Mittagsjournal 1979.11.10

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Untertitel von Stephanie Geiges
    Eine angenehme Samstag-Mittagsstunde wünsche ich Ihnen, meine Damen und Herren.
    Die Redaktion des Mittagsschanals meldet sich hier im Studio.
    Begrüßt Sie Ilse Vögel.
    Innenpolitisches Hauptthema heute, das ist die Parteileitungssitzung der FPÖ in Graz.
    Dabei geht es einmal ganz vereinfacht gesprochen um den künftigen Kurs der Partei und um die Frage, ob nun Parteichef Götz sein Nationalratsmandat zurücklegen wird oder nicht, also die Partei von Graz aus leiten wird oder doch mehr zentral von Wien aus.
    Dabei gibt es sogar Spekulationen, wonach sollte es zum Krach kommen, es sogar denkbar wäre, dass Götz zurücktritt.
    Er also das Ultimatum stellt, entweder mit mir und meinen Vorstellungen oder eben ohne mich.
    Wie gesagt, Spekulationen.
    Wir berichten aus Graz und bringen auch Meinungen der österreichischen Zeitungen dazu.
    Mit dem bevorstehenden Parteitag der Sozialisten beschäftigen wir uns dann heute ebenfalls und zwar bringen wir einen Überblick über die Anträge, die von den einzelnen Organisationen an den Parteitag gestellt werden.
    Und aus dem Bereich der Wirtschaft, da gibt es Informationen über die aktuelle Entwicklung auf dem Geldsektor.
    Wichtigstes Thema aus dem Ausland, auch heute natürlich die Situation im Iran.
    Wir hoffen, dass wir so etwa nach halb ein Uhr Verbindung mit Teheran bekommen.
    Früher ist unser Korrespondent, wenn überhaupt, nicht zu erreichen.
    Weitere Beiträge gibt es dann noch zur Situation der Indokiner Flüchtlinge und eine Analyse der jüngsten Ereignisse in Bolivien, San Salvador und Nicaragua.
    Die Kulturredaktion berichtet von der Großveranstaltung Literatur in Österreich im Museum des 20.
    Jahrhunderts in Wien und bringt ein Interview mit dem Regisseur Grot-Japreul.
    Das ein erster Überblick über unser Programm bis 13 Uhr, jetzt aber die Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Georg Schalkruber und gelesen werden die Meldungen von Wolfgang Kofineder.
    Iran, USA.
    Die Situation in der amerikanischen Botschaft in Teheran, wo fanatisierte Moslems etwa 60 Menschen nach wie vor gefangen halten, ist auch heute zwar unverändert, doch deuten Einzelheiten auf eine gewisse Konzessionsbereitschaft der Geiselnehmer.
    Die Botschafter Frankreichs, Schwedens, Algeriens und Syriens sollen in allernächster Zeit in der Botschaft die Geiseln besuchen.
    Offiziell erklärten die Botschaftsbesetzer, die Diplomaten sollten Gelegenheit erhalten, die Anschuldigungen aus dem Weißen Haus zu dementieren.
    Schieten für der Khomeini ist bereit, den apostolischen Pronuncius Bunjeni zu empfangen, der eine Botschaft vom Papst Johannes Paul II.
    überbringt.
    Seitens der Palästinensischen Befragungsorganisation, die sich ebenfalls in die Vermittlungen eingeschaltet hat, wurde erklärt, die PLU habe keine Informationen über eine mögliche Freilassung.
    In New York hat sich gestern der Weltsicherheitsrat mit der Geiselnahme befasst und die iranische Führung in schärfster Form aufgefordert, die Geiseln freizulassen.
    In den Vereinigten Staaten kommt es immer wieder zu anti-iranischen Kundgebungen.
    Sie werden allerdings, wie im Morgenjournal berichtet, größtenteils besonnen und ordnungsgemäß durchgeführt.
    Die gewerkschaftlich organisierten amerikanischen Transportarbeiter wollen keine iranischen Flugzeuge mehr abfertigen.
    Auch Frachtgut in den Iran soll boykottiert werden.
    Schatzminister Meller sagte allerdings, es sei jetzt nicht die Zeit, wirtschaftliche oder andere Sanktionen gegen den Iran zu erwägen.
    Österreich In Graz findet heute eine FPÖ-Parteileitungssitzung statt.
    Voraussichtlich wird endgültig geklärt, ob FPÖ-Parteiobmann Götz sein Nationalratsmandat behalten wird.
    Darüber hinaus dürfte eine Reihe von Forderungen diskutiert werden, die Götz für die Parteipolitik aufgestellt hat.
    Der FPÖ-Obmann sagte gestern in einem URF-Interview, er werde seine definitive Entscheidung über sein weiteres politisches Vorgehen bekannt geben.
    Frankreich.
    Nach Meinung der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, haben sich die Wirtschaftsaussichten der großen Industriestaaten für 1980 im vergangenen halben Jahr bedeutend verschlechtert.
    In der kommenden Woche findet in Paris eine Konferenz des Wirtschaftspolitischen Ausschusses der OECD statt.
    Aus diesem Anlass ist ein noch vertraulicher Bericht ausgearbeitet worden, von dem allerdings Einzelheiten bereits bekannt geworden sind.
    Demnach wird für die ersten sechs Monate 1980 ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von weniger als einem Prozent erwartet.
    Für das gesamte nächste Jahr wird ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent angenommen.
    Noch im Juli prognostizierten die OECD-Experten eine globale Wachstumsrate in Höhe von 2% für die 24 Mitgliedsländer.
    Damals wurde beispielsweise für die Vereinigten Staaten eine sogenannte Wachstumsrate Null errechnet.
    Heute geht man davon aus, dass sich das amerikanische Bruttosozialprodukt im Jahre 1980 um 1,2 bis 1,4% verringern werde.
    Überdurchschnittliche Wachstumsraten werden lediglich für Japan, die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und für Italien vorhergesagt.
    Italien.
    In Rom beginnt heute die 20.
    Vollversammlung der FAO, der UNO-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft.
    Erautert werden vor allem das Budget der FAO und eine Studie mit dem Titel Landwirtschaft bis zum Jahre 2000.
    Die FAU hat gestern in Rom einen Bericht veröffentlicht, der ein düsteres Bild der derzeitigen Welternährungslage zeichnet.
    Die Nahrungsmittelproduktion ist 1979 demnach in den Entwicklungsländern leicht zurückgegangen und konnte in den Industrienationen nur um knapp zwei Prozent gesteigert werden.
    Dies ist die niedrigste Steigerungsrate seit 1972.
    Vatikan.
    Unter dem Vorsitz des Wiener Erzbischofs Kardinal König findet ab heute in Rom ein Symposium unter dem Titel Der Mensch.
    Wer ist das wirklich?
    statt.
    An der Veranstaltung nehmen zahlreiche Wissenschaftler, darunter mehrere Nobelpreisträger, teil.
    Wie es in einem Kommuniqué heißt, sollen bei diesem Treffen Vorschläge für die Verwirklichung eines neuen Humanismus erarbeitet werden.
    Bolivien.
    Der Kongress in La Paz hat mit Mehrheit beschlossen, das Regime von Oberst Natus Busch nicht anzuerkennen.
    Das Parlament stellte sich vielmehr hinter den gewählten Präsidenten Guevara Arce, der die Streitkräfte schriftlich aufgefordert hatte, Natus abzusetzen.
    Dieser hatte sich nach dem Putsch selbst zum Präsidenten ernannt.
    Der neue Machthaber seinerseits hat für den 4.
    Mai des kommenden Jahres neue Wahlen angekündigt.
    Südkorea.
    Die 1972 unter Kriegsrecht eingeführte Verfassung soll jetzt nach der Ermordung von Präsident Park Chung-hee demokratisch gelockert werden.
    Der amtierende Staatschef Choi Ki-wha kündigte in einer Fernsehrede an, der Nachfolger Parks werde zwar innerhalb der nächsten drei Monate noch unter dem geltenden Recht gewählt, zu seinen ersten Aufgaben werde es jedoch gehören, die Verfassung zu ändern und in Übereinstimmung mit dieser reformierten Verfassung neue Wahlen auszuschreiben.
    Libanon.
    Die Leiter der offiziellen Vertretungen der Palästinensischen Befreiungsorganisation im Ausland müssen künftig einmal pro Jahr vier Wochen lang in einem Stützpunkt im Libanon militärische Übungen absolvieren.
    Dies hat, wie die deutsche Presseagentur unter Berufung auf verlässliche Quellen in Beirut meldet, PLO-Chef Arafat verfügt.
    Demnach hat Arafat erklärt, er wünsche, dass die führenden Funktionäre nicht den Kontakt zur Revolution verlieren.
    Die Diplomaten sollten nicht zu reinen Funktionären wirben.
    USA.
    Durch einen falschen Alarm sind gestern zehn amerikanische und kanadische Raketenabfangjäger aufgestiegen, um einen vermeintlichen sowjetischen Angriff zu bekämpfen.
    Der falsche Alarm ist auf eine Computerpanne im Hauptquartier der Luftwaffenkommandozentrale für Nordamerika in Colorado zurückzuführen.
    Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, es habe in der Vergangenheit bereits mehrmals ähnliche Alarmfälle gegeben, ohne dass darüber berichtet worden sei.
    Diesmal habe man die Öffentlichkeit jedoch informiert, damit kein Zusammenhang mit der Krise um die amerikanische Botschaft in Teheran hergestellt werden könne.
    B-52-Bomber mit Atomwaffen seien nicht aufgestiegen, sagte der Sprecher.
    Die Einnahmen des organisierten Verbrechertums in den Vereinigten Staaten werden auf umgerechnet fast 650 Milliarden Shilling geschätzt.
    Anlässlich einer Kriminologentagung in Los Angeles meinten Experten, der Hauptanteil dieser Summe stamme aus dem Drogenhandel, aus Spielhöllen, der Prostitution, dem Handel mit Pornografie und aus illegalem Geldverleih.
    Die finanziellen Transaktionen aus kriminellen Geschäften machten derzeit fast die Hälfte des amerikanischen Verteidigungsbudgets aus, erklärten die Kriminalisten.
    Italien.
    Anlässlich einer internationalen Konferenz von Bergrettungsleuten in Meran wurde neuerlich auf die Gefahren der Berge hingewiesen.
    So starben in den europäischen Alpen im Jahre 1978 642 Menschen.
    Etwa 27.000 wurden verletzt geborgen.
    Die entsprechenden Zahlen für 1979 liegen noch höher.
    Die Alpinexperten stellten auch wieder fest, dass viele Bergsteiger und Bergwanderer aufgrund mangelnder Ausrüstung, schlechter Ortskenntnis und ungenügender Erfahrung tödlich verunglückt sind.
    Österreich.
    Regen und Schneefall bis in die Thailagen haben heute zu Behinderungen im Straßenverkehr geführt.
    So liegt auf der Westautobahn streckenweise Schneematsch.
    Auf der Brenner Autobahn benötigen Personen Autos wegen der schneefahrbaren Winterausrüstung.
    Auf vielen Bergstraßen müssen Lastkraftwagen Schneeketten anlegen.
    Das Wetter?
    Ungleich stark.
    Die Luftdrucktendenzen an der Rückseite der Kaltfront, die gestern Mitteleuropa überquerte, führten in der vergangenen Nacht in Bodenanluftschichten, unerwartet zur Ausbildung eines Tiefs im norditalienischen Raum.
    Dieses hat sich inzwischen infolge der südwestlichen Höhenströmung bis nach Ungarn ausgeweitet.
    Dadurch ist der Höhepunkt der Schlechtwetterphase erreicht.
    D-Aussichten bis morgen früh.
    Zunächst bedeckt, später lokal auch Aufhellungen.
    Verbreitet Niederschlag.
    Schneefallgrenze 600 bis 900 Meter.
    Schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen 2 bis 7 Grad.
    Im Laufe der Nacht Wetterberuhigung.
    Temperaturen morgen früh minus 1 bis plus 4 Grad.
    Die Aussichten für morgen Sonntag.
    Veränderliche Bewölkung.
    Strichweise noch etwas Niederschlag.
    Winde aus verschiedenen Richtungen.
    Tageshöchsttemperaturen 5 bis 10 Grad.
    Das Wetter um 12 Uhr.
    Wien bedeckt 6°, Nordwestwind 20 km in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt Regen, 6°, Windstille.
    Linz bedeckt Regen, 4°, Westwind 3 km in der Stunde.
    Salzburg bedeckt Schnee, Regen, 1°, Windstille.
    Innsbruck bedeckt Regen, 1°, Windstille.
    Pregenz bedeckt 6°, Südwestwind 5 km in der Stunde.
    Graz bedeckt Regen, 4°, Windstille.
    Und Klagenfurt bedeckt Gewitter, 1°, Windstille.
    In vier Minuten ist es Viertel Eins.
    Mein Kollege Leopold Esterle, der in Graz ist, wo ja zur Stunde eine Sitzung der FPÖ-Parteileitung stattfindet, hat sich leider bis jetzt bei uns noch nicht gerührt.
    Wir beginnen darum mit einem nicht ganz so aktuellen Beitrag.
    In der kommenden Woche hält die Sozialistische Partei einen Parteitag ab, der unter dem Motto steht, weiter auf dem österreichischen Weg mit der SPÖ.
    Neben einem Referat vom Bundeskanzler Kreisky zur Lage der Sozialdemokratie in Europa, wird sich der Parteitag mit insgesamt 119 Anträgen und 20 Resolutionen befassen, in denen die Regierungspartei und ihre Mitglieder diesen Weg abstecken, der ihrer Ansicht nach in die 80er Jahre führen soll.
    Näheres über diese Anträge und Resolutionen hören Sie im folgenden Beitrag von Markus Sommersacher.
    Wie üblich enthält das Antragsheft für den kommenden Bundesparteitag der SPÖ Anträge, die im Zusammenhang mit aktuellen politischen Diskussionen stehen, andererseits aber auch langjährige Forderungen der SPÖ, die ihren Mitgliedern oder Teilorganisationen noch nicht genügend verwirklicht erscheinen.
    Der Inhalt dieser Anträge spannt sich von Fragen der Gleichberechtigung der Frau, der Reform des Schulwesens, Ungleichheiten in der Einkommensverteilung bis zu rein organisatorischen Problemen.
    Unter jenen Anträgen, die einen Beitrag zur derzeit aktuellen politischen Diskussion liefern, befinden sich vor allem solche im Sozialversicherungsbereich.
    So wird zum Beispiel in einer Resolution der Bezirksorganisation Leopoldstadt eine weitere Erhöhung des Beitragssatzes in der Pensionsversicherung der Arbeitnehmer, über das ab 1980 geltende Ausmaß hinaus, strikt abgelehnt.
    Hingegen fordert der Pensionistenverband, dass der Kampf gegen die Armut weitergeführt werden müsse und tritt in bemerkenswertem Einklang mit der Großen Oppositionspartei für eine weitere, über die Pensionsdynamik hinausgehende Erhöhung der kleinsten Pensionen ein.
    Etwas, das gerade in dieser Woche von der SPÖ als lizitative Forderung der ÖVP abgetan und gestern im Parlamentarischen Sozialausschuss abgelehnt wurde.
    Auch zum Thema Witwerpension finden sich Anträge für den kommenden Bundesparteitag der SPÖ.
    Das Bundesfrauenkomitee fordert zum Beispiel nachdrücklich die Anpassung des Sozialrechtes an die partnerschaftlichen Grundsätze des Familienrechtes.
    Allerdings soll dabei nach wie vor auf die gesellschaftlich und wirtschaftlich schwächere Position der Frauen Rücksicht genommen werden.
    Noch weiter geht das Wiener Frauenkomitee, das sich für die Witwer-Pension als mögliche Form der hinterbliebenen Versorgung für Ehemänner ausspricht.
    Gleich zwölf Anträge befassen sich mit der Installierung der umstrittenen Ganztagsschule und der Gesamtschule.
    Zwei sehen vor, dass Schulen als kulturelle Zentren der Wohnbevölkerung geöffnet werden sollen.
    Eine Rückversicherung für seine Pläne erhält der neue Bautenminister Sikanina.
    So sehen einige Forderungen im Antragsheft für den kommenden Bundesparteitag der SPÖ die Auflösung der Wohnbeihilfe von 30 Schilling an ihrer Stadt, deren Verwendung als Sonderwohnprogramme für sozialbedürftige Wohnungssuchende oder für Zwecke der Stadterneuerung vor.
    Die Bemühungen Justizminister Brodas um ein neues Mietrecht werden ebenso unterstützt wie die Kandidatur Dr. Kirschlegers für die Bundespräsidentenwahl im kommenden Jahr.
    Auf dem Energiesektor werden Maßnahmen zur Energieeinsparung und deren Förderung gefordert.
    Ein Antrag befasst sich mit der Kernenergie.
    So fordert die sozialistische Jugend eine Anpassung der diesbezüglichen Passagen des SPÖ-Parteiprogramms an den Ausgang der Volksabstimmung über Zwendendorf.
    Nach Meinung der Jungsozialisten sollte das so heißen, ich zitiere, Infolge der Begrenztheit der Vorkommen an Energierohstoffen einerseits, der unbestreitbaren Gefährlichkeit der Kerntechnologie andererseits, geht international die Diskussion über die friedliche Nutzung der Kernenergie weiter.
    Österreich hat jedoch in einer demokratischen Entscheidung auf die Nutzung der Kernenergie verzichtet.
    Und Punkt 5 dieses Abschnittes soll lauten, die SPÖ ist für eine demokratische Mitbestimmung der Bevölkerung in der Energiepolitik.
    Insbesondere kann die Nutzung der Kernenergie nur mit Zustimmung der Bevölkerung in Betracht gezogen werden.
    Schon bekannt, hartnäckig aber wiederholt werden Anträge der jungen Generation und der sozialistischen Jugend, in denen eine Offenlegung der Einkommens- und Vermögensverhältnisse, die höhere Besteuerung von Spitzeneinkommen oder eine Einräumung des Vorrangs für den Nahverkehr gefordert werden.
    Im Bereich der Medien wird die Notwendigkeit des Parteiblattes Arbeiterzeitung nachdrücklich unterstrichen und die Initiative des Justizministers für ein neues Medienrecht vom Bundesbildungsausschuss begrüßt.
    Kritisiert werden hingegen Mitglieder der SPÖ, die bei der neuerlichen Wahl Gerd Bachers zum Generalintendanten des ORF im Kuratorium für Bacher gestimmt haben.
    Sie, so heißt es in einem Antrag der sozialistischen Jugend, können nicht mehr das Vertrauen der Partei besitzen.
    Noch weiter geht in diesem Zusammenhang ein Antrag des Bildungsausschusses Wien-Penzing für die morgen stattfindende Bundesbildungskonferenz der SPÖ.
    Dort werden Parteivorstand und Klub aufgefordert, zu überlegen, ob nicht durch logistische Maßnahmen die Entscheidungsgremien des ORF dem Wählerwillen angepasst werden sollten, wenn im Programm nicht auch jene Meinungen zu Wort kommen sollten, die von der Mehrheit der österreichischen Wähler unterstützt werden.
    soviel zum bevorstehenden Parteitag der Sozialisten.
    Das war ein Beitrag von Markus Sommersacher.
    Die kleine Oppositionspartei steht heute vor schicksalsschweren Entscheidungen.
    Vor mehr als einer Stunde sind in der Kongresshalle der Grazer Messe etwa 90 Mitglieder der FPÖ-Bundesparteileitung zusammengetreten, um die schwelende Parteikrise zu beenden.
    Parteichef Götz hatte diese Sitzung überraschend von seinem Kurort Abano aus einberufen, um der Parteispitze die lang erwarteten Auskünfte über sein künftiges politisches Schicksal zu geben.
    Daneben werden aber auch Diskussionen über den generellen Kurs der freiheitlichen Partei erwartet.
    Mit einem ersten Direktbericht meldet sich jetzt Leopold Esterle aus der steirischen Hauptstadt.
    an einem Tag im November vor dem ihm entsprechend erscheinenden Gremium am Ort und zur Stunde seiner Wahl, da werde er, Alexander Götz, der Partei die definitive Entscheidung über die politische Zukunft der FPÖ und ihres Obmannes vorlegen.
    So zusammengefasst lautete die Stereotype-Antwort des Parteiobmannes auf bohrende Journalistenfragen seit, ja eigentlich seit dem 6.
    Mai, dem Tag der Nationalratswahlen, an dem das Abgeordnetenmandat für den Grazer Bürgermeister und FPÖ-Chef feststand und sich schon damals die Frage erhob, ob und wie und von wo aus er seinen Verpflichtungen nachkommen werde.
    Heute nun endlich will Götz nach eigenen Worten die Lage vor der Parteivorstandssitzung am Montag nächster Woche endgültig klären.
    Der Ort, die Kongresshalle im verregneten Graz, am 10.
    November in diesen Minuten vor fest verschlossenen und von Grazer Funktionären bewachten Türen.
    Die Fragestellungen nochmals.
    Erstens, bleibt Götz in Graz, kommt er nach Wien?
    Zweitens, behält er sein Mandat oder macht er es für den Listenzweiten Generalsekretär Krünes frei?
    Oder drittens, behält er sein Mandat und forciert seine parlamentarische Präsenz durch eine Beschränkung des Einflusses des geschäftsführenden Klubobmannes und Götz-Vorgängers Friedrich Peter?
    soweit die personalpolitische Seite.
    Dahinter steht ebenso klar die Frage nach dem künftigen Kurs der Partei, der kleinen Oppositionspartei im innenpolitischen Spektrum.
    In einem Positionspapier des Grazers finden sich die Worte vom Attackieren der Sozialisten statt einem Arrangieren mit der SPÖ.
    Die Mannen um Götz' Vorgänger Friedrich Peter wollen heute mit einer politischen Resolution auf der Grundlage des Parteiprogramms kontern, in dem die Äquidistanz zu ÖVP und SPÖ gefordert wird.
    Und damit ist man auch schon bei der quer durch die blaue Riege gehenden Linien voneinander abweichender Auffassungen angelangt.
    Die einen wollen mehr Götz in Wien und als Klubobmann auch auf Kosten Peters, die anderen wollen schlicht und einfach mehr FPÖ bisheriger Prägung auch unter Götz.
    Die entscheidenden Vorschläge von Alexander Götz erfahre ich in diesen Sekunden.
    Ob man Alexander Götz soll demnach ultimativ der Parteileitung erklärt haben, er sei bereit nach Wien zu gehen und den Posten des Grazer Bürgermeisters aufzugeben, verlange dafür aber massive personelle Veränderungen im Bundesparteivorstand.
    Sollte die Partei dies nicht akzeptieren können, wolle er sich auf den Posten des Grazer Bürgermeisters zurückziehen.
    Ob das nun auch heißt, ob er den Obmann posten und das Nationalratsmandat niederlegen wird, ist derzeit noch nicht ganz klar.
    Zur Begründung sagt Götz,
    er oder soll Götz gesagt haben, er habe zu einigen Personen im Bundesparteivorstand das Vertrauen verloren.
    Das ist also der absolut jüngste Stand hier in Graz.
    Die Vorschläge von Parteichef Götz werden nun diskutiert.
    Wann sich die Türen öffnen, weiß man derzeit noch nicht.
    Für 17 Uhr ist eine Pressekonferenz einberaumt worden und ich gebe zurück ins Studio des Mittagsjournals nach Wien.
    Ja und ich kann Ihnen nur sagen, dass wir Sie natürlich stündlich in den Nachrichten informieren und wir hoffen auch, dass wir dann um 17 Uhr in den 10 Minuten Nachrichten schon ein bisschen mehr wissen und es zu einem ausführlichen Bericht reicht.
    Soweit Leopold Esterle und jetzt Meinungen der österreichischen Kommentatoren zur Situation der Freiheitlichen, zusammengestellt hat die Presseschau Hans Langsteiner.
    Sowohl mit der Person und dem politischen Schicksal von FPÖ-Obmann Alexander Götz als auch mit dem zukünftigen Kurs der Freiheitlichen Partei befassen sich die heutigen Leitartikel.
    In der Sozialistischen Arbeiterzeitung untersucht Günther Traxler die Absicht von Götz, die absolute SPÖ-Mehrheit in Zukunft zu attackieren, statt sich mit ihr zu arrangieren.
    Traxler schreibt,
    Äquidistanz sollte bisher eine grundsätzlich programmatische Haltung der FPÖ mit einem konkreten politischen Inhalt sein.
    War das ernst gemeint, kann es nicht einfach aufgegeben werden, nur weil eine der großen Parteien nicht 49, sondern 51 Prozent das Stimmen hat.
    Andere sachliche Gründe, die einen derartigen Kurswechsel der FPÖ rechtfertigen würden, sind aber seit dem Frühjahr sicher nicht aufgetaucht.
    Eine konträre Haltung zum selben Thema nimmt Peter Rabel im Kurier ein, wenn er schreibt,
    Nach diesem Zitat aus dem Kurier nun einige Pressestimmen zu FPÖ-Obmann Götz selbst.
    Im neuen Volksblatt der ÖVP geht Martin Stiegelmeier kritisch mit dem Obmann der kleinen Oppositionspartei ins Gericht, wenn er schreibt.
    Bisher bestand die Großartigkeit von Götz nur darin, seiner Partei die Latte möglichst hochzulegen.
    Sprang keiner darüber, legte er sie tiefer.
    und legt die Latte ganz am Boden und springt noch immer keiner, erzählt Götz jedem, der es hören will, wie schön es war, dass keiner sprang.
    Welch ein Zeichen von Einigkeit und Kameradschaft!
    Wie Martin Stieglmeier im neuen Volksblatt der ÖVP findet auch Josef Laschober in den oberösterreichischen Nachrichten kritische Formulierungen zur Person des FPÖ-Chefs.
    Man liest, Nach gerade unrühmlich mutet es an, dass Götz brieflich noch mitteilte, erst während der Kur in Abernur Zeit gefunden zu haben, alle Berichte über die FPÖ zu lesen und jetzt zu wissen, wie es um die FPÖ steht.
    Solche Erkenntnisse werfen ein zweifelhaftes Licht auf einen Parteichef.
    findet Josef Laschober in den Oberösterreichischen Nachrichten.
    In der Neuen Kronenzeitung skizziert Viktor Reimann unter dem Titel Die letzte Chance folgenden möglichen Verlauf der heutigen Grazer Parteileitungssitzung.
    Sollte Götz nicht doch noch im letzten Augenblick davon abkommen, seine Mannen vor die Alternative Alles oder Nichts zu stellen, dann könnte er möglicherweise eine Niederlage erleiden.
    Der Parlamentsklub der FPÖ wird in seiner Mehrheit wahrscheinlich zu Peter halten, vor allem die jungen Mitglieder, die wissen, was sie an Peter haben und an Götz nicht haben und als Klubobmann schon gar nicht haben können.
    Dann wäre es möglich, dass Götz sein Amt als Bundesparteiobmann zur Verfügung stellt.
    Wäre die FPÖ klug, würde sie annehmen, weil sie so schmerzlos einen Mann nicht mehr anbringen kann, der auszog, Kreisgesamt-SPÖ mit Haut und Haaren zu verschlingen und der nun, in entscheidenden Augenblicken, in denen sich die Fehler der Regierung häufen, nicht einmal zur Stelle ist.
    Die FPÖ könnte einen von den jungen Liberalen zum Obmann wählen, diesen in drei Jahren aufbauen und mit einem wirklich liberalen Image in die nächste Nationalratswahl gehen.
    Dieser Ausgang scheint mir aber nicht wahrscheinlich.
    In Österreich steht jede Entwicklung im Zeichen des «Zu spät».
    Nach diesem Zitat aus dem Kronenzeitungsleitartikel von Viktor Reimann zum Abschluss noch ein Blick in die Salzburger Nachrichten, wo man bei Gerhard Neureiter liest.
    Eines ist sicher.
    An diesem Samstag erhält auch Götz von seiner Partei ein Ultimatum.
    Entweder es gelingt ihm der Durchbruch – und sei es auf Kosten der führerschwachen ÖVP – oder er geht durch die gleiche Mühle, in der sein Vorgänger Peter derzeit zermahlen wird.
    Politik ist kein christliches Geschäft aus Nächstenliebe.
    Das reicht von der geplanten Einführung der Geldausgabeautomaten
    über die Frage der Möglichkeit zur Senkung der Kreditzinsen, der Berechnung von Gebühren für Privatkonten, dem im Februar des kommenden Jahres zur Diskussion stehenden Abendzinsabkommen, bis hin zu den Lohnverhandlungen, die ja gestern für die Bank- und Sparkassenangestellten begonnen haben.
    Helmut Gletsander informiert Sie im Detail.
    Unter den Österreichern spricht sich, so meint ein Bankfachmann, ein neuer Zweig des Geldverdienens herum.
    Einerseits sind nämlich kurzfristige Wechselkredite zu einem Ersatz unter 7% erhältlich, andererseits zahlen zahlreiche Geldinstitute für sogenannte Kassenobligationen 7,5% oder gar 8%.
    Die Differenz ist praktisch geschenktes Geld.
    Wobei sich die Kassenobligationen einerseits immer mehr zum Liebling von hohen Zinsen suchenden Sparern entwickeln, andererseits sind Banken und Sparkassen beim Wettkampf um Einlagen offensichtlich bereit, recht tief in die Taschen der Kreditnehmer zu greifen.
    Das zeigt sich am Beispiel der Kommerzkredite.
    Die Ausleihungen von Firmen kosteten bis vor einem Monat noch 8%, jetzt werden für sogenannte erste Adressen 8,25 bis 8,5% in Rechnung gestellt.
    Das wiederum ist nicht im Interesse von Nationalbank und Finanzminister, die beide gerade eine Verteuerung des Geldes für die Wirtschaft verhindern wollen.
    Die Kassenobligationen, die sich als Ausweg zu den bis zum heurigen Frühjahr gezahlten grauen Zinsen angeboten haben und praktisch das zwischen den Geldinstituten abgeschlossene Haben-Zinsabkommen mit den darin fixierten Einlagezinsen durchlöchern, sollen nach ersten Gesprächen zwischen allen Beteiligten nicht mehr so einfach ausgegeben werden.
    Ursprünglich sind diese jeweils auf fünf Jahre laufenden Werkpapiere für Großanleger gedacht gewesen.
    Jetzt sind Stückelungen bis herunter zu 100.000 und 10.000 Schilling erhältlich, die zuweilen bereits nach kurzer Zeit wieder zurückgekauft werden.
    Wie die Lösung dieses Streitpunktes aussehen kann, ist noch offen.
    Der Generaldirektor der Zentralsparkasse und Commerzbank Karl Fack meint zu dem Problem höherer Anlageerträge als Kreditzinsen.
    Es gibt immer in jeder Situation auf dem Geldmarkt und Kapitalmarkt gibt es Momente, wo die einzelnen Zinssätze der einzelnen Kategorien in Bewegung geraten und dann gibt es Momente, die eben vielleicht
    gerade nicht ideal sich darstellen.
    Beim Wechsel, der das erste signifikante Ausschlagen des Pendels bedeutet, wenn sich eine Veränderung ergibt, weil das das kurzfristigste und sofort realisierbare Geld ist, kann sich natürlich so eine Situation vorübergehend ergeben.
    Anlässlich der Vorstellung der Z-Anleihe ging FAG auch auf die heurige Verschiebung zwischen Sparbucheinlagen und dem Zuwachs bei Wertpapierkäufen ein.
    Der Österreicher scheint doch zinsbewusster zu sein als bisher vielfach angenommen wurde, denn gegenüber dem Vorjahr hat sich das Sparbuchsparen aufkommensmäßig etwa halbiert und diese Summen sind in Wertpapiere wie Anleihen oder Kassenobligationen gegangen.
    Die Zahlen zeigen das deutlich.
    Spareinlagen statt 63 Milliarden Schilling heuer nur 35 Milliarden, Wertpapiere 46 gegenüber 68 Milliarden und Kastobligationen von im Vorjahr 2 heuer 14 Milliarden Schilling.
    Ein weiterer Diskussionspunkt in der Geldwirtschaft ist die Frage von Gebühren für Privatkonten.
    Während für kommerzielle Geschäftsverbindungen zwischen Geldinstituten und Firmen Spesen schon seit längerer Zeit verlangt und auch bezahlt werden, sind Kontogebühren von Privatkunden nach dem Muster der Bundesrepublik Deutschland in Österreich nur ganz vereinzelt zu zahlen.
    So ist bei der Allgemeinen Sparkasse in Linz seit dem Herbst nur der Gehaltsbezug und eine Abhebung Spesen frei.
    Darüber hinaus gehende Buchungen kosten 16 Schilling pro Quartal.
    Derzeit ist an Spesen allgemein eine Kontoführungsgebühr zwischen 10 und 30 Schilling im Jahr üblich.
    Bei einigen Geldinstituten ist aber auch schon ein Betrag von 70 Groschen bis zu 1 Schilling 10 je Buchungszeile auf dem Kontoauszug zu entrichten.
    Z-Chef Fagg meint dazu, Österreich ist zweifellos ein Land spezieller Art in dem Sinne, als die Kreditwirtschaft für Zahlungsverkehrsformen
    nur unwesentlich oder gar keine Gebühren verlangt.
    Ich glaube jedoch, dass im Prinzip dieser Zustand erhalten werden muss, zumindest für den privaten Einleger, der unbedingt auf seine Zahlungsverkehrsleistungen
    zumindest auf die Grundsatzleistungen gebührenfrei zurückgreifen muss.
    Alle Vorstellungen aus Gebühren eine Senkung von Zinssätzen, zum Beispiel bei Krediten oder eine Erhöhung bei Speinlagen oder Einlagen herbeizuführen, sind meines Erachtens aus der Luft gegriffen, weil die Größenordnungen so sind, dass selbst signifikante und große Gebühren
    überhaupt keinen Einfluss oder nur geringen Einfluss, kaum merkbaren Einfluss auf die riesigen Beträge, die eingelegt oder vergeben sind an Krediten in der Zinssatzpolitik bringen würden.
    Das heißt,
    Man müsste, um Verbesserungen auf dem Zinsmarkt erreichen zu können, Gebühren einführen, die so groß sind, dass sie intolerabel werden.
    Die Meinungen gehen hier allerdings quer durch die Reihen.
    Manche Institute sprechen von einer Verwilligung der Kredite bis zu einem halben Prozentpunkt, wenn kostendeckende Spesen für Überweisungen usw.
    verlangt würden.
    Debattiert wird auch über die Struktur der österreichischen Geldwirtschaft.
    Im Gefolge des seit heurigem Frühjahr geltenden Kreditwesengesetzes suchen mehrere kleine Geldinstitute entweder andere für Zusammenschlüsse, um so konkurrenzfähiger zu werden, oder es wird über Anlehnung an große Institute verhandelt.
    Schließlich haben gestern die Gehaltsverhandlungen der Banken und Sparkassenangestellten begonnen.
    Nach der ersten Fühlungnahme scheint sich bei einer Forderung von 5,9 Prozent eine Gehaltserhöhung zwischen 4 und 4,5 Prozent abzuzeichnen, wobei die Gewerkschaft daneben aber zahlreiche Verbesserungen der einzelnen Kollektivverträge fordert.
    Hier werden die Gespräche in der kommenden Woche weitergeführt.
    Das war ein Beitrag von Helmut Glezander.
    Halbzeit ist es jetzt im Journal, eineinhalb Minuten nach halb eins.
    Was gibt es noch zu hören?
    Wir erwarten, wie gesagt, ein Gespräch mit Teheran und hoffen, dass es auch noch zustande kommt bis 13 Uhr.
    Zu hören gibt es dann noch eine Analyse der Situation in Lateinamerika und von der Kulturredaktion erwarten wir zwei Beiträge.
    Einen Bericht von der Großveranstaltung Literatur im Österreichischen Museum des 20.
    Jahrhunderts und ein Interview mit dem Regisseur Claude Jabrol.
    Jetzt aber ein Beitrag zum Thema Flüchtlingselend.
    Immer wieder erschüttern Berichte über das Schicksal der vietnamesischen oder auch kambodschanischen Flüchtlinge, die, sofern sie ihre Flucht überhaupt überlebt haben, unter teilweise unvorstellbaren Bedingungen in Flüchtlingslagern dahinvegetieren.
    Darauf wartend, dass eine eher gelähmte Weltöffentlichkeit effiziente Schritte unternimmt.
    Ein Großteil dieser Flüchtlingslager befindet sich in Thailand.
    Erst gestern hat die amerikanische Präsidentengattin Rosalind Carter eine Blitztour ins Grenzgebiet unternommen, um sich über die Situation der Menschen in den Flüchtlingslagern zu informieren.
    In den Vereinigten Staaten ist das teilweise als Wahlhilfe und als politische Pin-up-Pose für Jimmy Carter und seine Regierung in Vorwahlzeiten kritisiert worden.
    Auf der anderen Seite gibt es Stimmen, die meinen, es könnte durchaus nicht schaden, wenn sich ein Vertreter jenes Staates, der immerhin nicht ganz schuldlos am gegenwärtigen Zustand in Südostasien ist, ein Bild der Lage macht.
    Nun, unser Korrespondent Rolf Gallus, Sie kennen ihn ja als Italien-Berichterstatter, hat sich zwei Wochen lang in Thailand aufgehalten und dort einiges über die Situation der Flüchtlinge erfahren.
    Hier sein Bericht.
    Nachdem Thailand im Juli versucht hatte, die ersten Flüchtlingswellen aus Kambodscha aufzuhalten, um ein Chaos an seinen südöstlichen Grenzen zu verhindern, beschloss die Bangkoker Regierung in den letzten Oktobertagen, die vor den vietnamesischen Truppen Fliehenden nunmehr ins Land hereinzulassen.
    Seither bewegt sich ein unaufhörlicher Flüchtlingsstrom von Kambodscha nach Thailand,
    während jenseits der Grenze, vor allem in den Dschungelhügeln von Phnom Malai, die schweren Kämpfe zwischen den Vietnam-Einheiten und den Guerillas des gestürzten Pol Pot-Regimes anhalten.
    Hanoi scheint fest entschlossen, die verbliebenen bewaffneten Verbände der Roten Khmer restlos zu vernichten.
    Immerhin befindet sich noch circa ein Viertel des kambodjanischen Gebiets, vornehmlich im Westen, in der Hand der restlichen Pol Pot-Truppen, die den vietnamesen Erbitterten Widerstand entgegensetzen.
    Die terrorisierte Bevölkerung aber sucht Rettung durch die Flucht nach Thailand.
    In den vergangenen Tagen haben sich, nach Angaben diplomatischer Quellen in Bangkok, schätzungsweise 300.000 Kambodschaner in der Nähe der thailändischen Grenze angesammelt, in der Hoffnung, diese bald überschreiten zu können.
    Neben 220.000 im Frühjahr und Sommer aus Vietnam geflohenen Zivilisten
    hat Thailand bis jetzt rund 45.000 Flüchtlinge aus Kambodscha aufgenommen und in mehreren Auffanglagern im südöstlichen Grenzgebiet, in den Provinzen Chantaburi, Trachimburi und Surin untergebracht.
    Das größte dieser Lager ist in Sakeo, 70 Kilometer von der Grenze entfernt.
    In der Provinz Traat, am Südzipfel der thailändisch-kambodschanischen Grenze,
    entsteht zurzeit im Eiltempo ein gigantisches nationales Sammelzentrum für die Flüchtlinge Indokinas, das, wenn es in einigen Wochen fertiggestellt sein wird, bis zu 300.000 Menschen fassen kann.
    In der Nähe Bangkoks, in Lupini, ist von den Thailändern auch ein Durchgangslager für jene Flüchtlinge, überwiegend Vietnamesen,
    errichtet worden, die bereits Auswanderungsgenehmigungen nach den USA, Kanada, Australien und Europa erhalten haben.
    Unter den 45.000 aus Kambodscha nach Thailand Geflüchteten in der Mehrzahl Frauen und Kinder herrscht unvorstellbares Elend.
    Fast alle besitzen nur noch ein paar Fetzen Kleidung, sind krank oder zumindest so erschöpft, dass sie bei Betreten thailändischen Bodens zusammengebrochen sind.
    Täglich sterben Dutzende Menschen an Hunger, Malaria und Darmkrankheiten.
    Bei den Kindern ist die Sterblichkeit sehr hoch.
    Die Regierung in Bangkok gibt für jeden Flüchtling täglich einen Waff aus.
    Das sind ungerechnet 60 Groschen.
    Es ist klar, dass sie das Flüchtlingsproblem allein nicht bewältigen kann.
    Daher bemühen sich in ganz Thailand das Hochkommissariat für Flüchtlinge der Vereinten Nationen, die Welternährungsorganisation FAO, das Internationale Rote Kreuz, die Caritas, wie auch andere karitative und Nothilfeeinrichtungen nach Kräften, das Bittere los der Flüchtlinge zu lindern.
    Nahrungs- und Arzneimittel sind besonders dringend vonnöten.
    Von den Vereinten Nationen wurde eine erste finanzielle Unterstützung für die Kambodscha-Flüchtlinge in der Höhe von 60 Millionen Dollar bereitgestellt.
    Insgesamt wird der Fonds für die nächsten acht Monate 311 Millionen Dollar aufweisen.
    Für Thailand bringt der Flüchtlingsstrom aber auch politische Komplikationen mit sich.
    Beispielsweise verletzen vietnamesische Soldaten thailändisches Territorium immer wieder durch Artilleriebeschuss oder Übertreten der Grenzen.
    Unerwünschte Infiltrationen von Guerillas und Agenten müssen nach Möglichkeit unterbunden werden.
    Rote Khmer, die ab und dann gleichfalls Schutz bei den Thailändern suchen, werden zurückgewiesen.
    Hanoi beschuldigte nämlich Bangkok.
    Flüchtlingsversorgung und humanitäre Hilfe seien nur ein Vorwand zur Unterstützung der Resttruppen des liquidierten Pol Pot-Systems mit Waffen und sonstigen Mitteln.
    Deshalb ersuchte der thailändische Ministerpräsident Kriang-Sak die Vereinten Nationen, Beobachter zur Überwachung der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha einzusetzen.
    UN-Generalsekretär Waldheim sagte zu, die Beobachter sind am Wochenende in Bangkok eingetroffen.
    Außerdem ist das Militär an der Grenze in ständiger Einsatzbereitschaft zur Verhütung schwerer Übergriffe.
    Das war Rolf Gallus.
    Weiter jetzt nach Lateinamerika.
    Präsident Carter hat den Kongress aufgefordert, Nicaragua Wirtschaftshilfe in Höhe von 75 Millionen Dollar zur Verfügung zu stellen.
    In einer Erklärung der amerikanischen Regierung heißt es, der Betrag solle der Wahrung von Unabhängigkeit und Sicherheit Nicaraguas dienen und den wirtschaftlichen Wiederaufbau des Landes erleichtern.
    Die Amerikaner hatten zwar so lange es ging, Staatschef Somoza gehalten, als aber klar wurde, dass die Befreiungsfront mit der Mehrheit der Bevölkerung rechnen konnte, trug Washington letztlich dieser Tatsache Rechnung.
    Wobei man jetzt hofft, dass Nicaragua nun nicht in kubanisches Fahrwasser abgleitet, darum auch die Wirtschaftshilfe.
    Ähnliche Probleme hat Kata zurzeit aber auch mit anderen lateinamerikanischen Staaten.
    In El Salvador ist nach einem an sich unblutigen Umsturz die Situation bis jetzt ungeklärt.
    Und auch in Bolivien, wo es am 1.
    November zu einem Staatsstreich kam, ist die Situation ebenfalls eher gespannt.
    Oberst Bush hat zwar unter dem Druck der Gewerkschaften das Kriegsrecht und die Pressezensur aufheben lassen, die Bilanz seiner ersten zwei Regierungswochen sieht aber auch nicht gerade positiv aus.
    Leo Gabriel analysiert die Situation.
    Die kürzlich dekretierte Aufhebung des Ausnahmezustandes in Bolivien legt den Blick der Weltöffentlichkeit auf die Massaker frei, die der selbst ernannte Putschisten-Präsident Coronel Alberto Natus Busch innerhalb einer Woche angerichtet hat.
    Die bolivianische Menschenrechtskommission zählte allein seit einer Woche 600 Todesopfer unter der Zivilbevölkerung
    während in La Paz die Geschäfte zaghaft aufsperrten und die Nachrichtenagenturen von einer sogenannten Normalisierung des öffentlichen Lebens zu sprechen begannen.
    Normalisieren kann sich aber in Bolivien höchstens die Angst, dass dem pausenlosen Bombardement und willkürlichen Erschießungen noch Schlimmeres folgen würde.
    Denn die rechtsextremistischen Militärs hatten ihre Zeit nicht vergeudet.
    Während sie im Traubziehen mit dem Kongress vorgaben, sie würden ihr Amt mit den zivilen Kräften des Landes teilen, versuchte die Militäreinheit des deutschstämmigen Putschisten, jeden Unruheherd im Keim zu ersticken.
    Damit konnten sie aber nur einige wenige Elemente innerhalb der populistischen MNR umstimmen und schon gar nicht die breite Front der Linksparteien,
    deren Stimmen durch den schwierigen Demokratisierungsprozess der letzten Jahre zusehends am politischen Gewicht gewonnen hatten.
    Auch das Angebot nach Tusch, die Präsidentin des Kongresses, Lidia Geiler, in die Regierung aufzunehmen, wird wahrscheinlich auf Ablehnung stoßen.
    Zumal dann, wenn die bolivianische Gewerkschaftszentrale COP
    ihren seit dem Putsch ausgerufenen Streik auch weiterhin durchhalten wird.
    Wie immer das gegenwärtige Kräftemessen auch ausgehen wird.
    Das Beispiel Bolivien zeigt deutlich die Schwäche jener Demokratisierungsversuche, die Lateinamerika seit dem Amtsantritt Carthas kennzeichnet.
    Sofern nämlich der langsame Übergang
    von der Diktatur zur Demokratie nicht imstande ist, den rechtsextremen Militärs die Gewehre aus der Hand zu nehmen, müssen die demokratischen Kräfte der einzelnen Länder mit überaus schmerzhaften Rückschlägen rechnen, die das Werk einer jahrelangen Aufbauarbeit zumindest teilweise zerstören können.
    Dass es dabei nicht einmal zu einem formellen Rechtsputsch kommen muss,
    zeigen die jüngsten Massaker im zentralamerikanischen Kleinstadt El Salvador.
    Dort versuchen nämlich zurzeit die repressiven Kräfte unter Aufwand eines ungemein hohen Blutzolles und mit Unterstützung des ur-timaltekischen Heeres das neue liberale Regierungsteam aus dem Sattel zu heben.
    Das einzige Land, das diese Art von Problemen im Augenblick nicht kennt, ist Nicaragua.
    Denn dort kann der Aufbau einer Basisdemokratie ungestört vor sich gehen.
    Am 19.
    Juli dieses Jahres sind nämlich hier die letzten Angehörigen der einst so berüchtigten Nationalgarde.
    Das war Leo Gabriel.
    In zwei Minuten ist es dreiviertel eins.
    Wir warten noch immer auf unser angemeldetes Gespräch mit Tehran.
    Mir kommt zwar vor, dass die Chancen ein bisschen sinken, dass wir das noch bis 13 Uhr bekommen.
    Auf jeden Fall aber ziehen wir jetzt einmal Kulturberichte vor.
    Rot, ich weiß, rot.
    Literatur in Österreich lautet der Titel einer von Gustav Ernst und Klaus Wagenbach herausgegebenen Anthologie, deren Erscheinen heute zu einer großen Veranstaltung im Museum für Moderne Kunst im Wiener Palais Lichtenstein Anlass gibt.
    Und da muss ich mich gleich korrigieren, ich habe Ihnen zweimal gesagt, dass diese Veranstaltung im Museum des 20.
    Jahrhunderts stattfindet.
    Mein Kollege von der Kulturredaktion hat mich aber
    jetzt berichtigt und ich darf Ihnen sagen, diese Veranstaltung findet im Museum für Moderne Kunst im Wiener Palais Lichtenstein statt.
    Dabei werden von 14 bis 19 Uhr rund 25 Autoren, darunter Gerd Jonke, Friederike Mayröker, Gernot Wolfgruber, Helmut Zenker, Alfred Kolleritsch und Christine Nöstlinger aus ihren Werken lesen.
    Zwischendurch gibt es Musik der Liedermacher und ab 19.30 Uhr eine Diskussion zur Literaturpolitik in Österreich.
    Als Veranstalter zeichnet neben dem Museum die neu gegründete Interessensgemeinschaft fortschrittlicher Buchhandel.
    Hören Sie dazu den folgenden Beitrag von Konrad Zobel.
    Hoch auf den höchsten Höhen gedeiht am besten das Rindvieh.
    Da wohnen die seligen Trottln, dem Himmel etwa am nächsten, doch freilich am fernsten der Erde.
    Der Vater erneut sich im Sohne, und ruhig auf Trottl den Ersten, wie Butter folgt Trottl der Zweite.
    Diese lyrische Alpenszene stammt nicht etwa von HC Artmann, sondern von Franz Grillparzer, geschrieben 1838, in einer Stunde, in der der österreichische Klassiker einmal nicht in einer staatstragenden Stimmung war.
    Dieses Gedicht haben Gustav Ernst und Klaus Wagenbach ihre Anthologie der zeitgenössischen Literatur in Österreich gleichsam als Motto vorangestellt.
    wohl, um zu sagen, dass die Literatur in Österreich nicht unbedingt ihrem Klischeebild entspricht.
    Einem Klischeebild, das Michael Scharang einmal vermuten ließ, dass das, was die Bundesdeutschen an der österreichischen Literatur so lieben, damit zusammenhängt, dass Österreich im westdeutschen Kapitalismus etwa die Rolle spielt wie Hawaii im nordamerikanischen.
    Welche Auswahlkriterien gab es für die Herausgeber dieser Anthologie?
    Gustav Ernst erklärt dazu.
    Ausgegangen sind, wie bei der Auswahl der Texte, Klaus Wagenbach und ich.
    von einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der davon gesprochen hat, dass die österreichische Literatur hauptsächlich apolitisch und artifiziell sei.
    Und wir wollten mit dieser Anthologie dem entgegentreten und zeigen, dass die österreichische Literatur zwar wie jede gute Literatur natürlich
    auch ästhetisch von Wert ist, auch artifizielle Seiten hat, artifizielle Anstrengungen, ästhetische Anstrengungen hat, aber auch politisch ist.
    Und dementsprechend war unsere Auswahl, wir wollten also auch bei solchen Autoren, die normalerweise nicht unter politischen Autoren laufen, wie Peter Handtke oder HC Artmann oder Thomas Bernhardt oder Friederike Mayröcker, zeigen, dass auch diese Autoren, von denen man meint,
    der mit Politik nichts zu tun, sehr wohl politische Texte haben und die österreichische Situation, die politisch-gesellschaftliche Situation im Allgemeinen erörtern und aufzeigen und analysieren.
    Das Hauptgewicht liegt natürlich auf Autoren, die auch in dieser FAZ-Rubrik vergessen worden sind.
    Und die tatsächlich in vorderster Reihe jener Autoren stehen, die sich sehr deutlich mit politischen Ereignissen beschäftigen, mit gesellschaftlichen Zuständen in Österreich beschäftigen, wie Innerhofer, Wolfgruber, Zenker.
    Aber vor allem haben wir versucht, auch junge Autoren unterzubringen.
    Junge Autoren, solche, die sich auch mit diesen Themen beschäftigen.
    Und es war es ein großes Anliegen auch zu zeigen, dass auch die jungen Autoren sich sehr intensiv mit gesellschaftlicher Wirklichkeit auseinandersetzen.
    Insgesamt sind fast 50 Autoren vertreten, mit Essays und Gedichten, mit Poserstücken, mit kleinen Geschichten.
    Es gibt auch Erstdrucke, wie etwa von Christine Nöstlinger oder Harald Sommer, verschiedene Textauszüge und Dossiers.
    Dazu wieder Gustav Ernst.
    Ein Dossier über Mundartgedichte, die so zeigen, welche Dialekte es in Österreich gibt, in Form von kleinen Gedichten.
    Und zweitens ein Dossier über die Schiffsstellerverfolgungen, die in den letzten Jahren stattgefunden haben.
    Darunter befindet sich die bekannte Alpensaga-Hetzkampagne oder die Geschichte mit den sogenannten Analautoren oder die Staatsoperette.
    Das ist die erste Chronologie.
    dieser Ereignisse.
    Die heutige Veranstaltung im Museum für moderne Kunst in Wien wurde von der neu formierten Interessengemeinschaft fortschrittlicher Buchhandel initiiert.
    Die Ziele dieser Vereinigung erläutert Heinz Kulisch.
    Wir sind eine Vereinigung von Buchhändlern, die Partei ungebunden, aber durchaus gesellschaftskritisch in einer Position links der Sozialdemokratie steht.
    und die versuchen gemeinsam Werbung für engagierte Literatur, Politik, Philosophie, Wissenschaft zu betreiben.
    Ich würde sagen, im Vergleich zu der Bundesrepublik ist der österreichische Buchhandel sehr konservativ.
    Was wir versuchen wollen, ist nicht unbedingt Bücher für die Weltrevolution zu verkaufen, sondern das, was echte Probleme unserer Zeit sind, die sich ja auch in der Literatur widerspiegeln.
    Die werden nirgends angeboten werden, üblicherweise in Österreich.
    Die wollen wir hier dem Publikum anbieten und natürlich auch Werbung dafür machen.
    Nach den Lesungen und den Auftritten der Liedermacher gibt es um 19.30 Uhr im Festsaal des Museums eine Diskussion zum Thema österreichische Gesellschaft für Literatur oder eine Literatur für die österreichische Gesellschaft.
    Sicher wird sich auch dabei zeigen, dass es zwischen Literatur und Politik viele Verbindungen gibt, oft freilich die falschen.
    Ab 14 Uhr also gibt es eine große Literaturveranstaltung im Museum für Moderne Kunst im Wiener Palais Lichtenstein.
    In Wien und Niederösterreich wird derzeit von Thomas ein Teil einer französischen Fernsehfilmserie gedreht, die mit internationalen Stars besetzt ist.
    Claudia Proll führt Regie, Helmut Berger und Gail Hunnicutt spielen die Hauptrollen.
    Fantomas ist in Frankreich eine beliebte Krimi-Figur.
    Ein Verbrecherkönig, der mit seiner Komplizin die tollsten Abenteuer erlebt und der Pariser Polizei sehr zu schaffen macht.
    Ein paar Geschichten um Fantomas wurden schon in den 60er Jahren verfilmt und trugen damals zum internationalen Durchbruch von Frankreichs Starkomiker Louis de Funès bei.
    Hören Sie aber jetzt Näheres von Karin Bauer.
    Claude Chabrol ist in Wien kein Unbekannter.
    Sowohl private als auch berufliche Gründe führten ihn schon öfters hierher.
    Es begann mit seiner ersten Hochzeitsreise, dann wurde der Begründer der Nouvelle Vague als Teilnehmer zur Viennalie eingeladen, es folgten Präsentationen seiner neuesten Filme und jetzt ist der Grund seines Aufenthaltes Fantomas.
    Fantomas ist eine, man kann sagen, eine Serie von Luxus, von Television und vier Teile.
    Das ist eine Luxus-Fernsehserie, die aus vier Teilen besteht.
    Den ersten und vierten habe ich übernommen, die anderen beiden Juan Benuel, der Sohn von Luis.
    Die vierte Episode spielt in Wien der 30er Jahre und das ist auch der Grund meines Aufenthaltes in Wien.
    Gedreht wird in der Wiener Innenstadt, wie zum Beispiel im alten Polizeipräsidium am Parkring, in der U-Bahn und auf Burg Kreuzenstein.
    Auf diesen Schauplätzen versucht Van Thomas, einen König aus einem transsilvanischen Land zu erpressen und ersinnt dabei immer neue Tricks, den aus Paris herbeigeeilten Kriminalkommissar irrezuführen.
    Es handelt sich also bei Van Thomas um eine amüsante Gauner-Komödie, bei der der Zuschauer zwischen Angst und Unterhaltungseffekten hin- und hergerissen wird.
    Mit Fantomas tritt uns ein ganz anderer Chabrol entgegen als mit seinem letzten Spielfilm Violette Nozier, in dem er die grausame Geschichte einer jungen Mörderin aufrollte.
    Wie wird sich sein Filmschaffen in der Zukunft weiterentwickeln?
    Mehr zur leichten Muse hin oder denkt Chabrol an andere Filmprojekte?
    Violette Noisier war ein sehr langwieriger Film, ich habe eineinhalb Jahre daran gearbeitet.
    Danach benötigte ich Zeit zum Nachdenken und habe nebenbei die Fontomas-Folgen aus reinem Vergnügen übernommen.
    Aber Anfang nächsten Jahres beginne ich einen neuen Spielfilm zu drehen, eine Verfilmung des Romans Le Choual d'Orguet, der in Frankreich einen sehr großen Erfolg hatte.
    Er schildert die Erinnerungen eines Mannes an seine Provinz, an die Bretagne, zu Beginn unseres Jahrhunderts.
    In diesem Film wird es keine bekannten Schauspieler geben, weil die ganze Geschichte anonym ist und keine Helden darin vorkommen.
    Nach Möglichkeit werde ich Darsteller nehmen, die aus dieser Gegend stammen und wenn ich keine finden sollte, nehme ich die dortigen Bauern als Darsteller.
    Claude Chabrol wurde bekannt durch seine meisterhafte Art, Gesellschaftsmilieus sehr präzise vorzustellen, in denen dann plötzlich ein Mord geschieht.
    Werden derartige Elemente auch in seinem neuen Film vorkommen.
    Es stimmt, dass ich mich immer für die Beschreibung des mittleren Bürgertums interessiert habe.
    Ich liebte es ganz besonders, in diesem Milieu plötzlich eine Leiche zu zeigen, weil es das Unglaublichste ist, was man sich vorstellen kann, in einer französischen Bürgerfamilie plötzlich Mörder und Tote zu finden.
    Aber das ändert sich jetzt bei mir.
    Violette Nocier war schon anders gestaltet.
    Es gab darin zwar noch einen Mord, aber es war keine Bürgersatire mehr.
    Und in meinem nächsten Film gibt es weder einen Mord noch einen Bürger.
    Claude Chabrol wird sich anlässlich der Dreharbeiten des Fernsehfilms Van Thomas noch bis Ende November in Wien aufhalten.
    Dann kehrt er nach Paris zurück, um diese Episode fertigzustellen.
    Das war ein Beitrag von Karim Bauer.
    In acht Minuten ist es 13 Uhr.
    Wie befürchtet ist das Gespräch mit Teheran nicht zustande gekommen.
    Wir haben aber beim Chef vom Dienst für unsere letzten Meldungen eine ausführliche Übersicht über die momentane Situation in Teheran bestellt.
    Inzwischen aber noch ein anderer Beitrag.
    Seit fast zwei Monaten sitzen in Moskau die stellvertretenden Außenminister Chinas und der UdSSR beisammen, um Verhandlungen über die Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Staaten zu führen.
    Aber in dieser Zeit ist es kaum zu Gesprächen gekommen.
    Die Vollsitzungen finden mit großen Intervallen statt, so großen, dass jede Sitzung in den Medien speziell angekündigt oder im Nachhinein berichtet wird.
    Ein bisschen hat man schon den Überblick dabei verloren.
    Einen solchen zu geben, versucht jedenfalls jetzt Klaus Kunze.
    Am 23.
    September ließ sie zwar nochmals zwei flugtechnisch bedingte Stunden auf sich warten, aber dann traf die chinesische Regierungsdelegation mit der Linienmaschine von Peking kommend in Moskau Sheremetyevo ein.
    Kurze Begrüßung zwischen dem sowjetischen stellvertretenden Außenminister Leonid Ilyichov und seinem Kollegen, dem stellvertretenden Außenminister der Volksrepublik China, Wang Yuping.
    Beide Seiten drücken Hoffnung aus, dass die bevorstehenden Regierungsverhandlungen
    die Beziehungen normalisieren und verbessern sollen.
    Es scheint, blickt man auf die seither verflossenen sieben Wochen zurück, dieser Auftakt der bisher an Optimismus reichste Teil der Begegnung zu sein.
    Vorangegangen waren in diesem Jahr in den seit langem schon abgekühlten Moskau-Pekinger Beziehungen wenig ermutigende Ereignisse.
    Die von den Chinesen so gesehene Strafaktion gegen das eng an Moskau angelehnte Vietnam im Februar
    Im April Pekings Kündigung des 1950 auf 30 Jahre abgeschlossenen Freundschaftsbündnis und Beistandspaktes mit der Sowjetunion.
    Moskau konnte nun mit Grund auf die schon über Jahre erhobenen Vorwürfe gegen die aggressive hegemonistische und antisowjetische Politik der herrschenden Pekinger Kreise verweisen.
    Ein gewisser Tiefpunkt in den beiderseitigen Beziehungen schien damit erreicht.
    Umso überraschender las sich Ende April eine Note des sowjetischen Außenministers Andrei Gromyko, in der die Aufnahme von Verhandlungen zwischen beiden Seiten zur Normalisierung der Beziehungen vorgeschlagen wurde.
    Noch während des Dommers einigten sich die Kontrahenten auf Moskau als Verhandlungsort.
    Stellvertretende Außenminister sollten die nun schon stattfindenden Gespräche ohne Vorbedingungen, an denen in den vergangenen Jahren jeder Gesprächsansatz bereits scheiterte, miteinander führen.
    Noch im Vorfeld wiesen beide Seiten Unterstellungen politischer Beobachter zurück.
    Sie spielten in der internationalen Politik mit den Verhandlungen jeweils die amerikanische Karte aus, sprich, sie versuchten, den USA zu signalisieren, seht ihr, wir können eventuell auch miteinander, falls ihr nicht mit einem von uns geht.
    Natürlich ist auch ein gewisser Alibi-Charakter der Gespräche auf beiden Seiten nicht zu übersehen.
    Das heißt, man setzt sich immerhin bereitwillig an einen Tisch,
    Und an einem eventuellen Scheitern ist dann allemal der andere Schuld.
    Aber noch ist es nicht so weit.
    Beide Seiten ließen von Anfang an keinen Zweifel daran, dass sie sich auf lange Verhandlungen einrichteten.
    Erstes und einzig bislang bekannt gewordenes Ergebnis der gegenwärtigen Moskauer Runde trägt dem schon Rechnung.
    Man will sich abwechselnd in Peking und Moskau treffen.
    Ansonsten begleiten offenbar beide Seiten die Behandlungen mit unvermindert harten gegenseitigen Vorwürfen.
    Die konzentrieren sich auf sowjetischer Seite gegen die hegemonistische Politik der Chinesen in Südostasien, die ständige Bedrohung Vietnams und die Unterstützung der kambodschanischen Pol Pot-Kreise.
    Die Besuche Hua Guo Fengs in Frankreich, der Bundesrepublik, Großbritannien und Italien bestätigten hiesigen Kommentatoren die chinesische Absicht,
    in den westeuropäischen Ländern Partner gegen die Sowjetunion und neben der wirtschaftlichen und finanziellen Hilfe Unterstützung für die militärische Rüstung zu suchen.
    Der chinesische Buhmann wird also trotz Behandlungen weiter an die Wand gemalt.
    Aber was heißt Behandlungen?
    Dem Vernehmen nach ging es in den vergangenen sieben Wochen um Protokoll und Tagesordnungsfragen und beide Seiten sollen sich bereits Schreiben über ihre grundsätzliche Position vorgetragen haben.
    In seiner Festrede am Vorabend der Oktoberrevolutionsfeier äußerte Andrej Kirilenko, Mitglied des ZK, der kommunistischen Partei, erneut, Ergebnisse der chinesisch-sowjetischen Verhandlungen gingen allein vom positiven Verhalten der chinesischen Seite ab.
    So schiebt man den Schwarzen Peter hier den Pekingern zu, in Peking denen in Moskau.
    Und der wissbegierige sowjetische Bürger erfährt dann, wie zuletzt am 2.
    November aus der Zeitung,
    Heute stand eine Plenarsitzung der Delegationen der Sowjetunion und der Volksrepublik China statt.
    Iran.
    Die islamischen Studenten, die seit vergangenem Sonntag die amerikanische Botschaft in Teheran besetzt und etwa 60 Amerikaner gefangen halten, haben vier Botschaftern angeboten, sich selbst vom Zustand der Geiseln zu überzeugen.
    In einer vom staatlichen Rundfunk veröffentlichten Erklärung riefen sie heute die Missionschefs Frankreichs, Schwedens, Algeriens und Syriens auf, in die amerikanische Vertretung zu kommen.
    Auf diese Weise könnten Beschuldigungen der USA entkräftet werden, betonten die Besetzer, dass die Geiseln schlecht behandelt würden.
    Die europäische Gemeinschaft hat heute in Teheran ihre tiefe Besorgnis über die Besetzung der amerikanischen Botschaft geäußert.
    Die Botschafter der neuen EG-Länder wiesen in einem Gespräch mit dem neuen Außenminister Banisadr auf die Verletzung der diplomatischen Immunität hin und drängten auf eine rasche Rückkehr zur Respektierung der internationalen Gesetze.
    Banisadr versicherte den Botschaftern, dass es den Geiseln gut gehe und alle anderen Botschaften sicher seien.
    USA.
    In Los Angeles sind gestern 140 Teilnehmer einer verbotenen Demonstration iranischer Studenten zur Unterstützung von Schiitenführer Khomeini festgenommen worden.
    Bei der Demonstration war es aufgrund der Geisel-Affäre in Teheran zu schweren Zusammenstößen zwischen Persern und Amerikanern gekommen.
    Wegen der wachsenden Empörung in der amerikanischen Öffentlichkeit über die Geiselnahme hat der Gouverneur von Texas, Clemens, den etwa 60.000 iranischen Studenten in den USA geraten, sich nicht in der Öffentlichkeit zu zeigen.
    Österreich Im Grazer Kongresshaus tagt heute hinter verschlossenen Türen die Bundesparteileitung der FPÖ.
    Nach einer länger zurückliegenden Erklärung von FPÖ-Obmann Götz will er eine definitive Entscheidung über die Zukunft der Freiheitlichen Partei und ihres Obmanns vorlegen.
    Die 90 Mitglieder der Parteileitung werden voraussichtlich über die Lage der Partei noch vor der Parteivorstandssitzung beraten, die für Montagabend beraumt ist.
    Konkret geht es um die Frage, bleibt Götz in Graz oder behält er sein Abgeordnetenmandat im Nationalrat.
    Ja und mit diesen Kurzmeldungen sind wir auch schon wieder am Ende des Mittagsschanals.
    In einer halben Minute ist es 13 Uhr.
    Die Redaktion des Mittagsschanals verabschiedet sich.
    Wir wünschen Ihnen ein angenehmes Wochenende.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1979.11.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1979.11.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Anträge zum SPÖ-Parteitag nächste Woche
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung]
    Datum: 1979.11.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    FPÖ-Parteileitungssitzung in Graz
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung]
    Datum: 1979.11.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: FPÖ-Krise
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1979.11.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Zins- und Sparentwicklung in Österreich
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1979.11.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Literaturveranstaltung im Museum für angewandte Kunst
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung]
    Datum: 1979.11.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Prekäre Situation der Indochinaflichtlinge
    Mitwirkende: Gallus, Rolf [Gestaltung]
    Datum: 1979.11.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bolivien: eine Woche nach Putsch, Bilanz: 100 Tote
    Mitwirkende: Gabriel, Leo [Gestaltung]
    Datum: 1979.11.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Interview Claude Chabrol
    Mitwirkende: Baur, Karin [Gestaltung] , Chabrol, Claude [Interviewte/r]
    Datum: 1979.11.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Sowjetisch-chinesische Gespräche dauern sieben Wochen
    Mitwirkende: Kunze, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1979.11.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1979.11.10
    Spieldauer 00:59:56
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Bachmair, Udo [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1979.11.10 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
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    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
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