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KI-generiertes Transkript
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Guten Tag zum Mittagsschonal.
Zu einer Stunde ausführlicher Information begrüßt Sie Udo Bachmeier.
Die vorgesehenen Themen.
Aus dem Ausland ist die Jugoslawien-Frage Gegenstand eines Berichterstattungsschwerpunkts, unter anderem zu den intensiven internationalen Friedensbemühungen.
Der Lage im Land, im Besonderen im Raum Dubrovnik, der Flüchtlingssituation dort, aber auch in Südungarn.
Aus Deutschland sind neue Stasi-Enthüllungen zu vermelden.
Aus Rom erwarten wir einen Bericht über die Europasynode der Bischöfe.
Österreich, wir bringen eine analytische Nachlese zu den gestern beendeten Personalvertretungswahlen bei Beamten und Lehrern.
Wir berichten über einen Staatsakt aus Anlass der 100.
Wiederkehr des Geburtstages von Julius Raab.
Ein flächendeckendes Notarztsystem für Österreich sowie eine Zunahme des Medikamentenverbrauchs.
Jeder dritte Österreicher nimmt täglich ein Medikament ein.
Dazu zwei weitere Beiträge.
Die Kulturredaktion bringt ein Gespräch mit dem Kultautor Harold Brodky.
Vor ist aber die Nachrichtenübersicht redigiert von Karin Fischer.
Es liest Christian Nehiber.
Jugoslawien.
Die UNO bereitet die Entsendung von Friedenstruppen nach Jugoslawien vor.
Der UNO-Sondergesandte Cyrus Vance soll noch am Samstag in das Bürgerkriegsgebiet reisen, um mit den Konfliktparteien über die Stärke und die Stationierung der Friedenstruppen zu verhandeln.
Das haben die Mitglieder des Sicherheitsrates einstimmig beschlossen.
Voraussetzung für die Friedensmission ist allerdings, dass der Waffenstillstand anhält.
UNO-Generalsekretär Perez de Coelho schätzt, dass bis zu 10.000 UNO-Soldaten nach Jugoslawien geschickt werden könnten.
Das wäre eine der größten Operationen in der Geschichte der Vereinten Nationen.
Von vereinzelten Zwischenfällen abgesehen, sind die Kämpfe an allen Fronten in Jugoslawien abgeflaut.
Jugoslawien, Österreich.
Außenminister Mock sieht in der Resolution des Sicherheitsrates einen Prüfstein für den Friedenswillen der Bürgerkriegsparteien.
Mock sagte, da die Vereinten Nationen die Einhaltung des Waffenstilstandes zur Voraussetzung für eine Truppenentsendung gemacht haben, werde leicht erkennbar sein, ob die von Serbien und Kroatien gewünschte Friedensmission ernst gemeint sei.
Österreich.
Bei den Personalvertretungswahlen der Beamten haben die Fraktionen von ÖVP und SPÖ Verluste hinnehmen müssen.
Deutliche Gewinne gibt es für die Liste der Freiheitlichen.
Die Christgewerkschafter verloren etwa 5 Prozentpunkte, sie behalten aber mit 52 Prozent ihre absolute Mehrheit.
Die Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter büßte 3 Prozentpunkte ein und liegt nun bei 30 Prozent.
Die Freiheitliche Liste Auf hat ihren Stimmenanteil mehr als verdoppeln können, sie erreichte 8 Prozent.
Im oberen Belvedere in Wien findet zurzeit ein Staatsakt anlässlich des 100.
Geburtstages von Julius Raab statt.
Heute früh haben Bundeskanzler Franitzki, Vizekanzler Bussek und mehrere Mitglieder der Regierung am Grab des Altbundeskanzlers einen Kranz niedergelegt.
Julius Raab wäre morgen 100 Jahre alt geworden.
Der Psychiater Erwin Ringel hat im Streit zwischen Ärzten und Psychologen einen neuen Vorschlag gemacht.
Ringel meinte, sollte bei einem Patienten der Verdacht auf ein psychisches Leiden bestehen, dann müssten auch Ärzte verpflichtet sein, ihn an einen Psychologen zu überweisen.
Die Vorschrift für Psychologen, ihre Patienten vor einer Therapie von einem praktischen Arzt untersuchen zu lassen, bezeichnete er als überflüssig, aber akzeptabel.
Die spektakuläre Aktion der Umweltschutzgruppe Greenpeace bei dem Halleiner Chlorgas-Produzenten Solvay ist zu Ende.
Arbeiter des Betriebes haben die 700 Kilogramm schwere Kiste von den Schienen entfernt, mit der Greenpeace für den Ausstieg aus der Chlor-Chemie demonstriert hatte.
Das Kuratorium Rettet den Wald wird gegen die Kupferhütte Brixleck in Tirol Anzeige erstatten.
Nach Angaben der Umweltschützer haben die Betreiber illegal dioxinhältigen Sondermüll exportiert.
Die Firmenleitung der Kupferhütte hat das zurückgewiesen.
Benzin wird wieder billiger.
Normalbenzin kostet ab Mitternacht um 20 Groschen pro Liter weniger.
Ebenso Superbenzin und Eurosuper.
Der Staatspreis für Kulturpublizistik geht heuer an den Leiter der Kulturredaktion des ORF-Hörfunks Volkmar Parschalk und an die Fernsehjournalistin Toni Spierer.
Der genaue Termin für die Preisverleihung steht noch nicht fest.
Europäische Gemeinschaft.
Der EG-Rechnungshof hat gravierende Mängel bei Hilfslieferungen nach Osteuropa festgestellt.
Hunderte Tonnen Weizen sind demnach ohne genaue Bedarfsprüfung an Polen verschenkt worden.
Weil Polen zu der Zeit selbst genug Weizen produziert hat, sind die kostenlos gelieferten Nahrungsmittel zu Weltmarktpreisen an die EG zurückverkauft worden.
Togo.
In dem westafrikanischen Staat hat die Armee die Macht übernommen.
In der Hauptstadt sind Panzer aufgefahren, alle Grenzübergänge sind gesperrt.
Wegen des Verbotes der allein regierenden Einheitspartei ist es in den vergangenen Tagen immer wieder zu schweren Unruhen gekommen.
Im Sommer nächsten Jahres hätten erstmals Wahlen stattfinden sollen.
USA.
Der weltgrößte Hersteller von Solarkraftwerken gibt auf.
Die amerikanische Firma Lutz International hat Konkurs angemeldet.
Als Grund nennt der Vorstand die mangelnde Förderung der Solarenergie durch die amerikanische Regierung.
Großbritannien.
Im Londoner Auktionshaus Christie's ist eine Bibel aus dem Jahr 1460 zum Rekordpreis von 21 Millionen Shilling versteigert worden.
Die von Albrecht Pfister in Bayern gedruckte Bibel ist eines von insgesamt 14 Exemplaren, die es weltweit gibt.
Soweit die Meldungen.
Und gleich weiter zum Wetter.
Dr. Peter Sterzinger hat das Wort.
Nach wie vor ist der Luftdruck hoch, es gibt kaum Wind.
Das begünstigt um diese Jahreszeit die stabile Hochnebellage und die Temperaturinversion, also die milden Temperaturen in größeren Höhen.
Gestern zum Beispiel wurde die zweithöchste Temperatur Österreichs am Feuerkogel, das ist immerhin auf 1600 Metern Höhe, mit 8 Grad gemessen.
Vor einer Stunde hat es dort schon wieder 7 Grad.
Das zeigt auch, dass sich an der Wetterlage wenig ändert.
In Vorarlberg, Tirol, Osttirol, Salzburg ist es zeitweise sonnig.
Ebenso über dem Hochnebel, dessen Obergrenze bei etwa 800 Metern im Süden auch etwas tiefer liegt.
Allerdings ziehen Wolkenfelder über Österreich, sodass es kaum wolkenlos sein wird.
Die Temperaturen heute wieder 4 bis 9, in 2000 Metern Höhe um plus 4 Grad.
In der Nacht bildet sich vor allem dort, wo tagsüber der Hochnebel verschwunden ist, Bodennebel.
In Ostösterreich kann es vielleicht etwas nieseln.
Bodenfrost gibt es kaum.
Morgen, Freitag, wird sich der Bodennebel in Westösterreich bald auflösen, da die Luft trockener wird.
Dort wird es sonnig.
Sonst bleibt es beim grauen Hochnebel, dessen Obergrenze unter 800 Meter sinken wird.
Also Sonne, aber vorerst kein wolkenloser Himmel, überall in höheren Lagen.
Die Temperaturen bleiben zwischen 4 und 9 Grad und auch am Wochenende ist keine Veränderung in Sicht.
Nebel, dann Sonne im Westen, sonst etwas reduzierter Hochnebel und darüber wolkenlos und mild.
Soviel zum Wetter.
Danke, Peter Sterzinger.
12.08 Uhr.
Fünf Monate dauert nun schon der Bürgerkrieg in Jugoslawien und immer mehr rückt die Frage in den Vordergrund, was Europa, was die Welt tun kann, um mitzuhelfen, dem Blutvergießen in unserem südlichen Nachbarland ein Ende zu bereiten.
Zwei Maßnahmen stehen dabei im Vordergrund.
Erstens eine mögliche Anerkennung von Slowenien und Kroatien und zweitens die Entsendung von Friedenstruppen nach Jugoslawien.
In beiden Fragen hat sich in den letzten Tagen einiges bewegt.
Aussagen von westlichen Politikern, allen voran vom deutschen Bundeskanzler Kohl und dem italienischen Außenminister De Michelis, deuten darauf hin, dass es noch heuer zu einer internationalen Anerkennung von Slowenien und Kroatien kommen könnte.
Und heute Nacht hat der UNO-Sicherheitsrat der Entsendung von UNO-Friedenstruppen nach Jugoslawien zugestimmt.
Alfred Schwarz informiert.
Zehntausend Mann sollen es werden, die in Jugoslawien für Frieden sorgen sollen, wenn es nach den Vorstellungen von UNO-Generalsekretär Pérez de Quilliar geht.
Kosten soll diese bisher größte militärische Operation der UNO etwa 2,4 Milliarden Schilling.
Die wichtigste Frage, wo die UNO-Truppen stationiert werden sollen,
nämlich zwischen den Kampffronten auf kroatischem Gebiet, wie das die Serben wollen, oder an der offiziellen Republiksgrenze zwischen Kroatien und Serbien, wie das die Kroaten wollen, diese Frage soll der UN-Sonderbeauftragte Cyrus Vance nun in Jugoslawien klären.
Eine konkrete Entscheidung über die Entsendung der Blauhelme können nach Ansicht von Perez de Cuillar dann in einer Woche fallen.
Doch auch die WEU, die Westeuropäische Union, befasste sich mit der Bildung von Friedenstruppen für eine Intervention in Jugoslawien.
Der Verteidigungsausschuss der WEU trat bei der Sitzung in Paris für die Aufstellung solcher Friedenstruppen ein und machte außerdem Vorschläge, wie seiner Meinung nach die Kämpfe in Kroatien beendet werden könnten.
Unter anderem schlägt der Verteidigungsausschuss die Behinderung von Flugzeugstarts in Jugoslawien durch die Störung des Funkverkehrs vor.
Zoll und Polizei sollen massiv eingesetzt werden, um ein Öl- und Waffenembargo gegen Jugoslawien durchzusetzen.
Als weitere Maßnahme zur Beendigung des Krieges kündigte der deutsche Bundeskanzler Kohl als politisches Weihnachtsgeschenk die Anerkennung von Slowenien und Kroatien durch viele Länder noch bis zum 24.
Dezember an.
Es werde zwar keinen Alleingang Deutschlands geben, aber es gebe auch keinen Zwang zur Einstimmigkeit in dieser Frage, sagte der deutsche Bundeskanzler.
Eine ähnliche Position vertritt Italien.
Nach Ansicht des italienischen Außenministers De Michelis wird Slowenien und Kroatien wie alle anderen Nationen, die darum bitten, bis zu Jahresende die Anerkennung bekommen.
Für den britischen Premierminister Major ist die Frage der Anerkennung von Slowenien und Kroatien nur eine Frage der Zeit.
Allerdings, so Major, würde eine Anerkennung zum jetzigen Zeitpunkt die Friedensbemühungen komplizieren.
Doch all diesen Vorstellungen stehen große Widersprüche gegenüber.
Wenn alle Republiken, die das wollen, anerkannt werden, so wird auch Mazedonien als auch voraussichtlich Bosnien-Herzegowina, das sich ja schon vor mehr als einem Monat für souverän erklärt hat, anerkannt werden müssen.
Damit wären faktisch alle Optionen für einen kleinen jugoslawischen Nachfolgestaat unter serbischer Dominanz verspielt.
Ob Serbien unter diesen Voraussetzungen eine weitere Vermittlerrolle der EG oder der UNO zulassen wird, ist zumindest fraglich.
Auch in der Frage des Ortes, der Stationierung der Friedenstruppen, dürfte Serbien nicht so schnell überzeugt werden können, die Bundesarmee aus Kroatien zurückzuziehen und die Stationierung an der kroatisch-serbischen Grenze zuzulassen.
Jegliche Gebietsansprüche gegenüber Kroatien wären mit einer solchen Lösung hinfällig.
Der UN-Sonderbeauftragte Cyrus Vence wird es daher schwer haben, in einigen Tagen aus Jugoslawien eine Einigung über den Standort der Friedenstruppen nach New York zum UNO-Sitz mitzubringen.
Und drittens gibt es Widersprüche innerhalb der EG und der UNO selbst.
UNO-Generalsekretär Peres de Cuellar beklagte, dass es bisher nur zögerliche Reaktionen auf den UNO-Vorschlag für die Schaffung eines Fonds von einer Milliarde Dollar für Einsätze in Jugoslawien gebe.
Und der französische Minister für humanitäre Angelegenheiten, Bernard Couchner, hat die deutsche Bundesregierung kritisiert.
Die Deutschen, so sagte er, seien für die Stationierung einer Friedenstruppe, solange sie nicht an ihr selbst teilnehmen müssten.
Frankreich jedenfalls sei zur Entsendung von Truppen bereit.
Es ist also gar nicht so sicher, ob es bei einer europäischen Einigkeit in der Jugoslawien-Politik bleibt, wenn es mit den Friedenstruppen ernst werden sollte.
Der Einsatz von UNO-Friedenstruppen nach Jugoslawien rückt also näher, nur dann allerdings, wenn man von der optimistischen Annahme ausgeht, dass sich die Kampfparteien an den Friedensappell des UNO-Sicherheitsrates halten.
Nur eine Feuerpause wäre Voraussetzung für die Entsendung von UNO-Truppen.
Geht unter anderem auch aus der vom UNO-Sicherheitsrat in der vergangenen Nacht verabschiedeten Resolution hervor.
Man hofft, wie gesagt, noch vor Weihnachten UNO-Truppen nach Jugoslawien entsenden zu können.
Aus Zagreb, Gerhard Seyfried.
Reaktion auf die Resolution des Sicherheitsrates.
Außer Zweifel steht hier jedoch, dass es sich dabei um einen Schritt in die richtige Richtung handelt.
Insgesamt ist die Stimmung unter den Politikern von einem gedämpften Optimismus gekennzeichnet.
Sie wissen nur zu gut, dass es bis zur tatsächlichen Entsendung von UNO-Friedenstruppen nach Kroatien noch ein weiter Weg ist.
Der Wunsch Präsident Rania Dujmans, dass die Blauhelme bereits bis Mitte Dezember stationiert werden könnten, scheint wohl illusorisch.
Wieder einmal wartet man in Zagreb auf das Eintreffen von UNO-Sonderbeauftragten Cyrus Vance.
Niemand weiß noch, wann der Ex-US-Verteidigungsminister wieder in die kroatische Hauptstadt kommt.
Den Standpunkt Kroatiens konnte er bereits bei seiner jüngsten Visite nachdrücklich erfahren.
Friedens-Truppen, nach Meinung des früheren Generals Dutschmann, sollen es 10.000 Mann sein.
Diese Friedens-Truppen also müssten an die verfassungsmäßigen Republik-Grenzen entsandt werden.
Ansonsten, so die kroatische Sorge, könnte die neue, gewaltsam gezogene Grenze gleichsam unter UNO-Mitwirkung sanktioniert werden.
Wenn nämlich die Blauhelme, wie von Serbien gefordert, zwischen die Fronten der Streitparteien beordert werden.
Immerhin zeichnet sich eine Kompromissformel ab.
Der kroatische Außenminister Zvonimir Šebarović könnte sich vorstellen, dass UNO-Truppen auch an der Front präsent sein sollen.
Gewaltsam vollendete Tatsachen werde Kroatien aber niemals akzeptieren.
Möglich scheint also eine sowohl als auch Lösung.
Mit UNO-Bauhelmen an den Grenzen zu Serbien und Bosnien und an Teilen der angepeilten großserbischen Grenze auf kroatischem Territorium.
Noch mutet die Diskussion über ein UNO-Engagement in Kroatien theoretisch an, denn bislang war es nicht möglich, auch nur in die Nähe eines dauerhaften Waffenstillstandes zu kommen.
Die Waffenruhe gilt jedoch als Grundvoraussetzung für jeden weiteren Schritt.
Erst am gestrigen Spätnachmittag hat die Armee ihre Attacken gegen die slawonische Hauptstadt Osijek wieder verstärkt.
Die Nacht soll zwar wieder etwas ruhiger verlaufen sein, aber nach wie vor sterben in Kroatien tagtäglich die Menschen.
Auch die verbalen Drohgebärden sind nicht gerade dazu angetan, mit Optimismus in die Zukunft zu blicken.
Die Armee betrachtet die eingekesselte Adria-Stadt Dubrovnik offenbar als Faustpfand für die reibungslose Räumung der Kasernen.
Beobachter meinen, dass die Armee ihre Angriffe deshalb etwas zurückgenommen hat, um die abziehenden Truppen aus den Kasernen nicht zu gefährden und die kroatische Nationalgarde nicht zu Gewaltaktionen
Die Kampfhandlungen in Kroatien konzentrieren sich zwar weiter auf die Stadt Osijek in Ostslawonien und der Raum Dubrovnik war nach einigen Tagen Ruhe ebenfalls wieder Schauplatz vereinzelter Gefechte.
Vor kurzem als Dubrovnik und Umgebung nach Belgrad zurückgekehrt ist meine Kollegin Veronika Seyer.
Die erste Frage jetzt an Sie.
Dubrovnik ist ja weiterhin eine belagerte Stadt.
Wie schwierig war es da herauszukommen?
mit UNICEF-Beamten, die sich in Dubrovnik aufhalten, in Bekanntschaft zu treten.
Und die haben uns geholfen, auf ein kleines Schiff zu gelangen.
Ein Schiff, ein ehemaliges Ausflugsschiff, vielleicht mit 100 Sitzen, auf dem Flüchtlinge in ihre Dörfer zurückzukehren versuchen.
Das sind Leute, die vor den Kämpfen aus ihren Dörfern nach Dubrovnik geflohen sind und jetzt während des Waffenstillstandes unter dem
Beistand der UNICEF und des Roten Kreuzes versuchen ihre Häuser wieder zu finden.
Und auf dieses Schiff sind wir gekommen und eben mitgefahren.
Aber es konnte sicher nur ein Teil dieser Flüchtlinge aufgenommen werden, auf dieses Schiff?
Ja, es stehen viele Menschen, warten jeden Tag.
Die Schiffe verkehren natürlich nicht regelmäßig, weil die Armee
einmal zusagt, wieder absagt.
Diesmal waren etwa 50, 60 Personen in jedem Alter mit sehr wenig Gepäck, die meisten nur kleine Sackerl und Koffer oder Reisetaschen, weil sie ja nicht wissen, ob sie bleiben können, weil sie nicht wissen, in welchem Zustand ihr zurückgelassener Besitz sich befindet, ob ihre Häuser überhaupt noch da sind.
Auf der Fahrt war ein beklommenes
schweigen.
Die Leute haben geflüstert.
Schau, dort ist mein Haus.
Schau, das Dach ist noch da.
Dort ist mein Haus.
Haben sie ihn übergezeigt auf das andere Ufer.
Mein Haus ist zerschossen.
Mein Gott, mein Gott, wie soll das weitergehen?
Dann sind wir ausgestiegen in dem Dorf Mokoschitze auf der anderen Seite des Flusses Dubrovatschka.
Das ist der Fluss, der sich durch dieses Tal hinter Dubrovnik zieht und in Grouch ins Meer mündet.
Grouch ist die große Marina.
Man muss sagen, die ehemalige Marina, weil sie ist fast zur Gänze zerstört.
In Mokosice wurden wir ziemlich lang am Boot festgehalten, bis Vertreter der Armee kamen, die dann Person für Person kontrolliert haben, das Gepäck kontrolliert haben.
und dann die alten Leute in einen Bus gesetzt haben und die anderen mussten, so wie wir auch, zu Fuß gehen, ein längerer Fußmarsch durch eine Hölle.
Es gibt fast kein Haus, das nicht Treffer abbekommen hätte.
entweder durch Fliegerbomben Häuser weggerissen, große Löcher in den Wänden oder kleinere durch Beschuss.
Viele sieht aber danach aus, als hätte die Armee nachher geplündert.
Es liegen viele Möbel auf der Straße, Matratzen, Sessel.
Die Autos sind zerschossen.
Die Bäume haben Treffer abbekommen.
Es ist eine sehr fruchtbare Landschaft.
Das Tal ist ja bekannt für seinen Wein und für seine Oliven.
und Granatäpfel, Orangen, alles ist entweder verfault oder die Orangen müssten jetzt geerntet werden.
Niemand ist da, der sie erntet.
Es ist wirklich fast kein Haus bewohnbar.
Ein einziges habe ich gesehen, an dem schon Menschen mit Reparaturarbeiten am Dach beschäftigt sind.
Die Armee hat uns in einer kleinen Eskorte durch diese Landschaft geführt und dann im
Hauptquartier wieder registrieren lassen und offenbar versucht die Armee darzustellen, dass sich das Leben wieder normalisiert, dass nichts gefährlich ist, dass man dort leben kann.
Es gibt Tanks mit Wasser, die Leute gehen mit Kanistern und sammeln Wasser.
Ein bisschen Lebensmittel gibt es in den Geschäften, die allerdings fast alle zerschroffen sind.
Hunde, Katzen streunen, es gibt nichts zu essen.
Und die Armee haust in den Häusern, die noch einigermaßen bewohnbar sind.
Man muss sagen, haust wie die Barbaren.
Es stehen Weinflaschen rum, zerschossen, halb ausgetrunken, Mobiliar auf der Straße, auf denen Soldaten rumlümmeln.
Diese Armee nennt sich zwar
Jugoslawische Volksarmee, aber dem Aussehen nach ist sie keine reguläre Armee.
Ich habe Soldaten gesehen ohne Schuhbänder an den Schuhen, schmutzige Stiefel, unrasiert, halb Zivilkleidung, halb Militärkleidung, Knöpfe fehlen.
Das einzige, was wirklich in Ordnung sein dürfte, alle sind schwer bewaffnet und lieben ihre Waffen.
Sie tragen sie und sie putzen sie.
Sie haben sicher auch mit Armeeangehörigen gesprochen.
Ist man bei der Armee nun voll davon überzeugt, richtig zu handeln?
Anders gefragt, ist das Feindbild derart ausgeprägt, dass an einen Rückzug kaum zu denken ist in absehbarer Zeit?
Ich habe hier sehr wenig Hoffnung.
Ich habe mit einem einzigen, offenbar sehr kultivierten Offizier gesprochen,
der als einziger zugegeben hat, dass die Armee nicht richtig handelt, dass die Armee sich aus dem politischen Konflikt heraushalten hätte sollen und dass die Gründe dafür in dem wirtschaftlichen Gefälle liegen, dem Gefälle von Slowenien über Kroatien zu den anderen Republiken.
Aus den anderen Gesprächen habe ich den Eindruck,
dass die Propaganda durchgeschlagen hat, dass sie davon überzeugt sind, dass sie einen gerechten Krieg führen, dass sie hier wirklich Faschisten bekämpfen müssen, dass das Tradition hat.
Sie haben die Faschisten schließlich geschlagen und jetzt sind die Faschisten mit westlicher Hilfe sozusagen wieder groß geworden, wieder stark geworden und da musste die Armee und
wird die Armee weiter eingreifen müssen.
Ich sehe keine Chance auf eine Entflechtung oder auf eine Versöhnung.
Soviel also von Veronika Sayer.
Mehrere tausend Flüchtlinge aus Kroatien sind unterdessen in Österreich aufgenommen worden, im Besonderen in der Steiermark und im Burgenland.
Ein wahrer Flüchtlingsstrom ergießt sich aber nach Südungarn.
Karl Stipsitz war für uns an der südungarischen Grenze zu Jugoslawien und berichtet.
Am Grenzübergang Drava, Frau Bolsch,
nehmen Ehemänner Abschied von ihren Familien zu Hunderten.
Jeder, der ein Gewehr halten kann, bleibt zurück.
Osjek ist nur knapp 30 Kilometer Luftlinie entfernt.
Die Zahl der Reisenden schwankt.
1.500 Personen waren es am gestrigen Tag.
Ein Drittel ließ sich als Flüchtling registrieren.
Der Autobusbahnhof des nahen Kurortes Horkheim ist die Informationsbörse.
Manche fahren wieder zurück nach Kroatien, wenn die Kämpfe in ihrem Dorf abgeflaut sind.
Ein ungarischer Grenzbeamter fuchtelt mit einem Stab, den man von Flughäfen her kennt.
Verdächtige Autos werden nach Waffen und Metallgegenständen untersucht.
Die serbische Presse hat in ihrem Feindbild für Ungarn dennoch einen prominenten Platz reserviert.
Auf die Behauptung, dass mit sogenannten Rübenbombern Bombenangriffe gegen serbische Dörfer geflogen werden, reagieren die ungarischen Behörden gar nicht mehr.
Die jüngste Anschuldigung stammt von der Belgrader Zeitung Politiker Express.
Die Ustascher werden über einen geheimen Tunnel von Ungarn aus mit Waffen versorgt.
Kenner der ungarischen Donaurschifffahrt weisen demgegenüber auf rumänische Schiefer hin, die als einzige unbehelligt durch das Kampfgebiet fahren können und diese Gelegenheit auch nutzen, wovon wir uns in Südungarn selbst überzeugen konnten.
Die Hauptlast der Evakuierung von Osijek trägt der ungarische Malteser Hilfsdienst.
Über einem Buspendeldienst zwischen der belagerten Stadt und der Grenze werden Schulen, Altersheime und ganze Dörfer evakuiert.
Gestern fuhr ein Krankenwagen mit Schwerverletzten aus dem Krankenhaus von Osijek nach Petsch, Fünfkirchen.
Eine aufgelassene Armee-Kaserne dient als Relais-Station.
Von hier aus werden die Flüchtlinge, Kroaten, Ungarn und auch Serben, verteilt in die umliegenden Orte, in leerstehende Kurhäuser, Gewerkschaftsheime und privat zu Familien.
Kaum ein Haus in der weiteren Umgebung der Grenze, das nicht Flüchtlinge bei sich aufgenommen hätte.
So muss es in Österreich nach dem gescheiterten Ungarn-Aufstand 1956 gewesen sein.
Im überfüllten ehemaligen Gewerkschaftshotel von Petsch schlafen die Menschen auch im Foyer.
Ältere Frauen und Männer sitzen am Bettrand und blicken wortlos ins Leere.
Um sie herum tollen kleine Kinder.
Irgendwie scheinen sich die Ungarn ihrem Schicksal ergeben zu haben, Auffangstation für die kriegerische Umgebung zu sein.
Die Geburtswehen der unabhängigen Ukraine, die Kinderkrankheiten des rumänischen Nationalismus stehen noch bevor.
Selbst einfache Grenzsoldaten fragen, ob der Westen die ungarische Hilfsbereitschaft auch zur Kenntnis nehme, lobend und unterstützend.
Uns hat die Geschichte hierher gesetzt, wo die Heeresstraßen sich kreuzen, schreibt die meistgelesene Tageszeitung Nebzabadschak heute.
Wir können nicht einfach wie die Österreicher sagen, so von jetzt an ist Schluss und keiner darf mehr kommen.
Soweit die Berichte zum Schwerpunkt Jugoslawien.
Die Zeit 12.26 Uhr.
Die Kirche und das neue Europa.
Das ist das Motto der Europasynode der Bischöfe, die heute in Rom begonnen hat und bis 14.
Dezember dauern wird.
Aus Österreich nehmen Kardinal Groer und Bischof Capillari teil.
Zurzeit zelebriert Papst Johannes Paul II.
in Petersdom die Eröffnungsmesse.
Aus Rom ein Bericht von Reinhard Frauscher.
Eine neue Evangelisation in dieser historischen Stunde.
Das war das Motto, unter das der Papst diese Synode gestellt hat.
Und es war das Motto seiner Ansprache in dieser Messe im Petersdom, bei der alle Feierlichkeit und Pracht aufgeboten wurde, deren die zweitausendjährige katholische Kirche fähig ist.
Denn mit dieser Messe, die abwechselnd in 20 Sprachen der Welt gehalten wird, hat eine einzigartige Synode in der Geschichte der Kirche begonnen.
Aus allen Ländern Europas, von Irland bis zum Ural, sind mehr als 200 Kardinäle und Bischöfe nach Rom gekommen, 70 davon aus den osteuropäischen Ländern.
Denn es ist der Osten des Alten Kontinents, der im Mittelpunkt der Beratungen stehen wird.
Nach dem Fall des Kommunismus sollen so schnell wie möglich neue Werte den verunsicherten Menschen jenseits des ehemaligen eisernen Vorhangs geboten werden.
Und es müssen die christlichen Werte sein, wenn es nach dem Willen des polnischen Papstes geht, der seine Berufung zum Pontifex Maximus durchaus unter diesem Aspekt zieht.
Dass diese christlichen Werte nicht zu verwechseln sind mit den Inhalten der westlichen Zivilisation, mit dem vom Papst Johannes Paul II.
vielbeklagten Materialismus und Hedonismus der Industriegesellschaften, darauf wird schon in der Eröffnungserklärung großer Wert gelegt.
Eine neue Christianisierung Europas wird in den nächsten zwei Wochen hier in Rom geplant.
Doch diese Evangelisation, diese neue Missionierung des Ostens, stößt schon jetzt auf heftigen Widerstand.
Die russisch-orthodoxe Kirche, selbst fleißig dabei, das geistige Vakuum im Osten zu füllen, wird sich entschieden gegen das Vordringen der römisch-katholischen Kirche.
Die Ernennung neuer Bischöfe durch Rom, zum Teil sogar in Gegenden im Osten,
wo noch nie ein katholischer Oberirte existiert hat, diese Ernennung der Bischöfe hat zum ersten Eklat dieser Synode geführt.
Sowohl die russische als auch die rumänische und die bulgarische orthodoxe Kirche sind dieser Synode demonstrativ ferngeblieben.
Ein Verlust, der hier in Rom als äußerst schmerzlich empfunden wird.
Doch der Eifer des Papstes lässt sich dadurch anscheinend nicht bremsen.
Der in der Rekordzeit von nur einem Jahr vorbereiteten Synode
wird von manchen Kennern des Vatikans schon jetzt die Bedeutung eines Konzils zugemessen, eines Konzils, das die katholische Kirche ins dritte Jahrtausend geleiten soll.
Reinhard Frauscher war das mit einem Bericht aus Rom.
Die österreichische Apothekerkammer gab heute die Ergebnisse der neuesten Meinungsumfrage über Medikamentenverbrauch und den Gesundheitszustand der Österreicher bekannt.
Seit 1979 werden diese Untersuchungen von der Kammer jährlich durchgeführt, um die Bedürfnisse der Bevölkerung zu erheben.
Der Präsident der Apothekerkammer, Franz Winkler, wies dabei Verdächtigungen zurück.
Die Apotheker betreiben die Abschaffung der ärztlichen Hausapotheke.
Nach Meinung Winklers wird es in ländlichen Gebieten die ärztliche Hausapotheke zur Versorgung der Bevölkerung mit den wichtigsten Medikamenten geben müssen.
Einzelheiten über die Meinungsumfrage von Karl Jirkowski.
Jeder dritte Österreicher ab 14 Jahre schlug täglich ein Pulver oder eine Pille.
Ganz genau 34 Prozent der Bevölkerung nimmt täglich ein Medikament ein, egal ob es von einem Arzt verschrieben oder ob es rezeptfrei gekauft worden ist.
Gegenüber der letzten großen Untersuchung aus dem Jahr 1985 ist der Arzneimittelverbrauch leicht angestiegen, und zwar um 2 Prozent.
Diese leichte Zunahme wird darauf zurückgeführt, dass erstens die Österreicher älter werden und daher mehr Medikamente einnehmen und zweitens, dass es Krankheiten gibt, die heute mit Medikamenten behandelt werden können.
Vor fünf oder sechs Jahren war dies noch nicht der Fall.
Aus der Untersuchung geht weiters hervor, dass jeder zehnte Österreicher im Durchschnitt krank ist, dass Frauen mehr Pillen und Pulverschlucken als Männer und dass rund 70 Prozent der Frauen über 60 Jahre täglich ein Medikament einnehmen.
Bei den Männern in diesem Alter sind es 60 Prozent.
Am geringsten ist der Medikamentenverbrauch in Vorarlberg, wo nur ein Viertel der Bevölkerung täglich ein Pulver schluckt.
Am höchsten in Wien mit 40 Prozent.
Bestätigt wird diese Meinungsforschung auch durch eine Straßenbefragung.
Passanten auf die Frage, ob sie gestern ein Medikament eingenommen haben?
Ja, weil ich mein Herz, da muss ich ganz eine Menge Sachen nehmen.
Nein.
Ja.
Und warum?
Für den Cholesterin und für die Triglyceride.
Nein.
Oh ja, ich muss eins nehmen für den Blutdruck.
Haben Sie gestern eine Tablette oder Medikament genommen?
Nein.
Die meisten Medikamente werden von den Pensionisten und Verwitweten gekauft.
Sie verfügen über ein monatliches Nettoeinkommen bis zu 14.000 Schilling.
International gesehen liegt Österreich mit seinem Arzneimittelverbrauch im unteren Drittel der europäischen Länder.
Spitzenreiter ist hier Frankreich, wo jeder zweite täglich ein Medikament einnimmt.
Weiters wird den österreichischen Ärzten und der Bevölkerung zugestanden, dass sie mit der Verschreibung und der Einnahme von Medikamenten durchaus vernünftig umgehen.
Ihren Gesundheitszustand bezeichnen 64% der Österreicher als gut, 28% sagen es geht und nur 6% fühlen sich schlecht oder sehr schlecht.
Am wohlsten fühlen sich die Tiroler und Vorarlberger, am schlechtesten die Oberösterreicher und Steirer.
Und 85% der Verwitweten bezeichnen ihren Gesundheitszustand als zufriedenstellend und eher schlecht.
Dazu wieder einige Meinungen.
Jetzt kann er mich nicht beklagen.
Naja, bitte.
Es geht so.
Es geht so.
Es geht so.
Also Sie sind nicht zufrieden?
Nein, noch zufrieden kann ich nicht sein.
Wie würden Sie Ihren Gesundheitszustand einschätzen?
Altersgemäß bin ich jetzt 65, ganz gesund bin ich nicht mehr.
Nicht sehr gut.
Warum nicht?
Weil der Cholesterin und Triglycerin so hoch ist.
Im Allgemeinen recht gut.
Gut, sehr gut.
Die Bevölkerung empfindet ihren Gesundheitszustand seit Jahren annähernd gleich.
Bereits im Jahr 1979 bezeichneten 64 Prozent der Österreicher ihren Gesundheitszustand als gut.
Seit 1984 arbeitet das Rote Kreuz am Aufbau eines Notarzt-Rettungssystems parallel zu den herkömmlichen Rettungsfahrzeugen.
Im Unterschied zum Rettungsfahrzeug ist der Notarztwagen ja eine kleine Intensivstation auf Rädern mit einem begleitenden Arzt, sodass bereits eine erste medizinische Versorgung von Patienten während des Transportes stattfindet.
Rund 100 Notarztfahrzeuge und elf Notarzthubschrauber sind notwendig, um ganz Österreich flächendeckend mit dem Notarztsystem zu versorgen.
Die elf Hubschrauber sind vorhanden, die Notarztfahrzeuge noch nicht.
Schon vor eineinhalb Jahren hat daher das Rote Kreuz vor einer Unterversorgung Österreichs gewarnt.
Da sich seither nicht allzu viel geändert hat, hat sich das Rote Kreuz jetzt neuerlich an die Öffentlichkeit gewandt, Franz Simbürger berichtet.
108 Notarztfahrzeuge sollten es in ganz Österreich sein, tatsächlich vorhanden sind nur 60.
Und nicht vorhanden sind Notarztfahrzeuge weiterhin in Gegenden, die ohnehin in der medizinischen Versorgung nicht immer allzu gut ausgestattet sind.
Das sind vor allem die Bergregionen und Seitentele in Oberösterreich, der Steiermark in Salzburg, Kärnten und Tirol.
Die Kosten eines Notarztwagens betragen zwischen 4 und 5 Millionen Schilling pro Jahr und zurzeit werden diese Kosten folgendermaßen aufgeteilt.
Die Anschaffung des Fahrzeuges übernimmt das Rote Kreuz.
Rotkreuz-Präsident Heinrich Dreichl versichert, dass seine Organisation die fehlenden 40 Fahrzeuge binnen weniger Wochen bereitstellen könnte.
Damit ist es allerdings nicht getan.
Gesetzlich für die Organisation des Rettungsdienstes zuständig sind die Gemeinden.
Die Rettungsdienste fahren also im Auftrag der Gemeinden und diese zahlen einen jährlichen Rettungsbeitrag von 10 bis 30 Schilling pro Einwohner.
Die Kosten des Krankentransportes an sich muss dann die Krankenkasse abgelten.
Und hier beginnt es sich zu spießen.
Denn die Kassen zahlen, ähnlich wie bei Spitalsbetten, einen Pauschalbetrag für den einzelnen Krankentransport.
Die Höhe des Pauschalbetrages wird aus der Zahl der Einsätze und den gefahrenen Kilometern durchschnittlich errechnet.
Zwischen den Landesverbänden des Roten Kreuzes und den Sozialversicherungen sind diesbezügliche Verträge abgeschlossen.
Tatsächlich deckt der Pauschalbetrag der Krankenkassen nur 77 Prozent der Kosten eines Krankentransportes.
Das fehlende Geld müssen die Rettungsdienste aus eigenem Bei steuern und das sei gegenüber den Spendern des Roten Kreuzes eigentlich nicht vertretbar, sagt Präsident Heinrich Dreichl.
Wir haben also im Vorjahr 79 Millionen Schilling aus Spendengeldern entnommen und zugeschossen.
Ich glaube aber nicht, dass unsere Spender es als ihre Aufgabe angesehen haben, die Sozialversicherungen zu entlasten.
Immerhin 1,6 Millionen Einsatzfahrten absolviert das Rote Kreuz pro Jahr.
Und was die Rotkreuz-Vertreter besonders aufregt, wenn die Patienten ihre Fahrt selbst bezahlen müssten, so könnten sie den vollen Kostenersatz von den Krankenkassen verlangen.
Nur wenn sie mit dem Roten Kreuz verrechnen, bezahlen die Kassen weniger.
Treichl verlangt daher, dass in der jetzt im Parlament auszuhandelnden 50.
ASVG-Novelle die gesetzliche Verpflichtung der Kassen aufgenommen wird, die tatsächlichen Kosten der Krankentransporte zu bezahlen.
Andernfalls würden beim Roten Kreuz Konsequenzen überlegt, sagt Treichl.
Was wir machen könnten, ist einen vertraglosen Zustand herbeiführen, die Verträge auslaufen lassen,
weiterfahren und uns von den Kranken oder Unfallopfern bevollmächtigen lassen, ihre Ansprüche gegenüber den Sozialversicherungen zu vertreten.
Und sich auf die Art den vollen Kostenersatz von den Kassen holen.
Treichl versteht seine Ankündigung durchaus als Druckmittel in Richtung der noch vor Jahreswechsel zu beschließenden ASVG-Novelle.
Die Summe, um die es laut Rotem Kreuz pro Jahr geht, wird als ohnehin gering bezeichnet.
270 Millionen Schilling müssten die Kassen aufbringen, um den Vollausbau des Notarzt-Rettungssystems sicherzustellen.
Sie hörten Franz Sembürger.
Eine Analyse der Beamtenwahlen, der Staatsakt aus Anlass des 100.
Geburtstages von Julius Raab, ein Gespräch mit dem Kultautor Harold Brodky, das sind die Themen der weiteren geplanten Beiträge im Mittagsschornal.
Die Personalvertretungswahlen bei den Beamten und Lehrern sind also geschlagen.
Die Ergebnisse liegen im Trend.
Nach den Landtagswahlgängen der vergangenen drei Monate in der Steiermark, in Oberösterreich und zuletzt in Wien, lässt sich auch nach diesem Wahlgang von gestern und vorgestern sagen.
Verluste für SPÖ und ÖVP, Gewinne für die FPÖ sowie auch für Namens- und Grünalternative-Listen.
Wobei besonders auffällt der überdurchschnittliche Zugewinn der FPÖ bei der Polizei.
Alternative Gruppen konnten vor allem bei den Lehrern Erfolge erzielen.
Eine Analyse der Beamtenpersonalvertretungswahlen von Ingrid Thurnherr und Robert Stoppacher.
Noch konnten sich Rot und Schwarz nicht einmal auf ein gemeinsames, gleichlautendes Endergebnis einigen.
Aber eines steht jetzt schon fest.
Gewinner sind wieder einmal die Freiheitlichen.
Den schon bisher dominierenden christlichen Gewerkschaftern ist es aber immerhin gelungen, trotz erheblicher Verluste die absolute Mehrheit an Stimmen und Mandaten
zu halten.
Sie erhielten 52 Prozent.
Die sozialdemokratischen Gewerkschaften rutschten von 33 auf 30 Prozent Wähleranteil ab, während die AUF, die Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger und Freiheitlicher, ihren Anteil mehr als verdoppelte.
Bundesweit konnten die Freiheitlichen zwar nur knapp 8 Prozent der Beamten für sich gewinnen, in einzelnen Teilbereichen verbuchten sie aber spektakuläre Erfolge.
Herausragendstes Beispiel ist die Exekutive.
Im Bereich der Sicherheitswache, wo mehr als 10.000 Polizisten wahlberechtigt waren, brachte es die FPÖ-Fraktion auf Anhieb auf mehr als 30 Prozent.
In Wien machten die Polizisten die FPÖ sogar zur stärksten Kraft in ihrer Gewerkschaft.
Der bisherige SPÖ-Vorsitzende des Fachausschusses der Sicherheitswache in der Bundeshauptstadt muss nun einen freiheitlichen Platz machen.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, Siegfried Dohr, sprach in diesem Zusammenhang von einem Rechtsruck bei der Exekutive.
Der Vizepräsident der Wiener Polizei, Günther Marek, glaubt eher, innerhalb der Sicherheitswache eine gewisse Sympathie für ein Law-and-Order-Prinzip erkennen zu können.
Die Gewinne der Freiheitlichen führt Marek aber vor allem auf wachsende Unzufriedenheit mit der finanziellen und personellen Situation bei der Polizei zurück.
Nicht nur bei der Polizei, auch bei der Gendarmerie gelangen den Freiheitlichen tiefe Einbrüche in das Wählerpotenzial der christlichen und der sozialdemokratischen Gewerkschafter.
Der FPÖ-Anteil unter den Gendarmen stieg von 6 auf 23 Prozent.
Bei der oberösterreichischen Gendarmerie wurden die Freiheitlichen zweitstärkste Kraft nach den Christgewerkschaftern, in Kärnten zweite nach den Sozialdemokraten.
Auch in allen anderen Bereichen der Exekutive wie bei der Zollwache, der Justizwache und bei den Kriminalbeamten konnte die AUF ihren Stimmenanteil zumindest verdoppeln.
Beim Bundesheer ist der erwartete große Erfolg für die FPÖ allerdings ausgeblieben.
Hier mussten die Personalvertreter von ÖVP und SPÖ nur relativ wenig Haare lassen.
Bemerkenswert auch die Ergebnisse bei den Pflichtschullehrern, wo SPÖ und ÖVP nach heftigen Gehaltskämpfen massive Einbußen befürchten mussten.
Im Gegensatz zur Exekutive kamen die beiden Großen aber noch glimpflich davon.
Mit Ausnahme Kärntens kam das Proteststimmenpotential weniger der FPÖ als vielmehr den alternativen Personalvertretern und Namenslisten zugute.
Ein Detailergebnis aus Tirol schlägt allerdings aus der Reihe.
Die Christgewerkschafter, bisher mit 90 Prozent Unangefochten an der Spitze, verloren rund ein Viertel ihrer Wähler.
Die Sozialdemokraten büßten die Hälfte ihrer Stimmen ein.
Die Verluste gingen zugunsten einer erstmals angetretenen Namensliste.
Ein Kuriosum aus dem Bereich der landwirtschaftlichen Lehre, mit Ausnahme des Burgenlandes ernteten die Christgewerkschafter ein Ostblock-Ergebnis von 100 Prozent.
Trotz gewaltiger Verschiebungen an Stimmen und Mandaten zeigten sich nach der Wahl Vertreter von Christgewerkschaftern, Sozialdemokraten und Freiheitlichen einhellig zufrieden.
Die Christgewerkschafter, weil sie die absolute Mehrheit verteidigen konnten, die Sozialdemokraten, weil der FPÖ, wie sie sagen, nicht der erwartete Durchbruch gelungen sei und die Freiheitlichen,
weil sie einmal mehr reiche Beute einfahren konnten.
Verlierer gab es bei dieser Wahl wieder einmal keine.
Eine Nachlese zu den Beamtenwahlen von Ingrid Thurnherr und Robert Stoppacher.
Baumeister Österreichs, dieser Ehrentitel, wurde Julius Raab schon zu Lebzeiten zuteil.
Der ehemalige Bundeskanzler galt und gilt für viele als ein Synonym für den Wiederaufbau Österreichs, aber auch als Mann, der wesentlich zum Staatsvertrag beigetragen hat.
Morgen wäre Raab 100 Jahre alt geworden.
Mitte April 1955, nach der Rückkehr von den entscheidenden Staatsvertragsverhandlungen in Moskau, erklärte Julius Raab, österreichische Delegation,
bestehend aus dem Herrn Vizekanzler Dr. Scherf, aus dem Herrn Außenminister Dr. Fiegl, dem Herrn Staatssekretär Dr. Kreski und meiner Wenigkeit, bringt gute Kunde nach Haus.
Wir werden, was wir in diesen zehn Jahren erhofft und erstrebt haben, frei sein.
Julius Raab im April 1955.
Aus Anlass der hundertsten Wiederkehr des Geburtstags des früheren Bundeskanzlers fand heute im Oberen Belvedere in Wien ein Staatsakt statt.
Ernest Hauer informiert.
Der Marmorsaal des Oberen Belvedere, dort wo am 15.
Mai 1955 der österreichische Staatsvertrag unterzeichnet wurde, bildete den würdigen Rahmen des Staatsakts eben für den Staatsvertragskanzler Julius Raab.
Bundespräsident Waldheim, Altbundespräsident Kirchschläger, zahlreiche Mitglieder der Bundesregierung, Vertreter der Parlamentsparteien, des Diplomatischen Korps, aber auch Weggefährten Julius Raabs, wie etwa der frühere Handelsminister Fritz Bock, waren gekommen.
Vizekanzler Erhard Busseck erinnerte an Raabs Ehrentitel, der Baumeister Österreichs.
Er war tatkräftig und planend dabei, als die Fundamente dieser Zweiten Republik gelegt wurden.
Er wurde fast zum Synonym für den wirtschaftlichen Wiederaufbau Österreichs.
Und er war es schließlich, der die Dachgleiche dieses neuen Österreichs besorgte.
Staatsvertrag und endgültiges Erreichen der Freiheit und Souveränität, gesellschaftspolitische Orientierung Österreichs an der westlichen demokratischen Welt, Währungstabilität und marktwirtschaftliche Ausrichtung,
der österreichischen Wirtschaft, das waren die markanten Punkte seiner achtjährigen Regierungszeit.
Bundeskanzler Wranitzki sprach von der Flexibilität wie der Beharrlichkeit, mit der Raab das große Zielstaatsvertrag verfolgt hatte und erzog einen aktuellen Vergleich.
Wir sollten gerade beim heutigen Anlass, an dem wir eines jener Politiker gedenken, die damals an verantwortlicher Stelle standen, nicht daran vorbeigehen, wie wichtig
das Vertrauen in politische Lösungen ist.
Und ich sage das durchaus im Hinblick etwa auf die aktuellen Bemühungen, den Krieg in Jugoslawien auf internationaler Ebene einer politischen Lösung zuzuführen.
Auch wenn es immer wieder Rückschläge gibt, wenn die Hoffnung noch so klein scheint,
Wir dürfen sie nicht aufgeben.
Der Abschluss des Staatsvertrags und die zehn langen Jahre bis dahin, die vielen Rückschläge und die zwischenweilig zerstörten Hoffnungen mahnen in allen Fällen, auch in dieser katastrophalen Situation Jugoslawiens, zu Beharrlichkeit, Geduld und Ausdauer beim Erreichen einer politischen Lösung.
Wranitzki sieht in Raab auch einen Vorläufer auf dem Weg Österreichs nach Europa.
Zum Beleg ein Zitat.
Ein Satz, der alles umfasst, was Europa bis zur Jahrtausendwende erreichen möchte.
Er lautet, es wird die Zeit kommen,
in der durch ein reibungsloses Zusammenspielen der einzelnen nationalen Wirtschaftskräfte auf dem Schauplatz des europäischen Großmarkts auch die letzten Schranken einer wirtschaftlichen Fusionierung fallen werden.
Auch in diesem Sinn können wir heute schätzen, was er als vorausschauender Politiker in seiner Zeit Österreich mit auf den Weg gegeben hat.
Außenminister Alois Mock würdigte Julius Raab als einen, der sich selbst stets treu geblieben sei.
So wie Julius Raab seine Kompanie nach dem Zusammenbruch des Jahres 1918 vom italienischen Kriegsschauplatz geschlossen in das heimatliche Niederösterreich zurückgeführt hat,
So hat er als Bundeskanzler 1955 nicht geruht, bis der letzte österreichische Kriegsgefangene aus der Sowjetunion heimgekehrt ist.
So wie Julius Raab sein St.
Pöltener Bauunternehmen geführt hat, so wollte er die Firma Österreich lenken.
Mit ausgeglichener Bilanz
möglichst schuldenfrei, marktgerecht, sparsam und sozial.
Und so wie er sich in der österreichischen Innenpolitik verhalten hat, so hat er seine Außenpolitik gestaltet.
Gesprächsbereit nach allen Seiten, doch nie geschwätzig.
Gleichzeitig aber selbstsicher und prinzipientreu.
doch nie überheblich.
Und Aldous Mock schließlich zum Vermächtnis des Staatsvertragskanzlers.
Auch heute sollten wir uns in allem, was wir für Österreich tun, von jener Mahnung leiten lassen, die Julius Raab jungen Österreichern schon 1953 zugerufen hat.
Österreich wird das sein, was ihr aus ihm macht.
Vielleicht liegt in diesem Hinweis auf unsere Verantwortung,
in dieser Aufforderung das eigentliche Vermächtnis des Freiheitskanzlers.
Ein Staatsakt für Julius Raab, der morgen 100 Jahre alt geworden wäre.
Schon vor, aber auch nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten war der Vorwurf oft und oft von Firmenangehörigen ehemaliger DDR-Unternehmen zu hören.
Die Bonzen und Parteileute von gestern sitzen schon wieder auf einflussreichen Positionen.
Auch Personen, denen enge Kontakte zur DDR-Staatssicherheit vorgeworfen wurde, hätten es mit Hilfe alter Seilschaften geschafft, sich einflussreiche Posten zu sichern.
Diesen Vorwürfen sind gestern mehrere Dutzend Polizisten und Fahnder der Staatsanwaltschaft Berlin nachgegangen.
An 37 Orten waren Beamte im Einsatz, um Beweise dafür zu erhalten, dass Ex-Stasi-Mitarbeiter sich planmäßig in die Computerfirma Robotron einschleusten.
Und die vorläufigen Ermittlungsergebnisse bestätigen den Anfangsverdacht.
Aus Berlin berichtet Kurt Rammersdorfer.
Ohne Sirenen und Blaulicht fuhren sie gestern vor.
Insgesamt 153 Kriminalbeamte.
In der größten Polizeiaktion seit der Wiedervereinigung stürmten sie um Punkt 10 Uhr Vormittag gleichzeitig 37 Büros der einstigen DDR-Paradefirma Robotron, der Treuhand und Privatwohnungen von elf Managern.
Lastwagenweise wurde Aktenmaterial beschlagnahmt.
Nach Aussage der Staatsanwaltschaft Berlin geht es um insgesamt einige Milliarden Schilling.
Beseitigeschafft von roten Seilschaften im Dunstkreis der Stasi.
Noch sind die Umrisse der dunklen Machenschaften nicht ganz klar, doch zeichnen sich allmählich Konturen ab.
Zurück geht alles auf einen geheimen Einsatzbefehl des Stasi-Ministers Erich Mielke, dass im Ernstfall alle Staatssicherheitsoffiziere im besonderen Einsatz
oft in verantwortungsvollen Positionen in volkseigenen Betrieben tätig, dass sie also im Ernstfall alle greifbaren Vermögenswerte der Stasi in ihren Privatbesitz bringen sollten, dass man finanziell gerüstet ist, um zu einem finanziellen Gegenschlag auszuholen.
Ein Befehl, den die Stasi-Offiziere nur allzu ernst nehmen, wie der konkrete Fall beim Elektronikhersteller Robotron jetzt zeigt.
Über alte Verbindungen wurden in der Ära von Ministerpräsident Modrow, als sich das Ende der DDR schon abzeichnete, 70 Mitarbeiter der Staatssicherheit bei der Robotron angestellt.
Im Sommer des heurigen Jahres erteilte die Treuhand, die für die Privatisierung zuständig ist, ausgerechnet diesen Leuten den Zuschlag für wesentliche Teile der Firma Robotron.
Drei ehemalige Stasi-Offiziere, darunter der frühere Assistent des Spionageschefs Markus Wolf, saßen fortan, wie Mielke es befohlen hatte, in der Geschäftsführung.
Möglich wurde das alles offensichtlich durch einen Verbindungsmann in der Treuhand, dessen Frau bei einem der Hauptverdächtigen als engste Mitarbeiterin tätig ist.
Die Stasi-Leute sollen sich nicht nur günstig Vermögensteile der Firma Robotron unter den Nagel gerissen, sondern sich auch am sagenumwobenen Stasischatz bedient haben.
Darüber hinaus wirft man den Hauptverdächtigen, die jede Schuld von sich weisen, auch Betrügereien im Zusammenhang mit Exporten in die Sowjetunion vor.
Unter Vorspiegelung ordnungsgemäßer Exporte sollen sogenannte Transferrubel zu ihrem Vorteil in Dämark umgestellt worden sein.
Tatsächlich fand jedoch nie ein Export aus der Bundesrepublik statt, sondern die Ausfuhr elektronischer Datenverarbeitung erfolgte aus Österreich.
Der Gesamtschaden hier dürfte vergleichsweise gering sein, nur unter Anführungszeichen 70 Millionen Schilling.
Festnahmen in dieser Affäre gibt es vorerst noch keine.
Die Behörden müssen zunächst einmal die beschlagnahmten Aktenberge durchforsten.
Nach diesem Bericht von Kurt Rammersdorfer ein Hinweis auf eine Sendung heute Abend.
Journal Panorama.
Die Politiker der jungen Demokratien Osteuropas müssen im Zeitraffer Probleme bewältigen, für die andere Staaten jahrzehntelang Zeit hatten.
In Budapest haben Parlamentarier und Politikwissenschaftler aus der DDR, der Tschechoslowakei, aus Polen und Ungarn über ihre Probleme, aber auch über ihre Pluspunkte gesprochen.
Vor allem haben unsere Neupolitiker einen entscheidenden Vorteil.
Sie sind nicht seit frühester Jugend darin geschult, Mehrheiten zu finden,
durch Verunklarung Widerständen aus dem Wege zu gehen und bei allen Sachentscheidungen einen untrüglichen Instinkt für das alles überlegene Kriterium zu entwickeln, hilft oder gefährdet es mein Mandat.
Die Demokratie ist noch ein junges Gut in diesen Staaten.
Ihre Vor- und Nachteile muss man erst langsam kennenlernen.
In der westlichen Politikwissenschaft ist heute die Ansicht sehr weit verbreitet, wonach Demokratie und Wechsel des wirtschaftlichen Systems einander gegenseitig ausschließen.
Die Menschen werden die neu gewonnenen demokratischen Rechte ausnützen, um erstens die Wirtschaftsreformen zu verhindern und zweitens die Demokratie selbst zum Verschwinden zu bringen.
Die eigene Erfahrung in der Tschechoslowakei etwa lehrt aber, dass die anstehenden Probleme nur von der Demokratie zu bewältigen sind.
Wenn ich nur die paar Schritte, die wir im Lande verwirklicht haben in diesen Jahren, zum Beispiel die Rückgabe der Eigentümer, das ist etwas, dass sich kaum ein Mensch trauen könnte auf eigene Verantwortung.
Hören Sie mehr heute Abend um etwa 18.20 Uhr im Programm Österreich 1 im
Journal Panorama.
Ein Blick auf die Uhr, es ist nun 12.53 Uhr.
Der amerikanische Auto Harold Bradtke hält sich zurzeit in Wien auf.
Der 61-jährige Auto ist nicht zu verwechseln mit Nobelpreisträger Joseph Bradtke, der ebenfalls russisch-jüdischer Abstammung ist und in New York lebt.
Harold Bradtke wurde mit seinen nahezu klassischen Stories weltberühmt, die in deutscher Übersetzung in zwei Büchern mit den
Unschuld und Engel beide bei Rowold vorliegen.
Sein Roman Runaway Soul ist soeben in New York erschienen.
In Wien im Amerikahaus wird Brodky heute Abend aus seinem Werk lesen.
Brigitte Hofer hatte Gelegenheit zu einem Gespräch.
Geschichten zwischen religiöser Ekstase und sexueller Ausschweiflung, zwischen physischer Hinfälligkeit und psychischer Obsession, schreibt Brodky.
Geschichten in gestochener und zugleich sinnlicher Prosa, die von Kindheit und Tod, von Glück und vor allem von der Liebe erzählen.
Nicht nur vom Sex, denn Sex ist für den Romancier von heute das, was Sozialkritik für Dickens war, schreibt Brodky.
In der Titelgeschichte des Einenbandes »In Unschuld Aber« beschreibt Brodky 50 Seiten lang einen Liebesakt, in dem der junge Student Willie versucht, seine schöne, selbstbewusste, unschuldige Freundin Ora zum Orgasmus zu bringen.
In einer Sprache, die selbst Fleisch und Blut wird, die sich aufbäumt und dann in langen, ruhigen Sentenzen verebbt.
Ich versuche eine Geschichte zu erzählen.
Und diese Geschichten erfolgen innerhalb der Grenzen eines sexuellen Events.
Er versucht, eine Geschichte zu erzählen, und diese Geschichte erzählt von den Grenzen eines sexuellen Aktes.
Eine der Dinge, die, glaube ich, meine Schrift sehr wütend macht für einige Menschen, ist, dass die Frauen, trotz der Bibel, niemals als Adam's Rib gesehen werden.
Sie sind niemals Teil der Schriftstellerin.
Sie sind immer anderer.
Eines, das die Menschen an seinem Schreiben aufregt, ist, dass die Frauen immer noch als Adamsrippe wie in der Bibel angesehen werden, als Teil des Autors.
Sie sind aber anders.
Flaubert oder Tolstoy zum Beispiel, er lässt sie als sehr gute Schriftsteller gelten, schrieben so ihre Frauen gestalten.
Aber Brodkys Heldin Ura ist nicht er.
Er forscht zutiefst
Erzählung geworden wie eine Jagd- oder Mordgeschichte.
Brodky ist bei amerikanischen Stiefeltern aufgewachsen.
Familienstrukturen, Leidenschaften und Abgründe sind immer wieder das Thema seiner Erzählungen.
Er hat europäische Literatur gelesen, mit Rilke, Musil, Proust, mit Bernhard und Handtke lebt er.
Und er hat Hoffnung für ein neues Europa.
Da gibt es eine gute Chance für Föderalismus, die neue Brüderlich-Schwesterlichkeit bedeuten kann.
In seinem Alter ist es ganz notwendig, hoffnungsvoll zu sein.
Ein brillanter, narzisstischer, stets mit seinem Alter kokettierender Autor ist in Wien zu Gast.
Wie lebt er neuerdings als Kult-Autor?
Harald Brodky also scheinbar fünfmal geliftet heute Abend im Amerika-Haus in Wien.
Sie hatten ein Gespräch, das Brigitte Hofer zusammengefasst hat, ein Gespräch mit dem Kult-Autor Harold Brodky.
Es bleibt uns noch Zeit fürs Wetter.
In Vorarlberg und Tirol meist sonnig, sonst bedeckt durch Hochnebel über etwa 800 Meter sonnig und mild.
Temperaturen am Nachmittag zwischen 4 und 9 Grad.
Das Mittagsschonal geht damit beendet.
Im Namen des Teams einen recht angenehmen Nachmittag wünscht Udo Bachmeier.
Internationale Anerkennung von Slowenien und Kroatien noch in diesem Jahr wahrscheinlich. Entsendung von UNO-Friedenstruppen nach Jugoslawien von UNO-Sicherheitsrat beschlossen. Unklar ist, wo UNO-Truppen stationiert werden sollen.
Mitwirkende:
Schwarz, Alfred [Gestaltung]
Datum:
1991.11.28 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Gedämpfter Optimismus in Kroatien auf die Nachricht der Entsendung von Friedenstruppen.
Mitwirkende:
Seifried, Gerhard [Gestaltung]
Datum:
1991.11.28 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Seyr beschreibt die Situation in Dalmatien, im Hinterland ist kaum ein Haus heil geblieben. In den Dörfern selbst sieht man Zerstörung und Zeichen der Plünderung, Matratzen, Möbel liegen auf der Strasse, das Obst auf den Bäumen verfault, weil niemand in den Dörfern ist, um es zu ernten. Interview: Seyr.
Mitwirkende:
Bachmair, Udo [Interviewer/in]
, Seyr, Veronika [Interviewte/r]
Datum:
1991.11.28 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik
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Krieg
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Krisen und Konflikte
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Nationalismus
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Ethnie
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Straftaten
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Asyl
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Massenansturm jugoslawischer Flüchtlinge in Südungarn, serbische Presse verdächtigt ungarisches Militär, Serbien bombardiert zu haben und für Kroaten einen geheimen Tunnel gegraben zu haben. Flüchtlinge sind in Schulen, Spitälern und Hotels untergebracht.
Mitwirkende:
Stipsicz, Karl [Gestaltung]
Datum:
1991.11.28 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Verluste für Regierungsparteien, Gewinne von FPÖ, sowie grüner und alternativer Gruppen. Besonders auffällig ist der Zugewinn der FPÖ-Fraktion bei der Polizei, Grüne und Alternative konnten mehr bei Lehrern punkten.
Mitwirkende:
Stoppacher, Robert [Gestaltung]
, Thurnher, Ingrid [Gestaltung]
Datum:
1991.11.28 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik Österreich
;
Politik
;
Gesellschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Ehemalige Stasi-Mitarbeiter haben sich in Computerfirma ROBTRON eingeschleust, teilweise durch alte Seilschaften und in hohen Positionen. Razzien und Fahndungen wegen verschwundener Millionenbeträge, die die ehemaligen Stasi-Mitarbeiter zur Seite geschafft haben.
Mitwirkende:
Rammerstorfer, Kurt [Gestaltung]
Datum:
1991.11.28 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Politik
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Sammlung Radio Mitschnitte der Österreichischen Mediathek
Sammlung Radio Mitschnitte der Österreichischen Mediathek
Mit dem Wort „Mitschnitt“ ist eine audiovisuelle Aufnahme gemeint, die von einer fixen Anlage an einem festen Ort durchgeführt wird. Im Vergleich zu „Feldaufnahmen“, bei denen die technische Anlage immer wieder neu aufgebaut werden muss, sind Mitschnitte organisatorisch einfacher durchzuführen. Ein wichtiger Teil des Archivs der Österreichischen Mediathek besteht aus Radio-Mitschnitten, welche die Österreichische Mediathek selbst angefertigt hat und weiterhin anfertigt. Es wurden und werden viele Radioprogramme österreichischer Sender selektiv mitgeschnitten. Die Fülle des Angebotes und die vergleichsweise geringen quantitativen Möglichkeiten stellen die Österreichische Mediathek hier vor erhebliche Selektionsprobleme. Dennoch stellen Mitschnitte eine weitere wichtige Möglichkeit dar, das medial vermittelte Zeitgeschehen zu dokumentieren. Bei den Rundfunkmitschnitten nehmen die seit 1976 durchgeführten Mitschnitte der Journalsendungen des ORF – Ö1-Mittagsjournal, Abendjournal etc. – einen besonderen Platz ein, wegen der schieren Menge des darin versammelten zeitgeschichtlichen Quellenmaterials, aber auch, weil sie seit einiger Zeit via Internet (www.journale.at) in der Österreichischen Mediathek zugänglich sind (derzeit: 1967 bis1999). In jüngerer Zeit tritt neben die Möglichkeit des Mitschnittes von Rundfunkmaterial der Download aus dem Internet, der allerdings wieder eigene Probleme, nicht zuletzt rechtliche, aufwirft. Für die Online-Edition "Österreich am Wort" wurde versucht, einen repräsentativen Querschnitt aus den Archivbeständen der Österreichischen Mediathek auszuwählen.