Der Sog

Mediathek

Dieses Medium ist Teil des Gesamtwerks Der Sog ; Die Lüge

Information

Inhalt

Eine Frau ist ins Wasser gesprungen, ganz in der Nähe des kleinen Hausboots, das dem Kranführer Horst Uhse gehört. Er hat nicht lange überlegt, als er sie herauszog und zu seinem Boot brachte. Nach ihrem Selbstmordversuch bemüht er sich, ihr weiterzuhelfen. Bald muß er jedoch erkennen, daß seine Hilfsbereitschaft ausgenutzt wird. Die ständigen Klagen der Frau, die unter ihrer Einsamkeit leidet, gehen ihm auf die Nerven. Er begreift, daß er sich eine Last aufgeladen hat, der er auf die Dauer nicht gewachsen sein wird. Der junge Kranführer Karl Uhse rekapituliert die Ereignisse zwischen Selbstmordversuch und Selbstmord der ältlichen Lydia Seip. Das erste Mal hatte er sie gerade noch aus dem Kanal ziehen können. Danach klammerte sich die einsame Frau Seip an Karl, und nun verlängert sie ihren Aufenthalt auf seinem Wohnboot von Tag zu Tag und verschönt ihm, der sie nicht wegzuschicken wagt, das Leben mit würzigem Kaffee, leckerem Essen, sauberer Wäsche und neuen Gardinen. Alle seine Freunde ekelt sie ihm weg, und auch seine Geliebte Sabine vertreibt sie. Ist aber die Rede davon, dass sie nach Hause solle, wird sie krank. Erst dadurch entdeckt Karl, dass sie Verwandte hat, die es nicht mit ihr ausgehalten haben. Frau Seip versuchte, sich in Krankenhäusern und Altersheimen nützlich zu machen, ist aber jedes Mal gescheitert. Alle spürten, dass es ihr mehr darum ging, Anschluss zu finden als zu helfen. Als die unglückliche Frau eines Tages ihrem Retter das Essen an den Kran bringt, kann Karl den Spott der Arbeitskollegen nicht mehr ertragen. Nach einem heftigen Streit läuft Frau Seip davon und springt noch einmal ins Wasser. Diesmal kann sie nur tot geborgen werden. Es stellt sich die Frage, wer nun Schuld hat an ihrem Tod.
Mediathek Logo