dass die engen Verbindungen zwischen der Partei und anderen gesellschaftlichen Institutionen aufgegeben werden.
    Der 23.
    Oktober, der Jahrestag des Ungarnaufstandes, soll zum Feiertag erklärt werden.
    Die der Partei angegliederten bewaffneten Arbeitermilizen werden aufgelöst, auf Teile des Eigentums der alten kommunistischen Partei wird verzichtet.
    Sowjetunion.
    Der oberste Sowjet hat ein Streikgesetz verabschiedet.
    Damit sind zum ersten Mal in der sowjetischen Geschichte Arbeitskämpfe gesetzlich geregelt.
    Im Konfliktfall ist jetzt eine fünftägige Frist vorgeschrieben, in der die Kontrahenten Lösungen anstreben müssen.
    Arbeitsniederlegungen in Schlüsselbereichen, etwa im Transportwesen, in der Energieversorgung oder in der Rüstungsindustrie, bleiben verboten.
    Großbritannien.
    In Blackpool beginnt heute der Parteitag der regierenden Konservativen-Partei.
    Er ist überschattet von der schlechteren Wirtschaftslage.
    Meinungsumfragen signalisieren eine deutliche Unzufriedenheit der Wähler mit der Regierung.
    Die oppositionelle Labour-Party ist derzeit voran.
    Die Parteibasis der Konservativen kritisiert zahlreiche unpopuläre Maßnahmen der Regierung Thatcher.
    Beispielsweise die Neuordnung des Gesundheitsdienstes.
    Österreich.
    Außenminister Mock reist heute zu einem zweitägigen Besuch nach Helsinki.
    Wichtigstes Gesprächsthema ist die Situation Österreichs und Finnlands als neutrale Staaten im Ost-West-Dialog.
    Vorbereitet wird ein Außenministertreffen der vier europäischen neutralen Schweiz, Schweden, Finnland und Österreich.
    Diese Konferenz beginnt am 27.
    Oktober in der Schweiz.
    Besprochen wird bei dieser Gelegenheit vor allem der Kurs der neutralen Staaten gegenüber der europäischen Gemeinschaft.
    Verbundgeneraldirektor Walter Fremuth will im November einen Antrag auf Strompreiserhöhung um etwa 10 Prozent stellen.
    Als Hauptgründe nannte Fremuth die gestiegenen Personalkosten, die höheren Steuerbelastungen und die Tatsache, dass die letzte Strompreiserhöhung schon drei Jahre zurückliegt.
    Fremuth rechnet mit einer Entscheidung über den Preisantrag noch vor dem Jahreswechsel und mit einer Erhöhung des Strompreises voraussichtlich im Frühjahr.
    Ein Sprecher der grünen Parlamentsfraktion hat sich kritisch geäußert und erklärt, eine Strompreiserhöhung wäre in keiner Weise gerechtfertigt.
    Bundesrepublik Deutschland.
    In Frankfurt beginnt heute die 41.
    Buchmesse.
    Etwa 8.000 Aussteller aus 93 Ländern präsentieren fast 380.000 Titel.
    Etwa 110.000 davon sind Neuerscheinungen.
    Zahlenmäßig werden wieder alle Rekorde gebrochen.
    Österreich ist mit 197 Verlagen vertreten.
    155 davon haben einen eigenen Stand.
    Zum ersten Mal präsentieren sich auch die österreichischen Klein- und Autorenverlage mit einer Gemeinschaftsausstellung.
    In Berchtesgaden wird heute die erste internationale Alpenkonferenz eröffnet.
    Schwerpunkte sind die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene und der wachsende Tourismus.
    Der Touristenstrom soll so gelenkt werden, dass die Schäden für die alpine Umwelt möglichst gering gehalten werden können.
    In Berchtesgaden vertreten sind die sieben Alpen-Anrainer-Staaten, die Kommission der Europäischen Gemeinschaft, der Europarat und verschiedene Arbeitsgemeinschaften.
    In den kommenden zwei Jahren soll eine umfassende Konvention zum Schutz der bedrohten Gebirgswelt erarbeitet werden.
    Griechenland
    Weite Teile Griechenlands werden derzeit von Unwettern heimgesucht.
    Der Fährverkehr zu zahlreichen Inseln ist unterbrochen.
    In der Region Attika wurden durch Stürme und schwere Regenfälle Bäume entwurzelt.
    Bei Verkehrsunfällen auf regennassen Straßen sind mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen.
    Nun der Wetterbericht.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Süden und Osten einige Aufheiterungen, sonst veränderliche, zum Teil starke Bewölkung und strichweise Regen.
    Schneefallgrenze um 1300 Meter.
    Mäßiger bis lebhafter West- bis Nordwestwind.
    Nachmittagstemperaturen 8 bis 14, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 1 bis plus 8 Grad.
    Das Wetter morgen Mittwoch.
    Aufgelockert bis stark bewölkt, strichweise Regen, besonders an der Alpen-Nordseite.
    Schneefallgrenze um 1300 Meter.
    Im Süden und Osten sonnige Abschnitte.
    Mäßiger bis lebhafter West- bis Nordwestwind.
    Frühtemperaturen minus 1 bis plus 8.
    Tageshöchstwerte 9 bis 15 Grad.
    Die Vorschau auf übermorgen Donnerstag.
    Veränderliche oder starke Bewölkung und örtlich Regen.
    Wenig Temperaturänderung.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 13 Grad.
    Nordwestwind 20 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt wolkig, 11 Grad.
    Nordwestwind 20.
    St.
    Pölten stark bewölkt, 11 Grad.
    Linz stark bewölkt, 10.
    Westwind 20.
    Salzburg bedeckt, leichter Regen, 8 Grad.
    Innsbruck stark bewölkt, leichter Regen, 8.
    Bregenz stark bewölkt, 8 Grad.
    Graz stark bewölkt, 14.
    Und Klagenfurt stark bewölkt, 13 Grad.
    Das waren Nachrichten und Wetter.
    Es ist acht nach zwölf.
    Leipzig erlebte gestern Abend die größte nicht staatlich organisierte Demonstration seit 1953, dem Jahr des Arbeiteraufstandes in der DDR.
    Mindestens 70.000 Menschen versammelten sich in der Innenstadt und forderten in Sprechchören Demokratie.
    Sie riefen Parolen wie Wir sind keine Rowdies und Wir sind die Mehrheit, wir sind das Volk.
    Wie schon bei vorangegangenen Kundgebungen wurde immer wieder Gorbi-Gorbi skandiert, als Zeichen der Sympathie für den Reformkurs des sowjetischen Staats- und Parteichefs Mikhail Gorbatschow.
    Den Demonstranten war von Menschenrechts- und Kirchenorganisationen ein Katalog mit vier dringenden Bitten vorgelegt worden.
    Darin wird zu Gewaltlosigkeit aufgerufen,
    appelliert, keine Polizeiketten zu durchbrechen und weder Polizisten noch Sachgüter anzugreifen.
    Wörtlich hieß es in einem Aufruf, der an die Ordnungskräfte adressiert war, reagiert auf Friedfertigkeit nicht mit Gewalt.
    Wir sind das Volk.
    Gewalt unter uns hinterlässt ewig blutende Wunden.
    Zentrum der Kundgebung war einmal mehr die Nikolaikirche, in der wie jeden Montag ein Friedensgebet stattfand, in dem für einen friedvollen Dialog zwischen dem Staat und seinen Bürgern gebetet wurde.
    In einem Exklusivinterview für das Mittagschanal beschreibt der Pfarramtsleiter der Nikolaikirche, Pastor Ivo Führer, wie er und seine Kirchengemeinde den gestrigen Abend empfinden.
    Wir haben immer unsere Aufgabe darin gesehen, die Menschen zur Gewaltlosigkeit aufzurufen,
    und ihnen ein Stück Gelassenheit zu vermitteln in unserer Kirche.
    Und es ist gestern zu einem ersten Signal der Hoffnung gekommen, dass es bei diesen riesigen Menschenmengen keine Polizeiaktion gegeben hat, keine erkennbare, und dass die Menschen gewaltlos geblieben sind, entsprechend unserer Aufforderung.
    Das erfüllt uns mit großer Freude.
    Wie haben denn die Menschen diese vier dringenden Bitten aufgenommen, die Ihnen als Appell unterbreitet worden sind?
    Ja, die sind mit Beifall aufgenommen worden.
    Das wichtigste Wort hat unser Herr Landesbischof in unserer Kirche gesprochen.
    Dann gab es diesen Brief, der mir reingegeben wurde von Professor Massur und drei Sekretären der SED-Bezirksleitung.
    Und es waren bei uns in der Kirche schon ab 14 Uhr
    das Kirchenschiff voll, vermutlich Genossen, die beordert wurden in die Kirche.
    Und es hat heute früh laufend auch Anrufe gegeben mit positiven Eindrücken von Genossen, die sich erstmalig ein Bild machen konnten, wie es bei uns in der Kirche wirklich ist.
    Und ich denke, wir hatten alle das Gefühl gestern der großen Freude über diese Gewaltlosigkeit, die durchgehalten wurde.
    gerade weil die Drohungen und der Druck so groß vorher waren, bis hin zu, es wird geschossen und so weiter.
    Herr Pfarrer, was glauben Sie, war das ausschlaggebende Moment dafür, dass gestern die Polizei, die Behörden nicht eingegriffen haben?
    Glauben Sie, dass hier ein Signal des Umdenkens auch auf der anderen Seite gesetzt worden ist?
    Also ich sehe das so und zwar dadurch, dass auch die letzten beiden Siebensgebete die Polizei sich sehr zurückgehalten hat.
    Einen brutalen Polizeieinsatz hat es nur am 7.
    Oktober gegeben.
    Da hatte aber unsere Kirche geschlossen, wie immer an staatlichen Feiertagen, 1.
    Mai und 7.
    Oktober.
    Während zu den drei letzten Friedensgebeten, einschließlich gestern, die Polizei sich sehr zurückgenommen hat.
    Es hat keine erkennbaren Zwischenfälle gegeben und gestern gar nicht.
    Es hat viele Gespräche der Demonstranten mit Kampfgruppenangehörigen gegeben, die auch sagten, dass sie in uns keine Kontrarevolutionäre mehr sehen.
    Und das war eine bewegende Geschichte, die vielen Diskussionen mit Polizisten und Kampfgruppenangehörigen.
    Und wer gestern von staatlicher Seite aus für diesen Einsatz verantwortlich war, dem gebührt von unserer Seite auch ein hohes Lob.
    für diese Mäßigung.
    Herr Pastorführer, wie glauben Sie, wird es jetzt weitergehen?
    Sehen Sie aufgrund dieser Entwicklung den oft zitierten Silberstreif am Horizont, dass man durch einen Dialog die Gegensätze zwischen der Politik, die SED-Staatsführung verteidigt, dass ein Dialog zwischen der SED und den reformwilligen Menschen in der DDR zustande kommt?
    Ja, wir hoffen das natürlich alle sehr.
    Aber ich glaube, von diesem Zeichen der Hoffnung aus, die ich jetzt nur mal von Leipzig sagen kann, ist es noch zu früh, eine solche Prognose zu wagen.
    Wir hoffen es alle und beten dafür und wirken dafür.
    Wir können aber unser Gegenüber nicht pressen und zwingen und wollen das auch nicht.
    Ich denke, es muss einfach ein Stück Wachstum geschehen.
    Wir müssen auch Zeit lassen, dass nach einer Politik, nach 40 Jahren in einer Richtung, kann man nicht von heute auf morgen so schnell umdenken.
    Ich denke, wir müssen da auch Geduld und Fähigkeit behalten.
    Und wir als Kirche tun es ohnehin.
    Wir sind gewohnt in Jahrhunderten und Jahrtausenden zu denken, da geraten wir nicht so schnell um.
    Mit Pastor Ivo Führer sprach Michael Kerbler.
    Immer größer wird die Kluft zwischen Parteispitze und Parteibasis in der DDR.
    Die Medien des Landes werden von den SED-Machthabern kontrolliert und orgeln daher weiter Altbekanntes, auch angesichts der aktuellen Situation.
    Barbara Kudenhofe-Kalergi aus Ostberlin.
    Mit großer Erleichterung haben hier alle den unblutigen Verlauf der großen Leipziger Demonstration in der vergangenen Nacht zur Kenntnis genommen.
    Kirchenleute sprachen heute früh von einer Entspannung der Situation und einer Chance zum Nachdenken für die Führung und die Bevölkerung.
    Im krassen Gegensatz zur relativen Zurückhaltung und Vernunft lokaler Behörden steht aber das Verhalten der zentralen Propagandamaschine.
    In den heutigen Zeitungen wird wieder aus allen Rohren auf die konterrevolutionären Randalierer geschossen.
    Wie aus Leipzig mittlerweile bekannt geworden ist, waren nach den Friedensgebeten in den vier größten Kirchen der Stadt zwischen 70.000 und 100.000 Menschen auf den Straßen.
    Neben Gorbi, wir wollen Freiheit, neues Forum zulassen, wurde auch immer wieder gerufen, wir sind keine Raudis.
    Besonders groß war die Zustimmung der Menge auf die Erklärung von drei Leipziger Bezirkssekretären der SED und des Chefs des Gewandhausorchesters Kurt Masur für Dialog und offenen Meinungsaustausch.
    Die Erklärung wurde über Lautsprecher verlesen.
    Die vier versprachen, ihre ganze Kraft und ihre ganze Autorität dafür einzusetzen, dass der Weg des gemeinsamen Nachdenkens nicht nur in Leipzig beschrieben wird, sondern auch auf Seiten der Regierung.
    Auch in Dresden waren gestern Abend die großen Kirchen überfüllt.
    Von allen Kanzeln wurden die Ergebnisse der Gespräche verkündet, die am Nachmittag zwischen Bürgerrechtlern und Vertretern der Bezirksleitung geführt worden waren.
    In Anwesenheit des dresdner evangelischen Superintendenten kamen alle wichtigen Anliegen der Bevölkerung zur Sprache.
    Von Ausreise bis neues Forum, von Zivildienst bis zur wahrheitsgemäßen Berichterstattung in den Medien.
    Die Parteileute erklärten sich zur Fortführung des Dialogs bereit, das nächste Mal ganz offiziell in staatlichen Räumlichkeiten.
    Diese Gespräche, die ein wenig an die Anfänge des Dialogs in Polen erinnern, waren am Vortag von Demonstranten bei einem Sitzstreik verlangt worden.
    Als das Ja der Bezirksleitung bekannt gegeben wurde, nahmen die Polizisten die Schutzhelme ab.
    Der ganze Platz jubelte.
    Kirchenleitung und Bürgerrechtsgruppen in der ganzen DDR haben inzwischen zur Einstellung der Demonstrationen, aber auch dazu aufgerufen, ab sofort angstfrei freie Meinungsäußerung auszuüben.
    Die Führung in Ostberlin hat aber offenbar noch immer die Lage nicht erkannt.
    Beim Empfang einer chinesischen Parteidelegation durch Staatschef Honecker wurde gestern die grundsätzliche Lehre aus dem konterrevolutionären Aufruhr in China und der gegenwärtigen Hetzkampagne gegen die DDR gezogen.
    Unbeirrbar festhalten am Sozialismus und an der Führung der Partei.
    Die Ostberliner Bürgerrechtler haben heute ihrerseits einen Brief an das Zentralkomitee der SED geschrieben.
    Wenn bis heute 18 Uhr die Inhaftierten in der ganzen DDR nicht frei sind, heißt es darin, werden die Bürgerrechtler die Gedächtnisprotokolle über grausame Misshandlungen und Brutalitäten durch Sicherheitskräfte den westlichen Medien übergeben.
    Die jüngste Meldung dazu aus Ost-Berlin.
    Der Dresdner Oberbürgermeister Wolfgang Berghofer hat sich in einem Gespräch mit Vertretern der Demonstranten für eine Änderung des Wahlmodus in der DDR und eine rasche Klärung der Frage der Reisefreiheit ausgesprochen.
    Die Gesprächspartner Berghofers hatten am Montagabend in Dresdner Kirchen über die Unterredung berichtet.
    In Kirchenkreisen hieß es dazu am Dienstag, Berghofer habe zum Thema Wahlen gesagt, Wahlen müssen richtige Wahlen werden.
    Auch die Frage der Reisefreiheit müsse baldmöglichst gelöst werden, wurde der Oberbürgermeister zitiert.
    Und jetzt ein Hinweis, das Spannungsverhältnis zwischen BRD und DDR kommt heute im Club 2 um 22.40 Uhr im zweiten Fernsehprogramm.
    aufs Tapet.
    Es wird über dieses Thema diskutiert werden, wie gesagt im zweiten Fernsehprogramm 22.40 Uhr im Club 2 über das Spannungsverhältnis zwischen den beiden deutschen Staaten.
    In Budapest ist in der Nacht auf heute der Parteitag der neuen ungarischen sozialistischen Partei zu Ende gegangen.
    Zu Beginn des Parteitags war sie noch eine kommunistische Partei mit dem offiziellen Namen ungarische sozialistische Arbeiterpartei.
    Das Weglassen des Wortes Arbeiter im Parteinamen markiert den Übergang von den Doktrinen der Samstag aufgelösten KP zu einer sozialistischen Partei, die sich im Großen und Ganzen eher an westlichen Vorbildern orientiert, wenn gleich bei solchen Einstufungen Vorsicht am Platze ist.
    Denn die politische Terminologie des Westens hat noch keine Kategorie für den eigenständigen ungarischen Weg.
    Karl Stipsitz, Budapest, über den vergangenen Nacht zu Ende gegangenen Parteitag der Umbrüche.
    Regénière, der neue unumstrittene Parteichef, hat eine Schlacht gewonnen.
    Zumindest bis zu den demokratischen Wahlen im nächsten Jahr ist die Einheit der neuen sozialistischen Partei gewahrt.
    Im neuen 25-köpfigen Parteipräsidium sitzen radikale Reformer, erklärte Marxisten, die Vertreter mächtiger Provinzorganisationen und die Parteijugend.
    Ausgeschlossen wurde lediglich die extreme Partei Linke.
    Das Durchschnittsalter in diesem Gremium, das sich jährlich der Wiederwahl stellen muss, beträgt rund 45 Jahre.
    Das heißt auch, dass nur wenige der neugeborenen Sozialisten etwas anderes erlebt haben als den ungarischen Nachkriegskommunismus.
    Parteichef Niersch, der alle Fäden in der Hand hat, ist ein alter Sozialdemokrat, der 1948 für die Vereinigung seiner Partei mit den Kommunisten stimmte, was ihm auch immer wieder als Verrat an den Idealen der Sozialdemokratie angekreidet wurde.
    Nach dem gescheiterten Volksaufstand von 56 war Niersch Minister.
    Er hat die erste Welle von Wirtschaftsreformen von 1968 geplant und wurde später, so wie sein Lebenswerk, in das politische Eck gestellt.
    Und tauchte erst in den letzten Monaten der Kader-Ära wieder auf.
    Kraft seiner Persönlichkeit und seiner Erfahrung als politische Steraufmännchen könnte Niersch nach den Delegierten nun auch den behebigen Parteiapparat und schließlich eine Mehrheit der ungarischen Wähler auf sozialistischen Kurs bringen.
    Der allerwichtigste Schritt dazu war weniger die Umbenennung in Sozialistische Partei und das neue Programm.
    Mit der Ankündigung, aus den bewaffneten Arbeitermilizen eine Zivilschutztruppe bilden zu wollen, die nicht mehr der Partei, sondern ausschließlich dem Parlament und der Regierung untersteht, wurde eine große psychologische Hürde genommen.
    Gibt es keine Arbeitermiliz mehr, so verschwindet die Gefahr eines Putsches von innen.
    Das bisher kommunistische Parteivermögen in der Höhe von umgerechnet 2,5 Milliarden Schilling wird auf das für das Funktionieren der neuen Bewegung notwendige Maß zurückgestutzt.
    Ungarn ist durch diese radikale Abkehr von der kommunistischen Vergangenheit nicht über Nacht ein anderes Land geworden.
    In nahezu allen verantwortlichen Positionen, in den Ministerien, in den Wirtschaftsbetrieben, in den Schulen, in den Medien, in Sportvereinen und sogar in Glaubensgemeinschaften sitzen Frauen und Männer, die weniger durch ihre Talente als durch ihre guten Beziehungen zur kommunistischen Partei in die gepolsterten Sessel gehievt oder dort zumindest geduldet wurden.
    Das sozialistisch-demokratisch ausgerichtete Parteiprogramm, das alle Eigentumsformen als gleichberechtigt anerkennt, muss erst in die ungarische Realität umgesetzt werden.
    Die innen- und außenpolitischen Bedingungen waren dazu allerdings noch nie so günstig wie heute.
    Erst kurz vor dem vergangenen Wochenende haben die Regierungen von Baden-Württemberg, von Bayern und die deutsche Bundesregierung umgerechnet 7 Milliarden Schilling für Investitionen in Ungarn zur Verfügung gestellt.
    Der Finanzbedarf zur Umwandlung der Wirtschaft ist allerdings erheblich höher.
    Ob die von den damaligen Kommunisten gestellte ungarische Regierung nun einen Freibrief erhalten hat, die unbequemen Wirtschaftsreformen vom Papier und den Sonntagsreden in die Tat umzusetzen, bleibt weiterhin unklar.
    Die Advokaten einer raschen und schmerzhaften Umwandlung in eine soziale Marktwirtschaft wie Außenminister Horn und Regierungschef Nemeth waren auf dem Parteikongress mit ihren Ideen abgeblitzt.
    Im Gegensatz zu ihrem Hauptgegner bei den kommenden Wahlen, dem christlich-sozialen Demokratischen Forum, haben die Sozialisten aber nun ein schlagkräftiges Parteiprogramm.
    Der erste Erfolg ist für den 25.
    November geplant.
    An diesem Tag soll Imre Pozsgaj zum ungarischen Staatspräsidenten gewählt werden.
    Eine Diskussion mit ungarischen und österreichischen Journalisten zu den Umbrüchen in Ungarn planen wir heute um 18.20 Uhr für das Journal Panorama im Programm Österreich 1.
    Der wirtschaftliche und politische Aufbruch der europäischen Ostblockstaaten ist ständiges Thema in den Medien.
    Ungarn, DDR, Polen und natürlich die Sowjetunion bieten im Zeichen von Glasnost bisher nie gekannte Einblicke in Wirtschaft und Gesellschaft des europäischen Ostblocks.
    In Wien beschäftigt sich das Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche seit vielen Jahren mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Comecon-Staaten.
    Der Leiter des Institutes, Dr. Gerhard Fink, war heute Gast im Club der Wirtschaftspublizisten in Wien.
    Hans Adler führte mit ihm über die aktuellen wirtschaftlichen Fakten Osteuropas das folgende Gespräch.
    Herr Dr. Fink, Sie beschäftigen sich seit Jahren mit den Wirtschaften der europäischen Ostblockstaaten vornehmlich.
    Gibt es unter diesen Staaten eine Art wirtschaftliches Gefälle Süd-Nord, West-Ost?
    Oder hat jeder Staat aufgrund seiner geschichtlichen Entwicklung eine eigene wirtschaftliche Entwicklung durchgemacht, die ihn jetzt von anderen differenziert?
    Die historischen Hintergründe sind schon sehr verschieden gewesen.
    Der Ostteil des Deutschen Reiches, heute die DDR, und die Tschechoslowakei waren weitaus höher wirtschaftlich entwickelt als die anderen Staaten.
    Nur die Probleme, mit denen diese Staaten heute zu tun haben, sind systemproduzierte Probleme durch die Einführung des kommunistischen Systems vor etwa 40 Jahren.
    Wie groß sind die wirtschaftlichen Unterschiede der Ostblockstaaten?
    Sind die in irgendeiner Form messbar?
    Im Bruttonationalprodukt, in der Form der Industrialisierung?
    Wie kann man sie auseinanderhalten?
    Nun, es ist sicher so, dass, man kann sich also messen im Bruttosozialprodukt, hier gibt es verschiedene Schätzungen, man würde im Durchschnitt annehmen, dass die Reichsten, z.B.
    die DDR und die Tschechoslowakei, etwa das Doppelte, vielleicht sogar mehr als das Doppelte von dem haben, als die Ärmeren wie Bulgarien und Rumänien.
    In welchen Zeiträumen kann man rechnen, dass z.B.
    in Ungarn ein Umstieg auf ein einigermaßen nach westlichem Muster laufendes Wirtschaftssystem gelingen kann?
    Wenn wir ein optimistisches Szenario machen, dass sich nach den Parlamentswahlen, die im nächsten Jahr kommen sollen, sofort eine tragfähige Mehrheit ergibt im hungarischen Parlament, könnte man davon ausgehen, dass innerhalb von zwei bis drei Jahren eine Umstrukturierung mit einem entsprechenden Wirtschaftswachstum gelingen könnte.
    Geben Sie die gleiche Chance auch Polen?
    Zurzeit schaut das in Polen nicht ganz so günstig aus, weil hier die kommunistischen Gewerkschaften unter Miodorowicz doch eine Oppositionshaltung bisher eingenommen haben gegenüber der neuen Regierung und die Machtverhältnisse sind nicht so klar.
    Und auch die Probleme sind weitaus gravierender in Polen.
    Nur zum Vergleich, in Polen wird die Inflationsrate heuer vermutlich 1000% erreichen und in Ungarn ist sie nur etwa 16%.
    Das illustriert schon den Unterschied in der Tiefe der Problematik.
    Was für Sinn hat es oder wie viel Sinn hat es, diesen Ländern Geld zu geben?
    In welcher Form sollte man es tun?
    In welcher Form tut man es jetzt?
    Ist das die richtige?
    Natürlich ist in gewissen Bereichen schnelle Hilfe notwendig, wenn die Nahrungsmittelversorgung zusammenzubrechen droht.
    Diese Hilfe sollte aber dosiert gegeben werden und man muss sie vor allem marktkonform geben.
    Das wird auch im Falle Polen versucht.
    Für längerfristige Maßnahmen sollte man doch nur parallel gehen mit entsprechenden Reformprogrammen und Umstrukturierungsprogrammen, die in diesen Ländern selber ausgearbeitet werden.
    Gibt es eigentlich innerhalb der Volkswirtschaften im kommunistischen Block, die sich als die Gleichmacher sondergleichen profilieren wollten, Umverteilungskämpfe, wie man sie etwa auch im Westen kennt?
    Es gab immer Umverteilungskämpfe und es wurde sehr viel mit Neid regiert in den vergangenen Jahren.
    Vor allem Neid gegenüber kleinen Privatunternehmern.
    Und diese Probleme hängen heute noch ein bisschen nach.
    In der Sowjetunion, wo man versucht, einen Privatsektor oder Privatgenossenschaftlichen Sektor zu entwickeln,
    sind die Betreiber dieser Genossenschaften sehr schnell mit Neidproblemen konfrontiert und werden auch verfolgt, bedroht zum Teil, dass sie Schutzgebühren zahlen müssen, damit man ihnen die Läden nicht zerstört.
    Diese Problematik ist sicher vorhanden.
    Dennoch ist es zu sagen, dass in jeder Gesellschaft es eine Differenzierung der Einkommen gibt, die im gewissen Sinne auch von der Leistung mit abhängt.
    Ich sage bewusst mit abhängt, weil natürlich auch andere Faktoren, wie zum Beispiel wer hat Macht, wer hat bessere Informationen, eine große Rolle spielen.
    In der heutigen Privatisierungstendenz in Polen und in Ungarn scheint vor allem der bessere Zugang zu Informationen eine sehr große Rolle zu spielen.
    Parteimitglieder und vor allem führende Parteimitglieder haben bessere Informationen und versuchen, sich an der Privatisierung zu beteiligen.
    Es gibt sehr viel Kritik in der Hinsicht, dass man sagt, die Partei baut sich ein Nest, die Partei privatisiert sich das Volkseinkommen.
    Und mit dieser Problematik müssen sich die Führungskräfte heute auseinandersetzen.
    sagt Experte Dr. Fink.
    Und jetzt nach Westeuropa, nach Großbritannien.
    Gestärkt und geeint ist die britische Labour-Party aus ihrem Parteitag im englischen Badeort Brighton hervorgegangen.
    Ein völlig überarbeitetes Parteiprogramm wurde beschlossen.
    In vielen Punkten kehrt Labour früheren radikalen Positionen den Rücken.
    Die Delegierten votierten auch gegen die volle Wiederherstellung der von der konservativen Regierung beschnittenen
    Macht der Gewerkschaften.
    Labour ist im Aufwind.
    Meinungsumfragen bescheinigen der Partei mehrere Prozent Vorsprung vor den Thatcher-Tories.
    Was ich von diesem Parteitag wollte, war eine Konsolidierung.
    Und die haben wir auch geschafft, konnte Labour-Vorsitzender Neil Kinnock Freitag zum Abschluss des Labour-Parteitags in Brighton zufrieden verkünden.
    Unter entgegengesetzten Vorzeichen beginnt heute der Tory-Parteitag im nordenglischen Blackpool.
    Krisenstimmung dominiert, wie Roland Adrovica berichtet.
    Margret Thatcher geht heute in ihre schwierigste Parteikonferenz seit 1981, als ihre harte Sparpolitik die Verdoppelung der Arbeitslosenzahlen auf mehr als drei Millionen bewirkt hatte.
    Die Zahl der Briten ohne Jobs liegt heute zwar bedeutend niedriger bei etwa 1,8 Millionen oder 8,5 Prozent der Erwerbsfähigen, die Lage ist dennoch alles andere als rosig.
    Die Basiszinsrate ist mit 15 Prozent auf dem höchsten Stand seit Jahren, sie ist doppelt so hoch wie noch vor eineinhalb Jahren.
    Die Zinsen für Wohnungs- und Haushypotheken steigen ständig, 9 Millionen Briten mit Hypothekenschulden zahlen heute im Monat fast doppelt so viel zurück wie im Frühjahr 1988.
    Für ein Darlehen von 50.000 Pfund, umgerechnet 1,1 Millionen Schilling, beträgt die monatliche Rate nun sage und schreibe 12.000 Schilling.
    Und das bei Durchschnittsgehältern, die mit österreichischen Verhältnissen vergleichbar sind.
    Die nächste bittere Pille für die bisher scheinbar unantastbare Wirtschaft
    Kompetenz der Konservativen kam ausgerechnet gestern einen Tag vor der Parteikonferenz.
    Trotz der Zinserhöhung von einem Prozentpunkt in der Vorwoche und trotz massiven Stützungskäufen der Bank of England verliert das britische Pfund weiter an Boden.
    Zum ersten Mal seit fast zwei Jahren sank das Pfund auf den internationalen Devisenmärkten unter die magische Grenze von 3 D-Mark.
    Gleichzeitig droht ein Rekordhandelsbilanzdefizit von 450 Milliarden Schilden für das laufende Jahr.
    Pessimisten warnen vor einer kommenden Rezession.
    Lauter peinliche Daten für eine Regierung also, die nie wegen ihrer Beliebtheit, sondern immer wegen ihrer Kompetenz gewählt worden ist.
    Dieses Bild hat nun erstmals deutliche Risse bekommen.
    Gleichzeitig hat sich die Labour-Party nach zehn Jahren der hingebungsvollen Selbstzerfleischung nun doch endlich dazu durchgerungen, wirkliche Opposition darzustellen.
    Die Umfragewerte für Margaret Thatcher & Co.
    sehen dementsprechend trist aus.
    Zwischen 7 und 11 Prozentpunkte beträgt der Vorsprung Labors vor den Konservativen, der 7-Prozent-Säge basiert auf der ungewöhnlich hohen Zahl von 10.000 befragten Personen.
    Margaret Thatchers Popularität ist im Keller.
    Nicht weniger als 58% der Briten wünschen, dass sie vor den nächsten Wahlen zurücktritt.
    55% halten sie für arrogant, nur 14% für sympathisch.
    Der einzige Trost für sie, 82% gestehen ihr noch immer Zähigkeit zu 53% Kompetenz.
    Zum Vergleich die Zahlen für Oppositionschef Neil Kinnock, Zähigkeit 14%, Arroganz 23%, Kompetenz 28% und Sympathie 38%.
    Die eiserne Lady steht mit dem Rücken zur Wand, gerade dann ist sie aber besonders gefährlich.
    Sie setzt zumindest nach außen auf den Tiefen.
    Bild der Partei weniger auf sich selbst als auf das gesamte Regierungsteam zuschneiden.
    Finanzminister Lausen, zur Zeit der Boomer an der Nation, wird im Blackpool dabei einen wesentlich schwereren Stand haben als etwa Umweltminister Patton, der neue grüne Jungstar der Tories.
    Die Chefin selbst gibt sich weiterhin unbeirrt und auch keine Spur abergläubisch.
    Ihre mit Spannung erwartete Schlussrede der Parteikonferenz wird sie ausgerechnet am Freitag, dem 13. abhalten, der noch dazu ihr 64.
    Geburtstag sein wird.
    Wie könnte man ihre Stimmung besser einfangen, als es das seriöse Wirtschaftsmagazin Economist getan hat, dass die Premierministerin mit Kopfhörer am rechten Ohr zeigt, sie stellt sich selbst die Frage, gehen?
    Hat irgendjemand gehen gesagt?
    UFO-Fieber in der UdSSR.
    Bereits seit Tagen publizieren sowjetische Tageszeitungen Artikel über die angebliche Landung eines unbekannten leuchtenden Flugobjekts in einem Park der 300 Kilometer von Moskau entfernten Stadt Voronezh.
    Gestern hat auch die sowjetische Nachrichtenagentur TASS, ansonsten für ihre Zurückhaltung bekannt, eine ausführliche Meldung über die Landung des Raumschiffs gebracht, dem riesige Wesen mit viel zu kleinen Köpfen entstiegen sein sollen, flankiert von Robotern.
    Nach einem kleinen Spaziergang hätten sich die Fremdlinge, nebst ihren automatischen Begleitern, wieder in ihr Ufo begeben und seien abgezischt.
    Sogar ansonsten trocken seriöse Wissenschaftler sind von den Socken.
    Schließlich hat auch das Sowjetfernsehen einen Bericht über die Ufo-Landung gebracht.
    Es ist noch Zeit für Mythen im nüchternen 20.
    Jahrhundert.
    Von der sowjetischen Ufo-Front meldet sich Christian Schüller.
    angesehenen sowjetskija Kultura bietet seine Leser um Nachsicht.
    Er weiß nicht, wie er es ihnen erklären soll.
    Aber in der Stadt Voronezh, südlich von Moskau, wurden tatsächlich drei bis vier Meter hohe außerirdische Wesen gesichtet, mit kleinen Köpfen und mächtigen Strahlenwaffen.
    Nun wird man in Moskau oft mit erstaunlichen Nachrichten konfrontiert.
    Man fragt also nach bei seriösen Quellen.
    Doch selbst die seriöseste aller sowjetischen Quellen, die Nachrichtenagentur TASS, bleibt dabei.
    Die UFOs waren echt.
    Und seit auch der Moderator der Frühnachrichten es mit todernster Miene verkündet hat, spricht es sich herum.
    Aliens sind seelenruhig durch den Zentralpark von Voronezh spaziert.
    Wissenschaftler haben ihre Spuren gesichert und mit den Angaben von zahlreichen Augenzeugen verglichen.
    Die Aufregung über die Erscheinung ist so groß, als wäre in einem sowjetischen Lebensmittelladen plötzlich eine Ladung Fleisch aufgetaucht.
    Dabei handelte sich in diesem Fall keineswegs um ein Wunder, sondern, wie der Geophysiker Generik Silanov aus Voronezh bestätigt, um ein Phänomen, das mithilfe seiner Methode der Biolokation hieb- und stichfest nachgewiesen werden könne.
    Die Zeitung Sovjetskija Kultura gibt Details.
    Am 27.
    September hätten drei Schulkinder den geheimnisvollen Feuerball zum ersten Mal gesehen.
    Ihre Angaben wurden von zahlreichen Erwachsenen bestätigt, schreibt die Zeitung.
    die zu dem Zeitpunkt auf ihren Bus warteten.
    Etwa zehn Meter Durchmesser soll die schwebende Kugel oder Scheibe gehabt haben.
    Das UFO landete mitten im Park.
    Es habe sich eine Luke geöffnet und ausstiegen mehrere Wesen, die wie folgt beschrieben werden.
    Etwa drei Meter groß, verhältnismäßig kleine Köpfe mit drei Augen, Silberfarbe der Raumanzüge.
    Einer der Aliens soll mit einer halb Meter großen Pistole auf einen 16-jährigen Burschen gefeiert haben.
    Der junge Mann sei daraufhin einfach von der Bildfläche verschwunden.
    Die Nachrichtenagentur TASS schöpft ihr Material offenbar seinem Interview mit dem Leiter des geophysikalischen Laboratoriums in Voronezh.
    Ausführlich wird beschrieben, wie die Spuren der angeblichen Erdenbesucher mit unabhängigen Augenzeugenberichten verglichen wurden.
    Die Reaktionen der Moskauer sind unterschiedlich.
    Warum muss alles immer zu uns kommen, fragt sich ein Arbeiter, der in der Metro von den Berichten erfahren hat.
    sollen sie doch nach Amerika fliegen, kommentiert eine Sekretärin.
    Die Ereignisse in Voronezh fügen sich in eine Reihe von fantastischen Nachrichten, die immer mehr die sowjetischen Medien beschäftigen.
    Wenn die Sowjetbürger schon nicht erfahren dürfen, dass in der DDR demonstriert wird, so bringt man ihnen jetzt nahe, dass es vielleicht besser ist, nicht
    Am kommenden Freitag wird sich der Parlamentarische Norikum-Untersuchungsausschuss konstituieren.
    Dem Ausschuss werden vier Abgeordnete der SPÖ und vier der ÖVP angehören, sowie je einer von FPÖ und Grünen.
    Untersuchungsauftrag ist gemäß dem von der ÖVP eingebrachten Antrag die Klärung, wie es zur Genehmigung von Norikum-Waffenexporten gekommen ist,
    wie die vorgesehenen Kontrollen umgangen wurden und wie die politische und verwaltungstechnische Verantwortung dafür zu sehen ist.
    Und weiters will man, so heißt es wörtlich im Untersuchungsauftrag, Aufklärung der Vorwürfe.
    Gemeint ist damit, wie Politiker und Verwaltung nach Bekanntwerten von Unregelmäßigkeiten mit der Norikum-Affäre umgegangen sind.
    Doch genau um diesen Punkt gibt es bereits vor Beginn der Ausschusstätigkeit Differenzen.
    Franz Sinnbürger informiert.
    Die Befürchtung im Norikum-Untersuchungsausschuss solle in stiller Übereinkunft der Koalitionspartner nicht alles restlos aufgeklärt werden.
    Diese Befürchtung äußern sowohl der grüne Ausschussvertreter Peter Pilz als auch der freiheitliche Norikum-Untersucher Herbert Haupt.
    Der freiheitliche Abgeordnete konkret.
    Ich habe, so wie viele meiner Fraktionskollegen, den Verdacht, dass hier ein ÖVP-SPÖ-Deal, um das so auszudrücken, laufen sollte, also die jetzige
    Koalitionsregierung und die Zeit nach 86 weißwaschen soll, während also ihr die kleine Koalitionszeit, SPÖ, FPÖ,
    im Sinne einer Inkriminierung dieser Gesellschaftsregierungsform stattfinden soll.
    Zum Gesamtüberblick, so Haupt, gehöre eben auch das Verhalten von jetzt noch aktiven Politikern, etwa verstaatlichten Minister Rudolf Streicher oder Außenminister Alois Mock.
    Aber auch die Wahlkampfhilfe der Norikum für den Ex-FBÖ-Verteidigungsminister Helmut Grünes solle geprüft werden, sagt Haupt.
    Peter Pilz von den Grünen leitet seine Befürchtung, die Großparteien wollten nicht alles aufklären, aus der Formulierung des ÖVP-Antrages für den Norikon-Untersuchungsausschuss ab.
    Die drei dargestellten Fragen bezögen sich nur auf die Jahre 84 bis Frühjahr 86, meint Pilz.
    Die entscheidende vierte Frage, wie wurde das Verfahren bis heute geführt?
    Und wie ist die politische Verantwortlichkeit aller Beteiligten zu sehen?
    Diese vierte Frage
    konnte, möglicherweise durfte in diesem ÖVP-Antrag nicht gestellt werden.
    Pilz will daher am Freitag bei der ersten Sitzung des Norikumausschusses detailliert im Arbeitsplan formuliert haben, dass auch zum Beispiel die Rolle von verstaatlichten Minister Streicher oder von Außenminister Mock untersucht werde.
    Der ÖVP-Fraktionsführer im Untersuchungsausschuss Michael Graf weist die Befürchtungen von Freiheitlichen und Grünen zurück.
    Es werde selbstverständlich alles aufgeklärt, sagt Graf.
    Gegenüber den Vorstellungen von Pilz über die genaue Festlegung im Arbeitsprogramm des Untersuchungsausschusses gibt Graf sich aber eher zurückhaltend.
    Also das Mandat des Ausschusses hat der Nationalrat beschlossen.
    Das kann der Herr Pilz nicht ändern.
    Er hat ja schon wiederholt und ist auch ganz legitim als Oppositioneller Abgeordneter, dass er immer noch ein bisschen mehr fordert, als der Ausschuss gerade noch macht.
    Aber gerade in den Punkten, die Sie genannt haben, das sind für mich legitime Gegenstände der Untersuchung und die werden sicher auch geprüft werden vom Ausschuss.
    Da sehe ich eigentlich gar keinen Grund zur Sorge.
    Da ist das mehr eine öffentlichkeitswirksame Klage des Herrn Dr. Pilz, dass er sagt, es wird irgendwas zu kurz kommen.
    Als geradezu absurd bezeichnet der SPÖ-Fraktionsführer im Norikum-Untersuchungsausschuss Willi Fuhrmann die Befürchtung, SPÖ und ÖVP könnten sich stillschweigend auf eine nur teilweise Aufklärung der Norikum-Affäre im Parlament geeinigt haben.
    Fuhrmann... Das wäre ja vollkommen unlogisch.
    haben ja im Plenum dagegen gestimmt und alle anderen haben dafür gestimmt.
    Ich gehe daher davon aus, dass die anderen Miteinandervereinbarungen abgeschlossen haben.
    Eines möchte ich schon jetzt dazu sagen.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass man eine partielle Untersuchung in diesem Ausschuss durchführt,
    Denn das ist eine derartig komplexe Materie, die man sicherlich in ihrer Gesamtheit zu beurteilen haben wird.
    Letzteres ist wohl auch eine Warnung Fuhrmanns an die ÖVP, und zwar bezogen auf deren Vorschlag, dass sich der Ausschuss in nicht-öffentlicher Sitzung etwa zusammen mit dem Linzer Staatsanwalt Sittenthaler darüber einige, welche Akten überhaupt für die parlamentarische Untersuchung der Norikum-Affäre nötig seien.
    Verwirklich dürfte dagegen der ÖVP-Vorschlag werden, dass vor Beginn der eigentlichen Ausschussberatungen mit den Linzer Justizbehörden über die Vermeidung von Doppelgleisigkeiten mit dem Managerprozess in Linz gesprochen wird.
    Eine mögliche Vorgangsweise, Ausschusszeugen werden erst befragt, wenn sie im Linzer Prozess bereits ausgesagt haben.
    Eine Absicht erklären ebenfalls die Vertreter aller vier Parteien gleichermaßen.
    Der Noricum-Untersuchungsausschuss sollte nicht Wahlkampfthema sein.
    Wenn auch ÖVP-Fraktionsführer Michael Graf sagt, es wäre scheinheilig, politische Wirkungen des Ausschusses nicht mitzubedenken.
    Ganz kurz noch die Ausschussmitglieder neben den vier bereits genannten.
    Für die SPÖ werden das noch Brigitte Ederer, Reimer Gradischnik und Herbert Schmidmeier sein.
    Für die ÖVP kommen noch Heribert Steinbauer, Heinrich Neisser und Ludwig Steiner dazu.
    Wobei letzterer aller Voraussicht nach Vorsitzender des Norikum-Untersuchungsausschusses sein wird.
    Im Bayerischen Berchtesgaden haben am Montag die informellen Begegnungen und Gespräche zur ersten internationalen Konferenz aller sieben Alpenstaaten zum Schutze der Alpen begonnen.
    Diskutiert wird über eine international verbindliche Alpenschutzkonvention.
    Und dass eine solche angesichts der jetzt schon enormen und stetig weiter steigenden Belastung der Alpenregion nötig ist, darüber sind sich auch alle einig.
    Und doch wird es wohl noch mindestens zwei Jahre dauern, bis eine verbindliche Übereinkunft nach dem Vorbild der Artenschutzkonvention vorliegt.
    Die Interessen der einzelnen Länder divergieren stark, berichtet Gisela Hopfmüller.
    Es brennt auf dem Dachgarten Europas, erhob der Präsident der Internationalen Alpenschutzkommission, CIPRA, Mario Broggi, vor eineinhalb Jahren warnend die Stimme und rief nach einer Konvention mit Gesetzescharakter unter Einbindung aller sieben Alpenstaaten.
    Wie sehr es auf dem Dachgarten Europas brennt, zeigen selbst nüchterne Zahlen deutlich.
    Problemkreis 1, der Tourismus.
    Jährlich fahren mindestens 40 Millionen Touristen in die Alpen, dazu kommen 66 Millionen Tagesausflügler.
    Und 70% aller Urlauber betreiben Wintersport.
    Die Zahl der Liftanlagen hat sich seit dem Ende der 70er Jahre verfünffacht.
    Problemkreis 2, der alpenüberschreitende Verkehr.
    Für das allseits bekannte Transitproblem kann als Einzahlenbeispiel stehen, dass bis zum Jahr 2000 vermutlich 6000 Lkw pro Tag den Brenner passieren werden.
    Doch auch die sommerlichen Urlauberblechlawinen sind als Belastungsfaktor zu erwähnen.
    Problemkreis 3 umfasst jene Luftschadstoffe, die durch Fernverfrachtung aus Industrie- und Ballungsräumen in die Alpen kommen.
    Und der Problemkreis 4 betrifft die Energieerzeugung, sprich Kraftwerksbauten im Alpenbereich.
    Und weil die vielfachen Belastungen mittlerweile enorme Schäden angerichtet haben und weiter anrichten, der zum Teil erschreckende Zustand von Wäldern, besonders von Bahnwäldern, und die zum Teil akute Gefahr für Trinkwasserreserven seien da nur als zwei der vielen Beispiele genannt, haben in den letzten Jahren etliche Organisationen Forderungskataloge erarbeitet, wie dem entgegenzuwirken wäre.
    Einmal abgesehen von den vielfältigen Initiativen der Natur- und Umweltschutzorganisationen wäre da etwa der vor eineinhalb Jahren von sozialistischen und sozialdemokratischen Mandatsträgern der Alpenländer Österreich, Schweiz, Bundesrepublik Deutschland und Italien beschlossene Forderungskatalog zu erwähnen.
    Verlangt wurde Verbesserung der Luftverhältnisse, Senkung der Verkehrsbelastung, Verbesserung der Einkommens- und Lebensverhältnisse in den Berggebieten und eine Verringerung der Negativauswirkungen des Massentourismus sowie waldbauliche und jagdliche Maßnahmen gegen das Waldsterben samt Gewässerschutz.
    Ebenfalls im Frühjahr 1988 hatte das Europaparlament in Straßburg in einer Resolution festgehalten, dass regionale Maßnahmen gegen die Zerstörung der Alpenwelt unzureichend seien.
    Und die Europaparlamentarier haben die Regierungen der EG-Staaten aufgefordert, in Zusammenarbeit mit der Schweiz, Österreich und Liechtenstein eine Alpenschutzkonvention zu erarbeiten.
    Seither reißen die Rufe nach einer solchen Konvention in allen betroffenen Ländern nicht ab.
    Die Internationale Alpenschutzkommission, CIPRA, tagte im Juni 1988 in Lindau am Bodensee.
    Vertreter von 19 Regierungsstellen, 36 Verbänden und 94 unabhängige Experten waren sich im Prinzip einig, zusätzliche Maßnahmen in abgestimmter Form wären nötig, es besteht vielfach Handlungsdefizit.
    Doch diese prinzipielle Einigkeit ändert nichts an der Tatsache, dass es ein harter Brocken wird, wirklich sieben Länder auf eine gemeinsame, rechtlich verbindliche Konvention zu vereinigen.
    Denn hier wie in anderen Fällen sind wahrscheinlich Wollen und Möglichkeiten für Zusagen, beispielsweise in Jugoslawien, anders als in der Schweiz.
    In Österreich hat Umweltministerin Flemming gemeinsam mit Vizekanzler Riegler und Landwirtschaftsminister Fischler im Sommer Strategien in eine ÖVP-Deklaration gepackt.
    Die Weiterentwicklung der Nationalparkregionen und der, die das noch werden wollen, ist dort ebenso enthalten wie der Ruf nach sanftem Tourismus oder die Forderung nach Unterlassung zusätzlicher touristischer Erschließungen.
    Die Naturschutzlandesräte der neuen Bundesländer, die Anfang September mit Umweltministerin Fleming zusammentrafen, nannten als notwendige Maßnahmen eine Eingrenzung der Nutzungsansprüche, speziell bezüglich Verkehrsplanung, den Schutz des Bodens als Wasserspeicher samt Schaffung neuer Schutzgebiete, Gletscherschutz, einen Ausbau von Fremdenverkehrseinrichtungen nur noch zur Qualitätsverbesserung und nicht mehr zur Erhöhung der Quantität und eine Einschränkung des Transitverkehrs.
    Bei der jetzigen Alpenschutz-Tagung in Berchtesgaden hat sich Ministerin Fleming jedenfalls vorgenommen, als Minimalanforderung an die zu erarbeitende Konvention den anderen Ländern österreichische Umweltschutzstandards abzuverlangen.
    Auch ein Mitziehen der anderen bei Maßnahmen wie dem Lkw-Nachtfahrverbot.
    Ob Fleming da Erfolg hat?
    Die Berchtesgadener Konferenz hat sich jedenfalls vorgenommen, morgen eine Resolution zu verabschieden, auf deren Grundlage in den nächsten zwei Jahren die verbindliche Alpenschutzkonvention erarbeitet werden soll.
    1991 wünscht sich auch Umweltministerin Fleming als Termin für die fertige Konvention.
    Wann die dann offiziell in Kraft treten kann, ist kaum abzuschätzen, wann sie wirksam werden kann, schon gar nicht.
    Dass die Probleme auch mit einer Konvention nicht wirklich enden, zeigt die Praxis mit der existierenden Artenschutzkonvention.
    Aber wie hat Alpenschutzkommissionspräsident Broggi vor eineinhalb Jahren gesagt?
    Es brennt auf dem Dachgarten Europas.
    Von den Problemen der Alpinregion noch einmal zurück zum Ausgangspunkt der Mittagsberichte zur DDR-Problematik.
    Die Sowjetunion verhielt sich bisher diplomatisch angesichts der Vorgänge in der DDR.
    Viel war von dem Besuch Michael Gorbatschows zu den Republikfeierlichkeiten in Ostberlin vergangenes Wochenende erwartet worden, aber der Kreml-Chef hielt sich deutlich zurück.
    Mehr oder weniger offene Kritik an der DDR-Führung war aus Moskau bisher nicht zu hören.
    Heute wurde erstmals ein prominenter Gorbatschow-Vertrauter deutlicher.
    Vyacheslav Dasicev, Historiker, Mitglied der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften und Gorbatschow-Berater, hält sich derzeit in Bonn auf.
    Dort sagte er in einem Gespräch mit unserem Korrespondenten Kurt Rammersdorfer.
    Wir begreifen in der Sowjetunion, dass die
    der überwiegende Teil der Bevölkerung in der DDR doch Änderungen wählt.
    Änderungen in der ersten Linie in der politischen Atmosphäre, im politischen System, was die Menschenfreiheiten, Menschenrechte anbetrifft, Reiseerleichterungen und Reisefreiheiten.
    Und ich denke,
    In der Zukunft wird das natürlich, also in der absehbarer Zukunft werden große Änderungen eintreten.
    Aber nicht mehr unter dieser Führung wahrscheinlich?
    Ja, nicht unter dieser Führung.
    Wenn Sie jetzt das SED, das gegenwärtige SED-Regime hernehmen, das sind das doch relativ alte, offensichtlich sehr starkhöpfige Führungspersönlichkeiten.
    Wenn ich jetzt an Erich Honecker zum Beispiel denke,
    Zurzeit setzt man offensichtlich noch lieber auf den Schlagstock als auf das Gespräch jetzt mit den Demonstranten, mit den reformwilligen Menschen in diesem Land.
    Sehen Sie überhaupt Ansprechpartner jetzt für Gorbatschow in der gegenwärtigen SED-Führung, was jetzt Reformen, Perestroika, Glasnost etc.
    anbelangt?
    Vergleichen wir unsere Lage in der Sowjetunion.
    Wir haben in der Sowjetunion auch jahrzehntelang sehr alte, veraltete Führungen gehabt.
    Tschernienko, Brezhnev, ja, und natürlich können die alten Menschen nicht so
    lebendig sozusagen die Realität aufnehmen und empfinden und erwidern auf die Bedürfnisse der Entwicklung.
    Also das führte zur Stagnation in unserem Lande.
    Und da kam Gorbatschow, wissen Sie.
    Also ich denke, mit der neuen Generation kommt immer die Erneuerung, kommt immer Fortschritt.
    kommt immer Umgestaltung und Verzicht auf die alten Methoden, alte Fehler, nur fehlerhafte Entwicklung.
    Das ist unvermeidlich.
    Wer kommt nach Erich Honecker?
    Das kann ich nicht sagen, aber wissen Sie,
    kommen die Vertreter der jungen Generation und die bringen viel Neues in das Leben der DDR.
    Das ist unvermeidlich.
    Das heißt, mit der gegenwärtigen Führung, da sind Sie auch skeptisch, dass diese Führung jetzt noch irgendwelche Reformen einleiten wird?
    Ja, etliche Erleichterungen oder etliche Änderungen sind möglich, aber grundsätzlich denke ich, das ist nicht möglich.
    Gorbatschow-Berater Dashichev über das Verhältnis zwischen DDR und UdSSR.
    Eine außergewöhnliche Architekturausstellung wird morgen Abend im Wiener Museum für angewandte Kunst eröffnet.
    Sie ist dem bedeutenden italienischen Architekten Carlos Garpa gewidmet und stellt eines seiner Hauptwerke, die Tomba Brion, eine Grabanlage, in den Mittelpunkt.
    Im folgenden Beitrag, den Robert Billig gestaltet hat, hören Sie aber auch eine Stellungnahme des Direktors des Museums für Angewandte Kunst, Peter Növer, zu Medienberichten über das endgültige Aus für die von ihm geplante und heftig umstrittene Betonrampe über den Wienfluss.
    Architektonische Poesie, Symbolik und der Einfluss Venedigs waren bestimmend für das Werk Carlos Carpas.
    Der Dialog mit der Geschichte prägte die wichtigsten seiner Bauten und machte den 1906 geborenen und 1978 in Japan verstorbenen Künstler zu einem der bedeutendsten Architekten unseres Jahrhunderts.
    Ich glaube, dass er ein sehr hohes Maß an Eigenständigkeit besessen hat.
    und sich nie orientiert hat an modischen Strömungen.
    und hat sich auch nie mit den Mächtigen verbündet.
    Sagt Peter Nöwer, der Direktor des Museums für Angewandte Kunst in Wien.
    Doch nicht nur Haltung und Methode machen die Wichtigkeit von Carlos Karpa aus.
    Es sind auch seine tatsächlich realisierten Bauten, von den späten 40er Jahren bis 1978.
    Das war vor allem, glaube ich, der Umgang mit historischer Bausubstanz, also in erster Linie die Zubauten, Neubauten, Erweiterungsbauten und Umbauten,
    etwa des Canova-Museums in Posanio oder des Castello Vecchio in Verona.
    Das sind, glaube ich, auch heute noch leuchtende Beispiele für den Umgang mit historischer Bausubstanz.
    Er hat sozusagen nie versucht, sich in eine historische Bausubstanz hineinzuschwindeln, sondern hat immer
    den historischen Part etwas, würde ich sagen, in der Qualität mindestens Gleichwertiges mit einer Formensprache unserer Zeit entgegengesetzt.
    Mittelpunkt der Ausstellung Carlos Carper – Die andere Stadt ist die Rekonstruktion des Werkes La Poesia im Hauptraum des Museums.
    Ein für den Pavillon zur Expo 1967 in Montreal aus dem Gemälde Die Geißelung Christi von Piero della Francesca rekonstruiertes Bodenmosaik.
    Nöwer hat es auf einen Sockel gehoben und lässt es wirkungsvoll vom erhöhten Blickpunkt einer Holzrampe aus besichtigen.
    Der Rest der Ausstellung ist der Tomba Breon, einer von Skarpa gestalteten Grabanlage gewidmet.
    Es ist eine Ausstellung auf einer Fläche von 3000 Quadratmetern, eine sehr große Schau.
    die ein einziges Werk von Carlos Karpa zeigt und das ist die Tomba Preon, die Grabanlage in San Vito di Raltivole in der Nähe von Asolo, also auch in dem Raum Veneto.
    Wir stellen hier diese einzige Arbeit mit 1200 Zeichnungen aus und ich glaube anhand dieser Arbeit ist sehr wohl nachvollziehbar der Weg, die Methode und seine Haltung in der Architektur.
    Nun noch von Skarpas Architektur zu Peter Nöwers architektonischen Plänen.
    Seine umstrittene Rampe über den Wienfluss soll, wie in Medienberichten zu entnehmen war, nun doch nicht errichtet werden.
    Nöwer dazu?
    Ich habe etwas in der Zeitung gelesen, kann mir das auch nicht vorstellen.
    Ich kann mir das nicht vorstellen aus organisatorisch-technischen Gründen.
    Es ist ja so, dass der Tiefspeicher, der nun fertig ist, dass die Rampe selbst von der Statik so gestaltet ist, dass sie eine Entlastung der Decke ist.
    Das heißt, wenn die Rampe nicht realisiert werden würde, bedeutet das eine Umkonstruktion, eine Neuberechnung der Statik.
    und zusätzliche und neue Maßnahmen, die einerseits zur Zeitverzögerung nach sich führen würden und andererseits mit nicht unerheblichen Kosten.
    Mit Kosten würde ich meinen, die nicht wesentlich niedriger sein dürften als die Errichtung der Rampe.
    Und auch was das Aufbringen der nötigen privaten Geldmittel angeht, ist Nöwer optimistisch.
    Es lässt sich realisieren, nur lässt sich das nicht in 14 Tagen realisieren, die Finanzierung von einem Betrag von etwa 6 Millionen Schilling.
    Aber es zeichnet sich ab, dass es gelingen wird.
    Es zeichnet sich ab, erklärt Növer.
    Und von der Architektur jetzt zu den Schlussnachrichten im Mittagsschornal.
    Deutsche Demokratische Republik.
    Die bisher größte Oppositionskundgebung in der DDR ist gestern Abend in Leipzig friedlich beendet worden.
    Etwa 50.000 Menschen demonstrierten für Freiheit, Demokratie und Reformen.
    Ein Großaufgebot von Polizei- und Betriebskampfgruppen riegelte die Leipziger Innenstadt ab, griff aber nicht ein.
    Bereits vor der Kundgebung hatten Vertreter der Kirchen und Menschenrechtsgruppen sowohl die Demonstranten als auch die Volkspolizei zu Besonnenheit und zu Gewaltlosigkeit aufgerufen.
    An einer Demonstration in Ostberlin beteiligten sich etwa 3000 Menschen.
    Auch hier gab es keine Zwischenfälle.
    Die staatlichen Medien der DDR machen für die Zusammenstöße am vergangenen Wochenende westliche Journalisten und Kamerateams verantwortlich, für die Tumulte inszeniert worden seien.
    Ungarn.
    Die neu gegründete sozialistische Partei hat ihren Parteitag in Budapest abgeschlossen.
    Der Präsident der bisherigen kommunistischen Partei, Rege Niersch, wurde zum Parteichef bestimmt.
    Das Parteiprogramm bekennt sich zur Marktwirtschaft und zur Zusammenarbeit mit allen gesellschaftlichen Institutionen.
    Die bewaffneten Arbeitermilizen der Kommunistischen Partei werden aufgelöst.
    Der 23.
    Oktober, Jahrestag des Beginns des Ungarnaufstandes, soll zum Feiertag erklärt werden.
    Sowjetunion.
    Der oberste Sowjet hat ein Streikgesetz verabschiedet und damit erstmals seit der Oktoberrevolution Bestimmungen über Arbeitskämpfe erlassen.
    Vor einem Streik sind jetzt fünftägige Schlichtungsversuche vorgeschrieben.
    Arbeitsniederlegungen im Transportwesen, in der Energieversorgung und in der Rüstungsindustrie sind verboten.
    Großbritannien.
    Im nordwestenglischen Badeort Blackpool hat heute der Parteitag der regierenden Konservativen begonnen.
    Er findet vor dem Hintergrund der schlechteren Wirtschaftslage statt.
    Nach Ergebnissen von Meinungsumfragen sind die Konservativen in der Wählergunst deutlich hinter die oppositionelle Labour-Party zurückgefallen.
    Vor allem der britische Finanzminister wird kritisiert, nachdem der Kurs des britischen Pfunds trotz einer Zinserhöhung in der vergangenen Woche weiter gefallen ist.
    Österreich.
    Der Verbundkonzern will im November einen Antrag auf Erhöhung der Strompreise um 10 Prozent stellen.
    Verbund-Generaldirektor Fremuth begründete dies mit gestiegenen Personalkosten, den höheren Steuerbelastungen und der Tatsache, dass die letzte Preiserhöhung drei Jahre zurückliegt.
    Fremuth rechnet mit einem tatsächlichen Ansteigen der Preise im kommenden Frühjahr.
    Die grüne Parlamentsfraktion bezeichnet eine Strompreiserhöhung als in keiner Weise gerechtfertigt.
    Der grüne Energieexperte Christoph Kurherr sagte, die Konsumenten sollten offenbar für eine falsche Strompolitik büßen.
    Wirtschaftsminister Schüssel bezeichnete die Strompreisvorstellungen des Verbundkonzerns als unakzeptabel.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Zu Beginn der ersten internationalen Konferenz der sieben Alpenländer in Berchtesgaden hat Umweltministerin Flemming die anderen Alpenstaaten aufgefordert, die österreichischen Umweltstandards zu übernehmen.
    Nun noch das Wetter bis heute Abend.
    Veränderlich bewölkt, örtlich Regen, im Süden und Osten teilweise sonnig.
    Nachmittagstemperaturen 8 bis 14 Grad.
    Das waren Nachrichten und Wetter zur Abrundung der Mittagsinformation vom Dienstag, den 10.
    Oktober.
    Für das gesamte Team verabschiedet sich Manfred Kronsteiner.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1989.10.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1989.10.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    DDR: Interview mit dem Pfarramtsleiter der Nicolai-Kirche Leipzig, Pastor Führer
    Interview: Pastor Führer
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Führer, Ivo [Interviewte/r]
    Datum: 1989.10.10 [Sendedatum]
    Ort: Leipzig [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    DDR: Aktueller Bericht
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1989.10.10 [Sendedatum]
    Ort: Berlin, Ostberlin [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ende des ungarischen Reformparteitages
    Mitwirkende: Stipsicz, Karl [Gestaltung]
    Datum: 1989.10.10 [Sendedatum]
    Ort: Budapest [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wirtschaftsentwicklung im Ostblock
    Interview: Wirtschaftsforscher Fink
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Fink, Gerhard [Interviewte/r]
    Datum: 1989.10.10 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Klub der Wirtschaftspublizisten [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Beginn des Konservativen-Parteitages in Blackpool
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung]
    Datum: 1989.10.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    UFO-Hysterie in der Sowjetunion
    Mitwirkende: Schüller, Christian [Gestaltung]
    Datum: 1989.10.10 [Sendedatum]
    Ort: Moskau [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vor Konstituierung des Noricum-Ausschusses
    Einblendung: FPÖ-Ausschußmitglied Haupt, Grün-Ausschußmitglied Pilz, ÖVP-Ausschußmitglied Graff, SPÖ-Ausschußmitglied Fuhrmann
    Mitwirkende: Simbürger, Franz [Gestaltung] , Graff, Michael [Interviewte/r] , Haupt, Herbert [Interviewte/r] , Fuhrmann, Wilhelm [Interviewte/r] , Pilz, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1989.10.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Konventionen zum Schutz der Alpen
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung]
    Datum: 1989.10.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview: Gorbatschow-Berater Daschitschew über Notwendigkeit von Reformen in der DDR
    Interview: Gorbatschow-Berater Daschitschew
    Mitwirkende: Rammerstorfer, Kurt [Gestaltung] , Daschitschew, Wjatscheslaw Iwanowitsch [Interviewte/r]
    Datum: 1989.10.10 [Sendedatum]
    Ort: Berlin, Ostberlin [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Großausstellung Carlo Scarpa im Museum für angewandte Kunst
    Einblendung: Museumsdirektor Noever
    Mitwirkende: Bilek, Robert [Gestaltung] , Noever, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1989.10.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1989.10.10
    Spieldauer 00:59:50
    Mitwirkende Kronsteiner, Manfred [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1989.10.10 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-891010_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt

    Das Medium in Onlineausstellungen

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